Der Archipel der Unberührten
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Der Archipel der Unberührten
BurmaReisen 86 11. MÄRZ 2012 DER INTERNAUT Ein Zimmer für gewisse Stunden Wer kaut, der spuckt – auch im Bus Der Archipel der Unberührten Anregende Tipps für individuelles Reisen in Burma Nicht nur die Tauchgründe, die ganze Inselwelt im Süden Burmas bietet paradiesische Überraschungen Der intensive Odor von McDonald’s wehte direkt in die Lobby. Die Hotelzimmer waren entlang eines engen Gangs aufgereiht und so grosszügig konzipiert wie Zweitklass-Schlafwagenkabinen, das Dekor in knalligem Lila. Kurz: Kein Gasthaus, das den Einzug in einen Führer der Haute Hôtellerie schaffen wird. Und doch wollte ich das Hotel, im Airside-Teil des Amsterdamer Flughafens gelegen, besichtigen. Immerhin erzählen Traveller in Internetforen immer wieder von dieser Boxen-Herberge, angelehnt an den japanischen Schubladenstil. Als ich den Hoteldirektor fragte, was denn ein Aufenthalt im Yotel Schiphol, www.yotel.com/Hotels/ «Das Geschäft Amsterdam-Schiphol, koste, läuft, weil die konnte er keine genaue AntZimmer oft wort geben: «Das hängt davon ab, wie viele Stunden Sie bumehrmals pro chen.» Tatsächlich lassen sich Tag gemietet die Yotel-Kojen zwischen vier werden» und 24 Stunden reservieren. Was Sinn macht für eine Schlafstätte, die vor allem für Reisende gedacht ist, die zwischen zwei Flügen Pause machen möchten. Das Geschäft läuft, weil die Zimmer oft mehrmals pro Tag ausgemietet werden, wie mir der Manager sagte: «Wir kommen auf eine durchschnittliche Belegungsrate zwischen 130 und 160 Prozent.» Der Terminus «Day Use» wird zwar von vielen hochanständigen Hoteliers gebraucht, trotzdem macht sich jeder beim Thema «Hotelzimmer für ein paar Stunden» seine eigenen Gedanken. Und gewisse findige Geister machen ein länderübergreifendes Geschäftsmodell daraus. Unter www.dayuse-hotels.com fasst eine französische Firma 200 Hotels in Europa zusammen, die Zimmer für nur ein paar Stunden anbieten. Meistens Boutique-Hotels mit gutem Namen und tollen Interieurs, darunter auch eines in Montreux. «La discrétion» lautet der Slogan der findigen Franzosen. Ein Schuft, wer Schlechtes denkt dabei. Andreas Güntert ist der Internaut. Er lotet das Reise-Internet aus, sucht Nützliches und findet oft Absurdes. Haben Sie was Interessantes im Web gefunden: [email protected] REISE-TIPP Ich habe gelesen, dass die Swiss ab 31. März neu täglich nach Newark fliegt. Welchen Flughafen bevorzugen Sie für einen Trip nach New York: Newark oder JFK? MARTIN KUSTER, BASEL Das kommt darauf an. Der Weg von Newark ins südliche Manhattan ist sicher kürzer, doch einige fahren gerne mit dem Taxi von JFK in die Stadt – wegen der tollen Sicht auf die Skyline! Generell ist Newark neuer, kleiner und unkomplizierter als JFK, der Weg zum Gate kürzer. In JFK wartet man meistens lange vor der Immigration wegen der vielen internationalen Flüge – aber auch da kann man Glück haben, wie die Kommentare zu dieser Frage auf der SonntagsZeitungs-Facebook-Page zeigen. JFK gilt als einer der Flughäfen mit den weltweit grössten Verspätungen – ein weiterer Punkt für Newark. Haben Sie Fragen, Anregungen, Wünsche zu Reise-Themen? Schreiben Sie uns auf [email protected] Eintauchen in die Stille einer urwüchsigen Natur: mächtiger Gitarrenrochen, üppige Vegetation am Traumstrand auf Macleod Island, Doris Oswald und Martin Sigrist vom Nabucco Resort, feuerfarbene Nacktschnecke am Meeresgrund VON KATJA RICHARD Tipps und Infos: Einreisen und untertauchen Beim Tauchen geht es um nackte Tatsachen. Genauer gesagt: um Nacktschnecken. Hinter diesen Kreaturen ist Tauchbegleiter Alex (720 Tauchgänge) her. Statt verträumt