Deutsche Lebensmittel
Transcrição
Deutsche Lebensmittel
Deutsche Lebensmittel: Exportschlager mit sicherem Navigationssystem? Ergebnisse einer Befragung pwc pwc Deutsche Lebensmittel: Exportschlager mit sicherem Navigationssystem? Ergebnisse einer Befragung Herausgegeben von PricewaterhouseCoopers AG WPG und der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie e.V. Von Gerd Bovensiepen und Dr. Sabine Eichner Lisboa Unter Mitarbeit von Dr. Gesa Koglin, Sigrid Reger und Dr. Stephanie Rumpff Deutsche Lebensmittel: Exportschlager mit sicherem Navigationssystem? Ergebnisse einer Befragung Herausgegeben von PricewaterhouseCoopers AG, Frankfurt am Main und der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie e.V., Berlin Von Gerd Bovensiepen und Dr. Sabine Eichner Lisboa Unter Mitarbeit von Dr. Gesa Koglin, Sigrid Reger und Dr. Stephanie Rumpff Dezember 2007, 52 Seiten, 20 Abbildungen, 4 Tabellen, 6 Beispiele, Softcover © 2007 PricewaterhouseCoopers AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigungen, Mikroverfilmung, die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Medien sind ohne Zustimmung des Verlags nicht gestattet. PricewaterhouseCoopers bezeichnet die PricewaterhouseCoopers AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und die anderen selbstständigen und rechtlich unabhängigen Mitgliedsfirmen der PricewaterhouseCoopers International Limited. Printed in Germany Deutsche Lebensmittel: Exportschlager mit sicherem Navigationssystem? Management Summary Management Summary Die deutsche Ernährungsindustrie verzeichnet seit Jahren im Inland nur geringe Wachstumsraten. So hat sich der Absatz deutscher Lebensmittel und Getränke von 1998 bis 2006 im Inland jährlich um 1,2% gesteigert, während im Ausland ein Anstieg von 6% zu verzeichnen war. Die Exportquote belief sich in 2006 auf 23,2%. Der Export hat damit eine existenzielle Bedeutung für deutsche Produzenten von Lebensmitteln und wird auch zukünftig als Wachstumsmotor entscheidend die Entwicklung der Branche beeinflussen. Sowohl im In- als auch im Ausland gibt es eine Fülle von Instrumenten und Maßnahmen, sowohl von staatlicher als auch von halbstaatlicher Seite, die der deutschen, zum Großteil mittelständisch strukturierten Ernährungsindustrie bei der Erschließung von Auslandsmärkten zur Verfügung stehen. Die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) und die PricewaterhouseCoopers AG WPG (PwC) haben vor diesem Hintergrund den Status quo des Exportförderungsangebots untersucht, um daraus Handlungsempfehlungen für die Ausgestaltung der Förderinstrumente und die Erschließung von Auslandsmärkten abzuleiten. Die Studie ist das Ergebnis einer quantitativen Befragung von 93 Unternehmen aus der deutschen Ernährungsindustrie und einer qualitativen Analyse auf Basis von Interviews mit Unternehmensvertretern sowie Vertretern staatlicher Institutionen und Organisationen. Europa behauptet seine Spitzenposition Zielregion deutscher Lebensmittel ist hauptsächlich Europa. Insbesondere asiatische Länder haben bislang keine nennenswerte Bedeutung für den Export deutscher Lebensmittel und Getränke. Die Befragung unter den Unternehmen bestätigt zum einen die hohe Bedeutung des europäischen Absatzmarktes und zum anderen, dass asiatische, amerikanische und afrikanische Länder in naher Zukunft nicht daran anschließen können. Einzig die osteuropäischen Staaten, insbesondere Russland und Polen werden für die Unternehmen zunehmend wichtiger. Vielfalt an Instrumenten und Maßnahmen zur Förderung der Exportaktivitäten Im Bereich der Förderung der Auslandsmarkterschließung gibt es ein vielfältiges Angebot an Förderinstrumenten, von denen einige auf die Belange der Ernährungsindustrie zugeschnitten sind. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) richtet sein Angebot an Förderinstrumenten branchenunabhängig im Wesentlichen auf die Belange kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) aus während das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) sein Förderangebot stärker branchenorientiert gestaltet. Als Beispiel hierfür kann das Messeprogramm des BMELV mit Ausrichtung auf Agrar- und Ernährungsmessen genannt werden. Durch die Einrichtung einer Koordinierungsstelle innerhalb des BMELV sollen die bislang bestehenden Instrumente besser aufeinander abgestimmt und eine deutlichere Außenwirkung erzielt werden. Grundsätzlich wird hinsichtlich der strategischen Weiterentwicklung der Förderinstrumente des Bundes eine stärkere Konzentration und Verzahnung der bestehenden Instrumente angestrebt. Die Auflage neuer Förderinstrumente oder eine tiefgreifende Überarbeitung und Anpassung der Instrumente ist nach Angabe der Ministerien derzeit nicht geplant1. Der Blick auf den Status quo des deutschen Förderinstrumentariums der Auslandsmarkterschließung zeigt die besondere Bedeutung der CMA als Hauptanlaufstelle für Unternehmen der Ernährungsindustrie bei Exportaktivitäten. Neben der Spezialisierung der CMA auf die besonderen Fragestellungen der Ernährungsindustrie ist besonders das umfassende Angebot verschiedener Dienstleistungen aus einer Hand hervorzuheben. Hierbei wird das gesamte Spektrum möglicher Förderinstrumente, angefangen bei branchenbezogenen Marktinformationen bis hin zur Kontaktanbahnung mit Importeuren, abgedeckt. 1 Angaben beruhen auf den im Rahmen der Studie geführten Experteninterviews 3 Deutsche Lebensmittel: Exportschlager mit sicherem Navigationssystem? Management Summary Alternative Internationalisierungsstrategien für die deutsche Ernährungsindustrie In der mittelständisch geprägten deutschen Ernährungsindustrie ist der Export über die Muttergesellschaft in Deutschland die dominierende Organisationsform für den Vertrieb ihrer Produkte ins Ausland. Insbesondere zur Erschließung geografisch entfernter Märkte sollten Mittelständler ähnlich wie die großen internationalen Konsumgüterhersteller allerdings alternative Optionen zum Export in Betracht ziehen. Eigene Produktionsstätten im Ausland oder der Vertrieb über eigene oder als Joint Venture betriebene Tochtergesellschaften im jeweiligen Zielland bieten eine deutlich größere Marktnähe, sind auf der anderen Seite aber auch mit erheblichen Herausforderungen verbunden. Noch deutlich mehr als für den Export gilt hier: der Gang ins Ausland bedarf einer sorgfältigen Vorbereitung. 4 Deutsche Lebensmittel: Exportschlager mit sicherem Navigationssystem? Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis Management Summary......................................................................................................... 3 Inhaltsverzeichnis.................................................................................................................. 5 Abbildungsverzeichnis ..........................................................................................................7 Tabellenverzeichnis .............................................................................................................. 8 Beispielverzeichnis................................................................................................................ 9 Abkürzungsverzeichnis ....................................................................................................... 10 A Ziele der Studie............................................................................................................... 11 1 Motivation der Studie ...................................................................................................... 11 2 Methodisches Vorgehen ................................................................................................. 12 B Organisation des Exports in den Unternehmen ............................................................. 14 1 Vertrieb in Eigenregie......................................................................................................14 2 Vertrieb in Fremdregie .................................................................................................... 14 3 Zwischenfazit .................................................................................................................. 15 C Die Bedeutung des Exports für die deutsche Ernährungsindustrie ............................... 16 1 Bedeutung des Exports................................................................................................... 16 2 Exporte in die Europäische Union................................................................................... 18 3 Exporte außerhalb der EU .............................................................................................. 20 4 Märkte der Zukunft ..........................................................................................................24 5 Zwischenfazit .................................................................................................................. 25 D Instrumente der Exportförderung ................................................................................... 26 1 Überblick über vorhandene Instrumente und Maßnahmen ............................................ 26 2 Außenwirtschaftsförderung durch die Europäische Union.............................................. 26 3 Außenwirtschaftsförderung durch den Bund................................................................... 27 3.1 Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie .................................................... 27 3.2 Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz................ 31 4 Exportförderung auf Basis des Absatzfondsgesetzes .................................................... 33 5 Trends und Entwicklungen der Exportförderung in der Europäischen Union................. 35 6 Zwischenfazit .................................................................................................................. 36 5 Deutsche Lebensmittel: Exportschlager mit sicherem Navigationssystem? Inhaltsverzeichnis E Internationalisierungsstrategien für die deutsche Ernährungsindustrie ......................... 39 1 Gründung von Joint Ventures im Ausland ...................................................................... 39 2 Vertrieb über Tochtergesellschaften im Ausland ............................................................ 40 3 Eigene Produktionsstätten im Ausland ........................................................................... 40 4 Checkliste für den Gang ins Ausland.............................................................................. 43 F Fazit ................................................................................................................................ 44 Literaturverzeichnis ............................................................................................................. 45 Internetquellen .................................................................................................................... 46 Ansprechpartner.................................................................................................................. 48 6 Deutsche Lebensmittel: Exportschlager mit sicherem Navigationssystem? Abbildungsverzeichnis Abbildungsverzeichnis Abb. 1 Umsatz und Exportquote der deutschen Ernährungsindustrie............................ 12 Abb. 2 Größenklassen der befragten Unternehmen ....................................................... 12 Abb. 3 Funktion der befragten Personen ........................................................................ 13 Abb. 4 Wichtigster Vertriebsweg für die Unternehmen ................................................... 15 Abb. 5 Die Bedeutung des Exports in Zukunft ................................................................ 16 Abb. 6 Höhe des Auslandsanteils am Gesamtumsatz im letzten Geschäftsjahr............ 16 Abb. 7 Bedeutendste Exportwarenströme in 2006 in Prozent des Auslandsumsatzes der deutschen Ernährungsindustrie ..................................... 17 Abb. 8 Branchenstruktur der durchgeführten Befragung ................................................ 17 Abb. 9 Entwicklung der Exportströme nach Warengruppen in Tausend Euro ............... 18 Abb. 10 Anteile der Weltregionen an den Ausfuhren der Ernährungsindustrie ................ 18 Abb. 11 Heutige und zukünftig bedeutendste Exportländer für die befragten Unternehmen – zusammengefasst nach Regionen ............................................ 19 Abb. 12 Heute und zukünftig bedeutsame Exportländer für die Unternehmen ................ 19 Abb. 13 Deutsche Lebensmittelexporte in die EU-12 Länder........................................... 20 Abb. 14 Exporte in Drittländer ........................................................................................... 21 Abb. 15 Deutsche Lebensmittelexporte nach Osteuropa – nach Warengruppen (2006)................................................................................................................... 21 Abb. 16 Deutsche Lebensmittelexporte in die EFTA – nach Warengruppen (2006)................................................................................................................... 22 Abb. 17 Angebote des BMWI im Überblick....................................................................... 31 Abb. 18 CMA-Angebote im Überblick ............................................................................... 35 Abb. 19 Bekanntheit und Nutzung der Förderinstrumente ............................................... 37 Abb. 20 Bewertung der Förderinstrumente....................................................................... 37 7 Deutsche Lebensmittel: Exportschlager mit sicherem Navigationssystem? Tabellenverzeichnis Tabellenverzeichnis 8 Tab. 1 Träger und Förderinstrumente der deutschen Auslandsmarkterschließung ................................................................................ 26 Tab. 2 Deutsche Botschaften mit Agrarreferenten ......................................................... 28 Tab. 3 Zuständigkeiten für Exportangelegenheiten im BMELV...................................... 32 Tab. 4 Checkliste für den Gang ins Ausland .................................................................. 43 Deutsche Lebensmittel: Exportschlager mit sicherem Navigationssystem? Beispielverzeichnis Beispielverzeichnis Bsp. 1 Schadensvermeidung im Ausland ....................................................................... 30 Bsp. 2 Joint Ventures in der Milchindustrie..................................................................... 39 Bsp. 3 Vertriebsgesellschaft in Polen ............................................................................. 40 Bsp. 4 Printenproduktion in Polen................................................................................... 40 Bsp. 5 Milchprodukte in Russland................................................................................... 41 Bsp. 6 Getränkeproduktion in Weißrussland .................................................................. 