Fokus Mittelstand - LBBW Sachsen Bank

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Fokus Mittelstand - LBBW Sachsen Bank
Fokus Mittelstand
Ausgabe Dezember 2009
Die 100 größten Unternehmen Mitteldeutschlands
Wirtschaftsinformationen aus Mitteldeutschland
Zwischen Berg und tiefem Tal:
Die 100 größten Unternehmen Mitteldeutschlands
Die großen Unternehmen in Mitteldeutschland sind gewachsen, haben an
Bedeutung gewonnen. Doch Vorsicht:
Die vorliegende Liste basiert auf den
Abschlüssen des Vorjahres. 2008 war
bis in den Herbst hinein ein Jahr des
Aufschwunges. Dann die Finanzkrise,
die Rezession ...
Inzwischen ist wieder Besserung in
Sicht. Der Tiefpunkt der Produktion
scheint erreicht. Das Institut für Wirtschaftsforschung in Halle sieht ab dem
dritten Quartal in den neuen Ländern
eine leichte Belebung. Ein Grund
dafür sind auch die staatlichen Konjunkturprogramme. Wie sehr sie den
Abschwung lindern konnten, wird man
spätestens in der Liste der 100 größten Unternehmen Mitteldeutschlands
im kommenden Jahr sehen.
In den Unternehmenszahlen wird dies
wohl erst in diesem Jahr voll durchschlagen. Dabei sind die einzelnen
Branchen von der Krise durchaus
unterschiedlich betroffen. Einem
robusten privaten Konsum im Inland
stehen Einbrüche bei den Exporten
gegenüber.
Statistik für Mitteldeutschland
Die Topthemen
Wir müssen immer besser sein:
Ein Banker und ein Volkswirt analysieren für „Fokus Mittelstand“ die mitteldeutsche Wirtschaft nach der Finanzund Wirtschaftskrise. Seite 12
Wirtschaft in Mitteldeutschland
Die 100 größten Unternehmen
Mitteldeutschlands:
Die Rangliste des Jahres 2008 mit
Umsätzen und Beschäftigungszahlen
der größten Unternehmen in Sachsen,
Sachsen-Anhalt und Thüringen. Seite 6
Ein Unternehmen der LBBW-Gruppe
Sachsen
Sachsen-Anhalt Thüringen
BIP 2008
in Mrd. Euro
94,7
53,6
49,8
Veränderung
zu 2007 in %
2,1
3,9
2,6
Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt,
Stand Februar 2009
Seite 2
Inhaltsverzeichnis
Zwischen Berg und
tiefem Tal
Der Tiefpunkt der Krise ist erreicht.
Nun gilt es, verlorenen Boden aufzu3
holen.
Die 100 größten Unternehmen Mitteldeutschlands
Die Rangliste des Jahres 2008 mit Umsätzen und Beschäftigungszahlen der
größten Unternehmen aus Sachsen,
Sachsen-Anhalt und Thüringen.
6
„Wir müssen immer
ein Stück besser
sein“
Ein Interview mit Peter Kröger,
Bereichsleiter Unternehmenskunden
Sachsen Bank, und Prof. Dr. Marcel
Thum, Geschäftsführer der ifo-Niederlassung Dresden.
12
Die Lücke schließt
sich
„Von einem ausgeglichenen Arbeitsmarkt sind wir in den neuen Ländern
noch weit entfernt“, weiß Karl Brenke,
Ostdeutschland-Spezialist am DIW.
Aber er sieht auch positive Signale.
Ein Gastbeitrag.
16
Neues aus der
Sachsen Bank
+++ Automobile Werbung für den
Freistaat+++ Neuartige FachbuchPlattform im Internet +++ Mitteldeutscher Unternehmertag in
Leipzig +++ Sachsen Bank berät
mit Gütesiegel +++ Fit für den Westen +++ Neue EU-Richtlinie zum
Zahlungsverkehr
18
Fokus Mittelstand
Die 100 größten Unternehmen Mitteldeutschlands
Editorial
Sehr geehrte Damen und Herren,
seit einigen Wochen mehren sich die
Anzeichen, dass der Höhepunkt der
Finanz- und Wirtschaftskrise überschritten ist. Zu diesem Schluss neigen
auch die Wirtschaftswissenschaftler,
die in unserer aktuellen Ausgabe des
„Fokus Mittelstand“ die Auswirkungen
der schwersten Wirtschaftskrise der
Nachkriegszeit analysieren.
Die Krise schlägt sich im Ranking
der größten 100 Unternehmen Mitteldeutschlands 2008 noch wenig
Harald R. Pfab
nieder. Zwar sind bei vielen Unternehmen
Foto: Sachsen Bank
die Aufträge schon ab Oktober 2008
eingebrochen, doch das Wachstum in den neun Monaten zuvor führte meist zu
passablen Bilanzen im Vergleich zum Jahr davor.
Wesentlich anders werden die Bilanzen für das Jahr 2009 aussehen. Durchschnittlich 20 Prozent Umsatzeinbruch waren keine Seltenheit. Durch konzertierte Maßnahmen wie Konjunkturpakete und Ausweitung des Kurzarbeitergeldes
sowie kreatives Handeln der Unternehmen konnten die Auswirkungen der
Wirtschaftskrise jedoch begrenzt werden. Die Organisation eines neuerlichen
Aufschwungs und seine Finanzierung werden für Unternehmen und Banken zu
einer großen Herausforderung.
Die Unternehmer können sicher sein, dass sie in der Sachsen Bank einen starken
und verlässlichen Partner haben. Wir sind von den Zukunftsperspektiven der Unternehmen unserer Wirtschaftsregion überzeugt und haben ein großes Interesse,
diese positive Entwicklung weiter zu befördern.
Mit freundlichen Grüßen,
Harald R. Pfab,
Vorsitzender des Vorstands der Sachsen Bank
Impressum
Sachsen Bank
Unselbstständige Anstalt
der Landesbank Baden-Württemberg
Leipzig
Humboldtstraße 25
D-04105 Leipzig
Telefon 0341 220-0
Telefax 0341 220-39608
www.sachsenbank.de
[email protected]
Kommunikation - Marketing
Dr. Frank Steinmeyer
Telefon 0341 220 39405
Telefax 0341 220 39401
[email protected]
Alle Rechte vorbehalten.
Wiedergabe des Inhalts, auch auszugsweise,
nur mit schriftlicher Genehmigung der Sachsen Bank.
Erscheinungsweise: vierteljährlich
Fokus Mittelstand
Seite 3
Report
Die 100 größten Unternehmen Mitteldeutschlands
Zwischen Berg und tiefem Tal
Im vierten Quartal 2008 beginnt mit der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise
auch die einjährige Leidenszeit in den meisten Kernbranchen der mitteldeutschen Wirtschaft. Der Tiefpunkt der Krise ist erreicht. Nun gilt es, verlorenen
Boden aufzuholen.
Am Abend des 2. Oktober 2009
bietet die alte Frankfurter Oper das
passende Forum für innovative und
erfolgreiche Unternehmer: Das Prüfungs- und Beratungsunternehmen
Ernst & Young verleiht die Auszeichnung „Entrepreneure des Jahres
2009“. Acht Unternehmer erhalten
den bedeutenden Preis, sechs von
ihnen haben die Jury auf dem Feld
der erneuerbaren Energien nachhaltig
beeindruckt.
Klaus Wurpts, Geschäftsführer Wirtschaftsinitiative für Mitteldeutschland GmbH
Die traditionsreiche Kultur- und Wirtschaftsregion Mitteldeutschland hat sich zu Beginn des 21. Jahrhunderts zu einem modernen
europäischen Standort mit zahlreichen vernetzten Wachstumszentren und hoher Lebensqualität entwickelt. Mit erfinderischer
Kreativität und großem Engagement haben die Menschen in den
heutigen drei Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen der Region ein neues Gesicht und eine Vision gegeben.
Das Umbruchjahr 2008 hat einige Stärken dieses Wirtschaftsstandorts noch einmal
deutlich hervortreten lassen: die hohe Produktivität der modernen Anlagen, die große
Flexibilität der Mitarbeiter sowie der Fokus auf innovative Zukunftstechnologien.
Mit harter Arbeit an die Spitze
Als „Entrepreneure des Jahres 2009“
in der Kategorie Industrie wird das
Dreigestirn Dr. Silvia Roth, Dr. Dietmar
Roth und Dr. Bernd Rau geehrt. Es
sind die Gründer der Roth & Rau AG
aus dem sächsischen HohensteinErnstthal. Sie entwickelten in den
1990er Jahren ein Verfahren für die
Anzahl der versicherungspflichtigen Arbeitsplätze in
1.000 (jeweils Dezember des Jahres)
5.500
5.507
5.400
5.323
5.300
5.205
5.200
5.161
5.100
5.072
5.039
5.000
4.966
4.900
0
2000
2002
2004
neue Bundesländerund Berlin Ost
Quelle: Bundesagentur für Arbeit
2006
2008
Bearbeitung von Oberflächen, das
inzwischen die Grundlage der Anlagen
und Technologien liefert, die sie für
die Photovoltaikindustrie herstellen.
