RZJahresbericht_10 Einzelseiten - Der Sozialpsychiatrische Verein

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RZJahresbericht_10 Einzelseiten - Der Sozialpsychiatrische Verein
RZJahresbericht_10 Einzelseiten
12.07.2013
11:44 Uhr
2012
Gemeinsam leben:
zusammen gewinnen
Schwerpunktthema:
Beratung
JAHRESBERICHT
Sozialpsychiatrischer Verein
Kreis Groß-Gerau e. V.
Beratung, Begleitung – Angebote
für psychisch erkrankte Menschen
im Kreis Groß-Gerau
Seite 1
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Bevor ich den SPV kennenlernte, dachte ich zum Thema Beratung,
da sitzt mir jemand gegenüber und das wird ein Frage-Antwort-Spiel,
vergleichbar wie beim Psychologen oder beim Arzt …
Klient
Impressum
Herausgeber
Sozialpsychiatrischer Verein Kreis Groß-Gerau e. V.
Mainzer Straße 50, 64521 Groß-Gerau, Telefon 0 61 52. 92 40-0, [email protected]
Redaktion
Redaktionsgruppe Jahresbericht 2012
Gestaltung
Sabine Ziegler, www.sabineziegler.de
Fotografie
Rochelle Oser, SPV
Konfektionierung des Jahresberichtes in den Tagesstätten des SPV.
Die abgebildeten Gemälde entstanden in den Kunstgruppen des SPV
Die abgedruckten Informationen wurden mit größtmöglicher Sorgfalt recherchiert. Für etwaige Fehler
können wir keine Verantwortung übernehmen. Vervielfältigungen nur mit Quellenangabe.
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Seite 3
Inhaltsverzeichnis
Der Sozialpsychiatrische Verein
stellt sich vor
Aufgaben und Historie des Vereins
Angebote und Leistungen
I
Seite 6
I
Gute Beratung braucht Profession
I
Beratung hat unterschiedliche Funktionen I
Beratung braucht Qualität
I
Beratung muss für alle erreichbar sein
I
Seite 10
Aussichten und Ziele
Schwerpunktthema:
Beratung
Schwer
punkt
thema
Beratung beim SPV: Was ist das?
Seite 12
Seite 16
Seite 18
Seite 22
Höhepunkte 2012
Aktivitäten im Jahr 2012
I
Seite 26
SSG
Stiftung für Seelische Gesundheit
Engagement und Aufgaben der SSG
I
Seite 28
des »Bündnis gegen Depression«
I
Seite 30
Organigramm des SPV
I
I
I
I
Seite 32
Bündnis gegen Depression
Menschen,
Zahlen und Fakten
Engagement und Aufgaben
Jahresstatistik 2012
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Adressen und Ansprechpartner
Seite 34
Seite 36
Seite 38
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Wohnheime I Wohngemeinschaften I Betreutes
Wohnen I Begleitetes Wohnen in Familien I
Integrierte Schuldnerberatung I Informationen zu
psychischen Erkrankungen I Hilfe bei der Rückkehr
ins Arbeitsleben I Musikgruppe I Malgruppe I
Integrationsfachdienst I Freizeit gestalten I Ausflüge
I Feste zusammen feiern I Integrierte Versorgung I
Zusammen essen I Speisekammer I Schwimmen
I Fußballgruppe I Begleitung zu Ämtern, Behörden,
Arztbesuchen I Unterstützung bei der
Haushaltsführung I Förderung sozialer Kontakte I
Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle I
Begleitung während Klinikaufenthalten I Gesprächsangebot für Betroffene I Intensive sozialpädagogische
Einzelbetreuung I Sozialpädagogische Familienhilfe
I Förderung von Kindern I Bring´s I Schulkiosk I
Arbeitsorganisation lernen I Arbeitsverhältnisse
sichern I Tagesstätten I Arbeitsangebote I Kaktus
I Familienberatung I Betreuung Jugendlicher und
junger Erwachsener I Gemeindepsychiatrische
Zentren I Unterstützung in medizinischen Fragen
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Willkommen
beim Sozialpsychiatrischen Verein
Kreis Groß-Gerau e.V.
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
ich freue mich, Ihnen heute unseren Jahresbericht 2012 vorstellen zu können. 2012 war ein
ereignisreiches Jahr, voll von neuen Ideen und Entwicklungen, Projekten und Überraschungen,
von denen wir Ihnen berichten wollen.
Wie im vergangenen Jahr haben wir auch 2012 ein Schwerpunktthema gewählt, für das es
sehr unterschiedliche Sichtweisen gibt: das Thema »Beratung«. Beratung ist eine der Kerntätigkeiten in der Sozialen Arbeit. Schon während der Ausbildung nimmt sie einen großen Raum ein.
Eine Vielzahl von Theorien und Konzepten wurde dazu entwickelt. Wir wollen mit unserem
Schwerpunkt zeigen, wie wir im SPV Beratung verstehen und mit welcher Haltung wir sie ausüben. Dazu haben MitarbeiterInnen aus den unterschiedlichsten Bereichen des SPV ihre Erfahrungen niedergeschrieben. Für dieses Engagement und ihre großartigen Beiträge möchte ich ihnen
herzlich danken.
Ein weiterer Dank richtet sich an die KünstlerInnen in den Malgruppen unserer Zentren für ihre
Werke und die Erlaubnis, sie abzudrucken. Unserer Fotografin Frau Oser möchte ich meine
große Anerkennung ausdrücken. Sie hat neben ihren vielen anderen Aufgaben die Zeit gefunden,
die Bilder für unseren Bericht zu machen und auszuwählen.
Der Erfolg des SPV hängt maßgeblich vom Engagement seiner hauptamtlichen und ehrenamtlichen MitarbeiterInnen und der SpenderInnen, die unsere Projekte finanziell unterstützen, ab.
Die Bedeutung ihres Einsatzes möchte ich an dieser Stelle ganz besonders hervorheben.
Wir denken, dass uns mit unserem Schwerpunktthema und den Berichten über die Jahresereignisse 2012 eine interessante Mischung gelungen ist. Wir freuen uns, Ihre Meinung dazu
zu erfahren. Rufen Sie uns an oder schreiben Sie uns.
Ihr Siegfried Schwaab
Geschäftsführer des Sozialpsychiatrischen Vereins Kreis Groß-Gerau e. V.
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Der Sozialpsychiatrische Verein
Kreis Groß-Gerau e.V.
Der Sozialpsychiatrische Verein besteht seit
dem Jahr 1979. Er wurde von MitarbeiterInnen
des Philippshospitals und Riedstädter
Die Aufgaben des SPV
Der SPV engagiert sich einerseits als Hilfsverein für
Menschen mit psychischer Erkrankung. Andererseits
ist er Träger professioneller Betreuungsangebote.
BürgerInnen gegründet.
Heute ist der SPV ein freigemeinnütziger Träger
der psychosozialen Versorgung im Kreis GroßGerau. Er hat 137 Mitglieder und wird von
einem fünfköpfigen Vorstand geleitet. Im SPV
arbeiten 130 Menschen, davon 35 als geringfügig Beschäftigte und 8 PraktikantInnen.
Er wird außerdem von ca. 40 ehrenamtlichen
MitarbeiterInnen unterstützt. (Stand Dezember
2012). Die Finanzierung seiner Arbeit geschieht
durch Mittel des Landeswohlfahrtsverbandes,
Als Hilfsverein:
unterstützt er finanziell die Stationskassen
der Vitos Riedstadt, mit deren Hilfe PatientInnen
schnelle und unbürokratische Hilfe geleistet
werden kann,
unterstützt er KlientInnen im Bedarfsfall mit
zinslosen Darlehen,
finanziert er Projekte, mit denen die Situation
psychisch erkrankter Menschen verbessert und
innovative Betreuungsangebote erprobt werden,
informiert er die Öffentlichkeit über psychische
Erkrankungen und die Situation der davon betroffenen Menschen.
des Kreises Groß-Gerau und des Landes Hessen.
Durch Mitgliedsbeiträge, Spenden und Bußgelder können KlientInnen direkt unterstützt
und neue Projekte gefördert werden.
Als Träger von Betreuungsangeboten
legt der SPV großen Wert auf eine regionale Ausrichtung. Dadurch können alle Angebote von den
EinwohnerInnen des Kreises Groß-Gerau leicht
erreicht werden.
Der SPV betreibt Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstellen in Mörfelden-Walldorf, Groß-Gerau
und Biebesheim. Der Integrationsfachdienst in GroßGerau unterstützt Menschen mit Behinderungen bei
der beruflichen Eingliederung und dem Erhalt ihres
Arbeitsplatzes.
Der SPV mietet Wohnungen an, die er an psychisch
erkrankte Menschen weiter vermietet und beteiligt
sich am Unterhalt der Wohnungen. Im Rahmen des
Betreuten Wohnens leistet er ambulant aufsuchende
Arbeit im gesamten Kreis Groß-Gerau.
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Im Begleiteten Wohnens können psychisch erkrankte Menschen in einem sehr familiären Umfeld leben.
Für KlientInnen, die einen intensiveren Betreuungsbedarf haben, betreibt er Wohnheime in Rüsselsheim,
Groß-Gerau und in den Riedstädter Stadtteilen
Crumstadt, Erfelden und Wolfskehlen.
In den Tagesstätten in den Zentren Rüsselsheim,
Groß-Gerau und Biebesheim werden tagesstrukturierende Angebote gemacht. Hier besteht auch die
Möglichkeit zur Teilnahme an Beschäftigungsangeboten beim Betrieb der Tagesstätte, bei kleineren
Montage- und Versandarbeiten und bei unserem
Fahrrad-Lieferservice Bring´s. Arbeitsangebote bestehen auch in dem vom SPV betriebenen Kiosk in
der Luise-Büchner-Schule.
Im Rahmen der Sozialpädagogischen Familienhilfe
und der Intensiven Sozialpädagogischen Einzelbetreuung in den Zentren Rüsselsheim, Groß-Gerau
und Biebesheim betreut der SPV Familien mit psychisch erkrankten Eltern (-teilen) und junge Menschen mit einer psychischen Erkrankung. Unter dem
Namen »Kaktus« betreibt er präventive Betreuungsangebote für Kinder psychisch erkrankter Eltern in
den Zentren in Rüsselsheim und Biebesheim.
Unterstützung für belastete Familien bietet auch das
Projekt Familienpaten, das der SPV in Kooperation
mit dem Diakonischen Werk Groß-Gerau / Rüsselsheim betreibt.
Die Speisekammer in Mörfelden steht allen von Armut betroffenen Bürgern offen. Neben der Versorgung mit Lebensmitteln besteht auch die Möglichkeit
zu Gesprächen mit unseren ehrenamtlichen und
hauptamtlichen MitarbeiterInnen.
Vorstandswahlen 2012
Bei der Jahreshauptversammlung im November
2012 wurde turnusgemäß der Vorstand gewählt.
Zwei Mitglieder, Frau Hedda Maurer und Frau
Christa Schulze schieden aus dem Vorstand aus.
Für sie kamen Herr Dr. Andreas Vogel und Frau
Ulrike Villinger.
