Dreitägige Studienfahrt nach Niederbronn – les – Bains und

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Dreitägige Studienfahrt nach Niederbronn – les – Bains und
Hessenring 75 . D-65428 . Rüsselsheim . Tel.: 06142 / 9545-0 . FAX: 06142/9545-35
Alexander-von-Humboldt-Schule
Gesamtschule mit Ganztagsangebot
UNESCO-Projekt-Schule
EUROPASCHULE
Mechthild Rühl
Roland Wooler
Dreitägige Studienfahrt nach
Niederbronn – les – Bains und
Straßburg zum Thema
Friedenserziehung, Entwicklung des
deutsch - französischen Verhältnisses
in den vergangenen 130 Jahren
16. 01. 2006 – 18. 01. 2006
Jahrgang 10
Schüler aller fünf 10 Klassen im Rahmen der
Themenwoche zum Thema Europa
40 Schüler / Schülerinnen verschiedener
Nationalitäten
erstellt im Juli 2006
1
Kurzfassung Projektbericht Evaluation
Vorhaben: Begegnung mit der Geschichte / Europa vom Schlachtfeld zur
Nachbarschaft
Thema der Unterrichtseinheit. Studienfahrt nach Niederbronn – les Bains und Straßburg
Evaluationsfragen: Wie verändert sich die Einstellung zu Krieg und
Frieden durch die Arbeit nach dem pädagogischen Prinzip der
Begegnungsstätte? Was bringt Lernen an einem außerschulischen Lernort
im Vergleich zu herkömmlichem Unterricht?
Projektzeitraum: 16. bis 18. Januar 2006
Teilnehmer: 40 Schülerinnen / Schüler des Jahrgangs 10
(unterschiedliche Nationalitäten)
Ziele: Den Zusammenhang zwischen der Entwicklung des deutsch –
französischen Verhältnisses in den vergangenen 130 Jahren und dem
europäischen Bestreben zu nachbarlichem Miteinander erkennen.
Entwicklung von Geschichtsbewusstsein. Lernen an einem
außerschulischen Lernort erzeugt im Vergleich zur normalen Schule ein
größeres Interesse am Lernen.
Rechtfertigung der Ziele: " Europäische Dimension" im Curriculum der
Alexander- von – Humboldt - Schule. Lehrplan GL / Geschichte im
Jahrgang 10 . Europäisches Curriculum: „Friedenssicherung in Europa“.
Geplante LRS - Aktivitäten: In der Begegnungsstätte informieren sich
die Schülerinnen / Schüler in verschiedenen Modulen zum Thema deutschfranzösische Geschichte. Durch den Besuch des Europaparlaments wird
die aktuelle Situation in der EU deutlich.
Erfolgskriterien: Der Unterricht an einem außerschulischen Lernort
fördert das Bewusstsein der Schülerinnen und Schüler zum Thema
Frieden.
Indikatoren: Sie zeigen ihr Interesse durch Nachfragen beim Besuch
des Nachbarlandes, Schüler haben mehr Freude am Lernen als in der
Schule, sie beurteilen die Fahrt positiv.
Datenerhebung / Methoden: Fragebogen / Logbuch /
Stimmungsbarometer, Schülerplakate, Dazibao ( Wandzeitung).
Ergebnisse: Durch die Anschaulichkeit der Bausteine der Tagungsstätte
wurde bei allen Schülern großes Interesse geweckt. Durch die eigene
Arbeit wurden besonders schwache Schüler/innen motiviert.
2
Inhaltsverzeichnis
1. Ziele
S.4
1.1 Einordnung der Studienfahrt in den Rahmenplan des
Jahrgangs
10
S.4
1.2 Thema der Studienfahrt / Zielfindung
S.4
2. Beschreibung der Aktivitäten
S.5
2.1 Festung Schoenenbourg
S.5
2.1 Informationen über das Elsass und geschichtlicher
Hintergrund
S.6
2.3 Straßenbefragung
S.7
2.4 Auswertungen der Straßenbefragung
S.7
2.5 Informationen über den Soldatenfriedhof
S.8
2.6 Soldatenfriedhof
S.9
2.7 Besucherhefte und Dazibao
S.9
2.8 Besuch des Europaparlaments
S.9
3. Erfolgskriterien und Indikatoren
S.10
4. Begründung der Methode
S.10
5. Auswertung der Daten / Fragebogen
S.11
6. Reflexion
S.14
7. Vorausblick
S.16
3
1. Ziele
1.1 Einordnung der Studienfahrt in den Rahmenplan des Jahrgangs
10
- Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg
1.1.1 Einordnung der Studienfahrt in die Jahrgangsstufenthematik
des Curriculums für die Europäische Dimension und das
interkulturelle Lernen an den hessischen Europaschulen im Jahrgang
10
-Internationale Zusammenarbeit und Friedenssicherung
1.1.2 Entwicklung von Geschichtsbewusstsein
1.1.3 Lernen an einem außerschulischen Lernort erzeugt im
Vergleich zur normalen Schule ein größeres Interesse am Thema
1.2 Thema der Studienfahrt
Die Themen der Studienfahrt sind das deutsch-französische
Verhältnis zwischen 1870 und 1945, die Geschichte des Elsass in dieser
Zeit, der Nationalismus sowie Friedenserziehung als auch die aktuelle
Situation mit Europäischer Union und dem Europäischen Parlament als
politischem Organ.
