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Der Süden
21.6 – 5.7.2000
© Mario Lange– email: [email protected]
60599 Frankfurt, Wiener Str. 42, 069-65 71 52
Seite 1
Einleitung
Madagaskar – die Insel auf der Pfeffer & Vanille
wachsen. Beides nur im Norden angebaut, lag außerhalb unserer Route, unser Ziel war Madagaskar – die
Insel der Lemuren.
Biologen beschreiben diesen „Minikontinent“ in
Superlativen. Es ist das Land mit der höchsten Rate
an endemischer Flora und Fauna. 90% der ursprünglichen Säugetiere, 64% der Vogelarten, 81% seiner
Blütenpflanzen, 98% seiner Palmen, 99% seiner Reptilien und fast 100% seiner Froscharten gibt es nur auf
Madagaskar – auch 2900 der 3000 (!) madagassischen
Schmetterlingsarten! Außerdem gehört diese „Arche
Noah“ zu den artenreichsten Orten der Welt. Madagaskar nimmt nur ein Fünfzigstel der Landoberfläche
Afrikas ein, beherbergt aber mit 10.000 bis 12.000
Blütenpflanzen fast ein Viertel der Artenvielfalt des
gesamten afrikanischen Kontinents. Hier kommen
mehr Orchideen vor als in ganz Afrika zusammen.
Den ersten Europäern muss sich dort ein gespenstisches Bild geboten haben: Aus dem Dunkel des
madagassischen Urwalds starrten sie rötlich glänzende Augen an, verfolgten jede ihrer Bewegungen. Die
glühenden Blicke und klagenden Heulrufe erinnerten
sie an den Glauben der alten Römer, wonach die Geister der Verstorbenen nachts das Licht suchten und
unter Seufzern zu den Lebenden zurückkehrten, um
sie zu quälen. „Lemuren“ nannten die Römer diese
Totengeister – und diesen Namen gaben die Forscher
im 18. Jh. jenen meist dämmerungs- oder nachtaktiven Lebewesen: Ratten- bis katzengroße „Halbaffen",
die bei Tageslicht betrachtet, eher possierlichen Streicheltieren als Gespenstern ähneln. Selbst Goethe hatte ein falsches Bild. Sagt doch Mephisto in Faust II:
„Herbei, herbei! Herein, herein!
Ihr schlotternden Lemuren,
aus Bändern, Sehen und Gebein
geflickte Halbmaturen.“
Vor 30-40 Millionen Jahren war der Lemur das
großartigste Geschöpf der Evolution. An Intelligenz
übertraf ihn kein anderes Tier. Er lebte in Amerika,
Asien, Afrika und Europa. Zur damaligen Zeit tauchte
zum Verhängnis des Lemuren der erste echte Affe auf.
Dieser besaß einiges, mit dem sich der Lemur nicht
messen konnte: ein großes Hirn, eine gut entwickelte
Körpersprache und eine unübertroffene Fingerfertigkeit. Die Affen und Halbaffen hatten denselben
Stammvater, aber – zum Nachteil des Lemurs – auch
fast die gleiche Lebensweise. Während Millionen von
Jahren kämpften die zwei Gruppen um dieselbe Nahrung und dieselben Habitate. Aber gegen die Überlegenheit der echten Affen konnten die Halbaffen nichts
ausrichten, wären beinahe ausgestorben. Wenn eine
kleine Gruppe von Lemuren es sich nicht auf Madagaskar gemütlich gemacht hätte – isoliert von Umwelt
und echten Affen. Das nur 400 Km von der afrikanischen Ostküste entfernte Madagaskar spaltete sich so
frühzeitig (vor etwa 150.000 Jahren) vom benachbarten schwarzen Kontinent, dass die sich dort erst später entwickelnden größeren Säugetiere die 587.000
qkm große Insel nicht mehr besiedeln konnten. Die
Lemuren waren nicht von Raub- oder Huftieren
bedroht; auch höher entwickelte Affen konnten ihnen
ihren Lebensraum nicht streitig machen.
Die 33 heute noch existierenden Lemurenarten
(inkl. Unterarten) leben nur auf Madagaskar, wenn
gleich entfernte Artverwandte auch in anderen Gebieten der Erde heimisch sind (asiatische Koboldmakis
und Loris, afrikanische Galagos und Pottos).
Madagaskar ist leider eines der ärmsten Länder
der Erde. Laut HPI (Human Poverty Index) der UN
belegt es Platz 12, und laut UNICEF verfügen 72% der
Einwohner über weniger als 1 US$ pro Tag. Folglich
schert sich die Bevölkerung der ehemalig französischen Kolonie wenig um Artenschutzgesetze, wenn es
um eine Mahlzeit geht, besonders in Notzeiten:
Die größeren Lemuren werden weiterhin Opfer illegaler Jäger. Dämmerungs- oder nachtaktive Arten sind
tagsüber meist so schläfrig, dass sie leichte Beute
werden.
„… Einst waren die Menschen unsterblich. Da begannen sie, die sterblichen Tiere und Pflanzen aus Spaß
zu töten. Diese beschwerten sich beim Schöpfer.
Zornig sprach er zu den Menschen: „Ab heute seid
auch ihr sterbliche Wesen.“ (madags. Legende)
Der Mensch betrat erst vor etwa 2000 Jahren die
Insel, in dieser Zeit hat er 16 Lemurenarten ausgerottet. Seit er über Gewehre verfügt, haben die Waldgeister außerhalb der Reservate kaum eine Chance.
Lemuren ist eine Headline, rasante Umwelt- und
Waldzerstörung ist eine andere – negative – Schlagzeile in den westlichen Medien: Die „Rote Insel“
brennt unaufhörlich an allen Ecken. Ein Anblick, den
kein ausländischer Gast unkommentiert lässt. Im
Gegensatz zu den Regenwäldern Südamerikas oder
Asiens sind hier allerdings nicht große Holzkonzerne
die Schuldigen, hier ist es der einfache Bewohner der
Insel. Auch unsere Inlandsflüge und Überlandreisen
folgten Wegen, die von Rauchsäulen markiert waren.
Buschbrände flackerten. Mindestens 200.000 ha
Wald, so schätzt man, gehen jährlich in Flammen auf,
mit ihnen eine Vielzahl von Lebewesen wie etwa
medizinisch nutzbare Pflanzen, abgesehen von Arten,
die noch nicht erforscht sind. Ursprünglich war die
Insel vollständig mit Wald und Baumsavanne bedeckt.
Zwei Gründe kennen die meisten: Brandrodung und
der Bedarf an Holzkohle. Doch Madagassen haben
auch eine spirituelle Beziehung zum Feuer, vertreibt
es doch die „Lolo“ – die bösen Geister – die in Madagaskar höchst aktiv sind. Der Glaube der Madagassen
an die Macht der Ahnen über die Lebenden steckt
ebenfalls hinter dem Faible für Feuer. Sie gehe, so
behauptet man auf dem Land, vom Schöpfergott
Zanahary aus, der seine Kraft wiederum aus den
Flammen beziehe. Je größer der Brand, desto mehr
überirdische Macht setzt er frei. Die praktische Seite
des kollektiven Kokelns: Auf verkohlter Erde sprießt
das Weidegras für die Zebu-Rinder besser. Zebus –
mindestens so viele wie Menschen – bedeuten Wohlstand und dienen primär nicht als Nahrung. Sie
ermöglichen Heirat, viele Kinder, den wahren Segen
auf Erden und eine ehrenvolle Bestattung. Die schnell
wachsende Bevölkerung verzehrt immer mehr Reis. In
die Reisfelder fließt der Regen schneller herab, wenn
die Hügel der Insel kahl sind. Zum Kochen von mehr
Reis benötigt man mehr Holzkohle. Ein plausibler
Kreislauf, der ganz im Einklang mit den Überlieferungen der Razana, der verehrten Ahnen, steht und eingehalten werden muss.
Madagaskar – besonders seine Tier- und Pflanzenwelt sind sehenswert. Aber zu lange sollten Interessierte nicht mehr zögern!
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Allgemeine Landesinformationen
Stand 2000
Madagaskar
qkm
%
qkm
%
587.041
100%
356.970
100%
Ackerfläche
25.830
4,4%
121.370
34%
Waldfläche
145.000
25%
107.400
30%
5.500
0,9%
7.798
2,2%
13.657*
2,3%
13.257*
3,7%
Fläche
Wasserfläche
Schutzgebiete
NP, Spez. R, Strict R.*
Reisetagebuch
Deutschland
1. Mi. 21.6.00 Frankfurt – Paris – Tana
(9.249 km)
Pünktlich um 16:20 verlassen wir Frankfurt bei heißen
33°C. Den witzigen Zollbeamten, der beim Durchleuchten des Handgepäckes: „das Taschenmesser ist
aber verboten“, von sich gibt, haben wir gut verdaut.
NSG und NP*
Bevölkerung
17 Mio.
Analphabeten
20 %
82 Mio.
3%
Wetterlegende
S
strahlender Sonnenschein, wolkenlos
W
einige Wölkchen, oft durchbrechende Sonne
B
bewölkt, Sonne fast nie sichtbar / evtl. Sprühregen
R
Regen, evtl. auch mit kurzen Unterbrechungen
Beispiel: morgens B, mittags W, abends B
Sonnenaufgang 6.30 Uhr, Sonnenuntergang 17.30 Uhr
Wetter – Verlauf – km – Temp. nachts/mittags
Tag Wetter
1. Mi
Tagesverlauf
km nachts
– – S ab FFM (16:20) – Paris (20:45)– Tana
tags
9.249
– 33°C
2. Do WBW Tana (Stadtrundfahrt, Zoo)
5
13°C 21°C
3. Fr WWW Tana – Andasibe = Périnet
142
13°C 28°C
12
12°C 25°C
5. So WWS Andasibe = Périnet – Tana
142
14°C 26°C
6. Mo WWW Tana – Ranomafana NP
323
12°C 28°C
4. Sa BWW Andasibe = Périnet
7. Di WWB Ranomafana NP
2
13°C 26°C
50
13°C 19°C
9. Do BWW Fianarantsoa – Ambalavao – Isalo
240
11°C 23°C
10. Fr WSS
Isalo NP – Toliara (= Tuléar)
230
11°C 21°C
11. Sa SSB
Toliara – Tolanaro (= Fort Dauphin)
387
16°C 28°C
12. So BWW Fort Dauphin – Nahampoana Res.
14
17°C 23°C
8. Mi RWB
13. Mo BWS
Ranomafana NP – Fianarantsoa
Fort Dauphin – Kaleta Reservat
14. Di BWW Fort Dauphin – Tana – Paris
160
17°C 25°C
9.456
17°C 26°C
480
–°C 19°C
15. Mi WW – Paris – Frankfurt (an 13:30)
Information über besuchte Schutzgebiete
Name
Status Größe
in ha
Périnet
SR
Ø Regen Schutz
in mm
seit
810 1.750 1970
Besucher
1999
12.000
Isalo
PN
81.540
360 1962
17.000
Ranomafana
PN
41.601 1.500 1991
12.000
Nahampoana PR
Kaleta
50 1.500 1997
PR
150
500?
300 1988
1.000?
Information über Tierbestände
Fläche qkm
Erde
%
Säuger %
147.855.000 100%
4.050 100%
Amphibien%
Reptilien % Vögel
%
4.500
100%
6.750
100%
5%
45
1%
88
1%
356.960 0,2%
98 2,4%
21
0,5%
14
0,2%
273 3,0%
Madagas. 587.041 0,4%
123 3,0%
144
3,2%
252
3,7%
265 2,9%
Europa 10.532.000
BRD
7%
205
9.000 100%
540
6%
Keine Stunde Flug und der noble Airbus mit Ledersitzen setzt in Paris Charles de Gaulle auf. Futuristisch
von innen gestaltet, aber absolut ohne Informationen
oder Schilder präsentiert sich der in die Jahre gekommene Airport. Wir treffen auf Scherzbold Nr. 2, der
uns mitteilt, dass unser Flug gestrichen wurde. Mit
ernster Miene von einem Flughafenangestellten am
Computer sitzend vorgetragen recht glaubwürdig –
aber wie bemerkt nur ein Scherz. Wir sollen den Bus
nehmen, der die gleiche Farbe wie sein Haar hat – rot.
Das Terminal 2A – eine architektonische Glanzleistung
der sechziger Jahre – trifft uns hart. Alles heruntergekommen, kaum ein Mensch anwesend. Wir wollen
uns erst einmal stärken und geraten in die Mühlen der
Gerechtigkeit als wir mit „Falschgeld“ und vollem
Tablett an der Kasse stehen. „Non, ces mal,“ sagt die
schwarze Kassiererin und schon sind fast 200 DM
unserer Reisekasse in Form von alten Francescheinen
in Rauch aufgelöst. Dank VISA, müssen wir aber nicht
dürsten. Als wir in den Flieger steigen, sind wir mehr
als überrascht, wo denn die ganzen Menschen vorher
gesteckt haben – der A320 ist voll! 8.772 km trennen
uns noch von Madagaskar der viertgrößten Insel der
Erde nach Grönland, Neuguinea und Borneo.
