D. Kapitalstrukturtheorie
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D. Kapitalstrukturtheorie
Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg D. - 313 - Examenskurs ABWL Kapitalstrukturtheorie Kapitalstrukturtheorie Literatur: (Modigliani/Miller, Einfluß der Besteuerung, Static-Trade-Off Theory) Brealey, Richard A., und Stewart C. Myers [1997] Principles of Corporate Finance. 5. Aufl, NY 1997, S. 484-498. Copeland, Thomas E., und J. Fred Weston [1988] Financial Theory and Corporate Policy. 3. Aufl., Massachusetts 1988, S. 439-455. Drukarczyk, Jochen [1993] Theorie und Politik der Finanzierung. München 1993, S. 119150. Perridon, Louis, und Manfred Steiner [1995] Finanzwirtschaft der Unternehmung. 9. Aufl., München 1997, S. 476-500. Ross, A.S., R.W. Westerfield und J.J. Jaffe [1990] Corporate Finance. 2. Aufl., Homewood 1990, S. 402-411, 417-429. van Horne, James C. [1992] Financial Management and Policy. 9. Aufl., New Jersey 1992, S. 268-287. Weston, J. Fred, und Thomas E. Copeland [1992] Managerial Finance. 9. Aufl., New York 1992, S. 581-595. Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg - 314 - Examenskurs ABWL Kapitalstrukturtheorie Originaltexte: Miller, Merton H. [1977] ‡ Debt and Taxes. In: Journal of Finance, Vol. 32 (1977), Nr. 2, S. 261275. Miller, Merton H. [1998] ‡ The M&M Propositions 40 years later. In: European Financial Management, Vol. 4 (1998), Nr. 2, S. 113-120. Modigliani, Franco, und Merton H. Miller [1958] The Cost of Capital, Corporation Finance and the Theory of Investment. In: The American Economic Review, Vol. 48 (1958), Nr. 3, S. 433-443. ‡ Literatur wird ausgelegt Auswahl: Klausuraufgaben WiSe 1999/00 A9 SoSe 1999 A7 SoSe 1999 A3 WiSe 1998/99 A3 SoSe 1998 A3 SoSe 1998 A9 SoSe 1997 A8 WiSe 1996/97 A10 SoSe 1996 A6 WiSe 1995/96 A8 SoSe 1995 A5 WiSe 1993/94 A3 SoSe 1992 A10 SoSe 1990 A4 Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Examenskurs ABWL Kapitalstrukturtheorie - 315 - D.I. Die traditionelle Hypothese zur Kapitalstruktur D.I.1. Leverage-Effekt (Perridon/Steiner [1997], S. 478ff.): Abhängigkeit der Rentabilität des Eigenkapitals vom Anteil der Fremdfinanzierung. 6 Hebelwirkung: durch vermehrten Einsatz von FK bedingter Anstieg der EK-Rentabilität Vor.: kGK > kFK Beispiel: Gesamtkapitalbedarf (GK) = 1.000 (durch das Investitionsprogramm vorgegebener Kapitalbedarf ) Periodenüberschuß x = 100 kGK = 10 % kFK = 6 % EK FK V = FK/EK kFK @ FK x - kFK @ FK kEK 1.000 0 0 0 100 10 % 800 200 0,25 12 88 11 % 500 500 1 30 70 14 % 200 800 4 48 52 26 % 100 900 9 54 46 46 % 0 1000 4 60 40 4% Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Examenskurs ABWL Kapitalstrukturtheorie - 316 - Abwandlung: x = 40 kGK = 4 % EK FK V = FK/EK kFK @ FK x - kFK @ FK kEK 1.000 0 0 0 40 4% 800 200 0,25 12 28 3,5 % 500 500 1 30 10 2% 333 667 2 40 0 0% 200 800 4 48 -8 -4% 0 1000 4 60 - 20 -4% D.I.2. Kapitalkostenverlauf nach der traditionellen Hypothese: Kernaussage: Es existiert ein optimaler Verschuldungsgrad !!! (Perridon/Steiner [1995], S. 486ff.) C Beobachtung des tatsächlichen Kapitalgeberverhaltens C von EK-Gebern geforderte Rendite steigt bei geringen Verschuldungsgraden langsam C von EK-Gebern geforderte Rendite steigt schnell, wenn als "normal" angesehener Verschuldungsgrad überschritten wird C auch FK-Geber fordern dann einen höheren Zins C durchschnittlicher Kapitalkostensatz sinkt zuerst, erreicht dann ein Minimum (Y opt. Verschuldungsgrad) und steigt schließlich wieder an Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg D.II. Examenskurs ABWL Kapitalstrukturtheorie - 317 - Irrelevanz der Kapitalstruktur nach Modigliani und Miller (1958) Definition Kapitalstruktur: Aufteilung der gesamten zur Finanzierung benötigten Mittel in: (a) von Eigentümern bereitgestellte Mittel (= Eigenmittel) (b) von Gläubigern bereitgestellte Mittel (= Fremdmittel) Annahmen: (1) Vollkommener Kapitalmarkt bei Nicht-Sicherheit: - keine Marktzugangsbeschränkungen - keine TAK, keine Steuern - keine Infomationsbarrieren und -kosten: alle Marktteilnehmer haben den gleichen Zugang zu allen relevanten Informationen - alle Wertpapiere und Güter sind beliebig teilbar (2) Gesamtes Sachvermögen des betrachteten Wirtschaftssystems gehört Kapitalgesellschaften. (3) Unternehmensziel: Marktwertmaximierung (4) Rationale und risikoscheue Investoren (Y geforderte Rendite > rf) (5) Aktiva sind durch Emission von Aktien und Obligationen finanziert. (6) Die Obligationen haben einen sicheren Ertrag, es existiert also ein Zins auf risikofreie Anlagen. (7) Der Unternehmensertrag ist eine Zufallsvariable mit endlichem Erwartungswert. Anleger erkennen die Wahrscheinlichkeits- verteilungen, d.h. die mit den Vermögensgegenständen verbundenen Zahlungen sind unsicher. Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Examenskurs ABWL Kapitalstrukturtheorie - 318 - (8) Der Aktienkurs verhält sich proportional zum Unternehmensertrag. (9) Homogene Erwartungen aller Agenten/Anleger bzgl. der Unternehmensertragsentwicklung (10) Das Management handelt uneigennützig und vollständig im Interesse der EK-Geber. (11) Investoren nehmen war, daß es am Markt perfekte Substitute für gegebene Wahrscheinlichkeitsverteilungen gibt: 6 “Konzept der Risikoklassen” 6 zwei Unternehmen gehören zu einer Risikoklasse, wenn folgendes gilt: X̃1 ' 8 X̃2 ; I1 ' 8 I2 mit: X̃i : Nettoeinzahlung des Unternehmens i Ii : Investitionsauszahlungen des Unternehmens i 8 : Proportionalitätsfaktor 6 “vollständige Korrelation” 6 gleiches leistungswirtschaftliches Risiko 6 Unterschiede nur im finanzwirtschaftlichen Risiko (12) Illiquidität und Konkursrisiken der Unternehmen sind ausgeschlossen. (13) Die realisierten Investitionsprogramme sind unabhängig von der Kapitalstruktur. 6 keine Notverkäufe von Vermögensgegenständen oder Betriebsteilen bei hoher Verschuldung (14) Investoren sind indifferent zwischen Ansprüchen auf Wahrscheinlichkeitsverteilungen der Erfolge von Individuen und Unternehmen. Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Examenskurs ABWL Kapitalstrukturtheorie - 319 - Die Thesen von MM im Überblick: These I Der Marktwert eines Unternehmens ist unabhängig von seiner Kapitalstruktur und ergibt sich durch Diskontierung der erwarteten Gewinne (vor Abzug der FK-Zinsen) mit dem Kalkulationszinsfuß der jeweiligen Risikoklasse, der das Unternehmen angehört. These Ib Die durchschnittlichen Kapitalkosten eines Unternehmens sind unabhängig von der Kapitalstruktur des Unternehmens und gleichen dem Kalkulationszinssatz für den Einkommensstrom eines ausschließlich mit EK finanzierten Unternehmens einer Risikoklasse. These II Die EK-Kosten (= Eigenkapitalrendite) eines Unternehmens sind eine linear steigende Funktion des Verschuldungsgrades. These III Der durchschnittliche Kapitalkostensatz (Dk) ist der geeignete Diskontierungssatz zur Beurteilung der Vorteilhaftigkeit zusätzlicher Investitionsprojekte unabhängig davon, wie diese finanziert sind. Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Examenskurs ABWL Kapitalstrukturtheorie - 320 - Die Thesen von MM im Detail: These I Der MW eines Unternehmens (j) ist unabhängig von seiner Kapitalstruktur und ergibt sich durch Diskontierung der erwarteten Gewinne (vor Abzug der FK-Zinsen) mit dem Kalkulationszins Dk der Risikoklasse k, der das Unternehmen angehört: MWj ' EKj % FKj ' Ēj Dk j: Unternehmen j MW: MW des Unternehmens EK: MW des EK FK: MW des FK •: Periodengewinn vor Abzug von Zinsen alternativ formuliert: These Ib Die durchschnittlichen Kapitalkosten eines Unternehmens sind unabhängig von der Kapitalstruktur des Unternehmens und gleich dem Kalkulationszinssatz für den Einkommensstrom eines ausschließlich eigenfinanzierten Unternehmens einer Risikoklasse: Dk ' Ē j EKj % FKj Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg - 321 - Examenskurs ABWL Kapitalstrukturtheorie Arbitragebeweis zu These I (Drukarczyk [1993], S. 135ff.) These I MWj ' EKj % FKj ' Ēj Dk Annahmen: (1) Betrachtet seien zwei Unternehmen (UF, UE) einer Risikoklasse, also gilt: Ē ' Ē F ' Ē E Index E: vollständig eigenfinanziert Index F: teilweise fremdfinanziert (2) UF sei mit EK und FK das UE ausschließlich mit EK finanziert: MWF ' EKF % FKF und MWE ' EKE Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Examenskurs ABWL Kapitalstrukturtheorie - 322 - Fall 1: MWE > MWF Der Anleger ist ursprünglich in UE (nur EK) investiert (Anteil a), dies sei aber überbewertet, daher verkauft er seine Beteiligung und beteiligt sich an einem teilweise fremdfinanzierten Unternehmen (UF) derselben Risikoklasse: Aktion des Investors 1. Mitteleinsatz Ertrag + a · EKE = a · MWE - a· • -a·EKF = -a·(MWF - FKF) + a[• - i· FKF] -a·FKF + a · i · FKF Verkauf: a · EKE (a·Aktienkap. an UE) 2. Kauf: a · EKF (a·Aktienkap. an UF) Kauf: a · FKF (a·Bonds von UF) )))))))))))))))))))))) = - a · MWF Summe (1. + 2.) = a · MWE - a · MWF = a· (MWE - MWF) = 0 (= Null) Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg - 323 - Examenskurs ABWL Kapitalstrukturtheorie Ein positiver Arbitragegewinn ist möglich: MWF < MWE bzw. MWE MWF > 1 Der Investor "verkauft" den Ertrag aus UE: a @ Ē und "kauft" den identischen Ertrag aus UF: a @ [Ē & i @ FK] % a @ i @ FK Es kann also mit der in der Tabelle dargestellten Operationsfolge ein identischer Ertrag unter Einsatz eines um a · (MWE - MWF) geringeren Auszahlungsbetrages erzielt werden. Der Investor erzielt dann einen Arbitragegewinn in Höhe von a · (MWE - MWF). Fall 2: MWE < MWF Der Anleger ist ursprünglich in UF (EK und FK) investiert, dieses Unternehmen ist aber überbewertet, daher erfolgen Arbitragetransaktionen. Es resultiert erneut ein Arbitragegewinn dadurch, daß der Anleger seine Erträge aus UF verkauft. Aus dem Veräußerungserlös und aufgenommenen FK kauft er dann Anteile an UE. Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Examenskurs ABWL Kapitalstrukturtheorie - 324 - Der Beweis läuft analog zu Fall 1: Aktion des Investors 1. Mitteleinsatz Ertrag + a·EKF = a·[MWF - FKF] -a·[• - i·FKF] Verkauf: a·EKF (a·Aktienkap. an UF) 2. (Ertrag aus UF) Kauf: a · EKE - a · EKE = - a @ MWE (a·Aktienkap. an UE) +a·• (Ertrag aus UE) Kreditaufnahme: + a · FKF a · FKF )))))))))))))))))))) (Zinsbelastung) (private Verschuldung) = - a·[MWE - FKF] Summe (1. + 2.) = a · MWF - a · MWE = a · (MWF - MWE) Ein positiver Arbitragegewinn ist demnach möglich für: MWF > MWE bzw. MWF MWE > 1 - a · i · FKF = 0 (= Null) Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Examenskurs ABWL Kapitalstrukturtheorie - 325 - Anmerkungen zum Arbitragebeweis * im Originalbeweis wird der erzielte Arbitragegewinn zusätzlich in das unterbewertete Unternehmen investiert, so daß ein höherer Ertrag erzielt wird (hier: geringerer Einsatz bei gleichem Ertrag) * Form der Arbitrage: Zeitraumarbitrage über unendlich viele Perioden. • ist hier als ewige Rente anzusehen. * Kritik am Arbitragebeweis: 1. Informationsprämisse nur selten erfüllt: •, FK, i, D müßten der Größenordnung nach bekannt sein Y Problem der herrschenden Rechnunglegung 2. Wenn Rechnungslegung und Informationsverarbeitung Defizite aufweisen, können Ungleichgewichte bestehen bleiben, da Arbitragemöglichkeiten nicht feststellbar sind. 3. Vernachlässigung von Agency-Kosten, TAK, Kosten finanzieller Anspannung und Steuern sowie differierender Anlage- und Aufnahmezinssätze 4. Risikoklassentheorie: Geschäftsrisiko der Unternehmen nicht immer ermittel- und vergleichbar. Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Examenskurs ABWL Kapitalstrukturtheorie - 326 - Aus These I kann unmittelbar auf den Verlauf der EK-Kostenkurve bei Veränderungen des Verschuldungsgrades eines Unternehmens geschlossen werden Y These II. These II Die EK-Kosten eines Unternehmens (= Eigenkapitalrendite eines Anteilseigners) sind eine linear steigende Funktion des Verschuldungsgrades. Für die EK-Kosten des Uj (rjEK) gilt daher die folgende Funktion: EK rj ' Dk % (Dk & i) @ FKj EKj Interpretation: EK-Kostensatz (rEK) setzt sich aus dem Kalkulationszinsfuß ausschließlich eigenfinanzierter Unternehmer einer Risikoklasse k und einem Zuschlag für das Verschuldungsrisiko (abhängig vom Verschuldungsgrad = FK/EK) zusammen. Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Examenskurs ABWL Kapitalstrukturtheorie - 327 - Beweis für These II: Definition der Aktienrendite (Rendite der Anteilseigner) ist: rj EK ' Ē j & i @ FKj EKj These I liefert folgende Gleichung: (EKj % FKj) @ Dk ' Ēj Einsetzen dieser Beziehung in die Renditegleichung ergibt: rEK ' (EKj % FKj) @ Dk & i @ FKj ' Dk @ EKj EKj EKj % (Dk & i) @ FKj EKj Der Eigenkapitalkostensatz (Anteilseignerrendite) für nicht sichere Erfolgsströme verschuldeter Unternehmen ist somit gegeben durch: rEK ' Dk % (Dk & i) @ FKj EKj wobei Dk den Kalkulationszins für nicht sichere Erfolgsströme von nur eigenfinanzierten Unternehmen der Risikoklasse k darstellt. Die Prämie für das finanzwirtschaftliche Risiko Verschuldungsgrades (FK/EK). ist eine lineare Funktion des Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Examenskurs ABWL Kapitalstrukturtheorie - 328 - Der Verlauf der EK-Kostenfunktion (rEK = Renditeerwartungen der Anteilseigner, d.h. Eigenkapitalkosten) ist vom Verschuldungsgrad abhängig. Graphisch: r EK D k i FK/EK Die steigende Linie bezeichnet den EK-Kostenverlauf bei konstantem, vom Verschuldungsgrad unabhängigen, FK-Kostensatz (i). Die Steigung zeigt den Anstieg der EK-Kosten mit zunehmendem Verschuldungsgrad. Annahmegemäß ist i < Dk , d.h. die sichere FK-Rendite ist kleiner als die erwartete Rendite einer unverschuldeten, aber nicht sicheren EK-Position (Anteileignerposition) der Risikoklasse k Dk. Die Anteilseignerrendite eines verschuldeten Unternehmens Verschuldungsgrad abhängigen entspricht Dk Risikoprämie. zzgl. rEK einer ist dann Kalkulationszins zur Anteilsbewertung verschuldeter Unternehmen. vom der Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Frage: Examenskurs ABWL Kapitalstrukturtheorie - 329 - Was passiert, wenn das FK nicht sicher ist, sondern ab einem bestimmten Verschuldungsgrad (Vo) ein Ausfallrisiko besteht? Risikoscheue Gläubiger werden eine Risikoprämie zum FK-Zins (i) verlangen. Die Übernahme von Risiken durch Gläubiger entlastet die Anteilseigner, so daß deren Renditeforderungen nicht mehr linear ansteigen. Es resultieren die folgenden nichtlinearen Verläufe: Graphisch: r EK D k i VE FK/EK Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Frage: - 330 - Examenskurs ABWL Kapitalstrukturtheorie Ist es möglich, die Aktienrendite über steigende Verschuldung zu erhöhen (existiert ein "Leverage-Effekt")? Leverage und CAPM These II: rEK ' rGK % FK @ (rGK & rFK) EK CAPM: $GK ' $FK @ FK EK % FK % $EK @ EK EK % FK & $FK @ FK EK % FK @ EK % FK EK Umstellen ergibt: $EK ' $GK @ ' $GK @ ' $GK % EK % FK EK FK EK FK EK % $GK & $FK @ FK EK @ ($GK & $FK) Offenbar steigt das Risiko des EK linear mit dem Verschuldungsgrad, d.h. die Aktienrendite steigt bei steigender Verschuldung, aber proportional auch das Risiko des EK. Durch die höhere Rendite erfolgt also lediglich eine Kompensation für das übernommene Risiko. Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Examenskurs ABWL Kapitalstrukturtheorie - 331 - These III Der durchschnittliche Kapitalkostensatz (Dk) ist der geeignete Diskontierungssatz zur Beurteilung der Vorteilhaftigkeit zusätzlicher Investitionsprojekte (bzw. der geeignete Vergleichsmaßstab für den IZF dieser Investitionsprojekte) und zwar unabhängig davon, wie diese finanziert sind. Diese These impliziert, daß Investitions- und Finanzierungsentscheidungen voneinander unabhängig getroffen werden können. Drei Finanzierungsarten können unterschieden werden: (1) Finanzierung des zusätzlichen Projektes durch FK (2) Finanzierung des zusätzlichen Projektes durch thesaurierte Gewinne (3) Finanzierung des zusätzlichen Projektes durch Ausgabe neuer Aktien Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg (1) - 332 - Examenskurs ABWL Kapitalstrukturtheorie Finanzierung des zusätzlichen Projektes durch FK Ausgangslage: MW0 ' Ē0 Dk EK0 ' MW0 & FK0 I: Investitionsvolumen (= Höhe der FK-Aufnahme) D*: Rendite des neuen Investitionsobjektes Nach der Investition: MW1 ' Ē0 % D( @ I Dk D( @ I ' MW0 % Dk D( @ I EK1 ' MW1 & (FK0 % I) ' MW0 % & FK0 & I Dk D( @ I ' EK0 % & I Dk Daraus folgt: EK1 >=< EK0, wenn D* >=< Dk Also ist Dk der geeignete Vergleichsmaßstab für den IZF zusätzlicher Investitionsprojekte. Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg (2) - 333 - Examenskurs ABWL Kapitalstrukturtheorie Finanzierung des zusätzlichen Projektes durch thesaurierte Gewinne W: Vermögen der Aktionäre I: Investitionsvolumen (ausschüttungsfähiger Geldbetrag) W bei Gewinnausschüttung nach der Ausschüttung (Ausgangslage): W0 ' EK0 % I ' Ē0 Dk & FK0 % I W bei Gewinnthesaurierung und Realisation des Investitionsvorhabens: W1 ' EK1 ' Ē0 % D( @ I Dk D( @ I & FK0 ' EK0 % Dk Daraus folgt: W1 >=< W0, wenn D* >=< Dk Also ist Dk der geeignete Vergleichsmaßstab für den IZF zusätzlicher Investitionsprojekte. Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg (3) - 334 - Examenskurs ABWL Kapitalstrukturtheorie Finanzierung des zusätzlichen Projektes durch Ausgabe neuer Aktien P0: Aktienkurs in t0, der noch nicht die potentiellen Effekte der neuen Investitionsmöglichkeit reflektiert (P0 = EK0/N) N: Anzahl umlaufender Aktien M: Anzahl der neuen Aktien, die erforderlich ist, um das Investitionsprojekt vom Umfang I zu finanzieren (M = I/P0 bei Emission zum Börsenkurs) EK nach Realisation des zusätzlichen Investitionsprojektes: EK1 ' Ē0 % D(@ I Dk D(@ I D(@ I & FK0 ' EK0 % ' N @ P0 % Dk Dk Marktwert der Aktien nach der Investition: P1 ' EK1 N % M ' 1 D( @ I @ N @ P0 % N % M Dk D( & Dk 1 @ (N % M) @ P0 % @ I ' N % M Dk D( & Dk 1 @ I ' P0 % @ Dk N % M D( & Dk 1 P0 % @ @ I > P0, wenn D( > Dk N % M Dk Also ist Dk der geeignete Vergleichsmaßstab für den IZF zusätzlicher Investitionsprojekte. Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg - 335 - Examenskurs ABWL Kapitalstrukturtheorie Fazit aus These III Unternehmensleitungen können Investitionsentscheidungen unabhängig von der Finanzierungsform der Investition mittels der NBW-Methode und dem Zinssatz Dk treffen. Voraussetzung dafür ist, daß die zusätzlichen Investitionsprojekte das leistungswirtschaftliche Risiko (Investitionsrisiko) des Unternehmens nicht verändern dürfen, da ein geändertes Investitionsrisiko eine Änderung des Kalkulationssatzes Dk nach sich zöge (Y andere Risikoklasse). Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg - 336 - Examenskurs ABWL Kapitalstrukturtheorie Fazit zum Modell der Irrelevanz der Kapitalstruktur nach Modigliani und Miller: 1. Die von den Anteilseignern und Gläubigern gemeinsam geforderte Rendite (durchschnittliche Kapitalkosten) beträgt unabhängig von der Zusammensetzung der Kapitalstruktur Dk (Theorem I). 2. Aus Theorem I folgern MM, daß a) rjEK, die von den Anteilseignern aus ihrem Anteilsbesitz erwartete Rendite, eine lineare Funktion des Verschuldungsgrades des Unternehmens ist (Theorem II) b) Dk, der sog. durchschnittliche Kapitalkostensatz, der geeignete Diskontierungssatz für die Prüfung der Vorteilhaftigkeit zusätzlicher Investitionsobjekte ist, unabhängig davon, wie diese finanziert werden (Theorem III). Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg 3. Examenskurs ABWL Kapitalstrukturtheorie - 337 - Die Hauptaussage des Modells ist, daß auch bei Nicht-Sicherheit auf vollkommenen Kapitalmärkten die Finanzierungsentscheidungen von Unternehmensleitungen ohne Einfluß auf den Reichtum der Anteilseigner sind, weil Investoren durch WP-Mischung oder private Verschuldung das gleiche erreichen können wie die Unternehmensleitungen durch Variation der Kapitalstruktur (Y Arbitrageargument). Anleger können daher ihre durch Finanzierungsmaßnahmen von Unternehmensleitungen "gestörten" optimalen Positionen jederzeit und ohne Nachteile wiedergewinnen. 