Spanien – die Rioja ist auf dem Vormarsch
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Spanien – die Rioja ist auf dem Vormarsch
Weinhandlung am Küferweg, Seon Nr. 75 März 2014 © Jason Orton Spanien – die Rioja ist auf dem Vormarsch 6 | Probierpaket 9 | Coups de cœur 11 | Veranstaltung Freude herrscht! Gioia Crestis neue Jahrgänge Amphorenwein, Gutsreserve und Magnum Der Bär ist los! Endo Anaconda liest im Chappelehof in Wohlen Die Weine des Monats 2 Rioja – Spaniens traditionsreichster Rotwein Auch in der Schweiz bedeutet Spanien längst nicht mehr nur Rioja und Malaga, sondern auch Ribera del Duero, Toro oder Cava. Trotzdem: Die Weine aus der Rioja – benannt nach dem Rio Oja – geniessen nach wie vor zu Recht eine Sonderstellung. Mit gutem Grund: Bereits 1926 rief der damalige König, Alfons XIII., eine erste Kontrollinstanz ins Leben, auf der das heute gültige DOCa-Reglement (Denominación de Origen Calificada) aufgebaut ist. Die Rioja wird durch die Sierra de Cantabria im Norden und Westen gegen die Regen bringenden Atlantikwinde abgeschirmt. Das Klima ist eine Mischung aus atlantischen und mediterranen Einflüssen, und deshalb deutlich ausgeglichener als etwa in Ribera del Duero. Die vergleichsweise massvollen Temperaturen und Niederschläge begünstigen ausgewogene Weine. Die drei Unterzonen haben ihre Eigenarten: in der Rioja Alavesa dominieren lehmige Kalkböden, in der Rioja Alta kiesige Schwemm böden, eisenhaltige Lehmböden und lehmige Kalkböden, in der Rioja Baja kiesige Schwemmböden und eisenhaltige Lehmböden. Was nicht jung als Vino joven verkauft wird, reift in Barricas, rund eine Million der 225 Liter fassenden Gebinde sollen in den Kellern der Bodegas liegen. In der Regel werden die verschiedenen Anbausorten assem- © Jason Orton Spaniens Weinwelt hat in den vergangenen zwanzig Jahren enorm an Vielfalt gewonnen – und damit auch die Gunst der Konsumentinnen und Konsumenten im Ausland. In kurzer Zeit hat sich das Handelsvolumen spanischer Wei ne praktisch verdoppelt, und Spanien liegt hinter Frankreich und Italien auf dem dritten Platz im Export. Die Rebberge im Nordosten Spaniens liegen zum Teil auf 800 Meter über Meer. Dies ist mit ein Grund, weshalb Rioja zu den feinsten spanischen Weinen zählt. bliert: Tempranillo macht den grössten Anteil aus, Garnacha wird oft mitverwendet, und manchmal kommt auch etwas der raren Sorten Graziano oder Mazuelo dazu. Ein bevorzugtes Klima, für den Rebbau geeignete Böden, ein über die Jahrhunderte entwickeltes Wissen und Qualitätsbewusstsein – dies alles trägt zum Sonderstatus der Weine aus der Rioja bei. Bio boomt in Spanien Neunzig Prozent aller weltweit produzierten und kontrollierten Bioweine stammen aus Europa. In der alten Welt liegt der Anteil von Bioanbauflächen bei 5,3 Prozent, die Tendenz ist steigend. Spanien ist heute das führende Land, hier werden fast 80 000 Hektaren nach entsprechenden Richtlinien bewirtschaftet, eine Fläche, die mehr als fünfmal so gross ist wie die Gesamtheit der Schweizer Rebberge. Etwa zwei Drittel der Produktion stammen aus der weitaus gröss ten Anbauregion Kastilien-La Mancha. In der Rioja hingegen werden heute bloss 500 Hektaren kontrolliert. Langsam, aber stetig setzt man jedoch auch hier vermehrt auf eine Zertifizierung. Zwei der drei Weingüter, die mit der Weinhandlung am Küferweg seit vielen Jahren zusammenarbeiten, führen in ihrem Sortiment bereits entsprechende Produkte: die Bodegas Palacios Duque und die Compañía de Vinos Telmo Rodríguez. Seit Telmo Rodríguez auf Remelluri das Steuer wieder in die Hand genommen hat, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis auch die ersten zertifizierten Remelluri-Weine im Angebot sein werden. 