Ältere als Goldesel willkommen

Transcrição

Ältere als Goldesel willkommen
optimal absichern
Best Ager
© Monkey Business/fotolia.com
Ältere als Goldesel willkommen
· Senioren brauchen wenige, dafür gute Versicherungen.
Die Versicherer haben die Altersgruppe ab 60 plus längst als lukrative Zielgruppe ausgemacht. Doch die Leistungen hinken oft hinter üppigen Preisen her. Der tatsächliche Bedarf
lässt sich meist nur durch gute Beratung decken. Die „Best Ager“ verirren sich sonst im
Dschungel der Angebote.
Detlef Pohl · [email protected]
September 2008
optimal VERSICH€RT
Best Ager
Zur Gesundheitsvorsorge der reisefreudigen Zielgruppe zwischen 50 und 70 Jahren gehört unbedingt eine
leistungsstarke Krankenversicherung für Auslandsreisen. Wichtig: Neben der medizinischen Behandlung vor
Ort sollte auch der vorzeitige Krankenrücktransport nach
Deutschland mitversichert sein. Häufig wird der Kranke
allerdings nur im medizinisch notwendigen Fall in die
Heimat geflogen. Einige Anbieter versichern inzwischen
den Rücktransport auch im medizinisch sinnvollen Fall,
also wenn der Patient auch im Urlaubsland weiter versorgt werden könnte, aber in Deutschland besser aufgehoben ist. Diesen komfortableren Schutz schließen
Gesellschaften wie Barmenia, HUK-Coburg und LVM
zu gewohnt günstigem Preis ein. Aber aufgepasst: Der
Standard reicht häufig nur für Urlaubsreisen und greift
meist auch nur bei unvorhergesehenen Erkrankungen.
Potenzielle Kunden müssen insbesondere bei längeren
Auslands-Dienstreisen höllisch aufpassen, um sich nicht
in Fallen des Kleingedruckten zu verstricken. Es gilt der
Grundsatz: Wenn der Begriff „Auslandsreise“ im Kleingedruckten nicht näher erläutert ist, sind Dienstreisen
mitversichert. Keinen Schutz bieten die Versicherer für
seelische Erkrankungen sowie Behandlungen in Sanatorium, Kur- oder Rehabilitations-Klinik. Nicht versichert sind auch Zahnersatz, Massagen und Bäder, Brillen, Hörgeräte und zumeist Vorerkrankungen. Wer also
optimal VERSICH€RT
September 2008
vor dem Auslandsurlaub bereits an Krampfadern, Herzerkrankungen oder anderen langwierigen Krankheiten
leidet, sollte vor Vertragsabschluss genau das Kleingedruckte lesen. Denn: Selbst wenn eine Verschlechterung
des Krankheitsbildes nicht absehbar war, wollen sich einige Gesellschaften vor der Hilfeleistung drücken. Allerdings sorgen Gerichte und auch der Versicherungsombudsmann zunehmend für mehr Kundenfreundlichkeit.
So sprang das Oberlandesgericht Hamm einem Versicherten bei, der im Urlaub einen Bandscheibenvorfall
erlitt und auf Anraten des Arztes dringend in die Heimat zurück musste. Der Versicherer wollte nicht zahlen,
da die Grunderkrankung bereits vor Antritt des Urlaubs
vorgelegen habe – ein häufiger Streitpunkt. Die Richter
stellten sich jedoch auf die Seite des Patienten: Es sei
nicht zwangsläufig mit dem Ausbruch zu rechnen gewesen und ein generelles „Urlaubs-Verbot“ im Ausland
könne ein Versicherer nicht verlangen (Az. 20 U 44/00).
© privat
Noch immer haben viele Vertreter von Senioren-Versicherungen keine Ahnung. Jeder zweite Vermittler bewegt sich erst seit weniger als einem Jahr auf dem Seniorenmarkt, bedient also die Zielgruppe ab 50 Jahren. Dabei
ist und bleibt der Bedarf in der jungen Lebensmitte nicht
anders als in den Jahren zuvor. „Den Anfangsfünfzigern
braucht niemand mit Senioren-Unfallpolicen zu kommen
oder Ängste vor Oberschenkelhalsbruch zu schüren“, kritisiert Versicherungsmakler Wolfgang Wüller aus Lüdinghausen. Selbst abgespeckte Privat-Haftpflichtpolicen seien
in diesem Alter brandgefährlich. „Erst wenn die Kinder
wirklich aus dem Haus sind, können die Eltern über preiswertere Seniorenverträge nachdenken“, meint Wüller, der
zugleich in der Beratung auf solide Deckung wie Ausfalldeckung oder Mietsachschäden an beweglichen Sachen
achtet. Immerhin haben 30 % der Bundesbürger keine Privat-Haftpflichtversicherung. „Wer von einer Person ohne
Versicherungsschutz geschädigt wird, geht ohne zusätzliche Ausfalldeckung in seinem Vertrag unter Umständen
leer aus“, warnt Wüller. Das Analysehaus Morgen & Morgen aus Hofheim hat für den Fall, dass keine Kinder mehr
im elterlichen Haushalt leben, die günstigsten Tarife für
den typischen Bedarf ermittelt. Ergebnis: Solider Schutz
ist schon für knapp 43 € Jahresbeitrag zu bekommen.
