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Sächsisches Staatsministerium des Innern GRUßWORT DES MINISTERS Die Staatsregierung verleiht 2004 ein weiteres Mal den Sächsischen Staatspreis für Baukultur, um vorbildliches Planen und Bauen angemessen zu würdigen. Das Sächsische Staatsministerium des Innern stellt den diesjährigen Staatspreis bewusst unter das Thema „Stadtmaßstab Mensch – Neues Leben für Industriedenkmale“ um das Augenmerk auf den zeitgemäßen Umgang mit wertvoller Industriebausubstanz zu lenken. Erwartet wurden beispielhafte Lösungen, die unter Bewahrung der grundlegenden Elemente des baukulturellen Erbes Zukunftsbeständigkeit aufweisen. Neben den bedeutsamen Industriebauten im städtischen Bereich sollte auch die Denkmalsubstanz der so genannten „Industriedörfer“ Beachtung finden. Mit dem Staatspreis 2004 wurde das so genannte „Stelzenhaus“ – ehemals Wellblechwalzwerk – ausgezeichnet. Sowohl die besondere Bedeutung des „Stelzenhauses Leipzig“ als Industriedenkmal im Sanierungsgebiet Leipziger Westen als auch die qualifizierte Herangehensweise bei der Entwicklung der funktionalen und gestalterischen Lösung der Aufgabe, überzeugten das Preisgericht. Die prägnante und funktionale Architektur des „Stelzenhauses“ ist zu einem unverwechselbaren und wichtigen Bestandteil der industriell geprägten Kulturlandschaft entlang des Karl-Heine-Kanals geworden. Die Vergabe des diesjährigen Staatspreises anlässlich der Europäischen Messe für Restaurierung, Denkmalpflege und Stadterneuerung – denkmal 2004 ist mit der Hoffnung verbunden, dass künftig zahlreiche ähnliche Projekte zur Zukunftsfähigkeit wertvoller Industriebausubstanz im Freistaat Sachsen beitragen. Horst Rasch Sächsischer Staatsminister des Innern DER PREISTRÄGER AA TSPREIS SÄCHSISCHER S TTA AT FÜR BAUKULTUR 2004 STADTMA ß STAB MENSCH – NEUES LEBEN FÜR INDUSTRIEDENKMALE S Ä C H S I S C H E R S T A A T S P R E I S F Ü R B A U K U L T U R 2 0 0 4 STELZENHAUS LEIPZIG Entwurfsverfasser: Weis & Volkmann Architektur, Leipzig Bauherr: SKS Projektentwicklungs-Gesellschaft mbH ein Unternehmen der MIB AG Immobilien und Beteiligungen, Leipzig Bauunternehmen: KW-Baugesellschaft mbH, Leipzig Im hoch industrialisierten Leipziger Westen war schon in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts das Bauland rar. Diese Platznot veranlasste den Architekten Hermann Böttcher den Neubau einer Fabrik zur Zinkblechherstellung in den Bogen des KarlHeine-Kanals hineinzuschieben. Mit Hilfe einer Stahlbetonkonstruktion konnte die Böschung überbrückt und die Gründung direkt bis an die Uferkante geführt werden. Da die Böschung relativ hoch war, ergaben sich lange Stahlbetonstützen auf der Wasserseite, die Anlass waren, das Gebäude Stelzenhaus zu nennen. Bald ein stadtbekanntes Markenzeichen. Mit der Renaturierung des Karl-Heine-Kanals zu Beginn der neunziger Jahre und der damit einhergehenden Wandlung des Industriestandortes Plagwitz zum bevorzugten Gebiet für Wohnen, Arbeit, Freizeit, erkannte man die städtebauliche Bedeutung des inzwischen leer stehenden Industriebaus. Dieses Betriebsgebäude der Firma Grohmann und Frosch gilt als herausragendes Architekturzeugnis der klassischen Moderne. Sowohl die besondere Bedeutung des Objektes als Industriedenkmal im Sanierungsgebiet Leipziger Westen, als auch die qualifizierte Herangehensweise bei der Entwicklung der funktionalen und gestalterischen Lösung der Aufgabe, überzeugten das Preisgericht. Die Arbeit wurde aus dem Kreis der Beiträge der „Engeren Wahl“ mit dem Sächsischen Staatspreis für Baukultur 2004 ausgezeichnet. Mit der Auszeichnung sollen das Ergebnis und die Qualität der Zusammenarbeit von Bauherren, Architekten und Ingenieuren und den Bauausführenden gewürdigt werden. Die Mitglieder des Preisgerichtes waren sich darüber einig, dass die Qualität der Zusammenarbeit der am Bau Beteiligten ein wesentliches Indiz für die Bewahrung und Förderung der Baukultur ist. Erläuterungen zum Objekt: Der gesamte Komplex musste grundlegend saniert, die Klinkerfassaden und auch sämtliche Betonelemente gereinigt und materialgerecht ausgebessert werden. Das Dach wurde entsprechend der historischen Dachkonstruktion erneuert und neue Fenster eingebaut. Bemerkenswert der sensible Umgang mit einer markanten Industriestruktur, die durch zurückhaltende Eingriffe für eine zeitgemäße Wohn- und Gewerbenutzung entwickelt wurde. Zwischen denkmalpflegerischen Auflagen und neuen Nutzungsinteressen (zusätzliche Geschossflächen und größere Fenster) wurde ein geschickter Ausgleich gefunden. Die herausragende Lage am Kanal mitten im Stadtgebiet wurde mit großem Erfolg genutzt und zum Gewinn des gesamten Viertels ausgebaut. Die Neubelebung der alten Industrieruine hat sowohl durch die neuen Arbeitsplätze als auch durch die Wohnungsmieter und das gastronomische Angebot mit hohem Freizeitwert einen attraktiven Ort entstehen lassen. In der Halle 1 entstanden Ateliers mit Flächen zum Wohnen und Arbeiten. Jedes Atelier erhält einen direkten Zugang von außen, über den der Raum, unterteilt in EG, OG und Dachterrasse, erschlossen wird. Fenster zum Kanal mit ca. 4 m Breite und 4,5 m Höhe, sowie großflächig angelegte Dachverglasungen. Im Gleiskopf entstand ein Büroraum mit anteiliger Galerieetage und einer weiteren Etage mit vollständiger Glasfassade zwischen den