3 Remelluri – ein neues Kapitel Wie es seinem Temperament entspricht, hat Telmo Rodríguez rasch erste Weichen gestellt. Die drei Remelluri-Klassiker Blanco, Reserva und Gran Reserva sollen künftig wieder ausschliesslich aus Trauben von eigenen Weingärten gekeltert werden. Was er von den benachbarten Winzern dazukauft, hat als «Lindes de Remelluri» eine eigene Abfüllung erhalten. Ein kluger Schachzug, denn es ist eine Besonderheit des Weinguts, dass sich die rund hundert Hektaren eigener Rebberge rund um die historischen Gebäude der Granja Nuestra Señora de Remelluri befinden. Zurück zur Tradition Durch die klare Trennung kommt Telmo Rodríguez auch seinem Ziel näher, die Weine von Remelluri zertifizieren zu lassen. Für den Betrieb verantwortlich ist Emmanuel Guiot, ein Franzose, der zuvor als Rebmeister auf Cos d'Estournel tätig war – auch keine schlechte Adresse. Der Grossteil der Reben wird heute bio-organisch bewirtschaftet, der Rest bio-dynamisch. Vermehrt bevorzugt man wieder das Gobelet-System. «Es ist ausgesprochen aufwändig, doch die Traubenqualität ist einfach besser. Buschreben sind im Gegensatz zu Reben in Drahtanlagen dreidimensional», sagt Emmanuel Guiot. Küferweg /Camenisch Telmo Rodríguez ist zu seinen Wurzeln zurückgekehrt. Nach dem Rückzug seines Vaters Jaime 2010 hat er zusammen mit Schwester Amaja die Leitung auf Remelluri übernommen. Remelluri Remelluri Blanco 2011* Rioja DOCa 75 cl, Fr. 49.– * ab Mai 2014 in limitierten Mengen erhältlich Lindes de Remelluri 2010 Rioja DOCa 75 cl, Fr. 19.40 Remelluri Reserva 2007 Rioja DOCa 37,5 cl, Fr. 15.80 (2009) 75 cl, Fr. 29.60 150 cl, Fr. 69.– (2005) Remelluri Gran Reserva 2005 Rioja DOCa 75 cl, Fr. 49.– Die Weine des Monats © Jason Orton 4 In den alten Parzellen prägen Olivenbäume das Bild. In den Steinhäuschen finden die Rebarbeiter Schatten. Rioja-Trilogie von Telmo Rodríguez Das Traubengut für die aussergewöhnlichen Riojas LZ und Lanzaga stammt aus den Rebbergen um Lanciego in der Rioja Alavesa. In den alten Anlagen stehen die Tempranillo-, Graciano- und Garnachastöcke oft in Mischkulturen zwischen Mandel- und Olivenbäumen. DNA-Tests von 2012 haben mit der Legende aufgeräumt, dass Tempranillo ein Cousin des Pinot noir sei, der sich auf die Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela begeben habe. Der Tempranillo gilt heute als natürliche Kreuzung zwischen Albillo Mayor, einer alten Sorte aus Ribera del Duero, und einer nicht mehr angebauten Sorte aus Aragonien namens Benedicto, von der nur wenig bekannt ist. Diese wissenschaftlichen Erkenntnisse ändern allerdings nichts daran, dass die besten reifen Riojas an guten, alten Burgunder erinnern. Der Graciano ist eine historische Rebsorte aus Aragonien. DNA-Tests zeigen, dass sie mit jeweils lokalen Synonymen auch in Andalusien, im Languedoc und in Sardinien angebaut wird. Es wird vermutet, dass Graciano auf Sardinien heimisch wurde, als die Insel zum Königreich Aragón gehörte (1323 bis 1720). Auch den Ursprung der Garnacha vermutet man in Aragonien. Heute ist die Garnacha eine der weltweit meistangebauten Sorten. In Frankreich heisst sie Grenache, auf Sardinien Cannonau. Tempranillo, Graciano und Garnacha, aus diesen Sorten formt Telmo Rodríguez seine RiojaTrilogie. LZ, der erste biozertifizierte Wein der Compañía, reift ein paar Monate in Betontanks. Dadurch wird der Fruchtcharakter akzentuiert. Der fassausgebaute Lanzaga ist lagerfähig, gehaltvoll und doch bereits in der Jugend zugänglich. Das Traubengut für den Compañia LZ 2012 Rioja DOCa 75 cl, Fr. 14.90 Lanzaga 2008 Rioja DOCa 75 cl, Fr. 29.00 Altos de Lanzaga 2005 Rioja DOCa 75 cl, Fr. 74.