Ältere als Goldesel willkommen
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Ältere als Goldesel willkommen
optimal absichern Best Ager © Monkey Business/fotolia.com Ältere als Goldesel willkommen · Senioren brauchen wenige, dafür gute Versicherungen. Die Versicherer haben die Altersgruppe ab 60 plus längst als lukrative Zielgruppe ausgemacht. Doch die Leistungen hinken oft hinter üppigen Preisen her. Der tatsächliche Bedarf lässt sich meist nur durch gute Beratung decken. Die „Best Ager“ verirren sich sonst im Dschungel der Angebote. Detlef Pohl · [email protected] September 2008 optimal VERSICH€RT Best Ager Zur Gesundheitsvorsorge der reisefreudigen Zielgruppe zwischen 50 und 70 Jahren gehört unbedingt eine leistungsstarke Krankenversicherung für Auslandsreisen. Wichtig: Neben der medizinischen Behandlung vor Ort sollte auch der vorzeitige Krankenrücktransport nach Deutschland mitversichert sein. Häufig wird der Kranke allerdings nur im medizinisch notwendigen Fall in die Heimat geflogen. Einige Anbieter versichern inzwischen den Rücktransport auch im medizinisch sinnvollen Fall, also wenn der Patient auch im Urlaubsland weiter versorgt werden könnte, aber in Deutschland besser aufgehoben ist. Diesen komfortableren Schutz schließen Gesellschaften wie Barmenia, HUK-Coburg und LVM zu gewohnt günstigem Preis ein. Aber aufgepasst: Der Standard reicht häufig nur für Urlaubsreisen und greift meist auch nur bei unvorhergesehenen Erkrankungen. Potenzielle Kunden müssen insbesondere bei längeren Auslands-Dienstreisen höllisch aufpassen, um sich nicht in Fallen des Kleingedruckten zu verstricken. Es gilt der Grundsatz: Wenn der Begriff „Auslandsreise“ im Kleingedruckten nicht näher erläutert ist, sind Dienstreisen mitversichert. Keinen Schutz bieten die Versicherer für seelische Erkrankungen sowie Behandlungen in Sanatorium, Kur- oder Rehabilitations-Klinik. Nicht versichert sind auch Zahnersatz, Massagen und Bäder, Brillen, Hörgeräte und zumeist Vorerkrankungen. Wer also optimal VERSICH€RT September 2008 vor dem Auslandsurlaub bereits an Krampfadern, Herzerkrankungen oder anderen langwierigen Krankheiten leidet, sollte vor Vertragsabschluss genau das Kleingedruckte lesen. Denn: Selbst wenn eine Verschlechterung des Krankheitsbildes nicht absehbar war, wollen sich einige Gesellschaften vor der Hilfeleistung drücken. Allerdings sorgen Gerichte und auch der Versicherungsombudsmann zunehmend für mehr Kundenfreundlichkeit. So sprang das Oberlandesgericht Hamm einem Versicherten bei, der im Urlaub einen Bandscheibenvorfall erlitt und auf Anraten des Arztes dringend in die Heimat zurück musste. Der Versicherer wollte nicht zahlen, da die Grunderkrankung bereits vor Antritt des Urlaubs vorgelegen habe – ein häufiger Streitpunkt. Die Richter stellten sich jedoch auf die Seite des Patienten: Es sei nicht zwangsläufig mit dem Ausbruch zu rechnen gewesen und ein generelles „Urlaubs-Verbot“ im Ausland könne ein Versicherer nicht verlangen (Az. 20 U 44/00). © privat Noch immer haben viele Vertreter von Senioren-Versicherungen keine Ahnung. Jeder zweite Vermittler bewegt sich erst seit weniger als einem