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Newsbox Ausgabe Januar V-2012
Guten Tag,
wir hoffen sehr, daß dies die letzte Newsbox-Ausgabe ist, in der wir in erster Linie über Insolvenzen und
Umstrukturierungen berichten müssen. Heute ist es noch einmal so, daß es um die Insolvenzen von Kodak
und manroland, sowie die erneuten Umstrukturierungen von Heidelberg geht.
Dabei haben wir sogar eine Newsbox-Premiere: Das erste Mal featuren wir eine Karikatur!
Sehen Sie selbst im Layout-Teil dieser Ausgabe, der eine optimierte Übersicht zu den Zahlen von Kodak
von 2005-2011 und den Quartalszahlen von Heidelberg der letzten 2 Jahre enthält:
http://www.mittelhaus.com/mail/a_klae-3ws/Januar-Bildanhang_V.pdf
Die Berichterstattung von den Prinect Anwendertagen setzen wir ab der nächsten Ausgabe fort.
Michael Mittelhaus
Newsbox-Kompreß
Manroland Insolvenz
Anfang der Woche wurden die angekündigten Entlassungen an den drei manroland Standorten Augsburg,
Offenbach und Plauen in die Tat umgesetzt, wobei es nach den Verhandlungen mit den Betriebsräten noch
geringfügige Korrekturen nach unten gegeben hat. Die vorhandenen Gelder reichen bisher nur für 6-monatige Auffanggesellschaften für die Entlassenen, gesetzlich wären 12 Monate möglich.
Über die Zukunft der Vertriebsgesellschaften und der internationalen Töchter ist nach wie vor wenig
bekannt, PPI befindet sich in intensiven Verhandlungen mit einem Investor.
Bereits bis Mitte nächster Woche soll ein Zukunftskonzept für den Standort Offenbach und eine
Entscheidung Hessens über eine Landesbürgschaft für zukünftige Investoren in Offenbach vorliegen.
Die leitenden Mitarbeiter der Presseabteilung von manroland haben das Unternehmen verlassen.
Kodak Insolvenz
Kodak hat die Einsparung von 100 Mill US-$ innerhalb eines Jahres angekündigt, die offenbar i.W. den
Konsumerbereich betreffen. Die Zinsen für den Insolvenzkredit gehen bis zu 9,25%.
Das Insolvenzgericht hat die Fortsetzung der laufenden Geschäfte bestätigt, Kodak aber enge Deadlines
gesetzt:
Bis zum 30.6. müssen exakte Pläne für die Lizenzversteigerungen vorlegen, die gesamte Umstrukturierung
muß bis zum 1. Februar 2013 abgeschlossen sein. Der Konzern muß dem Gericht monatlich Zahlen vorlegen, die auch auf Kodaks Insolvenzwebseite veröffentlicht werden.
Außerhalb der USA soll das Geschäft von der Insolvenz unberührt sein und normal weitergehen, auch die
Drupa-Präsenz soll wie geplant vonstatten gehen.
In Deutschland ist die Schöller-Gruppe von Kodaks Insolvenz betroffen, bisher lief allein 1/5 der SchöllerUmsätze über Kodak; 4,1 Mill US-$ offene Posten könnten für Schöller verlustig gehen.
Heidelberg Umstrukturierung
Das Unternehmen rechnet langfristig mit niedrigeren Umsätzen, verabschiedet sich vom 3 Mrd
Jahresumsatz-Ziel und denkt ab 2,4 Mrd Euro die Gewinnschwelle zu erreichen. Aufgrund dieser Situation
werden weitere 2000 Arbeitsplätze von noch gut 15.500 gestrichen, was sich aufgrund der Abfindungen
aber erst im übernächsten Finanzjahr positiv auswirken wird. In diesem Jahr dürfte es nach den vorläufigen Zahlen für das dritte Quartal wiederum rote Zahlen geben.
Die Streichungen betreffen in erster Linie Produktion und Service, aber auch Verwaltung und Vertrieb.
Digitaldruck
Der japanische Hersteller Miyakoshi steckt hinter einer Reihe von Digitaldrucksystemen von Océ und Fuji.
Preise und Verkaufsplanungen der Fuji Jetpress 720. Oce bringt Jetstream 1900 und Schwarz-Weiß Modelle.
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Manroland - Insolvenz / Die manrolands der Zukunft ?
Wie geht es weiter nach der Aufspaltung von manroland, wie soll die Zukunft in Augsburg, Plauen und
Offenbach aussehen - die Frage beschäftigt die Branche.