2. Do. 22.6.00 Tana (Stadtrundfahrt,
Zoo)
Nach 10,5 Stunden Flug landen wir mit einer Stunde
Zeitverschiebung (+1 Std.) planmäßig auf dem Ivato
Flughafen, der außerhalb der Hauptstadt Madagaskars liegt. Das Wetter ist leicht bewölkt. Beim Verlassen des Flugzeuges wird uns klar, dass 15°C für tropisches Afrika recht kalt sind. Die Daunenjacken mancher Madagassen werfen die Frage auf, ob wir nicht
vielleicht auch etwas Warmes hätten mitnehmen sollen. Nach Zollformalitäten – Videokamera und
Schmuck anmelden – verlassen wir glücklich, weil –
aller Unkenrufen und Geschichten von Mitreisenden
zum Trotz – zusammen mit unseren Weggefährten,
den zwei Delseys, die Sicherheitszone. Wo wir unseren Ohren kaum trauen, als uns eine freundliche Stimme mit „Grüß Gott“ empfängt. Lala, von Europe Voyages, empfängt uns mit perfektem Deutsch. Beim
Geldwechseln bin ich umringt von Schwarzhändlern,
die 10% mehr bieten als der aktuelle Kurs. Ich verzichte und wir sind trotzdem Millionäre, denn 1 DM
sind ca. 3000 FMG.
Vorbei an überall am Straßenrand blühendem Christusdorn stauen wir uns Richtung Antananrivo kurz
Tana (etwa 2 Mio.E, ~1300m, Stadt der Tausend).
Überall kleine Marktstände, in denen der Einheimische alles mögliche anbietet. Wir checken im Karibotel (27 Zimmer) ein, welches zentral an der Av.I’Independance liegt und verlassen es auch schon wieder
direkt. Mit Lala besuchen wir kurz eine „Feinkost-
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Buchhandlung“ – hier sind die Preise mindestens
20% höher als bei uns – und einen Supermarkt. Danach stürzen wir uns ins Gewühl
des nahen Marktes. Der berühmte Zonamarkt wurde leider 1996 aufgelöst,
nachdem die Kriminalität überhand genommen hatte. Auch wir
werden gewarnt, fühlen uns aber
sehr sicher. Wir lernen viel über
die Heilkraft der heimischen
Flora und staunen über die
Hilfsbereitschaft der freundlichen Madagassen. Überall werden wir eingeladen, etwas zu
probieren. Ein Stand wird besonders frequentiert (ca. 40 Leute). Hier
werden Reisportionen für 30 Pfennig
angeboten. An den streunenden, verschmuddelten Straßenkinder, die alle Touristen ständig mit
großer Penetranz und großer Anzahl verfolgen und um
Geld betteln, stört sich keiner.
bemerkt, weicht er nicht mehr von unserer Seite,
und stellt uns jedes Tier persönlich vor.
Plötzlich verschwindet er und kehrt
mit einem großen, recht unterkühlten Chamäleon zurück.
Nach seinem zweiten Verschwinden präsentiert er
uns geradezu einen Winzling von Chamäleon.
Angeblich laufen die Tiere
hier frei herum!
Der Name „Erdlöwe“ (Chamai «auf der Erde» und
Leon «Löwe») ist etwas seltsam gewählt für ein Tier, das
anscheinend die Langsamkeit
erfunden hat. Und auch die Geselligkeit der Löwen ist den eigenbrödlerischen Leisetretern fern. Sei ihm wie ihm sei…
Um im Geäst nicht aufzufallen, haben sie eine
äußerst merkwürdige Gangart entwickelt: Sie bewegen sich
Antananarivo wächst unaufhörlich: Etwa
2 Millionen Menschen drängen sich in den
verschachtelten Mauern, bauen ihre Lehmhäuser immer weiter in die Hochebene hinaus. Über die Vororte quillt ständig auf
klapprigen Pferde- und Zebukarren, auf
Fahrrädern, in überfüllten Sammeltaxis und
zu Fuß der Strom der Landbevölkerung in
die Innenstadt.
Mittags geht es weiter mit Viktor, unserem
Fahrer und ohne Lala. Da er ein wenig Englisch versteht und wir etwas Französisch
sprechen, lernen wir innerhalb kürzester Zeit
mehr Französisch als in der Schule. Er fährt
mit uns zum Rova – dem Königinnenpalast
hoch über der Stadt – mit traumhaftem Blick
auf einige der zwölf Stadthügel. Seit dem Brandanschlag 1995 leider nur eine traurige Ruine. Den Verlust des wichtigsten Kulturbesitzes und Wahrzeichens
des Landes empfindet die Bevölkerung als nationale
Schande. „Der Rova brennt!“ Den ungläubigen Aufschrei in der Nacht zum 6. November werden die Einwohner von Tana, so schnell nicht vergessen. Die
historischen Bauwerke auf dem Schloßberg samt dem
kostbaren Mobilar und den königlichen Gebeinen in
ihren Gräbern, alles zerstob in loderndem, für den
Brandstifter Kraft bringenden, Funkenregen.
Überall holpern alte R4- und 2CV-Gefährte durch die
Schlaglöcher, rauf und runter über die Hügel der
Stadt. Das Angebot der Straßenhändler gibt einen
guten Einblick in die eher bodenständigen Bedürfnisse der Bewohner: Rostige Schrauben, verbeulte Radkappen, nachfüllbare Feuerzeuge, Kinderspielzeug
aus Holz und dem Blech von Konservendosen – es
gibt nichts, was nicht zum Verkauf geeignet wäre.
Bei leichtem Regen besuchen wir den 25 ha großen
Zoo und Botanischen Garten von Tsimbazaza. Endlich sehen wir die ersten Lemuren. Ein zahnloser Tierpfleger lockt freundlich einige der selteneren Lemuren
mit behende gezupften Grasbüscheln ans Licht. Das
wunderliche Aye-Aye schläft. Über 100 Jahre alte
Seychellen-Riesenschildkröten verdösen den Tag. Sie
waren die einzigen Überlebenden eines Schiffsunterganges, und strandeten 1897 an den Küsten Madagaskars.
Als der Pfleger unsere Begeisterung für die Tiere
stets ruckartig ein
Stück vorwärts und ein kleines gleich danach rückwärts. Das täuscht die Freßfeinde – sie halten das
Chamäleon für ein vom Wind bewegtes Blatt. Die
Fähigkeit zum Farbwechsel ist vielen bekannt, allerdings sind auch viele Irtümer im Umlauf. Es ist ein
komplizierter physiologischer Vorgang, der nur selten
in Sekundenschnelle abläuft. Außerdem sind nur
wenige Arten überhaupt dazu fähig. Und schließlich
dient dieser „Kleiderwechsel“ keineswegs der
Anpassung an die Umgebung, sondern lässt sich als
eine Art „Sprache“ begreifen, die man bei einiger
Übung sogar übersetzen kann. Sich „schwarz
ärgern“ zum Beispiel darf man wörtlich nehmen,
allerdings können das nur ganz wenige Arten. Bei
Stress zeigen die meisten eine aggressive, bunte
Färbung, trächtige Weibchen „kleiden“ sich in eine
Warntracht, mit der sie Männchen von weiteren
Annäherungsversuchen abhalten. Aber nicht nur
Stimmungen und Launen sind verantwortlich, sondern auch Tageszeit, Lichteinfall, Wetter und Temperatur. Beeindruckend sind natürlich auch die Augen,
die gleichzeitig die ganze Umgebung im Blick haben.
Wie schreibt doch Eugen Roth so treffend:
Doch kann’s in allen Farben spielen
und außerdem so trefflich schielen,
daß ein Aug’ aufblickt nur zum Himmel,
das andere im Weltgewimmel
ganz dreist nach irdischen Freuden sucht.
Der botanische Garten existiert fast kaum. Zwei
selbsternannte Guides wollen an unseren Millionen
partizipieren und gesellen sich zu uns. Sind das die,
vor denen wir gewarnt wurden? Sind dies etwa Diebe? Vor lauter Vorsicht, würdigen wir die Mahafaly-
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Gräber, die hier ausgestellt werden, kaum.
Im kleinen, angeschlossenen naturkundlichen Museum sehen wir Riesenlemur, Madagaskar-Strauß,
Zwergflusspferd und Dinosaurier, die allesamt auf
Madagaskar ausgestorben sind. Dann heißt es ab
nach Hause ins Hotel, essen, ins kalte Zimmer, ins
Bett fallen und schlafen.
3. Fr. 23.6.00 Tana – Marozevo – Andasibe (= Périnet) (Analamazaotra
Reservat) 142 km
Nach „üppigem Frühstück“, weil französisch, verlassen wir mit Michel das Verkehrsgewühl von Tana.
Auch er überrascht uns mit seinem guten Deutsch
und einem Peugeogt 504 – unsere Begleiter für die
nächsten Tage.
In zügiger Fahrt kurven wir über die Berge Richtung
Osten. Jedes Dorf besitzt eigene Reisfelder. Holzkohle, in Säcken feilgeboten, sehen wir überall. Ein Sack
kostet etwa 5-6.000 MGF, in Tana zahlt man den doppelten Preis. Am Straßenrand wächst ebenso Holzkohle allerdings noch in ursprünglicher Form – als
Eukalyptusbaum – grausam.
Es ist extrem kurvig, und die vor uns kriechenden
uralten Lkws hüllen uns immer wieder in schwarze
Abgaswolken. Wir passieren die Stromversorgung
Tanas, und nach zwei Stunden Fahrt erreichen wir
den Reptilien- und Schmetterlingspark „Madagascar
Exotique“ von André Peyrieras in Marozevo (Mandraka). Richard, unser Guide, zeigt alles, was der Park zu
bieten hat. Wir sehen allein 15 verschiedene
Chamäleonarten, darunter auch Calumma nasuta, das
kleinste echte Chamäleon der Welt. Auch diverse
äußerst farbenfrohe Frösche (Mantella) können wir
beobachten. Bedauernswert ist allerdings die Vogelwelt, in Form eines Ibis in einem kleinen Verschlag.
Schmetterlinge zeichnen sich fast gänzlich durch
Abwesenheit aus – falsche Jahreszeit. Nach zwei
Stunden verlassen wir den schon seit 20 Jahren
unterhaltenen Park, der leider auch Tiere verkauft. 60
Chamäleonarten sollen hier laut Richard vertreten
sein. Das sind immerhin 3 Arten mehr als auf der Insel
vorkommen!? Im weiteren antwortet er ehrlich,
unschuldig und stolz auf meine Frage: „Sind die Tiere
hier Nachzuchten?“, mit einem klaren „Nein, alles
Wildfänge!“ Einige der hier anwesenden Tiere sind so
selten, dass sie in der freien Natur zum Teil nur einmal
gesichtet wurden. Mit gemischten Gefühlen fahren wir
weiter.
In den umliegenden Dörfern lesen wir überall
„Hotel“, Michel klärt uns auf, dass dies nur „hier
kann man essen“ bedeutet. Wir queren den Fluss
Moramanga. In der gleichnamigen Stadt
(150.000 E.) schlendern wir mutig durch die
Straßen. Hier „an dem Ort, wo es viele Mangos
gibt“, bleiben wir vollkommen unbehelligt. Kaum
jemand nimmt Notiz von den merkwürdig „weiß“
aussehenden Fremden.
Die angebliche
Armut Madagaskars entdecken wir nicht. Keine
Slums. Jeder im Hochland wohnt in einem Steinhaus, deren Steine vor Ort mit Reisspelzen geformt
und dann gebrannt werden. Alle Häuser verfügen
über Balkone, damit bei den hohen Niederschlägen
in diesem Gebiet der Reis und die Kleidung trocknen können. Aber wir sind nicht die einzigen, die
falsche Vorstellungen über Madagaskar hatten.
Schon Marco Polo berichtete im 13. Jh. fälschlicherweise:
„…hier leben mehr Elefanten als irgendwo auf der
Welt, neben Löwen, Giraffen und dem Riesenvogel
Rock, dessen Flügelspannweite 30 Schritte sind und
der mühelos einen Elefanten in den Klauen wegträgt.“
Da er die Insel nie besuchte, wusste er es nicht besser.
Die letzten 6 Km von
Andasibe (2000E, gr.
Platz zum Zelten) zur
Vakona Lodge (12
Bungalows, 900m),
die 1997 eröffnet
wurde, ergeben einen
guten Eindruck, vom
normalen Straßenzustand in Madagaskar
– es ist rote Staubpiste mit riesigen
Schlaglöchern. Die
Lodge wirkt recht
nobel. Seit 1995 gibt
es ein 200 ha großes
Privatreservat, in
dem auch Indris
leben sollen. Wir zahlen 20.000 MGF für
einen Guide, den wir
erst einmal suchen
müssen und wählen
schließlich ein anderes
Ziel – die Lemureninsel.
Unser Guide, Tsima, setzt
uns die riesige Strecke von mindestens 5m mit dem Boot über.
Noch nicht aus dem wackeligen Boot entstiegen werden wir schon stürmisch von Igor begrüßt, einem putzigen Bambuslemuren (Hapalemur griseus griseus),
der vor Freude an uns hochspringt, denn Besucher
kann man aus seiner Sicht immer gleich mit Futter
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setzen. Tsima füttert Igor mit Bananen und besorgt noch Extra-Bananen, um die anderen 13 Lemuren,
die hier auf der Insel leben, herbei zu locken. Das Lockmittel
ist das richtige, aus allen
Winkeln fegen Lemuren
heran. 6 Schwarze Varis
(Lemur variegatus variegatus), 3 Braune Lemuren (Eulemur fulvus fulvus) und noch 3 Artgenossen von Igor. Alle
sind äußerst zahm.
