Emotionale Intelligenz in der Führung - Sandra Kuhn

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Emotionale Intelligenz in der Führung - Sandra Kuhn
NR.
11/01
Emotionale Intelligenz
in der Führung
Sandra Kuhn-Krainick
1995 rückte Daniel Golmans Bestseller „Emotionale Intelligenz” das Thema in das
Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit. Unzählig viele Artikel und Bücher beschäftigen sich seither mit dem Umgang von Emotionen. Sogar der ehemalige US-Präsident
Clinton hat öffentlich das Buch empfohlen.
In der heutigen Themenbriefausgabe geht es darum, wie Emotionen in die Arbeitswelt
passen, welche Strategien zur Umsetzung angebracht sind und wie Gefühle kontrolliert werden können.
Viele positive Gefühle beim Lesen und Umsetzen!
Sandra Kuhn-Krainick
Sandra Kuhn-Krainick heute
im Gespräch mit ...
verschiedenen Personen aus unterschiedlichen Branchen und Positionen zur Frage:
„Spielen Gefühle bei Ihrer
täglichen Arbeit eine
entscheidende Rolle?“
Regina S., 28 Jahre, Sekretärin:
Ich bin ein eher gefühlsmäßiger
Mensch. In meinem Privatleben
kommt es bei mir immer mal wieder
vor, dass ich in schwierigen Situationen oder bei Streit mit meiner Freundin oder meinem Mann anfangen
muss zu weinen. Im Beruf versuche
ich meine Gefühle mehr zu kontrollieren. Meistens gelingt mir das, aber es
ist nicht immer einfach. Mein Chef ist
eher ein aufbrausender Typ. Er rastet
durchaus auch mal aus, wenn es ein
Problem gibt, zu welchem er nicht
gleich eine Lösung weiß. Auch am
Telefon höre ich ihn in seinem Zimmer oft schreien, obwohl unsere daran anschließende Tür meist geschlossen ist.
Ich bin der Ansicht, Gefühle lassen
sich nur bis zu einem bestimmten Teil
wirklich kontrollieren und unterdrücken. Aus diesem Grund glaube
ich, dass Gefühle in der Berufswelt
durchaus eine tragende Rolle spielen.
Dementgegen stellen private Beziehungen im Berufsleben für mich ein
inakzeptables Terrain dar. Demzufolge könnte ich mir in keinem Fall vorstellen, meinen Chef zum Lebenspartner zu haben oder mit irgendeinem
meiner Kollegen eine private Beziehung zu beginnen. An dieser Stelle ist
für mich eine strikte Trennung zwischen Privat- und Berufsleben absolut wichtig.
Max W., 55 Jahre,
Industriemeister:
In meiner Familie und in meinem
Freundeskreis gelte ich als ein „alter
Brummbär“. Meine Frau sagt immer,
dass ich eine harte Schale, aber einen weichen Kern habe. Doch bei
Herausgegeben von Dipl.-Psych. Sandra Kuhn-Krainick, freie Trainerin und
Beraterin im Bereich Personal- und Organisationsentwicklung,
E-Mail: [email protected]
Autorin dieser Ausgabe: Sandra Kuhn-Krainick
meiner täglichen Arbeit komme ich
mit Freundlichkeit allein nicht zum
Ziel. Meine Männer brauchen immer
wieder eine harte Hand und müssen
genau gesagt bekommen, was sie zu
tun bzw. zu lassen haben. Es gibt
durchaus Situationen, da bin ich von
einzelnen Mitarbeitern enttäuscht
oder sogar durch ihr Verhalten verletzt. Gerade letzte Woche war wieder so eine Situation, als einer meiner
Mitarbeiter wiederholt betrunken zum
Arbeitsplatz kam.
Obwohl ich schon öfter mit ihm über
das Problem des Alkohols gesprochen hatte, änderte sich sein Verhalten nicht und er miss-achtete weiterhin die aufgestellten Spielregeln. Dieses Verhalten löste bei mir die Gefühle Enttäuschung und Traurigkeit aus.
Schließlich mag ich den Mitarbeiter
auch persönlich recht gern. Das hilft
mir aber in dieser Situation nicht weiter. Denn hier habe ich klar und konsequent handeln müssen.
Der Mitarbeiter wurde nach Hause
geschickt und er erhielt nun einen
Eintrag in seine Personalakte. Beim
nächsten Zwischenfall wird er wohl
das Unternehmen verlassen müssen.
Für mich sind Gefühle am Arbeitsplatz eher hinderlich und wenn ich
sie zeigen würde, könnte es mir
durchaus passieren, dass meine Mitarbeiter dies ausnutzen würden.
Christian S., 52 Jahre,
Geschäftsführer:
Manchmal habe ich das Gefühl, mein
ganzer Job besteht ausschließlich
darin, Emotionen aufzufangen, Konflikte zu schlichten und verärgerte
Mitarbeiter oder Kunden zur Rede zu
stellen. Ich glaube, Gefühle und Emotionen spielen in jeder Lebenslage
eine ganz entscheidende Rolle. Je
höher ich die Hierarchieleiter emporgeklettert bin, umso weniger fachliches Know-how war gefragt und umso mehr wurden soziale Kompetenzen und Beziehungspflege notwendig.
In meiner heutigen Position renne
ich nur noch von einer Besprechung
zur nächsten oder führe Einzelgespräche mit Mitarbeitern. Egal, ob es
sich um Gruppen- oder auch Einzelgespräche handelt, immer treffen unterschiedliche Erwartungen, Bedürfnisse und auch Gefühle aufeinander.
Mein Job ist es, in vielen Situationen
diese unterschiedlichen Einstellungen aufeinander abzustimmen und zu
einer gemeinsamen Lösung zu gelangen.
„Räume“ für Kommunikation
schaffen heißt Gelegenheiten
schaffen, miteinander zu reden.
Das betrifft den Ort, die Zeit,
die Dauer und die Umstände.
Zur emotionalen Intelligenz
gehört es, solche Räume bewusst zu gestalten.
Karin M., 22 Jahre ,
Hausfrau und Mutter von
2 Kindern:
Nach meiner Ausbildung habe ich
noch ein Jahr in einem mittelständischen Unternehmen gearbeitet. Als
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Industriekauffrau habe ich mit sehr
unterschiedlichen Personen zu tun
gehabt. Wenn ich zurückblicke und
meine momentane Situation als
Hausfrau zu meiner damaligen Berufstätigkeit in Beziehung setze,
dann fällt mir auf, dass mein Arbeitsplatz sich nicht viel anders gestaltete
als mein jetziger Beruf als Mutter
und Hausfrau.
