Liebe Leserinnen und Leser

Transcrição

Liebe Leserinnen und Leser
2
EDITORIAL
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Liebe Leserinnen und Leser,
da fällt uns aber ein Stein vom
Herzen: Schön, dass Sie sich
auch diesmal für unser kleines
Straßenmagazin entschieden
haben. Wir konnten einen
Monat lang schlecht schlafen,
aus Angst Sie seien uns gram.
Wir haben uns hier und dort
nämlich einiges anhören müssen. „Habt ihr noch alle Tassen im Schrank, wie könnt ihr
nur mit einer fetten Anzeige
für die CDU werben und im
Heft wettertet ihr gegen PDS
und SPD!“ Zugegeben: Für
die Sozialdemokraten und
Sozialisten unter Ihnen war
das letzte Heft schwer verdaulich. Wer aber glaubt,
„draußen!“ hätte die Kommunalwahl entschieden, überschätzt uns maßlos und im
Moment wohl auch die SPD.
Als Verein sind wir keiner
Partei verpflichtet und als
Zeitung ohnehin nicht. Bei
„draußen!“ sind alle politischen Farben vertreten, nur
braun finden wir widerlich.
Mit welchem Argument also,
hätten wir die CDU abweisen
sollen? Weil sie uns zwei
Jahre lang kein Geld gegeben
hat? So kleinkariert sind wir
nicht. Als Verein sind wir deshalb zwar gehörig sauer, als
Zeitung hat uns das aber nicht
zu interessieren. Wir schreiben, was wir für richtig halten, unabhängig davon, wer
bei uns gerade Werbung
macht. Wir hätten auch zu
Anzeige
Stadtwerke neu
siehe auf der CD „Stadtwerke“
SPD, PDS und Grüne ja
gesagt. Selbst die FDP hätte
sich keine Abfuhr geholt.
Aber die CDU hat es halt
gemacht. So ist Münster.
Bis dänne,
Ihr Gerrit Hoekman
I N H A LT
Impressum
Harry Seemann erzwingt Stichwahl!
Herausgeber:
,,draußen!“ e.V.
Am 10. Oktober kommt es zum Showdown Tillmann - Strässer
Anschrift:
Overbergstr. 2
48145 Münster
Sozialamt im Stress
Redaktion:
Tel.: 02 51 / 53 89 - 128
Fax: 02 51 / 53 89 - 129
Neue doitsche Marschmusik
Sozialarbeit:
abgewickelt
E-M
Mail-AAdresse:
[email protected]
Internet:
www.muenster.org/draussen
An dieser Ausgabe haben mitgearbeitet:
Heinz Dalmühle, Katharina Grützmacher, Gerrit Hoekman
(Vi.S.d.P.), Julius Reimer, Malte
Koppe, Dihia Wegmann, Almut
Wiemold, Peter Wolter
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Hartz IV hält Sachbearbeiter auf Trab
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Neonazis wollen CD kostenlos vor Schulen verteilen
Sucht nach Schmerz
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Selbstverletzung als Trauma-Resultat
Ostdeutschland muss wieder SBZ werden!
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Satiremagazin „Titanic“ gründet Die PARTEI
Heißer Tipp für Couch-Kartoffeln
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Leih-Demonstrant protestiert für Sie vor dem Reichstag
Erst Arbeit, dann Heirat
Fotos:
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Archiv (ar), Heinz Dalmühle (hd),
Katharina Grützmacher (kg),
Malte Koppe (mk), Julius Reimer (jm), Dihia Wegmann (dw),
Almut Wiemold (aw)
Allwetterzoo hilft Obdachlosem auf die Beine
Layout:
Heinz Dalmühle
Kuschelhase Felix erobert von Münster aus den Globus
Auflage:
6000
Schnacken wie im Mittelalter
Titelbild: Coppenrath Verlag
Wuscheliger Weltenbummler
Fotoarchiv der Stadt Münster
Über die Herkunft deutscher Redewendungen
Druck:
Borgsmüller Druck
Prêt-à-porter für die Herrenrasse
unterstützt durch:
Kleine rechtsradikale Klamottenkunde
Siverdes-Stiftung
Halberstadt stolpert am Hafen
Bankverbindung:
Sparkasse Münster
Konto-Nr. 33 878
BLZ 400 501 50
Wir danken allen Spendern!
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CDU-Fraktion verliert „soziales Gewissen“
Eintöpfe ohne Mettendchen
Für Westfalen ein Graus, für Vegetarier der Himmel auf Erden
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Video-Überwachung!!!
Alle Jahre wieder kommt das Thema auf den Tisch: Kameras am Bremer Platz! Der Drogenszene wegen.
„draußen!“, das Fachblatt für mehr Bürgerwehr, sagt ja zu Big Brother. Nicht nur hinter dem Bahnhof. Immerhin hat eine Studie herausgefunden, dass die Jugendlichen hier genauso kriminell sind wie die in Duisburg!
Deshalb fordert „draußen!“: Münster muss sicherer werden! Wir wissen auch schon wo.
Die große Volkspartei wird in letzter Zeit immer wieder von einem bärtigen Mann aus Berlin heimgesucht. Weit über 30 Millionen Euro soll er der
CDU bis heute geraubt haben. Nur weil sie Spenden falsch abgerechnet
hat. Die Zentrale muss wieder sicher werden. Kameras gegen Thierse!!
Ein besonders fieser Dieb steigt nachts in die Räume der SPD ein und
stiehlt klammheimlich Stimmen und wenn er sie findet, nimmt er auch
noch Parteiausweise mit. „draußen!“ fordert: Nachtsichtgeräte für die
Sozialdemokratie. Damit sie wieder eine Chance hat.
Was treibt eigentlich der Oberbürgermeister hinter verschlossenen Türen?
Macht er die Hälfte der Zeit ein Nickerchen? Oder steht er mit der goldenen Bürgermeisterkette vor dem Spiegel und findet sich toll? Wir verlangen: Der OB muss gläsern werden!
Die Deutschen werden immer dicker! Und belasten damit die Krankenkassen. Schluss damit, Videoüberwachung an allen Pommesbuden und Bullettentempeln! Wer mehr als drei Mal die Woche hingeht, wird verhaftet und
in die Muckibude eingesperrt. Ohne Bewährung.
Tatort Umkleidekabine. Der Trick ist alt: Fünf Hosen zum Anprobieren mitnehmen und mit keiner auf dem Arm wieder rauskommen. Dafür aber
dicke Beine haben. Videoüberwachung wirkt hier Wunder. Und nebenbei
kann man noch studieren, was die Münsteraner so untendrunter tragen.
Was soll die Geheimniskrämerei im Beichtstuhl? Wer Dreck am Stecken
hat, verdient keinen Gott. Wie viele Straftaten könnten aufgeklärt werden,
wenn Pfarrer und Pastoren nicht so bockig wären. Dagegen helfen Wanzen
und winzig kleine Kameras. Die Kirche muss es ja nicht wissen.
LOURDES
Tillmann in den Seilen:
Harry Seemann erzwingt Stichwahl!
Au Backe, die Ohrfeige, die sich die CDU
bei der Kommunalwahl eingefangen hat,
wird lange weh tun. Über zehn Prozent verloren die Christdemokraten, Berthold Tillmann muss gegen Christoph Strässer in die
Stichwahl. Aber nicht, weil Carola MölleDas wird ja ein schönes
Kuddelmuddel im nächsten
Stadtrat: 30 Ratsfrauen und
44 Ratsherren aus sieben
Parteien werden demnächst
im Sitzungssaal Platz nehmen. Acht davon vermutlich
auf Klappsitzen, denn mit
so einem Andrang an Ratsfrauen und -herren hat niemand gerechnet. Der Grund
sind sogenannte Überhangsmandate der CDU, sprich
die Partei hat mehr Direktmandate gewonnen, als ihr
prozentual zustehen.
Es war ein bitterer Abend
für die Christdemokraten.
Da plakatieren sie was das
Zeug hält und trotzdem das
schlechteste Ergebnis bei
Kommunalwahlen in Münster seit 50 Jahren. Die
absolute Mehrheit ist futsch
und Berthold Tillmann
schafft es nicht aus eigener
Kraft im Amt zu bleiben.
Am 10. Oktober kommt es
zur Stichwahl mit Christoph
Strässer, der einen persönlichen Achtungserfolg errungen hat. Langsam dürfte
Strässer bei der CDU phobische Gefühle auslösen.
Schon vor zwei Jahren bei
der
Bundestagswahl
schnappte er Ruprecht
Polenz im Endspurt das
Direktmandat vor der Nase
weg.
Am 10. Oktober geht es
aber nicht nur um den
Posten des Oberbürgermeisters, es geht auch darum,
mann-Appelhoff ihm die Stimmen weggenommen hat. Nein, der Amtsinhaber scheiterte an Harry! 557 Stimmen hat der Einzelkämpfer bekommen, nur ein Drittel
davon, und die CDU wäre happy. Ein Kommentar von Gerrit Hoekman
wer die Mehrheit im Rat
bekommt. Dort herrscht
nach dem Ergebnis der
Kommunalwahl ein Patt.
Spielverderber Harry Seemann
CDU und ihr vermeintlicher
Koalitionspartner
FDP
haben ebenso viele Sitze
wie die Opposition. Dann
entscheidet die Stimme des
OB. Auch über den Bau der
Tiefgarage am Ludgeriplatz!
Kippt
Strässer
Berthold Tillmann aus dem
Amt, dann ist das Thema
zumindest für die nächsten
fünf Jahre vom Tisch. Ironie
des Schicksals: Während die
Tiefgarage im Wahlkampf
kaum eine Rolle spielte,
kommt es nun doch noch
zum Showdown um den
Kreisverkehr.
Sollte der Sieger Tillmann
heißen, wird er es schwer
haben mit dem neuen Stadtrat. Er wäre das Zünglein an
der Waage, egal ob es um
Kürzungen im sozialen
Bereich geht,
um Bauprojekte wie die
Musikhalle
oder eben die
Tiefgarage weil er die
entscheidende
Stimme hat,
wird er für
jede
Entscheidung
persönlich
gerade
stehen.
Auch
wenn es äusserst knapp
war: Berthold
Tillmann ist
-hd in
Münster
längst nicht so
beliebt, wie die CDU und
Teile der Lokalpresse glauben machen wollten.
Dabei ist es vor allem Tillmann gewesen, der davor
gewarnt hat, das Fell des
Bären zu verteilen, bevor er
erlegt ist. Aber seine Partei
ist in den vergangenen fünf
Jahren
selbstgefällig
geworden. Wer die absolute
Mehrheit hat, neigt dazu,
nicht mehr genau hinzuhören und zu glauben,
die Weisheit mit dem Schaumlöffel gefressen zu
haben. Das Projekt „Tiefgarage“ ist dafür das beste
Beispiel. In den Wahllokalen am Ludgeriplatz bekam
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die CDU eine schallende
Ohrfeige. In der Bezirksvertretung Mitte machte
nur noch jeder Dritte sein
Kreuzchen bei den Christdemokraten.
Münsters
Innenstadt sagt klipp und
klar nein zum „TillmannKeller“! Und hat die CDU
noch einen letzten Rest von
Bürgersinn in ihren Reihen,
dann begräbt sie die Pläne
für das Wahnsinnsprojekt
endgültig auf dem Zentralfriedhof.
Vielleicht kommt es ja aber
auch alles ganz anders und
die CDU sucht sich eine
stabile Mehrheit. Zum Beispiel mit den strahlenden
Wahlsiegern der GAL. Die
Ökopartei ist drauf und
dran, die SPD als zweite
Kraft in Münster abzulösen. Am Hafen und am
Schützenhof gewann sie
zwei
Direktmandate
davon können Sozialdemokraten gewöhnlich nur träumen. Vor der Wahl haben
zwar beide Parteien eine
Koalition ausgeschlossen,
aber was heißt das schon
bei den Grünen heutzutage.
Die Wahl am 10. Oktober
wird jedenfalls spannend.
Genauso spannend wie die
Frage, welchen Ausgang
die Macher des Politbarometers der Westfälischen
Nachrichten wohl prognostizieren. Die Soziologen
der Universität um Professor Papcke, die im Auftrag
der WN jeden Monat die
Wähler befragen, gehören
ebenfalls zu den Wahlverlierern. Wie schon bei der
Europawahl tippten sie
meilenweit daneben; sie
hatten die CDU und Tillmann als glasklare Sieger
gesehen. Da lagen wir mit
unserer kleinen Umfrage
unter den Obdachlosen in
Münster vor zwei Monaten
dichter dran.
draußen! 10/04
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WARTEN
Hartz IV:
Sozialamt im Stress
Manchmal möchte man, dass die Politiker,
ihre Beschlüsse selbst umsetzen, stöhnt man
in den Behörden Seitdem klar ist, dass
Hartz IV am 1. Januar in Kraft tritt, sind
Sozial- und Arbeitsamt im Dauerstress.
Fast alle Anträge auf Arbeitslosengeld II (ALG II) sind
verschickt, aber erst knapp 15
Prozent sind an die Behörden
ausgefüllt zurückgegangen.
Nur wer bis Ende Oktober
seinen Antrag abgegeben hat,
kann pünktlich sein Geld im
Januar bekommen. Viele
aber warten damit, weil
sie befürchten, dass
Änderungen der Richtlinien nur bei den Anträgen
beachtet werden, die nach
deren Inkrafttreten eingehen. Diese Angst ist
unbegründet: Jeder erhält
seine Zahlung auf der
gleichen
Rechtsbasis,
egal wann der Antrag
abgegeben wird
17.000 Münsteraner in 9.000 Haushalten
sollen pünktlich ihr erstes Arbeitslosengeld
II auf dem Konto haben. Julius Reimer
berichtet, wie sich die Behörden auf den Tag
X vorbereiten.
finanziellen Situation des
Partners und dem geschätzten
Wert des eigenen Autos. Oft
sind Nachweise vom Vermieter oder Arbeitgeber verlangt,
die ja auch gern einige Zeit
auf sich warten lassen. Durch
das Gewirr aus „wenn ja“ und
hinterher gibt. Und so geht
man mit einem Gefühl der
Unsicherheit wieder nach
Hause. Dennoch läuft alles
bisher relativ ruhig. Für politische Diskussionen sind die
Behörden ja auch nicht
zuständig.
Dabei vergessen die
Behörden aber etwas:
Wenn man jetzt seinen
Fragebogen abgibt, ist der
eingetragene Kontostand
vielleicht höher als der
am Jahresende. Welcher
Papa plündert nicht sein Gähnende Leere: Bislang sind nur wenige Anträge auf ALG II zurückgekommen
Sparkonto, um den Kindern Weihnachtsgeschenke zu „wenn nein“ oder Begriffen Nur beim Thema „Nachbesse„Beleihungszinssatz“ rungen“ horchen die Bearbeikaufen? Und im Extremfall wie
kriegt man dann im Januar blickt kaum einer durch. Des- ter der Anträge auf. Die mag
kein Geld, weil die Ersparnis- halb rufen die Behörden dazu der Leiter der Agentur für
se auf dem Papier über dem auf, sich von ihnen helfen zu Arbeit in Münster, WolfFreibetrag liegen, obwohl die lassen. Obwohl sie zugeben, Rüdiger Schwedhelm, gar
in Wirklichkeit gar nicht mehr dass die eigenen Berater auch nicht, denn die müssen die
erst einmal eingearbeitet wer- Mitarbeiter erst noch erreiso sind.
chen und in die Software einden mussten.
gearbeitet werden, was die
Die meisten haben aber
schlicht
Schwierigkeiten Deshalb wird auch die fristgerechte Bearbeitung der
beim Ausfüllen, denn der Geduld der Antragssteller Anträge zusätzlich erschwert.
Antrag kann unter Umständen beim Amt auf die Probe Im Moment weiß scheinbar
18 Seiten umfassen, ein- gestellt. Noch niemand kann keiner so genau, ob und welschließlich Fragen nach der genau berechnen, wie viel es che Änderungen kommen.
draußen! 10/04
Das betrifft auch das Budget
für die Umstellung. Ab Januar
ist nämlich nicht mehr das
Sozialamt allein für die
Sozialhilfeempfänger zuständig und die Agentur nur für
die Arbeitslosen. Stattdessen
kümmern sich Sozialamt und
die Bundesbehörde Arbeitsamt jeweils um bestimmte
Leistungen für dieselbe Person. Zwar kriegen die Behörden dafür mehr Geld zur Verfügung als vorher - für Überstunden und die sieben „Leiharbeiter“ von der Telekom, die
aushelfen. Ob die Finanzen
im Plus- oder Minusbereich
sein werden, wird frühestens
Mitte 2005 klar sein.
Dabei ist die Arbeitsgemeinschaft in Münster noch
verhältnismäßig
gut
dran, weil die Agentur
für Arbeit und das Sozialamt für den gleichen
Einzugsbereich
und
damit die gleichen Personen zuständig sind. In
anderen Gemeinden ist
es manchmal sogar so,
dass die Agentur aus
einem anderen Bundesland zuständig ist. Dort
gestaltet sich die Umsetzung noch schwieriger.
Wenn die holperige
Anlaufphase erst einmal
überwunden ist, soll aber
alles besser werden, als
heute: Statt für jetzt noch
500 Arbeitsuchende soll
-hd
der Berater in der Agentur nur noch für 150 zuständig
sein. Bei Jugendlichen nur
noch für die Hälfte. Mit ihnen
soll der „Case-Manager“, also
der Abeitsberater ein passendes
Förderungsprogramm
ausarbeiten. Dass allein so
noch keinem wirklich geholfen ist, weiß auch Schwedhelm: „Dadurch werden
natürlich keine Jobs geschaffen. Wie viel besser es wird,
hängt eben vom Arbeitsmarkt
ab.“ Und der sieht bekanntlich alles andere als rosig aus.
WARTEN
Außerdem wird die neue und
bessere Quote von Arbeitsberater nicht zum ersten Januar
geschafft. Auch wie sie 2005
erreicht werden soll, scheint
noch unklar. „Eine große Einstellungswelle ist nicht zu
erwarten“, sagt Schwedhelm.
Vielleicht werden zusätzlich
private
Arbeitsvermittler
beauftragt. Künftig müssen
die Empfänger von ALG II
für die verschiedenen Leistungen zwischen Agentur
und Sozialamt hin- und herlaufen. Wenn mit den
Arbeitsvermittlern noch ein
dritter Standort dazu käme,
stieße das wohl auf wenig
Gegenliebe.
„In
ferner
Zukunft soll vielleicht ein
gemeinsames Gebäude entstehen“, sagt Sozialdezernentin Agnes Klein.
Wohnraum rar. Sollte einem
doch ein Umzugsbescheid ins
Haus flattern, so hat man bis
zu sechs Monate Zeit sich
eine
neue
Bleibe
zu
suchen, so
lange wird
die
Miete
weitergezahlt. Nach
vorheriger
Abstimmung
mit
der
zuständigen
Stelle werden
dann
auch Renovierungsund Umzugskosten und
Kautionen
übernommen.
