Ehemalige Kreisstädte - Nationalatlas
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Ehemalige Kreisstädte - Nationalatlas
Ehemalige Kreisstädte Ulrike Sandmeyer-Haus Sowohl in den neuen als auch in den alten Ländern wurden – wenn auch zu sehr unterschiedlichen Zeiten – Kreisgebietsreformen durchgeführt (쑺쑺 Beitrag Schwarze, S. 32). Ziel der Reformen war eine Verwaltungsvereinfachung durch Reduktion der Anzahl der Gebietskörperschaften sowie eine Vereinheitlichung der räumlichen Zuständigkeitsbereiche von anderen Ämtern und Institutionen (Gesundheitsämter, Reduktion der Anzahl der Landkreise durch die Kreisgebietsreform der Länder Land und Jahr der Kreisreform 1974 SL 1 6 1977 NI Die Kreisgebietsreformen 11 37 Sparkassen etc.), aber auch eine Anpassung der Kreiszuschnitte an die größer werdenden Aktionsradien der Bevölkerung (Pendlereinzugsbereiche, Einkaufsverflechtungen etc.). Die Zahl der Landkreise sank in ganz Deutschland seit den 1960er Jahren von ursprünglich 598 auf heute 324, von 170 Stadtkreisen bzw. kreisfreien Städten verloren 53 diesen Status . Die Länder versuchten, negativen Struktureffekten durch Ausgleichsmaßnahmen vorzubeugen. Dennoch hat sich der Funktionsverlust vielfach negativ auf die weitere Entwicklung der ehemaligen Kreissitze ausgewirkt. 300 In den alten Ländern wurden die Kreisgebietsreformen Ende der 1960er und in den 1970er Jahren durchgeführt. Sie sind mit umfangreichem Zahlenmaterial dokumentiert. DASCHER (2000) vergleicht die Entwicklung 176 ehemaliger und 155 verbleibender Kreissitze in den alten Ländern anhand der Daten der Arbeitsstätten- und Volkszählungen aus den Jahren 1970 und 1987. Er kommt zu dem Ergebnis, dass ein Verlust der Kreissitzeigenschaft mit einem Rückgang an Beschäftigung einhergeht, sich in den verbleibenden Kreissitzen jedoch ein positiver Strukturwandel vom produzierenden Gewerbe hin zu den Dienstleistungen vollzog, der in den ehemaligen Kreissitzen nicht festzustellen ist. Die Kreisgebietsreformen in den neuen Ländern erfolgten Mitte der 1990er Jahre relativ kurze Zeit nach Wiederherstellung der politischen Einheit Deutschlands. Aufgrund der erheblichen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umstrukturierung bestand die Befürchtung, dass der Verlust des Kreissitzes mit gravierenden Negativwirkungen verbunden sein könnte. Einige Fallstudien zeigen mögliche Entwicklungspfade auf. 250 Fallstudie Scheinfeld 1970/74 SH 6 11 1969/74 RP 15 24 1973 BW 24 36 1977/79 HE 16 22 1994 ST 16 21 1967/76 NW 26 31 1972 BY 72 71 1994 TH 18 17 1994 SN 26 22 1994 MV 12 1993 BB 14 0 19 24 20 40 60 80 100 Prozent blau alte Länder 11 Anzahl/Anteil verbliebener Kreise rot neue Länder 6 Anzahl/Anteil weggefallener Kreise © Institut für Länderkunde, Leipzig 2002 Ehemalige Kreisstadt Scheinfeld Veränderung des Gewerbesteueraufkommens 1972 - 1997 Index (1972 = 100) 400 350 200 150 100 50 0 1972 1979 (Jahr der Kreisreform) Gemeinde Scheinfeld Landkreis Neustadt / Aisch © Institut für Länderkunde, Leipzig 2002 64 1989 1997 Regierungsbezirk Mittelfranken Die Stadt Scheinfeld liegt im bayerischen Regierungsbezirk Mittelfranken am Südwestabfall des Steigerwaldes