Wieviel Jod soll ein optimales Zitzendippmittel enthalten?

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Wieviel Jod soll ein optimales Zitzendippmittel enthalten?
Wieviel Jod soll ein optimales Zitzendippmittel enthalten?
Immer wieder taucht in der Praxis die Frage auf, welcher Gehalt an Jod in einem optimalen
Zitzendippmittel enthalten sein sollte. Welche Menge an Jod liefert eine optimale Leistung
und kann damit die beste Milchqualität bei gleichzeitiger Optimierung der Zitzenkondition
sichern?
Seit über 100 Jahren ist Jod als effektives Desinfektionsmittel mit einem breiten
Wirkungsspektrum bekannt. Für viele Einsatzzwecke bei Mensch und Tier wurden und
werden noch heute Tinkturen eingesetzt. Früher als
wasserbasierte, mit Natrium- oder
Kaliumjodid
allerdings
stabilisierte
Lösungen,
bei
denen
Nebenwirkungen,
wie
Hautirritationen, die Färbung von Haut und Stoffen und starker Geruch in Kauf genommen
werden mussten. In den 50er Jahren führte man Iodophore ein, die chemische Namen wie
ethoxylierte Alkylphenole, ethoxylierte Fettalkohole, ethoxylierte Polyoxypropanole und das
heutzutage
allseits
bekannte
Polyvinylpyrrolidone
(PVP)-Jod
tragen
und
diese
Nebenwirkungen nicht mit sich bringen.
Alle jodhaltigen ECOLAB Euterdippmittel enthalten den Wirkstoff Jod ausschließlich in Form
des PVP-(Polyvinylpyrrolidon)-Jod-Komplexes, der durch zahlreiche wissenschaftliche
Tests als gut abgesicherter Wirkstoff gilt.
Um die Leistung eines Produktes beurteilen zu können, ist es notwenig sowohl Aufbau als
auch den Wirkmechanismus von Jod zu kennen und zu wissen, wie und wo die
Desinfektionswirkstoffe den Erreger angreifen.
Der desinfizierende Wirkstoff Jod wirkt allein in seiner molekularen Form als freies
verfügbares Jod (J2). Auch in der neuen europäischen Gesetzgebung für die Registrierung
von Bioziden wird nur von Jod als solches gesprochen. Es gehört zu der chemischen Gruppe
der Halogene. Diese greifen eine Erregerzelle primär an den Proteinen an. Damit ist eine
gezielte und sehr wirksame Inaktivierung der Keime möglich, weil hier die Zelle direkt
angegriffen wird und nicht, wie bei anderen Wirkstoffen, nur die Struktur der Zellwand
verändert wird. Damit der desinfizierende Wirkstoff schnell bei den Erregern ankommt und
dort seine Arbeit leisten kann, muss dieser leicht verfügbar sein und sich abreagieren
können.
Daher ist es nicht verwunderlich, dass Jod verschiedene Strukturen ausbildet. Da wir aber
ein lagerstabiles Produkt brauchen, bei dem das frei verfügbare Jod nicht sofort zerfällt, wird
es bei dem weitbekannten PVP-Jod wie mit einer Klammer in einen Komplex eingebettet.
Der Trägerstoff PVP-Jod hat aber noch eine weitere Eigenschaft, die dazu beiträgt, die
Effektivität des frei verfügbaren Jods noch zu steigern. Damit frei verfügbares Jod überhaupt
wirken kann, muss es zunächst einmal an die Oberfläche des Erregers gelangen, um mit den
jeweiligen Oberflächenstrukturen und den Plasmaproteinen im Inneren der Zelle zu
reagieren. Das in Ecolab-Produkten schon seit langem eingesetzte Trägermolekül
Polyvinylpyrrolidon (PVP) zeigt eine hohe Affinität zur Zellmembran. Dies bedeutet also
vereinfacht ausgedrückt: der Trägerstoff PVP-Jod wirkt wie ein Carrier, das das frei
verfügbare Jod genau dort ablädt, wo es wirken soll.
Was ist nun der Unterschied zwischen dem frei verfügbaren Jod, das letztlich für die
Desinfektionsleistung verantwortlich ist, und dem Gesamtjodgehalt einer Formulierung?
Wie in der unten stehenden Abbildung1 beschrieben, besteht der Gesamtjodgehalt aus dem
verfügbaren Jod und anderen Jodverbindungen. Das verfügbare Jod ist der Anteil, der nach
einer bestimmten chemischen Bestimmungmethode mit Natriumthiosulphat nachgewiesen
werden kann. Eben jenem Anteil wird häufig am Markt die höchste Beachtung geschenkt.
Bei den Zitzendippmitteln kann dieser Anteil zwischen 1000 ppm und 5000 ppm liegen. Geht
man bei der Betrachtung der Struktur noch einen Schritt weiter, so gliedert sich das
verfügbare Jod in das im Komplex gebundene Jod und in das frei verfügbare Jod in seiner
molekularen Form. Wie viel Jod frei oder gebunden vorhanden ist, hängt sehr stark von der
Gesamtformulierung eines Produktes ab und kann nur im Labor analysiert werden. Es gibt
keine lineare, voraussagbare Beziehung zwischen freiem und gebundenem Jod.
Gesamtjodgehalt
Verfügbares Jod
(1000 bis 5000 ppm)
Gebundenes Jod
Jodid
Jodat
J2
5-15
ppm
Abb. 1: Gesamtjodgehalt
Doch was ist nun optimal für ein Zitzendippmittel?
Einerseits brauchen wir bei einem Zitzendippmittel schnelle Abtötungsraten – möglichst viel
frei verfügbares Jod. Generell liegen die optimalen Werte für Zitzendippmittel zwischen 5
ppm und 15 ppm. Andererseits wissen wir auch, dass frei verfügbares Jod mit zunehmender
Menge stärker hautirritierend wirkt. Folglich ist stets ein angeglichener Anteil an
Hautpflegekomponenten notwendig, um diese Eigenschaft auszugleichen. Da auch, wie
oben beschrieben, der Gehalt an dem desinfizierendem, frei verfügbaren Jod von der
Gesamtformulierung abhängt, kann die desinfizierende Wirkung nicht allein über den
Jodgehalt beurteilt werden. Entscheidend ist neben dem richtigen Gehalt an frei verfügbarem
Jod auch die Stabilität des Produktes. Diese ist bei allen Ecolab Produkten gewährleistet.
Fazit:
Die Angabe des komplexgebundenen PVP-Jods allein bietet noch keine Information über die
wirkliche Desinfektionsleistung eines Produktes. Für ein optimales Zitzendesinfektionsmittel
auf Jodbasis ist der Gehalt an frei verfügbarem Jod und die Stabilität des Wirkstoffs
entscheidend, da dies die Desinfektionsleistung kennzeichnet; weiterhin ist ein exakt
abgestimmtes Verhältnis an Hauptpflegekomponenten notwendig, um die hautirrierenden
Eigenschaften des freien Jods auszugleichen. Die Theorie „viel hilft viel“ kann nun im
Hinblick auf den Jodgehalt endlich verworfen werden.
Dr. Anne Selders
Ecolab Deutschland GmbH

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