Betonsäulen. Erschlossen wird diese Einheit durch einen großzügig verglasten Eingangsbereich im EG. Die Halle 2 wurde wie der Gleiskopf zwischen den Stelzen um eine gläserne Etage ergänzt. Es wurden hier Büroeinheiten konzipiert, sämtlich direkt vom EG zugänglich. Anteilig erstrecken sich die Büros über drei Etagen. Eine Dachverglasung sorgt im OG für intensive Belichtung, die Glasetage wird über die Reflexion des Wassers erhellt. Auf der Hofplattform als bisher unbebaute Fläche entstand ein gläserner Gastronomiepavillon. Dieser bedient den Freisitz und nimmt gleichzeitig das Treppenhaus zur Glasetage unter der Plattform auf. Dort entstand eine einzigartige Fläche mit vollständiger Glasfassade zum Wasser und zusätzlichen Oberlichtern in der Plattform. Das Restaurant ist direkt vom Park und über eine Freitreppe zum Bootsanlegesteg, vom Kanal zugänglich. In der zugehörigen freistehenden Villa entstanden drei großzügig belichtete Einheiten zum Wohnen und Arbeiten. Neben Stellplätzen für PKW und Fahrrädern erhielt das Grundstück zwei Bootsanlegestege am Karl-Heine-Kanal für Bewohner und Besucher. Eine Außentreppe mit Abgang zwischen Halle 1 und Gleiskopf schafft einen zusätzlichen Zugang zum Wasser. Diese Mischung aus Gastronomie, modernem Wohnen und kreativem Gewerbe im Stelzenhaus wird einen wichtigen Beitrag zur Vitalisierung des Stadtviertels leisten. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz förderte die Restaurierungsarbeiten bereits 2000 mit rund 62.000 Euro. STELZENHAUS LEIPZIG Historische Darstellung der Wellblechfabrik der Firma Grohmann & Frosch im Baujahr 1939 Die Kanalseite vor dem Umbau Wuchtige Betonstützen tragen die klinkerverkleideten, schmucklosen Riegel dieses Reliktes der Schwerindustrie. Das ehemalige Wellblechwalzwerk ragt über das steile Kanalufer hinaus. Das Gebäude in Leipzig-Plagwitz, auch als Stelzenhaus bekannt geworden, wurde 1939 als Verzinkerei und Wellblechwerk der Firma Grohmann und Frosch auf dem Grundstück Weißenfelser Straße 65 errichtet und nach 1945 vom VEB Bodenbearbeitungsgeräte genutzt. Es gilt als hervorragendes Beispiel für Industriearchitektur der klassischen Moderne. Alle Gebäudeteile – Halle 1, Gleiskopf, Halle 2, Plattform standen vor der Umnutzung leer. Heute wird das Gebäude vorrangig gewerblich genutzt, in der ehemaligen Halle 1 sind 4 Wohneinheiten entstanden. Luftbild mit Zustand heute Innenansicht einer Gewerbeeinheit Ansicht Hofseite Schnitt Gleiskopf: Gewerbe Zwischen die Stelzen wurde gedankenlos eine große Menge Zink-, Kadmium- und Bleistaub gekippt. Nach der Dekontaminierung. Ansicht Kanalseite S Ä C H S I S C H E R S T A A T S P R E I S F Ü R B A U K U L T U R 2 0 0 4 FACHHOCHSCHULE ZITTAU-GÖRLITZ Nach dem Umbau entstanden zehn Gewerbeeinheiten zwischen 100 und 400 Quadratmetern, vier Wohnungen und ein Restaurant. Unterhalb der Erdgeschosse wurde ein durchlaufender, gläserner Kasten zwischen die Stelzen gehängt, was den Schwebezustand betont. Unter der so genannten Plattform entstand das Restaurant „Stelzenhaus“, das zu einem beliebten Ausflugslokal für die Leipziger geworden ist. Der Ort verfügt über einen direkten Anschluss an den Karl-Heine-Kanal mit Bootsanleger. Der haldenartig zwischen den Stelzen und neben der Plattform abgelagerte Zinkstaub wurde aufwändig entsorgt. Das Objekt wurde bis auf wenige Eingriffe in seine vorhandene Substanz in einen originalgetreuen Zustand versetzt. Die alten Stahlfenster wurden durch neue, thermisch getrennte Stahlbzw. Aluminiumfenster ersetzt. Dabei wurde die optisch nach außen wirksame Profilstärke minimiert, um das vorhandene Fassadenbild in gleicher Fensteraufteilung wieder herzustellen. Die Vergrößerung der Fenster im Nordflügel trägt zur Stärkung der Authentizität bei. Die innenliegenden tragenden Stahlkonstruktionen wurden sichtbar erhalten und nach statischen Erfordernissen saniert, gereinigt und gestrichen. Das „landseitige“ weit auskragende Vordach erhielt zur besseren Belichtung eine Verglasung. Die prägnante und funktionale Architektur des Stelzenhauses ist zu einem unverwechselbaren und wichtigen Bestandteil der industriell geprägten Kulturlandschaft entlang des Karl-Heine-Kanals geworden. Der Baubeginn erfolgte im Jahr 2000, die Fertigstellung des Umbaus wurde 2003 abgeschlossen. Aufzug Plattform Innenansicht des Restaurants „Stelzenhaus“ BESONDERE ERWÄHNUNG S Ä C H S I S C H E R S T A A T S P R E I S F Ü R B A U K U L T U R 2 0 0 4 FROM COTTON TO CULTURE – NEUES LEBEN IN DER BAUMWOLLSPINNEREI Entwurfsverfasser: Michael Wetzelt Architektur, Leipzig Bauherr: Leipziger Baumwollspinnerei, Verwaltungsgesellschaft mbH Bauunternehmen: Kaiser GmbH, Gesellschaft für Baumanagement, Leipzig Der im 20. Jahrhundert größten Baumwollspinnerei des Kontinents, einem gigantischen Komplex von Gebäuden hervorragender Architektur, galt es, neue Nutzungen und damit neues Leben zu vermitteln. Denn nach der politischen Wiedervereinigung Deutschlands musste dieses hochbedeutsame Zeugnis der Industriegeschichte aufgelassen werden. Dieser Aufgabe ungewöhnlicher Dimension hat sich nicht ein Großinvestor oder eine Bauträgergesellschaft, sondern letztlich eine für den Standort engagierte, weil motivierte Bürger-Öffentlichkeit gestellt. Und dies mit hervorzuhebendem Erfolg! Unter dem Motto „From cotton to culture – neues Leben in der