42 9 Deutsche Lebensmittel: Exportschlager mit sicherem Navigationssystem? Abkürzungsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis AHK Auslandshandelskammer ASEAN Association of Southeast Asian Nations AUMA Ausstellungs- und Messeausschuss der Deutschen Wirtschaft e.V. BDI Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. Bfai Bundesagentur für Außenhandelsinformationen BMELV Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz BMWi Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie BVE Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie e.V. BVerfG Bundesverfassungsgericht bspw. beispielsweise bzw. beziehungsweise ca. circa CMA Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft mbH d.h. das heißt EFTA European Free Trade Association (Europäische Freihandelsassoziation) EU Europäische Union ggf. gegebenenfalls GTZ Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit i.d.R. in der Regel KMU Kleine und mittlere Unternehmen LZ Lebensmittelzeitung Mercosur Mercado Común del Sur Mio. Millionen MOEL Mittel- und Osteuropäische Länder Mrd. Milliarden NAFTA North American Free Trade Agreement (Nordamerikanisches Freihandelsabkommen) o.g. oben genannt PwC PricewaterhouseCoopers AG WPG s.u. siehe unter u.a. unter anderem voraus. voraussichtlich ZMP 10 Zentrale Markt- und Preisberichtsstelle Deutsche Lebensmittel: Exportschlager mit sicherem Navigationssystem? Ziele der Studie A Ziele der Studie 1 Motivation der Studie Die deutsche Ernährungsindustrie verzeichnet seit Jahren im Inland nur geringe Wachstumsraten. So hat sich der Absatz deutscher Lebensmittel und Getränke seit 1998 jährlich im Inland nur um 1,2% im Durchschnitt gesteigert, während im Ausland ein Anstieg von 6%2 zu verzeichnen war. Die Exportquote belief sich in 2006 auf 23,2%. Der Export hat damit eine existenzielle Bedeutung für deutsche Produzenten von Lebensmitteln und Getränken und wird auch zukünftig als Wachstumsmotor entscheidend die Entwicklung der Branche beeinflussen. Sowohl im In- als auch im Ausland gibt es eine Fülle von Instrumenten und Maßnahmen, sowohl von staatlicher als auch von halbstaatlicher Seite, die der deutschen, zum Großteil mittelständisch strukturierten Ernährungsindustrie bei der Erschließung von Auslandsmärkten zur Verfügung stehen. Hier ist es für die Unternehmen zum einen nicht immer einfach, den Überblick zu bekommen, zum anderen erscheint eine Koordinierung der verschiedenen Aktivitäten nicht oder zumindest noch nicht hinreichend gegeben zu sein. Die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) und die PricewaterhouseCoopers AG WPG (PwC) haben vor diesem Hintergrund den Status quo des Exportförderungsangebots untersucht, um daraus Handlungsempfehlungen für die Ausgestaltung der Förderinstrumente und die Erschließung von Auslandsmärkten abzuleiten. Ausgangsthesen Ausgangspunkt für die vorliegende Studie war die Annahme, dass der Export als Wachstumstreiber für die deutsche Ernährungsindustrie einen besonderen Stellenwert einnimmt und dass die häufig mittelständisch organisierten Unternehmen bei der Erschließung von Auslandsmärkten auf die Unterstützung des Staates oder der Branchenverbände angewiesen sind. Grundlage der Untersuchung waren die folgenden fünf Thesen: ● ● ● ● ● 2 Die Unternehmen der deutschen Ernährungsindustrie messen dem Export über alle Branchen hinweg eine steigende Bedeutung bei. Die Organisation der Exporttätigkeit geschieht in der Mehrzahl der Fälle über das Mutterunternehmen in Deutschland. Europa bleibt die Hauptexportregion für deutsche Lebensmittel. Das vorhandene Angebot an Instrumenten und Maßnahmen zur Unterstützung der Exporttätigkeit ist den Unternehmen der Ernährungsindustrie nur unzureichend bekannt. Die Nützlichkeit einzelner Maßnahmen hängt nicht davon ab, welche Institution sie anbietet. Statistisches Bundesamt und BVE-Berechnungen, Stand: 15.03.2007 11 Deutsche Lebensmittel: Exportschlager mit sicherem Navigationssystem? Ziele der Studie 155 150 145 140 17,3 18,3 19,0 19,8 20,7 23,8 25 144,4 20 133,6 130 126,7 125 23,2 138,2 17,0 135 120 21,3 22,0 125,2 127,9 130,2 15 120,4 116,9 116,6 1998 1999 10 115 110 105 5 2000 2001 2002 Umsatz in Mrd. EUR 2003 2004 2005 2006 2007* Exportquote in % *Prognose Abb. 1 Umsatz und Exportquote der deutschen Ernährungsindustrie 2 Methodisches Vorgehen Die Studie verbindet die Ergebnisse einer quantitativen Befragung von Unternehmen aus der deutschen Ernährungsindustrie mit einer qualitativen Analyse auf Basis von Interviews mit Unternehmensvertretern sowie Vertretern staatlicher Institutionen und Organisationen. Die quantitative Befragung wurde unter Einbeziehung der Mitgliedsverbände der BVE durchgeführt. Hierzu haben BVE und PwC unter Einbeziehung eines unabhängigen Marktforschungsinstituts einen Fragebogen entwickelt, der von Vertretern der führenden Mitgliedsverbände einer kritischen Prüfung unterzogen wurde. Durch die Einbindung der Mitgliedsverbände der BVE sollte eine möglichst hohe Rücklaufquote unter Berücksichtigung aller Teilbranchen der Ernährungsindustrie erzielt werden. Die Befragung wurde im Zeitraum von Juli bis August 2007 bei über 1.000 Unternehmen der deutschen Ernährungsindustrie durchgeführt. Die Rücklaufquote belief sich auf 8% und die Auswertung der Fragebögen erfolgte anonym durch das von der BVE und PwC beauftragte Institut. Von den Unternehmen, die den Fragebogen beantwortet haben3 erzielen 36% einen jährlichen Umsatz zwischen 50 und 500 Mio. Euro, 30% geben einen Umsatz zwischen 10 und 50 Mio. Euro an. > 500 Mio.€; 8% < 10 Mio.€; 26% 50-500 Mio.€; 36% 10-50 Mio.€; 30% Abb. 2 3 Größenklassen der befragten Unternehmen Im Folgenden werden Unternehmen, die den Fragebogen beantwortet haben, aus Gründen der Lesbarkeit als „befragte Unternehmen“ bezeichnet. 12 Deutsche Lebensmittel: Exportschlager mit sicherem Navigationssystem? Ziele der Studie Über 80% der Befragten gehören der Geschäftsleitung des Unternehmens an oder bekleiden eine leitende Position, so dass von einer umfassenden Sichtweise und einem funktionsübergreifenden Kenntnisstand bei der Beantwortung der Fragen auszugehen ist. Sonstiges 16,0% Geschäftsführer, Inhaber 51,0% Leitende Position 33,0% Abb. 3 Funktion der befragten Personen Die quantitative Erhebung wurde ergänzt um die Ergebnisse aus Gesprächen mit dem Bundesministerium für Wirtschaft (BMWi), dem Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV), der Centralen Marketinggesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft (CMA), dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) sowie mit dem Exportleiter eines führenden deutschen Nahrungsmittelherstellers und einem Repräsentanten der französischen Ernährungsindustrie. Die Gespräche wurden gemeinsam von BVE und PwC im Zeitraum zwischen August und September 2007 durchgeführt. Sie dienten zum einen der vollständigen Abbildung der vorhandenen Exportfördermaßnahmen. Zum anderen sollten die Blickwinkel und Schwerpunkte aller beteiligten Akteure und Erkenntnisse branchenübergreifender Institutionen sowie Erfahrungen des Auslands bei der Analyse berücksichtigt werden. Für die weitere Analyse ist zu berücksichtigen, dass es sich aufgrund der repräsentierten Branchenstruktur um qualitative Trendaussagen handelt. 13 Deutsche Lebensmittel: Exportschlager mit sicherem Navigationssystem? Organisation des Exports in den Unternehmen B Organisation des Exports in den Unternehmen Wie organisieren die befragten Unternehmen die Abwicklung ihres Exportgeschäfts? Grundsätzlich kann zwischen dem Vertrieb in Fremdregie und in Eigenregie unterschieden werden. 1 Vertrieb in Eigenregie Bei Exporten in Eigenregie befasst sich das exportierende Unternehmen direkt mit der Gestaltung internationaler Lieferverträge, mit der Festlegung internationaler Lieferbedingungen und der Zahlungssicherung wie auch mit einer Marketingstrategie für den Zielmarkt. Die Ausgestaltung der Exporttätigkeit in Eigenregie kann von der Muttergesellschaft aus oder durch Niederlassungen im Zielland erfolgen. Die Befragung hat ergeben, dass diese Strategie von der Mehrheit (72%) der Unternehmen der deutschen Ernährungsindustrie verfolgt wird. Besonders der Vertrieb über die Muttergesellschaft (59%) spielt eine wichtige Rolle. Demgegenüber kommt dem Vertrieb über ausländische Tochtergesellschaften (12%) eine geringere Bedeutung zu. Wenig relevant sind für den Kreis der Befragten bisher eigene Produktionsstätten (1%). Aufgrund der mittelständischen Struktur der deutschen Ernährungsindustrie ist davon auszugehen, dass auch künftig der Großteil der Produkte über das Mutterunternehmen vertrieben wird. Daher kommt dem Angebot an Förderinstrumenten im Inland ein besonderer Stellenwert zu. Die Unternehmen werden sich in der Regel von Deutschland aus über mögliche Exportländer informieren und bei der Erschließung neuer Exportmärkte eine deutsche Institution als erste Anlaufstelle nutzen. 2 Vertrieb in Fremdregie Häufig startet ein Unternehmen sein Auslandsengagement in Fremdregie bzw. verfolgt diese Strategie auch langfristig, solange das Exportgeschäft ein vergleichsweise geringes Volumen umfasst. Bei der Abwicklung in Fremdregie exportiert das Unternehmen nicht eigenständig, sondern überlässt die gesamte Abwicklung des Außenhandelsgeschäfts oder zumindest wichtige Bestandteile, wie die Geschäftsanbahnung oder die Zahlungsabwicklung, einem Außenhandelsunternehmen. Dies kann bis hin zur Verantwortung der Verkaufs- und Marketingstrategie gehen. Außenhandelsunternehmen können Importeure aus dem Zielland, Exporteure im Ursprungsland und Handelsunternehmen sein4. Die Vorteile dieser Exportform liegen in den verhältnismäßig geringen Kosten und Risiken für den Hersteller. Der Aufbau eines eigenen Auslandsvertriebsnetzes entfällt und selbst geringe Mengen können geliefert werden, um zu testen, ob sich ein Produkt überhaupt für den Export eignet. Zudem profitiert das nicht selbst exportierende Unternehmen von der Markterfahrung des Außenhändlers und in einigen Fällen kann sich die Marktposition des Handelsunternehmens positiv auf das Exportvolumen auswirken. Die Schwachstellen des Vertriebs in Fremdregie sind neben der relativ geringen Gewinnspanne vor allem in der starken Abhängigkeit von der Leistungsfähigkeit und den Marktkenntnissen des Zwischenhändlers zu sehen. Eigene Möglichkeiten zur Kontrolle der Effizienz der Vermarktungsstrategien des Außenhändlers besitzt der Hersteller in der Regel kaum. Die Unternehmensbefragung hat ergeben, dass 24% der Unternehmen diese Strategie bei ihrer Exporttätigkeit verfolgen. 19% lassen ihre Produkte im Ausland über Zwischenhändler vertreiben, 5% arbeiten mit Handelsunternehmen zusammen. 4 14 Vgl. Schritt für Schritt auf Auslandsmärkte Deutsche Lebensmittel: Exportschlager mit sicherem Navigationssystem? Organisation des Exports in den Unternehmen Eigene ProduktionsKooperationen keine mit dt. Handels- Angaben stätten im Ausland unternehmen 4% 1% im Ausland 5% Vertrieb über ausländische Tochtergesellschaften 12% Vertrieb über einen Zwischenhändler 19% Abb. 4 Vertrieb über das deutsche Mutterunternehmen 59% Wichtigster Vertriebsweg für die Unternehmen 3 Zwischenfazit Der bedeutendste Weg für den Export der eigenen Produkte ist für die befragten Unternehmen der Vertrieb in Eigenregie (72%), wobei insbesondere der Vertrieb über deutsche Mutterunternehmen (59%) eine herausragende Rolle spielt. Dem Angebot an Förderinstrumenten im Inland kommt daher ein hoher Stellenwert zu. Fundierte Informationen über mögliche Exportländer müssen vorliegen und bei der Kontaktanbahnung mit Geschäftspartnern wird gezielte Unterstützung benötigt. Der Vertrieb über Zwischenhändler (19%) folgt an zweiter Stelle. Wichtig für die befragten Unternehmen ist in diesem Zusammenhang eine Unterstützung bei der Suche geeigneter Zwischenhändler in den Zielländern. Bei der Auswahl wesentlich sind auch Informationen über ggf. ebenfalls zu übernehmende Zusatzaufgaben wie beispielsweise das Marketing. 12% der befragten Unternehmen geben an, ihre Produkte über ausländische Tochtergesellschaften abzusetzen. Häufig erfüllen Tochtergesellschaften eine Sprungbrettfunktion für die Erschließung weiterer, geografisch entfernter Märkte. Die Markterschließung durch die Kooperation mit deutschen Handelsunternehmen wird von dem Kreis der befragten Unternehmen bislang nur in geringem Umfang (5%) genutzt. 15 Deutsche Lebensmittel: Exportschlager mit sicherem Navigationssystem? Die Bedeutung des Exports für die deutsche Ernährungsindustrie C Die Bedeutung des Exports für die deutsche Ernährungsindustrie 1 Bedeutung des Exports Der Export hat sich in den letzten Jahren zu einem wichtigen Standbein der deutschen Ernährungsindustrie entwickelt. Während die Branche am heimischen Markt mit schwacher Binnennachfrage und geringen Umwachszuwächsen kämpft, werden an ausländischen Märkten deutliche Umsatzsteigerungen erzielt. Damit ist der Export zu einem wichtigen Wachstumsmotor der Branche geworden. Dieses Bild spiegelt sich auch bei der Auswertung der Befragung wieder. Rund 72% der Unternehmen gehen danach von einer weiter steigenden Bedeutung des Exports aus. gleichbleibende Bedeutung 26,4% sinkende Bedeutung 1,8% nimmt weiter an Bedeutung zu 71,8% Abb. 5 Die Bedeutung des Exports in Zukunft 40% der befragten Unternehmen geben an, dass ihr durch den Export erzielter Umsatzanteil bei mehr als 21% liegt. Im Branchendurchschnitt liegt dieser Umsatzanteil bei 23%, so dass der befragte Unternehmerkreis die stark exportorientierten Unternehmen der deutschen Ernährungsindustrie repräsentiert. Betrachtet man die Entwicklung des Auslandsanteils, dann geben 76% an, dass dieser in den letzten fünf Jahren angestiegen ist und lediglich 1% der befragten Unternehmen haben einen sinkenden Anteil des Auslandsumsatzes zu verzeichnen. > 50% Auslandsanteil 9,0% 21-50% Auslandsanteil 31,0% Abb. 6 16 keine Angaben 2,0% < 20% Auslandsanteil 58,0% Höhe des Auslandsanteils am Gesamtumsatz im letzten Geschäftsjahr Deutsche Lebensmittel: Exportschlager mit sicherem Navigationssystem? Die Bedeutung des Exports für die deutsche Ernährungsindustrie Lebensmittelexporte nach Warengruppen Die deutsche Ernährungsindustrie erzielte im Jahr 2006 einen Umsatz von 138,2 Mrd. Euro. Davon wurden 32,1 Mrd. Euro im Ausland erwirtschaftet. Die umsatzstärksten Warengruppen waren Fleisch und Fleischwaren (18,1%, 5,8 Mrd. Euro), Molkereiprodukte (16,5%, 5,3 Mrd. Euro), Süßwaren und Dauerbackwaren (11,8%, 3,8 Mrd. Euro) und alkoholische Getränke (7,2%, 2,3 Mrd. Euro). Sonstige 27,0% Fleisch u. Fleischwaren 18,0% 17,0% Milch u. Milchprodukte Süßwaren 12,0% Alk. Getränke 7,0% Obst u. Gemüse 6,0% 5,0% Öle u. Fette Mühlen u. Stärke 4,0% Kaffee u. Tee 4,0% 0% 10% 20% 30% Abb. 7 Bedeutendste Exportwarenströme in 2006 in Prozent des Auslandsumsatzes der deutschen Ernährungsindustrie Fleisch u. Fleischwaren 23,0% Gewürze 17,0% Alk. Getränke 17,0% Feinkost u. Sauchen 16,0% Sonstige 14,0% Süß- und Backwaren 8,0% 4,0% Obst u. Gemüse Milch u. Milchprodukte 2,0% 1,0% Erfrischungsgetränke 0% Abb. 8 10% 20% 30% Branchenstruktur der durchgeführten Befragung Entwicklung der Exportströme nach Warengruppen Die höchsten Exportsteigerungen in den vergangenen Jahren (2005/2006) erzielten die Teilbranchen Kaffee und Tee (+15%), Mühlen und Stärken (+12%) sowie Mineralwasser und Erfrischungsgetränke (+11,5%), gefolgt von den Teilbranchen Backwaren (+6,6%), Süßwaren (+5,3%), Fleischwaren (+4,4%) sowie verarbeitetes Obst und Gemüse (+3,4%)5. Bei der Interpretation der genannten Exportsteigerungen sind die absoluten Umsatzmengen zu berücksichtigen. So hat die Teilbranche Kaffee und Tee zwar ein bedeutendes Umsatzplus zu verzeichnen. Im Vergleich zu Fleischwaren, einer der wichtigsten Warengruppen im Export, bleibt der absolute Zuwachs durch Kaffee und Tee für den gesamten Außenhandel mit Lebensmitteln und Getränken jedoch gering. 