180 - 181 - Auktionshaus Tschoepe Historische Wertpapiere

Transcrição

180 - 181 - Auktionshaus Tschoepe Historische Wertpapiere
A 56 Amerikanische und europäische Autographenaktien-, Anleihen-, und Finanzdokumente
179
LOS NR. 180
CENTRAL PACIFIC RAIL ROAD COMPANY OF CALIFORNIA 6% First Mortgage Gold-Bond # 9535 Ser. G über $ 1.000, 1. Januar 1868;
Farbe: siehe Farbabbildung Titelseite; Maße: 30 X 45 cm; Kuponbogen.
Originalunterschrift als Präsident: Leland Stanford (1824-1893) Originalunterschrift rückseitig: Darius Ogden Mills (1825-1910)
Bereits um 1850 wurde über die zwingende Notwendigkeit einer transkontinentalen Eisenbahn diskutiert. Der Landweg durch die Prärien und Wüsten bis hin zur Überwindung der Rocky Mountains war ein Abenteuer für sich. Der Seeweg nach Kalifornien, der entweder von New York aus 9.000
km durch die gelbfieberverseuchte Landenge von Panama nach San Francisco führte oder alternativ 22.000 km um das gefürchtete Kap Horn verlief, war teuer, zeitaufwendig und voller Gefahren. Die amerikanische Regierung erteilte dann auch den Auftrag für fünf Landvermessungen potentieller Streckenführungen. Letztlich folgte später die erste Transkontinentalbahn den Vermessungen des Ingenieurs Theodore Judah (1826-1863).
Mitten im Bürgerkrieg am 1. Juli 1862 unterzeichnete Präsident Abraham Lincoln den Pacific Rail Road Act und gab so den Startschuss für die
„größte Ingenieurleistung der Menschheitsgeschichte“.
Durch Kongressakte vom 1.7.1862 und vom 2.7.1864 gewährte die Regierung der Vereinigten Staaten der „Central Pacific“ Subsidien in
Staatspapieren und Land „to aid in the construction of a railroad and telegraph line from the Missouri river to the Pacific Ocean and to the Government the use of the sae for postal, military and other purposes“. Pro fertig gestellte Schienenmeile gewährte der Kongress je nach Geländebeschaffenheit 16.000-48.000 $. Die Regierung war somit bereit, die transkontinentale Eisenbahn zu subventionieren, deren Bau an zwei Enden zugleich
beginnen sollte. Die Union-Pacific begann in ost-westlicher Richtung und die Central-Pacific in westöstlicher Richtung mit dem Bau.
Hauptpromotoren der Central-Pacific waren das „Kalifornische Quartett“ Collis P. Huntington (1821-1900), Leland Stanford (1824-1893), Ch.
Crocker (1822-1888) und Mark Hopkins (1814-1876). Die „Central Pacific“ musste das gesamte Baumaterial per Schiff um das Kap Horn (Südamerika) kommen lassen. Zum Bau der Gleisanlagen wurden 10.000 Chinesen gedungen, da andere Arbeiter für den Einsatz in dem schwierigen
Gelände nicht aufzutreiben waren.
Am 8. Januar 1863 wurde die Arbeit der Central Pacific aufgenommen. Nachdem Judah an
Gelbfieber gestorben war, übernahm Charles Crocker persönlich die Aufsicht. Die Central Pacific
wurde von der Regierung beauftragt, einen Teil der Linie von Sacramento aus nach Osten zu bauen.
Das Unternehmen hatte dabei die schwierige Aufgabe, die Rocky Mountains zu überwinden. Dazu
mussten zahlreiche Sprengungen durchgeführt werden, riesige Tunnel wurden durch den Berg
gegraben, und gewaltige Brücken wurden errichtet, um die Täler zu überwinden.
Beide Gesellschaften verlegten zusammen ca. 3000 km Schienen durch die USA. Nach sechs Jahren
Bauzeit lagen die Kosten bei ca. 181 Millionen Dollar.
