DGPPN-Pressemitteilung – DGPPN vergibt Forschungspreise 2015

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DGPPN-Pressemitteilung – DGPPN vergibt Forschungspreise 2015
Pressemitteilung
Nr. 53
27.11.2015
DGPPN Kongress I 25. bis 28. November I CityCube Berlin
DGPPN vergibt Forschungspreise 2015
Mit einer Reihe von Forschungspreisen zeichnet die DGPPN innovative Initiativen in den verschiedenen Forschungsbereichen aus, die zu verbesserten Kenntnissen über psychische Erkrankungen und zu neuen Ansätzen in Diagnostik und Therapie führen. Die Preise sind mit
über 70.000 Euro dotiert und werden im Rahmen des DGPPN Kongresses 2015 verliehen. Sie
gehen sowohl an bereits anerkannte Forscher wie auch an aufstrebende Nachwuchswissenschaftler.
DGPPN-Preis für pharmakologische Forschung 2015
Die DGPPN verleiht zum zweiten Mal den mit 14.000 Euro dotierten DGPPN-Preis für pharmakologische Forschung. Das Fördergeld mit einem Gesamtvolumen von 140.000 Euro wurde vom ehemaligen Förderverein „Psychopharmakotherapie e. V.“ an die DGPPN gespendet und wird bis 2024 als
Preisgeld ausgeschüttet.
2015 geht der DGPPN-Preis für pharmakologische Forschung an Univ.-Prof. Dr. med.
Markus Leweke vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim. In seiner ausgezeichneten Arbeit hat er ein grundlegendes Modell zur Rolle des körpereigenen Cannabinoidsystems bei
Psychosen entwickelt. Dabei kommt einem Botenstoff dieses Systems, dem Anandamid, eine schützende Rolle gegenüber psychotischen Symptomen zu. Prof. Leweke konnte für das aus der Cannabispflanze stammende reine Cannabidiol bei akuten schizophrenen Psychosen einen Anstieg des
Anandamidspiegel im Blut und eine damit zusammenhängende Verbesserung der Symptomatik
zeigen. Dies ebnet nun den Weg zu einem mechanistisch neuen Therapieansatz bei diesen schwerwiegenden Erkrankungen.
Hintergrund: Mit dem Preis soll innovative Psychopharmakotherapieforschung anerkannt und erfolgreich vorangetrieben werden. Ausgezeichnet werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler,
die sich in der Psychopharmakotherapieforschung durch fachlich überzeugende und zukunftswei-
sende Arbeiten hervorgetan haben. Kriterien für die Vergabe sind insbesondere die Relevanz der Forschungserkenntnisse für die Versorgung psychisch kranker Menschen, originelle Ansätze sowie die
methodische Qualität der Untersuchung.
DGPPN-Preis zur Erforschung von psychischen Erkrankungen 2015
Die DGPPN verleiht in Verbindung mit der Stiftung für Seelische Gesundheit den mit insgesamt
15.000 Euro dotierten DGPPN-Preis zur Erforschung von psychischen Erkrankungen. Die Jury würdigt in diesem Jahr drei Arbeiten aus den Bereichen der Grundlagenforschung und klinischen Forschung. Sie hebt damit die Bedeutung der Translation von Forschungsergebnissen in die Versorgung psychisch erkrankter Menschen hervor. Die Arbeiten der drei Wissenschaftler besitzen hohen
Innovationswert und überzeugen mit hervorragender methodischer Qualität. Darüber hinaus haben
die Preisträger hochrangig publiziert.
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Univ.-Prof. Dr. Dr. med. Katharina Domschke M.A. (USA) von der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Universitätsklinikum Würzburg hat in einer
Reihe von Studien neben genetischen Varianten einige zeitlich dynamische und damit für psychische Erkrankungen besonders relevante epigenetische Mechanismen untersucht. Ihr Fokus
lag dabei auf der Entstehung und Behandlung von Angsterkrankungen. Prof. Domschke konnte
zum Beispiel zeigen, dass eine verminderte Methylierung des Monoaminoxidase A-Gens – womöglich in Reaktion auf belastende Lebensereignisse – das Erkrankungsrisiko für die Panikstörung erhöht. Durch eine erfolgreiche Psychotherapie war dieses epigenetische Risikomuster
wieder zu normalisieren. Die aktuellen Forschungsergebnisse zu (epi)genetischen Biomarkern
im Zusammenspiel mit Umweltfaktoren können zur gezielten Prävention und individualisierten Behandlung von Angsterkrankungen beitragen.