Jahr auf dem Seniorenmarkt, bedient also die Zielgruppe ab 50 Jahren. Dabei ist und bleibt der Bedarf in der jungen Lebensmitte nicht anders als in den Jahren zuvor. „Den Anfangsfünfzigern braucht niemand mit Senioren-Unfallpolicen zu kommen oder Ängste vor Oberschenkelhalsbruch zu schüren“, kritisiert Versicherungsmakler Wolfgang Wüller aus Lüdinghausen. Selbst abgespeckte Privat-Haftpflichtpolicen seien in diesem Alter brandgefährlich. „Erst wenn die Kinder wirklich aus dem Haus sind, können die Eltern über preiswertere Seniorenverträge nachdenken“, meint Wüller, der zugleich in der Beratung auf solide Deckung wie Ausfalldeckung oder Mietsachschäden an beweglichen Sachen achtet. Immerhin haben 30 % der Bundesbürger keine Privat-Haftpflichtversicherung. „Wer von einer Person ohne Versicherungsschutz geschädigt wird, geht ohne zusätzliche Ausfalldeckung in seinem Vertrag unter Umständen leer aus“, warnt Wüller. Das Analysehaus Morgen & Morgen aus Hofheim hat für den Fall, dass keine Kinder mehr im elterlichen Haushalt leben, die günstigsten Tarife für den typischen Bedarf ermittelt. Ergebnis: Solider Schutz ist schon für knapp 43 € Jahresbeitrag zu bekommen. optimal absichern „Für Berufstätige bleibt die Absicherung der Arbeitskraft bis zum uhestand unverzichtbar.“ R Wolfgang Wüller, Versicherungsmakler Wichtig: Das Einkommen absichern Die jung gebliebenen Konsumenten ab 50 sollten vor allem den finanziellen Wohlstand absichern und die Gesundheitsvorsorge verstärken. „Neben der Wohngebäudeversicherung, die für Hauseigentümer sinnvoll und nötig ist, bleibt für Berufstätige die Absicherung der Arbeitskraft unverzichtbar“, erklärt Makler Wüller. Klar ist: Fast jeder vierte Erwerbstätige kann seinen Beruf aus gesundheitlichen Gründen nicht bis zum Beginn der Altersrente ausüben. Klar ist auch: Eine Berufsunfähigkeits-Versicherung ist für Best Ager wegen des höheren Alters und Vorerkrankungen häufig nicht billig. Positive Ausnahmen: Ein gesunder kaufmännischer Angestellter kann im Alter von 50 Jahren mit durchschnittlicher Gesundheit 1.000 € monatliche Rente für knapp 80 € Monatsbeitrag bei Swiss Life, Hannoversche Leben, HanseMerkur, Volkswohl Bund Best Ager „Eine Pflege-Absicherung ist für Senioren deutlich besser als eine Unfallversicherung.“ rungssumme wäre dann neben der monatlichen Berufsunfähigkeits-Rente eine einmalige Kapitalzahlung verfügbar, etwa für Umbauten in der Wohnung. © optimal VERSICH€RT optimal absichern Manfred Poweleit, map-report oder Barmenia abschließen. „Wer keinen Schutz mehr erhält, kann bestenfalls auf eine Unfallversicherung ausweichen“, beschreibt Makler Wüller die deutlich schlechtere Alternative. Denn Unfall-Policen helfen Älteren nur begrenzt: 90 % der körperlichen und seelischen Gebrechen sind auf Krankheiten zurückzuführen. Und da springt die Unfallversicherung im Gegensatz zur BerufsunfähigkeitsPolice gar nicht ein. Die Unfall-Police empfiehlt Wüller nur als Sahnehäubchen zusätzlich: für den Super-GAU bei voller Invalidität. Mit empfohlenen 150.000 € Versiche- Mit Beginn des Ruhestandes ist die Unfallversicherung dennoch eine Überlegung wert, obwohl Senioren-Unfalltarife meist deutlich teurer als reguläre Unfallversicherungen sind und eine Pflegeversicherung den Bedarf besser trifft. Daher hält Versicherungsexperte Manfred Poweleit sie „mitunter für sinnvoll“. Die Begründung des Chefs des Branchenbeobachtungsdienstes „map-report“: „Einige versichern den Oberschenkelhalsbruch mit, auch wenn der nicht auf einen Unfall zurückgeht.