Fokus Mittelstand - LBBW Sachsen Bank
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Fokus Mittelstand Ausgabe Dezember 2009 Die 100 größten Unternehmen Mitteldeutschlands Wirtschaftsinformationen aus Mitteldeutschland Zwischen Berg und tiefem Tal: Die 100 größten Unternehmen Mitteldeutschlands Die großen Unternehmen in Mitteldeutschland sind gewachsen, haben an Bedeutung gewonnen. Doch Vorsicht: Die vorliegende Liste basiert auf den Abschlüssen des Vorjahres. 2008 war bis in den Herbst hinein ein Jahr des Aufschwunges. Dann die Finanzkrise, die Rezession ... Inzwischen ist wieder Besserung in Sicht. Der Tiefpunkt der Produktion scheint erreicht. Das Institut für Wirtschaftsforschung in Halle sieht ab dem dritten Quartal in den neuen Ländern eine leichte Belebung. Ein Grund dafür sind auch die staatlichen Konjunkturprogramme. Wie sehr sie den Abschwung lindern konnten, wird man spätestens in der Liste der 100 größten Unternehmen Mitteldeutschlands im kommenden Jahr sehen. In den Unternehmenszahlen wird dies wohl erst in diesem Jahr voll durchschlagen. Dabei sind die einzelnen Branchen von der Krise durchaus unterschiedlich betroffen. Einem robusten privaten Konsum im Inland stehen Einbrüche bei den Exporten gegenüber. Statistik für Mitteldeutschland Die Topthemen Wir müssen immer besser sein: Ein Banker und ein Volkswirt analysieren für „Fokus Mittelstand“ die mitteldeutsche Wirtschaft nach der Finanzund Wirtschaftskrise. Seite 12 Wirtschaft in Mitteldeutschland Die 100 größten Unternehmen Mitteldeutschlands: Die Rangliste des Jahres 2008 mit Umsätzen und Beschäftigungszahlen der größten Unternehmen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Seite 6 Ein Unternehmen der LBBW-Gruppe Sachsen Sachsen-Anhalt Thüringen BIP 2008 in Mrd. Euro 94,7 53,6 49,8 Veränderung zu 2007 in % 2,1 3,9 2,6 Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt, Stand Februar 2009 Seite 2 Inhaltsverzeichnis Zwischen Berg und tiefem Tal Der Tiefpunkt der Krise ist erreicht. Nun gilt es, verlorenen Boden aufzu3 holen. Die 100 größten Unternehmen Mitteldeutschlands Die Rangliste des Jahres 2008 mit Umsätzen und Beschäftigungszahlen der größten Unternehmen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. 6 „Wir müssen immer ein Stück besser sein“ Ein Interview mit Peter Kröger, Bereichsleiter Unternehmenskunden Sachsen Bank, und Prof. Dr. Marcel Thum, Geschäftsführer der ifo-Niederlassung Dresden. 12 Die Lücke schließt sich „Von einem ausgeglichenen Arbeitsmarkt sind wir in den neuen Ländern noch weit entfernt“, weiß Karl Brenke, Ostdeutschland-Spezialist am DIW. Aber er sieht auch positive Signale. Ein Gastbeitrag. 16 Neues aus der Sachsen Bank +++ Automobile Werbung für den Freistaat+++ Neuartige FachbuchPlattform im Internet +++ Mitteldeutscher Unternehmertag in Leipzig +++ Sachsen Bank berät mit Gütesiegel +++ Fit für den Westen +++ Neue EU-Richtlinie zum Zahlungsverkehr 18 Fokus Mittelstand Die 100 größten Unternehmen Mitteldeutschlands Editorial Sehr geehrte Damen und Herren, seit einigen Wochen mehren sich die Anzeichen, dass der Höhepunkt der Finanz- und Wirtschaftskrise überschritten ist. Zu diesem Schluss neigen auch die Wirtschaftswissenschaftler, die in unserer aktuellen Ausgabe des „Fokus Mittelstand“ die Auswirkungen der schwersten Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit analysieren. Die Krise schlägt sich im Ranking der größten 100 Unternehmen Mitteldeutschlands 2008 noch wenig Harald R. Pfab nieder. Zwar sind bei vielen Unternehmen Foto: Sachsen Bank die Aufträge schon ab Oktober 2008 eingebrochen, doch das Wachstum in den neun Monaten zuvor führte meist zu passablen Bilanzen im Vergleich zum Jahr davor. Wesentlich anders werden die Bilanzen für das Jahr 2009 aussehen. Durchschnittlich 20 Prozent Umsatzeinbruch waren keine Seltenheit. Durch konzertierte Maßnahmen wie Konjunkturpakete und Ausweitung des Kurzarbeitergeldes sowie kreatives Handeln der Unternehmen konnten die Auswirkungen der Wirtschaftskrise jedoch begrenzt werden. Die Organisation eines neuerlichen Aufschwungs und seine Finanzierung werden für Unternehmen und Banken zu einer großen Herausforderung. Die Unternehmer können sicher sein, dass sie in der Sachsen Bank einen starken und verlässlichen Partner haben. Wir sind von den Zukunftsperspektiven der Unternehmen unserer Wirtschaftsregion überzeugt und haben ein großes Interesse, diese positive Entwicklung weiter zu befördern. Mit freundlichen Grüßen, Harald R. Pfab, Vorsitzender des Vorstands der Sachsen Bank Impressum Sachsen Bank Unselbstständige Anstalt der Landesbank Baden-Württemberg Leipzig Humboldtstraße 25 D-04105 Leipzig Telefon 0341 220-0 Telefax 0341 220-39608 www.sachsenbank.de [email protected] Kommunikation - Marketing Dr. Frank Steinmeyer Telefon 0341 220 39405 Telefax 0341 220 39401 [email protected] Alle Rechte vorbehalten. Wiedergabe des Inhalts, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Sachsen Bank. Erscheinungsweise: vierteljährlich Fokus Mittelstand Seite 3 Report Die 100 größten Unternehmen Mitteldeutschlands Zwischen Berg und tiefem Tal Im vierten Quartal 2008 beginnt mit der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise auch die einjährige Leidenszeit in den meisten Kernbranchen der mitteldeutschen Wirtschaft. Der Tiefpunkt der Krise ist erreicht. Nun gilt es, verlorenen Boden aufzuholen. Am Abend des 2. Oktober 2009 bietet die alte Frankfurter Oper das passende Forum für innovative und erfolgreiche Unternehmer: Das Prüfungs- und Beratungsunternehmen Ernst & Young verleiht die Auszeichnung „Entrepreneure des Jahres 2009“. Acht Unternehmer erhalten den bedeutenden Preis, sechs von ihnen haben die Jury auf dem Feld der erneuerbaren Energien nachhaltig beeindruckt. Klaus Wurpts, Geschäftsführer Wirtschaftsinitiative für Mitteldeutschland GmbH Die traditionsreiche Kultur- und Wirtschaftsregion Mitteldeutschland hat sich zu Beginn des 21. Jahrhunderts zu einem modernen europäischen Standort mit zahlreichen vernetzten Wachstumszentren und hoher Lebensqualität entwickelt. Mit erfinderischer Kreativität und großem Engagement haben die Menschen in den heutigen drei Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen der Region ein neues Gesicht und eine Vision gegeben. Das Umbruchjahr 2008 hat einige Stärken dieses Wirtschaftsstandorts noch einmal deutlich hervortreten lassen: die hohe Produktivität der modernen Anlagen, die große Flexibilität der Mitarbeiter sowie der Fokus auf innovative Zukunftstechnologien. Mit harter Arbeit an die Spitze Als „Entrepreneure des Jahres 2009“ in der Kategorie Industrie wird das Dreigestirn Dr. Silvia Roth, Dr. Dietmar Roth und Dr. Bernd Rau geehrt. Es sind die Gründer der Roth & Rau AG aus dem sächsischen HohensteinErnstthal. Sie entwickelten in den 1990er Jahren ein Verfahren für die Anzahl der versicherungspflichtigen Arbeitsplätze in 