Community Media - Medienvielfalt für Bayern

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Community Media - Medienvielfalt für Bayern
Medienvielfalt
ernst gemeint?
Strukturförderung für die
Community Media in Bayern
Inhalt
Einleitung
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Community Media
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Aus- und Fortbildung 6
Integrative und medienpädagogische Projekte bei Radio Z 7
Europäische Projekte / Cross Media Projekte 7
Internationale Redaktionen 10
Soziokultur und Radio Z 11
Empowerment und BügerInnenaktivierung 11
Gendermainstreaming 12
Mitten drin, nicht nur dabei - ganz nah am Lokalen 12
Publizistische Vielfalt 13
Nachhaltigkeit 14
Innovation - Neue Medien nutzen 15
Radio Z stellt sich vor
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Der Sender 16
Das Programm 16
Die MitarbeiterInnen 17
Finanzierung 17
Ausbildung und Projekte 17
Preise für Radio Z 18
Fazit
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Anhang
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Deklaration des Europaparlaments 23
Deklaration des Ministerkomitees des Europarats 24
Unterstützungsschreiben BFR 29
Unterstützungsschreiben CMFE 30
Einleitung
Mit seiner Erklärung „zur Rolle der Medien bei der Förderung des sozialen
Zusammenhalts und des interkulturellen Dialogs“ vom 11.02.2009 erkennt das
Ministerkomitee des Europarats zu Recht Community Media als „eigenständige
Medien neben den öffentlich-rechtlichen und privat-kommerziellen Medien“
an. Sie erfüllen „viele Bedürfnisse und Funktionen, die weder gewerbliche noch
öffentlich-rechtliche Medien abdecken oder voll und angemessen übernehmen
können“, heißt es dort u. a. zur Begründung.
Tatsächlich zielen Community Media in erster Linie auf sozialen Zugewinn ab. In
ihren Beiträgen zur Meinungsbildung, zur Information und zur politischen Kritik,
berücksichtigen sie zahlreiche gesellschaftliche Minderheiten. Gesellschaftliche
Gruppen wie Senioren, Kinder und Menschen mit Migrationshintergrund erfahren
Konkretes über ihre jeweilige lokale Situation. Während kommerzielle Lokalsender vorwiegend auf sponsoringträchtige Massenveranstaltungen zielen, erhalten
die HörerInnen hier z.B. Hinweise auf Kinderfeste, Seniorentreffs oder interkulturelle Veranstaltungen. Community Media spiegeln die Erlebniswelten der
beteiligten Gruppen unmittelbar wieder.
Der Grundsatz, dass Angehörige möglichst vieler Zielgruppen selbst journalistisch
arbeiten, soll nicht nur publizistische Vielfalt garantieren, sondern zur Integration
beitragen und gleichzeitig die Medienkompetenz der Engagierten stärken. Ein
Freies Radio als Bestandteil der Community Media bietet hunderten Menschen
Gelegenheit zur ehrenamtlichen Tätigkeit, will Aus- und Fortbildung ermöglichen,
Partner der Soziokultur sein, Beiträge zur Gleichstellung leisten, Möglichkeiten
zum Experiment und zur Innovation bieten und auch über das Ausstrahlen von
Sendungen hinaus ein Ort für demokratische Diskurse sein.
Dass es sich bei all diesen genannten Ansprüchen nicht nur um Theorie handelt,
sondern diese für die Gesellschaft wertvollen Aufgaben auch von den Community
Media wahrgenommen werden, bestätigte eine von der EU beauftragte Studie,
auf der die oben zitierte und im Anhang nachzulesende Erklärung des Ministerrats basiert.
Das finanzielle Überleben ist in der Regel jedoch ein halsbrecherischer Balanceakt.
Die Mittel aus Mitgliedsbeiträgen eines Trägervereins, Spenden und Fördergeldern
reichen z.B. bei Freien Radios wie Radio Z oft kaum aus, um die bloße Infrastruk-
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Einleitung
tur zu sichern. Notwendig wäre es sicherzustellen, dass das Personal, das Ehrenamtlichkeit, Medienpädagogik und Fortbildung betreut, bezahlt werden kann.
Was Community Media konkret sind und wie Radio Z diese selbstgestellten Aufgaben umsetzt, zeigen die Beiträge auf den folgenden Seiten. Das Fazit (Seite 19)
legt politische Anstrengungen nahe, die Besonderheiten dieser Bürgermedien
auch in der bayerischen Medienpolitik zu berücksichtigen und eine eigene Strukturförderung bereitzustellen.
Radio Z, Oktober 2010
Sylvia Glawion
Geschäftführerin, Radio Z
Kopernikusplatz 12
90459 Nürnberg
Telefon: 0911 - 45 00 633
Mail: [email protected]
www.radio-z.net
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Community Media
Was sind Community Media?
Community Media sind eine Form zivilgesellschaftlicher Medien und als Ergänzung zu öffentlich-rechtlichen und kommerziellen Medien zu sehen. Ehrenamtlich
betätigen sich dort BürgerInnen als JournalistInnen und üben die Verfügungsgewalt über ihr eigenes Medium aus, ohne auf finanziellen Gewinn abzuzielen. Sie
existieren als Printmedien, Rundfunksender und in Form anderer elektronischer
Medien in 117 Ländern der Welt und es gibt sie auch in den meisten europäischen Staaten.
Die Community Media füllen eine wichtige Lücke zwischen dem überwiegend
auf Unterhaltung und tagesaktuelle Information ausgerichteten Programm der
kommerziellen Anbieter und dem Bildungsauftrag der öffentlich-rechtlichen
Sender. Gerade bei lokalen Themen sind Community Media näher am Geschehen.
Durch Schaffung von Sendeplätzen für verschiedene Minoritäten und sogenannten
Randgruppen tragen sie darüber hinaus bedeutend zur interkulturellen Öffnung
bei.
Gleichermaßen sind Community Media ein wichtiger Bestandteil des Ausbildungssektors und vermitteln umfassende Medienkompetenz.
Die Europäische Union hat der wachsenden Bedeutung der Community Media
längst Rechnung getragen. Sowohl das Europäische Parlament in seiner Resolution
vom September 2008 als auch der Europarat in einer Erklärung des Ministerkomitees vom Februar 2009 haben Community Media als eigenen, dritten Sektor des
Rundfunksystems zu einem wichtigen Teil eines demokratischen Mediensystems
erklärt.
Die Angaben der EU bezüglich der Organisationsform und der Unabhängigkeit
von Rundfunkanstalten werden aktuell am ehesten erfüllt von der Medienform,
die in Deutschland seit Einführung der Privatmedien 1987 als Freies Radio bekannt
ist. Diese Projekte gestalten teilweise seit Jahrzehnten Bürgerfunk in der Form,
die die EU als besonders förderungswürdig betrachtet, da die Freien Radios durch
ihre Vereinsstrukturen, ihre nicht-kommerzielle Ausrichtung und ihre Selbstverpflichtung zum sozialen und kulturellen Pluralismus überzeugen.
Wie Radio Z als Vertreter eines Freien Radios in Bayern die Gedanken der Community Media umsetzt, zeigen die Beiträge auf den folgenden Seiten.
Wie
setzt
?
R.A.D.I.O. e.V.
den Gedanken
der
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Community Media
um
Community Media
Aus- und Fortbildung
Der Verein R.A.D.I.O. e.V. / Radio Z bietet jedes Jahr für bis zu 15 PraktikantInnen
eine sechs- bis zwölfwöchige radiojournalistische Aus- und Fortbildung an. Die
PraktikantInnen erlernen Recherche, Interviewführung, Gestaltung von gebauten
Beiträgen, Moderation, Umgang mit Schnitt- und Studiotechnik sowie Medienrecht. Darüber hinaus werden sie im Umgang mit Online-Medien geschult.
Des Weiteren können SchülerInnen der Haupt- und Realschulen sowie Gymnasien
Berufspraktika bei Radio Z absolvieren, um die Berufsbilder im Hörfunk kennenzulernen.