Vorsichtig lassen sie
sich ihr weiches zartes
Fell streicheln.
Die zweitgrößte Lemurenart, die Varis, könnten
glatt für Plüschtiere
Modell gestanden haben
mit ihrem wuscheligen,
schwarzweißen Fell, aus
denen bernsteinfarbene
große Augen leuchten, die
von weißen Backenhaaren
eingerahmt sind. Auch sie sind
gewandte Kletterer und Springer,
was sie eindrucksvoll unter Beweis
stellen.
Streicheln oder Bananen mitbringen ist
eine Sache, aber einen Lemuren, der auf
einem herumturnt wieder loswerden eine andere. Dazu muss man ihn ja schließlich ergreifen.
Igor scheint das anders zu sehen, dies unterstreicht er nachdrücklich dadurch, dass er Barbara leicht in den Finger beißt. Wir können uns
kaum losreißen von den putzigen, flauschigen
Gesellen. Natürlich ist uns klar, dass die Tiere besser
in der freien Wildbahn leben würden, was den
Genuss der tollen Verhaltensbeobachtungen etwas
trübt.
Kaum zurück in der Lodge, brechen wir schon zur
Nachtexkursion mit unserem Guide Desere auf.
Zunächst einmal sehen wir nichts außer der madagassischen Dunkelheit. Dann entdecken wir oder besser er im Schein der Taschenlampe einen seltenen
Plattschwanzgecko (Uroplatus sitorae) und ein Kurzhornchamäleon (Calumma brevicornis). Wir hören eine
Ente schnattern, Endlich zeigt sich ein Mausmaki
(Microcebus rufus), der sich aber – geblendet durch
den Lichtkegel – schnell ins Dickicht absetzt. Außer
zwei rot-leuchtenden Punkten können wir nicht viel
erkennen.
Gegen 20:00 sind wir etwas enttäuscht zurück in der
Vakona Lodge und erwärmen uns am Kaminfeuer, das
für uns zur lebenserhaltenden Einrichtung wird.
4. Sa. 24.6.00 Andasibe (Analamazaotra Reservat)
Pflichtgemäß rasselt unser Wecker um 5:45. Nebel
aller Orten, als wir uns um 7:00 mit Desere am Eingang des Spezialreservates Périnet-Analamazaotra
(seit 1970, 810 ha, 930-1000m) treffen – nicht gerade
optimal, um Vögel zu suchen und sie zu finden.
Immerhin sehen wir Blau-Seidenkuckuck, Rotstirn-
Seidenkuckuck, Malegassen-Necktarvogel, Madagaskar Bussard, Madagaskardajal, Rotschnabelbülbül, Blauvanga. Desere zeigt uns Palisander, der
100 Jahre braucht, um kleine 10 cm
in die Breite zu wachsen. Er klärt
uns über die Zyklone auf, die
von Januar bis März in Madagaskar zum Teil verheerende
Schäden anrichten. Unglaublich, im April erreichte der
Wasserstand hier die Höhe
der Stromleitungen. Natürlich
fragen wir ihn auch nach den
Indris aus, sie leben fast nur
noch hier im Perinet Reservat. Zirka 75 Familien mit je
4-6 Tieren, also etwa 400 Tiere zählt die Population
gesamt.
Wir streifen durchs Gesträuch
und ändern unser Ziel von Vögel
auf Indris. Berg auf, Berg ab kraxeln wir an vielen Orchideen
und riesigen stacheligen PandanussPflanzen (= Vakona) vorbei.
Hauptblütezeit der
Orchideen ist
September und
Oktober.
Nach zwei
Stunden
extrem
anstrengendem Orientierungslauf im
Regenwald sind wir
fast am Ende unserer Kräfte. Desere geht allein auf die weitere Suche nach den
großen Lemuren, nachdem auch das Anlocken per
Tonband erfolglos war – und wir dachten schon wir
hören die ersten Indris. Bevor er entschwindet, lässt
er uns wissen, dass er in zehn Jahren erst dreimal
keine Indris gefunden hat – das macht Mut. Aus den
angegebenen fünf Minuten wird eine halbe Stunde. In
der Zwischenzeit sehen wir einen Pollenvanga. Außer
Atem aber glücklich kehrt Desere zu uns zurück. Keine 100 Meter von uns entfernt sitzt eine 5köpfige
Familie von Indris in den Baumspitzen und schlägt
anscheinend gerade erst die Augen auf. Es gibt nur
zwei Indri-Familien in dem Teil, der für die Öffentlichkeit frei zugänglich ist. Will man eine der beiden
Familien mit dem Tonband anlocken, so muss man
darauf achten, die Rufe der anderen Familie vorzuspielen, sonst reagieren sie nicht. Da in der Ferne
eine Gruppe ruft, antwortet unsere Familie natürlich
umgehend lautstark auch ohne Tonbandattrappe. Die
lauten Rufe der Indris hören zu können, gehört wohl
mit zu den beeindruckendsten Erlebnissen in der Tierwelt. Ein klangvolles Bellen geht in jammerndes,
unheimliches Geschrei über. Mit ihrem Geschrei markieren die Indris ihr Gebiet. Es läuft einem richtig kalt
über den Rücken. Die kuscheligen Lemuren sehen
eher aus wie Bären mit ihren großen, runden Ohren.
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Als sie ihre Schlafposition hoch
in den Baumwipfel verlassen
und sich abwärts bewegen
folgen wir ihnen durch das
Dickicht. Wir können unser
Glück nicht fassen, entdecken wir doch ein Weibchen mit Jungtier, welches
laut Desere erst am
23.5.2000 geboren wurde.
Er erklärt: „Junge Indris
bekommen alle zwei Jahre
immer nur ein Jungtier, alte
Indris nur alle drei Jahre.“
Unglaublich, sie sollen bis
zu 45 Jahren fruchtbar sein
und ein Alter bis zu 60 Jahren erreichen.
Unsere Gruppe hat in zehn
Jahren nur drei Jungtiere
bekommen, also sind die
Tiere schon älter. Die Indris
klettern immer tiefer und erledigen erst einmal ihre
Morgentoilette. Da heißt es: „Vorsicht was kommt von
oben geflogen!“ Kaum haben sie sich erleichtert, fangen sie an gemütlich zu fressen. Ihre Nahrung besteht
aus 30 bis 60 verschiedenen Blattarten, daher gibt es
keine Indris in Gefangenschaft – wenn doch, überleben sie nie lange. Die im
Vergleich zu anderen
Lemuren riesigen Tiere
(bis 90 cm) springen
erstaunlicherweise
genauso schnell und
geschickt wie ihre Artgenossen durch das
Geäst, allerdings mit
einem Unterschied:
Der Indri, als einziger
Lemur keinen langen
Schwanz besitzend,
der beim Balancieren
und Steuern hilft,
springt immer von
Baumstamm zu
Baumstamm nicht von
Ast zu Ast wie seine Lemurenkollegen.
Mutter und Kind kommen immer näher – ohne Scheu.
Leider ist das Baby nur selten zu sehen, wenn aus
dem Fell der Mutter ein kleines schwarzes Teufelchen
herauslugt. Jetzt ist unser kleines Teufelchen noch
ganz schwarz, erst mit fünf Monaten bekommt es die
typische schwarz-weiße Fellfärbung. Genüsslich an
Blättern kauend sitzen die Tiere in Astgabeln unmittelbar vor uns. Überwältigt von den einmaligen Beobachtungen können wir uns nicht losreißen, obwohl wir
äußerst wackelig im Berg stehen. Es hat irgendwie
etwas Weihevolles, Ehrwürdiges!
Die Lage der Indris – dieser Auslaufmodelle der Evolution – ist ernst. Der scheue schwarz-weiße Waldbewohner ist, obwohl am Tage auf Nahrungssuche an
den Hängen vulkanischer Berge, mit Ausnahme der 2
Familien in Périnet in seinem ohnehin engen Verbreitungsgebiet kaum noch zu entdecken. Sein aufrechter
Gang, sein Hundegesicht mit den seidig bewimperten, sanftmütigen Augen lassen den Indri in der
Legende der Einheimischen als Bruder des Menschen
erscheinen:
„Ein Mann und eine Frau im Urwald hatten viele
Nachkommen. Einige unter ihnen begannen
eines Tages den Boden zu roden und Reis
anzupflanzen; die anderen begnügten sich weiterhin mit Wurzeln und Blättern. Eines Tages
aber gerieten die Angehörigen der ersten Gruppe in Streit und bekämpften sich. Das waren die
Urahnen der Menschen. Die anderen aber suchten entsetzt Zuflucht in den Baumwipfeln, um
weiterhin in Frieden leben zu können. Es waren
die ersten Indris.“
Als nahe Verwandte sind sie natürlich „fady“
– tabu – und dürfen nicht gejagt werden,
auch der einheimische Name „Babakota“
übersetzt Vatersohn zeugt von der Hochachtung für die Tiere.
Indri, mit etwa 90 cm Körperlänge der größte
heute noch lebende Lemur. Sie leben einzeln,
paarweise oder in kleinen Gruppen bis zu fünf
Tieren auf Bäumen. Heute kommen sie nur
noch in einigen wenigen Gebieten im Nordosten von Madagaskar wie zum Beispiel im
Marojejy-Reservat vor. Sie sind Tagtiere, aber wegen
ihrer großen Scheu kann man sie eher hören als
sehen. Ihre Rufe gelten als die lautesten Tierstimmen
in Madagaskar. Bald nach Tagesanbruch werden die
Indris munter. Gemächlich klettern sie dann auf die
Äste und stimmen knapp nach Sonnenaufgang ihr
Konzert an. Indris sind sehr ortstreu und halten
innerhalb ihres Bezirkes immer dieselben Wege ein.
Gegen Abend beginnen sie
erneut zu singen. Indris sind reine Pflanzenfresser.
Desere hat bei seiner Suche
nach den Indris unterwegs
Wollmakis entdeckt, die er uns
noch zeigen möchte. Zu unserem und vor allem zu seinem
eigenen Bedauern findet er
leider die Stelle nicht wieder.
Entschädigt werden wir
durch Rotbrust-Seidenkuckuck, Pelzeln-Taucher,
Schwarzschnabel-Zwergfischer, u.a.
Gegen Mittag sind wir wieder
zurück und essen etwas bei
„der Stimme des Waldes“, dem
chinesischen Hotel Feon’ ny Ala. Ermattet
von den vielen Eindrücken, ruhen wir uns erst einmal
aus, bevor Desere wieder mit uns in die Dunkelheit
startet. Wir gehen in den Orchideengarten und sind
wesentlich erfolgreicher als in der letzten Nacht. Drei
Mausmakis, drei verschiedene Baumfrösche (u.a.
Boophis viridis, B. jajar), Stabheuschrecke, Gottesanbeterin und vor allem vier von fünf möglichen
Chamäleonarten, die hier vorkommen Zwergchamäleon, C. gastrotaenia, C. parsonii, F. willsii. Als Highlight
der Nacht sehen wir in
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den Baumgipfeln zwei Wollmakis, die sich durch den
Schein unserer Taschenlampe nicht stören lassen.
Wieder im Hotel angekommen, versuchen wir erst
einmal Michel chirurgisch zu helfen, der sich eine
Gräte oder Schuppe eingebissen hat. Nach 30 Minuten beenden wir erfolglos unsere Zahnarztspiele. Im
Restaurant trägt passend zu Barbaras Geburtstag der
Schotte nicht nur seinen Kilt, sondern mit seinem
Dudelsack auch noch ein Geburtstagsständchen zur allgemeinen Freude des Personals
vor. Wir laben uns wieder am knisternden
Kaminfeuer.
6. Mo. 26.6.00 Tana – Ranomafana NP
(323 km)
Zur Feier des Tages – 40. Unabhängigkeitstag – gibt
es vor dem obligatorischen Baguette heute sogar
Früchte zum Frühstück. Gegen 7:45 geht es los.
Michel tankt erst einmal ganze 3 Liter Benzin (1L 1,80
DM)! Ganz Tana wirkt ausgestorben, außerhalb ändert
5. So. 25.6.00 Andasibe (= Périnet) – Tana (142 km)
Wir können ausschlafen, oder besser wir
könnten ausschlafen, denn der Urwuchs
tummelt sich schon seit 8:00 vor unserer
Tür, um auf die Koffer oder ähnliches zu
warten – leider sehr lautstark und sehr zahlreich.
Nach Frühstück und Kofferpacken besuchen wir noch einmal Igor und seine Freunde – obwohl wir eher von seinen Feinden
sprechen sollten. Obwohl wir diesmal mit
Bananen und Brot gut ausgerüstet sind, zeigt Igor
sich sehr verschreckt, die Varis und Braunen Lemuren
kommen erst gar nicht hervor. Igor wird ständig von
seinen Artgenossen gejagt – armer Igor. Heute bevorzugt er Brot. Anscheinend ist er sehr froh auf uns
Ruhe und Sicherheit zu finden. Liebend gern
gewähren wir ihm beides. Er nimmt seinen Schwanz
zwischen seine Pfoten und kuschelt sich in meinen
Arm. Sein Fell ist weich wie Seide. Tsima erzählt,
dass schon drei Bambuslemuren von Artgenossen tot
gebissen wurden. Igor ist immerhin schon fünf Jahre
geworden. Es bricht uns fast das Herz, das kleine Tier
wieder abzusetzen, und seinem ungewissen Schicksal zu überlassen.