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Bei vielen neurodegenerativen Demenzerkrankungen kommt es zu einer Ausbreitung pathologischer Proteinablagerungen entlang anatomischer, neuronaler Verbindungen. Die Mechanismen, die zu dieser prion-artigen Übertragung und damit zum Voranschreiten der Erkrankung
führen, waren bislang völlig unklar. Prof. Dr. med. Anja Schneider von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universität Göttingen konnte in ihrer Arbeit erstmals diesen Ausbreitungsmechanismus exemplarisch für die α-Synuclein Aggregate bei Parkinson- und Lewy-Körperchen-Demenz aufklären. Die Ergebnisse haben bedeutsame Auswirkungen auf dem Gebiet
der Grundlagen- und diagnostischen Biomarkerforschung im Bereich der Demenzerkrankung.
Die Arbeiten eröffnen einen völlig neuen Ansatzpunkt zur Therapie von Demenzerkrankungen,
indem erstmals die Übertragung der Pathologie zwischen Neuronen inhibiert werden könnte,
nachdem nun die zellbiologischen Grundlagen eines wichtigen Aspekts dieser Prion-artigen
Krankheitsausbreitung aufgeklärt sind.
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Psychische Erkrankungen wie Schizophrenien oder Autismus-Spektrum-Störungen weisen nicht
nur bestimmte Symptome auf, sondern auch veränderte Hirnstrukturen. Die Arbeitsgruppe von
Prof. Dr. med. Thomas Nickl-Jockschat von der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und
Psychosomatik an der Uniklinik RWTH Aachen untersucht hirnstrukturelle Auffälligkeiten und
analysiert deren molekulare und umweltassoziierte Ursachen. Bei den Forschungsprojekten
kommt ein breites methodisches Spektrum von der Diffusions-Tensor-Bildgebung bis zur Neuroinformatik zum Einsatz. Ziel des Forschungsansatzes ist es, den gesunden Aufbau des Gehirns sowie dessen krankheitsbedingte Veränderungen besser zu verstehen und dadurch zu einer verbesserten Diagnostik und genaueren Prognose von Krankheitsverläufen beizutragen.
Hintergrund: Mit diesem Preis fördert die DGPPN junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler,
die mit herausragenden Forschungsarbeiten und zukunftsweisenden Modellen zu bedeutsamen Entwicklungen im Bereich der psychischen Erkrankungen und deren Behandlung beitragen. Innovative
theoretische, klinische oder experimentelle Forschungskonzepte werden ausdrücklich begrüßt. Kriterien für die Vergabe des Preises sind insbesondere die Relevanz der Forschungsergebnisse für die
Versorgung von psychisch erkrankten Menschen sowie die methodische Qualität der Untersuchung.
DGPPN-Promotionspreis – Hans-Heimann-Preis 2015
Die DGPPN verleiht in Verbindung mit der Stiftung für Seelische Gesundheit zu Ehren des Schweizer Psychiaters und Psychotherapeuten sowie langjährigen Direktors der Psychiatrischen Universitätsklinik Tübingen, Prof. Dr. med. Hans Heimann (1922–2006), zum siebten Mal den mit insgesamt 24.000 Euro dotierten DGPPN-Promotionspreis – Hans-Heimann-Preis. Ausgezeichnet werden
drei Tandems von jungen Wissenschaftlern sowie ihren Betreuern mit je 8.000 Euro für die besten
Dissertationen in dem Fachgebiet der Psychiatrie und Psychotherapie.
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Doktorandin Dr. rer. med. Francisca Savéria Then
Betreuerin Prof. Dr. med. Steffi G. Riedel-Heller, MPH
Universität Leipzig, Medizinische Fakultät, Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und
Public Health (ISAP)
Diese Promotionsarbeit widmete sich einem möglichen Schutzfaktor von Demenzerkrankungen, den mentalen Anforderungen im Berufsleben. Anhand einer systematischen Literaturrecherche und zweier multivariaten Analysen bevölkerungsbezogenen Studien konnte gezeigt
werden, dass hohe mentale Anforderungen der beruflichen Tätigkeit – speziell an die verbalen
und exekutiven kognitiven Funktionen – das Demenzrisiko senken. Somit deckt diese Arbeit Potenziale eines bisher wenig beachteten Schutzfaktors zur Prävention einer der wichtigsten Zivilisationskrankheiten auf.