– ltos de Lanzaga stammt aus der Lage Las A Beatas. Nur das Beste ist für die Abfüllung gut genug, pro Jahrgang finden bloss einige Barricas Telmos Gnade. Altos de Lanzaga ist ein mächtiger Rotwein, ein Langstreckenläufer der Sonderklasse. 5 Palacios Duque – Rioja aus Rebellenhand Bereits damals separierte Marqués de Vittoria Trauben, die aus biologisch bewirtschafteten Parzellen stammten, und bot sie entsprechend als zertifizierte Weine an. Das waren zwar keine schlechten Gewächse, aber nicht das, was Luis vorschwebte, hatte er doch von seiner Familie ein fantastisches Erbe übernommen: Parzellen bestockt mit «Tempranillo peludo», einer selten gewordenen Spielart aus der Tempranillo-Familie, die in den 1980er-Jahren ertragsreicheren Klonen hatte weichen müssen. So beschloss er selbst Als Selbstkelterer brauchts in der Rioja breite Schultern. zu keltern, ein unüblicher Weg in der Rioja. Das Allermeiste, was von 20 000 Winzern auf den 60 000 aus älteren Anlagen mit entsprechend geHektaren produziert wird, landet in einem ringeren und konzentrierteren Erträgen, Keller der 250 Bodegas. wird länger an der Maische vergoren und reift nach dem Abpressen in Barricas, in Biozertifiziert von Anfang an Lange hatten wir auf eine Linie mit überzeugenden biozertifizierten Riojas gewartet. An der Biofach in Nürnberg 2008 trafen wir auf einen raubeinigen Kerl, der ausgesprochen feingliedrige Riojas präsentierte: Luis Palacios Duque; es waren die ersten Jahrgänge. Seine Roten zählen seither zum festen Bestandteil des Küferweg-Sortiments. Das jüngste der drei reinsortigen Tempranillo-Gewächse, der Dión, wird ausschliesslich im Stahltank gekeltert und ausgebaut. Dión ist das Leichtgewicht des Trios: Kurz und bei kühlen Temperaturen gekeltert, bietet er den raschen, unbekümmerten Genuss zu Tapas, zu Knabbereien, zu einem leichten sommerlichen Essen. Der Buradón stammt Palacios Duque Rioja Dión 2012 Rioja DOCa 75 cl, Fr. 14.20 Rioja Buradón 2011 Rioja DOCa 75 cl, Fr. 18.20 Rioja Padús 2005 Rioja DOCa 75 cl, Fr. 29.80 Küferweg /Camenisch Luis Palacios Duque hat seine Trauben als Winzer jahrelang der lokalen Kooperative Marqués de Vittoria verkauft. Dort sammelte er als Kellerarbeiter auch Erfahrung in der Weinbereitung. Dann machte er sich selbstständig. Tanks und in Flaschen. Dieselbe Taktik wird beim Padús angewendet. Die dafür verwendeten Trauben sind eine Selektion vom Besten, was der Jahrgang hergibt. Buradón wie Padús sind Weine, die zu Beginn ihrer schönsten Trinkreife auf den Markt kommen und sich in der Flasche während weiteren Jahren noch verfeinern. Beide sind, wie Rioja generell, vorzügliche Begleiter zu Reisgerichten mit Fleisch oder Fisch, zu grilliertem Lamm und zu Käse. Probierpaket 6 Freude herrscht! Gioia Crestis neue Jahrgänge Darf man um zehn Uhr morgens anrufen, wenn man weiss, dass die gesuchte Person erst am Vorabend aus den USA zurückgekehrt ist? «Si si, va benissimo», ruft Gioia Cresti fröhlich ins Telefon. Sie steht bereits wieder im Rebberg, hin und wieder wird das Gespräch kurz unterbrochen, wenn sie nach ihrer Hündin ruft, die einem Vogel hinterherjagt. Gioia Cresti war eingeladen, mit einem Tross italienischer Winzer die Tre-BicchieriWeine des Gambero Rosso in New