“ Dies ist günstig, weil der Bruch in höherem Alter oft zu einer bleibenden Behinderung führt. Viele Ältere hätten zudem niemanden, der sich um sie kümmern kann. Da sei eine Police mit Hilfeleistungen sehr sinnvoll, so Poweleit. Wer eine spezielle Senioren-Police abschließt, kann bei dauerhaftem Schaden mit einer Kapitalzahlung oder einer lebenslangen monatlichen Unfallrente rechnen. Zusätzlich gibt es umfangreiche Assistance-Leistungen, zeitlich begrenzt zumeist auf sechs Monate. „Wer keinen Wert auf Hilfeleistungen legt, braucht als Senior eigentlich keine Unfallversicherung“, meint Poweleit. Stolpersteine: Nur knapp die Hälfte der Gesellschaften führt die Verträge im Die besten Privat-Haftpflichtversicherungen Angebote mit 5 Mio. € pauschaler Deckungssumme für Personen- und Sachschäden für Paare ab 60 Jahren ohne Kinder. Falls ein Familientarif günstiger ist, wird dieser angezeigt (F). Je Anbieter ist der günstigste Tarif aufgelistet. Gesellschaft Tarifvariante Jahresbeitrag in € Medien-Versicherung Standard 42,84 Volkswohl Bund 60Plus Komfort (F) 44,00 Haftpflichtkasse Darmstadt Vario Status (F) NV-Versicherungen SparDirekt Internet Grundeigentümer-Versicherung Pro Domo Basis Internet4 52,35 Asstel Plus 5 Mio. EUR 53,12 HUK24 Basis Internet (F) 54,10 Zurich Connect 5 Mio. EUR 2) 54,31 VHV Basis 5 Mio. EUR (F) 54,74 HUK-Coburg Allg. Basis 5 Mio. EUR (F) 44,03 1) 2) Teuerster Anbieter 1) 2) Anmerkung 46,41 7,5 Mio. € Versicherungssumme 56,95 177,43 12,5 Mio. Versicherungssumme Antragstellung, Abschluss und Schriftwechsel nur über das Internet Abschluss nur über das Internet Quelle: Morgen & Morgen; Stand: Juli 2008 10 © optimal VERSICH€RT September 2008 optimal VERSICH€RT Best Ager Medizinisch sinnvoller Rück transport abgedeckt (Auswahl) Eine private Zusatz-Krankenversicherung ist für Auslandsreisen unverzichtbar. Für Ältere wird der prinzipiell preisgünstige Schutz jedoch deutlich teurer. Hier eine Auswahl günstiger Angebote, die zudem den medizinisch sinnvollen Rücktransport bei ernsten Erkrankungen mitversichern. Gesellschaft Jahresbeitrag in € Jahresbeitrag im Alter in € Barmenia 6,00 ab 70 Jahren: 21,60 HUK24 6,00 ab 70 Jahren: 17,00 Debeka 6,00 6,00 HUK-Coburg Allg. 8,00 ab 70 Jahren: 17,00 Arag 8,00 ab 70 Jahren: 20,00 Gothaer 9,12 Höchstalter: 68 1) 2) 3) ab zweitem Versicherungsjahr 9 €; bei Reisen bis maximal 17 Tage; mit 100 € Selbstbeteiligung im Versicherungsfall im Ausland Quelle: Bedingungen der Anbieter; eigene Recherche; Stand: Sommer 2008 © optimal VERSICH€RT „Immerhin begreifen die Versicherer langsam, dass man nicht alle Probleme der Kunden mit Geld lösen kann“, macht Manfred Poweleit den Versicherern Mut, über das Thema Hilfeleistungen noch stärker nachzudenken. Hier sind die Erwartungen der Älteren