„Wir freuen uns sehr über die Auszeichnung und die weitere Nominierung, die nicht zuletzt die harte Arbeit
unserer hoch motivierten Mitarbeiter
in den vergangenen Jahren würdigen.
Ihnen gilt unser Dank, denn ohne sie
wäre das enorme Wachstum der Roth
& Rau AG vom Familienunternehmen
zum Global Player in der Solarindustrie nicht möglich gewesen“, sagt Dr.
Dietmar Roth. Darüber hinaus wurden
die drei Unternehmensgründer für
den „World Entrepreneur of the Year
2010“ nominiert.
Auszeichnung zum Entrepreneur des Jahres 2009:
v.l.n.r.: Dr. Bernd Rau, Prof.
Silvia Roth, Dr. Dietmar
Roth (Roth & Rau AG)
Foto: Sabine Brauer Photos
Seite 4
Report
Photovoltaik wächst weiter
Mit Beginn des rasanten Wachstums
der Photovoltaikindustrie wuchs auch
Roth & Rau: Der Umsatz mit Maschinen und Anlagen für die Solarzellenproduktion stieg von 33,4 Millionen
Euro im Jahr 2005 auf 272,1 Millionen
Euro im Geschäftsjahr 2008. Die
Mitarbeiterzahl wuchs im gleichen
Zeitraum von 90 auf 606. Am 30. Juni
2009 waren bereits 729 Mitarbeiter
im In- und Ausland für Roth & Rau
tätig.
Damit ist die Roth und Rau AG auch
einer der Senkrechtstarter im Ranking
der „Top 100 Unternehmen Mitteldeutschlands“. Um gut 25 Plätze
verbesserte sich das Unternehmen und zeigt damit den generellen Trend
bei Firmen auf, die sich mit Photovoltaik beschäftigen. Ob Q-Cells aus
Thalheim, Ersol (heute Bosch Solar)
aus Erfurt oder die Solarworld-Tochter
Deutsche Solar AG aus Freiberg - alle
kletterten in der Rangliste.
In den Jahren seit der Jahrtausendwende ist damit eine hochmoderne
Branche in Mitteldeutschland entstanden, die Arbeitsplätze in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt
schafft. Etwa ein Drittel der 50.000
Jobs in der deutschen Solarstromindustrie finden sich hier. Auch der
Weltmarkt wird bestimmt: in Forschung und Entwicklung genauso
wie in der Herstellung. Allein die
Unternehmen im „SolarValley“ rund
um Thalheim stellen 80 Prozent der
deutschen und 16 Prozent der weltweit produzierten Solarzellen her.
Investition in der Krise
Damit hat sich in der Region eine
neue Industriebranche etabliert, die
auch eine Forderung vieler Wirtschaftswissenschaftler erfüllt: Nicht
allein die Produktionshallen werden in
den neuen Ländern platziert, sondern
auch die Headquarters, die über Strategie und Richtung entscheiden. Und
die auch Wissenschaft, unternehmensnahe Dienstleistungen und StartUpUnternehmen anziehen. Ein Hinweis
Fokus Mittelstand
Die 100 größten Unternehmen Mitteldeutschlands
Dr. Albrecht Schröter,
Oberbürgermeister Jena
Mitteldeutschland zählt schon jetzt zu den innovativsten
Wirtschaftsregionen Europas und bietet auch für die Zukunft
enorme Potentiale, die es gemeinsam zu aktivieren gilt. Unsere
Stärke liegt in der länderübergreifenden Zusammenarbeit von
Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verwaltung, denn nur so
können die Chancen der Globalisierung genutzt und deren Risiken gemeistert werden. Gewiss geht die gegenwärtige Krise an
Jena nicht vorbei, doch wir werden nicht ganz so hart von ihr getroffen. Die Wirtschaftslandschaft der Stadt ist mit Vertretern aus den verschiedensten Technologiebereichen,
sei es Optik, Instrumentenbau, Life-Sciences oder Softwareentwicklung breit aufgestellt
und eine hervorragende Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Forschung eröffnet
den Unternehmen neue Wege und Möglichkeiten.
darauf, wie wichtig die PhotovoltaikIndustrie in Mitteldeutschland ist,
lässt sich derzeit in Nünchritz bei
Riesa besichtigen: Hier investiert die
Wacker Chemie AG 800 Millionen Euro
in eine Produktionsanlage, die mit
450 Arbeitskräften ab 2011 10.000
Tonnen Reinstsilicium herstellen wird das Ausgangsmaterial für die Photovoltaikindustrie.
Förderung lohnt
Noch benötigt die Industrie staatliche
Förderung, noch ist die volle Marktfähigkeit nicht erreicht, denn der Wirkungsgrad der Solarstrom-Anlage reicht nicht aus. Doch das Tempo der
Weiterentwicklung der Produkte ist
ebenso rasant wie das Wachstum der
Branche. Lohnt es da, kurz vorm Ziel -
in spätestens fünf Jahren soll Solarstrom für private Haushalte günstiger
sein als konventionell hergestellter die staatliche Förderung einzustellen?
Und mehr noch: Wie der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar)
im Oktober 2009 mitteilte, erzielte
Deutschland allein 2008 Steuereinnahmen in Höhe von knapp drei
Milliarden Euro aus der direkten und
indirekten Besteuerung deutscher Solarstromunternehmen und ihrer Beschäftigten. Die im selben Jahr über
das Erneuerbare-Energien-Gesetz
(EEG) gewährten Anschub-Investitionen beliefen sich hingegen auf rund
zwei Milliarden Euro.
Aber auch die Photovoltaik-Unternehmen haben ab dem vierten Quartal
Carola Schaar, Präsidentin der Industrie- und
Handelskammer Halle-Dessau
Wir sind auf dem richtigen Weg! Das Strukturmuster unserer Unternehmen und Branchen ist erfolgsgeneigt. Neue Fundamente
in Industrie und Dienstleistungen sind gegossen worden. Die
überregionale Verkehrs- und Kommunikationsinfrastruktur hat
der Wirtschaft Wege in alle Welt gebahnt. Die Unternehmensgrößen können sich mittlerweile national und international messen
lassen. Defizite sehen wir aber beispielsweise noch im Fehlen
der Zentralen großer Konzerne, Banken und Versicherungen. Und ernsthafte Sorgen bereiten uns die Abwanderung gut ausgebildeter junger Menschen und geringe Geburtenraten. Die aktuelle Konjunktur im Blick stellen wir fest: der Abschwung ist abgebremst,
Stabilisierung erreicht. Ob und inwieweit es wieder zu einer Belebung kommt, ist aber
ungewiss. Deshalb bleibe ich dabei: Wichtig ist für jeden Unternehmer, um Aufträge zu
kämpfen, klug und vorsichtig zu investieren und die Kasse im Lot zu halten. Wer dennoch in Schwierigkeiten gerät, dem steht die IHK mit Rat und Tat zur Seite.
Fokus Mittelstand
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Report
Die 100 größten Unternehmen Mitteldeutschlands
2008 die Auswirkungen der Finanzund Wirtschaftskrise in Form von ausbleibenden oder stornierten Aufträgen zu spüren bekommen. Deutlich
schwerer hingegen sind die für Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt
strukturprägenden und traditionell
starken Branchen getroffen worden.
Chemie und Kunststoff, Stahl, Automobil und ihre Zulieferer sowie der
Maschinenbau mussten aufgrund ihrer
Verflechtung ins globale Wirtschaftsleben deutliche Einbrüche hinnehmen.
Gemischte Krisen-Bilanz
„Das wirft den Osten in seinen Aufholbemühungen wieder zurück“, kommentierte Anfang August Udo Ludwig,
der Experte für die neuen Bundesländer am Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), in seinem Bericht
über die ostdeutsche Wirtschaft.
Insgesamt erwartet der Wirtschaftsforscher, dass die Produktion in den
neuen Ländern um etwa 4,5 Prozent
absinken und damit unter den Stand
im Jahr 2006 zurückfallen wird. Das
Verarbeitende Gewerbe werde gar um
15,6 Prozent einbrechen. Im „Top 100
Ranking Mitteldeutschland 2008“ wird
das noch nicht deutlich, da der Einbruch des vierten Quartals meist noch
vom Wachstum im vorhergehenden
dreiviertel Jahr kaschiert wird. Mittlerweile ist der Tiefpunkt der Krise nach
Ansicht der Hallenser Wirtschaftsforscher erreicht.