Radio Z kooperiert zudem mit verschiedenen Universitäten und Fachhochschulen,
um auch StudentInnen eine Ausbildung zu ermöglichen. So bietet der Sender
sowohl Jahrespraktika in der sozialen Arbeit als auch Semesterpraktika für die
Medienwissenschaft an. Die Industrie- und Handelskammer befürwortet sowohl
Lehrstellen zum Mediengestalter (Digital / Print) als auch ergänzende Schulpraktika bei Radio Z.
Bis zum jetzigen Zeitpunkt haben alle SchülerInnen und StudentInnen ihre Praktikas erfolgreich abgeschlossen und im Anschluss Anstellungen bei verschiedenen Medienanbietern, der Stadt Nürnberg oder bei Trägern der sozialen Arbeit
gefunden.
Zusätzlich werden natürlich die eigenen, ehrenamtlichen Radio-Z-RedakteurInnen geschult. Mit Seminaren zu Rhetorik, Moderation, Sende- und Studiotechnik,
Medienrecht und Medienethik sowie den journalistischen Arbeitsformen werden
sie am Anfang ihrer Redaktionsarbeit eingewiesen als auch kontinuierlich fortgebildet.
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Community Media
Integrative und medienpädagogische Projekte bei Radio Z
Radio Z ist auch eine Plattform für sogenannte soziale Minderheiten. Der Sender
hat in den vergangenen Jahren immer wieder Projekte erfolgreich durchgeführt,
die lange einzigartig in der bundesdeutschen Rundfunklandschaft waren. So
senden bei uns seit über zehn Jahren behinderte und nicht-behinderte Menschen
gemeinsam (Radio Handicap), SeniorInnen (Spätzünder) und Psychiatrieerfahrene
(Durchgeknallt). In zeitlich befristeten Projekten wurde mit obdachlosen Jugendlichen, Kindern aus der Notwohnsiedlung Schafhof, Flüchtlingen und jugendlichen Sinti & Roma sowie mit Erwerbslosen (Peanuts) gearbeitet. Seit vielen Jahren
besteht eine Kindersendung, die mit unterschiedlichen Hort und Schülergruppen
arbeitet (Kapong). Das neuste Jugendprojekt soll HauptschülerInnen aus Brennpunktschulen befähigen, einen qualifizierten Abschluss zu erwerben. Grundsatz
der medienpädagogischen Arbeit bei Radio Z ist, die Betroffenen selbst zu Wort
kommen zu lassen und zu selbständigem Arbeiten zu befähigen.
Als besonders erfolgreich sehen wir bei den Projekt-TeilnehmerInnen den
Kompetenzerwerb in Technik und Journalismus, die Auseinandersetzung mit der
persönlichen Situation und damit die Schaffung eines (Selbst-)Bewusstseins durch
eigenes Engagement, sowie den Erwerb von Medienkompetenz, schulischer und
beruflicher Qualifizierung.
Radio Z sendet außerdem wöchentlich ein Magazin für Strafgefangene und ihre
Angehörigen (Strafzeit), mit Grußmöglichkeiten, Seelsorge und Informationen
sowohl über den Strafvollzug als auch über Resozialisierungsmaßnahmen.
Europäische Projekte - Crossmedia Projekte
Schwerpunkte von Radio Z sind trotz oder wegen seiner lokalen Verankerung
internationale und europäische Themen. Radio Z ist ein Sender, der schon
aufgrund seiner MitarbeiterInnenstruktur und seiner Themen engagiert gegen
Rassismus und Nationalismus und für eine interkulturelle Gesellschaft eintritt.
Dementsprechend spielt auch das europäische Einigungswerk von jeher eine
große Rolle. Radio Z möchte aufklären und die öffentliche Diskussion europäischer Themen fördern. Kompliziert wirkende EU-Themen werden niedrigschwellig für die BürgerInnen der EU begreifbar gemacht. Dabei werden vor allen
Dingen Themen und EU-Entscheidungen angesprochen, deren Auswirkungen
auf lokaler und regionaler Ebene für die BürgerInnen spürbar sind. Sie werden
aber nicht einfach nur informiert, sondern motiviert zu partizipieren: sich zu
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Community Media
äußern, einzumischen, zu artikulieren und mit AnsprechpartnerInnen vor Ort zu
diskutieren.
Der Sender hat im Jahr 2006 in Kooperation mit Radio Corax in Halle das sehr
erfolgreiche Magazin Europaradio aufgebaut und wöchentlich ausgestrahlt. Die
Sendung wurde von den meisten deutschsprachigen freien Radios übernommen
und bundesweit gesendet. Ein von Radio Z und Radio Corax angestellter Journalist arbeitete als Auslandskorrespondent in Brüssel und war gleichzeitig Bindeglied zur Europäischen Kommission. Innerhalb dieser Kooperation wurden die
bisher größten nationalen und europäischen Tagungen von nicht-kommerziellen
Hörfunksendern mit dem Schwerpunkt Europapolitik organisiert. Die Tagungen
fanden in Nürnberg und Brüssel statt und gipfelten in der Gründung des CMFE
(Community Media Forum Europe) mit Sitz in Brüssel. Dieser Verband vertritt die
medienpolitischen Interessen von allen nicht-kommerziellen europäischen Radiosendern bei der EU. Damit ist ein großer Schritt zur Anerkennung und Unterstützung unabhängiger Medien durch die Europäische Union gelungen.
Bisherige Projekte:
10/2009 – 09/2011 Ohrenblicke - Radiokunst von Blinden und Sehenden
Förderung durch die Europäische Union
Ein integratives künstlerisches Audioprojekt in Kooperation mit der Radiofabrik Salzburg, Blinde und Kunst, Köln
und MiraMedia, Uetrecht, in dem Menschen mit Sehbehinderung befähigt werden, Radiosendungen zu produzieren, die zweimonatlich bei Radio Z ausgestrahlt werden.
10/2008 – 10/2009
Lokal Europa
Förderung durch die Europäische Union
Ein wöchentliches Hörfunkmagazin berichtete über Entscheidungen, Gesetze des EU-Parlamentes und der EU-Kommission und deren Auswirkungen auf lokaler Ebene in
Gesprächen mit europäischen VertreterInnen vor Ort.
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Community Media
01/2006 – 12/2006
Europaradio
Förderung durch die Europäische Union
Ein Netzwerkprojekt von Radio Z und Radio Corax Halle
mit einem eigenen Korrespondenten in Brüssel berichtete
in wöchentlichen Hörfunksendungen über das europäische Parlament und über EU relevante Themen.
05/2003 – 05/2004
Europakanal
Förderung durch die Europäische Union
Ein wöchentliches Hörfunkmagazin (60 Minuten) über die
zehn neuen EU-Beitrittsländer und EU-relevanten Themen
mit monatlichen Schwerpunktsendungen, Kooperationsbeiträgen anderer europäischer freier Medienanstalten
und einer ergänzenden Internetplattform.
05 /2002 – 05 /2003 Europhonia
Förderung durch die Europäische Union
Ein wöchentliches Hörfunkmagazin (60 Minuten) über die
EU-Länder und EU-relevante Themen mit begleitenden
Veranstaltungen
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Community Media
Internationale Redaktionen
Im Großraum Nürnberg/Fürth/Erlangen leben laut den Stadtstatistiken über
126.000 Menschen mit Migrationshintergrund.
Für diesen Personenkreis ist es in der Regel schwierig, sich gesellschaftlich zu
integrieren bzw. ein Forum für ihre spezielle Situation zu schaffen, meist auf
Grund von sprachlichen oder kulturellen Schwierigkeiten.
Die Forderungen, auch von staatlicher Seite für diese Menschen eigene Radiooder Fernsehangebote zu schaffen, wird von Radio Z schon seit vielen Jahren
umgesetzt. Radio Z erreicht mit seinen 14 verschiedenen interkulturellen Redaktionen, die zweisprachig senden, einen Großteil der erwähnten Zielgruppen im
Großraum Nürnberg/Fürth/Erlangen.
