Stipendiatenbericht von Yvonne Eichhorn, Schule Schloss Salem

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Stipendiatenbericht von Yvonne Eichhorn, Schule Schloss Salem
Stipendiatenbericht von Yvonne Eichhorn, Schule Schloss Salem
Mit der Gewährung des Dornier-Stipendiums hat sich für mich ein Traum erfüllt. Mir gefiel meine
ehemaligen Schule, das Schickhardt - Gymnasium in Herrenberg, aber es fehlten mir dort, trotz
zahlreicher Aktivitäten (MatheAG, MediationsAG, Magic-ScienceAG, Klassensprecherin, Kassiererin der
SMV, Leiterin der T-Shirt-AK und Schulverschönerungs-AK), doch die Herausforderungen. Ich hatte mir
ursprünglich ein Schuljahr im Ausland zum Ziel gesetzt, habe aber aufgrund eines Gespräches mit
meinen Deutschlehrer, der mir das Antragsformular für das Dornier-Stipendium gab, eine noch
reizvollere Aufgabe gefunden. Nicht nur ein Auslandsjahr und dann den üblichen Abschluss an meinem
Heimatgymnasium, sondern der Wechsel in das Internat Schule Schloss Salem, dem Internat in
Deutschland, mit dem Ziel des IB-Abschlusses. Für mich eine besondere Herausforderung, da ich
bisher mit der englischen Sprache nur in den Unterrichtsfach Englisch von Klasse 5-9 in Kontakt
gekommen war.
Trotz der Erfüllung dieses Traumes fiel es mir dann doch schwer meine Klasse, meine Sportkameraden,
meine Freunde und meine Familie zu verlassen. Auch mein Vorhaben, durch die IB-Klasse mein
Sprachvermögen schnell deutlich zu verbessern, gestaltete sich, vor allem in den ersten Schultagen,
als sehr schwer. Ich hatte Angst, mich übernommen zu haben und den Erwartungen nicht gerecht
werden zu können, die die Dornier-Stiftung und vor allem Herr Bueb, der mir beim Auswahlverfahren in
St. Afra sein Vertrauen geschenkt hat, an mich stellten.
In meiner ehemaligen Schule fiel es mit sehr leicht, einen freundschaftlichen Umgang mit meinen
Klassenkameraden zu haben und zu den Klassenbesten zu gehören. In meiner IB- Klasse in Salem
hatte ich am Anfang viele Fragen nicht verstanden und konnte deshalb auch nicht antworten. Und wenn
ich die Frage verstanden hatte, traute ich mich nicht zu antworten, da mir die englischen Worte fehlten.
In dieser ersten Schulwoche hatte ich auch noch keinen stabilen Kontakt zu Menschen in Salem,
denen ich diese Zweifel und Ängste hatte anvertrauen mögen.
Deshalb wandte ich mich zunächst an meine Eltern. Diese erinnerten mich dann in Telefonaten und EMails daran, dass der Wechsel in ein Internat nie leicht ist und dass der Wechsel der Unterrichtsprache
eine große Herausforderung ist, der man nicht in den ersten Tagen schon gerecht werden kann. Und sie
hatten Recht. Schon einige Tage später bemerkte ich, dass ich nicht die einzige in der Klasse war, die
mit der neuen Unterrichtsprache gefordert war. Ich nahm mir zunächst vor, um Kräfte zu sparen, nur die
verpflichtenden Aufgaben anzugehen. Vor allem weil mir meine Mentorin und einige Schüler, die schon
länger in Salem waren, rieten, nicht zu viele AGs zu machen.
Doch kurze Zeit später reizte mich die Round-Square AG, die Foto AG und die Basketball AG so sehr,
dass ich auch an diesen AGs teilnahm.
