Emotionale Intelligenz in der Führung - Sandra Kuhn
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Emotionale Intelligenz in der Führung - Sandra Kuhn
NR. 11/01 Emotionale Intelligenz in der Führung Sandra Kuhn-Krainick 1995 rückte Daniel Golmans Bestseller „Emotionale Intelligenz” das Thema in das Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit. Unzählig viele Artikel und Bücher beschäftigen sich seither mit dem Umgang von Emotionen. Sogar der ehemalige US-Präsident Clinton hat öffentlich das Buch empfohlen. In der heutigen Themenbriefausgabe geht es darum, wie Emotionen in die Arbeitswelt passen, welche Strategien zur Umsetzung angebracht sind und wie Gefühle kontrolliert werden können. Viele positive Gefühle beim Lesen und Umsetzen! Sandra Kuhn-Krainick Sandra Kuhn-Krainick heute im Gespräch mit ... verschiedenen Personen aus unterschiedlichen Branchen und Positionen zur Frage: „Spielen Gefühle bei Ihrer täglichen Arbeit eine entscheidende Rolle?“ Regina S., 28 Jahre, Sekretärin: Ich bin ein eher gefühlsmäßiger Mensch. In meinem Privatleben kommt es bei mir immer mal wieder vor, dass ich in schwierigen Situationen oder bei Streit mit meiner Freundin oder meinem Mann anfangen muss zu weinen. Im Beruf versuche ich meine Gefühle mehr zu kontrollieren. Meistens gelingt mir das, aber es ist nicht immer einfach. Mein Chef ist eher ein aufbrausender Typ. Er rastet durchaus auch mal aus, wenn es ein Problem gibt, zu welchem er nicht gleich eine Lösung weiß. Auch am Telefon höre ich ihn in seinem Zimmer oft schreien, obwohl unsere daran anschließende Tür meist geschlossen ist. Ich bin der Ansicht, Gefühle lassen sich nur bis zu einem bestimmten Teil wirklich kontrollieren und unterdrücken. Aus diesem Grund glaube ich, dass Gefühle in der Berufswelt durchaus eine tragende Rolle spielen. Dementgegen stellen private Beziehungen im Berufsleben für mich ein inakzeptables Terrain dar. Demzufolge könnte ich mir in keinem Fall vorstellen, meinen Chef zum Lebenspartner zu haben oder mit irgendeinem meiner Kollegen eine private Beziehung zu beginnen. An dieser Stelle ist für mich eine strikte Trennung zwischen Privat- und Berufsleben absolut wichtig. Max W., 55 Jahre, Industriemeister: In meiner Familie und in meinem Freundeskreis gelte ich als ein „alter Brummbär“. Meine Frau sagt immer, dass ich eine harte Schale, aber einen weichen Kern habe. Doch bei Herausgegeben von Dipl.-Psych. Sandra Kuhn-Krainick, freie Trainerin und Beraterin im Bereich Personal- und Organisationsentwicklung, E-Mail: [email protected] Autorin dieser Ausgabe: Sandra Kuhn-Krainick meiner täglichen Arbeit komme ich mit Freundlichkeit allein nicht zum Ziel. Meine Männer brauchen immer wieder eine harte Hand und müssen genau gesagt bekommen, was sie zu tun bzw. zu lassen haben. Es gibt durchaus Situationen, da bin ich von einzelnen Mitarbeitern enttäuscht oder sogar durch ihr Verhalten verletzt. Gerade letzte Woche war wieder so eine Situation, als einer meiner Mitarbeiter wiederholt betrunken zum Arbeitsplatz kam. Obwohl ich schon öfter mit ihm über das Problem des Alkohols gesprochen hatte, änderte sich sein Verhalten nicht und er miss-achtete weiterhin die aufgestellten Spielregeln. Dieses Verhalten löste bei mir die Gefühle Enttäuschung und Traurigkeit aus. Schließlich mag ich den Mitarbeiter auch persönlich recht gern. Das hilft mir aber in dieser Situation nicht weiter. Denn hier habe ich klar und konsequent handeln müssen. Der Mitarbeiter wurde nach Hause geschickt und er erhielt nun einen Eintrag in seine Personalakte. Beim nächsten Zwischenfall wird er wohl das Unternehmen verlassen müssen. Für mich sind Gefühle am Arbeitsplatz eher hinderlich und wenn ich sie zeigen würde, könnte es mir durchaus passieren, dass meine Mitarbeiter dies ausnutzen würden. Christian S., 52 Jahre, Geschäftsführer: Manchmal habe ich das Gefühl, mein ganzer Job besteht ausschließlich darin, Emotionen aufzufangen, Konflikte zu schlichten und verärgerte Mitarbeiter oder Kunden zur Rede zu stellen. Ich glaube, Gefühle und Emotionen spielen in jeder Lebenslage eine ganz entscheidende Rolle. Je höher ich die Hierarchieleiter emporgeklettert bin, umso weniger fachliches Know-how war gefragt und umso mehr wurden soziale Kompetenzen und Beziehungspflege notwendig. In meiner heutigen Position renne ich nur noch von einer Besprechung zur nächsten oder führe Einzelgespräche mit Mitarbeitern. Egal, ob es sich um Gruppen- oder auch Einzelgespräche handelt, immer treffen unterschiedliche Erwartungen, Bedürfnisse und auch Gefühle aufeinander. Mein Job ist es, in vielen Situationen diese unterschiedlichen Einstellungen aufeinander abzustimmen und zu einer gemeinsamen Lösung zu gelangen. „Räume“ für Kommunikation schaffen heißt Gelegenheiten schaffen, miteinander zu reden. Das betrifft den Ort, die Zeit, die Dauer und die Umstände. Zur emotionalen Intelligenz gehört es, solche Räume bewusst zu gestalten. Karin M., 22 Jahre , Hausfrau und Mutter von 2 Kindern: Nach meiner Ausbildung habe ich noch ein Jahr in einem mittelständischen Unternehmen gearbeitet. Als SEITE 2 Industriekauffrau habe ich mit