Die Z-International-Redaktionen sind vertreten durch folgende Länder: Türkei,
Griechenland, Italien, Rumänien, Ungarn, Russland, Lateinamerika, Brasilien und
die afrikanischen Länder. Sie senden in der Regel ein bis zwei Stunden wöchentlich auf festen Sendeplätzen.
Für die hier lebenden Menschen aus den verschiedenen Ländern ist Radio Z der
einzige Radiosender, über den sie aktuelle Informationen aus ihrem jeweiligen
Land erhalten bzw. der sie über die neuesten, sie betreffenden Ereignisse und
sozialen Themen in der Region informiert. Die Zweisprachigkeit der Sendungen
fördert das Erlernen der deutschen Sprache.
Die Redaktionen arbeiten seit mehreren Jahren in verschiedenen Projekten
zusammen, wie z.B. Internationaler Radiotalk (2007) oder Tolerant essen (2008/09).
Im September 2007 schlossen sich die internationalen RedakteurInnen in der
Interkulturellen Radioinitiative zusammen, die sich durch gemeinsame politische und kulturelle Veranstaltungen sowie Radiosendungen in die Öffentlichkeit
einmischt, um für eine interkulturelle Gesellschaft ohne Rassismus und Diskriminierung von Menschen aus anderen Ländern zu werben.
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Community Media
Soziokultur und Radio Z
Die alternative Kulturszene in Nürnberg und der Region ist stark soziokulturell
geprägt. Orte wie das K4/KukuQ, das Stadtteilzentrum Desi oder das E-Werk in
Erlangen haben eine langjährige Geschichte im Bereich der Soziokultur und sind
aus dem aktuellen Kulturleben nicht wegzudenken. Die Berichterstattung bei
Radio Z legt ein Hauptaugenmerk auf die Arbeit dieser und anderer soziokultureller Häuser. Regelmäßig berichtet Radio Z über ehrenamtliche Initiativen, die
Arbeit mit MigrantInnen und sozial Benachteiligten, Projekte in der Erwachsenenbildung und Jugendarbeit sowie unkommerziell ausgerichtete Kulturveranstaltungen.
Da Radio Z sein Programm größtenteils mit ehrenamtlichen Kräften bestreitet,
liegt die Verbindung zu diesem Bereich nahe, inhaltliche Überschneidungen in
den Grundsatzprogrammen sind ebenfalls vorhanden. Häufig gibt es langjährige
Kontakte zu soziokulturellen Einrichtungen der Metropolregion. Diese Kontakte
ermöglichen es Radio Z, selbst als Veranstalter tätig zu werden. Der Sender wird
mit der Ausrichtung von Veranstaltungen (u. a. Feste der International-Redaktionen, der Behinderten-Sendung Handicap sowie der Musiksparte, aber auch
Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen) also selbst aktiv und prägt somit die
Soziokultur in Nürnberg und Umgebung.
Empowerment und BürgerInnenaktivierung
In einer Zeit, in der Stimmen aus Politik und Wirtschaft die BürgerInnenpassivität und Konsumfixiertheit beklagen, gilt es, das Empowerment, welches dem
Konzept von Radio Z zugrunde liegt, nochmals höher zu bewerten.
Radio Z wurde gegründet, um Sprachrohr zu sein für Menschen und Themen,
die in den Medien kein Gehör fanden. Nicht nur für marginalisierte Gruppen,
sondern für alle Engagierten, die im Medium Radio aktiv werden wollten. Dieses
Konzept ist aufgegangen und findet auch heute noch stets neue begeisterte
RadiomacherInnen. Radio Z unterstützt sie in journalistischen Arbeitsformen, in
der Handhabung der Sendetechnik und bei der Lösung medienrechtlicher und
medienethischer Fragen.
Radio Z fördert aber auch die Eigenständigkeit und Selbstverantwortung der
Redaktionen. Die Radio-Z-RedakteurInnen senden für ihre soziokulturelle und
ethnische Gemeinde Informationen und Musik. Sie sind ImpulsgeberInnen und
VermittlerInnen von kulturellen, sozialen und politischen Anliegen. Das hohe
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Community Media
Engagement wird belohnt durch die permanente Interaktion mit der HörerInnenschaft. Somit ist Radio Z ein wichtiges Standbein der Zivilgesellschaft und fördert
ein aktives Denken und Handeln.
Gendermainstreaming
Jüngste Studien haben wieder vor Augen geführt, dass die im Grundgesetz verankerte Frauengleichstellung noch lange nicht Realität ist. Weder in Lebens- noch
Arbeitsbedingungen ist eine Gleichstellung von Frauen zu verzeichnen. Auch in
den Medien ist ein erhöhter Ansatz von einseitiger bzw. leider auch immer mehr
sexistischer Berichterstattung zu vermerken.
Neben dem Radio Z Grundsatz, dass Sexismus in Sendungen, Musiken, Moderationen und natürlich im Sendealltag nichts verloren hat, betreibt Radio Z eine aktive
Gleichstellungs-Politik. Bei Radio Z arbeiten fest und engagieren sich ehrenamtlich
50% Frauen und Mädchen. Radio Z achtet in Sendeinhalten auf weibliche Sprachformen, auf ausgewogene Inhalte in Beiträgen und Musikstücken von und für
Frauen und bietet Foren für Künstlerinnen, Musikerinnen, Schriftstellerinnen…
Neben der Frauengleichstellung liegt es Radio Z am Herzen, in Praxis und Sendungen Menschen in ihrer Diversität hinsichtlich des Geschlechts und der sexuellen
Orientierung, der Herkunft und des Glaubens sowie der Mobilität und des Alters
anzuerkennen und ihnen Teilhabe zu ermöglichen.
Mitten drin, nicht nur dabei – ganz nah am Lokalen
Seit mehr als zehn Jahren sendet Radio Z aus der Nürnberger Südstadt und
empfängt Gäste von Nebenan: einige sind PolitikerInnen, andere Kulturschaffende und sehr viele sind einfach Menschen, die etwas Interessantes zu sagen
oder für die lokale Öffentlichkeit Relevantes erlebt haben.
Täglich gibt es zahlreiche AnruferInnen, die Anregungen geben oder Themen für
Sendungen vorschlagen. Man ruft gerne bei Radio Z an, weil man weiß, dass eine
Mitteilung auch ohne professionelle Presseerklärung wichtig und ernst genommen wird.
Vor allem die Förderung des lokalen Nachwuchses ist wichtiges Anliegen von
Radio Z. So begann beispielsweise der Fränkische Kabarettist Matthias Egersdörfer
seine Comedy-Karriere als Redakteur beim Stoffwechsel. Junge enthusiastische
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Community Media
Bands aus der Region präsentieren ihr Können teilweise zum ersten Mal einer
breiten HörerInnenschaft in der Sendung Lokale Leidenschaften.
Aber auch engagierte Vereine und Gruppen aus Mittelfranken kommen zu Wort.
Oftmals finden Informationen andere Wege in die Sendungen als per Fax, email
oder Telefon, denn nicht wenige RedakteurInnen sind selbst aktiv in politischen
Gruppen vor Ort, in kulturellen Strömungen oder sind Angehörige gesellschaftlicher Minderheiten. Ob darunter nicht die gebotene Objektivität leidet? Vielleicht ja, wenn es die gibt. Glaubwürdigkeit genießen wir dennoch: Wegen des
Insiderwissens, wegen des Engagements der Sendungs-Machenden und nicht
zuletzt, weil journalistisches Handwerkszeug vermittelt und journalistische Richtlinien eingehalten werden.