Besonders die Round-Square AG fand ich sehr interessant. Möglichkeiten zu finden, Geld für Kinder in
Kenia zu sammeln, um ihnen eine Schulausbildung zu ermöglichen. Als Stipendiatin weiß ich, dass
ohne die Unterstützung anderer vieles unmöglich ist. Deshalb will ich mit meinen Möglichkeiten helfen,
dass andere auch eine Chance haben. Die Weihnachtspost-Aktion verlief besser als geplant und auch
Sotheby’s at Salem hat viel Geld eingebracht.
Aber auch die Basketball AG hat es mir angetan. Da Turnen nur bedingt Mannschaftssport ist, war es für
mich eine völlig neue Erfahrung, in einer Gruppe anzutreten. Ich hatte zuvor nicht viel mit Basketball
zutun. Durch die gemischte Gruppe, in der manche schon mehrere Jahre Spielpraxis hatten, lernte ich
schnell dazu, und es machte von Anfang an Spaß.
Der Buß- und Bettagslauf und der Heiligenberglauf weckten in mir die Lust auf Laufen. Nächste Epoche
möchte ich an dem Hohenfels-Salem-Lauf teilnehmen. In Duke of Edinburgh habe ich eine weitere
Herausforderung gefunden. Das Ziel ist, in 3 Tagen 48 km zu gehen und alle Dinge, die man in diesen
drei Tagen braucht, im Rucksack mit zu nehmen.
An meinem Dienst habe ich ebenfalls großen Gefallen gefunden. Anfangs konnte ich mich kaum
entscheiden, weil ich alles gern gemacht hätte. Aber der Sozialdienst hat mich dann doch überzeugt.
Ich möchte Menschen helfen bzw. sie mit Besuchen erfreuen. Zwar hatte ich durch den Besuch meiner
Oma, die im Pflegeheim wohnt, schon ein wenig Erfahrung, doch war dies mit fremden Damen nicht
ganz so einfach. Nachdem ich beide Damen besser kennen gelernt hatte, fand ich in einer Dame einen
fast genauso großen Mensch-ärger-dich-nicht - Fan, wie ich einer bin. Mit der anderen Dame fiel es mir
etwas schwerer, da sie nicht viel redete und depressiv wirkte. Deshalb habe ich ihr viel von Salem
erzählt und habe mich gefreut, wenn sie mich am Ende kaum gehen lassen wollte. Inzwischen ist sie
aber so krank geworden, dass sie sich gar nicht mehr bewegen kann. Dies beschäftigt mich sehr.
Weiter interessierte ich mich für das Salemer Abzeichen. Dafür nahm ich an der ersten Runde des
Landeswettbewerbs Mathematik teil und erreichte dort einen 2. Platz. Über die Schule Schloss Salem
besuchte ich im Februar und im März zwei Schülermentorinnenlehrgänge in Nellingen-Ruit. Diese
Lehrgänge werden auch bei der Ausbildung zur Kunstturn-Trainerin C als Grundlehrgang anerkannt.
Mein Ziel ist es, im nächsten Schuljahr den Fachlehrgang und im übernächsten Jahr den
Prüfungslehrgang zur Kunstturn-Trainerin C zu absolvieren. Anschließend habe ich zwei Turnworkshops
angeboten. Im ersten Workshop brachte ich den interessierten Teilnehmern Handstand und Überschlag
bei, im zweiten Workshop das richtige Springen auf dem Trampolin und den Salto vorwärts. Für die
Senioren im Altenheim in Wespach organisierte ich ein gemütliches Beisammensein. Als erstes gab es
eine Kleinigkeit zu essen, danach spielte Marie ein Stück auf der Geige und zum Schluss spielten wir
alle gemeinsam.
Durch die Arbeitsstundenbefreiung war es mir im November erstmalig möglich, das Kunstturntraining
des TV Überlingen zu besuchen. Ich bin in die Turnabteilung des TV Überlingen eingetreten und
trainiere dort einmal die Woche 3 Stunden. Durch die Unterstützung der Schule konnte ich an allen fünf
Wettkämpfen in der Liga- Saison 2006 teilnehmen. Ich kam bei meinem Heimatverein, der WKG Gäu
Schönbuch I, am Sprung, Balken und Boden zum Einsatz und wir wurden Vizemeister in der Landesliga.