Im Vorfeld wurde ein Fragebogen an die Schüler/innen ausgegeben,
um Informationen über den Wissenstand bezüglich der deutschfranzösischen Vergangenheit als auch der aktuellen Situation zu erhalten.
Folgende Fragen sollten beantwortet werden:
1. Was weißt du über unser Nachbarland Frankreich?
2. Wie war das Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich
zwischen 1870 und 1945?
3. Wie ist das Verhältnis heute?
4. Welche Erfahrungen hast du bisher mit Menschen aus Frankreich
gemacht?
5. Ich halte Friedenserziehung im Unterricht für a) wichtig, b)
unwichtig. Nenne Gründe.
4
Auswertung der Befragung
-
Das Wissen der Schüler/innen über Frankreich beschränkt sich
überwiegend auf geographische Gegebenheiten und Fakten wie
Lage des Landes, Hauptstadt und verschiedene Großstädte,
Flüsse, Einwohnerzahl und Sprache und die Erfolge der FußballNationalmannschaft.
-
Zum deutsch-französischen Verhältnis wussten alle von der
Gegnerschaft im 2. Weltkrieg, ca. die Hälfte erwähnte auch den
1. Weltkrieg und etwa ein Drittel den Konflikt um das Elsass.
-
Das heutige Verhältnis wird von den meisten als „besser als
früher“ bezeichnet, von ca. 10% als neutral. Keiner kann oder will
das jedoch näher ausführen.
-
Es wird bei der vierten Frage deutlich, dass nur wenige
Schüler/innen bereits Erfahrungen mit Franzosen haben. Hier
handelt es sich meist um marokkanische Schüler/innen, die sich
bereits zu Verwandtenbesuchen in Frankreich aufhielten.
Erwähnenswert erscheint mir hier die mehrmalige Nennung
unfreundlicher Reaktionen auf deutsche Kfz-Kennzeichen, die von
den Schüler/innen bemerkt wurden. Die anderen Schüler/innen
sind gespannt auf eine neue Erfahrung.
-
Die Friedenserziehung erachten etwa 80% als wichtig, da sie hier
eine Chance sehen, zukünftig Kriege zu verhindern. Die restlichen
Schüler/innen sind entweder der Meinung, dass sie nicht nötig
sei, da ja alles in Ordnung sei, oder haben die Fragestellung nicht
richtig verstanden.
2. Beschreibung der Aktivitäten
Dreitägige Studienfahrt nach Niederbronn-les-Bains / Straßbourg
2.1
Festung Schoenenbourg
Erste Station der Fahrt war die Festung Schoenenbourg, ein Teil der
Maginot-Linie, die sich ca. 700 km vom Mittelmeer bis nach Belgien zieht,
das französische Pendant zum Westwall der Deutschen.
Zwischen 1930 und 1935 wurde die Festung gebaut, ein Zeichen, dass
Frankreich bereits vor Beginn der Naziherrschaft Angst vor einem
erneuten kriegerischen Angriff Deutschlands hatte.
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Bei der ca. 1 1/2-stündigen Führung wurden die Küche, das Kraftwerk, die
Be- und Entlüftungsanlage, die Kaserne für 800 Soldaten, Krankenstation
mit Operationssaal sowie Kommandozentrale und Gefechtsstand am Ende
einer über 1000 Meter langen Galerie besichtigt. Die Schüler/innen waren
sehr beeindruckt von der gigantischen Anlage. Leider war es durch die
straffe Zeitplanung nicht möglich, die zahlreichen kleinen Ausstellungen in
den verschiedenen Räumen intensiv zu betrachten.
2.2
Informationen über das Elsass und geschichtlicher Hintergrund
Nach Ankunft in der Begegnungsstätte des Vereins Deutsche
Kriegsgräberfürsorge in Niederbronn – les - Bains folgte das übliche
Prozedere: Belegen der Zimmer, Mittagessen und damit verbundene
Dienste sowie allgemeine Infos und Regeln zum Haus. Dem schloss sich
eine ca. 1 ½- stündige Information über das Elsass und seine häufig
wechselnde politische Zugehörigkeit an.
