Von Lichterfürsten und Pfandflaschensammlern
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Von Lichterfürsten und Pfandflaschensammlern
Der Pfaffenhofener Ausgabe 11 / KW 47 FREITAG, 21. NOVEMBER 2014 Preis: gratis! Segreti dell‘Arte Miteinander Wege finden Die Geheimnisse der Kunst präsentiert Serio Digitalino in der Städtischen Galerie Kathrin Merkert gibt einen Einblick in ihre Arbeit als Klimaschutzmanagerin der Stadt Seite 5 Seite 3 ZUKUNFTSVISIONEN Eine internationale Künstlergruppe kreiert im Finanzamt eine utopische Stadt Seite 4 IRON WOMAN Die Weltmeisterin Nicole Bretting aus Hohenwart im Interview Seite 6 INDIVIDUELL Die Kreativ-Werkstatt bei „Familia“ fertigt Adventskränze auch nach Kundenwunsch Seite 7 ZITRONENBÄUMCHEN Alles, was man von einem Italiener erwartet – Pizza, Pasta, Fisch –, bietet „Da Massimo“ in Tegernbach Seite 8 Von Lichterfürsten und Pfandflaschensammlern von Lorenz Trapp Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? Es ist der Wichtel. Was er wohl find‘? Ist Ihnen, die sie doch so wachen Auges durch die Jahreszeiten laufen, auch schon aufgefallen, dass sich die stade Zeit in diesem Jahr verdächtig stad ankündigt? Während des Novembers und des Dezembers in den letzten Jahren sich kaum jemand rechtzeitig hinter blauen Plakaten in Sicherheit bringen und den überschwänglichen Ankündigungen exorbitanter Weihnachtsaktionen entkommen konnte, steht man heuer fast verwundert vor den Herren vom Bauhof, die auf dem Hauptplatz an ein paar Holzhütten rumzimmern. Ist denn schon wieder Weihnachten? Es ist. Nächsten Donnerstag, am 27. November 2014, geht’s bereits los, mit dem Christkindlmarkt bis zum 23. Dezember. Am Weihnachtstag ist wieder Ruhe. Unter dem Motto „Wichtelzeit und Weihnachtszauber“ dürfen wir uns nun schon zum fünften Mal auf eine, so verspricht uns Bürgermeister Thomas Herker im Grußwort auf www.wichtelzeitundweihnachtszau- ber.de, stimmungsvolle, aber auch abwechslungsreiche Vorweihnachtszeit freuen. Wer hätte das gedacht? Der Christkindlmarkt wird heuer großflächiger gestaltet, die Öffnungszeiten werden ausgeweitet, damit wir den heißen Glühwein und das kalte Pils nicht gar so schnell in uns hineinstürzen müssen, und natürlich, natürlich!, darf der weit über unsere Grenzen hinaus berühmte Lichtkalender nicht fehlen – nebst einer Vielzahl von Veranstaltungen, von Engelspiel bis Feuerwerk. Selbstverständlich hat der Weihnachtswichtel in diesen vier Wochen seine karitativen Auftritte, nicht nur beim Basteln im Wichtelhaus, doch Begeisterung hervorrufen werden wieder die Lichttapeten, die, über 24 Gebäude gelegt, eine ganz besondere Atmosphäre in die Innenstadt zaubern. Fabian Stahl von der Interessengemeinschaft Lebendige Innenstadt hält den Lichtkalender für einzigartig, und Matthias Scholz von der Wirtschafts- und Servicegesellschaft sieht gar auf dem Hauptplatz ein festliches Weihnachtsdorf, das uns mit seinem Lichterglanz die Adventszeit verschönert. Eine ganze Menge Licht, mag da manch einer sagen, doch gemach! Pfaffenhofen leuchtet klimaneutral. Mit einem Klimakompensationszertifikat nämlich ersetzt die Interessengemeinschaft Lebendige Innenstadt, die als Organisator des Kalenders (ich spare mir hier schon mal ein Licht für später) zeichnet, alle CO2Emissionen, die durch den Betrieb der Leuchtmittel in der Innenstadt entstehen. Außerdem wurden für den Christkindlmarkt neue energiesparende LED-Lampen angeschafft. Die Energieeinsparung gegenüber herkömmlichen Glühbirnen liegt bei ca. 90 %. Hätten Sie gewusst, dass 90 % aller Tierarten kleiner sind als ein Fingernagel? Kaum zu glauben, soll aber wahr sein. Irgendein Schlaumeier wird wohl durchgezählt haben. Anderen Schlaumeiern unter uns ist sicherlich aufgefallen, dass die erste Zeile dieses Textes an ein legendäres Gedicht des Herrn von Goethe gemahnt. Johann Wolfgang, wie ich ihn nun respektlos nenne, ist manchem besser bekannt als Dichterfürst, und der Zeitgenosse, dem nur der Inhalt, nicht die Form wichtig ist, würde ihn auch als Lichterfürst – Hauptsache Fürst ist drin – durchgehen lassen; so gesehen könnte es Herrn von Goethe hier durchaus gefallen – ein Fürst unter Lichterfürsten. Vor den Fürsten jedoch hat der liebe Gott den Bürger gesetzt. „Bürger, lass das Glotzen sein, komm herunter, reih dich ein!“ So ganz im Sinne der Erfinder dieses Spruchs aus alten Zeiten ist es wohl nicht, dass sich nun im Lustholz bei Uttenhofen ein sogenanntes Bürgerwindrad drehen soll. Bürgerwindrad deswegen, weil es von der Bürgerenergiegenossenschaft betrieben werden soll. Prognostizierter Jahreswindertrag: ca. 6 Mio. Kilowattstunden, also Strom für 1500 Haushalte respektive x Christkindlmärkte. Und Bürgerwindrad deswegen, weil sich die Bürger beteiligen dürfen, sogar gewinnbringend, profitorientiert. Satte 8 % annonciert die Genossenschaft in diesen Magerzins-Zeiten. Davor steht die Mitgliedschaft ab 100 Euro Beitrag, und wer gerade 1000 Euro locker hat, darf die Summe – gerne auch mehr, doch nicht weniger – als Beteiligung ins Windradprojekt investieren. Ca. 5 Mio. Euro wird das Rad kosten, und es kann noch gezeichnet werden; die oberen Fünftausend sollten das locker schaffen. Wahrscheinlich, steht zu befürchten, schaffen es die oberen Tausend. Das wird meinen Freund, den Flaschensammler freuen. Denn eigentlich pflegt er die paar Cent, die ihm das Wühlen in den Mülleimern nach weggeworfenen Pfandflaschen einbringt, anderweitig zu investieren. Übrigens: Seit Neuestem ist ihm das unwürdige Wühlen im öffentlichen Abfalleimer erlassen. Bürger (sic!) hatten sich an den Bürgermeister gewandt mit der Bitte, sich doch an anderen Städten ein Beispiel zu nehmen und ein sogenanntes „Pfandregal“ an den Abfallbehältern installieren zu lassen. Gebeten, getan. Mein Freund, der Pfandflaschensammler, geht nun trotz quasi mundgerecht servierter Pfandflaschen weiterhin demütig zum Eimer und denkt über seine Würde nach. Es ist doch, denkt er, schön, dass seine kleine Tätigkeit so entgegenkommend gewürdigt und toleriert wird. Toleranz. Geduldet, ertragen – das schaffen wir, bis zur Unerträglichkeit. STADTKULTUR Seite 2 | Der Pfaffenhofener Santa, Wichtel oder Christkind Liebe Pfaffenhofenerinnen und Pfaffenhofener, ärgern Sie sich manchmal, weil Sie am Hauptplatz keinen Parkplatz finden? Oder weil Sie schon wieder tanken müssen, da Ihr Auto im Stadtverkehr so viel Benzin braucht? Wenn ja, wär das doch mal ein Grund, den Pfaffenhofener Stadtbus auszuprobieren – zumal Sie damit etwas für die Umwelt und gegen den steigenden CO2-Ausstoß tun könnten. Vielleicht ist auch das neue Angebot, das die Fahrt mit dem Stadtbus noch einmal preisgünstiger und attraktiver macht, etwas für Sie: „Durch ganz Pfaffenhofen ab 53 Cent am Tag!