„bedürftig“ sind und möglicherweise kein ALG II
bekommen“, steht in einem
Presse-Info der Stadt. Das
7
richt Münster. Sie fügt
hinzu: „Alleinerziehende,
ehemalige Sozialhilfeempfänger werden durch Hartz
Auch sollen
-jr
so gut wie Sorgen im Sozialamt: Stell dir vor es gibt Hartz IV und keiner füllt den Antrag aus
alle Sozialhilfeempfänger und ihre ist schlichtweg eine Unter- IV besser gestellt.“ Und der
Angehörigen
ALG
II treibung: Nach Schätzungen Freibetrag hat sich für die
berechtigt sein. „Nicht aus- werden es in Deutschland ehemaligen
Sozialhilfezuschließen ist es, dass eini- eine halbe Million Men- empfänger um fast 2.000
ge Bezieher von Arbeitslo- schen sein, die nichts mehr Prozent erhöht. (Da stellt
kriegen, weil sich die Frage, woher das
ihr Partner ein plötzliche Vermögen, für
den höheren Freibetrag
ausreichendes
ohne Job kommen soll).
Einkommen
oder sie „zu Noch mal verdoppeln kann
viel“ Vermö- sich das, wenn man eine
gen
haben. Altersvorsorge getroffen
hat. Voraussetzung ist allerVorläufige
Zahlen wurden dings eine bis zum 60.
festgelegte
für Münster Geburtstag
noch nicht her- Lebensversicherung.
ausgegeben.
Wer die als ALG II EmpTrotz finanzi- fänger bekommen und
eller Einbußen bezahlen soll, steht nirfür so man- gends.
chen hofft man
dennoch auf
eine Verbesserung
der
LebenssituatiWarten auf den 1. Januar: Tag und Nacht stehen die Sachbearbeiter bereit
-hd on für viele
Weitere Informationen gibt
Münsteraner:
es im Internet unter
weil auch nach örtlicher senhilfe, die nicht auf „Die Armut in Münster ist
Sozialhilfe weiblich und hat Kinder“,
www.arbeitsagentur.de,
Wohnungsmarktsituation ge- ergänzende
www.bmwa.bund.de.
urteilt werden soll. Und in angewiesen sind, nach den so Agnes Klein und zitiert
Münster ist preiswerter Kriterien von Hartz IV nicht damit aus dem ArmutsbeVorläufige Entwarnung gibt
sie in einem Punkt: Die
befürchtete Umzugswelle soll
ausbleiben. Eine Prüfung der
Wohngeldstatistik habe ergeben, dass die Wohnungen im
Großen und Ganzen angemessen seien - vor allem,
draußen! 10/04
8
E I N F A LT
Rechtsrock:
Neue doitsche Marschmusik
Wissen Sie, welche Musik Ihre Sprößlinge
hören? Haben Sie schon mal nachgeschaut,
ob zwischen Metalica und Motörhead nicht
auch Landser und die Zillertaler Türkenjäger stehen? Seit geraumer Zeit blasen Neona50.000 CDs mit rechtsradikaler Rockmusik, kostenlos verteilt vor bundesdeutschen
Schulen - kurz vor den Sommerferien kündigten Neonazis
im Internet ein Vorhaben an,
das es in dieser Größenordnung hierzulande noch nicht
gegeben hat. Über 50 Organisationen sollen den Sampler
mit dem Titel „Anpassung ist
Feigheit - Lieder aus dem
Untergrund“
gemeinsam
finanziert haben. „Auf breiter
Front haben sich die Rechtsextremisten zusammengetan,
um diese Aktion systematisch
und konspirativ durchzuziehen“, warnt Nordrhein-Westfalens Innenminister Fritz
Behrens. „Die Versuche der
Szene, Jugendliche für sich zu
manipulieren, haben damit
eine
neue
Dimension
erreicht.“ Die Lehrer wurden
angehalten, ihre Schützlinge
vor den braunen Rattenfängern eindringlich zu warnen.
Noie Werte, Stahlgewitter und
Spirit of 88 - auf dem brisanten Tonträger ist fast alles vertreten, was in der SkinheadSzene Rang und Namen hat.
Die politische Botschaft ist
hübsch gruselig verpackt.
„Man will euch glauben
machen, dass wir Baseballschläger schwingende Monster sind“, beschwört eine
pathetische Stimme die jungen Hörer am Anfang der CD
und beklagt die „antideutsche
Geschichtsschreibung, die an
allen Schulen gelehrt wird
und nur Deutsche als Täter
draußen! 10/04
zis nämlich zur Musikoffensive an deutschen
Schulen und erreichen damit nicht nur eingefleischte Glatzköpfe. Manche Abi-Party
gewinnt durch Störkraft erst an Fahrt. Ein
Bericht von Gerrit Hoekman.
sieht.“ Wer wissen möchte,
wie das Dritte Reich wirklich
war, findet im Beiheft eine
Reihe einschlägiger Kontaktadressen.
Weil das Amtsgericht in Halle
den Vertrieb vorerst verboten
hat, haben die Herausgeber
scheinbar die „Aktion Schulhof“ erst einmal zähneknir-
Neue Deutsche Welle
schend auf Eis gelegt. „Es hat
Probleme gegeben, welche
nicht vorhersehbar waren und
uns aus der Bahn warfen“,
erklärt ein Verantwortlicher
im Internetforum des rechten
„Freien Widerstands“. Die
Entscheidung der Richter
mache es im Augenblick
unmöglich, den Sampler unter
die Leute zu bringen. „Jeder
Verteiler macht sich strafbar!“
Immerhin drohen Haftstrafen
bis zu einem Jahr. Die Kameraden indes wittern Betrug
und vermuten, die durch
Spenden finanzierte CD solle
gar nicht mehr gepresst werden.
380 rechtsradikale Bands gibt
es im deutschsprachigen
Raum, schätzt der Sozial-
-manü
pädagoge Jan Raabe, der die
nationale Musikszene seit langem beobachtet. Gemeinsam
mit Christian Dornbusch hat
er im Münsteraner UnrastVerlag das Buch „Rechtsrock
- Bestandsaufnahme und
Gegenstrategie“ herausgegeben, ein Standardwerk in
Sachen brauner Musik. Seit
geraumer Zeit, so die Autoren,
versuche die Szene verstärkt
auch bislang unpolitische
Jugendliche für ihre Ideale zu
begeistern. Rechter Rock sei
dabei ein Erfolg versprechendes Vehikel. Schon der bei
einem Autounfall ums Leben
gekommene Sänger der
berüchtigten englischen NaziKultband Skewdriver, Ian
Stuart Donaldson, hatte
erkannt, dass Konzerte bei
den Kids besser ankommen
als langweilige Parteiabende:
„Musik ist das ideale Mittel,
Jugendlichen den Nationalsozialismus nahe zu bringen.“
Rechtsrock als Einstiegsdroge. Selbst Bands, die auf dem
Index stehen, wie die Zillertaler Türkenjäger oder Landser,
verkaufen ihre CDs weit über
den rechten Rand hinaus.
„Landser sind Popstars“,
urteilt der Journalist Michael
Weis. „Ihre Rockmusik mit
eingängigen Rhythmen und
Texten teilweise auf Ohrwurm-Niveau, ist nicht nur
professionell, sie ist auch
Standard auf vielen SchülerPartys.“ Alleine in Ostdeutschland, wo Landser
besonders populär sind, sollen
etliche Zehntausend CDs der
verbotenen Band auf dem
Markt sein.
Inzwischen hat auch die altbackene NPD die Macht der
Musik erkannt. Bislang galt
sie strammen Skinheads als
piefige Partei, „Scheitelträger“ hießen die Braunhemden
in der Szene nur. Doch die
Nationaldemokraten geben
sich mittlerweile extrem hipp.
Im sächsischen Wahlkampf
verschenkten sie angeblich
25.000 CDs mit rechtsradikaler Rockmusik. Auch hier
geben sich die bekannten
Größen wie Spreegeschwader
ein Stelldichein. Titel des
Samplers: „Schnauze voll?
Wahltag ist Zahltag!“ Als der
Verfassungsschutz Wind von
der Sache bekam und die
Räume des NPD nahen Labels
„Deutsche Stimme“ durchsuchte, fand sie nur noch 700
9
ABGEHEN
Tonträger. Der Rest, so vermutet man, war bereits verteilt. Das Amtsgericht Riesa
verbot den weiteren Vertrieb.
Holger Apfel, Spitzenkandidat
der NPD in Sachsen und
Geschäftsführer der „Deutschen Stimme“, droht, die
Landtagswahl anzufechten,
sollte seine Partei an der FünfProzent-Hürde scheitern. Das
Urteil des Amtsgerichts ist
von einer höheren Instanz
inzwischen aufgehoben worden: an den Texten sei strafrechtlich nichts auszusetzen.
Nun will die NPD den Sampler bundesweit verteilen.
Die neue Taktik der Nationalen kommt an: Vor allem den
Erstwählern haben sie es zu
verdanken, dass sie mit Pauken und Trompeten in den
Dresdner Landtag eingezogen
sind. Jeder zweite von ihnen
machte sein Kreuzchen bei
der NPD, damit ist die Partei
bei den Jungwählern die
zweitstärkste Kraft in Sachsen
- das bedrückendste Ergebnis
der Landtagswahl. Schon
Ende letzten Jahres hatten die
Neonazis zwischen Elbe und
Weser die rechtsradikale
Schülerzeitung „Der Rebell“
verteilt. Demnächst soll der in
Sachsen erfolgreiche Sampler
„Schnauze voll“, so berichten
Zeitungen, auch bundesweit
dankbare Abnehmer finden.
Erst allmählich wehren sich
Lehrer und Schüler gegen den
wachsenden Einfluss rechter
Rockmusik an den Schulen. In
Ostdeutschland
ist
eine
Gegen-CD geplant, und in
Nordrhein-Westfalen sollen
nach dem Willen des Innenministers radikale Rockbands
Thema im Unterricht sein. Die
Szene indes weiß auch hier
Rat: „Solltet ihr mit euren
Lehrern Probleme kriegen
wegen dem Besitz einer solchen CD“, empfiehlt eine
Kameradschaftsseite im Internet, „besteht unbedingt darauf,
dass sie euch zurück gegeben
wird. Lasst euch nichts gefallen!“ Und während an deutschen Schulen noch diskutiert
wird, wie man der braunen
Musikoffensive am besten entgegentritt, droht schon die
nächste Attacke. Die amerikanische „Blood & Honour“Bewegung (Blut & Ehre)
rüstet mit einem Tonträger
zum Lauschangriff auf deutsche Schüler und Jugendliche.
Der Name des Labels, in dem
die CD erscheinen soll, lässt
Schlimmes fürchten - Panzerfaust Records.
Wehrt Euch!
„Brothers Keepers“ ist ein antirassistisches Projekt deutscher Musiker mit schwarzer Hautfarbe. Zu den Gründern
gehört unter anderem Xavier Naidoo, einer der erfolgreichsten Sänger in der Bundesrepublik. Im Lied „Adriano
- Letzte Warnung“ erinnern Brothers Keepers an den von
Neonazis ermordeten Alberto Adriano aus Mosambik:
Das ist so was wie eine letzte Warnung
Denn unser Rückschlag ist schon längst in Planung
Wir fallen dort ein, wo ihr auffallt,
Wir bieten eurer braunen Scheiße endlich Aufhalt
Denn was ihr sucht, ist das Ende
Und was wir reichen sind geballte Fäuste und keine Hände
Euer Niedergang für immer. Und was wir hören werden, ist
euer Weinen, euer Gewimmer.
Good bye, Johnny!
Man könnte glauben, die Mitglieder der New Yorker Punkband
Ramones hätten Zeit ihres Lebens neben dem Atomkraftwerk
Harrisburg gewohnt. Kurz nacheinander haben drei Mitglieder
das Zeitliche gesegnet. Vor drei Jahren starb Sänger Joey
Ramone an einer seltenen Form von Leukämie, ein Jahr später
gab Bassist DeeDee Ramone nach einer Überdosis Heroin Löffel, Spritze und Zitronensäure ab und nun hat es auch Gitarrist
Johnny Ramone erwischt. Der Kopf der Ramones kokettierte
mit seiner Begeisterung für Ronald Reagan und spielte die
Rolle des Reaktionärs. Im Song „Bonzo goes to Bitberg“ zogen
ihn deshalb seine Bandkollegen kräftig durch den Kakao.
Johnny Ramone starb Anfang September an Prostatakrebs.
Joey, DeeDee, Johnny sind gegangen: Marky ist allein zu Haus
-ramones
Künast rät zum Hamstern:
Ob unsere Verbraucherschutzministerin wohl einen geheimen
Vertrag mit der REWE-Handelskette abgeschlossen hat? Oder
macht sie sich einfach nur Sorgen? Sollten wir ihrer Empfehlung
nachkommen und uns mit Hamsterkäufen gegen Katastrophen
und Terror schützten? Aufgrund der veränderten Sicherheitslage
nach dem 11. September, so Renate Künast, sei es clever, vorzubeugen, meldet T-Online. Als Ration für zwei Wochen empfiehlt die Ministerin unter anderem 250 Gramm Hartkekse, 50
Gramm Knoblauchzwiebel und sechs Baby-Salami. Frohnatur
Otto Schily verlangt indes: „Wir dürfen uns nicht von der Terrorgefahr die Lebensfreude verderben lassen.“
„Berniebärchen“ kommt
nach Münster!
Wir wissen, manche schlagen jetzt die Hände über dem Kopf
zusammen, aber wir mögen Bernd Stelter, den lustigsten Westfalen seit Jan van Leiden. Weil „Berniebärchen“ anders ist. Ein
stiller Sportsfreund, der Dönekes aus seinem Alltag erzählt. Keiner, der Grimassen schneidet oder schlüpfrige Zoten lustig findet. Am 4. November kommt Bernd Stelter in die Halle Münsterland. Ach ja, Kalle Pohl und Bernhard Hoecker („Genial
daneben“) bringt er auch noch mit.
draußen! 10/04
10
LEID
Selbstverletzung:
Sucht nach Schmerz
Narben an den Armen, aufgekratzte Haut,
blutende Wunden - wenn die Seele schmerzt
und keinen Ausweg findet, versuchen immer
mehr junge Leute, die innere Qual zu betäu ben, indem sie sich selbst verletzen. Was für
„Es ist zum aus der Haut fahren“, erzählt Silke. Wenn sie
an ihre Kindheit denkt und ihr
die Angst im Nacken sitzt,
fühlt sich die 20jährige weit,
weit weg. Von sich. Ihrem
Körper. Dem Trauma. „Wenn
ich dann zum Messer greife
und mir die Haut aufschneide,
ist das, als würde man aus
einem prall gefüllten Ballon
die Luft rauslassen“, erzählt
Silke, deren wirklicher Name
nichts zur Sache tut. Der
Schnitt in die Haut bringt für
einen Moment die Erleichterung.
andere unvorstellbar ist, gehört für die
Betroffenen zum Alltag wie Frühstück und
Aben dessen. Schlimmer noch: Selbstverlet zung kann sogar zur Sucht werden. Ein
Bericht von K a t h a r i n a G r ü t z m a c h e r .
fühlen sich die Betroffenen
wie zuvor: dumpf und leer.
Ein Teufelskreis. Am häufigsten werden Rasierklingen,
Messer und Scherben benutzt;
oft werden auch bereits vorhandene Wunden wieder aufgekratzt. Manche drücken
brennende Zigaretten auf die
Haut, verbrühen sich mit
den und entstellende Narben.
„Ich habe den ganzen Sommer nur lange Sachen getragen, damit niemand die hässlichen roten Narben auf meinen Armen sieht“, sagt auch
Silke.
Die Ursachen für selbstverletzendes Verhalten sind weit
800.000 Menschen leiden in
Deutschland unter dem Drang
sich selbst zu verletzten. Die
Dunkelziffer liegt nach
Expertenmeinung in Millionenhöhe. Tendenz steigend.
Überwiegend sind es Frauen,
die
mit
körperlichem
Schmerz ihre innere Qual
betäuben wollen, der Anteil
der betroffenen Männer liegt
bei gerade mal fünf Prozent.
Das liegt daran, dass Selbstverletzung meistens eine
Reaktion auf sexuellen Missbrauch ist und Mädchen häufiger Opfer sind als Jungen.
Den Schmerz mit Schmerz
bekämpfen? Für Außenstehende klingt das absurd, ist
aber simple Biologie. In
extremen Situationen, wie es
auch bei starkem Schmerz der
Fall ist, schüttet der Körper
Glückshormone aus, sogenannte Endorphine. Die Wirkung jedoch ist kurz: Schon
nach einer halben Stunde
draußen! 10/04
Schmerz als Droge
heißem Wasser und verätzen
sich mit Säure. Während sich
die einen nur leicht kratzen,
schneiden sich andere tief ins
eigene Fleisch und verletzen
dabei Gefäße und Nervenbahnen. Folge: bleibende Schä-
-kg
gefächert. Es gibt kaum Fälle,
in denen Selbstverletzung
isoliert
vorkommt.
Die
Betroffenen leiden oft auch
unter Persönlichkeitsstörungen, haben schwere Traumata
oder
Angsterkrankungen.
Meist ist das Verletzen des
eigenen Körpers auch nicht
das einzige selbstschädigende
Symptom:
Essstörungen,
Tabletten und Alkohol sowie
eine
extrem
ungesunde
Lebensweise sind nicht selten. Der eigene Körper wird
als etwas Fremdes empfunden, zu dem jede Verbindung
fehlt.
„Ich bin dann gar nicht mehr
in
meinem
Körper“,
beschreibt Silke. „Er ist dann
nur noch etwas, das halt da
ist, aber ich fühle überhaupt
keine Verbindung zwischen
mir und diesem Stück
Fleisch.“ Die junge Frau ist
dann im wahrsten Sinne
„außer sich“ und spürt keinen
körperlichen Schmerz, den
die Selbstverletzung eigentlich verursacht. Weh tut es
erst, wenn sie wieder in ihren
Körper „zurückgekehrt“ ist.
Sich selbst zu verletzen ist
wie ein Rausch. „Als ob ich
überflutet werde von Leere
und
Hoffnungslosigkeit“,
erzählt Silke. „Als würde ich
aus dem Leben geschwemmt
und in einer einsamen und
traurigen Welt wieder angespült.“ In diesem Zustand ist
ihr oft nicht mehr bewusst,
wie schwer sie sich verletzt.
Neben dem Gefühl der
Erleichterung gibt es noch
weitere Gründe, warum sich
Menschen selbst Schmerzen
zufügen. Zum Beispiel als
Strafe. „Ich habe mir immer
die Arme aufgeschnitten,
wenn ich unzufrieden mit mir
war oder wenn ich Fehler
gemacht habe“, erzählt Anna,
die ihren echten Namen ebenfalls nicht in der Zeitung
sehen möchte. Die 23jährige
hat es inzwischen geschafft
einen anderen Umgang mit
ihren Problemen zu finden nach jahrelanger, intensiver
Therapie.
Manchmal ist es für die
Betroffenen auch eine Art
11
PROVO
Reinigungsritual: „Der Dreck
muss aus meinem Körper
gespült werden.“ Im totalen
Gefühlschaos die letzte Möglichkeit von Selbstbestimmung. „Ich habe mich stärker
gefühlt, mir mit jedem weiteren Schnitt bewiesen, wie
viel ich aushalten kann. Das
hat mir die Angst genommen“, erinnert sich Anna.
Den seelischen Schmerz hat
sie trotzdem nicht ausgehalten, der hat sie immer wieder
eingeholt.