Gegen 12:00 geht es zurück Richtung Tana. Unterwegs sehen wir viele herausgeputzte Leute, denn
heute finden schon viele Feiern für den morgigen
Unabhängigkeitstag Madagaskars statt. Leider fahren
wir auch an zwei schweren Autounfällen vorbei.
Michel meint zum Teil liege dies am Rum, der heute
und morgen in Mengen genossen wird. Mit Mühe
erreichen wir um 15:30 unter Hotel das schon
bekannte Karibotel. An der Av. Independence haben
sich schon Tausende von Menschen eingefunden.
Unser Zimmer geht zur Straße hinaus, so dass wir in
den ersten Reihe sitzen und dem bunten Treiben aus
sicherer Entfernung zuschauen können. Auf einer
großen Bühne geben einheimische Musikgruppen
lautstark ihr bestes. Als die Musik gegen 20:00 plötzlich verstummt, freuen wir uns schon auf eine ruhige
Nacht. Irritiert sind wir allerdings, dass der Madagasse äußerst ruhig aber dennoch sehr zügig den Platz in
eine Richtung verlässt. Des Rätsels Lösung lässt
nicht lange auf sich warten. Alle streben zum Feuerwerk, welches imposant aber auch recht kurz ist.
Umgehend füllt sich der Platz vor unserem Fenster
wieder, zwar geht die Musik nicht weiter, dafür
erreicht die Knallerei mit Feuerwerkskörpern die gleiche Lautstärke. Dank Ohrstöpseln schlafen wir dennoch bald ein.
sich das Bild recht
schnell – es sieht aus wie immer
kleine Märkte, kleine Lädchen, alles offen und voller
Betrieb. Bei genauem Hinsehen aber ist alles noch
voller und der Urwuchs hat sein bestes Gewand
angelegt.
Wir fahren am Präsidentenpalast vorbei. Hier wohnt
seit 1997 wieder Didier Ratsiraka, der von 1975-1992
schon einmal Präsident war, bevor das Volk den Diktator „vertrieb“. Diese Eigentümlichkeit ist nur schwer
zu verstehen. Eine Erklärung scheint aber im chaotischen Parteiensystem zu liegen – 1997 waren es 149
Parteien. Heute sind es bestimmt 10 mehr.
Die Landschaft ist fast ganz kahl, überall starke Erosionsspuren, sonst nur graugrüne Kurzgrasflächen. Die
Strecke ist kurvig und in jedem Dorf wird gefeiert.
Über Ambatolampy (1800m, 20.000 E, Stadt der Felsen), geht es zügig weiter. In der Ferne erscheint das
Ankaratra-Massiv (3000m). Außerhalb der kleinen
Dörfer strebt alles – Ameisen gleich – den kleinen
Dörfern entgegen. Hunderte von Menschen säumen
die Straßenränder auf den Weg zu den Festivitäten.
Hier im Hochland, dem Land der Merinas gibt es das
alte Ritual der Famadihana. Von Juli bis September
betten die Madagassen ihre Toten um. Diese im
Hochland verbreitete Ahnenverehrung bildet mit den
Tabus und der Brandrodung (Tavy) das Gerüst der
Gesellschaft. Alle paar Jahre holen die Freunde und
Verwandten des Toten die knochigen Überreste aus
dem sorgfältig bemalten steinernen Grabhaus und
ziehen in einem kostspieligen Festakt mit dem in neue
Tücher gewickelten Leichnam an den Stätten seines
Lebens vorbei. Zebus werden geschlachtet, und den
Ahnen wird alles erzählt und gezeigt, was sich in den
letzten Jahren ereignet hat. Rum fließt reichlich.
Um 10:30 erreichen wir Antsirabe (180.000 E, 1500m,
wo es viel Salz gibt). Michel tankt wieder ein paar
Literchen, und wir wandern zu Fuß die Hauptstraße
entlang. Kaum ausgestiegen sind wir umringt von
Pousse-Pousse-Fahrern mit ihren Rickschas, die ihre
Dienste anbieten. Für sie ist es unverständlich, dass
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die reichen Vazahas (Fremde) zu Fuß gehen wollen. Im
altehrwürdigen Hôtel des Thermes nehmen wir einen
Tee bzw. Kaffee – weiter geht es.
Die Hügel werden noch
kahler und folglich die
Dörfer seltener. Gegen
Mittag sind wir in Ambositra (wo es viele Rinder
gibt), der bekannten
Holzschnitzerstadt. „Leider“ haben alle Kunstlädchen zu, die uns
Michel zeigen wollte –
Glück gehabt. Australische Kiefern und
Eukalyptus-Bäume
durchsetzen die Landschaft. Ab und zu sind
Agaven gepflanzt.
Baumstrümpfe der letzten
Brandrodungen sind deutlich zu erkennen.
Rauchschwaden überall am Himmel.
Für die letzten 25 Kilometer, die mit recht großen
Schlaglöchern bestückt sind, brauchen wir geschlagene zwei Stunden. Michel schont sein Auto – verständlich, denn es ist seine Einkommensquelle. Auf
der miserablen Strecke wird der Wald ursprünglicher
und vor allem dichter. Eukalyptus-Bäume verschwinden. Gott sei Dank. Um 18:15 erreichen wir das
Domaine Nature nahe des Örtchens Ranomafana
(1000 E., heißes Wasser), unsere Unterkunft für die
nächsten beiden Nächte. Die Dunkelheit gibt nur
wenig Aufschluss über den wirklichen Zustand. Die
Zimmer sind aus natürlichen Baumaterialien errichtet
– schlicht aber zweckmäßig. Strom gibt es nur stundenweise. Über schmale Holzstege und -treppen sind
die einzelnen Zimmer zu erreichen. Das Abendessen
ist köstlich. Auch die hauseigene Katze zeigt guten
Appetit und demonstriert stolz ihr Jagdkönnen, indem
sie eine erlegte Ratte stolz quer durch das Restaurant
schleppt. In der Nacht hören wir nur das Rauschen
des nahen Namorona-Flusses.
7. Di. 27.6.00 Ranomafana NP
Wir schlafen hervorragend, die Luft ist kühl, und am
Morgen öffnen wir die Fensterläden und lassen die
Sonne herein. Um 7:00 gibt es zum Frühstück köstliche Pfannkuchen. Gegen 7:50 wandern wir mit Stephan, einem professionellen Guide, hinein in den
Ranomafana Nationalpark (seit 1991, 40.000 ha,
650-1417m). Zunächst klärt
Stephan uns auf, dass, wie
fast überall, der größte Teil
des Reservates für die
Öffentlichkeit unzugänglich ist. Nur ein kleiner
Teil steht offen, also
nichts wird es mit 12
Lemurenarten, er verspricht nur drei Arten.
Die ersten Wege sind
befestigt und einfach zu
begehen. Fast jeder Baum
hat eine Alu-Marke oder
ein farbiges Bändel.
Dies ist das Werk von
über 40 Biologen aus
aller Welt die zur Zeit in diesem Park forschen.
Alleine 35 Farnarten finden sich in dem Park, darunter
befinden sich allein drei Baumfarnarten
(Cyathea). Wir queren den
Namorona Fluss und
schon zeigt sich der
erste Lemur – ein in
den Baumkronen
schlafender Wollhalslemur (Avahi
laniger). Berühmtheit erlangte
Ranomafana wegen
seiner Bambuslemuren, unter ihnen
besonders der erst
1986 entdeckte
goldene Bambuslemur (Hapalemur
aureus). Das Futter
– der Bambus – steht überall am Wegesrand. Stephan erzählt, dass der große Bambuslemur bis zu sieben Meter Stamm eines Bambus pro Tag isst. Der
gleiche Bambus verkraftet dies, wächst er doch bis
zu 15 cm pro Tag.
Wir sehen viele Orchideen, leider wie immer ohne
Blüte bis auf „eine“ eine Synorchis spec. eine von 100
hier blühenden Arten. Die Vertreter der 118 Vogelarten
zeigen sich nicht sehr zahlreich, jedoch immer wieder
vereinzelt wie der Rabenpapagei. Endlich ein weiterer
Lemur – Nr. 2: Schwarzkopfmaki (E. fulvus fulvus).
Eine Gruppe aus sechs Tieren bestehend springt über
unsere Köpfe hinweg zu neuen Futtergründen. Ebenso finden wir noch einige Vogelarten: Rotbrust-Paradiesschnäpper (beide Morphen), Blau-Seidenkuckuck, Bülbül-Vanga, Kurzschnabel-Bülbül.
Plötzlich entdeckt Stephan einen buschigen Schwanz
in luftiger Höhe. Wir sollen ihm ins Dickicht folgen.
Leichter gesagt als getan. Er entschwindet leichtfüßig; wir poltern schwerfällig hinterher. Endlich sehen
auch wir sie – Rotbauchmakis (E. rubriventer), vier
Stück an der Zahl. Auf Dauer bekommt man allerdings eine Genickstarre – immer hoch in die Baumwipfel zu schauen. Kaum zurück auf dem Weg, sehen
wir noch eine Red Forest Rat (Nesomys rufus). Wir
erreichen den Belle Vue, den Aussichtspunkt. Außer
Wald und grünem Taggecko aber nichts Neues. Im
April soll man von hier oben bis zu 400 Lemuren aus
sieben verschiedenen Arten auf einmal sehen können,
die sich an den reifen Guaven laben sollen.
Sämtliche Bambuslemuren
entziehen sich
unseren Blicken –
Pech gehabt. Ein
Rotstirnmaki (E. fulvus rufus) und ein
Rabenpapagei
zeigen sich
noch, dann geht
es abwärts. Es
geht nicht nur
abwärts, es
geht geradezu
dramatisch
abwärts, fast
direkt nach
unten. Unsere
untrainierten Mus-
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keln versagen bald ihren Dienst. Nach schier endloser
Kraxelei zeigt uns Stephan endlich wo unser Ziel ist.
Das Dörfchen Ranomafana erscheint uns wie ein
anderer, unerreichbarer Kontinent am Horizont gelegen. Der Wasserfall am Ende des Abstieges entschädigt uns nur wenig für die hinter uns liegenden
Mühen. Vorbei an Lehmhütten, Wiesen und kleinen
Anbaugebieten wanken wir durch die brennende Sonne. Wir sind heilfroh als wir nach 5,5 Stunden den Ort
Ranomafana und den wartenden Michel erreichen.
Auf unserer Einkaufsliste stehen Fleisch und Bananen
für die Nachtexkursion. Plastiktüten fallen hier in die
gleiche Kategorie wie Marsmännchen – unbekannt
und nie gesehen, deshalb drückt man uns das rohe
Fleisch einfach in die Hand. Erschöpft fahren wir ins
Hotel essen und ruhen.
Um 17:00 geht es schon weiter zur Nachtexkursion
auf „Raubtierjagd“, leider ohne Barbara, der die
Anstrengungen des Abstiegs noch in den Beinen
stecken. Zwei, der hier im Park lebenden 35
Chamäleonarten entdecken wir im Vorübergehen
(C. brevicornis, C. narsuta); acht Rotstirnmakis betten
sich zur Nacht in den Baumkronen. Überall hört man
einige der hier lebenden 158 Froscharten quaken. Für
die 1,5 schweißtreibenden Kilometer zum Fütterungsplatz benötigen wir 20 Minuten. Es ist noch hell als
wir ankommen. Zwei Fanalokas (Fossa fossana)
schleichen schon hungrig aber dennoch vorsichtig
umher. Dass wir die nachtaktiven, sehr scheuen Tiere
so nah sehen können, verdanken wir einigen Biologen, die sie anfütterten, um sie besser erforschen zu
können. Die Biologen sind schon lange wieder in
Europa, aber die Katzen finden immer noch Gefallen
daran, ihren Speiseplan mit Hilfe der Guides aufzubessern.
Schnell ist das mitgebrachte Fleisch zerlegt und kleine Fleischbröckchen werden den kaum 2 kg schweren Katzentieren vorgeworfen. Gierig schlingen sie
alles herunter. In der Zwischenzeit ist es stockfinster!
Zwei Mausmakis (Microcebus rufus) haben mittlerweile die ausgelegten Bananen gerochen und hüpfen
durch das Geäst näher. Sie sind äußerst schreckhaft,
sobald sie ein Lichtstrahl trifft, machen sie sich
schnell davon. Das bequem zu erreichende Futter
treibt die quirligen Federgewichte aber immer wieder
zurück. Diesen putzigen kleinen Waldkobolden könnte
ich stundenlang zuschauen. Leider drängen die Guides zum Aufbruch. Unterwegs sehen wir noch schlafende Grauscheitelbülbüls, die dicht gedrängt
auf einem Ast sitzen. Auf den letzten 200
Metern zum Auto setzt Regen ein.
Mausmakis sind die kleinsten Lemuren und
kleinsten Herrentiere. Sie werden ungefähr 13
cm lang und wiegen durchschnittlich 45g.