insbesondere in Richtung professioneller Hilfe beim Putzen, Waschen, Kochen und Einkaufen nach einem Unfall hoch. „Das ist aber teuer“, weiß Marktkenner Poweleit: Wer nach einem Unfall vorübergehend auf fremde Hilfe angewiesen ist, wird weder über die gesetzliche Kranken- noch die Pflegeversicherung versorgt. Sich selbst Alltagshilfe zu organisieren, ist für Betroffene mühsam, Angebote der Dienstleister sind oft nicht transparent. Die private Versicherung für Senioren schließt diese Lücke im Sozialversicherungssystem. Inhaber von privaten Unfall-, Kranken- und Pflege-Policen können sich Assistance-Leistungen hinzukaufen. Beispiel Unfallversicherung: Inzwischen bieten reichlich 25 Versicherer eine Unfall-Police, die waschen, kochen und putzen kann. In Kombination mit mindestens einem anderen optimal VERSICH€RT September 2008 Unfall-Baustein kann das Assistance-Modul dazugekauft werden. Kostenpunkt: 150 bis 250 € pro Jahr. Dieser Zusatz umfasst hauswirtschaftliche Dienste ebenso wie die Versorgung von Haustieren und die Betreuung pflegebedürftiger Angehöriger. „Die Kopplung an eine Versicherung macht solche ‚Gesundheitsschutzbriefe’ allerdings unnötig teuer“, resümiert Versicherungsmakler Wüller. Endspurt für die Altersvorsorge „Ab dem Alter von 50 Jahren sollte der Endspurt für die Altersvorsorge beginnen“, rät Branchenkenner Poweleit. Laut aktuellem Ruhestandsbarometer des AXA-Konzerns sind die Deutschen im internationalen Vergleich gut aufgestellt. 305 € geben Erwerbstätige im Schnitt jeden Monat für die Versorgung im Alter aus. Für eine Rentenversicherung sei es nie zu spät, weil keine Gesundheitsprüfung nötig ist, so Poweleit. Allerdings führe die steigende Lebenserwartung zu monatlich sinkenden Leistungen aus der Überschussbeteiligung, da die Rente ja lebenslänglich kalkuliert werden muss. Besonders attraktiv sei in diesem Zusammenhang die Riester-Rente, bei der durch staatliche Förderung Renditen von bis zu 12 % zustande kommen, die mit sicheren Geldanlagen sonst unerreichbar sind, hat Wolfgang Wüller ausgerechnet. Bei der RiesterVorsorge sind Spätstarter nicht automatisch im Nachteil. „Zehn Jahre Sparzeit sollten es aber möglichst noch sein“, rät Wüller. Die Riester-Rente kann frühestens mit 60 ausgezahlt werden, ohne die Förderung wieder einzubüßen. In der Regel werden viele jedoch bis 65 einzahlen. Also kann der Einstieg auch mit 55 noch lohnen, im Einzelfall sogar noch später. So wird keine Grundförderung verschenkt – pro Jahr 154 € Grundzulage und 2.100 € Sonderausgabenabzug pro Jahr abzüglich Zulage. Warnung: Je später das Riester-Sparen beginnt, desto niedriger ist natürlich die Höhe der Zusatzrente. © IDEAL Alter zu Normalkonditionen weiter, bei anderen endet der Vertrag häufig im Alter von 75 Jahren oder wird nur zu deutlich höherem Preis fortgeführt. Leistungsstarke Senioren-Unfallversicherungen sind kaum unter 230 € Jahresbeitrag zu haben. optimal absichern „Fast 40 Prozent aller Pflegeheimbewohner werden zu Sozialhilfe-Empfängern.“ Stephan Schinnenburg, Vertriebsvorstand Ideal Versicherung 11 optimal absichern Best Ager Welche Dienste sich Betroffene wünschen ? Putz- und Haushaltshilfe ? 