“ heißt das Motto bei der neuen 9-Uhr-Fahrkarte für den Pfaffenhofener Stadtbus. Für alle, die nicht schon frühmorgens aus dem Haus müssen, sondern den Stadtbus erst im Laufe des Tages nutzen möchten, bietet sich diese besonders günstige Fahrkarte an. Ähnlich wie beim Bayernticket der Bahn ist die Karte täglich ab 9 Uhr gültig. Bis zum Ende jedes Tages können die Inhaber damit die Stadtbusse ganz nach Belieben nutzen. Die 9-Uhr-Karte wurde im Zusammenhang mit verschiedenen Änderungen und Verbesserungen für den Pfaffenhofener Stadtbus eingeführt, die sich seit dem Sommer bereits bestens bewährt haben. Die neuen Stadtbusse sind deutlich leiser, behindertenund umweltfreundlicher als ihre Vorgänger. Auch die verbesserte Anbindung der Ilmtalklinik, die zusätzlichen Haltestellen und die Sitzgelegenheiten an besonders frequentierten Haltestellen sind bei den Fahrgästen sehr gut angekommen. Übrigens könnte die 9-Uhr-Karte – genau wie alle anderen Stadtbus-Fahrkarten – auch eine schöne Geschenkidee sein; sozusagen „umweltverträgliche Mobilität als Weihnachtsgeschenk“! Bei Interesse wenden Sie sich am besten an eine der Stadtbus-Vorverkaufsstellen (Bürgerbüro im Rathaus, Stadtkasse der Stadtverwaltung, Haus der Begegnung und Reisebüro Stanglmeier am Hauptplatz). Dort werden Sie auch bei Fragen zu allen anderen Zeit- und Mehrfachkarten bestens beraten und informiert. Apropos Info: Alle Fahrpläne und Informationen zum Stadtbus finden Sie auch im Internet unter www.pfaffenhofen.de/stadtbus sowie unter www.stadtbus-stattauto.de. Herzlich Ihr Thomas Herker, 1. Bürgermeister IMPRESSUM Verlag/Herausgeber/Herstellung: KASTNER AG – das medienhaus, Schloßhof 2–6, 85283 Wolnzach, Telefon 08442/9253-0 V.i.S.d.P.: Kilian Well E-Mail: [email protected] Redaktion: Claudia Erdenreich, Kilian Well, Hellmuth Inderwies, Lorenz Trapp Layout: Monika Lang Anzeigen: Claudia Sünder Telefon: 0 84 42 / 92 53-7 05 Mobil: 01 71 / 1 22 27 22 Erscheinungsweise: monatlich Der Pfaffenhofener erhalten Sie in der Buchhandlung Pesch, der Buchhandlung Kilgus, bei Schreibwaren Daubmeier, Schreibwaren Prechter, Tabak Bergmeister, Tabak Breitner etc. Nächste Ausgabe voraussichtlich Freitag, 12. 12. 2014 Freitag, 21. November 2014 Die Auswahl zum Jahresende wird wieder groß und bunt von Claudia Erdenreich Früher war die Sache einfacher: Da kam hierzulande am 24. das Christkind und am 6. der Nikolaus. Das war es dann auch. Ersteres brachte mit Glück größere Geschenke, zweiter nur Kleinigkeiten, dazwischen wurde gebacken und ein paar Karten verschickt an die Lieben in der Fer- ne und alle, die dafür gehalten wurden. Auch an Tante Anneliese und die französische Austauschstudentin vom Vorjahr. Nach dem 6. Januar flog der Baum raus und alle waren froh, dass es geschafft war. Nur die ganz traditionellen Naturen und die mit sehr sensiblen Kindern hielten den Baum oder das nun nadelnde Elend bis Lichtmess aufrecht. Alle gingen bis dahin Ski- und Schlittenfahren, dann kam nahtlos der Frühling. Klimawandel war noch kein Thema und Rudolph mit seinen Rentierkumpels blieb verlässlich im hohen Norden. Oder in Übersee. So einfach ist es längst nicht mehr. Aber auch nicht mehr so vorhersehbar und ja, ein wenig langweilig. Heute bekommt die Vorweihnachtszeit Event-Charakter. Wo die einen den Verlust der Besinnlichkeit beklagen, kommt vielen anderen die Abwechslung gerade recht. Die Winter sind zwar längst nicht mehr so hart, kalt und schneereich wie früher, aber immer noch lang und dunkel. Es dauert, bis das Licht wiederkommt, und die düstere Wartezeit schlägt so manchem aufs Gemüt. Auf jeden Fall drückt die Mischung aus kalt und dunkel erfolgreich aufs heimische Sofa, entführt in Stimmungslagen irgendwo zwischen Tiefschlaf und Winterstarre. Da helfen nur wirklich verlockende Angebote, um eben jene Schwere zu überwinden und den abendlichen Weg nach draußen zu wagen, auch jenseits von Betriebs- und Vereinsweihnachtsfeiern. Am erfolgreichsten hat sich die Mischung aus Musik, schwer-süßer Kost und dem ein oder anderen Schluck Hochprozentigem erwiesen. Die Variante Kinderpunsch ist für Kleine, Autofahrer und Spielverderber. Ein wenig Stimmung, Besinnung und Andacht schaden da auch nicht, ebenso wenig wie Vorfreude und Geschenke, oft auch als Kommerz verunglimpft. Wichtig ist es auf jeden Fall, die Menschen vom heimischen Sofa wegzulocken. Und dabei spielt es für Kinder wie Erwachsene keine zentrale Rolle, von wem sie genau unterhalten und verlockt werden, das darf heute ruhig eine fröhlich-bunte Mischung sein aus Santa und Klaus, aus Wichtel und Weihnachtsmütze. Der Liederkanon aus Tannenbaum und entsprungenem Ros´ wurde nun um nordatlantische Weisen erweitert und auf Jazz, Klassik und Schlager ausgebaut. Für jeden etwas, Mitsingen ausdrücklich erwünscht. Pfaffenhofen hat sein erfolgreiches Konzept aus den Vorjahren erneut aufgegriffen und ausgebaut. Christkindlmarkt und Wichtel, illuminierte Häuser und Krippenweg sind zur festen Größe geworden in der Vorweihnachtszeit, ebenso wie Musik, Glühwein und Geschenke. Und es wird wieder funktionieren in diesem Jahr, auch wenn die Prognosen vermutlich wieder lauten „für die Jahreszeit zu mild“. bestimmt den Zweck, dass verschiedene eklige Substanzen darauf optisch nicht zur Geltung kamen. Ich war ja kein besonderer Sportler gewesen damals. Praktisch alle anderen, besonders die Supersportler aus unserem Jahrgang, hatten Schwimmen sehr unvorteilhaft ge- ich habe keine einzige Schwimmstunde versäumt. Ich hatte zu vielen Dingen keine positive Grundhaltung, aber zum Schwimmen irgendwie schon. Zum Bullen-Staat, zu RadioPopmusik, zu Weihnachtsschmuck und Umweltverschmutzung hatte ich keine positive Grundhaltung. Aber Schwimmen war für mich irgendwie in Ordnung. Ich fand Schwimmen zwar nicht schön, aber sinnvoll. Will sagen: Es leuchtete mir ein, dass man schwamm. Auch wenn ich den konkreten Nutzen des Schwimmens nicht hätte benennen können, so zweifelte ich doch nie daran, dass ein solcher Nutzen existierte. funden. Knapp die Hälfte hatte sich eine Chlorallergie zugelegt, andere hatten abwechselnd die Badehose vergessen, angeblich nicht gewusst, dass Schwimmen war, den Weg zum Schwimmbad nicht gefunden, sie seien wegen einer Besprechung eine Minute später gekommen, und da sei das Hallenbad schon wieder abgeschlossen gewesen und es sei „leider“ niemand in der Nähe gewesen, der sie zu den anderen habe hineinlassen können, oder sie fehlten einfach so, ohne nähere Angabe von Gründen. Kurz, Schwimmen galt als sehr uncool. Ich dagegen fand Schwimmen nicht uncool. Ich fand es, im Gegenteil, eine nette Abwechslung zum normalen Sport, und ich ging jedes Mal hin. Ich schwamm nicht gut, aber bereitwillig, auch wenn ich mich gewiss bemühte, nach außen hin das Gegenteil auszustrahlen. Ich glaube, Nur eines fand ich doof, nämlich wenn es regelmäßig hieß: zum Abschluss eine Runde Wasserball! Das war wohl als eine Art Geschenk oder Belohnung gemeint, aber es ist nun einmal so in unserem Hallenbad, dass man in der einen Spielfeldhälfte stehen kann und in der anderen nicht. Und natürlich gehörte ich jedes Mal zu der Mannschaft im Schwimmerteil. Als Abwehrspieler – ich sehe mich auf der Fensterseite – hatte ich also nie Grund unter den Füßen und musste, um nicht unterzugehen, ununterbrochen rudern wie ein Retriever im Baggersee. Ich fand das unfair, kann mich aber nicht daran erinnern, dass irgendjemand sonst sich darüber beklagt hätte. Denen war es irgendwie egal. Die spielten sich ja auch die Bälle zu. Über dem Hallenbad liegt ja noch eine Turnhalle. Ich habe mir während langweiliger Wasserballspiele vorgestellt, es wäre umgekehrt: Das Schwimmbecken läge über der Turnhalle. Die Decke bräche dann durch, am Boden des Beckens täte sich ein großer Riss auf, durch den man hinuntergeschwemmt würde, um dann, eingehüllt in einem Schwall Chlorwasser, von der Hallendecke herabzustürzen auf einen Parcours aus Turngeräten, der dort gerade aufgebaut wäre. Wenn wir dagegen in der Halle über dem Schwimmbad Sport trieben, stellte ich mir natürlich vor, beim zu festen Aufstampfen, oder indem ich einen Medizinball fallen ließ, durch den Boden zu brechen und einen Stock tiefer im Schwimmbecken zu landen. Ein Vierteljahrhundert ist vergangen. Menschen, die damals noch nicht existierten, haben heute ein Examen in Kulturmanagement, forschen über künstliche Intelligenz oder investieren im pazifischen Raum. Das Reich Alexanders des Großen hätte in der Zwischenzeit gut zweimal entstehen und wieder zerfallen können. Eine Sache, die einfach nur sie selbst ist. Ein Schwimmbad, das ein Schwimmbad ist. Wo gibt es das noch? Kein Erlebnispark, keine Fun-Oase, kein Megairgendwas. Die unvergleichliche Liegefläche auf den beheizten, schwarzen Kunststeinelementen vor dem Panoramafenster. Das Hallenbad ist einer der meistunterschätzten Plätze in