So wurde das Elsass 1871, nach dem deutsch- französischen Krieg von
1870/71, dem Sieger Deutschland zugesprochen, war also deutsch. Nach
Ende des 1. Weltkrieges wurde es wieder französisch, 1940, nach der
Besetzung Frankreichs durch Nazideutschland, wurde das Elsass erneut
deutsch und 1942 wurden die Elsässer zwangsweise eingezogen und
sollten für Deutschland kämpfen, bzw. der SS beitreten, was zur Folge
hatte, dass ein Teil der wehrfähigen Männer ihre Heimat verließen und
sich der Resistance anschlossen. Nach 1945 schließlich die erneute
Zugehörigkeit zu Frankreich, welches den Elsässern dann vorwarf, für
Hitler gekämpft zu haben, was zu Repressalien gegen die Bevölkerung
führte. Hier wurde besonders das Verbot der Sprache und Kultur
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thematisiert. Erst in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts, nach
erfolgreicher deutsch - französischer Annäherung, wurden die Sprache
und die damit verbundene Lied - und Schreibkultur wieder zugelassen und
gefördert.
Das hat zur Folge, dass im Elsass bei der älteren Bevölkerung der Dialekt
noch gesprochen wird, die jungen Leute, die ohne die Repressalien
aufgewachsen sind, jedoch überwiegend französisch sprechen.
Während des gesamten Vortrages waren immer wieder Zwischenfragen
erlaubt und wurden auch ausreichend gestellt.
2.3
Straßenbefragung
Zum Abschluss des Tages wurde eine Straßenbefragung durchgeführt, in
der die Schüler/innen feststellen sollten, als was sich die Menschen in
Niederbronn überwiegend fühlen, als Franzosen, Elsässer, Bewohner von
Niederbronn, Europäer oder Weltbürger. Die Schülerinnen führten die
Befragung in Gruppen durch und befragten jeweils etwa 10 Personen. Die
Befragten kamen aus verschiedenen Altersgruppen.
2.4
Auswertung der Straßenbefragung
Am zweiten Tag nach dem Frühstück wurde zunächst die
Straßenbefragung ausgewertet. Die Schüler/innen berichteten zunächst
über ihre Erfahrungen. Sie stellten fest, dass sie sich mit den älteren
Leuten mühelos auf Deutsch verständigen konnten, bei den jungen Leuten
das Schulfranzösisch oder Hände und Füße zum Einsatz kamen. Weiter
berichteten sie, dass manche Befragten ziemlich genervt reagierten, da
sie vermutlich häufig „Opfer“ dieser Befragung werden. Ergebnis der
Umfrage war, dass sich die überwiegende Mehrheit als Franzose bzw.
Elsässer bezeichnet, Europäer oder Weltbürger spielten eine
untergeordnete Rolle.
Anschließend wurde ein Meinungsbild der Schülergruppe erstellt, um zu
erfahren, wie sich Jugendliche mit einem anderen kulturellen und
nationalen Hintergrund sehen und möglicherweise Gemeinsamkeiten zu
entdecken. Es zeigte sich, dass die überwiegende Mehrheit sich als
Deutsche, des Weiteren als Rüsselsheimer fühlt. Nur ein Schüler
bezeichnet sich überwiegend als Europäer. Das ist in sofern interessant,
da etwa die Hälfte der Schüler/innen Jugendliche mit
Migrationshintergrund sind.
7
2.5 Informationen über den Soldatenfriedhof
Der Soldatenfriedhof von Niederbronn – les - Bains beherbergt 15805 Tote
überwiegend des 2. Weltkrieges. Aus Briefen von Angehörigen erhielten
die Schüler/innen viele Informationen über die hier begrabenen Soldaten,
ihre Herkunft und Familienverhältnisse. Durch zahlreiche
Fundgegenstände wie Messer, Patronen, Helme und kleine
Alltagsgegenstände wurden die Informationen anschaulich und forderten
zu Fragen und Vermutungen auf.
Die militärische Entwicklung zwischen Deutschland und Frankreich vor und
zu Beginn des 2. Weltkrieges wurde durch Landkarten und Fotos
anschaulich. Die Schüler/innen erfuhren, dass der französischen MaginotLinie, die sie am Vortag in der Festung Schoenenbourg bereits kennen
gelernt hatten, auf deutscher Seite der Westwall gegenüberstand.