Publizistische Vielfalt
Ein Zweck des Vereins R.A.D.I.O. e.V. ist es, Schichten der Bevölkerung den Zugang
zum Rundfunk zu ermöglichen, die sonst kein Gehör in den Mainstream-Medien
finden. Aus diesem Ansatz heraus hat sich Radio Z seit seiner Gründung einer
Vielzahl von Gruppierungen eine Selbstdarstellung ermöglicht.
Hinzu kommen Themensendungen zu lokalen und überregionalen gesellschaftlichen Aspekten und musikalischen Nischen, die andernorts ein Schattendasein
im Äther fristen.
Aus dieser Bandbreite an Themen und Inhalten ergeben sich einerseits ein einzigartiger Binnenpluralismus innerhalb des Senders und andererseits ein wichtiger
Beitrag zum Außenpluralismus der bayerischen Medienwelt. Besonders letzterer
ist in den vergangenen Jahren zunehmend durch kommerzielle Interessen
verwässert worden. Radio Z leistet somit einen unverzichtbaren Beitrag zur Abbildung des Gesellschaftsbildes und insbesondere zur Meinungsvielfalt im Freistaat
Bayern.
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Community Media
Nachhaltigkeit
Radio Z ist unter anderem die Summe von realisierten Projektideen. Über 180
zum größten Teil ehrenamtliche MitarbeiterInnen haben sich in über 60 Redaktionen zusammengeschlossen. Sie senden zu den unterschiedlichsten Themen
von A wie Admass, die afrikanische Redaktion bis Z wie Zosh, eine Musiksendung
mit dem Schwerpunkt Heavy Metal. Täglich werden zwölf Stunden Radio produziert und im Großraum Nürnberg auf der 95,8 MHz sowie rund um die Uhr im
Kabel und über Web Stream ausgestrahlt und das seit mittlerweile 21 Jahren. Ein
Freies Radio diesen Umfangs kann einerseits nur durch das unglaubliche Engagement seiner MitarbeiterInnen bestehen, ebenso aber auch nur durch seine qualitativ hochwertige Arbeit und Offenheit neuen Ideen gegenüber.
Radio Z vermittelt in seinen Sendungen neben den spezifischen Redaktionsinhalten auch immer seine grundsätzlichen Werte wie Toleranz, Interkulturalität,
Solidarität, Partizipation und Integration. Radio Z informiert, klärt auf, berichtet
abseits des gesellschaftlichen Mainstreams, bietet der Aufarbeitung unbequemer
Themen ebenso Raum wie der Interessenvertretung sogenannter Randgruppen
der Gesellschaft. Transparenz bezüglich der Entscheidungsstrukturen und der
gemeinsam verabredeten inhaltlichen Basics geben den Redaktionsmitgliedern
Sicherheit und sind ein weiterer Grund für das hohe Maß an Kontinuität.
Die Nachhaltigkeit vieler Projekte drückt sich in der Fortführung auch über den
bewilligten Förderzeitraum hinaus aus. Das positive Feedback auf ihre Sendungen
und die gesellschaftlich spürbare Wirksamkeit – ob in der angesprochenen
Community oder im projektierten Terrain – überzeugen viele ProjektteilnehmerInnen weiterzusenden bzw. nach Anschlussmöglichkeiten zu suchen. Es melden
sich aber auch neue MitarbeiterInnen, die durch die Sendeveröffentlichungen
auf der Projekt-Homepage (z. T. als Podcast) Interesse entwickelt haben. Abgesehen von diesem direkten Nutzen für Radio Z, kann auch davon ausgegangen
werden, dass die gute Verbreitung der Inhalte über Radio und Internet dauerhaft dazu anregt, gesellschaftliches Bewusstsein über die bereits oben angesprochenen Inhalte und Themen zu erzeugen.
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Community Media
Innovation – Neue Medien nutzen
Die Sage will es, dass das Deutschland Radio als erster terrestrisch verbreiteter
Sender einen Podcast angeboten habe. Bei allem Respekt vor den innovativen
KollegInnen: Am 14.03.2005 konnten – mit einem Vorsprung von einigen Monaten vor öffentlich-rechtlichen Sendern – Beiträge von Radio Z erstmals als Podcast
empfangen werden.
Audio on demand spielte bereits vor der Jahrtausendwende eine Rolle. Bei wichtigen Ereignissen bereitete ein Redaktionsteam telefonisch durchgegebene Reportagen auf und stellte sie während und außerhalb der Sendezeit – mit wenigen
Minuten Verzögerung – auf der Webseite zur Verfügung.
Seit mehreren Jahren werden Beiträge unter Lizenzen bereitgestellt, die das Kopieren und Weiterverbreiten ausdrücklich gestatten. Von Dritten auf ihre Webseiten
verlinkte Beiträge sind – nach den Suchmaschinen – der häufigste Grund, auf die
Radio-Z-Webseite zu gelangen. Nicht selten verdoppelt oder verdreifacht sich
nach der Ausstrahlung auf diese Weise die HörerInnenzahl eines Beitrags.
Zur Verbreitung tragen auch zwei bundesweite Projekte bei, die Radio Z mitinitiiert hat: Zum einen sorgt das gemeinsame Internetarchiv FRN des Bundesverbands Freier Radios dafür, dass Beiträge von Radio-Z-JournalistInnen auch in
anderen Städten zu hören sind. Zum anderen wird das Magazin zip-fm von einer
bundesweit vernetzt arbeitenden Redaktion erstellt und auch in der PodcastSzene gern gehört.
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Radio Z stellt sich vor
Der Sender
Radio Z, der nicht-kommerzielle Hörfunkanbieter aus Nürnberg, ist ein fester
Bestandteil der unabhängigen Medienszene im deutschsprachigen Raum. Die
Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Freier Radios (BFR) und dem Community Media Forum Europe (CMFE) sowie verschiedenen bundesweiten und europäischen Projekten haben den Lokalsender weit über den fränkischen Großraum
bekannt werden lassen.
Die Rundfunk-Aktionsgemeinschaft-Demokratischer-Initiativen-und-Organisationen (R. A. D. I. O. e. V.) ist ein gemeinnütziger Verein mit über 1300 Mitgliedern
und Träger des Hörfunksenders. Radio Z sendet seit über 20 Jahren als Bayerns
erstes und einziges Freies Radio in Nürnberg/Fürth/Erlangen täglich von 14-02 Uhr
auf der 95,8 MHz sowie im Internet unter www.radio-z.net.
R.A.D.I.O. e.V. versteht sich als selbstverwaltetes basisdemokratisches Projekt.
Entscheidungsgremien wie Geschäftsführung und Vorstand sind den Mitgliederversammlungen gegenüber verantwortlich. Zur Mitgliederversammlung haben
sämtliche Mitglieder des Vereins Zutritt und sind wahlberechtigt. Der laufende
Sendebetrieb wird durch monatlich stattfindende Plena gesteuert, die ebenfalls
den Mitgliederversammlungen gegenüber verantwortlich sind.
Das Programm
Der Sendeinhalt von Radio Z setzt kritische und ungewohnte Akzente. Das gilt für
das Musikprogramm sowie für die Themensendungen. Radio Z steht für Musikgeschmack fernab des Mainstreams und fördert die lokale Popmusik durch die
Vorstellung regionaler MusikerInnen und Bands. Offen für neue Hörgewohnheiten
sendet Radio Z kommentierte Musik unterschiedlichster Sparten, von Jazz über
elektronische Klänge und Hip-Hop bis hin zu Punk und Heavy Metal. Ein hoher
Wortanteil im Tagesprogramm gibt Raum für Diskussionen über Politik, Gesellschaft, Kunst und Kultur sowohl lokal als auch international. Radio Z meidet in
seinen Beiträgen bewusst Agenturmeldungen und sucht den direkten Kontakt
zu den Betroffenen. Das weit reichende Netzwerk an Informationsquellen zeigt
Probleme aus konkreten Blickwinkeln, lässt Minderheiten zu Wort kommen und
versucht, Sachverhalte möglichst unverfälscht wiederzugeben.