Wir danken an dieser Stelle den ausgeschiedenen
Vorständen für ihre langjährige und engagierte
Arbeit und freuen uns auf die Zusammenarbeit mit
den neuen Vorstandsmitgliedern. I
STECKBRIEF
Sozialpsychiatrischer Verein
Kreis Groß-Gerau e. V.
Gründung 1979
137 Mitglieder
130 MitarbeiterInnen
Ziele:
Betreuung psychisch erkrankter
Menschen und Verbesserung
ihrer Lebenssituation
Förderung von Projekten
und Einzelmaßnahmen
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Unsere Aufgaben
und Projekte im Jahr 2012
2012 nahm die Integrierte Versorgung
Psychiatrie einen großen Raum ein.
Integrierte Versorgung bedeutet die koordinierte Versorgung psychisch Kranker mit den
medizinischen, pflegerischen, therapeutischen
und psychosozialen Hilfen, die die einzelne
KlientIn benötigt.
Die Koordination geschieht durch eine persönlich zuständige MitarbeiterIn. Die Kostenträgerschaft liegt bei den Krankenkassen.
Der SPV gründete zusammen mit anderen
Trägern der sozialpsychiatrischen Versorgung
im Rhein-Main-Gebiet die Versa GmbH, eine
Gesellschaft, die gegenüber den Krankenkassen als Vertragspartner auftritt und
KlientInnen den einzelnen Trägern zuordnet.
Dafür wurde die gesamte notwendige Infrastruktur beim SPV geschaffen.
Ab Januar 2013 geht die Integrierte
Versorgung in Betrieb.
Im Herbst 2012 begannen wir mit den Vorbereitungen für die Gründung eines Integrationsbetriebs,
nachdem wir über einen längeren Zeitraum hinweg
versucht hatten, auf anderen Wegen weitere Arbeitsangebote für psychisch erkrankte Menschen zu
schaffen. Bei einem Integrationsbetrieb handelt es
sich um einen normalen Wirtschaftsbetrieb, der sich
von anderen dadurch unterscheidet, dass er einen
hohen Anteil schwerbehinderter Menschen beschäftigt. Die dadurch entstehenden Mehrkosten werden
durch Förderungen zum Beispiel der Integrationsämter kompensiert.
Bedauerlicherweise konnten wir unsere Bemühungen um ein spezialisiertes Betreuungsangebot für
junge Erwachsene mit psychischer Erkrankung und
starken Verhaltensauffälligkeiten nicht in die Tat
umsetzen. Dieses Angebot wäre nur zu sehr hohen
Kosten zu verwirklichen gewesen.
Es gelang uns nicht, mit dem Kostenträger eine
Einigung über eine entsprechende Vergütung zu
erzielen. Trotzdem machen wir für diese KlientInnen
ein hochwertiges Angebot, indem wir sie einzeln
im Rahmen von betreuten Wohngemeinschaften
mitbetreuen.
Vor allem in unserem Wohnheim in Erfelden aber
auch in anderen Einrichtungen beobachten wir seit
einiger Zeit eine Zunahme der pflegebedürftigen
BewohnerInnen. Unsere Wohnheime sind baulich
und personell nur sehr eingeschränkt in der Lage,
pflegebedürftige Menschen zu versorgen.
Daher ist ab einem gewissen Zeitpunkt ein Umzug
in ein Pflegeheim notwendig. Für die KlientInnen
bedeutet das eine große Belastung, werden sie doch
aus einem teilweise seit Jahren gewohnten Umfeld
herausgerissen. Erschwert wird diese Situation
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Planungen 2013 –
2013 werden uns voraussichtlich
die folgenden Themen sehr
beschäftigen:
Die Integrierte Versorgung nimmt am
01.01.2013 ihre Arbeit auf. Obwohl wir uns
umfangreich auf dieses Projekt vorbereitet
haben, werden sicher noch viele Fragen
und Herausforderungen entstehen.
Das Angebot für psychisch erkrankte
Menschen, die pflegebedürftig wurden,
daran werden wir weiter arbeiten.
Die Gründung eines oder mehrerer
Integrationsbetriebe stellt eine große
Herausforderung dar. 2013 wird die
Planung und die Beantragung von
Fördermitteln im Mittelpunkt stehen.
Sanierungsmaßnahmen
und Immobiliensuche
Nachdem wir 2012 mit dem Wohnheim
dadurch, dass Pflegeheime häufig große Probleme
bei der Betreuung psychisch schwer erkrankter
Menschen haben.
Der SPV plant daher in Zusammenarbeit mit einem
Pflegeheim ein kombiniertes Pflege- und Betreuungsangebot, bei dem beide, Pflegeheim und SPV, ihre
Stärken einbringen können, ohne dass eine neue Einrichtung geschaffen werden muss.
Nachdem wir feststellten, dass immer mehr KlientInnen in Wohnungsnot sind und vorrangig angemessenen und bezahlbaren Wohnraum benötigen,
beschlossen wir, weitere Häuser anzumieten und
betreute Wohngemeinschaften einzurichten. Zur
Zeit planen wir die Anmietung von zwei Häusern im
nördlichen und im südlichen Landkreis. I
Groß- Gerau ein Gebäude, das unseren
Anforderungen nicht mehr genügte,
ersetzen konnten, steht in den nächsten
Jahren die Suche nach weiteren Immobilien
an. Die baulichen Standards des Wohnheims Rüsselsheim entsprechen nicht mehr
den heutigen Anforderungen. Wegen des
Umfangs der notwendigen Sanierungsmaßnahmen müssen wir eine geeignete
Alternative zu dem Gebäude finden.
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Schwer
punkt
thema
Beratung
im SPV
–
was
ist
das?
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Fast jeder Mensch hat im Laufe seines Lebens schon einmal mit Beratung zu tun gehabt,
sei es bei einer Behörde, bei der Bank, einer Versicherung oder einem sozialen Dienst.
Das Bild, das wir uns von Beratung machen, ist oft ähnlich: BeraterIn und Zu-Beratender
sitzen auf mehr oder weniger bequemen Stühlen an einem Tisch. Eine häufig als »künstlich« und spannungsreich empfundene Situation.
Klassische Beratung geschieht meist in einem Spannungsverhältnis. Hier die professionelle
BeraterIn mit jahrelanger Ausbildung und großer Erfahrung, dort die KlientIn – er / sie will sich
nicht als klein und hilflos wahrgenommen fühlen. Hier das Bedürfnis der KlientIn nach Gespräch,
dort die Scheu, sich einem fremden Menschen anzuvertrauen.
Hier die Suche nach Hilfe, dort die Sorge um die offenbarten Informationen. Die Liste ließe sich
beliebig fortsetzen. Beratung kann nur erfolgreich sein, wenn es gelingt, dieses Spannungsverhältnis in jedem Gespräch aufs Neue aufzulösen.
Auf den folgenden Seiten stellen wir Ihnen vor, wie wir Beratung verstehen: ausgerichtet am
Bedürfnis der einzelnen KlientIn. Sie finden auf den nächsten Seiten auch kurze Artikel von
Beratungssituationen, die tatsächlich so passiert sind – sie illustrieren unser Beratungsverständnis.
Wir hoffen, mit unserem Schwerpunktthema eine interessante Beschreibung einer der wichtigsten
Arbeitsweisen in unserem Alltag zu liefern und freuen uns auf Ihre Rückmeldung.
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Schwer
punkt
thema
Gute Beratung
braucht
Profession
und Vertrauen
Beratung vom SPV bedeutet,
dass sie so durchgeführt wird,
dass auch schwer chronisch
psychisch erkrankte Menschen
das Angebot nutzen können.
Dafür stellen wir uns auf die
Menschen ein.
Wir beraten auch mal an
ungewöhnlichen Orten
und zu besonderen Bedingungen – immer so, wie es
den Bedürfnissen unserer
KlientInnen entspricht.
»Sozialberatung umfasst in der Regel
das sozialarbeiterische bzw. sozialpädagogische Beratungsangebot für
Einzelne, Alleinerziehende oder
Familien mit verschiedensten sozialen
Problemstellungen. Im Mittelpunkt
stehen das soziale System und
KlientInnen mit ihren Bedürfnissen
sowie die Lösungserarbeitung für
Fragen und Probleme.«
Wikipedia
Schön, dass Sie zu uns gekommen sind!
Beratung beim SPV – Was ist das?
Die MitarbeiterInnen des SPV bedienen sich des
Werkzeuges der Beratung alltäglich in allen Fachdiensten und Projekten.
Unter Beratung ist hier das professionelle Gespräch
mit Hilfe wissenschaftlich fundierter methodischer
Ansätze zu verstehen. Eine besondere Rolle haben
der systemische Beratungsansatz und die Haltungen
der Personenzentrierten Arbeit in der Gemeindepsychiatrie. Ein Maßstab in der Beratung ist für uns,
sie so durchzuführen, dass auch schwer chronisch
psychisch erkrankte Menschen sie nutzen können.
Deshalb findet Beratung häufig nicht in klassischen
Beratungssettings in Beratungszimmern statt, die
die KlientInnen aufsuchen müssen. Vielmehr erfolgt
sie auch in ganz alltäglichen Situationen und an
ebensolchen Orten.
Nehmen Sie Platz.
Darf ich Ihnen was zu trinken anbieten?
Für die Beratung durch den SPV haben die folgenden Aspekte eine große Bedeutung:
Wo bin ich hier eigentlich?
Der SPV ist ein gemeinnütziger Verein. Wir sind
konfessionell und politisch unabhängig und unterscheiden uns in Vielem von Behörden, Krankenhäusern und ähnlichen Einrichtungen.
Die Räume in den Diensten des SPV sind ansprechend und zweckmäßig eingerichtet. Sie bieten
Platz für Einzel- und Gruppengespräche sowie für
offene Gruppen- und Freizeitangebote. Die Zugänge
und Sanitäreinrichtungen sind behindertengerecht
ausgestattet. Es stehen Aufenthaltsmöglichkeiten
für Raucher und Nichtraucher zur Verfügung.
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Ich weiß nicht,
ob ich bei Ihnen richtig bin
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Das Telefon läutet. Ich melde mich. Die Frauenstimme am anderen Ende nennt ihren Namen –
sagt gleich darauf: »Ich weiß nicht, ob ich bei Ihnen richtig bin, ob Sie mir weiterhelfen können.«
Auf meine Nachfrage berichtet die Dame: »Also, ich sehe und höre eigenartige Dinge. Ich bin zwar schon
69 Jahre alt und dachte immer, ich bin ganz klar im Kopf aber jetzt habe ich Angst, dass ich vielleicht doch
langsam verrückt werde.« Halluzinationen habe sie, getraue sich kaum auf die Straße, geschweige denn
mit dem Auto zu fahren. Sie fragt mich nach meiner fachliche Meinung. Es falle ihr jedoch schwer darüber
zu reden und sie fragt nach, ob das Gespräch bei ihr zuhause stattfinden könne. Wir vereinbaren für den
nächsten Tag einen Termin in ihrer Wohnung.
Am Tag darauf kommen wir gut ins Gespräch. In ihrem Bekanntenkreis gilt sie als unternehmungslustig,
bodenständig und voller Energie. Zu ihren Kindern, Enkeln und weiteren Verwandten habe sie regelmäßig
und guten Kontakt. Allerdings habe sie den Tod ihres Ehemannes vor drei Jahren noch nicht verwunden.