Pfaffenhofen. Genießen Sie das Flair der Sechzigerjahre – man muss es auskosten, bevor jemand Solarien und Liegestühle aufstellt, eine Erlebnisrutsche installiert oder es abreißt. Die wenigen Menschen, die man hier trifft, sind immer freundlich, etwas älter und – irgendwie vertrauenswürdig. Das Hallenbad ist kein Platz für Deppen. Mit seinen liebenswert angerosteten Edelstahlabflussgittern ist es vielleicht der hipste Ort in ganz Pfaffenhofen. Ich stecke die Zehen ins Wasser. Da ist es wieder, genau wie damals. Dieses gewisse Frösteln: Brr, könnte es nicht eine Winzigkeit wärmer sein? von Roland Scheerer Letztens fiel es mir ein, mit den Kindern das Pfaffenhofener Hallenbad zu besuchen, mon dieu. Das letzte Mal dagewesen vor… als Oberstufenschüler hatte ich kein Schwimmen belegt, es muss also etwa mit sechzehn gewesen sein. Jesses. Als es die DDR noch gab. Als man noch Briefe schrieb. Als ich noch fernsah. Als ein Gitarrenverstärker noch ein Gitarrenverstärker war und kein Computer, der einen Gitarrenverstärker simuliert. Da also war ich zuletzt im Pfaffenhofener Hallenbad. Ich fand‘s schon damals abgefahren, jedes Mal an dem Tor vorbeizumüssen, auf dem die blechernen Warntafeln angenietet sind: Chloranlage, Zutritt nur für unterwiesene Personen – Vorsicht! (zwei Totenköpfe) Chlorgasgefahr! Betreten durch Unbefugte verboten – Gasmaskenpflicht – Wegbleiben! – gelbes Dreieck mit Totenkopf. Ich habe sie mir in meiner Fantasie oft vorgestellt, die Chlorgasanlage. Wie eine so gefährliche Anlage wohl aussieht? Ein Gewirr aus abgewinkelten Rohren, bestückt mit einer Unzahl von Ventilen, Reglern, Druckanzeigern. Aus den Rohren entweicht das tödliche Gas. Und als das Mädchen, das ich liebte, mich nicht wollte, da habe ich es mir feierlich ausgemalt: durch dieses Tor zu gehen. In die Chloranlage einzubrechen, wo man mich dann am Tag darauf finden würde. Die Frau an der Kasse begrüßte mich mit den Worten: Sie werden sich bestimmt noch auskennen, es hat sich gar nichts verändert. Es hatte sich wirklich nichts getan. Das Fluchtwegeposter an der Tür vom Umkleideraum („Knaben“) – als wäre man einer Zeitmaschine entstiegen! Diese schwärzlichgrün melierten Fliesen, sie hatten DIE SEITE 3 Freitag, 21. November 2014 Der Pfaffenhofener | Seite 3 Miteinander Wege finden Klimaschutzmanagerin Kathrin Merkert über ihre Arbeit von Claudia Erdenreich Am 1. September nahm die neue Klimaschutzmanagerin Kathrin Merkert ihre Arbeit in Pfaffenhofen auf. Der Stadtrat hat 2013 die Umsetzung des Integrierten Klimaschutzkonzeptes beschlossen, die Stadt suchte eine Fachkraft für den neu geschaffenen Posten. Insbesondere soll die CO2-Emission in Pfaffenhofen deutlich reduziert werden. Die Stelle wird durch das Bundesumweltministerium im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative gefördert. Kathrin Merkert wuchs in Neureichenau im Bayerischen Wald auf, machte in Waldkirchen ihr Abitur. Sie war schon immer naturverbunden, interessierte sich gleichzeitig für Technik, so wählte sie als Studienfach Forstwissenschaft. Sie studierte in Freising, wollte zunächst beruflich in Richtung Umweltpädagogik gehen und schloss ihr Forstwissenschaftsstudium mit dem Bachelor ab. Rohrbach und dann nach Scheyern. Die Gegend gefällt ihr, sie findet die ganze Region wirklich lebenswert, „man merkt, hier wird viel dafür getan“. Die 29-Jährige ist inzwischen Mutter von zwei kleinen Töchtern, sie genießt den kurzen Arbeitsweg, den sie meist mit dem E-Bike zurücklegt. Die Vorbildfunktion im Kleinen ist ihr wichtig, sie möchte daher auch direkt in der Verwaltung anfangen. „Zehn bis zwanzig Prozent Energieersparnis kann man ohne Inves- von allen Kollegen aufgenommen. „Dennoch gibt es natürlich viel Neues.“ Immerhin gab es ihre Stelle vorher nicht, sie konnte nicht auf bestehende Projekte setzen oder auf Einarbeitung durch einen Vorgänger, sondern musste bei Null anfangen. Eine Herausforderung, der sie sich gerne stellt. Auch bei der „grauen Energie“, etwa bei Büroeinrichtung, Papier oder Toner, sollen Nachhaltigkeitsaspekte in Zukunft berücksichtigt werden. Ebenso ist es ihr wichtig, in Schulen Ziele auch umzusetzen. Hier ist unter anderem der Bereich Mobilität zentral, ein Thema, von dem jeder betroffen ist. Kathrin Merkert ist dabei realistisch und optimistisch zugleich, sie will nichts verbieten, nicht mit dem erhobenen Zeigefinger vorangehen, sondern Alternativen aufzeigen, Angebote machen. E-Bike-Stationen und ein attraktives Bus-Netz könnten hier ein Anfang sein. Kathrin Merkert ist sich dabei bewusst, dass sich nicht alles sofort und umfassend umsetzen lässt. Gerade oft sehr emotionsgeladenen Diskussionen. Dabei wünscht sie sich vor allem, dass möglichst viele Beteiligte zusammenhelfen für ein messbares Ergebnis. Schon jetzt arbeitet sie eng mit dem Energie- und Solarverein zusammen. Privat versucht Kathrin Merkert, Energie möglichst gar nicht zu verbrauchen, hinterfragt ihren Konsum und den ihrer Familie, überlegt sich Alternativen. Dennoch plädiert sie privat wie beruflich nicht nur für Verzicht, die technikbegeisterte jun- titionen erreichen, nur durch kleine Nutzungsänderungen“, weiß die Klimafachfrau. Es reichen Kleinigkeiten, die den Komfort der Menschen nicht beeinträchtigen, etwa wenn abends Licht, Drucker, PCs und Bildschirme ausgeschaltet werden. Ihr Arbeitsplatz liegt im zweiten Stock des Verwaltungsgebäudes, sie hat sich in der kurzen Zeit bestens eingelebt, wurde offen und herzlich und Kindergärten zu gehen. „Hier gibt es fertige Aktionen“, weiß Kathrin Merkert, etwa zur Mobilität. Sie sollen passend zum Kindergarten oder der Schule ausgewählt werden. Ebenso sollten Durchschnittswerte an Verbrauch für städtische Gebäude ermittelt und verglichen werden, um so größere Abweichungen festzustellen und falls möglich zu beheben. Zudem sollen Akteure zu regelmäßigen Treffen zusammenkommen, um wenn es Kollisionen mit anderen Bereichen wie Brandschutz oder Denkmalschutz gibt, müsse eben abgewägt werden. „Das Verhältnis muss stimmen“, betont sie. Es geht ihr bei allen Plänen und Maßnahmen darum, ein Miteinander zu finden, gut zu planen und mit den betroffenen Menschen zu sprechen. Sie möchte ein Umdenken anstoßen. Die Klimaschutzmanagerin plädiert dabei für eine Versachlichung der ge Frau ist offen und realistisch. Sie wird mit ihrem Fachwissen und ihrer fröhlichen, praxisnahen Art sicher viel erreichen. Der Aktionsplan Klimaschutz (Maßnahmenkatalog zum Klimaschutzkonzept) ist öffentlich zugänglich unter: Neue Konzepte für die Kreisstadt Ihren Master in regenerativen Energien und Energieeffizienz hängte sie in Kassel an, erneuerbare Energien interessierten sie, dafür gab es nicht so viele Studienorte. Kathrin Merkert schätzte vor allem den interdisziplinären Charakter des Studiums, das von Maschinenbau über Elektrotechnik bis Architektur reichte. Mathematik und Technik schreckten sie nicht. „Das liegt mir“, erklärt sie lachend. Auch die bunte Mischung der Mitstudenten gefiel ihr, viele studieren das Fach erst nach einigen Berufsjahren und bringen entsprechende Erfahrungen mit. Sie lernte neue Sichtweisen und Menschen kennen, schrieb ihre Masterarbeit schließlich bei Honda in Offenbach über Energieeffizienz im Unternehmen. Dort analysierte sie den Stromverbrauch in den einzelnen Unternehmenszweigen, suchte nach Einsparmöglichkeiten. Danach wechselte sie in ein Münchner Ingenieurbüro. Kathrin Merkert zog mit ihrem Mann zunächst nach www.pfaffenhofen.de/ klimaschutz Schönheit aus der Natur Vertriebszentrale von kokoii liegt in Pfaffenhofen von Claudia Erdenreich Die Firma ist jung und schon sehr erfolgreich. Johann Wieser hat die Kosmetikmarke kokoii erst im April diesen Jahres auf den Markt gebracht und vertreibt sie nun zusammen mit Bernhard Stocker in Deutschland, einigen