York, Baltimore und Washington vorzustellen. Hat diese Auszeichnung immer noch Sogwirkung? «In den USA schon, es war unglaublich, wie viele Weininteressierte die Veranstaltungen be- suchten», schwärmt sie. Die italienischen Produzenten scheinen in den Staaten zurzeit viel Erfolg zu haben. Auch in Nordeuropa habe sich der Markt sehr gut entwickelt. Und wann fliegt sie nach China? «Es gefällt mir nicht, wie dort gearbeitet wird. Alles dreht sich um den Preis und es ist schwierig, verlässliche Partner zu finden», sagt Gioia Cresti. Der lange Weg zum Erfolg Das Weingut Carpineta Fontalpino der Geschwister Gioia und Filippo Cresti liegt an den südlichen Ausläufern des hügeligen Chianti- Gioia Crestis neue Jahrgänge Chianti Classico 2011 Chianti Classico DOCG Carpineta Fontalpino, Castelnuovo Berardenga 75 cl, Fr. 21.– Do ut des 2010 Toscana IGT Carpineta Fontalpino, Castelnuovo Berardenga 75 cl, Fr. 34.80 Küferweg /Camenisch Wie die Zeit vergeht: Schon zwanzig Jahre sind es her, seit Gioia Cresti ihre ersten Weine gekeltert hat. 1998 begann dann die Zusammenarbeit mit der Weinhandlung am Küferweg. Mittlerweile sind ihre Toskaner aus dem Sortiment nicht mehr wegzudenken, sie zählen zu den Meistprämierten. Leidenschaftliche Volleyballspielerin, önologische Beraterin und Schöpferin eigener Weine: Gioia Cresti. Classico-Gebiets. Es umfasst hundert Hektaren, die vorwiegend für Getreideanbau genutzt werden, zehn Hektaren sind mit Reben bestockt. Sanfte Hügel prägen die Landschaft unweit von Siena. Gioia Cresti war noch ein Kind, als ihr Vater, der Besitzer der Fattoria, starb. In der Folge wurde der Rebbau lange Jahre vernachlässigt, bis sich Gioia entschied, selbst Hand anzulegen. Das Rüstzeug dazu hatte sie sich durch die Ausbildung zur Önologin geholt, weitere wertvolle Erfahrungen konnte sie durch die Zusammenarbeit mit dem bekannten toskanischen Önologen Maurizio Castelli sammeln. Gioia Cresti ist auch heute noch für dessen Beratungsfirma tätig. Mit ihrem Mann zusammen wohnt Gioia Cresti auf dem Weingut, wo sich auch ihr Bruder Filippo eingerichtet hat, der von Siena aus als Geometer arbeitet und für die Vermarktung der Weine zuständig ist. Carpineta Fontalpino ist also eine richtige «family affair». In den sauren Apfel gebissen Wir offerieren die zwei Flaschen zum Probierpreis von Fr. 45.– (statt Fr. 55.80) plus Fr. 9.50 Versandspesen. Diese zwei Weine werden den Abonnentinnen und Abonnenten des Probierpaket-Abos automatisch zugestellt. Von Anfang an hat sich Gioia Cresti bei der Bewirtschaftung der Weinberge stark an den Grundsätzen des biologischen Rebbaus orientiert. Von einer Zertifizierung der Produktion Küferweg/Camenisch 7 Typisch Toskana: der Blick über das Rebenmeer, am Horizont Zypressen, die wie Fackeln in den Himmel ragen. Do ut des aus grossartigem Jahrgang sah sie allerdings ab, das Ganze schien ihr zu bürokratisch und zu aufwändig. Wer Gioia Crestis Temperament kennt, kann dies gut verstehen. Aber jetzt hat sie den Schritt doch gewagt: Ab Jahrgang 2010 sind alle CarpinetaFontalpino-Weine auch biozertifiziert. «Bevor das entsprechende Logo auch auf den Flaschen sichtbar wird, brauche ich aber die alten Etiketten auf», stellt sie klar. Gioia Cresti redet sich ins Feuer, wenn sie den Mehraufwand beschreibt: 30 Prozent mehr Arbeit in der Produktion, 10 Prozent in der Administration. «Und jede Woche habe ich jemanden im Haus, der irgendetwas kontrollieren will», stöhnt sie. Vom verschlafenen landwirtschaftlichen Gut zum 2011er: ein reinsortiger Chianti