1.000 (jeweils Dezember des Jahres) 5.500 5.507 5.400 5.323 5.300 5.205 5.200 5.161 5.100 5.072 5.039 5.000 4.966 4.900 0 2000 2002 2004 neue Bundesländerund Berlin Ost Quelle: Bundesagentur für Arbeit 2006 2008 Bearbeitung von Oberflächen, das inzwischen die Grundlage der Anlagen und Technologien liefert, die sie für die Photovoltaikindustrie herstellen. „Wir freuen uns sehr über die Auszeichnung und die weitere Nominierung, die nicht zuletzt die harte Arbeit unserer hoch motivierten Mitarbeiter in den vergangenen Jahren würdigen. Ihnen gilt unser Dank, denn ohne sie wäre das enorme Wachstum der Roth & Rau AG vom Familienunternehmen zum Global Player in der Solarindustrie nicht möglich gewesen“, sagt Dr. Dietmar Roth. Darüber hinaus wurden die drei Unternehmensgründer für den „World Entrepreneur of the Year 2010“ nominiert. Auszeichnung zum Entrepreneur des Jahres 2009: v.l.n.r.: Dr. Bernd Rau, Prof. Silvia Roth, Dr. Dietmar Roth (Roth & Rau AG) Foto: Sabine Brauer Photos Seite 4 Report Photovoltaik wächst weiter Mit Beginn des rasanten Wachstums der Photovoltaikindustrie wuchs auch Roth & Rau: Der Umsatz mit Maschinen und Anlagen für die Solarzellenproduktion stieg von 33,4 Millionen Euro im Jahr 2005 auf 272,1 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2008. Die Mitarbeiterzahl wuchs im gleichen Zeitraum von 90 auf 606. Am 30. Juni 2009 waren bereits 729 Mitarbeiter im In- und Ausland für Roth & Rau tätig. Damit ist die Roth und Rau AG auch einer der Senkrechtstarter im Ranking der „Top 100 Unternehmen Mitteldeutschlands“. Um gut 25 Plätze verbesserte sich das Unternehmen und zeigt damit den generellen Trend bei Firmen auf, die sich mit Photovoltaik beschäftigen. Ob Q-Cells aus Thalheim, Ersol (heute Bosch Solar) aus Erfurt oder die Solarworld-Tochter Deutsche Solar AG aus Freiberg - alle kletterten in der Rangliste. In den Jahren seit der Jahrtausendwende ist damit eine hochmoderne Branche in Mitteldeutschland entstanden, die Arbeitsplätze in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt schafft. Etwa ein Drittel der 50.000 Jobs in der deutschen Solarstromindustrie finden sich hier. Auch der Weltmarkt wird bestimmt: in Forschung und Entwicklung genauso wie in der Herstellung. Allein die Unternehmen im „SolarValley“ rund um Thalheim stellen 80 Prozent der deutschen und 16 Prozent der weltweit produzierten Solarzellen her. Investition in der Krise Damit hat sich in der Region eine neue Industriebranche etabliert, die auch eine Forderung vieler Wirtschaftswissenschaftler erfüllt: Nicht allein die Produktionshallen werden in den neuen Ländern platziert, sondern auch die Headquarters, die über Strategie und Richtung entscheiden. Und die auch Wissenschaft, unternehmensnahe Dienstleistungen und StartUpUnternehmen anziehen. Ein Hinweis Fokus Mittelstand Die 100 größten Unternehmen Mitteldeutschlands Dr. Albrecht Schröter, Oberbürgermeister Jena Mitteldeutschland zählt schon jetzt zu den innovativsten Wirtschaftsregionen Europas und bietet auch für die Zukunft enorme Potentiale, die es gemeinsam zu aktivieren gilt. Unsere Stärke liegt in der länderübergreifenden Zusammenarbeit von Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verwaltung, denn nur so können die Chancen der Globalisierung genutzt und deren Risiken gemeistert werden. Gewiss geht die gegenwärtige Krise an Jena nicht vorbei, doch wir werden nicht ganz so hart von ihr getroffen. Die Wirtschaftslandschaft der Stadt ist mit Vertretern aus den verschiedensten Technologiebereichen, sei es Optik, Instrumentenbau, Life-Sciences oder Softwareentwicklung breit aufgestellt und eine hervorragende Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Forschung eröffnet den Unternehmen neue Wege und Möglichkeiten. darauf, wie wichtig die PhotovoltaikIndustrie in Mitteldeutschland ist, lässt sich derzeit in Nünchritz bei Riesa besichtigen: Hier investiert die Wacker Chemie AG 800 Millionen Euro in eine Produktionsanlage, die mit 450 Arbeitskräften ab 2011 10.000 Tonnen Reinstsilicium herstellen wird das Ausgangsmaterial für die Photovoltaikindustrie. Förderung lohnt Noch benötigt die Industrie staatliche Förderung, noch ist die volle Marktfähigkeit nicht erreicht, denn der Wirkungsgrad der Solarstrom-Anlage reicht nicht aus. Doch das Tempo der Weiterentwicklung der Produkte ist ebenso rasant wie das Wachstum der Branche. Lohnt es da, kurz vorm Ziel - in spätestens fünf Jahren soll Solarstrom für private Haushalte günstiger sein als konventionell hergestellter die staatliche Förderung einzustellen? Und mehr noch: Wie der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) im Oktober 2009 mitteilte, erzielte Deutschland allein 2008 Steuereinnahmen in Höhe von knapp drei Milliarden Euro aus der direkten und indirekten Besteuerung deutscher Solarstromunternehmen und ihrer Beschäftigten. Die im selben Jahr über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) gewährten Anschub-Investitionen beliefen sich hingegen auf rund zwei Milliarden Euro. Aber auch die Photovoltaik-Unternehmen haben ab dem vierten Quartal Carola Schaar, Präsidentin der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau Wir sind auf dem richtigen Weg! Das Strukturmuster unserer Unternehmen und Branchen ist erfolgsgeneigt. Neue Fundamente in Industrie und Dienstleistungen sind gegossen worden. Die überregionale Verkehrs- und Kommunikationsinfrastruktur hat der Wirtschaft Wege in alle Welt gebahnt. Die Unternehmensgrößen können sich mittlerweile national und international messen lassen. Defizite sehen wir aber beispielsweise noch im Fehlen der Zentralen großer Konzerne, Banken und Versicherungen. Und ernsthafte Sorgen bereiten uns die Abwanderung gut ausgebildeter junger Menschen und geringe Geburtenraten. Die aktuelle Konjunktur im Blick stellen wir fest: der Abschwung ist abgebremst, Stabilisierung erreicht. Ob und inwieweit es wieder zu einer Belebung kommt, ist aber ungewiss. Deshalb bleibe ich dabei: Wichtig ist für jeden Unternehmer, um Aufträge zu kämpfen, klug und vorsichtig zu investieren und die Kasse im Lot zu halten. Wer dennoch in Schwierigkeiten gerät, dem steht die IHK mit Rat und Tat zur Seite. Fokus Mittelstand Seite 5 Report Die 100 größten Unternehmen Mitteldeutschlands 2008 die Auswirkungen der Finanzund Wirtschaftskrise in Form von ausbleibenden oder stornierten Aufträgen zu spüren bekommen. Deutlich schwerer hingegen sind die für Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt strukturprägenden und traditionell starken Branchen getroffen worden. Chemie und Kunststoff, Stahl, Automobil und ihre Zulieferer sowie der Maschinenbau mussten aufgrund ihrer Verflechtung ins globale Wirtschaftsleben deutliche Einbrüche hinnehmen. Gemischte Krisen-Bilanz „Das wirft den Osten in seinen Aufholbemühungen wieder zurück“, kommentierte Anfang August Udo Ludwig, der Experte für die neuen Bundesländer am Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), in seinem Bericht über die ostdeutsche Wirtschaft. Insgesamt erwartet der Wirtschaftsforscher, dass die Produktion in den neuen Ländern um etwa 4,5 Prozent absinken und damit unter den Stand im Jahr 2006 zurückfallen wird. Das Verarbeitende Gewerbe werde gar um 15,6 Prozent einbrechen. Im „Top 100 Ranking Mitteldeutschland 2008“ wird das noch nicht deutlich, da der Einbruch des vierten Quartals meist noch vom Wachstum im vorhergehenden dreiviertel Jahr kaschiert wird. Mittlerweile ist der Tiefpunkt der Krise nach Ansicht der Hallenser Wirtschaftsforscher erreicht. Gewachsen sind trotz der Krisenfolgen die Unternehmen der Ernährungsindustrie. Die Branche ist zwar wegen ihrer mittelständischen Prägung in der „Top 100 Liste“ unterrepräsentiert. Sie hat es jedoch auch 2009 geschafft, sich kontinuierlich zu entwickeln. Gleiches gilt für die in Mitteldeutschland ansässigen Unternehmen und Produktionsstätten der Pharmabranche sowie kommunale Unternehmen und Energieversorger, die gerade auf den vorderen Rängen der „Top 100 Liste“ stark vertreten sind. Auf Vorjahresniveau bewegen sich der Handel sowie Dienstleister aus dem Bereich Telekommunikation und IT. Andreas Hiltermann, Geschäftsführer der InfraLeuna GmbH Die große Krise ist auch an der in den letzten Jahren besonders erfolgreichen mitteldeutschen Chemieindustrie nicht spurlos vorüber gegangen. Deshalb ist es gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten besonders wichtig, die besten Voraussetzungen für Investoren und ansässige Unternehmen zu bieten. Für die klassische chemische Industrie ist gerade der Chemiestandort Leuna nach wie vor erste Wahl. Zu unseren Stärken zählen die ausgeprägte Verbundwirtschaft, die erschlossenen, baureifen Flächen, die leistungsfähige und moderne Infrastruktur, die ausgezeichneten logistischen Anbindungen an Straßen- und Schienensysteme und sicherlich auch die hohe gesellschaftliche Akzeptanz der Branche. Dies schätzen nach wie vor Investoren aus der ganzen Welt: Insgesamt rund 250 Millionen Euro werden 2009 in Leuna investiert. Chipindustrie hält stand Mit der Insolvenz von SpeicherchipHersteller Qimonda verabschiedet sich in diesem Jahr ein führendes Unternehmen aus der „Top 100 Liste“. Damit ist auch einer der Leuchttürme der mitteldeutschen Wirtschaft ins Wanken geraten. Aber nicht gefallen, wie auf der SEMICON Europa 2009 in Dresden, der Messe der europäischen Halbleiterbranche, deutlich wurde. Grund ist die wachsende Nachfrage auf dem Halbleitermarkt, vor allem im Bereich Autoindustrie und Sicherheitsanwendungen. Und GLOBALFOUNDRIES Dresden, ehemals AMD, wird ab der zweiten Jahreshälfte 2010 die Volumenproduktion in der neuen „32 Nanometer Super High Performance (SHP)“-Technologie in der Fab 1 aufnehmen. Internet: www.mitteldeutschland.com Das Top100-Unternehmen Infineon Dresden wird seine Produktionskapazität um zehn Prozent erhöhen und etwa 60 neue Mitarbeiter einstellen. Solarfeld der JUWI AG Waldpolenz bei Grimma Foto: Alexander Schmidt Seite 6 Ranking Fokus Mittelstand Die 100 größten Unternehmen Mitteldeutschlands Die 100 größten Unternehmen Mitteldeutschlands Die vorliegende Liste zeigt für die Geschäftsjahre 2007 und 2008 eine Rangliste mit Umsätzen und Beschäftigungszahlen der größten Unternehmen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, soweit sie ihren Hauptsitz in einem der Länder haben oder Angaben zu ihren Werken bzw. Tochterunternehmen in Mitteldeutschland veröffentlichen. Die Einordnung von Unternehmen ohne Umsatz-Angabe beruht auf Einschätzungen seriöser Experten, die mit den jeweiligen Branchen vertraut sind. Firma Bundesland Branche Umsatz* 2008 Umsatz* 2007 Beschäftigte 2008 Beschäftigte 2007 1 VNG Verbundnetz Gas AG, Leipzig Sachsen Energie 5529 4234 624 591 2 Total Raffinerie Mitteldeutschland GmbH, Spergau Sachsen-Anhalt Energie 5456 5300 710 650 3 Dow Olefinverbund GmbH, Schkopau (1) Sachsen-Anhalt, Sachsen Chemieindustrie 4800 4890 2300 2300 4 Volkswagen Sachsen GmbH (Zwickau/Dresden/Chemnitz) Sachsen Automobil 4400 5121 7200 7400 5 Leipziger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (LVV) Sachsen Kommunale Dienstleistungen 3202 2415 5008 4356 6 Envia Mitteldeutsche Energie AG, Chemnitz Sachsen Energie 2277 2288 2430 2182 7 BMW Werk Leipzig Sachsen Automobil - - 2600 2500 8 Opel Eisenach GmbH, Eisenach Thüringen Automobil - 1613 1650 1700 9 Eon Thüringer Energie AG, Erfurt Thüringen Energie 1460 1439 1497 1519 10 Sachsenmilch AG, Leppersdorf Sachsen Nahrungsmittel 1419 1415 1570 1500 11 ENSO Energie Sachsen Ost AG, Dresden Sachsen Energie 1314 971 1471 1109 12 Q-Cells AG, Thalheim Sachsen-Anhalt Solar 1251 859 2568 1700 13 Fujitsu Computers, Sömmerda Thüringen Computer - 1237 365 376 14 EDEKA Märkte Sachsen Sachsen Handel 1200 1200 8400 8700 15 EDEKA Märkte Sachsen-Anhalt (2) Sachsen-Anhalt Handel 1200 1100 6935 6455 Fokus Mittelstand Seite 7 Ranking Die 100 größten Unternehmen Mitteldeutschlands Firma Bundesland Branche 16 MKM Mansfelder Kupfer und Messing GmbH, Hettstedt Sachsen-Anhalt Metall 1200 1201 1052 1045 17 Porsche Leipzig GmbH, Leipzig Sachsen Automobil - - 600 420 18 GLOBALFOUNDRIES Fab 1 (ehemals AMD Dresden) Sachsen Halbleiter 1032 1327 2600 2800 19 Drewag Stadtwerke Dresden GmbH, Dresden Sachsen Energie 1023 946 1282 1297 20 F6 Cigarettenfabrik Dresden GmbH, Dresden Sachsen Tabak - - 400 400 21 Salutas Pharma GmbH, Barleben Sachsen-Anhalt Pharma - 920 1388 1400 22 Ilsenburger Grobblech GmbH, Ilsenburg Sachsen-Anhalt Stahl 893 800 742 735 23 PC-Ware Information Technologies AG, Leipzig Sachsen IT-Wirtschaft 890 776 1600 1600 24 Kom-Strom AG Stromgroßhandel, Leipzig Sachsen Energie 782 446 37 37 25 Bombardier, Werke Görlitz & Bautzen Sachsen Schienenfahrzeugbau - - 2700 2602 26 Stahlwerk Thüringen, Unterwellenborn Thüringen Stahl 749 680 690 700 27 Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien GmbH, Freyburg Sachsen-Anhalt Nahrungsmittel 741 710 504 499 28 Preiss-Daimler Group, Wilsdruff Sachsen Mischkonzern 728 678 7400 7400 29 Mitgas Mitteldeutsche Gasversorgung GmbH, Kabelsketal Sachsen-Anhalt Energie 724 630 334 295 30 Koenig & Bauer AG, Werk Radebeul Sachsen Druckmaschinen 714 857 2148 2243 Neue Anlage bei DOW in Schkopau zur Herstellung von Klebstoffen für die Autoindustrie Bild: Werk Umsatz* 2008 Umsatz* 2007 Beschäftigte 2008 Beschäftigte 2007 Seite 8 Ranking Fokus Mittelstand Die 100 größten Unternehmen Mitteldeutschlands Firma Bundesland Branche Umsatz* 2008 Umsatz* 2007 Beschäftigte 2008 Beschäftigte 2007 31 BGH Edelstahlwerke GmbH (Freital, Lugau, Lippendorf) Sachsen Stahl 709 634 1248 1250 32 Infineon Technologies Dresden GmbH & Co. OHG Sachsen Halbleiter - - 1800 2000 33 Komsa Kommunikation Sachsen AG, Hartmannsdorf Sachsen Telekommunikation/ Handel 700 700 1200 1000 34 Erdgasversorgungsgesellschaft Thüringen-Sachsen