Mausmakis sind auf Madagaskar fast überall, wo es Bäume gibt, zu Hause. Sie schlafen tagsüber in selbstgebauten Nestern
oder in hohlen Bäumen. In der Nacht gehen
sie auf Nahrungssuche. Sie ernähren sich
vielseitig und fressen neben 40 verschiedenen Fruchtarten auch Insekten, Spinnen
und kleine Wirbeltierarten wie zum Beispiel
Baumfrösche oder Chamäleons. Trotz ihrer
geringen Größe können sie 2-3m weit von
Baum zu Baum springen. Auf dem Boden
bewegen sich die Mausmakis manchmal
durch froschähnliches Hüpfen fort.
8. Mi. 28.6.00 Ranomafana – Fianarantsoa (50 km)
Der Regen von gestern Abend hat sich fortgesetzt.
Glück gehabt, dass es bisher trocken war. Die Lage
abseits der Touristenroute – letztes Jahr besuchten
800 Deutsche den Nationalpark – lässt sich das
Domaine Nature teuer bezahlen. Wir hatten hier die
teuersten Getränke der Reise!
Wir besuchen das kleine Museum in Ranomafana und
erfahren einiges über die ausgerotteten Tiere Madagaskars: Zum Beispiel über den 3m hohen Madagaskar- oder Elefantenfuß-Strauß (Aepyornis maximus),
der mit 450 kg der schwerste Landvogel war, den die
Evolution je hervorbrachte. Erst 1851 wurde durch
einen Eifund der Beweis seiner Existenz geliefert. Ein
Ei hat ca. 9 Liter Inhalt und wiegt 14 kg. Wahrlich
genug für ein Omlett, das ein Dorf sättigt. Für eine
gleichgroße Portion braucht man etwa 200 Hühnereier. Noch vor 400 Jahren konnte man dem Riesenvogel
auf Madagaskar begegnen. Auch der gorillagroße
Megaladapis, der mit 180 Kg der schwerste Lemur
war, lebte noch im 17. Jh. Dem Zwergflußpferd blieb
das Schicksal des Ausstrebens ebenso wenig erspart.
Tafeln weisen darauf hin, dass über 90% des
ursprünglichen Waldes verschwunden sind und, dass
der Mensch es geschafft hat, in kürzester Zeit 16
Lemurenarten in das Reich der Toten zu befördern.
Michel schaut sorgenvoll auf das regnerische Wetter
und seinen Wagen. Folglich fährt er noch vorsichtiger.
Nach 2,5 Stunden schlammiger Schlaglochpiste erreichen wir wieder die RN7. Am Wegesrand das
gewohnte Bild – Reisfelder und Eukalyptusbäume.
Gegen Mittag sind wir in unserem neuen Domizil dem
Hotel Soafia in Fianarantsoa (400.000 E, 1200m, wo
man gutes lernt). Sonne ist hier Fehlanzeige. Mit 15°C
ist es bitter kalt, und dies zur Mittagszeit unweit des
Äquators in Afrika. Wir entfliehen der Kälte in den Trubel der Stadt. Interessant sind u.a die vielen Videoläden, im Gegensatz zu unseren würde es hier wenig
Sinn machen, Videos ausleihen zu wollen, hier schaut
man sich das entsprechende Video im Laden vor Ort
an. Auf dem Postamt erzeugen wir mit unserem
Wunsch nach Briefmarken reichlich Verwirrung. Nach
etwa 5 min Suche im Lager wird man aber fündig.
Vorbei an all den kleinen Lädchen, lassen wir uns im
hoteleigenen Salon de Thé nieder, wo wir warme
Backwaren aus eigener Herstellung genießen.
9. Do. 29.6.00
Fianarantsoa –
Ambalavao – Isalo NP (240 km)
Um 7:30 verlassen wir
Fianarantsoa. Grau in
Grau. In zügiger Fahrt
erreichen wir nach
einer Stunde bei Nieselregen Ambalavao
(15.000E, neues Dorf).
Wir schauen bei der
Herstellung des
berühmten AntaimoroPapiers zu: Zuerst werden die Holzfasern des
Maulbeerbaumes
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gekocht, dann zerklopfen zwei Frauen die Fasern mit
Holzhämmern zu Brei. Dieser wird in ein Wasserbad
gebracht, in dem ein Sieb liegt. Die Fasern setzen
sich ab, und das Wasser wird abgelassen. Abschließend legen Frauen bunte Blütenblätter auf das
feuchte Papier welche mit einer dünnen Schicht der
Papierfasern fixiert werden.
Gegen 9:00 geht es weiter. Die Landschaft wird
savannenartiger und recht bergig, überall schaut der
nackte Granit aus der Gras-narbe. Ich freue mich
schon darauf, das Tor des Südens zu durchfahren,
aber Michel enttäuscht mich, indem er auf zwei
Bergspitzen am Horizont weist, die das Tor verkörpern. Unvermittelt stehen vereinzelt Steinsäulen in
der Landschaft. Symbole für die Toten die nicht hier
an diesem Ort begraben sind.
Felsen sehen wir
immer seltener, an ihre Stelle treten immer mehr
Grasflächen – Weideland für die Zebus der Bara. Für
diesen Volksstamm sind nur drei Dinge von Wichtigkeit: 1. Zebus, 2. Zebus, 3. Zebus. Diese Rinderrasse
ist die weltweit am weitesten verbreitete. In Indien
sind diese Buckelrinder heilig und der Name Zebu
stammt von dem tibetanischen Wort cebu (Buckel) ab
– äußerst passend.
Wir passieren den Bischofshut, eine merkwürdige
Felsformation, sehen die ersten
Bara mit Speeren und überqueren die
ersten ausgetrockneten
Flussläufe.
Gegen 11:00
erreichen wir
Ihosy (700m)
und speisen in
Zama Hotel.
Hinter Ihosy
beginnt die
Hochebene
von Horombe,
eine unendliche,
unbewaldete,
von Tausenden von Termitenhügeln übersäte Savanne – Weidelandschaft für
die Zebus. Ctenium und Loudetia sind die bestimmenden Gräser. Eine Madagaskar-Weihe zieht einsam
ihre Kreise. Die ersten Kilometer legen wir noch auf
Asphaltstraße zurück, dann beginnt die 41 Kilometer
lange, rote, staubige Lateritpiste. Zur Linken ziehen
Zebuherden mit
bewaffneten Begleitern vorbei, die Rinderdiebstahl
verhindern sollen. Im Auto sind es bei geschlossenem Fenster 39°, draußen gerade mal 20°. Kurz
vor Verlassen der Lateritpiste, taucht am Horizont
das Isalo-Gebirge auf – unser Ziel für heute.
Gegen 14:00 erreichen wir unser Hotel, das
Relais de la Rheine, welches malerisch in die felsige Umgebung eingepasst wurde. Zum ersten
Mal sind wir in einem Hotel, das ausgebucht ist –
überall Touristen. Wir erkunden die felsige Umgebung und entdecken Grauköpfchen, Aloes und
den hier endemischen Zwergbaobab (Pachypodium rosulatum) blühend. Das bizzare Massiv
besteht aus erodiertem Sandstein, in den das
Wasser über die Jahrtausende tiefe Canyons
gegraben hat – phantastisch diese Zerklüftungen,
Überhänge und Grotten.
Bei unserer Rückkehr herrscht Verwirrung im Hotel.
Wir möchten morgen einen Jeep mieten, um in die
Affenschlucht zu fahren. Es ist die einzige Chance,
bei einem eintägigen Aufenthalt Lemuren zu sehen.
Das mit dem Jeep ist aber nicht ganz einfach, da
auch Tony und Cherry, zwei Engländer, den gleichen
Wagen buchen wollen. Wir einigen uns friedlich und
teilen schon mal – in Vorbereitung auf den morgigen
Tag – das äußerst köstliche 3-Gänge Menue zusammen mit dem netten Pärchen.
10. Fr. 30.6.00 Isalo
NP – Toliara (=
Tuléar) 230 km
Um 8:00 startet unser englisch/deutsch gemischtes
Doppel zusammen mit Guide, Fahrer und Jeep Richtung Canyon des Singes in
den Isalo Nationalpark
(81.540 ha, 800-1082m). 16
km übelste Piste sorgen
dafür, dass unser reichhaltiges Frühstück ordentlich
durchmischt wird – wenig Arbeit
für unsere Mägen. Die Savannenlandschaft wird nur durch die Faqua-Palmen
(Bismarkia nobilis) durchbrochen, die als fast einzige
das häufige Abbrennen der Savanne überleben. Überfall wird Grasland abgebrannt. Die Milane sehen es
gern und sammeln sich dort, es gibt Futter im Überfluss in Form von Insekten. Nach 40 Minuten erreichen wie das Ende der Fahrstrecke am Fuß des Berg-
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massivs. Wir wechseln die Antriebsart
vom bequemen 4wheel- zum anstrengenderen 2-feetAntrieb. Bei den
ersten Flussquerung
stoßen wir auf
einen kleinen
„Shop“. Zigaretten, Bier, alles was
man so zum täglichen Leben in der
Wildnis braucht –
alles Unikate fein säuberlich auf einer kleinen Stoffdecke ausgebreitet. Die „Ladeninhaber“, eine Gruppe kleiner Kinder, grüßt freundlich:
„Salama Vazaha".
An einem kleinen, verwunschen wirkenden Flusslauf,
dem Menamaty, entlang, gelangen wir im Schutz
schattenspendender Mangobäume und stachliger Pandanuss-Arten zum Fuß des Isalo
Gebirgszuges. Plötzlich erspäht Silvan,
unser Guide, einen geringelten Schwanz
im Geäst. Tatsächlich, ein Trupp Kattas
springt durch die Bäume. Wir pirschen
uns bis auf 3m an sie heran. Natürlich
ist es wieder einmal nicht einfach, sie zu
beobachten. Zum einen stehen wir in
einem abschüssigen Hang, zum anderen ist das Geäst so dicht, dass sie sich
immer wieder unserem Blick entziehen.
Unerwartet taucht noch ein Pärchen Rotstirnmakis (E. fulvus rufus) auf. Alles perfekt!
Leider dauert unser Beobachtungsglück nur kurz an,
eine Gruppe lärmender Franzosen bereitet ein schnelles Ende. Mit schnellen behenden Sprüngen fegen die
Lemuren durch die Baumkronen. Wie wir später
erfahren, sind heute „nur" 40 Leute mit uns zusammen am Bergfuß. Für ausgiebige ruhige Tierbeobachtungen schon viel zu viele. In der Hochsaison
sind es pro Tag doppelt so
viele Leute, dann hat dieses Naturerlebnis große
Ähnlichkeit mit einem
Besuch im Fußballstadion – unglaublich. Besonders nächstes Jahr, wenn
hier am 21. Juni die Sonnenfinsternis zu beobachten ist, wird es voll
werden.
Silvan erzählt, wie selten
es in der Natur ist, zwei
Lemurenarten so dicht
zusammen zu finden. Wir
folgen den Tieren noch einmal und
können Ihnen noch eine Weile zuschauen. Ohne die
dritte hier vorkommende Lemurenart, den Larvensifaka, zu sehen, begeben wir uns in den Canyon des
Singes (Affenschlucht). Nicht ganz einfach! Halsbrecherisch tasten wir uns an der Felswand in den Canyon vor. Ein falscher Schritt und man kann im physikalischen Selbstexperiment überprüfen, wie lange ein
etwa 70 Kilogramm schwerer Körper benötigt, um im
freien Fall 20 Meter zurückzulegen. Wir glauben den
Gesetzen der Schwerkraft
und lassen uns von den
hohen Wänden des
Canyons beeindrucken.
Wie selten und gefährdet die Tier- und Pflanzenwelt Madagaskars
ist, wird auch an diesem Ort deutlich. Das
kleine bunt-gemusterte Fröschlein mit
Namen Scaphiophryne
gottlebei wurde bisher
nur in dieser Schlucht in
der Zeit von November
bis April und nur nach
starken Regenfällen
gesichtet. Kein Wunder, dass es erst 1992 entdeckt
wurde.
Um 13:00 heißt es in Ranohira Abschied nehmen von
unseren liebgewonnenen, weitgereisten Weltenbummlern Tony und Cherry. Michel wartet schon nervös mit
scharrenden Hufen auf uns. Denn Tuléar ist
noch 230 Km entfernt, und wir müssen
unsere Flüge auf jeden Fall heute noch
rückbestätigen. Unterwegs erleben
wir, wie die örtliche Polizei mit Hilfe
eines Beleuchtungstests ihr Gehalt
aufbessern möchte – vergeblich,
Michels betagter Peugeot 504 ist in
Topform.
