KONZEPTION Individualpädagogische Betreuung Voerde

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KONZEPTION Individualpädagogische Betreuung Voerde
KONZEPTION
Individualpädagogische Betreuung
Voerde
familienanalog vollstationär
Ein Betreuungskonzept
für Kinder und Jugendliche mit erhöhtem pädagogischen
Betreuungsbedarf und psychopathologischer Befundlage
Gesetzliche Grundlage: §§ 27 ff,
§ 34 SGB VIII, § 35 SGB VIII, § 35a SGB VIII sowie § 41 SGB VIII
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Mitarbeiter/-innen der Betreuungsstelle
Dorothea Doğdu
Erzieherin
Waldorfpädagogin
Eurythmistin
Ümit Doğdu
Schreiner
Waldorfpädagoge
Ausbildung in
Handwerk und bildende
Kunst
Ergänzende und Begleitende Fachkräfte
Dr. med. Khalid Murafi
Ärztliche und Psychotherapeutische Leitung
Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie
und –psychotherapie
Psychotherapie
Prozessdiagnostik
Fallbegleitung und Beratung
Dirk Bechatzek
Koordinator Psychiatrie und Jugendhilfe
Dipl. Sozialarbeiter
Weiterbildung in systemischer,
ressourcenorientierter Familienberatung
Päd. Suchttherapeut (LWL)
Fachsozialarbeiter für Klinische Sozialarbeit
(ZKS)
Gisela Bohm
Leitung – Koordination stationäre
Jugendhilfe
Anamnese und Beratung
Diplom Sozialpädagogin
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Inhaltsverzeichnis
1.
Leitgedanken ....................................................................................................... 4
2.
Gesetzliche Grundlage ........................................................................................ 6
3.
Zielgruppe ............................................................................................................ 6
4.
Aufnahmekapazität .............................................................................................. 7
5.
Aufnahmeverfahren ............................................................................................. 8
6.
Allgemeine Betreuungsleistungen ..................................................................... 8
7.
Die Prozessleistungen ...................................................................................... 11
7.1
7.2
7.3
7.4
7.5
7.6
7.7
8.
Pädagogische Leistungen ................................................................................... 11
Therapeutische Leistungen ................................................................................. 11
Leistungen zur schulischen oder beruflichen Entwicklung und Förderung ........... 11
Psychosoziale Leistungen ................................................................................... 11
Ärztliche Versorgung ........................................................................................... 11
Zusammenarbeit.................................................................................................. 12
Gemeinwesenorientierte Arbeit, Kooperation mit Behörden und Institutionen ..... 12
Die Mitarbeiter und ihre Qualifikationen .......................................................... 12
9.
Finanzierung ...................................................................................................... 13
10.
Qualitätssicherung ............................................................................................ 13
10.1
10.2
10.3
10.4
Qualität als Aushandlungsprozess ...................................................................... 13
Kreislauf der Qualitätsentwicklung ....................................................................... 13
Gestaltung der Angebotsstruktur ......................................................................... 13
Ziele und Maßstäbe, Schlüsselprozesse und Merkmale sowie Indikatoren
der Qualitätsentwicklung ..................................................................................... 14
10.5 Maßnahmen und Instrumente zur Gewährleistung von Qualität .......................... 15
10.6 Dialogpartner und Beteiligung ............................................................................. 16
10.7 Partizipation und Beschwerde als Qualitätsmerkmal ........................................... 17
KLINISCHE SOZIALARBEIT ........................................................................................ 18
Abgrenzung zur Kliniksozialarbeit .................................................................................. 19
Handlungsmethoden ...................................................................................................... 19
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1.
Leitgedanken
Die letzten Jahre zeigen eine deutliche Veränderung der Bedarfe im Rahmen der
Jugendhilfe. Immer mehr zu betreuende Klienten zeigen neben den Defiziten im
sozioemotionalen Bereich und der Persönlichkeitsentwicklung darüber hinausgehende
seelische Erkrankungen oder schwerwiegende psychiatrische Erkrankungen.
1-2-GO! GMBH - KLINISCHE JUGENDHILFE
sieht sich als Anbieter eines Modells für zukünftig notwendige Veränderungsprozesse im
Rahmen der Jugendhilfe sowie Kinder- und Jugendpsychiatrie.
Die bis dato üblicherweise ausreichenden pädagogischen und sozialpädagogischen
Mittel für einzelne Kinder und Jugendliche erscheinen nicht im gleichen Maße wie bisher
Ihre Wirksamkeit zu entfalten.
Viele Betreuungsstellen aber auch die verantwortlichen Institutionen mit der sich
bietenden Phänomenologie dieser Klienten sind oftmals vor dem Hintergrund fehlender
oder unzureichenden Hilfsmitteln, u. a. psychiatrische und medizinische Bausteine, trotz
der bisherigen Erfahrungswerte verstehbar überfordert.
Die Folge ist zumeist häufige Hilflosigkeit und mangelnde Planungssicherheit für das
weitere Vorgehen im Sinne des tatsächlichen individuellen Hilfebedarfs, mit der Folge
von häufig wechselnden Einrichtungen und Klinikaufenthalten.
Gerade der wichtige Faktor der Beziehungskontinuität ist vor diesem Hintergrund nicht
mehr sicherzustellen. Dies bedingt in der Folge gerade in den wichtigen Entwicklungsphasen eine weitere Kumulation von Risikofaktoren und eine Vergeudung von
Ressourcen sowohl personal als auch materiell.