mbH, Erfurt Thüringen Energie 697 597 24 27 35 Tönnies Fleischwerk Weißenfels GmbH Sachsen-Anhalt Nahrungsmittel 687 585 1080 1050 36 Verbio Vereinigte Bioenergie AG Zörbig Sachsen-Anhalt Energie 666 408 390 385 37 SKW Stickstoffwerke Piesteritz GmbH, Wittenberg Sachsen-Anhalt Chemieindustrie 650 490 745 720 38 Noweda Pharma-Handels GmbH, Niederlassungen Ost (3) Sachsen Pharmahandel 641 562 351 338 39 Novelis Deutschland, Werk Nachterstedt Sachsen-Anhalt Aluminium 637 659 556 631 40 Georgsmarienhütte Unternehmensgruppe (4) Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt Stahl 633 503 1726 1454 41 Mitteldeutscher Rundfunk (MDR), Leipzig (5) Mitteldeutschland Medien 631 665 2012 2014 42 Carl Zeiss Meditec AG (3) Thüringen Medizintechnik 600 570 2152 2000 43 Qimonda Dresden GmbH & Co. OHG Sachsen Halbleiter - - 1850 3400 44 Domo Caproleuna GmbH, Leuna Sachsen-Anhalt Chemieindustrie 561 610 461 470 45 Jenoptik AG, Jena Thüringen Optik 548 522 3400 3436 46 ESF Elbe Stahlwerke, Drahtwerke und Stahlhandel, Riesa Sachsen Stahl 535 - 446 - 47 GP Günter Papenburg AG, BT Halle Sachsen-Anhalt Baugewerbe 503 507 2098 2053 48 Griesson - de Beukelaer GmbH & Co.KG, Kahla (1) Thüringen Nahrungsmittel 481 419 448 427 49 Siltronic AG Werk Freiberg Sachsen Halbleiter - - 1080 1200 50 Wacker AG Werk Nünchritz Sachsen Chemieindustrie - - 920 900 51 Bayer Bitterfeld GmbH Greppin Sachsen-Anhalt Chemieindustrie 450 580 500 513 52 Robert Bosch Fahrzeugelektrik Eisenach GmbH, Eisenach Thüringen Automobil 445 498 1700 1700 Fokus Mittelstand Seite 9 Ranking Die 100 größten Unternehmen Mitteldeutschlands Firma Bundesland Branche 53 Deutsche Solar AG, Freiberg Sachsen Solar 442 318 1077 747 54 Gausepohl Fleisch GmbH, Niederlassung Chemnitz (1) Sachsen Nahrungsmittel - - 220 220 55 Stadtwerke Halle GmbH, Halle Sachsen-Anhalt Energie 430 421 1666 1542 56 Städtische Werke Magdeburg GmbH, Magdeburg Sachsen-Anhalt Kommunale Dienstleistungen 419 362 754 778 57 SWE Stadtwerke Erfurt GmbH Thüringen Kommunale Dienstleistungen 415 403 1700 1742 58 Mitteldeutsche Erfrischungsgetränke GmbH, Leißling Sachsen-Anhalt Nahrungsmittel - 363 1100 1125 59 Erdgas Südsachsen GmbH, Chemnitz Sachsen Energie 362 325 400 370 60 Mibrag Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft mbH, Theißen Sachsen-Anhalt Kohlebergbau 360 328 2129 2152 61 Kronospan GmbH, Lampertswalde (3) Sachsen Holzverarbeitung 360 360 640 640 62 EDEKA Märkte Thüringen Thüringen Handel 350 250 2800 2100 63 Carl Zeiss Microimaging GmbH, Jena Thüringen Technologie 339 323 1731 1600 64 ORBITA-FILM GmbH Weißandt-Gölzau Sachsen-Anhalt Kunststoff 335 338 700 600 65 VEM-Gruppe, Dresden, Thurm, Keula, Wernigerode Sachsen, SachsenAnhalt Elektrotechnik 334 279 1686 1520 66 Zellstoff Stendal GmbH - Gruppe, Arneburg Sachsen-Anhalt Holzverarbeitung 318 357 626 597 67 InfraLeuna GmbH, Leuna Sachsen-Anhalt Technischer Dienstleister 316 269 622 610 Die InfraLeuna organisiert auch die Logistik für die Firmen des Chemiestandorts Bild: US Umsatz* 2008 Umsatz* 2007 Beschäftigte 2008 Beschäftigte 2007 Seite 10 Ranking Fokus Mittelstand Die 100 größten Unternehmen Mitteldeutschlands Automobilindustrie in Mitteldeutschland Firma Bundesland Branche Umsatz* 2008 Umsatz* 2007 Beschäftigte 2008 Beschäftigte 2007 68 Ersol AG, Erfurt (Bosch Solar) Thüringen Solar 309 160 1200 802 69 Solarwatt AG, Dresden Sachsen Solar 300 203 480 461 70 SIG Combibloc GmbH, Werk Lutherstadt-Wittenberg Sachsen-Anhalt Verpackungsindustrie - - 405 381 71 Funkwerk AG, Kölleda Thüringen Elektrotechnik 290 291 1742 1615 72 Automotive Lighting Brotterode GmbH, Brotterode Thüringen Automobil 282 292 748 938 73 Tabacon Tabakwaren GmbH & Co. KG, Ronneburg Thüringen Tabak - - 160 160 74 Schneider Mineralöl Meißen GmbH, Meißen Sachsen Energie 280 242 85 91 75 Stadtwerke Chemnitz AG, Chemnitz Sachsen Kommunale Dienstleistungen 278 249 767 822 76 Roth & Rau AG, Hohenstein-Ernstthal Sachsen Maschinenbau 272 146 606 236 77 Klausner-Gruppe, BT Kodersdorf, Saalburg-Ebersdorf Thüringen, Sachsen Holzverarbeitung 267 300 680 690 78 Autoliv Sicherheitstechnik GmbH, Döbeln Sachsen Automobil 260 300 400 450 79 Milchwerke Thüringen GmbH, Erfurt Thüringen Nahrungsmittel 258 251 256 249 80 X-FAB Semiconductor Foundries AG, Erfurt Thüringen Halbleiter 250 299 2600 2600 81 Takata-Petri Sachsen GmbH, Elterlein, Freiberg, Döbeln Sachsen Automobil 230 270 700 800 82 Rege Motorenteile GmbH, Eisenach Thüringen Automobil 216 160 1450 1500 83 Magdeburger Förderanlagen und Baumaschinen GmbH, Magdeburg Sachsen-Anhalt Maschinenbau 213 141 1077 900 84 Stadtwerke Gera AG, Gera Thüringen Kommunale Dienstleistungen 203 178 859 784 85 Bauerfeind AG Zeulenroda-Triebes Thüringen Orthopädie 200 200 1650 1800 86 Elbe Flugzeugwerft GmbH, Dresden Sachsen Flugzeugbau 198 225 1132 1143 87 Dresdner Druck- und Verlagshaus GmbH & Co. Sachsen Medien 195 195 1485 1442 88 Linde-KCA-Dresden GmbH, Dresden Sachsen Anlagenbau 193 314 491 496 89 Stora Enso Sachsen GmbH, Eilenburg Sachsen Papier 193 187 369 364 Fokus Mittelstand Seite 11 Ranking Die 100 größten Unternehmen Mitteldeutschlands Firma Bundesland Branche 90 Emig GmbH & Co. KG, Werk Calvörde Sachsen-Anhalt Nahrungsmittel 189 183 334 331 91 Nemak Wernigerode (Rautenbach AG) Sachsen-Anhalt Automobil 187 199 718 730 92 GGP Media GmbH Pößneck Thüringen Druckindustrie - - 1050 1056 93 Glunz AG, Werk Nettgau Sachsen-Anhalt Holzverarbeitung 185 195 300 300 94 HSN Magdeburg GmbH, Magdeburg Sachsen-Anhalt Energie 183 367 - - 95 Mitec Automotive AG, Eisenach Thüringen Automobil 180 200 950 1000 96 HQM-Gruppe, Leipzig Sachsen, Brandenburg, NRW Metall, Automotive 180 200 720 750 97 Wismut GmbH Sachsen/Thüringen Bergbausanierung 176 170 1720 1700 98 VON ARDENNE Anlagentechnik GmbH, Dresden Sachsen Maschinenbau 167 131 498 389 99 GKN Driveline Deutschland GmbH, Werk Mosel Sachsen Automobil 141 167 732 752 100 AKT altmärker Kunststoff-Technik GmbH Sachsen-Anhalt Kunststoff 134 161 1760 1931 * Umsatz* 2008 Umsatz* 2007 Beschäftigte 2008 Beschäftigte 2007 Umsätze in Millionen Euro (1) Umsatz Gesamtunternehmen, Beschäftigte für Standorte in Mitteldeutschland (2) ohne selbständigen Einzelhandel (3) Geschäftsjahr entspricht nicht dem Kalenderjahr (4) zur Georgsmarienhütte Holding GmbH gehörten 2008 in den Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen neun Unternehmen (5) es handelt sich hierbei um die Teilnehmergebühr zuzüglich der sonstigen Erträge Bauarbeiten an der im September 2009 offiziell eingeweihten neuen Entschweflungsanlage der Total-Raffinerie-Spergau Bild: US Seite 12 Interview Fokus Mittelstand Die 100 größten Unternehmen Mitteldeutschlands Automobilindustrie in Mitteldeutschland „Wir müssen immer ein Stück besser sein“ Wie sehen Banker und Volkswirt die Finanz- und Wirtschaftskrise und deren Folgen? Ein Interview mit Peter Kröger, Bereichsleiter Unternehmenskunden