weiteren europäischen Ländern und China. Johann Wieser ist Profi im Kosmetikvertrieb, er wohnt mit seiner Familie seit 16 Jahren in Pfaffenhofen und leitete auch seine vorherige Firma von diesem Standort aus. Kosmetik vertreibt er seit über 20 Jahren, in Pfaffenhofen fühlt er sich dabei sehr wohl. kokoii Münchener Vormarkt 1 85276 Pfaffenhofen www.kokoii.de Bernhard Stocker kommt aus der Gastronomie, ist Festwirt auf zwei Volksfesten in der Umgebung und betreibt einen Partyservice. Kosmetik ist eine neue Branche für ihn, Vertrieb dagegen keineswegs. Ernährung, Gesundheit und Kosmetik gehören für ihn direkt zusammen, daher sieht er in seiner neuen Zusatzaufgabe auch nur eine Erweiterung der bisherigen Tätigkeiten. Büro und Lager sind am Münchener Vormarkt angesiedelt, da hier keine Kunden ein- und ausgehen, sind größere Flächen nicht nötig. Die junge Firma hat bereits vier Vertriebsmitarbeiter und wächst rasch weiter. Kokoii-Produkte werden hier nicht an Endverbraucher vertrieben, sondern an eigentümergeführte Parfümerien und Spas. Die Entwicklung der rein pflanzlichen Produkte nahm mehrere Jahre in Anspruch, produziert wird in Freiburg und Bad Bernau am Chiemsee. „Alles andere war uns nicht gut genug“, fasst Johann Wieser die Idee für kokoii-Kosmetik zusammen. Das Logo der Kosmetikprodukte ist edel und schlicht in schwarz und silber gehalten. Kokoii sind Nüsse, eine Kette aus KokoiiNüssen darf nur von heilig gesprochenen Schamanen getragen werden. Firmengründer Johann Wieser ging es bei der Namensgebung vor allem um einen neutralen Namen, der in jeder Sprache ausgesprochen werden kann und noch nicht mit anderen Vorstellungen besetzt ist. Insgesamt gibt es neun verschiedene Produkte, Referenzen genannt, neben Tages- und Nachtcreme sowie Handcreme natürlich eine Reinigung, ein Collagen-Serum, eine Maske und eine Augencreme. Die Produkte duften neutral und sind dabei für Frauen wie Männer gedacht. Die Anzahl der Produkte wurde bewusst klein und sehr hochwertig gehalten. Preislich sind die kokoii-Kosmetikprodukte im „oberen Mittelklassebereich“ angesiedelt. Die rein pflanzliche Wirkstoffkosmetik wendet sich an Frauen wie Männer ab circa Dreißig. Die Produkte sind hochkon- zentriert und durchaus beratungsintensiv. Daher gibt es auch keinen Internethandel, die Anwendung soll den Kundinnen und Kunden direkt in Parfümerien und Kosmetikstudios erklärt werden. So gibt es einige „2 in 1“-Produkte, etwa eine Reinigung mit Tonic, die nicht beliebig mit weiteren Produkten kombiniert werden sollten. Kokoii-Serum beauté gibt es erst seit April, das Büro wurde im August bezogen und die beiden Geschäftsführer sind sehr zufrieden mit der Entwicklung im ersten Jahr. KULTUR Seite 4 | Der Pfaffenhofener Freitag, 21. November 2014 O rgtecnocity“ lautet das Kunstwort, das die gegenwärtige 41. Ausstellung im Finanzamt Pfaffenhofen thematisiert. Es umreißt das breite Spektrum visionärer Ideen, mit denen acht international bekannte Künstler eine utopische Stadt errichten. Urbanes Ambiente und das Leben in der Gemeinschaft werden vor Augen geführt, das Milieu und Umfeld veranschaulicht, in dem sich Menschen verschiedenster Couleur begegnen und durch ihr kollektives Handeln verbunden fühlen. „Il cantiere delle idee“ („Ein Bau von Ideen“) ist das Motto, das der geistige Vater, Alberto Amadori, zugleich Künstler und diplomierter Architekt, für sein zukunftsweisendes Projekt gewählt hat. Von ihm stammen die im Erdgeschoss ausgestellten phantasievollen Pläne, die als Bleistiftzeichnungen oder Computergraphiken, auf Fotopapier gebannt, gewissermaßen das zweidimensionale Fundament für die Arbeit der am Bau Beteiligten bilden. Es handelt sich um futuristische Entwürfe von Stadtlandschaften, in denen Natur und Technik, vor allem auch unter Berücksichtigung von erneuerbaren Technologien, Geometrisches und Asymmetrisches, Bekanntes und Unbekanntes, Gegensätzliches und Absurdes, Geistiges und Mystisches komponiert werden. Der Künstler befindet sich auf der Suche nach einer Sprache, „die das Allumfassende in der Kunst zu umschreiben vermag“, wie er es ausdrückt, womit er in hohem Maße an die „Allkunst“ der deutschen Romantik erinnert, die die verschiedenen Kunstarten zu einer harmonischen Einheit zusammenführen wollte, um nach Friedrich Schlegel das ganze Leben zu einer Universalpoesie zu machen. Amadoris Suche nach einer Sprache der Kunst gleicht der damaligen Suche nach dem Ideal der „Blauen Blume“, die als Symbol für die Sehnsucht nach Erkenntnis und Erfüllung galt. Rot, Gelb und Blau auf die Leinwand gebannt werden, wobei auf eine Komposition im Sinne eines Bildaufbaus allenthalben verzichtet wird. Sie steht damit dem europäischen Tachismus nahe. Claudia Nachtigal „Textur“ Marco Grimaldi „Scala 2008“ Alberto Amadori „Orgtecnocity“ 17 Serena Granaroli „Stadt am Meer“ Sarit Lichtenstein „From me to you“ Bilder in Acryl vermitteln psychische Prozesse Seinen sieben Künstlerkolleginnen und -kollegen obliegt bei dem Projekt die konkrete Umsetzung solcher Baupläne. So ist Serena Granaroli, die bereits im Rahmen der 34. Ausstellung im Finanzamt das Publikum mit ihren farbenfrohen Werken beeindruckte, zuständig für die Natur- und Seelenlandschaften und der ihnen innewohnenden Dynamik und Entwicklung. Ihre nichtgegenständlichen Bilder in Acryl vermitteln psychische Prozesse. Sie verraten die Nähe zum Expressionismus, und da vor allem zu Wassily Kandinsky, der Farben einen hohen Symbolwert zumaß, weil sie im Menschen Assoziationen auslösen und konkrete Vorstellungswelten hervorrufen. „Sonne und Wärme“, so definiert sie ihre Kunst, „geben Ruhe und Kraft. Farbe, Licht, Bewegung sowie Leichtigkeit sind die wesentlichen Merkmale meiner Malerei, die das langsame Abspulen der Zeit, den Fluss des Lebens von der Geburt bis zum Tod, das Zusammenströmen in einem unendlichen Zyklus, symbolisieren.“ Mit motivgleichen Werken, jedoch gänzlich anderer Gestaltung, ist ihr Bruder Claudio Granaroli vertreten. Seine mit breiten Pinselstrichen auf weiß getönter Leinwand aufgetragenen monotonen Acrylfarben vermitteln eher die Unruhe und Hektik zukünftigen städtischen Lebens und proklamieren zugleich die Rückkehr zur reinen Kunst und ihrer elementaren Symbolik! „Beunruhigung“ ist eines seiner Bilder betitelt. Sie gilt für ihn als Triebkraft solchen Prozesses. Dem entspricht auch sein künstlerisches Selbstverständnis: „Ein großer Künstler zu sein, bedeutet gar nichts; viel wichtiger ist es, ein wahrer Künstler zu sein.“ Dass Claudia Nachtigal ihre Ausbildung an der Kunsthochschule in Carrara und nachher an der Accademia delle Belle di Brera in Mailand Claudio Granaroli „Paesaggio“ („Landschaft“) Alessandro Stenico „Doppio gioco“ („Doppeltes Spiel“) Evelina Schatz „o. Titel“ Zukunftsvisionen im Finanzamt Internationale Künstlergruppe kreiert eine utopische Stadt von Hellmuth Inderwies erhielt, drückt sich sehr deutlich in ihren Arbeiten aus: Bildhauerei und Malerei bestimmen deren Charakter. Dies erklärt zudem auch, dass sie sich als Restaurateurin bedeutender Kunstwerke (Leinwandbilder von Carlo Cerese in der Pfarrkirche San Pietro Martire oder Trecentofresken im Benediktinerkloster in Bergamo) einen Namen machte. Bei ihrem Beitrag zu „Orgtecnocity“ handelt es sich um computererstellte 3D-Modelle aus Gips und Holz, die mit roter Ölfarbe überzogen sind. Als künstlerisch anspruchsvolle Modellbilder bringen sie jene Details einprägsam zum Ausdruck, die hernach bei der Gestaltung großdimensionaler Reliefs besonders hervorgehoben werden sollen. Die Mexikanerin Sarit Lichtenstein gilt als Symbolfigur für Internationalität der am Bau der utopischen Stadt beteiligten Künstler: In Mexico-City geboren, sehr früh von Frida Kahlo und moderner europäischer wie amerikanischer Malerei und Bildhauerei