In vielen Alltagsgeschehnissen und Entscheidungen beziehe sie ihren Mann in Gedanken weiter ein. Die
Menschen in ihrer Umgebung hätten dafür kaum noch Verständnis. »Ist das normal oder bin ich verrückt?«
In den folgenden Monaten finden die Treffen in der Beratungsstelle statt. Mit der Zeit lernt sie ihre
Stimmungslage und emotionale Verfassung gut einzuordnen und kann den lange währenden Trauerprozess
zum Thema machen. Sie erkennt Veränderungen – die Erinnerungen fühlen sich weniger schmerzhaft an,
es gelingt ihr immer besser das Vergangene loszulassen und sie wagt den Blick auf neue Ziele.
Gabriele Leinberger, Zentrum Mörfelden
Die Räumlichkeiten sind adäquat ausgestattet und
erfüllen aktuelle technische Standards. Für MitarbeiterInnen aber auch für KlientInnen und kooperierende Stellen stehen Fachliteratur und -zeitschriften
zur Verfügung. Alle Zentren und größeren Einrichtungen verfügen über Kleinbusse für die Personenbeförderung und für Freizeitaktivitäten.
Wer berät mich?
Die Beratung erfolgt durch sozialpsychiatrische Fachkräfte aus unterschiedlichen Berufsbildern, nämlich
SozialarbeiterInnen / SozialpädagogInnen, KrankenpflegerInnen und FachkrankenpflegerInnen Psychiatrie, ArbeitserzieherInnen und verwandten Berufen.
Alle MitarbeiterInnen verfügen über eine sozialpsychiatrische Basisqualifikation und häufig über
Zusatzausbildungen. Die Teilnahme an internen und
externen Weiterbildungen und an Supervision ist
obligatorisch.
Wann sind Sie denn zu erreichen?
Die Beratungsangebote des SPV sind zu den üblichen
Geschäftszeiten zu erreichen. Außerhalb dieser Zeiten
ist ein Anrufbeantworter geschaltet. Unser Rückruf
erfolgt in der Regel innerhalb von 24 Stunden.
Für Beratungen sind grundsätzlich MitarbeiterInnen
aller Fachdienste ansprechbar. Termine werden innerhalb einer Woche vergeben. Für KlientInnen in
Wohnheimen, betreuten Wohngemeinschaften und
für das Begleitete Wohnen ist eine Erreichbarkeit
rund um die Uhr sichergestellt.
Das muss aber unter uns bleiben …!
Ich danke für Ihr Vertrauen.
Datenschutz spielt eine große Rolle in der Beratung
durch den SPV, wie auch in allen anderen Betreuungsangeboten. Alle MitarbeiterInnen unterliegen
der Schweigepflicht. Schriftliche Unterlagen und
elektronisch gespeicherte Daten werden nach den
Bestimmungen des Datenschutzes gesichert aufbewahrt. Daten werden nur in Form von anonymisierten Statistiken weiter gegeben. Niemand erfährt
zum Beispiel über Gesprächsinhalte, wenn die KlientIn nicht vorher schriftlich zugestimmt hat.
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12.07.2013
11:45 Uhr
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Schwer
punkt
thema
Lebensmittel und Kleidung immer dienstags,
weitere Hilfe jederzeit.
Es klingelt. Vor dem Eingang stehen zwei erwachsene Frauen, ein Mann und ein kleines Mädchen. In der
Hand hält der etwa 50-jährige Mann einen Zettel auf den Adresse und Öffnungszeiten der »Speisekammer«
kopiert sind. Er möchte für seine Familie Lebensmittel und Kleidung erhalten.
Die Verständigung ist schwierig, nur der Mann spricht und versteht etwas deutsch. Zur Legitimierung zeigt
die Familie Meldebestätigungen, Pässe sowie den Mietvertrag. Ich erkläre, dass die Lebensmittel- und
Kleiderausgabe nur dienstags stattfindet. Im Gespräch ergeben sich Fragen zur Finanzierung der Wohnung,
einem Kindergartenplatz und auch der Arbeitssuche. Die Familie lebt momentan mehr schlecht als recht
von ihrem Ersparten – das wird aber bald aufgebraucht sein. Freunde, Familie oder andere unterstützende
Kontakte gibt es nicht. Zur Sicherung der Existenz der Familie und zur Klärung der offenen Fragen wird die
Familie an das Jobcenter und die Sozialberatung als zuständige Ansprechpartner weiter vermittelt.
Gabriele Leinberger, Zentrum Mörfelden
Ich weiß nicht, ob ich hier richtig bin!
Wen beraten wir?
Wir beraten hauptsächlich folgende Zielgruppen:
• Menschen mit psychischer Erkrankung,
seelischer Behinderung
(im Integrationsfachdienst auch Menschen mit
anderen Behinderungen /Einschränkungen)
• Angehörige von psychisch Kranken
• Soziale Dienste, die in ihrer Arbeit Menschen
mit psychischen Erkrankungen, Auffälligkeiten
begegnen
• Betriebe, die Menschen mit psychischer Erkrankung
oder anderen Behinderungen beschäftigen
„Ich bin ja nur hier, weil …
Eigentlich geht’s mir ja gut!
Hauptziel der Beratung ist immer die Unterstützung
in unterschiedlichsten Lebensbereichen zur Verbesserung oder Stabilisierung der Lebensqualität psychisch Kranker und deren Umfeld.
Weitere Zielaspekte sind Prävention und
Entstigmatisierung. Das beinhaltet:
• Information und Beratung sozialer Institutionen
• Information und Beratung der Öffentlichkeit
• Information und Beratung des Umfeldes
von psychisch Kranken
• Zusammenarbeit im sozialen Netz des Kreises
Groß-Gerau und Teilnahme an Gremienarbeit
• Aufbau / Unterstützung von Selbsthilfegruppen
• Begleitung von ehrenamtlichen Helfern
Worüber kann ich hier denn sprechen?
Im Fokus stehen folgende Lebensbereiche
von Menschen mit psychischer Erkrankung:
• Psychische und physische Gesundheit
• Arbeit, Beschäftigung, Tagesstruktur
• Wohnen
• Finanzielle, materielle Sicherheit
• Soziale Kontakte
• Freizeitgestaltung
I
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12.07.2013
11:45 Uhr
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Vorm Joghurtregal oder
im Baumarkt lässt sich alles
besprechen
Mein nächster Beratungstermin: im Baumarkt. Mein Klient hatte
schon zwei unserer MitarbeiterInnen als BeraterIn gehabt. Er hatte immer
Einschränkungen gemacht bezüglich Ort und Art der Beratung – nicht
im Büro, nicht in einem Haus vom SPV … schließlich kamen wir auf den
Baumarkt. Hier stehen wir meist im Cafe am Eingang des Baumarktes.
Die Hand darf ich ihm nicht geben, da er nicht weiß, was oder wen ich
alles angefasst habe.
Wir sprechen über Probleme am Arbeitsplatz. Er weiß nicht, ob er mit
den Kollegen weiterhin arbeiten kann, da diese vom Tod eines anderen
erzählten. Ein schweres Thema für ihn – es hatte schon eine andere
Beraterbeziehung mit einem Kollegen ins Schwanken gebracht.
Während des Gesprächs wird er immer lauter. Obwohl ich ihn darauf
aufmerksam machte, verändert er die Lautstärke kaum. Erneut wiederholt
er seine Sorgen und kann sich kaum beruhigen. Er berichtet von Problemen
mit einem Einkaufsmarkt, der ihm Hausverbot erteilt hatte. Diese Situation
macht ihn fertig. Er will, dass ich mit ihm zu dem Markt fahre.
Ich verspreche ihm, dort gern anzurufen, um die Sachlage zu klären und
erkläre ihm, was ich für seine Entlastung tun könnte. Schließlich nennt er
mir den Namen und die Telefonnummer das Marktleiters. Erleichtert will
er das Ergebnis des Telefonats abwarten.
Sich auf auch ungewöhnliche Wünsche einer KlientIn einzulassen, macht ein
entlastendes Gespäch erst möglich. Für diesen Klienten war es die Wahl des
Beratungsortes und die Sicherheit in seinen Eigenheiten akzeptiert zu sein.
Durch die Beratung konnte er den nächsten Alltag ohne Konflikte bestreiten.
Nanny Bilek, Integrationsfachdienst
Der IFD berät schwerbehinderte Menschen in allen Fragen rund um ihr
Arbeitsleben, besonders bei auftretenden Schwierigkeiten.
RZJahresbericht_10 Einzelseiten
12.07.2013
11:45 Uhr
Seite 16
Schwer
punkt
thema
»Gut, dass es Sie
gibt. Das hätte ich
alleine nicht so gut
geschafft.«
Beratung
hat unterschiedliche
Funktionen
Clearing
Das muss aber unter uns bleiben!
Unter Clearing ist die Klärung der aktuellen Problemlage und die Einschätzung des Hilfebedarfs zu verstehen. Es werden Erst- und bei Bedarf weitere
Gespräche geführt, in denen gemeinsam mit den
KlientInnen eine Hilfeplanung vorgenommen wird
oder weitere Hilfen vermittelt werden.
Krisenintervention
Sie sind meine letzte Rettung!
In Krisensituationen zielt die Beratung auf die
Bewältigung einer akuten Krise und bei Bedarf auf
die Vermittlung und/oder die Begleitung zu fachärztlicher Behandlung oder die Einleitung von
Maßnahmen zur Unterbringung in einer Fachklinik
oder zur Bestellung einer gesetzlichen BetreuerIn.
Existenzsicherung
Erst mal langsam, und eins nach dem anderen!
Die Sicherung der Existenz ist häufig Anlass für die
Aufnahme einer Beratung und oft Voraussetzung
für weitergehende Beratungsangebote. Hierzu zählen
wir die Hilfen bei der Beantragung von Leistungen
für die Sicherung des Lebensunterhaltes, den Erhalt
der Wohnung oder Hilfen bei der Suche nach einer
neuen Wohnung. In Notfällen gewähren wir zinslose Kleindarlehen. Zur Sicherung der Existenz gehört
auch die Vermittlung zu weiteren Hilfeangeboten,
zum Beispiel der Schuldnerberatung.
Begleitung und Orientierung
Wie verbleiben wir denn jetzt?
Der Umgang mit der psychischen Erkrankung bzw.
der daraus resultierenden Behinderung ist der Kern
unserer Beratungstätigkeit. Inhalte sind die Information über und die Motivation zu Therapieangeboten.
Außerdem wird, zum Beispiel in Gruppenangeboten,
soziales Verhalten eingeübt und Feedback dazu
gegeben. In verschiedenen Trainingsangeboten zur
Teilhabe an der Gesellschaft können eigene Fertigkeiten erprobt und Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung aufgezeigt werden. Beispielsweise kann die
eigene Belastbarkeit durch stundenweise Arbeitsangebote trainiert werden. Beratung hat hier die
Funktion, Feedback zu geben. I
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12.07.2013
11:45 Uhr
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Neuer Anstrich –
neue Aussichten
Herr A. lebt seit elf Jahren im Wohnheim Erfelden – im 2. Stock. Er verlässt die WG nicht mehr.