Zunächst gibt es dazu aber wenig Antworten, momentan hört man in erster Linie nur über die
Insolvenzabwicklung und das heißt konkret die Massenentlassungen an allen drei Standorten. Diese konnten aufgrund technischer Probleme in Offenbach erst am Dienstag durchgeführt werden, wobei sich einige
Zahlen auch noch korrigierten.
Besonders wichtig: Die Transfergesellschaften für die rund 1000 Entlassenen an den drei Standorten werden nur für ein halbes Jahr gebildet, gesetzlich wären 12 Monate möglich. Dafür aber reichen offenbar die
Mittel nicht, weder die Insolvenzmasse noch die 24 Mill die von den Alteigentümern MAN und ACP
(Allianz) bisher zur Verfügung gestellt wurden. In den Transfergesellschaften erhalten die Mitarbeiter 60%
ihres früheren Lohns, mit Kindern 67%; die Zeit gilt nicht als Arbeitslosigkeit; bisher ist nicht entschieden
worden, welcher private Anbieter den Zuschlag für die Transfergesellschaften erhalten.
Bis zum 31.1.2012 erhalten die Mitarbeiter von den Arbeitsagenturen Insolvenzgeld, ab dem 1. Februar
sollen die Entlassenen via Transfergesellschaften bezahlt werden, für die verbliebenen Mitarbeiter sind die
neuen Eigentümer der drei Nachfolgegesellschaften zuständig.
Eine Reihe von Mitarbeitern sowie offenbar alle Azubis aus Augsburg wechseln zu MAN, wenigstens etwas
Hilfreiches des ehemaligen Eigentümers.
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Für Offenbach gibt es unterschiedliche Zahlen, hieß es zunächst, daß dort nur 750 Mitarbeiter verbleiben
und 1000 gehen, so besagte eine Meldung des Hessischen Rundfunks vom Montag, daß es 824 sind, die
verbleiben zzgl. von 93 Azubis, also 970 gehen müssen. Die Differenzen zu den Ankündigungen des
Insolvenzverwalters resultieren aus den Ergebnissen der Verhandlungen mit den Betriebsräten. Die
Betriebsversammlung in Offenbach ist nach Zeitungsberichten tumultös verlaufen.
Das Konzept für die neue Gesellschaft in Offenbach soll Ende der Woche vorliegen, dann müßte einmal die
hessische Landesregierung über eine Bürgschaft entscheiden und die Suche nach einem Investor für den
Rest des Standorts Offenbach beginnen. Angeblich möchten die vier leitenden Mitarbeiter, die an der
neuen Offenbacher Gesellschaft mit 20% beteiligt sind, aber auch der Insolvenzverwalter, der an dem
neuen Unternehmen ebenfalls beteiligt ist, bis zum 1. Februar bereits die Bürgschaftszusage haben. Das ist
abermals ein äußerst knapper Zeitplan, bei dem für Unternehmenskonzept und Bürgschaftsentscheidung
jeweils weniger als 1 Woche Zeit zur Entscheidung bleiben. In aller Regel würde mit einer Bürgschaft der
größte Teil, von den Banken nur noch 10-20% des Risikos abgedeckt; es wird von einem Kreditbedarf von
rund 25 Mill Euro gesprochen.
Mit dem bisherigen Konzept ist für Offenbach Zeit gewonnen worden und die Finanzierungslast durch die
Entlassung von mehr als der Hälfte der Mitarbeiter verringert worden.
Einen interessanten Ratschlag gab es von den Arbeitnehmervertretern in Offenbach, die sagten, daß das
Unternehmen sich schnellst möglich an seine 3000 Kunden wenden sollte, um Vertrauen auf die Zukunft
aufzubauen. Auch hier wurde wiederholt, daß man sich auf die Großformate und Verpackungen konzentrieren solle.
Und noch ein paar Nachträge: In Augsburg soll es genau noch 1473 Arbeitsplätze geben, eine Reduktion
um 722 (von 2195) oder 35,9%; die Arbeitnehmervertreter sprachen von 741 gekündigten.
Auch die Angaben zu den Kündigungen in Plauen widersprechen sich etwas, die Zahlen schwanken zwischen 348 und 354; das sind deutlich weniger als die 390, die noch letzte Woche Mittwoch von
Insolvenzverwalter angekündigt worden waren.