Eine ausreichende Vernetzung der notwendigen Hilfen Entwicklungsbegleitung, Schule
und Ausbildung, Seelische Gesundheit scheint aufgrund der starren Sektorengrenzen,
getrennten Verantwortlichkeiten sowie entkoppelten Finanzierungsquellen sehr
schwierig.
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1-2-GO! GMBH - KLINISCHE JUGENDHILFE stellt unter einem Dach die notwendigen
Entwicklungsräume sowie den individuellen Hilfebedarf analog der ermittelten Hilfeplanung unter professioneller Berücksichtigung der komplizierten seelischen
Erkrankungen und medizinischer psychiatrischer Behandlung zur Verfügung.
1-2-GO! GMBH - KLINISCHE JUGENDHILFE setzt bei klar strukturierten Vorgehensweisen von der Eingangsdiagnostik umfassende Hilfeplanung bis hin zur Prozessgestaltung mit ständig möglicher zeitnaher Adaption an aktuellen Entwicklungsprozessen
an.
Dies kann die notwendige Kontinuität in der oft kurzen verbleibenden Zeit des Kindes
und Jugendlichen sicherstellen und einen Übergang in eine möglichst lebensweltnahe
Situation ermöglichen. Hier gilt der Grundsatz: “Soviel Normalität wie möglich“
Neben den unmittelbar auf den anvertrauten Klienten bezogenen Prozessen führen die
ganzheitlichen Versorgungsstrukturen auch zu einer zunehmend umfassenderen
Verständnis- und Betreuungsmöglichkeit jedes einzelnen Mitarbeiters und somit ebenfalls zu einer optimierten Begleit- und Haltefähigkeit.
Beispielhaft soll hier nur der gesicherte Transfer von Störungswissen in Richtung
Pädagogik und die zeitnahe und umfassende Weitergabe von beobachteten
Phänomenen in Richtung Psychotherapeut und Psychiater zur Optimierung der
Behandlung erwähnt werden.
Krisen können vor diesem Hintergrund mit einer höheren Wahrscheinlichkeit vermieden
werden und professioneller in der Einrichtung begleitet und überwunden werden. Auch
wird ein früheres Erkennen von Fehlentwicklungen und damit Frühintervention
ermöglicht.
Die Sektorenübergreifende Struktur spiegelt sich auch in der Angebotsvielfalt und der
damit bestehenden Individualisierungsmöglichkeit der Einrichtung wieder.
Das Angebot der 1-2-GO! Individualpädagogische Betreuung Voerde ist Teil dieses
Leitgedankens und Anbieter stationärer Jugendhilfe nach den beschriebenen
Anforderungen.
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2.
Gesetzliche Grundlage
Als gesetzliche Grundlage für die Betreuung in der 1-2-GO! Intensivpädagogische
Betreuung Voerde gilt §27ff SGB VIII, § 34 SGB VIII, § 35/35a SGB VIII und § 41 SGB
VIII.
3.
Zielgruppe
1-2-GO! GMBH - KLINISCHE JUGENDHILFE
ist ein Hilfsangebot für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, für die eine
fachübergreifende sowie betreuungsintensive stationäre Jugendhilfebetreuung
erforderlich ist.
Die 1-2-GO! Individualpädagogische Betreuung Voerde richtet sich im Angebot
speziell an Kinder und Jugendliche, mit erhöhtem Bedarf an Beziehungsnähe und
Kontinuität. Die Aufnahme erfolgt in einer Familie mit drei leiblichen Mädchen.
In der 1-2-GO! Individualpädagogische Betreuung Voerde werden Kinder und
Jugendliche aufgenommen, die sich akut in schwierigen Lebens- und Krisensituationen
befinden, mit sozial und emotional gestörten Persönlichkeitsentwicklungen, u.a. wenn:
• eine hohe Problembelastung des Herkunftsmilieus bei den Kindern und
Jugendlichen zu vielfältigen und gravierenden Entwicklungsstörungen geführt
hat,
• Kinder und Jugendliche als verhaltensauffällig, dissozial zu bezeichnen sind,
• ihre Erziehung und Entwicklung auch mit stützenden und ergänzenden Hilfen im
Herkunftsmilieu nicht sichergestellt werden kann,
• wegen erheblicher Beziehungsstörungen die Kinder und Jugendlichen prinzipiell
nicht in der Lage sind, Regeln und Normen zu akzeptieren.
Die Sektorenübergreifende Struktur, Jugendhilfe und Psychiatrische Hilfe "unter einem
Dach", ermöglicht die entsprechende Angebotsvielfalt.
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So können Kinder und Jugendliche in der 1-2-GO! Individualpädagogische Betreuung
Voerde sozialpädagogisch in einem jugendhilfegerechten Lebensraum betreut werden
und gleichzeitig die medizinische Versorgung, entsprechend des persönlichen
Störungsbildes mit Krankheitswert in Anspruch nehmen u. a. mit folgend aufgelisteten
Diagnosen, bzw. Verdachtsdiagnosen:
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Regulationsstörungen der Aufmerksamkeit, Impulsivität und Aktivität
Emotionale Konflikte im Zusammenhang mit überdurchschnittlicher Begabung
Neurosen, Psychosen und Persönlichkeitsstörungen
Traumafolgeerkrankungen und Dissoziative Störungen
Suchterkrankungen
Selbstverletzendes Verhalten
Essstörungen
Verhaltensauffälligkeiten bei geistiger Behinderung und hirnorganischen
Erkrankungen
Autismus und Schizotypie
Mediensucht
Amokimpulse und Gewaltphantasien
Auffälligkeiten im Rahmen der sexuellen Entwicklung
Im Rahmen des Clientzentrierten Ansatzes wird die Integration auch schwieriger
familiärer Systeme oder sozialer Umfelder des zu Betreuenden als Herausforderung
angesehen und im Besonderen auch die Mitbetreuung seelisch erkrankter Eltern sofern
dem Kind dienlich sichergestellt.