Eine Gefäßkrankheit und Probleme mit den Füßen machen ihm das Treppensteigen unmöglich. Auch
Gespräche mit dem Arzt und unseren MitarbeiterInnen zeigen keinen Erfolg. So verbringt Herr A. die Tage
in seinem Zimmer; spärliches Licht dringt durch die Spalten der heruntergelassenen Rollläden. Durch seinen
Zigarillokonsum hat sich mittlerweile eine gelb anhaftende Schicht auf allen Gegenständen gebildet.
Eine Renovierung des Zimmers von Herrn A. wurde unabwendbar und für ihn eine große Herausforderung.
Schwer kann er sich auf Veränderungen seiner Lebensgewohnheiten einlassen. Nur durch großes Feingefühl und geschicktes Verhandeln gelang es der Hausmeisterin und den BetreuungsmitarbeiterInnen, Herrn
A. auf die Renovierung einzustimmen. Zunächst abwehrend, dann entgegenkommender, schlug er vor, sein
Bett in die Mitte des Raumes zu stellen. Hier könnte er, geschützt durch eine Staubwand liegend, die
Arbeiten beobachten und kontrollieren. Schließlich ließ er sich darauf ein, in der Renovierungsphase das
WG-Wohnzimmer als nächtliche Ruhestätte zu nutzen. Vorher jedoch musste der Schrank ausgeräumt
werden. Herr A. möchte nicht Hand anlegen, Füße und Beine könnten der ungewohnten Belastung nicht
standhalten. Auf dem Bett liegend, grimmig dreinschauend und in monotoner Stimmlage, erteilt er der
Mitarbeiterin Anweisungen: Seine Kleidung darf nur an bestimmten Stellen berührt werden, die Kleiderbügel
sollten möglichst auf der Garderobenstange nicht bewegt werden, wegen unvorhersehbarer Reaktionen
des Materials. Schichtung und Anzahl der Kleidungsstücke werden von ihm festgelegt, genau drei Paar
Schuhe sollen ineinander gelegt und in eine seiner vielen Lidl-Tüten gepackt werden.
Mit den gepackten Kisten verbringt Herr A. die erste Nacht im Wohnzimmer und ist erstaunlich angetan
von dem neuen Gefühl. Lächelnd berichtet er von der Wanderung des fast vollen Mondes von einer Tanne
zur anderen, vom weiten Himmel und dem schönen Licht. Er hat die Rollläden offen gelassen …
Elke Albrecht, Wohnheim Erfelden
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12.07.2013
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Schwer
punkt
thema
»Durch die Beratung
beim SPV waren meine
Symptome verschwunden.
An meinem neuen
Wohnort sind sie
leider wiedergekommen«
Entscheidungen möglich machen –
Perspektiven sehen
Die 19-jährige Frau S. kommt über den sozialen Dienst eines Berufsbildungswerkes in die Beratung der
PSKB. Sie schildert ihre familiäre Situation als sehr belastend: die Eltern sind geschieden, ihre Mutter hat
eine psychische Erkrankung. Auch ihre beiden jüngeren Geschwister leben bei der Mutter, die mit der
Bewältigung ihres Alltags überfordert ist. Frau S. hat die Rolle des Familienoberhauptes übernommen, sie
kümmert sich um Haushalt, Einkauf, Geschwister und ist gleichzeitig Ansprechpartnerin für die Mutter.
Aufgrund der Belastung sind schon mehrere Ausbildungsversuche gescheitert, viele Fehlzeiten in der Schule,
die Noten haben sich verschlechtert: Frau S. weint, fühlt sich erschöpft und sieht keine Perspektiven.
In der über acht Monate dauernden Beratung erarbeitet Frau S. sich eigene Ziele. Sie wagt es, sich langsam aus der erdrückenden Familiensituation zu lösen, Verantwortung abzugeben. In einem gemeinsamen
Gespräch mit der Mutter werden für beide Angebote zur Entlastung und Hilfe angeboten. Eine wichtige
Voraussetzung, dass es der Tochter gelingen kann, ihren eigenen Weg zu finden.
Nach mehreren Praktika findet S. einen Ausbildungsplatz. Sie zieht in eine Wohngemeinschaft, die in der
Nähe der Familie ist, so kann sie mehrmals in der Woche vorbeischauen. Die Fehlzeiten am Arbeitsplatz,
auch ihre schulische Leistungen haben sich wieder gebessert.
Durch die Beratung der PSKB hat Frau S. Schritt für Schritt größere Selbstständigkeit erworben. Den immer
noch großen Unsicherheiten stellt Sie sich mit Unterstützung des Angebotes des Betreuten Wohnens.
Doris Herstein, Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle (PSKB)
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Beratung
braucht Qualität
Zur Sicherung der Beratungsqualität müssen
alle MitarbeiterInnen bestimmte vorgehaltene
Angebote verbindlich nutzen. Alle MitarbeiterInnen verfügen über die gemeindepsychiatrische
Basisqualifikation der Hochschule Rhein-Main
in Wiesbaden bzw. über die soziotherapeutische
Zusatzausbildung der Evangelischen Hochschule
in Darmstadt. Außerdem sind sie geschult in
systemischer Beratung und im Verfahren des
Integrierten Behandlungs- und Rehabilitationsplans (IBRP). Darüber hinaus finden regelmäßig
hausinterne Schulungen statt, zum Beispiel zu
folgenden Themen:
•
•
•
•
•
•
Krankheitsbilder und Therapiemöglichkeiten
Neue Medikamente
Veränderungen in der Sozialgesetzgebung
Leistungsansprüche der Klienten
Burn-Out-Syndrom
Umgang mit Gewalt
Der SPV unterstützt die Teilnahme seiner MitarbeiterInnen an fachbezogenen externen Fortbildungsangeboten, zum Beispiel durch Freistellungen und durch
die Übernahme von Kostenanteilen. Sie erhalten
Supervision zur Reflexion und Planung ihres Handelns
innerhalb der Teams der Zentren. Bei Bedarf werden
ihnen fallbezogene Einzelsupervisionen angeboten.
In Teambesprechungen findet regelmäßig kollegiale
Beratung statt. Unterstützung und Coaching durch
Vorgesetzte und regelmäßige Mitarbeitergespräche
sind selbstverständlich. Besonderen Wert legen wir
auf unsere Feedback-Kultur, die mindestens einmal
jährlich gegenseitige Feedbacks der MitarbeiterInnen
und der Führungskräfte vorsieht.
Die MitarbeiterInnen sind SPV-intern und extern
an Arbeitskreisen und Gremien zum Erfahrungsaustausch und zur Weiterentwicklung der fachlichen
Arbeit beteiligt.
Auch ohne
Wundersalben zurück
ins Leben
Allabendlich wird Herr S. beim Umziehen für
die Nacht unterstützt. Besonders die Handhabung
des Stützstrumpfes, den er wegen eines Unfalls
2011 tragen muss, ist nicht ganz einfach. Ein
schwerer Zusammenstoß mit einem Auto und
die monatelange Behandlung in verschiedenen
Kliniken und Reha-Einrichtungen haben Herr S.
zugesetzt. Das rechte Bein ist nicht mehr wie
vorher. Beim Anblick seines Beines während des
Ausziehens des Strumpfes und der Pflege des
Beines, findet er Worte, die er sonst nicht findet
– stellt Fragen, die er sonst nicht fragt … Dieser
Moment ist der einzige des Tages, an dem er
sich öffnet für das, was ihm mit dem Unfall
geschehen ist. In der ruhigen, vertrauensvollen
Atmosphäre beginnt er über den Unfallhergang
zu sinnieren: Was er hätte zu dessen Vermeidung
beitragen können, was der Autofahrer hätte
machen müssen, weshalb er sich nicht an den
Unfallhergang erinnern kann und wie eine
Wundersalbe sein Bein wieder heil werden ließe.
Vor allem – was er aus der Situation und dem
Zurückkämpfen ins Leben gelernt hat. Meist stolz
geht er aus den Gesprächen, weil er begreift,
welche Stärken er in dieser schwierigen Zeit
entwickelt hat. Stärken, die niemand, auch er
nicht, für möglich gehalten hat. Die Erinnerungen
an den Unfall und die Zeit danach bleiben.
Doch die Zukunft kann Herr S. sich wieder sehr
phantasievoll und rosig ausmalen. Das allabentliche Ritual hilft Herrn S. sich mit seinem Schicksalsschlag auseinanderzusetzen.
Denise Kühnreich, Wohnheim Erfelden
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Schwer
punkt
thema
Ich hab da mal
eine Frage
Das Bündnis gegen Depression im Kreis
Groß-Gerau bietet regelmäßig Infostände an. Sie
werden in der Zeitung angekündigt. So stehen
wir auch jedes Jahr je einmal auf dem Marktplatz
in Groß-Gerau und in der Marktstraße in
Rüsselsheim.
Bei jedem Infotermin finden sich einige Hilfesuchende Punkt 10 Uhr bei Standeröffnung ein
und wollen gezielt beraten werden. Manche
Interessierte sind extra aus Nachbarorten
»angereist«. Meistens sind es Angehörige, die
sich im Umgang mit ihnen nahestehenden
Betroffenen hilflos fühlen. Neben diesen besonderen Standbesuchern gibt es die scheinbar
»Kurzentschlossenen«, die manchmal mehrfach
den Stand umkreisen und dann mit »Ich hätte
da mal eine Frage« auf die Bündnis-Mitarbeiter
zukommen.
»Der Infostand ermöglicht uns eine lockere Art
der Kontaktaufnahme und Beratung. Man kann
jederzeit wieder gehen, manchen genügt eine
kurze Information und ein Infoflyer, einige wollen
detaillierte Informationen – andere vereinbaren
sogar mit der BeraterIn einen eigenen
Beratungstermin.«
Anke Creachcadec,
Bündnis gegen Depression im Kreis Groß-Gerau
Guter Rat ist nicht teuer!
Unsere klassischen
Beratungsleistungen,
zum Beispiel in den psychosozialen Kontakt- und
Beratungsstellen, sind für
die Nutzer kostenlos!
Neben diesen mehr mitarbeiterbezogenen Maßnahmen existieren weitere, auf die KlientInnen bezogene Qualitätsindikatoren:
• Falldokumentation
• Fortlaufende Hilfeplanung
• Erfassung von statistischen Daten
Im Rahmen der Falldokumentation wird der Verlauf
eines Beratungsprozesses beschrieben. Mit ihrer Hilfe
kann die Ausgangslage zu Beginn der Beratung und
die Situation an ihrem Ende verglichen werden.
Außerdem werden die für den Prozess benötigten
Angebote erfasst. Bestandteil der Falldokumentation
ist auch die fortlaufende Hilfeplanung mit dem
Integrierten Behandlungs- und Rehabilitationsplan
(IBRP). In ihm werden gemeinsam mit der KlientIn die
Ausgangslage, die Ziele und die für die Zielerreichung
notwendigen Schritte formuliert.