Auch in der Arbeitswelt waren Verhaltensweisen Einzelner vergleichbar mit dem Gezanke auf Spielplätzen und im Kinderzimmer meiner
zweijährigen Zwillinge. Je nach Charakter versuchen Personen ihre Interessen auf unterschiedliche Art
und Weise durchzusetzen. Meine
Tochter ist vom Typ her eher durchsetzungsstark und nimmt sich das,
was sie gern hätte. Mein gleichaltriger Sohn hingegen ist eher etwas
ängstlich und fragt, bevor er sich etwas nimmt.
Auch im Berufsleben habe ich immer
wieder beobachtet, dass es sehr unterschiedliche Typen gibt. Die einen
– so z. B. auch mein ehemaliger Chef
– haben erst mal geschrien und einen Aufstand gemacht, alle sind gesprungen und am Ende wurde alles
nicht so heiß gegessen, wie es gekocht worden war.
Der Chef meiner Kollegin hingegen
war eher sachlich und überlegte vorher genau, wie wichtig etwas ist, und
hat dann klare Prioritäten gesetzt.
Diese emotionale Kompetenz kam
mir viel mehr entgegen. Ich glaube,
unterschiedliche
Charaktereigenschaften und auch der Umgang mit
Gefühlen sind sowohl bei der Kindererziehung als auch im Umgang mit
Kollegen und Kolleginnen im Beruf
durchaus ein sehr wichtiger Faktor.
Unter Intuition versteht man die
Fähigkeit gewisser Leute,
eine Lage in Sekundenschnelle
falsch zu beurteilen.
FRIEDRICH DÜRRENMATT,
schweizerischer Erzähler und
Dramatiker
05.01.1921-14.12.1990
Renate B., 38 Jahre,
Abteilungsleiterin:
Ich weiß, dass hintenrum manche
Mitarbeiter sagen, ich wäre gefühlskalt. Doch das stimmt nicht. Ich habe
im Laufe meiner Arbeitszeit gelernt,
dass man gerade als Frau nicht weiterkommt, wenn man zu weich und
emotional ist. Um mich gegen meine
anderen Kollegen und auch Mitarbeiter behaupten zu können, trete ich im
beruflichen Kontext sehr selbstbewusst und eher dominant auf. Ich
kann mir gut vorstellen, dass dies
manchmal als hart oder auch emotionslos erlebt wird.
Für mich ist es jedoch die beste Art
und Weise im Berufsleben zu bestehen und Karriere zu machen. Ich
glaube nicht, dass ich heute Abteilungsleiterin wäre, wenn ich mich zu
stark von meinen Gefühlen hätte leiten lassen. Bei Männern empfinde
ich das anders. Da ist es eher so,
dass die Leute sagen, toll, ein Mann,
der auch Gefühle zeigen kann. Bei
Frauen empfinde ich es so, als würde
man dann eher abqualifiziert werden,
na ja, sie ist halt auch „nur eine
Frau“.
Um diesen Vorurteilen möglichst viel
Widerstand entgegenzusetzen, versuche ich meine Gefühle außen vor
zu lassen und lebe sie lieber in der
Freizeit und in meiner Partnerschaft
aus.
Franz Z., 64 Jahre,
Rentner, ehemaliges
Vorstandsmitglied:
Zu meiner Zeit war ein guter Kundenkontakt das A und O eines Unternehmers. Dabei waren immer jene erfolgreich, welche über eine besonders
aufgeschlossene und freundliche
Ausstrahlung verfügten. Heute nennt
man das wohl Beziehungsintelligenz
oder auch emotionale Intelligenz. Zu
meiner Zeit gab es noch nicht so neumodische Bezeichnungen, aber ich
glaube, inhaltlich war das Gleiche gemeint.
Nicht nur im Vertrieb, sondern auch
im Management waren die Leute er-
folgreich, welche eine Begabung
dafür hatten, schnell einen guten
Kontakt zu anderen Menschen aufzubauen. Klar, es gab auch die autoritären Haudegen, aber die starben
schon zu meiner Zeit mehr und mehr
aus. Für mich ist Beziehungspflege
auch heute noch ein ganz wichtiger
Erfolgsfaktor. Dazu gehören für mich
vor allem die Fähigkeiten gut zuhören
zu können, sich in den anderen hineinzuversetzen und Lösungen zu suchen, die für alle Beteiligten annehmbar sind. Gerade im Kundenkontakt
sind das Zuhören und das Darauf-Eingehen sehr wichtig.
„Die großen
Gedanken kommen
aus dem Herzen.“
OSCAR WILDE
englischer Schriftsteller
16.10.1856-30.11.1900
Gabi S., 28 Jahre,
Kindergärtnerin:
In unserem Beruf als Kindergärtnerin
haben wir natürlich tagtäglich mit Gefühlen zu tun. Es vergeht kein Tag an
dem nicht ein Kind weint, ein Streit zu
schlichten ist oder Jubel ausbricht.
Zum Beispiel sind unsere Geburtstagsfeste immer mit sehr viel Gefühl
verbunden. Geburtstagskinder sind
stolz, freuen sich und lernen im Mittelpunkt zu stehen. Doch nicht nur die
Kinder zeigen Gefühle. Auch ich emp-
finde viel Freude bei meiner Arbeit,
manchmal aber auch Traurigkeit,
wenn ich durch die Kinder von Familienverhältnissen erfahre, die ich nicht
unbedingt als positiv bezeichnen
würde. Die Spielwiese der Gefühle ist
unendlich. Ich halte es für einen der
wichtigsten Beiträge einer Kindergärtnerin, Kindern die emotionale Intelligenz zu vermitteln und ihnen die
Möglichkeit zu geben, ihren Platz im
Leben zu finden.
Ingrid O., 36 Jahre,
Medizinische Dokumentarin,
Mutter einer 4-jährigen Tochter:
In meiner Abteilung habe ich oft das
Gefühl mich in einer Krabbelgruppe
zu befinden. Hier wird um den besten
Platz, um das begehrteste Spielzeug
und die höchste Trophäe gerangelt.
Eingesetzt werden alle körperliche
und geistigen Kräfte. Es ist nicht immer leicht sich diplomatisch von unangenehmen Situationen abzugrenzen. Es gibt zu viel unterschiedliche
Charaktere.