und hat heute ca. 4800 Einwohner. Der Landkreis Scheinfeld wurde im Jahre 1972 im Zuge der bayerischen Kreisgebietsreform aufgelöst und auf die neuen Landkreise Kitzingen und Neustadt/ Aisch aufgeteilt. Scheinfeld verlor den Kreissitz und eine Vielzahl von angegliederten Ämtern und Institutionen, die Kreissparkasse und die Volkshochschule wurden von Haupt- zu Nebenstellen. Eine Nebenstelle des Landratsamtes blieb mit eingeschränkten Zuständigkeiten und Öffnungszeiten erhalten. Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland – Dörfer und Städte Das Land Bayern gewährte der Stadt von 1973-81 Strukturfördermittel in Höhe von 4,8 Mio. DM. Die Mittel flossen zum größten Teil in den Ausbau von Schulen und Sporteinrichtungen, Infrastruktur sowie den Grundstückserwerb zur Vorhaltung von Industrieflächen. Das Ziel der Kommunalpolitik, Scheinfeld zum Schulzentrum für den südlichen Steigerwald auszubauen, konnte damit realisiert werden, während die Bemühungen um die Ansiedlung sauberer Industrien und mittelständischer Unternehmen weniger erfolgreich waren. Die problematische wirtschaftliche Lage zeigt sich an der Entwicklung des Gewerbesteueraufkommens . Fallstudie Staffelstein Die Stadt Staffelstein liegt am Obermain im bayerischen Regierungsbezirk Oberfranken und hatte am 30.9.1999 10.615 Einwohner. 1972 wurde der Landkreis Staffelstein aufgelöst und sein Gebiet dem Landkreis Lichtenfels angegliedert. Dies ging mit dem Verlust einer Vielzahl von Ämtern und Institutionen einher. Zum Ausgleich erhielt die Stadt vom Land Bayern Strukturfördermittel in Höhe von 4,09 Mio. DM. Ein erheblicher Teil davon wurde in Maßnahmen investiert, die den Strukturwandel von der Behördenstadt zu einem anerkannten Heilbad einleiten sollten. 1975 wurde mit Strukturfördermitteln die wärmste und stärkste Thermalsole Bayerns erbohrt. 1999 ist „Bad Staffelstein“ ein staatlich anerkanntes Heilbad geworden. Aufgrund des stetig wachsenden Besucherstroms kann es den Verlust seines Kreissitzes als Erfolgsgeschichte verzeichnen. Fallstudie Zeitz Die Stadt Zeitz liegt im Südosten des Landes Sachsen-Anhalt und hatte am 1.1.1999 33.750 Einwohner. Im Zuge der Kreisgebietsreform wurden die Altkreise Zeitz, Nebra und Naumburg zum neuen Burgenlandkreis zusammengefasst, wobei die Stadt Naumburg die Kreissitzfunktion erhielt. Die Stadt Zeitz behielt nach der Kreisgebietsreform eine Nebenstelle der Kreisverwaltung mit allen wichtigen publikumsintensiven Ämtern, deren Zuständigkeit sich auf den Altkreis Zeitz beschränkt. Auch bei den nachgeordneten Kreiseinrichtungen sind bisher keine Bestandsveränderungen eingetreten. Es wird im Gegenteil erwogen, Zeitz zum Hauptsitz der Sparkasse Burgenlandkreis zu machen. Trotz dieser positiven Impulse war die Wirtschaftsund Bevölkerungsentwicklung in den Jahren nach der Kreisgebietsreform ungünstiger als im Burgenlandkreis oder in Ehemalige Kreisstadt Staffelstein Entwicklung der Gästeübernachtungen 1978 - 1997 Tsd. Übernachtungen 350 300 250 200 150 Jahr der Kreisreform 1972 100 50 0 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 Jahr © Institut für Länderkunde, Leipzig 2002 Ehemalige Kreisstadt