Baumwollspinnerei“ haben Planer und Handwerker, Künstler, Dienstleister und Lageristen, Wohnungssuchende, Gastronomen, Veranstalter, ABM-Mitarbeiter und andere Beispielhaftes geleistet. Eine Vielzahl alternativer, sich aber auch ergänzender Nutzungen wurden, an Maßstab und Bedürfnissen des Menschen orientiert, im Industriedenkmal etabliert. Konzeptionell wurde alles Bemühen nach einem Masterplan auf die für das Gemeinwesen konstitutiven Aspekte Kultur, Bildung und Kunst ausgerichtet und von den Nutzern angenommen. Die baulichen Strukturen sind inzwischen weitgehend gesichert, behutsam saniert und durch schonende Umbau- und Gestaltungsmaßnahmen heutigen Anforderungen angepasst, ein zeitgemäßes Wegeleitsystem, Parkstellflächen und neue Freiflächengestaltung eingeschlossen. In dem Vorhaben sieht die Jury ein herausragendes Beispiel, wie der Erhalt eines so umfänglichen, städtebaulich unverzichtbaren Industriedenkmales auch durch bürgerschaftliches Engagement Gewähr leistet werden kann. Es steht im angebrochenen Jahrhundert der Reparaturen nach jahrzehntelangem ungehemmten Flächen- und Ressourcenverbrauch für nunmehr verantwortungsbewussten, nachhaltigen Umgang mit dem uns Überkommenen. Die Baumwollspinnerei darf Modell für die Lösung anstehender Generationsaufgaben genannt werden. Die vorliegende Arbeit ist ein wegweisender Beitrag dafür, ungenutzte Industriedenkmale unter Wahrung der grundlegenden Elemente des baulichen Erbes mit neuem Leben zu erfüllen. Ungeachtet der Standortbesonderheiten findet sich für unsere sächsische Planungs- und Baukultur viel Vorbildliches, Veröffentlichungs- und Nachahmenswertes. Mit dieser Beurteilung verleiht die Jury dem Bewerbungsgegenstand das Prädikat „Besondere Erwähnung“! FROM COTTON TO CULTURE – NEUES LEBEN IN DER BAUMWOLLSPINNEREI So einzigartig wie die Geschichte der Leipziger Baumwollspinnerei ist auch ihre Gegenwart. Gegründet 1884 erwarb die Gesellschaft ein 6 ha großes Areal am Karl-Heine-Kanal das bis 1921 zur größten Spinnerei des Kontinents mit ca. 100.000 m² Bruttogeschossfläche ausgebaut wurde. Die Anlage ist perfekt durchdacht: In unmittelbarer Nähe der Produktionshallen befanden sich Arbeiterwohnungen und eine Erholungssiedlung. Die vierstöckigen Produktionshallen waren und sind architektonische Meisterleistungen, deren Etagenhöhen und Fenstergrößen genau auf eine Belichtung bis tief ins Innere der Gebäude abgestimmt sind. Die soliden Backsteinmauern und die filigran anmutenden gusseisernen Kastenfenster unterbieten selbst bei Deckenhöhen zwischen 4,30 m und 5,40 m die Heizkosten einer umfassend sanierten Altbauwohnung. Seit 1992 hat sich in der Anlage eine schrittweise Umnutzung einzelner Flächen vollzogen. Günstige Mieten und ein nahezu unbegrenztes Angebot an attraktiven Flächen haben bis zum heutigen Tage Künstler, Handwerker, Bildungseinrichtungen, Büros, Dienstleistungsgewerbe, Designwerkstätten, Wohnateliers, Lagerhaltung, Veranstaltungsgastronomie und Kulturevents auf dem Gelände etabliert. Diese einmalige Nutzungsvielfalt soll auch in Zukunft Vorbild für die Erschließung und schonende Sanierung weiterer Produktionshallen der Baumwollspinnerei sein. Vorhandene Strukturen werden gepflegt und ausgebaut. Besonderes Augenmerk wird der inneren Erschließung mit den Themen PKW-Stellplätze, Wegeleitsystem und Teilbegrünungen gewidmet. Kunst, Kultur und Bildung sehen wir als die wichtigsten Eckpfeiler für die weitere Entwicklung des Anwesens. Entwurf / Projekte Die Entwicklung der Leipziger Baumwollspinnerei zu einer lebenden Stadt ist für den Wettbewerbsteilnehmer ein Prozess, der sich in unterschiedlichen Einzelschritten darstellt. Das Ziel, die hervorragende histo- S Ä C H S I S C H E R S T A A T S P R E I S F Ü R B A U K U L T U R rische Bausubstanz mit Nutzungen und damit Leben zu füllen und somit ihren Erhalt langfristig zu sichern, wird sowohl durch schonende Sanierungs-, Umbau- und Gestaltungsmaßnahmen und als auch durch Vermarktung und das Herstellen von Öffentlichkeit vorangetrieben. Für die Teilnahme am Wettbewerb ist es daher nicht sinnvoll, einzelne Maßnahmen herauszugreifen und darzustellen, da dadurch die Komplexität der Aufgabe ein gesamtes ehemaliges Fabrikareal nach heutigen Maßstäben umzunutzen, verfälscht würde. Denkmalschutz bedeutet hier hauptsächlich, den Erhalt der historischen Substanz durch Füllen mit unterschiedlichen, sich gegenseitig ergänzenden Nutzungen zu sichern, Sanierungsmaßnahmen sowohl denkmal- als auch nutzergerecht durchzuführen. Stadtmaßstab Mensch Dieses Motto ist wohl für kaum ein anderes Projekt so zutreffend, wie für die Leipziger Baumwollspinnerei. Gebaut als Stadt in der Menschen arbeiteten und lebten, ist ihre bauliche Hülle heute noch gegenwärtig und ein Vermietungsstand von über 40 % zeigt, dass auch der Mensch hier wieder seinen Platz beansprucht. Vergleiche mit ähnlichen Projekten sind in Deutschland kaum mög- 2 0 0 4 lich, international lassen sich Parallelen mit Projekten wie Mass MoCa in North Adams (USA) oder The Baltic in Gateshaed-OnTyne (BG) ziehen. Maßgebend für das Ziel, alle Flächen zu beleben, ist ein Masterplan, nach dem seit ca. 2 Jahren bei der Entwicklung des Areals gearbeitet wird. Kaum eine Nutzung bleibt für das Gelände ausgeschlossen. So existieren heute Büros und Ateliers von Kreativen wie Architekten und Designern, Künstlerateliers, Werkstätten von Bauunternehmen und Handwerkern, gastronomische Einrichtungen und Eventlocations und ruhige Wohnnutzungen nebeneinander, ohne sich gegenseitig negativ zu beeinflussen. ENGERE WAHL S Ä C H S I S C H E R S T A A T S P R E I S F Ü R B A U K U L T U R 2 0 0 4 ALTENPFLEGEHEIM IN DER ALTEN MÄLZEREI Entwurfsverfasser: Bauplanung Sachsen - Architekturbüro Steinbrück + Möhlenhoff, Dresden Bauherr: Wohnpflege Dresden GmbH - poli care, Dresden Bauunternehmen: Dipl.