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Doktorandin Dr. rer. nat. Yvonne Bouter
Betreuer Prof. Dr. med. Thomas A. Bayer
Universität Göttingen, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Das Tg4-42 Modell ist ein weltweit einzigartiges Tiermodell, das ohne eine Mutation im BetaAmyloid-Gen auskommt und damit für die häufigste Form von Alzheimer, die sogenannte sporadische Alzheimer Krankheit, steht, an der ca. 95 Prozent der Patienten leiden. Das neue Mausmodell produziert Beta-Amyloid-4-42 insbesondere im Hippocampus, was zu Folge hat, dass
Nervenzellen absterben und die Tiere eine Alzheimer-typische Orientierungs- und Gedächtnisstörung entwickeln. Durch die Promotionsarbeit steht der Forschung erstmalig ein Tiermodell
zur Verfügung, das Aspekte der sporadischen Form der Alzheimer-Erkrankung kausal abbildet –
eine wichtige Voraussetzung für die erfolgreiche Testung neuer Wirkstoffe gegen die Alzheimer-Demenz.
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Doktorandin Dr. rer. medic. Ina Schabram-Viethen
Betreuer Univ.-Prof. Dr. med. Ingo Vernaleken
RWTH Aachen, Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik
Das Dopaminsystem hat großen Einfluss auf verschiedenste Mechanismen im Körper und auf
die Psyche des Menschen. In dieser Dissertation geht es im Besonderen um die neuropsychologischen Korrelate und die Modulation des Dopaminsystems durch genetische Prädisposition
und pharmakologische Provokation. Es konnte durch eine neuropsychologische und eine bildgebende [18F]FDOPA-PET Untersuchung gezeigt werden, dass das Dopaminsystem durch den Polymorphismus des Transkriptionsfaktors AP-2ß und die Modulierung durch Methylphenidat beeinflusst wird. Methylphenidat zeigte nicht nur akute, sondern auch langfriste Effekte auf das
Dopaminsystem.
Hintergrund: Der Preis dient der Nachwuchsförderung und soll die Doktoranden für weitere Forschungsprojekte motivieren sowie das Engagement der Betreuer würdigen. Antragsberechtigt sind
junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, deren Dissertationen innerhalb der letzten zwei
Jahre abgeschlossen wurden und die an einer medizinischen Fakultät mit dem Prädikat „sehr gut“
(„magna cum laude“ oder „summa cum laude“) beurteilt wurden. Gestiftet wird der Preis von der
Servier Deutschland GmbH.
DGPPN-Preis für Pflege- und Gesundheitsfachberufe in Psychiatrie,
Psychotherapie und Psychosomatik 2015
Die DGPPN verleiht in Verbindung mit der Stiftung für Seelische Gesundheit den mit 5.000 Euro
dotierten DGPPN-Preis für Pflege- und Gesundheitsfachberufe in Psychiatrie, Psychotherapie und
Psychosomatik. In diesem Jahr prämiert die Jury zwei Arbeiten, die mit ihrem Innovationswert sowie einer hohen Relevanz für den klinischen Alltag hervorstechen. Sie bilden ein breites Spektrum
im Bereich der Pflege- und Gesundheitsfachberufe ab und haben insbesondere mit ihren wegweisenden Konzepten für die Versorgung psychisch kranker Menschen überzeugt.
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Dorothea Jäckel (Ergotherapeutin und Dipl.-Psychologin) in Zusammenarbeit mit Andreas
Hertig, Catherine Opperschall, Antonio Lanzarone und Holger Hoffmann
Universitäre Psychiatrische Dienste, Bern (CH)
Das frührehabilitative Integrationsprogramm ready@work ist ein personenzentriertes, integriertes und Setting übergreifendes arbeitsrehabilitatives Programm. Es wurde auf Basis aktueller Evidenz und Leitlinienempfehlungen entwickelt. Ziele sind die klinische Stabilisierung der
Behandlungseffekte, die Kombination mit Rehabilitation und der Transfer in das Arbeitsleben.
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Dr. biol. hum. Uwe-Bernd Schirmer (Dipl.-Pflegepädagoge, Krankenpfleger) und
Dr. rer. nat. Marina Schall (Dipl.-Psychologin)
Zentrum für Psychiatrie Südwürttemberg und Universität Konstanz
Der Beziehungsgestaltung und insbesondere der Empathie kommt bei der Begleitung von psychisch erkrankten Menschen eine besonders wirkungsvolle Bedeutung zu. Dabei eröffnen sich
Fragen nach der Erlernbarkeit von Empathie. Die Arbeit leistet einen Beitrag zur Klärung, wie
sich empathisches Verhalten bei den Akteuren verschiedener Berufsgruppen durch gezieltes
Training fördern lässt. Als besondere Vorteile beschreiben die Teilnehmer eine Entwicklung ihrer Handlungskompetenzen hin zu mehr Verständnis, Annahme, Vertrauen, dem Umgang mit
Konflikten sowie einer Förderung der Selbstreflexion.