5 Vgl. Statistisches Bundesamt (2007) 17 Deutsche Lebensmittel: Exportschlager mit sicherem Navigationssystem? Die Bedeutung des Exports für die deutsche Ernährungsindustrie Ebenso sind Sondereffekte zu berücksichtigen wie zum Beispiel Preissteigerungen für landwirtschaftliche Rohstoffe. Hiervon war beispielsweise die Mühlen- und Stärkeindustrie im vergangenen Jahr besonders betroffen. Fleisch u. Fleischwaren Milch u. Milchwaren Süßwaren Alk. Getränke Obst u. Gemüse Öle u. Fette Mühlen u. Stärken Kaffee u. Tee Mineralwasser, Efrischungsgetränke Zucker Würzen u. Soßen Backwaren 0 1000 2000 2004 Abb. 9 3000 2005 4000 5000 6000 2006 Entwicklung der Exportströme nach Warengruppen in Tausend Euro 2 Exporte in die Europäische Union Wichtigster Absatzmarkt für deutsche Lebensmittel innerhalb Europas und weltweit ist die Europäische Union (EU-Binnenmarkt). Rund 80% der Exporte deutscher Nahrungsmittel fließen in die EU-Mitgliedsstaaten. Darunter sind die Nachbarländer Niederlande, Italien, Frankreich, Österreich und Belgien die größten Abnehmer deutscher Lebensmittel. In diese fünf Länder gelangen rund 70% der deutschen Exporte. Aufgrund transparenter Strukturen und ähnlicher Konsumgewohnheiten bietet der EU-Binnenmarkt gut einschätzbare Absatzbedingungen6. Amerika 4,0% Asien 4,0% Afrika 2,0% Europa 90,0% Abb. 10 Anteile der Weltregionen an den Ausfuhren der Ernährungsindustrie Die Bedeutung Europas als wichtigster Absatzmarkt für deutsche Lebensmittel im Ausland wird durch die Ergebnisse der Befragung von BVE und PwC gestützt. 74% der Umfrageteilnehmer geben bei der Frage nach dem für ihr Unternehmen wichtigsten Exportland einen europäischen Staat an. Für ein Fünftel der Befragten liegt der wichtigste Exportmarkt in Osteuropa. In Zukunft liegt für 67% der Befragten das wichtigste Land in 6 Die Bedeutung dieser Märkte wird auch durch andere Untersuchungen, beispielsweise durch das CMA-Exportbarometer bestätigt. 18 Deutsche Lebensmittel: Exportschlager mit sicherem Navigationssystem? Die Bedeutung des Exports für die deutsche Ernährungsindustrie West-, Mittel- und Südeuropa und für 24% in Osteuropa. Auch mittelfristig wird den asiatischen Märkten von den befragten Unternehmen nur eine geringe Bedeutung beigemessen. Amerika Afrika 2,0% 4,0% Afrika 5,0% Amerika 4,0% Osteuropa 20,0% Osteuropa 24,0% West-, Mittel- und Südeuropa 67,0% West-, Mittel- und Südeuropa 74,0% Heute Zukünftig Abb. 11 Heutige und zukünftig bedeutendste Exportländer für die befragten Unternehmen – zusammengefasst nach Regionen Bei der Betrachtung auf Länderebene wird die Bedeutung der EU umso deutlicher, da sich unter den Spitzenplätzen nur geringe Verschiebungen ergeben. Lediglich Russland bildet als Nicht-EU-Land die Ausnahme. Abbildung 12 zeigt die Länder die von mehr als einem Fünftel der Befragten als heute und mittelfristig bedeutsam genannt wurden. Aus der Reihe der Länder, die nach 2004 der EU beigetreten sind (EU-12), werden für die Zukunft zudem Rumänien und Tschechien von 14% beziehungsweise 13% der Befragten genannt. Die USA werden von 17% als ein in Zukunft wichtiges Exportland benannt. Österreich 39% Frankreich 31% 35% 32% 29% Niederlande Italien 29% 29% Russland 29% 27% 26% 27% Polen 0% Abb. 12 40% 34% Großbritannien 44% 10% 20% 30% Heute Zukünftig 40% 50% Heute und zukünftig bedeutsame Exportländer für die Unternehmen Die Ausfuhren in die Länder der EU-15 (Mitgliedsstaaten der EU bis zum 30. April 2004) lagen im Jahr 2006 mit 24,8 Mrd. Euro um 10,7% über dem Vorjahresergebnis. Mit Ausnahme von Griechenland (-3,5%) wurde der Absatz in alle EU-15-Länder gesteigert. Die höchsten Zuwachsraten erzielten Portugal (+23,1%), Irland (+25,5%) und Spanien (+16,4%)7. 7 Vgl. Statistisches Bundesamt (2007) 19 Deutsche Lebensmittel: Exportschlager mit sicherem Navigationssystem? Die Bedeutung des Exports für die deutsche Ernährungsindustrie Rund die Hälfte (48%, 11,8 Mrd. Euro) der exportierten Nahrungsmittel waren pflanzliche Produkte, 42% (10,1 Mrd. Euro) waren tierische Produkte und 10% (2,3 Mrd. Euro) Genussmittel8. Hauptabnehmer von tierischen Produkten in Europa sind Italien (2,5 Mrd. Euro), die Niederlande (1,9 Mrd. Euro) und Frankreich (1,2 Mrd. Euro). Bei pflanzlichen Produkten sind es ebenfalls die Niederlande (2,4 Mrd. Euro) und Frankreich (2,0 Mrd. Euro) sowie an dritter Position Österreich (1,4 Mrd. Euro). Bei Genussmitteln gehören neben den Niederlanden (416 Mio. Euro) und Frankreich (328 Mio. Euro) Großbritannien (352 Mio. Euro) zu den Hauptabnehmern. Der mit Abstand wichtigste osteuropäische Abnehmer von deutschen Lebensmitteln ist Polen. Das Land fragte 2006 Produkte im Wert von einer Mrd. Euro nach, dies entspricht 34% der deutschen Exporte in die neuen EU-Mitgliedsstaaten (EU-12). Die Tschechische Republik war mit einem Anteil von 24,3% (742 Mio. Euro) der zweitwichtigste osteuropäische Abnehmer der Gemeinschaft, gefolgt von Ungarn mit 16,3% (498 Mio. Euro) und Rumänien (6,4%, 198 Mio. Euro). Insgesamt haben sich die Ausfuhren in die Länder der EU-Osterweiterung im Zeitverlauf ausgesprochen dynamisch entwickelt. Der Abbau von Zöllen und Handelsbeschränkungen und die Tatsache, dass die meisten Beitrittsländer mit Ausnahme Ungarns und Polens Nettoimporteure von Lebensmitteln sind, haben diese Länder zu guten Absatzmärkten für deutsche Lebensmittel werden lassen. Nach wie vor werden jährlich überdurchschnittliche Exportwachstumsraten registriert. Alleine von 2005 auf 2006 nahmen die Exporte in die genannten Länder um 34% zu. In den Jahren 2000 bis 2006 stiegen die Exporte um insgesamt 77%. Die zwölf neuen osteuropäischen Mitgliedsstaaten der Gemeinschaft bezogen im vergangenen Jahr Lebensmittel im Wert von rund drei Mrd. Euro, dies entspricht einem Anteil von rund 10,7% an den gesamten deutschen Exporten. 34% Polen 24% Tschechien 16% Ungarn 6% Rumänien Slowakei 5% Litauen 4% Slowenien 3% Lettland 2% 0% Abb. 13 10% 20% 30% 40% Deutsche Lebensmittelexporte in die EU-12 Länder 3 Exporte außerhalb der EU Der Export von Lebensmitteln in Drittlandsmärkte (Länder, die nicht zur EU gehören) betrug im Jahr 2006 6,2 Mrd. Euro, dies entspricht einem Anteil von rund 20% am Gesamtexport. Trotz ihres vergleichsweise geringen Handelsvolumens bieten die Länder außerhalb der Europäischen Gemeinschaft mit einem dynamischen Wachstum von 18% interessante Perspektiven. 8 20 Der Begriff Genussmitteln umfasst im Rahmen dieser Studie alkoholische Getränke, Kaffee und Tee. Deutsche Lebensmittel: Exportschlager mit sicherem Navigationssystem? Die Bedeutung des Exports für die deutsche Ernährungsindustrie Die wichtigsten Absatzmärkte außerhalb des EU-Binnenmarktes sind die nicht zur EU gehörenden europäischen Nachbarländer (2,8 Mrd. Euro), sowie die Regionen Amerika (1,3 Mrd. Euro) und Asien (1,3 Mrd. Euro). Afrika und Australien besitzen mit einem Exportvolumen von zusammen rund 640 Mio. Euro als Absatzmarkt für Lebensmittel bislang eine untergeordnete Bedeutung. Afrika 8,9% Australien/ Ozeanien 2,0% Europa ohne EU 45,5% Amerika 21,8% Asien 21,8% Abb. 14 Exporte in Drittländer Europa ohne EU Die nicht zur EU gehörenden europäischen Länder können in zwei Gruppen unterteilt werden: die Länder der Europäischen Freihandelszone EFTA (Island, Norwegen und die Schweiz) und die Länder, die geografisch zu Europa gehören und nicht Mitglied der EU sind beispielsweise die Balkanländer (ohne die neuen Beitrittsländer der EU) und die Länder der ehemaligen Sowjetunion westlich des Urals sowie die Türkei. Die europäischen Länder außerhalb der EU importierten im vergangenen Jahr Lebensmittel im Wert von rund 2,8 Mrd. Euro. Hiervon entfielen auf die Länder der EFTA-Zone Waren im Wert von rund einer Mrd. Euro und auf die osteuropäischen Länder Waren im Wert von 1,8 Mrd. Euro. Beim Handel mit den osteuropäischen Ländern waren mit 48% (871 Mio. Euro) pflanzliche Produkte 2006 die wichtigste Warengruppe, gefolgt von tierischen Produkten (37%, 660,6 Mio. Euro) und Genussmitteln (15%, 271,3 Mio. Euro). Genußmittel 15,0% pflanzliche Produkte 48,0% tierische Produkte 37,0% Abb. 15 Deutsche Lebensmittelexporte nach Osteuropa – nach Warengruppen (2006) Die deutschen Ausfuhren in die Länder Osteuropas konnten sich 2006 gegenüber dem Vorjahr mit 25,8% auf rund 1,8 Mrd. Euro deutlich steigern. Besonders die Exporte von 21 Deutsche Lebensmittel: Exportschlager mit sicherem Navigationssystem? Die Bedeutung des Exports für die deutsche Ernährungsindustrie pflanzlichen Produkten (+30,7%) und Genussmitteln (+27,1%) hatten eine beachtliche Steigerung, aber auch die tierischen Produkte (+19,4%) entwickelten sich gut. Russland ist mit deutlichem Abstand der wichtigste osteuropäische Handelspartner. 2006 nahm Russland 61% (1,1 Mio. Euro) der gesamten deutschen Lebensmittelexporte in der Region Osteuropa auf. Im Rahmen der Befragung wurde Russland von mehr als einem Viertel der Befragten als heute und zukünftig bedeutendes Exportland benannt und konnte sich damit als einziges Nicht-EU-Land unter den meistgenannten Ländern platzieren. Bei der branchenbezogenen Auswertung zeigt sich, dass Russland über alle Branchen hinweg stets von mehr als einem Drittel der Unternehmen als ein in Zukunft bedeutsames Exportland genannt wird. Daneben sind die Ukraine (153,7 Mio. Euro), Kroatien (150,2 Mio. Euro) und die Türkei (119,2 Mio. Euro) als wichtige Absatzmärkte der Region zu nennen, wenngleich diese Länder zusammen genommen nicht einmal halb so viel deutsche Lebensmittel wie Russland importieren. Die deutschen Ausfuhren nach Osteuropa übertrafen 2006 die Vorjahreswerte um 27,7%. Unter den Hauptabnehmerländern entwickelten sich vor allem die Ukraine (+42,8%) und Russland (+30%) dynamisch. Kroatiens Importe von Lebensmitteln und Getränken aus der Bundesrepublik stieg um 11%, die türkischen Importe lediglich um 6%. Bei den Exporten in die Länder der EFTA-Gruppe nehmen die pflanzlichen Produkte mit 69% (516,5 Mio. Euro) einen überdurchschnittlich hohen Anteil ein. Zweitwichtigste Warengruppe sind die Genussmittel mit einem Anteil von 29% (219 Mio. Euro). Tierische Produkte spielen beim Export nach Island, Norwegen, Lichtenstein und die Schweiz mit einem Anteil von 2% (15,8 Mio. Euro) nur eine geringe Rolle. tierische Produkte 2,0% Genußmittel 29,0% pflanzliche Produkte 69,0% Abb. 16 Deutsche Lebensmittelexporte in die EFTA – nach Warengruppen (2006) Mit einer Steigerungsrate von 26,4% haben sich auch die Ausfuhren in die EFTA-Staaten überdurchschnittlich entwickelt. Innerhalb dieser Ländergruppe ist die Schweiz der wichtigste Abnehmer deutscher Lebensmittel und Getränke: rund 73% der gesamten Exporte in die EFTA gehen in die Schweiz. Weitere Exportregionen Wenn es um den Export ihrer Waren geht, konzentrieren sich deutsche Lebensmittelproduzenten auf den europäischen Kontinent einschließlich Russland. Von nachrangiger Bedeutung für die Branche insgesamt sind die Regionen Nord- und Südamerika, der afrikanische Kontinent, Australien und Ozeanien sowie Asien. Gerade was asiatische Länder angeht, sind diese bisher kaum in den Fokus des Interesses gerückt. Auf dem amerikanischen Markt wurden deutsche Lebensmittel im Wert von 1,3 Mrd. Euro abgesetzt (2006). Über 90% dieser Exporte (1,2 Mrd. Euro) gelangten in die Länder der 22 Deutsche Lebensmittel: Exportschlager mit sicherem Navigationssystem? Die Bedeutung des Exports für die deutsche Ernährungsindustrie Nordamerikanischen Freihandelszone NAFTA (USA, Kanada und Mexiko). Russland hat damit bereits heute die gleiche Bedeutung für den Export deutscher Lebensmittel wie die NAFTA-Zone. Die Länder des Mercosurs9, Argentinien, Brasilien, Paraguay, Uruguay und Venezuela, führten deutsche Lebensmittel im Wert von knapp 83 Mio. Euro ein. Dies entspricht einem Anteil von 6,4% der deutschen Lebensmittelexporte nach Amerika. Die Nachfrage nach deutschen Lebensmitteln in Amerika übertraf mit einer Steigerungsrate von +18,3% deutlich das Vorjahresniveau. Die Länder der NAFTA-Zone steigerten ihre Nachfrage um 13,9%. Während in den meisten Regionen pflanzliche und tierische Produkte die wichtigsten Warengruppen darstellen, sind es beim Außenhandel mit Amerika die Genussmittel. Im vergangen Jahr hatten Genussmittel einen Anteil von 52% (705,3 Mio. Euro) am gesamten Lebensmittelexport und sind damit die mit Abstand wichtigste Warengruppe für diese Region, gefolgt von pflanzlichen Produkten (38%, 522,9 Mio. Euro). Bei einer branchenbezogenen Auswertung der Befragung zeigt sich auch, dass gerade die Industrie für alkoholische Getränke den USA eine in Zukunft wachsende Bedeutung beimisst. So wird das Land von 40% der Befragten aus der Branche als ein heute bedeutendes Exportland genannt und von fast der Hälfte (47%) bei der Frage, welche Länder in Zukunft wichtig sind. In sehr geringem Umfang wurden tierische Produkte (10%, 135,1 Mio. Euro) exportiert. Aufgrund restriktiver Einfuhrbestimmungen für Fleisch und Fleischwaren ist der Export dieser Waren in die USA nicht oder nur mit unverhältnismäßig hohem Aufwand zu tätigen. Die asiatischen Länder nahmen 2006 deutsche Lebensmittel im Wert von 1,3 Mrd. Euro ab. Wichtige Abnehmerländer waren neben Japan (250,3 Mio. Euro), China (77,2 Mio. Euro) und Südkorea (62,5 Mio. Euro) vor allem die Länder der ASEAN-Gruppe (Thailand, Vietnam, Philippinen, Indonesien, Singapur, Myanmar, Laos, Kambodscha, Malaysia, Brunei Darussalam), die 2006 deutsche Lebensmittel im Wert von 191 Mio. Euro importierten. Die mit Abstand wichtigste Warengruppe beim Handel mit Asien sind mit 64% (320,6 Mio. Euro, 2006) die pflanzlichen Produkte. Noch vergleichsweise wenig nachgefragt werden hingegen tierische Produkte. Diese Warengruppe machte im Vorjahr am gesamten Lebensmittelexport nach Asien lediglich einen Anteil von 24% (320,6 Mio. Euro) aus. Die mit Abstand wichtigste Warengruppe beim Export deutscher Lebensmitteln nach Australien und Ozeanien sind pflanzliche Produkte (62%, 72,3 Mio. Euro). An zweiter Stelle stehen Genussmittel (30 Mio. Euro, 34,2 Mio. Euro). Tierische Produkte werden in nur sehr geringem Umfang nach Australien exportiert (8,8 Mio. Euro, 8%). Da Australien und Neuseeland selbst bedeutende Fleischproduzenten sind, werden diese Märkte entsprechend abgeschottet. Im vergangen Jahr wuchsen die deutschen Ausfuhren um überdurchschnittliche 25%. Im Trendverlauf der letzten fünf Jahre wies der Markt jedoch nur Wachstumsraten von durchschnittlich 10,8% pro Jahr auf. Mit einem Anteil von 70% (376,2 Mio. Euro) haben pflanzliche Produkte an den gesamten deutschen Lebensmittelexporten nach Afrika eine herausragende Bedeutung. 