Gewachsen sind trotz der Krisenfolgen
die Unternehmen der Ernährungsindustrie. Die Branche ist zwar wegen
ihrer mittelständischen Prägung in der
„Top 100 Liste“ unterrepräsentiert. Sie
hat es jedoch auch 2009 geschafft,
sich kontinuierlich zu entwickeln.
Gleiches gilt für die in Mitteldeutschland ansässigen Unternehmen und
Produktionsstätten der Pharmabranche
sowie kommunale Unternehmen und
Energieversorger, die gerade auf den
vorderen Rängen der „Top 100 Liste“
stark vertreten sind. Auf Vorjahresniveau bewegen sich der Handel sowie
Dienstleister aus dem Bereich Telekommunikation und IT.
Andreas Hiltermann,
Geschäftsführer der InfraLeuna GmbH
Die große Krise ist auch an der in den letzten Jahren besonders
erfolgreichen mitteldeutschen Chemieindustrie nicht spurlos
vorüber gegangen. Deshalb ist es gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten besonders wichtig, die besten Voraussetzungen für Investoren und ansässige Unternehmen zu bieten.
Für die klassische chemische Industrie ist gerade der Chemiestandort Leuna nach wie vor erste Wahl. Zu unseren Stärken
zählen die ausgeprägte Verbundwirtschaft, die erschlossenen, baureifen Flächen, die
leistungsfähige und moderne Infrastruktur, die ausgezeichneten logistischen Anbindungen an Straßen- und Schienensysteme und sicherlich auch die hohe gesellschaftliche
Akzeptanz der Branche. Dies schätzen nach wie vor Investoren aus der ganzen Welt:
Insgesamt rund 250 Millionen Euro werden 2009 in Leuna investiert.
Chipindustrie hält stand
Mit der Insolvenz von SpeicherchipHersteller Qimonda verabschiedet sich
in diesem Jahr ein führendes Unternehmen aus der „Top 100 Liste“. Damit
ist auch einer der Leuchttürme der
mitteldeutschen Wirtschaft ins Wanken
geraten. Aber nicht gefallen, wie auf
der SEMICON Europa 2009 in Dresden,
der Messe der europäischen Halbleiterbranche, deutlich wurde.
Grund ist die wachsende Nachfrage
auf dem Halbleitermarkt, vor allem im
Bereich Autoindustrie und Sicherheitsanwendungen. Und GLOBALFOUNDRIES Dresden, ehemals AMD, wird
ab der zweiten Jahreshälfte 2010 die
Volumenproduktion in der neuen „32
Nanometer Super High Performance
(SHP)“-Technologie in der Fab 1 aufnehmen.
Internet: www.mitteldeutschland.com
Das Top100-Unternehmen Infineon
Dresden wird seine Produktionskapazität um zehn Prozent erhöhen und
etwa 60 neue Mitarbeiter einstellen.
Solarfeld der JUWI AG
Waldpolenz bei Grimma
Foto: Alexander Schmidt
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Ranking
Fokus Mittelstand
Die 100 größten Unternehmen Mitteldeutschlands
Die 100 größten Unternehmen
Mitteldeutschlands
Die vorliegende Liste zeigt für die Geschäftsjahre 2007 und 2008 eine Rangliste mit Umsätzen und Beschäftigungszahlen der größten Unternehmen aus
Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, soweit sie ihren Hauptsitz in einem
der Länder haben oder Angaben zu ihren Werken bzw. Tochterunternehmen
in Mitteldeutschland veröffentlichen. Die Einordnung von Unternehmen ohne
Umsatz-Angabe beruht auf Einschätzungen seriöser Experten, die mit den jeweiligen Branchen vertraut sind.
Firma
Bundesland
Branche
Umsatz*
2008
Umsatz*
2007
Beschäftigte
2008
Beschäftigte
2007
1
VNG Verbundnetz Gas AG,
Leipzig
Sachsen
Energie
5529
4234
624
591
2
Total Raffinerie Mitteldeutschland GmbH,
Spergau
Sachsen-Anhalt
Energie
5456
5300
710
650
3
Dow Olefinverbund GmbH,
Schkopau (1)
Sachsen-Anhalt,
Sachsen
Chemieindustrie
4800
4890
2300
2300
4
Volkswagen Sachsen GmbH
(Zwickau/Dresden/Chemnitz)
Sachsen
Automobil
4400
5121
7200
7400
5
Leipziger Versorgungs- und
Verkehrsgesellschaft (LVV)
Sachsen
Kommunale
Dienstleistungen
3202
2415
5008
4356
6
Envia Mitteldeutsche Energie AG,
Chemnitz
Sachsen
Energie
2277
2288
2430
2182
7
BMW Werk
Leipzig
Sachsen
Automobil
-
-
2600
2500
8
Opel Eisenach GmbH,
Eisenach
Thüringen
Automobil
-
1613
1650
1700
9
Eon Thüringer Energie AG,
Erfurt
Thüringen
Energie
1460
1439
1497
1519
10
Sachsenmilch AG,
Leppersdorf
Sachsen
Nahrungsmittel
1419
1415
1570
1500
11
ENSO Energie Sachsen Ost AG,
Dresden
Sachsen
Energie
1314
971
1471
1109
12
Q-Cells AG,
Thalheim
Sachsen-Anhalt
Solar
1251
859
2568
1700
13
Fujitsu Computers,
Sömmerda
Thüringen
Computer
-
1237
365
376
14
EDEKA Märkte
Sachsen
Sachsen
Handel
1200
1200
8400
8700
15
EDEKA Märkte
Sachsen-Anhalt (2)
Sachsen-Anhalt
Handel
1200
1100
6935
6455
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Ranking
Die 100 größten Unternehmen Mitteldeutschlands
Firma
Bundesland
Branche
16
MKM Mansfelder Kupfer und Messing
GmbH, Hettstedt
Sachsen-Anhalt
Metall
1200
1201
1052
1045
17
Porsche Leipzig GmbH,
Leipzig
Sachsen
Automobil
-
-
600
420
18
GLOBALFOUNDRIES Fab 1
(ehemals AMD Dresden)
Sachsen
Halbleiter
1032
1327
2600
2800
19
Drewag Stadtwerke Dresden GmbH,
Dresden
Sachsen
Energie
1023
946
1282
1297
20
F6 Cigarettenfabrik Dresden GmbH,
Dresden
Sachsen
Tabak
-
-
400
400
21
Salutas Pharma GmbH,
Barleben
Sachsen-Anhalt
Pharma
-
920
1388
1400
22
Ilsenburger Grobblech GmbH,
Ilsenburg
Sachsen-Anhalt
Stahl
893
800
742
735
23
PC-Ware Information Technologies AG,
Leipzig
Sachsen
IT-Wirtschaft
890
776
1600
1600
24
Kom-Strom AG Stromgroßhandel,
Leipzig
Sachsen
Energie
782
446
37
37
25
Bombardier, Werke
Görlitz & Bautzen
Sachsen
Schienenfahrzeugbau
-
-
2700
2602
26
Stahlwerk Thüringen,
Unterwellenborn
Thüringen
Stahl
749
680
690
700
27
Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien GmbH,
Freyburg
Sachsen-Anhalt
Nahrungsmittel
741
710
504
499
28
Preiss-Daimler Group,
Wilsdruff
Sachsen
Mischkonzern
728
678
7400
7400
29
Mitgas Mitteldeutsche Gasversorgung
GmbH, Kabelsketal
Sachsen-Anhalt
Energie
724
630
334
295
30
