kommunizieren für den frieden
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UNTERNEHMEN & ORGANISATIONEN Internationale Organisationen KOMMUNIZIEREN FÜR DEN FRIEDEN Seit den 1940er Jahren senden internationale Organisationen wie Vereinte Nationen, Europäische Union und OSZE Friedensmissionen in Konfliktregionen auf der ganzen Welt. Viele davon nehmen ihre eigene Presseabteilung mit. Wer in den Krisen- und Kriegsgebieten arbeitet, lernt nicht nur für den Beruf, sondern fürs Leben. Davon kann auch der Arbeitgeber in der Heimat profitieren. TEXT: Sandra Middendorf Nasser Asphalt, dramatische Musik, Männerbeine, die durch die Nacht rennen. Seit 40 Jahren läutet dieses Motiv die Krimiserie „Tatort“ ein. Nicht nur in Deutschland hat es sich längst ins nationale TV-Gedächtnis gegraben. Vor fünf Jahren schaffte es das Intro bis ins bosnischherzegowinische Fernsehen. Jeden ersten Mittwochabend im Monat flimmert das Bild im Spot zur Serie „Nerijesen Slucaj“ – zu Deutsch „ungelöste Fälle“ – über die Bildschirme. Die Sendung ist keine Kopie des Tatorts, sondern die bosnisch-herzegowinische Version eines anderen deutschen 20 prmagazin 01/2011 Fernseherfolgs: „Aktenzeichen XY ungelöst“. „Nerijesen Slucaj zeigt den Menschen in Bosnien-Herzegowina, dass Verbrecher mit aktiver Hilfe der Bürger gefasst werden sollen und gefasst werden können“, sagt Kilian Wahl, Head of Communication bei der European Union Police Mission (EUPM), die den Aufbau einer modernen Polizei in dem BalkanLand unterstützt. Nach Beginn des Bosnienkriegs hatte die Polizei vor allem den Ruf, korrupt, beeinflussbar und ineffektiv zu sein. „Die Sendung stärkt das Verantwortungsgefühl der Bürger sowie das Image der Polizei und der Staatsanwaltschaft“, sagt der gebürtige Berliner, der seit sieben Jahren in der Kommunikationsabteilung der EUPM arbeitet und die Sendung initiiert hat. „Am besten rechtfertigen wir unsere Mission, indem wir den Menschen zeigen, dass die Polizei in Bosnien heute gute Arbeit leistet.“ Die EUPM ist eine von insgesamt 13 Missionen der EU und einer von mehr als 70 Friedenseinsätzen, die EU, UNO, NATO und die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) weltweit organisieren. Dabei sind heute auch Kilian Wahl (links), hier beim Besuch von Javier Solana, arbeitet als Head of Communication bei der European Union Police Mission in Bosnien-Herzegowina. zunehmend Zivilisten im Einsatz – unter ihnen PR-Profis wie Wahl, die die Ziele der Mission kommunizieren und so entscheidend zu deren Erfolg beitragen. Sie selbst sammeln persönlich und beruflich neue Erfahrungen: Als Teil eines internationalen Teams haben sie ein breites Aufgabenspektrum, müssen sich ständig neue, oft unkonventionelle Mittel ausdenken, um das Optimale aus ihrem Job herauszuholen. Ungewöhnliche Maßnahmen wie die TVShow in Bosnien-Herzegowina sind da- bei mehr als erwünscht. Denn zum einen dienen sie dem Image der Mission. Zum anderen helfen sie, unabhängige Medien in Ländern aufzubauen, in denen Pressefreiheit oft ein Fremdwort ist. „Parteiliche Medien haben in vielen Konflikten eine eskalierende und zu Gewalt aufrufende Rolle gespielt“, sagt Almut Wieland-Karimi, Direktorin des Zentrums für Internationale Friedenseinsätze (ZIF), das für das Auswärtige Amt die Bewerber für solche Einsätze auswählt. Eine verwerfliche Vermischung von Journalismus und PR sei das nicht, sagt Kilian Wahl, der vor seiner Zeit bei der EUPM unter anderem als Nachrichtensprecher für die „Tagesschau“ und als Journalist beim Deutschlandradio arbeitete. Diese Diskussion sei typisch deutsch und sehr akademisch. „Wir verkaufen keine Tabakprodukte oder Alkoholika, sondern wollen öffentliches Bewusstsein schaffen und Debatten anstoßen“, so Wahl. „Wenn Sender auf mich zukommen und etwas zum Thema Frauenhandel und Zwangsprostitution machen wollen, dafür aber kein Geld haben, treibe ich ihnen das auf.