Ein Teufelskreis. Oft folgen
Scham, Selbstvorwürfe und
Ekel - neue Gründe zur
Rasierklinge zu greifen.
Außerdem muss, wie bei
einer Droge, der Schmerz
immer weiter gesteigert werden, um überhaupt noch die
erhoffte Erleichterung zu
erlangen. Ärzte und Therapeuten betrachten die Selbstverletzung oft als „stillen
Hilferuf“. Ein Versuch den
seelischen Schmerz sichtbar
zu machen.
In der Therapie geht es in
erster Linie darum, andere
Wege zu finden mit den zerstörerischen Gefühlen und
Gedanken fertig zu werden.
Die Patienten sollen einen
fürsorglichen Umgang mit
sich lernen und ihren Körper
wieder wahrnehmen. Selbstverletzung nicht mehr als
„Arznei gegen den seelischen
Schmerz“ ansehen, sondern
verstehen, dass es viel liebevollere Wege gibt, dauerhaft
Erleichterung und Ruhe zu
finden.
Auch Silke sucht neue Wege
aus ihrer traurigen Welt. Mit
Hilfe von Imaginationsübungen erinnert sie sich an sichere Plätze ihrer Kindheit,
sobald die unerträglichen
Gedanken und Erinnerungen
wiederkehren. „Ich will nicht
mehr gegen meinen Körper
kämpfen, sondern mit ihm für mich.“
Satiremagazin „Titanic“ gründet Die PARTEI
Ostdeutschland muss wieder
SBZ werden!
„Niemand hat die Absicht eine Mauer zu
errichten - außer wir!“ Die Parole der neuen
politischen Kraft in Deutschland ist hart
aber herzlich. Bei der Landtagswahl in NRW
will Die PARTEI zum ersten Mal die Republik aufmischen. Ähnlichkeiten mit untergegangen deutschen Massenorganisationen
sind übrigens in Habitus und Inhalt beabsichtigt. Der Landesparteitag soll Ende
Peter Wolter: Herr Sonneborn, sind Sie ein Irrer wie der
Berline Kurier behauptet?
Martin Sonneborn: So geistig
klar wie im Moment habe ich
mich in meinem ganzen Leben
noch nie gefühlt. Das Wetter ist
gut, ich kann die Füße hochlegen, und die Mitgliedsanträge für unsere neue Partei
blockieren das Fax. Die
Anträge kommen aus dem
ganzen Bundesgebiet, auch
aus Ostdeutschland.
Wolter: Das Ziel Ihrer Partei ist es, die Berliner
Mauer wieder zu errichten.
Damit liegen Sie offenbar
voll im Trend: Rund 20
Prozent wünschen sich
angeblich die Mauer
zurück...
Sonneborn: Stimmt, da gibt
es ein großes Wählerpotential.
Deswegen haben wir jetzt
auch eine Parteizentrale in
Berlin, natürlich in der Mauerstraße, Nr. 23.
Oktober in Münster stattfinden. Einen Ortsverband gibt es bereits. Ziel ist unter anderem die bauliche Trennung der Innenstadt
von Coerde, Gievenbeck und Kinderhaus.
Außerdem fordert Die PARTEI die Verstaatlichung der Tillmann-CDU. Peter Wolter
sprach für die „Junge Welt“ mit dem Parteivorsitzenden und Chefredakteur der „Titanic“ Martin Sonneborn.
kampf angekündigt. Noch
populistischer als andere Parteien, wenn das überhaupt
möglich ist. Ich denke, dass
wir uns dann vor Stimmen
kaum retten können.
glieder. Diese Größe ist eins
unserer kleineren Ziele.
Wolter: Hat Ihre Partei denn
auch immer recht?
Sonneborn: Und selbstverständlich werden wir genau
wie
Walter
Ulbricht
damals die Mauer bauen
lassen. Sobald uns der
Wähler die Möglichkeit
dazu gibt.
Wolter: Sie kennen das Zitat
„Niemand hat die Absicht,
eine Mauer zu errichten“?
Wolter: Und wer soll die
Mauer bauen?
Sonneborn: Wir wollen
Leute in Lohn und Brot
bringen, das gibt Aufträge
für die am Boden liegende
Bauwirtschaft. Wir werden
auch die Großindustrie
einspannen. Das hat ja
auch Tradition, dass sich
die Industrie gut stellt mit
kleinen, extremistischen
Parteien, die nach der
Die PARTEI nimmt Anlauf auf den Landtag -titanic Macht greifen.
Wolter: Wie stellen Sie sich
das praktisch vor mit dem
Wiederaufbau der Mauer? Für
den Anfang erst mal ein Probemäuerchen bauen?
Sonneborn: Bestimmt. Wir
haben einen extrem schmierigen und populistischen Wahl-
Sonneborn: Bis jetzt schon.
Wir haben bei dem Namen
„Die PARTEI“ darauf gesetzt,
dass dieser Markenname
sowohl im Westen als auch im
Osten eingeführt ist. Schon die
Großväter vieler Mitglieder
waren in der Partei. Und die
hatte gegen Kriegsende immerhin acht Millionen Mit-
Wolter: Das müsste doch auch
im Sinne des jetzigen Kanzlers
sein, oder?
Sonneborn: Der jetzige Kanzler wird dann nicht mehr viel zu
sagen haben. Der rettet sich
doch nur über die Zeit und steuert gerade seine Partei in den
Untergang.
draußen! 10/04
12
ELCHTEST
Estland:
Wer nervt, wird in den Wald geschickt
„Der Bauch ist voll, weil die Großmutter
zu Besuch war.“ Was sich im Deutschen
eigenartig anhört, reimt sich auf estnisch:
„Kôht on täis, tänu vanaema küllas käis.“
Manchmal sagen die Esten diese Redewen Man sollte ruhig ein paar
Brocken Estnisch lernen.
Und sich dann auch trauen
sie anzubringen, denn die
Balten freuen sich sehr,
wenn jemand ihre Sprache
spricht. Einerseits weil das
nur selten vorkommt, und
andererseits weil die Esten in
der Geschichte häufig unterdrückt wurden, und die Sprache deshalb ein wichtiger
Bestandteil ihrer Identität
geworden ist. Nicht umsonst
sagt ein Sprichwort „Este
sein heißt Estnisch sprechen!“
Gewöhnungsbedürftig ist die
mit Finnisch verwandte
Sprache: Wer würde sich
über ein Wort wie „jäääär“
(Eiskante) nicht wundern?
Zu den beiden anderen baltischen Sprachen, Lettisch
und Litauisch, besteht übrigens keine Verwandtschaft,
Esten verstehen in Riga und
Vilnius kein Wort. Aber aus
der Zeit der Sowjetunion
können viele noch Russisch.
Da Deutschland im Zweiten
Weltkrieg in Estland einmaschierte, fürchtet vielleicht
mancher Reisende aus Germanien, die Esten könnten
abweisend reagieren. Diese
Sorge ist meistens unbegründet, denn in den Köpfen der
Menschen überschatten die
Schrecken der sowjetischen
Besatzung die der Nazis. Ein
Grund, weswegen die Russen
- beziehungsweise die Esten
russischer Abstammung draußen! 10/04
dung, wenn sie mit dem Essen fertig sind.
Es ist sowieso ein merkwürdiges Völkchen,
was sich da im hohen Norden angesiedelt
hat. A l m u t W i e m o l d h a t d i e k l e i n e R e p u blik im Sommer vierzehn Tage besucht.
von vielen „echten“ Esten
nicht akzeptiert werden.
Immerhin sind ein Viertel
der 1,4 Millionen Staatsbürger russischer Abstammung.
In der Stadt Narva, nahe der
Grenze zu Russland, wohnen
fast ausschließlich estnische
Tradition und Moderne
Russen. Hier wird dem
Besucher der sowjetische
Einfluss durch Plattenbauten
und rostige Einheitsspielplätze besonders bewusst.
Die andere Seite Estlands ist
die skandinavische, erkennbar an den typischen Holzhäusern in allen erdenklichen Farben, den Saunen und
natürlich auch der Landschaft, denn in Estland gibt
es viel Wald. Oft ist die
Natur noch sehr urtümlich.
Außerhalb der Städte trifft
man häufig stundenlang
keine Menschenseele. Kein
Wunder, denn nur etwas
mehr als ein Drittel der
Bevölkerung lebt auf dem
Land. Trotzdem sind die
Esten sehr naturverbunden,
und so sieht man oft Leute
mit einem Korb im
Wald Pilze sammeln.
Bei einem Spaziergang
durch den Wald kann
man durchaus auch auf
einen Elch, Wolf oder
sogar Bären treffen,
auch wenn mir das auf
meiner Reise nicht passiert ist.
Wo Wald eine so wichtige
Rolle
spielt,
schlägt sich das natürlich auch auf Kultur
und Sprache nieder:
„Mine metsa!“, was
sinngemäß „Verschwinde!“ heißt, bedeutet
wörtlich übersetzt „Geh
- aw doch in den Wald!“. Ein
besonders naturverbundenes Fest findet in der
Nacht vom 23. auf den 24.
Juni statt, wenn es über 19
Stunden hell ist und es auch
nachts nicht richtig dunkel
wird. Die Esten fahren raus
in die Natur, sitzen am
Lagerfeuer, tanzen, singen
und trinken Bier. Wenn das
Feuer schon etwas kleiner
geworden ist, hüpfen die
Mutigsten drüber, um das
Böse des vergangenen Jahres
abzuschütteln. Außerdem
sucht man nach blühendem
Farn, den es nur in dieser
Nacht geben soll (eigentlich
aber überhaupt nicht gibt),
und der einem Reichtum und
Glück verschaffen soll.
Aber wer glaubt, Estland sei
deshalb technisch zurückgeblieben, täuscht sich gewaltig.
Der baltische Staat ist das
erste Land mit einer sogenannten „E-Regierung“. Kabinettsitzungen des Parlaments finden mit Computer und ohne
Papier statt, Gesetzentwürfe
können die Bürger im Internet
lesen und ihre Meinung dazu
kundtun. Der Staat spart auf
diese Weise 200.000 Euro pro
Jahr für Kopien und Papier.
Die Banken in Estland haben
kaum Publikumsverkehr, denn
die Hälfte der Esten nutzt
Internet-Banking. Überall im
Land gibt es Internetzugänge,
die man oft kostenlos benutzen kann. Bustickets und Parkscheine kann man per Handy
bezahlen.
Auch das einfache und rustikale Essen verrät viel über die
Mentalität der Esten. Typisch
ist zum Beispiel das „küüslauguleib“, gebratenes Knoblauchbrot mit Dipp. Insgesamt
essen die Esten für Nordeuropäer überraschend viel Knoblauch. Etwas gewöhnungsbedürftig ist das „leib“, ein säuerliches Brot, das zu allen
Speisen gereicht wird. Charakteristisch für die estnische
Küche sind auch die Milchprodukte, wie „haps“ oder
„kohuke“, die es in Deutschland überhaupt nicht gibt.
Letzteres schmeckt ungefähr
wie der Quark auf einem
Käsekuchen. Ersteres ist unbeschreiblich, man muss die riesige Auswahl an verschiedenen Geschmacksrichtungen
schon selbst probieren. Und
wenn’s geschmeckt hat, kann
man den Esten eine kleine
Freude machen, indem man
sagt: „Kôht on täis, tänu vanaema küllas käis!“ Auch wenn
die Großmutter gar nicht zu
Besuch war.
13
UNTERSCHLUPF
Wohnnest:
haben. Essen bei Kerzenschein,
Frühstücks-Buffet,
Grillen - den Kids gehen weder
beim Essen noch beim Spielen
die Ideen aus.
Das kleine Kinderhotel
Kinderhaus ist den meisten Münsteranern
eher als Stadtteil mit Hochhäusern in tristen
Graustufen und ein paar Neubausiedlungen
bekannt. Dass sich aber hier auch eine Art
Kinderhotel für Kids mit Behinderungen im
Im Neubaugebiet Dauvemühle
befindet sich seit 1999 das
Wohnnest, eine Kurzzeiteinrichtung für geistig behinderte
Kinder. Dort ermöglicht die
„Lebenshilfe“ den Kids bis zu
vier Mal im Jahr einfach ein
Wohnnest: viel Platz zum Toben
paar Tage oder Wochen
„Urlaub“ von zu Hause zu
machen. Es sind aber keine
„All-Inclusive“-Aufenthalte,
die hier geboten werden, sondern die Kinder müssen mit
anpacken. Die Mitarbeiter
legen Wert darauf, die kleinen
Urlauber so selbständig wie
möglich leben zu lassen. Es
wird gemeinsam gekocht,
geklönt und gegessen. Fast wie
in einer richtigen Familie, nur
dass im Wohnnest immer Aktion angesagt ist!
Das Kinderhotel besteht aus
zwei Hälften. Die eine bietet
Platz für zwölf Kurzzeit-Gäste,
die andere haben Kids, die aus
verschiedenen Gründen nicht
mehr bei ihren Eltern leben
können als Langzeitsuite
gebucht. Im Laufe eines Jahres
trudeln bis zu 120 kleine Gäste
Alter zwischen vier und 21 Jahren befindet,
wird den meisten neu sein. „draußen!“-Autorin Dihia Wegmann hat sich das Wohnnest
mal genauer angeschaut und Interessantes
erfahren.
im Wohnnest ein, und für jeden
steht ein eigenes Zimmer
bereit - und die haben einiges
zu bieten! Jeder Raum ist nach
einem bestimmten Motto
gestaltet: als Rennbahn im
„Ferrari-Zimmer“, und im
-dw
„Dschungel-Zimmer“ wohnt
auch Mogli. Die Suiten kann
jedes Kind hingegen gemeinsam mit den Eltern nach Herzenslust selbst gestalten. Aber
auch der Rest des Hauses ist
liebevoll, bunt und gemütlich
eingerichtet. Ein Wunder, dass
noch kein Kind im Flur wohnen wollte!
Im Haus befinden sich genug
Möglichkeiten zum Toben,
Malen, Basteln oder Faulenzen. Es gibt einen aufregend
gestalteten Toberaum, einen
gemütlich
eingerichteten
Snoozleraum, in dem die Kinder entspannen können. Der
Renner ist hier das Wasserbett!
Im Wohnzimmer lädt eine
Hängematte zum Seelebaumelnlassen ein und im Badezimmer kann man herrlich
plantschen. Der Garten bietet
Platz für sommerliche Grillfeste oder zum österlichen Eiersuchen.
Auch ein Klavier und andere
Musikinstrumente hat das
Wohnnest und natürlich gibt es
auch gemütliche Videonachmittage mit viel Popkorn. Und
wenn’s mal etwas weiter raus
gehen soll, werden die Kids
kurzerhand in die zwei hauseigenen Bullis gesetzt: Und ab
zum Zoo! „Wir nutzen alles,
was Münster zu bieten hat“,
sagt Ulrich Röttgering, der das
Wohnnest leitet. Obwohl an
allen Ecken und Enden in der
Kinder- und Jugendarbeit
gespart wird, trägt
der Landschaftsverband Westfalen-Lippe meistens die Kosten
für den Aufenthalt.
Hin und wieder
finden sich auch
großzügige Spender, die zum Beispiel Spezialbetten
schenken und den
Kindern ruhige
Nächte bescheren.
Ein gleich bleibendes Erziehungskonzept haben die ungefähr 40 Mitarbeiter nicht.
„Wenn man genau hinschaut,
laufen hier 120 kleine Konzepte rum“, erzählt Röttgering.
Jedes Kind ist eben anders. Die
Kinder lernen im Wohnnest
Selbständigkeit und manche
Eltern kommen aus dem Staunen nicht mehr raus, wenn der
Zögling nach einer Woche dort
ganz von selbst zu Hause
plötzlich seinen Teller wegräumt. Beweis dafür, wie viel
in ihnen steckt. Vielen Eltern
fällt der Abschied auf Zeit
schwerer als den Kindern.
Urlaub heißt Loslassen.
Die Gäste sind gerne im Wohnnest. Ein Mädchen be-stand
sogar darauf, ihren 18.
Geburtstag im Wohnnest zu
feiern! Das Team organisierte
eine rauschende Party und alle
schwangen bis zwei Uhr nachts
„Dschungel-Zimmer“: Einschlafen mit Mogli
Was die sinnvolle
Gestaltung der Freizeit angeht,
sind die Kids gesunden Kindern sicher einen Schritt voraus. „Wir möchten Lebensqualität für geistig Behinderte entwickeln und zeigen, wie man es
sich gemütlich machen kann“,
so Röttgering. Das Wohnnest
erwartet keine Leistung von den
Kindern, sondern achtet darauf,
was sie sonst noch zu bieten
-dw
das Tanzbein. Und am nächsten Morgen? Da geht’s natürlich trotzdem in die Schulen,
wenn auch etwas müder als
sonst. Dieses Jahr fand zum
ersten Mal eine Ferienfreizeit
für die Langzeit-Bewohner
statt. Fünf Tage lang ging es ab
in den Norden. Einhellige Meinung: genial! Eben ganz das
Wohnnest.
draußen! 10/04
14
KRAWALL
Demonstrant zu mieten:
Heißer Tipp für Couch-Kartoffeln
Wer früher gegen Atomraketen auf die
Straße ging, bekam von Rentnern am
Straßenrand oft zu hören: „Ihr werdet doch
aus Moskau bezahlt!“ Was damals grober
Unfug war, hat eine clevere Agentur inzwiWas man sich nicht leisten
kann, das leiht man. Ein altes
Prinzip, das sich aber wachsender Beliebtheit erfreut.
Leihen ist unverbindlich, günstig und praktisch. Ob Bücher,
Mietwagen,
Party-Ausrüstung, Geld oder Arbeitskraft alles lässt sich ausleihen. Jenseits der westlichen Industriegesellschaft läuft ein Großteil
der Wirtschaft über Tausch.
Und wie wir in der letzten
Ausgabe der „draußen!“
erfahren haben, gibt es auch in
Deutschland einige, die so
verwegen sind, für eine reine
Tauschwirtschaft einzutreten.
Seitdem es sogar „Leihmütter“ gibt, sollte man sich über
nichts mehr wundern: Eine
junge Münchener Werbeagentur hat eine weitere Marktlücke im Segment „Leihen
und Verleihen“ ausgemacht.
Sie macht es möglich, seine
eigene Meinung an einen
Leihdemonstranten zu verpachten. Der geliehene Protestler vertritt die Interessen
dort, wo die wirklich wichtigen Dinge entschieden wer-
schen zu einem Werbegag gemacht: Den
Leih-Demonstranten. Mit einem Pappschild
bewaffnet, sagt er den Mächtigen in Berlin
Ihre Meinung. Malte Koppe über eine Marktlücke.
den: Direkt vor dem Reichstag
in Berlin. Eine kluge Idee,
haben doch Demonstrationen
und Protestmärsche momentan wieder Konjunktur. So
können nun auch Bitterfeld
oder Wanne-Eickel ihren
Unmut über Hartz IV stellvertretend in Berlin kundtun lassen. Vielleicht dringen die
Unmutsäußerungen
der
Bevölkerung ja auf diese
Weise bis zu den Abgeordneten durch.