Koenig & Bauer AG, Werk
Radebeul
Sachsen
Druckmaschinen
714
857
2148
2243
Neue Anlage bei DOW in
Schkopau zur Herstellung
von Klebstoffen für die
Autoindustrie
Bild: Werk
Umsatz*
2008
Umsatz*
2007
Beschäftigte
2008
Beschäftigte
2007
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Ranking
Fokus Mittelstand
Die 100 größten Unternehmen Mitteldeutschlands
Firma
Bundesland
Branche
Umsatz*
2008
Umsatz*
2007
Beschäftigte
2008
Beschäftigte
2007
31
BGH Edelstahlwerke GmbH
(Freital, Lugau, Lippendorf)
Sachsen
Stahl
709
634
1248
1250
32
Infineon Technologies Dresden GmbH &
Co. OHG
Sachsen
Halbleiter
-
-
1800
2000
33
Komsa Kommunikation Sachsen AG,
Hartmannsdorf
Sachsen
Telekommunikation/
Handel
700
700
1200
1000
34
Erdgasversorgungsgesellschaft
Thüringen-Sachsen mbH, Erfurt
Thüringen
Energie
697
597
24
27
35
Tönnies Fleischwerk
Weißenfels GmbH
Sachsen-Anhalt
Nahrungsmittel
687
585
1080
1050
36
Verbio Vereinigte Bioenergie AG
Zörbig
Sachsen-Anhalt
Energie
666
408
390
385
37
SKW Stickstoffwerke Piesteritz GmbH,
Wittenberg
Sachsen-Anhalt
Chemieindustrie
650
490
745
720
38
Noweda Pharma-Handels GmbH,
Niederlassungen Ost (3)
Sachsen
Pharmahandel
641
562
351
338
39
Novelis Deutschland, Werk
Nachterstedt
Sachsen-Anhalt
Aluminium
637
659
556
631
40
Georgsmarienhütte
Unternehmensgruppe (4)
Sachsen, Thüringen,
Sachsen-Anhalt
Stahl
633
503
1726
1454
41
Mitteldeutscher Rundfunk (MDR),
Leipzig (5)
Mitteldeutschland
Medien
631
665
2012
2014
42
Carl Zeiss Meditec AG (3)
Thüringen
Medizintechnik
600
570
2152
2000
43
Qimonda
Dresden GmbH & Co. OHG
Sachsen
Halbleiter
-
-
1850
3400
44
Domo Caproleuna GmbH,
Leuna
Sachsen-Anhalt
Chemieindustrie
561
610
461
470
45
Jenoptik AG,
Jena
Thüringen
Optik
548
522
3400
3436
46
ESF Elbe Stahlwerke, Drahtwerke und
Stahlhandel, Riesa
Sachsen
Stahl
535
-
446
-
47
GP Günter Papenburg AG,
BT Halle
Sachsen-Anhalt
Baugewerbe
503
507
2098
2053
48
Griesson - de Beukelaer GmbH & Co.KG,
Kahla (1)
Thüringen
Nahrungsmittel
481
419
448
427
49
Siltronic AG
Werk Freiberg
Sachsen
Halbleiter
-
-
1080
1200
50
Wacker AG
Werk Nünchritz
Sachsen
Chemieindustrie
-
-
920
900
51
Bayer Bitterfeld GmbH
Greppin
Sachsen-Anhalt
Chemieindustrie
450
580
500
513
52
Robert Bosch Fahrzeugelektrik Eisenach
GmbH, Eisenach
Thüringen
Automobil
445
498
1700
1700
Fokus Mittelstand
Seite 9
Ranking
Die 100 größten Unternehmen Mitteldeutschlands
Firma
Bundesland
Branche
53
Deutsche Solar AG,
Freiberg
Sachsen
Solar
442
318
1077
747
54
Gausepohl Fleisch GmbH,
Niederlassung Chemnitz (1)
Sachsen
Nahrungsmittel
-
-
220
220
55
Stadtwerke Halle GmbH,
Halle
Sachsen-Anhalt
Energie
430
421
1666
1542
56
Städtische Werke Magdeburg GmbH,
Magdeburg
Sachsen-Anhalt
Kommunale Dienstleistungen
419
362
754
778
57
SWE Stadtwerke
Erfurt GmbH
Thüringen
Kommunale Dienstleistungen
415
403
1700
1742
58
Mitteldeutsche Erfrischungsgetränke
GmbH, Leißling
Sachsen-Anhalt
Nahrungsmittel
-
363
1100
1125
59
Erdgas Südsachsen GmbH,
Chemnitz
Sachsen
Energie
362
325
400
370
60
Mibrag Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft mbH, Theißen
Sachsen-Anhalt
Kohlebergbau
360
328
2129
2152
61
Kronospan GmbH,
Lampertswalde (3)
Sachsen
Holzverarbeitung
360
360
640
640
62
EDEKA Märkte
Thüringen
Thüringen
Handel
350
250
2800
2100
63
Carl Zeiss Microimaging GmbH,
Jena
Thüringen
Technologie
339
323
1731
1600
64
ORBITA-FILM GmbH
Weißandt-Gölzau
Sachsen-Anhalt
Kunststoff
335
338
700
600
65
VEM-Gruppe,
Dresden, Thurm, Keula, Wernigerode
Sachsen, SachsenAnhalt
Elektrotechnik
334
279
1686
1520
66
Zellstoff Stendal GmbH - Gruppe,
Arneburg
Sachsen-Anhalt
Holzverarbeitung
318
357
626
597
67
InfraLeuna GmbH,
Leuna
Sachsen-Anhalt
Technischer Dienstleister
316
269
622
610
Die InfraLeuna organisiert
auch die Logistik für die
Firmen des
Chemiestandorts
Bild: US
Umsatz*
2008
Umsatz*
2007
Beschäftigte
2008
Beschäftigte
2007
Seite 10
Ranking
Fokus Mittelstand
Die
100 größten Unternehmen
Mitteldeutschlands
Automobilindustrie
in Mitteldeutschland
Firma
Bundesland
Branche
Umsatz*
2008
Umsatz*
2007
Beschäftigte
2008
Beschäftigte
2007
68
Ersol AG,
Erfurt (Bosch Solar)
Thüringen
Solar
309
160
1200
802
69
Solarwatt AG,
Dresden
Sachsen
Solar
300
203
480
461
70
SIG Combibloc GmbH,
Werk Lutherstadt-Wittenberg
Sachsen-Anhalt
Verpackungsindustrie
-
-
405
381
71
Funkwerk AG,
Kölleda
Thüringen
Elektrotechnik
290
291
1742
1615
72
Automotive Lighting Brotterode GmbH,
Brotterode
Thüringen
Automobil
282
292
748
938
73
Tabacon Tabakwaren GmbH & Co. KG,
Ronneburg
Thüringen
Tabak
-
-
160
160
74
Schneider Mineralöl Meißen GmbH,
Meißen
Sachsen
Energie
280
242
85
91
75
Stadtwerke Chemnitz AG,
Chemnitz
Sachsen
Kommunale Dienstleistungen
278
249
767
822
76
Roth & Rau AG,
Hohenstein-Ernstthal
Sachsen
Maschinenbau
272
146
606
236
77
Klausner-Gruppe,
BT Kodersdorf, Saalburg-Ebersdorf
Thüringen, Sachsen
Holzverarbeitung
267
300
680
690
78
Autoliv Sicherheitstechnik GmbH,
Döbeln
Sachsen
Automobil
260
300
400
450
79
Milchwerke Thüringen GmbH,
Erfurt
Thüringen
Nahrungsmittel
258
251
256
249
80
X-FAB Semiconductor Foundries AG,
Erfurt
Thüringen
Halbleiter
250
299
2600
2600
81
Takata-Petri Sachsen GmbH,
Elterlein, Freiberg, Döbeln
Sachsen
Automobil
230
270
700
800
82
Rege Motorenteile GmbH,
Eisenach
Thüringen
Automobil
216
160
1450
1500
83
Magdeburger Förderanlagen und
Baumaschinen GmbH, Magdeburg
Sachsen-Anhalt
Maschinenbau
213
141
1077
900
84
Stadtwerke Gera AG,
Gera
Thüringen
Kommunale
Dienstleistungen
203
178
859
784
85
Bauerfeind AG
Zeulenroda-Triebes
Thüringen
Orthopädie
200
200
1650
1800
86
Elbe Flugzeugwerft GmbH,
Dresden
Sachsen
Flugzeugbau
198
225
1132
1143
87
Dresdner Druck- und Verlagshaus
GmbH & Co.