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Radio Z stellt sich vor
Die MitarbeiterInnen
Über 180 MitarbeiterInnen unterschiedlichsten Alters und verschiedenster Nationalitäten gestalten das Programm von Radio Z. Der Großteil der MitarbeiterInnen
arbeitet ehrenamtlich. Interne Seminare bilden die RedakteurInnen in Medienrecht, Radiojournalismus, Studio- und Schnitttechnik sowie Moderationstechnik
aus. Koordiniert wird der Redaktionsalltag von einem Team freier JournalistInnen
und der Geschäftsleitung.
Finanzierung
Seit Jahren bilden Mitgliedsbeiträge einen Teil der Finanzierungsgrundlage von
Radio Z. Hinzu kommen Spenden und projektgebundene Fördergelder sowie in
geringem Maße eine Programmförderung der Bayerischen Landeszentrale für
neue Medien (BLM) für die medienpädagogischen Projekte Kapong – die Kindersendung und Radio Handicap.
Hier fehlt eine stabile finanzielle Grundlage, die es dem Sender ermöglicht, qualifiziertes Fachpersonal für medienpädagogische Projekte sowie SeminarleiterInnen für Aus- und Fortbildung einzustellen.
Ausbildung und Projekte
Der Verein R.A.D.I.O. e.V. bietet jährlich zahlreichen jungen Menschen eine radiojournalistische Ausbildung in Betriebs-, Schul-, Jahres-, Semester- und Wochenpraktikas. Dabei kooperiert der Sender mit Universitäten, Fachhochschulen,
Schulen und der Industrie und Handelskammer.
Aber auch die Projektarbeit hat einen festen Platz bei Radio Z. Hier seien insbesondere die integrativen medienpädagogischen Projekte erwähnt, in denen
behinderte Menschen, Menschen mit Psychatrieerfahrung, Kinder, SeniorInnen
sowie Jugendliche das Programm aktiv mitgestalten.
Seit mehr als 20 Jahren setzen MigrantInnen aus verschiedenen Ländern ein
internationales Programm bei Radio Z um und tragen so zu einer Toleranzkultur
in den Medien bei.
Radio Z führt darüber hinaus seit 2002 mit Unterstützung der Europäischen
Kommission europäische Crossmedia-Projekte durch mit dem Ziel, die Zusammenhänge europäischer Institutionen, Gesetze und Entscheidungen für die Zivilgesellschaft begreifbar zu machen und deren Beteiligung zu fördern.
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Radio Z stellt sich vor
Preise für Radio Z
2008
Zweiter Journalistenpreis beim Medienpreis der Metropolregion Nürnberg in der Kategorie „Hörfunk/Feature“ für die HörBar-RedakteurInnen
Sabine Reichel und Stefan Gnad
2007
Verleihung des Georg-Schreiber-Medienpreises der AOK Bayern für die
Redaktion Durchgeknallt (Sendung von und für Menschen mit Psychiatrieerfahrung)
2005
Nürnberger Medienpreise in der Kategorie „Reportagen/Feature“
Heike Herzog der deutsch-israelischen Redaktion Tacheles sowie für
Sabine Reichel und Stefan Gnad in der Kategorie Comedy
2004
Erster Journalistenpreis der mittelfränkischen Medienbetriebsgesellschaft in der Sparte Hörfunk für Heike Demmel von der Politik-Redaktion
Stoffwechsel
2004
Nürnberger Medienpreis in der Kategorie Comedy für Carsten Galle
und Carsten Trachte vom Musikmagazin Wanne Eikel
2002
Erster Nürnberger Behindertenpreis der Lebenshilfe e.V. für das Team
von Radio Handicap
2000
Zweiter Journalistenpreis der mittelfränkischen Medienbetriebsgesellschaft in der Sparte Hörfunk für Michael Liebler von der Politik-Redaktion
Stoffwechsel
1999
Zweiter Journalistenpreis der mittelfränkischen Medienbetriebsgesellschaft in der Sparte Hörfunk für Martin Wernecke von Radio Handicap
1997
Preis für Kunst und Wissenschaft / Nürnbergstipendium der Stadt Nürnberg
1991
Die Dauerwelle erhält den Frauenförderpreis der Stadt Nürnberg;
Sonderpreis Hörfunk der BLM für den Beitrag „Kirche und Drogen“
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Fazit
Bereits bevor Ende der 80er Jahre der Rundfunk liberalisiert wurde, wurde der
Bedarf eines nicht-staatlichen Rundfunksektors artikuliert. Initiativen, die solches
forderten, waren in der Regel aus den sogenannten Neuen Sozialen Bewegungen
hervorgegangen und stellten die Idee eines Freien Radios vor, das von engagierten
BürgerInnen getragen und betrieben wird. Mancherorts wurde diese Idee – wenn
auch illegal – praktisch erprobt. So sendete das Freiburger Radio Dreyeckland
fast zehn Jahre bis zu seiner Legalisierung als Piratenradio.
Im Rahmen der Liberalisierung wurde in den meisten Bundesländern neben dem
privat-kommerziellen auch ein dritter, nicht-kommerzieller Sektor vorgesehen.
Allein in Bayern wurde die Notwendigkeit nicht erkannt, unabhängigen und
nicht-kommerziellen Betreiber-Gruppen einen eigenen Status zuzugestehen. Im
nicht-kommerziellen Sektor sind hier lediglich die landeseigenen Aus- und Fortbildungskanäle angesiedelt. Radioinitiativen, wie diejenige, die Radio Z ins Leben
rief, sollten sich hingegen auf dem kommerziellen Sektor bewähren müssen. Es
ist an der Zeit, dieses Medienkonzept auf den Prüfstand zu stellen.
Die verschiedenen Modelle (Offener Kanal, Bürgerfunk, Freies Radio) haben sich
inzwischen unterschiedlich bewährt. Am stabilsten erwies sich das Konzept unabhängig und eigenständig sendender Anbieter. So kann Baden-Württemberg,
obwohl das Land nur 10% des Etats der Landesmedienanstalt für nicht-kommerzielle lokale Anbieter aufwendet, auf insgesamt 17 solcher Anbieter verweisen,
von denen sich neun als Freie Radios verstehen. Sender, die zum Teil bereits seit
den 80er Jahren existieren.
In Bayern hingegen existieren nur in den beiden Großstädten München und Nürnberg Freie Radios. Beide stellen einer Vielzahl gesellschaftlicher Gruppen den
Zugang zum Rundfunk zur Verfügung, fördern Medienkompetenz und leisten
Arbeit bei Aus- und Fortbildung. Beide können dies finanziell nur bewältigen,
weil sie von einer großen Anzahl Menschen unterstützt werden. Weitere Initiativen, die es im Laufe der Jahre in bayerischen Städten gab, resignierten nach
Kurzem oder Langem an den Hürden, die vor der Erlangung einer Frequenz und
dem Betreiben eines Senders aufgebaut sind.
Auch die InitiatorInnen von Radio Z mussten viel Überzeugungsarbeit leisten
und sogar den Gerichtsweg beschreiten, um an den Start gehen zu können. Es
existierten Bedenken, ein solches Radio werde Schwierigkeiten haben, seine
Informationspflicht zu erfüllen oder die Qualität würde nicht ausreichend sein.
Seit 20 Jahren beweisen die Programme der Bayerischen Community Radios das
Gegenteil. Mehr noch: es zeigt sich, dass ein Freies Radio eine Vielzahl gesell-
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Fazit
schaftlicher Funktionen erfüllt, die weder der öffentlich-rechtliche, noch der
privat-kommerzielle Rundfunk abdecken können.