Elternarbeit wird generell als wichtiger Bestandteil der Hilfe angesehen. Individualisiert
und in Absprache mit dem fallführenden Jugendamt wird diese prozesshaft gestaltet.
Dabei bleibt die Entwicklung des uns anvertrauten Kindes als maßgeblich im Fokus und
bestimmt die zu installierende Nähe oder Distanz der Eltern zum Hilfeangebot.
4.
Aufnahmekapazität
Die Betreuungsstelle 1-2-GO! Individualpädagogische Betreuung Voerde verfügt
über einen vollstationären Plätze für Mädchen oder Jungen.
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5.
Aufnahmeverfahren
Die Aufnahme erfolgt generell im Geltungsbereich des SGB nach den gesetzlichen
Normen entsprechenden Entgeltvereinbarungen. Jede Aufnahme setzt die qualifizierte
Prüfung und Entscheidung im Wege der normierten Mitwirkung und Hilfeplanung voraus.
Das Leistungsspektrum umfasst planmäßige Aufnahmen, aber auch Notaufnahmen,
Krisenintervention und Klärung der Perspektive (nach eingehender Anamnese und
pädagogischer Diagnostik).
Neben den stationären aber auch ambulanten Angeboten, sind auch
individualpädagogische Maßnahmen im Ausland als ergänzende Maßnahmen
unabdingbar. In diesen Zeitabschnitten/Betreuungsabschnitten, ist die seelischgesundheitliche Begleitung sichergestellt
6.
Allgemeine Betreuungsleistungen
In der 1-2-GO! Individualpädagogische Betreuung Voerde lebt das Kind bzw. der/die
Jugendliche im Einzelzimmer und wird in die Familienstruktur aufgenommen. Dies
schafft ein Maximum an Sicherheit und Kontinuität in der angebotenen Beziehung. Die
Struktur lebt ein funktionierendes Familiengefüge vor und bindet koedukativ ein.
Als 1-2-GO! Individualpädagogische Betreuung Voerde bietet sie den Kindern und
Jugendlichen Schutz und Geborgenheit, regelmäßige Alltagsversorgung und die
Möglichkeit, über ihre Sorgen und Probleme zu sprechen. Für eine diagnostische
Einschätzung ist neben der Beobachtung der Kinder im Gruppenleben die Koordination
aller am Hilfeprozess beteiligten Stellen erforderlich (Mitarbeiter, Eltern, Jugendämter,
Schulen/Ausbildungsstätten, Ärzte, Psychologen usw.).
Im Familienalltag findet die Förderung von Fähigkeiten und besonderen Ressourcen des
Kindes oder Jugendlichen einen wichtigen Raum. Gerade hier gilt es oft, jahrelange
Fehlentwicklungen zu korrigieren und befriedigende alternative Möglichkeiten der
Selbstentfaltung aufzuzeigen und pädagogisch zu planen. So erachten wir für die bei uns
lebenden Kinder und Jugendlichen vor allem die Ermöglichung neuer, korrigierender
Beziehungserfahrungen, die Förderung der gesamten Persönlichkeitsentwicklung und
des Sozialverhaltens, insbesondere von Ich-Stärke, Selbstbewusstsein und
Selbstwertgefühl als zentral.
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Da viele Kinder und Jugendliche aufgrund ihrer Erlebnisse eine tiefe Unsicherheit
bezogen auf Erwachsene (aber auch auf sich selbst) zeigen, haben sie häufig ein
starkes Bedürfnis, die Kontrolle über neue Situationen und Beziehungen zu bekommen.
Eine vorhersehbare Alltagsstruktur sowie klare Beziehungsangebote seitens der
Erwachsenen dienen zur Vermeidung und Reduzierung von Stress, der bei diesen
Kindern und Jugendlichen schnell ausgelöst werden kann. Die Kinder und Jugendlichen
sollen die Erwachsenen als verlässlich erleben.
In der alltäglichen Arbeit wird auf das für viele Kinder und Jugendliche bisher
ungewohnte Einhalten von Regeln und Rituale geachtet, um durch Orientierung und
Wertebezug Sicherheit zu vermitteln. Die Zusammenarbeit mit den Herkunftseltern ist
uns auch vor dem Hintergrund der Loyalitätsbindung der Kinder und Jugendlichen zu
den Eltern ein wichtiges Anliegen. Hierbei möchten wir den Eltern vermitteln, dass sie
immer die Eltern ihrer Kinder bleiben und dass sich Kinder nur erziehen lassen, wenn die
Eltern mit den MitarbeiterInnen gut zusammenarbeiten.
In der 1-2-GO! Individualpädagogische Betreuung Voerde werden vielfältige,
alltagstaugliche Angebote gemacht. Das Wohnhaus, sowie ergänzende Gebäude wie
Scheune, Atelier ein weiteres Wohngebäude befinden sich auf dem Grundstück des
ehemaligen Hofes.