Meine Erfahrung ist, dass ich, je mehr
ich von mir und meinen Gefühlen zu
bestimmten Dingen oder Situationen
preisgebe, anderen ein großes Angriffsfeld zu meiner eigenen Persönlichkeit biete. Umso schwerer fällt es
mir dann außerdem eine gesunde Distanz zu den Kollegen zu halten, deren Verhalten mir gegenüber nicht
korrekt oder respektabel ist.
Ich muss lernen bestimmte Dinge
nicht so tief an mich heranzulassen
oder zu persönlich zu nehmen. Ich
finde, dass emotionale Intelligenz ein
wichtiger und erfolgversprechender
Bestandteil einer Persönlichkeit ist,
aber gelenkt sein soll durch ein kontrolliertes Verhalten, bei welchem
Freundlichkeit, Kooperation und Beziehungspflege im Vordergrund steht
und Offenheit nur firmenintern herrschen sollte. Das Privatleben spielt
demnach für mich nur bis zu einem
gewissen Rahmen eine Rolle im Berufsleben. Durch diese Trennung bleibe ich eher unangreifbar und kann
mich in Konfliktsituationen leichter
behaupten und mir neben meiner
fachlichen Kompetenz Achtung bei
meinen Kollegen verschaffen.
Sandra Kuhn-Krainick
Autorin dieser Ausgabe
Fachbereiche/Themengebiete:
Personalentwicklung:
– Kommunikations- und
Konfliktfähigkeit
– Emotionale Intelligenz und
Veränderungskompetenz
– Präsentation und Moderation
– Führung, Führungsfeedback
und Coaching
Teamentwicklung:
– Zusammenarbeit und
Kooperation
– Konfliktmanagement
Organisationsentwicklung:
– Begleitung von Veränderungsprozessen
– Bildungsbedarfsanalysen
– Einführung von Führungsinstrumenten und
-entwicklungskonzepten
Ausbildung/Weiterbildungen:
– Studium der Betriebswirtschaftslehre und Organisationspsychologie an der Universität Mannheim, Abschluss:
Diplom-Psychologin
– Jeweils mehrjährige Qualifizierungsmaßnahmen in NLP
(Master Ausbildung), Moderation und Seminargestaltung (u.a.
bei Metaplan), Prozessberatung und Organisationsentwicklung (u.a. bei Klaus Doppler)
Beratungs- und
Trainingserfahrungen:
– Seit 1990 als Trainerin und Beraterin tätig, davon 5 Jahre als
angestellte Projektleiterin in
der Führungs- und Organisationsentwicklung der BASF AG
– Seit Juni 1999 selbständige
Trainerin, Beraterin und Autorin
zahlreicher Veröffentlichungen
Privat
verheiratet und zwei Kinder
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Emotionale Intelligenz –
Trends und Entwicklungen
Die unterschiedlichen Aussagen der verschiedenen Gesprächspartner zu Beginn dieses Themenbriefes zeigen
die Vielfalt der Meinungen zum Thema „Gefühle in der Arbeitswelt“. In den letzten Jahren wird mehr und mehr
über Gefühle und Emotionen auch im Beruf gesprochen. Dabei geht es im Wesentlichen nicht darum, Privat- und
Berufsleben zu vermischen, sondern vielmehr darum, Emotionen auch gewinnbringend in der täglichen Arbeit einzusetzen. Als Fachausdruck für die Fähigkeit, Gefühle gezielt einzusetzen, spricht man von emotionaler Intelligenz.
Emotionale Intelligenz: Was ist das?
Die Bezeichnung „emotionale Intelligenz“ existiert seit etwa zehn Jahren.
Der Begriff soll menschliche Eigenschaften wie Einfühlungsvermögen,
Selbstbewusstsein und Kontrolle der
Gefühle mit einem Wort ausdrücken.
Dass Gefühle eine eigene Intelligenz
besitzen, wurde im Business lange
Zeit nicht gesehen. Hier galt die gesellschaftliche Maxime der Rationalität, d. h. der Manager als ein „rationales Erwachsenen-Ich“, das an den
Umgang mit Zahlen, Daten und Fakten gewöhnt ist und alles unter Kontrolle hat.
Doch wie werden letztlich Entscheidungen gefällt? Oft spielen Eigeninteressen, Irrationales, Intuition und
Gefühle eine größere Rolle als nüchterne Logik und sachliche Abwägungen.
Goleman definiert emotionale Intelligenz als die Fähigkeiten, sich selbst
zu motivieren und auch bei Enttäuschungen weiterzumachen, die eigenen Stimmungen wahrzunehmen, sie
zu regulieren und in den Dienst eines
Ziels zu stellen, sowie sich in die Gefühle anderer hineinzuversetzen.
Steiner hingegen versteht unter emotionaler Intelligenz die Fähigkeiten,
eigene Gefühle zu verstehen, anderen zuzuhören und sich in deren Gefühle hineinzuversetzen und Gefühle
sinnvoll zum Ausdruck zu bringen.
Fünf Bausteine
Goleman unterteilt die emotionale Intelligenz in fünf Komponenten.
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• Selbstreflexion
Fähigkeit, eigene Stimmungen, Gefühle und Antriebe sowie ihre Wirkung auf andere zu erkennen und zu
verstehen. Fragen Sie sich bei wichtigen Entscheidungen selbst, was Ihr
„Bauch“ dazu sagt. Kennzeichen der
Selbstreflexion sind Selbstvertrauen
und realistische Selbsteinschätzung.
• Selbstkontrolle
Fähigkeit, plötzliche Impulse und
Stimmungen zu beherrschen oder in
eine andere Richtung zu lenken. Gekennzeichnet ist die Selbstkontrolle
durch einen angemessenen Ausdruck von Gefühlen durch Vertrauenswürdigkeit und Integrität sowie
durch Denken vor Handeln.
• Motivation
Neigung, Ziele mit Energie und Ausdauer zu verfolgen. Wer seine Gefühle berücksichtigt, sie angemessen
ausdrücken und die Energie für seine
Aktionen verwenden kann, hat es
meistens leichter. Kennzeichen der
Motivation sind starker Wille zum Erfolg sowie Optimismus selbst bei
Rückschlägen.
• Empathie
Fähigkeit, Gefühle anderer wahrzunehmen, sich in diese hineinzuversetzen und mit Rücksicht auf diese Gefühle entsprechend zu handeln. Die
Empathie wird gekennzeichnet durch
Kundenorientiertheit und Mitgefühl
bei „extremen“ Anlässen.