optimal absichern
„Für Berufstätige bleibt
die Absicherung der
­Arbeitskraft bis zum
­ uhestand unverzichtbar.“
R
Wolfgang Wüller, Versicherungsmakler
Wichtig: Das Einkommen absichern
Die jung gebliebenen Konsumenten ab 50 sollten vor
allem den finanziellen Wohlstand absichern und die Gesundheitsvorsorge verstärken. „Neben der Wohngebäudeversicherung, die für Hauseigentümer sinnvoll und
nötig ist, bleibt für Berufstätige die Absicherung der Arbeitskraft unverzichtbar“, erklärt Makler Wüller. Klar ist:
Fast jeder vierte Erwerbstätige kann seinen Beruf aus gesundheitlichen Gründen nicht bis zum Beginn der Altersrente ausüben. Klar ist auch: Eine Berufsunfähigkeits-Versicherung ist für Best Ager wegen des höheren Alters und
Vorerkrankungen häufig nicht billig. Positive Ausnahmen:
Ein gesunder kaufmännischer Angestellter kann im Alter
von 50 Jahren mit durchschnittlicher Gesundheit 1.000 €
monatliche Rente für knapp 80 € Monatsbeitrag bei Swiss
Life, Hannoversche Leben, HanseMerkur, Volkswohl Bund
Best Ager
„Eine Pflege-Absicherung
ist für Senioren
deutlich besser als eine
Unfallversicherung.“
rungssumme wäre dann neben der monatlichen Berufsunfähigkeits-Rente eine einmalige Kapitalzahlung verfügbar, etwa für Umbauten in der Wohnung.
© optimal VERSICH€RT
optimal absichern
Manfred Poweleit, map-report
oder Barmenia abschließen. „Wer keinen Schutz mehr erhält, kann bestenfalls auf eine Unfallversicherung ausweichen“, beschreibt Makler Wüller die deutlich schlechtere
Alternative. Denn Unfall-Policen helfen Älteren nur begrenzt: 90 % der körperlichen und seelischen Gebrechen
sind auf Krankheiten zurückzuführen. Und da springt die
Unfallversicherung im Gegensatz zur BerufsunfähigkeitsPolice gar nicht ein. Die Unfall-Police empfiehlt Wüller
nur als Sahnehäubchen zusätzlich: für den Super-GAU bei
voller Invalidität. Mit empfohlenen 150.000 € Versiche-
Mit Beginn des Ruhestandes ist die Unfallversicherung
dennoch eine Überlegung wert, obwohl Senioren-Unfalltarife meist deutlich teurer als reguläre Unfallversicherungen sind und eine Pflegeversicherung den Bedarf
besser trifft. Daher hält Versicherungsexperte Manfred
Poweleit sie „mitunter für sinnvoll“. Die Begründung
des Chefs des Branchenbeobachtungsdienstes „map-report“: „Einige versichern den Oberschenkelhalsbruch mit,
auch wenn der nicht auf einen Unfall zurückgeht.“ Dies
ist günstig, weil der Bruch in höherem Alter oft zu einer
bleibenden Behinderung führt. Viele Ältere hätten zudem
niemanden, der sich um sie kümmern kann. Da sei eine
Police mit Hilfeleistungen sehr sinnvoll, so Poweleit. Wer
eine spezielle Senioren-Police abschließt, kann bei dauerhaftem Schaden mit einer Kapitalzahlung oder einer lebenslangen monatlichen Unfallrente rechnen. Zusätzlich
gibt es umfangreiche Assistance-Leistungen, zeitlich begrenzt zumeist auf sechs Monate. „Wer keinen Wert auf
Hilfeleistungen legt, braucht als Senior eigentlich keine
Unfallversicherung“, meint Poweleit. Stolpersteine: Nur
knapp die Hälfte der Gesellschaften führt die Verträge im
Die besten Privat-Haftpflichtversicherungen
Angebote mit 5 Mio. € pauschaler Deckungssumme für Personen- und Sachschäden für Paare ab
60 Jahren ohne Kinder. Falls ein Familientarif günstiger ist, wird dieser angezeigt (F). Je Anbieter ist der
­günstigste Tarif aufgelistet.