“ Neben der deutschen Version von „Aktenzeichen XY“ hat der 41-Jährige eine Talkshow und eine Radiosendung initiiert. „Wir ermöglichen die Sendungen durch finanzielle Mittel, lassen den Redakteuren bei der inhaltlichen Gestaltung aber freie Hand“, sagt er. Themen allerdings, die sonst keinen Platz in der Presse finden würden, schlägt Wahl ihnen sehr wohl vor: „Über Korruption oder organisiertes Verbrechen würde sonst niemand in einer Talkshow diskutieren.“ Kilian Wahl ist einer von nur fünf Deutschen, die im Bereich Öffentlichkeitsarbeit und Medienentwicklung in Friedensmissionen arbeiten – in Elfenbeinküste, Tadschikistan, im Kosovo und in Afghanistan. „Eine klassische Station auf der Karriereleiter ist das zwar nicht“, sagt Almut Wieland-Kerimi. In der Regel dauere ein solcher Einsatz ein bis zwei Jahre und danach stehe man unter Umständen wieder auf der Straße. Außerdem seien die Einsätze oft anstrengend und psychisch belastend. „Die sich dennoch dafür entscheiden, sind oftmals auf der Suche nach einer neuen Herausforderung, wollen international arbeiten oder etwas Sinnvolles machen“, sagt Wieland-Karimi. „Oder sie wollen für eine begrenzte Zeit einfach aus dem alten Beruf raus.“ Für solche 01/2011 prmagazin 21 UNTERNEHMEN & ORGANISATIONEN Internationale Organisationen „Ideal wäre, wenn Fachleute für eine Zeit von ihrem Unternehmen beurlaubt würden.“ Almut Wieland-Karimi Zentrum für Internationale Friedenseinsätze 22 prmagazin 01/2011 Fälle würde die studierte Orientalistin sich eine stärkere Kooperation mit der Wirtschaft wünschen: „Ideal wäre, wenn diese Fachleute für eine Zeit von ihrem Unternehmen beurlaubt würden und danach wieder zurückkehren könnten.“ Von den Erfahrungen würden alle profitieren (siehe auch Interview Seite 25). Kilian Wahl kam eher zufällig zur EUPM – über eine redaktionelle Arbeit für das Deutschlandradio. Um über die erste Mission zu berichten, war er 2003 nach Bosnien-Herzegowina gereist. Just zu dieser Zeit bemerkte die EUPM, dass ihnen ein Pressesprecher fehlte. Wahl wurde gefragt, ob er eine funktionierende Pressearbeit für sie konzipieren könne. Als Brüssel sein Konzept ein Jahr später absegnete, war es für ihn ein logischer Schritt, auch die angebotene Stelle als Head of Communication anzunehmen. „Mich hat sowohl die Arbeit im internationalen Krisenmanagement interessiert als auch die Option, aus nächster Nähe zu verfolgen, wie Bosnien-Herzegowina sich weiterentwickelt“, sagt er. Außerdem sei er überzeugter Europäer und habe schon damals geglaubt, dass er bei der EUPM für eine gute Sache arbeiten würde. Weil qualifizierte Kandidaten für diese Stellen nicht einfach zu finden sind, baut das Berliner Zentrum für Internationale Friedenseinsätze seit acht Jahren einen Expertenpool mit geeigneten Bewerbern für Friedensmissionen auf. Die personelle Entscheidung treffen die Verantwortlichen in den Missionen zwar selbst, aber für rund die Hälfte der Jobs in EU und OSZE schicken die Mitgliedsstaaten ihre eigenen Kandidaten ins Rennen. Im Gegen- satz zu den anderen Posten, die die Missionen direkt ausschreiben, werden diese sekundierten Stellen von den Mitgliedsländern bezahlt. Für einen Deutschen bedeutet das ein monatliches Bruttogehalt zwischen 3.500 und 5.500 Euro – je nach Stelle und Einstufung. Dazu kommt ein Tagegeld von etwa 100 Euro, das die EU übernimmt. Für Posten in UN-Missionen gibt es keine solche Sekundierung, dafür bewerben sich Interessenten direkt bei den Vereinten Nationen. Wer in den Expertenpool aufgenommen werden will, muss einige