Die Jungunternehmer wollen
mit der medienwirksamen
Aktion Werbung für ihre
Agentur machen. Die hat sich
nämlich auf die Begeisterung
junger Zielgruppen spezialisiert. Angaben auf ihrer
Homepage zufolge möchten
sie „der vorherrschenden
Ansicht, deutsche Jugendliche
wären
politikverdrossen,
etwas entgegensetzen“. Ob
die hehren Ziele aber über ein
Plakat vor dem Reichstag in
Berlin erreicht werden können, scheint fraglich. Basisdemokratische Ansätze kann
man der Idee der Agentur
Durch den Verkauf unseres Straßenmagazins haben unsere
meist wohnungslosen Verkäufer im Laufe der Jahre ihren
Lebensunterhalt aufgebessert, so mancher hat den Wiedereinstieg in ein geregeltes Leben geschafft.
Das muss so bleiben! Damit „draußen!“ existieren kann, brauchen wir Spenden und Sponsoren. „draußen!“ ist gemeinnützig,
Spenden können von der Steuer abgesetzt werden.
Sparkasse Münsterland-Ost
Konto-Nr. 33 878 . BLZ 400 501 50
draußen! 10/04
allerdings unterstellen: Mit
welchem Slogan sich der
Aufsehen im deutschen Blätterwald gesorgt. Von taz bis
FAZ - die Aufmerksamkeit der
Öffentlichkeit ist der Werbeagentur sicher
Die ganze Aktion ist nur möglich, da es sich bei dem EinMann-Protest nicht um eine
Demonstration im rechtlichen
Sinne handelt. Die dürfte
nämlich vor dem Reichstag
gar nicht stattfinden. Um das
ehrwürdige Gebäude vor
einem allzu großen Mob zu
schützen, liegt rundherum
„Rent a Streetfighter“: Job-Offensive für den Schwarzen Block
geliehene Demonstrant vor
dem Bundestag aufbaut, wird
täglich demokratisch im Internet ermittelt. Jeder kann per
SMS oder e-Mail einen Vorschlag für das Motto des
Tages machen. Über die vier
besten Einsendungen können
die User dann online abstimmen. Unter dem Motto
„Sparst Du noch oder lebst Du
schon?“, „Die Renten müssen
auch für die Jungen sicher
sein“ oder „Der Welt zuliebe:
Dear Americans, VOTE FOR
KERRY!“ („Liebe Amerikaner, wählt Kerry!“) wurde in
Berlin bereits demonstriert.
Die Aktion hat bereits für
-manü
eine Bannmeile. Die Volksvertreter haben sich zu der
Aktion bislang noch nicht
geäußert. Zu übersehen ist die
orange gekleidete „MiniDemo“ sicher nicht, aber
bekannterweise kann man den
Willen des Volkes ja auch
geflissentlich überhören.
Nähere Informationen zu den Initiatoren des Demonstrantenprojektes gibt es
auf :
www.meindemonstrant.de.
15
MISCHMASCH
Anzeigen
Gute Fee schickt Verkäuferin in Urlaub
Das Portrait einer Verkäuferin des Hannoveraner Straßenmagazins „Asphalt“ in der April-Ausgabe der Zeitung nahm eine
Leserin aus Hameln zum Anlass für eine großzügige Hilfe: In
dem Artikel hatte Hannelore erzählt, dass sie noch nie am Meer
gewesen sei, geschweige denn jemals Urlaub gemacht habe. Die
Leserin sah das als einen unhaltbaren Zustand an und spendierte der Verkäuferin 500 Euro für eine Reise! Hannelore hatte
damit nicht gerechnet und war so glücklich, dass sie tagelang
nicht wusste, wohin mit ihrer Freude. Vom Urlaub mit ihrer
Freundin, der für den September geplant war, wird sie der spendablen Frau eine große Dankeskarte schicken.
Lob auf die deutsche Bürokratie
Wer schon mal als Ausländer in Frankreich eine Bleibe gesucht
hat, kennt vermutlich das lustige Spielchen, das sich die dortige
Bürokratie für Wohnungssuchende ausgedacht hat. Alles fängt
natürlich damit an, dass man überhaupt keine Unterkunft findet.
Aber das ist ja fast überall so. Interessant wird es aber, wenn
man dann was gefunden hat: Den Mietvertrag kann man nämlich
nur abschließen, wenn man ein französisches Bankkonto hat.
Das wiederum kann man aber lustigerweise nicht ohne gültige
französische Adresse eröffnen. Zur Unterzeichnung ist außerdem eine Wohnungsversicherung notwendig. Die kann man aber
nicht bar bezahlen, sondern muss sie mit einem Scheck begleichen. Und den bekommt man nur, wenn… na?!... genau: Wenn
man ein Konto eröffnet hat. Und um das zu tun, braucht man
eine Wohnung, und um das zu tun, braucht man… und so weiter.
Jetzt mal ehrlich: Da haben wir in Deutschland es doch noch
richtig gut, oder?
Beim Kauf im Internet Gutes tun
Auf dem virtuellen Marktplatz www.kaufen-mit-herz.de kann
man bei Otto, Amazon und weiteren 400 Anbietern shoppen.
Das Besondere dabei: Durchschnittlich drei Prozent des Preises
geben die dort aufgelisteten Versandhäuser an die Stiftung
Lebenshilfe. Diese unterstützt die ungefähr 450.000 geistig
behinderten Menschen, die in Deutschland leben. Höhere
Kosten als beim normalen Kauf im Netz entstehen für den
Besteller nicht! Das Angebot geht von Autos über Reisen und
Elektronik bis hin zu Kunst und Blumen.
Wir machen
eine gute
Zeitung, aber
wir brauchen
Verkäufer, die
sie unter die
Leute bringen.
Vom Verkaufspreis bekommt
ihr 60 Cent.
„draußen!“ besser als
Sitzung machen.
Feldenkrais-Praxis
Vera Lämmerzahl
Feldenkrais-Methode®
Bewußtheit
durch Bewegung®
Funktionale Integration®
Ludgeristr. 114
48143 Münster
Tel./Fax: 0251-796707
Sieben Jahre bei den Zapatistas
in Chiapas/Mexiko06.10.04 Die Brücke, Wilmergasse
Am Mittwoch, dem 06.10.04
um 18:00 erzählt Gloria
Munoz von ihrer Zeit bei den
Zapatistas und ihrem gemeinsamen Kampf gegen Ausbeutung und Unterdrückung.
Gestaltet wird der Abend mit
Gesprächen, einer Buchvorstellung, einem Film und
einer Ausstellung. Einfach
mal vorbei schauen, es lohnt
sich!
draußen! 10/04
16
CHANCE
Allwetterzoo hilft Obdachlosem:
Erst Arbeit, dann Heirat
Nach fast 20 Jahren, die Jürgen Morzik
(40) größtenteils in einer selbst gezimmerten Hütte im Wald hauste, hat er sein
Leben komplett umgekrempelt. Er heiratete, zog in eine Wohnung und malocht
im Allwetterzoo. Eigeninitiative, Solida-
rität und ein wenig Glück ermöglichten
den raschen sozialen Aufstieg des ehemaligen Obdachlosen. Wie die Münsteraner Behörden das neue Leben nach
anfänglicher Unterstützung wieder
gefährden, berichtet Julius Reimer.
An den langen Haaren und Spaziergängen im Wald.
dem buschigen Bart sieht Letztes Jahr hat sie ihn dann
man Jürgen Morzik die angesprochen. „Ohne meine
Naturverbundenheit noch ein Frau wäre ich jetzt auch
bisschen an. Der in Bochum noch nicht so weit“, gibt er
Geborene lernte Landwirt- dankbar zu. Sie holte ihn zu
schaft und arbeitete im Mün- sich in die Wohnung und
sterland, bevor er 1985 auf verfasste einen langen Brief
der Straße landete.
Nach zwei Jahren Platte machen in Bayern,
kehrte er nach Münster
zurück. Anfang der
Neunziger entdeckte er
das Wäldchen zwischen Zoo und Aasee,
wo er sich eine Hütte
aus Holz und Plastikplanen hämmerte,
die für ihn fünfzehn
Jahre lang sein Zuhause war. Gelebt hat er in
dieser Zeit vom Betteln in der Stadt und
einem kleinen Gemüsebeet, das er anlegte.
Dem Staat hat er nicht
auf der Tasche gelegen: Sozialhilfe kassierte er nur vier Tage Jürgen Morzik und Christian Wiemann
lang, als er in Münster
ankam. Dann hatte er auf an den Zoodirektor Jörg
Behördengänge
genauso Adler, in dem sie um Arbeit
wenig Bock wie auf Wohn- für ihren damaligen Verlobheime oder Essens-Ausgabe- ten bat. Das brachte noch
stellen. Morzik wurde vom eine ganz andere Sache ins
Förster geduldet und zog Rollen...
einfach sein eigenes Ding
durch.
Anfang der Neunziger, als
Morzik sich seine BehauDoch es hat sich eine Menge sung im Wald zimmerte, kam
geändert: Seit Juni ist Mor- auch Adler mit seiner Famizik verheiratet. Neun Jahre lie, dem Hausrat und 70
lang kannte er seine Marion Mark Übergangsgeld aus den
nur vom Sehen, von ihren Neuen Ländern nach Mündraußen! 10/04
ster und baute sich eine neue
Existenz auf. Bei den Spaziergängen mit seinem Hund
kam der Zoodirektor oft an
der Hütte vorbei. Immer zu
Weihnachten wollte er dem
„Mann aus dem Wald“ mal
einen Christstollen, eine
Salami und ein Flasche Korn
vor die Tür legen und ärgerte
sich jeden Januar, es schon
wieder verschwitzt zu haben.
Als dann der Brief kam,
dachte er sich: „Jetzt kann
ich wirklich etwas tun, das
ist besser als jedes Weihnachtsgeschenk.“
Ein Gespräch mit dem Gartenmeister Christian Wiemann ergab, dass für sechs
Wochen ein finanzieller
Spielraum für eine Halbtagsstelle bestand, weil ein Kollege auf Grund einer Vaterschaft reduziert arbeitete.
Und eine weitere Hand zum
Anpacken kann man im Zoo
immer gebrauchen. Im Juni
stellte der Zoodirektor den
ehemals Nichtsesshaften als
bezahlte Aushilfe an. Zum
Dank wurde er zum Samstags-Frühschoppen in die
Waldhütte eingeladen.
Von Anfang an wollte Adler
die Sache nachhaltig betreiben: Morzik sollte nach den
sechs Wochen nicht wieder
auf der Straße sitzen - so
lange er gut arbeitete. Und
das tat er: Stets pünktlich,
fleißig und mit seiner landwirtschaftlichen Ausbildung
für den Job bestens
geeignet. „Mal ehrlich“, erzählt der Zoochef, „die Sache hätte
auch in die Hose
gehen können, wenn
Herr Morzik irgendwann mit einer Fahne
zur Arbeit erschienen
wäre. Aber da gab es
gar keine Probleme.
Und Christian Wiemann will seinen
neuen
Mitarbeiter
nicht hergeben.“
Also führte Adler
mehrere Gespräche
mit Politikern von
allen Parteien, die
durch die Bank ihre
-jr Zustimmung zu der
Aktion gaben. Wo
sonst nur über „Wiedereingliederung“
gesprochen
wird, galt es nun eine
tatsächliche Chance darauf
zu unterstützen. Und auch
die Behörden spielten mit:
Die Agentur für Arbeit
sicherte zu, dass nach weiteren sechs Wochen unbezahlten Praktikums für Morzik
im Rahmen einer Ausbildungsmaßnahme eine Zoostelle entstehen solle, die für
mindestens sechs Monate zu
17
D I T T E & D AT
100 Prozent gefördert werde.
Wegen dieser breiten Hilfe
gab der Zoodirektor dem
neuen Mitarbeiter sein Wort,
dass es nach der unbezahlten
Plackerei mit einer richtigen
Arbeit weiterginge. Morziks
Bekannte waren meist skeptisch: „Das mit dem Zoo
klappt doch sowieso nicht.“
Vielleicht hätte man auf sie
hören sollen, denn als Mitte
September das Praktikum
vorbei war, hatte es sich die
Agentur offenbar anders
überlegt: Plötzlich sollte es
nur noch 30 Prozent Förderung geben, den Rest müsse
der Arbeitgeber aufbringen.
„Das kann der Zoo aber
nicht“, stellt Adler klar,
„denn als Beteiligungsgesellschaft der Stadt haben
wir ein vorgeschriebenes
Personalbudget. Und das ist
ausgelastet.“
Vermutlich liegt Morziks
erneutes berufliches Aus an
seinem privaten Glück:
Seine Frau hat Vermögen,
weshalb er nicht mehr als
förderungswürdig gilt. Das
hätte die Behörde aber auch
schon wissen müssen, als sie
ihre Unterstützung zusicherte. Über den plötzlichen Sinneswandel kann Ex-Obdachlose nur resigniert den Kopf
schütteln: „Für mich ist das
schon normal.“
Für den Zoochef ist das
berufliche zum privaten Problem geworden, denn er steht
bei Morzik im Wort. Da aber
weder der Zoo noch die
Agentur für Arbeit die
Kosten für die versprochene
Stelle übernehmen können
oder wollen, hat er sich
etwas überlegt. Bis Ende
Dezember soll Morzik weiterhin halbtags arbeiten.
Offiziell gilt er dann als
Praktikant. Da er aber nicht
auf Lohn verzichten kann,
will Adler alle Bekannten
und Freunde um Spenden
bitten. Welcher Betrag auch
immer zusammenkommen
mag: Was zu den 125 Euro
pro Woche fehlt, wird er
selbst übernehmen, um eine
ordentliche Bezahlung zu
gewährleisten. In gewisser
Weise hat er die Rolle des
„Bettlers“ übernommen zumindest bis sich die
Behörden doch noch dazu
durchringen ihren Beitrag zu
leisten, damit diese erfolgreiche Eingliederung nicht
im Sande verläuft.
Der ehemalige Leiter des
Sozialamts, Horst Gärtner,
ist jedenfalls überrascht:
„Auch wenn der Staat rechtlich nicht zur Hilfe verpflichtet ist, muss man
irgendeinen Topf aufmachen
können, um diesen Einzelfall
zu fördern.“ Auch Zoodirektor Adler glaubt: „Wenn sich
alle Entscheidungsträger nur
etwas Zeit nähmen, dann
sollte es doch möglich sein,
eine Lösung zu finden.“ Sein
unkonventioneller Weg soll
die Offiziellen anstacheln,
sich auch einmal selbst in
die Pflicht zu nehmen.
Wo kämen wir denn hin,
wenn die Eingliederung in
den Arbeitsmarkt plötzlich
nur noch durch hilfsbereite
Privatleute
finanziert
würde? Schließlich geht es
hier auch darum, dass Morzik später nicht mehr auf die
öffentlichen Kassen angewiesen ist. Zumindest bis
Ende Mai braucht er dafür
noch Unterstützung. Dann
geht ein Mitarbeiter der Zoogärtnerei in Teilrente. Und
wenn Morzik weiter fleißig
arbeitet, hat er gute Chancen, die Halbtagsstelle zu
bekommen.
Wer den „Morzik-Fond“
unterstützen will, kann sich
an die „draußen!“ oder
direkt an Zoodirektor Adler
(Zoo: 0251 - 8 90 40) wenden.
„draußen!“-Redakteur als
Feind Israels entlarvt!
Gerrit Hoekman, verantwortlicher
Redakteur
der
„draußen!“ befindet sich unter
der Rubrik „linker, propalästinensischer Autor“ auf einer
Liste, die seit einiger Zeit von
sogenannten „Antideutschen“,
im Internet verbreitet wird.
Der Verfasser will mit der
Liste „palästinaverliebte“ Orientwissenschaftler outen, aber
auch „Gelehrte, die sich an
der Nazifizierung der Israelis
beteiligen, nützliche Kronzeugen gegen Israel, Berufs- und
Kosovo-Palästinenser aller
Art, alternative Pressefritzen
und geschwätzige, linke Antisemiten, kurzum, so ziemlich
alle, die hierzulande in Sachen
Nahostkonflikt
unterwegs
sind.“
Neben Gerrit Hoekman, der
während des Studiums zwei
Jahre in einem palästinensischen Flüchtlingslager in
Damaskus gewohnt und vor
einigen Jahren ein Buch über
den Nahen Osten veröffentlich hat, befinden sich auf der
Liste renommierte Journalisten wie der Nahost-Korrespondent der Süddeutschen
Zeitung, Heiko Flottau,
Annette Großbongardt (Der
Spiegel),
Inge
Günther
(Frankfurter
Rundschau),
Susanne Knaul (taz, „kuhglockenglücklichdumm“) und
ihre Redaktionskollegin Anne
Ponger. Auch Wissenschaftler
wie der allgemein anerkannte
Nahostexperte und Leiter des
Hamburger Orientinstituts,
Professor Udo Steinbach, und
Rüdiger Robert von der Universität Münster kriegen ihr
Fett weg. Zu den „nützlichen
Kronzeugen gegen Israel“
gehören der israelische Historiker Moshe Zimmermann,
Konkret-Autor
Moshe
Zuckermann und der linke
Israeli Uri Avneri. Überraschend: Auch die deutsche
Hardrock-Band „Scorpions“
hat sich mit ihrem Megahit
„Wind of Change“ als Feind
Israels zu erkennen gegeben.
„Ich empfehle dem Verfasser
eine Therapie gegen Verfolgungswahn. Da gibt es inzwischen ganz erfolgreiche
Methoden, mit denen man
wieder in die Realität zurückkehren kann“, kommentiert
Gerrit Hoekman die Liste.
Polizei stellt Heroin auf
Schulhof sicher
Auf dem Boden sitzend mit
einem Stück Alufolie mit
Heroin in der Mitte hat die
Polizei am Dienstag, dem 21.
September 2004 auf einem
Schulhof am Hansaring in
Münster drei Personen angetroffen. Wie die Westfälischen
Nachrichten berichten, waren
zwei von ihnen obdachlos.
Nach einer gründlicheren
Untersuchung fanden die
Schutzmänner in der Nähe der
Gruppe einen etwas größeren
Bubble. Dabei handelt es sich
um die kleinste Konsumeinheit an Heroin, die ungefähr
für ein bis zwei „Schuss“ ausreicht. Die zwei Männer und
die Frau bestritten, etwas mit
den Drogen zu tun zu haben,
erhielten aber trotzdem einen
Platzverweis. Das Heroin
wurde sichergestellt. Keine
der drei Personen hatte einen
Bezug zur Schule.
draußen! 10/04
18
KINDERTRAUM
Kuschelhase „Felix“:
Wuscheliger Weltenbummler
Süßer als Christoph Strässer und knuffiger als
Berthold Tillmann - keine Frage, Kinder würden
Felix wählen. Seit zehn Jahren reist der Hase
durch die Weltgeschichte und erlebt die tollsten
Abenteuer. Felix ist der unbestrittene Star im
Programm des Coppenrath Verlags, die anderen
Wer kennt ihn nicht den kleinen reiselustigen Hasen mit
den langen Ohren, der fleißig
Briefe aus aller Welt
schreibt? Die Rede ist von
Felix, der sich inzwischen zu
einem regelrechten Kult entwickelt hat. 1994 unternahm
großer Weltreise, und die
kann Sophie mitverfolgen,
denn von jeder Etappe dieses
Abenteuers kommt ein langer Brief.