-Ing. H. Bendl Hoch- und Tiefbau GmbH Sebnitz Ein Mälzereigebäude aus dem Jahre 1887 und das zugehörige Fabrikantenwohnhaus von 1844 wurden für die neue Nutzung als Altenpflegeheim umgebaut. Die Gebäude stehen in Dresden-Kleinzschachwitz, in der Nähe des Lockwitzbaches, in einem von Villen und offener Wohnbebauung mit viel Grün und Gärten geprägten Stadtteil Dresdens. Besonders positiv hervorzuheben, ist die baugestalterisch geglückte Einordnung der zwei zusätzlichen Wohnhäuser zur historischen Bausubstanz. Durch die Anpassung an die vorhandenen historischen Baukörperformen, wie Gebäudehöhen, Dachform, Dachneigung, Dachdeckung und die Gliederungen der Fassaden als Lochfassade, Heraushebung der Fenster durch Gewände und Erker, Fortführung der Simse, durch die Fassadengliederung der Giebel, alles in moderner zeitgemäßer Formensprache, korrespondieren die Neubauten mit ihren modernen Materialien hervorragend mit den denkmalgerecht sanierten Altbauten. Sie bilden ein geschlossenes städtebauliches Ensemble um den neu gestalteten Eingangshof und im rückwärtigen Bereich zum naturbelassenen Lockwitzbach. Bei der Sanierung des Mälzereigebäudes wurden die historischen Bauteile, wie gusseiserne Säulen, Gewölbe, Holzkonstruktionen, Ziegelund Sandsteinmauern freigelegt, mit vorhandenen Materialien teilweise ergänzt und in die Gestaltung der Gemeinschaftsräume, Flure und Treppenhäuser unter Beachtung besonderer Brandschutzanforderungen integriert. Erwähnt werden muss die gute Zusammenarbeit mit dem Baubetrieb und die zügige Fertigstellung trotz Überflutung durch das Jahrhunderthochwasser 2002 zu Beginn der Bauphase. Die bauliche und haustechnische Ausbildung im Untergeschoss, im Küchenbereich, im Lagerbereich berücksichtigt nunmehr auch den Hochwasserkatastrophenfall. Die Gesamtanlage überzeugt durch ihre funktionelle und baugestalterische Qualität sowie die solide Bauausführung. ALTENPFLEGEHEIM IN DER ALTEN MÄLZEREI Denkmalgerechte Sanierung des historischen, denkmalgeschützten Mälzereigebäudes durch Wiederherstellung der originalen Architektur des Baujahres 1887 bei Erhaltung bzw. Wiedergewinnung der ursprünglichen Raumstruktur. Die Einordnung der neuen Funktion des Gemeinschafts- und Sozialbereiches des Heimes unter Sichtbarmachung der ursprünglichen Funktion des ehemaligen Industriegebäudes gelang durch die Beibehaltung und Herausarbeitung der charakteristischen historischen Bauteile (Gusseisenstützen, Kappengewölbe, historisches Sandstein- und Ziegelmauerwerk und historischer Dachstuhl). - denkmalgerechte Sanierung des historischen Wohnhauses durch Wiederherstellung der originalen Architektur des Baujahres 1844/ 1916 nach Befund und historischen Bauplänen - Wiederherstellung des ursprünglichen Hofcharakters durch Errichtung von zwei neuen Wohnflügeln in traditionsbewusster und standorttypischer Gestaltung (Lochfassade, feinplastische Differenzierung, Werkstein, Satteldächer mit Biberschwanzdeckung) - straßenseitiger Abschluss des Hofes durch geschlossene Sandsteineinfriedung mit bewusst ausgebildeter Torsituation in axialer Ausrichtung auf das historische Mälzereigebäude - Beibehaltung der naturnahen Ufervegetation entlang des Lockwitzbaches, Renaturierung durch Schaffung eines rückwärtigen Grünbereiches im Anschluss an das Landschaftsschutzgebiet „Altelbarm“ durch Abriss der vorhandenen Schuppen, Werkstätten und Garagen S Ä C H S I S C H E R S T A A T S P R E I S F Ü R B A U K U L T U R 2 0 0 4 Funktion - Altenpflegeheim mit 60 Plätzen, Wohngruppenprinzip mit großzügigen Gemeinschaftsräumen in jedem Geschoss des historischen Mälzereigebäudes sowie in mehreren Terrassenbereichen, im Mehrzwecksaal, Küchenbereich und Therapiebereich - Gemeinschafts- und Sozialtrakt in historischer Mälzerei, 44 Wohnungen für eine Person und 8 Wohnungen für zwei Personen in den beiden neuen Wohnhäusern und im historischen Wohnhaus S Ä C H S I S C H E R S T A A T S P R E I S F Ü R B A U K U L T U R 2 0 0 4 KULTURHAUS SCHLOSS GROßENHAIN Entwurfsverfasser: Springer Architekten, Berlin Bauherr: Stadt Großenhain Bauunternehmen: Bauunternehmen Morgenrot GmbH Großenhain Auf den ersten Blick fällt es schwer, die Worte Schloss und Industriedenkmal miteinander verbinden zu können. In Großenhain offenbart ein genaueres Hinschauen, dass sich hinter dem jetzigen Kulturschloss mit dem bis 1969 als Ofenfabrik genutzten Gebäude eines der ältesten Industriebauten Sachsens verbirgt. Brachgefallen und gut durchgrünt hielt das Denkmal seinen Dornröschenschlaf. Der verwunschene Anblick und die exponierte Lage am Rande der Altstadt halfen den Großenhainern, sich jederzeit mit ihrem Schloss zu identifizieren. Wiedererweckt wurde es mit der Landesgartenschau 2002. Von angrenzenden Nebengebäuden befreit und einseitig entkernt, entstanden außen und innen öffentliche Räume mit hoher