Das Romanushaus – Spiegel für Leipzigs Aufstieg im
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Das Romanushaus – Spiegel für Leipzigs Aufstieg im
Thomas Krzenck Das Romanushaus– Spiegel für Leipzigs Aufstieg im AugustinischenZeitalter Leipzig hatte sich dank seiner Messe, die bereits im ausgehenden 15. Jahrhundert kaiserlich privilegiert worden war, rasch von den Folgen des 30jährigen Krieges erholt, und selbst die Pestepidemie von 1680 (mit immerhin 2.500 Toten!) vermochte die Entwicklung zum bedeutsamsten Messeplatz auf dem Kontinent nicht aufzuhalten. Der wirtschaftliche Aufschwung und wachsender städtischer Wohlstand reflektierten sich unter anderem auch in der Architektur, konkret: in einer eindrucksvollen Barockbebauung sowie prächtigen Gartenanlagen. Ein Drittel der innerstädtischen Bausubstanz, obenan Katharinenstraße, Brühl, Grimmaische Straße, Peters- und Hainstraße, Klostergasse und Markt, wurde bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts um- oder neu gebaut, fast ausschließlich im Auftrag einzelner Handelsund Manufakturbürger. Das in den Jahren 1701-1704 nach Plänen des Leipziger Ratsmaurermeisters Johann Gregor Fuchs erbaute Stadtpalais an der Ecke Brühl/Katharinenstraße zählt zu den Hauptwerken der von Dresden beeinflussten Leipziger Barockarchitektur. In Friedrich Gottlob Leonhardis „Geschichte und Beschreibung der Kreis- und Handelsstadt Leipzig“, 1799 erschienen und bis heute die umfangreichste und genaueste topographische Beschreibung der Messestadt, heißt es u. a. das Haus sei „ohnstreitig das prächtigste und kostbarste unter den Privatgebäuden in Ansehung seiner Bauart. (...) (Quelle: Stadtgeschichtliches Museum Leipzig) Die Höhe dieses Hauses beträgt vier Geschoß und die beyden Fronten auf dem Brühle und der Catharinenstraße haben eine Breite von 19 Fenstern. Das Erdgeschoß ist ganz bäurisch aufgeführt, die übrigen aber in einem edlern Styl. (...) Ueberhaupt hat der Baumeister dieses Gebäudes vollkommen verstanden, was zum Charakter eines Gebäudes gehört und daher bey der Ausführung nicht den für städtische Gebäude todten und ermüdenden einfachen, sondern den belebenden gemischten Charakter gewählt, ... (...)“ Erbauen ließ das Palais Franz Conrad Romanus (1671-1746), Sohn eines Leipziger Juristen, der nach dem Jurastudium in seiner Heimatstadt zunächst als Advokat arbeitete und dessen Wahl zum Leipziger Bürgermeister 1701 Kurfürst Friedrich August I. – also August der Starke - höchstpersönlich durchsetzte. Dieser ordnete am 8. Juli besagten Jahres an: „Alß begehren wir hiermit, Ihr wollet ernannten D. Romano das Bürgermeister-Amt forderlichst antragen, ihn bei der bevorstehenden Einschickung derer zum Stadtregiment erwehlten Raths-Personen zum Bürgermeister ernennen (...) ohne Widerrede.“ Die wesentlich älteren und erfahreneren Ratsmitglieder standen der von oben durchgesetzten Ernennung des neuen Stadtoberhaupts zunächst skeptisch und reserviert gegenüber, zumal sie in Romanus einen kurfürstlichen Steuereintreiber vermuteten, doch entgegen diesen Befürchtungen erwies sich Romanus zunächst als kluger Kommunalpolitiker! In seinen zwei Amtszeiten (1701/02 und 1703/04) erwarb er sich zahlreiche Verdienste – u. a. durch die Anlage einer Straßenbeleuchtung innerhalb des Mauerrings mit fast 700 mit Rübenöl betriebenen Laternen. Kosten und Unterhalt wurden aus der Tor-Pacht bestritten. Der Chronist Johann Jacob Vogel notierte in seinen Annalen für den 24. Dezember 1701: „Gegen Abend um 8 Uhr jetztgedachten Tages, ließ E. Hoch Edler Rath zu sonderbahren Wohlstand, wie auch Verhütung vieles Ungemachs und Unglückes, so bey finsterer Nacht sonst geschehen können, auff dem Marckte und in allen Gassen und Strassen, die auffgesetzten Oel-Lampen in denen auff eichene Pfeiler postirte Laternen, derer 700. Gezehlet werden, das erste mal anbrennen.“ Hinzu kamen weitere Verdienste – etwa der Bau einer Kanalisation, die Pflasterung von Hauptstraßen sowie die Einrichtung einer Armenordnung und andere für die Stadt Leipzig vorteilhafte Maßnahmen. Freilich: Der Bau des später nach ihm benannten Stadtpalais leitete aber zugleich Romanus´ Sturz ein, zumal er das ererbte Grundstück durch Zukäufe vergrößerte und die damals ungeheure Summe von 150.000 Talern zur Erweiterung investierte, was seine Vermögensverhältnisse, trotz der 1704 erfolgten Ernennung zum Geheimrat, weit überschritt und den Bauherrn zu Unregelmäßigkeiten und Finanzmanipulationen verleitete und schließlich zur Verhaftung im eigenen Hause führte, der sich Inhaftierung in der Pleißenburg sowie – nach dem Fund weiterer gefälschter Schuldscheine, eines Nachschlüssels zum Bürgermeisterpult sowie eines Wachsabdrucks des Ratssiegels – die Überstellung auf die Festung Königstein anschlossen, wo Romanus, trotz wiederholter Gnadengesuche bis zu seinem Tode 1746, insgesamt vier Jahrzehnte, ohne Urteil eingekerkert blieb. Romanus´ Ehefrau Christina Maria, mit der der Inhaftierte acht Kinder hatte, von denen jedoch nur zwei das Erwachsenenalter erreichten, durfte hingegen das Haus behalten, mehrfach griff der sächsische Kurfürst im Konkursverfahren zu Gunsten der Familie ein. Romanus´ Tochter Christina Maria von Ziegler (1695-1760) organisierte später im Romanushaus einen poetisch-musikalischen Salon, auf den heute beim Betreten des Hauses die in den Boden an der Schwelle eingelassene Bronzetafel hinweist. Im Volk blieb Romanus als „Bürgervater“ beliebt und galt als Opfer der Politik. Das Haus selbst wurde nach seinem Tode baulich mehrfach verändert. Einer Sanierung 1966-69 fielen sämtliche Stuckdecken und die beiden Hofflügel zum Opfer, letztere wurde allerdings in den 1990er Jahren im Zuge von Instandsetzungs- und Restaurierungsarbeiten in alter Form wiederhergestellt, ebenso der 1874 entfernte Dachpavillon (Belvedere).