Classico Vorzeigebetrieb: Carpineta Fontalpino. Seit dem Jahrgang 2006 bietet Gioia Cresti auch einen Chianti Classico an. 15 Hektaren Reben in drei verschiedenen Lagen kamen seither zusammen: San Piero, Cerreto und Petroio. Jede ist durch ganz unterschiedliche Bodenzusammensetzungen geprägt. In der einen dominiert Sand, in der anderen Lehm oder Kalk. «Damit kann ich spielen», freut sich Gioia Cresti. Der Jahrgang 2011 besteht im Gegensatz zu vorangegangenen Abfüllungen ausschliesslich aus Sangiovese. Die Kelterung dauert zwei Wochen, dann wird der Wein während eines Jahres in Tonneaux, 500-Liter-Fässern zweiter Füllung, ausgebaut. «2011 war ein Jahr von durchschnitt licher Qualität. Die Säure ist eher hoch, was dem eleganten Charakter des Weins zugutekommt», sagt sie. Der 2011er ist trotz seiner Jugendlichkeit ausgesprochen zugänglich. Er ist ein vorzüglicher Essensbegleiter zu Pasta und Schmorgerichten aller Art. Neben den beiden Chianti keltert Gioia Cresti eine Assemblage aus je einem Drittel Sangiovese, Cabernet Sauvignon und Merlot, die sie in neuen Fässchen aus Eichenholz ausbaut. Die Sorten sind zu unterschiedlichen Zeiten reif und werden einzeln während knapp drei Wochen vergoren. Der Ausbau in Barriques dauert 18 Monate. Danach assembliert Gioia Cresti die Grundweine zum Do ut des. Das lateinische «Do, ut des» – eine altrömische Rechtsformel – meint: Ich gebe – damit du gibst. Dieses Prinzip widerspricht eigentlich christlicher Vorstellung, heisst es doch bei Matthäus: «Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben.» Gioia Cresti versteht das «Do, ut des» indes als Gegendienst und Dank an ihre Eltern, die ihr die Möglichkeit gaben, diesen Wein zu erschaffen. Den Jahrgang 2010 bezeichnet sie als «annata strepitosa», als überwältigendes Jahr. «Die Ernte war klein, die Trauben zuckersüss, bello, bello ...», schwärmt sie. Do ut des strahlt neben Kraft und Fülle einen unwiderstehlichen Charme aus und passt vorzüglich zu Lamm- und Rindfleisch und gereiftem Hartkäse. Küferweg-Tipp Herzstück des Unternehmens: der Direktverkauf. zvg. Biohof Zug zvg. Biohof Zug Küferweg /Camenisch 8 Toni Niederberger und Lebenspartnerin Annemarie Schwegler. Biohof Zug: Einkaufen und Einkehren an bester Lage Die letztjährige Medienkonferenz von Bio Suisse fand im Biohof Zug statt. Die Betriebsgemeinschaft, zu der drei Bauernhöfe und rund 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählen, gilt für die Dachorganisation der Biobauern als Vorzeigebetrieb. Wesentlich zur guten Stimmung beim Veranstalter Bio Suisse trugen der attraktive Veranstaltungsort mit Sicht auf den Zugersee und die hervorragenden Zahlen bei. Man konnte sich über einen Umsatz von 1,83 Milliarden Franken und ein Wachstum von 5,3 Prozent freuen. «Bio ist kein kurzfristiger Modetrend, in der Bevölkerung findet ein tief greifender Wertewandel statt», sagte Marketingleiter Jürg Schenkel. Die Betriebsgemeinschaft wurde im Jahr 2000 von Toni Niederberger ins Leben gerufen. «Gemeinsames Arbeiten gehört zur Philosophie der biologischen Landwirtschaft», erklärt er. Auf seinem Hof in Zug produziert man Gemüse und Obst, auf den beiden Hö- fen in Baar wird Viehwirtschaft und Ackerbau betrieben. Wirtschaftlich sind alle Betriebe eigenständig, die Buchhaltung allerdings führen sie gemeinsam, und der Grossteil ihrer Produkte wird im Hofladen in Zug verkauft. «Wir versuchen, die gesamte Wertschöpfung in unseren Händen zu halten», sagt Niederberger. nemarie Schwegler, Toni Niederbergers Partnerin, ist für die