Qualität. Überzeugend ist der Einklang von Alt und Neu. Der Bestand zeigt offen die Narben der Geschichte. Ergänzungen der Gebäudehülle und funktional notwendige Einbauten sind sensibel eingefügt, ohne ihren Zeitgeist zu verleugnen. Konstruktive Eingriffe beschränken sich auf das Notwendige. Details bestechen mit ihrer einfachen Eleganz und ihrer guten handwerklichen Ausführung. Das gebaute Ergebnis sowie die kurze Planungs- und Bauzeit von zwei Jahren sprechen für ein gutes Miteinander zwischen allen am Bau Beteiligten. Die freie Grundrissgestaltung und die anpassungsfähigen Haustechnikanlagen erlauben eine sehr flexible aber auch kostengünstige Nutzung des Gebäudes. Damit besticht nicht nur die Architektursprache mit ihrer Sparsamkeit. Geeignet für Veranstaltungen unterschiedlichster Ansprüche ist ein Ort der Kultur entstanden, welcher dem Maßstab der Stadt gerecht wird. Mit Berechtigung kann festgestellt werden, dass das Schloss für und durch die Menschen vor Ort lebt. KULTURHAUS SCHLOSS GROßENHAIN Ruine vor dem Umbau Carl-Maria-von-Weber-Allee Burggraben Städtebau / Gestaltung Die suggestive räumliche Qualität der eindrucksvollen Ruine einer der ältesten Industriebauten in Sachsen war der Auslöser für die Entscheidung, im Rahmen der Landesgartenschau 2002 hier ein neues Kulturzentrum für die Stadt einzurichten. In der schon seit längerem gebräuchlichen und dennoch historisch eigentlich nicht korrekten Bezeichnung ‚Schloss’ kommt die besondere Identifikation der Bürger mit diesem wichtigen Ort in ihrer Stadt zum Ausdruck. Dies war sicher auch einer der Gründe für die große Begeisterung, mit der dieses ungewöhnliche Projekt in der Öffentlichkeit von Beginn an unterstützt wurde. Für die Stadt Großenhain wurde ein öffentlicher Ort neu (wieder)gewonnen, der den gewachsenen Stadtgrundriss an einer wichtigen Stelle bereichert. Die als zeitgemäße Intervention erkennbare und dennoch in ihrer Form sehr zurückhaltende Reparatur und Ergänzung der Ruine, bewahrt die räumliche und die atmosphärische Qualität der Ruine. Dennoch, oder vielleicht gerade deswegen, entstand in sehr selbstverständlicher Weise ein Spielort, der einen angemessenen offenen Rahmen für die sehr vielfältige kulturelle Nutzung des neuen Hauses bildet. Funktion Das Freihalten des gesamten Gebäudegrundrisses auf der Saalebene ermöglicht ein außerordentlich breites Veranstaltungsspektrum, das von klassischen Konzerten im Grossen Saal bis zu (den in Grossenhain traditionellen) Karnevalsveranstaltungen, von konzentrierten Theaterabenden bis zu geschäftigen Seminarveranstaltungen reicht. Die Aus- S Ä C H S I S C H E R S T A A T S P R E I S F Ü R B A U K U L T U R stattung mit beweglichen Podesten am Boden und mit einer technischen Decke über die gesamte Fläche des Großen Saales bietet ausgezeichnete Voraussetzungen auch für höherrangige Aufführungen. Die hervorragende Akustik kann durch bewegliche Absorberflächen in der technischen Decke den unterschiedlichen Anforderungen für Konzert- oder Sprechtheaterveranstaltungen angepasst werden. Nicht zuletzt die akustische Qualität macht das Haus zu einem bevorzugten Spielort der ElblandPhilharmonie. Die begehbare technische Decke erlaubt zudem eine problemlose Veränderung der bühnentechnischen Einrichtungen für sehr spezielle Veranstaltungen und erleichtert die Anpassung an zukünftige technische Entwicklungen. Konstruktion und Innovation Mit einem klaren konstruktiven System aus wenigen Einbauten in Ortbeton und einem von der bühnentechnischen Nutzung bestimmten Stahl-Tragwerk werden die für die neue Nutzung benötigten, großzügigen Räume geschaffen. Zugleich sichern die 2 0 0 4 Einbauten die Standfestigkeit der zuvor einsturzgefährdeten Ruine. Eine Besonderheit ist der Wiedereinbau historischer Sandsteinsäulen im Foyer: Nach eingehender Prüfung ihrer Belastbarkeit tragen diese Säulen heute den Boden des Großen Saales. Das gestalterische Prinzip des selbstverständlichen Nebeneinanders historischer und neuer Bauteile kommt beispielhaft in der Ausbildung der Fensterleibungen zum Ausdruck: Neu und speziell für dieses Vorhaben entwickelte Ziegelelemente erlauben den zurückgesetzten Einbau der neuen Fenster. Die Öffnungen erinnern an das Bild der Ruine vor dem Umbau; zugleich wird das bauphysikalische Problem des Wärmedurchgangs an der Leibung beim Einbau hoch-wärmedämmender Fenster in historische Außenwände gelöst. Weniger sichtbar aber gleichwohl von entscheidender Bedeutung sind die Innovationen bei der haustechnischen Ausstattung. Die durch den Bestand extrem begrenzten räumlichen Bedingungen, machten eine außerordentlich spezielle Installation der heute notwendigen Heizungs- und Lüftungsanlagen mit vielen Sonderkonstruktionen erforderlich. Modernste Anlagentechnik und konsequenter Wärmeschutz bei allen neuen Bauteilen tragen im Zusammenwirken mit den enormen Wandstärken des historischen Mauerwerks dazu bei, dass der Niedrigenergie-Standard deutlich unterschritten wird. Umgang mit Ressourcen Nur durch eine von Anfang an enge und sehr vertrauensvolle Zusammenarbeit zwi- Gardarobenhalle Frauengasse Kleiner Saal schen allen beteiligten Ingenieuren und dem Bauherrn konnte ein derart komplexes Vorhaben in einer Planungs- und (!) Bauzeit von knapp über zwei Jahren im vereinbarten Kostenrahmen verwirklicht werden. Zu diesem Erfolg trug die hier als Mitbewerber auftretende Firma Morgenrot durch ihr Engagement bei der Bewältigung der Schwierigkeiten, die sich im Umgang mit dem historischen Mauerwerk zwangsläufig ergaben, maßgeblich bei. Neben der Vergabe des überwiegenden Teils der Bauleistungen (>80 %) an kleine und mittlere sächsische Unternehmen verdient die Verwendung des Meißener Ringofenziegels für die Ergänzungen und für das Nebengebäude besondere Erwähnung. Weinkeller Grundriss Eingangsgeschoss Grundriss Saalgeschoss Längsschnitt S Ä C H S I S C H E R S T A A T S P R E I S F Ü R B A U K U L T U R 2 0 0 4 SANIERUNG WASSERTURM EILENBURG Entwurfsverfasser: Ing.