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Nach einem Kilometer
bricht das Eis
Wenn ich KlientInnen im Auto mitnehme, muss ich mich mächtig konzentrieren: auf die Straße,
die vielen Blitzer im Kreis Groß-Gerau und auf die Lebensgeschichte des Menschen, der neben mir sitzt.
Manche Männer und Frauen, die zur Beratung kommen oder in das Ambulante Betreute Wohnen aufgenommen werden, sind sehr zurückhaltend. Sie können mit einer klassischen Beratungssituation, dem
Besprechen von Problemen »auf Kommando«, kaum umgehen.
Beim Autofahren allerdings »tauen« viele dieser KlientInnen »auf«. Nach einem »soll ich Sie kurz in xy
absetzen, da komme ich eh vorbei« oder einer Begleitung zu einem Arzttermin nach Rüsselsheim oder
Groß-Gerau steigen sie schweigend ins Auto. Oft beginnen sie schon nach dem ersten Kilometer, ihre
Probleme zu schildern und über das zu sprechen, was sie bewegt. Dass man einander nicht ansieht,
geradeaus blickt, scheint für viele Menschen Entspannung zu bedeuten. Sie beginnen zu erzählen.
Ich erinnere mich an eine sehr verschlossene Klientin, die nach 15 Minuten Autofahrt anfing zu weinen und
mir ihr Herz ausschüttete. Für manche KlientInnen ist das gemeinsame Autofahren ein »Eisbrecher«.
Danach halten sie auch Gespräche gut aus, bei denen wir uns direkt gegenüber sitzen. Dann wird es einfacher über Probleme zu sprechen. Aber bei manchen bleibt das Auto der Ort, wo die besten Gespräche
zustande kommen – selbst wenn wir uns schon jahrelang kennen.
Während sich die KlientInnen bei dieser besonderen »Beratung« entspannen, bleibt es für mich
Multitasking« auf der Straße und die Herausforderung nicht in den nächsten Blitzer zu geraten.
Anke Creachcadec, Zentrum Mörfelden
Die Hilfepläne werden in den monatlichen Hilfeplankonferenzen vorgestellt. Die Teilnahme der KlientInnen ist ausdrücklich erwünscht. Nach Ablauf eines
festgelegten Zeitraumes werden die Hilfepläne bei
Bedarf fortgeschrieben.
Im Rahmen eines zusammen mit dem Kreis GroßGerau und anderen Leistungsanbietern entwickelten
Berichtswesens werden statistischen Daten erfasst:
fallbezogene und fallübergreifende, strukturelle.
Durch diese Dokumentation und Datenerfassung
lässt sich ein Beratungs- und Betreuungsprozess
jederzeit nachvollziehen. Diese Daten unterstützen
die fachliche Arbeit, sie erleichtern die weitere Planung und den weiteren Verlauf. Sie liefern wertvolle
Hinweise auf Probleme und Lösungsansätze. Nicht
zuletzt ermöglichen Berichtswesen, Dokumentation
und Statistiken auch Erkenntnisse über die soziale
Lage der Betroffenen und bilden so eine valide
Grundlage für politisches Handeln. I
»Auf diesem Hintergrund versteht sich Sozialberatung als Mentor für Menschen, denen es
nicht gelingt, im vielfältigen Angebotsspektrum
von Hilfen und gesetzlichen Ansprüchen eine
Orientierung zu entwickeln. Sie begleitet
Menschen, die mit der Komplexität des Alltags
überfordert sind und die zur Regelung ihre
häufig multifaktoriell bedingten und umfassenden Problemlagen eine Reihe unterschiedlichster spezieller Fachdienste in Anspruch
nehmen müssten und bereits damit selbst dann
überfordert wären, wenn die Kooperation
dieser Spezialisten optimal organisiert werden
könnte. Zudem bedürfen nicht alle Fragen der
Konsultation eines spezialisierten Fachdienstes.
Sozialberatung bietet pragmatische und lösungsorientierte Hilfen bei der Durchsetzung
individueller Rechte.«
Wikipedia
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Schwer
punkt
thema
Beratung muss für alle
Menschen erreichbar sein
Die Verbesserung der Lebensqualität psychisch erkrankter
Menschen ist oberstes Ziel jeder Beratungstätigkeit im SPV.
Der Zugang zur Beratung muss niedrigschwellig sein, damit
die Beratung auch von schwer chronisch psychisch kranken
Menschen genutzt werden kann.
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Da viele KlientInnen mit der klassischen Beratungssituation in einem Beratungszimmer nicht zurecht
kommen, orientieren sich die Wahl des Beratungsortes und der Verlauf der Beratung an den Möglichkeiten dieser Menschen. Oder, wie es ein Mitarbeiter
formulierte: »Wenn es für den Klienten der geeignete Ort ist, findet Beratung auch vor dem Käseregal
im Supermarkt statt«.
Diese Haltung stellt hohe Anforderungen an die
MitarbeiterInnen. Sie müssen herausfinden, welches
Setting jede einzelne KlientIn zulassen kann und
sich darauf einlassen – auch dann, wenn ihnen selbst
das Setting nicht besonders angenehm ist.
Hierfür ist es notwendig, dass sich eine professionelle und zugleich von Empathie geprägte Beziehung
zwischen KlientIn und MitarbeiterIn entwickelt. Die
beratende MitarbeiterIn versteht sich in diesem Zusammenhang als Dienstleister. Sie orientiert sich an
der KlientIn, nicht die KlientIn an ihr. Das bedeutet
auch, Verhaltensweisen, Haltungen und Einstellungen der KlientIn in einem gewissen Umfang zu
akzeptieren, auch wenn man sie persönlich nicht
teilt oder sogar ablehnt.
Damit MitarbeiterInnen diese Anforderungen
erfüllen können, muss der SPV die notwendigen
Rahmenbedingungen beitragen. Fortbildungen und
Supervision sind zentrale Angebote. Sie nutzen
diese Angebote verpflichtend: um ihre Arbeit zu
reflektieren und Mechanismen zu erkennen, die
das Beratungsverhältnis stören.
Darüber hinaus muss das Arbeitsumfeld die Möglichkeit bieten, die Arbeit ohne größere Reibungsverluste zu leisten. Die Ausstattung der Räumlichkeiten und ihre Atmosphäre müssen ein effektives
Arbeiten ermöglichen. Entscheidend trägt das positives Klima im Unternehmen SPV dazu bei. Wir sind
stolz auf unsere Feedbackkultur. Mindestens einmal
im Jahr findet zwischen MitarbeiterInnen und Vorgesetzten ein offener Austausch über positive und
kritische Themen statt. Bestandteil dieser Kultur ist
auch unser Konfliktmanagement. Auftretende Konflikte werden in einer für alle beteiligten Personen
adäquaten Art und Weise bearbeitet.
Wie wirkt Beratung im SPV
auf unsere KlientInnen?
In mehreren Interviews befragten wir KlientInnen nach ihrem Eindruck zu Beratungsgesprächen
beim SPV. Es ging um die Themen der Beratung,
ihre Eindrücke vom Verlauf und die Frage, was
ihnen genutzt und was sie gestört hat.
KlientInnen kommen aus ganz unterschiedlichen
Situationen heraus in die Beratung beim SPV. Akute
Schwierigkeiten mit einer Behörde oder dem Vermieter sind häufige Einstiege. Beratungen werden aber
auch während eines Klinikaufenthaltes vermittelt und
eingeleitet. Die weitaus meisten Menschen suchen
unsere Beratungsstellen aus Eigeninitiative auf.
Ratsuchende, die zum ersten Mal eine Beratung
durch den SPV in Anspruch nehmen, haben recht
unterschiedliche Erwartungen. Manche befürchten
ein langwieriges Frage- und Antwort-Spiel oder
sind unsicher in Bezug auf das, was sie erwartet.
Allen gemein ist, dass sie Hilfe bei einem konkreten
Problem suchen. Themen sind zu Beginn häufig
konkrete Schwierigkeiten mit Behörden oder
Vermietern. Im Laufe der Zeit nimmt die psychische Situation der Klienten, ihre Ängste, ihre
Wahrnehmungen und der Umgang damit einen
breiteren Raum ein.
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Schwer
punkt
thema
Der Wunsch vieler KlientInnen nach schneller
konkreter Hilfe birgt die Gefahr, dass die Grenze
zwischen Hilfe bei Überforderung oder fehlender
Handlungsfähigkeit einerseits und die Übernahme
von Dingen, die die KlientIn selbst leisten kann,
überschritten wird. Diese Gefahr muss im Blick
behalten werden, hier unterstützen Supervisionen
und kollegiale Beratung.
Alle KlientInnen beschreiben, dass es ihnen wichtig
ist, schnell konkrete Unterstützung zu erhalten.
Wesentlich ist auch, ob Sie Vertrauen zu der beratenden MitarbeiterIn fassen zu können. Auch das
Umfeld, in dem die Beratung stattfindet, spielt eine
entscheidende Rolle. So sind für Beratungen in den
Räumen des SPV die Ausstattung und Einrichtung,
also zum Beispiel das Vorhandensein von gemütlichen Sitzgelegenheiten und das Angebot eines
Getränkes von Bedeutung.
Wenn die Beratungseinrichtung nur schlecht telefonisch zu erreichen ist, wird das von KlientInnen
kritisch gesehen. In einem Fall wurde es als unangenehm empfunden, auf dem Weg zur Beratung
durch die Tagesstätte mit vielen BesucherInnen
gehen zu müssen.
Das Ergebnis unserer Interviews bestätigt die Bedeutung von rascher, kompetenter Unterstützung
gerade zu Beginn des Beratungsprozesses. Im
weiteren Beratungsverlauf sind das Gefühl, verstanden und professionell beraten zu werden, Vertrauen
zur MitarbeiterIn haben zu können und keinem
Zeitdruck ausgesetzt zu sein, wichtig.
Grenzen der Beratung –
Chancen im Gespräch
Immer wieder kommt es vor, dass Beratungsverhältnisse an Grenzen geraten und BeraterIn oder KlientIn
die Fortsetzung der Beratung kritisch sehen. KlientInnen stehen durch ihre Probleme oft unter großem
Druck und sind frustriert, wenn ihre Erwartungen
nicht in der erhofften Geschwindigkeit erfüllt werden
können. Die BeraterIn kommt mit dem Verhalten der
KlientIn nicht zurecht, empfindet es als kränkend
oder gar als bedrohlich. Und manchmal stimmt einfach die Chemie zwischen beiden nicht.
Solche Situationen müssen schnell bearbeitet werden.
Durch Gespräche mit der KlientIn, bei Bedarf durch
eine KollegIn oder den Vorgesetzten, durch Supervision oder kollegiale Beratung für die BeraterIn kann
häufig eine für alle Beteiligten akzeptable Lösung
gefunden werden. Auch ein Wechsel der BeraterIn
kann eine Lösung sein. Ein solcher Wechsel darf
jedoch nicht als Versagen der BeraterIn interpretiert
und womöglich noch mit einer Schuldzuweisung
versehen werden. Er ist nichts anderes als ein Schritt
auf dem Weg, ein passendes Beratungssetting für
die jeweiligen KlientInnen zu finden.