Der US Finanzinvestor Platinum soll 127 Mill US-$ (rund 100 Mill Euro) geboten haben, der letzte
Jahresumsatz von manroland lag bei knapp 1 Mrd Euro.
Possehl soll für seine Investition in Augsburg Garantien in zweistelliger Millionenhöhe von einem
Bankenkonsortium unter Führung der Deutschen Bank erhalten haben.
Einige Informationen zum neuen Besitzer von manroland Augsburg: Possehl zählte im Geschäftsjahr 2011
weltweit 9300 Beschäftigte, der Umsatz lag bei etwa 2,5 Milliarden Euro beziffert. Er stieg in 5 Jahren von
1,45 Milliarden Euro auf heutigen Zahlen, für 2010 wurde ein Jahresüberschuss von 58 Millionen Euro
genannt.
Angesichts des letzten Umsatzes von manroland von rund 1 Mrd, der i.W. von Augsburg getragen wurde,
stellte sich damit die berechtigte Frage nach den Größenverhältnissen.
Über die internationalen und die Vertriebsgesellschaften gibt es weiterhin keine neuen Informationen, PPI
teilte mit, daß man in Investorengesprächen sei, PPI ist von den Entscheidungen des Gläubigerausschusses
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nicht betroffen, da es nicht insolvent ist.
Nach Ansicht von Oliver Curdt, geschäftsführender Vorstand des Verbandes Druck und Medien in NordrheinWestfalen, ist die Krise der Druckmaschinenhersteller hausgemacht, da sie versäumt hätten, gegen die
durch die enormen Produktivitätszuwachs mit enormen Überkapazitäten verbundene Entwicklung rechtzeitig gegenzusteuern.
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Natürlich gibt es personelle Veränderungen bei der Zerlegung von manroland, so haben jetzt die
Pressesprecher und Kommunikationsverantwortlichen Thomas Hauser und Eva Doppler ihren Abschied
bekanntgegeben, bisher ist nicht bekannt, wer die Nachfolge antritt, die Pressestelle also vorläufig verweist.
Interessant im Nachhinein: Im Oktober hatte Markus Rall die manroland verlassen, er war im Vorstand für
das Bogengeschäft verantwortlich, die Position wurde bis zur Insolvenz nicht neu besetzt.
http://www.hronline.de/website/rubriken/nachrichten/indexhessen34938.jsp?rubrik=36082&key=standard_document_4378992
http://www.augsburger-allgemeine.de/wirtschaft/Manroland-Jetzt-haben-die-Glaeubiger-das-Wortid18356176.html
http://www.fr-online.de/manroland-in-der-krise/betriebsversammlungen-manroland-transfergesellschaft-nurfuer-sechs-monate-eingerichtet,2641584,11496956.html
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http://www.op-online.de/nachrichten/offenbach/ig-metall-signal-an-manroland-kunden-noetig-1574384.html
Kodak
Wie schlecht heutzutage die Mehrzahl unserer Medien arbeiten, kann man an dem Tenor der Meldungen
zur Kodak-Insolvenz sehr deutlich sehen: Egal ob Fernsehen, Rundfunk, Presse oder Internet, unisono wird
gemeldet, der Fotopionier Kodak hätte den Umbruch von der analogen Fotografie nicht verkraftet. Das ist,
wie sich an den Zahlen von Kodak leicht ablesen läßt, schlicht falsch.
Der größte Umsatzbringer in 2011 war die Graphics Communication Group mit 45% Umsatzanteil, was eine
deutliche Steigerung gegenüber den Vorjahren ist, 2010 stand man bei 37,5% Umsatzanteil, 2005 waren es
gerade mal 25%.
Das Fotogeschäft steckt in den beiden anderen Teilen, der Film, Photofinishing and Entertainment Group
("FPEG", mit traditionellem Fotofinishing), die 2011 für 26% des Umsatzes gut war, sowie in der Consumer
Digital Imaging Group ("CDG" mit Digitalkameras), die 29% Umsatzanteil in 2011 aufwies und gegenüber
2010 mit noch 37,5% Umsatzanteil geradezu abgestürzt ist.
Den Anteil der Fotoprodukte kann man so auf nicht einmal 10% an den Kodak Umsätzen schätzen, daran
ist der Konzern nicht insolvent gegangen.
Das ist aber eine schön griffige Formel, die es spart, sich intensiver mit den tatsächlichen Ursachen der
Pleite zu befassen und das ist leider kennzeichnend für die Mehrzahl der Medien heute.