sehr unterschiedlichen Personen zu tun gehabt. Wenn ich zurückblicke und meine momentane Situation als Hausfrau zu meiner damaligen Berufstätigkeit in Beziehung setze, dann fällt mir auf, dass mein Arbeitsplatz sich nicht viel anders gestaltete als mein jetziger Beruf als Mutter und Hausfrau. Auch in der Arbeitswelt waren Verhaltensweisen Einzelner vergleichbar mit dem Gezanke auf Spielplätzen und im Kinderzimmer meiner zweijährigen Zwillinge. Je nach Charakter versuchen Personen ihre Interessen auf unterschiedliche Art und Weise durchzusetzen. Meine Tochter ist vom Typ her eher durchsetzungsstark und nimmt sich das, was sie gern hätte. Mein gleichaltriger Sohn hingegen ist eher etwas ängstlich und fragt, bevor er sich etwas nimmt. Auch im Berufsleben habe ich immer wieder beobachtet, dass es sehr unterschiedliche Typen gibt. Die einen – so z. B. auch mein ehemaliger Chef – haben erst mal geschrien und einen Aufstand gemacht, alle sind gesprungen und am Ende wurde alles nicht so heiß gegessen, wie es gekocht worden war. Der Chef meiner Kollegin hingegen war eher sachlich und überlegte vorher genau, wie wichtig etwas ist, und hat dann klare Prioritäten gesetzt. Diese emotionale Kompetenz kam mir viel mehr entgegen. Ich glaube, unterschiedliche Charaktereigenschaften und auch der Umgang mit Gefühlen sind sowohl bei der Kindererziehung als auch im Umgang mit Kollegen und Kolleginnen im Beruf durchaus ein sehr wichtiger Faktor. Unter Intuition versteht man die Fähigkeit gewisser Leute, eine Lage in Sekundenschnelle falsch zu beurteilen. FRIEDRICH DÜRRENMATT, schweizerischer Erzähler und Dramatiker 05.01.1921-14.12.1990 Renate B., 38 Jahre, Abteilungsleiterin: Ich weiß, dass hintenrum manche Mitarbeiter sagen, ich wäre gefühlskalt. Doch das stimmt nicht. Ich habe im Laufe meiner Arbeitszeit gelernt, dass man gerade als Frau nicht weiterkommt, wenn man zu weich und emotional ist. Um mich gegen meine anderen Kollegen und auch Mitarbeiter behaupten zu können, trete ich im beruflichen Kontext sehr selbstbewusst und eher dominant auf. Ich kann mir gut vorstellen, dass dies manchmal als hart oder auch emotionslos erlebt wird. Für mich ist es jedoch die beste Art und Weise im Berufsleben zu bestehen und Karriere zu machen. Ich glaube nicht, dass ich heute Abteilungsleiterin wäre, wenn ich mich zu stark von meinen Gefühlen hätte leiten lassen. Bei Männern empfinde ich das anders. Da ist es eher so, dass die Leute sagen, toll, ein Mann, der auch Gefühle zeigen kann. Bei Frauen empfinde ich es so, als würde man dann eher abqualifiziert werden, na ja, sie ist halt auch „nur eine Frau“. Um diesen Vorurteilen möglichst viel Widerstand entgegenzusetzen, versuche ich meine Gefühle außen vor zu lassen und lebe sie lieber in der Freizeit und in meiner Partnerschaft aus. Franz Z., 64 Jahre, Rentner, ehemaliges Vorstandsmitglied: Zu meiner Zeit war ein guter Kundenkontakt das A und O eines Unternehmers. Dabei waren immer jene erfolgreich, welche über eine besonders aufgeschlossene und freundliche Ausstrahlung verfügten. Heute nennt man das wohl Beziehungsintelligenz oder auch emotionale Intelligenz. Zu meiner Zeit gab es noch nicht so neumodische Bezeichnungen, aber ich glaube, inhaltlich war das Gleiche gemeint. Nicht nur im Vertrieb, sondern auch im Management waren die Leute er- folgreich, welche eine Begabung dafür hatten, schnell einen guten Kontakt zu anderen Menschen aufzubauen. Klar, es gab auch die autoritären Haudegen, aber die starben schon zu meiner Zeit mehr und mehr aus. Für mich ist Beziehungspflege auch heute noch ein ganz wichtiger Erfolgsfaktor. Dazu gehören für mich vor allem die Fähigkeiten gut zuhören zu können, sich in den anderen hineinzuversetzen und Lösungen zu suchen, die für alle Beteiligten annehmbar sind. Gerade im Kundenkontakt sind das Zuhören und das Darauf-Eingehen sehr wichtig. „Die großen Gedanken kommen aus dem Herzen.“ OSCAR WILDE englischer Schriftsteller 16.10.1856-30.11.1900 Gabi S., 28 Jahre, Kindergärtnerin: In unserem Beruf als Kindergärtnerin haben wir natürlich tagtäglich mit Gefühlen zu tun. Es vergeht kein Tag an dem nicht ein Kind weint, ein Streit zu schlichten ist oder Jubel ausbricht. Zum Beispiel sind unsere Geburtstagsfeste immer mit sehr viel Gefühl verbunden. Geburtstagskinder sind stolz, freuen sich und lernen im Mittelpunkt zu stehen. Doch nicht nur die Kinder zeigen Gefühle. Auch ich emp- finde viel Freude bei meiner Arbeit, manchmal aber auch Traurigkeit, wenn ich durch die Kinder von Familienverhältnissen erfahre, die ich nicht unbedingt als positiv bezeichnen würde. Die Spielwiese der Gefühle ist unendlich. Ich halte es für einen der wichtigsten Beiträge einer Kindergärtnerin, Kindern die emotionale Intelligenz zu vermitteln und ihnen die Möglichkeit zu geben, ihren Platz im Leben zu finden. Ingrid O., 36 Jahre, Medizinische Dokumentarin, Mutter einer 4-jährigen Tochter: In meiner Abteilung habe ich oft das Gefühl mich in einer Krabbelgruppe zu befinden. Hier wird um den besten Platz, um das begehrteste Spielzeug und die höchste Trophäe gerangelt. Eingesetzt werden alle körperliche und geistigen