Inzwischen hat der Hase
schon etliche Reisen unter-
Putziger Paohlbörger: Felix mit der Leeze unterwegs
der Hase seine erste Reise,
nachdem er seiner Besitzerin
Sophie am Flughafen abhanden gekommen war. Sophie
geht in die zweite Klasse und
wohnt mit ihren Eltern und
drei Geschwistern in Münster. Felix ist ihr Lieblingskuscheltier, deshalb ist sie auch
erst traurig, dass ihr Hase
plötzlich verschwunden ist.
Aber das ändert sich, als der
erste Brief von Felix
ankommt - aus London. Das
kleine Plüschtier ist auf
draußen! 10/04
- Lillifee, Bodo Bär und Ferdinand, der Elefant sind deshalb aber nicht böse, denn Felix ist ein
echter Charmebolzen, wie Katharina Grützmacher festgestellt hat, als sie sich für „draußen!“ in
der Welt des niedlichen Stofftiers umgeschaut
hat.
-Coppenrath
nommen. Er ist so ziemlich
überall in der Welt gewesen,
von China bis Amerika, und
hat seine kleinen Zuhörer
und Leser immer auf dem
Laufenden gehalten über das,
was er alles so erlebt und
gesehen hat. Sogar eine Zirkustournee hat er als wagemutiger Artist schon mitgemacht, ist zurück in die Vergangenheit gereist und mit
einem Heißluftballon bis
hoch hinauf zum Mond
geflogen.
Kinderbuchautorin Annette
Langen hat Felix sozusagen
zur Welt gebracht, ein
Gesicht bekam er von Illustratorin Constanza Droop.
Inzwischen strahlt er den
leuchtenden Kinderaugen
nicht mehr nur aus den
Büchern entgegen, sondern
auch von Schulranzen, Tapeten, Socken oder Trinkflaschen. Eine ganze Edition
gibt es zu dem Hasen.
Wer persönlich mit dem Helden aller Kinder sprechen
möchte, kann das per e-Mail
oder Brief tun. Mitglieder im
Felix-Club bekommen ohnehin regelmäßig Post. Manchmal trudeln bis zu 40 Briefe
am Tag im Coppenrath Verlag ein und so manche Frage
bringt die Mitarbeiter ins
Schwitzen, denn die Antwortbriefe sollen möglichst
real bleiben und sich auf die
Bücher stützen. Dann wird
manchmal die Autorin selbst
zu Rate gezogen, denn sie
weiß schließlich am besten
wissen, wie die Lehrerin von
Sophie heißt, oder welches
Gericht Felix am liebsten
mag. Die meistgestellte
Frage, nämlich die nach dem
Alter des Hasen, beantwortet
Annette Langen schlichtweg
mit: „Felix ist ein Hase in
den allerbesten Jahren!“
Die Kinder lieben ihn und
auch Erwachsene sind von
den Büchern begeistert: „Geschichtsunterricht, wie er
kindergerechter nicht sein
kann“, lobt die Kritikerin
Andrea Wanner. Schon 1995
zeichnete die Gesellschaft
für Jugend- und Sozialforschung den ersten Band als
„pädagogisch wertvolles Bilderbuch“ aus, und bei unseren Nachbarn in den Niederlanden gewann es „Die Feder
des Monats“.
Der weltoffene, tolerante,
neugierige Hase findet seinen Platz nicht nur in Kinderzimmern, sondern auch in
Klassenräumen,
Museen
oder Behindertenfreizeiten.
Annette Langen weiß: „So
wie die Briefe von Felix
Sophie zum Nachforschen
anregen, so animieren sie
auch die Leser zur weiteren
Auseinandersetzung mit den
Inhalten.“ Ihre Bücher sollen
zwar informativ sein, trotzdem aber nicht belehrend.
Ganze drei Monate recherchiert die Autorin für eine
neue Geschichte, denn sie
legt großen Wert darauf, dass
selbst die kleinsten Details
stimmen.
Nicht nur in Deutschland ist
der Erfolg groß. In 22 Ländern sind die Bücher inzwischen erschienen. Unter
anderem in Finnland, Australien, Japan, Ungarn, Spanien
und Slowenien. In Israel
krönt der Hase seit Monaten
den ersten Platz der Bestsellerliste. Und damit wirklich
alle Felix lesen können, gibt
es ihn sogar in Blindenschrift. „Mit so einem Erfolg
haben wir am Anfang eigentlich gar nicht gerechnet“,
erinnert sich Thomas Rensing, Pressesprecher des
Coppenrath Verlags, der für
die Kinder jedoch „der
Freund von Felix“ ist.
Die Startauflage von 5.000
Exemplaren war im Nu ausverkauft und selbst der Nachdruck ging weg wie warme
Semmeln. Trotzdem war es
KUSCHELN
19
Aus dem Gästebuch:
Briefe an Felix
Auch ich heiße Felix und bin auch 10 Jahre alt - genauso wie du!
Ich habe alle deine Bücher und viiiiele Felix-Artikel, denn ich
habe dich sehr gerne. P.S.: Meine Mama auch!!!
Hallo Felix. Ich bin Rieke, zwar, wie meine Mutter findet, schon
etwas zu alt für deine Bücher, finde ich gar nicht!!! Ich habe drei
deiner Bücher und eine Kassette, die ich auch als Buch habe.
Meine Schwester, sie heißt Emily, hat sich auch schon eingetragen!!! Also bis bald, lieber Felix. Deine Rieke
New York, Sonne, 30 Grad, das Fell sitzt: Vielflieger Felix
nicht nur der Autorin, sondern auch dem Verlag immer
ein Anliegen „einen liebevollen und behutsamen Umgang
mit dem Charakter“ zu wahren. Einen besonderen Leseanreiz bieten die Bücher mit
den herausnehmbaren Briefen. Fast ist es, als ob der
Leser in die Rolle von
Sophie schlüpft, sich mit ihr
über jede neue Nachricht aus
der Welt freut und gespannt
liest, was der kleine Liebling
erlebt.
Die meisten Kinder sind
davon überzeugt, dass es den
Hasen wirklich gibt. Das
zeigt, wie intensiv sie die
Geschichten
miterleben.
Melanie, 9 Jahre, schreibt
zum Beispiel: „Ich habe
Dich zwar noch nie gesehen,
aber ich glaube an Dich.“ Für
die Autorin sind das die
schönsten Auszeichnungen.
Sie ist außerdem fast genauso reisefreudig wie ihre
Figur in den Büchern und hat
wie der Hase viele Briefe
von unterwegs geschrieben.
Heute sind es ihre Kinder,
die ihr immer wieder neue
Ideen und Anstöße für neue
-Coppenrath
Hallo lieber Felix!
Ich heiße Tanja und möchte mich für deine tollen Bücher bedanken. Sie haben mir immer viel Freude verbracht. Doch bald ist es
Zeit von dir Abschied zu nehmen. Den ich bin neun und ich finde
Felix ist nichts mehr für neun Jährige. Ich möchte mich für deine
tolle Begleitung bedanken.
Abenteuer des Hasen geben.
Ein Ende der Geschichten ist
nicht in Sicht. „Felix ist zeitlos, er wird nicht älter und
Sophie wird auch immer in
die zweite Klasse gehen“,
meint Thomas Rensing. So
lange also die Ideen nicht
ausgehen, steht dem Hasen
nichts im Wege, weiter die
Welt zu erkunden.
Hallo Felix, guten Tag. Ich bin Erik und bin 4 Jahre alt. Meine
Schwester schreibt für mich an dem PC. Ich finde deine Bücher
ganz toll. Mama liest mir abends immer etwas daraus vor. Viele,
liebe Grüße, dein Erik.
Seit zwei Jahren können die
kleinen Fans ihren Helden im
Fernsehen bestaunen, und
nächstes Jahr will er auch die
Kinoleinwand erobern. Die
Idee kam von einer pfiffigen
Produktionsfirma,
und
schnell einigte man sich darauf, „dass es ja eigentlich
ganz lustig wäre, wenn der
Hase sprechen und laufen
lernt.“
Guten Tag Felix, ich bin 6 Jahre alt und möchte dich gerne mal
treffen. Ich glaube ganz fest, das es dich gibt. Ich hab dich auch
als Kuscheltier. Ich habe alle Bücher von dir und würde dich gern
mal in den Arm nehmen wie Sophie es immer tut. Also schüss,
deine Lara.
Man mag sich fragen, was der
kleine Felix hat, dass Kinder
sich sofort in ihn verlieben.
Aber wer hätte nicht gerne
ein Stofftier, das die sehnlichsten Kinderträume wahr werden lässt? Und wer von den
älteren Lesern träumt nicht
auch davon, einmal um die
ganze Welt zu kommen?
Hallo Felix, weisst du ich bekomme sehr, sehr wenig Post. Könntest du vielleicht mal schreiben? Eventuell eine Geschichte von
deinen vielen Reisen? Deine Sophie.
Hallo, ich und mein Bruder sind ein gannnnnnzzzzzz grosser
Felix Fan. Hasische Grüße an Felix von Nadine und Jan.
Hallo Felix, die Sonne scheint für groß und klein, doch du wirst
stets ein Glückspilz sein! Von deiner besten Freundin: Marissa.
Lieber Felix, ich weis nicht, wass ich schreiben sol. Ich schreib,
das du mich nicht vergessen sollst. Sarah.
Ajirmi (Hallo auf Schwedisch) Felix. Ich finde dich total kuschelig und ich habe alle Sculsachen von dir. Ich finde deine Reise
Ideen voll Kreativ und deine Briefe an Sofi echt nett. Deine Caroline aus Schweden.
Hi Felix, ich finde dich mega süss.
Hallo, ich heise Constantin und ich binn in der 4. Klasse. Ich bin
den Felix sein allllllllllllllllllla gröster Fan.
Hallo Felix, ich hab dich sssssssssssssssooooooooooo lieb. Eliane.
draußen! 10/04
20
BILDUNGSAUFTRAG
Redewendungen:
Schnacken wie im Mittelalter
Wiir sind ihr auch schon auf den Leim gegan gen, der Zeitungsente, aber zum Glück bis
jetzt nicht allzu oft. Toi, toi, toi.! Der Aus druck hat übrigens nichts mit dem Tier zu
tun. „Not testified“ nennen Briten und Ame Wenn Niederländer in der
Klemme stecken, dann sitzen
sie im übertragenden Sinne im
Kartoffelpüree und wo die
Deutschen
reinen Tisch
machen, machen die Holländer, ganz die alte Seefahrernation, klar Schiff. In England
regnet es Katzen und Hunde,
wenn es bei uns wie aus
Kübeln schüttet und der frühe
Vogel fängt auf der Insel den
Wurm, wo es auf Deutsch
heißt: „Morgenstund hat Gold
im Mund.“. Und in Arabien?
Wenn das Thermometer dort
mal unter Null sinkt, dann
schneidet die Kälte sofort
Nägel und streiten sich zwei,
dann sind sie nicht wie Hund
und Katze sondern wie Henne
und Hahn.
In jedem Land gibt es diese
ganz besonderen Redwendungen, die eine Sprache erst so
richtig schön machen, für
Fremde zu lernen aber oft der
reine Horror sind. Bei manchen wissen selbst viele Muttersprachler nicht, wie es richtig heißt. Zum Beispiel „aus
dem Stegreif“, das mit Stehen
nichts zu tun hat, sondern ein
altes Wort für Steigbügel:
Eben ein Steg und ein Reif.
Wenn früher ein Reiter keine
Lust hatte, während eines
Gesprächs aus dem Sattel zu
steigen, redete er „aus dem
Stegreif.“ Oder „aufs Geratewohl“. Wie lange haben wir
gedacht, es hieße „aufs Geradewohl“! Finden Sie nicht
auch: aufs Geratewohl klingt
viel optimistischer. Übrigens:
Die
Rechtschreibeprüfung
draußen! 10/04
rikaner eine nicht bewiesene Behauptung.
Aus der Abkürzung n. t. wurde auf Deutsch
die Ente. Gerrit Hoekman hat sich auf die
Suche nach der Herkunft deutscher Rede wendungen gemacht.
unseres Textverarbeitungsprogramms akzeptiert sowohl
Stehgreif als auch Geradewohl.
In Deutsch stammen naturgemäß viele Redewendungen
aus dem Jiddischen. Der
„Gute Rutsch“, den wir uns in
der Neujahrsnacht wünschen,
spielt nicht etwa auf spiegelglatte Straßen an, sondern
kommt von „rosh“, dem jiddischen Wort für Anfang. Und
kennen Sie noch den Ausdruck
„Hier zieht es wie Hechtsuppe“? Mit einer leckeren Mahlzeit hat das nichts zu tun, so
vermuten Etymologen, wie
Wissenschaftler heißen, die
nach der Herkunft von Wörtern forschen. Wahrscheinlich
ist es Hebräisch und hieß
ursprünglich „hech supha“, zu
Deutsch sturmartig.
Manches stammt auch aus
längst vergangenen Zeiten.
Der Weinkellner, der beim
Einschenken seinen linken
Arm hinter dem Rücken halten
muss, hat die Verrenkung vermutlich den alten Römern zu
verdanken. Die banden ihren
Sklaven beim Wein einschenken just jenen Arm auf den
Rücken - aus Angst die Leibeigenen könnten mit der Linken
Gift in den Becher des Domminus kippen. Wer in einem
späteren Jahrhundert mit der
Kutsche unterwegs war und
schneller ankommen wollte,
gab dem Kutscher Schmiergeld für das Fett, das deshalb
mehr auf die Deichseln
schmieren musste.
Um manche Redewendungen
ranken sich wunderbare
Geschichten. Als in Wien eine
große Mauer aus Ziegelsteinen
gebaut werden sollte, bewarben sich mehrere Maurermeister um den Auftrag. Der billigste erhielt den Zuschlag.
Leider war er zu billig und
ging, welch eine Parallele zur
DDR, nach dem Bau der
Mauer pleite. Der Pechvogel
hieß
mit
Nachnamen
Schlucker und war fortan arm
wie eine Kirchenmaus, ein
richtig armer Schlucker eben.
Die „Lotterwirtschaft“ hat
einen ähnlichen Ursprung.
Beim Bau des Leipziger Rathaus im 16. Jahrhundert
pfuschte der Architekt namens
Lotter, dass nicht einmal hundert Jahre später das gesamte
Gebäude von Grund auf
saniert werden musste. Es geht
also auch ohne Erich
Honecker und seine großartige
SED.
Wer nach der Herkunft der
Wörter forscht, kann auch
Missverständnisse ausräumen.
Beispielsweise etwas türken,
was bekanntermaßen so viel
bedeutet, wie etwas fälschen.
Die Etymologen sind sich
uneinig, woher der Ausdruck
stammt. Die einen glauben, er
sei während der feierlichen
Eröffnung des Nord-OstseeKanals entstanden. Kaiser
Wilhelm hatte zur Flottenparade geladen und eine Blaskapelle begrüßte die einlaufenden Schiffe mit der Hymne
ihres Heimatlandes. Plötzlich
tauchte eine osmanische Fre-
gatte auf, am Heck die Flagge
mit dem Halbmond. Entsetzt
merkte der Dirigent, dass für
die Hymne des Osmanischen
Reichs keine Noten vorliegen
hatte. Spontan „türkte“ die
Kapelle „Guter Mond, du
gehst so stille.“
Die zweite Version ist bedeutend älter: Als die Türken auf
dem Weg nach Wien die Steiermark eroberten, stellten die
Verteidiger einer Burg Pappkameraden auf, die aussahen
wie osmanische Soldaten. Das
Türkenheer zog vorbei im
Glauben die Burg sei von
ihren Kameraden bereits
besetzt. In beiden Geschichten
sind Türken die Betrogenen.
Ursprünglich war der Ausdruck keineswegs rassistisch
gemeint; diesen faden Beigeschmack hat er erst in unserer
Zeit bekommen.
Die eine oder andere Redewendung würden wir wahrscheinlich aus unserem Wortschatz streichen, wüssten wir,
daß Blut an ihr klebt. Wer
kann einen Hallodri ohne mulmiges Gefühl noch Schlitzohr
nennen, wenn man weiß, wie
das Wort entstanden ist. Handwerksgesellen trugen im Mittelalter Ohrringe. Verstießen
sie gegen die Zunftgesetze
wurden ihnen die Ohrringe
kurzerhand herausgerissen.
Grausam, aber immer noch
besser als über die Wupper zu
gehen. Der Todestrakt des
Wuppertaler Gefängnisses lag
früher am anderen Ufer. Eine
Brücke verband die beiden
Trakte. Ein Mörder, der
gehenkt werden sollte, musste
also vorher schon über die
Wupper. Danach war der
Delinquent dann weg vom
Fenster, ein Ausdruck, der vermutlich im Kohlenpott geprägt
wurde, wo es sich ältere Menschen bekanntermaßen mit
einem Kissen gerne im offenen Fenster bequem machen.
Bis der Sensenmann sie weg
vom Fenster holt.
21
LUG & BETRUG
Pokemon = Pocket Monster
Warum heißt die Filtertütenfabrik „Melitta“ und was
bedeutet die schwedische Automarke „Volvo“? Oft
verbirgt sich hinter Produktnamen eine Bedeutung,
die auf den ersten Blick nicht zu erkennen ist.
Hier eine kleine Auswahl:
Melitta
benannt nach Melitta Bentz, der Erfinderin des Kaffeefilters aus Papier
Volvo
lateinisch für „ich rolle“
Tesa
Abkürzung für Elsa Tesmer, einer
Sekretärin des Herstellers Beiersdorf
Labello
zusammengesetzt aus lateinisch „labia“,
die Lippe und „bello“, italienisch für
schön.
Unmoralisches Angebot an
„draußen!“
Die „draußen!“ geht bekanntermaßen finanziell am Stock.
Einen Dukatenesel könnten wir gut gebrauchen. Da sollte
uns das Angebot des „ältesten Sohns des ehemaligen Präsidenten von Zaire, Joseph Desire Mobutu“ gerade recht kommen, das uns die Tage per e-Mail erreichte. 37 Millionen USDollar möchte der vermeintliche Sprössling über uns angeblich außer Landes schaffen. Natürlich gegen eine fette Provision. Da trifft es sich gut, dass „draußen!“-Autorin Katharina Grützmacher demnächst ohnehin nach Afrika fliegt. Oder
sollen wir uns doch besser auf Inserate der CDU verlassen?