Eine Erklärung des europäischen Ministerkommitees zur Rolle der Medien bei
der Förderung des sozialen Zusammenhalts und des interkulturellen Dialogs
vom Februar 2009 erkennt daher ausdrücklich die Community Media als Dritten
Sektor und fordert die Mitgliedsstaaten auf zu prüfen, wie „verbindliche Mittel
auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene zur Unterstützung des Sektors“
bereit gestellt werden können. Zuvor hatte bereits das Europäische Parlament
(in seinem Entschluss vom 25. September 2008) die Mitgliedstaaten „zu größerer
aktiver Unterstützung der Bürgermedien auf(gerufen), um Medienpluralismus
zu gewährleisten“ und empfohlen „aktiver mit den Bürgermedien zusammenzuarbeiten, um in einen unmittelbaren Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern
treten zu können“.
Solche Standpunkte der beiden europäischen Institutionen beruhen freilich nicht
auf spontaner Sympathie, sondern wurden aufgrund der EU-Studie „The state
of Community Media in the European Union“ erarbeitet, die unter anderem zu
dem Schluss kommt, dass „sofern die Zukunft der Gesellschaften von der aktiven
Beteiligung informierter und medienkompetenter BürgerInnen abhängt, die
Community Media eine maßgebliche Rolle dabei spielen können, diese Zukunft
möglich zu machen.“
Die genannte Studie der KEA European Affairs beschreibt auch die Beiträge, den
die untersuchten Medien zu Gegenständen leisten (können), die im öffentlichen
Interesse liegen:
· Beiträge zum Medienpluralismus und zur Medienvielfalt
· Die Stärkung des Zusammenhalts innerhalb gesellschaftlicher Gruppen
· Integration und Empowerment auf lokaler Ebene
· Förderung der Medienkompetenz, Qualifikation und Ausbildung
· Die Förderung von kreativem und innovativem Potenzial vor Ort
· Die Stärkung gesellschaftlicher Minderheiten und Beiträge zur Überwindung von Diskriminierungen
· Beiträge zur Meinungs- und Kommunikationsfreiheit
20
Fazit
Radio Z setzt diese Inhalte bereits mehr als 20 Jahre um. Auch eine unabhängige,
politisch definierte und basisorientierte Organisationsform, wie sie die Freien
Radios wählen, wird von der EU-Kommission unterstützt, in dem sie fordert,
Community Media wie folgt zu definieren:
Sie sind „nicht-kommerziell und – sowohl von staatlicher als auch von lokaler
Macht – unabhängig“.
Sie verfolgen „klar definierte Ziele, die immer auf einen sozialen Zugewinn
ausgerichtet sind und zum Dialog zwischen den Kulturen beitragen“.
Sie sind „gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern, an die sie sich richten,
verantwortlich“.
Wir meinen also:
Die „Testphase“ der auf den kommerziellen Zweck fixierten Regelungen
für Community Media in Bayern sollte zu Ende gehen.
Der Sektor der gemeinnützigen Bürger- und Alternativmedien muss gestärkt
werden.
Mittel, die dringend für Personal zur Ausbildung, Koordination und zur
Unterstützung journalistisch intensiver Bereiche benötigt werden, sollen
zur Verfügung gestellt werden.
Langfristig muss die Bedeutung von Community Media als eigenständige Gruppe in Bayern auch durch die Mediengesetzgebung anerkannt
werden.
Wir bitten Sie:
Helfen Sie mit, den gesellschaftlichen Mehrwert gemeinnütziger Bürgerund Alternativmedien bekannter zu machen.
Diskutieren sie unser Anliegen in Ihren Gremien oder in Ihrer Partei.
Erwägen Sie, eine Neugestaltung der Regelungen für Community Media in
Ihre Partei- oder Wahlprogramme aufzunehmen.
21
Anhang
Pressemitteilung zur Deklaration des Europaparlaments
Deklaration des Ministerkomitees des Europarats
Unterstützungsschreiben BFR
Unterstützungsschreiben CMFE
22
PM: Deklaration des Europaparlaments
23
Deklaration des Ministerkomitees
Erklärung des Ministerkomitees zur Rolle der Medien bei der Förderung
des sozialen Zusammenhalts und des interkulturellen Dialogs
(Angenommen vom Ministerkomitee am 11. Februar 2009 auf der 1048. Sitzung der
Ministerdelegierten)
Das Ministerkomitee des Europarats,
in Anbetracht dessen, dass es das Ziel des Europarats ist, eine stärkere Verbindung zwischen
seinen Mitgliedern zu erreichen, um die Ideale und Grundsätze zu bewahren und zu
verwirklichen, die ihr gemeinsames Erbe sind;
unter Hinweis auf die Bedeutung, die für die demokratischen Gesellschaften eine Vielzahl
freier und unabhängiger Medien hat, die in der Lage sind, eine Vielfalt von Ideen und
Meinungen widerzuspiegeln und zur gegenseitigen Bereicherung der Kulturen beizutragen,
wie in der Erklärung über die Freiheit der Meinungsäußerung und Informationsfreiheit (29.
April 1982) festgestellt wird;
unter Bekräftigung, dass Medienpluralismus und -diversität essentiell sind für das
Funktionieren einer demokratischen Gesellschaft und sich logisch herleiten aus dem
Grundrecht auf Meinungs- und Informationsfreiheit wie sie in Artikel 10 der Konvention
zum Schutze der Menschenrechte und
Grundfreiheiten (SEV Nr. 5) festgelegt sind, deren wesentliche Rolle darin besteht, die freie
Äußerung von Meinungen und Ideen zu gewährleisten und zu einer effektiven Partizipation
einer Vielzahl von Gruppen und Einzelpersonen an den demokratischen Prozessen
beizutragen;
unter Hinweis auf seine Empfehlung CM / Rec (2007) 2 zu Pluralismus und Vielfalt der
Medien, die
die Mitgliedsstaaten auffordert, die Entwicklung der verschiedenen Arten von Medien zu
fördern, darunter auch die Community-Medien, die lokalen, Minderheits- oder sozialen
Medien, die einen Beitrag zu Pluralismus und Vielfalt leisten können und einen Raum für
den Dialog bieten, indem sie den spezifischen Bedürfnissen und Ansprüchen bestimmter
Gruppen der Zivilgesellschaft folgen und
einen Beitrag zum sozialen Zusammenhalt und zur Integration leisten;
unter Hinweis auch auf seine Erklärung zum Schutz der Rolle der Medien in der Demokratie
im Zusammenhang mit Medien-Konzentration (31. Januar 2007), die betont, dass
Maßnahmen zur Entwicklung von nicht-kommerziellen Medien eine zusätzliche Möglichkeit
darstellen können, um die Vielfalt von selbständigen Kanälen für die Verbreitung von
Informationen und Meinungsäußerung zu fördern, insbesondere für und von sozialen
Gruppen, auf die sich Mainstream-Medien selten beziehen;
seine Empfehlung Nr. R (97) 21 zu Medien und zur Förderung einer Toleranzkultur
bedenkend, die betont, dass die Medien einen positiven Beitrag zum Kampf gegen Intoleranz
24
Deklaration des Ministerkomitees
leisten, vor allem, wenn sie eine Kultur der Verständigung zwischen den verschiedenen
ethnischen, kulturellen und religiösen
Gruppen der Zivilgesellschaft fördern;
unter Hinweis auf seine Empfehlung Nr. R (97) 20 zum Thema „Hassbotschaften“, die
empfiehlt, dass die Mitgliedsstaaten geeignete Schritte zur Bekämpfung von Hassbotschaften
ergreifen und sicherstellen, dass diese Schritte Teil eines umfassenden Konzepts gegen
dieses Phänomen sind, das auch auf soziale, wirtschaftliche, politische, kulturelle und andere
Ursachen zielt;
in der Überzeugung, dass die Mitgliedsstaaten in diesem Zusammenhang im Besonderen,
unter Wahrung des Grundsatzes der redaktionellen Unabhängigkeit, die Medien bestärken
sollten, einen Beitrag zum interkulturellen Dialog zu leisten, wie das im „Weißbuch zum
interkulturellen Dialog“ des Europarats (Mai 2008) definiert ist, um so zur gegenseitige
Achtung, Pluralismus, Toleranz und Offenheit gegenüber Andersdenkenden beizutragen, und
potenziellen Konflikten durch Diskussion und breite demokratische Beteiligung aller
ethnischer, kultureller, religiöser oder anderer Gesellschaftsgruppen vorzubeugen;
unter Hinweis auf die Bedeutung des Rahmenübereinkommens zum Schutz nationaler
Minderheiten (ETS
Nr. 157), insbesondere im Hinblick auf die Verpflichtung der Parteien, das Recht von
Personen, die
nationalen Minderheiten angehören, anzuerkennen, Informationen in der Sprache ihrer
