EC Muster-6er

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EC Muster-6er
ineuropa | reportage
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F R E M D E N V E R K E H R S A M T M A LTA
Traumhafter Ausblick auf die
Ramla Bay auf Maltas Schwesterinsel Gozo. Hier strandete Odysseus,
wurde in einer Höhle von der Nymphe
Calypso gepflegt und lebte sieben
Jahre lang in wilder Ehe mit ihr
In St. Julian’s säumen Hotels und Restaurants die Promenade
malta
mehr als nur meer
D
Die drei Inseln des
Archipels zwischen Europa und Afrika verbinden auf
charmante Art mediterranes
Flair mit arabischer Gelassenheit und britischer Lebensart.
Ein vielversprechendes Reiseziel für Individualisten, Naturfreunde und Kulturinteressierte, die im Urlaub auch
Spaß haben wollen
Bunte Fischerboote in Marsaxlokk, aristokratisches Ambiente in der Casa Rocca Piccola in Valletta, Kirchenprozession am Karfreitag
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er Blick aus dem Jet auf die vom azurblauen
Mittelmeer umspülte Insel ist nicht berauschend. Karg, ja abweisend gibt sich der
Archipel unter uns: nackte Felsen, schroffe Klippen, steil abfallend ins Meer, da und
dort einige wildromantische Buchten und
rötliche Sandstrände. Berge, Wälder, Flüsse,
Seen? Gibt’s keine, dafür ineinander wuchernde Städte, die
sich über die flache Landschaft wie eine Krake ausbreiten,
kleine Orte mit großen Kirchen, und immer wieder terrassierte Felder, auf denen Ziegen und Schafe den Boden abgrasen. Das also ist Malta, die Hauptinsel des kleinsten
EU-Staates, flächenmäßig nicht größer als München, mit
410.000 Bewohnern, mehr als 250.000 Autos, 365 Kirchen
– für jeden Tag des Jahres eine – und rund 1,3 Millionen
Touristen, die übers Jahr hier alles vorfinden, was ihr
Feste gehören zum maltesischen Alltag wie köstlich zubereitete Fischgerichte oder spannende Ausflüge in die Unterwelt des Meeres
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dann ehrfurchtsvoll Caravaggios Meisterwerk „Die EnthaupUrlauberherz begehrt: herrliches Wetter, kristallklares Wastung Johannes des Täufers“ bewundern dürfen, oder in den
ser, Luxushotels mit Pool am Dach wie das Le Méridien in St.
„Drei Städten“ gegenüber Valletta.
Julian’s, mediterrane Gaumenfreuden, coole Bars und schrille
In der Casa Rocca Piccola, einem weitläufigen Palast aus
Discos, schicke Designershops und Schuhgeschäfte, pompöse
dem 16. Jahrhundert, empfängt uns der Hausherr: Nicholas
Kirchen und noble Paläste, mystische Tempel und mythische
Marquis de Piro, Baron von Budach, Malteser Ritter und
Städte wie Mdina, die alte Hauptstadt Maltas – all das nur
Mitglied des Johanniterordens. Stolz begleitet uns der Ariszwei Flugstunden mit der Lauda Air von Wien entfernt.
tokrat durch die Gemächer seines Familienbesitzes, in denen
Festen Boden wieder unter den Füßen schlendern wir
das Mobiliar und die Gemälde seiner Vorfahren noch die andurch Valletta, die heutige Hauptstadt: 1566 vom Großmeisgestaubte Patina der glorreichen Vergangenheit tragen. Nur
ter Jean Parisot de la Valette gegründet, thront sie auf einem
der Luftschutzkeller stammt aus dem Zweiten Weltkrieg, als
riesigen Felssporn zwischen den Naturhäfen Marsamxett und
Hitler über die strategisch wichtige Mittelmeerinsel der AlliGrand Harbour, ähnelt einem Schlachtschiff, auf dem an die
ierten einen Bombenteppich legte.
7.100 Malteser leben und arbeiten.
In der 7.000-jährigen Geschichte haben schon viele die InTagsüber herrscht rund um die Republic Street reges Busiselgruppe erobert, besiedelt und regiert: Phönizier, Karthager,
ness, Massen von Fußgängern flanieren durch die denkmalgeRömer, Byzantiner, Araber, Normannen, Aragonier, Franzoschützte Altstadt. Die schachbrettartig angelegten zwölf
sen und Briten. Letzteren verdanken die Malteser vieles – u.a.
Quer- und acht Längsstraßen – Valletta wurde im 16. Jh. als
die gelbblauen Redford-Busse, die vom Central Bus Terminal
erste Stadt Europas am Reißbrett entworfen – sind zugeparkt,
jeden Ort ansteuern und in rund einer Stunde sogar die Insel
die Tavernen und Cafés knallvoll. Nach Ladenschluss wird
durchqueren, und den anachronistischen Linksverkehr mit
aus der Regierungsmetropole ein stilles Dorf: Die überalterte
der etwas unorthodoxen Fahrweise der Insulaner.