Die Eheleute beschreiben den von ihnen geschaffenen Ort folgendermaßen:
Wir leben in einem Umfeld mit vielen Betätigungsfeldern, die verschiedene
Entwicklungsmöglichkeiten erlauben. Wir wohnen in ländlicher Umgebung mit intakten
Bauernhöfen in unmittelbarer Nachbarschaft, zu denen ein enger Kontakt besteht. Auf
unserem Hof werden in der kalten Jahreszeit alle drei Wohnungen mit einer zentralen
Holzheizung befeuert. Das Holz hierfür wird von uns gestapelt (70m3). Unser 3500 m²
großes Grundstück muss regelmäßig mit Aufsitz- und Handrasenmäher gemäht werden,
der Gemüse- und Blumengarten sowie die Obstbaumwiese bedürfen der ganzjährigen
Pflege. Diverse bauliche Maßnahmen werden in Eigenleistung geplant, koordiniert und
ausgeführt. Neben Bildhau-, Bogenbau-, Messermachkursen gibt es ein reges kulturelles
Leben wie Hoffeste mit vielen Darbietungen und dem Feiern von Jahreszeitenfesten, und
auch sonst regen Besuch von Schülern, Eltern der Schule, Kollegen und Freunden, die
gerne helfen oder einfach nur anwesend sind.
Die Möglichkeiten zum Reiten und Musizieren werden hier ebenso reichlich genutzt wie
regelmäßiges Schwimmen und Schlittschuhlaufen. Je nach Saison.
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Weitere Mitbewohner, die hier liebevoll umhegt und versorgt werden sind: drei Ziegen,
ca. 13 Hühner und etwa zwei Katzen.
Als wichtigste, pädagogische Angebote und Werteverständnis werden von der 1-2-GO!
Individualpädagogische Betreuung Voerde beschrieben und gelebt:
Wir haben drei eigene Kinder und leben seit neun Jahren auf einem ehemaligen
Bauernhof. Wir möchten allen zusammen ein kindgerechtes Aufwachsen ermöglichen,
das heißt, ein Umfeld bieten mit viel Raum und Ruhe zur Entfaltung der eigenen
Fähigkeiten. Wir wollen die Kinder und Jugendlichen durch unsere Begeisterung und
Freude am Tun mitnehmen und durch unsere vielseitige Aktivität ihren eigenen Willen
zur Entfaltung und die Entwicklung ihrer Individualität anregen. Da das Zusammenleben
eine geordnete Tagesstruktur erfordert, entwickeln sich Gebräuche und Gewohnheiten,
die einen Halt und Sicherheit geben können. Durch Familie und Beruf haben wir viel
positive Erfahrung im Umgang mit Kindern und Jugendlichen und viel Freude an der
Begleitung ihrer Entwicklung.
In der 1-2-GO! Individualpädagogische Betreuung Voerde leben:
Das Ehepaar
Herr Doğdu * 1966,
Frau Doğdu * 1969
mit ihren 3 leiblichen Kindern, drei Mädchen geb. 2002, 2003 und 2005.
Für das örtliche Jugendamt werden seit Jahren Kinder im Rahmen der Tagespflege
betreut.
Alle Kinder werden gleichermaßen, aber auch im Rahmen des individuell Möglichen in
den Alltag eingebunden. Grundlegend wird viel Wert auf Gesundheit und Ernährung
gelegt. Die Erwachsenen ernähren sich vegetarisch.
Der Bauernhof befindet sich in Löhnen, einem Dorf mit 400 Seelen. Drei Kilometer weiter
ist die Stadt Voerde mit eigenem Bahnhof, von dem aus man in jede Stadt gelangen
kann, und die eine gute Infrastruktur bietet. Ein Badesee, der uns regelmäßig erfreut,
liegt sechs Kilometer entfernt. In ähnlicher Entfernung liegen diverse
Freizeitmöglichkeiten wie Kino, Freibad, Eislaufhalle, Reiterhöfe, Waldanlagen und auch
der Rheindeich. Alles ist mit Bus oder Fahrrad gut zu erreichen.
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7.
Die Prozessleistungen
Der Hilfeprozess insgesamt wird wesentlich von nachstehenden Handlungsweisen
bestimmt. Der interdisziplinäre Grundgedanke findet sich hier wieder, die Leistung der 12-GO! Individualpädagogische Betreuung Voerde ist dabei eine reine
Jugendhilfeleistung.
7.1
Pädagogische Leistungen
als strukturierende Ziel- und Prozessorientierung am zu betreuenden Menschen
(Stichworte: Sozialpädagogik, Schul- und Ausbildungspädagogik, Arbeits- und
Beschäftigungspädagogik), wodurch eine am Hilfeplan orientierte und kontrollierte Praxis
gewährleistet wird.
7.2
Therapeutische Leistungen
als systematische und kontrollierbare alltägliche Einflussnahme mit der Zielsetzung,
Störungen und unsicheres, konflikthaftes Verhalten der zu betreuenden Menschen zu
beheben oder zu lindern und lebenspraktische Fähigkeiten zu vermitteln und zu stärken.
7.3
Leistungen zur schulischen oder beruflichen Entwicklung und Förderung
als Nachschulungsmaßnahmen (Vorbereitung des Schulabschlusses), als Berufsfindungsmaßnahmen, Teilnahme an der schulhinführenden Maßnahme in Kooperation
mit der Kaspar-Xchange GmbH, Projekte und Praktika, als Arbeitstrainings- und
Beschäftigungsmaßnahmen (Motivation, Stützung, Reifung, Training als wesentliche
Eingliederungshilfen).