• Soziale Kompetenz
Fähigkeit, eine gemeinsame Basis mit
anderen zu schaffen und Beziehungen zu knüpfen.
Kennzeichen der sozialen Kompetenz
sind Kommunikationsfähigkeit, hoher
Bekanntheitsgrad und ein „echter“
Freundeskreis.
Ergebnisse der
Emotionsforschung
Die derzeitige Sozialforschung hat
erstaunliche Erkenntnisse gemacht.
So wird zum Beispiel davon gesprochen, dass nur etwa 20 % des Erfolges durch einen hohen IQ (Intelligenzquotienten) bedingt sind. Die
übrigen 80 % seien durch einen
großen Teil durch die emotionale Intelligenz geprägt.
Hier nun einige Ergebnisse aus verschiedenen Untersuchungen:
1. Zum Umgang mit eigenen
Gefühlen:
• Gefühle, Gedanken und Körperempfindungen sind gleich wichtig,
weil sie alle Ausdruck und Wesen
der einen Person, des Individuums
sind.
• Nicht wahrgenommene, verdrängte und „unerwünschte“ Gefühle
fordern ihr Recht wieder ein – oft
verspätet und nicht immer produktiv.
• Gefühle stehen unter dem Einfluss
der Umwelt und umgekehrt; dies
zu wissen, stärkt die eigene Autonomie.
als sie behandeln, „wegreden“
oder manipulieren zu wollen.
• Biographische
und
situative
Berücksichtigungen helfen, die
Gefühle anderer zu verstehen und
sie zu respektieren.
• Echte Gefühle sind für die Person
wahr und wichtig, aber nicht automatisch auch verbindlicher Maßstab für andere Personen.
• Gefühle können auch Methoden
der bewussten Beeinflussung, der
(unbewussten) Stimulation oder
des Aufbaus von Fassaden sein.
• Gefühle zuzulassen und adäquat
auszudrücken ist eine Grundvoraussetzung für körperliche und
seelische Gesundheit.
• Körpersprache, Mimik und Gestik
sind stets authentischere Ausdrücke für Gefühle als Worte und
sprachlich gebundene Inhalte.
• Bewusstes Reflektieren von Gefühlen und Erweiterung des Repertoires an emotionalen Ausdrucksformen stärkt die emotionale Intelligenz.
Rückblick und
Ausblick
Früher wurden Gefühle in der Arbeitswelt entweder verneint oder als
Schwäche ausgelegt. Heute spricht
man von einer Erfolgsdefinition, die
Gefühle als wertvolle Hilfe im täglichen Zusammensein mit Kollegen,
Kunden, Lieferanten und allen anderen Menschen darstellt. Die folgende
Tabelle vergleicht die herkömmliche
und die heutige Definition von Gefühlen:
2. Zum Umgang mit fremden
Gefühlen:
• Gefühle anderer zu erkennen ist
eine menschliche Grundfähigkeit,
die regelmäßiger und sorgfältiger
Pflege bedarf.
• Gefühle anderer zuzulassen und sie
zu verstehen ist sozial effektiver
Definitionen und von Gefühlen
Früher:
herkömmliche Definition
• Zeichen von Schwäche
• bei der Arbeit unangebracht
• zu vermeiden
• verwirren
• müssen unterdrückt werden
• gefühlsbetonte Menschen meiden
• nur auf Gedanken hören
• keine gefühlsbetonten Wörter verwenden
• beeinträchtigen das Urteilsvermögen
• lenken ab
• Zeichen von Verletzbarkeit
• behindern bzw. verlangsamen logisches Denken
• Hindernis für Kontrolle
• schwächen gefestigte Meinungen
• verhindern den Fluss objektiver Daten
• komplizieren die Management-Planung
• untergraben Autorität
Heute:
Erfolgsdefinition
• Zeichen von Stärke
• unerlässlich für die Arbeit
• fördern das Lernen
• erklären (verdeutlichen)
• müssen integriert werden
• gefühlsbetonte Menschen suchen
• auf das Gefühl achten
• gefühlsbetonte Wörter verwenden
• unerlässlich für das Urteilsvermögen
• motivieren
• machen uns wirklich und lebendig
• fördern bzw. beschleunigen logisches Denken
• bauen Vertrauen und Zusammenarbeit auf
• aktivieren ethische Werte
• sorgen für wichtige Informationen und Feedback
• fördern Kreativität und Innovation
• erzeugen Einfluss ohne Autoritätsgehabe
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Emotionale Intelligenz –
Praktische Umsetzung
Emotionale Intelligenz setzt sich aus zwei großen Bausteinen zusammen: eigene Gefühle und Gefühle anderer.
Hier erfahren Sie, wie sie beiden Gefühlswelten gerecht werden und emotional intelligente Gespräche führen
können.
Warum ist
emotionale
Intelligenz
wichtig?
In den vergangenen Jahrhunderten
konzentrierten sich Führungskräfte
auf Analyse, äußere Macht und technische Vernunft. Diese Entwicklung
hat dazu geführt, dass andere Eigenschaften des Menschen wie Gefühl,
Intuition, Seele und Erfahrung in den
Hintergrund gedrängt wurden.
Das derzeitige und zukünftige Modell
der Intelligenz für Führungskräfte basiert wesentlich stärker auf den
Grundlagen von emotionaler Intelligenz und biologischen Systemen.
Menschen, Märkte, Ideen und Organisationen werden als einzigartig und
lebendig, als generativ und interaktiv
angesehen, die zu Lernen, Wachstum, Inspiration, Kreativität, Synergie
und Umgestaltung fähig sind.
Wissenschaftliche Studien haben ergeben, dass Gefühle eine grundlegende „aktivierende Energie“ für
ethische Werte wie Vertrauen, Integrität, Empathie, Widerstandsfähigkeit und Glaubwürdigkeit darstellen.
Wissenschaftler sprechen hierbei
von dem sozialen Kapital, d. h. von
der Fähigkeit, auf Vertrauen basierende, gewinnbringende Geschäftsbeziehungen aufzubauen und zu erhalten. Im Mittelpunkt dieser Eigenschaften steht die Gabe der
Führungspersönlichkeit, sich selbst
und andere begeistern und motivieren zu können.
Eigene Gefühle
erkennen und
äußern
Ein wichtiger Bestandteil bei der
emotionalen Intelligenz ist es, dass
Sie Ihre eigenen Gefühle erkennen
und ausdrücken können.
Tun Sie dies, dann
• verstehen Sie sich selbst und Ihre
derzeitige Lebenssituation besser.