22% der Exporte entfallen auf tierische Produkte (117,7 Mio. Euro) und 8% auf Genussmittel (43,1 Mio. Euro). Ähnlich wie Australien und Ozeanien entwickelt sich der bislang noch wenig erschlossene afrikanische Markt seit Jahren konstant mit guten Wachstumsraten. Im vergangenen Jahr wuchsen die Einfuhren deutscher Lebensmittel um 22,2%. 9 Mercosur bezeichnet den Wirtschaftsverbund Argentiniens, Brasiliens, Paraguays und Uruguays 23 Deutsche Lebensmittel: Exportschlager mit sicherem Navigationssystem? Die Bedeutung des Exports für die deutsche Ernährungsindustrie 4 Märkte der Zukunft PwC hat in den vergangenen Jahren die internationalen Wachstumsmärkte für Handelsund Konsumgüterunternehmen untersucht10. Dabei wurden insbesondere die Chancen und Herausforderungen für ausländische Unternehmen identifiziert und anhand von Fallbeispielen Lösungsansätze aufgezeigt. Zur weiteren Bewertung dieser Märkte wurden u. a. das ökonomische, demographische und regulatorische Umfeld des jeweiligen Landes herangezogen. China, Indien und Russland stehen dabei seit längerem im Fokus des Interesses. Indien Schon heute leben in Indien fünfzig Millionen Menschen, die der neuen Mittelschicht zugerechnet werden. Es wird erwartet, dass das zur Verfügung stehende Einkommen bis 2015 um weitere 8,5 Prozent pro Jahr steigt. Der Umsatz mit Konsumgütern wird sich bis 2015 voraus. auf 33,4 Miliarden US-Dollar belaufen. Schon heute ist Indien der attraktivste Markt für ausländische Direktinvestitionen nach China und liegt damit noch vor den USA11. China Auch in China ruhen die Hoffnungen vieler Exporteure und Investoren auf der wachsenden Mittelschicht. Nach Hochrechnungen von Marktforschern könnten bis 2025 bis zu 612 Millionen Menschen dieser Schicht angehören. Wenngleich die Menschen mit einem Einkommen von maximal 10.000 Euro jährlich nicht die Kaufkraft wie in Westeuropa oder Nordamerika besitzen, gönnt man sich gerne etwas und westliche Konsumund Ernährungsgewohnheiten stehen als Statussymbol hoch im Kurs. Russland Russland blickt auf Jahre massiven Wachstums zurück, die die Auslandsinvestitionen und die nationalen Börsenkurse auf Rekordniveau getrieben haben. Auch das Pro-KopfEinkommen hat sich seit 2001 mehr als verdoppelt. Russlands Lebensmittelhandel wächst jährlich um ca. 25%12. Marktforscher gehen davon aus, dass die Gesamtumsätze des russischen Handels bis 2010 von derzeit 192 auf 412 Milliarden Euro wachsen werden. Alleine die Erlöse im Lebensmitteleinzelhandel sollen sich verdoppeln und 159 Milliarden Euro erreichen. Vietnam Seitdem Vietnam 1986 den wirtschafspolitischen Reformprozess einleitete, der die Privatisierung von Staatsunternehmen, die Liberalisierung des Marktes und die Vereinfachung des Rechtssystems vorantreibt, haben internationale Anleger mehr Geld pro Kopf im Land investiert als in Indien oder China. Der europäische Handel hat in Vietnam bereits Fuß gefasst. Für die europäischen Hersteller von Lebensmitteln ist Vietnam bislang aufgrund der Vorgabe, dass Waren vor Ort beschafft werden müssen und nicht bzw. nur unter bestimmten Voraussetzungen importiert werden dürfen, noch wenig erschlossen. Experten sind jedoch zuversichtlich, dass eine vollständige Handelsliberalisierung in den nächsten Jahren vollzogen wird. Mit Ausnahme des russischen Marktes handelt es sich bei den Märkten der Zukunft durchgängig um Staaten, in denen die deutsche Ernährungsindustrie bislang nur sehr schwach vertreten ist. Die genannten Länder sind keine einfachen Märkte für Lebensmittel. Deutsche Produkte sind beispielsweise in Indien und Vietnam noch weitgehend unbekannt. Bürokratie und Handelsbeschränkungen behindern Lebensmitteleinfuhren. Besonders strukturelle Defizite im Bereich Logistik und Infrastruktur machen die Markterschließung zu einer Herausforderung. Dennoch lohnt sich auch für deutsche Lebensmittelhersteller das frühzeitige Engagement in diesen Märkten, um sich einen Vorsprung gegenüber der internationalen Konkurrenz zu sichern. Nur wer heute schon Präsenz zeigt, wird morgen zu den Gewinnern gehören. 10 From Sao Paulo to Shanghai (2006) und From Bejing to Budapest (2005) Vgl. From Sao Paulo to Shanghai,(2006), S. 139ff 12 ebenda S. 231 11 24 Deutsche Lebensmittel: Exportschlager mit sicherem Navigationssystem? Die Bedeutung des Exports für die deutsche Ernährungsindustrie 5 Zwischenfazit Europa behauptet seine Spitzenposition Hauptzielregion deutscher Lebensmittel ist Europa. Dies belegen die Zahlen des Statistischen Bundesamtes und der BVE eindeutig. Insbesondere asiatische Länder haben bislang keine relevante Bedeutung für den Export deutscher Lebensmittel. Die Befragung unter den Unternehmen bestätigt zum einen die hohe Bedeutung des europäischen Absatzmarktes und zum anderen, dass asiatische, amerikanische und afrikanische Länder in naher Zukunft nicht daran anschließen können. Einzig die osteuropäischen Staaten, insbesondere Russland und Polen, gewinnen für die Unternehmen an Bedeutung. Um die Potentiale der Zukunftsmärkte wie Indien, China, Russland, Vietnam und der Ukraine nutzen zu können, sind kleine und mittlere Unternehmen auf die Unterstützung bei der Markterschließung angewiesen. Besonders die Lebensmittelmärkte Indiens, Chinas und Vietnams werden noch durch umfangreiche Handelsbeschränkungen vor Lebensmittelimporten abgeschirmt. Erschwerend kommt hinzu, dass sich das Konsumverhalten der Bevölkerung in Indien und China erheblich von dem europäischer Verbraucher unterscheidet, so dass den Bereichen Marketing und Marktforschung ein besonderer Stellenwert bei der Erschließung dieser Märkte zukommt. 25 Deutsche Lebensmittel: Exportschlager mit sicherem Navigationssystem? Instrumente der Exportförderung D Instrumente der Exportförderung 1 Überblick über vorhandene Instrumente und Maßnahmen Potentiale für den Export von Lebensmitteln sind weltweit vorhanden. Um sie zu erschließen, bedarf es jedoch auf Unternehmensseite sehr gründlicher Vorbereitung und je nach spezifischer Unternehmenssituation einer zielgerichteten Unterstützung. Die Ernährungsindustrie ist eine traditionell mittelständische geprägte Branche. Angesichts der hohen Risiken im Auslandsgeschäft sind die Unternehmen der Ernährungsindustrie in besonderer Weise auf die Unterstützung bei der Exporttätigkeit angewiesen. Nicht nur der finanzielle, auch der personelle und organisatorische Aufwand ist bei einem Auslandsengagement in der Regel besonders groß. In Deutschland existiert ein 13 umfangreiches Instrumentarium der Außenwirtschaftsförderung, das darauf ausgerichtet ist, die Herausforderungen der Unternehmen bei der Erschließung neuer Märkte zu bewältigen und die Firmen besonders in Hinblick auf die Schlüsselfaktoren für den Erfolg im Auslandsgeschäft zu unterstützten. In erster Linie sind dies die gründliche Vorbereitung des Engagements, die Suche nach passenden Geschäftspartnern, die Kenntnis des Marktes, die sorgfältige Mitarbeiterakquisition vor Ort, ein fundiert ausgearbeitetes Geschäftskonzept und der richtige Mix an Aktivitätsformen zum richtigen Zeitpunkt. Auslandsmessen X Euler Hermes /Kfw CMA bfai AHK BMELV Botschaften Träger BMWi Förderinstrumente O O Risikoabsicherungen X Finanzierungshilfen X Absatz- und Kooperationsförderungen X Abbau von Handelshemmnissen X O O Politische Flankierung X* O Markt-, Länderinformationen X X Weiterbildungen Einzelfallberatungen Kontaktanbahnungen X X X O X O X, O** X O X X O O branchenbezogen, X nicht branchenbezogen, * grundsätzlich möglich, nicht für Ernährungsindustrie praktiziert, **z.T. möglich, sofern Agrarreferenten vor Ort Tab. 1 Träger und Förderinstrumente der deutschen Auslandsmarkterschließung Im Folgenden wird der Status quo der deutschen Außenwirtschaftsförderung mit seinen Trägern und den zur Verfügung stehenden Instrumenten vorgestellt. 2 Außenwirtschaftsförderung durch die Europäische Union Kennzeichnend für den europäischen Binnenmarkt war bislang das landwirtschaftliche Überangebot bei gleichzeitig stagnierendem Absatz. Diese Marktlage machte es aus Sicht der Europäischen Gemeinschaft notwendig, gezielt Maßnahmen zu fördern, die sich auf den Absatz von europäischen Agrarerzeugnissen und die produktbezogene Aufklärung der Verbraucher konzentrierte. Als gesetzlichen Rahmen hat der Rat der Europäischen 13 Im Rahmen dieser Studie wird der Begriff der Instrumente weit gefasst. Beispielsweise werden auch Organisationseinheiten wie die Koordinierungsstelle im BMELV mit einbezogen, um ein möglichst umfassendes Bild der bestehenden Fördermöglichkeiten zu erhalten. 26 Deutsche Lebensmittel: Exportschlager mit sicherem Navigationssystem? Instrumente der Exportförderung Union zu diesem Zweck die Verordnung (EG) Nr. 2702/1999 für Drittländer und die Verordnung (EG) Nr. 2826/2000 für den Binnenmarkt erlassen. Die förderfähigen Maßnahmen sollen nach den Vorgaben der Europäischen Union geeignet sein, das Ansehen der in der europäischen Union erzeugten landwirtschaftlichen Produkte zu steigern und den Verbraucher über qualitative und ernährungswissenschaftliche Aspekte sowie die Sicherheit der Lebensmittel und ihre Produktionsweise zu informieren. Als förderfähige Maßnahmen gelten beispielsweise Informations-, Absatzförderungs- und Werbemaßnahmen sowie die Teilnahme an nationalen und europäischen Veranstaltungen. Förderfähige Projekte können durch Branchen-, Berufs- oder Dachverbände vorgeschlagen werden. Unternehmen können selbst nicht als Antragsteller auftreten, da die geförderten Maßnahmen weder bestimmte Handelsmarken oder Firmen bzw. Erzeugnisse bestimmter Mitgliedstaaten oder Regionen bevorzugen dürfen. Die Europäische Union beteiligt sich zu 50% an den tatsächlichen Kosten der Maßnahmen14. In Deutschland werden vor allem Projekte der CMA durch EU-Mittel kofinanziert. Dabei handelt es sich um Promotionsmaßnahmen in Indien und Russland. 3 Außenwirtschaftsförderung durch den Bund 3.1 Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) ist innerhalb der Bundesregierung für die Außenwirtschaftsförderung federführend zuständig, d.h. es gestaltet das staatliche Förderinstrumentarium konzeptionell, entwickelt die einzelnen Instrumente des Bundes fort und passt sie den sich wandelnden Erfordernissen an. Das Bundeswirtschaftsministerium ist auch für die Koordination der Akteure der Außenwirtschaftsförderung auf unterschiedlichen Ebenen (Bund-Länder-Ebene, interministerielle Ebene, Staat-Wirtschafts-Ebene) zuständig. Zur Ausübung der Koordinationsfunktion wurden eigene Ausschüsse etabliert. Zusätzlich arbeitet das BMWi eng mit den Regionalinitiativen der deutschen Wirtschaft zusammen. Die wichtigsten Instrumente der Außenwirtschaftsförderung des Bundes sind: ● ● ● ● ● Dienstleistungsangebote der Botschaften sowie Delegierten und Repräsentanten der deutschen Wirtschaft, der Auslandshandelskammern (AHK) und der Bundesagentur für Außenwirtschaft (bfai) Risikoabsicherung und Finanzierungshilfen, Auslandsmessebeteiligungen des Bundes, Absatz- und Kooperationsförderungen, politische Flankierung von Auslandsprojekten deutscher Unternehmen Wichtiges Kriterium für die Ausgestaltung der Förderinstrumente ist die praxistaugliche Ausrichtung der Instrumente auf die Belange von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Eine Ausrichtung der Förderung auf bestimmte Regionen, Produkte oder Branchen wird nicht angestrebt. Dienstleistungsangebote der Botschaften sowie Delegierten und Repräsentanten der deutschen Wirtschaft, der Auslandshandelskammern (AHK) und der Bundesagentur für Außenwirtschaft (bfai) Zur Unterstützung und Begleitung von Auslandsprojekten deutscher Unternehmen stehen die Botschaften, Auslandshandelskammern, Delegierten und Repräsentanten der deutschen Wirtschaft sowie die Bundesagentur für Außenwirtschaft mit ihren vielfältigen Dienstleistungsangeboten zur Verfügung. 14 Verordnung (EG) Nr. 2702/1999 und Verordnung (EG) Nr. 2826/2000 27 Deutsche Lebensmittel: Exportschlager mit sicherem Navigationssystem? Instrumente der Exportförderung Botschaften und Konsulate Zu den Aufgaben der über 200 deutschen Botschaften und Konsulate gehört generell der Einsatz für einen besseren Zugang der deutschen Unternehmen auf die Märkte der Gastländer. Die Botschaften sind Ansprechpartner für deutsche Unternehmen, gerade auch dort, wo andere Einrichtungen der Außenwirtschaftsförderung (Auslandshandelskammern) fehlen. Ggf. werden durch die Botschaft auch konkrete Unternehmerinteressen gegenüber Regierungsstellen vertreten. Hierfür nutzen die Auslandsvertretungen ihre Verbindungen zu den politischen Entscheidungsträgern des jeweiligen Landes. Hilfe bei der Kontaktanbahnung erfolgt durch gesellschaftliche Veranstaltungen oder durch spezielle Informations- und Dialogplattformen. In einigen Botschaften stehen Agrarreferenten als Spezialisten für Fragen aus dem Bereich der Ernährungswirtschaft zur Verfügung. Region Land Europäische Union Frankreich Polen Großbritannien Ungarn Italien Tschechische Republik Spanien Osteuropa Russland Türkei Ukraine Asien China Afrika Südafrika Amerika Argentinien Japan Brasilien USA Tab. 2 Deutsche Botschaften mit Agrarreferenten Die deutschen Botschaften sind gut der Hälfte der befragten Unternehmen in Bezug auf eine Unterstützung der Exporttätigkeit bekannt (55%); ihre Dienstleistungen wurden bislang jedoch nur von 26% der Befragungsteilnehmer in Anspruch genommen. Auslandshandelskammern Das Kernstück der staatlichen Außenwirtschaftsförderung in über 80 Ländern bilden die rund 120 Auslandshandelskammern, Delegiertenbüros und Repräsentanzen der deutschen Wirtschaft, die Unternehmen vor Ort durch vielfältige Informationen unterstützen, etwa durch die Erstellung unternehmensspezifischer Markt- und Branchenstudien, Absatzberatung, Hilfe bei der Firmengründung und Erteilung von Rechtsauskünften aller Art. Auf Wunsch vermitteln die AHK Geschäftskontakte, betreuen Geschäftsreisende aus Deutschland, organisieren Unternehmertreffen, führen Kongresse und Seminare durch und werben für Messen. Diese Dienstleistungen sind zum größten Teil kostenpflichtig. Seit Anfang 2006 bieten die AHK-Büros unter der neuen Servicemarke „DEinternational“ neben dem individuellen Dienstleistungsangebot auch ein Angebot an weltweit einheitlichen Basisdienstleistungen, die verstärkt im Verbund geliefert werden. Damit soll dem Bedürfnis gerade vieler Mittelständler entgegengekommen werden, die auf unterschiedlichen Märkten präsent sind. Die Unternehmen sollen mit dem neuen Service ein weltweit vergleichbares Dienstleistungsangebot bei allen AHK erhalten. Im Rahmen der Befragung nehmen die Auslandshandelskammern bei den Angeboten des BMWi den ersten Rang ein, sowohl was die Bekanntheit (83%) als auch die