Lieber Freund,
ich weiß, dass dieser Brief dich sehr überraschen wird, angesichts der Tatsache, dass wir uns noch nie begegnet sind. Ich
suche jemanden, der mir bei einem Geschäft hilft, das mit dem
Familienerbe zu tun hat, das mein Vater uns hinterlassen hat. Ich
trete mit dir in Kontakt, weil ich jemanden brauche, der meiner
Familie unbekannt ist und der mir bei diesem Geschäft hilft. Das
liegt an Sicherheitsgründen, die ich kurz erläutern möchte:
Ich bin der erste Sohn von Joseph Desire Mobutu, dem ehemaligen Präsidenten von Zaire, der heutigen Demokratischen
Republik Kongo. Im Moment befinde ich mich in Nigeria im
Asyl. Ich habe deine Adresse im Internet gefunden, als ich nach
einer vertrauensvollen Person gesucht habe, die mir bei meinem
Geschäft helfen kann. Das ist nötig, weil weder ich noch meine
Familie mit dem Geld in Verbindung gebracht werden darf. Ich
möchte erwähnen, dass dieses Geschäft uns beiden nutzen wird
und hundertprozentig ohne Risiko ist. (…)
rororo
Rowohlts Rotationsromane
o. b.
ohne Binde
Onko
ohne Koffein
Sinalco
„sine“ lateinisch ohne und alco gleich
Alkohol. Also: ohne Alkohol
Audi
lateinisch für „horch!“, nach dem Gründer
August Horch
Fewa
Feinwaschmittel
Hanuta
Haselnusstafel
Haribo
Hans Riegel, Bonn
Deine Einwilligung dieses Geschäft für mich zu erledigen
Dein Versprechen, dass dieses Geschäft vertraulich behandelst
Deine Telefon- und Faxnummer
Deine vollständige Adresse
SPAR
door eendrachtig samenwerken profiteren
allen regelmatig („Durch einträchtiges
Zusammenarbeiten profitieren alle regel
mäßig“) Außerdem bedeutet SPAR auf
holländisch „Tanne“, das Firmenlogo
Sobald ich die Informationen von dir bekommen habe, werde
ich dir sagen, wohin du reisen musst und den Namen des Diplomaten nennen, der uns bei dem Geschäft helfen wird. Natürlich
werde ich dich bei der Sicherheitsfirma als mein Vertreter
ankündigen. Beachte: Dies ist eine sehr sichere Transaktion,
weil es das Erbe meines Vaters ist. Ich erwarte deine Antwort.
Mein Anteil am Erbe meines Vaters sind 37 MILLIONEN USDOLLAR. Ich habe sie vor Jahren einer Sicherheitsfirma übergeben, auf dem Höhepunkt eines politischen Aufstandes in meinem Land. Nun wo die Krise zu Ende ist, brauche ich eine vertrauenswürdige Person, die für mich zur Sicherheitsfirma geht
und das Konto auflöst. Danach werde ich in dein Land kommen,
um dort zu investieren. Ich werde dir alle nötigen Dokumente
zukommen lassen. Dafür brauche ich von dir:
Mit freundlichen Grüßen,
Nzanga Joseph Desire Mobutu
draußen! 10/04
22
SPRINGERSTIEFEL
Rechtsradikale Klamottenkunde:
Prêt-à-porter für die Herrenrasse
Was gestern „in“ war, ist morgen „out“.
Beim Shoppen kann man viel falsch
machen. Wer modisch mithalten will, zieht
Magazine zu Rate. Die helfen jedoch vor
manchem Fehltritt nicht, da sie selten verraten, wen man mit dem Kauf unterstützt.
Klamotten sieht man nicht an,
wer sie gemacht hat. Ende der
90er dann der Skandal, als herauskam, dass hinter den TShirts, Hosen und Jacken von H
& M Kinderarbeit steckt. Das
Unternehmen musste Proteste
und Umsatzeinbußen einstecken. Und so manch einer
kauft seine Jeans immer noch
woanders, obwohl die Menschenrechtsorganisation „terre
des hommes“ die Textilfirma
inzwischen für ihr Vorgehen
gegen Kinderarbeit in den
Zulieferbetrieben vorsichtig
lobt.
Ähnlich ging es der Boxsportmarke „Lonsdale“ aus London,
aber aus einem ganz anderen
Grund. Irgendwann fiel ein paar
rechten Glatzen in Deutschland
Wird man wegen des neuen Pullis plötzlich
„Nazi“ gerufen, sollte man sich genau ansehen, was da faul ist: Die Marke oder das
Schubladendenken mancher Antifaschisten. Julius Reimer informiert über
„Untragbares“.
auf, dass man vom Logo nur
noch die Buchstaben „NSDA“
sieht, lässt man die Jacke über
dem Pullover offen. Das fanden
sie toll: Fehlt nur noch das „P“,
und schon ist die Abkürzung
von Hitlers „Nationalsozialistischer Deutscher Arbeiterpartei“
aus dem Dritten Reich komplett. Angesichts der Plattitüden, die man aus dieser Ecke
hört, kann man sich über soviel
Kreativität nur wundern. Jedenfalls wurde „Lonsdale“ schnell
und klischeehaft zum Zeichen
für Neonazis.
Der britische Hersteller war entsetzt, als ihm dies zu Ohren
kam. Zwar war die Marke
schon seit Anfang der 80er
unter Skinheads in England
beliebt, die waren aber zumeist
Anzeige
Presse und Informationsamt
Tausend Fragen - eine Adresse
Infos und Service im publikom - Stadtnetz für Münster
www.muenster.de
Portal für Münster und das Münsterland
www.muenster.de/stadt
Service und Infos der Stadtverwaltung
www.muenster.de/soziales-netz
Diskussionsforum, Online-Freiwilligenbörse
www.termine.muenster.org
Münsters Veranstaltungskalender
www.wilsberg.muenster.de
Das „Wilsberg“-Spiel des Presseamtes
www.muenster.de/stadt/awm
Abfall und Recycling, Entsorgungskalender
www.muenster.de/stadt/skulpturen
Rundgang zu zeitgenössischen Skulpturen
www.muenster.de/stadt/formulare
Vordrucke online - das spart Zeit und Wege
draußen! 10/04
unpolitisch oder links: Viele der
Glatzen von damals gingen einfach in Boxvereine, wo man
Sportkleidung der Marke trug.
„Lonsdale“ erkundigte sich in
Deutschland und kündigte
umgehend sämtliche Lieferund Handelsverträge mit rechten Versandhäusern. Das negative Image hierzulande besteht
aber immer noch. Auf der Internetseite des Unternehmens
lässt man indes keine Zweifel
mehr aufkommen. Dort stellen
farbige Models die Klamotten
aus. Und auch eine Prominente
half, Vorurteile abzubauen: Das
ehemalige Spice-Girl Mel B.
trägt „Lonsdale“ - und sie ist
bekanntlich schwarz.
Auch die Boxermarke „Everlast“ oder Kleidung von „Pit
Bull“ wird von Rechten getragen. Man munkelt, das sei so,
weil die „Rechten“ Boxen und
Kampfhunde mit Stärke verbinden. In beiden Fällen ist ein
Vorwurf der Rechtslastigkeit
gegen die Firmen aber nicht
haltbar. Bei „Pit Bull“ zum Beispiel arbeiten nach eigenen
Angaben 50 Prozent Ausländer.
Und auch Punks und Autonome hüllen sich mal in deren
Zwirn. Die Sachen werden nur
zufällig von den Nazis
gemocht.
Ebenso „Helly Hansen“: Die
Anfangsbuchstaben des Herstellers stehen auf fast jedem
Kragen seiner Jacken und
könnten auch als „Heil Hitler“
verstanden werden. Rechtsradikal ist die Marke deshalb noch
lange nicht, gründet ihr Erfolg
in Deutschland doch ursprünglich auf der Beliebtheit in der
US-amerikanischen HipHopSzene.
Anders verhält es sich bei Kleidung mit der Zahl „88“. Diese
steht tatsächlich für „Heil Hitler“. Denn das H ist der achte
Buchstabe des Alphabets. Sie
wird nicht nur gern auf Nummernschildern verwendet, sondern auch oft von rechten Textilfabrikanten in ihre FaschoOutfits eingearbeitet. Kauft
man jedoch was von „Landser“
oder „Werwolf“, unterstützt
man eindeutig Rechtsradikale.
Das Kopieren von Ideen jedenfalls greift um sich. Der Neonazi-Bekleider „Doberman“ beispielsweise schließt in Name
und Logo offensichtlich an die
bekanntere Firma „Pit Bull“ an.
Und für die Kunden, die heute
kein „Lonsdale“ mehr tragen,
weil das Unternehmen sich von
nationalsozialistischer Gesinnung distanziert, wurde die
Marke „Consdaple“ vom rechten „Patria-Versand“ erfunden.
Die Schriftzüge ähneln sich und
„NSDAP“ ist nun komplett
darin enthalten. „Consdaple“,
eine reine Erfindung, lehnt sich
lediglich an den Begriff „Constable“ (Rang bei der britischen
Polizei) an.
Dennoch sollte man sich hüten,
nur von den Klamotten auf die
Gesinnung des Trägers zu
schließen. „Lonsdale“ wusste
anfangs auch nicht, wer in
Deutschland die Sachen vertickt und wer sie trägt. So kann
man ein auf dem Flohmarkt
gekauftes
„Skrewdriver“Sweatshirt auch einfach nur gut
finden, weil man auf Werkzeuge steht und nicht weiß, dass
dahinter eine rechtsextreme
Band steckt . . . Jedenfalls
solange bis jemand „Nazi“ ruft.
Mehr Kritisches zum Thema „Rechte
Wäsche“ erfährt man im Internet,
zum Beispiel unter: www.ffsn.de
23
KURZ & KNAPP
„draußen!“ jetzt auch vor
Ratio-Markt in Gievenbeck
Auf die Anfrage, ob es unseren Verkäufer erlaubt sei, vor den Ratio
Warenhäusern die „draußen!“ zu verkaufen, reagierten die Verantwortlichen der beiden Einkaufszentren höchst unterschiedlich: An
der Loddenheide gab es eine recht schroffe Absage: „Nein. Die
Zeitschriftenhändler im Markt haben es schon schwer. Da hat die
Straßenzeitung keine Chance.“ Dabei dürfte die „draußen!“ kaum
eine Bedrohung für die in der Ratio angebotenen Blätter darstellen,
behandelt sie doch ganz andere Themen. In Gievenbeck fiel die
Antwort denn auch sehr viel netter aus: Quasi nach dem Grundsatz
„Konkurrenz belebt das Geschäft“ wird Münsters beliebtes Magazin künftig montags, donnerstags und samstags auf dem Parkplatz
angeboten. Wir danken der freundlichen Leitung dort auch für das
Angebot eines trockenen Stellplatzes und freuen uns auf gute
Zusammenarbeit.
Obdachlose in Brasilien
ermordet
Entgegen der anfänglichen
Annahme sind die Angriffe
auf 16 Obdachlose und Bettler
zwischen dem 19. und 22.
August in São Paulo, von
denen sechs tödlich endeten,
nicht unbedingt der rechtsextremen Szene zuzuschreiben,
wie Nachrichtenagenturen
berichten. Aufgrund der Tatsache, dass Neonazis durch
sogenannte „Säuberungsaktionen“ in der letzten Zeit für
Panik auf den Straßen im Zentrum São Paulos sorgten, lag
der Verdacht zunächst nahe,
sie hätten auch die Obdachlosen erschlagen und durch
Schläge auf den Kopf zum
Teil schwer verletzt. Durch die
Angaben der Überlebenden,
die Täter seien uniformiert
gewesen, entstand nun jedoch
die Vermutung, dass Polizisten für die Verbrechen verantwortlich sind. Das sind
allerdings
nur vorläufige
Aussagen, da sich die Opfer
wegen ihren schweren Verletzungen nur durch Zeichen
verständlich machen konnten.
Drei der getöteten Obdachlosen sind schon ohne Identifi-
zierung beerdigt worden und
fünf der Verletzten befinden
sich immer noch in einem ernsten Zustand. Als erste Reaktion hat die Bürgermeisterin
von São Paulo, Marta Suplicy,
drei Tage offizielle Trauer veranlasst und das Nationale
Menschenrechtsekretariat einen Mitarbeiter entsandt, der
die Ermittlungen unterstützen
soll. Luciano Rocco, der Herausgeber eines in Brasilien
ansässigen Straßenmagazins,
sagte folgendes über die
Ereignisse:
„Polizeikräfte
haben die Untersuchungen der
Vorfälle aufgenommen, aber
es gibt einige Anhaltspunkte
für die Beteiligung eben dieser Polizei an den Vorfällen.
Um die Fälle genauer zu
untersuchen ist nun die Bundespolizei miteingeschaltet.
Nicht-Regierungs-Organisationen verlangen allerdings
ebenso die Einmischung der
allgemeinen Behörden. Es ist
notwendig den Druck auf die
Behörden aufrechtzuerhalten,
damit die Verantwortlichen
zur Rechenschaft gezogen
werden.“
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Dürrenmatt im Hittorf
Das Stück „Frank der Fünfte - Komödie einer Privatbank“ von
Friedrich Dürrenmatt stellt die Theatergruppe TriebWerk am 1.
und 4. Oktober, 19:30 Uhr, im Musiksaal des Wilhelm-HittorfGymnasiums in der Prinz-Eugen-Straße vor. Für 4 Euro erwartet die Zuschauer ein Geldinstitut, das sich als trickreiches Verbrechersyndikat erweist und dessen Personal sich zusehends vermindert, weil auch vor Mord niemand zurückschreckt: Eine
amüsante Mixtur aus schwarzem Humor, Spannung und nahezu
herzzerreißender Melodramatik aus der ironischen Feder des
weltberühmten Schweizers, den das Stück wieder einmal als
Kenner der menschlichen Psyche einschließlich ihrer Verdrängungsmechanismen zeigt. Ein Muss für alle Wirtschaftsbetrüger
und solche, die es werden wollen!
Leserbrief
Liebes Redaktions- und Verkäuferteam,
neulich habe ich in Berlin in
der S-Bahn bei einem eurer
Kollegen
eine
Berliner
Straßenzeitung gekauft und
gelesen. Der Vergleich (ich
lese „draußen!“ regelmäßig
und gerne) hat gezeigt, wie
klasse eure Beiträge sind:
Sprachlich, aktuell, gut layoutet. Ich gratuliere euch und
uns in Münster und Umgebung zu diesem qualitätvollen Straßenmagazin!
Anna Herden-Hubertus
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draußen! 10/04
24
LEICHTSINN
Vivace im Roland Frosch Variete
Newton hatte keine Ahnung
Wer sich am 9. September die Premiere
der Show „Vivace“ gegönnt hat, erlebte
ein wahres Fest für die Sinne. Gebannt
verfolgt man die schier unmöglichen Dar bietungen, „die der Schwerkraft trotzen
Schon vor einem Jahr begeisterte die Show „Vivace“ die
Zuschauer im Roland Frosch
Andreas Wessels
-frosch
Variete. Vom Broadway in
New York zurückgekehrt steht
das Künstlertrio nun wieder
auf Münsters Bühne.
Kristin Sroka
Da wäre einmal Andreas Wessels, ein Weltklasse-Jongleur,
der sich schon seit seinem 15.
draußen! 10/04
und die Leichtigkeit des Seins zelebrie ren“. Und tatsächlich hat man nach dem
Variete-Besuch das Gefühl, der Schwere
des Daseins entflohen zu sein. Zumindest
für ein paar Stunden.
Lebensjahr hauptsächlich mit
fußballgroßen Bällen in der
Luft beschäftigt. Aber nicht
nur drei, sondern gleich sechs
auf einmal, nicht zu vergessen, dass er dabei auch noch
wie nebenbei Seil springt.
Genauso leicht und locker
lässt er metallene Fässer tanzen und man fragt sich wirklich: Wo ist die Schwerkraft
hin?
Der „Zweite Mann“ ist nicht
nur Clown, sondern auch ein
lebender Klangkörper und
scheint jeden noch so kleinen
Muskel seines Gesichts perfekt zu kennen: Jojo Weiß.
dem schon die Lehrer in der
Schule prophezeiten, er
würde mal Clown. Was für
einer, haben sie damals wohl
noch nicht geahnt.
„Getanzte Leidenschaft“ prä-
-frosch
sentiert Kristin Sroka, siebenfache deutsche Meisterin der
rhythmischen Sportgymna-
stik. Sie schafft es in einer
Zigarettenlänge die ganze
Palette
ihres
Könnens zu zeigen. Wenn man
ihr zusieht stellt
sich wieder die
Frage ob es so
etwas
wie
Schwerkraft
überhaupt noch
gibt, so leicht
scheinen ihre
anmutigen Bewegungen.
Untermalt wird
jede Nummer
mit Musik von
dem KomponiJojo Weiß
sten und Pianisten Tal Balshai,
der die Show mit einem vierköpfigem Orchester und
einem Counter Tenor begleitet. Genauso wie die Darbie-
Andreas Wessels tanzende Fässer
tungen scheint auch die
Musik fast schwerelos, Balshai flößt den klassischen
Melodien neues leichtes
Leben ein und nimmt ihnen
auch den letzten kleinen Rest
an Schwere.
Die Idee zur Show stammt
von Markus Pabst, „einem
Grenzgänger zwischen den
Welten“, der schon seit zwölf
Jahren als Theater- und Fernsehregisseur aktiv ist. Sein
Markenzeichen ist die Verknüpfung „scheinbar gegensätzlicher Stilrichtungen“.
-frosch
Das merkt man dieser Produktion auch an, denn wer
käme sonst auf die Idee
Metallfässer mit den Begrif-
-frosch
fen „Leichtigkeit“ oder
„schwerelos“ in Verbindung
zu bringen?
25
VERSTECKTE KAMERA
Kommunalwahl:
Halberstadt stolpert am Hafen
Er hat alles gegeben. Sogar ein Inserat für
unser darbendes Straßenmagazin. Geholfen
hat es ihm nicht. Richard-Michael Halberstadt (CDU) hat den Wiedereinzug in den
Stadtrat verpasst. Hinter den Kandidaten von
Eigentlich war er zuversichtlich. Ein paar Tage vor der
Kommunalwahl war RichardMichael Halberstadt zu Gast
in der „draußen!“-Redaktion.
Es ging um die Videoüberwachung der Drogenszene
am Bremer Platz, die Halberstadt kurz vorher über die
Presse
gefordert
hatte.
Polizeipräsident
Hubert
Wimber hatte ihn daraufhin
in einem Leserbrief scharf
angegriffen: „Ich ärgere mich
über diese Art populistischer
Öffentlichkeitsarbeit, die uns
keinen Milimeter weiter nach
vorne bringt.“
Den Vorwurf, nur aus Wahltaktik das ewig junge Thema
auf den Tisch zu bringen, hat
Halberstadt scharf zurückgewiesen. Es gehe ihm um die
Anwohner, die inzwischen
einen weiten Bogen um den
Bremer Platz machten, weil
sie Angst haben, dort von den
Drogenabhängigen angepöbelt zu werden, hat er gesagt.
„Das muss man ernst nehmen. Wir können nicht hinnehmen, dass die Grünanlagen als Druckraum missbraucht werden. Der Bremer
Platz sieht manchmal aus wie
eine Müllhalde.“
Offenbar haben nicht alle
Anwohner das so gesehen.
Weniger als ein Drittel hat
Halberstadt bei der Wahl die
Stimme gegeben. Carsten
Peters von der GAL hat ihm
das Direktmandat abgenommen. Halberstadt hat damit
gerechnet: „Der Bahnhof war
GAL und SPD landete er am Bahnhof/Hafen
nur auf dem dritten Platz. Und wegen des
unerwartet schlechten Ergebnisses seiner Partei schaffte er es auch nicht über die Reserveliste. Gerrit Hoekman berichtet.
für die CDU immer schwer
zu holen“, sagte er beim
Besuch in der Redaktion.
Aber er hatte einen sicheren
Platz auf der Reserveliste.
Dachten alle. Dann erlebte
die CDU ihr kleines Waterloo
und Halberstadt war draußen.