Gesellschaft
Tarifvariante
Jahresbeitrag in €
Medien-Versicherung
Standard
42,84
Volkswohl Bund
60Plus Komfort (F)
44,00
Haftpflichtkasse Darmstadt
Vario Status (F)
NV-Versicherungen
SparDirekt Internet
Grundeigentümer-Versicherung
Pro Domo Basis Internet4
52,35
Asstel
Plus 5 Mio. EUR
53,12
HUK24
Basis Internet (F)
54,10
Zurich Connect
5 Mio. EUR 2)
54,31
VHV
Basis 5 Mio. EUR (F)
54,74
HUK-Coburg Allg.
Basis 5 Mio. EUR (F)
44,03
1)
2)
Teuerster Anbieter
1)
2)
Anmerkung
46,41
7,5 Mio. € Versicherungssumme
56,95
177,43
12,5 Mio. Versicherungssumme
Antragstellung, Abschluss und Schriftwechsel nur über das Internet
Abschluss nur über das Internet
Quelle: Morgen & Morgen; Stand: Juli 2008
10
© optimal VERSICH€RT
September 2008
optimal VERSICH€RT
Best Ager
Medizinisch sinnvoller Rück­
transport abgedeckt (Auswahl)
Eine private Zusatz-Krankenversicherung ist für
Auslandsreisen unverzichtbar. Für Ältere wird der
prinzipiell preisgünstige Schutz jedoch deutlich
teurer. Hier eine Auswahl günstiger Angebote, die
zudem den medizinisch sinnvollen Rücktransport
bei ernsten Erkrankungen mitversichern.
Gesellschaft
Jahresbeitrag
in €
Jahresbeitrag im Alter in €
Barmenia
6,00
ab 70 Jahren: 21,60
HUK24
6,00
ab 70 Jahren: 17,00
Debeka
6,00
6,00
HUK-Coburg Allg.
8,00
ab 70 Jahren: 17,00
Arag
8,00
ab 70 Jahren: 20,00
Gothaer
9,12
Höchstalter: 68
1)
2)
3)
ab zweitem Versicherungsjahr 9 €;
bei Reisen bis maximal 17 Tage;
mit 100 € Selbstbeteiligung im Versicherungsfall im Ausland
Quelle: Bedingungen der Anbieter;
eigene Recherche; Stand: Sommer 2008
© optimal VERSICH€RT
„Immerhin begreifen die Versicherer langsam, dass man
nicht alle Probleme der Kunden mit Geld lösen kann“,
macht Manfred Poweleit den Versicherern Mut, über das
Thema Hilfeleistungen noch stärker nachzudenken. Hier
sind die Erwartungen der Älteren insbesondere in Richtung professioneller Hilfe beim Putzen, Waschen, Kochen
und Einkaufen nach einem Unfall hoch. „Das ist aber teuer“, weiß Marktkenner Poweleit: Wer nach einem Unfall
vorübergehend auf fremde Hilfe angewiesen ist, wird weder über die gesetzliche Kranken- noch die Pflegeversicherung versorgt. Sich selbst Alltagshilfe zu organisieren,
ist für Betroffene mühsam, Angebote der Dienstleister sind
oft nicht transparent. Die private Versicherung für Senioren schließt diese Lücke im Sozialversicherungssystem.
Inhaber von privaten Unfall-, Kranken- und Pflege-Policen
können sich Assistance-Leistungen hinzukaufen. Beispiel
Unfallversicherung: Inzwischen bieten reichlich 25 Versicherer eine Unfall-Police, die waschen, kochen und putzen kann. In Kombination mit mindestens einem anderen
optimal VERSICH€RT
September 2008
Unfall-Baustein kann das Assistance-Modul dazugekauft
werden. Kostenpunkt: 150 bis 250 € pro Jahr. Dieser Zusatz umfasst hauswirtschaftliche Dienste ebenso wie die
Versorgung von Haustieren und die Betreuung pflegebedürftiger Angehöriger. „Die Kopplung an eine Versicherung macht solche ‚Gesundheitsschutzbriefe’ allerdings
unnötig ­teuer“, resümiert Versicherungsmakler Wüller.
Endspurt für die Altersvorsorge
„Ab dem Alter von 50 Jahren sollte der Endspurt für die
­Altersvorsorge beginnen“, rät Branchenkenner Poweleit.