Und so entgeht den meisten auch, daß zwar die GCG einerseits in der Bedeutung für Kodak deutlich
gewachsen ist und - so die Zahlen 2011 - fast die Hälfte des Konzernumsatzes trägt. Aber andererseits ist
genau diese GCG seit drei Jahren, seit dem Finanzjahr 2009 in den roten Zahlen, bringt Verluste, die sich
in 2011 gegenüber dem Vorjahr mehr als verfünffachen!
Wir denken, daß es wesentlich andere Gründe für den Niedergang Kodaks gibt und werden in der nächsten
Ausgabe darauf näher eingehen.
Die unmittelbaren Folgen der Insolvenz
Kodak muß für die ersten 250 Mill US-$ der Insolvenzfinanzierung durch die CitiBank einen Zinssatz
bezahlen, der 3,25% über der Londoner Interbank-Rate liegt (was derzeit einem Zinssatz von 4,36% entspräche), für die restlichen 700 Mill dagegen 7,5% mehr als "derzeit üblich"; was nach unseren
Informationen einen Zinssatz von 9,25% bedeutet.
Kodak informierte, daß der Restructuring Officer Napoli bereits wieder abgelöst und durch James A.
Mesterharm von AlixPartners ersetzt wurde.
Die angesetzten Investoren- und Analystenkonferenz zur Verkündung der Quartalszahlen wurde kurzfristig
abgesagt, statt dessen stehen auf der Webseite zwei Präsentationen zur Insolvenz(finanzierung) und zum
aktuellen Status des Konzerns bereit (s. links am Ende).
Dort wurden auch bereits vorab die Quartalszahlen Q4-2011 bekannt gegeben, die mit 1,753 Mrd US-$
Umsatz deutlich besser als die drei Vorquartale, aber rund 200 Mill US-$ schlechter als Q4-2010 sind.
Dagegen wurde erstmals seit vier Quartalen mit 81 Mill $ ein positiver angepaßter Ebitda eingefahren, was
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den Ebitda für das Geschäftsjahr auf -221 Mill US-$ reduziert. Dennoch steigt der Gesamtverlust von Kodak
im Geschäftsjahr 2011/12 auf 764 Mill US-$ (Non-Gaaap), das ist der höchste Verlust, den Kodak seit 2006
verzeichnen mußte.
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Gleichzeitig wurde ein 100 Mill $ Sparprogramm angekündigt, das beträfe den Bereich Finanzen, Ankäufe
und Informationssysteme, es würden alle nicht wesentlichen Anzeigen- und Marketing Programme gestrichen und alle nicht zum Kern der Unternehmensstrategie gehörenden Forschungs&Entwicklungsprogramme
eliminiert.
Nach der Restrukturierung von Kodak in nur 2 Bereiche und den sonstigen Erläuterungen in den
Präsentationen dürften alle diese Ankündigungen für den Consumer Bereich gelten.
Kosten sollten aber quer über alle Funktionen gespart werden, und dazu gehöre auch der Ausstieg aus
noch laufenden Verträgen (!).
In Finanzkreisen wurde der Wechsel des Restructuring Officer sehr ungewöhnlich sei. Kodak Aktionäre
haben sich gegen die Höhe der Insolvenzfinanzierung gewehrt, da bisher kein echter Zukunftsplan vorliege.
Die Konditionen der Insolvenzfinanzierung verlangen offenbar, daß diese bis Februar 2013 abgeschlossen
ist.
Der Insolvenzrichter hat Kodak grünes Licht für die ersten 650 Mill $ gegeben, Kodak gleichzeitig eine
Frist bis zum 30.6. gesetzt, bis zu diesem Termin muß Kodak von ihm eine Genehmigung für die
Prozeduren zur Versteigerung der rund 1.100 Patente und Lizenzen bekommen, von denen Kodak einen
Erlös von 2-3 Mrd US-$ erhofft.
Der Insolvenzrichter hat Kodak auch grünes Licht für die vorläufige Fortsetzung des üblichen
Geschäftsbetriebes gegeben. Das Unternehmen muß monatlich dem Gericht einen Bericht zur finanziellen
Situation geben und will diesen auch veröffentlichen.
Nach Verlautbarungen des Deutschland GF Erwin Schwarzl, auf einer Betriebsversammlung in Stuttgart und
von Kodak Vize Chris Payne soll sich außerhalb der USA, also auch in Europa und Deutschland durch die
Insolvenz nichts ändern und auch die Drupa würde wie geplant durchgeführt. Allerdings ist die
Begründung, daß Kodak-Töchter außerhalb der USA nicht involviert seien, so pauschal nicht richtig, wie
wir in unserer Sonderausgabe detailliert berichtet hatten.
