1914 – 2014 Fahrt zu den Gedenkstätten des Ersten Weltkriegs im

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1914 – 2014 Fahrt zu den Gedenkstätten des Ersten Weltkriegs im
1914 – 2014
Fahrt zu den Gedenkstätten des Ersten Weltkriegs im Elsass am
10. und 11. Juli 2014
Am 10. und 11. Juli 2014 unternahm die Deutsch – Französische Gesellschaft (DFG)
eine Exkursion zu den Gedenkstätten des Ersten Weltkriegs im Elsass. Anhand von
Vorträgen, unter Anderem über neu erschienene Literatur zum Ersten Weltkrieg, widmete sie sich dabei dem Thema Erinnerungskultur des Ersten Weltkriegs. Die DFG
beabsichtigt, diese Reise als Projekt auf dem 59. Jahreskongress der VDFG/FAFA in
Dijon (10. – 12 Oktober 2014) vorstellen.
Donnerstag, 10. Juli 2014
I)
Fahrt zum Château Klingenthal
Am Morgen des 10.07.2014 brach die DFG in Bad Godesberg mit dem Bus zu
ihrem ersten Etappenziel Straßburg auf. Vorbei ging es unter Anderem an der Nibelungen- und Lutherstadt Worms mit ihrem romanischen Kaiserdom, an Neustadt
an der Weinstraße mit dem Hambacher Schloss, dem Symbol der deutschen Demokratiebewegung, an der Vaubanschen Festungsstadt Landau sowie an den
Städten Wissembourg und Hagenau.
In Straßburg kehrte die DFG in ein typisch elsässisches Restaurant mit dem Namen „L`Amie Schutz“ ein, das sich selbst als „Straßburger Bierstube“ bezeichnet.
Das Restaurant befindet sich im charmanten Stadtviertel “La Petite France“, auch
bekannt als Gerberviertel. Dieses Viertel ist von der Ill mit ihren Kanälen durchzogen und wird dominiert von romantischen Gassen mit typischem Kopfsteinpflaster
und Fachwerkhäusern.
Nach einer mehrgängigen kulinarischen Stärkung bot sich dem einen oder anderen
Teilnehmer bis zur Weiterfahrt nach Klingenthal noch die Gelegenheit, Straßburg
zu Fuß zu erkunden.
Am Nachmittag erreichte die Exkursion ihr Ziel Klingenthal, eine Ortschaft in der
Nähe von Obernai in den Vogesen. Klingenthal verdankt seinen Namen der Tatsache, dass König Ludwig XV. im Jahr 1730 an dieser Stelle einen Produktionsstandort für Blankwaffen, sog. armes blanches, eröffnete. Entlang der Klingenthal durchfließenden Ehn existierten dort früher diverse Schleifer- und Schmiedewerkstätten
und Hammerwerke. Die Kunst und Expertise zur Herstellung solcher Waffen wurde
aus Solingen importiert, indem Solinger Klingenhandwerker für die Produktion nach
Klingenthal angeheuert wurden.
In Klingenthal logierte die DFG im
Château Klingenthal. Das Château
wurde einst vom Eigentümer einer dort
ansässigen Blankwaffenmanufaktur errichtet und in den 1970er Jahren von
der Johann-Wolfgang von Goethe - Stiftung mit Sitz in Basel erworben. Diese
Stiftung bezweckt die Anregung, Förderung, Unterstützung, Auszeichnung und
Verbreitung von beispielhaften geistigschöpferischen Arbeiten. Dementsprechend werden im Château Klingenthal häufig Konferenzen, Seminare, Workshops,
Arbeitskreise und andere Veranstaltungen zu diesem Zweck abgehalten.
Das Château ist umgeben von einer parkähnlichen Anlage mit einem Teich, der die
Teilnehmer morgens oder nach den Mittags- und Abendmahlzeiten zum kurzen
Verweilen und Lustwandeln einlud. Ins Auge fiel auch das gefällige innere Ambiente des Château, ist es doch mit antikem Mobiliar, Bildern und alten elsässischen
Gebrauchsgegenständen eingerichtet. Ein aus dem 17. Jahrhundert stammendes
Holztreppenhaus verbindet die beiden oberen Stockwerke des Château mit dem
Erdgeschoss.
Da die Präsidentin dieser Stiftung, Frau Prof. Dr. Marie-Paule Stintzi, die DFG
dankenswerterweise in das Château
eingeladen hatte, waren Kost und Logis
für die DFG frei und die Teilnehmer
wussten es sehr zu schätzen, vom
Château - Personal umfassend verköstigt und betreut zu werden.