• ermöglicht es Abstand und Distanz
zu den eigentlichen Ereignissen.
• wird Ihre Persönlichkeit gestärkt.
• lassen sich Konflikte leichter lösen.
Je präziser Sie Ihre eigenen Gefühle
ausdrücken, desto
• genauer und intensiver kann Ihr
Gesprächspartner Ihre Emotionen
wahrnehmen.
„Die Wirtschaft ist inzwischen so komplex und schwierig, das Überleben der Unternehmen in einem zunehmend unberechenbareren,
wettbewerbsintensiveren und gefahrvolleren Umfeld so unsicher,
dass ihre Existenz von der täglichen Mobilisierung jedes einzelnen
Gramms Intelligenz abhängt.“
Konosuke Matsushita, Gründer der Matsushita Electric, Ltd.
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• eher ist er/sie in der Lage, Sie
wirklich zu verstehen.
• besser kann er/sie auf Ihre Gefühle reagieren.
Eigene Gefühle ausdrücken können
Sie dadurch, dass Sie
• Gefühle in Bildern beschreiben
(z. B.: „Ich fühle mich wie ein fünftes Rad am Wagen, oder ich fühle
mich wie eine ausgequetschte Zitrone ...“).
• Ich-Botschaften senden (z. B. „Ich
fühle mich aus diesem Grund in
der Situation XY unwohl. Ich wünsche mir von Dir ...“).
• präzise und blumige Beschreibungen verwenden.
• Körpersignale einsetzen (z. B. Gesichtsausdruck der momentanen
Verfassung angleichen).
Gefühle anderer
erkennen und
verstehen
Um die Gefühle anderer überhaupt
wahrzunehmen ist es wichtig, dass
Sie
• Verständnis zeigen,
• emphatisch sind,
• genau beobachten und auch auf
Körpersignale achten,
• Fragen stellen,
• den anderen akzeptieren, wie er/
sie ist,
• sich auch mal in die Rolle/Position
des anderen hineinversetzen.
Damit erfahren Sie viel über Ihren
Gesprächspartner und können auch
in Konfliktsituationen emotional intelligente Gespräche führen.
Emotionale Intelligenz in Gesprächen
6. Fragen Sie nach.
Sie verraten dem Gesprächspartner
dadurch, wie gut Sie ihn verstanden
haben, wieweit Sie folgen können
und wieweit Ihr Denken und seines
sich entsprechen.
7. Drücken Sie Anteilnahme
aus.
Anteilnahme an Gesprächsinhalten
ist zugleich Wertschätzung der Person. Wenn Sie interessiert und Anteil
nehmend fragen, wird der andere
sich niemals ausgefragt oder verhört
vorkommen. Anteilnahme können Sie
durch Mimik und Gestik sowie durch
den Klang Ihrer Stimme ausdrücken.
1. Schaffen Sie eine störungsfreie Atmosphäre ohne
Zeitdruck. Notfalls das
Gespräch verschieben.
Wenn Ihnen das Gespräch und die
Person wichtig sind, sollten Sie sich
die entsprechende Zeit nehmen. Sollten Sie z. B. nur noch 15 Minuten Zeit
haben, so hat sich folgende Formel
bewährt: „Leider habe ich im Moment
nur noch 15 Minuten Zeit. Würde das
für Ihr Problem genügen, oder sollten
wir lieber einen anderen Termin vereinbaren?“
2. Zeigen Sie eine offene
Körperhaltung.
Ihre Körpersprache bringt zum Ausdruck, was Sie denken und fühlen.
Offenheit in der inneren Haltung und
Offenheit in der Körperhaltung signalisieren dem anderen: „Ich bin bereit,
das, was Du sagst, aufzunehmen.“
3. Halten Sie Blickkontakt.
Wenn Sie beim Gespräch den anderen nicht anschauen, wird er niemals
das Gefühl gewinnen, dass Sie ihm
zuhören oder ihn verstehen. Vermeiden Sie es unbedingt, während eines
Gesprächs nebenbei noch andere
Dinge zu tun, wie z. B. in Unterlagen
zu blättern.
4. Unterbrechen Sie nicht.
Unterbrechen Sie Ihren Gesprächspartner niemals bei seinen Darstellungen zu Beginn des Gesprächs.
Vermeiden Sie auch nonverbale Aussagen, wie Kopfschütteln, skeptischer Blick oder Augenaufschlag. Ein
Mensch, der am Anfang eines Gesprächs nicht ausreichend Gelegenheit hatte, das zu sagen, was er sagen wollte, wird niemals das Gefühl
gewinnen, dass er verstanden wurde.
5. Stellen Sie offene Fragen.
Offene Fragen setzen Gespräche in
Gang und vermitteln dem Gesprächspartner das Gefühl, akzeptiert zu werden. Offene Fragen signalisieren Ihr
Interesse und Ihre Anteilnahme. Beispiele: „Wie geht es Ihnen heute?“
(offene Frage), „Geht es Ihnen gut?“
(geschlossene Frage).
8. Wiederholen Sie den Inhalt
der Aussage des anderen.
Der Satz: „Ich verstehe Sie“ ist fast
immer unwirksam. Sie sollten das,
was der andere gesagt hat, inhaltlich
wiederholen, indem Sie es mit eigenen Worten formulieren. Wenn Sie
noch nicht genau erfasst haben, worauf der andere hinaus will, dann sollten Sie die inhaltliche Wiederholung
als Frage formulieren: „Wenn ich Sie
recht verstehe, dann wollten Sie sagen ...“. Diese Formulierung hat den
Vorteil, dass der andere bei einem
Missverständnis eine Korrektur anbringen kann. Er erlebt zudem, dass
Sie sich um das Verständnis seines
Inhaltes bemühen.
9. Stellen Sie einen
emotionalen Gleichklang
her.
Emotionaler Gleichklang bedeutet,
dass die Gefühle des anderen richtig
gedeutet und Anteil nehmend miterlebt werden. Er wird auch „Atmosphäre“ oder „Klima“ des Gesprächs
genannt. Wenn Sie erkennen, dass
der andere Sorgen oder Bedenken
hat und Sie diese emotional miterleben und mitteilen, dann tritt ein emotionaler Gleichklang ein.