Hintergrund: Mit diesem Preis werden vorbildliche, zukunftsweisende Projekte, Modelle und wissenschaftliche Untersuchungen der Pflege- und Gesundheitsfachberufe innerhalb der psychiatrischen
Behandlungs- und Versorgungsformen (ambulantes und stationäres Setting) ausgezeichnet, die insbesondere die Praxisentwicklung unterstützen. Antragsberechtigt sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Pflege- und Gesundheitsfachberufe, zum Beispiel Gesundheits- und Krankenpflege, Altenpflege, Ergotherapie, Soziotherapie oder Physiotherapie.
DGPPN-Preis für Versorgungsforschung in Psychiatrie und Psychotherapie 2015
Die DGPPN verleiht in Verbindung mit der Stiftung für Seelische Gesundheit den mit 10.000 Euro
dotierten DGPPN-Preis für Versorgungsforschung in Psychiatrie und Psychotherapie 2015. Die Jury
hat entschieden, die Forschungsaktivitäten eines jungen Wissenschaftlers zu würdigen.
Dr. phil. Lars P. Hölzel
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Freiburg
Dr. Lars P. Hölzel erforscht, wie sich die Versorgung von Menschen mit Depression optimieren
lässt. Hierzu beschäftigt er sich mit Ansätzen zur Verbesserung der hausärztlichen Diagnostik depressiver Störungen und zur Behandlung von Menschen mit Altersdepression im hausärztlichen
Setting. Weitere Themen stellen die Behandlung chronischer Depression, der Übergang von der
stationären zur ambulanten Behandlung, sowie die Rückfallprophylaxe bei depressiven Störungen
dar. Einen besonderen Schwerpunkt innerhalb seiner Forschung liegt auf der Problemlösetherapie.
Die Verbesserung der Versorgung psychisch kranker Patienten mit Migrationshintergrund steht dabei ebenfalls im Fokus.
Hintergrund: Mit diesem Preis will die DGPPN die Relevanz, die Attraktivität und die Kompetenzentwicklung der Versorgungsforschung in Psychiatrie und Psychotherapie stärken. Das Preisgeld soll für
einen Forschungsaufenthalt im Ausland in einer einschlägigen wissenschaftlichen Einrichtung mit
ausgewiesener Exzellenz genutzt werden. Der Preis wird an junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vergeben, die in der Versorgungsforschung in Psychiatrie und Psychotherapie durch erste
methodisch überzeugende und zukunftsweisende Arbeiten hervorgetreten sind.
DGPPN Best Paper Award 2015
In diesem Jahr vergibt die DGPPN erstmals den mit 2.500 Euro dotierten DGPPN Best Paper Award
für den herausragendsten Beitrag auf dem Gebiet der Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik in der Fachzeitschrift Der Nervenarzt.
Prof. Dr. rer. nat. Frank Jacobi
Psychologische Hochschule Berlin
In seiner Arbeit Psychische Störungen in der Allgemeinbevölkerung. Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland und ihr Zusatzmodul Psychische Gesundheit (DEGS1-MH), veröffentlicht im
Der Nervenarzt 85 (2014), S. 77-87, werden die wichtigsten Ergebnisse zu Prävalenzen psychischer
Störungen, zu damit assoziierten Beeinträchtigungen sowie zu Kontaktraten mit Gesundheitsdiensten berichtet. Es konnte festgestellt werden, dass psychische Störungen neben dem individuellen
Leiden eine große gesellschaftliche Krankheitslast signalisieren. Trotz des in Deutschland vergleichsweise gut ausgebauten Versorgungssystems für psychische Störungen ist Optimierungsbedarf hinsichtlich der Behandlungsrate zu vermuten.
Hintergrund: Mit der Verleihung des DGPPN Best Paper Award würdigt die DGPPN das hohe Niveau
der in „Der Nervenarzt“ publizierten Beiträge und möchte damit zur Förderung wissenschaftlicher
Leistungen im Fach beitragen. Die Auswahl der preisgekrönten Arbeit erfolgte unter allen Übersichts-, Original- und Fortbildungsbeiträgen des vorangegangenen Jahres, mit einem besonderen Augenmerk auf denjenigen Beiträgen, die online besonders häufig abgerufen wurden. Gestiftet wird der
Preis von Springer Medizin.
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Tel.: 030.2404 772-11
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