Bevölkerung geht zu Bett, die Bars sperren zu und die TouriBeschaulicher geht’s auf der Nachbarinsel Gozo zu. Sie ist
sten kehren zurück in ihre Hotels in St. Julian’s oder Sliema,
Maltas fruchtbarer Obst- und Gemüsegarten, hier wachsen
wo das Nachtleben erst so richtig wach zu werden beginnt.
Sightseeing in Valletta strengt
an, es geht treppauf und treppab,
Drei Inseln und viele Gegensätze. Gigantische Kultstätten
diese Stadt ist ein schweißtreibenaus
der Megalithkultur und gesichtslose Hochhäuser,
der Fitnessparcours.
„Adieu ihr verfluchten Treppen.
idyllische Buchten und schrille Discos. Auf Malta ist alles möglich.
Wie kann jemand, der euch hinFeigen, Bananen und Granatäpfel. In Xewkija, einem Ort mit
aufsteigt, anders als fluchen“, schrieb 1809 der englische
einer der größten Kirchenkuppeln der Welt, verköstigen uns
Schriftsteller Lord Byron erschöpft nach einer Tour durch
Giuzeppe Mercieca und seine Frau Marjanna in ihrem Haus
Valletta in sein Notizbuch. Wir verstehen Seine Lordschaft
mit Ziegen- und Schafskäse aus eigener Produktion, erzählen
und fluchen leise vor uns her.
von der mühsamen Arbeit, von ihren Plänen für den AgrarDer maltesische Archipel zwischen Sizilien und Tunesien
tourismus, der ihnen ein besseres Leben scheren könnte.
ist reich an Geschichte und Geschichten, wie etwa dieser:
Durch die verwinkelten Gassen von Victoria, der HauptMalta und die Schwesterinseln Gozo und Comino seien dem
stadt Gozos, suchen wir den Weg zur Zitadelle, hören, dass es
lieben Gott aus der Tasche gefallen und ins Meer geplumpst,
zwei Opernhäuser gibt, und dass die liebestolle Nymphe Caden Rest hätten dann die Ritter des Johanniterordens besorgt
lypso den schiffbrüchigen Odysseus in ihrer Höhle gesund geund die Insel zum goldenen Zeitalter im 17. und 18. Jahrhunpflegt und mit ihrer Liebe beglückt hat. Dann kam das verflixdert geführt. Auf Schritt und Tritt stoßen wir auf deren Spute siebte Jahr und Odysseus hatte genug von Liebe und dem
ren – sei’s an der Waterfront, in den Upper Barracca Gardens,
süßen Leben. Er nahm Reißaus nach Ithaka. Wir nehmen die
in der barocken St. John’s Co-Cathedral, wo wir zunächst
Fähre nach Valletta und später das Flugzeug nach Wien. ec
Georg Karp
über 400 Grabplatten berühmter Ordensritter schreiten und
Zum Wochenende auf die Sonneninsel Malta.
Anreise & Angebote Von April bis Oktober fliegt Lauda Air freitags und sonntags ab Wien
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direkt nach Malta. Onewaytickets bereits ab € 99 im Reisebüro, bei Lauda Air unter Tel. 0820 320
321 oder unter www.laudaair.com buchbar. Angebote haben u.a. ARD, Columbus, Dertour, FTI,
Gruber Reisen, Indigourlaub, Jahn Reisen, Neckermann, Prima Reisen, Reisestudio Ikarus, Ruefa,
Sunny Island, 1-2-Fly und TUI im Programm. Sprachreisen bieten u.a. an: FSTS, LAL, EF, Carpe
Diem, SFA und Flamenco.
Hotels & Resorts Le Méridien St. Julian’s Hotel & Spa, 39 Main
Street, Balluta Bay, St. Julian’s, www.lemeridien.com/stjulians
Essen & Trinken Rubino, Old Bakery Street, Vallettta; Restaurant Toto,
Spinola Bay, St. Julian’s.
Feste & Festivals 30.4. und 1.5.: Feuerwerkspektakel im Hafen von Valletta. Ab Mai gibt’s jedes Wochenende eine „Festa“ auf Malta. 29. bis 31.5.: Ghanafest der Maltesischen Volksmusik. 28./29.6.: Mnarja Fest. 19.7.: Konzernt Michael Bolton
& Joseph Calleja. Weitere Termine: www.visitmalta.com/village-festas.
Lesestoff Der Guide Polyglott on tour Malta ist ideal für die rasche Orientierung. Das Dumont-Reisetaschenbuch Malta mit Gozo und Comino bringt viel Background. Insidertipps verspricht der Marco Polo-Führer Malta Gozo.
Tipps & Infos FVA Malta, Tel. (01) 585 37 70, [email protected]; Internet: www.urlaubmalta.com
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