II)
Vortrag von Herrn Prof. Dr. Daniel Antony
Am Abend versammelte sich die DFG im alten Gewölbekeller des Château zu einem Arbeitskreis, um vor dem Wandbildnis Karls des Großen dem Vortrag von
Herrn Prof. Dr. Daniel Antony zur deutschen und französischen Erinnerungskultur
des Ersten Weltkriegs beizuwohnen und um den Rezensionen zu neueren Publikationen zum Ersten Weltkrieg zu lauschen.
Herr Prof. Antony ist Historiker und lehrt
als Professor für Geschichte des 16.
Jahrhunderts (Renaissance) an der Universität Besançon. In seinem Vortrag
schilderte er der DFG die Erfahrungen
und Wahrnehmungen, die seine Vorfahren im Ersten Weltkrieg gesammelt und
an ihre Nachkommen weitergegeben
haben. Anhand eines Kriegs - Souvenirs, einer alten gravierten und in Familienbesitz befindlichen Granathülse aus dem Ersten Weltkrieg, demonstrierte er,
wie viele französische Familien ihre persönlichen Erinnerungen an den „Großen
Krieg“ aufrechterhalten. Herr Prof. Antony beabsichtigt, seine Familienerinnerungen und -erfahrungen in einem Roman niederzulegen.
Im weiteren Verlauf des Vortrags erläuterte Herr Prof. Antony die Begriffe Nationalismus und Patriotismus und wie die Erinnerungskultur in der Öffentlichkeit in
Frankreich wahrgenommen und staatlich ausgelebt wird. Er berichtete weiterhin
über die Schwierigkeiten, jüngeren Generationen die Thematik des Ersten Weltkriegs zu vermitteln. Darüber hinaus informierte er darüber, dass die aktuelle Erinnerungskultur vom Wandel der französischen Gesellschaft stark beeinflusst wird
und gegenwärtig von sozialen Themen wie z.B. Immigration und Integration überlagert bzw. stellenweise verdrängt wird. Diese Faktoren und die Tatsache, dass der
Ausbruch des Ersten Weltkriegs bereits 100 Jahre zurück liegt, könnten dazu führen, dass diese Materie zukünftig weniger beachtet und weniger in das gesellschaftliche und politische Leben integriert wird.
Abgerundet wurde der Vortrag mit Erkenntnissen über die Bedeutung der Erinnerungskultur für die deutsch – französische Freundschaft und Zusammenarbeit und
für das vereinte Europa, dessen Prinzipien bewahrt werden müssen. Es bleibe abzuwarten, wie sich nationalistische Tendenzen, die bei der letzten Europawahl in
einigen Mitgliedstaaten einschließlich Frankreich zu beobachten waren, auf die Erinnerungskultur und Europa auswirken.
III)
Buchrezension
Im Anschluss wurden jüngere Publikationen zum Ersten Weltkrieg vorgestellt.
Diese Rezensionen wurden von Exkursionsteilnehmer erbracht, die sich hierfür im
Vorfeld der Reise als Referenten zur Verfügung gestellt haben.
a. Der Große Krieg (Herfried Münkler); Referent: Herr Dr. Hermann Schunk
Der Berliner Politikwissenschaftler Dr. Hermann Münkler schrieb eine Gesamtgeschichte über den Ersten Weltkrieg und erklärt darin, warum dieser Krieg Europa
bis heute prägt.
Nach kurzer Vorstellung von Münklers Vita, Vorgehensweise, Interessenschwerpunkten am Ersten Weltkrieg und den unterschiedlichen Erinnerungskulturen in
Europa widmet sich Herr Dr. Schunk folgenden Aspekten:
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den politischen und territorialen Ausgangslagen,
den Ursachen bzw. Auslösern des Krieges,
dem deutschen Militarismus,
der Suche nach der Sinnhaftigkeit des Krieges und den Kriegsziel- und
Feinddebatten,
den Kriegsfolgen, politischen, sozialen und kulturellen Errungenschaften
und ihrer Bedeutung für Europa und die deutsch-französische Achse,
den verpassten Gelegenheiten für Friedensinitiativen,
den Lebenslügen über Beginn und Beendigung des Krieges und über die
Machtergreifung Hitlers als Kriegsfolge,
der Schuldfrage, wobei er auf die Kriegsformeln bekannter deutscher Historiker eingeht.
Von Ausführungen zu militärischen Strategien der Kriegsparteien, dem Einsatz
neuer Waffen und zu Schlachtverläufen wurde abgesehen.
b. Die Schlafwandler (Christopher Clark), Referentin: Frau Jutta Menzel
Dieses Buch des australischen Historikers Christopher Clark an der Universität
Cambridge beschäftigt sich mit den Ereignissen, die zur Julikrise von 1914 und
schließlich zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs führten.
