Zum Ersten, zum Zweiten – und zum Dritten - Südwestfalen
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Zum Ersten, zum Zweiten – und zum Dritten - Südwestfalen
S RO SE S E R IE en stf Firm ple iten in Brachten Paulmann & Crone im vergangenen Jahr unter den „Hammer“: Versteigerer Rolf Stankowski und sein Assistent Dirk Biermann. „Zum Ersten, zum Zweiten – und zum Dritten“ Mehrfach verkauft und doch nicht gerettet: Ende 2009 gehen bei Paulmann & Crone die Lichter aus – Key Plastics übernahm Lüdenscheider Automobilzulieferer „Zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten“: Am 8. Juni ist es genau ein Jahr her, dass Versteigerer Rolf Stankowski aus Hagen zum letzten Mal kräftig auf den Tisch geklopft hat. Genau ein Jahr, dass das letzte Inventar der ehemaligen Lüdenscheider Firma Paulmann & Crone an einem trüben Donnerstag unter den Hammer gekommen ist, den Rolf Stankowski übrigens gar nicht dabei hatte. Er klopfte zum finalen Ausverkauf des Traditionsunternehmens, das 1851 gegründet worden war und sich auf seiner eigenen Internetseite viele Jahre als „überzeugender Systemlieferant der Automobilindustrie“ angepriesen hatte, mit harten Fingerknöcheln auf den Tisch. Paulmann & Crone zählte einst mehr als 1200 Arbeitsplätzen und zu einem der größten Arbeitgeber in Lüdenscheid. 2004 und 2005 dann eine Hiobsbotschaft nach der nächsten. Immer wieder Arbeitsplatzabbau und Entlassungen. Der Automobilzulieferer wird zum Sorgenkind der Stadt und zum Sorgenkind von Lüdenscheids Bürgermeister Dieter Dzewas. 2006 dann wieder Hoffnung: Als Dieter Dzewas das Unternehmen, das klassische Kunststoffprodukte wie Aschenbecher, Armauflagen für den Fahrzeug-Innenraum sowie Embleme und Schriftzüge produzierte, im August besucht, sehen er und mit ihm viele Hunderte Mitarbeiter einen Lichtblick. 46 SÜDWESTFALEN MANAGER 05/11 Letzterer war jahrelang Geschäftsführer der Busch-Jaeger Elektro GmbH. „Wir wollen versuchen, die Kündigungen mögs w e lichst d sozialverträglich zu gestallich ü S ten“, sagte sa er in seiner neuen Funktion. Auch der Betriebsrat von Paulmann & Crone stimmte den Kündigungen einstimmig zu. „Wir wollen, dass die Firma wieder in sicheres Fahrwasser kommt. Wir wollen, dass es hier weitergeht“, sagte Klaus-Peter Ahl, zuversichtlich darüber, dass die Pläne der neuen Geschäftsführung Erfolg zeigen würden. Ein sogenannter Beschäftigungssicherungs-Tarifvertrags – auch „Sanierungs-Tarifvertrag“ genannt – besagt, dass mindestens 460 Mitarbeiter am Standort in Lüdenscheid verbleiben müssen. alen G BUSINESS IN SÜDWESTFALEN Firmenpleiten – Rang 6: Paulmann & Crone Nachdem Paulmann & Crone als Tochtergesellschaft der Schweizer Sarna Kunststoff Holding AG offenbar jahrelang rote Zahlen geschrieben hatte, geht es der Firma mit der Übernahme durch die Bavaria Industriekapital AG in München nun endlich wieder besser. Harald Ender heißt der Mann, der Paulmann & Crone wieder nach vorne bringen will. Ihm ist in dieser Phase vor allem wichtig, das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen, das unter dem damaligen Investor Sana verloren gegangen war. Er kündigt an, Paulmann & Crone aus den roten Zahlen zu holen und damit immerhin noch die letzten 500 von einst mal 1.200 Arbeitsplätzen zu retten. Die Mitarbeiter, die noch da sind, vertrauen ihm. „Sie spüren, dass es aufwärts geht“, sagte der damalige Betriebsratsvorsitzende Klaus-Peter Ahl bei dem Bürgermeisterbesuch im August 2006. Vertrauen war gut – die Realität härter. 