Minderheit zu erhalten und weiter zu geben, und dafür zu sorgen, dass Angehörige
nationaler Minderheiten beim Zugang zu den Medien nicht diskriminiert werden und sie die
Möglichkeit erhalten, eigene Medien zu gründen und zu nutzen;
unter Hinweis auch auf die Europäische Charta der Regional-oder Minderheitensprachen
(SEV Nr. 148), insbesondere in Bezug auf die Verpflichtung der Parteien, die Gründung
von Medien in Regional-oder Minderheitensprachen zu gewährleisten, erleichtern und/oder
anzuregen;
die politischen Dokumente bedenkend, die von der 7. Europäischen Ministerkonferenz über
Massenmedienpolitik (Kiew, März 2005) angenommen wurden, in denen - unter anderem
- die Notwendigkeit unterstrichen wird, den interkulturellen Dialogs mittels der Medien zu
fördern unter besonderer Berücksichtigung der Interessen der Angehörigen von Minderheiten
und Minderheitsmedien; und speziell das Ziel bedenkend, das in dem Aktionsplan angelegt
wurde, um zu prüfen, wie die verschiedenen Arten von Medien eine Rolle bei der
Förderung des sozialen Zusammenhalts und der Integration aller Bevölkerungsgruppen und
Generationen spielen können;
weiterhin die Bestimmungen des UNESCO-Übereinkommens zum Schutz und zur
Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen bedenkend, das am 20. Oktober 2005
angenommen wurde, und das Recht der Parteien festschreibt, ihre Kulturpolitik zu gestalten
und umzusetzen und Maßnahmen zum Schutz und zur Förderung des interkulturellen
Dialogs und der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen zu beschließen ;
25
Deklaration des Ministerkomitees
unter Hinweis auf die Empfehlungen der UNESCO-Maputo-Erklärung zur Förderung der
Meinungsfreiheit, des Informationszugangs und der Bürgerbeteiligung, angenommen am
3. Mai 2008, insbesondere in Bezug auf den speziellen Beitrag, den alle drei Ebenen des
Rundfunks –öffentlich-rechtliche, kommerzielle- und Bürger und Alternativmedien – zur
Medienvielfalt leisten und besonders die Rolle des Bürger- und Alternativrundfunks
bei der Förderung des Informationszugangs für unterrepräsentierte und marginalisierte
Bevölkerungsgruppen, deren Ausdrucksmöglichkeiten und ihre Teilnahme an
Entscheidungsprozessen, mit besonderer Betonung der Notwendigkeit zur Verbesserung der
Bedingungen für die Entwicklung der Medien;
unter Hinweis auf die Empfehlung der Parlamentarischen Versammlung 1466 (2000) zu
„Medienerziehung“ vor allem betreffend die Notwendigkeit, verschiedene Interessengruppen
in einen aktiven Dialog über Medienkompetenz einzubeziehen, unter anderem
Bildungseinrichtungen, Elternorganisationen, Medien-Profis, Internet Service Provider,
NGOs, etc.;
unter Hinweis auf die Entschließung des Europäischen Parlaments vom 25. September
2008 zu Community-Medien in Europa, (INI/2008/2011), die betont, dass die CommunitiyMedien ein wirksames Mittel zur Stärkung der kulturellen und sprachliche Vielfalt, sozialen
Integration / Inklusion und lokalen Identität, sowie des Pluralismus der Medien darstellen;
unter Hinweis auch auf die Gemeinsame Erklärung zur Rundfunk-Diversität des
Sonderberichterstatters der Vereinten Nationen über Meinungsfreiheit und freie
Meinungsäußerung, der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE),
des Beauftragten für die Freiheit der Medien, der Organisation Amerikanischer Staaten
(OAS), des Sonderberichterstatters über Meinungsfreiheit der Afrikanischen Kommission
für Menschenrechte und Rechte der Völker (ACHPR), des Sonderberichterstatters zu
Meinungsfreiheit und zur Freiheit des Zugangs zu Informationen in Afrika, angenommen
am 14. Dezember 2007, die feststellt, dass die Community Radios in der Gesetzgebung
ausdrücklich als eine besondere Form des Rundfunks anerkannt werden sollen und sie von
fairen und einfachen Genehmigungsverfahren profitieren sollen;
im Verständnis von Community-Medien, in anderen Quellen auch als „dritter Sektor“,
„Minderheiten-Medien „, oder „Soziale und zivilgesellschaftliche Medien“ bezeichnet, als
Ergänzung zu öffentlich-rechtlichen und kommerziellen Medien, und unter Kenntnisnahme,
dass Community-Medien in vielen Mitgliedsstaaten des Europarates und in über 115
Ländern weltweit betrieben werden;
in der Überzeugung, dass Community-Medien, die per Definition und ihrem Wesen nach nah
an ihrem Publikum sind, viele gesellschaftliche Bedürfnisse und Funktionen erfüllen, die
weder gewerbliche noch öffentlich-rechtliche Medien abdecken oder voll und angemessen
übernehmen können;
in Anerkennung des Beitrags der Community-Medien zur Förderung der öffentlichen
Diskussion, des politischen Pluralismus und zum Bewusstsein für andere Meinungen, vor
allem durch das Angebot für verschiedene Gruppen in der Gesellschaft - einschließlich der
26
Deklaration des Ministerkomitees
kulturellen, sprachlichen, ethnischen, religiösen oder anderen Minderheiten - Informationen
zu empfangen und auszusenden, sich auszudrücken und Ideen auszutauschen;
im Bewusstsein, dass in der heutigen sich radikal veränderten Medienlandschaft CommunityMedien eine wichtige Rolle spielen können, vor allem durch Förderung des sozialen
Zusammenhalts, des interkulturellen Dialogs und der Toleranz, sowie durch Förderung von
Bürgerengagement und demokratischer Partizipation auf lokaler und regionaler Ebene, wie
von der Forschung dokumentiert;
in der Erkenntnis, dass Minderheiten-Medien durch den Gebrauch der Sprache ihres
Publikums in der Lage sind, ihr Minderheiten-Publikum effektiv zu erreichen;
im Bewusstsein, dass während Community-Medien eine positive Rolle für den sozialen
Zusammenhalt und den interkulturellen Dialog spielen können, sie auch in bestimmten
Fällen zu sozialer Isolation oder Intoleranz beitragen können; im Bewusstsein, dass
Community-Medien, um dieses Risiko zu vermeiden, stets die Grundwerte und
journalistische Ethik achten sollen, die für alle Medien gelten;
in der Erkenntnis des wesentlichen Beitrags der Community-Medien zur Entwicklung
von Medienkompetenz durch die direkte Einbeziehung der Bürger in den Prozess der
Schaffung und Verbreitung von Medieninhalten, sowie durch die Organisation von
Bildungsmaßnahmen, Themen, die im digitalen Umfeld besonders wichtig sind;
in der Erkenntnis der Rolle der Community-Medien bei der Entfaltung von Innovation und
Kreativität der Bürgerinnen und Bürger, was auch von entscheidender Bedeutung für die
zunehmende Diversität von Inhalten ist;
unter Hinweis darauf, dass die Community-Medien, in Form von Rundfunk-und / oder
anderen elektronischen- wie auch Printmedien-Projekten , in mehr oder weniger großem
Ausmaß einige der folgenden Eigenschaften gemeinsam haben: Unabhängigkeit von
Regierungen, kommerziellen und religiösen Institutionen und politischen Parteien;
Nichtkommerziallität; freiwillige Beteiligung von Mitgliedern der Zivilgesellschaft an
Entwurf und Durchführung von Programmen; Aktivitäten die auf sozialen Mehrwert
und Gemeinnützigkeit zielen; Verfügung durch und Rechenschaftspflicht gegenüber den
Communities vor Ort und / oder den Interessensgruppen, denen sie dienen; Engagement für
integrative und interkulturelle Praktiken;
erklärt es daher seine Unterstützung der Community-Medien, in der Absicht ihnen zu helfen,
eine positive Rolle für den sozialen Zusammenhalt und den interkulturellen Dialog zu
spielen, und in diesem Zusammenhang:
i. anerkennt es die Community-Medien als eigenständige Medien neben den
öffentlichen-rechtlichen und privat-kommerziellen Medien an und unterstreicht
in diesem Zusammenhang die Notwendigkeit zu prüfen, wie die rechtlichen
Rahmenbedingungen angepasst werden können, die die Anerkennung und die
Entwicklung von Community Medien und die ordnungsgemäße Erfüllung ihrer sozialen
27
Deklaration des Ministerkomitees
Funktionen ermöglichen würden.