Sachsen
Medien
195
195
1485
1442
88
Linde-KCA-Dresden GmbH,
Dresden
Sachsen
Anlagenbau
193
314
491
496
89
Stora Enso Sachsen GmbH,
Eilenburg
Sachsen
Papier
193
187
369
364
Fokus Mittelstand
Seite 11
Ranking
Die 100 größten Unternehmen Mitteldeutschlands
Firma
Bundesland
Branche
90
Emig GmbH & Co. KG,
Werk Calvörde
Sachsen-Anhalt
Nahrungsmittel
189
183
334
331
91
Nemak Wernigerode
(Rautenbach AG)
Sachsen-Anhalt
Automobil
187
199
718
730
92
GGP Media GmbH
Pößneck
Thüringen
Druckindustrie
-
-
1050
1056
93
Glunz AG, Werk
Nettgau
Sachsen-Anhalt
Holzverarbeitung
185
195
300
300
94
HSN Magdeburg GmbH,
Magdeburg
Sachsen-Anhalt
Energie
183
367
-
-
95
Mitec Automotive AG,
Eisenach
Thüringen
Automobil
180
200
950
1000
96
HQM-Gruppe,
Leipzig
Sachsen, Brandenburg, NRW
Metall, Automotive
180
200
720
750
97
Wismut GmbH
Sachsen/Thüringen
Bergbausanierung
176
170
1720
1700
98
VON ARDENNE Anlagentechnik GmbH,
Dresden
Sachsen
Maschinenbau
167
131
498
389
99
GKN Driveline Deutschland GmbH,
Werk Mosel
Sachsen
Automobil
141
167
732
752
100
AKT altmärker Kunststoff-Technik GmbH
Sachsen-Anhalt
Kunststoff
134
161
1760
1931
*
Umsatz*
2008
Umsatz*
2007
Beschäftigte
2008
Beschäftigte
2007
Umsätze in Millionen Euro
(1) Umsatz Gesamtunternehmen, Beschäftigte für Standorte in Mitteldeutschland
(2) ohne selbständigen Einzelhandel
(3) Geschäftsjahr entspricht nicht dem Kalenderjahr
(4) zur Georgsmarienhütte Holding GmbH gehörten 2008 in den Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen neun Unternehmen
(5) es handelt sich hierbei um die Teilnehmergebühr zuzüglich der sonstigen Erträge
Bauarbeiten an der im
September 2009 offiziell
eingeweihten neuen
Entschweflungsanlage der
Total-Raffinerie-Spergau
Bild: US
Seite 12
Interview
Fokus Mittelstand
Die
100 größten Unternehmen
Mitteldeutschlands
Automobilindustrie
in Mitteldeutschland
„Wir müssen immer ein Stück besser sein“
Wie sehen Banker und Volkswirt die Finanz- und Wirtschaftskrise und deren
Folgen? Ein Interview mit Peter Kröger, Bereichsleiter Unternehmenskunden
der Sachsen Bank, und Prof. Dr. Marcel Thum, Geschäftsführer der ifo-Niederlassung Dresden.
Was passiert Neues nach dem Regierungswechsel?
Thum: Das lässt sich noch nicht konkret sagen. Zunächst
geht es um die Bewältigung der Finanz- und Wirtschaftskrise. Skeptisch bin ich im Hinblick auf die Steuererleichterungs-Ankündigungen von CSU und FDP. Die gigantischen
Einbrüche bei den Einnahmen lassen in diesem Bereich auf
die Schnelle größere Entlastungen nicht zu.
Kröger: Das sehe ich ähnlich. Steuersenkungen sind aus
der Sicht des Mittelstandes gut, aber da scheint kein
Spielraum vorhanden zu sein. Eine andere Frage ist die
des Gesundheitsfonds. Auch Senkungen der Sozialabgaben wären gut für den Mittelstand. Stärkere Eigenanteile
könnten ein Beitrag sein, um Unternehmen zu entlasten.
Zudem wünsche ich mir, dass manches bleibt; beispielsweise waren die öffentlichen Hilfen, ob über Bürgschafts- oder
Förderbanken, ein richtiger Schritt, um die Wirtschaft in
der Krise zu unterstützen. Ein weiteres Thema ist das der
Erneuerbaren Energien - gerade für die neuen Bundesländer mit dem über die Jahre entstandenen Cluster: Da sollte
man die bestehenden Förderregelungen erhalten.
Thum: Aus Sicht des Volkswirts sage ich an diesem Punkt
„leider“. Beim Thema Energiepolitik gibt es riesige Ineffizienzen, auf die auch der Beirat beim Bundeswirtschaftsministerium hingewiesen hat. Es spricht nichts gegen intensive Forschung auf dem Gebiet der Erneuerbaren Energien,
aber die Verzerrung der Kosten durch Subventionen im
Vergleich zu konventionellen Energieträgern ist fatal.
Ist die Krise tatsächlich vorbei, wie es den Anschein
hat? Wie sicher sind die Arbeitsplätze?
Thum: Die ersten Anzeichen deuten darauf hin, dass die
Abwärtsbewegung gestoppt ist. Damit aber ist die Wirtschaft noch nicht wieder beim alten Niveau - das bedarf
erst einiger Jahre Wachstum. Momentan sind die Firmen ja
in ihrer Mitarbeiter- und Produktionskapazität auf das Produktionsniveau vor der Krise ausgelegt. Der Arbeitsmarkt
hat vor allem wegen der Kurzarbeiterregelung bislang noch
keine großen Einbrüche gezeigt. Das könnte sich im Laufe
des nächsten Jahres ändern.
Kröger: Wir hören Ähnliches von den Unternehmen. Die
Talsohle ist erreicht. Die Wachstumsmärkte in Asien und
die Konjunkturprogramme haben uns dabei geholfen. Das
Prof. Dr. Marcel Thum (44)
studierte bis 1990 Volkswirtschaft an der Universität München,
promovierte 1995 (summa cum laude) und beendete 2001 die
Habilitation. Heute leitet er als Geschäftsführer die ifo-Niederlassung Dresden und hat den Lehrstuhl für Finanzwissenschaft an
der TU Dresden inne. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Finanzwissenschaft, Politische Ökonomie, Arbeitsmarkttheorie und
-politik.
Prof. Dr. Marcel Thum
Bild: Bonitz/ifo
Fokus Mittelstand
Die 100 größten Unternehmen Mitteldeutschlands
Rückschlagpotenzial liegt im Bereich der Konsumgüterindustrie. Was im Verarbeitenden Gewerbe wächst, ist durch
eventuell sinkenden Konsum gefährdet. Generell muss man
sich wohl darauf einstellen, erst 2013/14 wieder das Niveau
von vor der Krise zu erreichen. Ich persönlich vermute,
dass die ganz schwierige Zeit erst 2010 kommt. Kapitalbedarf bei den Unternehmen entsteht, wenn es wieder
aufwärts geht, nicht so sehr in den Schrumpfungsphasen. Die Herausforderung wird es sein, das Wachstum zu
meistern, wenn wieder Vorfinanzierungs-Bedarf für Lager,
Forderungen etc. entsteht.
Seite 13
Interview
Noch ein Wort zum Arbeitsmarkt. Da ein Teil der Mehrproduktion in der Boomzeit mit Leiharbeit abgedeckt worden
ist, konnten die Kernbelegschaften oft erhalten werden.
Um die Stammkräfte zu halten, so unsere Beobachtung für
die neuen Länder, sind in vielen Firmen auch die HaustarifVerträge schnell und flexibel an die neue Situation angepasst worden. Dabei hat die Krisenerprobtheit der letzten
20 Jahre wohl Pate gestanden. Allerdings: Im Durchschnitt
melden uns unsere Kunden aus dem Verarbeitenden Gewerbe zwischen 50 und 70 Prozent Auftragsrückgang - nun ist
der Scheideweg erreicht. Geht es mit den Auftragsvolumina
wieder aufwärts, ist das gut. Alles andere wird schwierig.
Peter Kröger (38)
studierte Wirtschaftswissenschaften und qualifizierte sich an der
Frankfurt School of Finance & Management. Kröger arbeitet seit
1990 im Bankgeschäft, zunächst bei der Deutschen Bank AG auf
verschiedenen Positionen im In- und Ausland. 1999 wechselte er
nach Leipzig und leitet heute das Unternehmenskundengeschäft
der Sachsen Bank.
Peter Kröger
Bild: Martin Jehnichen
Wird es eine Kreditklemme für die Verarbeitende Wirtschaft geben, nachdem eine Regulierung der Finanzmärkte möglich scheint und Banken wohl ihre Geschäfte
mit einem größeren Eigenkapital untermauern müssen?
Thum: Das ist zweifellos eine Gefahr. Die Banken sind nun
gezwungen, ihre Bilanzen in Ordnung zu bringen, um das
notwendige Eigenkapital vorzuhalten. Bei den gewaltigen
Abschreibungen muss auch auf der Seite der Ausleihungen
etwas passieren. Das könnte vor allem die kleinen und
mittleren Unternehmen treffen, die ihren Finanzierungsbedarf traditionell eher über Bankkredite befriedigen. Im
bisherigen Krisenverlauf waren daher eher die großen
Unternehmen betroffen, die stark auf Anleihen zur Finanzierung angewiesen sind.
Kröger: Die Frage ist, wie die Gesamtheit der Umstrukturierungsauflagen der EU für Banken wirkt. Öffentliche
Unterstützungsmaßnahmen für Banken könnten damit in
letzter Konsequenz zu einer Reduzierung des Geschäftsumfangs führen. Für unser Haus kann ich sagen, dass das
Kundengeschäft in der strategischen Neuausrichtung der
LBBW-Gruppe Priorität hat. Die Sachsen Bank steht den
mittelständischen Unternehmen als Finanzierungspartner
zur Verfügung und hat ihr Finanzierungsvolumen in diesem
Jahr weiter spürbar erhöht. Nach meiner Beobachtung sind
im Übrigen auch die Sparkassen und der genossenschaftliche Sektor sehr stabil am Markt unterwegs. Ein Appell
von meiner Seite an die Unternehmer: Man muss jetzt
schon beginnen, strategische Liquidität aufzubauen, um
für den nächsten Aufschwung gewappnet zu sein – auch
unter Einbindung öffentlicher Finanzierungshilfen. Wenn
die Aufträge da sind, ist es zu spät, sich um entsprechende
Finanzierungen zu kümmern.