4. Kapitalstrukturentscheidungen bewirken deshalb nichts, was die Investoren nicht auch bewirken könnten. Kapitalstrukturentscheidungen schließen auch keine Positionen aus, die von Investoren bevorzugt werden. Bestimmte Kapitalstrukturentscheidungen sind deshalb weder besonders nützlich noch schädlich. Sie sind irrelevant. 5. Das Modell sagt nichts darüber aus, wie Investoren ihre individuellen optimalen Positionen bestimmen. Es verlangt nur, daß sie optimale von suboptimalen Positionen unterscheiden können. Weil über die Eigenschaften individueller Positionen nichts gesagt wird, kann im Modell der Rückgriff auf subjektive Präferenzen unterbleiben. Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg D.III. Examenskurs ABWL Kapitalstrukturtheorie - 338 - Static Trade-Off Theory Erweiterung der MM-Welt um Imperfektionen: D.III.1. Steuern a) Einführung einer Unternehmenssteuer auf den Gewinn b) Unternehmensbesteuerung und Besteuerung der Kapitalgeber bei konstanten Steuersätzen c) Unternehmensbesteuerung und Besteuerung der Kapitalgeber bei progressiven Steuersätzen D.III.2. Kosten finanzieller Anspannung D.III.3. Transaktionskosten Ausgangspunkt sei die MM-Welt, d.h. Irrelevanz der Kapitalstruktur auf perfekten Märkten. Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg - 339 - Examenskurs ABWL Kapitalstrukturtheorie D.III.1.a) Einführung einer Unternehmenssteuer auf den Gewinn Konstruktion: C BMG: Ertrag des Unternehmens • vor Zinszahlungen C Abziehbarkeit der FK-Zinsen von der steuerlichen BMG C konstanter Steuersatz sK Auswirkungen der Steuer auf das vollkommen eigenfinanzierte Unternehmen: Vergleich zwischen einem vollkommen eigenfinanzierten Unternehmen und einem teilweise fremdfinanzierten Unternehmen derselben Risikoklasse Die BMG der Steuer beim vollkommen eigenfinanzierten Unternehmen ist der erwartete Periodenerfolg vor Steuern. Damit ergibt sich der MW eines eigenfinanzierten Unternehmens als: MWEK ' ks: Ēvor Steuern @ (1 & sk) ks angemessener Kapitalkostensatz für den Unternehmenserfolg nach Steuern Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg - 340 - Examenskurs ABWL Kapitalstrukturtheorie Auswirkungen der Steuer auf das teilweise fremdfinanzierte Unternehmen: Die BMG dieser Steuer ist der erwartete Periodenerfolg abzgl. der Zinszahlungen (i · FK). Somit fließt folgender Betrag den Eigenkapitalgebern nach Steuern zu: (Ēvor Steuern & i @ FK)@ (1 & sk) Den Fremdkapitalgebern fließen (ohne Steuerbelastung auf Unternehmensebene) Zinszahlungen in Höhe von (i · FK) zu. Somit fließen den Kapitalgebern eines teilweise fremdfinanzierten Unternehmens insgesamt pro Periode zu: Ēnach Steuern ' (Ēvor ' Ēvor Steuern& Steuern i @ FK)@ (1 & sk) % i @ FK @ (1 & sk) % sk @ i @ FK Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Examenskurs ABWL Kapitalstrukturtheorie - 341 - Vergleich der MW von vollkommen eigenfinanzierten (UEK) und teilweise fremdfinanzierten (UFK) U: Der erwartete Periodenerfolg nach Steuern eines vollkommen eigenfinanzierten UEK ist um (s · i · FK) geringer als der eines teilweise fremdfinanzierten Unternehmens. Grund: niedrigere Abflüsse aufgrund von Steuerzahlungen wegen der Abziehbarkeit der FK-Zinsen bei UFK . Der Term (s · i · FK) ist der sog. "tax shield". MW eines teilw. fremdfinanzierten U: MWFK ' Ēvor Steuern ks ' MW EK % ' MW EK @ (1 & sk) % sk @ i @ FK i sk @ i @ FK i % sk @ FK Daraus läßt sich schließen, daß die Kapitalstruktur nicht mehr irrelevant für den MW eines Unternehmens ist. Vor dem Hintergrund der MWMaximierung wäre bei Berücksichtigung dieser Steuer ein maximaler FKAnteil (d.h. 100%) optimal … (MM-Thesen). Ist der tax shield "sicher", dann steht i für den Zinsatz auf sichere Anlagen. Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Examenskurs ABWL Kapitalstrukturtheorie - 342 - zu These II: Eigenkapitalkosten nach Steuern teilweise Fremdfinanzierung: (Ē & i @ FK)(1 & sk) (1) kEK,j,s ' ' Ē (1 & sk)& i @ FK (1 & sk) EK EK eigenfinanziert: F'0 (2) kj,s ' Ē (1 & sk) F'0 F'0 Y Ē (1 & sk) ' kj,s @ MW FK & kj,s @ sk @ FK MW FK & sk @ FK (2) in (1): F'0 kEK,j,s ' kj,s @ MWFK EK F'0 F'0 ' kj,s % kj,s @ F'0 F'0 & kj,s @ sk @ FK & i @ FK (1 & sk) EK EK *MW FK FK FK F'0 & kj,s @ sk @ & i @ (1 & sk)@ EK EK EK F'0 ' kj,s % (1 & sk) @ (kj,s & i)@ FK EK Y immer noch linear steigend, vermindert um (1 - sk) FK ' EK %FK Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg - 343 - Examenskurs ABWL Kapitalstrukturtheorie zu These Ib: Gewichtete durchschnittliche Kapitalkosten nach Steuern Ertrag eines eigenfinanzierten Unternehmens: Ē (1 & sk) gewichtete durchschnittliche Kapitalkosten: Ē (1 & sk) MW FK ' waccs Herleitung des waccs aus dem Marktwert des Unternehmens: MW FK ' 1& sk @ FK Ē (1 & sk) F'0 ' Ē (1 & sk) F'0 kj,s @ MW FK sk @ FK ' MWFK F'0 : MW FK s k @ FK & MW FK * i F'0 waccs ' kj,s @ 1 & Y sk @ i @ FK kj,s MW FK kj,s @ 1 & % *@ k F'0 Ē (1 & sk) MW FK j,s ' wacc s sk @ FK MW FK gewichtete durchschnittliche Kapitalkosten als fallende Funktion der Beleihungsquote. Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Examenskurs ABWL Kapitalstrukturtheorie - 344 - Herleitung des waccs aus allgemeiner Definition der gewichteten Kapitalkosten: waccs = Kosten FK nach Steuern @ Anteil FK + Kosten EK nach Steuern @ Anteil EK waccs ' (1 & sk)@ i @ FK EK % kEK,j,s @ GK GK ' (1 & sk)@ i @ FK EK % kEK,j,s @ EK % FK EK % FK ' (1 & sk)@ i @ FK % EK % FK ' (1 & sk)@ i @ FK EK FK F'0 F'0 % kj,s @ % (1 & s k)@ (kj,s & i)@ EK % FK EK % FK EK % FK ' (1 & sk)@ i @ FK EK FK F'0 F'0 % kj,s @ % kj,s @ (1 & s k)@ EK % FK EK % FK EK % FK & i @ (1 & s k)@ F'0 F'0 kj,s % (1 & sk) @ (kj,s & i)@ FK EK @ EK EK % FK FK EK % FK F'0 EK FK F'0 % kj,s @ (1 & s k)@ EK % FK EK % FK F'0 EK FK FK F'0 F'0 % kj,s @ & kj,s @ sk @ EK % FK EK % FK EK % FK ' kj,s @ ' kj,s @ F'0 ' kj,s F'0 ' kj,s 1 & s k @ FK MWFK F'0 & kj,s @ s k @ FK EK % FK Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Examenskurs ABWL Kapitalstrukturtheorie - 345 - modifizierte These III: Marginale Kapitalkosten nach Steuern (mcoc) C Mindestrendite nach Steuern zur Beurteilung der Vorteilhaftigkeit eines Investitionsprojektes C entsprechen unter bestimmten Annahmen den gewichteten durchschnittlichen Kapitalkosten (wacc) Neue Investition I soll beurteilt werden: Finanzierung durch Eigen- und Fremdmittel: (1) ) I ' ) FK n % ) EK n Änderung des Unternehmenswertes durch Finanzierungsmaßnahmen: (2) ) MW FK ' ) FK 0 % ) FK n % ) EK 0 % ) EK n mit: )FK0: Fremdmittel vor Durchführung von I Änderung in Abhängigkeit von der neuen Investition: ) MWFK ) FK 0 ) FK n ) EK 0 ) EK n % % % )I )I )I )I )I ÆÉÉÈÉÉÇ Annahme ' 0, d.h. altes FK ist sicher (Vorrangstellung) (3) Y ) MWFK )I ' ) EK 0 ) FK n % ) EK n % ' )I )I ÆÉÉÉÉÉÉÉÉÈÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÇ ' 1 I und Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg (4) ) MWFK )I Examenskurs ABWL Kapitalstrukturtheorie - 346 - ) EK 0 ' % 1 )I ) MW FK ! ) EK 0 & 1 >0 Y ' )I )I Veränderung des Reichtums der ursprüngliche Anteilseigner 6 Investition wird nur durchgeführt, wenn Änderung postiv Zur Erinnerung (Wert teilweise fremdfinanzierter Unternehmen): (5) MW FK ' Ē (1 & sk) F'0 kj,s % sk @ FK Veränderung des Unternehmenswertes durch eine Investition, die das Geschäftsrisiko nicht ändert: (6) ) MW FK )I ' ) Ē (1 & sk) ) FK n % sk @ F'0 )I kj,s @ ) I (7) = (6) in (4) ) Ē (1 & sk) ) EK 0 ) FK n % sk @ ' & 1 > 0 F'0 )I ) I kj,s @ ) I Y (8) Y ) Ē (1 & sk) )I > F'0 kj,s @ ) FK n 1 & sk @ )I ' mcoc s Rendite, die Investitionsprojekt erbringen muß, damit Reichtum steigt (× mcocs) Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Examenskurs ABWL Kapitalstrukturtheorie - 347 - Wird für das neue Projekt kein zusätzliches FK benötigt: Y ) FK n ' 0 F'0 mcocs ' kj,s mit steigendem Anteil FK, mcocs 9 F'0 mcocs ' kj,s @ Y ) FK n 1 & sk @ )I F'0 ] wacc s ' kj,s @ 1 & sk @ FK FK % EK existiert ein bestimmter Zielverschuldungsgrad, sind beide Sätze identisch Kapitalkostenverlauf unter Berücksichtigung von Steuern: k kEK,j,s kF=0 j,s F=0 j,s waccs k (1 - sk) i(1 - sk) FK/EK Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Examenskurs ABWL Kapitalstrukturtheorie - 348 - D.III.1.b) Unternehmensbesteuerung und Besteuerung der EK-/ FKGeber bei konstanten Steuersätzen C Unterternehmensbesteuerung wie in 1a), d.h. Abziehbarkeit der FK Zinsen, BMG: •, konstanter Satz sk. + Besteuerung der Zinseinkommen bei FK-Gebern mit konstantem Satz sEK + Besteuerung von Erträgen/Dividenden bei EK-Gebern mit konstantem Satz sEK + Besteuerung von Kursgewinnen mit konstantem Satz s*EK (< sEK) (1) Unternehmensgewinn A ( A ' Ē & (Ē & i @ FK)@ sk & D& i @ FK @ (1 & sEK) ÆÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÈÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÇ einbehaltene Gewinne %(D% i @ FK)@ (1 & sEK) ÆÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÈÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÇ ausgeschüttete Gewinne (2) Optimale Dividendenpolitik ( Max A ' Ē & (Ē & i @ FK)@ sk & D& i @ FK @ (1 & sEK) D %(D% i @ FK)@ (1 & sEK) MA ( ' & (1 & sEK)% (1 & sEK) MD ( ' sEK & sEK < 0 Y D = 0, d.h. vollständige Thesaurierung ist optimal Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Examenskurs ABWL Kapitalstrukturtheorie - 349 - (3) Optimale Kapitalstruktur 6 bei ausschließlicher Erhebung von sk ist 100%-ige Fremdfinanzierung optimal (Fall 1a) 6 in der Realität nicht beobachtbar 6 differenziertes Steuersystem realitätsnäher ( Max A ' Ē & (Ē & i @ FK)@ sk & D& i @ FK @ (1 & sEK) FK %(D% i @ FK)@ (1 & sEK) mit D ' 0 MA ( ( ' i @ sk @ (1 & sEK)& i @ (1 & sEK)% i @ (1 & sEK) > 0 M FK ( ' (sk & 1)(1 & sEK) % (1 & sEK) > 0 ( Y (1 & sEK) > (1 & sk)(1 & sEK) Y Nutzen der Fremdfinanzierung hängt hier vom Verhältnis der Steuersätze ab. Bsp.: Annahme: s*EK = 0, d.h. keine Besteuerung von Kursgewinnen (I) Wenn sk = sEK Y Kapitalstruktur irrelevant (II) Wenn sk > sEK Y vollständige FK-Finanzierung (III) Wenn sk < sEK Y vollständige EK-Finanzierung Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg (4) Examenskurs ABWL Kapitalstrukturtheorie - 350 - Marktwert ( A ' Ē & (Ē & i @ FK)@ sk & D& i @ FK @ (1 & sEK) % (D% i @ FK)@ (1 & sEK) D ' 0 ist optimal ( ( ( A ' Ē @ (1 & sEK)& Ē @ sk @ (1 & sEK)% i @ FK @ sk @ (1 & sEK) ( & i @ (1 & sEK)% i @ FK @ (1 & sEK) ( A ' Ē @ (1 & sk)(1 & sEK) ( % i @ FK @ (1 & sEK) 1 & MWFK ' (1 & sEK) @ (1 & sk) (1 & sEK) A ' Kapitalkosten ( Ē @ (1 & sk)(1 & sEK) ( k @ (1 & sk) (1 & sEK) % i @ FK @ (1 & sEK) i @ (1 & sEK) ( 1& (1 & sEK)@ (1 & sk) (1 & sEK) ( Y MW FK ' MW EK % FK 1 & (1 & sEK) @ (1 & sk) (1 & sEK) ÆÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÈÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÇ "tax shield" im Rahmen dieses Steuersystems Marktwert des teilweise fremdfinanzierten Unternehmens hängt vom Verhältnis der Steuersätze ab. Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Examenskurs ABWL Kapitalstrukturtheorie - 351 - MWFK I. II. III. IV. FK Fall I.: MWFK > MWEK für sEK = s*EK MWFK = MWEK + FK @ sk Y siehe ausschließliche Unternehmensbesteuerung (Fall 1a) Y höchstmögliche Fremdfinanzierung Fall II.: Y MWFK > MWEK für (1 - sEK) > (1 - sk) (1 - s*EK) höchstmögliche Fremdfinanzierung Fall III.: MWFK = MWEK für (1 - sEK) = (1 - sk) (1 - s*EK) Y Kapitalstruktur irrelavant Fall IV.: MWFK < MWEK für (1 - sEK) < (1 - sk) (1 - s*EK) Y vollständige Finanzierung durch EK Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg - 352 - Examenskurs ABWL Kapitalstrukturtheorie D.III.1.c) Unternehmensbesteuerung und Besteuerung der EK-/ FKGeber bei progressivem ESt.-Satz 6 siehe z.B. Miller [1977] Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Examenskurs ABWL Kapitalstrukturtheorie - 353 - Unsicherheit des tax shield “Steuersystem Fall 1a 6 nur Unternehmensbesteuerung C bisher wurde angenommen, daß für FK kein Ausfallrisiko besteht C tax shield kann jedoch nur voll genutzt werden, wenn Vorsteuererträge Zinszahlungen decken C Ungewißheit durch mögliche Änderung der Steuergesetze MWFK = MWEK + BW der Steuerersparnis - BW der Ungewißheit bzgl. der Steuerersparnis MW MW FK BW der Ungewißheit bzgl. der Steuerersparnis MW EK Optimum FK/(FK + EK) Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Examenskurs ABWL Kapitalstrukturtheorie - 354 - D.III.2. Kosten finanzieller Anspannung MWFK = MWEK + BW der Steuerersparnis - BW der Ungewissheit bzgl. der Steuerersparnis - BW der KFA MW BW der KFA MW FK MW EK Optimum FK/(FK + EK) D.III.3. Transaktionskosten Transaktionskosten senken ebenfalls den MW. Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Examenskurs ABWL Kapitalstrukturtheorie - 355 - Sommersemester 1998 A9 Punkt- Aufgabe 9 zahl Kapitalstrukturtheorie: MM und Dividendenpolitik (4) a) Definieren Sie den Begriff Kapitalstruktur. Worin besteht die Fragestellung der Kapitalstrukturtheorie? (30) b) Erläutern Sie die Thesen des (Grund-)Modells von Modigliani und Miller. Beweisen Sie die Gültigkeit von These I formal für ein Marktungleichgewicht (MWF>MWE). Unterstellen Sie hierbei den Einsatz identischer Mittel. Beschreiben Sie ausführlich (drei Beispiele), wodurch der Anpassungsprozeß beeinträchtigt werden könnte. (16) c) Welche Bedeutung hat die Dividendenpolitik eines Unternehmens im Modell von Modigliani und Miller? Legen Sie Ihren Ausführungen folgende Situationen zugrunde: 1) keine Steuern (Grundmodell); 2) proportionale Besteuerung des Unternehmenserfolges, Fremdkapitalzinsen sind bei der Ermittlung der Bemessungsgrundlage abziehbar; 3) wie 2), zusätzlich proportionale Besteuerung auf Kapitalgeberebene (sek für Zinsen und Dividenden, Sek* für Kursgewinne). Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg - 356 - Examenskurs ABWL Kapitalstrukturtheorie Sommersemester 1998 A9 a) Definition: Aufteilung der gesamten zur Finanzierung (der Investitionen) eines Unternehmens benötigte Mittel in von Eigentümern bereitgestellte (EK) und von Gläubigern bereitgestellte Mittel (FK) Fragestellung: 6 Hat die Art der Aufteilung einen Einfluß auf das Unternehmensziel MW-Maximierung? 6 existiert ein bestimmtes Verhältnis von EK und FK, bei dem der Unternehmenswert maximal wird? 6 Wenn Wert beeinflußbar ist, welche Politik sollten Unternehmen verfolgen, um Maximum zu erreichen? b) Grundsatz: Irrelevanz der Kapitalstruktur, d.h. Finanzierungsaufteilung (EK / FK) ist ohne Einfluß auf den Marktwert des Unternehmens These I 6 MW unabhängig von Kapitalstruktur 6 Diskontierung der erwarteten Gewinne mit Kalkulationszins der Risikoklasse MWj ' EKj % FKj ' Ēj Dk Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg 6 - 357 - Examenskurs ABWL Kapitalstrukturtheorie Finanzierungsentscheidung ist nur Vorentscheidung 6 private Verschuldung / Anlage ermöglicht jede beliebige Position 6 durchschnittlicher Kapitalwert ist unabhängig von der Finanzierungsentscheidung Dk ' Ēj EKj % FKj These II 6 EK-Kosten als linear steigende Funktion des Verschuldungsgrades EK rj ' Dk % (Dk & i) @ 6 FKj EKj FK ist Festbetragsempfänger 6 Risiko der Residualeinkommensempfänger 6 EK-Geber fordern für Risiko Zuschlag r EK D k i FK/EK Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg - 358 - Examenskurs ABWL Kapitalstrukturtheorie These III 6 keine Projektfinanzierung: Investitionsentscheidung unabhängig von Finanzierungsentscheidung 6 Vorteilhaftigkeitskriterium: D* > Dk, dann NBW > 0 6 leistungswirtschaftliches Risiko muß gleich bleiben Arbitragebeweis: Fall 2: MWF > MWE Der Anleger ist ursprünglich in UF (EK und FK) investiert, dieses Unternehmen ist aber überbewertet, daher erfolgen Arbitragetransaktionen. Es resultiert ein Arbitragegewinn dadurch, daß der Anleger seine Erträge aus UF verkauft. Aus dem Veräußerungserlös und aufgenommenen FK kauft er dann Anteile an UE. Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Aktion des Investors Examenskurs ABWL Kapitalstrukturtheorie - 359 Mitteleinsatz Ertrag + a·EKF = a·[MWF - FKF] -a · [• - i · FKF] Ausgangssituation: a·EKF 1. Verkauf: a·EKF (a·Aktienkap. an UF) 2. (Ertrag aus UF) Kauf des Anteils s1 · EKE = an : EKE dazu - a · EKE - - a · FKF = +a Einsatz des Ver- - a @ MWF = @(MWF/MWE) @ kaufserlöses - a @ (MWF/EKE) @ EKE = • und des - a @ (MWF/MWE) @ EKE - a · i · FKF aufgenommenen + a · FKF Kredites )))))))))))))))))))) (private Verschuldung) = - a·[MWF - FKF] Summe (1. + 2.) =0 + a @(MWF/MWE @ • - •) Ein positiver Arbitragegewinn ist demnach möglich für: (MWF/MWE) @ • > •, d.h. wenn MWF > MWE bzw. MWF MWE > 1 was annahmegemäß der Fall war. Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg - 360 - Examenskurs ABWL Kapitalstrukturtheorie Anpassungsprozeß behindert: wenn Annahmen des Modells verletzt sind (Prämissenkritik und -erweiterung) z.B.: 6 TAK: entstehen Kosten beim Verkauf des Anteils, Kauf des neuen, so wird Arbitragegewinn nicht in selber Höhe entstehen. 6 Steuern: tax shield 6 Wert des verschuldeten Unternehmens ist höher mit Steuervorteil des FK auf Unternehmensebene; Investor kann denselben Vorteil nicht selbst erzielen Y MW-Differenz bleibt bestehen. 6 Informationsineffizienzen: die MW-Divergenz wird den Marktteilnehmern nicht deutlich, wenn der Markt nicht effizient ist (Fama); Börsenkurs verhält sich dann auch nicht proportional zum Unternehmenswert. 6 keine Identität von Unternehmens- und privater Verschuldung (TAKVariante): wenn private schlechtere Konditionen bekommen oder mehr Sicherheit stellen müssen. 6 Agency-Kosten: normal unterstellt, daß = 0; wenn aber zwischen EK und OM Divergenzen, dann hat FK passive Kontrollierung Y ggf. gerechtfertigte Unterschiede zwischen MWF und MWE Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg - 361 - Examenskurs ABWL Kapitalstrukturtheorie c) 1) Dividendenpolitik ist irrelevant im Modell ohne Steuern 6 MW (=) wird ermittelt aus abgezinsten Erträgen, unabhängig von der Ausschüttungsquote 6 Investitionsprogramm (und damit •) ist vorgegeben 6 da unterstellt wird (wie MM annehmen), daß im Interesse der Anteilseigner gehandelt wird, werden Erträge einbehalten, die für Investitionsprogramm benötigt werden 6 Rest wird ausgeschüttet 6 Mehrausschüttung ohne Änderung der Verschuldung und des Investitionsprogramms kann nur durch Ausgabe neuer Aktien erfolgen. 6 Werttransfer von alten zu neuen Aktionären; Wertverlust entspricht genau der Extradividende. 6 bei Extra-D.: Wert der Aktie fällt; n (Zahl der Aktien) = konstant 6 wenn Aktionäre Geld benötigen, können sie einen Teil der Aktien verkaufen 6 bei Verkauf: Wert der Aktien konstant; N (Zahl der Aktien) fällt Y 6 Aktionäre zahlen keinen Extrapreis für Aktien mit hoher Dividende; sie können durch Verkauf selbe Situation erreichen 6 Dividendenpolitik ist irrelevant!! Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg 2) Examenskurs ABWL Kapitalstrukturtheorie - 362 - Die gleiche Aussage hält auch bei ausschließlicher Besteuerung auf Unternehmensebene Y Steuervorteil des FK führt im Extremfall zu 100% Fremdfinanzierung Y Dividendenpolitik? Wenn dennoch mit heterogenen Parten finanziert wird, hält Aussage zur Irrelevanz, solange nicht Thesaurierung und Einbehaltung unterschiedlich besteuert werden. 3) proportionale Besteuerung auf Kapitalgeberebene Unternehmensgewinn: ( A ' Ē & (Ē& i @ FK)@ sk & D& i@ FK @ (1 & sEK) ÆÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÈÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÇ einbehaltene Gewinne %(D% i @ FK)@ (1 & sEK) ÆÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÈÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÉÇ ausgeschüttete Gewinne ( Max A ' Ē & (Ē& i @ FK)@ sk & D& i@ FK @ (1 & sEK) D %(D% i @ FK)@ (1 & sEK) MA ( ' & (1& sEK)% (1& sEK) MD ( ' sEK & sEK < 0 Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg - 363 - Examenskurs ABWL Kapitalstrukturtheorie Wenn sEK > S*EK, dann ist vollständige Thesaurierung vorteilhaft. Für Niedrigdividendentitel werden Anleger bereit sein, mehr zu zahlen, weil sie den Steuervorteil der Kursgewinne nicht selber reproduzieren können. Wenn sEK = S*EK, ist immer noch Thesaurierung optimal, weil Zeitpunkt der Realisierung der Kursgewinne und damit Zeitpunkt der Besteuerung selbst bestimmt werden kann Y Zinsgewinn Wenn sEK < S*EK, (kaum denkbar), dann vollständige Ausschüttung.