Zeitz Beschäftigungsentwicklung im verarbeitenden Gewerbe 1993 - 1999 Index (1993 = 100 ) 100 80 60 40 20 0 1993 (Kreisreform 1994) Stadt Zeitz 1996 Burgenlandkreis 1999 SachsenAnhalt © Institut für Länderkunde, Leipzig 2002 Sachsen-Anhalt. Auch die Beschäftigtenzahlen im verarbeitenden Gewerbe gingen in Zeitz stärker zurück als im Burgenlandkreis . Resumée Die eingangs gestellte Frage nach dem Zusammenhang zwischen dem Kreissitzverlust und einer negativen Wirtschafts- und Bevölkerungsentwicklung kann nicht empirisch gesichert beantwortet werden. Allenfalls ist eine atmosphärische Verschlechterung des örtlichen Wirtschaftsklimas oder eine Verstärkung bestehender Standortschwächen festzustellen. Einzelfälle ehemaliger Kreisstädte wie Staffelstein zeigen, dass sich durch geschickten Einsatz der gewährten Strukturfördermittel und bewusste Neuorientierung der Stadtentwicklungsplanung auch positive Entwicklungsimpulse aus dem Kreissitzverlust ableiten können.웇 Ehemalige und neue Kreisstädte 2002 Niebüll Eckernförde Tönning Schleswig- (zu SH) Meldorf (zu HH) Wolgast Mecklenburg- Holstein Otterndorf Cuxhaven RibnitzDamgarten Oldenburg (Holstein) Gr. Plöner See Bützow Schweriner See Gadebusch Norden Ems Aschendorf [1973 zu Papenburg] Altentreptow Lüneburg Ueckermünde Strasburg Müritz Elde Hagenow Wes e Röbel Lübz Elb e Pritzwalk Wittstock Templin Gransee Soltau Schwedt Angermünde Kyritz r I Syke Malchin Plauer See Bremervörde Bremen Kummerower See Vorpommern Hamburg (zu HB) Teterow Sternberg I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I Mitt I I I I I Halle (Westf.) Lemgo Gütersloh Alfeld I I I I Hildesheim I Beckum Wiedenbrück Lip Bad Gandersheim pe I I I I I Wattenscheid I I CAS WAN I I I I I I Neuss Arnsberg Warburg Altena Wolfhagen Lüdenscheid Westfalen Witzenhausen Melsungen I I Havel I Genthin Plauer See Eisenhüttenstadt Jüterbog Roßlau Anhalt Hettstedt Artern Königs Wusterhausen Brandenburg Staßfurt Duderstadt Worbis Zossen Elbe Sachsen- Goslar Göttingen Hof- Münden geismar Brilon I Fürstenwalde I HalleNeustadt Querfurt Nebra Hohenmölsen L Calau Gräfen- Jessen hainichen Eilenburg Wurzen Guben Luckau Elb e Finsterwalde Spremberg Bad Liebenwerda Oschatz Weißwasser Riesa lde Erkelenz Iserlohn Büren I Berlin I Mu Witten hr Ru Viersen RY Lippstadt Lünen I Moers Kempen I I I ale Sa I Geldern I I Kanal Wanzleben ClausthalZellerfeld Braunlage Einbeck I nal I Strausberg iß e r Ne ze I Lüdinghausen I l- Spre e sit au I in he RecklingDinslaken GLA hausen I NordrheinI R s Tangerhütte (bis 1987) Wolmirstedt I ka I Bocholt Em I d I Springe Rinteln Hameln Herford I I I I I I al aIn I I I I I Lübbecke Melle I al llandkan I tte Mi I I n ella I I I I I I Wittlage Tecklenburg Ahaus I I I I I I I I - EI I I I n dI I I Bernau Bad Freienwalde Bischofswerda Sp re e Burgdorf I ms I K I I I I I Castrop-Rauxel KfS Gladbeck KfS Rheydt KfS Wanne-Eickel KfS Gardelegen All er I I CAS GLA RY WAN Nauen Ha I ve Dortmu I Neustadt am Rübenberge Kalbe (bis 1987) Klötze I I Leine I Lingen Celle er Od I Niedersachsen Bersenbrück Havel I Havelberg Osterburg All er Löbau Rochlitz Hainichen Zeitz Rotenburg Sebnitz Freital GeilenHomberg . Siegen Schmölln M Mittweida Biedenkopf kirchen (Efze) Stadtroda BrandFlöha Wer Marburg ra Erbisdorf Ziegenhain e Schmalkalden Hohenst.l Dillenburg Zschopau ab 1972 Schwalmstadt] Rudol- Saa Ernstthal Zeulenstadt Bevölkerung je Altkreis Ilmenau Monschau roda Alsfeld ReichenPößneck Gießen Westerburg Neuhaus Hünfeld bach vor der Gebietsreform a.Rennweg SchwarzenLobenAuerbach Fulda Schleiden berg n BR Deutschland 1961, DDR 1988 stein Weilburg Bad Klingenthal Einwohner Mayen Ems Mellrichstadt Usingen Naila Oelsnitz Schlüchtern Prüm 15 000 - 50 000 Diez Brückenau Büdingen Rehau Stadtl Neustadt St. Goarshausen Königshofen Mo se Bad 50 000 - 100 000 Gelnb.Coburg steinach Hanau Kissingen Selb Hofheim hausen Hofheim a.T. Ebern MünchHammelbg. St. Goar Rüdes< 100 000 berg Zell heim Alzenau Kulmbach Gemünden MarktMa Je dunkler die Flächenfarbe, umso größer war wegen der Staffeli Lohr a.M. n redwitz Bingen Ingelstein geringen Bevölkerungszahl der Neuordnungsbedarf. BernkastelDieburg Sa Gerolzhofen heim Kemnath Kues EbermannObernburg MarktOppenheim stadt heidenfeld Main HöchEschenbach Statusveränderungen durch die Kitzingen Pegnitz Saarburg Scheinfeld stadt Rockenhausen Forchheim Gebietsreform Vohenstrauß SulzbachOchsenfurt Ehemalige und neue Kreisstädte OberRosenberg Uffenheim Buchen Bad Dürkheim viechtach Hersbruck Ottweiler Nabburg Bad vor der Reform nach der Reform Altdorf Rothenburg Neunkirchen Mergentheim Schwandorf o.d.Tauber St. Ingbert Waldmünchen Saar Neumarkt Sinsheim Neunburg Roth Kreissitze Lübz ehemaliger Roth neuer Kreissitz Saarbrücken i.d.OPf. vorm Wald Öhringen Kötzting Kreissitz Hilpoltstein Feuchtwangen Roding Burglengenfeld Bergzabern BeilnGunzenhausen Bruchsal gries Parsberg Crailsheim Weißenburg DinkelsViechtach Verlust des erstmals 1952 erhaltenen bühl Kreisstadt-Status (nur DDR) Vaihingen Bogen Backnang Eichstätt Deggendorf RiedenNördlingen Verlust des Status kreisfreie Stadt/ Leonberg Grafenau burg Mallersdorf Schwäbisch Stadtkreis Gmünd Staatsgrenze Bühl au au Aschendorf on r Rottenburg Ländergrenze Namensänderung der Kreisstadt, a Neuburg Is Wegscheid [1973 zu Landau Dillingen Nürtingen Vilshofen Papenburg] meist in Verbindung mit der Reform Kehl Mainburg ar ck Griesbach Vilsbiburg Horb Ne SchrobenScheinfeld im Text behandelte Fallstudie Wertingen Eggenfelden Freising Münsingen hausen Günzburg Lahr Hechingen Neu-Ulm Wolfach Friedberg Ehingen Inn Krumbach Schwabmünchen Illertissen Wasserburg Landsberg DonauAm- Starnberger Laufen Saulgau a. Lech See eschingen merNeustadt Chiemsee see Bad i.Schwarzwald Traunstein J Stockach lle Aibling r Müllheim Überlingen WolfratsBad Reichenhall Schongau hausen FriedrichsWangen hafen TettBo d Säckingen nang en Füssen Berchtesse Autor: T.Schwarze e Lindau gaden Bad Berleburg Frankenberg Fu lda Bad Langensalza Thüringen Sachsen Geithain au er Opladen [ab 1975 zu Leverkusen] ick Grevenbroich Jülich La hn Zw Heinsbg. Fritzlar Rhe i Hessen Rheinlanduer Pfalz Saarland r cka Ne Baden- Rhe in Lech D n Do Bayern Sa Württemberg lza ch Isar 0 © Institut für Länderkunde, Leipzig 2002 25 50 75 Maßstab 1: 2750000 Grenzüberschreitende Kooperationsräume 65 100 km