7.4
Psychosoziale Leistungen
als Mittler-Funktion zwischen dem hilfebedürftigen Menschen und den gesellschaftlichen
Anforderungen mit dem Ziel, pädagogische und therapeutische Zusammenarbeit und
Prozesse zu stützen, aber auch als Abfederung von Problemen.
7.5
Ärztliche Versorgung
Die ärztliche Versorgung am Projektstandort ist durch niedergelassene Ärzte und
kooperierende Notfallambulanzen gesichert. Darüber hinaus beauftragt 1-2-GO! GMBH KLINISCHE JUGENDHILFE regelmäßig Ärzte und Therapeuten mit entsprechender
Qualifikation u. a. im psychiatrischen Bereich. Die Aufgabenbereiche umfassen im
weitesten Sinne auch das medizinische Management. Dies geschieht im Einzelfall nach
Vereinbarung als Zusatzleistung über Fachleistungsstunden.
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Diese kontinuierliche Betreuung durch externe Fachkräfte ermöglicht es, durch
rechtzeitige Prävention und Krisenintervention somatische und psychische Krisen zu
reduzieren und somit auch Klinikaufenthalte zu vermeiden.
7.6
Zusammenarbeit
mit dem Jugendamt (Stichworte: Berichtswesen in vereinbarten Zeitabständen oder auf
Anforderung, hilfeplanorientierte Aktualisierung von Hilfekonzepten, Kooperation,
Koordination und Absprache unterschiedlicher Aufgaben, Interessen und Funktionen im
Rahmen der gemeinsamen Verantwortung und des Hilfezieles).
7.7
Gemeinwesenorientierte Arbeit, Kooperation mit Behörden und Institutionen
Die Betreuungsstelle 1-2-GO! Individualpädagogische Betreuung Voerde steht im
regen Austausch mit ortsansässigen Vereinen, Behörden und Schulen.
Vereinsanbindungen, die dem Freizeitwunsch der anvertrauten Kinder und Jugendlichen
entsprechen, werden gefördert und aktiv unterstützt. Eine soziale Einbindung an örtliche
Strukturen ist ausdrücklich gewünscht.
Dies schließt auch notwendige Kooperationen mit Behörden und Schule ein. Eine aktive
Unterstützung und Begleitung ist selbstverständlich. Ein enger Austausch mit Vertretern
der Schulen ist unerlässlich für einen positiven Gesamtverlauf.
8.
Die Mitarbeiter und ihre Qualifikationen
Die Betreuungsarbeit verlangt von den Mitarbeitern ein hohes Maß an fachlicher und
persönlicher Stabilität und Sicherheit. Bei der Betreuungsstelle 1-2-GO!
Individualpädagogische Betreuung Voerde sind mit Herrn und Frau Doğdu
kenntnisreiche, fachlich qualifizierte und in der Betreuung erfahrene Mitarbeiter tätig. Sie
verfügen über spezielle Erfahrung in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen aus
psychopathologischen Kontexten heraus.
Die Kernfamilie wird stets unterstützt durch Begleitung, Beratung, Supervision, Fort- und
Weiterbildungen.
Die Betreuungsarbeit wird durch multifunktionelle qualifizierte Beratung und Supervision,
u. a. durch die Koordination oder durch kompetente externe Honorarkräfte kontinuierlich
begleitet. Es werden externe Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen angeboten.
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9.
Finanzierung
Für die Betreuungsstelle 1-2-GO! Individualpädagogische Betreuung Voerde werden
Entgeltvereinbarungen gem. der gesetzlichen, auf Länderebene vereinbarten Normen
getroffen. Nur für über den Standard hinausgehende Kosten sind Sondervereinbarungen
zu treffen, in der Regel über Fachleistungsstunden, oder reale zusätzliche
Personalkosten plus 15% Sach- und Overheadkosten bei Einzelbetreuung.
10.
Qualitätssicherung
10.1 Qualität als Aushandlungsprozess
Sämtliche von 1-2-GO! GMBH - KLINISCHE JUGENDHILFE angebotenen
Betreuungsmaßnahmen werden mit allen am Erziehungsprozess Beteiligten –
einschließlich der zu Betreuenden besprochen und entwickelt. Hierdurch werden die
jeweiligen Erwartungen auf der Basis der gesetzlichen Rahmenbedingungen sowie der
fachlichen und konzeptionellen Perspektive unserer Einrichtung ausgetauscht,
einvernehmlich zusammengeführt und in der Hilfeplanung berücksichtigt.
10.2 Kreislauf der Qualitätsentwicklung
Umsetzung, Weiterentwicklung, Überprüfung und Korrektur der von 1-2-GO! GMBH KLINISCHE JUGENDHILFE im Einzelfall zu erbringenden individuellen Hilfeleistungen
werden durch die in der Gesamtplanung und dem Hilfeplanverfahren erörterten Ziele und
Arbeitsaufträge sowie deren kontinuierliche Fortschreibung und anpassende
Veränderung an die jeweilige Bedarfsentwicklung gewährleistet.
Als Orientierungsgrundlage dieses Prozesses werden die je nach Betreuungsart und
Umfang differenzierten konzeptionellen Leistungsbeschreibungen unserer Einrichtung
bzw. die dort formulierten Zielvorstellungen herangezogen. Anhand einer
anschließenden Auswertung hinsichtlich deren Umsetzung wird entschieden, ob der
Leistungsprozess so weitergeführt oder abgeändert werden muss.