Uns fehlen im Osten Headquarters. Gibt es Möglichkeiten, mehr davon in den Osten zu locken?
Thum: Stammsitze sind von Vorteil, dann ist die Wertschöpfung vor Ort größer. Man kann das ein klein wenig
stimulieren, aber am Ende bleibt nur, auf die natürliche
Entwicklung zu hoffen. Die Zeiten, in denen sich große
Konzerne mit Ansiedlungssubventionen in den Osten locken ließen, sind vorbei. Wenn wir uns Sachsen anschauen,
Fokus Mittelstand
Seite 14
Interview
Die
100 größten Unternehmen
Mitteldeutschlands
Automobilindustrie
in Mitteldeutschland
Deshalb ist es die Aufgabe für Mitteldeutschland, die
Verzahnung von Wissenschaft und Forschung mit der
Wirtschaft voranzutreiben…
Thum: Genau. Die Politik steht vor der Frage, ob Aktivitäten
in Forschung und Entwicklung steuerlich begünstigt werden
sollen. Dies würde auf jeden Fall helfen.
Kröger: Das wäre gut, wenn Technologien und Techniken,
für die deutsche Unternehmen die Grundlagenforschung
betrieben haben, auch von ihnen im Markt in Produkte umgesetzt würden. Im Moment sieht es so aus, als ob hiesige
Ideen anderswo besser in marktfähige Produkte umgesetzt
werden können. Daran müssen wir arbeiten.
Thum: Elektromobilität, Erneuerbare Energien, Speichertechnologie etc. sind interessante Felder, die uns hoffentlich noch einige Wachstumsbranchen bescheren. Nur, die
Politik wäre nicht gut beraten, würde sie versuchen, die
konkreten Felder zu identifizieren. Das ist die Aufgabe der
Unternehmen selbst und derjenigen, die sie finanzieren.
Einige erfolgreiche Branchen sind auch außerhalb der Industrie zu finden. Die neuen Länder punkten zum Beispiel auch
bei hochqualifizierten Dienstleistungen, z.B. bei spezialiEntwicklung der Studienabbruchquote an Fachhochschulen nach Geschlecht
Fächergruppe Ingenieurwissenschaften; Angaben in %
30
28
26
24
22
20
18
16
14
12
10
8
6
4
2
0
28
24
21
19
11
9
Studienanfänger
1995-1997
(Absolventen 2002
Studienanfänger
1997-1999
(Absolventen 2004)
männlich weiblich
Quelle: HIS Studienabbruchsstudien
Studienanfänger
1999-2001
(Absolventen 2006)
100
90
100
100
100
110
95,3
98,2
92,5
120
111,6
108,8
114,0
108,8
106,8
110,7
130
119,4
114,5
123,7
Auftragseingangsindex
Volumenindex für das Verarbeitende Gewerbe (2005=100)
88,8
93,5
84,6
dann sind die Bedingungen für die Entstehung von neuen
Headquarters gut: Die industrielle Tradition ist da, Ingenieure werden vor Ort ausgebildet und junge Unternehmen
etablieren sich in international wettbewerbsfähigen Marktnischen – aber es dauert eben, bevor sich aus einer innovativen Firma ein auch in der Größe relevantes Unternehmen
bildet. Da bleibt nur, Geduld anzumahnen.
80
70
60
50
40
30
20
10
0
2003 2004 2005 2006 2007 2008
Insgesamt Inland Ausland
Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis)
sierten Callcenter für den Banken- und Versicherungsbereich. Die Kosten sind im Vergleich zum Westen niedriger,
die Immobilienkosten auch - das können wir ausnutzen. Ich
sehe keinen Grund, warum diese Branchen von der Politik
durch eine voreilige Schwerpunktsetzung ausgegrenzt
werden sollten.
Zusammengefasst: Die ostdeutsche Wirtschaft sollte sich
auf wissensintensive Bereiche konzentrieren. Wie gut ist
das bestehende Bildungssystem dafür ausgelegt?
Thum: Bildungspolitik ist ein wichtiges Thema, wo Reformen allerdings nur langfristig wirken. Folgen der
Umstellung eines Schulsystems zeigen sich erst nach etwa
20 Jahren. Bedingt durch die Sozialstruktur ist die Bildung in den neuen Ländern nicht so schlecht. Es gibt aber
Verbesserungsbedarf. Da wäre zum einen die frühkindliche
Bildung. Zum anderen müssen wir insbesondere unter dem
Demografieaspekt darauf achten, dass nicht mehr so viele
junge Leute ohne Abschluss bleiben. Das ließe sich durch
moderate Reformen im Schulbereich machen, durch mehr
Autonomie der Schulen etwa oder längeres gemeinsames
Lernen.
Kröger: Es wird zunehmend schwieriger, die richtigen
Fachkräfte zu finden. Viele junge Leute haben heute kaum
Vorstellungen davon, wofür sie sich entschieden haben.
Schüler müssen frühzeitig in Unternehmen gehen, um
herauszufinden, was sie interessiert und wo ihre Talente
liegen, um eine richtige Entscheidung treffen zu können.
Das hängt noch zu stark vom Elternhaus ab. Da muss an
und mit den Schulen mehr stattfinden.
Fokus Mittelstand
Die 100 größten Unternehmen Mitteldeutschlands
Thum: Unser duales System ist sehr gut, da es Theorie und
Praxis verknüpft. Es hat den Nachteil, dass die Mobilität
zwischen den Berufen behindert wird. Nach einer Ausbildung zu studieren oder Abitur zu machen, ist ebenfalls
mit Hindernissen gespickt. Diese Hürden müssen abgebaut
werden. Wo wir in Sachsen noch nicht ideal aufgestellt
sind, sind die Hochschulen. Es fehlt die Strahlkraft über die
Landesgrenzen hinaus. Das liegt auch an der gleichmäßig
übers Land verteilten Struktur. Hier müssten klare fachliche
Zentren herausgebildet werden. Denn die Forscher gehen
dahin, wo sie Zentren für ihre Forschung sehen. Und die
Firmen gehen dahin, wo das Potenzial an guten Leuten
groß ist.
Warum ist der verarbeitende Bereich in Ostdeutschland
vergleichsweise klein, wenn doch die Voraussetzungen
wie gut ausgebildete Fachleute, Infrastruktur, Flexibilität des Arbeitsmarkts und die Lohnstückkosten so
prima sind?
Thum: Das Wachstum des Produzierenden Gewerbes im
Osten bis 2008 ist bislang eine Erfolgsgeschichte. Richtig
ist allerdings, dass der durchschnittliche Stand des Westens
noch lange nicht erreicht ist. Ursache dafür ist, dass nach
der Wende ein Großteil der Produktion geschlossen wurde.
Genauso wenig wie man Headquarters versetzen kann,
genauso wenig lassen sich Teile der Produktion einfach woandershin verlegen, auch wenn die Bedingungen gut sind.
Firmen können und wollen einen gewachsenen Standort
nicht künstlich teilen. Das ist teuer und erschwert die
Seite 15
Interview
Die Niederlassung Dresden des Münchner
ifo-Instituts
wurde 1993 gegründet. Empirische Wirtschaftsforschung, die
an den Belangen der neuen Bundesländer und insbesondere des
Freistaates Sachsen ausgerichtet ist, ist der Arbeitsschwerpunkt
der 12 Wissenschaftler. Dabei stehen die Bewältigung des Strukturwandels und der Wirtschaftsentwicklung in Ostdeutschland,
speziell im Freistaat Sachsen, und in den EU-Erweiterungsländern im Mittelpunkt der Arbeit.
Steuerung des Unternehmens. Wenn Unternehmen in den
Osten kommen, lohnt das meist nur, wenn etwas Neues
aufgebaut wird.
Kröger: Es ist auch eine Frage des internationalen Wettbewerbs. Man kann ja weiter östlich noch billiger produzieren. Auch dort gibt es gut ausgebildete Leute. Wir müssen
deshalb immer ein Stück besser sein als die anderen. Wenn
wir erfolgreich sind, dann entsteht etwas, das andere
anzieht. Wachstum ist eine Entwicklung, die lange dauert. Man kann das nicht mit Subventionen beschleunigen,
höchstens die Grundlagen schaffen. Das ist heute in Ostdeutschland weitgehend gegeben. Nun sind die Menschen,
ob Unternehmer oder Arbeiter, und ihre Initiative gefragt.