Nach Ausführungen zum Autor, zu den positiven und kritischen Rezeptionen (Serbien) und zur Gliederung des Buches stellt Frau Menzel die Inhalte der drei Teile
des Werkes vor:
•
Teil 1 beschreibt die lokalen Ereignisse und Konstellationen auf dem Balkan
bis zum Attentat von Sarajevo.
•
Teil 2 widmet sich der Innen-, Außen-, Sicherheits- und Bündnispolitik der
europäischen Großmächte von 1887 bis 1914. Insbesondere wird die Bildung der zwei Bündnisblöcke in Europa analysiert.
•
Teil 3 beginnt ausführlich mit dem Attentat von Sarajevo und behandelt anschließend die Ereignisse der Julikrise 1914 bis zum Ausbruch des Ersten
Weltkriegs.
Nach Bewertung und Analyse der Schuldfrage unter Einbeziehung der Fischerthese von Deutschlands Griff nach der Weltmacht und der Komplexität der
Krise schließt die Referentin ihren Vortrag mit einer eigenen Schlussfolgerung ab.
c. La bataille d‘ Occident (Eric Vuillard), Referentin: Frau Thérèse Pacqueteau
In diesem Werk berichtet der Schriftsteller Eric Vuillard aus Sicht eines fiktiv betroffenen Erzählers über den Ersten Weltkrieg. Der Krieg wird von diesem historisch und politisch aus eigenem Blickwinkel interpretiert und bewertet, wobei detaillierte und präzise Erfahrungen und Eindrücke über das Schlachtgeschehen und
den Einsatz diverser Waffen und ihrer Folgen geschildert und mit Bildmaterial untermalt werden. Zudem werden politische und militärische Persönlichkeiten sowie
Akteure auf dem Schlachtfeld charakterisiert und ihr Innen- bzw. Seelenleben beschrieben.
Frau Thérèse Pacqueteau tätigt Ausführungen über den Autor und referiert im Anschluss unter Anderem über die Intention des Buches, den Schreibstil des Autors,
historische Ereignisse des Ersten Weltkriegs und über Schlachterfahrungen. Die
Vortragsthemen und ihre Feststellungen belegt sie anhand von charakteristischen
Textstellen.
d. Ernst Jünger, Dans les tempêtes du siècle (Julien Hervier),
Referent: Herr Herbert D. Jess
Bei diesem Buch handelt es sich um eine Biographie über das Leben von Ernst
Jünger. Hervier war ein Freund Jüngers und berichtet in diesem Werk über den
Typ und das Leben und Wirken von Ernst Jünger, einschließlich dessen Kriegserfahrungen im Ersten Weltkrieg und seine politischen Engagements.
Nach Informationen zum Autor und dessen Beweggründen zu dem Buch widmet
sich der Vortrag Jüngers Lebensabschnitt „Erster Weltkrieg“. Er beschäftigt sich
mit Jüngers Kriegsbegeisterung und seiner heroischen Motivation, als junger
Mann in den Krieg zu ziehen, um ein Held zu werden. Zudem berichtet er über
Jüngers Einstellung zum ersten Weltkrieg, dessen Kriegserfahrungen, Verwundungen (insgesamt 14 Mal), Desillusionierungen und Auszeichnungen.
Exemplarisch werden dabei auch einschlägige Textstellen zitiert.
IV)
Diskussion
Die Vortragsreihe wurde mit einem Gedankenaustausch zum Vortrag von Herrn
Prof. Antony und den Buchbesprechungen abgeschlossen. Dabei wurde unter Anderem festgestellt:
•
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dass alle Werke lesenswert sind, weil sie den ersten Weltkrieg aus unterschiedlichen Blickwinkeln und mit verschiedenen Ansätzen betrachten und
bewerten,
dass die Erfahrungen aus dem ersten und zweiten Weltkrieg erst den Katalysator bildeten, um Institutionen wie die OSCE oder die UN zu kreieren, die
effektiv Krisen entschärfen und/oder den Frieden wieder herstellen und
überwachen; solche Instrumente waren 1914 nicht existent,
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•
dass eine der Herausforderungen für die deutsch - französische Freundschaft und Zusammenarbeit darin besteht, die Erinnerungskultur zu pflegen
und zu intensivieren; das gilt insbesondere im Hinblick auf jüngere Generationen,
dass die deutsch – französische Kooperation essentiell ist, um Sicherheitsrisiken für Europa rechtzeitig zu erkennen und zu eliminieren. Das gilt sowohl für innereuropäische Entwicklungen als auch für solche Ereignisse, die
aus der Peripherie auf Europa einwirken, wie z.B. Terrorismus oder nationale bzw. ethnische Konflikte wie in der Ukraine.