In alltäglichen Kontakten
Vertrauen schaffen für eine
konstruktive Beratung
Nicht jedes Gespräch zwischen MitarbeiterIn und
KlientIn ist ein Beratungsgespräch. Gespräche über
Alltägliches oder mit MitarbeiterInnen, die nicht mit
Beratungen betraut sind, sind wichtige soziale
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Kontakte. Diese Kontakte sind Voraussetzung dafür,
dass sich KlientInnen angenommen und akzeptiert
fühlen können. Sie stellen eine Beziehung her, die
wiederum die Beratung günstig beeinflusst.
Das Gespräch unserer HausmeisterIn oder ReinigungsmitarbeiterIn mit einer BewohnerIn eines Wohnheims
über die Notwendigkeit und den Ablauf von Renovierungs- oder Reinigungsarbeiten in ihrem Zimmer
hat scheinbar eine andere Qualität als ein Beratungsgespräch einer SozialarbeiterIn. Aber auch dieses
Gespräch findet auf Augenhöhe statt. Auch diese
Gesprächskontakte haben die Lebensqualität der
BewohnerIn zum Ziel. Häufig können gerade diese
MitarbeiterInnen Dinge sagen oder tun, die der professionellen BeraterIn nicht möglich sind.
Die BewohnerIn fühlt sich in ihren Anliegen ernst
genommen und kann sich auf ihre Art und Weise
auf die anstehende Veränderung einstellen. Nur
scheinbar dauern die Arbeiten dadurch länger …
doch so werden krisenhafte Entwicklungen vermieden und die BewohnerInnen fühlen sich gleichzeitig
ernst genommen. Ihre Lebensqualität steigt.
Neben Gesprächen trägt vor allem das gemeinsame
Tun zum Wohlbefinden und zur Weiterentwicklung
der KlientIn bei. Das gilt besonders, wenn es sich
dabei um nachvollziehbar nützliche Tätigkeiten
handelt, wie das Arbeitsangebot in der Tagesstätte,
an einem Außenarbeitsplatz oder die gemeinsame
Beratung allein reicht
nicht aus, um eine
positive Entwicklung
und gute Lebensqualität
bei den KlientInnen zu
fördern.
Es sind auch das alltägliche
Gespräch, das im Kontakt
sein und das gemeinsame Tun, die für
Wohlbefinden und
Orientierung sorgen.
Gartenarbeit in einer Wohngemeinschaft.
Eine solche Tätigkeit und das Gefühl, etwas nützliches geleistet zu haben, bringt häufig mehr Erfolg
als ein Beratungsgespräch.
Beratung allein reicht als Intervention zur Unterstützung unserer KlientInnen oft nicht aus. Wir legen
daher großen Wert darauf, zwischen Beratungsund anderen Aufgaben keinen Unterschied zu machen. Alle sind wichtig und haben eine Bedeutung
für die Lebensqualität unserer KlientInnen. Das
Zusammenspiel von professionellen BeraterInnen,
alltäglichen Gesprächskontakten und gemeinsamer
Aktivität ergibt die Mischung, in der sich unsere
KlientInnen wohl fühlen und die unsere Arbeit
erfolgreich macht.
In dem Maße, wie psychosoziale Problemlagen und
psychische Erkrankung in unserer Gesellschaft zunehmen, wird auch der Beratungsbedarf steigen.
Die Zahlen aus der Statistik am Ende unseres Jahresberichtes sprechen eine deutliche Sprache. Die Zahl
der Beratungen auch von nicht direkt Betroffenen
wird ansteigen. Angehörige kommen einzeln oder
nehmen an einer der beiden Angehörigengruppen
im SPV teil. Institutionen sind mit psychisch erkrankten KlientInnen, Arbeitgeber mit entsprechenden
MitarbeiterInnen konfrontiert und suchen Beratung.
Immer häufiger werden wir auf elektronischem
Weg, per Email auf Beratung angesprochen. Daher
sollten wir über eine Online-Beratung nachdenken.
Im Moment stehen dem jedoch noch DatenschutzGesichtspunkte entgegen. I
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Märchenführung in Steinau an
der Straße (Zentrum Biebesheim)
Verleihung des Walter-Picard-Preises an
die Nachbarn des Wohnheims Erfelden
2012
Höhepunkte
des Jahres
beim SPV
04
Tagesausflug nach Büdingen, Stadtbesichtigung und 50er-Jahre Museum
(Zentren Biebesheim und Groß-Gerau)
Veranstaltungswoche »Fit in den Mai« Höhepunkt »Tanz in den Mai«
(Zentrum Biebesheim)
Tagesausflug ins Technikmuseum
in Speyer (Zentrum Groß-Gerau)
Teilnahme am Fußballturnier der
Diakonie Wiesbaden in Bischofsheim
(Zentrum Rüsselsheim)
Tagesausflug Museumsbesuch
01
Ausflug zur Tutanchamun-Ausstellung
in Frankfurt (Zentrum Rüsselsheim)
(Zentrum Biebesheim)
05
Übernachtung der Kindergruppe
im Zentrum Biebesheim
Lauf gegen Depression
in der Fasanerie in Groß-Gerau
(Bündnis gegen Depression)
Tagesausflug
02
Feier zum 20 jährigen Bestehen
des Zentrums Rüsselsheim
Grillfest im Hof des Zentrums Mörfelden
zum Wilhelm Hack Museum
in Ludwigshafen
06
(Zentrum Biebesheim)
Flammkuchenabend mit den
ehrenamtlichen MitarbeiterInnen der
Speisekammer (Zentrum Mörfelden)
Tagesausflug in den Frankfurter Zoo
(Zentrum Biebesheim)
Tagesausflug in den Luisenpark nach
Mannheim (Zentrum Groß-Gerau)
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10
Kaktus – Kinderfreizeit am Eutersee
in Schöllenbach (Zentrum Biebesheim)
Tagesausflug nach Erbach im Odenwald
(Zentrum Biebesheim)
Tagesausflug zu Fa. Koziol Design
Tagesausflug zum Frankfurter
Flughafen (Zentrum Groß-Gerau)
in Erbach (Zentrum Groß-Gerau)
Tagesausflug in den Palmengarten
nach Frankfurt (Zentrum Biebesheim)
Fußballturnier mit der Ahmadiyya
Muslim Jamat Gemeinde
(Zentren Groß-Gerau und Rüsselsheim)
Werksbesichtigung bei Opel
(Zentrum Rüsselsheim)
08
Familienausflug für Nutzer der
Speisekammer (Zentrum Mörfelden)
Tagesausflug nach Karben mit
Besichtigung der Fa. Rapp Fruchtsäfte
(Zentrum Groß-Gerau)
Sommerfest mit der Gitarrengruppe
der Landfrauen Kreis Groß-Gerau Süd
(Wohnheims Erfelden)
Schifffahrt auf dem Rhein
(Zentrum Rüsselsheim)
Sommerfest unter dem Nussbaum
(Zentrum Mörfelden)
09
Besuch der Synagoge in Erfelden
(Zentrum Biebesheim)
Tagesausflug Draisinentour
in der Pfalz (Zentrum Biebesheim)
Freizeit mit der Region Süd am Edersee,
organisiert und betreut
von den Mitarbeiterinnen
des Wohnheims Crumstadt
11
Besichtigung des Museums im
Philippshospital (Zentrum Biebesheim)
Tagesausflug zum Weihnachtsmarkt
in Ludwigshafen (Zentrum Biebesheim)
Besichtigung des Druckzentrums
Rhein-Main in Rüsselsheim
(Zentrum Rüsselsheim)
12
Weihnachtsfeiern der Zentren
Rüsselsheim, Mörfelden, Groß-Gerau
und Biebesheim
Umzug des Wohnheims Groß-Gerau
in das neue Gebäude
Besuch des Sternenmarktes
in Wiesbaden (Zentrum Rüsselsheim)
Tagesausflug in den Luisenpark
in Mannheim (Wohnheim Erfelden)
Tagesausflug mit Stadtführung nach
Seligenstadt (Zentrum Groß-Gerau)
Auftritt der Musikgruppe
des Zentrums Groß-Gerau bei der
Interkulturellen Woche
Über das ganze Jahr
verteilt fanden noch viele
andere Veranstaltungen
und Aktivitäten statt …
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Stiftung für Seelische Gesundheit
Ohne private Initiative wären viele Hilfeangebote
gar nicht denkbar. Um psychisch erkrankte Menschen
über das Basisangebot staatlicher Leistungen hinaus
zu unterstützen, wurde im Jahr 2001 die Stiftung für
Seelische Gesundheit (SSG) gegründet. Sie hat sich
zum Ziel gesetzt, die Lebenssituation psychisch kranker
Menschen im Kreis Groß-Gerau zu verbessern.
Aus dem Wunsch heraus, ein eigenes Projekt zu
entwickeln und nicht nur bestehende Projekte zu
unterstützen, wurde die Stiftung für Seelische
Gesundheit Initiator eines Selbsthilfenetzwerkes,
das den Namen »Psycholotsen« trägt. Ziel ist die
Unterstützung beim Aufbau einer aktiven Gruppe
von Menschen, die psychische Krisen selbst erfahren
haben und sich nun ihrerseits in der Hilfe für andere
Betroffene engagieren können und wollen.
Der zugrunde liegende Gedanke dieses SelbsthilfeProjekts ist, dass Hilfestellungen für Menschen mit
psychischer Erkrankung und in entsprechenden
Notlagen eine besondere Qualität und Akzeptanz
haben können, wenn Sie von Menschen kommen,
die aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen einen
entsprechenden Blickwinkel mitbringen.
Seit November 2012 trifft sich eine Gruppe regelmäßig und entwickelt die inhaltliche und organisatorische Seite des Projekts. Die SSG fördert die
Qualifizierung der Mitwirkenden und organisiert
hierzu entsprechende Fortbildungseinheiten, zum
Beispiel in Bezug auf die Beratungskompetenz.
Die Ausstattung mit Sachmitteln wie Telefon,
Internetzugang, die Organisation von Räumlichkeiten für Gespräche sowie von professioneller
Unterstützung (z. B. Supervision) sollen ebenfalls
über Mittel der Stiftung zur Verfügung gestellt
werden. Der Start des Projekts wird im zweiten
Halbjahr 2013 erfolgen.
Daneben engagiert sich die Stiftung auch weiterhin finanziell für das regionale Bündnis gegen
Depression und das Schulprojekt »Verrückt? Na
und!«. Finanzielle Hilfen wurden darüber hinaus
aber auch in individuellen Fällen gewährt, so zum
Beispiel die Finanzierung einer Mitgliedschaft in
einem Anglerverein. I
STECKBRIEF
Stiftung für Seelische Gesundheit
Gründung 2001
Ziele:
Verbesserung der
Lebenssituation seelisch
kranker Menschen
Förderung von Projekten
und Einzelmaßnahmen
Trägerschaft für das lokale
Bündnis gegen Depression
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Bündnis gegen Depression
Ein bundesweites Engagement
Das Bündnis gegen Depression im Kreis Groß-Gerau ist
ein Projekt zur Aufklärung über Depression. Dieses Aktionsprogramm, das deutschlandweit in derzeit 65 lokalen
Bündnissen verwirklicht wird, versucht durch gleichzeitige
Intervention auf mehreren Ebenen die Versorgungssituation
für depressiv erkrankte Menschen zu verbessern.