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Emotionen-Checkliste
Eigene Gefühle
Ein wichtiger Teil der emotionalen Intelligenz ist es, anderen seine eigenen Gefühle offen zu zeigen. Sind Sie dazu in der
Lage? Um das zu überprüfen, beantworten Sie bitte die folgenden Fragen spontan mit „ja“ oder mit „nein“. Zögern Sie
nicht und antworten Sie „aus dem Bauch“ heraus.
ja
nein
• Ich sage immer ganz klar, ob es mir gut oder schlecht geht.
• Ich kann drei Dinge aufzählen, an denen ich mich freue.
• Ich verlasse mich gerne auf meine Gefühle.
• Manchmal kann ich laut und herzlich lachen.
• Ich höre häufiger, „Heute siehst du aber gut aus“ oder „Heute wirkst du aber
nicht so gesund“.
• Ärger fresse ich nie in mich hinein.
• Ich wähle meine Kleider oft so, dass sie meine innere Stimmung ausdrücken.
• Ich kann auch mal weinen, wenn mir danach ist.
Auswertung:
Je häufiger Sie mit „Ja“ geantwortet haben, umso stärker gehören sie den „Gefühlsmenschen“ an. Sie tragen Ihre
Stimmungen offenherzig nach außen und lassen Ihre Mitmenschen wissen, wie es Ihnen momentan geht.
Je mehr „Nein-Antworten“ Sie gegeben haben, umso stärker unterdrücken oder kontrollieren Sie Ihre Gefühle.
Gehören Sie etwa zu der Sorte Mensch, die immer und überall souverän und emotionslos wirkt? Vielleicht sollen Sie
dann etwas an sich ändern. Denn nur wer Gefühle zeigt, kann auch von anderen (positive) Gefühle erwarten.
Fremde Gefühle
Die andere Seite der emotionalen Intelligenz ist es, Gefühle anderer wahrzunehmen und darauf entsprechend zu reagieren. Wie sieht es da bei Ihnen aus? Beantworten Sie bitte die folgenden Fragen wieder spontan mit „ja“ oder mit „nein“.
ja
nein
Ich kann drei Körpersignale für Angst nennen.
Mir sind Gefühlsausbrüche anderer nicht peinlich.
Ich erkenne schnell, ob es meinem Gegenüber gut oder schlecht geht.
Ich kann echte von gespielten Gefühlen unterscheiden.
Mir öffnen sich andere Menschen eher schnell.
Ich habe grundsätzlich Respekt vor den Gefühlen anderer.
Manchmal müssen Gefühle auch beherrscht werden.
Menschen, die ein „Pokergesicht“ an den Tag legen, sind mir unheimlich.
Auswertung:
Je häufiger Sie mit „Ja“ geantwortet haben, umso stärker nehmen Sie die Gefühle anderer wahr und gehen darauf
ein. Je häufiger Sie mit „Nein“ geantwortet haben, umso schwerer fällt es Ihnen, Gefühle anderer zu respektieren
und zu akzeptieren. Jeder hat ein Recht auf Emotionen. Arbeiten Sie an sich und lassen Sie andere auch mal Freude, Wut oder Trauer erleben und ausleben.
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Emotionen –
Fragen, Stolpersteine und Grenzen
Was sich so einfach liest, ist nicht immer so einfach in der Umsetzung. Je weicher und vielschichtiger geforderte Fähigkeiten und Kompetenzen sind, umso schwieriger und uneindeutiger ist die konkrete Handhabung. Und
was ist letztendlich vielschichtiger und unklarer als unsere eigenen Gefühle und die anderer?
Hier nun einige mögliche Fallen und Gefahren bei dem persönlichen Umgang mit Gefühlen:
Hindernisse und
persönliche
Störungen bei der
Umsetzung
• Gefühlsblindheit
Die Unfähigkeit, Gefühle zu empfinden und wahrzunehmen, ist leider
weit verbreitet.
Es ist nicht klar, warum so viele Menschen nicht (oder nicht mehr) in der
Lage sind, Gefühle zu beachten und
aufzunehmen. Eventuell ist es ein langer Sozialisierungsprozess, der zu
dieser Unfähigkeit führt.
Fest steht, dass sowohl Angst und
Depressionen die Folge dieser Missachtung sein können als auch körperliche Erkrankungen.
Damit schadet man mit der Missachtung eigener und fremder Gefühle
ganz eindeutig sich und seinem Körper.
Tipp:
Hören Sie häufiger in sich hinein und
stellen Sie sich selbst die Frage:
Wie fühle ich mich gerade? Was
empfinde ich in dieser Situation?
Damit schulen Sie Ihre Wahrnehmung im Hinblick auf die eigenen Gefühle Schritt für Schritt.
„Energiefelder beeinflussen sich
gegenseitig auf stimulierende,
ausgleichende oder beruhigende
Art und Weise. Wir können dies
• Gefühle den relevanten Körperempfindungen zuordnen
„Der Schreck, der einem durch die
Glieder fährt“, oder „Übelkeit vor
Ekel“.
Viele Menschen sind nicht in der Lage, die Gefühle zu erkennen, die zu
bestimmten körperlichen Symptomen
gehören. Die Frage „Wo kommen die
Kopfschmerzen her?“ wird nicht gestellt. Kopfschmerztabletten oder Alkohol führen zu einer zeitweiligen
Entspannung, Müdigkeit wird mit Kaffee oder Zigaretten bekämpft.
feststellen, wenn wir einen Raum
voller Menschen betreten und sofort spüren, ob er von harmonischen
oder
disharmonischen
Vibrationen durchdrungen ist.“
Dieser Mensch fragt nicht nach dem
Erleben seiner Gefühle, er gestattet
sich allenfalls die Diagnose „Stress“.
Wenn er ehrlich wäre, würde er entdecken, dass er wütend war, sich geschämt hat oder hilflos ist.
Charles Klotsche, amerikanischer Wissenschaftler
Tipp:
Achten Sie auf Ihren Körper. Wie reagiert Ihr Körper auf bestimmte Situationen? Bekommen Sie eventuell
Bauchweh, wenn Sie eine unangenehme Aufgabe zu erledigen haben?
Außerdem können Sie mal bewusst
andere und ihren Körper beobachten.
Wird Ihre Kollegin eventuell schnell
rot im Gesicht, wenn sie mehrere
Aufgaben gleichzeitig zu erledigen
hat? Oder schwitzt Ihr Chef immer,
wenn er mit einem wichtigen Kunden
telefoniert?
Der Körper, die Mimik und die Gestik
eines Menschen sagen uns manchmal mehr als die eigentlichen Worte
desjenigen.