10.3 Gestaltung der Angebotsstruktur
Die von der 1-2-GO! GMBH - KLINISCHE JUGENDHILFE ins Leben gerufenen
Betreuungsformen sowie die speziell damit verknüpften Leistungsangebote sind auf
bestimmte Zielgruppen ausgerichtet. Nachdem im Aushandlungsprozess zwischen den
beteiligten Parteien eine einvernehmliche Entscheidung darüber getroffen wurde,
welchem Leistungsangebot unserer Einrichtung der zu Betreuende zuzuordnen ist,
werden
dementsprechend
die
Gestaltung
der
jeweiligen
konzeptionellen
Angebotsstruktur (Hilfeplan) und die einzelfallbezogene Hilfeform (Hilfeplanverfahren)
entwickelt.
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Bei diesem Prozess tragen die 1-2-GO! GMBH - KLINISCHE JUGENDHILFE und das
mitwirkende Jugendamt die gemeinsame Verantwortung, wobei sich die
Aufgabenbereiche gemäß der Verteilung der jeweiligen Zuständigkeiten voneinander
unterscheiden. Jede der zu differenzierenden Betreuungsformen wird durch die
Umsetzung der ihr zugeordneten und in vielfältige Bereiche gegliederten Leistungen
verwirklicht. Diese wiederum sind in Grundleistungen und mögliche Zusatzleistungen
unterteilt. Die hieraus für jede Betreuungsform resultierende Angebotsstruktur ist in
separaten Konzepten mit der entsprechenden Leistungsbeschreibung festgehalten.
Welche Leistungsangebote hilfreich und förderlich sein können, wird im Einzelfall
entschieden, was einen Teil der Gesamtplanung oder des Hilfeplanverfahrens darstellt.
Hierbei werden auch Rahmen, Umfang sowie Art und Weise einer adäquaten
Umsetzung der verfügbaren Maßnahmen individuell auf den zu Betreuenden so
abgestimmt, dass alltägliche Prozesse unterstützt und vereinbarte Ziele erreicht werden
können.
10.4
Ziele und Maßstäbe, Schlüsselprozesse und Merkmale sowie Indikatoren der
Qualitätsentwicklung
Wie die Leistungsangebote bewegen sich auch die von der 1-2-GO! GMBH KLINISCHE JUGENDHILFE angestrebten Ziele in einem Rahmen, dessen fachliche
Maßstäbe von der im Aushandlungsprozess gewählten Betreuungsform abhängen und
dementsprechend differieren. So wie die flexible ambulante Betreuung auf eine
bestimmte Zielgruppe von zu Betreuenden ausgerichtet ist, unterscheiden sich
dementsprechend auch Maßstäbe und Ziele von denjenigen, die bei zu Betreuenden in
einer stationären Betreuungsform angelegt bzw. erreicht werden sollen.
Die innerhalb einer Betreuungsform gesetzten und für eine bestimmte Gruppe
konzipierten Ziele wurden sowohl nach den pädagogischen Richtlinien unserer
Einrichtung als auch innerhalb des verbindlichen Rahmens allgemeiner fachlicher
Maßstäbe erstellt und im jeweiligen Konzept benannt.
Einen der Schlüsselprozesse stellt die Planung der Einzelfallhilfe dar, die von der
1-2-GO! GMBH - KLINISCHE JUGENDHILFE und dem zuständigem Jugendamt
gemeinsam gestaltet wird. Die Qualität der Gesamtplanung oder Hilfeplanung
entscheidet maßgeblich über die Wirksamkeit und den Erfolg angewandter Maßnahmen.
Unserer Einrichtung obliegt hierbei insbesondere die Verantwortung, sich zunächst ein
möglichst umfassendes Bild von dem Betroffenen, seinen Problemen und seinem
sozialen Umfeld zu machen, um dann zu einer pädagogischen Einschätzung gelangen
zu können, die es erlaubt, optimale Entscheidungen hinsichtlich adäquater Methoden zu
treffen, die die Betreuung sicherstellen.
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Die Gestaltung der Betreuungsplanung erfolgt zwar grundsätzlich nach den
pädagogischen Richtlinien der 1-2-GO! GMBH - KLINISCHE JUGENDHILFE, leitet sich
aber auch aus vorgenanntem Prozess ab, an dem sowohl die Klienten als auch das
jeweilige Jugendamt beteiligt sind. Dadurch kommen die Erwartungen beider Parteien an
die Qualität unserer Einrichtung immer wieder neu und fallbezogen zum Ausdruck und
finden so eine angemessene Berücksichtigung.
Diese und weitere Schlüsselprozesse wie das Aufnahmeverfahren und die Entlassung,
situationsbezogene Alltagsgestaltung, Kriseninterventionen, die Zusammenarbeit mit der
Herkunftsfamilie sowie das Abstimmungs- und Planungsverfahren, sind mit bestimmten
Qualitätsmerkmalen verknüpft, die von der 1-2-GO! GMBH - KLINISCHE
JUGENDHILFE wie folgt erfüllt werden:
In der 1-2-GO! GMBH - KLINISCHE JUGENDHILFE werden in der Regel Fachkräfte,
die eine heilpädagogische oder pädagogische Ausbildung bzw. ein vergleichbares
Studium absolviert haben, mit pädagogischer sowie psychologischer Verantwortung
betraut. Von diesem Grundsatz kann nur in begründeten und sinnvollen Ausnahmefällen
und nur mit Zustimmung des beteiligten Jugendamtes abgewichen werden. Alle für die
1-2-GO! GMBH - KLINISCHE JUGENDHILFE arbeitenden Betreuer müssen die
notwendige Kontinuität in ihrer Arbeit aufweisen.