Zwischen Kriegsbeginn 1939 und dem 10. Mai 1940 herrschte hier ein
Stellungskrieg ohne Kampfhandlungen, d.h. die Armeen lagen sich
gegenüber und beobachteten sich, aber nichts geschah. Anhand einer
Fotoserie, die auf einem unentwickelten Film, der im Besitz eines toten
Soldaten war, entdeckt wurde, konnten die Schüler/innen sehen, dass die
Soldaten beider Seiten miteinander in Kontakt traten und sich gemeinsam
die Zeit vertrieben. Diese „Fraternisierung“ hätte, wäre sie entdeckt
worden, Kriegsgericht und vermutlich Tod bedeutet.
Am 10. Mai erfolgte dann der deutsche Angriff auf Frankreich über Belgien
und bereits Ende Juni war Frankreich besetzt und ein Waffenstillstand trat
in Kraft.
8
2.6 Besuch des Soldatenfriedhofes
Nach den eingehenden Informationen über den Krieg wurde der
Soldatenfriedhof aufgesucht und einige Informationen vertieft. Im
Besucherraum wurde Einsicht in die Listen der hier begrabenen Soldaten
genommen und nach eventuellen Angehörigen gesucht. Leider war das
Wetter so unangenehm, es herrschte Schneeregen und die Wege waren
aufgeweicht, dass wir uns nur etwa 20 Minuten bei den Gräbern aufhalten
konnten. Dieser Teil des Programms hätte besseres Wetter und viel mehr
Zeit verdient.
2.7 Besucherhefte und Dazibao
Der Nachmittag war den Besucherheften der verschiedenen
Soldatenfriedhöfe gewidmet. Es wurden in Kleingruppen verschiedene
Aufzeichnungen gelesen, diskutiert, Eintragungen, die besonders auffielen,
wurden aufgeschrieben und als Abschluss dieser Arbeitsphase eigene
Anmerkungen auf einem „Dazibao“ ( der Begriff stammt aus dem
Chinesischen und bedeutet „Wandzeitung") festgehalten.
Den Abschluss des Tages bildete ein Flammkuchenessen in einem
örtlichen Restaurant.
2.8 Besuch des Europaparlaments
Der letzte Tag stand unter dem Blickpunkt der aktuellen politischen Lage,
dem vereinten Europa, mit dem Besuch des Europäischen Parlaments in
Straßburg.
Für etwa eine Stunde wurde die laufende Debatte verfolgt, anschließend
folgten eine etwa einstündige Besprechung mit Informationen über die
laufende Sitzung, die Abstimmungsmodalitäten und allgemeine Fragen
zum Thema EU und Europaparlament.
Den Abschluss der dreitägigen Fahrt bildete ein zweistündiger Aufenthalt
in der Innenstadt von Straßburg.
9
. Erfolgskriterien
Ziel 1: Entwicklung von Geschichtsbewusstsein
Erfolgskriterien: Erkennen von geschichtlichen Zusammenhängen
Indikatoren: 1. Das Interesse und Verständnis für das Nachbarland
Frankreich sowie die Bereitschaft sich zu informieren
nimmt zu.
Methodisches Instrument: Fragebogen
Ziel 2: Lernen an einem außerschulischen Lernort erzeugt im Vergleich zur
normalen Schule ein größeres Interesse am Thema.
Erfolgskriterien: Unterricht an einem außerschulischen Lernort fördert das
Interesse der Schüler/innen durch größere
Anschaulichkeit.
Indikatoren: 1 Die Schüler sind interessierter als bei reinem
„Buchunterricht“.
2. Die Schüler bevorzugen Lernen vor Ort wegen der
großen Anschaulichkeit.
3. Gesteigertes Interesse auch über die drei Tage
hinaus.
Methodische Instrumente: Fragebogen, Arbeit der Schüler zur
Präsentation, Logbuch.
4. Begründung der Methoden
Bei der Planung waren wir uns einig, die drei Tage nicht mit Methoden zu
überfrachten. Wir entschieden uns für zwei Fragebögen. Der ersten sollte
im Vorfeld das Wissen der Schüler/innen über das Nachbarland Frankreich
sowie den politischen und geschichtlichen Hintergrund feststellen.
Der zweite Fragebogen sollte zu Hause, während der Nachbereitung,
Eindrücke und erworbenes Wissen abfragen.
Geplant war weiterhin ein Meinungsbarometer mit fünf Fragen,
hauptsächlich zum Thema Frieden und Friedenserziehung. Dieses
Meinungsbarometer wollten wir zu Anfang und nach Ende der Studienfahrt
abfragen. Leider gelang uns zu Beginn wegen des sehr vollen Programms
die Durchführung nicht, sodass die Erhebung zum Ende wenig
aussagekräftig ist, da der Vergleich „Vorher – nachher“ fehlt.