beeindruckt, in ihrem Heimatland, in Italien und Israel ausgebildet, im japanischen Osaka von der Design Foundation preisgekrönt, Teilnehmerin an bedeutenden Symposien in Spanien, künstle- rische Projektleiterin und Kuratorin bei „Mexico Contemporáno“ im Rahmen der 200-jährigen Unabhängigkeitsfeiern ihres Heimatlandes usw. usw.! Allein die Titel ihrer Bilder sind Ausdruck hierfür: „Movement“, „Circle“, „Universe“, „Sounds of Ocean“, „Fromm Me to you“, „Adam“ und „Eva“, „Eden“, „Berlin“. Ihren Kunststil bezeichnet sie als „Action Painting“, womit sie auf die sehr intensive und kurzlebige Form des Entstehungsprozesses hinweisen will. Spontane Empfindungen und Unbewusstes sollen jenseits von registrierter Beeinflussung vorweg mit den unvermischten Grundfarben Für die Kunst im öffentlichen Raum der visionären Stadt ist Alessandro Stenico zuständig. Seine Figuren aus Terra Cotta werden, ähnlich der japanischen Rakukeramik, bei einer Niedrigtemperatur von 900 bis 1000 Grad Celsius gebrannt. Es handelt sich hier allerdings um unglasierte Kunstwerke, die wasserfest und frostsicher sind. Sie erinnern in ihrer Formgebung teilweise an mythologische oder auch metaphysische Darstellungen alter Kulturen. Dabei werden vielfach menschliche Wesensart oder Zweisamkeit als zentrale Themen metaphorisch vor Augen geführt: „Figura femminile“ („Weibliches“) oder „Desideri“ („Verlangen“, „Begehren“, „Sehnsucht“); „Doppio gioco“ („Mann und Frau“), „Adam“ und „Eva“, „Amanti“ („Liebende“). „Disegnos“ (künstlerische Entwürfe in Form von Zeichnungen) bilden als Konzept und Planentwurf die Voraussetzung für die Gestaltung dieser Figuren. Mit seinen vor kurzem geschaffenen riesigen Granitskulpturen in Norwegen hat sich Alessandro Stenico weltweit einen Namen gemacht, so mit einem Denkmal zur Eröffnung eines Unterwassertunnels als Geschenk an die norwegische Königin Sonja. Marco Gimaldis großformatige Gemälde mit schwarzem Grundton basieren auf den Grundsätzen des USamerikanischen Malers, Bildhauers und Objektkünstlers Frank Stella. Es handelt sich um eine Malerei, die nicht darstellend ist und scheinbar keiner Kompositionslehre folgt, sich lediglich zweier oder dreier Farben bedient, wobei keine individuellen Pinselspuren hinterlassen werden. Es ist kein geometrisches Prinzip vorhanden, so dass das Bild eigentlich über die Leinwand und seinen Rahmen hinausgeht. Vielleicht als Metapher für das Wachstum städtischer Siedlungen? Die Qualität des monochromen Malauftrags soll für sich wirken. Da auch kein zentrales Motiv ersichtlich wird, kann man hier von einem Abschied von der traditionellen Bildkomposition sprechen. Die bekannte Kunsthistorikerin Karin Thomas sieht diese Art von Farbfeldmalerei nicht mehr als Darstellung, sondern als Objekt, als Ding schlechthin. So ist auch der Grundsatz, in dem Marco Grimaldi Frank Stella folgt, zu verstehen: „Alles, was ich aus meinen Bildern entnommen wissen will, ist, dass man die ganze Idee ohne irgendwelche Verwirrung sehen kann.“ Evelina Schatz, in Odessa, an der Schnittstelle zwischen Orient und Okzident geboren, übernimmt in der utopischen Stadt die Rolle der Botschafterin kulturellen Lebens. Allein die Kultur schafft ihrer Ansicht nach als „geistige Seele“ Identität. Sie wirkt gerade in Zeiten der Globalisierung und des damit verbundenen pluralistischen Denkens in einem Gemeinwesen als Wegbereiterin der Integration, weil sie die Vermittlerin allgemeingültiger Grundwerte ist. Die utopische Stadt vergleicht die Künstlerin mit einem „phantastischen Segelschiff voller Masten und Segel, mit geheimnisvollen Kabinen.“ Traditionelles muss neu interpretiert werden, wie in der Stadt stets Innovationen notwendig sind, will sie dem sich ändernden Lebensrhythmus gerecht werden. Bis zum 30. Dezember 2014 kann diese außergewöhnliche und beeindruckende Ausstellung noch zu den üblichen Öffnungszeiten (werktags von 7.30 Uhr bis 14.30 Uhr, am langen Donnerstag bis 17.30 Uhr und am Freitag bis 12.30 Uhr) besichtigt werden, bevor sie nach Moskau und dann durch verschiedene Länder der Welt wandert. STADTKULTUR Freitag, 21. November 2014 I n einer Zeit, in der der Mensch durch die Neuen Medien allmählich zu einem gläsernen Wesen gemacht wird und zugleich daran glaubt, per Teilchenbeschleuniger (LHC) und Landung auf einem Kometen kurzfristig alle Fragen des Daseins beantworten zu können, und allenthalben davon überzeugt ist, dass die Wissenschaft die letzten Rätsel dieser Welt schon bald gelöst und ihr damit den noch verbliebenen Zauber genommen hat, scheint es geradezu paradox zu sein, in einer Ausstellung den Geheimnissen der Kunst zu huldigen, wie sie Serio Digitalino unter dem Thema „I segreti dell’ Arte“ in der Städtischen Galerie in Pfaffenhofen ab dem 12. Dezember 2014 präsentiert. Ganz offensichtlich gehört er aber zu jenen Exponenten kreativen Schaffens, die davon überzeugt sind, dass der Erkenntniskraft des Menschen letztlich doch unabdingbare Grenzen gesetzt sind und sein irdisches Dasein eine Dimension besitzt, die nicht berechenbar ist und so ein Mysterium bleibt. Eine substanzlose, durchschaubare menschliche Gestalt, die der Künstler aus einem Drahtnetz gefertigt und mit „Geheimnis“ betitelt hat, mag als Metapher diesen Grundgedanken seiner Ausstellung veranschaulichen und eine Antwort geben auf den wissenschaftlichen Opportunismus der Gegenwart. Die Geheimnisse der Kunst Serio Digitalino präsentiert sie in der Städtischen Galerie von Hellmuth Inderwies Geschichte und Fluidum südlicher Landschaft Dass Serio Digitalino der geschichtsträchtigen und mythenreichen süditalienischen Region Basilicata entstammt, die bereits vor 9 000 Jahren besiedelt war, von verschiedensten Völkern und Stämmen in Besitz genommen wurde und bis heute ihre Geheimnisse birgt, kann nicht überraschen. Geboren ist er in Matera, der künftigen italienischen Kulturhauptstadt Europas, die mit den Sassi, ihren prähistorischen Höhlensiedlungen, zum Unesco-Welterbe zählt. Nach Erfüllung seiner Wehrpflicht bei der Marine zog es den Einundzwanzigjährigen nach dem Norden. Auch wenn er hier nun schon vor 37 Jahren in Bayern eine neue Heimat gefunden hat und in München eine handwerkliche und über ein Privatstudium bei dem bekannten Maler, Graphiker und Dichter Helmut Vakily, dem Gründer der Autoren Galerie 1, eine künstlerische Ausbildung erhielt, so spiegeln sich in seinem Werk stets auch noch die Geschichte und das Fluidum südlicher Landschaft mit ihren Erscheinungsformen und ihren Gestaltungselementen, die ihn bereits in seiner Schulzeit zu phantasievollen Darstellungen animierten. Sehr früh entdeckte er auf diesem Weg seine Leidenschaft für die bildende Kunst. Serio Digitalino: Geheimnisse der Kunst Ausstellung in der Städtischen Galerie Pfaffenhofen, Haus der Begegnung Vernissage: Freitag, 12. Dezember 2014, 19.00 Uhr Ausstellungsdauer: Samstag, 13. Dezember 2014, bis Sonntag, 21. Dezember 2014 Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 9 bis 12 und 13.30 bis 16.30 Uhr sowie Samstag und Sonntag von 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei. Eroberung Der Kuss Inka I Miteinander von Menschen verschiedener Kulturen Gewehrkugeln als Vermittler einer Frohbotschaft Seit 1998 arbeitet er als freischaffender Künstler mit zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland, so in verschiedensten Zentren Italiens wie der Rassegna d’Arte Accademia Villastellone, Chieri Accademia die Folli, Ivrea Incontri D‘Arte, im Rathaus Villanova D’Asti u.a., in München im Kultursalon Drehleier, bei den Stadtteilwochen des Kulturreferats der Landeshauptstadt und derer in Feldmoching, in der Orangerie im Englischen Garten, in Neukeferloh, im Schloss Blutenburg und im Kunstpavillon, im L’Istituto Italiano di Cultura sowie in Germering, in Herne, Bad Tölz, Gernsbach/Baden-Baden usw. usw. 2013 waren seine Werke bei 34. Ausstellung des Finanzamts Pfaffenhofen zusammen mit Arbeiten einer italienischen Künstlergruppe, die in Bayern beheimatet ist, zu sehen. Hierbei weckte vor allem seine Skulptur „Eroberung“ das besondere Interesse der Besucher. Ein Stahlhelm, der den Soldaten vor feindlichen Kugeln schützen soll, wird zur Schale für die zu empfangenden Gewehrkugeln umfunktioniert, wobei Bildaufbau der reliefartigen Strukturierung und erhalten in einem neuen Zusammenhang auch einen neuen Sinn. „Sie tragen die Patina des Lebens!