Kräfte. Es ist nicht immer leicht sich diplomatisch von unangenehmen Situationen abzugrenzen. Es gibt zu viel unterschiedliche Charaktere. Meine Erfahrung ist, dass ich, je mehr ich von mir und meinen Gefühlen zu bestimmten Dingen oder Situationen preisgebe, anderen ein großes Angriffsfeld zu meiner eigenen Persönlichkeit biete. Umso schwerer fällt es mir dann außerdem eine gesunde Distanz zu den Kollegen zu halten, deren Verhalten mir gegenüber nicht korrekt oder respektabel ist. Ich muss lernen bestimmte Dinge nicht so tief an mich heranzulassen oder zu persönlich zu nehmen. Ich finde, dass emotionale Intelligenz ein wichtiger und erfolgversprechender Bestandteil einer Persönlichkeit ist, aber gelenkt sein soll durch ein kontrolliertes Verhalten, bei welchem Freundlichkeit, Kooperation und Beziehungspflege im Vordergrund steht und Offenheit nur firmenintern herrschen sollte. Das Privatleben spielt demnach für mich nur bis zu einem gewissen Rahmen eine Rolle im Berufsleben. Durch diese Trennung bleibe ich eher unangreifbar und kann mich in Konfliktsituationen leichter behaupten und mir neben meiner fachlichen Kompetenz Achtung bei meinen Kollegen verschaffen. Sandra Kuhn-Krainick Autorin dieser Ausgabe Fachbereiche/Themengebiete: Personalentwicklung: – Kommunikations- und Konfliktfähigkeit – Emotionale Intelligenz und Veränderungskompetenz – Präsentation und Moderation – Führung, Führungsfeedback und Coaching Teamentwicklung: – Zusammenarbeit und Kooperation – Konfliktmanagement Organisationsentwicklung: – Begleitung von Veränderungsprozessen – Bildungsbedarfsanalysen – Einführung von Führungsinstrumenten und -entwicklungskonzepten Ausbildung/Weiterbildungen: – Studium der Betriebswirtschaftslehre und Organisationspsychologie an der Universität Mannheim, Abschluss: Diplom-Psychologin – Jeweils mehrjährige Qualifizierungsmaßnahmen in NLP (Master Ausbildung), Moderation und Seminargestaltung (u.a. bei Metaplan), Prozessberatung und Organisationsentwicklung (u.a. bei Klaus Doppler) Beratungs- und Trainingserfahrungen: – Seit 1990 als Trainerin und Beraterin tätig, davon 5 Jahre als angestellte Projektleiterin in der Führungs- und Organisationsentwicklung der BASF AG – Seit Juni 1999 selbständige Trainerin, Beraterin und Autorin zahlreicher Veröffentlichungen Privat verheiratet und zwei Kinder SEITE 3 Emotionale Intelligenz – Trends und Entwicklungen Die unterschiedlichen Aussagen der verschiedenen Gesprächspartner zu Beginn dieses Themenbriefes zeigen die Vielfalt der Meinungen zum Thema „Gefühle in der Arbeitswelt“. In den letzten Jahren wird mehr und mehr über Gefühle und Emotionen auch im Beruf gesprochen. Dabei geht es im Wesentlichen nicht darum, Privat- und Berufsleben zu vermischen, sondern vielmehr darum, Emotionen auch gewinnbringend in der täglichen Arbeit einzusetzen. Als Fachausdruck für die Fähigkeit, Gefühle gezielt einzusetzen, spricht man von emotionaler Intelligenz. Emotionale Intelligenz: Was ist das? Die Bezeichnung „emotionale Intelligenz“ existiert seit etwa zehn Jahren. Der Begriff soll menschliche Eigenschaften wie Einfühlungsvermögen, Selbstbewusstsein und Kontrolle der Gefühle mit einem Wort ausdrücken. Dass Gefühle eine eigene Intelligenz besitzen, wurde im Business lange Zeit nicht gesehen. Hier galt die gesellschaftliche Maxime der Rationalität, d. h. der Manager als ein „rationales Erwachsenen-Ich“, das an den Umgang mit Zahlen, Daten und Fakten gewöhnt ist und alles unter Kontrolle hat. Doch wie werden letztlich Entscheidungen gefällt? Oft spielen Eigeninteressen, Irrationales, Intuition und Gefühle eine größere Rolle als nüchterne Logik und sachliche Abwägungen. Goleman definiert emotionale Intelligenz als die Fähigkeiten, sich selbst zu motivieren und auch bei Enttäuschungen weiterzumachen, die eigenen Stimmungen wahrzunehmen, sie zu regulieren und in den Dienst eines Ziels zu stellen, sowie sich in die Gefühle anderer hineinzuversetzen. Steiner hingegen versteht unter emotionaler Intelligenz die Fähigkeiten, eigene Gefühle zu verstehen, anderen zuzuhören und sich in deren Gefühle hineinzuversetzen und Gefühle sinnvoll zum Ausdruck zu bringen. Fünf Bausteine Goleman unterteilt die emotionale Intelligenz in fünf Komponenten. SEITE 4 • Selbstreflexion Fähigkeit, eigene Stimmungen, Gefühle und Antriebe sowie ihre Wirkung auf andere zu erkennen und zu verstehen. Fragen Sie sich bei wichtigen Entscheidungen selbst, was Ihr „Bauch“ dazu sagt. Kennzeichen der Selbstreflexion sind Selbstvertrauen und realistische Selbsteinschätzung. • Selbstkontrolle Fähigkeit, plötzliche Impulse und Stimmungen zu beherrschen oder in eine andere Richtung zu lenken. Gekennzeichnet ist die Selbstkontrolle durch einen angemessenen Ausdruck von Gefühlen durch Vertrauenswürdigkeit und Integrität sowie durch Denken vor Handeln. • Motivation Neigung, Ziele mit Energie und Ausdauer zu verfolgen. Wer seine Gefühle berücksichtigt, sie angemessen ausdrücken und die Energie für seine Aktionen verwenden kann, hat es meistens leichter. Kennzeichen der Motivation sind starker Wille zum Erfolg sowie Optimismus selbst bei Rückschlägen. • Empathie