Nutzung (56%) betrifft. Im Vergleich mit den übrigen Angeboten liegen die AHK bei Bekanntheit und Nutzung auf dem dritten Platz. Bundesagentur für Außenwirtschaft Die Bundesagentur für Außenwirtschaft (bfai) bietet in gedruckter Form, im Internet und auf CD-ROM Wirtschaftstrendberichte, Wirtschaftsnachrichten und Branchenanalysen. Sie 28 Deutsche Lebensmittel: Exportschlager mit sicherem Navigationssystem? Instrumente der Exportförderung informiert über rechtliche, steuerliche und zollrechtliche Bestimmungen und listet Geschäftswünsche, Projekte, Ausschreibungen und Kontaktadressen. Hauptmedien sind gedruckte Periodika, die turnusmäßig zu Ländern und Branchen aktualisiert werden. Daneben besteht eine Recherchemöglichkeit in den bfai-Internet-Datenbanken zu Ländern und Märkten, Geschäftswünschen, Ausschreibungen, Entwicklungs- und Investitionsvorhaben, Auskunfts- und Kontaktstellen, Rechts- und Patentanwälten, Zollfragen und Förderprogrammen. Informationen können auch zielgerichtet bestellt bzw. abonniert werden. Die bfai ist mit festen Büros und freiberuflich tätigen Berichterstattern an ca. 60 Orten der Welt vertreten. Länder, in denen sich keine bfai-Niederlassung befindet, werden meist von einem benachbarten Standort aus mitbetreut; in einigen Fällen erfolgt die Betreuung auch durch Reisekorrespondenten. Die Aufgabe der bfai-Berichterstatter im Ausland besteht in der Sammlung von Daten und deren Aufbereitung zu Dokumenten, die dem Nutzer über das Internet, über sonstige elektronische Dienste oder über gedruckte Publikationen zugänglich sind. Die Berichterstatter dürfen nicht für einzelne Auftraggeber tätig werden. Sie sind unabhängig und nur an die Weisungen aus der Kölner Zentrale gebunden. Zur Aufgabe der bfai gehört auch die inhaltliche Gestaltung und Koordination des Internetportals iXPOS (www.iXPOS.de). Das Portal wurde 2001 auf Initiative des BMWi als Wegweiser durch die Vielfalt an Informationen, Beratungsangebote und Programme ins Leben gerufen. Inzwischen vereinigt das Portal außenwirtschaftlich relevante Angebote von mehr als 70 Institutionen. Im Herbst 2007 wurde das Portal umfassend überarbeitet. Neu ist insbesondere, dass der User über die Startseite anhand von Direkteinstiegen zu den unterschiedlichen Phasen des Auslandsgeschäfts gelangt. Das gesamte Onlineangebot gliedert sich in fünf Phasen auf: 1. Start ins Ausland 2. Länder und Branchen 3. Abnehmer und Partner finden 4. Markteintritt 5. Finanzieren und Absichern Im Rahmen der Befragung können die bfai und das von ihr betreute Internetportal bei der Frage nach Bekanntheit und Nutzung nur geringe Werte erreichen. Während die bfai 41% der Befragten bekannt ist und von 34% bisher mindestens einmal in Anspruch genommen wurde, ist iXPOS nur 13% der Befragten bekannt und weist mit 4% den geringsten Nutzungsgrad aller Förderinstrumente auf. IXPOS belegt damit unter allen zu bewertenden Förderinstrumenten den letzten Platz. Risikoabsicherung und Finanzierungshilfen Exporte in Staaten mit erhöhten politischen und wirtschaftlichen Risiken werden von privaten Versicherungsunternehmen häufig nicht ausreichend abgesichert. Diese Lücke schließt die Bundesregierung mit dem Instrument der staatlichen Exportkreditgarantien. Dies schützt Unternehmen vor dem Risiko des Forderungsausfalls bei Ausfuhrgeschäften, insbesondere auf Märkten in sogenannten Schwellen- und Entwicklungsländern. Verschiedene Deckungsarten stehen für die unterschiedlichen Produktions- und Exportphasen zur Verfügung. Die Federführung unter den von der Bundesrepublik beauftragten Kreditversicherern liegt bei der Euler Hermes Kreditversicherungs AG. Dieses Instrument der Exportförderung ist 81% der Unternehmen bekannt und ist von 37% bereits genutzt worden. Im internationalen Wettbewerb ist die Auftragsvergabe häufig von einem für den ausländischen Kunden günstigen Finanzierungsangebot abhängig. Hierzu vergibt etwa die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) langfristige Kredite für Exporte deutscher Unternehmen und für Projekte im In- und Ausland, an denen ein deutsches Interesse besteht. Im Auftrag des Bundes verwaltet die KfW auch öffentliche Finanzierungshilfen zur Exportfinanzierung und ist als Förderbank für den Mittelstand bei der Co-Finanzierung von Investitionen kleiner und mittelständischer Unternehmen im Ausland aktiv. Das Angebot 29 Deutsche Lebensmittel: Exportschlager mit sicherem Navigationssystem? Instrumente der Exportförderung der KfW ist mit 63% mehr als der Hälfte der befragten Unternehmen bekannt, aber nur von 15% bisher genutzt worden. Bsp. 1 Schadensvermeidung im Ausland Ritter Sport nahm die Produktion ihrer 100-Gramm-Schokoladentafeln in der Nähe von Moskau auf, um den vielversprechenden russischen Markt zu erschließen. Realisiert wurde dies durch Aufstellung einer Fertigungsanlage beim russischen Kooperationspartner. Begleiten lässt sich das mittelständische Familienunternehmen bei diesem Schritt ins Ausland durch eine Investitionsgarantie des Bundes. Dieser Geleitschutz zahlte sich bereits nach Kurzem aus. Das Unternehmen berichtete dem Bund im Juli 2006 über Schwierigkeiten mit der russischen Steuerbehörde. Obwohl Ritter Sport mehrere Verfahren vor Moskauer Gerichten durch alle Instanzen für sich entscheiden konnte, kam diese Behörde zum einen ihren Zahlungsverpflichtungen nicht nach und baute zum anderen über Betriebsprüfungen fortlaufend neue Gegenforderungen in erheblicher Höhe auf. Gegen diese ging das Unternehmen zwar jeweils wiederum erfolgreich gerichtlich vor. Zwischenzeitlich war es jedoch der ständigen Gefahr eines Liquiditätsverlustes ausgesetzt, da das russische Recht bei Zahlungsansprüchen einer Behörde die Möglichkeit der kurzfristigen Vollstreckung in die Unternehmenskonten vorsieht. Die diplomatische Intervention des Bundes konnte dieser für das Unternehmen nicht tragbaren Situation aber innerhalb weniger Monate erfolgreich und nachhaltig einen Riegel vorschieben. Der Bund nahm Kontakt mit den für die Steuerbehörde zuständigen Regierungsstellen in Moskau auf und intervenierte zugunsten des Investors auf politischer Ebene. Neben der Einschaltung des deutschen Botschafters vor Ort wurde der Fall auch bei bilateralen Regierungsgesprächen platziert mit dem Ergebnis, dass vor Jahresende alle offen stehenden Beträge an das Unternehmen überwiesen und die eingelegten Rechtsmittel zurückgezogen wurden. Durch das schnelle und effektive Eingreifen des Bundes im Rahmen der Investitionsgarantie konnte das Investitionsvorhaben des deutschen Mittelständlers in Russland kurzfristig wieder auf einen guten Weg gebracht werden, wo es sich nun sehr erfolgreich entwickelt. Das Unternehmen will in Kürze weitere Mittel in Russland investieren und beantragte hierfür bereits Bundesgarantien.15 Auslandsmessebeteiligung des Bundes Das BMWi ist zusammen mit dem Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) zuständig für das Auslandsmesseprogramm des Bundes, das deutschen Unternehmen eine günstige Teilnahme an Messen ermöglicht. Die Auswahl der für eine Beteiligung vorgesehene Veranstaltung erfolgt auf Vorschlag der am Außenhandel interessierten Wirtschaftsorganisationen, der deutschen diplomatischen Vertretungen sowie der beteiligten Bundesministerien und des Ausstellungs- und MesseAusschuss der Deutschen Wirtschaft e.V. (AUMA). Im Arbeitskreis für Auslandsmessebeteiligungen beim AUMA, dem die Verbände, u.a. auch die BVE und Spitzenorganisationen der deutschen Wirtschaft sowie die zuständigen Bundesministerien angehören, wird das Auslandsmesseprogramm des BMWi zwei Mal im Jahr beraten. 2007 umfasste das Auslandsmesseprogramm des BMWi sechs Messen mit Bezug zur Agrarwirtschaft und Ernährungsindustrie. Dabei handelte es sich nach Aussagen des AUMA vor allem um Messen für den Ausrüstungs- und Anlagenbau. Der größte Teil der Beteiligungen des Bundes wird in Form von Firmengemeinschaftsausstellungen durchgeführt. Durch die räumliche Zusammenlegung und Kennzeichnung der einzelnen Firmenstände wird so eine möglichst geschlossene Präsentation von Erzeugnissen aus Deutschland erreicht. Die ausstellenden Unternehmen können gegen Entrichtung eines Beteiligungspreises neben der Überlassung der Ausstellungsflächen weitere Leistungen, wie beispielsweise die Betreuung durch eine Durchführungsgesellschaft am Messeort oder die Standgestaltung, in Anspruch nehmen. Im Rahmen der Befragung gaben 75 % der Unternehmen an, das Angebot zu kennen und jedes Dritte hat es bereits einmal genutzt. Neben der Unterstützung von Messen durch den Bund besteht auch für die einzelnen Bundesländer die Möglichkeit, Messebeteiligungen zu fördern. Ob und in welchem Umfang dieses Instrument den Unternehmen angeboten wird, liegt in der Entscheidung jedes einzelnen Bundeslandes und wird in der Regel von der Bedeutung der Branche für das Bundesland und entsprechender Finanzmittel abhängig gemacht. 15 30 Investitionsgarantien der Bundesrepublik Deutschland - Investitionen im Ausland, Jahresbericht 2006, S.19 Deutsche Lebensmittel: Exportschlager mit sicherem Navigationssystem? Instrumente der Exportförderung Absatz- und Kooperationsförderungen Die Bundesregierung fördert den Absatz von Produkten aus den neuen Bundesländern auf ausgewählten Auslandsmärkten durch ein Vermarktungshilfeprogramm. Dazu stehen Fördermittel zur Verfügung, mit denen konkrete Vermarktungsaktionen vor allem in Westeuropa, Nordamerika sowie auf ausgewählten osteuropäischen Märkten gefördert werden können. Im Rahmen dieser Maßnahme unterstützt das BMWi Veranstaltungen über Marktzugangsstrategien und Informationsreisen zur Kontaktanbahnung für die ostdeutsche Ernährungsindustrie. Politische Flankierung von Auslandsprojekten deutscher Unternehmen Das BMWi bietet branchenunabhängig die politische Flankierung von Auslandsprojekten deutscher Unternehmen an. In welcher Form die Unterstützung gewährleistet wird, unterscheidet sich je nach Art des Projektes. Für die Förderung der Projekte aus der Ernährungsindustrie ist das BMELV zuständig (s.u. 3.2). Dienstleistungsangebot der Auslandshandelskammern Euler Hermes Exportkreditversicherung 81% 45% 75% 39% Beteiligung an Bundesländerstand auf Auslandsmessen Dienstleistungen der KfW 24% Dienstleistungen der Deutschen Botschaften 26% Dienstleistungen der bfai 63% 55% 34% Internetportale 4% 0% 41% 13% 25% Nutzung Abb. 17 83% 56% 50% 75% 100% 125% 150% Bekanntheit Angebote des BMWI im Überblick 3.2 Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Eine staatliche Förderung der Auslandsmarkterschließung mit konkretem Bezug auf die Ernährungsindustrie erfolgt durch die Dienstleistungsangebote des zuständigen Bundesministeriums, des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV). Für das BMELV hat die Exportförderung nach eigenen Aussagen unter der amtierenden Bundesregierung einen hohen Stellenwert. Zur Ausübung dieser Funktion stehen folgende Instrumente zur Verfügung: ● ● ● ● Unterstützung beim Abbau von tarifären und nicht-tarifären Handelshemmnissen Messen und Ausstellungen Vor- und Nachbearbeitung von Delegationsreisen Koordinierungsstelle Exportförderung16 Die länderspezifische und strategische Ausrichtung der Instrumente erfolgt nach den Erfordernissen der exportierenden Unternehmen. Abbau tarifärer und nicht-tarifärer Handelshemmnisse Das BMELV kann beim Abbau von tarifären und nicht-tarifären Handelshemmnissen und der Ausgestaltung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen unterstützend tätig sein. Eine direkte Einflussnahme in Form von bilateralen Lösungen ist im Bereich der tarifären 16 DAS BMELV sieht nach eigener Aussage in der eingerichteten Koordinierungsstelle kein Instrument für die Exportförderung. Da der Begriff Fördermittel im Rahmen der Studie jedoch weiter gefasst ist, wird diese Maßnahmen ebenfalls aufgeführt. 31 Deutsche Lebensmittel: Exportschlager mit sicherem Navigationssystem? Instrumente der Exportförderung Handelshemmnisse jedoch nicht möglich, da die Handelspolitik seit 1957 Gemeinschaftsaufgabe der Europäischen Gemeinschaft und damit der Zuständigkeit der Mitgliedstaaten entzogen ist (Art. 131 EG-Vertrag). Die Einflussnahme des BMELV erfolgt daher in Form von Ausschussarbeit auf EU-Ebene bzw. durch Zusammenarbeit mit anderen Bundesministerien (BMWi), die wiederum die deutsche Position gegenüber der Europäischen Kommission vertreten. Im Gegensatz zu tarifären Handelsfragen können veterinär-, hygienerechtliche oder phytosanitäre Belange auch direkt zwischen den Staaten geregelt sein. Veterinär-, hygienerechtliche oder phytosaniätre Vorschriften können als nicht-tarifäre Handelshemmnisse zum Außenschutz eingesetzt werden. D.h. die genannten Vorschriften werden, obwohl sie außerhalb des Außenschutzhandelsrechtes liegen, als Erschwernisse für den Marktzugang verwendet. Sofern deutsche Produkte hiervon betroffen sind, setzt sich das BMELV durch Vermittlungsarbeit für den Abbau von nicht-tarifären Handelshemmnissen ein und kann auf diese Weise den Marktzugang für deutsche Exporteure gewährleisten. Der jeweilige zuständige Ansprechpartner für Vertreter der Wirtschaft innerhalb des BMELV ist abhängig vom jeweiligen Produkt, vom Zielland und/oder davon, ob Standards oder Fragen der Lebensmittelsicherheit betroffen sind. Zuständigkeiten für Exportangelegenheiten im BMELV Fragestellung Zuständigkeit Allgemeine Fragestellungen Koordinierung der Exportförderaktivitäten Planungsstab Messen und Ausstellungen Referat L4 Absatzfonds, CMA Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft Referat 421 Lebensmittelsicherheit, Veterinärwesen, internationale Standards Tierseuchenangelegenheiten beim Handel; Veterinärabkommen Referat 324 Pflanzenschutzrechtliche Maßnahmen Referat 517 Verhandlungen zu gesundheitspolizeilichen und pflanzenschutzrechtlichen Maßnahmen (SPS-Standards) sowie technischen Handelshemmnissen (TBT-Standards) Referat 613 Rückstände und Kontaminanten in Lebensmitteln Referat 313 Rückstände und Kontaminanten in Futtermitteln Referat 318 spezielle Lebensmittel Referat 312 Produktbezogene Zuständigkeiten Ackerkulturen Referat 413 Fisch und Fischerzeugnisse Referat 621 Holz und Holzerzeugnisse Referat 532 Milch Referat 423 Obst, Gemüse, Kartoffeln, sonstige Gartenbauerzeugnisse Referat 415, 515 Vieh und Fleisch Referat 422 Wein Referat 414 Bilaterale und multilaterale Beziehungen Welthandelsorganisation (WTO), Afrikanische Entwicklungsländer Referat 613 EU-Staaten Referat 611 Industrieländer (außereuropäisch), Lateinamerika, Naher und Mittlerer Osten, Asien und Ozeanien Referat 623 Mittel- und Osteuropa, Russland, China, Nordkorea und Kuba Referat 625 Regierungsberatung in EU-Beitrittsländern, Ost- und Südosteuropa Referat 624 Tab. 3 Zuständigkeiten für Exportangelegenheiten im BMELV Die Aktivitäten im Bereich der tarifären und nicht-tarifären Handelshemmnisse erfolgen in enger Abstimmung mit Verbänden und Unternehmen. Das BMELV versteht sich in diesem Zusammenhang auch als Ansprechpartner für Einzelprobleme. Auslandsmesseprogramm Das BMELV fördert