Und sonst noch ?
Eher eine Anekdote ist die Reaktion des kanadischen Ausschießsystem-Anbieters Dynagram: Besitzern von
Preps wird ein 50%-iger Rabatt beim Umstieg und Kauf eines Dynagram Produkts angeboten, einen
Kaufnachweis von Preps vorausgesetzt.
Etwas ernster der Hintergrund: Laut der Dynagram PR nehmen die Klagen von Preps Nutzern über nachlassenden Support von Kodak für Preps und mangelnde Weiterentwicklung aktuell deutlich zu.
Man habe bereits eine Anzahl neuer Kunden, ehemaliger PrepsAnwender gewonnen, die über die
Entwicklung stark verunsichert sind. Kodak Manager Jon Bracken, in dessen Verantwortung Preps fällt
konterte in einem Forenbeitrag: Alles Quatsch, kommen Sie zur Drupa und sehen sich Preps 7 an.
Wir haben bei einer kurzen Netzrecherche die Dynagram PR allerdings nicht bestätigen können.
Wie wir berichtet hatten, trifft die Insolvenz auch die deutsche Schöller-Gruppe, die nach einem Bericht in
der Neuen Osnabrücker Zeitung in 2010 von ihrem Gesamtumsatz von 670 Mill Euro (deutlich höher als
2009) rund 20% allein mit Kodak gemacht hat. Das entspräche immerhin 134 Mill Euro pro Jahr, so daß
die OP´s in Höhe von rund 4 Mill Euro eher gering erscheinen.
Der Artikel bestätigte, daß die Insolvenz länger geplant und vorbereitet worden ist, hier Z.B. über einen
längeren Zeitraum zwischen Kodak und Schöller.
Ob der gegenüber der Presse geäußerte Optimismus von Schöller berechtigt ist? Wegen sinkender Nachfrage
mußte Schöller Anfang 2011 von seinen 900 Stellen in Osnabrück 125 streichen; weltweit beschäftigt man
2300 Mitarbeiter. Die Insolvenz eines Kunden, mit dem man bisher 20% (!) seines Umsatzes gemacht hat,
ist stets ein deutliches Warnsignal.
Links: Kodaks Investorenwebseite:
http://investor.kodak.com/phoenix.zhtml?c=115911&p=irol-irhome
Insolvenzwebseite:
http://www.kodaktransforms.com/
Insolvenzpräsentationen unter:
http://phx.corporate-ir.net/External.File?item=UGFyZW50SUQ9MTIzNDAxfENoaWxkSUQ9LTF8VHlwZT0z&t=1
http://phx.corporate-ir.net/External.File?item=UGFyZW50SUQ9MTIzNDAxfENoaWxkSUQ9LTF8VHlwZT0z&t=1
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Neue Sparmaßnahmen bei Heidelberg
Nur knapp eine Stunde nach unserer zweiten Januarausgabe kam von Heidelberg die Meldung über den
Ticker, mit denen die schon im letzten Jahr angekündigten Sparmaßnahmen konkretisiert wurden, die
unter dem Namen Focus 2012 laufen.
2000 Mitarbeiter weniger , 180 Mill Euro Einsparungen, Produktion um 15% reduzieren, Servicekapazitäten
anpassen, F&E reduzieren und neue Prioritäten setzen, Vertriebs+Strukturkosten senken - das ist kurzgefaßt der Katalog, mit dem Heidelberg es erreichen will, im übernächsten Geschäftsjahr 2013/2014 ein positives operatives Ergebnis von 150 Mill Euro zu erreichen (vor Steuern und Sondereinflüssen).
Zwar soll das Sparprogramm schon im Oktober dieses Jahres abgeschlossen sein. Aufgrund der i.W. einmaligen Belastungen aus dem Stellenabbau in Höhe von 150 Mio und des nicht völlig kurzfristig machbaren
Stellenabbaus, dürfte das Programm aber weder für das laufende Geschäftsjahr 2011/12 noch für das folgende 2012/13 schon schwarze Zahlen bringen können Jedenfalls könne man dann mit einem Gewinn ab
2,4 Mrd Euro rechnen, so Finanzchef Kaliebe, womit das lange verkündete Ziel von 3 Mrd Euro zu den
Akten gelegt wird.