der Sachsen Bank, und Prof. Dr. Marcel Thum, Geschäftsführer der ifo-Niederlassung Dresden. Was passiert Neues nach dem Regierungswechsel? Thum: Das lässt sich noch nicht konkret sagen. Zunächst geht es um die Bewältigung der Finanz- und Wirtschaftskrise. Skeptisch bin ich im Hinblick auf die Steuererleichterungs-Ankündigungen von CSU und FDP. Die gigantischen Einbrüche bei den Einnahmen lassen in diesem Bereich auf die Schnelle größere Entlastungen nicht zu. Kröger: Das sehe ich ähnlich. Steuersenkungen sind aus der Sicht des Mittelstandes gut, aber da scheint kein Spielraum vorhanden zu sein. Eine andere Frage ist die des Gesundheitsfonds. Auch Senkungen der Sozialabgaben wären gut für den Mittelstand. Stärkere Eigenanteile könnten ein Beitrag sein, um Unternehmen zu entlasten. Zudem wünsche ich mir, dass manches bleibt; beispielsweise waren die öffentlichen Hilfen, ob über Bürgschafts- oder Förderbanken, ein richtiger Schritt, um die Wirtschaft in der Krise zu unterstützen. Ein weiteres Thema ist das der Erneuerbaren Energien - gerade für die neuen Bundesländer mit dem über die Jahre entstandenen Cluster: Da sollte man die bestehenden Förderregelungen erhalten. Thum: Aus Sicht des Volkswirts sage ich an diesem Punkt „leider“. Beim Thema Energiepolitik gibt es riesige Ineffizienzen, auf die auch der Beirat beim Bundeswirtschaftsministerium hingewiesen hat. Es spricht nichts gegen intensive Forschung auf dem Gebiet der Erneuerbaren Energien, aber die Verzerrung der Kosten durch Subventionen im Vergleich zu konventionellen Energieträgern ist fatal. Ist die Krise tatsächlich vorbei, wie es den Anschein hat? Wie sicher sind die Arbeitsplätze? Thum: Die ersten Anzeichen deuten darauf hin, dass die Abwärtsbewegung gestoppt ist. Damit aber ist die Wirtschaft noch nicht wieder beim alten Niveau - das bedarf erst einiger Jahre Wachstum. Momentan sind die Firmen ja in ihrer Mitarbeiter- und Produktionskapazität auf das Produktionsniveau vor der Krise ausgelegt. Der Arbeitsmarkt hat vor allem wegen der Kurzarbeiterregelung bislang noch keine großen Einbrüche gezeigt. Das könnte sich im Laufe des nächsten Jahres ändern. Kröger: Wir hören Ähnliches von den Unternehmen. Die Talsohle ist erreicht. Die Wachstumsmärkte in Asien und die Konjunkturprogramme haben uns dabei geholfen. Das Prof. Dr. Marcel Thum (44) studierte bis 1990 Volkswirtschaft an der Universität München, promovierte 1995 (summa cum laude) und beendete 2001 die Habilitation. Heute leitet er als Geschäftsführer die ifo-Niederlassung Dresden und hat den Lehrstuhl für Finanzwissenschaft an der TU Dresden inne. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Finanzwissenschaft, Politische Ökonomie, Arbeitsmarkttheorie und -politik. Prof. Dr. Marcel Thum Bild: Bonitz/ifo Fokus Mittelstand Die 100 größten Unternehmen Mitteldeutschlands Rückschlagpotenzial liegt im Bereich der Konsumgüterindustrie. Was im Verarbeitenden Gewerbe wächst, ist durch eventuell sinkenden Konsum gefährdet. Generell muss man sich wohl darauf einstellen, erst 2013/14 wieder das Niveau von vor der Krise zu erreichen. Ich persönlich vermute, dass die ganz schwierige Zeit erst 2010 kommt. Kapitalbedarf bei den Unternehmen entsteht, wenn es wieder aufwärts geht, nicht so sehr in den Schrumpfungsphasen. Die Herausforderung wird es sein, das Wachstum zu meistern, wenn wieder Vorfinanzierungs-Bedarf für Lager, Forderungen etc. entsteht. Seite 13 Interview Noch ein Wort zum Arbeitsmarkt. Da ein Teil der Mehrproduktion in der Boomzeit mit Leiharbeit abgedeckt worden ist, konnten die Kernbelegschaften oft erhalten werden. Um die Stammkräfte zu halten, so unsere Beobachtung für die neuen Länder, sind in vielen Firmen auch die HaustarifVerträge schnell und flexibel an die neue Situation angepasst worden. Dabei hat die Krisenerprobtheit der letzten 20 Jahre wohl Pate gestanden. Allerdings: Im Durchschnitt melden uns unsere Kunden aus dem Verarbeitenden Gewerbe zwischen 50 und 70 Prozent Auftragsrückgang - nun ist der Scheideweg erreicht. Geht es mit den Auftragsvolumina wieder aufwärts, ist das gut. Alles andere wird schwierig. Peter Kröger (38) studierte Wirtschaftswissenschaften und qualifizierte sich an der Frankfurt School of Finance & Management. Kröger arbeitet seit 1990 im Bankgeschäft, zunächst bei der Deutschen Bank AG auf verschiedenen Positionen im In- und Ausland. 1999 wechselte er nach Leipzig und leitet heute das Unternehmenskundengeschäft der Sachsen Bank. Peter Kröger Bild: Martin Jehnichen Wird es eine Kreditklemme für die Verarbeitende Wirtschaft geben, nachdem eine Regulierung der Finanzmärkte möglich scheint und Banken wohl ihre Geschäfte mit einem größeren Eigenkapital untermauern müssen? Thum: Das ist zweifellos eine Gefahr. Die Banken sind nun gezwungen, ihre Bilanzen in Ordnung zu bringen, um das notwendige Eigenkapital vorzuhalten. Bei den gewaltigen Abschreibungen muss auch auf der Seite der Ausleihungen etwas passieren. Das könnte vor allem die kleinen und mittleren Unternehmen treffen, die ihren Finanzierungsbedarf traditionell eher über Bankkredite befriedigen. Im bisherigen Krisenverlauf waren daher eher die großen Unternehmen betroffen, die stark auf Anleihen zur Finanzierung angewiesen sind. Kröger: Die Frage ist, wie die Gesamtheit der Umstrukturierungsauflagen der EU für Banken wirkt. Öffentliche Unterstützungsmaßnahmen für Banken könnten damit in letzter Konsequenz zu einer Reduzierung des Geschäftsumfangs führen. Für unser Haus kann ich sagen, dass das Kundengeschäft in der strategischen Neuausrichtung der LBBW-Gruppe Priorität hat. Die Sachsen Bank steht den mittelständischen Unternehmen als Finanzierungspartner zur Verfügung und hat ihr Finanzierungsvolumen in diesem Jahr weiter spürbar erhöht. Nach meiner Beobachtung sind im Übrigen auch die Sparkassen und der genossenschaftliche Sektor sehr stabil am Markt unterwegs. Ein Appell von meiner Seite an die Unternehmer: Man muss jetzt schon beginnen, strategische Liquidität aufzubauen, um für den nächsten Aufschwung gewappnet zu sein – auch unter Einbindung öffentlicher Finanzierungshilfen. Wenn die Aufträge da sind, ist es zu spät, sich um entsprechende Finanzierungen zu kümmern. Uns fehlen im Osten Headquarters. Gibt es Möglichkeiten, mehr davon in den Osten zu locken? Thum: Stammsitze sind von Vorteil, dann ist die Wertschöpfung vor Ort größer. Man kann das ein klein wenig stimulieren, aber am Ende bleibt nur, auf die natürliche Entwicklung zu hoffen. Die Zeiten, in denen sich große Konzerne mit Ansiedlungssubventionen in den Osten locken ließen, sind vorbei. Wenn wir uns Sachsen anschauen, Fokus Mittelstand Seite 14 Interview Die 100 größten Unternehmen Mitteldeutschlands Automobilindustrie in Mitteldeutschland Deshalb ist es die Aufgabe für Mitteldeutschland, die Verzahnung von Wissenschaft und Forschung mit der Wirtschaft voranzutreiben… Thum: Genau. Die Politik steht vor der Frage, ob Aktivitäten in Forschung und Entwicklung steuerlich begünstigt werden sollen. Dies würde auf jeden Fall helfen. Kröger: Das wäre gut, wenn Technologien und Techniken, für die deutsche Unternehmen die Grundlagenforschung betrieben haben, auch von ihnen im Markt in Produkte umgesetzt würden. Im Moment sieht es so aus, als ob hiesige Ideen anderswo besser in marktfähige Produkte umgesetzt werden können. Daran müssen wir arbeiten. Thum: Elektromobilität, Erneuerbare Energien, Speichertechnologie etc. sind interessante Felder, die uns hoffentlich noch einige Wachstumsbranchen bescheren. Nur, die Politik wäre nicht gut beraten, würde sie versuchen, die konkreten Felder zu identifizieren. Das ist die Aufgabe der Unternehmen selbst und derjenigen, die sie finanzieren. Einige erfolgreiche Branchen sind auch außerhalb der Industrie zu finden. Die neuen Länder punkten zum Beispiel auch bei hochqualifizierten Dienstleistungen, z.B. bei spezialiEntwicklung der Studienabbruchquote an Fachhochschulen nach Geschlecht Fächergruppe Ingenieurwissenschaften; Angaben in % 30 28 26 24 22 20 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0 28 24 21 19 11 9 Studienanfänger 1995-1997 (Absolventen 2002 Studienanfänger 1997-1999 (Absolventen 2004) männlich weiblich Quelle: HIS Studienabbruchsstudien Studienanfänger 1999-2001 (Absolventen 2006) 100 90 100 100 100 110 95,3 98,2 92,5 120 111,6 108,8 114,0 108,8 106,8 110,7 130 119,4 114,5 123,7 Auftragseingangsindex Volumenindex für das Verarbeitende Gewerbe (2005=100) 88,8 93,5 84,6 dann sind die Bedingungen für die Entstehung von neuen Headquarters gut: Die industrielle Tradition ist da, Ingenieure werden vor Ort ausgebildet und junge Unternehmen etablieren sich in international wettbewerbsfähigen Marktnischen – aber es dauert eben, bevor sich aus einer innovativen Firma ein auch in der Größe relevantes Unternehmen bildet. Da bleibt nur, Geduld anzumahnen. 80 70 60 50 40 30 20 10 0 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Insgesamt Inland Ausland Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis) sierten Callcenter für den Banken- und Versicherungsbereich. Die Kosten sind im Vergleich zum Westen niedriger, die Immobilienkosten auch - das können wir ausnutzen. Ich sehe keinen Grund, warum diese Branchen von der Politik durch eine voreilige Schwerpunktsetzung ausgegrenzt werden sollten. Zusammengefasst: Die ostdeutsche Wirtschaft sollte sich auf wissensintensive Bereiche konzentrieren. Wie gut ist das bestehende Bildungssystem dafür ausgelegt? Thum: Bildungspolitik ist ein wichtiges Thema, wo Reformen allerdings nur langfristig wirken. Folgen der Umstellung eines Schulsystems zeigen sich erst nach etwa 20 Jahren. Bedingt durch die Sozialstruktur ist die Bildung in den neuen Ländern nicht so schlecht. Es gibt aber Verbesserungsbedarf. Da wäre zum einen die frühkindliche Bildung. Zum anderen müssen wir insbesondere unter dem Demografieaspekt darauf achten, dass nicht mehr so viele junge Leute ohne Abschluss bleiben. Das ließe sich durch moderate Reformen im Schulbereich machen, durch mehr Autonomie der Schulen etwa oder längeres gemeinsames Lernen. Kröger: Es wird zunehmend schwieriger, die richtigen Fachkräfte zu finden. Viele junge Leute haben heute kaum Vorstellungen davon, wofür sie sich entschieden haben. Schüler müssen frühzeitig in Unternehmen gehen, um herauszufinden, was sie interessiert und wo ihre Talente liegen, um eine richtige Entscheidung treffen zu können. Das hängt noch zu stark vom Elternhaus ab. Da muss an und mit den Schulen mehr stattfinden. Fokus Mittelstand Die 100 größten Unternehmen Mitteldeutschlands Thum: Unser duales System ist sehr gut, da es Theorie und Praxis verknüpft. Es hat den Nachteil, dass die Mobilität zwischen den Berufen behindert wird. Nach einer Ausbildung zu studieren oder Abitur zu machen, ist ebenfalls mit Hindernissen gespickt. Diese Hürden müssen abgebaut werden. Wo wir in Sachsen noch nicht ideal aufgestellt sind, sind die Hochschulen. Es fehlt die Strahlkraft über die Landesgrenzen hinaus. Das liegt auch an der gleichmäßig übers Land verteilten Struktur. Hier müssten klare fachliche Zentren herausgebildet werden. Denn die Forscher gehen dahin, wo sie Zentren für ihre Forschung sehen. Und die Firmen gehen dahin, wo das Potenzial an guten Leuten groß ist. Warum ist der verarbeitende Bereich in Ostdeutschland vergleichsweise klein, wenn doch die Voraussetzungen wie gut ausgebildete Fachleute, Infrastruktur, Flexibilität des Arbeitsmarkts und die Lohnstückkosten so prima sind? Thum: Das Wachstum des Produzierenden Gewerbes im Osten bis 2008 ist bislang eine Erfolgsgeschichte. Richtig ist allerdings, dass der durchschnittliche Stand des Westens noch lange nicht erreicht ist. Ursache dafür ist, dass nach der Wende ein Großteil der Produktion geschlossen wurde. Genauso wenig wie man Headquarters versetzen kann, genauso wenig lassen sich Teile der Produktion einfach woandershin verlegen, auch wenn die Bedingungen gut sind. Firmen können und wollen einen gewachsenen Standort nicht künstlich teilen. Das ist teuer und erschwert die Seite 15 Interview Die Niederlassung Dresden des Münchner ifo-Instituts wurde 1993 gegründet. Empirische Wirtschaftsforschung, die an den Belangen der neuen Bundesländer und insbesondere des Freistaates Sachsen ausgerichtet ist, ist der Arbeitsschwerpunkt der 12 Wissenschaftler. Dabei stehen die Bewältigung des Strukturwandels und der Wirtschaftsentwicklung in Ostdeutschland, speziell im Freistaat Sachsen, und in den EU-Erweiterungsländern im Mittelpunkt der Arbeit. Steuerung des Unternehmens. Wenn Unternehmen in den Osten kommen, lohnt das meist nur, wenn etwas Neues aufgebaut wird. Kröger: Es ist auch eine Frage des internationalen Wettbewerbs. Man kann ja weiter östlich noch billiger produzieren. Auch dort gibt es gut ausgebildete Leute. Wir müssen deshalb immer ein Stück besser sein als die anderen. Wenn wir erfolgreich sind, dann entsteht etwas, das andere anzieht. Wachstum ist eine Entwicklung, die lange dauert. Man kann das nicht mit Subventionen beschleunigen, höchstens die Grundlagen schaffen. Das ist heute in Ostdeutschland weitgehend gegeben. Nun sind die Menschen, ob Unternehmer oder Arbeiter, und ihre Initiative gefragt. Internet: www.cesifo-group.de Regionale Industrieanteile Anteil des Verarbeitenden Gewerbes an der gesamten Bruttowertschöpfung in Prozent 30 25 20 15 10 5 0 1991 1995 1999 2003 2007 Deutschland Sachsen-Anhalt Thüringen Sachsen Quelle: VGR der Länder, IdW Köln Seite 16 Gastbeitrag Die Lücke schließt sich „Von einem ausgeglichenen Arbeitsmarkt sind wir in den neuen Ländern noch weit entfernt“, weiß Karl Brenke, OstdeutschlandSpezialist am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung Berlin (DIW). Aber er sieht auch positive Signale. Ein Gastbeitrag. Investoren