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Die Schüler sollten an den drei Tagen eine Art „Logbuch“ führen,
hauptsächlich dazu gedacht, an unserem „Tag der offenen Tür“ eine
Ausstellung mit Plakaten zu den einzelnen Themen zu erstellen. Auch wir
führten ein Logbuch um die wichtigsten Eindrücke festzuhalten. Diese
Aufzeichnungen sind ebenfalls in die Auswertung mit eingeflossen.
5. Auswertung der Daten / Fragebogen
Bei der Auswertung werden die gestellten Fragen genannt und die
Antworten der Schüler angegeben. Bei einigen Fragen waren
Mehrfachnennungen möglich.
a. Auswertung des ersten Fragebogens
Frage 1: Was weißt du über unser Nachbarland Frankreich?
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Hauptstadt Paris (27 Schüler)
Eifelturm (13 Schüler)
60 Jahre Freundschaft (7 Schüler)
Liegt am Mittelmeer (5 Schüler)
Deutschland hat Krieg verloren (5 Schüler)
Frankreich gehört zur EU (5 Schüler)
Weltmeister 1998 (3 Schüler)
Flagge blau/weiß/rot (2 Schüler)
Napoleon (2 Schüler)
Chirac (1 Schüler)
Franzosen haben Vorurteile gegenüber Deutschen (1 Schüler)
Frage 2: Wie war das Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich
zwischen 1870 und 1945?
•
Alle 35 Schüler beurteilten das Verhältnis als negativ.
Frage 3: Wie ist das Verhältnis heute?
•
•
33 Schüler sehen ein positives Verhältnis
2 Schüler beurteilen es als neutral.
11
Frage 4: Welche Erfahrungen hast du bisher mit Menschen aus
Frankreich gemacht?
Franzosen sind:
• Nett (11 Schüler)
• Gastfreundlich (5 Schüler)
• Hilfsbereit (4 Schüler)
• Höflich (2 Schüler)
• Eingebildet (1 Schüler)
• Anders (1 Schüler)
• 15 Schüler haben noch keine Erfahrungen gemacht
• 1 Schüler wurde in Frankreich schlecht behandelt
Frage 5: Ich halte die Friedenssicherung im Unterricht für a) wichtig; b)
unwichtig. Nenne Gründe!
•
•
•
29 Schüler kreuzten wichtig an
4 Schüler finden sie unwichtig
2 Schüler machen keine Angabe
Gründe:
• Großes Interesse am Frieden (15 Schüler)
• Gehört zum Allgemeinwissen (5 Schüler)
• Krieg ist keine Lösung (4 Schüler)
• Will etwas über andere Kulturen herausfinden (3 Schüler)
• Thema interessiert mich nicht (2 Schüler)
• Deutschland und Frankreich sind Nachbarn (1 Schüler)
• Vorurteile müssen abgebaut werden (1 Schüler)
• Frankreich ist nichts besonderes (1 Schüler)
• Thema ist langweilig (1 Schüler)
Die Auswertung zeigt, dass nur sehr geringe, beziehungsweise
oberflächliche Kenntnisse über das Nachbarland Frankreich vorhanden
waren. Auch das Bewusstsein in Punkto Friedenssicherung war kaum
vorhanden, die Antworten bewegten sich in einem sehr oberflächlichen
Bereich. Man hat den Eindruck, dass die meisten Schüler nicht zugeben
wollten, dass sie sich bisher keine Gedanken dazu gemacht haben.
5.2 Auswertung des zweiten Fragebogens
Frage 1: In wiefern waren die vergangenen drei Tage für dich ein Beitrag
zum Thema „Friedenssicherung“?
•
•
•
Fand es interessant (18 Schüler)
Fühle mich informiert (12 Schüler)
Habe viel Schlimmes gesehen (7 Schüler)
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Frage 2: Wie wichtig ist für dich das Thema „Friedenssicherung“ im GLUnterricht?
•
37 Schüler halten es für wichtig
Frage 3: Welche persönlichen Erkenntnisse nimmst du mit von dieser
Studienfahrt?
•
•
•
•
•
•
•
Habe viel über die Geschichte des Elsass gelernt (10 Schüler)
Habe viel Informationen über den 2. Weltkrieg bekommen (10
Schüler)
Krieg macht alles noch schlimmer (5 Schüler)
Krieg ist schrecklich und muss verhindert werden (3 Schüler)
Man soll sich nicht immer streiten (2 Schüler)
Krieg ist keine Lösung (2 Schüler)
Frieden ist wichtiger als die meisten denken (2 Schüler)
Frage 4: Wo siehst du Möglichkeiten, selbst einen Beitrag zum Frieden in
Europa/in der Welt zu leisten?