Wir verlassen das Hochland, durch
savannenartiges Flachland. Vorbei an
Edelsteinminen erreichen wir das quirlige Sakaraha. Das Landschaftsbild ändert
sich. In der Ferne sehen wir den ersten majestätischen Baobab. Er wirkt wie ein trauriges Relikt
längst vergangener Zeiten, früher standen hier Hunderte, ja Tausende seiner Artgenossen. Vielleicht ist
dieser Baum „fady", tabu für die einheimische Bevölkerung, und konnte so überleben. Es bereitet uns keine Schwierigkeit auf einen Blick
zwei oder drei Rauchfahnen auszumachen – Brandrodungen für Holzkohle
und Weideland. Im
weiteren Verlauf der
Route sind riesige
Baumwollfelder angelegt. Die Bevölkerung
scheint recht feindselig zu sein. Michel
erzählt, nachts werfen
sie Steine auf vorbeifahrende Autos. Er
wirkt nervös, ob der
meist mit Speeren
bewaffneten Bevölkerung. Ich möchte gerne ein Mahafaldy-Grab ablichten, die hier besonders bunt und prächtig am
Straßenrand liegen, aber Michel will nicht anhalten. In
der Vergangenheit hat es wohl schon einige Zusammenstöße mit Einheimischen gegeben, weil Touristen
keinen Respekt vor dem „fady-Gebot" zeigten. Es ist
verboten, die Ahnen zu stören, dazu gehört das Fotografieren der Gräber und es recht das Anfassen oder
sogar das Entwenden von Grabteilen wie zum Bei-
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spiel von Zebuschädeln, die häufig als Ehrerbietung
auf den Gräbern liegen.
Es wird buschiger. Die meisten Dörfer sind mit Opuntien eingezäunt oder besser mit den noch vorhandenen Resten. Alles wirkt erheblich ärmlicher, keine
Steinhäuser sondern nur noch Lehmhütten, Holzkohle
wird häufig nicht mehr im Sack, sondern stückweise
verkauft. Ein riesiger Heuschreckenschwarm kreuzt
die Straße und verdunkelt den Himmel. Am Horizont
erscheint das Meer und das Wahrzeichen von Tuléar
ein Tafelberg. Immer mehr – oft blattlose – Euphorbien finden sich in der Vegetation. Erste Didieraceen
mit Dideria madagascariensis.
Kurz vor 17:00 erreichen wir Tuléar, gerade noch
rechtzeitig, um unsere Flüge rückzubestätigen. Der
Name Toliara oder Tuléar (65.000E, 10m) soll darauf
zurückgehen, dass Seefahrer nach dem Namen des
Ortes fragten. Die Einheimischen antworten: „Toley
eroa“ – da drüben kann man
gut ankern. Wie in Antsirabe
bestimmen auch hier die
Pousse-Pousses das
Straßenbild. Alles wirkt
auf uns feindlicher, ärmer
und staubiger. Im Hotel
Plazza (31 Zimmer)
genießen wir den Garten
direkt am Meer, den
Sonnenuntergang, und
machen alles klar für
den morgigen Ausflug
ins nahe Arboretum.
11. Sa. 1.7.00
Toliara (= Tuléar)
(Arboretum) – Taolanaro (= Fort Dauphin)
Um 8:00 klingelt das Telefon, unser Fahrer steht vor
der Tür! Bestellt war er jedoch für 10:00. Wir frühstücken dennoch in Ruhe im sonnigen Garten und wie
geplant geht es um 10:00 mit einem Pickup ins nahe
Arboretum, welches seit 1980 der Öffentlichkeit
zugänglich ist. Unser Guide führt uns über einen Teil
der 52 ha, die heute 900 Pflanzenarten des Südens
Madagaskars beherbergen. Bis auf wenige Ausnahmen sind alle endemisch: 11 Arten Didieriaceen, 200
Arten Euphobiaceen, 6 Arten Pachypodien (Flaschenbäume) und viele weitere botanische Kostbarkeiten. Er zeigt und erklärt einige der seltenen Pflanzenarten. Da ist z.B. Cryptostegia madagascariensis,
sehr hilfreich bei lästigen Schwiegermüttern – da
hochgiftig oder Allaudia metageeri, bei der man die
Lebensjahre an den Verdickungen gut ablesen kann.
Er zeigt uns ein 350 Jahre altes Pachypodium geayi,
eine von weltweit 17 existierenden PachypodiumArten, von denen 13 auf Madagaskar vorkommen.
Auch ein 200 Jahre altes Exemplar eines Baobabs
(Adansonia rubrostipa) ist sehenswert. Weltweit gibt
es 9 Arten, hier auf der Roten Insel alleine 7, von
denen 6 endemisch sind.
Ab und zu sehen wir Nektarvögel, Vanga und einen
Wiedehopf. Beeindruckend wie die Pflanzen ihre Strategie gegen die Trockenheit verwirklichen. Der Gründer des Gartens, der Schweizer Monsieur Pétignat,
ist leider 76jährig am 4.3.2000 verstorben. Es bleibt
zu hoffen, dass sein 19jähriger Sohn dieses Erbe in
seinem Sinne fortführen kann. Wir werfen noch einen
kleinen Blick in die „Ausstellung", wo ein Ei des
Madagaskar-Straußes liegt und viele Versteinerungen
zu finden sind. Kaum treten wir aus dem Arboretum
heraus, begegnen wäre überraschenderweise wieder
Tony und Cherry. Besonders putzig sind vier Welpen
eines Tuléars, die verspielt herumtollen und am Tisch
betteln. Sie stellen das optimale Biotop für diverse
ungebetene Gäste wie Zecken und Flöhe dar.
Unser Fahrer drängelt zum Aufbruch. Gegen 14:00
sind wir am Flughafen. Alles absolut handmade, ohne
jegliche Technik. Die 737 startet gegen 15:30 Richtung Fort Dauphin (=Tolanaro (35.000E, 10m), wo wir
nach 40 Minuten landen. Es ist stark bewölkt und
nicht besonders warm. Ein Fahrer vom Kaleta Hotel
ist schnell gefunden, da entdecken wir noch einen
weiteren Menschen mit einem Schild auf dem unsere
Namen stehen. Die Verwirrung nimmt ihren Lauf. Letzterer gewinnt das Rennen
um unsere Gunst. Es
ist Serge, der uns
zu einer Stadtrundfahrt mitnimmt. Er
zeigt uns jedes
Gebäude, jede
Straße, jeden Winkel und vor allem
jedes noch so
kleine Hotel dieser nicht gerade
großen Stadt.
Auffallend, es ist
die erste Stadt,
deren Straßen
nicht asphaltiert
sind. Fort Dauphin
ist von drei Seiten vom Meer umgeben.
Dass dies nicht ganz ungefährlich ist, gerade zur
Zyklonzeit, davon zeugen vier Schiffwracks die im
Hafen bzw.
in der Bucht liegen. Serge klärt uns auch über das
schlechte Wetter auf. Die ganze letzte Woche hat es
ununterbrochen geregnet. An sich ist jetzt hier
Trockenzeit, besonders im Winter. Der Regen wurde
handgemacht mit Hilfe von Chemie. Wir nehmen
unser Essen wie so oft als einzige Gäste im Restaurant des Kaleta Hotels (32 Zimmer) ein. Das Hotel
gehört zu den altehrwürdigen am Ort. Das ehemalige
Hotel de France wurde Ende der 80er Jahre renoviert
und verfügt über Atmospähre und Charme.
Seite 13
12. So. Taolanaro (= Fort Dauphin) – Nahampoana Reservat
– Fort Dauphin) 14 km
Der Himmel verspricht nichts Gutes.
Wie erwartet stehen Serge und
auch ein weiterer Fahrer vor dem
Hotel. Verwirrung wie gestern.
Heute entscheiden wir uns für den
einheimischen Fahrer, denn er hat
die Eintrittskarten, die er auch
nicht gewillt ist, aus der Hand zu
geben. Er spricht kein Englisch,
freut sich aber wie ein Kind über
ein paar Worte Madagassisch,
die ich vor mich hin brabbele. Die
Straßen zum Reservat sind für ein
4-wheel-Drive passend, nach 20
Minuten sind die 7 Km geschafft.
Alphons, unser Guide, erwachtet uns
schon am Eingang. Alles perfekt organisiert.
Nahampoana ist eine ehemalige Gartenanlage, die
von 1960-1997 der Regierung unterstand. Seit dem
6.9.97 ist es ein Privatreservat und wurde von einem
Inder „gemietet“. Die 50 ha sind umgeben von einem
kleinen Wassergraben, der „natürlich" bepflanzt wurde. Vier tagaktive Lemurenarten kommen hier
vor: Etwa 60 Larvensifakas, 80 Kattas, 30
Braune Lemuren der Unterart E. fulvus collaris und 6 kleine Bambuslemuren. In dem parkähnlichen Anwesen wurde alles angelegt
und über fast 100 Jahre gesammelt. Nur so
ist es zu erklären, dass es hier noch neunzig
Jahre alte Eukalyptusbäume gibt, die nicht
als Holzkohle geendet sind.
Alphonse beginnt unseren Gang bei 40
Strahlenschildkröten (Geochelone radiata),
die in einen großen Gelände leben und recht
aktiv sind. Er zeigt den Unterschied zwischen männlichen Tieren – nach innen eingewölbter Panzer – und weiblichen Tieren
– flacher Panzer unter dem Bauch. Diese
Größe von Schildkröten war gestern im
Arboretum in Tuléar noch 160 Jahre alt,
heute ist die gleiche Größe nur noch 30
Jahre alt? Sehr interessant, der rasante
Fortschritt der Wissenschaft! Im botanischen Teil erwarten uns jede Menge Didieriaceen, Pachypodien, Baobabs und die
seltenen Dreieckspalmen (Neodopsis
carye).
Lemuren sehen wir noch keine, aber sie
machen sich schon lautstark bemerkbar, als
ein Bussard an Himmel auftaucht. Alphonse
ruft die Lemuren zu Tisch: „Schakof, Schakof, Schakof!" Sie verstehen anscheinend
Madagassisch, der Ruf „Futter" zeigt umgehend Wirkung. Kaum erreichen wir eine kleine
Baumgruppe, kommt schon der erste Katta angefegt.
Beeindruckend ihr schwarz-weiß gebänderter, rund
50 Zentimeter langer Schwanz, mit dem sie sich beim
Schlafen „zudecken". Ein Brauner Lemur folgt. Bald
ist Barbara umringt von gierigen Lemuren, die alle
Bananen haben wollen. Ein Brauner ist besonders
gierig und reißt ihr direkt die ganze Banane aus der
Hand. Die meisten essen aber recht manierlich. Als
ich zum erstenmal von der Kameralise aufblicke, sind
wir umringt: sechs Braune Lemuren und ca. 20 Kattas. Sie überprüfen zwar auch Rucksack und Fotota-
sche, aber Gott sei Dank räumen sie sie
nicht wie ihre Verwandten, die Affen,
alles aus, sondern vertrauen ihren
feuchten Nasen, dass nichts
Essbares darin enthalten ist.
Allein auf Alphonse hängen
zirka vier bis fünf Tiere
gleichzeitig und versuchen
eine Banane zu ergattern.
Ein drollig anzusehendes
Gewusel von Fellknäueln.
Besonders den Braunen
Lemuren mit ihrem ewig
melancholisch anmutenden
Blick kann man kaum widerstehen, zumal sie hier auch
die vorwitzigsten Tiere sind.
Nicht ganz passend ist allerdings der saftig-grüne Rasen,
auf dem sich das ganze Spektakel
abspielt. Roter staubiger Lateritboden
würde sich erheblich besser machen.
Neugierig geworden zeigen sich auch die schönsten
aller Lemuren – die hell cremefarben bepelzten Larvensifakas. Wenn sie durch die Bäume springen,
geben sie einen Ton von sich, der sich
ähnlich wie unser Niesen anhört:
„schifak". Daher kommt auch
ihr madagassischer Name
„sifaka". Ihr weißes Fell
strahlt in den Bäumen,
neugierig schauen sie
auf uns herab. Ihre hellen Augen sind stechend und fallen
besonders auf, bei
ihrem sonst rabenschwarzen Gesicht.
Sie bleiben aber
zunächst scheu, turnen akrobatisch mit
Riesensätzen durch
die Baumkronen
und kommen nicht
auf den Boden.
Mehr Glück haben
wir mit den angebotenen Bananen bei
einer anderer SifakaGruppe. Vor allem
zeigt sich, dass viele
Reiseführer und
Fachbücher unrecht
haben, in denen zu
lesen ist, dass Sifakas
nur Blätter fressen
und mit Bananen nicht
zu locken sind. Wir sehen endlich das, was
wohl alle Besucher Madagaskars sehen wollen den
„Tanz der Sifakas", bzw., wie sie sich auf zwei Beinen
springend auf dem Boden fortbewegen – ein beeindruckendes, unvergeßliches Spektakel.
Weiter schlendern wir gemütlich durch einen Bambuswald, auf der Suche nach Bambuslemuren. Leider
vergeblich, dafür begegnen wir noch einmal einer
Sifaka-Familie.
Wir stärken uns erst einmal mit Reis Cantonaise im
Restaurant. Immer noch sind wir die einzigen Besu-
Seite 14
cher am heutigen Tag, obwohl in der ganzen Stadt
großflächig für das Reservat geworben wird. Alphonse erzählt, er war lange Zeit Guide in Berenty, ist aber hierher gewechselt, weil das
Klima dort „schlecht" sei. Damit
meint er, dass es dort so gut wie
nie regnet. Die Folge: Reis ist dort
doppelt so teuer wie hier und
Wasser muss zusätzlich gekauft
werden. Für uns klingt 1 DM für
100 Liter zwar nicht teuer, wenn
man aber bedenkt, dass der
Mindestlohn den viele pro Monat
erhalten nur bei 50 DM liegt,
sieht die Sache schon anders
aus.