Qualifikationen mitbringen. Eine abgeschlossene Berufsausbildung oder ein abgeschlossenes Studium, mehrjährige Berufserfahrung, überdurchschnittliche soziale, kommunikative und interkulturelle Kompetenzen sowie körperliche und psychische Belastbarkeit gehören zur Grundausstattung. Zusätzlich muss sich jeder Bewerber einem allgemeinen Grundkurs und einem Sicherheitstraining unterziehen. „Damit bereiten wir die Bewerber auf einen Einsatz vor, testen aber auch, ob jemand in einem internationalen Umfeld teamfähig ist oder wie viel Stress er in schwierigen Situationen wie bei einer Geiselnahme aushält“, sagt Wieland-Karimi. Einige Bewerber fänden dabei selbst heraus, dass sie sich nicht für diese Arbeit eignen. Harald Händel, Head of Communication bei der European Union Police Mission (EUPOL), war trotz Sicherheitstraining ein wenig unwohl, als er vor anderthalb Jahren seinen Job in Kabul antrat. „So albern das klingt“, sagt er, aber als er das erste Mal auf dem Balkon seines Zimmers in der afghanischen Hauptstadt Harald Händel (2. von links) arbeitet als Leiter Presse und Öffentlichkeitsarbeit der European Union Police Mission in Afghanistan. Hier beim Training für Pressesprecher der afghanischen Polizei mit Polizisten aus Italien, Großbritannien, Rumänien und Deutschland. stand und auf die Berge schaute, habe er sich schon kurz gefragt, ob irgendwann jemand von dort aus auf ihn schießen würde. Wie alle EUPOL-Mitarbeiter wohnt Händel in einem gesicherten Gebiet mitten in Kabul, sein Balkon aber liegt höher als die Mauer, die das Gelände umschließt. Mittlerweile seien solche Ängste verflogen, sagt er. Die EUPOL-Mission sichere ihre Mitarbeiter sehr gut ab. Seit Oktober 2009 arbeitet der 49-Jährige als Leiter Presse und Öffentlichkeitsarbeit bei der EU-Mission in Afghanistan. Wie die EUPM in Bosnien-Herzegowina unterstützt EUPOL die Regierung beim Aufbau einer Polizei, die das Vertrauen der Bürger genießt und rechtsstaatlichen Prinzipien folgt. Aufgabe ist weniger, den einzelnen Polizisten auf der Straße zu trainieren, als vielmehr die höheren Ränge und verantwortliche Politiker in Strategiefragen zu schulen. Der Islam, Südasien und der Nahe Osten, sagt Händel, hätten ihn schon immer inte- ressiert, weswegen er zusätzlich zu Journalistik Arabistik studiert habe. Während seiner journalistischen Laufbahn habe er stets die Nähe zu diesen Themen gesucht. Für den Deutschen Fernsehfunk etwa berichtete er über den Libanon und den Golfkrieg und übernahm später eine Vertretung für den Nahost-Korrespondenten. Für die ARD ging er 1992 für drei Jahre als Südasien-Korrespondent nach Neu-Delhi. Von 2003 bis 2008 leitete Händel die Presseabteilung der EU-Kommission in Deutschland und bewarb sich von dort aus beim ZIF. 2009 ging er zunächst für zwei Monate nach Afghanistan, um der Europäischen Wahlbeobachtungsmission zu berichten. Im Land selbst erfuhr er, dass EUPOL einen Pressesprecher suchte. „Meine Familie in Berlin war zunächst nicht begeistert“, erzählt er, trotzdem sagte er zu: „Ich wollte das Land richtig kennenlernen und die Situation verstehen.“ Anders als ein journalistischer Berichterstatter könne man im Rahmen einer solchen Mission wirklich tief eintauchen. Auch Nicole Engelbrecht war motiviert durch den Wunsch, nicht mehr nur über Probleme zu berichten, sondern selbst zu Lösungen beizutragen. Daher gab sie 2003 ihren Job als Redakteurin beim Fernsehsender EuroNews im französischen Lyon auf und ging für das Internationale Komitee des Roten Kreuzes (ICRC) in den Kongo. Sie bewarb sich direkt beim Komitee, denn für private humanitäre Organisationen ist das ZIF nicht zuständig. Als Teil der Rotkreuzbewegung stellt das ICRC humanitäre Einsätze in Kriegsgebieten auf die Beine. Als „allgemeine Delegierte“ kümmerte sich Engelbrecht im Kongo zunächst 14 Monate lang um die Befreiung von Häftlingen und die Zusammenführung von Familien. Erst 2005 übernahm sie Kommunikationsaufgaben, als sie in die zentralafrikanische Republik Tschad ging. 01/2011 prmagazin 23 UNTERNEHMEN & ORGANISATIONEN Internationale Organisationen „Multinationale Organisationen stehen zunehmend vor der Herausforderung, ihre Arbeit der Öffentlichkeit zu vermitteln.