2007 erneut einige Kündigungen: 30 Mitarbeiter müssen gehen. Der Personalabbau sei notwendig, um den Automobilzulieferer weiter sanieren zu können, lässt die Geschäftsführung mitteilen. Paulmann & Crone hat längst den nächsten Verkauf hinter sich, gehört seit Sommer 2007 zur Wuppertaler K³ Industries GmbH & Co KG. Harald Ender ist als Geschäftsführer ausgeschieden – an seiner Stelle sitzen jetzt Vater und Sohn: Karl-Heinz und Andreas Gerecke. Nachdem Paulmann & Crone Aussagen der Geschäftsführung zufolge seit 2001 kein Geld mehr verdient hatte, rechneten die neuen Manager vor, nach einem finalen Verlust in 2007 in Höhe von mehreren Millionen Euro 2008 wieder eine „Schwarze Null“ anzustreben und ab 2009 auch wieder Gewinne erwirtschaften zu wollen. Es bleibt bei Plänen. Denn im Sommer 2009 wird über das Vermögen der Paulmann & Crone GmbH das Insolvenzverfahren eröffnet – die mittlerweile nur noch rund 370 Mitarbeiter des Automobilzulieferers erfahren davon bei einer Betriebsversammlung. Zu diesem Zeitpunkt haben die Geschäftsführer, der Betriebsrat, die IG Metall und der vorläufige Insolvenzverwalter Andreas Grund aus Hagen „in ersten intensiven Gesprächen“, wie es heißt, mit der Sondierung der Lage begonnen. Ziel sei es, zu Mehr als 170 Fälle Mit mehr als 1.200 Arbeitsplätzen war der Automobilzulieferer Paulmann & Crone einer der größten Arbeitgeber in Lüdenscheid, bis 2009 – nach SERIE mehreren erfolglosen Investoren-Wechseln und mehreren hundert Mitarbeiter-Entlassungen – endgültig die Lichter ausgingen am Timberg. Die Firma wurde versteigert. Die Gebäude und das Gelände von Paulmann & Crone kaufte der nach wie vor größte Lüdenscheider Arbeitgeber, die Firma Kostal, auf. In der nächsten Folge (Rang 5) geht es im SÜDWESTFALEN MANAGER um eine Firmenpleite im Hochsauerland. Zehn Jahre ist es her, dass die dort ansässige Unternehmensgruppe zusammenbrach. Der einstige Kopf der Gruppe ist unter anderem wegen schweren Kreditbetrugs angeklagt, aber immer noch nicht verurteilt. Die zuständige Staatsanwaltschaft hatte mit dieser Firmenpleite besonders viel Arbeit und mehr als 170 Fälle zu bearbeiten. Firmenpleiten – Rang 6: Paulmann & Crone BUSINESS IN SÜDWESTFALEN sichern, dass das Unternehmen „in vollem Umfang“ weitergeführt werden könne. Erste Kunden von Paulmann & Crone – darunter auch die beiden Großkunden VW und BMW – hätten signalisiert, dass sie „bei der Stange bleiben wollen“. An die Mitarbeiter wird appelliert, die Bemühungen um eine Weiterführung nach besten Kräften zu unterstützen. Bürgermeister Dieter Dzewas nennt das vorläufige Insolvenzverfahren eine "bedauerliche Entwicklung" und sagt, die Mitarbeiter von Paulmann & Crone hätten in den vergangenen Jahren ein Wechselbad der Gefühle durchlebt – das Verfahren müsse aber nicht zwangsläufig das Aus für das Unternehmen bedeuten: „Das Unternehmen ist technologisch und logistisch gut aufgestellt. Unter diesen Voraussetzungen kann durchaus auch ein Neustart gelingen, dann sogar frei von den Altlasten der vergangenen Jahre.