Der Fußball wandelte sich im Laufe der Zeit

Transcrição

Der Fußball wandelte sich im Laufe der Zeit
16
I Historie
Diva vom Main I 17
Hinten links
Der Fußball wandelte sich im Laufe der Zeit gewaltig. Gab es einst Halblinke und
Mittelläufer, Backs und Forwards, Liberos und Vorstopper, so ist heute häufiger von
„abkippenden Sechsern“, „falschen Neunern“ oder „hängenden Spitzen“ die Rede.
Dreierkette, Viererkette, was wurde nicht alles an taktischen Finessen probiert.
Einer aber war meist dabei: der linke Verteidiger.
Schauen wir uns ein paar Leute an, die in den letzten
Jahre „hinten links“ gespielt haben. Natürlich diejenigen, die das Trikot mit dem Adler trugen – oder
noch immer tragen.
» Constant Djakpa
Da stand er wie sonst nur Cristiano Ronaldo breitbeinig vor dem Ball, die Hände lässig in die Hüften
gestützt. Dann ein Blick, ein Anlauf, ein Schuss mit
links, ein Tor, ein Salto. Es war das 2:0 gegen Nikosia, die Eintracht hatte auch das letzte Heimspiel der
Gruppenphase im Europapokal des kleinen Mannes gewonnen, der Europa League, und Constant
Djakpa freute sich wie ein Schneekönig. Es war sein
zweiter internationaler Treffer, zuvor schon hatte er
einen Freistoß im Spiel gegen Bordeaux versenkt.
Oft hat er nicht in der Saison 2013/14 gespielt, der
flinke Kerl von der Elfenbeinküste, der im Sommer
2011 über Leverkusen und Hannover nach Frankfurt kam. Zu Beginn der Saison 2011/12 war Djakpa bei der Eintracht gesetzt,
absolvierte am Ende 26 Spiele in der Zweiten Liga und kassierte
am vorletzten Spieltag beim Heimspiel gegen 1860 München eine
Rote Karte, woraufhin er für vier Spiele gesperrt wurde. Dass die
Strafe vergleichsweise hoch ausfiel, lag daran, dass Djakpa schon
die drei Spiele zuvor hatte zuschauen müssen – der Videobeweis
hatte ihn eines Trittes gegen den Duisburger Soares überführt.
Trainer Veh schimpfte wütend: „Den verkaufen wir gleich, dann ist
er woanders gesperrt.“
Aber es kam alles ganz anders; Djakpa blieb bei der Eintracht –
hatte aber zunächst gegen den überraschend starken Neuzugang
Bastian Oczipka auf der linken Verteidigerposition das Nachsehen.
Gerade mal fünf Bundesligaspiele absolvierte er für die Frankfurter
Eintracht in der Saison 2012/13, an deren Ende er immerhin den
Einzug in den Europapokal bejubeln durfte. Als Oczipka im Folgenden nicht mehr ganz an seine starken Leistungen der Vorsaison
anknüpfen konnte, stand Djakpa parat und nutzte seine Chance
nicht nur im Europacup. Mit ihm in der Startformation gelangen
der Eintracht in Leverkusen nach zehn sieglosen Spielen endlich
auch wieder drei Punkte.
Eine Anekdote am Rande: In besonderer Erinnerung wird dem
unkonventionellen Linksverteidiger sicherlich der 16. Spieltag der
Saison 2009/10 bleiben. Djakpa, damals im Trikot von Hannover
96 aktiv, wurde im Spiel gegen Gladbach in der 23. Minute beim
Stand von 0:2 für den offensiveren Jan Rosenthal eingewechselt
und erzielte in der 58. Minute mit einem blitzsauberen Eigentor
das 1:3. Am Ende des Spieles stand ein 3:5 aus Hannoveraner Sicht,
und neben Djakpa hatte auch Haggui ins eigene Netz getroffen –
und dies gleich zwei Mal. Auf Gladbacher Seite kickten damals mit
Friend und Matmour zwei weitere Akteure, die später das Trikot
der Eintracht tragen sollten.
» Bastian Oczipka
Ob durch die überzeugenden Auftritte von Djakpa der angestammte Verteidiger Bastian Oczipka seinen Stammplatz abgeben
muss, wird die Zukunft weisen. Oczipka, der vor seinem Wechsel
zur Eintracht im Sommer 2012 ebenfalls bei Bayer Leverkusen unter
Vertrag stand, war einer der vielen Glücksgriffe in jenem Sommer
nach dem sofortigen Wiederaufstieg.
Geboren in Bergisch Gladbach kickte der junge Oczipka für den SV
Blau-Weiß Hand und die SSG Bergisch Gladbach, ehe er als Zehnjähriger nach Leverkusen in die Bayer-Jugend wechselte. 2008 kam
er erstmals im Regionalliga-Team zum Einsatz, versuchte sich aber
noch im gleichen Jahr in Rostock, wo er zum Stammspieler avancierte, allerdings in 42 Ligaspielen keinen Treffer erzielen konnte.
Im Winter 2009/10 wechselte er auf Leihbasis zum FC St. Pauli und
schaffte mit den Hamburgern den Aufstieg in die Bundesliga – gemeinsam übrigens mit Carlos Zambrano und Matthias Lehmann.
Beim 3:1 der Eintracht in Hamburg am 30. Oktober 2010 stand
Oczipka für die Kiezkicker auf dem Rasen. Zambrano traf für Pauli
zur frühen Führung und verursachte anschließend einen Elfmeter
gegen Gekas. Da dachte noch niemand an das Unterhaus. Ein Dreivierteljahr später jedoch begleiteten die Hamburger die Frankfur-