Letztlich aber konnte Leland Stanford an die Zeitungen ein Telegramm mit folgendem Wortlaut
senden: „Promontory Summit, Utah, 10. Mai 1869: Die letzte Schiene ist gelegt! Der letzte
Bolzen versenkt! Die Pazifikbahn ist vollendet. Der Treffpunkt liegt 1086 Meilen westlich des
Missouri und 690 Meilen östlich von Sacramento. Leland Stanford“
Am 10.Mai 1869 wurde die Hauptbahn eröffnet. Die erste Lok der „Central Pacific“ wurde nach Governor Stanford benannt, zu Ehren des ersten
Präsidenten der Gesellschaft.
Leland Stanford, 1861 als Gouverneur von Kalifornien gewählt, hatte den notwendigen politischen Einfluss gehabt, um der „Central Pacific“ umfangreiche Landschenkungen zukommen zu lassen. Stanford blieb nach der Fertigstellung der Ost-West-Verbindung Präsident der „Central Pacific“
und kontrollierte später mit der „Southern Pacific“ auch die wichtigste Bahnverbindung im Süden der USA. Er finanzierte mit seinem Vermögen die
„Stanford University“, die heute eine der besten Hochschulen Amerikas ist und Kaderschmiede des Technologiemarktes (Silicon Valley) ist. Die
Gründer von Intel, Cisco, Appel-Computer etc. sind Absolventen der Stanford-University. Auf der Rückseite des Bonds erscheint die eigenhändige Signatur von Darius O. Mills als Trustee.
D. O. Mills, Kaufmann, Banker und Philantroph, zog direkt nach den ersten Goldfunden 1849 nach Kalifornien und gründete eine Bank in Sacramento, wo er eines der größten Vermögen im Westen der USA aufbauen konnte. Als Präsident der „Bank of California“ in San Francisco finanzierte
er auch die „Central Pacific“. „Darius Ogden Mills was a merchant, banker, and philanthropist who is famous for establishing the "Mill's hotels"
which provided accommodations at an affordable cost. Mills made his fortune in California during the Gold Rush. He was a regent and treasurer of
the University of California and a contributor to the Metropolitan Museum of Art and the New York Botanical Gardens.”
Die wenigen bis heute erhalten Bonds der Central Pacific von 1868 mit der Unterschrift von Leland Stanford stammen alle aus verschiedenen Emissionen und sind allesamt Raritäten.
Als unentwerteter Bond mit Kupons der Ser. G ist das hier angebotene und seit über 15 Jahren bekannte Exponat bis heute ein Unikat! Der Bond
wurde an den Knickfalten fachgerecht restauriert, rückseitige Klebestreifen wurden entfernt (Firmenschriftzug Road) ausgebessert. VF (10937)
Ausruf € 22.000
___________________
64
A 56 Amerikanische und europäische Autographenaktien-, Anleihen-, und Finanzdokumente
Los180
Originalsignaturen, on verso: Darius Ogden Mills,
President Leland Stanford
Originally signed as President by Leland Stanford. Leland Stanford (1824-1893), lawyer, became governor of California in 1861, railroad tycoon
and senator of the united states, had the necessary political influence, to get substantial land endowments for the "Central Pacific". On the first of
July 1862 during the civil war President Abraham Lincoln signed the Pacific Rail Road Act and thereby gave the starting signal for the “largest
engineering achievement in the history of mankind”, a railroad connecting the east and west coast of the united states. The Union Pacific started from
east to west and the “Central Pacific” in the opposite direction. Main driving engine of the Central Pacific was the “Californian Quartet” Collis P.