Auslandsmessen für die Land- und Ernährungswirtschaft mit einem eigenen Programm. Die Auswahl der Messen erfolgt in Abstimmung mit den Verbänden der Ernährungsindustrie. Die Ausgestaltung der Förderung entspricht der Förderung von Auslandsmessen des BMWi. 32 Deutsche Lebensmittel: Exportschlager mit sicherem Navigationssystem? Instrumente der Exportförderung 2007 umfasste das Auslandsmesseprogramm des BMELV insgesamt 18 Messebeteiligungen für den Agrar- und Ernährungsbereich. Elf der geförderten Ausstelllungen waren Messen aus dem Bereich Land- und Forstwirtschaft und Gartenbau. Sieben der insgesamt 18 Messebeteiligungen bezogen sich auf den Bereich der Ernährungsindustrie (Nahrungs- und Genussmittel)17. Die Ergebnisse der Umfrage zeigen deutlich die besondere Bedeutung der Messebeteiligungen für die befragten Unternehmen bei der Erschließung neuer Märkte. Messen gehören nach Einschätzung der Befragten zu den am besten geeigneten Instrumenten der Außenwirtschaftsförderung. Die Kosten für Messebeteiligungen werden von 47% der befragten Unternehmen jedoch als zu hoch bewertet, wenn sie ohne Förderung aktiv werden. Delegationsreisen Delegationsreisen unter Einbeziehung von Wirtschaftsvertretern haben aus Sicht des BMELV als flankierende politische Maßnahmen wichtige Türöffnerfunktionen und dienen der gezielten Kontaktanbahnung und -pflege. In der Regel erhalten die Wirtschaftsvertreter Gelegenheit, länder- und branchenspezifische Exportprobleme in Gesprächen mit Regierungsvertretern, Importeuren und Verbänden des Gastlandes zu diskutieren. Diesem Instrument wird eine besondere Bedeutung bei der Erschließung ehemaliger Staatshandelsländer, d.h. Länder in denen der Staat das Außenhandelsmonopol besaß, beigemessen. Die Leistungen des BMELV bestehen in der Organisation und Programmgestaltung der Reise. Eine Finanzierung von Delegationsreisen für Wirtschaftsvertreter erfolgt nicht. Koordinierungsstelle für Exportförderung Seit Oktober 2006 besteht im Planungsstab des BMELV eine Koordinierungsstelle für die Exportförderung, die mit einer Planstelle ausgestattet ist. Das BMELV reagierte damit auf die Forderungen der deutschen Agrarwirtschaft und Ernährungsindustrie, die Belange der Exportförderung stärker in den Fokus ihrer Arbeit zu rücken. Die Hauptaufgabe der Koordinierungsstelle besteht in der Zusammenführung und besseren Abstimmung der bestehenden Aktivitäten zur Exportförderung innerhalb des BMELV. Der Koordinator ist für die Wirtschaftsbeteiligten sowie für andere Ministerien, beispielsweise das BMWi, zentraler Ansprechpartner für alle Fragen der Exportförderung, damit die bestehenden Instrumente effizienter genutzt werden und Synergieeffekte gefördert werden. Die Förderinstrumente des BMELV wurden im Rahmen der Befragung insgesamt abgefragt und erzielten dabei mittlere Werte was die Bekanntheit und die Nutzung angeht. Mit 44% ist das BMELV nur knapp jedem zweiten in Bezug auf die Exportförderung bekannt und lediglich 17% geben an, bereits ein Angebot des BMELV in Anspruch genommen zu haben. 4 Exportförderung auf Basis des Absatzfondsgesetzes In dem 1969 durch den deutschen Bundestag verabschiedeten Absatzfondsgesetz wurde die zentrale Absatzförderung zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit und der Erlössituation der deutschen Land- und Ernährungswirtschaft festgeschrieben. Zur Umsetzung dieser gesetzlich festgeschriebenen Absatzförderung wurden zwei privatrechtlich organisierte Gesellschaften gegründet, die Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft mbH (CMA) und die Zentrale Markt- und Preisberichtstelle GmbH (ZMP). Die CMA und ZMP werden hauptsächlich von der deutschen Agrarwirtschaft über den Absatzfonds finanziert. Außerdem erwirtschafteten die beiden Organisationen eigene Mittel aus Dienstleistungsangeboten. Das Geld des Absatzfonds erhebt die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung in sogenannten Flaschenhalsbetrieben. Darunter 17 Eigene Aussagen des AUMA 33 Deutsche Lebensmittel: Exportschlager mit sicherem Navigationssystem? Instrumente der Exportförderung versteht man die am Markt engste Stelle, die ein landwirtschaftlicher Rohstoff auf seinem Weg zu dem Verbraucher durchläuft. Beispiele für Flaschenhalsbetriebe sind Schlachthöfe, Molkereien oder Eierpackstellen. Die Beiträge der Flaschenhalsbetriebe zum Absatzfonds belaufen sich im Durchschnitt auf 0,4% des Warenwertes. Die Flaschenhalsbetriebe können die Beträge an den Absatzfonds ihrerseits an die Lieferanten weitergeben. Im Juni 2007 hat das Kölner Verwaltungsgericht aufgrund der Klage dreier Landwirte das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) angerufen, um zu überprüfen, ob die Zwangsabgabe mit dem Grundgesetz vereinbar ist. Eine Entscheidung wird voraussichtlich Ende 2008 fallen. 1990 hatte das BVerfG zuletzt die Verfassungsmäßigkeit des Absatzfonds bestätigt18. Rund 20% der Zuwendungen des Absatzfonds an die CMA werden von der CMA nach eigenen Aussagen für den Bereich des Exportmarketings verwendet. Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft Die Aufgabe der Absatzförderung erfüllt die CMA durch die Erschließung und Pflege ausländischer Märkte und durch den Ausbau der Wettbewerbsposition der deutschen Ernährungswirtschaft. Diese verschiedenen Facetten des CMA-Angebots sollen im Folgenden näher erläutert werden. Die CMA bietet regelmäßige Informationen über Auslandsmärkte der Ernährungsindustrie sowie Tipps und Hintergrundinformationen in Form von Publikationen wie beispielsweise der Zeitschrift „Agrarexport aktuell“. Schwerpunkte sind allgemeine Berichte zu Agrarmärkten, Unternehmen, Messen und Ausstellungen, Technologie, Transport und Verkehr, Lebensmittelrecht, Wirtschaftsrecht und Fragen des Zahlungsverkehrs. Zudem informiert sie über aktuelle CMA-Auslandsaktivitäten, Ergebnisse der Auslandsstudien der CMAMarktforschung und Export-Anfragen. Neben den allgemeinen Berichten finden sich zahlreiche Meldungen aus den Produktbereichen. Die Informationen der CMA werden durch die detaillierte Marktberichterstattung der ZMP ergänzt. In gedruckter Form sowie auf CD-ROM veröffentlichen die ZMP und CMA Marktanalysen sowie statistische ZMP-Jahrbücher zu den Agrarmärkten der EU und der Mittelund Osteuropäischen Ländern (MOEL) und regelmäßig erscheinende Kurzmitteilungen zur Marktforschung (Monatsjournal „MafoBriefe“) und zu Preisinformationen und Länderdaten (Monatsjournale „MarktDatenOst“, „EuropaMarktOst“). Zusätzlich bietet die CMA in regelmäßigen Seminaren und Workshops für Aussteller und Exporteure vertiefte Informationen über ausländische Märkte und Hintergrundwissen zu zollrechtlichen Exportverfahren an. Detaillierte Informationen und Statistiken von CMA und ZMP sind größtenteils kostenpflichtig. Die CMA organisiert zahlreiche Messeauftritte in Deutschland und im Ausland und gezielte Marketing-Aktionen. Auf Fachmessen setzt die CMA den Schwerpunkt auf die Exportförderung und die Kontaktvermittlung. Die Aktivitäten der CMA-Zentrale werden durch die 11 Auslandsbüros in Belgien, China, Frankreich, Italien, Spanien, Großbritannien, Japan, den USA, Österreich, Polen und Russland erweitert. Besonders für mittelständische Unternehmen sind die Auslandsbüros zentrale Anlaufpunkte für Markteintrittsunterstützung, beispielsweise durch die Kontaktanbahnung zu Importeuren, und weitere detaillierte Marktinformation. Die Mitarbeiter der CMA im In- und Ausland verfügen über ein umfangreiches Spezialwissen zu allen Markt- und Handelsfragen, die im Zusammenhang mit dem Export von Lebensmitteln auftreten. Diese Kenntnisse umfassen auch das Fachwissen über spezielle Markt- und Produktsegmente aus dem Bereich der Ernährungs- und Agrarwirtschaft, 18 34 Fleischforum.de vom 31.10.2007 Deutsche Lebensmittel: Exportschlager mit sicherem Navigationssystem? Instrumente der Exportförderung Besonderheiten bei Exportverfahren von Lebensmittel in einzelnen Ländern oder Absatzpotentiale. Auf Wunsch erstellt die CMA Importeur- und Handelspartnerprofile, hilft bei der Kontaktanbahnung zu ausländischen Importeuren und Handelspartnern und assistiert bei Kontaktund Verhandlungsgesprächen. Die CMA bietet für deutsche Lebensmittelexporteure die umfangreichsten und am stärksten branchenspezifisch ausgerichteten Unterstützungsleistungen bei der Auslandsmarkterschließung an. Die Angebotspalette der CMA erreicht sowohl bei der Bekanntheit als auch bei der Nutzung höchste Werte. Den meisten Befragten (87%) ist die Exportberatung durch die CMA im Inland bekannt, gefolgt von den Markt- und Länderinformationen mit 83%. Diese sind von 69% der Befragten bereits genutzt worden und erreichen damit in Bezug auf die Nutzung den höchsten Wert. 69% Marktstudien und Länderinformationen der CMA 83% 54% Exportberatung durch die CMA im Inland 87% 60% Kontaktvermittlung zu Importeuren durch die CMA 77% 49% Beteiligung an CMA-Stand auf Auslandsmessen 77% 44% CMA-Auslandsbüros 0% 74% 50% Nutzung Abb. 18 100% 150% Bekanntheit CMA-Angebote im Überblick 5 Trends und Entwicklungen der Exportförderung in der Europäischen Union Im Rahmen der Befragung ist das durch die CMA angebotene Gemeinschaftsmarketing als bedeutendes Förderinstrumentarium bei der branchenbezogenen Auslandsmarkterschließung identifiziert worden. Eine Studie des Absatzfonds, die das Gemeinschaftsmarketing und die Exportförderung für Produkte der Land- und Ernährungswirtschaft in zweiundzwanzig EU-Mitgliedstaaten untersucht hat,19 kommt zu dem Ergebnis, dass in allen wichtigen europäischen Staaten Systeme für das branchenbezogene Gemeinschaftsmarketing bestehen. Die Bedeutung des Gemeinschaftsmarketings ist in allen Ländern unumstritten und wird fortgeführt, um insbesondere kleinen und mittelständischen Unternehmen die Bearbeitung von Auslandsmärkten zu ermöglichen.20 Die Finanzierung dieser Systeme wird sowohl von der Branche als auch vom Staat getragen. Das Gemeinschaftsmarketing wird derzeit in einigen EU-Mitgliedsstaaten sowohl im Hinblick auf die Finanzierung als auch auf die Tätigkeitsschwerpunkte neu ausgerichtet. Insbesondere werden die Mitspracherechte der Beitragszahler bei der Gestaltung der Aktivitäten gestärkt und effektive Controllinginstrumente eingeführt. Zusätzlich werden in einigen Ländern neue Institutionen aufgebaut, die die Koordination bestehender Einrichtungen verbessern sollen. 19 Absatzfonds der deutschen Land- und Ernährungswirtschaft (Hrsg.), Gemeinschaftsmarketing und Exportförderung für Produkte der Land- und Ernährungswirtschaft in EU-Mitgliedsländern, Bonn, Juni 2007 20 Absatzfonds der deutschen Land- und Ernährungswirtschaft, 2007, S. 5. 35 Deutsche Lebensmittel: Exportschlager mit sicherem Navigationssystem? Instrumente der Exportförderung Imagewerbung tritt in den Vordergrund In nahezu allen EU-Mitgliedstaaten profiliert sich die Ernährungsindustrie über Imagewerbung. In Ländern wie beispielsweise Frankreich, Spanien und Dänemark nimmt die Bedeutung der Imagewerbung deutlich zu. Imagewerbung wird in den Ländern der EU als eine sinnvolle und notwendige Ergänzung des produktspezifischen Marketings angesehen. Welche Relevanz der Imagewerbung beigemessen wird, zeigt die Schaffung neuer Institutionen (Frankreich) oder die umfangreiche Budgetausstattung für die Bewerbung eines positiveren Bildes des Landes bzw. der landesspezifischen Lebensmittel (Dänemark und Spanien). Weiterentwicklung der Tätigkeiten der Gemeinschaftsmarketingorganisationen In einigen Ländern gehen die Aktivitäten des Gemeinschaftsmarketings mittlerweile weit über das Gemeinschaftsmarketing im klassischen Sinne hinaus. Das Gesamtkonzept wird durch innovative Ansätze zur Förderung der Wettbewerbsfähigkeit der Branche erweitert. Neben der Absatzförderung kommt vor allem den Bereichen Forschung, Produktentwicklung und Wissenstransfer eine wachsende Bedeutung zu. Diese Feststellung trifft gerade auf sehr exportstarke und besonders wettbewerbsfähige Länder wie beispielsweise Dänemark und die Niederlande zu. 6 Zwischenfazit Die Darstellung des deutschen Förderinstrumentariums zur Auslandsmarkterschließung zeigt die besondere Bedeutung der CMA als Hauptanlaufstelle für Unternehmen der Ernährungsindustrie bei der Unterstützung von Auslandsaktivitäten. Neben der Spezialisierung auf die besonderen Fragestellungen der Ernährungsindustrie ist das umfassende Angebot verschiedener Dienstleistungen aus einer Hand besonders hervorzuheben. Hierbei wird das gesamte Spektrum möglicher Förderinstrumente, von branchenbezogenen Marktinformationen bis hin zur Kontaktanbahnung mit Importeuren, abgedeckt. Die Instrumente der CMA, insbesondere die Marktstudien und Länderinformationen, sowie die eigenen Ausstellungen auf Auslandsmessen schneiden bei Bekanntheit, Nutzung und Bewertung in der Unternehmensbefragung am besten ab. Alle CMA-Angebote wurden sogar von mindestens jedem dritten Studienteilnehmer schon einmal genutzt. Bei den bestehenden Instrumenten des BMELV handelt es sich vielfach um die Instrumente der allgemeinen Außenwirtschaftsförderung, jedoch mit stärkerer branchenbezogener Ausrichtung. Als Beispiele hierfür können die Delegationsreisen des BMELV angeführt werden, die eine Sonderform der politischen Flankierung darstellen oder das Messeprogramm des BMELV mit Ausrichtung auf Agrar- und Ernährungsmessen. Was das Angebot des BMWi betrifft, so spielen für die befragten Unternehmen die Auslandshandelskammern, die finanziellen Förderinstrumente und die deutschen Botschaften die wichtigste Rolle im Rahmen der Exporttätigkeit. Die Dienstleistungen der bfai einschließlich des von ihr betreuten Internetportals iXPOS sind weniger als der Hälfte der befragten Unternehmen bekannt. Die Leistungen der bfai wurden bislang nur von einem Drittel der befragten genutzt, während das Internetportal iXPOS mit 4% den geringsten Wert bei der Nutzung aufweist. 