Weist es darauf hin, dass es erwünscht ist, den Community-Medien soweit möglich eine
ausreichende Zahl an Frequenzen zuzuweisen, sowohl im analogen als auch im digitalen
Umfeld, und dafür zu sorgen, dass Community-Rundfunk-Medien nach der Umstellung
auf das digitale Umfeld nicht benachteiligt werden.
ii. Betont es die Notwendigkeit, Schulungen und berufliche Ausbildungsprogramme
für alle Communities zu entwickeln und zu unterstützen, um sie in die Lage zu
versetzen, alle verfügbaren technologischen Plattformen in vollem Umfang zu nutzen.
iii. Hebt es hervor, dass es wünschenswert ist:
a) den sozialen Wert der Community-Medien anzuerkennen und die Möglichkeit
zu prüfen, verbindliche Mittel auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene bereit zu
stellen, um den Sektor, direkt und indirekt, unter ordnungsgemäßer Berücksichtigung
der Aspekte des Wettbewerbs, zu unterstützen.
b) Studien über good practice in den Community-Medien zu fördern, und
Zusammenarbeit und Austausch zu bewährten Praktiken zu erleichtern,
einschließlich den Austausch mit solchen Medien in anderen Regionen der Welt,
ebenso wie zwischen Community-Medien und anderen interessierten Medien,
zum Beispiel durch den Austausch von Programmen und Inhalten oder durch die
Entwicklung gemeinsamer Projekte.
c) den Ausbau von Kapazitäten und die Ausbildung von Personal zu erleichtern,
zum Beispiel durch Schulungen im Rahmen des lebenslangen Lernens und
der Medienkompetenz, als auch durch den Austausch von Redakteuren und
Ehrenamtlichen mit anderen Medien und Einrichtung von Praktika, die die Qualität
der Programme von Community-Medien verbessern können.
d) den Beitrag der Medien zum interkulturellen Dialog durch Initiativen wie die
Einrichtung eines Netzes zum Austausch von Informationen und Hilfsangeboten zu
fördern und Initiativen, die es in diesem Bereich in Europa gibt zu ermöglichen.
iv. fordert es die Community-Medien auf, sich ihrer Rolle bei der Förderung des
sozialen Zusammenhalts und des interkulturellen Dialogs bewusst zu sein, und zu
diesem Zweck Leitlinien der Berufsethik oder interne Richtlinien zu erarbeiten und zu
verabschieden, oder diese gegebenenfalls zu prüfen, und ihre Einhaltung sicherzustellen.
28
Unterstützungsschreiben BFR
29
Unterstützungsschreiben CMFE
CMFE
COMMUNITY MEDIA FORUM EUROPE
An die Mitglieder des Medienrats der
Bayerischen Landeszentrale für Neue Medien
BLM
Heinrich-Lübke-Str. 27
81737 München
Nijmegen, The Netherlands, 16. Juli 2009
Initiative für eine Strukturförderung für nichtkommerzielle Hörfunkanbieter in
Bayern
Sehr geehrte Damen und Herren,
der nichtkommerzielle private Rundfunk in Gestalt von Community Media hat
in den vergangenen zwei Jahren auf europäischer Ebene eine massive
Aufwertung erfahren. Sowohl das Europäische Parlament in einer Resolution
vom September 2008 als auch der Europarat in einer Erklärung des
Ministerkomitees vom Februar 2009 haben Community Media als eigenen,
‚dritten’ Sektor des Rundfunksystems zu einem wichtigen Teil eines
demokratischen Mediensystems erklärt. Besonders gewürdigt wurden dessen
Leistungen für den sozialen Zusammenhalt und die Integration von
Minderheiten, den interkulturellen Dialog, die Förderung von Kreativität und
Medienkultur, der allgemeinen Medienkompetenz, der lokalen
Berichterstattung und der publizistischen Vielfalt.
Als Community Media werden in Europa und weltweit gemeinnützige
Rundfunkangebote bezeichnet, die einen Status als eigenständiger
Programmveranstalter besitzen, die einen möglichst freien Zugang für
Bürgerinnen und Bürger aufweisen und die sich in Verfügung der
Communities bzw. der Bürgerinnen und Bürger befinden, denen sie
zuzurechnen sind. Dieser gemeinnützige, partizipative Rundfunk sollte
Zugang zu Frequenzen, analogen und digitalen Verbreitungskapitäten
erhalten und eine finanzielle Basisförderung, welche die Entfaltung der
bürgerschaftlichen und publizistischen Potentiale des dritten Sektors
ermöglicht.
In den einzelnen europäischen Ländern stellt sich die Situation von
Community Media sehr unterschiedlich dar. Dabei ist insgesamt eine
schrittweise Aufwertung auf nationaler Ebene auch in Ländern zu
beobachten, in denen es bisher keinen legalen oder allenfalls einen
geduldeten Status für Community Media gab. So wird gerade in Polen der
Status eines ‚publi-benefit-broadcasters’ gesetzlich eingeführt, in Spanien
wird eine Gesetzesänderung beraten, und in Österreich wurde ein
CMFE – Community Media Forum Europe
30
Please address your correspondence to the CMFE Bureau at: c/o CMFE, Pieter de Wit,
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CMFE
Unterstützungsschreiben CMFE
COMMUNITY MEDIA FORUM EUROPE
Fördermodell für Freie Radios auf nationaler Ebene beschlossen. Als
Community Media Forum Europe beteiligen wir uns seit 2004 auf vielfältige
Weise an den europäischen Debatten, aber auch den genannten und anderen
Gesetzesinitiativen auf nationaler oder regionaler Ebene.
Das föderale System der Bundesrepublik bringt mit sich, dass die Situation
von nichtkommerziellen Rundfunkveranstaltern im Sinne von Community
Media je nach Bundesland sehr unterschiedlich ist. Während einige
Bundesländer Frequenzen für sie reservieren und eine aktive Förderpolitik
betreiben, sind etwa in Bayern immer noch keine gesetzlichen Grundlagen für
Community Media gegeben. Wir begrüßen deshalb die Initiative für eine
Strukturförderung für nichtkommerzielle Hörfunkanbieter in Bayern und
bieten unsere Beratung und Begleitung an. Wir plädieren für eine legale
gesetzliche Grundlage für gemeinnützige, nichtkommerzielle
Rundfunkveranstalter und für deren Basisförderung aus
Rundfunkgebührenanteilen in allen deutschen Bundesländern. Zudem sollten
diese Rundfunkveranstalter bei der Einrichtung und Gestaltung neuer digitaler
Plattformen angemessen berücksichtigt werden.
Für alle Rückfragen stehen wir jederzeit zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
_________________
Pieter de Wit
Präsident CMFE
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Thomas Kupfer
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