Mit Reggae und Propheten

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Mit Reggae und Propheten
UNSERE WOCHE
KULTURTAG
Mit Reggae und Propheten
Der Jewish Culture Day in der Heinrich-Böll-Stiftung
03.09.2015 - von Alice Lanzke
Ein Performance-Vortrag über die Epoche der klassischen Prophetie Israels, eine
Podiumsdiskussion zum Thema »Jüdische Künstler in Berlin« und ein Konzert des
jüdisch-amerikanischen Reggae-Sängers Matisyahu: Der Jewish Culture Day 2015 der
Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung am Montag in Berlin wartete mit einem äußerst diversen
Dreiklang auf. Mit dem Abend jüdischer Kultur sei die Stiftung eingesprungen für die in diesem
Jahr nicht stattfindenden Jüdischen Kulturtage, erklärte Ralf Fücks, Vorstand der Stiftung, zur
Begrüßung.
Den Anfang machte der australische Wissenschaftler David Solomon, der dafür bekannt ist,
komplexe Themen des Judentums in 60 Minuten zusammenzufassen. Unter dem Titel »Eine
prophetische Revolution in einer Stunde« bot der Publizist eine unterhaltsame und dennoch
lehrreiche Vorlesung über die prophetische Ära um das 8. und 7. Jahrhundert v.d.Z.
AUTHENTISCH Mithilfe einer meterlangen Papierbahn und dicker Filzstifte stellte Solomon die
zwölf kleinen Propheten vor und erklärte ihren revolutionären Einfluss auf das jüdische
Gottesbild. »Die Propheten Israels entdeckten, dass Gott ein ethisches Leben von uns verlangt, mit
einer Gesellschaft in Balance«, sagte der Wissenschaftler. Der Weg dorthin bestehe in einem
authentischen Leben – eine Schlussfolgerung, die nie an Aktualität verliere.
Unter dem Motto »How to Be Berlin?« – angelehnt an den Werbeslogan »Sei Berlin« –
diskutierten im Anschluss die beiden Schriftstellerinnen Mirna Funk und Olga Grjasnowa, der
Maler Alexander Iskin sowie Nicola Galliner, Leiterin des Jüdischen Filmfestivals
Berlin-Brandenburg, über das Leben und Arbeiten jüdischer Künstler in Berlin.
Die Diskussion bewegte sich allerdings schnell weg von ihrem titelgebenden Thema und kreiste
stattdessen um jüdische Identität, Antisemitismus und die aktuelle Flüchtlingsdebatte.
© Jüdische Allgemeine - Wochenzeitung für Politik, Kultur und Jüdisches Leben
http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/23219
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UNSERE WOCHE
MATISYAHU Den Abschluss des Abends bildete der mit Spannung erwartete Auftritt von
Matisyahu. Der jüdische Musiker war beim Reggae-Festival Rototom Sunsplash in Ostspanien
zunächst aus-, nach Protesten aber wieder eingeladen worden. In der Böll-Stiftung präsentierte er
nun – nur begleitet von einem Gitarristen – ein intimes akustisches Konzert, mit dem der
36-Jährige gleichzeitig seine Europatournee beendete.
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