finden gute Standortbedingungen in den neuen Bundesländern vor. Ganz abgesehen von Investitionsbeihilfen von bis zu 50 Prozent der gesamte Kosten, ist der Arbeitsmarkt im Vergleich mit den alten Bundesländern hier immer noch flexibler, das Lohnniveau niedriger und die Infrastruktur gut ausgebaut. Sie ist viel moderner als in den neuen Mitgliedsstaaten der EU, auch moderner als in einigen Regionen Westeuropas. So hat es in den letzten Jahren in den neuen Bundesländern nicht wenige Ansiedlungen gegeben, nicht nur in hochsubventionierten Branchen wie der Solarindustrie. Die Industrie hat seit 1989/90 und gerade in den letzten Jahren enorm expandieren können. Das Wachstum war über mehr als zehn Jahre doppelt so hoch wie im Westen. Mittlerweile wird mehr an Industriegütern produziert als jemals in der DDR, auch wenn man die Preisveränderung mit berücksichtigt. Das ist eine Erfolgsgeschichte. Dennoch: Die neuen Bundesländer sind noch deutlich entfernt von einer selbsttragenden Wirtschaft. Noch immer werden für Investitionen, für den Staatsverbrauch und für den privaten Fokus Mittelstand Die 100 größten Unternehmen Mitteldeutschlands Automobilindustrie in Mitteldeutschland Konsum mehr Mittel aufgewendet als an Gütern produziert wird. Diese Produktionslücke hat sich innerhalb der letzten Jahre langsam geschlossen. Allerdings auch deshalb, weil die Investitionen zurück gingen. Das zeigt: Die Wirtschaft ist noch schwach. Wachstum durch Cluster? Von einem ausgeglichenen Arbeitsmarkt sind wir noch weit entfernt. Zwar ist die Industrie gewachsen, hat aber noch nicht die Stärke wie etwa in Bayern und Baden-Württemberg. Eine Rolle spielt auch, dass der Dienstleistungssektor in Ostdeutschland noch Schwächen aufweist. Einfache Dienste wie Gastgewerbe, Bewachung, Reinigung, etc. sind in vergleichsweise starkem Maße vorhanden. Es mangelt aber an höherwertigen Diensten wie Softwareentwicklung, Forschung und Entwicklung, Beratung, Unternehmenswerbung. Solche Dienstleistungsbranchen siedeln sich in den großen Zentren an. Es gibt in Ostdeutschland nur wenige Zentren wie etwa Berlin, Dresden oder Leipzig. Auch die Bevölkerungsdichte ist nur halb so groß wie im Westen. Die Cluster- bzw. Netzwerkbildung steht daher weit oben auf der Agenda der ostdeutschen Ministerpräsidenten. Aber: Wir leben in einer globalisierten Welt. Braucht es da auf regionaler Karl Brenke (55) ist seit 1985 wissenschaftlicher Referent im DIW. Er studierte Soziologie, Volkswirtschaftslehre und Statistik an der Freien Universität Berlin. Von 1983 bis 1985 war er wissenschaftlicher Assistent an der FU Berlin. Sein Arbeitsschwerpunkt ist die Wirtschaft in Ostdeutschland und Berlin. Ebene enge Netzwerke, kann man Netzwerke nicht auch überregional und international schaffen? Unternehmen einer Region und einer Branche können sich in gewisser Weise unterstützen, man darf aber nicht glauben, dass sich daraus große Wachstumsmöglichkeiten ergeben. Vielfach sind die Verknüpfungen in der Region nicht so groß wie angenommen. Subventionen müssen zurückgefahren werden Problematisch ist die entstehende Abhängigkeit von hoch subventionierten Branchen: Die Solarindustrie etwa wird an drei Stellen finanziell unterKraftwerk „Schwarze Pumpe“ Bild: Männig Fokus Mittelstand Seite 17 Gastbeitrag Die 100 größten Unternehmen Mitteldeutschlands stützt: erstens bei der Errichtung der Produktion in Form von Investitionshilfen; zweitens wird die Einspeisung von Solarenergie ins Netz subventioniert und drittens wird die Anschaffung von Solaranlagen gefördert. Die Branche wäre gegenwärtig ohne Subventionen nicht lebensfähig. In manchen Ländern wie Spanien gibt es bereits Schwierigkeiten, weil die Subventionen zurückgefahren worden sind. Inwieweit die Solarbranche in Zukunft eine rentable Branche wird, hängt davon ab, wie schnell Subventionen zurückgefahren werden können. Und von den Energiepreisen. Solarenergie würde davon profitieren, wenn andere Energieträger deutlich teurer würden. Man muss auch die hohen Investitionshilfen von 150.000 Euro pro Arbeitsplatz in Ostdeutschland sehen. Die Solarbranche ist kapitalintensiv, Investitionshilfen wirken stark. Die Erfahrungen der Regionalforschung in den alten Bundesländern zeigen seit Jahrzehnten, dass Produktionen, die sich stark auf Subventionen stützen, aus regionaler Sicht eher labil sind ohne Erfolgsgarantie. Ein prominentes Beispiel ist Nokia in Bochum. Fachkräfte werden knapp Die Finanz- und Wirtschaftskrise betrifft die neuen Bundesländer weniger als Westdeutschland. Denn sie trifft vor allem die exportorientierte Industrie. Bayern beispielsweise hatte von November 2008 bis September 2009 einen Anstieg der Arbeitslosigkeit von etwa 30 Prozent zu verzeichnen. Allerdings ist Sachsen als von der Industrie geprägtes Land stärker betroffen als Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, wo bislang kaum Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt festzustellen sind. Die Krise ist in ihrer Schärfe einzigartig und es ist schwer zu kalkulieren, was nächstes Jahr geschieht. Bisher hat in Deutschland der Arbeitsmarkt nur geringfügig reagiert. Das ist zum einen der Kurzarbeiterregelung zuzurechnen. Viele Betriebe sind außerdem nicht daran interessiert, Mitarbeiter zu entlassen - sie haben im Aufschwung gemerkt, wie schwer Fachkräfte zu bekommen sind. Hoffnung für den Arbeitsmarkt In den neuen Bundesländern wirkt die Demografie zusätzlich auf den Arbeitsmarkt. Anfang der 1990er Jahre schrumpfte die Geburtenrate drastisch. Die Nachfrage nach Lehrstellen sinkt, Fachkräfte werden knapp. Das heißt, Fachkräfte werden noch begehrter. Ostdeutsche Betriebe, die heute noch mit dem Vorteil niedriger Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) ist nach eigenen Angaben das größte Wirtschaftsforschungsinstitut in Deutschland. Zurzeit beschäftigt es 185 feste Mitarbeiter. Die Kernaufgaben sind anwendungsorientierte Wirtschaftsforschung und wirtschaftspolitische Beratung. 