Fähigkeit, Gefühle anderer wahrzunehmen, sich in diese hineinzuversetzen und mit Rücksicht auf diese Gefühle entsprechend zu handeln. Die Empathie wird gekennzeichnet durch Kundenorientiertheit und Mitgefühl bei „extremen“ Anlässen. • Soziale Kompetenz Fähigkeit, eine gemeinsame Basis mit anderen zu schaffen und Beziehungen zu knüpfen. Kennzeichen der sozialen Kompetenz sind Kommunikationsfähigkeit, hoher Bekanntheitsgrad und ein „echter“ Freundeskreis. Ergebnisse der Emotionsforschung Die derzeitige Sozialforschung hat erstaunliche Erkenntnisse gemacht. So wird zum Beispiel davon gesprochen, dass nur etwa 20 % des Erfolges durch einen hohen IQ (Intelligenzquotienten) bedingt sind. Die übrigen 80 % seien durch einen großen Teil durch die emotionale Intelligenz geprägt. Hier nun einige Ergebnisse aus verschiedenen Untersuchungen: 1. Zum Umgang mit eigenen Gefühlen: • Gefühle, Gedanken und Körperempfindungen sind gleich wichtig, weil sie alle Ausdruck und Wesen der einen Person, des Individuums sind. • Nicht wahrgenommene, verdrängte und „unerwünschte“ Gefühle fordern ihr Recht wieder ein – oft verspätet und nicht immer produktiv. • Gefühle stehen unter dem Einfluss der Umwelt und umgekehrt; dies zu wissen, stärkt die eigene Autonomie. als sie behandeln, „wegreden“ oder manipulieren zu wollen. • Biographische und situative Berücksichtigungen helfen, die Gefühle anderer zu verstehen und sie zu respektieren. • Echte Gefühle sind für die Person wahr und wichtig, aber nicht automatisch auch verbindlicher Maßstab für andere Personen. • Gefühle können auch Methoden der bewussten Beeinflussung, der (unbewussten) Stimulation oder des Aufbaus von Fassaden sein. • Gefühle zuzulassen und adäquat auszudrücken ist eine Grundvoraussetzung für körperliche und seelische Gesundheit. • Körpersprache, Mimik und Gestik sind stets authentischere Ausdrücke für Gefühle als Worte und sprachlich gebundene Inhalte. • Bewusstes Reflektieren von Gefühlen und Erweiterung des Repertoires an emotionalen Ausdrucksformen stärkt die emotionale Intelligenz. Rückblick und Ausblick Früher wurden Gefühle in der Arbeitswelt entweder verneint oder als Schwäche ausgelegt. Heute spricht man von einer Erfolgsdefinition, die Gefühle als wertvolle Hilfe im täglichen Zusammensein mit Kollegen, Kunden, Lieferanten und allen anderen Menschen darstellt. Die folgende Tabelle vergleicht die herkömmliche und die heutige Definition von Gefühlen: 2. Zum Umgang mit fremden Gefühlen: • Gefühle anderer zu erkennen ist eine menschliche Grundfähigkeit, die regelmäßiger und sorgfältiger Pflege bedarf. • Gefühle anderer zuzulassen und sie zu verstehen ist sozial effektiver Definitionen und von Gefühlen Früher: herkömmliche Definition • Zeichen von Schwäche • bei der Arbeit unangebracht • zu vermeiden • verwirren • müssen unterdrückt werden • gefühlsbetonte Menschen meiden • nur auf Gedanken hören • keine gefühlsbetonten Wörter verwenden • beeinträchtigen das Urteilsvermögen • lenken ab • Zeichen von Verletzbarkeit • behindern bzw. verlangsamen logisches Denken • Hindernis für Kontrolle • schwächen gefestigte Meinungen • verhindern den Fluss objektiver Daten • komplizieren die Management-Planung • untergraben Autorität Heute: Erfolgsdefinition • Zeichen von Stärke • unerlässlich für die Arbeit • fördern das Lernen • erklären (verdeutlichen) • müssen integriert werden • gefühlsbetonte Menschen suchen • auf das Gefühl achten • gefühlsbetonte Wörter verwenden • unerlässlich für das Urteilsvermögen • motivieren • machen uns wirklich und lebendig • fördern bzw. beschleunigen logisches Denken • bauen Vertrauen und Zusammenarbeit auf • aktivieren ethische Werte • sorgen für wichtige Informationen und Feedback • fördern Kreativität und Innovation • erzeugen Einfluss ohne Autoritätsgehabe SEITE 5 Emotionale Intelligenz – Praktische Umsetzung Emotionale Intelligenz setzt sich aus zwei großen Bausteinen zusammen: eigene Gefühle und Gefühle anderer. Hier erfahren Sie, wie sie beiden Gefühlswelten gerecht werden und emotional intelligente Gespräche führen können. Warum ist emotionale Intelligenz wichtig? In den vergangenen Jahrhunderten konzentrierten sich Führungskräfte auf Analyse, äußere Macht und technische Vernunft. Diese Entwicklung hat dazu geführt, dass andere Eigenschaften des Menschen wie Gefühl, Intuition, Seele und Erfahrung in den Hintergrund gedrängt wurden. Das derzeitige und zukünftige Modell der Intelligenz für Führungskräfte basiert wesentlich stärker auf den Grundlagen von emotionaler Intelligenz und biologischen Systemen. Menschen, Märkte, Ideen und Organisationen werden als einzigartig und lebendig, als generativ und interaktiv angesehen, die zu Lernen, Wachstum, Inspiration, Kreativität, Synergie und Umgestaltung fähig sind. Wissenschaftliche Studien haben ergeben, dass Gefühle eine grundlegende „aktivierende Energie“ für ethische Werte wie Vertrauen, Integrität, Empathie, Widerstandsfähigkeit und Glaubwürdigkeit darstellen. Wissenschaftler sprechen hierbei von dem sozialen Kapital, d. h. von der Fähigkeit, auf Vertrauen basierende, gewinnbringende Geschäftsbeziehungen aufzubauen und zu erhalten. Im