Internet: www.cesifo-group.de
Regionale Industrieanteile
Anteil des Verarbeitenden Gewerbes an der gesamten Bruttowertschöpfung in Prozent
30
25
20
15
10
5
0
1991 1995 1999 2003 2007
Deutschland Sachsen-Anhalt Thüringen Sachsen
Quelle: VGR der Länder, IdW Köln
Seite 16
Gastbeitrag
Die Lücke
schließt sich
„Von einem ausgeglichenen Arbeitsmarkt
sind wir in den neuen
Ländern noch weit entfernt“, weiß Karl Brenke, OstdeutschlandSpezialist am Deutschen
Institut für Wirtschaftsforschung Berlin (DIW).
Aber er sieht auch positive Signale.
Ein Gastbeitrag.
Investoren finden gute Standortbedingungen in den neuen Bundesländern
vor. Ganz abgesehen von Investitionsbeihilfen von bis zu 50 Prozent der
gesamte Kosten, ist der Arbeitsmarkt
im Vergleich mit den alten Bundesländern hier immer noch flexibler,
das Lohnniveau niedriger und die
Infrastruktur gut ausgebaut. Sie ist
viel moderner als in den neuen Mitgliedsstaaten der EU, auch moderner
als in einigen Regionen Westeuropas.
So hat es in den letzten Jahren in den
neuen Bundesländern nicht wenige
Ansiedlungen gegeben, nicht nur in
hochsubventionierten Branchen wie
der Solarindustrie.
Die Industrie hat seit 1989/90 und gerade in den letzten Jahren enorm expandieren können. Das Wachstum war
über mehr als zehn Jahre doppelt so
hoch wie im Westen. Mittlerweile wird
mehr an Industriegütern produziert
als jemals in der DDR, auch wenn man
die Preisveränderung mit berücksichtigt. Das ist eine Erfolgsgeschichte.
Dennoch: Die neuen Bundesländer
sind noch deutlich entfernt von einer
selbsttragenden Wirtschaft. Noch immer werden für Investitionen, für den
Staatsverbrauch und für den privaten
Fokus Mittelstand
Die
100 größten Unternehmen
Mitteldeutschlands
Automobilindustrie
in Mitteldeutschland
Konsum mehr Mittel aufgewendet als
an Gütern produziert wird. Diese Produktionslücke hat sich innerhalb der
letzten Jahre langsam geschlossen.
Allerdings auch deshalb, weil die Investitionen zurück gingen. Das zeigt:
Die Wirtschaft ist noch schwach.
Wachstum durch Cluster?
Von einem ausgeglichenen Arbeitsmarkt sind wir noch weit entfernt.
Zwar ist die Industrie gewachsen, hat
aber noch nicht die Stärke wie etwa in
Bayern und Baden-Württemberg. Eine
Rolle spielt auch, dass der Dienstleistungssektor in Ostdeutschland
noch Schwächen aufweist. Einfache
Dienste wie Gastgewerbe, Bewachung,
Reinigung, etc. sind in vergleichsweise
starkem Maße vorhanden. Es mangelt
aber an höherwertigen Diensten wie
Softwareentwicklung, Forschung und
Entwicklung, Beratung, Unternehmenswerbung. Solche Dienstleistungsbranchen siedeln sich in den großen
Zentren an. Es gibt in Ostdeutschland
nur wenige Zentren wie etwa Berlin,
Dresden oder Leipzig. Auch die Bevölkerungsdichte ist nur halb so groß wie
im Westen.
Die Cluster- bzw. Netzwerkbildung
steht daher weit oben auf der Agenda
der ostdeutschen Ministerpräsidenten.
Aber: Wir leben in einer globalisierten
Welt. Braucht es da auf regionaler
Karl Brenke
(55)
ist seit 1985
wissenschaftlicher Referent
im DIW. Er
studierte Soziologie, Volkswirtschaftslehre und
Statistik an der Freien Universität Berlin.
Von 1983 bis 1985 war er wissenschaftlicher Assistent an der FU Berlin. Sein
Arbeitsschwerpunkt ist die Wirtschaft
in Ostdeutschland und Berlin.
Ebene enge Netzwerke, kann man
Netzwerke nicht auch überregional
und international schaffen? Unternehmen einer Region und einer Branche
können sich in gewisser Weise unterstützen, man darf aber nicht glauben,
dass sich daraus große Wachstumsmöglichkeiten ergeben. Vielfach sind
die Verknüpfungen in der Region nicht
so groß wie angenommen.
Subventionen müssen zurückgefahren werden
Problematisch ist die entstehende Abhängigkeit von hoch subventionierten
Branchen: Die Solarindustrie etwa
wird an drei Stellen finanziell unterKraftwerk „Schwarze
Pumpe“
Bild: Männig
Fokus Mittelstand
Seite 17
Gastbeitrag
Die 100 größten Unternehmen Mitteldeutschlands
stützt: erstens bei der Errichtung der
Produktion in Form von Investitionshilfen; zweitens wird die Einspeisung von
Solarenergie ins Netz subventioniert
und drittens wird die Anschaffung von
Solaranlagen gefördert. Die Branche
wäre gegenwärtig ohne Subventionen
nicht lebensfähig. In manchen Ländern
wie Spanien gibt es bereits Schwierigkeiten, weil die Subventionen zurückgefahren worden sind.
Inwieweit die Solarbranche in Zukunft
eine rentable Branche wird, hängt
davon ab, wie schnell Subventionen
zurückgefahren werden können. Und
von den Energiepreisen. Solarenergie
würde davon profitieren, wenn andere
Energieträger deutlich teurer würden.
Man muss auch die hohen Investitionshilfen von 150.000 Euro pro
Arbeitsplatz in Ostdeutschland sehen.
Die Solarbranche ist kapitalintensiv,
Investitionshilfen wirken stark. Die
Erfahrungen der Regionalforschung in
den alten Bundesländern zeigen seit
Jahrzehnten, dass Produktionen, die
sich stark auf Subventionen stützen,
aus regionaler Sicht eher labil sind ohne Erfolgsgarantie. Ein prominentes
Beispiel ist Nokia in Bochum.
Fachkräfte werden knapp
Die Finanz- und Wirtschaftskrise betrifft die neuen Bundesländer weniger
als Westdeutschland. Denn sie trifft
vor allem die exportorientierte Industrie. Bayern beispielsweise hatte von
November 2008 bis September 2009
einen Anstieg der Arbeitslosigkeit von
etwa 30 Prozent zu verzeichnen. Allerdings ist Sachsen als von der Industrie
geprägtes Land stärker betroffen als
Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, wo bislang kaum Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt festzustellen sind.
Die Krise ist in ihrer Schärfe einzigartig und es ist schwer zu kalkulieren,
was nächstes Jahr geschieht. Bisher
hat in Deutschland der Arbeitsmarkt
nur geringfügig reagiert. Das ist zum
einen der Kurzarbeiterregelung zuzurechnen. Viele Betriebe sind außerdem
nicht daran interessiert, Mitarbeiter zu
entlassen - sie haben im Aufschwung
gemerkt, wie schwer Fachkräfte zu
bekommen sind.
Hoffnung für den Arbeitsmarkt
In den neuen Bundesländern wirkt
die Demografie zusätzlich auf den
Arbeitsmarkt. Anfang der 1990er
Jahre schrumpfte die Geburtenrate
drastisch. Die Nachfrage nach Lehrstellen sinkt, Fachkräfte werden knapp.
Das heißt, Fachkräfte werden noch
begehrter. Ostdeutsche Betriebe, die
heute noch mit dem Vorteil niedriger
Das Deutsche Institut für
Wirtschaftsforschung
(DIW Berlin)
ist nach eigenen Angaben das größte Wirtschaftsforschungsinstitut in
Deutschland. Zurzeit beschäftigt es
185 feste Mitarbeiter. Die Kernaufgaben
sind anwendungsorientierte Wirtschaftsforschung und wirtschaftspolitische
Beratung. 1925 wurde das DIW Berlin
als Institut für Konjunkturforschung
gegründet. Als Mitglied der LeibnizGemeinschaft wird das DIW Berlin
überwiegend aus öffentlichen Mitteln
finanziert. Geleitet wird das DIW von
Prof. Dr. Klaus F. Zimmermann.
Löhne agieren, müssen in Zukunft auf
ein steigendes Lohnniveau setzen, um
Fachkräfte zu bekommen.
Wenn es so sein sollte, dass die gegenwärtigen Konjunkturdaten tatsächlich
Licht am Ende des Tunnels signalisieren und die Produktion wieder wächst,
werden sich auch die Folgen für den
Arbeitsmarkt in Grenzen halten. Dafür
spricht auch, dass die Kurzarbeiterzahl
in den letzten Monaten nicht mehr
gestiegen ist. Das macht optimistisch
für die mittelfristige Entwicklung des
Arbeitsmarkts.