65
A 56 Amerikanische und europäische Autographenaktien-, Anleihen-, und Finanzdokumente
Huntington (1821-1900), Leland Stanford (1824-1893), Ch. Crocker (1822-1888) and Mark Hopkins (1814-1876). The first engine of the „Central
Pacific“ was named after governor Stanford, to honour the president of the company. Stanford stayed president of the Central Pacific after the Completion of the East-West connection. Later he also controlled the Southern Pacific and with that the most important railroad connection in the southern united states. Stanford financed the Stanford University one of the best universities in the united states. VF (10937)
Starting up: € 22.000
___________________
LOS NR. 181
TOLEDO, CANADA SOUTHERN AND DETROIT RAILWAY COMPANY Certificate über Shs 75 zu je $ 100; # 150; New York, 27. August
1873; Farbe: beige, braun, grau; Maße: 19,5 X 31; eingetragen auf und sowohl auf der Empfangsquittung als auch rückseitig als Indossant unterschrieben von Daniel Drew (1797-1879) Viehhändler, Reeder, Bankier, Spekulant, Eisenbahnmagnat , als Präsident der Gesellschaft zeichnete
Brigardier General John Stephen (Union Jack) Casement (1829-1909).
Daniel Drew wurde in New York als Sohn eines Viehhändlers geboren, besuchte nur wenige Jahre die Schule, da sein Vater starb, als er 12 Jahre alt
war. Drew ging im Alter von 15 Jahren im Jahre 1812 in den Krieg und arbeitete anschließend als Viehhändler. Schon damals waren seine Methoden
umstritten. So wird berichtet, das er seine Viehherden aus dem Umland New Yorks von den Bauern übernahm, ohne zu bezahlen mit dem Versprechen, nach dem Verkauf in New York mit viel Geld zurückzukommen, um weitere Rinder zu kaufen. Nur manchmal vergaß er diese Zusage
schlichtweg und ward nicht mehr gesehen oder zahlte den Bauern weit weniger, als er versprochen hatte. So musste er notgedrungen seine Ankaufsreisen immer weiter in die Regionen westlich der Alleghenys ausdehnen, denn bei seinen früheren Kunden durfte er sich zum Teil nicht mehr blicken
lassen. Trotzdem schaffte er es immer wieder, neue Herden zusammenstellen und diese nach New York zu treiben. Weiter wird berichtet, das Drew
seine Herden tagelang dursten ließ, sie dann kurz vor New York City eine Nacht am Hudson lagern ließ und den Tieren Salz gab, worauf diese sich
ordentlich volltranken und am nächsten Tag in New York City ein wesentliches mehr an Gewicht auf die Waage brachten.
Drew arbeitete eng mit dem Bruder John Jakob Astors, Henry Astor zusammen, der eine große Schlachterei in New York betrieb. Natürlich wurde
die Gewichtsmanipulation bald entdeckt und es kam zu einer großen Auseinandersetzung zwischen Astor und Drew, der es aber wieder einmal
schaffte, weiterhin im Geschäft zu bleiben. In den Folgejahren wurde er sogar finanziell stark von Henry Astor unterstütz. Drews Karriere verlief
über die nächsten Jahre in etwa parallel zu der Karriere des noch berühmteren Cornelius (Commodore) Vanderbilt. Bereits ab 1834 gründete er
eine Schifffahrtsgesellschaft am Hudson und versuchte, allerdings vergeblich, mit Dumpingpreisen im Kampf gegen den Commodore die Macht
über die Dampfschifffahrt auf dem Hudson River zu erringen.
Bereits 1844 begann Drew an der Wall Street zu spekulieren und gründete mit einigen Compagnons die Maklerbank Drew, Robinson & Company.