36 Deutsche Lebensmittel: Exportschlager mit sicherem Navigationssystem? Eigene Ausstellungen auf Auslandsmessen 67% Marktstudien und Länderinformationen der CMA Angebote, die mehr als 50% der Befragten kennen Instrumente der Exportförderung 85% 69% 83% Exportberatung durch die CMA im Inland 54% 87% Dienstleistungsangebot der Auslandshandelskammern 56% 83% Kontaktvermittlung zu Importeuren durch die CMA 60% Euler Hermes Exportkreditversicherung 77% 45% Beteiligung an CMA-Stand auf Auslandsmessen 81% 49% CMA-Auslandsbüros 77% 44% Beteiligung an Bundesländerstand auf Auslandsmessen 74% 39% Dienstleistungen der KfW 24% Dienstleistungen der Deutschen Botschaften 26% 0% 75% 63% 55% 40% 80% Nutzung Abb. 19 120% 160% Bekanntheit Bekanntheit und Nutzung der Förderinstrumente Bei der Bekanntheit und Nutzung zeigt sich, dass die Angebote von Bund und CMA gleich aufliegen. Beteiligung an Bundesländerstand auf Auslandsmessen 89% Beteiligung an CMA-Stand auf Auslandsmesse 86% Eigene Ausstellungen auf Auslandsmessen 81% Dienstleistungsangebot der Auslandshandelskammern 81% CMA-Auslandsbüros 80% Marktstudien und Länderinformationen der CMA 79% Euler Hermes Exportkreditversicherung 79% Exportberatung durch die CMA im Inland 71% Kontaktvermittlung zu Importeuren durch die CMA 0% Abb. 20 67% 20% 40% 60% 80% 100% Bewertung der Förderinstrumente Insgesamt lassen sich die bewerteten Instrumente in drei Kategorien einteilen: 1. Vermarktung der eigenen Produkte im Ausland 2. Beratungsleistungen 3. Markt- und Länderinformationen Die beste Bewertung hinsichtlich der Nützlichkeit entfiel auf die Möglichkeit eigene Produkte auf Auslandsmessen zu vermarkten. Die Angebote der Bundesländer und der CMA werden dabei etwa gleich bewertet. Auch die in Eigenregie organisierte Ausstellung auf einer Auslandsmesse wird als hilfreich bewertet obwohl in diesem Fall deutlich höhere Kosten auf das Unternehmen zukommen. Eine ähnlich positive Bewertung erlangten die Angebote der AHK und der CMA-Auslandsbüros. Auch hier zeigt sich kein signifikanter Unterschied, welche Institution eine Anlaufstelle im Ausland anbietet. Beide werden von den Unternehmen fast gleich bewertet. Bei der Bereitstellung von branchenspezifischen Informationen kann sich die CMA besser positionieren als Angebote des Bundes. Überraschend ist, dass die bfai, die zumindest 40% der Befragten bekannt ist und hier von jedem Dritten einmal genutzt wurde, bei der Bewertung der Nützlichkeit keine signifikante Zustimmung erreichen konnte. 37 Deutsche Lebensmittel: Exportschlager mit sicherem Navigationssystem? Instrumente der Exportförderung Unabhängig von der Institution, die eine Maßnahme oder ein Förderinstrumente anbietet, hat die Möglichkeit zur Vermarktung für die Unternehmen den höchsten Stellenwert gefolgt von der Beratung vor Ort. 38 Deutsche Lebensmittel: Exportschlager mit sicherem Navigationssystem? Internationalisierungsstrategien für die deutsche Ernährungsindustrie E Internationalisierungsstrategien für die deutsche Ernährungsindustrie Der Export über die Muttergesellschaft in Deutschland ist in der mittelständisch geprägten deutschen Ernährungsindustrie zwar die dominierende Organisationsform für den Vertrieb ihrer Produkte ins Ausland. Insbesondere zur Erschließung geografisch entfernter Märkte sollten Mittelständler ähnlich wie die großen internationalen Nahrungsmittelhersteller allerdings alternative Optionen zum Export in Betracht ziehen. Eigene Produktionsstätten im Ausland oder der Vertrieb über eigene oder als Joint Venture betriebene Tochtergesellschaften im jeweiligen Zielland bieten eine deutlich größere Marktnähe, sind auf der anderen Seite aber auch mit erheblichen Herausforderungen verbunden. Noch mehr als für den Export gilt hier: der Gang ins Ausland bedarf einer sorgfältigen Vorbereitung. 1 Gründung von Joint Ventures im Ausland Die Westfleisch eG ist erfolgreich auf dem osteuropäischen Markt präsent und hat sich auch auf Drittlands-Märkten etabliert. In China gründete das Unternehmen ein Joint Venture in Shanghai für die Weiterverarbeitung von Schweinedärmen für die Pharmaindustrie. Ein weiteres Joint Venture soll in Rumänien gegründet werden. Joint Ventures sind in vielen Schwellenländern im Rahmen einer schrittweisen Marktöffnung der lokalen Wirtschaft die erste Möglichkeit für ausländische Investoren, sich frühzeitig in aufstrebenden Märkten zu etablieren. Zugleich bedeutet die Gründung eines Joint Ventures eine deutlich geringere Kapitalbindung als die Gründung einer eigenen ausländischen Tochtergesellschaft. Joint Ventures bieten den Vorteil, auf lokale Marktkenntnisse und Ressourcen zurückgreifen zu können, und zugleich einen maßgeblichen Einfluss auf die Steuerung des Gemeinschaftsunternehmens ausüben zu können. Der Schlüssel zum Erfolg bei der Gründung eines Joint Ventures ist die Suche nach einem geeigneten und verlässlichen Kooperationspartner. Ein zentraler Erfolgsfaktor bei der Ausgestaltung eines Joint Ventures ist die Beteiligung des lokalen Partners am Erfolg des Gemeinschaftsunternehmens. Die Zusammenarbeit mit lokalen Partnern bietet drei zentrale Vorteile: 1. Kenntnisse der lokalen Gesetzgebung, Bürokratie und Geschäftspraktiken 2. Verständnis der lokalen Konsumgewohnheiten 3. Aufbau von lokalen Netzwerken Für die Gründung eines Joint Ventures kommt natürlich auch eine ausländische Firma in Betracht, die bereits länger vor Ort tätig ist und daher über umfassende Erfahrungen in den genannten Themenbereichen verfügt. Bsp. 2 Joint Ventures in der Milchindustrie Bereits seit 10 Jahren exportiert der dänische Molkereikonzern Arla Foods seine Produkte nach Russland und arbeitete beim Vertrieb mit einem lokalen Partner zusammen. Mit diesem Partner gründet Arla nun ein Joint Venture, um der wachsenden Nachfrage nach Milchprodukten auf dem russischen Markt nachzukommen. Das neu gegründete Unternehmen wird ca. 130 Mitarbeiter beschäftigen und für die Bereiche Marketing, Verkauf und Vertrieb der Arla-Produkte zuständig sein. Arla Foods wird einen 75%igen Anteil am Gemeinschaftsunternehmen halten. Die Funktion des Geschäftsführers übernimmt der Inhaber des bisherigen Vertriebspartners21. Gemeinsam mit dem thailändischen Unternehmen Thai Advanced Food wird die internationale Molkereigenossenschaft Campina ein Joint Venture in Thailand gründen. Thai Advanced Food produziert hauptsächlich Joghurtprodukte und ersetzt den bisherigen Partner von Campina im thailändischen Markt Thai Dairy Industries. Marketing, Verkauf und Logistik werden die Hauptfelder des Joint Ventures sein, für das ca. 600 Mitarbeiter tätig sein werden. Campina kann auf diese Weise zusätzlich sein Know-how im Bereich gesundheitsorientierter Produkte ausbauen22. 21 22 Vgl. LZ vom 05.04.2007 Vgl. LZ vom 06.07.2007 39 Deutsche Lebensmittel: Exportschlager mit sicherem Navigationssystem? Internationalisierungsstrategien für die deutsche Ernährungsindustrie 2 Vertrieb über Tochtergesellschaften im Ausland Die Gründung einer Vertriebsniederlassung ist zwar weniger risikobehaftet als der Bau einer Produktionsstätte. Wesentliche Herausforderungen wie die Suche nach qualifizierten Mitarbeitern, die Identifikation von verlässlichen Logistikpartnern sowie der Umgang mit der nationalen Gesetzgebung und Verwaltung sind aber auch bei der Wahl dieser Form der Auslandsmarkterschließung zu berücksichtigen. Die Gründung einer Vertriebsgesellschaft ist insbesondere für Unternehmen geeignet, deren Produkte aufgrund ihrer Beschaffenheit relativ problemlos aus Deutschland importiert werden können. Eine Vertriebsniederlassung bietet dann die Möglichkeit, sich mit begrenztem Risiko über einen ausländischen Markt oder eine ganze Exportregion zu informieren und diese mit einem gegebenenfalls regionsspezifischen Produktsortiment zu erschließen. Bereits im Jahr 1998 gründete Haribo in der tschechischen Stadt Brünn eine Vertriebsniederlassung und kurz darauf ein Werk in Ungarn, von dem aus der osteuropäische Markt beliefert wird23. Seit 2003 ist Haribo mit einer hundertprozentigen Tochtergesellschaft in Moskau vertreten. Bsp. 3 Vertriebsgesellschaft in Polen Die Westfleisch-Gruppe betreibt heute zwei Tochtergesellschaften in Polen und Ungarn. Von der Niederlassung in Polen (Ratibor) werden sowohl der polnische als auch der tschechische und slowakische Markt betreut. In Moskau gibt es zudem ein Vertriebsbüro24. Vor Ort arbeitet das Unternehmen sowohl mit einheimischen als auch mit deutschen Mitarbeitern zusammen. Besonderen Wert legt Westfleisch darauf, dass Exportmärkte in der Regel von Muttersprachlern betreut werden25. Mit dieser Strategie konnte sich die Westfleisch-Gruppe zum Beispiel in Ungarn erfolgreich etablieren, so dass diese Niederlassung heute als Profit Center betrieben wird, die ihre Produkte von der Zentrale in Münster bezieht. Der Einsatz von lokalen Mitarbeitern ist ein entscheidender Erfolgsfaktor sowohl bei der Suche nach und Zusammenarbeit mit lokalen Geschäftspartnern als auch bei der Überwindung von kulturellen Grenzen. Für die Anfangsphase empfiehlt sich oft ein Mix aus erfahrenen Mitarbeitern aus dem deutschen Mutterunternehmen und einheimischen Kräften. Klare Kommunikationswege und Durchgriffsmöglichkeiten für das Mutterunternehmen sind gerade bei der Erschließung neuer Märkte unerlässlich. 3 Eigene Produktionsstätten im Ausland Mit dem höchsten Risiko und dem höchsten finanziellen Aufwand verbunden ist der Aufbau eigener Produktionsstätten im Ausland. Dennoch zeigen bekannte Beispiele, dass diese Option der Auslandsmarkterschließung auch von der mittelständischen Ernährungsindustrie wahrgenommen wird. Bsp. 4 Printenproduktion in Polen Seit 1998 verfügt der Aachener Printenfabrikant Lambertz über eine Produktionsstätte in Polen. Nach eigenen Angaben stieg der Umsatz im letzten Geschäftsjahr um 32% auf 25,7 Mio. Euro. Von Polen aus werden zahlreiche osteuropäische Länder, darunter Tschechien, Rumänien, die Ukraine und Russland beliefert. Zu den entscheidenden Erfolgsfaktoren zählt Lambertz die konsequente Ausrichtung an den Bedürfnissen der lokalen Kundschaft. Ein speziell für den osteuropäischen Markt entwickeltes Sortiment berücksichtigt die Geschmacksgewohnheiten sowie die noch niedrigen Einkommen der Kunden. Hinzukommt, dass die polnischen Konsumenten Printen nicht nur mit Weihnachten assoziieren, sondern das ganze Jahr über kaufen26. 23 Vgl. Unternehmenshomepage Vgl. Unternehmenshomepage, Pressemitteilungen vom 24.09.06 und 20.06.07 ebenda 26 Vgl. Unternehmenshomepage Lambertz sowie www.dw-world.de vom 21.12.2004 24 25 40 Deutsche Lebensmittel: Exportschlager mit sicherem Navigationssystem? Internationalisierungsstrategien für die deutsche Ernährungsindustrie Beim Aufbau eigener Produktionsstätten im Ausland müssen sich Nahrungsmittelhersteller insbesondere den folgenden Herausforderungen stellen: 1. Suche nach einem geeigneten Produktionsstandort 2. Umgang mit regulatorischen Rahmenbedingungen 3. Sicherung der Rohstoffverfügbarkeit und Aufbau einer funktionierenden Lieferkette 4. Suche nach qualifiziertem Personal sowie 5. Finanzierung und Risikoabsicherung der Investition. Bei jeder Produktion im Ausland ist zu beachten, dass die für die Sicherung der Produktion erforderliche Infrastruktur in hinreichender Qualität vorhanden ist und die notwendigen Rohstoffe in ausreichender Menge und Qualität verlässlich zur Verfügung stehen. Beispielsweise sah sich der Joghurt- und Dessertproduzent Ehrmann zu Beginn seiner Tätigkeit in Russland mit einem Mangel an Milchkühen konfrontiert und musste anfangs noch Tiere aus Deutschland importieren. Gerade für die Produktion frischer Lebensmittel wie Milchprodukte oder Fleisch ist das Vorhandensein einer funktionierenden Lieferkette ein zentraler Erfolgsfaktor. Hier besteht in vielen Ländern Osteuropas und Asiens noch erheblicher Nachholbedarf. Wie das Beispiel 5 zeigt, kann ein erster Schritt ins Ausland auch darin bestehen, sich mit einem Unternehmen aus der gleichen Branche zusammenzuschließen und die eigene Produktion unter dem Dach eines bestehenden Werks aufzubauen. Dieser Schritt minimiert zunächst die finanziellen Risiken. Bsp. 5 Milchprodukte in Russland Die Firma Ehrmann errichtete im März 2000 im russischen Raos nahe Moskau eine eigene Produktionsstätte. Im Jahr 2005 erzielte Ehrmann einen Umsatz von mehr als 105 Mio. Euro und erwirtschaftete damit ein Viertel des gesamten Konzernumsatzes auf dem russischen Markt. Der Marktanteil liegt mittlerweile bei beachtlichen 29%. Auch wenn sich erste Anzeichen für eine Sättigung des Marktes zeigen, schätzt der Branchendienst 27 Agrar-Europe , dass im Jahr 2007 Umsätze in Höhe von ca. 1,07 Mrd. Euro mit Joghurt erzielt werden. Eindeutiger Beleg für die anhaltende Attraktivität des russischen Marktes ist, dass nach Ehrmann weitere ausländische Unternehmen wie Campina oder Danone eigene Werke in Russland errichteten. Inzwischen nutzt Ehrmann sein russisches Werk sogar für die Belieferung des chinesischen Marktes. Nachdem die Hochland AG ursprünglich die Produktionseinrichtungen der Firma Ehrmann mitnutzte, hat sie im Jahr 2003 ein eigenes Werk in Raos in Betrieb genommen und damit eigene Produktionskapazitäten aufgebaut. Dort produzieren heute mehr als 200 Mitarbeiter Schmelzkäse für den russischen Markt, auf dem die Marke nach eigenen Angaben eine Bekanntheit von 60% hat. Den genannten Herausforderungen stehen die enormen Chancen gegenüber, die sich ausländischen Lebensmittelherstellern in den Schwellenländern Mittel- und Osteuropas sowie Asiens aufgrund des wirtschaftlichen Wachstums dieser Märkte und der sich verändernden Konsumgewohnheiten bieten. Beispiele für wachsenden Wohlstand und sich wandelndes Konsumverhalten sind die für deutsche Lebensmittelexporte besonders wichtigen Länder Polen und Russland. Trend zu Convenience in Polen Von 2001 bis 2005 sind die durchschnittlichen Löhne und Gehälter in Polen um 20% angestiegen28. Mit steigenden Einkommen geht zwar eine Verschiebung der Konsumausgaben zugunsten von langlebigen Konsumgütern wie Elektroartikeln oder Freizeitartikeln einher. Zugleich steigen aber auch die Ansprüche der Verbraucher an die Qualität von Lebensmitteln und Serviceleistungen. So zeigen sich in Polen bereits erste Anzeichen für eine Annäherung an westliche Lebensgewohnheiten. Schätzungen gehen davon aus, dass im Jahr 2010 bereits 28% der Polen in einem Ein-Personen-Haushalt leben werden. Dementsprechend steigt heute schon die Nachfrage nach Fertig- und Tiefkühlprodukten. Das derzeitige Angebot ist allerdings noch beschränkt und zeigt Potential für weiteres Wachstum, insbesondere für ausländische Hersteller, die über langjährige Erfahrung mit der Herstellung derartiger Convenience-Produkte verfügen. Ein ähnliches Bild zeigt sich 27 28 Vgl. Handesblatt vom 16.11.2006, Unternehmenshomepage Ehrmann und Hochland From Sao Paulo to Shanghai (2006), S.189 41 Deutsche Lebensmittel: Exportschlager mit sicherem Navigationssystem? Internationalisierungsstrategien für die deutsche Ernährungsindustrie auch für Bio-Produkte. In polnischen Geschäften findet sich ein Sortiment aus 200 bis 300 Produkten, während im europäischen Durchschnitt 2.000 bis 3.000 Produkte angeboten werden29. Qualitätsorientierte russische Verbraucher Schon heute ist Russland der drittgrößte Markt für Lebensmittel in Europa. Es wird erwartet, dass der russische Nahrungsmittelmarkt bis 2010 ein Volumen von bis zu 350 Mrd. Euro erreicht. Die russischen Konsumenten profitieren seit Beginn des neuen Jahrtausends von der positiven wirtschaftlichen Entwicklung und den damit einher gehenden steigenden Einkommen. Qualität und Services sind auch hier zwei Faktoren, die an Bedeutung gewinnen. Nach einer Umfrage30 haben 45% der Befragten Angst davor, Produkte von niedriger Qualität zu kaufen. Auf die Frage, wofür man eine 10%ige Steigerung des Einkommens ausgeben würde, antworten 21% sogar für höherwertige Lebensmittel. Nur für Freizeitgüter würde ein gleich hoher Anteil der Befragten das zusätzliche Geld ausgeben. Hieran zeigt sich, dass Qualität und Verlässlichkeit auch bei Lebensmitteln für den russischen Verbraucher inzwischen einen hohen Stellenwert haben. Ausländischen Herstellern bietet sich die Chance, sich über