1925 wurde das DIW Berlin als Institut für Konjunkturforschung gegründet. Als Mitglied der LeibnizGemeinschaft wird das DIW Berlin überwiegend aus öffentlichen Mitteln finanziert. Geleitet wird das DIW von Prof. Dr. Klaus F. Zimmermann. Löhne agieren, müssen in Zukunft auf ein steigendes Lohnniveau setzen, um Fachkräfte zu bekommen. Wenn es so sein sollte, dass die gegenwärtigen Konjunkturdaten tatsächlich Licht am Ende des Tunnels signalisieren und die Produktion wieder wächst, werden sich auch die Folgen für den Arbeitsmarkt in Grenzen halten. Dafür spricht auch, dass die Kurzarbeiterzahl in den letzten Monaten nicht mehr gestiegen ist. Das macht optimistisch für die mittelfristige Entwicklung des Arbeitsmarkts. Internet: www.diw.de Bruttoanlageinvestitionen, Veränderungen gegenüber dem Vorjahr 40 30 20 10 0 -10 -20 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 Deutschland alte Bundesländer neue Bundesländer Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Fokus Mittelstand Die 100 größten Unternehmen Mitteldeutschlands Seite 18 Meldungen aus der Sachsen Bank Automobile Werbung für den Freistaat Die stimmungsvolle Zieleinfahrt über die Dresdner Augustusbrücke war einer der vielen Höhepunkte der diesjährigen Oldtimer-Rundfahrt Sachsen Classic, die zwischen dem 13. und 15. August 175 historische Motorfahrzeuge und ein international besetztes Teilnehmerfeld von Zwickau nach Dresden führte. Auch bei der siebten Auflage erwies sich das sportliche und touristische Großereignis als Publikumsmagnet und erstklassige Werbung für das Automobil- und Touristikland Sachsen. Die Sachsen Bank unterstützte die automobile Landpartie gemeinsam mit Volkswagen als Hauptsponsor und war auch mit zwei Teams in der Gesamtwertung vertreten. Neuartige Fachbuch-Plattform im Internet Einen sechsstelligen Betrag wird der Technologiegründerfonds Sachsen (TGFS) in das Start-up-Unternehmen PaperC investieren. Über die neuartige Fachbuch-Plattform im Internet erhalten registrierte Nutzer vollständigen Zugriff auf mehrere tausend Fachbuchtitel, die sie kostenfrei lesen und durchsuchen können. Eine Gebühr von etwa zehn Cent pro Seite wird erst fällig, wenn der Nutzer diese Seite ausdrucken, downloaden oder Notizen und Zitate innerhalb eines Dokumentes anlegen möchte. Mit dem neuen Kapital des Technologiegründerfonds Sachsen sollen die Plattform weiter ausgebaut und das Maketing intensiviert werden, kündigt Investment-Direktor Friedemann Stier von der zur LBBW-Gruppe gehörenden CFH Beteiligungsgesellschaft mbH an. Die CFH fungiert als Beteiligungscenter des TGFS. Mit dem Einstieg des Technologiegründerfonds Sachsen wird das Berliner Startup seinen Sitz nach Leipzig verlegen. www.paperc.de Mitteldeutscher Unternehmertag in Leipzig Als Forum für den branchenübergreifenden Wissens- und Erfahrungsaustausch versteht sich der 6. Mitteldeutsche Unternehmertag, der am 1. Dezember 2009 in Leipzig stattfindet. Gemeinsam mit Vertretern aus Banken, Wirtschaftsberatungen, Rechtsanwaltskanzleien und Verbänden werden rund 300 mittelständische Unternehmer aus Sachsen und ganz Mitteldeutschland über die richtigen Zukunftsstrategien für erfolgreiche Unternehmer diskutieren. „Beim Unternehmertag sprechen Praktiker mit Praktikern, geht es darum unmittelbaren Mehrwert für die Teilnehmer zu bieten“, beschreibt Peter Kröger, Bereichsleiter Unternehmenskunden der Sachsen Bank, das Anliegen des Fachkongresses. Die Sachsen Bank ist ebenso wie die zur LBBW-Gruppe gehörende CFH Beteiligungsgesellschaft einer der Mitveranstalter. Die Teilnehmergebühr für Unternehmer beträgt mit Frühbucherrabatt ab 90 Euro. Für mittelständische Unternehmenskunden der Sachsen Bank steht ein begrenztes Freikartenkontingent zur Verfügung. www.sachsenbank.de/unternehmertag Gut besucht: Der Informationsstand der Sachsen Bank beim Unternehmertag 2008 Seite 19 Meldungen aus der Sachsen Bank Fokus Mittelstand Die 100 größten Unternehmen Mitteldeutschlands Automobilindustrie in Mitteldeutschland Sachsen Bank berät mit Gütesiegel Das Beratungsangebot der Sachsen Bank für Privatkunden und Private Banking-Kunden hat das Zertifikat „TÜV SÜD-geprüfte BeratungsQualität“ erhalten. Das TÜV SÜDSiegel belegt, dass sich die Berater der Sachsen Bank an der individuellen Lebenssituation und den Bedürfnissen ihrer Kunden orientieren und ihre Empfehlungen sachlich fundiert aussprechen. Dr. Markus Nienhoff, Mitglied der Geschäftsleitung TÜV SÜD, überreicht das TÜV-Zertifikat an Reinhold Genzi, Bereichsleiter Privatkunden/Private Banking Sachsen „Eine an den Zielen und Wünschen unserer Kunden ausgerichtete qualifizierte Beratung und eine langjährige verlässliche Partnerschaft prägen Leistungsangebot und Selbstverständnis der Sachsen Bank. Mit der Zertifizierung bestätigen jetzt auch neutrale unabhängige Experten diesen Beratungsansatz“, erläutert Privatkunden-Vorstand Andreas Fohrmann. Vorausgegangen waren umfangreiche anonyme Testberatungen und Kundenbefragungen durch TÜV SÜD. Das Prüfinstitut bewertete bei der Sachsen Bank das Beratungskonzept und die Beratungssystematik sowie deren Wirksamkeit hinsichtlich der Kundenbetreuung. Neue EU-Richtlinie zum Zahlungsverkehr Zum 1. November dieses Jahres tritt in Deutschland die neue EU-Zahlungsdiensterichtlinie PSD (Payment Service Directive) in Kraft. Sie schafft erstmals einen einheitlichen Rechtsrahmen für Zahlungsdienste im Binnenmarkt und beinhaltet umfangreiche Veränderungen gegenüber den heutigen Regelungen. Im Rahmen eines Zahlungsverkehrsfrühstücks informierte jetzt Ronald Stengl, Fachberater für Zahlungsverkehrslösungen, Kunden der Fit für den Westen Die in Zittau ansässige fit GmbH bleibt auf Wachstumskurs. Mit der Übernahme der Weichspülermarke Kuschelweich von der Unilever Deutschland GmbH und dem Lizenzerwerb für das Waschmittel Sunil erweitert der Spezialist für Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel sein Portfolio um zwei Produktkategorien. Das Unternehmen setzt mit dem Kauf den bereits im Jahr 2000 mit der Übernahme der westdeutschen Marken Rei, Rei in der Tube und Sanso begonnene Kurs fort. Die Sachsen Bank begleitet als Finanzierungspartner das Wachstum des Unternehmens. Das wachstumsstarke Unternehmen, das seinen Umsatz in fünfzehn Jahren mehr als vervierfachen konnte, setzt konsequent auf Produktinnovation und neue Technik. „Die Sachsen Bank über die wesentlichen Neuerungen und deren Auswirkungen für die betriebliche Praxis: „Durch die PSD wird nicht nur die Transparenz auf dem Zahlungsverkehrsmarkt deutlich erhöht, es wird mehr Wettbewerb geschaffen, was zu einer Stärkung des EU-Binnenmarktes führt und gleichzeitig werden die Verbraucher besser geschützt, z.B. durch höhere Informationspflichten.“ Weichen bei fit stehen weiter auf Wachstum“, sagt Barko Schwinke, Unternehmenskundenbetreuer der Sachsen Bank, und freut sich, den ostdeutschen Marktführer auf diesem Weg begleiten zu können. Bild: Sachsen Bank © courtesy Gal. EIGEN + ART Leipzig/Berlin and Pace/Wildenstein, VG Bild-Kunst Bonn 2009 Sailor Moon, Chibi Maler: Tim Eitel Deutschland, 2001 Kulturelles Engagement. Made in Germany. Für das Projekt „Carte Blanche IX“ in Leipzig. Unter dem Titel „Carte Blanche IX“ zeigt die Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig (GfZK) vom 7. November 2009 bis 10. Januar 2010 erstmals eine repräsentative Auswahl von Werken der Sammlung „Kunst in der Sachsen Bank/Sammlung Landesbank Baden-Württemberg“. Die Ausstellung ist Teil einer auf zwei Jahre angelegten Veranstaltungsreihe, Ein Unternehmen der LBBW-Gruppe die sich dem Engagement von ausgewählten Personen und Unternehmen in der Kunst widmet. Als eine Bank, die sich der Region verbunden fühlt, fördern wir geistiges und künstlerisches Schaffen und setzen auf ein kreatives Umfeld als Standortfaktor. www.sachsenbank.de