zwischen farbenprächtigen Korallen zu schweben, sucht er gründlich den kargen Sandboden ab, die Kamera immer knipsbereit. Wir (30 Tauchgänge) sind derweil noch damit beschäftigt, die Tarierung zu perfektionieren. Das heisst, weder wie ein gestrandeter Wal auf dem Meeresboden zu landen, noch sich an die Oberfläche ziehen zu lassen, sondern elegant und schwerelos über dem Grund zu schweben. Beim vierten Tauchgang entdeckt das Anfängerauge sie dann endlich auch, die kleinen, bizarren Schönheiten. Mit einem halben bis sechs Zentimeter Länge sind sie erst auf den zweiten Blick erkennbar, dafür dann umso auffälliger. Da gibts eine schwarze Schnecke mit leuchtend roten und gelben Punkten, eine andere sieht aus wie ein kleiner Drachen mit Blümchentapetenmuster, das von einem Ikea-Designer entworfen sein könnte. Besonders süss sind die Schnecken mit den pastellfarbenen Rüschen, fast wie ein Petticoat! Nach einer Stunde gehts langsam wieder an die Wasseroberfläche, wo das Longtailboot wartet. Dass wir in Burma sind, davon merkt man eigentlich nichts. Ausser an der Flagge am Schiff, dem einzigen Tauchboot weit und breit. Die 800 Inseln im Mergui Archi- Republik der Union von Myanmar ist seit 1989 der offizielle Name des Landes. Im deutschsprachigen Raum ist weiterhin die Bezeichnung Burma gängig, die während der englischen Kolonialherrschaft verbreitet war. Anreise: Mit Thai Airways via Bangkok oder mit Singapore Airlines via Singapur nach Rangun (offiziell Yangon). Wer zum Tauchen auf Macleod Island will, fliegt ins thailändische Phuket (von November bis April Direktflug mit Edelweiss Air), von dort Transfer per Minibus nach Ranong (4 Std.), dann Bootstransfer nach Macleod Island (2 Std.). Direkte Einreise (z. B. in Rangun): Visum für maximal 28 Tage bei der Botschaft in Genf oder online, www.myanmargeneva.org Einreise via Thailand: Schweizer Bürger benötigen einen Reisepass, 6 Monate über das Rückreisedatum gültig. Beim Grenzübertritt «Entry Fee» von 110 Dollar. Arrangement Tauchen: Der Tauchspezialist Manta Reisen bietet das Nabucco's Myanmar Andaman Resort auf Macleod Island an. Sechs Nächte mit HP, Flug Singapore Airlines/Silk Air, Taxen und Transfers kosten ab 1485 Fr. (Resort Juni bis September geschlossen). Buchen: Manta Reisen, Tel. 044 277 47 03, www.manta.ch Geld: Pro Person dürfen offiziell 2000 Dollar eingeführt werden. Bargeldbezug ist, ausser in Rangun gegen hohe Kommission, nicht möglich. Seit Anfang Jahr INDIEN CHINA Mandalay LAOS Bagan Inle-See BURMA THAILAND Rangun Bangkok GOLF VON BENGALEN MERGUI ARCHIPEL Macleod Ranong PHUKET 300 km SonntagsZeitung Huwi können Dollar und Euro auf der Bank – früher auf dem Schwarzmarkt – in die Landeswährung Kyat gewechselt werden. Beste Reisezeit: Dezember bis März Allg. Infos: www.myanmar-tourism.com pel sind fern jeder Zivilisation und touristisch kaum erschlossen. Erst seit Mitte der Neunzigerjahre kommen Safariboote aus Thailand her, und nur eine einzige Insel bietet Unterkunft, das Nabucco’s Myanmar Andaman Resort auf Macleod. Darauf nimmt das Boot Kurs, während wir uns für heute zum letzten Mal aus dem feuchten Tauchanzug schälen und uns an der Sonne bei einem Bier aufwärmen – das schmeckt nach einer Stunde trockener Pressluft doppelt so gut. Geschätzt wird die Ruhe, kein TV und kein Handyempfang Wer in die hufeisenförmige Bucht von Macleod einfährt, wähnt sich im Robinson-Paradies: türkisblaues Wasser, schneeweisser Sand und üppige Vegetation. An Land wartet ein schwimmender, für Neuankömmlinge etwas wackliger Steg. «Alles andere wird immer wieder weggeschwemmt», erklärt Doris Oswald (4500 Tauchgänge). Die Schweizerin führt mit ihrem Partner Martin Sigrist (6000 