Träger des Bündnisses ist die Stiftung für Seelische
Gesundheit. Die Umsetzung übernimmt die AG
Bündnis, in der sich MitarbeiterInnen sozialpsychiatrischer und psychiatrischer Einrichtungen engagieren, des Diakonischen Werks Groß-Gerau /
Rüsselsheim, von Vitos Riedstadt, des Evangelischen
Dekanats, der Fachbereiche Gesundheit / Verbraucherschutz und Soziale Sicherung / Chancengleichheit
des Kreises Groß-Gerau und des Sozialpsychiatrischen
Vereins Kreis Groß-Gerau e.V. Für die Koordination
stehen einer Mitarbeiterin des SPV zehn Wochenstunden zur Verfügung. Zwei Drittel dieser Kosten trägt
der Kreis Groß-Gerau.
Aktivitäten im Jahr 2012
Das Bündnis führte auch 2012 eine große Zahl
von Veranstaltungen durch, die von 579 Personen
besucht wurden.
Zum vierten Mal fand in Kooperation mit dem Netzwerk Demenz und der Hospizgruppe Riedstadt die
Filmreihe »Lebensirritationen« statt. Beim Filmabend
zum Thema Depression sahen 152 Besucher das
Drama »Veronika beschließt zu sterben«
Bei fünf Vorträgen zu verschiedenen Aspekten von
Depression stieß insbesondere das Thema Burn-Out
auf großes Interesse. Darüber hinaus fragten zwei
Arbeitgeber im Kreis Groß-Gerau Workshops unter
dem Titel »Müde, erschöpft, leer – krank?« zu Stress
und Depressionen am Arbeitsplatz nach.
Nach dem erfolgreichen Auftakt im Jahr 2011 ver-
anstaltete das Bündnis zusammen mit dem TV 1846
Groß-Gerau e.V. im Mai 2012 den 2. Lauf gegen
Depression. Über 100 TeilnehmerInnen liefen in der
Grünanlage Fasanerie in Groß-Gerau, darunter der
Schirmherr des Bündnis gegen Depression, Herr
Landrat Thomas Will, der Bürgermeister der Stadt
Groß-Gerau Herr Stefan Sauer und der Ärztliche
Direktor der Klinik Vitos Riedstadt, Herr Prof. Dr.
Hartmut Berger. Die größte teilnehmende Gruppe
stellten KlientInnen und MitarbeiterInnen des SPV,
die alle in roten T-Shirts ihre Runden durch die
Fasanerie drehten.
Zirka 200 BesucherInnen genossen das anschließende Fest gegen Depression im schönen Ambiente
von Schloss Dornberg. Das Arbeitsprojekt des Sozialpsychiatrischen Vereins servierte Getränke und
Würstchen, Firma Erlenbacher Backwaren spendete
Kuchen. Für Unterhaltung sorgten die Band »Isa´s
Musicmen«, die »Little Stars« des TV Groß-Gerau,
das Spielmobil des Kinderschutzbundes Ried und ein
Spielestand organisiert vom Landeswohlfahrtsverband Hessen.
Zwischen 16.6. und 15.9.2012 fuhr die »MoodTour» unter der Schirmherrschaft der Deutschen
Depressionsliga e.V. und der Stiftung Deutsche
Depressionshilfe 4500 km durch ganz Deutschland.
TeilnehmerInnen waren aktiv, ehemals und nicht
von Depression betroffene Menschen, die auf drei
Tandems, in Zelten übernachtend, durch das Land
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fuhren, um zur Entstigmatisierung von Depression
beizutragen. Die einzelnen Etappen wurden von lokalen Bündnissen gegen Depression und von ADFVGliederungen begleitet. Die Mood-Tour-Etappe Mainz
- Groß-Gerau - Bensheim durchquerte im Juni auf
Initiative des Bündnisses gegen Depression, begleitet
von einigen lokalen Radlern, den Kreis Groß-Gerau.
Bei einem Stopp am Infostand des Groß-Gerauer
Bündnisses auf dem Marktplatz in Groß-Gerau überreichte der Landrat, Herr Thomas Will den Radlern
Snacks und Getränke.
Besondere Aufmerksamkeit erhielt das Bündnis gegen
Depression im Kreis Groß-Gerau durch die Aktion
»Echo hilft« am Jahresende 2012. Die Echo-Zeitungen
in Südhessen berichteten regelmäßig über das Thema
Depression und riefen zu Spenden für die regionalen
Bündnisse in Groß-Gerau und Darmstadt auf.
Das Schulprojekt »Verrückt? Na und!«
Beim Schulprojekt »Verrückt? Na und!« setzt das
Bündnis gegen Depression ein Konzept des Leipziger
Vereins »Irrsinnig Menschlich« e.V. um. Schüler und
Lehrer sollen damit für die Förderung psychischer
Gesundheit und die Verhinderung psychischer Erkrankungen sensibilisiert werden.
Schüler ab Klasse 9 setzen sich mit ihren persönlichen Vorstellungen und eigenen Erfahrungen zum
Thema seelische Gesundheit auseinander. Das Herzstück des Projekttages ist das Gespräch mit den
»Experten in eigener Sache«: Menschen, die psychische Krankheit erlebt haben und die den Jugendlichen offen über ihre Erfahrungen berichten.
Moderatoren, die im beruflichen Umfeld mit seelischen Erkrankungen zu tun haben, begleiten das
Projekt vor Ort. Den Schülern wird vermittelt, dass
es hilft, über psychische Probleme zu reden, dass es
professionelle Hilfen gibt und dass eine psychische
Erkrankung keine Schande ist.
2012 profitierten von den Schulprojekten zehn
Klassen, das heißt 190 SchülerInnen, LehrerInnen
und SchulsozialarbeiterInnen setzten sich intensiv
mit diesem Thema auseinander. »Verrückt? Na
und!« besuchte SchülerInnen der Anne-Frank-Schule
in Raunheim, der Altenpflegeschule Groß-Gerau und
der Werner-Heisenberg-Schule Rüsselsheim. I
Weitere Informationen zum Bündnis gegen
Depression erhalten Sie von:
Bündnis gegen Depression im Kreis Groß-Gerau
Projektkoordination:
Anke Creachcadec
Langgasse 44
64546 Mörfelden-Walldorf
Telefon: 06105-966773
E-Mail: [email protected]
www.bgd-gg.de
STECKBRIEF
Bündnis gegen Depression
Gründung 2004
Träger: Stiftung für Seelische
Gesundheit
Ziele und Maßnahmen:
Verbesserung der Situation
depressiver Menschen
Sensibilisierung und Aufklärung
der Öffentlichkeit
Fortbildungsangebote für
verschiedene Berufsgruppen
Information für Betroffene
und Angehörige
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Organigramm
Mitgliederversammlung
Vorstand
Bettina Scholtz (Vorsitzende), Dr. Andreas Vogel (1. Stellvertreter),
Dr. Ingo Weisker (2. Stellvertreter), Kurt Linnert (Kassenwart),
Ulrike Villinger (Schriftführerin)
Geschäftsführung
Siegfried Schwaab
Verwaltung
Arbeitsangebote
Personal, Buchhaltung, Sekretariat
Schulkiosk der Luise-Büchner-Schule
Projektkoordination Integrationsbetriebe
Region Nord
Region Mitte
Region Süd
Bereichsleitung
Willi Opp
Bereichsleitung
Peter Hüttenberger
Bereichsleitung
Burkhard Held
Zentrum Rüsselsheim
Betreutes Wohnen,
Tagesstätte, SPFH,
Kaktus, Familienpaten
Zentrum Groß-Gerau
Betreutes Wohnen,
Tagesstätte, PSKB, SPFH
Zentrum Biebesheim
Betreutes Wohnen,
Tagesstätte, PSKB, SPFH,
Begleitetes Wohnen in
Familien, Kaktus,
Integrierte Versorgung
Psychiatrie
WH Rüsselsheim
WH Groß-Gerau
Integrationsfachdienst
Zentrum Mörfelden
Betreutes Wohnen,
PSKB, Speisekammer
WH RiedstadtCrumstadt
WH RiedstadtWolfskehlen
WH = Wohnheim
PSKB = Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle
SPFH = Sozialpädagogische Familienhilfe
WH RiedstadtErfelden
Wohnheimleitung
Renate Marquardt-Keil
WH Riedstadt-Erfelden
Wohnheim,
Betreutes Wohnen
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Fortbildung und Gremienarbeit
Eine wichtige Voraussetzung dafür, auch in Zukunft qualitativ hochwertige Betreuungsangebote erbringen
zu können und unsere Angebote weiter zu entwickeln, sind regelmäßige Fortbildungen und eine gute
Vernetzung des SPV.
Der SPV organisiert interne Fortbildungen und entsendet MitarbeiterInnen zu externen Angeboten.
Hier eine Auswahl aus dem Jahr 2012:
• Thematische Fortbildungen
aus Kinder- und Jugendarbeit, z. B. Fachtag Frühförderung, Kinderschutz, Kinder psychisch kranker Eltern.