57,3 55,0 56,1 Pflegedienste 45,9 45,9 50,3 55,8 Einkaufsdienste 41,0 40,6 Begleitung zum Arzt/Behörden 53,9 37,2 39,9 42,8 38,9 36,9 37,0 Mahlzeitendienst Wäschedienst *Angaben in Prozent 45,0 Unterstützung beim Ausfüllen von Formularen Treffpunkt für Senioren/ Freizeitangebote 17,3 23,3 35,1 18,0 19,2 15,6 11,1 17,3 15,8 Begleitung bei Spaziergängen 37,9 41,8 Fahrdienste Hilfe bei Gartenarbeitern/ Winterdienst/Hausordnung 29,6 48,5 nach Notrufzentrale Reparaturdienst 22,5 ???... Handwerkstätigkeiten 31,1 31,1 Technische Hilfe (Prog. d. Videorekorders, Bed. d. Computers) Hilfe beim Umgang mit dem Internet 40,5 28,3 33,9 32,1 55-64 Jahre 8,0 9,0 11,8 Hilfe bei Finanzangelegenheiten 28,6 38,8 34,8 14,5 16,1 Beratungsstelle für Senioren Weiß nicht/keine Antwort 65-74 Jahre 22,3 6,9 11,0 16,9 4,6 6,3 1,8 3,4 5,1 4,0 8,5 6,5 5,3 75+ Jahre Quelle: GfK; GDV „Zunehmend ist die Generation 50 plus auch für das Thema Pflegefall sensibilisiert“, weiß Makler Wüller aus Erfahrung. Dabei gehe es weniger um die Best Ager selbst, sondern zumeist um deren Elterngeneration. Wer nicht für Absicherung im Pflegefall der Eltern vorsorgt, bestraft sich am Ende selbst, denn der finanzielle Super-Gau ist im schlimmsten Fall programmiert: Früher überlebten die schweren Pflegefälle ihren Schicksalsschlag nur sieben bis acht Monate, heute bringen sie es durchschnittlich auf weitere sechs Jahre Lebenserwartung. „Da kommen auf Familien Kosten von rund 140.000 € zu“, weiß Stephan Schinnenburg. Der Vertriebsvorstand der auf Senioren spezialisierten Ideal-Versicherung in Berlin warnt: „Fast 40 % aller stationär Pflegebedürftigen werden durch ihren Pflegefall sogar zu Sozialhilfe-Empfängern.“ Das Pflegefall-Risiko werde häufig unterschätzt. Reicht die gesetzliche Absicherung nicht aus – neuerdings maximal 1.470 € pro Monat; in Härtefällen bis 1.918 € –, geht es für die Betroffenen an die Rente und das Vermögen. Ein Heimplatz kostet monatlich häufig 2.500 € und mehr. Die vorhandenen Vermögenswerte wie Bankkonto, Haus und Auto werden zuerst herangezogen. Sind sie bei langer Pflegezeit 12 © optimal VERSICH€RT aufgebraucht, wird der fehlende Unterhalt zunächst vom Sozialamt übernommen. Das Amt darf aber auf Verwandte ersten Grades zurückgreifen (§ 91 Bundessozialhilfegesetz). Die mit betroffenen „Kinder“ sind häufig zwischen 45 und 65 Jahren alt. Allerdings bleiben Angehörige mit bis zu 100.000 € Jahreseinkommen vom Zugriff des Staates verschont, hat der Bundesgerichtshof entschieden. Sie brauchen den „eigenen angemessenen Unterhalt einschließlich einer angemessenen Altersvorsorge nicht zu gefährden“, urteilten die Richter (Az. XII ZR 98/04). Knapp 5 % der ambulant versorgten Pflegebedürftigen und rund 25 % der stationären Pflegefälle sind heute bereits auf ergänzende Sozialhilfe angewiesen. Betroffen sind vor allem die Familien der rund 500.000 Pflegebedürftigen in Heimen. Und deren Situation beschreibt Claus Fussek von der Vereinigung für Integrationsförderung als puren Notstand. Schon jetzt käme nur ein Pfleger auf 60 Heimbewohner. Entlastung sieht er vorerst nur in besserer finanzieller Ausstattung der Betroffenen