Internet: www.diw.de
Bruttoanlageinvestitionen, Veränderungen gegenüber dem Vorjahr
40
30
20
10
0
-10
-20
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
Deutschland alte Bundesländer neue Bundesländer
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
Fokus Mittelstand
Die 100 größten Unternehmen Mitteldeutschlands
Seite 18
Meldungen aus der Sachsen Bank
Automobile Werbung für den Freistaat
Die stimmungsvolle Zieleinfahrt über die Dresdner Augustusbrücke war einer der vielen Höhepunkte der diesjährigen Oldtimer-Rundfahrt Sachsen Classic, die zwischen
dem 13. und 15. August 175 historische Motorfahrzeuge
und ein international besetztes Teilnehmerfeld von Zwickau nach Dresden führte. Auch bei der siebten Auflage
erwies sich das sportliche und touristische Großereignis
als Publikumsmagnet und erstklassige Werbung für das
Automobil- und Touristikland Sachsen. Die Sachsen Bank
unterstützte die automobile Landpartie gemeinsam mit
Volkswagen als Hauptsponsor und war auch mit zwei
Teams in der Gesamtwertung vertreten.
Neuartige Fachbuch-Plattform im Internet
Einen sechsstelligen Betrag wird der Technologiegründerfonds Sachsen (TGFS) in das Start-up-Unternehmen PaperC
investieren. Über die neuartige Fachbuch-Plattform im
Internet erhalten registrierte Nutzer vollständigen Zugriff
auf mehrere tausend Fachbuchtitel, die sie kostenfrei lesen und durchsuchen können. Eine Gebühr von etwa zehn
Cent pro Seite wird erst fällig, wenn der Nutzer diese
Seite ausdrucken, downloaden oder Notizen und Zitate
innerhalb eines Dokumentes anlegen möchte.
Mit dem neuen Kapital des Technologiegründerfonds
Sachsen sollen die Plattform weiter ausgebaut und das
Maketing intensiviert werden, kündigt Investment-Direktor
Friedemann Stier von der zur LBBW-Gruppe gehörenden
CFH Beteiligungsgesellschaft mbH an. Die CFH fungiert
als Beteiligungscenter des TGFS. Mit dem Einstieg des
Technologiegründerfonds Sachsen wird das Berliner Startup seinen Sitz nach Leipzig verlegen.
www.paperc.de
Mitteldeutscher Unternehmertag in Leipzig
Als Forum für den branchenübergreifenden Wissens- und
Erfahrungsaustausch versteht sich der 6. Mitteldeutsche
Unternehmertag, der am 1. Dezember 2009 in Leipzig
stattfindet. Gemeinsam mit Vertretern aus Banken, Wirtschaftsberatungen, Rechtsanwaltskanzleien und Verbänden werden rund 300 mittelständische Unternehmer aus
Sachsen und ganz Mitteldeutschland über die richtigen
Zukunftsstrategien für erfolgreiche Unternehmer diskutieren. „Beim Unternehmertag sprechen Praktiker mit Praktikern, geht es darum unmittelbaren Mehrwert für die Teilnehmer zu bieten“, beschreibt Peter Kröger, Bereichsleiter
Unternehmenskunden der Sachsen Bank, das Anliegen
des Fachkongresses. Die Sachsen Bank ist ebenso wie die
zur LBBW-Gruppe gehörende CFH Beteiligungsgesellschaft
einer der Mitveranstalter. Die Teilnehmergebühr für Unternehmer beträgt mit Frühbucherrabatt ab 90 Euro. Für
mittelständische Unternehmenskunden der Sachsen Bank
steht ein begrenztes Freikartenkontingent zur Verfügung.
www.sachsenbank.de/unternehmertag
Gut besucht: Der Informationsstand der Sachsen Bank
beim Unternehmertag 2008
Seite 19
Meldungen aus der Sachsen Bank
Fokus Mittelstand
Die
100 größten Unternehmen
Mitteldeutschlands
Automobilindustrie
in Mitteldeutschland
Sachsen Bank berät mit Gütesiegel
Das Beratungsangebot der Sachsen Bank für Privatkunden und Private Banking-Kunden hat das Zertifikat „TÜV
SÜD-geprüfte BeratungsQualität“ erhalten. Das TÜV SÜDSiegel belegt, dass sich die Berater der Sachsen Bank an
der individuellen Lebenssituation und den Bedürfnissen
ihrer Kunden orientieren und ihre Empfehlungen sachlich
fundiert aussprechen.
Dr. Markus Nienhoff,
Mitglied der Geschäftsleitung TÜV SÜD, überreicht
das TÜV-Zertifikat an
Reinhold Genzi, Bereichsleiter Privatkunden/Private
Banking Sachsen
„Eine an den Zielen und Wünschen unserer Kunden
ausgerichtete qualifizierte Beratung und eine langjährige
verlässliche Partnerschaft prägen Leistungsangebot und
Selbstverständnis der Sachsen Bank. Mit der Zertifizierung
bestätigen jetzt auch neutrale unabhängige Experten
diesen Beratungsansatz“, erläutert Privatkunden-Vorstand
Andreas Fohrmann.
Vorausgegangen waren umfangreiche anonyme Testberatungen und Kundenbefragungen durch TÜV SÜD. Das
Prüfinstitut bewertete bei der Sachsen Bank das Beratungskonzept und die Beratungssystematik sowie deren
Wirksamkeit hinsichtlich der Kundenbetreuung.
Neue EU-Richtlinie zum Zahlungsverkehr
Zum 1. November dieses Jahres tritt in Deutschland die
neue EU-Zahlungsdiensterichtlinie PSD (Payment Service
Directive) in Kraft. Sie schafft erstmals einen einheitlichen
Rechtsrahmen für Zahlungsdienste im Binnenmarkt und
beinhaltet umfangreiche Veränderungen gegenüber
den heutigen Regelungen. Im Rahmen eines Zahlungsverkehrsfrühstücks informierte jetzt Ronald Stengl,
Fachberater für Zahlungsverkehrslösungen, Kunden der
Fit für den Westen
Die in Zittau ansässige fit GmbH bleibt auf Wachstumskurs. Mit der Übernahme der Weichspülermarke Kuschelweich von der Unilever Deutschland GmbH und dem Lizenzerwerb für das Waschmittel Sunil erweitert der Spezialist für Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel sein Portfolio
um zwei Produktkategorien. Das Unternehmen setzt mit
dem Kauf den bereits im Jahr 2000 mit der Übernahme
der westdeutschen Marken Rei, Rei in der Tube und Sanso
begonnene Kurs fort. Die Sachsen Bank begleitet als
Finanzierungspartner das Wachstum des Unternehmens.
Das wachstumsstarke Unternehmen, das seinen Umsatz
in fünfzehn Jahren mehr als vervierfachen konnte, setzt
konsequent auf Produktinnovation und neue Technik. „Die
Sachsen Bank über die wesentlichen Neuerungen und
deren Auswirkungen für die betriebliche Praxis: „Durch
die PSD wird nicht nur die Transparenz auf dem Zahlungsverkehrsmarkt deutlich erhöht, es wird mehr Wettbewerb
geschaffen, was zu einer Stärkung des EU-Binnenmarktes
führt und gleichzeitig werden die Verbraucher besser
geschützt, z.B. durch höhere Informationspflichten.“
Weichen bei fit stehen weiter auf Wachstum“, sagt Barko
Schwinke, Unternehmenskundenbetreuer der Sachsen
Bank, und freut sich, den ostdeutschen Marktführer auf
diesem Weg begleiten zu können.
Bild: Sachsen Bank
© courtesy Gal. EIGEN + ART Leipzig/Berlin and Pace/Wildenstein, VG Bild-Kunst Bonn 2009
Sailor Moon, Chibi
Maler: Tim Eitel
Deutschland, 2001
Kulturelles Engagement. Made in Germany.
Für das Projekt „Carte Blanche IX“ in Leipzig.
Unter dem Titel „Carte Blanche IX“ zeigt die Galerie für Zeitgenössische
Kunst Leipzig (GfZK) vom 7. November 2009 bis 10. Januar 2010 erstmals
eine repräsentative Auswahl von Werken der Sammlung „Kunst in der
Sachsen Bank/Sammlung Landesbank Baden-Württemberg“. Die Ausstellung ist Teil einer auf zwei Jahre angelegten Veranstaltungsreihe,
Ein Unternehmen der LBBW-Gruppe
die sich dem Engagement von ausgewählten Personen und Unternehmen
in der Kunst widmet. Als eine Bank, die sich der Region verbunden fühlt,
fördern wir geistiges und künstlerisches Schaffen und setzen auf ein
kreatives Umfeld als Standortfaktor. www.sachsenbank.de

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