Wie sehr er am Wahlabend
mitgelitten hat, sieht man auf
einem Foto in der Mün-
zone Hawerkamp, das schwule KCM oder unser Straßenmagazin - überall, wo es
brennt im Sozialwesen, war
Halberstadt als Ratsherr im
Einsatz. Kein anderer Politiker ist rund um den Bahnhof
so präsent wie er. Allein:
Löschen konnte er in letzter
Zeit nur noch selten - die
Stadtkämmerin hält den Daumen auf alle Ausgaben. Die
Videokameras am Bahnhof: Immer schön artig sein
sterschen Zeitung. Als einer
der wenigen von der lokalen
CDU-Prominenz war er ins
Rathaus gekommen, um live
bei den Hochrechnungen
dabei zu sein. Und schnell
war klar: Das wird heute
Abend nix.
Mit Richard-Michael Halberstadt verliert die CDU-Fraktion ihr „soziales Herz“, das
ohnehin nur noch ganz leise
pochte. Für die sozialen Träger in Münster wird es in
Zukunft noch schwerer, ein
offenes Ohr bei den Christdemokraten zu finden, für
ihre Sorgen und Nöte. Party-
-archiv
Christdemokraten
wollen
sparen, und das vor allem
beim Sozialen. Da blieb für
Halberstadt nur wenig Spielraum.
„Herz-Jesu-Marxisten“ nannte man Leute wie ihn früher
in der CDU ein wenig spöttisch. Heiner Geißler ist noch
so einer. Norbert Blüm. „Ich
fühle mich in dieser Gesellschaft sehr wohl“, sagt Halberstadt. In Münster ist der
linke Flügel der CDU klein
geworden. Berthold Tillmann
soll noch dazugehören, munkelt man. Und der eine oder
andere Hinterbänkler.
Das Thema Videoüberwachung am Bremer Platz dürfte
mit der Abwahl Halberstadts
erst einmal ad acta gelegt
sein. Sie hätte sowieso keine
größere Sicherheit gebracht.
Die Gefahr, die von der Szene
am ihnen ausgeht, ist gering,
sagt die Polizei. Im Schnitt
nehmen die Beamten in und
um den Bahnhof eine Straftat
am Tag zu Protokoll: Beleidigung, Schwarzfahren, illegaler Drogenbesitz und manchmal auch Körperverletzung.
„Das sind etwas mehr als ein
Prozent der insgesamt in
Münster erfassten Straftaten“,
weiß Polizeipräsident Hubert
Wimber. Überraschend wenig
verglichen mit anderen Städten.
„Von der Drogenszene geht
eine geringe Bedrohung für
die Anwohner aus - nicht
mehr und nicht weniger als
durch andere Szenen auch“,
sagt Wolfgang Schneider, Leiter von Indro. Die Einrichtung
für Drogenabhängige stellt
hinter dem Bahnhof einen
Konsumraum bereit. Dort
können die Abhängigen unter
Aufsicht einen Schuss setzen
und müssen dafür nicht in die
Hauseingänge am Bremer
Platz verschwinden. „In der
Innenstadt ist die objektive
Sicherheitslage „bedrohlicher“, wie auch polizeiliche
Statistiken zeigen“, gibt
Schneider zu bedenken. Die
Szene mit Kameras zu überwachen, würde dazu führen,
dass sie sich in die Seitenstraßen zurückzieht. „Das
würde für Indro eine schwerere Erreichbarkeit der Konsumenten bedeuten“, fürchtet
Schneider. Folge: Mehr Spritzenfunde in den Anlagen und
Spielplätzen im Hansaviertel
und wahrscheinlich auch mehr
Drogentote, weil rettende
Hilfe zu spät kommt. Das will
auch Richard-Michael Halberstadt nicht. „Aber man
muss manchmal unbequem
sein“, sagt er.
draußen! 10/04
26
MIX
Nach heftigem Unwetter:
Münster-Tafel:
„Möbelrampe“ braucht Hilfe
Ungemach aus Brüssel
Nicht bis zum Hals, aber
immerhin 40 Zentimeter
hoch stand das Wasser in
den Verkaufsräumen der
„Möbelrampe“
an
der
Dieckstraße nach einem
heftigen Gewitter Ende
August. Folge: Der gesamte
Bestand an Waren, - Sessel,
Sofas, Schränke, - ist ein
Fall für den Sperrmüll. Nun
bittet der Trägerverein
„Chance“, der Straffälligen
„Das ist so’n Ding, was
nicht durchdacht ist.“
Roland Götz, Vorsitzender
der Münster-Tafel, kann
über den Amtsschimmel
der Europäischen Union
nur den Kopf schütteln.
Durch die EU-Lebensmittelverordnung,
die
in
Deutschland am 1. Januar
2005 in Kraft tritt, erwartet
Götz einen erheblichen
Verwaltungsaufwand, berichten die Westfälischen
Nachrichten. In Zukunft
müssen
nämlich
alle
Lebensmittel bis zu ihrem
Ursprung zurückverfolgbar
sein. Was eigentlich zum
Vorteil der Verbraucher ist,
bereitet der Münster-Tafel
erhebliche Kopfschmerzen: Der entstehende bürokratische Aufwand sei
enorm und könne weder
von den Lebensmittelspendern, noch von den ehrenamtlichen Helfern der
Tafel selbst geleistet werden.
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Arbeit gibt, die Münsteranerinnen und Münsteraner
um Spenden. Gesucht werden gebrauchte Möbel,
Haushalts- und Elektrogeräte sowie Trödelkram aller
Art. Wer also noch eine gut
erhaltene Couchgarnitur auf
dem Dachboden stehen hat,
einen Fernseher oder die
alte Gitarre von John Lennon melde sich bitte unter
0251/4 22 02.
Seit 1998 versorgt die
Münster-Tafel Bedürftige
mit qualitativ einwandfreien Lebensmitteln, die
ehrenamtliche Mitarbeiter
zuvor in Bäckereien, in
Supermärkten oder auf
dem Wochenmarkt gesammelt haben. Das Angebot
reicht von Brot und Gemüse über Joghurt bis hin zu
Süßigkeiten und Wurst, je
nachdem, was gerade übrig
oder fast abgelaufen ist.
Betroffen wären im Bezug
auf die Münster-Tafel etwa
7.000 Menschen, die pro
Woche das Angebot wahrnehmen. Aber auch bundesweit könnte die EURegelung sowohl zeitlich
als auch f inanziell ein
draußen! 10/04
Handicap sein, das die
gewohnte Arbeit der insgesamt über 440 Tafeln
behindert. Was die Tafeln
anbelangt, die mit wenigen
Ehrenamtlichen auskommen müssen, könnte die
Hilfe für Bedürftige sogar
ganz und gar unmöglich
gemacht werden.
Tanja Thiele, Pressereferentin des Bundesministeriums für Verbraucherschutz kündigt jedoch an,
dass der „Verwaltungsaufwand bis auf ein Minimum
beschränkt“ werden soll.
Wie also tatsächlich die
Zukunft der Münster-Tafel
aussieht, lässt sich jetzt
noch nicht abschätzen.
Almut Wiemold
Bonny
ist ein bildhübscher kastrierter Maincoone-Mix-Kater, der sich in
seiner Pflegestelle besonders liebevoll
um die kleinen Kätzchen kümmert.
Darum möchten wir ihn gerne mit
einer Jungkatze oder als Zweitkatze
vermitteln. Bonny ist anfangs etwas
zurückhaltend - aber nach der
Eingewöhnungszeit liebt er „seine“
Menschen mächtig. Für ihn wäre ein
ruhiges Zuhause mit Balkon oder
sogar Auslauf ideal. Interesse?
Katzenhilfe Münster
Tel.: 84 69 757
MIETERTIPP
Verwertungskündigung:
Weil Ihre Wohnung etwas wert ist
Ihre Wohnung ist Ihnen lieb und teuer. Weil
sie Ihr Zuhause ist und die Freunde in der
Nachbarschaft leben. Aber auch Ihrem Vermieter ist Ihre Wohnung was wert. Weil Sie
zu seinem Vermögen zählt und ihm Gewinn
Sie wissen das: Wenn Sie Ihre
Pflichten als Mieter erheblich
verletzen, droht Ihnen die
Kündigung. Zum Beispiel
wenn Sie längere Zeit ihre
Miete nicht berappen. Aber
auch ohne Vertragsverstoß
kann der Vermieter unter
Umständen kündigen, unter
anderem wenn er die Wohnung selbst benötigt. Oder er
spricht eine „Verwertungskündigung“ aus, unter folgenden Voraussetzungen:
Er muss die Absicht haben,
mit dem Mietshaus oder Ihrer
Wohnung etwas anderes
anzufangen als bisher. Etwa
wenn er die Wohnung verkaufen möchte oder das Haus
abreißen lassen oder umfassend sanieren will. Die Verwertung muss allerdings
angemessen und der Plan
nachvollziehbar sein. Auch
soziale Gesichtspunkte können eine Rolle spielen.
Wenn aus der Wohnung beispielsweise ein Gewerberaum
gemacht werden soll, kann
das als Zweckentfremdung in
der Gemeinde verboten sein.
Eine Kündigung mithin
unmöglich. Auch Luxussanierungen, bei denen Mieter
„hinaus saniert“ werden, weil
sie die Miete nicht mehr zahlen können, sind ebenballs
nicht angemessen. Kauft
jemand ein Haus mit hohem
Geschäftsrisiko und will es
schon kurze Zeit später wieder abstoßen, bekommt er
Probleme, wenn er den Mietern kündigt, weil er leer verkaufen möchte.
verschafft. Wird der Vermieter durch das
Mietverhältnis an einer „angemessenen Verwertung“ gehindert, kann er deshalb kündigen. Rechtsanwalt Paul Demel erklärt
Ihnen wann.
Der Vermieter kann aber kündigen, wenn seine Pläne für
Ihre Wohnung dadurch behindert werden, dass Sie darin
wohnen. Will er abreißen lassen, liegt das auf der Hand.
So lange Sie drin wohnen,
geht das nicht. Vielleicht will
ihr Vermieter auch verkaufen,
weil er kein Interesse mehr an
ihr hat. Wenn er sie aber vermietet auf dem Markt nicht
los wird oder leer einen weitaus besseren Preis dafür
bekäme, könnten Ihre Tage
dort gezählt sein.
Auch eine grundlegende
Sanierung (zum Beispiel
eines Altbaus) kann nach der
Meinung der Obergerichte
eine „Verwertung“ sein.
Dabei ist dann natürlich
besonders fraglich, ob die
Sanierung überhaupt verhindert wird, wenn sie weiter die
Miete zahlen. Sie können ja
für die Dauer der Arbeiten notfalls auch für mehrere
Monate - in eine Ersatzwohnung umziehen und dann
wieder zurückkommen, wenn
das Haus fertig ist.
Der Vermieter müsste außerdem durch die Verhinderung
seiner Pläne erhebliche Nachteile erleiden. In der Regel
sind das natürlich finanzielle.
Das gilt insbesondere, wenn
Ihre Wohnung verkauft werden soll. Ob dann der Kaufpreisunterschied zwischen
einem „Verkauf mit Mieter
drin“ und einem „Verkauf
leer“ einen erheblichen Nachteil darstellt, entscheiden die
Gerichte oft im Einzelfall.
Dabei spielen insbesondere
die persönlichen Verhältnisse
des Vermieters und seine
momentane finanzielle Situation eine Rolle. Ab einem
Kaufpreisunterschied von
zehn bis zwanzig Prozent hat
der Mieter häufig schlechte
Karten.
Bei Kündigungen wegen
Abriss und Neubau oder bei
Sanierungsfällen muss der
Vermieter meist eine „Wirtschaftlichkeitsrechnung“ aufstellen. Das bedeutet, er listet
auf, wie viel Gewinn oder
Verlust er vor und wie viel
nach den geplanten Arbeiten
macht. Wenn er im jetzigen
Zustand praktisch überhaupt
kein Geld mehr in die Kassen
kriegt, kann er sich in der
Regel schon deswegen durchsetzen.
Aber auch eine erhebliche
Verbesserung der bisherigen
Rendite reicht normalerweise
aus. Außerdem geben die
Gerichte dem Vermieter
wahrscheinlich recht, wenn
es sich um ein sehr altes
Gebäude mit erheblichem
„Instandsetzungsrückstand“
handelt, also die Sanierung
erforderlich ist, um die
Gebäudesubstanz zu erhalten. Anders kann es in solchen Fällen wiederum dann
sein, wenn der Vermieter
durch Nachlässigkeit sozusagen einen „Sanierungsrückstau“ hat entstehen lassen.
Die Voraussetzungen für eine
Verwertungskündigung müssen im Schreiben an den Mie-
27
ter verständlich und nachvollziehbar im einzelnen dargelegt werden.
Eine schwammige Begründung wie: „Ich muss Ihre
Wohnung aus finanziellen
Gründen verkaufen. Bekanntermaßen kann man für eine
entmietete Wohnung auf dem
Immobilienmarkt 15 % mehr
bekommen als für eine vermietete, so dass ich durch ihr
Mietverhältnis an einem
angemessenen
Verkauf
gehindert bin.“ reicht nicht!
Die meisten Gerichte verlangen dann vielmehr, dass der
Vermieter nachvollziehbar
darlegt, ob er überhaupt
schon Verhandlungen mit
Interessenten geführt hat,
deren
Ausgang
seine
Behauptung unter Umständen bestätigen.
Die ausreichende Begründung ist für den Vermieter und auch für seinen Anwalt in der Regel recht kompliziert. Fehler können Grund
genug sein, die Wirksamkeit
der Kündigung anzuzweifeln.
Damit geben sie Ihnen die
Chance, Ihre Interessen und
Rechte besser zu verfolgen
als wenn die Kündigung von
vornherein hundert Prozent
okay wäre.
Auch bei einer Verwertungskündigung können Sie sich
zudem einigermaßen erfolgreich auf soziale Härtegründe
berufen und zumindest eine
vorübergehende Verlängerung des Mietverhältnisses
über den Kündigungszeitpunkt hinaus verlangen,
wenn bei Ihnen solche sozialen Härtegründe vorliegen.
Das können sein: Schwangerschaft,
Examenszeit,
Krankheit, hohes Alter. Insbesondere bei hohem Alter
geben Ihnen die Gerichte
sogar oft eine Verlängerung
auf unbestimmte Dauer, denn
„einen alten Baum verpflanzt
man nicht.“
draußen! 10/04
28
SCHMÖKERN
kerin, und hätten nicht zwei
Müllmänner(!) sie aufgelesen,
so wäre sie wohl am Alkohol
zu Grunde gegangen. Sogar
Ronnys Ratte Emily stirbt an
einem Tumor.
Christine Fehér: Straßenblues. Düsseldorf: Patmos
Verlag, 2004. 160 Seiten,
10,90 Euro, ab 13 Jahren
Die Ausgangslage: Maxi,
vierzehn und rebellisch, lebt
zusammen mit ihrer Mutter
Constanze, die als erfolglose
Sängerin wenig Geld verdient.
Doch da kommt Eberhard, der
neue „Lover“ von Constanze,
der genug Geld für eine Familie hat. Die ganze Sache hat
natürlich einen Haken: Eberhard erniedrigt, schlägt und
tyrannisiert Maxi, bis sie es zu
Hause nicht mehr aushält und
auf den Straßen Berlins landet.
Damit hat Autorin Christine
Fehér die Hauptperson in eine
Lage gebracht, die es wohl
häufiger in deutschen Städten
gibt. Von diesem Punkt an
aber wird es unglaubwürdig:
Maxi erlebt ein Unglück nach
dem anderen. Auf der Straße
sucht sie nach kurzer Zeit im
Müll nach Essbarem, klaut,
lernt Ronny kennen, der sie
wegen seiner Heroinsucht nur
ausnutzt und in den sie sich
natürlich prompt verliebt. Sie
geht auf den Kinder-Strich,
auf dem sie übrigens auch
Eberhard trifft, der ihr auch
noch einen kleinen Bruder
verpasst hat, fängt sich Filzläuse und eine fiebrige Erkältung ein, verletzt sich aus
lauter Verzweiflung selbst,
hegt Selbstmordgedanken,
wird zur schweren Alkoholidraußen! 10/04
Autorin, zu den Leuten
gehören, die finden, dass die
Ziffern einer digitalen Armbanduhr „eitergrün“ leuchten,
könnte es genau das Richtige
für Sie sein!
Hier werden viele Klischees
bedient und oft noch eins oben
draufgesetzt. Weniger wäre da
mehr gewesen. Schade, denn
eigentlich weiß Christine
Fehér, die evangelische Religionslehrerin
an
einer
Hauptschule ist und in einer
kinder- und jugendpsychiatrischen Klinik arbeitet,
wovon sie schreibt.
Aber es gibt auch Lichtblicke.
Zum Beispiel die Spannung
erzeugenden
PerspektivWechsel zwischen Maxi und
Miriam, einer Lehramt-Studentin, die Maxi unbedingt
helfen will und die Gleichgültigkeit der anderen Lehrer
und Heimerzieher nicht verstehen kann. Oder auch die
überraschende Wende, kurz
bevor es zum mehr oder
weniger absehbaren Schluss
kommt.
Christine Fehér benutzt eigenartige Sprachbilder, bei denen
man sich fragt ob sie damit
betont versucht, so zu
schreiben, dass es eine junge
Leserschaft anspricht: „Ich
stelle mir vor, mich fallen zu
lassen,
einfach
hinunterzustürzen vor diese tonnenschweren Räder, die mich zerhacken würden wie ein
Wiegemesser die Petersilie
auf dem Holzbrett.“ Überhaupt: Wer soll dieses Buch
eigentlich lesen? Im Anhang
des Romans finden sich
Adressen mit Anlaufstellen
für Jugendliche auf der
Straße, aber dass diese tatsächlich so etwas lesen würden, ist eher unwahrscheinlich. Fazit: „Straßenblues“ ist
ein typisches Jugend-Problembuch
mit
moralisch
erhobenem
Zeige-finger.
Wenn Sie aber, wie die
Kurt Cobain: Tagebücher,
hrsg. von Clara Drechsler
und Harald Hellmann,
Köln:
Kiepenheuer
&
Witsch, 2002, 2. Auflage
„Lies nicht in meinem Tagebuch, wenn ich weg bin.“ So
beginnen die „Tagebücher“
des Nirvana-Sängers und
Songwriters Kurt Cobain, der
sich 1994 mit Heroin und
Schrotflinte das Leben nahm.
Und irgendwie hat man ein
schlechtes Gewissen, wenn
man dann doch weiterblättert.
Nach ein paar Seiten schlägt
das Unbehagen jedoch in
Ärger über die Herausgeber
um. Weniger, weil sie etwas
veröffentlichen, was niemals
erscheinen sollte, denn schon
bei Franz Kafka hat man ja
gesehen, dass man sich
manchmal zum Wohle der
Menschheit über den Willen
eines Verstorbenen hinwegsetzen muss - auch wenn von
Cobain keine Weltliteratur zu
erwarten war.
Vielmehr fühlt man sich
betrogen, denn diese „Tagebücher“ sind lediglich eine
lose Sammlung von größtenteils unzusammenhängenden
Notizen, Zeichnungen, Liedtexten und nie abgeschickten
Briefen. Andererseits ist es
eine Herausforderung, sich so
Nirvanas Weg von unten nach
oben selbst zu erarbeiten.