Mein Personal Project habe ich über Dr. Bernhard Bueb geschrieben. Ich habe deshalb äußerst
interessante Interviews mit seiner Frau Heike, seinem Bruder und seiner Schwägerin, mit Herrn Plate
und Herrn Meister, mit Herrn Poensgen und Herrn Petersen und mit Herrn Harder, seinem ehemaligen
Kollegen und dem ehemaligen Leiter der Odenwaldschule und seiner Tochter Leonie und natürlich
Bernhard Bueb selbst geführt. Ich hoffe, dass mein Personal Project Herrn Bueb gerecht wird.
Bald fliege ich nach Südafrika für einen achtwöchigen Austausch. Dort verspreche ich mir, Menschen
einer ganz anderen Kultur kennen zu lernen und sprachlich weiter zu kommen. Die Trimester in
Südafrika passen außerdem mit meinem Ziel, möglichst wenig Schule zu verpassen, gut zusammen, da
der Austausch überwiegend während unserer Sommerferien stattfindet.
Die vielen Austauschschüler, die dieses Jahr in Salem waren oder noch sind, geben mir sehr viel. So
habe ich viel darüber erfahren, was in anderen Ländern anders ist als hier.
Im Gegensatz zu früher investiere ich hier in Salem viel mehr Zeit in Hausaufgaben und Projekte. Salem
fordert und fördert mich sehr stark.
Eine große Veränderung war für mich auch, nicht mehr alleine ein Zimmer zu Verfügung zu haben. Es
erfordert deutlich mehr Disziplin, wenn sich drei Menschen ein kleines Zimmer teilen. Da entstehen
gelegentlich Spannungen, die ich so bisher nicht kannte.
Es hat mich sehr gefreut, dass ich als Repräsentantin für Salem nach Schulpforta zur
Stipendienauswahl mitgehen durfte. Dies gab mir nicht nur die Möglichkeit ein anderes Internat und
andere Schüler kennen zu lernen, sondern auch die Vor- und Nachteile Salems zu sehen. Ebenfalls
habe ich es als eine große Ehre empfunden, als Frau Sund mich bat, die Königin von Spanien durch
Salem zu führen.
Die Projektwoche „Kevin allein zu Haus“ gab mir Möglichkeiten, mich in Salem einzubringen. Ich
beaufsichtigte in dieser Woche mit Kathrin Neumüller die zusätzliche Arbeitsstunde und half bei den
Hausaufgaben.
Am Ende der 4ten Epoche wurde mein Angebot, anderen zu helfen z. B. bei Problemen bei den
Hausaufgaben, das erste Mal genutzt. Auch Frau Domianus bat mich, ihrer Tochter Handstand
beizubringen. Es ist ein schönes Gefühl, gebraucht zu werden und helfen zu können.
Bei einer Flügelausfahrt sahen wir den Film „ Der ewige Gärtner“. In diesem Film kann man sehen, wie
schlecht es den (vor allem schwarzen) Menschen in Afrika geht. Dieser Film hat mich so berührt, dass
ich vor habe, diesen Film der Schülerschaft zu zeigen, um anschließend darüber zu diskutieren. Denn
ich glaube, dass es in Salem viele Leute gibt, die wirklich was bewegen können, wenn man sie für
etwas begeistern kann.
Im Oktober darf ich zur Round-Square Konferenz nach Gordonstoun gehen. Ich freue mich jetzt schon
auf weitere Kontakte zu andere Menschen und Schulen.
Ich bin froh, dass ich die Chance bekommen habe, nach Salem gehen zu dürfen.
Yvonne

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