selbst. Wer sich bessere Pflegequalität leisten könne, habe in der Regel die Chance, seine Menschenwürde auch im Alter zu September 2008 optimal VERSICH€RT Best Ager bewahren. Angesichts solcher Einschätzungen erweisen sich viele Angebote der Versicherer als zu schwach. „Etliche Anbieter schicken die Kunden lieber in die für die Versicherer lukrative Unfallversicherung, obwohl das Pflegerisiko dort ungenügend abgesichert werden kann“, kritisiert Manfred Poweleit. Eine private Pflegerente bietet dagegen ein akzeptables finanzielles Trostpflaster. Geboten werden entweder Pflegetagegeld- oder Pflegekosten-Tarife. Krankenversicherer enttäuschen oftmals Der Informationsdienstleister KVpro.de GmbH aus Freiburg hat die Angebote privater Krankenversicherer zur Pflegeergänzung gesichtet, nicht jedoch die Lebensversicherer einbezogen, die ebenfalls Pflegerenten anbieten. Ergebnis: Von 36 Gesellschaften bieten in der Altersgruppe von 65 Jahren überhaupt nur sechs Versicherer eine Pflegekosten-Zusatzpolice. „Es gibt von diesen wenigen Anbietern mehrere Tarife mit unterschiedlichen Erstattungssätzen, sodass man hier aufpassen muss, nicht Äpfel mit Birnen zu vergleichen“, warnt Nicole Duda von KVpro.de. So erstatte die Arag je nach Tarif zwischen 20 und 200 % der Leistungen aus der gesetzlichen Pflegeversicherung zusätzlich. Sinnvoll dürften mindestens 100 % sein. Dies kostet bei Arag sowie Continentale und Europa rund 60 € Monatsbeitrag optimal absichern Monatliche Sparrate für den Ruhestand im internationalen Vergleich Erwerbstätige Japan USA Schweiz Australien Hongkong Kanada Deutschland GB Portugal Frankreich Belgien Italien Spanien Marokko China Indien 658 473 473 443 422 333 305 302 246 241 228 203 196 118 110 44 *Angaben in Euro Quelle: AXA Ruhestand-Barometer; Stand: Februar 2008 © optimal VERSICH€RT Pflege-Ergänzungs-Versicherungen der PKV (Auswahl) Die private Krankenversicherung bietet 65-Jährigen kaum noch Policen, die die gesetzliche Pflegeversicherung um die Zusatzkosten im Pflegefall (Erstattungssatz in %) aufstockt. Dazu wurden vor allem Angaben zu Kurzzeitpflege, Pflegehilfsmitteln, Pflegeleistung, teilstationärer Pflege und vollstationärer Pflege beurteilt. Alle Leistungsaussagen sind zusätzlich mit einem Notensystem von A+ (am besten) bis F bewertet. Anbieter Beitrag Mann / Frau1) Erstattungssatz in % LeistungsBewertung Tarif 21 / 35 – 2) PEK Continentale / Europa 118 / 202 200 Arag 120 / 213 200 Arag 108 / 191 Continentale / Europa Continentale / Europa DKV Preis-LeistungsBewertung E A+ PZ 20 A+ C 680 A+ C 180 689 A+ C 59 / 101 100 PZ 10 C C 29 / 50 50 PZ 5 E C 70 / 117 100 EHP100+ESP100 D D Arag 24 / 43 40 682 E C Victoria 51 / 95 100 PZ4 E D (Frau: E) AXA Eintrittsalter 65; Monatsbeitrag ab Oktober 2008; 2) pauschal maximal 716 € pro Monat. Bewertung von A+ (am besten) bis F (schlecht); sortiert nach Preis-Leistungsverhältnis 1) Quelle: KVpro.de; Stand: Juli 2008 optimal VERSICH€RT September 2008 © optimal VERSICH€RT 13 Best Ager © BilderBox.de optimal absichern · Wichtig ist die finanzielle Absicherung für den Pflegefall. für Männer oder gut 100 € für Frauen. Das Gros der privaten