-Büro Röder, Doberschütz Bauherr: Große Kreisstadt Eilenburg Bauunternehmen: Fa. Dr. Waldenburger-Bausanierungen, Haselbach Im Rahmen der Umwidmung des Standortes des ehemaligen Chemiewerkes Eilenburg zum Industrie- und Gewerbegebiet „Kunststoff-Center“ wurde der in den Jahren 1915/16 in Stahlbetonweise erbaute Wasserturm saniert und in Teilen umgenutzt. Der 60 m hohe Turm war letztmalig im Jahr 1950 instandgesetzt worden. Er befand sich zu Sanierungsbeginn im Jahr 2000 in einem äußerst schlechten baulichen Zustand. Während einerseits der Wasserturm mit seiner ursprünglichen Funktion nicht mehr benötigt wurde, war andererseits die Anlage eines Löschwasserbehälters für das Industrie- und Gewerbegebiet notwendig. Aus diesem Grunde entschloss sich die Stadtverwaltung Eilenburg, den Wasserturm zu sanieren und das Löschwasser-Reservoire im unteren, dem 500 m³ großen Behälter des Wasserturms anzuordnen. Damit war die wirtschaftliche Voraussetzung für die Erhaltung des dominanten Stadtbild prägenden Turmbauwerkes gegeben. Die Dachkonstruktion des Kegelschalendaches, die vom Einsturz bedroht war, wurde erneuert, der Turmschaft denkmalgerecht saniert. Durch die Neunutzung gelang es, den Wasserturm unter Beibehaltung des optischen Erscheinungsbildes als prägendes Wahrzeichen der Silhouette von Eilenburg zu erhalten und ihn als ein bedeutendes Zeugnis der Eilenburger Industriegeschichte zu bewahren. Die nicht mehr benötigten Funktionen des Turminneren wurden entkernt, sodass der Turm für die Zukunft eine Reihe von neuen Nutzungsoptionen bereithält. Während der untere Bereich des Turmes den sanierten, 500 m³ großen Behälter für Löschwasser beinhaltet, wurden im oberen Turmbereich Maßnahmen des Artenschutzes realisiert. So konnten im Turmschaft 20 Nistplätze für Mauersegler eingerichtet werden. Auch sollte der Turm weiterhin kommerziell als Netzknoten-Station der Telekommunikation Verwendung finden. In die obere Zylinderschale wurden Antennenanlagen von Mobilfunkbetreibern optisch nicht sichtbar eingefügt. Dies geschah, indem an der Außenseite Schlitze eingelassen und wandbündig so abgedeckt worden sind, dass sie optisch nicht wahrnehmbar sind und das Erscheinungsbild des Turmes nicht stören. Damit wurde in besonders eleganter Weise diese Funktion in das historische Bauwerk integriert. Planung und Realisierung erfolgten im Jahr 2003. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 1.597.500 Euro. Die Jury würdigt die intelligente Neunutzung des Turmes bei gleichzeitiger Wahrung seiner architektonischen Qualität. SANIERUNG WASSERTURM EILENBURG Vor der Sanierung, Südwestansicht Schalung des Fertigteiles der Turmlaterne vor Ort Fertiggestellte Turmlaterne Aufsetzen auf die Dachkonstruktion Baugeschichte Der Wasserturm wurde im Jahre 1915/16 durch die Dykerhoff & Widmann AG Dresden auf dem Gelände der damaligen Eilenburger Celluloidfabrik als Brauchwasserspeicher und zur Stabilisierung des Wasserdrucks der Chemiefabrik errichtet. Der Turm verfügte über 3 Wasserbehälter (1 x 1500 m³ und 2 x 500 m³ Fassungsvermögen). Besonders bedeutsam ist hierbei die Turmhöhe von 60,5 m über OK Gelände sowie die Ausbildung des Tragwerkes und die Ausführung der Konstruktion. Das Tragwerk ist als reine Stahlbetonkonstruktion ausgeführt und zählt zu den ersten, ganzheitlich in Stahlbeton ausgeführten Industriebauwerken seiner Zeit. Der Turm wurde letztmalig ca. um 1950 instand gesetzt und befand sich im Jahre 2002 vor Sanierungsbeginn in einem sehr schlechten baulichen Zustand. Die Dachkonstruktion des Kegelschalendaches war vom Einsturz bedroht. Auf der Innenseite des Daches lag die Bewehrung in großen Teilen frei. Der Beton der Außenhülle des Turmes war infolge Verwitterung und Betonkorrosion stark geschädigt. A ufgabenstellung - Sanierung des Wasserturmes unter Beibehaltung des optischen Erscheinungsbildes, als prägendes Wahrzeichen der Silhouette von Eilenburg, sowie die Erhaltung des Wasserturmes als bedeutendes Bauwerk der Industriegeschichte am ehemaligen Chemie-Standort Eilenburg. S Ä C H S I S C H E R S T A A T S P R E I S F Ü R B A U K U L T U R - Entkernung des Turminneren. - Nutzung des unteren 500 m³ Behälters als Löschwasser-Reservoire für das neu entstehende Gewerbe- und Industriegebiet am ECW-Wasserturm. - Integration des Turmes in Maßnahmen des Artenschutzes des Umweltamtes Delitzsch und des Sächsischen Landschaftspflegeverbandes. - Kommerzielle Nutzung als NetzknotenStation für Telekommunikation. - Sanierung unter Einsatz von 18 ABMKräften durch das bauausführende Unternehmen Dr. Waldenburger GmbH als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, koordiniert durch die Regiestelle des Arbeitsamtes Leipzig (heute Bundesagentur für Arbeit). A usführung - Neuherstellung des Tragwerkes des Kegelschalendaches als Kombination aus Stahl und Holz. - Beton-Instandsetzung der Hüllfläche des Turmes mit Spritzmörtel, bzw. -beton. 