Viele nicht fertiggestellte
Songs und Ideen für nie
gedrehte Videos lassen den
Leser teilhaben an den kreativen Prozessen in Cobains
Kopf. Seine Anmerkungen
zum Musikbusiness, der amerikanischen Rechten und Themen wie Golfkrieg und Sexismus offenbaren einen Charakter, der sehr sensibel auf Heuchelei und Bigotterie reagierte.
Bei der Lektüre sollte man
sich aber nicht auf die Übersetzung verlassen, sondern
sich auch die Mühe machen,
die abgedruckten Kritzeleien
zu entziffern. Denn leider
werden stellenweise Passagen
ausgelassen. Außerdem leiden
die Anmerkungen der Übersetzer für die deutsche Ausgabe manchmal unter Recherchefaulheit: Der Titel des
Songs „Imodium“ (Name
eines Mittels gegen Durchfall), einer frühen Version von
„Breed“, spielt zum Beispiel
keineswegs wie vermutet auf
Cobains ständige Magenschmerzen an sondern auf
eine Tour in England. Auf der
teilten sich Nirvana einen
kleinen Bulli zusammen mit
der Band „TAD“. Deren Sänger, der schwergewichtige Tad
Doyle, hatte scheinbar heftige
Abwinde, weshalb er die
Medizin schluckte. Auf engstem Raum hat das wohl
mächtig Eindruck auf Cobain
gemacht.
Um Nirvanas Geschichte
nachzuvollziehen, taugt dieses
Buch jedenfalls nicht. Es
ergibt sich aber ein ganz schönes Gesamtbild, wenn man es
als Ergänzung zu einer der
vielen Biografien nutzt. Hier
zu empfehlen ist „Nirvana.
Come As You Are“ vom Rolling-Stone-Schreiberling Michael Azerrad, der bis zu
29
SCHMÖKERN
Cobains Tod einen engen
Kontakt mit ihm pflegte.
Julius Reimer
Der Untergang
Regie: Oliver Hirschbiegel.
Mit Bruno Ganz, Corinna
Harfouch u. a. Deutschland
2004, 155 Min.
„Der Untergang“ bewegt
Deutschland. Bereits vor dem
offiziellen Filmstart wurde
über die Verfilmung der letzten Tage des Nazireiches kontrovers diskutiert. Seit dem
16. September können sich
die Kinogänger selbst ein Bild
von der Darstellung Hitlers
und seiner Führungsclique
machen. Produzent Bernd
Eichinger hofft auf eine „kontroverse Diskussion auf
hohem Niveau“, da der Film
zweifelsohne
polarisieren
wird.
Regisseur
Oliver
Hirschbiegel inszeniert „Der
Untergang“ als bizarres Kammerspiel, deren Protagonisten
als der Welt entrückte und verbohrte Ideologen dargestellt
werden. Während die russische Armee bereits vor den
Toren Berlins steht, hat sich
die
Wehrmachtsleitung
zusammen mit den obersten
Ministern in ein verzweigtes
Bunkersystem zurückgezogen. Von verschiedenen
Krankheiten gezeichnet, verfällt Adolf Hitler (Bruno
Ganz) immer wieder in Zornesausbrüche und verflucht
Generäle, Volk und Vaterland.
Seine spätere Frau Eva Braun
(Juliane Köhler) schmeißt
derweil in der alten Reichskanzlei rauschende Feste für
die Führungsoffiziere. In
Nebenhandlungen im völlig
zerstörten Berlin werden die
Schicksale zweier Regimeabweichler dargestellt. Der SSArzt Prof. Schenck widersetzt
sich Befehlen und ein Hitlerjunge verlässt seine Flakstellung. Zusammen mit der jungen Privatsekretärin Hitlers,
Traudl Junge, bilden beide die
Sympathieträger in einem
düster-unwirklichen Endzeitspektakel. Durch die Augen
der naiven jungen Frau
gewinnt der Zuschauer neue
Blicke auf die (Un)Person
Adolf Hitler. Er ist bei Hirschbiegel nicht nur der keifende
und tobsüchtige Wahnsinnige,
sondern auch treusorgendes
Hundeherrchen, Ehemann der
letzten Stunden und fürsorglicher „Chef“. Darf man Hitler
in einer Kussszene zeigen,
darf man ihn als Menschen
darstellen? Diese Frage
beschäftigt schon jetzt Feuilletons und Historiker. Eine
Antwort darauf sollte jeder
Kinobesucher für sich selbst
finden.
„Der Untergang“ ist souveränes deutsches Erzählkino. Für
Kenner der Geschichte des
Dritten Reiches werden aber
keine neuen Erkenntnisse
geboten. Geschichtsklittung
kann man Eichinger und
Hirschbiegel aber auch nicht
vorwerfen. Die Macher legten
großen Wert auf die historische Genauigkeit ihrer Inszenierung; ein wissenschaftlicher Beirat überwachte die
gesamte Produktion.
Malte Koppe
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§ § §Paul§Demel
§§§§
§§§§§§§§
§§§§§§§§
§§§§§§§§
Rechtsanwalt
Interessenschwerpunkte:
Mietrecht
Wohnungseigentum
Baurecht
Sozialhilfe
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48143 Münster
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draußen! 10/04
30
GESUNDFUTTER
Vegetarischer Herbst:
Eintopf ohne Mettendchen
Und wieder eine erschreckende Wahrheit
aus Münster: Auch wenn es keinen ordentlichen Sommer gab, kommt trotzdem der
Herbst. Daran ist nicht zu rütteln. Höchste
Zeit also, Vitamine zu sammeln, um sich
gegen Schnupfen und Erkältung zu feien.
Und nach den ganzen leichten Sommermahl-
ERBSEN-TOFU-EINTOPF
zeiten muss doch auch endlich mal wieder
etwas Deftiges auf den Mittagstisch. Deshalb stellt „draußen!“-Autorin Almut Wiemold diesmal ein paar leckere und garantiert
vegetarische Eintöpfe vor, die günstig und
einfach zu kochen sind. Wir wünschen guten
Appetit!
KARTOFFEL-EINTOPF
GEMÜSE-EINTOPF MIT
GRÜNKERN
LINSENEINTOPF MIT
TOMATEN
Zutaten:
Zutaten:
Zutaten:
Zutaten:
1 Zwiebel,
30g Margarine,
120g Tiefkühl-Erbsen,
¾ l Gemüsebrühe,
250g Kartoffeln,
125g Tofu,
20g Butter,
150 ml Sahne,
Salz,
Bohnenkraut,
2 EL fein gehackter Schnittlauch
500g festkochende Kartoffeln,
1 große Zwiebel,
je ½ rote, gelbe und grüne
Paprikaschote,
2 EL Öl,
20g Butter,
Salz,
Pfeffer,
1 TL Paprika edelsüß,
½ TL Rosenpaprika,
½ TL gerebelter Majoran,
¾ l Gemüsebrühe,
1 Fleischtomate,
½ Bund Petersilie,
saure Sahne nach Geschmack
700g Blumenkohl,
350g Möhren,
40g Butter,
75g Grünkernschrot,
1 ¼ l Gemüsebrühe,
100g Zuckerschoten oder
Erbsen,
Salz,
Pfeffer,
Zitronensaft,
1 Bund Basilikum
200g Linsen,
2 fein gehackte Zwiebeln,
2 EL Öl,
1 Lorbeerblatt,
1 Nelke,
1 große Dose geschälte Tomaten,
½ TL Basilikum,
¼ TL Oregano,
¼ TL Thymian,
Salz,
Pfeffer,
Gemüsebrühe instant,
1 Bund fein gehackte Petersilie
Zubereitung:
Zuerst werden die Kartoffeln
geschält und in kleine Würfel
geschnitten. Danach wird die
Zwiebel ebenfalls geschält,
klein gehackt und in heißer
Margarine angebraten. Wenn
die Zwiebeln leicht angedünstet sind, gibt man die Kartoffeln und die Gemüsebrühe
hinzu. Während die Kartoffeln kochen, wird der Tofu
gewürfelt und in der Butter
angebraten, bis er leicht
bräunlich wird. Kurz bevor
die Kartoffeln gar sind, die
Erbsen und schließlich den
Tofu hinzugeben. Das Ganze
mit Sahne, Salz und Bohnenkraut abschmecken und unter
Umständen mit Speisestärke
etwas andicken. Zum Schluss
wird der Eintopf mit dem fein
gehackten
Schnittlauch
bestreut.
Zu allen Eintöpfen passt hervorragend ein Scheibe Toastbrot mit oder ohne Margarine!
draußen! 10/04
Zubereitung:
Kartoffeln und Paprika in
Würfel schneiden, die Zwiebel fein hacken. Butter und Öl
in einem Topf erhitzen, alles
darin anbraten. Mit Salz,
Pfeffer, Paprika edelsüß,
Rosenpaprika und Majoran
würzen. Die Gewürze ebenfalls kurz mit andünsten und
schließlich die Gemüsebrühe
dazugeben. Während das
Gemüse etwa 20 Minuten mit
Deckel kocht, kann die Tomate gewürfelt werden. Sie wird
kurz bevor die Kartoffeln gar
sind hinzugegeben. Schließlich die Petersilie untermischen und den Kartoffel-Eintopf nach Belieben mit saurer
Sahne verfeinern und mit
Speisestärke andicken.
Zubereitung:
Blumenkohl und Möhren putzen und in Röschen und
Scheiben schneiden. Der
Grünkern wird in Butter
angeröstet und danach werden
die Möhren, der Blumenkohl
und die Gemüsebrühe dazu
gegeben. Bei geringer Hitze
15 Minuten kochen lassen.
Zuckerschoten oder Erbsen
hinzugeben und weitere 5
Minuten garen. Mit Salz,
Pfeffer, Basilikum und Zitronensaft abschmecken.
Zubereitung:
Linsen kalt waschen, abtropfen lassen und mit 600 ml
Wasser zum Kochen bringen.
Wenn sich Schaum bildet,
wird dieser abgeschöpft.
Nachdem die Zwiebeln, 1 EL
Öl und das Lorbeerblatt dazugegeben wurden, werden die
Linsen 15 Minuten gekocht.
Während sie kochen kann in
einer Pfanne das restliche Öl
erhitzt werden. Wenn es heiß
ist, werden die Tomaten, Basilikum, Oregano, und Thymian
hinzugefügt und etwa 8 Minuten unter gelegentlichem
Rühren gekocht. Diese Tomatensoße mit Salz und Pfeffer
abschmecken und unter die
fertigen Linsen rühren. Den
Eintopf nun mit Gemüsebrühe
würzen und noch weitere 3
Minuten kochen lassen. Kurz
vor dem Servieren Petersilie
unterrühren und das Lorbeerblatt und die Nelke entfernen.
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ADRESSEN
ARBEIT
a) Beratungsstellen
cuba-Arbeitslosenzentrum
Achtermannstr.10-12, Tel. 511929
Arbeitsamt Münster
Wolbecker Str. 45, Tel. 6 98 - 0
JAZ - Achse
(Jugendausbildungszentrum)
Friedensstraße 37-39, Tel. 89902-0/-21
Offene Tür des Diakonisches Werk
Fliednerstr. 15, Tel. 89 09-0
Treffpunkt Schwester Eveline
an der Clemenskirche
Frühstück, Mittag, Dusche, Notfall-Kleiderkammer, Loerstr. 7, Tel. 26 55 568
Soz. Beratungsstelle Diak. Werk MS
Mittagstisch, Beratung, Meldeadresse & mehr
V.-Vincke-Str. 8, Tel. 4 90 15 - 0
b) Wohnungssuche
Outlaw-Mädchen-Krisenhaus
Tel. 5 50 19 (rund um die Uhr!)
Beratungsstelle „Frauen helfen Frauen e.V.“
Hansaring 32b, Tel. 67666
Beratungsstelle Südviertel e.V. für
Kinder; Jugendliche und Erwachsene
Friedrich-Ebert-Str. 114, Tel. 77466, Fax.
797960, email: [email protected]
JUGEND / FAMILIE
SUCHT
Kommunaler Sozialdienst
Hafenstraße 30, Tel. 4 92 - 5601
JIB
Tips & Hilfe bei Ausbildungsplatz- & Stellensuche, Bewerbung; Internetcafé, Workshops für
alle zwischen 14 und 27 Jahren: Jugendonline, Alli van Dornick, Susanne Freßdorf
Hafenstraße 34, Mo-Fr 14.00 - 18.00 Uhr,
Tel. 492 - 5856
Soz. Beratungsstelle Diak. Werk MS
V.-Vincke-Str. 8 , Tel. 4 90 15 - 0
Wohnungsamt Münster
Iduna-Hochaus, Servatiiplatz Tel. 4 92 - 0
Pro Familia
Beratungsstelle für Familienplanung, Sexualberatung und -pädagogik, Bohlweg 19,
Tel. 4 58 58
b) Selbsthilfe
Caritasverband f. d. Stadt MS e.V.
Sozialdienst Wohnungsnotfälle Timmerscheidstr. 4, Tel. 72433
KiKriHi
Kinderkrisenhilfe im Kinderheim St. Mauritz,
Tag und Nacht, Tel. 13 30 44 4
Selbsthilfeprojekt Hach
Ewaldistr. 16, Tel. 6 51 68
Rümpelfix, Bremer Str. 42, Tel. 60 94 60
Seelenlicht Münster e.V.
Selbsthilfe für psychisch Belastete
Tel. 0160/ 838 23 25
KAI e.V (Kinderhauser Arbeitsloseninitiative), Josef-Beckmann-Str.5
, Tel. 26 36 89
WOHNEN
a) Ohne Wohnung
Christophorus-Haus
Soester Str.11, Tel. 6063 35 0
Christophorus-Treff, Dienstags von 14.30 16.30 Uhr, insbesondere für Wohnungslose
Aufsuchende Sozialarbeit f. Frauen
Frauentreff am Elefantentor
Katharinenstr. 10-12 Tel. 899 36 50
Fachstelle Wohnsicherungsmaßnahmen Stadt Münster
(auch f. d. Städt. Übernachterunterkunft
zuständig) Herr Berkemeier u. Herr Severin
Tel.: 492 - 5031/2
draußen! e.V.
Beratung & Verkäuferausweise
Overbergstr. 2 Tel. 53 89 130
Bahnhofsmission (Gleis 12)
Tel. 4 58 02
Haus der Wohnungslosenhilfe
Übernachtungsmöglichkeit, Beratung, Essen,
Waschen, Tagessatzauszahlung, aufsuchende
Pflege, Kleiderkammer
Bahnhofstraße 62, Tel. 48 45 20
FRAUEN
Notruf für vergewaltigte und sexuell
belästigte Frauen und Mädchen
Mo.-Fr. 10-12 Uhr, Mo. 18-20, Do-16-18
Tel. 34 44 3
Gertrudenhaus
Haus für wohnungslose Frauen
Katharinenstr. 10-12, Tel. 8 99 36-0
Frauentreff am Elefantentor
Katharinenstr. 10-12,
Tel. 8 99 36-50
Beratung für werdende u. junge
Mütter der Stadt MS Tel. 492-0
Frauen & Beruf im Frauen-Forum e.V.
Warendorfer Str. 3,
Tel. 5 56 69
Frauen- und Kinderschutzhaus des
Sozialdienstes kath. Frauen
Josef Str.2 Tel. 37 44 88
Sozialdienst kath. Frauen
Josefstr. 2 Tel. 53 009418
Beratung & Therapie für Frauen
Neubrückenstr. 73, Tel. 5 86 26
Frauenhaus
Tel.: 02506 - 67 55( Wolbeck)
Tel.: 02504 - 5155 (Telgte)
Beratungsstelle MS 1420810 (10-18 Uhr)
MASY (Sleep-In & Offener Treff für
Mädchen)
Schlafen, Waschen, Beratung
Hermannstr. 73 Tel. 53 11 45
Mo-Fr 10-12, Mi/Do 16-18, und nach
Vereinbarung
Caritasverband f. d. Stadt MS e.V.
Beratungsstelle f. Eltern, Kinder u. Jugendliche, Josefstr.2, Tel. 53009- 392
SKM Kath. Verein für soz. Dienste MS
Kinderhauser Str. 63, 48147 Münster,
Tel. 62 03 30
Westf. Klinik f. Psychiatrie & Psychotherapie (WKP) Münster
Friedrich-Wilhelm-Weber-Str. 30
Tel. 591-02 -Suchtambulanz: 591-48 77
„Therapie und Hilfe sofort“ im
Gesundheitsamt Münster
Stühmerweg 8, Tel. 492-5369
Psychotherap. Institut e.V.
Harsewinkelgasse 4, Tel. 4 74 04
INDRO e.V..
Bremer Platz 18-20, Tel. 6 01 23
Caritasverband f. d. Stadt MS e.V.
Psychosoziale Beratungs- und Behandlungsstelle f. Suchtkranke und Suchtgefährdete
Josefstr. 2, Tel. 53009- 371
Streetwork
Heike Nees & Georg Piepel
Hafenstr. 43, Tel. 492 - 58 60
Büro: Di 9-12 Do 15-18 (& n. Vereinbarung)
Streetwork-Mobil am Bahnhof (Fahrradparkhaus) Mo 15.00 - 17.00 Uhr
Drogenberatung Stadt Münster
Schorlemer Str. 8, Tel. 492-5173
Trialog
Beratung bei Familienkrise, Trennung, Scheidung, Von-Vincke-Str. 6, Tel. 51 14 14
Anonyme Alkoholiker
Tel. 1 92 95
Verband alleinerziehender Mütter
und Väter
Bremer Str.42/56, Tel. 27 71 33
Projekt Alleinerziehende cuba
Achtermannstr. 10-12, Tel. 51 19 29
Zoff - Jungenkrisenhaus
Hilfe, Beratung u. Übernachtung für Jungen in
Not, Hafenstr. 21, Tel. 522148 (rund u. d. Uhr)
Amt f. Kinder, Jugendliche und Familie
Tel. 4 92 - 51 01
Münsteraner Tageseltern e.V.
Coerdestiege 83, Tel. 86 80 66, Fax 86 89 67
Mo-Fr 9.00 - 12.00 Uhr
Zartbitter Münster e.V.
Beratungsstelle gegen sexuelle Gewalt
für Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene
Bahnhofsstraße 6, Tel. 41 40 555
(Beratung nach tel. Vereinbarung)
Deutscher Kinderschutzbund e.V.
Wolbecker Str. 27-29, Tel. 471 80
Trockendock
Alkoholfreie Begegnungsstätte
Grevener Str. 152, Tel. 29 88 83
STRAFFÄLLIGKEIT/
NACH’M KNAST
Amt für soziale Dienste
Ludgeriplatz 4, Tel. 4 92 - 0
Fachstelle für Täter-Opfer-Ausgleich
und Konfliktregelung (VIP)
Wasserstr. 9, Tel. 55 123
Chance e.V.
Beratungsstelle, Bohlweg 68a, Tel. 4 26 56
Möbel-Trödel, Bohlweg 68a, Tel. 4 22 02
Möbelrampe, Dieckstr. 73-75, Tel. 230 11 55
Die nächste
„draußen!“
erscheint am
29. Oktober 2004
draußen! 10/04
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