Gastronomie zuständig, die vor allem hofeigene Produkte verarbeitet. Eine weitere Spezialität im Angebot sind die Pasta von Monica Vanoli, die man auch an den regelmässig stattfindenden öffentlichen Tavolatas geniessen kann – hin und wieder sogar mit Livemusik und immer mit Küferweg-Weinen. Beliebter Veranstaltungsraum: Schüür 59 «Der arbeitsintensive Anbau bedingt eine Direktvermarktung für Kunden, die bereit sind, mehr zu bezahlen.» Die Nähe zur Stadt Zug bietet dafür beste Voraussetzungen. Anziehungspunkt ist auch das Café, das im grosszügigen Verkaufsraum integriert ist. Grosse Nachfrage besteht zudem für den Veranstaltungsraum, der in der umgebauten Stallscheune entstanden ist. Vor allem an Wochenenden wird die Schüür 59 für Geburtstage und Hochzeiten rege benutzt. An- Adresse und Öffnungszeiten: Biohof Zug Artherstrasse 59 6300 Zug Tel. 041 711 97 02, www.biohofzug.ch Geöffnet Mo bis Fr 9 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr. Sa 9 bis 14 Uhr. Coups de cœur 9 Einladung zum Fremdgehen – Coups de cœur Millésime Bio 2014 Im aktuellen Coups de cœur- Angebot haben wir für Sie eine Auswahl hervorragender Bioweine zusammengestellt. Darunter sind Kostbarkeiten wie Amphorenweine, Gutsreserven und rare Magnums. Sie sind nur für kurze Zeit exklusiv bei der Weinhandlung am Küferweg erhältlich. Prozent mehr als im Vorjahr. Fast alle Winzerinnen und Winzer, die mit der Weinhandlung am Küferweg zusammenarbeiten, waren vertreten. Sie zeigten ihre aktuellen Abfüllungen wie auch Fass- und Tankmuster des Jahrgangs 2013. Die Millésime Bio im Montpellier ist die bedeutendste Messe für Bioweine. Sie fand Ende Januar zum 21. Mal statt und konnte erneut einen Teilnehmerrekord verzeichnen. An die 800 Aussteller aus zwölf Ländern waren anwesend, das sind nochmals fast zehn Bei unseren Streifzügen durch die Hallen stiessen wir auch diesmal auf bekannte und unbekannte Weine, die uns begeisterten. Wir können leider nicht alle in unser Sortiment aufnehmen, sonst würden wir bald aus allen Nähten platzen. Im Angebot «Coups de cœur Im Vorfeld erhielten die Produzenten die Möglichkeit, ihre Weine von einer Fachjury prämieren zu lassen. Am Challenge Millésime Bio, wie der Wettbewerb heisst, werden jedes Jahr auch einige Küferweg-Weine ausgezeichnet (siehe S. 10). Millésime Bio 2014» bieten wir Ihnen aber ein paar unserer Trouvaillen an. Coup de cœur lässt sich mit «eine besondere Empfehlung» übersetzen, Sie finden die Auswahl in der beiliegenden Broschüre. Es handelt sich um eine Selektion erstklassiger repräsentativer Gewächse aus den jeweiligen Regionen. Das Schwergewicht liegt wie bereits im letzten Jahr auf Frankreich, dies einerseits, weil dieses Land nach wie vor für viele Weintypen die Referenz darstellt, und andererseits, weil an der Millésime Bio auch besonders viele französische Winzerinnen und Winzer präsent sind. Erfreulicherweise waren in diesem Jahr auch eine Menge österreichischer Produzentinnen und Produzenten anwesend. Sie präsentierten ausgesprochen eigenwillige, interessante und zukunftsweisende Gewächse. Kostbarkeiten von Ilse Maier Wenn ich Ihnen ein Glas Wein serviere, können Sie mir dann sagen, ob der Wein aus konventionellem oder aus biologischem Anbau stammt? Ilse Maier: Nein, das zu behaupten, wäre anmassend. Ich kann in sogenannten Blindverkostungen oft nicht einmal erkennen, ob der Wein von einem Kollegen oder von mir stammt. Es sind so viele Faktoren mit im Spiel. zvg. Hans-Peter Siffert Wir haben gleich zwei Weine aus dem Keller von Ilse