“ Ditmar Königsfeld Büro Führungskräfte zu Internationalen Organisationen Wie in vielen Krisengebieten spielte klassische Pressearbeit auch dort nur eine untergeordnete Rolle: „Zeitungen wurden damals meist nur in größeren Städten gelesen, einen Fernseher hatten nur wenige Menschen“, sagt sie. Radios waren am weitesten verbreitet, erreichten aber längst nicht jeden. Für Engelbrecht bedeutete das, umso intensiver den direkten Dialog zu suchen – etwa mit den Verantwortlichen der lokalen Regierungen, mit den Streitkräften oder den Dorfältesten. Als das ICRC die Wasserversorgung sanierte, reiste die heute 42-Jährige beispielsweise von Dorf zu Dorf, versammelte die Bewohner und klärte sie darüber auf, dass der Gang zum Fluss dank des sanierten Systems unnötig sei. Bis heute arbeitet Engelbrecht für das ICRC. Nach der Zeit im Tschad ging sie für vier Jahre ins kenianische Nairobi. Seit Februar ist sie Pressereferentin im Genfer Hauptquartier des Komitees. „Nach so langer Zeit in Krisengebieten kann ich die Zeit hier genießen“, sagt sie. Von den vergangenen sieben Jahren berichtet sie begeistert. „Es ist eingetreten, was ich mir erhofft hatte. Ich hatte das Gefühl, dass meine Arbeit wenigstens einen kleinen Teil dazu beigetragen hat, die Lebenssituation einiger Menschen zu verbessern.“ Janine Kandel hat im Vergleich zu Engelbrecht, Händel und Wahl den klassischen Weg in internationale Organisationen gewählt. Nach ihrem Studium der Strategic Public Relations in den USA sowie der Kulturwissenschaft, Politik und Medienwissenschaft in Deutschland sammelte sie erste Erfahrungen in der Kommunikation des Bauunternehmens Thiess 24 prmagazin 01/2011 im australischen Brisbane. Dann bewarb sie sich beim Förderprogramm „Junior Professional Officer“ (JPO) der Bundesregierung. Seit einem Jahr arbeitet sie als Communication Officer im Unicef-Hauptquartier in New York. Ihre Teilnahme an dem Förderprogramm hat Kandel dem erklärten Ziel der Bundesregierung zu verdanken, den Anteil deutscher Mitarbeiter in internationalen Organisationen zu stärken. JPO wendet sich an Nachwuchskräfte bis zum Alter von 32 Jahren, die meist für zwei Jahre entsandt werden. „Es ist sehr wichtig, die Menschen schon in jungen Jahren für eine Karriere in inter- nationalen Organisationen zu begeistern“, sagt Ditmar Königsfeld, Senior Advisor des Büros Führungskräfte zu Internationalen Organisationen (BFIO) – einem Kooperationspartner des Auswärtigen Amts. Die Anforderungen seien hoch und umso besser zu erfüllen, je früher jemand sich auf solch einen Karriereweg konzentriere. Das Programm für Nachwuchskräfte aber ist nur eins von vielen Angeboten des BFIO. Als Dienstleister für das Auswärtige Amt informiert und berät die Institution Fach- und Führungskräfte, die sich für eine Arbeit in einer Internationalen Organisation jenseits der Friedensmissionen, für die das ZIF zuständig ist, interessieren. „Dieser Arbeitsmarkt umfasst zirka 60.000 Stellen in rund 200 Organisationen, in denen die Bundesrepublik Deutschland Mitglied ist“, sagt Königsfeld. Die Weltbank zählt dazu, ebenso die Organisationen der UN bis hin zu Fachinstitutionen wie das Europäische Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage. „ES MUSS EINE STRATEGIE