•
•
•
•
•
•
Andere Menschen akzeptieren wie sie sind (10 Schüler)
Selbst Vorbild sein und nicht für Krieg einstehen (8 Schüler)
Wählen gehen (7 Schüler)
Demonstrieren (3 Schüler)
Einzelpersonen können nicht viel ausrichten (2 Schüler)
Politiker anschreiben (1 Schüler)
Frage 5: Welchen Wunsch hast du an die Politik/die Politiker in Punkto
Frieden?
•
•
•
•
•
Kriege abschaffen/vermeiden (13 Schüler)
Probleme friedlich lösen (10 Schüler)
Nicht reden, sondern handeln (10 Schüler)
Keine Angabe (3 Schüler)
Waffenverbot für Zivilisten (1 Schüler)
Frage 6: Worin siehst du Vorteile in der Arbeitsweise der vergangenen 3
Tage, nämlich „Geschichte vor Ort“?
•
•
•
•
Situation ist besser vorstellbar (20 Schüler)
Es ist realer (10 Schüler)
Es ist interessanter (6 Schüler)
Besseres Bild vom Geschehenen (5 Schüler)
Frage 7: Wo siehst du Nachteile?
•
•
Keine Nachteile (28 Schüler)
Aufenthalt hätte länger sein können (5 Schüler)
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•
Einige Schüler haben sich auf dem Friedhof nicht angemessen
verhalten (1 Schüler)
Frage 8: Hast du Ideen, das Angebot/den Ablauf/ die Inhalte zu
verbessern?
•
•
Ablauf war gut (25 Schüler)
Noch mehr über Einzelschicksale erfahren (8 Schüler)
Frage 9: Hältst du den Zeitpunkt der Fahrt, gegen Ende des 10.
Schuljahres, für angemessen? Begründe.
•
•
•
•
Terminierung ist gut (15 Schüler)
Besser zu Beginn des 10. Schuljahres (10 Schüler)
Besser im Sommer (10 Schüler)
Könnte schon im 7./8. Schuljahr sein (2 Schüler)
Die Auswertung der Fragen ergab, dass die überwiegende Zahl, nämlich18
Schüler/innen, das Projekt interessant fanden. Viele, wie aus der Frage 3
ersichtlich, 20 Schüler/innen, nahmen neue Erkenntnisse zum deutsch französischen Verhältnis, der Geschichte des Elsass sowie dem 2.
Weltkrieg mit. Auch der Blickpunkt auf die „Machbarkeit“ von Frieden
veränderte sich. Die meisten Schüler sahen im Nachhinein Frieden nicht
nur als Wunschvorstellung, sondern als Forderung an die Politik, wie aus
Frage 5 eindeutig hervorgeht. Hier wurde gezielt nach Wünschen an die
Politiker gefragt. 23 Schüler/innen forderten konkret eine friedliche
Lösung von Problemen.. Die Arbeit in der Begegnungsstätte wurde
ausschließlich positiv, nämlich als „besser vorstellbar, realer,
interessanter“ beurteilt.
6. Reflexion
Die Gruppe, mit der die Fahrt durchgeführt wurde, war extrem heterogen.
Zum einen waren Schüler/innen unterschiedlichster Nationalitäten bzw.
mit Migrationshintergrund dabei, auch zahlreiche Muslime, für die die
Problematik der beiden Länder aus Sicht ihrer persönlichen Geschichte
wenig bis keine Relevanz hat.
Zum anderen waren sowohl sehr leistungsorientierte Jugendliche dabei,
deren Ziel die gymnasiale Oberstufe ist, aber auch viele, die gerade den
Hauptschulabschluss erreicht haben und das 10. Schuljahr in Ermanglung
anderer schulischer bzw. beruflicher Möglichkeiten sozusagen als
„Parkplatz“ besuchen.
Das Team der Begegnungsstätte schaffte es, durch ein sehr anschauliches
und lebendiges Programm, diesen unterschiedlichen Fähigkeiten und
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Interessen im gleichen Maße gerecht zu werden. Schüler/innen, die im
normalen Unterricht oft sehr desinteressiert sind, wenig
Durchhaltevermögen haben und deshalb häufig stören, arbeiteten mit
großem Interesse, beteiligten sich eifrig an den Diskussionen, stellten
Fragen, die ernst genommen und entsprechend beantwortet wurden.
Das Zeitraster der einzelnen Bausteine war dadurch so eng, dass sich ein
Teil unserer Planung nicht durchführen ließ, da die Schüler/innen, aber
auch wir, die Pausen dringend benötigten. Deshalb entschlossen wir uns
am ersten Spätnachmittag, das Meinungsbarometer nicht durchzuführen.