Die Räume für die Unterbringung der zu Betreuenden werden entsprechend ihrem Alter
eingerichtet, wobei ihre intimen und individuellen Bedürfnisse angemessene
Berücksichtigung finden.
Das für den Klienten in Frage kommende Setting wird in einem Verfahren, bei dem die
Besonderheiten des jeweiligen Einzelfalles mit einbezogen werden, so ausgewählt, dass
seine geschlechtliche Identität Beachtung und Förderung findet. Die Rechte des zu
Betreuenden, seine Individualität und Intimität sind hierbei von zentraler Bedeutung.
10.5
Maßnahmen und Instrumente zur Gewährleistung von Qualität
Um die Qualitätsentwicklung bei der 1-2-GO! GMBH - KLINISCHE JUGENDHILFE auf
den Ebenen der Unternehmenskultur, der Kommunikation und der Personalführung zu
gewährleisten und deren Förderung durch unsere Mitarbeiter sicherzustellen, bedient
sich unsere Einrichtung verschiedener Methoden:
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Im Rahmen der Teamarbeit kommen unsere Mitarbeiter regelmäßig zusammen, um ihre
Erfahrungen und Probleme bei der Betreuungsarbeit auszutauschen. Sowohl die
Regelmäßigkeit der Zusammenkünfte als auch die überschaubare Anzahl ihrer
Teilnehmer lassen eine vertrauensvolle Atmosphäre entstehen, die es ermöglicht,
einzelne Fälle kollegial vorzustellen und zu beraten. Gemeinsam erörterte
Schlussfolgerungen, Entscheidungen und Ergebnisse werden bei der jeweils folgenden
Teamsitzung neu überprüft und bewertet.
Organisations- und Personalentwicklung werden zunächst durch die Leitung der
Einrichtung geleistet. Das Koordinatorenteam und die Betreuer sind aufgefordert,
Anregungen und konzeptionelle Fortschreibungen mit einzubringen. Teamentwicklung
und Innovation sind fester Bestandteil der Unternehmenskultur.
Durch die Einbeziehung ihrer Mitarbeiter sichert sich die 1-2-GO! GMBH - KLINISCHE
JUGENDHILFE sowohl deren Zustimmung als auch deren Verantwortungs- und
Verbindlichkeitsgefühl gegenüber gemeinsam
entwickelten personellen und
organisatorischen Beschlüssen. Analog zu den Teamsitzungen unterliegen alle
Arbeitsergebnisse von Mal zu Mal regelmäßigen internen Prüfungen und
Reflexionsprozessen.
Ein weiteres bewährtes und wirkungsvolles Instrument zur Sicherung und
Weiterentwicklung unserer Qualitätsstandards besteht für unsere Betreuer in der
Verpflichtung, regelmäßige externe Supervisionen in Anspruch zu nehmen.
Jeder von der 1-2-GO! GMBH - KLINISCHE JUGENDHILFE mit pädagogischer
Verantwortung betraute Mitarbeiter erstellt regelmäßige Berichte, in denen er die
Entwicklung des von ihm Betreuten in allen Lebensbereichen nachvollziehbar schildert.
Auffälligkeiten und Veränderungen in der Persönlichkeitsentwicklung können so
rechtzeitig erkannt und auf Fort- bzw. Rückschritte im Erziehungsprozess hin analysiert
werden. Diese Entwicklungsberichte dienen u. a. der Dokumentation. Hieraus gezogene
Erkenntnisse finden angemessene Berücksichtigung in Fach- und Hilfeplangesprächen.
10.6
Dialogpartner und Beteiligung
Die Dialogpartner verstehen sich im Kontext der Weiterentwicklung als Partner. Hier
genannt:
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• Das Landesjugendamt mit seiner Kompetenz zur Erteilung der Betriebserlaubnis
nach § 45 SGB VIII und seiner überörtlichen Beratungs-, Fortbildungs- und
Planungskompetenz
• die örtlichen Jugendämter mit ihrer Kompetenz zur Hilfeplanung, Gewährleistung
und Ausgestaltung der Hilfen
• die Träger und Einrichtungen, die ihre Hilfeleistungen im vereinbarten
Qualitätsrahmen zu erbringen haben
• die Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege mit ihrer Beteiligungsvollmacht
an der Erteilung von Betriebserlaubnissen im Bereich der Heimaufsicht und –
gemeinsam mit den Vereinigungen sonstiger Leistungserbringer – ihrer
Zuständigkeit auf dem Gebiet der Beratung, Fortbildung sowie der Unterstützung
ihrer Mitglieder bei der Qualitäts- und Angebotsentwicklung.
Dem Antrag einer Betreuungseinrichtung auf Leistungsentgelte muss eine Qualitätssicherungsbeschreibung zugrunde liegen. Diese gilt als vereinbart, sobald eine Einigung
über die zu erbringende Leistungsvergütung getroffen wurde. Da das Verständnis von
Qualität bzw. Qualitätssicherung zwischen der Einrichtung und dem öffentlichen Träger
der Jugendämter immer wieder miteinander verglichen und aufeinander abgestimmt
werden müssen, ist ein enger Kontakt und kontinuierlicher Qualitätsdialog zwischen
beiden Partnern notwendig. Unsere Einrichtung kommt diesem Anspruch durch
regelmäßige Fach- oder Hilfeplangespräche mit den zuständigen öffentlichen, örtlichen
und überörtlichen Leistungsträgern nach.
