Zum Hechtangeln nach Kanada? Ob sich das lohnt? Lassen Sie
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Zum Hechtangeln nach Kanada? Ob sich das lohnt? Lassen Sie
B urlaub & abenteuer kanada Im Hechtrausch Zum Hechtangeln nach Kanada? Ob sich das lohnt? Lassen Sie sich von Markus Heine und Benny Dittmann überzeugen. 100 FISCH & FANG 5/2015 Zwei Angler, ein Boot, ein See: Für fünf Tage hat die Anglergruppe den Wylie Lake für sich alleine. Fliegenfischen vom Feinsten: Markus Heine erlebte in Kanada das beste Hechtangeln seines Lebens. S tück für Stück tuckert unser Boot die Schilfkante entlang. Gebannt blicken Benny und ich durch das seichte whiskeybraune Wasser auf den sandigen Boden. Die strahlende Sonne ermöglicht uns dieses wunderbare Kino. Unsere bunten Streamer streicheln die Wasseroberfläche - von jetzt auf gleich können wir sie den Räubern zum Fraß vorwerfen, wenn wir sie denn erspähen. „Zu klein“, beurteilt Benny den ersten dunklen Schatten am Grund, dann zeigt er mit der Rute auf einen anderen Hecht. „Der da vorne auch.“ Wir driften weiter. „Oh, der sieht aber gut aus“, flüstere ich und schaue ganz genau hin. Ich schätze den Fisch auf knapp 90 Zentimeter. „Doch zu klein.“ Da, der nächste Schatten zeichnet sich wesentlich größer vom hellen Grund ab. Was für ein Hecht, der ist es! Ich denke nicht lange nach und werfe den Fisch an. Der gelb-weiße Streamer landet etwa fünf Meter weit im Rücken des Hechtes. Voller Vorfreude behalte ich sowohl den mucksmäuschenstill stehenden Räuber als auch den auf ihn zustrebenden Streamer im Blick. Wenige Zentimeter vor dem Maul lasse ich den flauschigen Köder kurz stehen und ziehe ihn dann mit einem Ruck schnell nach vorne. Gemächlich dreht der Hecht zunächst seinen Kopf, folgt dem Streamer dann aber umso impulsiver. So sehen die Streamer der kanadischen Experten aus. Auf Popper bissen die Hechte noch nicht, dafür hätte das Wasser einen Tick wärmer sein müssen. Film ab! icht, hte auf S Meterhec liegenF e h nadisc a k e eig lt u k siger, nah nd ein rie u r e m h c u s z fi e schter Se zu unbefi auf der n e h e s : zu Träumen D. -D FANG V FISCH & „Jetzt pack doch endlich zu“, flehe ich, als der Räuber meinem Streamer auf einer Strecke von drei Metern lediglich hinterherschwimmt. Ich strippe die Schnur noch einen Tick schneller ein, das hat bei den letzten Fischen auch funktioniert. Tatsächlich, es klappt. Kurz vorm Boot reißt der Hecht sein Maul auf, packt den Streamer und flüchtet in einer 180-Grad-Kehre mit seiner Beute. Ich reiße die Rute hoch, gleichzeitig beginnt meine Bremse zu schnurren. „Benny, hast du das gesehen. Der Hecht hat doch tatsächlich...“ Ich verstumme für einen Moment, beginne dann aber gleich zu lachen, als ich zu meinem Freund blicke. Breit grinsend steht FISCH & FANG 5/2015 101 urlaub & abenteuer kanada Fotos: Verfasser B Im Griff: Dieser Hecht hat sich im Streamer verbissen. Drillspaß ohne Ende – am Wylie Lake an der Tagesordnung. Benny im Heck unseres Bootes, seine 9er Rute biegt sich wie ein Flitzebogen. „Nicht schon wieder“, tue ich verzweifelt und sinke theatralisch zusammen, mit einem Lachen auf den Lippen. Bennys Grinsen wird umso breiter. „Tja, beim Angeln zahlt sich Geduld eben aus. Das solltest du mittlerweile wissen.