Mittelpunkt dieser Eigenschaften steht die Gabe der Führungspersönlichkeit, sich selbst und andere begeistern und motivieren zu können. Eigene Gefühle erkennen und äußern Ein wichtiger Bestandteil bei der emotionalen Intelligenz ist es, dass Sie Ihre eigenen Gefühle erkennen und ausdrücken können. Tun Sie dies, dann • verstehen Sie sich selbst und Ihre derzeitige Lebenssituation besser. • ermöglicht es Abstand und Distanz zu den eigentlichen Ereignissen. • wird Ihre Persönlichkeit gestärkt. • lassen sich Konflikte leichter lösen. Je präziser Sie Ihre eigenen Gefühle ausdrücken, desto • genauer und intensiver kann Ihr Gesprächspartner Ihre Emotionen wahrnehmen. „Die Wirtschaft ist inzwischen so komplex und schwierig, das Überleben der Unternehmen in einem zunehmend unberechenbareren, wettbewerbsintensiveren und gefahrvolleren Umfeld so unsicher, dass ihre Existenz von der täglichen Mobilisierung jedes einzelnen Gramms Intelligenz abhängt.“ Konosuke Matsushita, Gründer der Matsushita Electric, Ltd. SEITE 6 • eher ist er/sie in der Lage, Sie wirklich zu verstehen. • besser kann er/sie auf Ihre Gefühle reagieren. Eigene Gefühle ausdrücken können Sie dadurch, dass Sie • Gefühle in Bildern beschreiben (z. B.: „Ich fühle mich wie ein fünftes Rad am Wagen, oder ich fühle mich wie eine ausgequetschte Zitrone ...“). • Ich-Botschaften senden (z. B. „Ich fühle mich aus diesem Grund in der Situation XY unwohl. Ich wünsche mir von Dir ...“). • präzise und blumige Beschreibungen verwenden. • Körpersignale einsetzen (z. B. Gesichtsausdruck der momentanen Verfassung angleichen). Gefühle anderer erkennen und verstehen Um die Gefühle anderer überhaupt wahrzunehmen ist es wichtig, dass Sie • Verständnis zeigen, • emphatisch sind, • genau beobachten und auch auf Körpersignale achten, • Fragen stellen, • den anderen akzeptieren, wie er/ sie ist, • sich auch mal in die Rolle/Position des anderen hineinversetzen. Damit erfahren Sie viel über Ihren Gesprächspartner und können auch in Konfliktsituationen emotional intelligente Gespräche führen. Emotionale Intelligenz in Gesprächen 6. Fragen Sie nach. Sie verraten dem Gesprächspartner dadurch, wie gut Sie ihn verstanden haben, wieweit Sie folgen können und wieweit Ihr Denken und seines sich entsprechen. 7. Drücken Sie Anteilnahme aus. Anteilnahme an Gesprächsinhalten ist zugleich Wertschätzung der Person. Wenn Sie interessiert und Anteil nehmend fragen, wird der andere sich niemals ausgefragt oder verhört vorkommen. Anteilnahme können Sie durch Mimik und Gestik sowie durch den Klang Ihrer Stimme ausdrücken. 1. Schaffen Sie eine störungsfreie Atmosphäre ohne Zeitdruck. Notfalls das Gespräch verschieben. Wenn Ihnen das Gespräch und die Person wichtig sind, sollten Sie sich die entsprechende Zeit nehmen. Sollten Sie z. B. nur noch 15 Minuten Zeit haben, so hat sich folgende Formel bewährt: „Leider habe ich im Moment nur noch 15 Minuten Zeit. Würde das für Ihr Problem genügen, oder sollten wir lieber einen anderen Termin vereinbaren?“ 2. Zeigen Sie eine offene Körperhaltung. Ihre Körpersprache bringt zum Ausdruck, was Sie denken und fühlen. Offenheit in der inneren Haltung und Offenheit in der Körperhaltung signalisieren dem anderen: „Ich bin bereit, das, was Du sagst, aufzunehmen.“ 3. Halten Sie Blickkontakt. Wenn Sie beim Gespräch den anderen nicht anschauen, wird er niemals das Gefühl gewinnen, dass Sie ihm zuhören oder ihn verstehen. Vermeiden Sie es unbedingt, während eines Gesprächs nebenbei noch andere Dinge zu tun, wie z. B. in Unterlagen zu blättern. 4. Unterbrechen Sie nicht. Unterbrechen Sie Ihren Gesprächspartner niemals bei seinen Darstellungen zu Beginn des Gesprächs. Vermeiden Sie auch nonverbale Aussagen, wie Kopfschütteln, skeptischer Blick oder Augenaufschlag. Ein Mensch, der am Anfang eines Gesprächs nicht ausreichend Gelegenheit hatte, das zu sagen, was er sagen wollte, wird niemals das Gefühl gewinnen, dass er verstanden wurde. 5. Stellen Sie offene Fragen. Offene Fragen setzen Gespräche in Gang und vermitteln dem Gesprächspartner das Gefühl, akzeptiert zu werden. Offene Fragen signalisieren Ihr Interesse und Ihre Anteilnahme. Beispiele: „Wie geht es Ihnen heute?“ (offene Frage), „Geht es Ihnen gut?“ (geschlossene Frage). 8. Wiederholen Sie den Inhalt der Aussage des anderen. Der Satz: „Ich verstehe Sie“ ist fast immer unwirksam. Sie sollten das, was der andere gesagt hat, inhaltlich wiederholen, indem Sie es mit eigenen Worten formulieren. Wenn Sie noch nicht genau erfasst haben, worauf der andere hinaus will, dann sollten Sie die inhaltliche Wiederholung als Frage formulieren: „Wenn ich Sie recht verstehe, dann wollten Sie sagen ...“. Diese Formulierung hat den Vorteil, dass der andere bei einem Missverständnis eine Korrektur anbringen kann. Er erlebt zudem, dass Sie sich um das Verständnis seines Inhaltes bemühen. 