• Mitarbeiterbezogene Fortbildungen
z. B. zu den Themen Aktuelles Arbeits- und Tarifrecht, Führungstraining für Frauen, Datenschutz,
Gesundheit und Verbraucherschutz, Ein Tag Aussteigen
• Methodische Fortbildungen
z. B. Beratung psychisch kranker Menschen, Einführung in die Transaktionsanalyse, MBSR-LehrerinAusbildung, NLP-Practioners / Systemische Beraterin, Fortbildung Psychomotorik, Systemisches Arbeiten
• Einjähriges Schulungsprogramm für Fallmanager in der Integrierten Versorgung
• Fortbildungen zu Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,
z.B. Pressearbeit: Soziale Themen erfolgreich kommunizieren
In den folgenden Gremien ist der Sozialpsychiatrische Verein zum Teil federführend vertreten:
• Steuerungsgruppe des Gemeindepsychiatrischen Verbundes im Kreis Groß-Gerau
• Sozialhilfekommission des Kreises Groß-Gerau
• Arbeitskreis der GeschäftsführerInnen in der Sozialpsychiatrie Hessen
• AG Soziale Dienste
• LAG Integrationsfachdienste
• Forensikbeirat Vitos Riedstadt
• AG Arbeit und Beschäftigung
• AG Frühe Hilfen im Kreis Groß-Gerau
• Fachgruppe Soziale Psychiatrie im Paritätischen Wohlfahrtsverband
• Fachgruppe Arbeit und Beschäftigung im Paritätischen Wohlfahrtsverband
• unabhängige Besuchskommission der Vitos Riedstadt
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Statistische Erhebungen
Wohnheime
Betreutes Wohnen
Wohnheimplätze
Auslastung Betreutes Wohnen
Wohnheim
Anzahl Wohnheimplätze
KlientInnen des Betreuten Wohnens Anzahl Personen
Region Nord
Rüsselsheim
5
männlich
77
Region Mitte
Groß-Gerau
5
weiblich
101
Region Süd
Riedstadt-Crumstadt
8
Gesamt
178
Riedstadt-Wolfskehlen
4
Riedstadt -Erfelden
15
Wohnform
Anzahl Personen
(zzgl. 2 Plätze in integrierter
Wohngemeinschaft)
Gesamt
Betreutes Einzelwohnen
37
Betreute Wohngemeinschaft
164
4
Wohnformveränderungen (Ein-/Auszüge)
Tagesstätten
Einzug ins Wohnheim aus
Anzahl Personen
Auslastung des Tagesstättenangebotes
Klinik
2
anderem Wohnheim
1
TagesstättenbesucherInnen
Wohnungslosigkeit
1
männlich
157
Begleitetem Wohnen in Familien
1
weiblich
142
Gesamt
299
Auszug aus Wohnheim in
Anzahl Personen
anerkannte Platzzahl
anderes Wohnheim
1
Seniorenhaus
2
Tagesstättenauslastung
Begleitetes Wohnen in Familien
1
Auslastung teilstationär
Reha-Einrichtung
1
Auslastung ambulant
Auslastung Gesamt
Anzahl Personen
88
Auslastung in Prozent
115,71%
54,20%
169,91%
Jugendhilfe
Altersgruppe (teilstationär)
Auslastung Jugendhilfe
18-29 Jahre
14
30-39 Jahre
25
40-49 Jahre
63
Jugendhilfe – KlientInnen
Anzahl Personen
Anzahl Personen
männlich
7
50-59 Jahre
55
weiblich
6
älter als 60 Jahre
41
Gesamt
13
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Psychozoziale Kontaktund Beratungsstellen
Integrationsfachdienst
Auslastung des Beratungsangebotes
Beratungen u. Betreuungen in allen Bereichen
Beratungskontakte
Kontaktart
Anzahl Personen
Anzahl Personen
männlich
361
Qualifizierte Beratung (1-5 Termine)
155
weiblich
540
Begleitungsfälle (mehr als 5 Termine)
139
Gesamt
901
Übergang Schule zu Beruf
Erstberatungen von Betrieben
Altersgruppe
Beratungen
unter 18 Jahren
5
18-29 Jahre
91
30-39 Jahre
139
40-49 Jahre
252
50-59 Jahre
213
älter als 60 Jahre
148
Alter unbekannt
53
Beratungsform
Anzahl Personen
Einzelberatung
263
mehrfache Beratung
287
mehr als zehn Beratungen
351
Arten der Kontaktaufnahme
Kontaktaufnahme durch
Berufsbetreuer/Betreuungsverein
Ärzte/Therapeuten
Fachklinik/stationäre Einrichtung
Verwandte/Freunde
Anzahl Kontakte
–
34
8
85
Eigeninitiative
429
Arbeitsagentur
43
Sonstige (Medien/Umfeld)
302
Gesamt
–
32
326
Betreuungsrelevante Erkrankungen
bezogen auf Begleitungsfälle
Erkrankungen
Anzahl Personen
psychische
75
hirnorganische/neurologische
19
organische
24
Sehbehinderung
–
Hörbehinderung
–
Körperbehinderung
21
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MitarbeiterInnen des SPV
Geschäftsstelle
Geschäftsführer Siegfried Schwaab
Mitarbeiterinnen in der Geschäftsstelle
Carolin Beier, Ingrid Berninger, Astrid Duesterberg, Galina Krieger, Rochelle Oser, Sabine Piossek,
Marilena Wiese
Projektkoordination Arbeit
Yvonne Liebherr
Fundraising und Öffentlichkeitsarbeit
Anke Creachcadec
Region Nord
Bereichsleiter Willi Opp
MitarbeiterInnen des Zentrums Rüsselsheim
Rita Bender, Maria Da Cunha, Florian Dietrich, Sidonio Fernandes, Johanna Götz, Inge Heuser,
Karoline Kress-Klausmann, Christine Kunz-Diekmann, Elja Laine, Isabell Lamby, Tanja Liebmann,
Emmi Liepelt, Anastasija Neumüller, Svenja Nixdorf, Alix Orlemann, Matthias Polzin, Tatjana Proskurakova,
Regina Rübsamen-Kupper, Tobias Rübsamen, Marieke Rudeck, Hysein Sazakli, Gerlinde Stadion,
Jürgen Weller, Melanie Wesp, Gabriele Wunderle
MitarbeiterInnen des Zentrums Mörfelden
Ute Behring, Anke Creachcadec, Albrecht Göthel, Marita Juraschka, Gabriele Leinberger, Frank Öhrig,
David Skalec, Besrat Tesfai, Oleksander Zuskin, Lilja Zuskina
Mitarbeiterinnen des Wohnheims Rüsselsheim
Isabell Lamby, Emmi Liepelt, Tatjana Proskurakova, Gerlinde Stadion
Region Mitte
Bereichsleiter Peter Hüttenberger
MitarbeiterInnen des Zentrums Groß-Gerau
Maryna Amoroso, Josefa Ballat, Susanne Bendig, Silvia Brand, Thorsten Dick, Eduard Engel, Silke Hein,
Simone Herl, Doris Herstein, Sybille Heuss, Esther Hoffmann, Kristina Hofmann, Laura Huckele,
Moritz Klausmann, Pierre Kornow, Ellen Kraft, Petra Lutz, Holger Michels, Daniel Radke, Jutta Rothmaier,
Marion Schneider, Walter Schumacher, Sigrid Setzer, Inga Silivirova, Volker Storm, Franziska Zollweg
MitarbeiterInnen des Integrationsfachdienstes
Nanny Bilek, Beate Jährling, Udo Nold, Bettina Plaschke, Konrad Schleißmann
MitarbeiterInnen des Wohnheims Groß-Gerau
Maryna Amoroso, Sybille Heuss, Esther Hoffmann, Galina Krieger, Sigrid Setzer
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Wohnheim Riedstadt-Erfelden
Einrichtungsleitung Renate Marquardt-Keil
MitarbeiterInnen des Wohnheims Riedstadt-Erfelden
Elke Albrecht, Maria Belz, Pavo Benic, Vincente Blasquez, Blasko Dondras, Gerhard Drebes, Natalia Henze,
Ida Isakov, Conny Keyl, Jacqueline Krauth, Denise Kühnreich, Tatjana Leis, Olga Minich, Helmi Richter,
Sabine Sahr, Manuela Schäfer, Rolf Schmirmund, Aljoscha Schneider, Sybille Storm, Roswitha Tomhave,
Harald Wenner, Yalcin Yildiz
Region Süd
Bereichsleitung Burkhard Held
MitarbeiterInnen des Zentrums Biebesheim
Rita Bergerstock, Marie-Luise Buchmeier, Victor Förster, Adelheid Germann, Panja Göttling,
Hannelore Graulich, Jutta Hoffmann, Sandra Kalawski, Erna Kelbach, Sebastian Keller, Jacqueline Krauth,
Karoline Kress-Klausmann, Carolina Lauer, Stephan Lerch, Anne Müller, Marianne Müller, Coralie Pott,
Anna Rojecka, Hüseyin Sazakli, Gerhard Schulz, Stefanie Schulz, Heike Söhngen, Julia Spitzer, Edith Stock,
Heidemarie Stolz, Elvira Wann, Kirsten Weckesser, Regina Wenner, Michael Wich
MitarbeiterInnen des Wohnheims Crumstadt
Elisabeth Harder, Sandra Kalawski, Jacqueline Krauth, Anne Müller, Andrea Rohmund, Elvira Wann
MitarbeiterInnen der Wohngemeinschaft Goddelau und des Wohnheims Wolfskehlen
Jacqueline Krauth, Stephan Lerch, Ildiko Pahler, Coralie Pott, Anna Rojecka, Angelika Schulz, Stefanie Schulz
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Ansprechpartner
Geschäftsführung
Siegfried Schwaab
Telefon 0 61 52. 92 40-10
[email protected]
Geschäftsstelle
Mainzer Straße 50
64521 Groß-Gerau
Telefon 0 61 52. 92 40-0
Telefax 0 61 52. 92 40-16
[email protected]
[email protected]
[email protected]
Region Nord
Bereichsleitung
Willi Opp
Telefon 0 61 42. 94 79-20
[email protected]
Zentrum Rüsselsheim
Georg-Treber-Straße 59
65428 Rüsselsheim
Telefon 0 61 42. 94 79-16
Telefax 0 61 42. 94 79-15
[email protected]
Zentrum Mörfelden
Langgasse 44
64546 Mörfelden-Walldorf
Telefon 0 61 05. 273 62-0
Telefax 0 61 05. 273 62-21
[email protected]
Region Mitte
Bereichsleitung
Peter Hüttenberger
Telefon 0 61 52. 92 40-30
[email protected]
Zentrum Groß-Gerau
Mainzer Straße 72
64521 Groß-Gerau
Telefon 0 61 52. 92 40-40
Telefax 0 61 52. 92 40-41
[email protected]
Integrationsfachdienst (IFD)
Darmstädter Straße 77
64521 Groß-Gerau
Telefon 0 61 52. 187 184-0
Telefax 0 61 52. 187 184-9
[email protected]
Region Süd
Bereichsleitung
Burkhard Held
Telefon 0 62 58. 94 18-16
[email protected]
Zentrum Biebesheim
Dammstraße 4
65484 Biebesheim
Telefon 0 62 58. 94 18-0
Telefax 0 62 58. 94 18-23
[email protected]
Integrierte Versorgung
Martinstraße 6
64560 Riedstadt-Wolfskehlen
Telefon 0 62 58. 7 15 58
Telefax 0 62 58. 74 74 44
[email protected]
Wohnheim Erfelden
Wohnheimleitung
Renate Marquardt-Keil
Telefon 0 61 58. 18 43-40
[email protected]
Wohnheim
Wolfskehlerstraße 36
64560 Riedstadt-Erfelden
Telefon 0 61 58. 18 43-40
Telefax 0 61 58. 18 43-41
[email protected]
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Wir sind da, wo Sie uns brauchen
Zentrum Nord
Kelsterbach
Raunheim
Ginsheim-Gustavsburg
Bischofsheim
W
Mörfelden-Walldorf
Rüsselsheim
65428 Rüsselsheim
Georg-Treber-Straße 59
Telefon 0 61 42. 94 79-16
Telefax 0 61 42. 94 79-15
[email protected]
64546 Mörfelden-Walldorf
Langgasse 44
Telefon 0 61 05. 273-620
Telefax 0 61 05. 273-6221
[email protected]
Nauheim
Trebur
Zentrum Mitte
Groß-Gerau
W
Büttelborn
64521 Groß-Gerau
Mainzer Straße 72
Telefon 0 61 52. 92 40-40
Telefax 0 61 52. 92 40-41
[email protected]
Riedstadt
W
Zentrum Süd
Biebesheim
Gernsheim
64584 Biebesheim
Dammstraße 4
Telefon 0 62 58. 94 18-0
Telefax 0 62 58. 94 18-18
[email protected]
Beratungsstelle und
gemeindepsychiatrische Dienste
W
Wohnheime
Tagesstätte
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11:45 Uhr
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Geschäftsstelle
Sozialpsychiatrischer Verein Kreis Groß-Gerau e.V.
Mainzer Straße 50 I 64521 Groß-Gerau
www.spv-gg.de I [email protected]

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