Freitag, 11. Juli 2014
I)
Besichtigung des Klosters auf dem Mont Sainte-Odile
Als Kontrast zu dem Kriegs belastetem Vorabendprogramm besichtigte die DFG zusammen mit
Herrn Prof. Antony am Vormittag
unter sachkundiger Führung
durch Herrn Kanonikus Patrick
Koehler die Klosteranlage auf
dem Odilienberg (Le Mont SainteOdile).
Der Odilienberg liegt in der Nähe
der Ortschaften Obernai und Barr
am Ostrand der Vogesen. Er ist
ungefähr 763 m hoch und trägt auf seiner Spitze eine Klosteranlage. Errichtet wurde das Kloster im 7. Jahrhundert von Odilia, einer Tochter des fränkischen Herzogs Eticho, in der Hohenburg, die ihr Vater ihr zu diesem Zweck geschenkt hat. Die als ehemaliges Frauenkloster gewidmete Einrichtung wurde später nach der heiligen Odilia benannt. Diese war Klostergründerin (Äbtissin) und ist
als Schutzpatronin des Elsass und des Augenlichts bekannt. Heute befindet sich
dort ein Konvent der Schwestern vom Heiligen Kreuz. Der Odilienberg ist gegenwärtig der bedeutendste Wallfahrtsort im Elsass. Das Wasser der Quelle auf dem
Odilienberg soll Augenleiden heilen.
Von den Aussichtsplattformen und Terrassen der Klosteranlage erhielt die DFG
einen Panorama - Blick auf umliegende Burgruinen, Dörfer, Höhenzüge, Gebirgsund Waldlandschaften und auf die Rheinebene.
Im Rahmen der Führung berichtete
Herr Kanonikus Koehler über die
Legende und Vita der heiligen
Odilia und er erläuterte die Historie,
Funktion und Einrichtungen des
Klosters, des Odilienberges und
der ihn umgebenden Heidenmauer
und er philosophierte über die Kraft
der Lindenbäume auf dem Odilienberg.
Anekdoten und Geschichten über Besuche geistlicher und
weltlicher Würdenträger (Papst, französische Präsidenten)
sowie Einzelgespräche mit Herrn Kanonikus Koehler rundeten die Führung ab und vermittelten den Besuchern einen
umfassenden Gesamteindruck über die die Anlage.
Besichtigt wurden unter anderem die Tränen- und Engelskapelle und Kapellen im Inneren des Kreuzgangs. Engels- und
Tränenkapelle sind reich verziert mit prächtigen Wand- und
Deckenmosaiken mit religiösen und historischen Motiven. In
der Tränenkapelle befindet sich auf dem Steinboden ein mit
einer Metalleinfassung versehenes Loch. Dieses Loch soll durch die sauren Tränen
der heiligen Odilie entstanden sein, die diese dort wegen des Todes ihres Vaters
vergoss.
Krönender Abschluss der Führung war ein gemeinsames Vaterunser zusammen mit Herrn
Kanonikus Koehler vor dem steinernen Sarkophag der heiligen Odilia in der Odilienkapelle.
Laut Kanonikus Koehler wurden die darin befindlichen sterblichen Überresten, eine Armreliquie befindet sich in Prag, mittels wissenschaftlicher Studien zweifelsfrei der heiligen Odilia
zugeordnet.
Auf dem Odilienberg wird aber auch an zurückliegende Kriege erinnert (Ausdruck
von Erinnerungskultur). So weisen Gedenktafeln an der Rückseite der Tränenkapelle auf die Toten der Kriege von 1648-1949 und an die Zwangsrekrutierung von
Elsässern und Lothringern durch die deutsche Wehrmacht im Jahre 1942 hin.
Bemerkenswert ist zudem ein neuzeitliches Mosaik in der Engelskapelle, das die
Befreiung Frankreichs von der deutschen Besatzung im zweiten Weltkrieg abbildet.
Zu sehen ist ein Dragoner mit Lanze auf seinem aufsteigenden Ross. Die Lanze
stößt er in den Rachen eines grünen Drachens, der Nazideutschland symbolisiert.
Unterstützt wird der Dragoner
von Marine, Luftwaffe und
der Widerstandsbewegung,
indiziert durch ein Segelschiff, Vögel und Muscheln.