Betroffene zu Betreuende sowie deren Angehörigen haben das Recht, in angemessener
Weise an Dialogen in Form von Hilfeplangesprächen teilzunehmen. Diese Gespräche
finden regelmäßig, spätestens aber vor neuen Vereinbarungen über diverse
Leistungsentgelte zwischen der 1-2-GO! GMBH - KLINISCHE JUGENDHILFE und den
zuständigen Jugendämtern statt.
10.7
Partizipation und Beschwerde als Qualitätsmerkmal
In der 1-2-GO! Individualpädagogische Betreuung Voerde gibt es auf Grund der
familiären Struktur und des regelmäßigen Miteinanders vielfältig Möglichkeiten von
Besprechungen und Klärungen. Hier werden alle wichtigen Angelegenheiten,
Ereignisse und auch Entscheidungsprozesse besprochen, die das Zusammenleben
sowie die Struktur innerhalb der Betreuungsstelle betreffen. Die Kinder und
Jugendlichen haben hier explizit die Möglichkeit als auch die Aufforderung sich
konstruktiv zu der Gestaltung und den Rahmenbedingungen des Zusammenlebens
zu äußern und eigene Wünsche zu formulieren.
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Die Ideen der Kinder und Jugendlichen werden hierbei ernst genommen und insofern
sie dem Zusammenleben innerhalb der Einrichtung dienlich als auch mit den
pädagogischen Zielen der Betreuungsstelle vereinbar sind, in den Alltag integriert.
Darüber hinaus ist es jederzeit erlaubt, auch außerhalb der genannten Zeiten im
alltäglichen Zusammensein an die Erwachsenen heranzutreten und um ein Gespräch
zu bitten.
Das Kind oder der/die Jugendliche der 1-2-GO! Individualpädagogische
Betreuung Voerde haben außerdem die Möglichkeit Beschwerden und weitere
Anliegen direkt und ohne Kenntnis der Betreuer vor Ort an die Leitung der
stationären Jugendhilfe der 1-2-GO! GMBH - KLINISCHE JUGENDHILFE zu
richten. Entsprechende Kontaktdaten werden Kindern und Eltern zur Verfügung
gestellt.
KLINISCHE SOZIALARBEIT
Als Fachsozialarbeit ist die Klinische Sozialarbeit spezialisiert auf
• Direkte Arbeit mit Klientinnen und Klienten und deren spezifischer Lebenslage
• Bearbeitung von schwierigen sozialen, bio-sozialen und psycho-sozialen
Störungen und Problemen
• Sozialarbeiterische Behandlungen bei psychischen, somatischen, akuten und
chronifizierten Erkrankungen mit bedeutsamen sozialen Implikationen
• Gesundheitsarbeit mit intensiver Einbeziehung des sozialen Kontextes.
Auf der Basis grundlegender Ziele aller Sozialarbeit - der Förderung, Verbesserung und
Erhaltung der sozialen Funktionsfähigkeit von Individuen, Familien und Gruppen - geht
es um die klinische Expertise in der Beratung, Behandlung und Prävention bei schweren
Belastungen, Krisen und psychischen, sozio- und psychosomatischen sowie chronischen
Erkrankungen. Diese Fachsozialarbeit wird als "Klinische Sozialarbeit" bezeichnet,
unabhängig davon, ob die sozialklinische Tätigkeit in Praxen, ambulanten
Beratungsstellen, in Tageseinrichtungen, oder in Kliniken und Langzeiteinrichtungen
stationär erfolgt. Sozialarbeit wird damit spezialisierte Partnerin im Rahmen
interdisziplinär besetzter Behandlungsteams und Institutionen.
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Abgrenzung zur Kliniksozialarbeit
Klinische Sozialarbeit darf somit nicht mit Sozialarbeit im Krankenhaus
("Kliniksozialarbeit") verwechselt werden! Die im Deutschen naheliegende Assoziation
mit dem Krankenhaus entspricht nicht dem üblichen Gebrauch des Begriffes in der
Wissenschaft und der Heilkunde. Insbesondere im angelsächsischen und
angloamerikanischen Sprachgebrauch steht der Begriff (clinical) in direktem Bezug zur
therapeutischen Behandlung von Personen (direct practice), unabhängig davon, ob sie
nun bettlägerig sind und in einem Krankenhaus behandelt werden oder ambulante Hilfen
erhalten (z. B. ist die "Child Guidance Clinic" eine "Erziehungsberatungsstelle").
Handlungsmethoden
Die Handlungsmethoden Klinischer Sozialarbeit sind durch Interventionen
gekennzeichnet, die den Menschen in seiner Einbettung in den sozialen Kontext
ansprechen. U. a. Sozialberatung, psycho-soziale Beratung, Soziale Therapie bzw.
Soziotherapie, Förderung sozialer Unterstützung im Rahmen sozialer Netzwerkarbeit,
Case-Management. In der Forschung steht im Zentrum der Zusammenhang zwischen
Person und Umwelt. Wichtige Themen sind: Soziogenese von Störungen; psychosoziale Diagnostik; soziale Diagnosen; sozialarbeiterische Beratung und Therapie;
soziale Bewältigung von Störungen; Bedeutung des sozialen Netzwerkes; soziale und
psychosoziale Intervention.