Es sei denn, die Wirtschaft erholt sich überraschend stark; Heidelberg plant jedenfalls positive Zahlen erst
ab 2013/2014. Damit scheint bei Heidelberg momentan niemand rechnen zu wollen, denn es gibt in der PR
den bemerkenswerten Satz: "Die vorläufige Insolvenz eines Wettbewerbers verstärkt kurzfristig die
Verunsicherung in der Branche."
Von den 2000 Stellen sollen 1200 im Inland wegfallen, der Stellenabbau muß noch mit den Mitarbeitern
abgestimmt werden. Werksschließungen seien nicht geplant, betriebsbedingte Kündigungen aber möglich.
Heidelberg hatte seine Mitarbeiterzahlen mit der Krise 2008/2009 um ein Viertel bzw. rund 5000 reduzieren müssen, am 31.12.2011 war sie bei 15.666, Anfang des Jahrtausends hatte diese Zahl einmal bei
25.000 gelegen.
Die vorläufigen Quartalszahlen für das dritte Quartal 2011/2012 zeigen einen Auftragseingang von 640 Mill
Euro, schlechter als Q2 mit 668 Mill und deutlich schlechter als die 684 Mill vor einem Jahr. Der Umsatz
lag bei 630 Mill Euro, "im Rahmen der abgeschwächten Erwartungen" wie es in der PR hieß. Der Umsatz
war ebenfalls schwächer als die 636 Mill des zweiten Quartals und deutlich hinter den 687 Mill vor einem
Jahr.
Kurve von Auftragseingang und Umsatz flachen weiter ab und scheinen sich auf niedrigem Niveau zu stabilisieren, vlg. Bildanhang.
Erfreulich ist der vorläufige operative Gewinn (ohne Sondereinflüsse) von 2 Mio Euro, nicht so gut wie die
5 Mio im Vorquartal aber deutlich besser als die -15 Mio vor einem Jahr. Nach 9 Monaten hat Heidelberg
ein operatives Ergebnis von -19 Mill Euro erreicht, und wird am Ende sicher die - 26 Mill des Vorjahres verbessern, aber weiterhin keine schwarzen Zahlen erreichen, schon gar nicht netto (nach Steuern,
Sondereinflüssen und Finanzergebnis) und wenn man an die Vor-Drupa Zurückhaltung im letzten Quartal
denkt.
In Umsatz und Auftragseingang hat man dagegen gegenüber den Vorjahren verloren: Einem Umsatz von
aktuell 1810 Mill Euro standen vor einem Jahr 1883 Mill gegenüber, ein Minus von 73 Mill oder 4%.
Sorgen könnte der Auftragseingang machen, der von 2120 Mill in den ersten 9 Monaten des Vorjahres um
147 Mill = 7,5% auf 1973 Mill herunterging.
Die Verschuldung blieb auf einem gleichbleibenden Niveau von 285 Mill Euro.
Heidelberg meint, daß "etablierte Druckanwendungen, zum Beispiel im Zeitungs- und Zeitschriftenbereich
der westlichen Welt, erhebliche Einbußen verzeichnen, dafür aber etwa im Verpackungsmarkt und bei
Kleinauflagen sowie bei Print-on-Demand- und Web-to-Print-Produktionen deutliches Wachstum erwartet
wird. Darüber hinaus wächst die Druckproduktion in den Schwellenländern." Und weiter: "Dem Umstand,
daß zwar das Volumen für Druckprodukte in Summe konstant bleibt, sich die lokalen Märkte und zunehmend auch die einzelnen Marktsegmente jedoch unterschiedlich entwickeln, trägt Heidelberg mit FOCUS
2012 und seinen Produkten und Dienstleistungen gezielt Rechnung."
CEO Schreier sagte, daß man mangels Spielraum nicht in die manroland Insolvenz eingreifen wollte, wie
wir auch mehrfach gemeldet hatten
Die Pressemeldung fanden wir äußerst prägnant und ohne Schnörkel informativ, wer selbst nachlesen will,
hier ist der Link:
http://www.heidelberg.com/www/binaries/bin/files/dotcom/de/press_lounge/archive/company/general/2012/120117_pressrelease.rtf
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Kommentar: Wenn man von einem eher stagnierenden oder leicht sinkenden Geschäft ausgeht und dies offenbar nicht ohne weiteres korrigieren kann, muß man die Kosten korrigieren, so lautet die schmerzhafte unternehmerische Logik. Und Heidelberg geht ganz offensichtlich nicht davon aus, daß die manroland Insolvenz
dem eigenen Geschäft wesentlich helfen könnte. Und begräbt das seit der Krise 2008/09 zur Ikone erklärte
Umsatzziel von 3 Mrd Euro!