Während der westliche Teil
Frankreichs
(Hintergrund:
Mont Saint Michelle) schon
befreit ist, ist der östliche Teil
(Hintergrund:
Odilienberg)
noch von Dunkelheit umgeben. Unterhalb der Lanze ist
ein kleines Männchen zu erkennen, das Adolf Hitler darstellt. Die sich vor, auf und
hinter dem Drachen befindlichen Eulen repräsentieren Hitlers Führungskader.
Zur Würdigung der sachkompetenten Führung begleitete Herr Kanonikus Koehler
die DFG, Herrn Prof. Antony und Frau Prof. Stintzi zum gemeinsamen Mittagessen
ins Château Klingenthal, wo er Speisen und Trank mit einem gemeinsamen Tischgebet segnete.
Zum Dank für die gute Betreuung auf dem Odilienberg hat sich die DFG dafür entschieden, eine kleine Spende an den Konvent für die Instandhaltung der Klosteranlage zu entrichten.
II)
Besichtigung des Musée Mémorial Le Linge 1914 1918
Nach dem gemeinsamen Mittagessen und der Verabschiedung der Herren Prof.
Antony, Kanonikus Koehler und der Frau Prof. Stintzi verließ die DFG Château
Klingenthal und begab sich zu ihrem letzten Reiseziel in Sachen Erinnerungskultur,
zu dem Musée Mémorial Le Linge 1914 1918.
Die Fahrt führte am Ostrand der Vogesen entlang; dabei wurden das Château du
Haut-Koenigsbourg (Hoch-Königsburg) oberhalb von Orschwiller und andere Burgen passiert und diverse pittoreske Dörfer der elsässischen Weinstraße durchfahren.
Der Lingenkopf (Collet du Linge) ist ein 987 m hoch gelegener Pass in den Vogesen. Er war ein Schlachtfeld im Ersten Weltkrieg und im Jahr 1915 Schauplatz
von besonders schweren Kampfhandlungen zwischen Deutschen und Franzosen
mit vielen Gefallenen. Anschließend erstarkte dort die Front in einen bis Kriegsende
dauernden Stellungskrieg.
Das Museum und das umgebende
Freilichtmuseum vermitteln den Besuchern einen realen Eindruck in das
damalige Kriegsgeschehen.
Im Museum der Gedenkstätte sind
unter Anderem die Utensilien von
französischen und deutschen Soldaten zu sehen, die bei örtlichen Ausgrabungen gefunden wurden, wie z.B.
Waffen, Munition, Ausrüstungs- und
persönliche Gegenstände. Weiterhin
werden die Uniformen der deutschen und französischen Soldaten ausgestellt
(meist Gebirgsjäger), die Art und Handhabung ihrer Waffen erklärt (Gewehre, Pistolen, Granaten, Minen, Kanonen, C-Waffen, Flammenwerfer), und anhand von diversem Kartenmaterial und Modellen werden Strategien, Kriegs- und Frontverläufe,
Schlachtpläne und Unterstände visualisiert. Zahlreiche Abbildungen, Textbeschreibungen und Videofilme informieren außerdem über die in die Kampfhandlungen
involvierten militärischen Akteure, über klimatische Bedingungen, eingesetzte Baumaterialien, Nutztiere (auch Hunde), Nachschubwege und Transportmittel – unter
anderem gab es Kriegsseilbahnen.
Das Freilichtmuseum zeigt die
Infrastruktur des deutschen Verteidigungssystems und die Überreste der französischen Schützengräben. Während die deutschen Linien mit Beton befestigt
und logistisch gut angebunden
gewesen sind, waren die französischen Linien in der Regel lediglich in den Erdboden eingegraben. Stellenweise befanden sich
die erste deutsche und die erste
französische Frontlinie nur wenige Meter voneinander entfernt, so dass die Kriegsführung und ihre Sinnhaftigkeit
etwas rätselhaft bleiben. Weiße Kreuze mit Namen erinnern an Gefallene, die dort
in der neueren Zeit gefunden und deren Überreste geborgen wurden. Betretungsverbote indizieren, dass sich im mit Heidekraut und Gestrüpp überwachsenen Erdreich noch immer gefährliche, explosive Hinterlassenschaften des Ersten Weltkriegs befinden.
Insgesamt bietet die Anlage dem Betrachter mit ihren Bunkern, Schützengräben,
Stacheldrahtverhauen und Granattrichtern viele Möglichkeiten, über die Ereignisse
am Lingenkopf nachzudenken.
Nach der Besichtigung fuhr die DFG zurück nach Bonn, wo sie wohl behalten am
späten Abend des 11. Juli 2014 in Bad Godesberg eintraf.
gez. Dr. Ochs

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