9. Stellen Sie einen emotionalen Gleichklang her. Emotionaler Gleichklang bedeutet, dass die Gefühle des anderen richtig gedeutet und Anteil nehmend miterlebt werden. Er wird auch „Atmosphäre“ oder „Klima“ des Gesprächs genannt. Wenn Sie erkennen, dass der andere Sorgen oder Bedenken hat und Sie diese emotional miterleben und mitteilen, dann tritt ein emotionaler Gleichklang ein. SEITE 7 Emotionen-Checkliste Eigene Gefühle Ein wichtiger Teil der emotionalen Intelligenz ist es, anderen seine eigenen Gefühle offen zu zeigen. Sind Sie dazu in der Lage? Um das zu überprüfen, beantworten Sie bitte die folgenden Fragen spontan mit „ja“ oder mit „nein“. Zögern Sie nicht und antworten Sie „aus dem Bauch“ heraus. ja nein • Ich sage immer ganz klar, ob es mir gut oder schlecht geht. • Ich kann drei Dinge aufzählen, an denen ich mich freue. • Ich verlasse mich gerne auf meine Gefühle. • Manchmal kann ich laut und herzlich lachen. • Ich höre häufiger, „Heute siehst du aber gut aus“ oder „Heute wirkst du aber nicht so gesund“. • Ärger fresse ich nie in mich hinein. • Ich wähle meine Kleider oft so, dass sie meine innere Stimmung ausdrücken. • Ich kann auch mal weinen, wenn mir danach ist. Auswertung: Je häufiger Sie mit „Ja“ geantwortet haben, umso stärker gehören sie den „Gefühlsmenschen“ an. Sie tragen Ihre Stimmungen offenherzig nach außen und lassen Ihre Mitmenschen wissen, wie es Ihnen momentan geht. Je mehr „Nein-Antworten“ Sie gegeben haben, umso stärker unterdrücken oder kontrollieren Sie Ihre Gefühle. Gehören Sie etwa zu der Sorte Mensch, die immer und überall souverän und emotionslos wirkt? Vielleicht sollen Sie dann etwas an sich ändern. Denn nur wer Gefühle zeigt, kann auch von anderen (positive) Gefühle erwarten. Fremde Gefühle Die andere Seite der emotionalen Intelligenz ist es, Gefühle anderer wahrzunehmen und darauf entsprechend zu reagieren. Wie sieht es da bei Ihnen aus? Beantworten Sie bitte die folgenden Fragen wieder spontan mit „ja“ oder mit „nein“. ja nein Ich kann drei Körpersignale für Angst nennen. Mir sind Gefühlsausbrüche anderer nicht peinlich. Ich erkenne schnell, ob es meinem Gegenüber gut oder schlecht geht. Ich kann echte von gespielten Gefühlen unterscheiden. Mir öffnen sich andere Menschen eher schnell. Ich habe grundsätzlich Respekt vor den Gefühlen anderer. Manchmal müssen Gefühle auch beherrscht werden. Menschen, die ein „Pokergesicht“ an den Tag legen, sind mir unheimlich. Auswertung: Je häufiger Sie mit „Ja“ geantwortet haben, umso stärker nehmen Sie die Gefühle anderer wahr und gehen darauf ein. Je häufiger Sie mit „Nein“ geantwortet haben, umso schwerer fällt es Ihnen, Gefühle anderer zu respektieren und zu akzeptieren. Jeder hat ein Recht auf Emotionen. Arbeiten Sie an sich und lassen Sie andere auch mal Freude, Wut oder Trauer erleben und ausleben. SEITE 8 Emotionen – Fragen, Stolpersteine und Grenzen Was sich so einfach liest, ist nicht immer so einfach in der Umsetzung. Je weicher und vielschichtiger geforderte Fähigkeiten und Kompetenzen sind, umso schwieriger und uneindeutiger ist die konkrete Handhabung. Und was ist letztendlich vielschichtiger und unklarer als unsere eigenen Gefühle und die anderer? Hier nun einige mögliche Fallen und Gefahren bei dem persönlichen Umgang mit Gefühlen: Hindernisse und persönliche Störungen bei der Umsetzung • Gefühlsblindheit Die Unfähigkeit, Gefühle zu empfinden und wahrzunehmen, ist leider weit verbreitet. Es ist nicht klar, warum so viele Menschen nicht (oder nicht mehr) in der Lage sind, Gefühle zu beachten und aufzunehmen. Eventuell ist es ein langer Sozialisierungsprozess, der zu dieser Unfähigkeit führt. Fest steht, dass sowohl Angst und Depressionen die Folge dieser Missachtung sein können als auch körperliche Erkrankungen. Damit schadet man mit der Missachtung eigener und fremder Gefühle ganz eindeutig sich und seinem Körper. Tipp: Hören Sie häufiger in sich hinein und stellen Sie sich selbst die Frage: Wie fühle ich mich gerade? Was empfinde ich in dieser Situation? Damit schulen Sie Ihre Wahrnehmung im Hinblick auf die eigenen Gefühle Schritt für Schritt. „Energiefelder beeinflussen sich gegenseitig auf stimulierende, ausgleichende oder beruhigende Art und Weise. Wir können dies • Gefühle den relevanten Körperempfindungen zuordnen „Der Schreck, der einem durch die Glieder fährt“, oder „Übelkeit vor Ekel“. Viele Menschen sind nicht in der Lage, die Gefühle zu erkennen, die zu bestimmten körperlichen Symptomen gehören. Die Frage „Wo kommen die Kopfschmerzen her?“ wird nicht gestellt. Kopfschmerztabletten oder Alkohol führen zu einer zeitweiligen Entspannung, Müdigkeit wird mit Kaffee oder Zigaretten bekämpft. feststellen, wenn wir einen Raum voller Menschen betreten und sofort spüren, ob er von harmonischen oder disharmonischen Vibrationen durchdrungen ist.