“ Nach etwa zehn Minuten halten wir unsere Auf-Sicht-Fische in Händen. Ich lande meinen 98er etwas eher, denn Bennys Hecht legt sich mächtig ins Zeug und zieht fast die ganze Fliegenschnur von der Rolle. Wen wundert’s, bei einer Länge von 111 Zentimetern. Als die Fische wieder schwimmen, werfen wir den Anker und gönnen uns ein Päuschen. Bei zwei so schönen Hechten fällt die Pause um eine Bierlänge länger aus. „Ich kann es immer noch Benny genießt den Moment. 1,11 Meter misst der kampfstarke Hecht. Üblicherweise werden die Hechte am Wylie zurückgesetzt. nicht fassen“, schwärmt Benny und nimmt einen tiefen Schluck. „Das war mein zweiter Hecht von über 1,10 Meter heute, der pure Wahnsinn.“ Was ist genau passiert? Schon bei den vorigen Driften konnten wir beobachten, dass die Hechte ihren gehakten Kollegen gerne folgen. Als mein 98er sich gerade den Streamer packte, schaute sich seine große Schwester die ganze Sache aus dem Hintergrund an, was Bennys Adleraugen nicht entging. Er warf den großen Hecht an, und was dann passierte, wissen Sie. Wir hätten selbst nicht geglaubt, dass wir uns am Wylie Lake so in einen Rausch angeln würden. Weit weg von der Heimat, mitten im kanadischen Alberta. Vor unserer Reise fragten wir uns, ob sich der ganze Aufwand überhaupt lohnen würde. Schließlich haben wir in Deutschland unzählige tolle Hechtgewässer mit wahren Prachtexemplaren. Und wenn es wirklich um Stückzahlen gehen soll, kann man auch nach Schweden fahren. Das geht schneller und ist billiger. Der verzweigte Wylie Lake ist etwa sechs Kilometer breit und fünf Kilometer lang, eine Bucht reiht sich an die nächste. Wir sind mutterseelenallein. Keine anderen Angler, kein Straßenlärm, kein Handynetz, keine Termine. Man fühlt sich frei, ein Gefühl, das man so in Deutschland nicht geboten bekommt. Die nächsten Tage sind ein einziger Traum. Mit unserer Ankunft am Wylie wechselt das Wetter, das nasse Schneetreiben verschwindet, wir aalen uns jeden Tag in der Sonne mit Temperaturen von über 20 Grad. Es ist eine wahre Freude, nicht mehr aufs Handy schauen zu können, nicht mehr erreichbar zu sein. Sich auf wesentliche Dinge zu konzentrieren, das tut richtig gut. Die uns begleitende Gruppe kanadischer Fliegenfischer um den 55-jährigen Kevin Noel kommt jedes Jahr an den Wylie, immer Mitte Juni, wenn die Hechte zum Laichen in die flachen Buchten ziehen. Zwar schwimmen im See auch riesige Namaycush-Saiblinge, aber unsere kanadischen Jungs sind genauso hechtverrückt wie wir. Nach dem Angeln wird gekocht, Holz gesammelt, Feuer gemacht. Am Lagerfeuer lassen wir den Tag Revue passieren und tauschen kanadisches und deutsches Anglerlatein aus. Männer unter sich. Zwar springen die Hechte auch am Wylie Lake nicht in den Kescher, sie kennen den Weg dorthin aber recht gut. Wer es darauf anlegt, kann täglich hundert Hechte fangen. Unsere größten - oder besser gesagt - Bennys größte sind stolze 111 Zentimeter lang, Kevin legt sogar noch vier Zentimeter drauf. Wir erwischen kein Exemplar von unter 75 Zentimetern, die meisten Hechte sind zwischen 80 und 90 Zentimetern lang. Auch am Wylie Lake muss man die Fische suchen, und das eingangs geschilderte Angeln auf Sicht funktioniert nur in wenigen Buchten bei 1A-Bedingungen. Nicht jede Schilf- » Keine anderen Angler, kein Straßenlärm, kein Handynetz, keine Termine « WERDEN SIE KEIN OPFER