2 0 0 4 Teilansicht Zylinderschale Dach Industrie- und Gewerbegebiet „Kunststoff Center“ am ECW Wasserturm Detail Brutplätze für Mauersegler Freiliegende Bewehrung der Dachinnenseite Nordostansicht Ebene G-G, 1. Obergeschoss Neue Dachkonstruktion - Die Turmlaterne wurde als zweiteiliges Stahlbeton-Fertigteil auf der Baustelle hergestellt und mittels Kran montiert. - Die in der Zylinderschale befindlichen Antennenanlagen der Mobilfunk-Betreiber wurden an der Außenseite wandbündig mit GFK Verkleidungen abgedeckt und stören das optische Erscheinungsbild des Turmes nicht. - Im Turmschaft wurden 20 Nistplätze für Mauersegler eingerichtet. Dazu wurden je Ausfachung 2 Edelstahlrohre als Einflugöffnungen zu den Nistkästen hergestellt, welche von außen das optische Erscheinungsbild des Turmes nicht beeinträchtigen. In der Turmlaterne befinden sich weitere Nistplätze für Dohlen und Falken. - Sanierung des 500 m³ Tiefbehälters als Löschwasserspeicher für das Gewerbeund Industriegebiet. S Ä C H S I S C H E R S T A A T S P R E I S F Ü R B A U K U L T U R 2 0 0 4 HOCHBAU SÜD DER BUNTGARNWERKE LEIPZIG SANIERUNG UND UMNUTZUNG EINES INDUSTRIEDENKMALS Entwurfsverfasser: Gregor Fuchshuber & Partner - Freie Architekten, Leipzig Bauherr: Wohnungseigentümergemeinschaft WEG 055, Leipzig Bauunternehmen: Spezialbetonbau Pommer GmbH, Leipzig Der Umbau der Buntgarnwerke Leipzig verknüpft Innovation und Tradition. Dabei entwickelt die Anlage eine ganz besondere Atmosphäre. Das Gebäude wahrt von außen sein historisches Antlitz und offenbart sich zugleich im Inneren als gelungene Symbiose zwischen Alt und Neu. Der mutige und konsequente Ausschnitt des Innenhofes aus dem gebauten Gefüge zeigt die Flexibilität des alten Konstruktionssystems und haucht dem Gebäude gleichzeitig den Atem der heutigen Zeit ein. Das Gebäude wird im Inneren zur Bühne des Modernen, Zeitgemäßen. Die Rahmenbedingungen des Bestands wurden dabei effektiv ausgefüllt. Die Nutzungseinheiten, Wohnungen mit Mezzaningeschoss, sind passgerecht in das Stützenraster eingefügt. Fünf Meter Raumhöhe des Industriebaus lassen in den Nutzungseinheiten zwei Wohnebenen an der Innenhofseite zu, während über Galerie und Luftraum im Wohnzimmer die ehemalige Höhe der Fertigungsräume erlebbar bleibt. Die nach altem Vorbild nachgebauten Fenster vermitteln auf Grund ihrer großen Belichtungsflächen Großzügigkeit und durch ihre Form Individualität. Die sinnvolle Ergänzung von Vorhandenem mit Neuem, dazu die sensible Auswahl wohn- wie denkmalgerechter Ausbaumaterialien gibt jedem Apartment seinen individuellen Charakter. Die gewählte Erschließung über Laubengänge ist im Sächsischen kaum verbreitet. Aber auch hierin überzeugt die Wohnanlage mit insgesamt 155 Lofts. Durch die Konzentration aller gemeinschaftlichen und halbprivaten Freibereiche zum Innenhof vermittelt dieser Identität und Zusammengehörigkeitsgefühl. Der Umbau der Buntgarnwerke steht damit beispielhaft dafür, wie Wohnen in Mehrgeschossern nicht von Anonymität sondern vielmehr von Gemeinschaftssinn geprägt werden kann. Dies bestätigt sich auch durch die hohe Akzeptanz bei seinen Bewohnern. Mit dem Umbau der ehemaligen Buntgarnwerke zu einer innerstädtischen Wohnanlage wurde ein Stück Industriegeschichte erhalten und ein städtebaulich prägnanter Bereich im Leipziger Stadtteil Plagwitz mit neuem Leben erfüllt. HOCHBAU SÜD DER BUNTGARNWERKE LEIPZIG Projektcharakteristik: Die Leipziger Buntgarnwerke sind als größtes geschlossen erhaltenes Industriedenkmal ein wesentlicher Zeitzeuge für die mitteldeutsche Industriegeschichte. Das über etwa 50 Jahre gewachsene Gesamtensemble besteht aus fünf eigenständigen Baukörpern, die in ihrer unterschiedlichen Konstruktionsweise beispielhaft für die technischen Möglichkeiten der jeweiligen Epoche stehen. Der Hochbau Süd ist als Eisenbetonkonstruktion 1906 in Straßburg durch die Firma Züblin geplant worden. Hinter einer konventionellen Ziegelfassade verbirgt sich ein für die Bauzeit hochmodernes Eisenbetonskelett mit 2-schaligen Decken. Für die Bauausführung wurde die alteingesessene Leipziger Firma Max Pommer gewonnen, die bereits zur ursprünglichen Bauzeit in Sachsen führend auf dem Gebiet des Stahlbetonbaus war. Planerisch wurden für das Objekt und den Umbau des Stadtviertels in vielfältiger Hinsicht neue Wege beschritten: In die ehemals ca. 40 m breiten und 100 m langen Industriehallen ist zur Belichtung der Wohneinheiten ein Innenhof eingeschnitten. Die 5 m hohen Räume sind innenhofseitig durch eine Galerie unterteilt, die sich nach Mieterwunsch in unterschiedliche Raumaufteilungen gliedert und sich zur geräumigen Wohnhalle öffnet. Die Erschließung erfolgt über die zum Innenhof auskragenden Laubengänge. Der filigrane Aufzugsturm, der sowohl die Laubengänge, als auch die metallenen Fluchtstege anbindet, ist in zeitgemäßer Architektursprache gestalterisch das bestimmende Element des Innenhofes. Die historischen Treppenhäuser sind unter Erhalt der originalen Ausstattung rekonstruiert worden. S Ä C H S I S C H E R S T A A T S P R E I S F Ü R B A U K U L T U R 2 0 0 4 Im Wohnungsinneren ist klar