“, so der Künstler. Es geht ihm um die Suche und das Wiederfinden von Spuren der Vergangenheit und damit um die Vermittlung eines Bewusstseins, dass alles Sein einem ewigen Transformationsprozess unterworfen ist, zu dem auch die Sterblichkeit gehört, mit der es sich auszusöhnen gilt. Mit der Verwendung von selbst hergestelltem Rost als einem zerfallenden Material in Kombination mit leuchtenden frischen Farben fokussiert er Untergang und Neubeginn, Geschichte und Zukunft in einer Momentaufnahme. Als Maler und Bildhauer wird er so zu einem unentwegten Wanderer durch Zeiten und Welten, zu jenem archaisch anmutenden „Reisenden“, wie eine aus Metall, Fiberglas, Holz und Blattgold gefertigte Skulptur benannt ist, der gezeichnet ist von den Fährnissen des Lebens und sich auf dem unwägbaren Weg zu einem geheimnisvollen Ziel befindet. Er taucht gewissermaßen in die mystische Sphäre des Unberechenbaren, des Ungewissen, des nur mehr Fühlbaren ein. Diesen Prozess verdeutlichen auch die unterschiedlichsten Themen und Motive seiner Arbeiten, die „Vor der Zeit“, „Hinter den Kulissen“ und „Blick in den Nebel“ betitelt sind, die vom „Gedankenspiel“, „Durchblick“ bis zum „Glanz des Verborgenen“ und vom „Aufbruch“, dem „Sprung in die Freiheit“ bis hin zum „Weg ins Unbekannte“ reichen und durchwegs eine Tendenz zum Geheimnisvollen besitzen. In ganz besonderem Maße gilt dies auch für seine Skulptur „Inka“, eine menschliche Figur, die jene urbane südamerikanische Kultur symbolisiert, deren geheimnisvolle Herkunft ins Reich der Legenden führt, in denen der Sonnengott Inti seinen Sohn in die Welt sendet. Vorweg soll auch das mit unseren Sinnen „Nicht-Vernehmbare“ zum Ausdruck kommen. Serio Digitalino erinnert auf diese Weise an den Ursprung der Kunst, der in den Mysterien der antiken Welt Ägyptens und Griechenlands (hier vor allem in denen von Eleusis und Ephesos und im Dionysos-Kult) zum Ausdruck kommt. Die gegenstandslose Ebene seiner Darstellungen aber verweist auf jenen Prozess, der über Vergangenheit und Gegenwart hinaus in eine nicht vorhersehbare, geheimnisträchtige Zukunft führt. Der Pfaffenhofener | Seite 5 Spielraum diese das Aussehen von Kindermurmeln annehmen und damit zu Vermittlern einer Frohbotschaft werden: Der Krieg hat „ausgespielt“! Serio Digitalinos künstlerische Arbeit fußt nicht nur auf Leinwand, Öl- und Acrylfarben als Materialien, sondern auch auf Glas, Holz, Metall, Wachs und Kunststoff. Über die landläufige Bildmalerei hinaus schuf er Wandgemälde im Stil der Scheinarchitektur, Collagen, Kohlezeichnungen und Skulpturen, die er neuerdings auch aus buntem Acrylglas formt. Malerische und skulpturale Elemente vereinigen sich und führen zu einer dreidimensionalen Visualisierung. Scheinbar ausgediente, wertlose Gegenstände dienen beim Nicht nur auf Grund seines signifikanten handwerklichen Könnens, das in den Bildern und Skulpturen transparent wird, seines künstlerischen Ideenreichtums und seiner Vielfältigkeit bei dessen Umsetzung, sondern auch wegen seines Engagements in Kunst- und Kulturvereinen hat sich Serio Digitalino einen Namen gemacht, so als Mitbegründer und Vorsitzender des Kulturvereins „Pons Arte“, als Mitglied des Künstlerkreises „Kaleidoskop“ und des „Künstlerkreises 83“ in München, des Kunstvereins „Tölzer Land“, der „Vereinigung Bildender Künstler/innen“ (VBK), und des „Berufsverbands Bildender Künstler/ innen“ (BBK). Es geht ihm hierbei vor allem um die Zusammenführung und das Miteinander von Menschen verschiedener Kulturen, zumal er in der Kunst und ihrer Vermittlung ein grundlegendes und unentbehrliches Medium der Kommunikation sieht, weil sie nicht nur die Vernunft, sondern auch die Seele des Menschen anspricht, weil sie Innerlichkeit vermittelt, die mit Worten oft nicht ausgedrückt werden kann. Für die Integration Europas ist eine solche Form der gegenseitigen Verständigung und des Verstehens von unschätzbarer Bedeutung, soll es zu einer wirklichen Kulturgemeinschaft zusammenwachsen. Als bayerischer Italiener leistet Serio Digitalino hierbei einen wertvollen Beitrag. Das Geisterschiff Der Reisende Geheimnis STADTKULTUR Seite 6 | Der Pfaffenhofener Freitag, 21. November 2014 F ür die meisten ist es ein Pensum, das man nicht einmal in zwei Wochen Urlaub schafft: Fast vier Kilometer Schwimmen, danach 180 km Rad fahren und dann noch mehr als 42 km Laufen. Nicole Bretting aus Hohenwart hat dies alles an einem einzigen Tag hinter sich gebracht. In unglaublichen 10 Stunden, 6 Minuten und 22 Sekunden. Ironman. So heißt der härteste Triathlon der Welt. Er findet jedes Jahr auf Hawaii statt. Eine zierliche Frau aus dem Landkreis Pfaffenhofen war zum dritten Mal dabei – und ist als Weltmeisterin heimgekehrt. In der Altersklasse W 40, für Frauen zwischen 40 und 44, war sie die schnellste. Im letzten Jahr die drittbeste und 2012 schon Vizeweltmeisterin. In ihrem Wohnort Hohenwart war das halbe Dorf auf den Beinen, um die erfolgreiche Spitzensportlerin zu begrüßen. Im Interview daheim im Wohnzimmer erzählt sie, wie ihr dieser Triumph gelang. Womit geht es denn los beim härtesten Triathlon der Welt? Die erste Disziplin war Schwimmen. 3,82 km im Meer. Beim Wettbewerb in Hawaii war das eine echte Herausforderung. Denn das Meer war wellig und die Strömung sehr stark. So hatte ich das in Hawaii noch nie erlebt. Ich war froh, dass ich mit der Zeit von 1h11 wieder aus dem Wasser raus gekommen bin. Ich bin nicht die stärkste Schwimmerin und war daher glücklich, dass ich die Distanz mit diesem Wellengang in der Zeit geschafft hatte. Wie ist Ihnen das gelungen? Ich habe den Sommer über versucht, an meiner Schwimmleistung zu fei- ruft. Da fokussiert man sich drauf, wenn man nur eine Person an der Strecke hat. Bisserl Ablenkung tut gut. Und dann kam die Hitze, oder? Genau, dann kam die Hitze. Die war gar nicht so schlimm. Wir hatten konstant 32 Grad. Aber in diesem Jahr war es die Luftfeuchtigkeit, die uns allen zu schaffen gemacht hat. Da hat man das Gefühl, man kriegt die Flüssigkeit, die man braucht, gar nicht so schnell in den Körper rein, wie der sie wieder raus schwitzt. Man hatte ständig das Gefühl, von innen auszutrocknen. Da soll man dann laufen… Da steht schon die Wärme. Man muss sich runterkühlen und alles an Flüssigkeit aufnehmen, was man an den Verpflegungsstationen bekommen kann. Man kann Eiswürfel unter die Kappe nehmen, das kühlt schön, wenn die schmelzen. Ab einem gewissen Punkt muss man den Kopf ausschalten. Dann ist es halt warm. Aber es hilft nichts, für die anderen ist es ja auch nicht kühler. Nicole Bretting Die eiserne Weltmeisterin aus Hohenwart von Heinz Hollenberger len. Dafür habe ich eigens einen Schwimmtrainer engagiert, der bei uns im Verein, beim MTV Pfaffenhofen ist. Mit dem habe ich einmal die Woche trainiert. Der hat mit mir Technikübungen gemacht. Scheinbar hat es geholfen, ich habe mich ja verbessern können. Schwimmt man anders bei hohem Wellengang? Das ist für uns völlig ungewohnt, weil wir Wellen nicht kennen. Aber ich hatte mich ein bisserl wohler gefühlt. Man muss sich von den Wellen auch treiben lassen können. Man muss versuchen, im Windschatten zu schwimmen. Wie beim Radeln kann man auch beim Schwimmen den Windschatten