Unklar bleibt noch, wie sich ein geänderter Fokus der Heidelberger auf vermutete Wachstumsfelder konkret
aussehen wird, nach unserem jetzigen Informationsstand wirken sich die Sparmaßnahmen vor allem in den
Mitarbeiterzahlen in der Produktion und im Service aus. "Wenn weniger verkauft wird, braucht man einfach
nicht mehr so viele Leute in Produktion und Service", auf diese einfache Formel brachte es ein leitender
Mitarbeiter des Unternehmens. Auch in Verwaltung und Vertrieb wird - ein weiteres Mal- verschlankt werden,
um dieses "Unwort" mal zu benutzen. Was genau der zukünftige Focus sein wird, welche "Projekte" beendet
werden, das bleibt bisher noch im Dunklen.
Wir denken, daß die Bereiche Service/Consumables, Prinect-Workflow und Verpackung zur Heidelberg Zukunft
gehören; konkreteres insbesondere zum Digitaldruck könnte dann die Drupa zeigen.
Aus der Welt des Digitaldrucks
Michael Mittelhaus
Fuji von Miyakoshi ?
Einem aufmerksamen Newsbox Leser verdanken wir den Hinweis auf einen hierzulande eher unbekannten
Anbieter von Digitaldrucksystemen und Inkjetköpfen, die japanische Firma Myakoshi.
Wirft man einen Blick auf:
http://www.miyakoshi.co.jp/English/E-Product/mjp/Emjp600fullcolorF.html
sowie auf:
http://www.miyakoshi.co.jp/English/E-Product/mjp/Emjp600fullcolorW.html
bekommt man den Eindruck, woher die Fuji-Xerox 2800 kommen könnte (vgl. NB Oktober V-2011).
Myakoshi selbst ist nur auf dem japanischen Markt aktiv und überläßt es anderen Unternehmen, seine
Produkte außerhalb zu vertreiben.
Unter:
http://www.miyakoshi.co.jp/English/English.html
können Sie auf Entdeckungsreise gehen, welche Produkte wir den Japanern außerdem verdanken.
Wir fanden zwei Inkjet-Maschinen, eine MJP20W mit 600x600 dpi, 150 m/min UV Tinten, Druckbreite 541
mm, Papier von 64-400 g/qm. Und die MJP20F, die sogar bis 1200x1200 dpi, Speed bei 600x600 dpi bei
200m/min. Das dürfte die Grundlage der Fuji-Xerox 2800 sein.
Eher ein offenes Geheimnis ist die Zusammenarbeit zwischen Myakoshi und Océ, die in manche der OcéMaschinen eingeflossen ist:
http://www.i-grafix.com/index.php/articles/articles/high-speed-inkjet-printing-the-contenders-so-far.html
http://thedigitalnirvana.com/2009/08/leveraging-a-legacy-oces-inkjet-evolution-part-3/
Was wiederum Andy Tribute auf die Fährte brachte, der meinte, daß die Fuji-Xerox 2800 eine Variante der
Oce Jetstream 1400 ist, fast Andy, fast!
Nach unserer Recherche kommt bei der Océ 1000´er Baureihe die Drucktechnik von den Japanern, der
Controller von Océ
Fuji Jetpress 720
Noch drei kurze Nachträge zu unserer Meldung in NB Jan-II/2011 zu dieser Maschine, die offenbar auch im
deutschen Raum für den Verkauf freigegeben ist. Bei einem Systempreis von 1,5 Mill Euro rechnet man im
deutschsprachigen Raum mit dem Verkauf von 20 Maschinen bis 2013, also praktisch innerhalb eines
Jahres.
Der Systemstart hat von der Drupa 2008 bis jetzt gedauert, um die gewünschte Stabilität der Maschine zu
erreichen und die Software zu entwickeln, die die Tintenköpfe steuert, kontrolliert und wartet; dies ist
eine vollständige Neu-Programmierung, jedenfalls für Fuji.
Der Hersteller geht davon aus, daß die Jet Press 720 rund 25% weniger CO2-Emissionen als eine vergleichbare Offsetmaschine hat.