“ Dieser Mensch fragt nicht nach dem Erleben seiner Gefühle, er gestattet sich allenfalls die Diagnose „Stress“. Wenn er ehrlich wäre, würde er entdecken, dass er wütend war, sich geschämt hat oder hilflos ist. Charles Klotsche, amerikanischer Wissenschaftler Tipp: Achten Sie auf Ihren Körper. Wie reagiert Ihr Körper auf bestimmte Situationen? Bekommen Sie eventuell Bauchweh, wenn Sie eine unangenehme Aufgabe zu erledigen haben? Außerdem können Sie mal bewusst andere und ihren Körper beobachten. Wird Ihre Kollegin eventuell schnell rot im Gesicht, wenn sie mehrere Aufgaben gleichzeitig zu erledigen hat? Oder schwitzt Ihr Chef immer, wenn er mit einem wichtigen Kunden telefoniert? Der Körper, die Mimik und die Gestik eines Menschen sagen uns manchmal mehr als die eigentlichen Worte desjenigen. SEITE 9 Körpersignale Körpersignale Vorbeugen des Oberkörpers Zurückziehen oder abwenden Kopf und Schulter hängen wegschauen, auf den Boden schauen gerunzelte Stirn angehobene Brauen und weit aufgerissene Augen • Gefühle anstauen und explosionsartig entladen Bei vielen Menschen stauen sich Gefühle aus unterschiedlichen Gründen lange an. Irgendwann verlieren die Menschen dann jedoch die Kontrolle über ihre eigenen Gefühle und die Emotionen entladen sich explosionsartig. Manchmal kommt es zu einem heftigen Streit oder aber das gezeigte Verhalten wirkt aufbrausend und unzurechnungsfähig. möglicher Ausdruck für: Interesse, Nähe suchen, Verbundenheit spüren Desinteresse, Ekel, Abscheu, andere Meinung haben traurig, Niedergeschlagenheit, müde, erschöpft sagt Unwahrheit, ist in Gedanken woanders, nicht interessiert Ärger, Unverständnis Überraschung, Angst immer, wenn jemand ein Problem hat, dann weiß er oder sie, dass diese Person „den Karren aus dem Dreck ziehen wird“. Tipp: Teilen Sie anderen Ihre Gefühle mit. Versuchen Sie sich nicht zu verstecken oder zu verstellen. Wenn Sie auf einen Kollegen wütend sind, weil er schon wieder nicht rechtzeitig wichtige Informationen an Sie weitergegeben hat, dann ziehen Sie sich nicht beleidigt zurück, sondern gehen Sie zu dem Kollegen und sagen Sie ihm, dass Sie sich geärgert haben und ihn bitten, in Zukunft anders zu handeln. Achten Sie mehr auf sich und Ihre persönlichen Energiequellen. Niemand hat unbegrenzt Kraft zur Verfügung. Lassen Sie sich Zeit zum Nachdenken, bevor Sie eine neue Aufgabe annehmen. Stellen Sie sich die Fragen: Manche Menschen neigen dazu, immer nur für andere da zu sein. Häufig sind diese Menschen sehr beliebt, engagiert und voller Tatendrang. Ihre Energie scheint unerschöpflich und SEITE 10 Vorsicht: Das Helfersyndrom hat nicht mit der normalen und wünschenswerten Hilfsbereitschaft zu tun. Ein gewisses Maß an Sich-gegenseitig-Helfen und Unterstützen ist im Leben unabdingbar und macht das Miteinander erst möglich. Ein Helfersyndrom ist Hilfe über das „normale Maß“ hinaus. Wenn jemand sich eigentlich ausgenutzt vorkommt, aber dennoch nicht aufhören kann zu helfen, dann ist dies ein Helfersyndrom. So weit, so gut. Aber was steckt hinter dieser Hilfsbereitschaft? Was ist der Antrieb für solche Taten? Ist es das Bedürfnis gebraucht zu werden, oder stärkt es das Selbstbewusstsein, wenn jemand meine Hilfe annimmt? Tipp: • Helfersyndrom • Warum soll ich das tun? • Was bringt es mir persönlich? Bin ich bereit, diese Zusatzbelastung auf mich zu nehmen? • Habe ich noch genügend Ressourcen (Energie, Zeit, Geld ...) zur Verfügung, um dies zu tun? Menschen mit Erfolgsintelligenz ... • • • • • • • • • • ... motivieren sich selbst ... können ihre Impulse kontrollieren ... wissen, wann sie durchhalten müssen ... wissen das Beste aus ihren eigenen Fähigkeiten zu machen ... setzen Gedanken in Taten um ... haben keine Angst vor Fehlern ... schieben nichts auf die lange Bank ... übernehmen Verantwortung ... kennen den schmalen Grat zwischen Überlastung und Unterforderung ... können lange auf eine Belohnung warten Perspektivenwechsel Die Aufregung und hohe Medienpräsenz zum Thema „Emotionale Intelligenz“ entstehen unter anderem dadurch, dass die „EQ“ Auswirkungen auf so viele unterschiedliche Lebensbereiche hat. Nicht nur in der Erwachsenenwelt im geschäftlichen und privaten Sektor ist der Umgang mit Gefühlen und Emotionen erfolgsentscheidend. Auch in der Kindererziehung spielt der Umgang mit Gefühlen eine wichtige Rolle. Erziehen wir emotional intelligent oder nicht? Verhelfen wir unseren Kindern dazu, erfolgreich zu sein oder nicht? Eine neue Form der Kindererziehung ne Gefühle und Bedürfnisse mal hinten anzustellen, um anderen Menschen gerecht zu werden. Früher hieß es häufig: „Jungen weinen nicht“ oder „Sei lieb, du bist doch ein Mädchen.“ In der heutigen Erziehungsmethodik wird meistens nicht mehr so stark nach Geschlechtern getrennt. Auch Jungs dürfen und sollen Gefühle zeigen und Mädchen haben durchaus das Recht auch mal „Nein“ zu sagen oder eine andere Meinung zu vertreten. Im Folgenden daher für Groß (und Klein) noch ein paar Tipps zur Gefühlskontrolle. Gefühle dürfen auch von Kindern geäußert werden und die Erwachsenen nehmen sie ernst. Das ist richtig so und ein wichtiger Beitrag Kindern beizubringen, mit ihren Gefühlen umzugehen und zu lernen diese auch ausdrücken zu können. Auch Kinder brauchen Grenzen Mir als zweifacher Mutter kommt es jedoch häufig so vor, als würden wir unseren Kindern heutzutage viel zu viel erlauben und oftmals auch zu stark auf sie eingehen. Vor kurzem rief mich eine befreundete Mutter an, um mir mitzuteilen, dass unsere heutige Verabredung leider ausfallen muss, weil ihr dreijähriger Sohn keine Lust habe mitzukommen. Als ich sie dann fragte, ob sie denn Lust habe, bejahte sie dies klar. Nichtsdestotrotz fiel unser Treffen aus. Es ist ausgesprochen