SEITE 9
Körpersignale
Körpersignale
Vorbeugen des Oberkörpers
Zurückziehen oder abwenden
Kopf und Schulter hängen
wegschauen, auf den Boden
schauen
gerunzelte Stirn
angehobene Brauen und weit
aufgerissene Augen
• Gefühle anstauen und explosionsartig entladen
Bei vielen Menschen stauen sich Gefühle aus unterschiedlichen Gründen
lange an. Irgendwann verlieren die
Menschen dann jedoch die Kontrolle
über ihre eigenen Gefühle und die
Emotionen entladen sich explosionsartig. Manchmal kommt es zu einem
heftigen Streit oder aber das gezeigte
Verhalten wirkt aufbrausend und unzurechnungsfähig.
möglicher Ausdruck für:
Interesse, Nähe suchen,
Verbundenheit spüren
Desinteresse, Ekel, Abscheu,
andere Meinung haben
traurig, Niedergeschlagenheit,
müde, erschöpft
sagt Unwahrheit, ist in
Gedanken woanders,
nicht interessiert
Ärger, Unverständnis
Überraschung, Angst
immer, wenn jemand ein Problem hat,
dann weiß er oder sie, dass diese
Person „den Karren aus dem Dreck
ziehen wird“.
Tipp:
Teilen Sie anderen Ihre Gefühle mit.
Versuchen Sie sich nicht zu verstecken oder zu verstellen. Wenn Sie
auf einen Kollegen wütend sind, weil
er schon wieder nicht rechtzeitig
wichtige Informationen an Sie weitergegeben hat, dann ziehen Sie sich
nicht beleidigt zurück, sondern gehen
Sie zu dem Kollegen und sagen Sie
ihm, dass Sie sich geärgert haben
und ihn bitten, in Zukunft anders zu
handeln.
Achten Sie mehr auf sich und Ihre
persönlichen Energiequellen. Niemand hat unbegrenzt Kraft zur Verfügung. Lassen Sie sich Zeit zum Nachdenken, bevor Sie eine neue Aufgabe
annehmen. Stellen Sie sich die Fragen:
Manche Menschen neigen dazu, immer nur für andere da zu sein. Häufig
sind diese Menschen sehr beliebt,
engagiert und voller Tatendrang. Ihre
Energie scheint unerschöpflich und
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Vorsicht:
Das Helfersyndrom hat nicht mit
der normalen und wünschenswerten Hilfsbereitschaft zu tun. Ein
gewisses Maß an Sich-gegenseitig-Helfen und Unterstützen ist im
Leben unabdingbar und macht
das Miteinander erst möglich.
Ein Helfersyndrom ist Hilfe über
das „normale Maß“ hinaus. Wenn
jemand sich eigentlich ausgenutzt
vorkommt, aber dennoch nicht
aufhören kann zu helfen, dann ist
dies ein Helfersyndrom.
So weit, so gut. Aber was steckt hinter dieser Hilfsbereitschaft? Was ist
der Antrieb für solche Taten? Ist es
das Bedürfnis gebraucht zu werden,
oder stärkt es das Selbstbewusstsein, wenn jemand meine Hilfe annimmt?
Tipp:
• Helfersyndrom
• Warum soll ich das tun?
• Was bringt es mir persönlich? Bin
ich bereit, diese Zusatzbelastung
auf mich zu nehmen?
• Habe ich noch genügend Ressourcen (Energie, Zeit, Geld ...) zur Verfügung, um dies zu tun?
Menschen mit Erfolgsintelligenz ...
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... motivieren sich selbst
... können ihre Impulse kontrollieren
... wissen, wann sie durchhalten müssen
... wissen das Beste aus ihren eigenen Fähigkeiten zu machen
... setzen Gedanken in Taten um
... haben keine Angst vor Fehlern
... schieben nichts auf die lange Bank
... übernehmen Verantwortung
... kennen den schmalen Grat zwischen Überlastung und Unterforderung
... können lange auf eine Belohnung warten
Perspektivenwechsel
Die Aufregung und hohe Medienpräsenz zum Thema „Emotionale Intelligenz“ entstehen unter anderem dadurch,
dass die „EQ“ Auswirkungen auf so viele unterschiedliche Lebensbereiche hat. Nicht nur in der Erwachsenenwelt im geschäftlichen und privaten Sektor ist der Umgang mit Gefühlen und Emotionen erfolgsentscheidend.
Auch in der Kindererziehung spielt der Umgang mit Gefühlen eine wichtige Rolle. Erziehen wir emotional intelligent oder nicht? Verhelfen wir unseren Kindern dazu, erfolgreich zu sein oder nicht?
Eine neue Form der
Kindererziehung
ne Gefühle und Bedürfnisse mal hinten anzustellen, um anderen Menschen gerecht zu werden.
Früher hieß es häufig: „Jungen weinen nicht“ oder „Sei lieb, du bist
doch ein Mädchen.“ In der heutigen
Erziehungsmethodik wird meistens
nicht mehr so stark nach Geschlechtern getrennt. Auch Jungs dürfen und
sollen Gefühle zeigen und Mädchen
haben durchaus das Recht auch mal
„Nein“ zu sagen oder eine andere
Meinung zu vertreten.
Im Folgenden daher für Groß (und
Klein) noch ein paar Tipps zur Gefühlskontrolle.
Gefühle dürfen auch von Kindern
geäußert werden und die Erwachsenen nehmen sie ernst. Das ist richtig
so und ein wichtiger Beitrag Kindern
beizubringen, mit ihren Gefühlen umzugehen und zu lernen diese auch
ausdrücken zu können.
Auch Kinder
brauchen Grenzen
Mir als zweifacher Mutter kommt es
jedoch häufig so vor, als würden wir
unseren Kindern heutzutage viel zu
viel erlauben und oftmals auch zu
stark auf sie eingehen. Vor kurzem
rief mich eine befreundete Mutter an,
um mir mitzuteilen, dass unsere heutige Verabredung leider ausfallen
muss, weil ihr dreijähriger Sohn keine
Lust habe mitzukommen. Als ich sie
dann fragte, ob sie denn Lust habe,
bejahte sie dies klar. Nichtsdestotrotz
fiel unser Treffen aus.
Es ist ausgesprochen wichtig, Gefühlen nicht nur nachzugeben, sondern sie auch kontrollieren zu können, wenn dies angebracht ist. Auch
ein Kind sollte frühzeitig lernen, eige-
Strategien zur
Gefühlskontrolle
• Stopp sagen
Oftmals neigen wir nach Ärgersituationen dazu, unsere Gedanken
zwanghaft festzuhalten. Stoppen Sie
diesen Kreislauf durch einen laut
oder leise gesprochenen Stopp-Befehl und versuchen Sie „loszulassen“.