Krankenversicherer hält diese Zielgruppe offensichtlich für nicht mehr versicherbar. Der Münchener Verein ist zwar mit einem relativ neuen Angebot hinzugekommen, bietet jedoch wohl zu wenig Leistung für den sehr niedrigen Beitrag von 12 oder 16 € pro Monat. Übrigens: Beim Pflege tagegeld gibt es deutlich mehr Anbieter als bei Pflegeergänzungs-Policen, aber ein solides Preis-Leistungs-Verhältnis ist auch dort selten. Laut KVpro.de tun sich insbesondere Continentale, AXA, Bayerische Beamten-Krankenkasse, UKV, Arag, KarstadtQuelle und UniVersa hervor. Innovativ bei Pflegerenten der Lebensversicherer zeigt sich insbesondere die Berliner Ideal-Versicherung. „Wir setzen vor allem da an, wo die Lücke am größten ist: in Pflegestufe III“, erläultert Stephan Schinnenburg. Das betreffe immerhin jeden siebten Pflegefall. Bisher gebe es Pflegerenten meist nur in Form von Krankenversicherungen mit den üblichen Nachteilen wie Wartezeiten und regelmäßiger Beitragsanpassung nach oben. Die IdealPflegerente wird als Risiko-Lebensversicherung kalkuliert, mit stabilen garantierten Beiträgen, Überschussbeteiligung im Leistungsfall und mit einfachen Gesundheitsfragen. Zudem wurden die Bedingungen eins zu eins dem Sozialgesetzbuch angeglichen; das war in der privaten Pflegeversicherung vorher nicht üblich. Bei der Ideal gilt: Wenn über den Medizinischen Dienst nachgewiesen wird, dass der Versicherte die entsprechende Pflegestufe hat, beginnt der Versicherer ohne weitere Prüfung innerhalb von 48 Stunden und auch rückwirkend mit der Rentenzahlung. Die meisten Versicherer holen dagegen erst eigene Gutachten ein. Einzigartig – neben der Beitragsstabilität – sei, dass im Pflegefall keine Beiträge mehr zu zahlen sind. Diese Qualität ist im mittleren Alter noch bezahlbar: Ein 50-jähriger Mann bezahlt für 1.000 € Monatsrente in Pflegestufe III rund 22 €; eine gleichaltrige Frau wegen ihrer höheren Lebenserwartung knapp 37 € monatlich. Wer im fortgeschrittenen Alter seine Versicherungslage optimieren will, sollte also zunächst sehr kritisch sein. Denn längst brauchen die Best Ager nicht alles, was ihnen schön geredet wird. Überlegen Sie in Ruhe, welche Risiken Sie absichern wollen und suchen Sie dann am besten einen professionellen Makler auf, der viele Angebote kennt und Ihnen die passenden Produkte nennen kann. ß Kontakt: Informieren Sie sich hier Unser Service für Sie: Hier finden Sie die Kontaktdaten der im Artikel genannten Unternehmen. 14 ARAG 0 18 03 / 41 18 ASSTEL 02 21 / 96 77 67 5 AXA 0 18 03 / 55 66 22 Barmenia 02 02 / 43 80 0 Central 02 21 / 16 36 0 Continentale / EUROPA 0 89 / 51 53 0 Debeka 02 61 / 49 84 66 4 DKV 0 18 01 / 35 81 00 EUROPÄISCHE Reiseversicherung 0 89 / 41 66 17 17 Gothaer 02 21 / 30 80 0 GrundeigentümerVersicherung 0 40 / 37 66 37 66 HAFTPFLICHTKASSE DARMSTADT 0 61 54 / 60 10 HUK24 www.huk24.de HUK-COBURG Allg. 0 18 02 / 15 31 53 IDEAL 0 18 01 / 25 87 00 LVM 08 00 / 58 63 73 3 Medien-Versicherung 0 72 1 / 56 90 00 NV-Versicherungen 0 49 74 / 91 70 0 VHV 05 11 / 90 70 Victoria 02 11 / 47 74 44 4 VOLKSWOHL BUND 02 31 / 54 33 0 Zurich Connect 0 18 02 / 88 83 33 00 0 September 2008 optimal VERSICH€RT