auszunutzen. Man darf nur in kein Gerangel kommen und nicht versuchen, gegen die Strömung anzukämpfen. Wie nah kommen sich die Athletinnen beim Schwimmen? Relativ nah. Wenn ich versuche hinter einer dran zu bleiben, dann kann‘s sein, dass man der aus Versehen auf die Füße tatscht. Das versucht man zu vermeiden, weil‘s die Vordere ja stört. Aber man hat nicht mehr als 10 Zentimeter Abstand. Nach dem Schwimmen geht es auf’s Rad. Wie waren da die Wetterbedingungen? Es war schön, wie für diesen Tag vorausgesagt. Man merkt es daran, wenn einer der Vulkane nicht in Wolken ist, dass das Wetter dann sehr schön wird. Aber auch sehr windig. Genau so war es dann. Der erste Teil der Radstrecke war noch okay. Da war es zwar sehr sonnig, aber das ist für Hawaii ja normal. Dann, nach 35 Kilometern, hat der Wind stetig stärker geblasen – und zwar von vorn. Normalerweise kommt er erst später von vorn. Dieses Jahr ging das aber relativ früh los. Ich kann mich an einen Punkt erinnern, wo ich das erste Mal an meinem Mann vorbei gefahren bin. Da hatte ich etwa 32 km/h auf dem Tacho. Und innerhalb von ein paar Metern war ich plötzlich mit 23 km/h unterwegs. Das ist, wie wenn man gegen eine Wand fährt. Das hat sich Kilometer lang so weiter gezogen, dass der Wind von vorn kam, und das immer heftiger. Ich hab mir gedacht, hoffentlich hört das endlich auf. Aber alle anderen haben den Gegenwind ja auch, ich bin nicht die einzige, die sich plagen muss, die anderen sind auch nicht so schnell. Irgendwann ging es wieder besser. Dann kam der Wind eher seitlich. Dann der Anstieg nach Hawi rauf, da wurde er wieder ziemlich böig. Dann hat er gedreht, da gibt es einen Canyon, runter von Hawi, dadurch dreht der Wind. Der Seitenwind ist ziemlich gefährlich. Man muss den Lenker genau im Blick haben, damit man ihn nicht verreißt und einen Abflug in die Prärie macht. Auf dem Rückweg kam ich wieder an meinen Mann vorbei. Da hatte ich dann 62 km/h auf dem Tacho, ohne dass ich mich groß anstrengen musste. Aber das hat leider nicht lange gedauert. Und dann kam der Wind wieder von vorne und zwar unerbittlich, bis zum Schluss hat er nicht mehr nachgelassen. Ich war nach den 180 Kilometern froh, endlich vom Rad steigen zu können. Aber wie konnten Sie unter all den Zuschauern Ihren Mann am Straßenrand erkennen? Na ja, ich weiß ja, wo er steht (lacht). In Hawaii gibt es nicht so viele Kreuzungen, wo Zuschauer stehen und da bin ich immer froh, wenn an einer Kreuzung jemand ist. Da fährt man den elend langen Highway entlang. Da kommen dann ganze zwei Kreuzungen. An der zweiten Kreuzung stehen Zuschauer. Ich weiß ja, wo mein Mann steht und dass er mir zu- Yoga & Massagen im Ohana-Studio Wie in den Großstädten schon weit verbreitet, gibt es nun auch in der Pfaffenhofener Innenstadt ein Yoga- und Massage-Studio. „Wir wollen mit unseren Kursen Yoga für jeden zugänglich machen – sowohl für Yoga-Neulinge als auch für erfahrene Yogis“, stellen Johanna Düsener-Schlabs und Nina Essig, die vor Kurzem mit „Ohana Yoga & Massage“ in der Schulstraße aktiv sind, unisono fest. Ihr breitgefächertes Angebot soll nicht nur – wie ein klassisches Vorurteil gerne vermutet – Frauen ansprechen, sondern jedermann, vom Rentner bis zum Manager. Auch Kinder (mit speziellen Kursen für 6–10jährige), Mütter und Schwangere (zum Beispiel im Mama-Baby-Yogakurs) finden hier ihren Ausgleich und eine sportliche Betätigung. Die regulären Kurse können übrigens ohne Voranmeldung besucht werden. Im Ohana-Studio steht die persönliche und familiäre Atmosphäre im Vordergrund. Gerade bei den YogaKursen ist es Johanna DüsenerSchlabs und Nina Essig wichtig, individuell auf jeden einzelnen Teilnehmer einzugehen, auf dessen körperliche Verfassung und Leistungslevel. Deshalb praktizieren sie – im Gegensatz zu vielen Fitnessstudios – in kleinen Gruppen, wodurch sie in der Lage sind, Hilfestellungen und Korrekturen bei der Ausführung zu gewährleisten. Vor allem bei Teilnehmern mit körperlichen Beschwerden ist das die Grundvoraussetzung für einen reibungslosen Heilungsprozess. Neben Yoga verwöhnen sie ihre Besucher auch mit unterschiedlichsten Massagen zur Entspannung und zum Wohlfühlen. In einer schnelllebigen Zeit ist es wichtig, dem Körper Pausen zu gönnen, um die nötige Aus- geglichenheit und Vitalität wieder herzustellen. Dazu benützen sie verschiedene Hilfsmittel wie Yogagurte, Klötze und Bolster, und sogenannte „Restorative Posen“ dienen der Entspannung und Revitalisierung. Im Studio werden auch Yoga- und Wellnessaccessoires angeboten. Da die Besitzerin des Studios, Johanna Düsener-Schlabs, das Glück hatte, für einige Jahre in Kalifornien zu leben, konnte sie dort ihre Ausbildung bei einigen der bekanntesten Yogalehrern unserer Zeit absolvieren. Der Fokus ihrer Ausbildung lag dabei insbesondere auf der therapeutischen Wirkung des Yogas. Gepaart mit präventiven Massagen ist dies der ideale Weg, um Körper und Geist in Einklang zu bringen und zu halten. „Und außerdem“, lacht Johanna Düsener-Schlabs, „möchte ich gerne etwas vom kalifornischen easy way of life in die Stadt bringen!“ (lot) Ohana Yoga & Massage Schulstraße 10 · 85276 Pfaffenhofen Tel. 08441 4007334 · www.ohana-studio.de Welche sportlichen Ziele kann man sich nach einem solchen Erfolg überhaupt noch setzen? Natürlich ist die Weltmeisterschaft was Schönes. Ich freue mich über den Titel. Aber ich treibe den Sport ja, weil er mir Spaß macht. Solange es Spaß macht, mache ich weiter. Für das nächste Jahr sind zwei große Wettkämpfe schon sicher: Die Weltmeisterschaft in der Mitteldistanz, in Zell am See. Da habe ich mich qualifiziert. Danach gehe ich wieder nach Hawaii zur Titelverteidigung. Vielleicht gelingt mir ja die Doppelweltmeisterschaft. Das ist mein erklärtes Ziel für 2015. Fotos: Reinhard Bretting STADTKULTUR Freitag, 21. November 2014 Der Pfaffenhofener | Seite 7 Wichtelzeit und Weihnachtszauber Christkindlmarkt in Pfaffenhofen wieder mit zahlreichen Veranstaltungen von Claudia Erdenreich Auch in diesem Jahr sind der Christkindlmarkt und alle Aktionen und Veranstaltungen eine Gemeinschaftsaktion der Stadt Pfaffenhofen, der Lebendigen Innenstadt und Philipp Schleef. Dieser organisiert insbesondere das täglich wechselnde Bühnenprogramm, das sich zu einem besonderen Anziehungspunkt auf dem Markt entwickelt hat. Erstmals in diesem Jahr kommt am 17.12. der Coca-Cola-Truck nach Pfaffenhofen unter dem Motto „Mach anderen eine Freude“. Die Stadt kam dabei unter zahlreichen Bewerbern in die Endauswahl und wird vom Truck besucht. Ebenfalls zum ersten Mal gibt es auf dem Christkindlmarkt eigene Weihnachtstassen. Die dunkelblauen Tassen tragen als Motiv eine Weih- nachtskugel und den Schriftzug „Wichtelzeit und Weihnachtszauber“. Darin wird der Glühwein ganz besonders gut schmecken. Die Tassen können für drei Euro Pfand behalten werden oder alternativ im Bürgerbüro erworben werden. Heuer haben sich der Platz und die Aufteilung des Marktes am unteren Hauptplatz nicht verändert, die Zahl der Hütten ist gleich geblieben. Natürlich gibt es wieder den bewährten eigenen Wichtelbereich, den die Lebendige Innenstadt organisiert. Neben der Wichtelhütte, in der die Sackerl mit den Geschenken abgegeben werden, gibt es wieder das bewährte Bastelzelt für Kinder. Geöffnet hat das Bastelzelt an Wo- chentagen von 16 – 19 Uhr und am Wochenende ab 12 Uhr. Hier können Kinder kostenlos und unter Anleitung basteln, was im letzten Jahr hervorragend angenommen wurde. Das Bastelzelt war immer gut belegt, gebastelt wird mit dem Hilfswichtel. Natürlich teilen sich mehrere Wichtel die Arbeit in der Hütte, ebenso fährt ein ganzes Team die Sackerl aus, im letzten Jahr waren das immerhin 1.700 Stück. „Man lernt dabei völlig unbekannte Dörfer und Höfe kennen“, erklären die AusfahrWichtel immer begeistert. Nicht nur in Pfaffenhofen hat bisher der Lichtkalender ganz besonders großen Anklang gefunden. Dabei werden 24 Häuser mit unterschiedlichen Motiven beleuchtet, das ist bundesweit einzigartig und lockt Radiosender und Zeitungen in die Stadt. Die illuminierten Häuser tragen besonders positiv zum Ambiente des Christkindlmarktes bei und ergeben ein stimmungsvolles Bild, auch ganz ohne Schnee auf dem Markt. Zudem wird es auch wieder einen Krippenweg geben, der bei einem kleinen Rundgang den Blick in ganz unterschiedliche Krippen ermöglicht. Das tägliche Programm auf der Bühne wird unter anderem von lokalen Vereinen, Bands und Tanzgruppen gestaltet. Christkindlmarkt 2014 „Wichtelzeit und Weihnachtszauber“ 27.11. – 23.12.2014 Unterer Hauptplatz Montag bis Freitag ab 16 Uhr Samstag und Sonntag ab 12 Uhr Coca-Cola-Truck: 17. 