DAHINTERSTEHEN“ Gabriele Kaminski ist Geschäftsführerin der GK Unternehmens- und Personalberatung in Frankfurt am Main. Sie ist überzeugt, dass es sich für Unternehmen lohnt, PR-Mitarbeiter an Friedensmissionen auszuleihen. prmagazin: Einige PR-Kräfte hält möglicherweise der zeitlich befristete Vertrag von der Arbeit in einer Friedensmission ab. Sollten ihre Arbeitgeber sie dafür beurlauben? Kaminski: Solche Kooperationen wären wünschenswert, denn nicht nur die Missionen oder die Mitarbeiter selbst, sondern auch die Unternehmen könnten davon profitieren. Vorausgesetzt, es handelt sich um einen überschaubaren Zeitraum von einigen Monaten – denn länger lässt sich eine fehlende Arbeitskraft nur schwer ersetzen – und vorausgesetzt, es steht ein strategischer Plan auf Unternehmensseite dahinter. Dann kann so etwas für das Unternehmen viel mehr sein als eine reine CSR-Maßnahme. prmagazin: Worauf sollten Unternehmen dabei achten? Kaminski: Selbstverständlich nützt es nichts, wenn eine hoch- karätige PR-Kraft in einer Friedensmission an ganz anderer Stelle eingesetzt wird. Sondern sie muss – wie im Unternehmen – kommunikative Aufgaben übernehmen und in ähnlich verant- Rund 6.000 Stellen sind derzeit mit Deutschen besetzt. Am stärksten werden noch immer Wirtschaftswissenschaftler, Politikwissenschaftler und Mediziner gesucht, der Bedarf an Kommunikationsprofis aber nimmt zu. „Nicht nur bei privatwirtschaftlichen Unternehmen steigt die Notwendigkeit, Aufgaben und Ziele transparent zu machen und professionell zu kommunizieren“, so der BFIO-Berater. Auch multinationale Institutionen stünden zunehmend vor der Herausforderung, ihre Arbeit der Öffentlichkeit zu vermitteln. Janine Kandels Aufgaben entsprechen eher dem herkömmlichen Profil eines Pressesprechers: Sie beantwortet Medienanfragen, schreibt Pressemitteilungen und Reden. Im August 2010 arbeitete sie für einen Monat im Regionalbüro in Panama, von wo aus die Kommunikation für Haiti mit erledigt wurde. „In Krisenfällen müs- wortlicher Position arbeiten. Nur dann kann sie nicht nur persönlich dazulernen, wovon ja ein Unternehmen auch schon profitiert, sondern auch beruflich neue Erfahrungen sammeln: Sie lernt, sich in ein neues, internationales Team einzufinden, unter anderen politischen Bedingungen zu arbeiten, und muss sich an eine nach anderen Regeln funktionierende Medienlandschaft gewöhnen. Das verlangt viel Improvisationstalent und Kreativität. prmagazin: Nützen solche Erfahrungen vor allem international aufgestellten Unternehmen? Kaminski: Das stimmt schon. International aufgestellte Unter- nehmen profitieren sicher ganz besonders von jemandem, der in einer anderen Kultur gearbeitet hat. Ich glaube, dass sehr viele Unternehmen Interesse hätten, solch einen Austausch entweder mit einer Beurlaubung zu unterstützen oder den Mitarbeiter während dieser Zeit sogar weiter zu bezahlen, sofern dies in die gesamte CSR-Strategie passt. sen wir die Regional- und Länderbüros unterstützen“, sagt die 28-Jährige. Wie es für Kandel nach dem weiteren Jahr bei Unicef weitergeht, weiß sie noch nicht. Die Ungewissheit teilt sie mit ihren Kollegen im Auslandseinsatz. Während für sie aber die Möglichkeit besteht, eine Festanstellung bei ihrer Organisation zu bekommen, blicken Händel und Wahl spätestens dann in eine unsichere Zukunft, wenn das Mandat ihrer Missionen endet. Für Wahl könnte das Ende dieses Jahres der Fall sein, Händels Vertrag läuft zum 1. Juli 2011 aus. Ernsthafte Sorgen plagen dennoch keinen der beiden. Sollte sich nichts ergeben, hätte er genug Ideen, sagt Wahl. Und auch Händel ist überzeugt, dass rechtzeitig etwas Neues kommt. Sandra Middendorf arbeitet als freie Journalistin in Berlin. 01/2011 prmagazin 25