Maier selektioniert: einen Weissburgunder 2011 und Grüner Veltliner Gutsreserve 2007. Was ist ihr Rezept? Ilse Maier zählt zu den Pionierinnen des bio-organischen Rebbaus in Österreich. In der Nähe von Krems betreibt sie den 15 Hektar grossen Geyerhof. Unterschiede im Geschmack sind also nicht erkennbar. Warum ist es dennoch gut, biologischen Wein zu trinken? Weil biologischer Wein eben bekömmlicher ist. Er ist frei von Rückständen aus Spritzmitteln, wie sie im konventionellen Anbau verwendet werden. Der gesundheitliche Aspekt steht für mich aber im Hintergrund. Im Vordergrund steht der Schutz der Natur. Trotz mannigfacher Schwierigkeiten stellen immer mehr Weinproduzenten auf biologische Bewirtschaftung um. Vor fünf Jahren lag der Anteil an der weltweiten Gesamtproduktion bei zwei Prozent, heute ist er immerhin fast doppelt so hoch. Grossartig! In Österreich werden heute knapp zehn Prozent der Rebflächen biologisch bewirtschaftet und kontrolliert. Wo sehen Sie die Gründe, dass Österreich heute in dieser Hinsicht weltweit führend ist? Entscheidend war sicher, dass auch Topbetriebe umgestellt haben. Selbst wenn bei einzelnen Winzern Marketinggründe überwogen: Wichtig ist, dass der Boden geschützt wird. Die Umstellung verändert das Leben und die Arbeit des Winzers ohnehin. Schaufenster 10 Auszeichnungen für Küferweg-Weine Pressespiegel Challenge Millésime Bio 2014 233 Degustatoren verkosteten 1214 Muster. 339 Weine wurden mit einer Medaille ausgezeichnet (27 %). Fünf erhielten eine grosse Goldmedaille, 73 Mal gab es Gold, 142 Mal Silber und 109 Mal Bronze. Gleich zwei Auszeichnungen gingen an Carlo Volpi, dessen Kellerei heuer das 100-jährige Jubiläum feiert. Es ist ja nicht so, dass nur das Kleine schön ist beim Wein. Hier war ja auch schon mal das Lob auf eine sizilianische Genossenschaft auszubringen, deren Produktionsvolumen (so was um die 6000 Hektaren) geeignet ist, eine in den Diminutiv verliebte Schweizer Kundschaft vor dem ersten Schluck zu verschrecken. Dabei wäre sie von dem einen oder andern Pro dukt des Megaproduzenten entzückt – wenn’s nur um die Sache ginge. Lassen wir das. Wer wüsste nicht, dass beim Wein die Bedeutung mindestens so viel zählt wie die Materie selbst. Und wem gelänge es ganz, davon zu abstrahieren. Von der Etikette einer Flasche, beispielsweise. Peter Stucki im zürcherischen Teufen, der etwas mehr als einen Dreitausendstel der ge nannten Cooperativa bebaut, verpasst seinen Bouteillen Aufkleber von ultimativem Understa tement – eine Banderole in alter Schreibmaschinenschrift, die nicht weniger signalisiert als «Etikettentrinker unerwünscht». Stucki ist ein Bewohner einer Kleinstnische, sozusagen das antiglobale Prinzip schlechthin. Dass er auf seinen 2,7 Hektaren Rebfläche nach biodynamischen Grundsätzen wirtschaftet, ist da zumindest naheliegend. Nun garantiert das Studium der Schriften von Rudolf Steiner noch keine Weine wie die von Lalou BizeLeroy. Und auch dass Peter Stuckis Onkel der renommierte Tessiner Selbstkelterer Pionier Werner Stucky ist (Conte di Luna, Tracce di Sassi), ist noch kein dynastischer Ausweis. Allein, in kurzer Zeit (den Betrieb in Teufen konnte er 2003 kaufen) gelang dem ernsthaften Newcomer so etwas wie eine eigene Handschrift, in einer Ecke, wo es zwischen Urs Pircher, Michael Meyer, Ruedi Baumann und anderen an Meistern in der Interpretation des Ostschweizer Pinot noir nicht mangelt. Gold Tufjano 2012, Puglia IGT Colli della Murgia, Gravina Fr. 18.80 Silber Cuvée Pierre de Cartier 2011, Bordeaux Supérieur