• Entspannungstechniken
Versuchen Sie durch autogenes Training, Yoga oder auch durch progressive Muskelentspannung eine psychische Entspannung herbeizuführen.
Sie werden dadurch weniger anfällig
für psychische und körperliche
Stressfolgen.
• Selbstbehauptung
Die Stärkung des Selbstbewusstseins
ist ein sehr wichtiger Schritt auf dem
Weg zur emotionalen Intelligenz.
Glauben Sie an sich selbst und nehmen Sie sich nicht alles zu sehr zu
Herzen!
• Abstand gewinnen
Nehmen Sie von den Ereignissen des
Ärgers Abstand. Gehen Sie spazieren, trinken Sie einen guten Wein,
fahren Sie Fahrrad oder tun Sie einfach das, was Sie am liebsten tun.
Nero Corleone
Eine Katzengeschichte
„Die Madonnina lebte schon
so lange auf dem Hof, dass
niemand wusste, wie alt sie
war. Zehn Jahre? Zwölf?
Sechzehn? Oder vielleicht
doch erst acht? Den Namen
verdankte sie ihrem hellroten
Kopf, dessen Fell genau in
der Mitte fromm gescheitelt
war, wie bei einer kleinen
Madonna. Zweimal im Jahr
bekam die Madonnina Junge,
im Frühling und im Herbst,
und wenn der Bauer die neugeborenen Katzen rechtzeitig
in ihrem Versteck fand, dann
ertränkte er sie. Rechtzeitig
hieß: noch ehe sie die Augen
offen hatten und hinter ihrer
Mutter her auf den Hof getrippelt kamen. Dann nämlich
brachte er es nicht mehr fertig und rief verzweifelt: „Troppi gatti! Troppi gatti!“, was
heißt: Zu viele Katzen! Zu viele Katzen!
Aber er ließ sie leben, suchte
ihnen Plätze auf anderen Höfen, verschenkte sie, und was
da blieb, wurde mit durchgefüttert.“
Aus: Heidenreich, Elke, Nero
Corleone. Eine Katzengeschichte. München: Hanser
Verlag 1995. 88 S. mit Bildern
von Quint Buchholz.
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Aktuelle Empfehlungen zur Vertiefung
Dadurch, dass Daniel Goleman 1995 das Thema „Emotionale Intelligenz“ durch seinen Bestseller gesellschaftsfähig gemacht hat, sind in den letzten Jahren sehr viele Bücher zu diesem Thema erschienen. Hier eine kleine
Auswahl und kurze Beschreibungen dazu.
Buchempfehlungen
Daniel Goleman
Emotionale Intelligenz
1996, Carl Hanser Verlag München,
ISBN 3-446-18526-7
Bewertung: Klassiker! Der Psychologe Goleman berichtet profund
recherchiert, mit großer Anschaulichkeit und eindruckvollen Beispielen, über das Thema.
Uwe Schele
Management der Emotionen
Emotionale Intelligenz umsetzen mit
22 Übungen
1999, Gabal-Verlag, Offenbach
ISBN 3-89749-000-5
Bewertung: Gut aufgebaut und übersichtlich dargestellt. Viele Übungen
machen das eigene Training möglich.
Dr. Christian Weisbach,
Dachs
Mehr Erfolg durch
emotionale Intelligenz
Bewertung: Ansprechend und auch
für Neueinsteiger ist das Thema verständlich. Bunte und übersichtliche
Seitengestaltung. Viele Beispiele,
Übungen und konkrete Tipps zur Umsetzung.
Jörg Wurzer
Robert K. Cooper & Ayman Sawar
Emotionale Intelligenz für Manager
Bewertung: Kleines Taschenbuch,
das es ermöglicht, in 30 Minuten einen Grobüberblick über das Thema
zu gewinnen. Für Leute, die ganz
schnell auf den Punkt kommen wollen.
1996, Wilhelm Heyne Verlag GmbH
ISBN 3-453-14833-9
Bewertung: Neuer und interessanter
Blickwinkel auf das Thema. Viele philosophische und psychologische Ansatzpunkte. Seitengestaltung ist wenig ansprechend.
2001, Gabal-Verlag Offenbach,
ISBN 3-930799-92-8
Internettipp
www.alpenland.com
Berthold Ulsamer
Karriere mit Gefühl
So nutzen Sie Ihre emotionale Intelligenz
1996, Campus Verlag
ISBN 3-593-35566-3
Ursula
4. Auflage 2000, Gräfe und Unzer Verlag GmbH, München
ISBN 3-7742-3578-3
30 Minuten für beruflichen Erfolg mit
emotionaler Intelligenz
Bewertung: An vielen Beispielen
zeigt der Autor, wie Einfühlungsvermögen und soziale Kompetenz helfen,
Konflikte am Arbeitsplatz zu vermeiden. Er macht Mut die eigene emotionale Intelligenz mehr zu nutzen.
Lesenswert.
Hier finden Sie einen Link zu einem
kostenlosen Persönlichkeits- und
EQ-Test. Nachdem Sie die Fragen
des Fragebogens ausgefüllt haben
(geht auch mit einem Pseudonym),
erhalten Sie per E-Mail auf ca. 8 Seiten eine Auswertung.
Bewertung: Umfangreich und ausführlich, ganz interessant, auch
wenn ich mich persönlich nicht bei
allen Interpretationen meiner Auswertung wiedergefunden habe.
In der nächsten Ausgabe:
Informationsflut
spielend bewältigen
– Interview mit Wolfgang A. Kasper und Günther
Emlein, Trainer und Autoren
– Informationsarten
– Lesesituationen
– Alte und neue Lesestile
– Vorbereitung und Durchführung der Schnelllesetechnik FlächenLesen
– Selbsttest
– Fallen und Tricks zur Informationsbewältigung
Der Themenbrief Mitarbeiterführung erscheint monatlich im:
FORUM VERLAG HERKERT GMBH, Postfach 1340, 86408 Mering, Tel. 0 82 33 / 381-0 Fax: 0 82 33 / 381 222,
E-Mail: [email protected], Internet: http://www.forum-verlag.com
Bezugspreis Jahresabonnement 120,– Euro zzgl. MwSt., ISSN 1615-9535 • Angaben ohne Gewähr
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