12.2014 von 14.30 bis 19.30 Uhr Natürliche Adventskränze nach individuellen Wünschen von Lorenz Trapp Gleich hinter der stets offenen Eingangstür befindet sich die Advents-Werkstatt. Wer das Haus am Schwarzbach mit dem Schild „Familia Sozialeinrichtungen“ in diesen Tagen betritt, wird sofort umhüllt von vorweihnachtlichen Düften. Und zwar von den klassischen: Es riecht nach Kiefer, Fichte und Tanne, nach Sägemehl und Kerzenlicht. „Wir fertigen Kränze aus natürlichen Materialien“, erklärt Thea Doppler, „da spürt man endlich wieder, was eine Fichte und eine Tanne eigentlich sind“. Eibe, Buchs, Kiefern- und Tannenzweige sowie Efeu liegen in Kisten und auf den Tischen bereit. Gearbeitet wird nur mit frischem Material, und Thea Doppler sendet gleich ein Danke an alle Spender, die re- gelmäßig für Nachschub sorgen. Bis zum 10. Dezember gibt es im kleinen Laden am Schwarzbach aber nicht nur Adventskränze, sondern dazu Gestecke und Weihnachtsschmuck – selbstverständlich auch nach individuellen Kundenwünschen gestaltet, jede Größe und Ausgestaltung ist möglich. Und die Klienten sind mit Freude dabei. Jeder macht das, was er am besten kann. „Wir setzen jeden nach seinen Interessen und Ressourcen ein“, sagt Thea Doppler, „wir nehmen den Menschen, wie er ist“. Große Aufgabe der Betreuer ist, zu erkennen, wer wo wie belastbar und einsetzbar ist. Thea Doppler leitet die KreativWerkstatt bei Familia. Da wird auch „gefilzt“, genäht, gemalt – Handarbeiten, die auf gar keinen Fall „alt und angestaubt“ daher kommen. Seit 20 Jahren ist die Heilerziehungspfle- gerin im sozialen Bereich tätig, und sie hat die „Hilfe zur Selbsthilfe“ zu ihrem Prinzip erkoren. Die Klienten bei Familia nennt sie lieber Besucher: „In die Tagesstätte kann jeder kommen, auch ohne Diagnose, ohne ärztliches Attest und anonym, und schon mancher hat hier so viel mitgenommen, dass er nicht mehr von Arzt zu Klinik und umgekehrt laufen musste“. Die „Familia Sozialeinrichtungen gGmbH“ hat sich zur Aufgabe gemacht, in der für alle offenen Tagesstätte am Schwarzbach und in den vier therapeutischen Wohngemeinschaften Menschen mit seelischen und psychischen Beeinträchtigungen zu helfen – zum Beispiel in der Kreativwerkstatt! Und hier stehen im Moment die Adventskränze, stehen die weihnachtlichen Kreationen ganz oben auf der To-do-Liste. Wer sich seinen Adventskranz also wirklich ganz individuell gestalten lassen will, der sollte am Schwarzbach, in der Adventswerkstatt, vorbeischauen. Denn was gibt es Schöneres, als selbst auszusuchen, welche Materialien, welche Schleife, welche Ker- zen den Adventskranz zieren sollen? Und wie gesagt: Die Tür bei den Familia Sozialeinrichtungen am Schwarzbach ist immer offen – die Tür der Adventswerkstatt (bis 10. Dezember 2014) Montag bis Freitag von 8 bis 16.30 Uhr und Samstag von 10 bis 12 Uhr. Familia Sozialeinrichtungen Schwarzbach 1 Tel. 08441 805636 www.familia-sozialeinrichtungen.de Seite 8 | Der Pfaffenhofener ANSICHTEN Freitag, 21. November 2014 Pasta, Pizza, Fisch – und eine Treppe mit Zitronenbäumchen Eine sardisch-kalabresische Verbindung regiert im Ristorante „Da Massimo“ in Tegernbach von Lorenz Trapp S caloppina Gorgonzola, mit Bratkartoffeln, davor eine kleine Tomatensuppe, später vielleicht noch eine Insalata capricciosa – klingt das nicht verführerisch, so verführerisch wie das sardische Zitronenbäumchen vor der Eingangstreppe, das jetzt im November doch tatsächlich noch Zitronen trägt? Aus Sardinien kommt nicht nur das Bäumchen. Auch die Chefin Noemi stammt von dem beliebten italienischen Inselparadies, das ihr wohl die gute Laune mit nach Bayern gegeben hat. Verheiratet ist sie mit Massimo, dem in Pfaffenhofen und Umgebung nicht unbekannten Koch aus Kalabrien, und seit Jahresanfang, nach einer umfangreichen Renovierung, bieten die beiden im Lokal „Da Massimo“ in Tegernbach alles, was man von einer italienischen Speisekarte erwartet. Die Spezialität des Hauses sind die Nudeln. Die nämlich sind selbst gemacht, und zwar „wirklich selbstgemacht“. Rigatoni al Forno, oder doch lieber Tortellini Aurora, das Licht der Morgendämmerung am Abend? Die Entscheidung fällt nicht leicht, locken doch auch Spaghetti Mare und Tagliatelle Emiliana – und natürlich die variantenreichen Pizze! „Unsere Pizze“, sagt Noemi, „schmecken, wie eine Pizza schmecken muss – ein leichter Teig, unten knusprig, innen weich, und variantenreich belegt“. Marco, der Pizzabäcker, gibt sich gern ein bisschen wortkarg, legt am Pizzaofen aber all seine Liebe und Erfahrung con cuore in seine Pizze – und wenn er die dann aus dem heißen Ofen holt und auf dem Teller platziert, lässt er sie ganz einfach für sich sprechen, absolut überzeugend. Fragt man ihn, was er selbst am liebsten im „Da Massimo“ isst, schaut er zwar kurz mal sehnsüchtig auf seinen Ofen, doch dann kommt ganz klar die Antwort: „Fisch!“ Kein Wunder für den, der die Goldbrasse vom Grill schon mal gekostet hat, oder war nicht der Lachs mit Spinat in Zitronensoße noch einen Tick besser? Wie alle Meeresfrüchte auch beziehen Noemi und Massimo ihren Fisch von ausgesuchten Lieferanten, ebenso wie die Antipasti, die täglich frisch zubereitet werden – und im „Da Massimo“ in einen gemütlichen kulinarischen Abend geleiten. Herr in der Küche ist der Chef persönlich. Unterstützt wird Massimo von zwei Köchen, die beide auf den Namen Simone hören, eine Tatsache, die bei Hochbetrieb durchaus von Vorteil sein kann: „Du rufst einen, und beide sind da!“ An Bar und Theke herrscht Marina mit ihrem gewinnenden Wesen über Getränke, Gläser und caffè, im Service schwingt Noemi, die Chefin selbst, das freundliche und aufmerksame Zepter, und zwei Jungs aus der Nachbarschaft in Tegernbach, Philipp und Niklas, helfen aus, wann und wo immer es nötig ist: „Wenn’s sein muss, überall!“ Die Stimmung ist gut im „Da Massimo“, das Team versteht sich blendend, und das sei auch wichtig, meint Noemi, denn „dann läuft was“. So ist es, und wer nun die köstlichen, Ristorante „Da Massimo“ Unthofstraße 11 85276 Tegernbach Tel. 08443 2599713 Di bis So ab 18 Uhr So auch 11 bis 14 Uhr von Massimo mit Stolz eigenhändig produzierten Cannelloni probieren will, sollte sich nicht davon abhalten lassen. Weil das Lokal – zumindest räumlich – nicht zu den Größten gehört, empfiehlt sich manchmal telefonische Reservierung. Und sollten Sie für Silvester (so weit ist es nicht mehr weg!) noch nichts vor haben: Im „Da Massimo“ wird à la carte gespeist – auch hier bitten Noemi und Massimo um Reservierung für einen schönen und stimmungsvollen italienischen Jahresausklang. Ebenso lädt „Da Massimo“ zu Familienfeiern und anderen geschlossenen Gesellschaften ein, und ab dem Frühjahr locken einige Tische auf die neu gestaltete Terrasse – ein ausgezeichnetes Plätzchen, um bei Köstlichkeiten mit italienischem Charme zu beobachten, was so ein Zitronenbäumchen im Frühling macht! *** jeden Mittwoch Pizza-Tag *** jede Pizza (außer Fisch) 5 Euro zum Mitnehmen ***