wichtig, Gefühlen nicht nur nachzugeben, sondern sie auch kontrollieren zu können, wenn dies angebracht ist. Auch ein Kind sollte frühzeitig lernen, eige- Strategien zur Gefühlskontrolle • Stopp sagen Oftmals neigen wir nach Ärgersituationen dazu, unsere Gedanken zwanghaft festzuhalten. Stoppen Sie diesen Kreislauf durch einen laut oder leise gesprochenen Stopp-Befehl und versuchen Sie „loszulassen“. • Entspannungstechniken Versuchen Sie durch autogenes Training, Yoga oder auch durch progressive Muskelentspannung eine psychische Entspannung herbeizuführen. Sie werden dadurch weniger anfällig für psychische und körperliche Stressfolgen. • Selbstbehauptung Die Stärkung des Selbstbewusstseins ist ein sehr wichtiger Schritt auf dem Weg zur emotionalen Intelligenz. Glauben Sie an sich selbst und nehmen Sie sich nicht alles zu sehr zu Herzen! • Abstand gewinnen Nehmen Sie von den Ereignissen des Ärgers Abstand. Gehen Sie spazieren, trinken Sie einen guten Wein, fahren Sie Fahrrad oder tun Sie einfach das, was Sie am liebsten tun. Nero Corleone Eine Katzengeschichte „Die Madonnina lebte schon so lange auf dem Hof, dass niemand wusste, wie alt sie war. Zehn Jahre? Zwölf? Sechzehn? Oder vielleicht doch erst acht? Den Namen verdankte sie ihrem hellroten Kopf, dessen Fell genau in der Mitte fromm gescheitelt war, wie bei einer kleinen Madonna. Zweimal im Jahr bekam die Madonnina Junge, im Frühling und im Herbst, und wenn der Bauer die neugeborenen Katzen rechtzeitig in ihrem Versteck fand, dann ertränkte er sie. Rechtzeitig hieß: noch ehe sie die Augen offen hatten und hinter ihrer Mutter her auf den Hof getrippelt kamen. Dann nämlich brachte er es nicht mehr fertig und rief verzweifelt: „Troppi gatti! Troppi gatti!“, was heißt: Zu viele Katzen! Zu viele Katzen! Aber er ließ sie leben, suchte ihnen Plätze auf anderen Höfen, verschenkte sie, und was da blieb, wurde mit durchgefüttert.“ Aus: Heidenreich, Elke, Nero Corleone. Eine Katzengeschichte. München: Hanser Verlag 1995. 88 S. mit Bildern von Quint Buchholz. SEITE 11 Aktuelle Empfehlungen zur Vertiefung Dadurch, dass Daniel Goleman 1995 das Thema „Emotionale Intelligenz“ durch seinen Bestseller gesellschaftsfähig gemacht hat, sind in den letzten Jahren sehr viele Bücher zu diesem Thema erschienen. Hier eine kleine Auswahl und kurze Beschreibungen dazu. Buchempfehlungen Daniel Goleman Emotionale Intelligenz 1996, Carl Hanser Verlag München, ISBN 3-446-18526-7 Bewertung: Klassiker! Der Psychologe Goleman berichtet profund recherchiert, mit großer Anschaulichkeit und eindruckvollen Beispielen, über das Thema. Uwe Schele Management der Emotionen Emotionale Intelligenz umsetzen mit 22 Übungen 1999, Gabal-Verlag, Offenbach ISBN 3-89749-000-5 Bewertung: Gut aufgebaut und übersichtlich dargestellt. Viele Übungen machen das eigene Training möglich. Dr. Christian Weisbach, Dachs Mehr Erfolg durch emotionale Intelligenz Bewertung: Ansprechend und auch für Neueinsteiger ist das Thema verständlich. Bunte und übersichtliche Seitengestaltung. Viele Beispiele, Übungen und konkrete Tipps zur Umsetzung. Jörg Wurzer Robert K. Cooper & Ayman Sawar Emotionale Intelligenz für Manager Bewertung: Kleines Taschenbuch, das es ermöglicht, in 30 Minuten einen Grobüberblick über das Thema zu gewinnen. Für Leute, die ganz schnell auf den Punkt kommen wollen. 1996, Wilhelm Heyne Verlag GmbH ISBN 3-453-14833-9 Bewertung: Neuer und interessanter Blickwinkel auf das Thema. Viele philosophische und psychologische Ansatzpunkte. Seitengestaltung ist wenig ansprechend. 2001, Gabal-Verlag Offenbach, ISBN 3-930799-92-8 Internettipp www.alpenland.com Berthold Ulsamer Karriere mit Gefühl So nutzen Sie Ihre emotionale Intelligenz 1996, Campus Verlag ISBN 3-593-35566-3 Ursula 4. Auflage 2000, Gräfe und Unzer Verlag GmbH, München ISBN 3-7742-3578-3 30 Minuten für beruflichen Erfolg mit emotionaler Intelligenz Bewertung: An vielen Beispielen zeigt der Autor, wie Einfühlungsvermögen und soziale Kompetenz helfen, Konflikte am Arbeitsplatz zu vermeiden. Er macht Mut die eigene emotionale Intelligenz mehr zu nutzen. Lesenswert. Hier finden Sie einen Link zu einem kostenlosen Persönlichkeits- und EQ-Test. Nachdem Sie die Fragen des Fragebogens ausgefüllt haben (geht auch mit einem Pseudonym), erhalten Sie per E-Mail auf ca. 8 Seiten eine Auswertung. Bewertung: Umfangreich und ausführlich, ganz interessant, auch wenn ich mich persönlich nicht bei allen Interpretationen meiner Auswertung wiedergefunden habe. In der nächsten Ausgabe: Informationsflut spielend bewältigen – Interview mit Wolfgang A. Kasper und Günther Emlein, Trainer und Autoren – Informationsarten – Lesesituationen – Alte und neue Lesestile – Vorbereitung und Durchführung der Schnelllesetechnik FlächenLesen – Selbsttest – Fallen und Tricks zur Informationsbewältigung Der Themenbrief Mitarbeiterführung erscheint monatlich im: FORUM VERLAG HERKERT GMBH, Postfach 1340, 86408 Mering, Tel. 0 82 33 / 381-0 Fax: 0 82 33 / 381 222, E-Mail: [email protected], Internet: http://www.forum-verlag.com Bezugspreis Jahresabonnement 120,– Euro zzgl. MwSt., ISSN 1615-9535 • Angaben ohne Gewähr SEITE 12