Den von Alphons geplanten Trip
zu einem Wasserfall „hinter den
sieben Bergen" reden wir ihm aus.
Wir wollen lieber weiter Lemuren
beobachten. Belohnt wird unsere
Beharrlichkeit mit einem Highlight.
Alphons entdeckt ein zirka vier
Tage altes Sifaka-Jungtier, welches seine Mutter allerdings ständig gut vor unserer großen Neugierde verbirgt. Aber ab und zu
ergattern wir einige Blicke auf das
kleine Etwas aus Fell – extrem putzig. Fast einen
Monat werden sie auf dem Bauch getragen, dann
nach zirka fünf Monate auf dem Rücken, erst danach
sind sie selbständig.
Erst als die Sifaka-Gruppe im Dickicht eines Mangobaumes entschwindet, brechen wir zu einer kleinen
Bootstour um das Reservat auf. In dem fast zugewachsenen, verwunschen wirkenden Kanal stehen
riesige Elefantenohren (Allocasia oder Collocasia),
welche uns bei einem Regenschauer gute Dienste
als Regenschirm leisten. Auf der 20
Minuten dauernden Tour entdecken
wir einige Mangrovenreiher. Kaum
ausgestiegen sehen wir einige
schöne Exemplare der MadagaskarKannenpflanze (Nepenthes madagascariensis), kaum erwähnenswert,
dass auch sie endemisch ist. Um
15:45 sind wir wieder im Hotel. Wir
besuchen ein örtliches „Café" und
bezahlen für vier Tee und zwei
Stück Kuchen 3 DM.
13. Mo. 3.7.00 Fort Dauphin – Kaleta Reservat –
Taolanaro (= Fort Dauphin) 160 km
Heute hätten wir eigentlich „alpinistisch" gefordert werden sollen. Aber
der 529m hohe Pic St. Louis bietet
vielleicht eine gute Sicht über die Stadt,
aber nur wenig Lemuren, also haben wir uns
umentschieden. Mit Fahrer Tavy, Koch Remy, und
Guide Lezin starten wir um 7:30 in den vorhangenen Morgen. Kaum aus Fort Dauphin heraus, halten
wir an der Straße und besuchen eine riesige
Ansammlung von Nepenthes-Pfanzen. Es scheint
leider eine der letzten hier in dieser Gegend zu
sein.
Mit laufendem Motor halten wir an den Grab-Obelisken der Antanosy (die auf der Insel
leben). Der höchste Obelisk steht
für den ältesten Toten, der kleinste
für den zuletzt Verstorbenen. Wie
alles, was mit Tod zu tun hat, „fady",
also verboten. Dass Vorsicht angebracht ist wird klar, als Lezin
erzählt, vor vier Jahren wurden er
und einige Touristen angegriffen,
und mit Speeren blutig verletzt,
als sie Gräbern zu nahe kamen,
um sie zu fotografieren. Der
Regen sorgt für die richtige
düstere Stimmung zu diesem
Thema.
Wir erklimmen den 200 m hohen
Mitsinjo-Paß, der Bergzug ist die
Klimascheide zwischen Fort Dauphin und der Dornenwaldtrockenzone. Auf der Hangrückseite
ändert sich tatsächlich das Wetter,
es wird sonnig, auch die Vegetation
ändert sich. Auffallend die Dreieckspalmen, die im Hang wachsen. Dies
ist einer der letzten Standorte der
Palmen weltweit. Sieht recht natürlich aus
und gehört zum Andohahela Nationalpark. Ein kleines
Stück weiter des Weges beginnt der Dornenwald.
Überaus stachelige Didieriaceen ragen in den Himmel, umgeben von Euphorien, die meist blattlos sind
oder deren Blätter stark verdickt sind. Das Dickicht
macht seinen Namen Ehre, ohne gestochen zu werden kein Durchkommen auch nur für einen kleinen
Meter. Ein surreales Bild. Nächster Stopp ist an einem
etwa 600 Jahre alter Baobab (Adansonia za), der über
zwei Meter Durchmesser aufweist. Eine kurze Weile
begleitet uns noch der Dornenwald. Wir schauen genau hin und erkennen, dass der Streifen nur noch 30-50m breit ist, dahinter
beginnt das Elend des Südens –Sisalplantagen!
30 bis 40.000 ha Trocken- und Galeriewald sind schon verschwunden, Tendenz steigend, denn diese einzigartige
phantastische Pflanzenwelt steht nicht
unter Schutz. Jeder kann sie nutzen.
Fünf Großgrundbesitzer teilen sich das
Sisal-Imperium: ein Schwede und vier
Franzosen, einer der Franzosen ist Herr
De Haulme, er ist u.a. der Besitzer des
berühmten
Seite 15
Berenty Reservates. Natürlich bringen die Plantagen
Arbeit für viele
Menschen, wenn
man aber bedenkt,
das der Tageslohn
eines PlantagenArbeiters bei ca.
1,50 DM liegt …
Als sich der hier
lebende Volksstamm der
Antandroy am
Beginn des Jahrhunderts gegen die
Franzosen zur Wehr
setzte, entzogen sie
ihnen in einem barbarischen Akt biologischer
Kriegsführung einfach die Lebensgrundlage – den Anbau von Opuntien. Ein gezielt aus
Mexiko importierter Schädling vernichtete binnen kürzester Zeit den gesamten Bestand des Feigenkaktus,
dessen Erträge – Holz, Wasser und Früchte – für die
Antandroy eine kurze Zeit des Wohlstandes bedeutete. Tausende Zebu-Rinder verdursteten, Zehntausende Bauern mussten das Land verlassen, um sich im
Hochland oder im Norden Madagaskars eine neue
Existenz aufzubauen. Wir sehen überall noch die
Reste der Opuntien um die Dörfer herum.
Da es im Dornenland praktisch keine Wälder und
immer nur helle Mondnächte gibt, haben die Antandroy als einziger Volksstamm Madagaskars nicht die im
ganzen Land notorische Nachtangst entwickelt, was
ihnen ermöglicht, auf der gesamten Insel als Wachmänner, Nachtwächter oder Taxifahrer zu arbeiten.
Wir überqueren auf einer 416 m langen
fast ganzlich durchgerosteten Brücke
ein riesiges Flussbett. Da die
Geländer überall fehlen, laufen
die Fußgänger auf der Fahrstrecke, die durch einige große
Löcher den Blick auf den unter
uns träge dahinfließenden
Mandrare freigeben, der höchstens ein Fünftel des Bettes
ausfüllt. Hinter der Brücke wieder bis zum Horizont Sisalplantagen, aus denen nur hier und
da einzelne Affenbrotbäume wie
Monumente längst vergangener
Zeiten herausragen. Die letzten
Kilometer legen wir auf staubiger Liste durch einige dieser
Felder zurück. Gegen 11:30
erreichen wir das private Kaleta Reservat. 1988 wurde es
mit 150 ha eröffnet. Es liegt
direkt neben Berenty, sie teilen
sich den gleichen Wald und die
gleiche Tierwelt. Der einzige
Unterschied ist, dass Berenty
schon seit 30 Jahren besteht,
und dort auch wissenschaftlich
an Lemuren gearbeitet wird. 23
Katta-Gruppen und 10 Sifakagruppen sind hier im Kaleta
Reservat heimisch.
Am Eingang
gesellen sich ein
Parkwächter und
ein Guide hinzu.
Ein ungleiches
Verhältnis: 2
Besucher
gegen Fahrer,
Koch, Guide,
örtlicher Guide und Parkwächter. Es
handelt sich
bestimmt um
eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, die
wir aber gerne in
Kauf nehmen, da
reichlich Bananen vorhanden sind. Die Lemuren hier
sind des Madagassischen nicht mächtig, deshalb
bewirkt der gestrige Lockruf „Futter, Futter", nichts.
Hier sind es eher arteigene Lockrufe, die aber erst
nach einer Weile Anziehungskraft zeigen. Jetzt geht
plötzlich alles ganz schnell. Eine ca. 20 bis 30 köpfige
Katta-Familie – Schwanz geringelt und in die Höhe
gestreckt – hoppelt auf dem staubigen Weg auf uns
zu. Kattas bewegen sich – im Gegensatz zu den meisten anderen Lemuren – relativ häufig auf dem
Boden. Sie hopsen känguruartig auf allen Vieren
durch die Gegend und halten ihren Schwanz wie eine
Fahne in die Höhe. Dieser Schwanz ist einerseits ein
weit sichtbares Signal, das den Gruppenzusammenhalt in der dichten Vegetation erleichtert und gleichzeitig Nachbarfamilien frühzeitig warnt, dass sie sich
fremdem Hoheitsgebiet nähern. Er ist auch unerlässliches Balancierorgan bei den halsbrecherischen
Sprüngen durchs Astgewirr. Am
wichtigsten ist aber seine
Funktion als Duftwedel. Die
Kattamänner imprägnieren
die Haare ihrer Schwänze mit
streng riechenden Sekreten
aus Armdrüsen, und sie liefern ihren Nebenbuhlern wahre Stinkgefechte chemische
Kriegführung der sanften Art.
In den Trockenwäldern und im
Dornbusch des südlichen und
südwestlichen Madagaskar
lebt der Katta. Er ist etwa so
groß wie eine Katze. Sein Fell
ist braungrau und der
Schwanz buschig und
schwarzweiß geringelt. Der
Lieblingsbaum der Kattas ist
die Tamarinde. Neben dem
Schlaf-, Ruhe- oder Schattenplatz liefert er ihnen auch
ihre Hauptnahrung: die
Früchte und Blätter der
Tamarinde. Kattas leben in
großen Gruppen von 10 bis 30
Tieren. Gemeinsam verbringen
sie die Nacht schlafend auf Bäumen, nach Sonnenaufgang werden sie munter und beginnen mit
der Nahrungssuche. Bei kühlem
Wetter drängen sich die Kattas zu
mehreren zusammen und halten sich
Seite 16
gegenseitig warm. Innerhalb einer Kattagruppe
bestehen für beide Geschlechter getrennte Rangordnungen. Die Weibchen sind den Männchen gegenüber dominant.
Männliche Kattas tragen ihre Rivalitäten mit einem
Stinkkampf aus. Dabei reiben sie stehend ihren
Schwanz mit den Sekreten ihrer Unterarmdrüsen ein, in dem sie den
Schwanz unter den Arm klemmen.
Die Ohren sind dabei flach an den
Kopf gepresst und der Blick starr.
Danach wedeln sie sich mit hoch
erhobenem Schwanz ihre Gerüche
zu. Wer am besten oder längsten
stinkt, hat gewonnen.
Ab und zu unterbrechen die Kattas ihre Reise zu uns und damit
zum Futter, lassen sich auf der
Stelle hinplumpsen, das Gesicht
der Sonne zugewandt, breitbeinig
und strecken die Arme weit aus.
Diese „Bethaltung" beeindruckte
früher die Eingeborenen derart,
dass sie die „heiligen Sonnenkinder" nicht jagten. Doch das ist lange her…
Kaum hat uns die Familie erreicht,
verbeissen sich sogleich vier bis
fünf Tiere auf einmal gierig unter
lautem Gequicke in eine Banane.
Kratzspuren bleiben nicht aus.
Verfolgt von der gesamten Familie setzen wir unseren Weg durch
den Galeriewald fort. Genau bis
zu Ihrer Reviergrenze folgt uns die Kattafamilie. In einem Waldstück, nicht weit entfernt,
treffen wir auf die nächste hungrige Familie von Kattas. Fünf Braune
Lemuren gesellen
sich schnell hinzu,
intensiv werden wir
mit melancholischtraurigem Blick
beäugt, wobei sie
grunzende, tiefe
Gurrlaute von
sich geben. Sie
haben deutlich
Probleme, sich
gegen die Kattas
durchzusetzen.
Plötzlich tanzen
auch einige Sifakas
heran, die hier
wesentlich zutraulicher sind als in
Nahampoana. Laut
schmatzend verzehren sie die hingehaltenen Bananen. Vorsichtig lassen sie
sich sogar streicheln. Hier sind sie eindeutig die
dominanten Lemuren.
Wir erreichen einen großen, staubigen, sandigen
Platz, an dem Boa und Nilkrokodil betrachtet werden
können, wir selber zeigen wenig Interesse, die Kattas
um so mehr. Sie sitzen auf dem Rand der Schlangengrube und blicken neugierig hinein. Unser Interesse
gilt einmal mehr den tanzenden Sifakas, die hier viel
Raum für ihre majestätisch und gleichzeitig auch
komisch anmutenden Sprünge haben. Arme hoch
gereckt, zwei drei Sprünge nach links, halbe Drehung,
zwei drei Sprünge nach rechts, halbe Drehung…
Schneeweiß leuchtet das flauschige Fell in der grellen
Mittagssonne…
Die hier ansässige Kattagruppe ist nicht sehr scheu,
teilweise hängen zwei oder drei Tiere
auf unseren Rucksäcken und
lassen sich auf den Schultern
herumtragen oder sonnen sich
von erhöhter Stelle aus. Die
anhänglichste Sifaka-Familie ist
die nächste auf die wir stoßen.
Mit Bananen gelockt, springen
sie sogar von Schulter zu
Schulter mehrere Meter weit.
Laut schmatzend hält einer
auf meiner Schulter Mittag.