Tauchgänge) seit fünf Jahren das Resort auf der Insel, Pächter ist Extra Divers Worldwide. Das Schweizer Paar leistet in der touristisch noch jungfräulichen Region Pionierarbeit. Die 25 Angestellten kommen alle aus Burma, können kaum Englisch und hatten mit der Welt ausserhalb ihrer Heimat bis anhin kaum Kontakt. Es braucht Geduld und Verständnis von beiden Seiten. Auch was die Technologie angeht: «Ich hatte für die Küche einen Mixer aus der Schweiz mitgebracht», erzählt Doris Oswald, «die Köchin hatte aber Angst, ihn zu benutzen.» Der Ablauf auf der Insel funktioniert jedoch reibungslos. Maximal 50 Gäste finden in den Bungalows am Strand Platz, so viele sind aber selten da. Beim Abendessen rückt die Gruppe meist an einem grossen Tisch zusammen und tauscht sich über die Unterwasser-Entdeckungen des Tages aus. Es gibt weder Abendunterhaltung noch Handyempfang oder Fernseher. Wer Kontakt zur Aussenwelt will, gelangt im Büro von Doris Oswald ins Internet, für Notfälle steht ein Satellitentelefon bereit. Wer die lange Anreise auf sich nimmt, schätzt in der Regel die Ruhe auf der Insel. Wenn man tagsüber nicht aufs Tauchboot geht, verfällt man auf dem Liegestuhl dem stillen Rhythmus der Insel. Hier nerven keine Verkäufer, niemand, der einem ein Hirschgeweih auf den Hintern malen möchte. Den 600 Meter langen Strand läuft man von Tag zu Tag langsamer ab, plötzlich hat man Augen für die Farben von Himmel, Sand und Meer, die sich mit dem Lichteinfall verändern. Man beobachtet Einsiedlerkrebse, sammelt Muscheln und bemerkt eine feine Melodie, wenn sich das Wasser durch die Korallenstücke am Strand zurückzieht. Für Nichttaucher kann die Idylle nach ein paar Tagen eintönig werden. Macleod zieht in erster Linie Unterwasserfreaks an, die mit Kameras auf der Suche nach intakten und unberührten Tauchgründen sind. Die Gewässer vor Burma sind ein Paradies fürs Mikrotauchen, für die kleinen Dinge und Ereignisse: winzige Putzergarnelen bei der Arbeit an FOTO: SEATOPS grösseren Fischen, Fangschreckenkrebse, die wie Ballerinas vor der Taucherbrille rumhüpfen oder das gelbe Seepferdchen, das glücklicherweise immer in derselben Koralle wohnt. Nirgendwo sonst hat die Evolution so viele Spielarten des Lebens hervorgebracht wie in den Korallenriffen, sie bedecken weniger als ein halbes Prozent des globalen Meeresbodens und beherbergen doch ein Viertel aller Arten der Ozeane. Und plötzlich schlägt das Herz schneller – mein erster Hai! Das Highlight für Taucher bleibt der Tagesausflug zum Sea Fan Forest. Kaum steigt man ins Wasser ab, flitzen Fischschwärme herum, zwei Sepias paaren sich. An der über und über mit bunten Weichkorallen bewachsenen Felswand entdecken wir gut getarnte Dra- chenkopffische, und in einer Spalte windet sich eine riesige violett glänzende Muräne im Licht der Taschenlampe. Hinter Fächerkorallen begegnen wir zwei kämpfenden Oktopussen; bei unserem Anblick lassen sie sofort voneinander ab, schweben elegant zu Boden und passen ihr Äusseres perfekt der Umgebung an. Plötzlich schlägt Tauchguide Ko Paing (1200 Tauchgänge) auf seine Sauerstoffflasche. Im dunklen Blau schwimmt etwas Grosses. Mein Herz arbeitet schneller: mein erster Hai! Der Augenblick ist rasch vorüber, der mächtige Fisch – sicher über zwei Meter lang – verschwindet blitzschnell in der Weite des Meeres. Wieder an Bord erfahre ich: Mein «Hai» war ein Gitarrenrochen. Die Reise wurde unterstützt von Manta Reisen Lange galt es als unethisch, nach Burma zu reisen. In dieses Land, das über fast fünf Jahrzehnte von seiner rigiden Militärregierung von der Aussenwelt abgeschnitten war. In Erinnerung ist der Aufruf zum Reiseboykott von Oppositions-Leaderin und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi – weil sonst das Regime die nötige Legitimation erhielte. Im vergangenen Jahr zog sie den Appell zurück, es weht der Wind demokratischer Hoffnung. Suu Kyi blieb aber dabei: «Wer im klimatisierten Taxi durchs Land fährt, sieht nicht, was hier wirklich passiert.» Und meint damit auch, dass von Pauschalreisenden hauptsächlich die Regierung profitiert, die etwa die Eisenbahn, viele Hotels und ganze Strände besitzt. In Burma verantwortungsvoll zu reisen, heisst deshalb, individuell zu reisen. Private Busgesellschaften sind pünktlich und zuverlässig und die Fahrzeuge in gutem Zustand – meist sogar in besserem als die staatlichen. Das Gleiche gilt für die Airlines. Einziger Haken am öffentlichen Verkehr ist derzeit noch die Schnellstrasse, der sogenannte Express Way, zwischen den beiden grössten Städten Rangun (Yangon) und Mandalay. Die Strasse ist seit Ende 2010 in Betrieb, die Fahrzeiten wurden massiv reduziert. Allerdings wurden die Abfahrtszeiten noch nicht angepasst, sodass man oft mitten in der Nacht am Zielort ankommt. Die frühe Ankunft also unbedingt anmelden im Hotel – wenn man nicht, wie wir, auf dem Boden der Réception schlafen will. Apropos – steigen Sie nie aus dem Velo-Seitenwagen aus An eine Sache muss man sich beim Reisen durch Burma gewöhnen: die Betelnuss. Die einheimischen Männer kauen ständig auf den anregenden Nussstücken herum. Und wer kaut, der spuckt. Und das überall – auch im Bus. Statt Kotztüten gibt es dort transparente Beutel für die Betelspucke. Die blutroten Flecken bleiben aber nicht dem öffentlichen Verkehr vorbehalten. Selbst in den historischen Tempeln von Bagan gibt es spezielle Spuckeimer. In Städten und Dörfern sind die unzähligen Fahrrad- und Motorradtaxis am schnellsten und eine gute Möglichkeit, Einzelpersonen zu unterstützen. Apropos: Steigen Sie nie aus dem Velo-Seitenwagen aus, auch wenn der Fahrer kurz vor dem Herzinfarkt scheint. Die Burmesen sind stolze Menschen – lieber stossen sie einen den ganzen Weg. Es lohnt sich, zwei Tage vorher ein Zimmer zu reservieren Burmas politische Öffnung bringt auch einen grösseren Zustrom an Touristen mit sich. Letztes Jahr waren es 360 000 Reisende – bereits 21,8 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Das sind noch immer wenige, wenn man bedenkt, dass das kleinere Thailand jährlich von 14 Millionen besucht wird. Bereits von zu Hause etwas zu buchen, ist für Rucksackreisende deshalb nicht nötig. Es lohnt sich einzig, jeweils zwei Tage vorher im nächsten Ort ein Zimmer zu reservieren. Denn weil viele Gebiete für Touristen noch geschlossen sind, bewegen sich die meisten Reisenden im Viereck Rangun– Inle Lake–Mandalay–Bagan. Doch mit der telefonischen Reservation eines Zimmers ist es so eine Sache. Und selbst das Bestellen in einem Strassenrestaurant kann eine Herkulesaufgabe sein. Denn obwohl Burma eine ehemalige britische Kolonie ist, sprechen die Menschen kaum Englisch. Selbst ganz einfache Fragen, etwa ob man zahlen könne, werden meist mit grossen Augen beantwortet. Ein Bilderwörterbuch bleibt jedenfalls nicht ungenutzt. Auch wenn man auf jemanden trifft, der etwas besser Englisch kann, ist man vor kulinarischen Überraschungen nicht gefeit: In einem Strassenrestaurant in Mandalay brachte der Chef persönlich ungefragt eine Suppe. In der Brühe schwamm obenauf ein ganzer Hühnerfuss. «Ihr habt ja gesagt, dass ihr kein Fleisch esst», sagte er. «Trinkt diese Suppe!» GABI SCHWEGLER ANZEIGE Diese Berge. Diese Weite. Dieses Licht! Dem Himmel ganz naH sein. z . B. 2 Nächte im 3-Sterne Hotel inkl . Skipass ab CHF 283.– ANZEIGE Jetzt buchen – mit bis zu 30% Preisvorteil . 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