AOC Château Couronneau, Ligieux, 75 cl – Fr. 21.90 Nero d'Avola 2012 Sicilia IGT Volpi, Tortona 75 cl – Fr. 11.80 In der Weltwoche schrieb Peter Rüedi Bronze Il Sogno Bianco 2012 Sicilia IGT Volpi, Tortona 75 cl – Fr. 11.80 Les Garigoles 2012 Coteaux du Languedoc AOC Domaine Coston, Puéchabon 75 cl – Fr. 24.90 (im Verkauf: 2011) Markus Schambergers Weintipp «Es muss nicht immer Chardonnay sein», ist der Titel eines Weinbüchleins. Einverstanden. Stünde anstelle von Chardonnay Pinot noir, so könnte ich der Aussage aller dings nicht zustimmen – ein Pinot noir aus meiner Lieblingssorte darf es immer sein, vor allem, wenn er so meisterhaft gekeltert ist wie dieser 2007er von Eric Suremain. Er hilft über trübe Wintertage hinweg und öffnet das Herz für den kommenden Frühling. Dieser reife Monthelie zeigt sich tiefgründig und subtil. Er ist alles andere als ein Blender, zurückhaltend in Farbe, Aroma und Alkoholstärke. Er öffnet sich dem, der sich auf ihn einlässt, und lässt ihn nicht mehr los. Monthelie 1er Cru Le Clou des Chênes 2007 Château de Monthelie 75 cl, Fr. 39.– 11 Donnerstag, 15. Mai 2014 ab 20 Uhr Lesung mit Endo Anaconda: Walterfahren und mehr ... Im grossen Saal der Kulturbeiz Chappelehof in Wohlen Endo Anaconda, charismatischer Sänger der Schweizer Kultband Stiller Has, beschreibt ein heutiges Leben auf einem kleinen Flecken Erde: Vielleicht ist es das Paradies, vielleicht auch ab und an der nackte Abgrund, auf jeden Fall ist es intensiv und voller Welterfahrung. Er hält uns mit seinen Kolumnen einen Spiegel vor Augen, in den er so scharf blickt, dass wir uns darin wiedererkennen: Manchmal tut es weh, und manchmal ist es eine wahre Lust. Reto Camenisch Lesung Wohlen Eintrittspreis Lesung: Fr. 25.– Reservationen für die Lesung nehmen wir bereits heute per Telefon (043 322 60 00) oder per E-Mail entgegen. Kostenlose Küferweg-Degustation Ab 18 Uhr haben Sie Gelegenheit, im Foyer vorsommerliche Weine zu probieren. Mediterranes Frühlings-Buffet: Antipasti und Tapas Ab 18 bis 20 Uhr und nach der Lesung werden in der Beiz Köstlichkeiten angeboten. Teller: Fr. 25.– | à discrétion: Fr. 45.– | Preise exkl. Getränke Büchertisch Nach der Lesung signiert Endo Anaconda seine Bücher und CDs. Sommerfest Seon Sommerdegustation der Weinhandlung am Küferweg in Seon Fabio Biasio Samstag, 14. Juni 2014 Freitag, 2. bis Sonntag, 4. Mai 2014 Expo Obfelden Der Weinladen Obfelden präsentiert an der lokalen Gewerbeausstellung Expo Obfelden eine Auswahl an Küferweg-Weinen. Weitere Informationen zu den Veranstaltungen und Anmeldemöglichkeiten finden Sie unter www.kueferweg.ch zvg. Küferweg Obfelden Weinladen Obfelden Sei Sogni Sechs traumhafte Bioweine aus Italien. Die Etiketten sind gestaltet von Regula Büsser. Il Sogno Bianco Inzolia, Sicilia IGT Primo Sogno Sangiovese, Marche IGT Terzo Sogno Nero d’Avola, Sicilia IGT Il Sogno Rosato Terre di Chieti IGT Secondo Sogno Montepulciano d’Abruzzo DOC Ultimo Sogno Primitivo, Salento IGT www.kueferweg.ch Impressum Küferweg-Presse · Nr. 75 · März 2014 Redaktion: Markus Schamberger, Stefan Keller · Text: Stefan Keller · Gestaltung: supersonix, Luzern · Bilder: Reto Camenisch und von anderen zur Verfügung gestellte Bilder · Druck: Engelberger, Stans · Herausgeberin: Weinhandlung am Küferweg AG Seetalstrasse 2 · 5703 Seon · T 043 322 60 00 · [email protected] Unsere Verkaufsstellen: Laden Seon: Seetalstrasse 2 · 5703 Seon · T 043 322 60 00 · [email protected] Laden Obfelden: Küferweg 3 · 8912 Obfelden · T 044 761 10 00 · [email protected]