Wie sehr die Schüler/innen sich mit den Inhalten beschäftigten, zeigte sich
besonders nach dem Besuch des Friedhofes am zweiten Tag. Nachdem wir
die Liste der dort begrabenen Soldaten angeschaut hatten und viele
Schüler/innen nach Toten mit ihrem Familiennamen oder dem Namen
ihrer Bekannten gesucht hatten, war das Münztelefon, das sich direkt vor
den Betreuerzimmern befand, für die nächste Stunde ständig belagert. Es
wurde zu hause angerufen und nachgefragt, ob der gefundene Namen
vielleicht zu einem Familienangehörigen gehört.
Besonders berührend und bezeichnend für die Wirkung des Programms
war das Verhalten einer marokkanischen Schülerin, die nach dem Besuch
des Friedhofes ihren Gebetsteppich nahm und sich in die Trauerhalle
zurückzog, um dort für die Toten zu beten.
Beim Besuch des Europaparlaments am letzten Tag wurden die
Interessensunterschiede in der Gruppe jedoch sehr deutlich. Während ein
Teil der Schüler/innen der Debatte mit großem Interesse folgte, fasziniert
die Regularien wie Begrenzung der Redezeit und Folgen der
Überschreitung dieser Zeit, aber auch die Inhalte der Debatte aufnahm,
langweilte sich der Rest.
Hier wäre es möglicherweise hilfreich gewesen, wenn bereits vorher
Material zur Verfügung gestanden hätte und wir daraus einen
Beobachtungsbogen hätten erstellen können, der den schwächeren
Schüler/innen eine Stütze gewesen wäre.
Dass wir uns gegen eine Überfülle von Methoden entschieden haben, hat
sich in Verlauf der Veranstaltung als positiv erwiesen. Mehr hätte die
Schüler/innen überfordert. Die beiden Fragebögen wurden von den
Schüler/innen ernst genommen und dem zu Folge auch sorgfältig
bearbeitet. Das Führen eines Logbuches, wozu die Schüler/innen in drei
Gruppen aufgeteilt wurden, die jeweils einen Tag dokumentieren sollte,
gestaltete sich schwierig.
Den Grund sehen wir in der besonderen Situation der Gruppe. Es handelt
sich hier um Schüler/innen aus allen fünf Klassen des Jahrgangs, die in
dieser Konstellation eine Woche zusammengearbeitet haben, dann jedoch
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wieder in ihren Klassen-, bzw. Kursverbänden verschwinden. Das hat zur
Folge, dass von einigen überhaupt kein Logbuch abgegeben wurde, bei
anderen sehr dürftige, oberflächliche Produkte, die nur geringen
Aussagewert haben. Das bedeutet für die Evaluation, dass wir verstärkt
auf unsere eigenen Notizen und Eindrücke zurückgreifen müssen.
Für die Evaluation wäre es günstig gewesen, hätte man nach einiger Zeit
noch einmal eine Auswertungsphase gehabt, um in aller Ruhe die
Logbücher zu vervollständigen. So waren die verbleibenden zwei Tage voll
dem Erstellen einer Präsentation in Form von Plakaten, dem Dazibao,
sowie dem Entwickeln einer eigenen Umfrage nach dem Beispiel der
Straßenbefragung vom ersten Tag gewidmet.
Da es uns auch interessiert, was die Schüler/innen durch diese drei Tage
in den Unterricht mitnehmen, müssen wir sagen, dass dieser Aspekt nicht
nachzuprüfen ist, zumindest nicht für die ganze Gruppe. Lediglich in den
beiden Klassen, in denen wir GL unterrichten, sind verschiedene Dinge
festzustellen.
So wurden einige Wochen nach der Studienfahrt im Rahmen des Themas
„Zweiter Weltkrieg“ in einer der Klassen Kurzreferate vergeben und zwei
Schülerinnen, die an der Fahrt teilgenommen hatten, entschieden sich für
das Thema „Frankreich im 2. Weltkrieg“. Als es an die Materialrecherche
ging, erinnerten sie sich an die interessanten Materialien in Niederbronn –
les - Bains und nahmen per E-Mail Kontakt mit der Begegnungsstätte auf,
um Materialien für ihren Vortrag zu erhalten. Es handelt sich dabei um
zwei äußerst leistungsschwache Schülerinnen, deren Materialrecherche
sich vermutlich sonst auf einige wenig passende Seiten aus dem Internet
beschränkt hätte, die dann zu einem Referat zusammengestoppelt worden
wären, obwohl sie selbst einen großen Teil überhaupt nicht begriffen
haben. Das ist aus unserer Sicht als Erfolg zu werten.