DES GROSSEN SCHNURBETRUGS In jedem Jahr werden Millionen Spulen mit MONOFILER Schnurspulen an europäische Angler verkauft, die falsche Angaben zu Tragkraft und Durchmesser enthalten. Und Sie um Geld und Fisch betrügen Wissen Sie, mit welcher Schnur Ihre Rolle jetzt gerade bespult ist? Wenn Ihre nächste Schnurspule das EFTTA Logo trägt, beweist dies, dass die Schnur sorgfältig auf die Richtigkeit der Angaben geprüft wurde und Sie nicht im Stich lässt. VERTRAUEN SIE DIESEN MARKEN. SIE HABEN DIE EFTTA LINE CHARTER UNTERSCHRIEBEN www.efttalinecharter.com Ein Projekt der European Fishing Tackle Trade Association (EFTTA) B urlaub & abenteuer kanada bank ist gleich gut, an mancher fangen wir keinen einzigen Hecht. An anderen räumen wir dagegen umso stärker ab. Zurück an unseren Hot-Spot. „Dieses Mal warte ich etwas länger“, kündige ich Benny meine Taktik für die nächste Drift an. Er antwortet nicht, ich meine jedoch, ein zartes Schmunzeln zu erkennen. Wieder stieren wir auf die vorbeiwandernden Schatten am Grund. „Die beiden sind zu klein, aber schau dir den an, Benny!“ Wir schieben unsere Köpfe noch ein Stück weiter zur Oberfläche, um den Schatten genauer zu inspizieren. Unsere Nasen berühren fast das Wasser. „Der sieht echt gut aus“, kommentiert Benny den Hechtschatten. „Wenn du willst...“ Da landet mein Streamer auch schon im Wasser. Genauestens verfolge ich seinen Lauf. Jetzt ist er auf Höhe des Hechtes, und dieses Mal macht der Räuber kurzen Prozess. Zack, schon verschwindet der Streamer in seinem Maul. „Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert“, freue ich mich. Der Hecht gibt ordentlich Gas und zieht mir die Fliegenschnur von der Rolle. „Ich mag das auch!“ Mmh, was mag Benny auch? Mit hochgezogenen Augenbrauen schaue ich über die Schulter. Und wer steht da lachend mit krumm gezogener Fliegenrute? Mein Freund Benny, der soeben seinen nächsten Meterfisch drillt. „Wylieeeeeeeeeee!“, schreien wir beide in den kanadischen Himmel. Was für ein Abenteuer, was für ein Angeln, was für ein Spaß! » Nach dem Angeln wird gekocht, Holz gesammelt, Feuer gemacht. Am Lagerfeuer tauschen wir kanadisches und deutsches Anglerlatein aus « a Was für ein Riesenspaß! Benny freut sich wie verrückt über seinen nächsten Meterhecht. Reise-Check v Gewässer: Der 6 km breite und 5 km lange Wylie Lake liegt im Nordosten der kanadischen Provinz Alberta neben dem Burstall und No Name Lake. v Fischarten: Hechte bis zu 16 kg, Lake Trout (Namaycush-Saibling) bis 19 kg. Fünf Tage zu Hause am Lagerfeuer: Ein Abenteuer, das man nicht vergisst. v Saison: Hechtangeln im Flachwasser von Ende Mai bis Ende Juni, im Sommer verteilen sich die Fische im ganzen See. v Methoden: Fliegen- und Spnnfischen auf Hecht und Namaycush. v Anreise: Zum Beispiel mit Air Canada nach Calgary, dann per Inlandsflieger oder Leihwagen weiter nach Fort McMurray (ca. 10 Stunden Fahrt). Von dort fliegt man etwa 1,5 Stunden mit dem Wasserflugzeug zum Wylie Lake. v Unterkunft: zweckmäßig eingerichtete Hütte direkt am See, Mehrbettzimmer, Selbstverpflegung (Lebensmittel kauft man am besten in Fort McMurrey ein). v Infos: Die Reise ist zu buchen bei Mikisew Sportfishing, Ron Herman Fort McMurray, Alberta, Kanada, Tel.: + 1 780 996 6145, Internet: www.mikisewsportfishing.com, E-Mail: [email protected]