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Oce Jetstream 1900 und neue Schwarzweißmodelle
Im Dezember gab Océ bekannt, daß seine 1000´er Baureihe um das Duplex-Modell 1900 erweitert wird, daß
bei 600x480 dpi bis zu 127 m/min = 1714 A4 Seiten drucken können soll. In der besten Qualität arbeitet
die Maschine mit 100 m/ min = 1350 Seiten.
Die bereits verfügbaren Modelle Jetstream 1000 ( 75 m/min) und 1400 (100 m/min) sollen später auf das
neue Spitzenmodell aufgerüstet werden können.
Das neue Modell soll Anfang 2012 installiert werden; wie bei der gesamten Serie mit Druckwerken von
Miyakoshi und Controllern von Oce.
Océ sagt, daß man mit diesen Modellen mit Maschinen wie der HP T200 konkurrieren könne; man adressiert - wie alle anderen auch - den Mailing und Transaktionsdruck-Markt.
Oce renovierte gleichzeitig die Serie seiner kompakten Schwarz-Weiß Rollendruck-Inkjetsysteme und führte
drei Modelle ein:
- Océ JetStream 2300 mono: 100 m/min = 2,0 20 A4/min
- Océ JetStream 3300 mono: 150 m/min = 3030 A4/min
- Océ JetStream 4300 mono: 200 m/min = 4040 A4/min)
Alle drei Systeme behalten die Papier- und Druckbreite der Serie bei (30 bzw. 29,5 Zoll); sowie 1200 dpi.
Nach Herstellerangaben ist das Spitzenmodell schneller als jeder Wettbewerb.
Die neuen Typen sollen ab Q2-2012 verfügbar sein - Drupa-Zeit !
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http://global.oce.com/news/press-releases/2011/oce_jetstream_1900_printing_system_offers_speed_versatility_and_minimal_footprint.aspx
http://global.oce.com/news/press-releases/2011/oce-debuts-new-milestone-in-monochrome-inkjet-performance-with-oce-jetstream-models-focusing-on-the-book-market.aspx
-- -- NB J512 WB --
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Newsbox im Januar, die fünfte
Michael Mittelhaus
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Bildergänzungen zu Heidelberg und Kodak
Karikatur: Rainer Hachfeld, Berlin
http://www.rainerhachfeld.de
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KODAK JAHRESERGEBNISSE
Umsatz Mio. $
2006
2007
2008
2009
2010
2011
Umsatz
10.568
10.301
9.416
7.606
7.187
4.269
Betriebsergebnis
– 485
– 230
– 821
– 232
– 561
– 575
Netto-Ergebnis
– 601
676
– 442
– 210
– 685
– 651
203
884
285
23
– 12
3.287
3.413
3.334
2.726
2.681
1.975
70
104
31
– 42
– 26
– 171
Außerordentliche Erträge
Kodak GCG Umsatz
Kodak GCG Betriebsergebnis
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9 Monate
11.000 US-$
Umsatz Konzern
Betriebsergebnis
Netto-Ergebnis
außerordentliche Erträge
Kodak GCG
10.000
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9.000
8.000
7.000
6.000
5.000
4.000
3.000
2.000
1.000
0
– 1.000
2006
2007
2008
2009
2010
2011
Quelle: Eastman Kodak Konzernzahlen (ohne Gewähr). Einige Angaben sind vorläufig und überprüfungsbedürftig.
Für die Kodak Graphic Communications Group (GCG) wird nur das betriebliche Ergebnis bilanziert.
© Druckmarkt-Grafik 1/2012
Zahlenzusammenstellung: M.Mittelhaus, Grafik: K.P. Nicolay, Druckmarkt
www.druckmarkt.com/
2
Heidelberg in Zahlen
Auftragseingang
Betriebsergebnis
714
563
633
687
746
544
636
630
678
786
650
684
637
665
668
640
11
-35
-6
-15
30
-25
5
2
9-Monate
2011 / 2012
1810
1973
-18
Michael Mittelhaus
Q4-2009
Q1-2010
Q2-2010
Q3-2010
Q4-2010
Q1-2011
Q2-2011
Q3-2011
www.mittelhaus.com
Umsatz
Heidelbergs Quartalszahlen, incl. vorläufiger Zahlen für Q3-2011/12
Heidelberg in Zahlen
900
800
700
600
500
Umsätze
400
Auftragseingang
Betriebsergebnis
300
200
100
0
Q4-2009
Q1-2010
Q2-2010
Q3-2010
Q4-2010
Q1-2011
Q2-2011
Q3-2011
-100
3