Geschickt die Zeichen der Zeit ausnutzend, spekulierte er im Eisenbahngeschäft. Unter anderem gab er den Eignern der Erie-Railroad Darlehen und
übernahm, als diese zahlungsunfähig wurden, im Jahre 1857 die Verwaltung der Erie-Bahn. In den nächsten neun Jahren dirigierte er den Kurs der
Aktien nach seinem belieben und trieb die Kurse je nach Bedarf rauf und runter. Die Bahn selber aber wurde so runtergewirtschaftet, dass eine Fahrt
mit Ihr bereits eine Gefahr darstellte. Commodore Vanderbilt sah seine Chance, kaufte heimlich alle Erie-Aktien auf und setzte Drew und seine
Direktoren 1866 ab. Der legendäre Erie-War zwischen den beiden Giganten begann.
Drew wurde von Vanderbilt, der seine Fähigkeiten durchaus schätzte, wieder eingestellt unter der Bedingung, nur für die Vanderbilt’schen Interessen
zu arbeiten. Daraufhin stellte Drew zwei junge, damals noch unbekannte Direktoren, Jay Gould und James Fisk jr., ein, die später als WallstreetDuo Finanzgeschichte schrieben. Zusammen mit Jay Gould und James Fisk jr. verstand Drew es, mittels geschickter Aktienmanipulationen, den
Erie-War gegen den Commodore siegreich für sich zu entscheiden.
Danach allerdings wendete sich für Daniel Drew das Blatt. Seine Partner verrieten und betrogen ihn und waren bald selbst Eigner der damals zweitgrößten Eisenbahn der USA. Die Panik von 1873 führte Drew schließlich in die Armut, seine letzten Jahre bestanden aus Bitterkeit, Einsamkeit und
Abhängigkeit von seinem Sohn. Der Zeit seines Lebens fromme Methodist hatte nichtsdestoweniger dem Madison Theological Seminary beträchtliche Summen gestiftet. Später entwickelte sich das Seminar zur Hochschule, die noch heute Drews Namen trägt.
Brigardier General John Stephen (Union Jack) Casement (1829-1909), der als President das hier offerierte Certificate im Original zeichnete,
ging als einer der größten amerikanischen Eisenbahnbauer in die Geschichte ein. Als Autodidakt begann er mit 18 Jahren als Hilfsarbeiter bei der
Michigan Central Railroad, arbeitete dann bei der Cleveland, Columbus- und Cincinnati Rr und wurde bei dieser -Dank seiner guten Leistungen- als
Angestellter übernommen. Danach wechselte er zur Pittsburgh and Erie Bahn. Mit Ausbruch des Bürgerkrieges meldete er sich beim Militär und
verließ dieses im Jahr 1865 als General. Es folgte die Leitung des Bauabschnittes von Omaha nach Ogden der Union Pacific in Zusammenarbeit mit
seinem Bruder Daniel Casement. Infolge baute Jack Casement u.a. die Union and Titusville Railroad, die Canada Southern Rr, die Toledo, Canada
Southern and Detroit Railway, die Detroit and Butler und die Nickle Plate von Cleveland nach Buffalo. Es folgten diverse Short lines of Railroad in
66
A 56 Amerikanische und europäische Autographenaktien-, Anleihen-, und Finanzdokumente
Los 181
Twice Originally Signatur Daniel Drew on verso and on Stub,
ment
Originally Signatur as President: John Stephen (Jack) Case-
Indiana, Kentucky, Nebraska, New York, West Virginia und Ohio. Letztlich ging er nach Costa Rica, um dort eine Bahn von San Jose zum Pazifischen Ozean zu bauen. Im Jahre 1903 kehrte er mit seiner Familie zurück und wohnte in Painesville. General Casement starb 80jährig als einer der
ganz Großen der amerikanischen Eisenbahn- und Finanzwelt.
Die zweifache Signatur Drews auf Wertpapieren gehört mit zu den absoluten Raritäten der Scripophily. Das hier offerierte Stück mit der Nummer
150 ist abgebildet und beschrieben in dem Buch von Professor Udo Hielscher „Historische Amerikanische Aktien“, Seite 56 XXIII. VF-F (10937)
Ausruf: € 4.800, Starting up € 4.800
____________________
67

Documentos relacionados