“ Doch die Lage spitzt sich weiter zu. Mitte August 2009 wird den verbliebenen Mitarbeitern angekündigt, dass am Timberg die Ausproduktion eingeleitet werden soll. Auch von einer „Schließung des Betriebs in absehbarer Zeit“ ist die Rede. Insolvenzverwalter Andreas Grund von der Hagener Anwaltskanzlei Andres & Schneider ist immer seltener zu erreichen. Gleichzeitig wird bekannt, dass auch für die K³ Industries GmbH & Co KG das Insolvenzeröffnungsverfahren läuft. Dann zieht Andreas Grund die Notbremse: Er sei ohne fremde Hilfe nicht in der Lage, Paulmann & Crone zu retten. Nur noch die Kunden des Unternehmens könnten helfen, das „Aus“ zu verhindern, verkündet er und sagt, ohne Unterstützung gebe es für die rund 370 Beschäftigten noch nicht einmal einen Sozialplan, und die Firma werde bereits zum 1. September geschlossen. Lediglich die noch ausstehenden Aufträge würden in diesem Fall bis Ende des Jahres abgearbeitet. Alle Mitarbeiter, die bei dieser Ausproduktion nicht benötigt würden, bekämen vorher ihre Papiere, heißt es. Der Hilferuf bleibt ungehört. Niemand hat Interesse, bei Paulmann & Crone einzusteigen – und dann ist es irgendwann endgültig: Am Timberg in Lüdenscheid gehen Ende 2009 die Lichter aus. Das Unternehmen wird von der Firma Key Plastics Germany GmbH übernommen. Die Produktion des Unternehmens werde schrittweise nach Kierspe und Lennestadt verlagert, heißt es bei der Lüdenscheider IG Metall – den Standort am Lüdenscheider Timberg aufrechtzuerhalten, sei auf Dauer betriebswirtschaftlich nicht vertretbar, heißt es bei Key Plastics. Ein gutes Drittel der verbliebenen Paulmann-&-Crone-Mitarbeiter übernimmt Key Plastics – die übrigen werden zum Teil noch über eine Transfergesellschaft beschäftigt. Im Mai 2010 dann die erste Versteigerung: „Zum Ersten, zum Zweiten,zum Dritten.“ In dem Heft, das jedem der gut 100 Bieter auf den Knien liegt, stehen fast 2.000 Positionen, die „abgearbeitet“ werden müssen, die weggehen sollen. Da sind die Empfangstheke, der Schrank aus der Damen-Umkleide, die Kniehebelpresse oder der Drehstuhl des Betriebsrats. Einen Monat später geht es ans Eingemachte – „die“ Chance für Schnäppchenjäger: Inder, Tschechen, Bosnier und Slowenen interessierten sich für die Produktionsmittel von Paulmann & Crone – Werkzeug- und Spritzgießmaschinen, Bohr-, Fräsund Schleifmaschinen, Montagetische oder eine Teilewaschanlage aus der Lackierabteilung. Der endgültige Ausverkauf. Draußen stehen 50 „Paulmänner“ – Mitarbeiter, die zum Teil viele Jahre bei dem Lüdenscheider Automobilzulieferer beschäftigt waren. Zum Abschied haben sie an der Straße eine Fahne gehisst. Mit Totenkopf. Simke Strobler | [email protected] Entdecken Sie die neue Generation C-Klasse und die neue SLK-Klasse. 9|OOLge 1eXgesWDOWXng XnG GeXWOLFKe $XIZerWXng Ges &.ODsse1 &RFNSLWs GesWeLgerWe )DKrIreXGe Ln Ger 6/..ODsse2 GDnN )DKrG\nDmLN3DNeW $WWrDNWLYe /eDsLng XnG )LnDn]LerXngsDngebRWe Jetzt Probefahren! 1.raftstoɆverErauch komEiniert , - , l1 km &2 -(mission komEiniert 11-1 2 gkm. 2.raftstoɆverErauch komEiniert ,1 - ,1 l1 km &22-(mission komEiniert 12-1 gkm. 'ie AngaEen Eeziehen sich nicht auf ein einzelnes )ahrzeug und sind nicht Bestandteil des AngeEots, sondern dienen allein Vergleichszwecken zwischen verschiedenen )ahrzeugt\Sen. 3Sonderausstattung 125! Jahre Innovation Jürgens GmbH, Autorisierter Mercedes-Benz Verkauf und Service, Hagen, Iserlohn, Lüdenscheid, Schwelm, Schwerte [email protected], www.autohaus-juergens.de