diese Faktoren zu profilieren und von den nationalen Wettbewerbern abzusetzen. Denn der Slogan "Made in Germany" gilt für viele Russen als Garant für hohe Qualität, auch wenn die Produkte im eigenen Land hergestellt wurden. Aufgrund fehlender staatlicher Qualitätsstandards haftet den russischen Produkten dagegen oft noch ein negatives Image an31. Ein weiterer wichtiger Trend für die Nahrungsmittelindustrie in Russland ist, dass die Russen verstärkt auswärts essen und Restaurants besuchen. Dieser Trend resultiert zum einen aus dem Wunsch, sich etwas zu gönnen, zum anderen aber auch aus den veränderten Lebensgewohnheiten, die die Zeit für das Kochen zu hause deutlich einschränken. Convenience ist also ein Trend, der auch in Russland an Bedeutung gewinnt32. Das Beispiel 6 zeigt, dass neben dem russischen auch der weißrussische Markt Potenziale für die Produktion und den Vertrieb von Lebensmitteln bietet33, die lokale Unternehmen mangels des erforderlichen Know-hows nicht nutzen können, die aber zugleich auch auf dem Weg des Exports von ausländischen Herstellern nicht erschlossen werden können. Bsp. 6 Getränkeproduktion in Weißrussland Die Unternehmensgruppe LEAHG Holding errichtet am Standort Vysokoje, Gebiet Brest, Weißrussland, ein Unternehmen zur Herstellung und Abfüllung von Fruchtsäften, flüssiger trinkfertiger Kindernahrung und alkoholfreien Getränken. Des Weiteren soll in einer zweiten Investitionsstufe (2010/2011) die traditionelle Obstund Gemüseverarbeitung mit dem Ziel der Herstellung von Säften und Konzentraten aufgebaut werden. Somit entsteht das erste westeuropäische Produktionsunternehmen dieser Art namens „Fruchtsaftgetränkefabrik WDH“ (FGF) auf dem Territorium Weißrusslands.In Weißrussland und den angrenzenden GUS-Staaten fehlt es in erster Linie an qualitativ hochwertigen Produkten zu Verkaufspreisen, die die Mehrheit der Bewohner zu bezahlen bereit sind. Vorhandene westeuropäische Produkte sind aufgrund der hohen Einfuhrabgaben (Zölle) und weiten Transportwegen in einem hohen Preissegment angesiedelt. Vergleichbare Inlandsprodukte in entsprechender Qualität und Quantität sind nicht vorhanden. Ziel der LEAHG-Gruppe ist es, mittelfristig Marktführer für trinkfertige Kindernahrung in Weißrussland zu werden und die im weißrussischen Werk hergestellten Produkte, die auch Fruchtsäfte, Mineralwasser, Erfrischungs- und Wellnessgetränke umfassen, auch in die GUS-Staaten, Polen und das Baltikum zu exportieren. Über die Produktionsstätte in Weißrussland soll demnach insbesondere der Markt für Kindersäfte in der gesamten Region erschlossen werden. Um sich gegen die politischen Risiken Weißrusslands abzusichern, hat die LEAHG-Gruppe eine Investitionsgarantie des Bundes beantragt und erhalten. Dies stellt für die Zukunft des Projektes FGF und den Investor eine erhebliche Planungssicherheit dar34. 29 Vgl. From Sao Paulo to Shanghai (2006) , S.177ff Vgl. McKinsey (2007) sowie LZ vom 13. April 2007 31 ebenda 32 From Sao Paulo to Shanghai (2006), S.230 33 ebenda, S. 232 34 Investitionsgarantien der Bundesrepublik Deutschland - Investitionen im Ausland, Jahresbericht 2006, S.34f 30 42 Deutsche Lebensmittel: Exportschlager mit sicherem Navigationssystem? Internationalisierungsstrategien für die deutsche Ernährungsindustrie 4 Checkliste für den Gang ins Ausland Die Entscheidung, mit welcher Strategie (d.h. auf welchem Weg und in welcher Rechtsform) ein neuer Markt im Ausland erschlossen werden soll, hängt von etlichen unternehmensspezifischen Faktoren ab. Hierzu zählen unternehmensexterne Faktoren wie u. a. die Marktgröße des Zielmarktes, die Wettbewerbssituation des Unternehmens, die regulatorischen Rahmenbedingungen des Zielmarktes und die Konsumgewohnheiten im heimischen und im Zielmarkt ebenso wie unternehmensinterne Faktoren wie die Unternehmensgröße, die Finanzkraft des Unternehmens und die Erfahrung bei der Erschließung neuer Märkte im Ausland. Die beigefügte Tabelle soll als Leitfaden aufzeigen, welche der ausgewählten unternehmensexternen Faktoren für die jeweilige Markteintrittsform von besonderer Relevanz sind: Gründung einer Produktionsstätte im Zielmarkt Gründung einer Vertriebsgesellschaft im Zielmarkt Gründung eines Joint Ventures im Zielmarkt Sicheres politische Umfeld XXX XX XX Positive volkswirtschaftliche Entwicklung XXX XX XX Umfassende Kenntnisse über das regulatorische Umfeld des Zielmarktes XXX XXX XX Möglichkeit des Eigentumserwerbs an Grundstücken und Investitionsgütern XXX X X Umfassende Kenntnisse über den Zielmarkt und die Konsumgewohnheiten XXX XXX XX Unkomplizierte Anpassung der eigenen Produkte an Eßgewohnheiten der Konsumenten im Zielmarkt möglich bzw. keine Anpassung nötig XXX XXX X Differenzierungsmöglichkeiten gegenüber lokalen oder bereits präsenten internationalen Wettbewerbern z.B. über Qualität oder Services XXX XXX XX Verfügbarkeit von qualifiziertem Personal XXX XXX XXX Gesicherte Rohstofflieferung XXX X X Vorhandene Infrastruktur (Kühlkette, Transportlogistik) XXX XXX XXX Vertriebsstruktur vorhanden, insbes. internationale Handelsunternehmen vor Ort vertreten XX XX XX Tab. 4 Checkliste für den Gang ins Ausland 43 Deutsche Lebensmittel: Exportschlager mit sicherem Navigationssystem? Fazit F Fazit 1. Exportförderung ist für die deutsche Ernährungsindustrie unerlässlich Die Befragung der Unternehmen der deutschen Ernährungsindustrie hat die wachsende Bedeutung des Exports für die deutsche Ernährungsindustrie und dabei insbesondere die Bedeutung Europas als Zielregion für deutsche Lebensmittel bestätigt. Als einziges NichtEU-Land ist Russland nicht nur heute ein bedeutender Ausfuhrmarkt für deutsche Lebensmittel, sondern nimmt nach der Einschätzung der Befragten in den nächsten fünf Jahren weiter an Bedeutung zu. Aufgrund der mittelständischen Struktur der deutschen Ernähungsindustrie steuert die Mehrzahl der Unternehmen ihre Exporttätigkeit zentral aus dem deutschen Mutterunternehmen. Daher kommt der Exportförderung heute und in Zukunft ein hoher Stellenwert zu. 2. Branchenspezifische Förderangebote werden am häufigsten genutzt Aus dem breiten Angebot staatlicher und nichtstaatlicher Exportförderinstrumente und Informationsangebote nutzen die befragten Nahrungsmittelhersteller in erster Linie die etablierten Angebote, die spezifisch für die Branche entwickelt wurden und auf die Branche ausgerichtet sind. Dazu zählen insbesondere die Auslandsmessebeteiligungen und die Angebote der CMA im In- und Ausland. Trotz fehlender Branchenspezialisierung werden aber auch die Dienstleistungen der Auslandshandelskammern von den Befragten sehr positiv bewertet. Die Studie zeigt allerdings auch, dass sich die Dienstleistungen der CMA-Auslandsbüros in der Wahrnehmung der befragten Unternehmen kaum von denen der AHK unterscheiden. 3. Vielfalt der Förderangebote konsolidieren und Transparenz erhöhen Die Schaffung eines zentralen Anlaufpunktes für exportierende Unternehmen der deutschen Ernährungsindustrie erscheint gerade mit Blick auf die Vielfalt der Förder- und Informationsangebote und die teilweise mangelnde Differenzierung der anbietenden Institutionen in der Wahrnehmung der befragten Unternehmen ratsam. Ein erster Schritt in Richtung Transparenz wurde mit dem Start des Internetportals iXPOS.de unternommen. In der Befragung zeigte sich jedoch, dass diese Website vielen Unternehmen nicht bekannt ist. Die geplante Neugestaltung des Internetportals ist daher zwar ein erster Schritt in Richtung Praktikabilität, weitere Maßnahmen zur Steigerung des Bekanntheitsgrads sind jedoch erforderlich. Zudem kann eine intensivere Abstimmung der vorhandenen Angebote die Effektivität der Exportförderung weiter erhöhen. Deutsche Nahrungsmittelhersteller werden auch in Zukunft auf ein nutzenorientiertes Angebot an Maßnahmen und Instrumenten zur Förderung ihrer Exporttätigkeit angewiesen sein. Staatliche Institutionen und Verbände können wertvolle Unterstützung leisten, indem sie ihr Angebot aufeinander abstimmen, es an einem zentralen Ort zur Verfügung stellen und in regelmäßigen Abständen einer kritischen Prüfung unterziehen 4. Alternative Strategien zur Auslandsmarkterschließung prüfen Um Auslandsmärkte nachhaltig zu erschließen, kann es für Unternehmen sinnvoll sein, mit einer eigenen Vertriebsniederlassung oder Produktionsstätte im jeweiligen Zielmarkt tätig zu werden. Insbesondere die Marktentwicklung in den aufstrebenden Schwellenländern Asiens und Osteuropas zeigt, dass Unternehmen frühzeitig in diesen Märkten präsent sein müssen, um künftig erfolgreich sein zu können. Zahlreiche Beispiele aus der Ernährungsindustrie zeigen, dass eine schrittweise Erschließung der Auslandsmärkte zum Erfolg geführt hat. Neben Joint Ventures mit lokalen Partnern können beispielsweise auch Kooperationen zwischen deutschen Unternehmen derselben Unterbranche erfolgreich sind. Noch mehr als für den Export gilt hier: der Gang ins Ausland bedarf einer sorgfältigen Vorbereitung unter Abwägung und mit Absicherung der vorhandenen Risiken. 44 Deutsche Lebensmittel: Exportschlager mit sicherem Navigationssystem? Literaturverzeichnis Literaturverzeichnis Absatzfonds der deutschen Land- und Ernährungswirtschaft (Hrsg. 2007) Gemeinschaftsmarketing und Exportförderung für Produkte der Land- und Ernährungswirtschaft in EU-Mitgliedsländern Industrie- und Handelskammer Trier (Hrsg. o.J.) Schritt für Schritt auf Auslandsmärkte o.V. EG-Verordnung Nr. 2702/1999 o.V. EG-Verordnung Nr. 2826/2000 o.V. (2006) Investitionsgarantien der Bundesrepublik Deutschland - Investitionen im Ausland, Jahresbericht 2006 PricewaterhouseCoopers (2005) From Bejing to Budapest Winning Brands, Winning Formats PricewaterhouseCoopers (2006) From Sao Paulo to Shanghai New consumer dynamics: the impact on modern retailing Statistisches Bundesamt (2007) Statistisches Jahrbuch 2007 45 Deutsche Lebensmittel: Exportschlager mit sicherem Navigationssystem? Internetquellen Internetquellen o.V. www.agaportal.de o.V. www.ahk.de o.V. Arla gründet Joint Venture in Russland http://www.lz-net.de/archiv/lznet/mylznet/pages/show.prl?params=keyword %3D%26all%3D%26type%3D%26where%3D%26suchid%3D419529%26quelle%3D1%26 laufzeit%3D&id=58003&currPage=1 o.V. www.auswaertiges-amt.de o.V. www.bdi.eu o.V. www.bfai.de o.V. www.bmelv.de o.V. www.bmwi.de o.V. www.bve-online.de o.V. Campina gründet JV in Thailand http://www.lz-net.de/archiv/lznet/mylznet/pages/show.prl?params=keyword %3D%26all%3D%26type%3D%26where%3D%26suchid%3D419527%26quelle%3D1%26 laufzeit%3D&id=59597&currPage=1 o.V. www.cma.de o.V. CMA – ist Bestes vom Bauern auch Bestes für den Bauern?, http://www.fleischforum.net/news.php4?nid=7&backid=1&ncid=3580&page=, 31.10.2007 o.V. www.deinternational.de o.V. www.destatis.de o.V. www.kfw.de o.V. Lebensmittelpionier stößt an erste Grenzen, http://www.holtzbrinck-schule.de/pshbs?fn=holtzbrinckschule&sfn=load_binary&id=673, 01.11.2007 o.V. www.leahg.de 46 Deutsche Lebensmittel: Exportschlager mit sicherem Navigationssystem? Internetquellen o.V. www.lz-net.de o.V. www.mercosur.int/msweb/ o.V. Osteuropa: Attacke oder Abzug, http://www.lz-net.de/dossiers/aktuell/pages/show.prl?id=3007&backid =2539&backurl=find%2Eprl%3Fkey%3D%26currPage%3D1, 01.11.2007 o.V. www.polixea-portal.de o.V. Printen im Zeichen der Sonne, http://www.dw-world.de/dw/article/0,2144,1433940,00.html, 01.11.2007 o.V. Studie: Westmarken sind Statussymbole http://www.lz-net.de/dossiers/internationalisierung/pages/ protected/show.prl?id=3238&backid=2446, 01.11.2007 o.V. www.westfleisch.de o.V. www.iXPOS .de o.V. www.zmp.de 47 Deutsche Lebensmittel: Exportschlager mit sicherem Navigationssystem? Ansprechpartner Ansprechpartner PricewaterhouseCoopers AG WPG Gerd Bovensiepen Partner und Leiter des Competence Centers Retail & Consumer Moskauer Straße 19 D-40227 Düsseldorf Tel.: +49 211 981-2939 E-Mail: [email protected] Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie e.V. Dr. Sabine Eichner Lisboa Geschäftsführerin Claire-Waldoff-Str. 7 10117 Berlin Tel.: +49 30 200 786-151 E-Mail: [email protected] PricewaterhouseCoopers ist weltweit eines der führenden Netzwerke von Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaften und kann auf die Ressourcen von insgesamt 146.000 Mitarbeitern in 150 Ländern zugreifen. In Deutschland erwirtschaften 8.400 Mitarbeiter in den Bereichen Wirtschaftsprüfung und prüfungsnahe Dienstleistungen (Assurance), Steuerberatung (Tax) sowie in den Bereichen Transaktions-, Prozess- und Krisenberatung (Advisory) an 28 Standorten einen Umsatz von 1,35 Milliarden Euro. Seit vielen Jahren prüfen und beraten wir führende Industrie- und Dienstleistungsunternehmen jeder Größe. Stark ausgebaut wurde der Geschäftsbereich „Mittelstand“, der mittelständische Unternehmen mit einem dichten Kontaktnetzwerk direkt vor Ort betreut. Auch Unternehmen der öffentlichen Hand, Verbände, kommunale Träger und andere Organisationen vertrauen unserem Wissen und unserer Erfahrung. Aus gutem Grund: 399 Partner und rund 6.200 weitere Fachkräfte verfügen über umfassende Branchenkenntnisse in allen wichtigen Industrien. Für die Arbeit dieser Experten gelten nicht nur in fachlicher Hinsicht die höchsten Qualitätsmaßstäbe. Integrität, Unabhängigkeit und Objektivität sind Teil der Unternehmensphilosophie. Deshalb wird strikt darauf geachtet, Mandanten nur jene Leistungen aus einer Hand anzubieten, die nach den gesetzlichen Vorschriften – vor allem den spezifischen Regelungen für den amerikanischen Kapitalmarkt – erlaubt sind. Modernste Prüfungs-, Beratungs- und Bewertungsansätze unterstützen die Unternehmen dabei, den hohen Anforderungen im Wettbewerb gerecht zu werden. Competence Center Retail & Consumer Das Competence Center Retail & Consumer von PricewaterhouseCoopers ist ein interdisziplinäres Team aus Branchenspezialisten mit langjähriger Prüfungs- und Beratungserfahrung in Handel und Konsumgüterindustrie. Neben der Entwicklung spezifischer Lösungen für die Herausforderungen Ihrer Branche veröffentlicht das Team in Zusammenarbeit mit Wissenschaft und Verbänden Studien und Positionspapiere zu aktuellen Branchenthemen. Das globale Netzwerk von PricewaterhouseCoopers mit Teams in 50 Ländern sichert Ihnen den Zugang zu unserem Branchen-Know-how in lokalen Märkten und ermöglicht eine effiziente Projektdurchführung nach weltweit einheitlichen Qualitätsstandards. Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie e.V. Die BVE – Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie e.V. ist der wirtschaftspolitische Spitzenverband der Fachverbände und Unternehmen der Ernährungsindustrie in Deutschland. Die BVE vertritt die branchenübergreifenden Interessen der Lebensmittelhersteller in Berlin, Bonn und Brüssel. Über Fachverbands- und Unternehmensmitgliedschaften im Dachverband repräsentiert die BVE rund 90 Prozent der Branche. Von alkoholfreien Getränken bis zur Zuckerindustrie sind alle wichtigen Branchen bei uns vertreten. Branchenspezifische Aufgaben werden in den Fachverbänden bearbeitet. 48 www.pwc.de/de/retail-consumer www.bve-online.de