abzulesen, was originaler Bestand und was Neuzufügung ist. Die Decken sind unverputzt, die originale Schalungsstruktur ist sichtbar. Die Wohnungstrennwände sind in sichtbar belassenem Kalksandstein-Fasenmauerwerk ausgeführt und farblich vom Altbestand abgesetzt. Darüber hinaus wurde bei der Materialauswahl und bei der Wahl der Formensprache Wert darauf gelegt, einen Einklang zwischen der funktionalen, vorgefundenen Architektursprache und einer klaren Lösung der Neueinbauten zu finden. Das Leben in den etwa 5 m hohen Fabrik- etagen verbunden mit den zum Wohnraum offenen Galerien, wird am Markt als Gegenentwurf zum klassischen Geschosswohnungsbau hervorragend angenommen. Ein umfangreiches Serviceangebot mit Consiergedienst und einer nutzerorientierten Bewirtschaftung sichert eine hohe Wohnqualität unter vertretbaren Betriebskosten. Dies wurde durch den Verband der deutschen Wohnungsbauunternehmen im Jahr 2003 durch den Bauherrenpreis „Hohe Qualität – tragbare Kosten“ gewürdigt. Die Wiederbelebung der Buntgarnwerke beseitigt eine Industriebrache, welche die Leipziger Stadtteile Plagwitz und Schleussig trennte. Das gesamte Umfeld erlebt derzeit durch die Initialzündung Hochbau Süd eine deutliche Wiederbelebung, die anschließenden Baukörper werden schrittweise ebenfalls saniert und umgenutzt. Das Projekt war Bestandteil der Präsentation Sachsens auf der Expo 2000. WEITERE WETTBEWERBSBEITRÄGE S Ä C H S I S C H E R S T A A T S P R E I S F Ü R B A U K U L T U R 2 0 0 4 Umnutzung der Industriebrache als Feuerwehrgebäude Bahnhofstraße 4 in Olbernhau August Horch Museum Zwickau Denkmalgerechte Sanierung, Umnutzung und ergänzende Neubebauung des ehemaligen Stadtgutes und der Maschinenhalle in Zwickau Kulturwerkstatt „Alte Färberei“ in Burgstädt Denkmalgerechte Sanierung und Umnutzung der WIMA in Limbach-Oberfrohna zum Industrie- und Gewerbepark Umnutzung des Wasserwerkes Radebeul zum Verwaltungs- und Dienstleistungsstandort Huthaus und Dampfmaschinengebäude in Deutschneudorf Sanierung Bahnhofsgebäude Radebeul-Ost Umnutzung des westlichen Flügels zur Erlebnisbibliothek Erweiterung eines Firmengeländes Neukirch/Lausitz Militärhistorisches Museum der Bundeswehr in Dresden Sanierung Lager- und Ausstellungsgebäude / Gebäude 28 Umbau und Modernisierung Grenzabfertigungsgebäude Zittau Schokoladenfabrik Leipzig Umbau einer denkmalgeschützten Fabrikanlage zu Lofts S Ä C H S I S C H E R Elster-Lofts in Leipzig-Plagwitz Teilsanierung ehemaliges DBM Werk II in Döbeln Umbau und Sanierung der Konsumzentrale Leipzig S T A A T S P R E I S F Ü R B A U K U L T U R 2 0 0 4 BEWERTUNGSGREMIUM S Ä C H S I S C H E R S T A A T S P R E I S F Ü R B A U K U L T U R 2 0 0 4 Vorsitzender des Preisgerichts Herr Dr. Volker Benedix Präsident der Architektenkammer Sachsen Herr Ministerialdirigent Prof. Dr. Jürgen Namysloh Abteilungsleiter im Sächsischen Staatsministerium des Innern Herr Ministerialrat Jost Schulze Referatsleiter im Sächsischen Staatsministerium des Innern Herr Ministerialdirigent Wolf Karl Reidner Abteilungsleiter im Sächsischen Staatsministerium der Finanzen Herr Dr. Jürgen Gutsfeld Vorstandsmitglied der Ingenieurkammer Sachsen Herr Eberhard Witzschel Präsident der Industrie- und Handelskammer Südwestsachsen, Regionalkammer Chemnitz Herr Wolfgang Rühlig Präsident der Handwerkskammer Chemnitz Herr Dr. Ulrich Böhme Oberkirchenrat i.R. S Ä C H S I S C H E R S T A A T S P R E I S F Ü R B A U K U L T U R 2 0 0 4 IMPRESSUM Herausgeber: Sächsisches Staatsministerium des Innern Referat 52 Wilhelm-Buck-Straße 4 01097 Dresden Telefon: (03 51) 5 64 35 21 Telefax: (03 51) 5 64 35 09 E-Mail: [email protected] Internet: www.smi.sachsen.de A utoren: Bewertungsgremium, Wettbewerbsteilnehmer Fotonachweis: Architekturbüros, Wettbewerbsteilnehmer Redaktionsschluss: Oktober 2004 Satz und Gestaltung: Initial Satz & Grafik Studio Bautzner Landstraße 45 01454 Rossendorf Druck: Medienhaus Lißner Fernsehturmstraße 9 01328 Dresden-Pappritz A uflage: 4.000 Stück Verteilerhinweis Diese Informationsschrift wird von der Sächsischen Staatsregierung im Rahmen ihrer verfassungsmäßigen Verpflichtung zur Information der Öffentlichkeit herausgegeben. Sie darf weder von Parteien noch von deren Kandidaten oder Helfern im Zeitraum von sechs Monaten vor einer Wahl zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für alle Wahlen. Missbräuchlich ist insbesondere die Verteilung auf Veranstaltungen, an Informationsständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oder Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel. Untersagt ist auch die Weitergabe an Dritte zur Verwendung bei der Wahlwerbung. Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die vorliegende Druckschrift nicht so verwendet werden, dass dies als Parteinahme des Herausgebers zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden könnte. Diese Beschränkungen gelten unabhängig vom Vertriebsweg, also unabhängig davon, auf welchem Wege und in welcher Anzahl diese Informationsschrift dem Empfänger zugegangen ist. Erlaubt ist jedoch den Parteien, diese Informationsschrift zur Unterrichtung ihrer Mitglieder zu verwenden. Copyright Diese Veröffentlichung ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch die des Nachdruckes von Auszügen und der fotomechanischen Wiedergabe, sind dem Herausgeber vorbehalten.