7. Vorausblick
Aus der Evaluation der Studienfahrt ergeben sich folgende Konsequenzen:
1. Diese Evaluation sollte im Fachbereich Gesellschaftslehre zum
Anlass genommen werden, in einer Fachkonferenz Überlegungen
anzustellen, wie man die Ergebnisse auf einer möglichst breiten
Ebene, d.h. für viele Schüler/innen nutzbar machen kann.
2. Auch die Kollegen, die im Jahrgang 9/10 Gesellschaftslehre
unterrichten, sollten sich mit der Evaluation vertraut machen, um
Unterricht vielleicht um diese Fahrt herum zu planen, bzw.
verschieden Aspekte bei der Vorbereitung der Studienfahrt
berücksichtigen zu können.
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3. Die Studienfahrt, die ja schon seit einigen Jahren alljährlich im
Januar im Rahmen der Themenwoche für einen Teil des Jahrgangs 10
angeboten wird, sollte unbedingt auch weiterhin stattfinden.
Hierbei kommt es überhaupt nicht darauf an, nur leistungsstarke
Schüler/innen, wie es im Prinzip gewünscht wird, mit zu nehmen, im
Gegenteil, besonders schwächere, eher desinteressierte Schüler/innen
profitieren durch die anschauliche Darstellung und Arbeitsweise. Die
nicht vorhandenen Französischkenntnisse, die gerne als Argument für
die Bevorzugung leistungsstarker Schüler ins Feld geführt werden,
spielen überhaupt keine Rolle, da die Workshops ausschließlich in
Deutsch durchgeführt werden, die nicht vorhandenen Sprachkenntnisse
lediglich bei der Straßenbefragung eine Rolle spielen, hier jedoch
Anlass zu Gesprächen über die Ursache bieten, aber nicht stören.
Wir haben uns überlegt, dass Projekte im Rahmen von Europaschule
möglichst vielen Schüler/innen zu Gute kommen, bzw. möglichst über
den Zeitpunkt der Aktion hinaus auch Einfluss und Wirkung auf das
Unterrichtsgeschehen haben sollten.
Hier erscheint uns der Zeitpunkt, an dem das Projekt stattfindet, nicht
besonders günstig. Das letzte Halbjahr der 10. Klasse ist
gekennzeichnet durch viel Stress, bedingt durch die anstehenden
Prüfungen, Vorstellungsgespräche, usw., kurz, es fehlt die Muße,
intensive Nachbereitung zu betreiben. Außerdem sollte zu diesem
Zeitpunkt in Geschichte das Thema „Zweiter Weltkrieg“ bereits
abgeschlossen sein. Das bedeutet, dass man die teilnehmenden
Schüler/innen zum Beispiel nicht mehr als „Experten“ einsetzen kann,
was durchaus sinnvoll wäre.
Wir sind der Meinung, dass die Gesamtkonferenz überlegen sollte, ob
das Thema „Europa“ im Rahmen der Themenwoche nicht im Jahrgang 9
anzusiedeln sei. Dies bedeutet, dass der Zeitpunkt des Praktikums, das
für den kompletten Jahrgang 9 in den drei Wochen im Januar, direkt
nach den Weihnachtsferien, stattfindet, verlegt werden müsste.
Eine weitere Überlegung, die die Verlegung des Themas in den
Jahrgang 9 nahe legt, ist, dass ein Teil der Schüler/innen als
„Experten“ am Europatag in den 6. Klassen teilnehmen könnten, was
unseren Überlegungen von Klassenpartnerschaften, Verantwortung für
jüngere Schüler/innen übernehmen, zu Gute kommen würde. Aber
auch das Gefühl, etwas Wichtiges erfahren und weitergegeben zu
haben, ist eine positive Erfahrung für die älteren Schüler/innen und
erscheint uns geeignet, diesen im Vorfeld der anstehenden Prüfungen
positive Impulse zu vermitteln.
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4. So, wie die Studienfahrt im Moment stattfindet, stellt sie eine sehr
intensive Erfahrung für 40 privilegierte Schüler/innen (da mit
Europageldern unterstützt)dar, die persönlich mit Sicherheit in
vielfältiger Weise davon profitieren. Die Schüler/innen, die nach der 10.
Klasse in die gymnasiale Oberstufe überwechseln, können
möglicherweise auch dort die gewonnenen Erkenntnisse nutzbringend
einsetzen, für alle anderen bleibt es eine persönliche Erfahrung. Die
Schulgemeinde zieht keinen erkennbaren Nutzen daraus.
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