Bevor wir es ihm gleichtun,
entdecken wir noch Riesenseidenkuckuck und Spitzschopf-Seidenkuckuck in
der Umgebung. Beide
stammen aus der Familie
der Couas, die mit 9 Arten
nur auf Madagaskar vorkommt.
Im Camp beim Mittagessen
sind wir – kaum zu glauben
– mal wieder alleine, d. h.
nicht ganz, denn als wir als
Dessert Papaya serviert
bekommen, haben wir schnell
Gesellschaft. Etliche „Ringelschwänze" sitzen schon in den
Fensteröffnungen. Barbara teilt
ihren Nachtisch mit ihnen.
Einem von ihnen ist das
Gefüttertwerden wohl zu
mühsam oder zu langsam.
Saß er bisher recht manierlich auf dem Stuhl, sitzt
er mit einem Satz direkt
auf dem Tisch und
nimmt das Wort „Self
Service" wörtlich.
Nachdem Dessert
lecken sie fein säuberlich jeden einzelnen ihrer
Finger ab.
Nach dem Mittagessen
schlendern wir noch alleine durch das Reservat,
aber außer drei Sifakas
sehen und hören wir
absolut nichts. Um 15:30
brechen wir zur Rückfahrt
auf. Noch einmal halten wir im
Dornenwald, um einige schöne Exemplare der Madagaskarpalme (Pachypodium geayi) zu bewundern. Vor
Jahren bekam man diese Pflanze bei uns noch in
Supermärkten als Topfpflanze, Dank CITES sollte
zumindest die Ausfuhr von Wildpflanzen gestoppt
sein.
Fast erstickt durch die Abgase, die ins Auto gelangen
und durchgerüttelt und geschüttelt durch die schlechten Straßenverhältnisse sind wir erst bei Dunkelheit
nach 18:00 wieder am Hotel. Im schon bekannten
Café nehmen wir noch einen Tee und bereiten unse-
Seite 17
ren morgigen Abflug vor. Sorgen macht uns die
Tatsache, dass
Serge morgen mit
uns etwas unternehmen will, wir
aber nicht wissen
was. Problematisch daran ist,
dass wir mit den
Sachen am Körper
die nächsten 36
Stunden verbringen
müssen. Sie sollen
also weder nass werden noch total einsauen. – Wir lassen
uns mal überraschen,
und sind jetzt schon
sicher, dass wir bald
nach Madagaskar zurückkehren
werden.
14. Di. 4.7.00 Taolanaro (= Fort Dauphin) (Lac Vinanibe) – Tana – Paris
Punkt 8:00 ist Serge schon da, ich vertröste ihn, weil
ich zunächst noch Geld wechseln muss. Die erste
Bank akzeptiert keine DM, erst die zweite macht uns
fast wieder zu Millionären. Serge fährt mit uns in die
Pampa. Am Wegesrand wie immer Madagaskar-Spinte, Schildraben und Gabeldrongos.
Am Lac Vinanibe, scheinen Vazahas (Weiße) selten
vorbeizukommen, wir werden wie Zootiere bestaunt
und kommen uns wie hohe Staatsmänner vor, ständig
müssen wir die Hand heben, um die zahlreichen
Grüße, die uns entgegengebracht werden zu erwidern
– recht anstrengend so ein Leben als V.I.P.
Der flache See ist nur durch ein kleines Strandstück
vom Meer getrennt. Hier haben wir ihn gefunden, kilometerweiten, weißen unberührten Sandstrand, blauen
Himmel und blaues Meer, dessen Brandung sich in
weißen schäumenden Wellen bricht. Der Wind bläst
recht kräftig um unsere Ohren. Ein gelungener
Abschluss! Ein kleines Stück wandern wir um den See
und schauen den Fischern bei ihrer zumindest heute
brot- bzw. fischlosen Kunst zu. Endlos holen sie vom
Ufer ihr Netz ein, aber kein Fisch hat sich verirrt. Der
See scheint hoffnungslos überfischt. Serge bringt uns
zurück. Ohne Erfolg versuchen, wir Geld bei einer
Shoppingtour loszuwerden. Wir essen im Hotel und
wollen danach in unser kleines Café, welches aber
leider bis 15:00 geschlossen ist. Auf einer Bank über
dem Hafen genießen wir Sonne und Blick. Unter uns
am Strand und in der Hafenbucht sehen wir 4 Schiffwracks liegen, die hier zwischen 1993 und 1998
strandeten. Ein deutliches Zeichen, dass man die
Naturkräfte nie unterschätzen sollte. Reumütig kehren
wir ins Hotel zurück, denn nur hier können wir noch
etwas zu trinken ergattern. Eine Kinderschar sammelt
sich vor der Veranda und winkt uns ständig zu. Gegen
15:00 bringt uns Lezin mit einem großen Bus zum
Flughafen. Da das Gepäck schon vorher eingecheckt
wurde, langweilen wir uns bis zum Abflug gegen
16:30. Kurz vor unserem eigenen Abflug treffen wir
noch einmal Tony und Cherry.
Nebel und Regen verhindern während des Fluges
nach Tana jegliche Sicht.
Nach gut einer
Stunde Flugzeit landet die
737 in Ivato,
wo uns überraschenderweise Lala erwartet. Wir
erzählen kurz
von unseren
Erlebnissen,
bevor Sie uns
verlässt. Mit
unseren letzten
madagassischen
France (ca. 6 DM),
beglücken wir eine
Toilettenfrau, die ihr
Glück gar nicht fassen kann. Kontrollen über Kontrollen – so etwa 5-6 an der Zahl – dann
verlassen wir Madagaskar, seine freundlichen Bewohner und seine Lemuren pünktlich bei 15°.
15. Mi. 5.7.00 Tana – Paris – Frankfurt
In Paris landen wir morgens um 7:00 eine Stunde zu
früh bei gleichen Temperaturen. Dafür verlassen wir
Paris mit einer Stunde Verspätung. Dies hat zur Folge,
dass bei unserer Landung in Frankfurt Chaos im Flugzeug ausbricht. Die meisten Fluggäste wollen ihre
Anschlussflüge nicht verpassen, deshalb glauben Sie
schneller zu sein, wenn sie sich noch bevor das Flugzeug seine Parkposition erreicht hat, in den Gang
stellen. Dies das erste Mal, dass ich Stewardessen
erlebe, die uneinsichtige Fluggäste anschreien: „Sit
down! It’s for your own safety!" Durch dieses hin und
her, verspäten wir uns noch mehr und damit dürfte
wohl für viele der Anschlussflug endgültig abgeflogen
sein. Mora Mora scheint für diese Touristen unbekannt zu sein! Vielleicht sollten sie mal nach Madagaskar fliegen …
Seite 18
Auflistung geschützter Gebiete
Name
Größe in ha
seit
National Park
Höhe
IUCN Status II
Andohahela
76.020
1999
120-1956m
Andringitra
31.160
1998
1000-2658m
Isalo
81.540
1962
800-1082m
Kirindy-Mitea
12.500
1999
18-40m
1.000
1989
0m
Mananara Terrestrial
23.000
1990
0-570m
Mantadia
10.000
1989
800-1260m
60.150
1998
100-2137m
210.209
1998
0-1000m
Mananara Marine
Marojejy -Marojezy
Masoala
Montagne d'Ambre
18.200
1958
1000-1445m
Ranomafana
41.601
1991
650-1417m
152.000
1927
75-700m
Tsingy de Bemaraha
Vohibasia
Zombitse
1998
21.500
1998
738.880
Special Reserve
IUCN Status IV
Ambalovaky
60.050
Ambohijanahary
24.750
1958
5.600
1982
Ambohitartely
Analamazaotra/Perinet
1958
810
1970
Analamerana
34.700
1956
Ancranomena
6.420
1958
Anjanaharibe-Sud
32.100
1958
Ankarana
18.220
1956
Bemarivo
11.570
1956
Beza-Mahafaly
580
1978
Bora
4.780
1956
Cap Sainte Marie
1.750
1962
Foret d'Ambre
4.810
1958
Kalambatritra
28.250
1959
Katsijy
18.800
1956
Mangerivola
11.900
1958
Maningozo
7.900
1956
Manombo
5.020
1962
Manongarivo
35.250
1956
Marotandrano
42.200
1956
Nosy Mangabe
Pic d'Ivohibe
Tampoketsa Analamaitso
520
1965
3.450
1964
17.150
1958
930-1000m
Ankarafantsika
Betampona
Lokobe
Tsaratanana
50-410m
75-200m
155-1876m
0-330m
1927
75-390m
2.228
1927
275-550m
740
1927
0-550m
48.622
1927
700-2876m
Tsimanampetsotsa
43.200
1927
10-150m
Tsingy de Namoroka
21.742
1927
50-200m
Zahamena
73.160
1927
800-1450m
Sainte Luce
Analabe
200
10.000
Berenty
265
1936
Amboasary-Sud (Kaleta)
150
1988
50
1997
200
1995
Nahampoana
Vakona
10.865
Ib : Wilderness Area: streng geschütztes Gebiet, in
erster Linie für den Naturschutz
Definition:Large area of unmodified or slightly modified land, and/or sea, retaining its natural character
and influence, without permanent or significant habitation, which is protected and managed so as to preserve its natural condition.
II : National Park: geschütztes Gebiet, in erster Linie
zum Ökosystemschutz und zur Erholung
Definition:Natural area of land and/or sea, designated to (a) protect the ecological integrity of one or
more ecosystems for present and future generations,
(b) exclude exploitation or occupation inimical to the
purposes of designation of the area and (c) provide a
foundation for spiritual, scientific, educational,
recreational and visitor opportunities, all of which
must be environmentally and culturally compatible.
Definition: Area containing one, or more, specific
natural or natural/cultural feature which is of outstanding or unique value because of its inherent rarity,
representative or aesthetic qualities or cultural significance.
Definition:Area of land and/or sea subject to active
intervention for management purposes so as to
ensure the maintenance of habitats and/or to meet
the requirements of specific species.
60.520
250.212
Definition: Area of land and/or sea possessing some
outstanding or representative ecosystems, geological or physiological features and/or species, available primarily for scientific research and/or environmental monitoring.
IV : Habitat/Species Management Area: geschütztes Gebiet, in erster Linie zum Schutz durch NaturManagment-Eingriffe
IUCN Status Ia
Privat Reserve
Ia: Strict Nature Reserve: streng geschütztes
Gebiet, Zugang nur für wissenschaftliche Forschung
III : Natural Monument: geschütztes Gebiet, in erster
Linie zum Schutz für charakteristisch auffallende
Erscheinungsformen
376.580
Strict Nature Reserve
Die IUCN hat 1994 in der „Guidelines for Protected
Area Management Categorie“ sechs Kategorien von
Schutzgebieten festgelegt:
V : Protected Landscape/Seascape: geschütztes
Gebiet, in erster Linie zum Schutz von Landschaft
und zur Erholung
Definition: Area of land, with coast and sea as appropriate, where the interaction of people and nature
over time has produced an area of distinct character
with significant aesthetic, ecological and/or cultural
value, and often with high biological diversity. Safeguarding the integrity of this traditional interaction is
vital to the protection, maintenance and evolution of
such an area.
VI : Managed Resource Protected Area: geschütztes Gebiet, mit vertretbarer Nutzung des natürlichen
Ökosystems
Definition: Area containing predominantly unmodified
natural systems, managed to ensure long term protection and maintenance of biological diversity, while
providing at the same time a sustainable flow of
natural products and services to meet community
needs.
Seite 19
Bildverzeichnis
Seite
3
Chamäleon (Zoo Tana)
Seite
3
Chamäleon (Zoo Tana)
Seite
4
Bambuslemur „Igor“ - Hapalemur griseus
griseus (Vakona Lodge)
Seite
4
Bambuslemur - Hapalemur griseus griseus
(Vakona Lodge)
Seite
5
Vari - Lemur variegatus variegatus
(Vakona Lodge)
Seite
5
Vari - Lemur variegatus variegatus
(Vakona Lodge)
Seite
6
Indri (Périnet)
Seite
6
Frosch - Boophis viridis (Périnet)
Seite
6
Goldfröschchen
Seite
7
Chamäleon
Seite
8
Chamäleon
Seite
8
Fanaloka - Fossa fossana (Ranomafana NP)
Seite
9
Papierherstellung (Ambalavao)
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• DRANSFIELD JOHN & HENK BEENTJE (1995): The Palms
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Seite 10
Bischhofshut
Seite 10
Hochebene von Horombe
Seite 10
Pachypodium rosulatum (Isalo NP)
Seite 11
Felsenlandschaft (Isalo NP)
Seite 11
Frosch - Scaphiophryne gottlebei
Seite 11
Affenschlucht (Isalo NP)
Seite 12
Arboretum (Nähe Tuléar)
Seite 12
Strahlenschildkröte - Geochelone radiata
(Nahampoana Reservat)
Seite 13
Barbara mit Kattas (Nahampoana)
Seite 13
Braune Lemuren E. fulvus collaris (Nahampoana)
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Dreieckspalme
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Kattafamilie
Seite 15
Didieraceen
Seite 16
Larvensifaka
Seite 16
Larvensifaka
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Larvensifaka mit Jungem
Seite 17
Larvensifaka tanzend (Kaleta Reservat)
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