Laut aktuellem Ruhestandsbarometer des AXA-Konzerns
sind die Deutschen im internationalen Vergleich gut aufgestellt. 305 € geben Erwerbstätige im Schnitt jeden Monat für die Versorgung im Alter aus. Für eine Rentenversicherung sei es nie zu spät, weil keine Gesundheitsprüfung
nötig ist, so Poweleit. Allerdings führe die steigende
Lebens­erwartung zu monatlich sinkenden Leistungen aus
der Überschussbeteiligung, da die Rente ja lebenslänglich
kalkuliert werden muss. Besonders attraktiv sei in diesem
Zusammenhang die Riester-Rente, bei der durch staatliche Förderung Renditen von bis zu 12 % zustande kommen, die mit sicheren Geldanlagen sonst unerreichbar
sind, hat Wolfgang Wüller ausgerechnet. Bei der RiesterVorsorge sind Spätstarter nicht automatisch im Nachteil.
„Zehn Jahre Sparzeit sollten es aber möglichst noch sein“,
rät Wüller. Die Riester-Rente kann frühestens mit 60 ausgezahlt werden, ohne die Förderung wieder einzubüßen.
In der Regel werden viele jedoch bis 65 einzahlen. Also
kann der Einstieg auch mit 55 noch lohnen, im Einzelfall sogar noch später. So wird keine Grundförderung verschenkt – pro Jahr 154 € Grund­zulage und 2.100 € Sonderausgabenabzug pro Jahr abzüglich ­Zulage. Warnung:
Je später das Riester-Sparen beginnt, desto niedriger ist
natürlich die Höhe der Zusatzrente.
© IDEAL
Alter zu Normalkonditionen weiter, bei anderen endet der
Vertrag häufig im Alter von 75 Jahren oder wird nur zu
deutlich höherem Preis fortgeführt. Leistungsstarke Senioren-Unfallversicherungen sind kaum unter 230 € Jahresbeitrag zu haben.
optimal absichern
„Fast 40 Prozent aller
­Pflegeheimbewohner
­werden zu ­
Sozialhilfe-­Empfängern.“
Stephan Schinnenburg, Vertriebsvorstand Ideal Versicherung
11
optimal absichern
Best Ager
Welche Dienste sich Betroffene wünschen
?
Putz- und Haushaltshilfe
?
57,3
55,0
56,1
Pflegedienste
45,9
45,9
50,3
55,8
Einkaufsdienste
41,0
40,6
Begleitung zum
Arzt/Behörden
53,9
37,2
39,9
42,8
38,9
36,9
37,0
Mahlzeitendienst
Wäschedienst
*Angaben in Prozent
45,0
Unterstützung beim Ausfüllen
von Formularen
Treffpunkt für Senioren/
Freizeitangebote
17,3
23,3
35,1
18,0
19,2
15,6
11,1
17,3
15,8
Begleitung bei Spaziergängen
37,9
41,8
Fahrdienste
Hilfe bei Gartenarbeitern/
Winterdienst/Hausordnung
29,6
48,5
nach Notrufzentrale
Reparaturdienst
22,5
???... Handwerkstätigkeiten
31,1
31,1
Technische Hilfe (Prog. d.
Videorekorders, Bed. d. Computers)
Hilfe beim Umgang
mit dem Internet
40,5
28,3
33,9
32,1
55-64 Jahre
8,0
9,0
11,8
Hilfe bei Finanzangelegenheiten
28,6
38,8
34,8
14,5
16,1
Beratungsstelle für Senioren
Weiß nicht/keine Antwort
65-74 Jahre
22,3
6,9
11,0
16,9
4,6
6,3
1,8
3,4
5,1
4,0
8,5
6,5
5,3
75+ Jahre
Quelle: GfK; GDV
„Zunehmend ist die Generation 50 plus auch für das Thema Pflegefall sensibilisiert“, weiß Makler Wüller aus Erfahrung. Dabei gehe es weniger um die Best Ager selbst,
sondern zumeist um deren Elterngeneration. Wer nicht
für Absicherung im Pflegefall der Eltern vorsorgt, bestraft
sich am Ende selbst, denn der finanzielle Super-Gau ist
im schlimmsten Fall programmiert: Früher überlebten die
schweren Pflegefälle ihren Schicksalsschlag nur sieben
bis acht Monate, heute bringen sie es durchschnittlich auf
weitere sechs Jahre Lebenserwartung. „Da kommen auf
Familien Kosten von rund 140.000 € zu“, weiß Stephan
Schinnenburg. Der Vertriebsvorstand der auf Senioren
spezialisierten Ideal-Versicherung in Berlin warnt: „Fast
40 % aller stationär Pflegebedürftigen werden durch ihren Pflegefall sogar zu Sozialhilfe-Empfängern.“ Das Pflegefall-Risiko werde häufig unterschätzt. Reicht die gesetzliche Absicherung nicht aus – neuerdings maximal 1.470 €
pro Monat; in Härtefällen bis 1.918 € –, geht es für die Betroffenen an die Rente und das Vermögen. Ein Heimplatz
kostet monatlich häufig 2.500 € und mehr. Die vorhandenen Vermögenswerte wie Bankkonto, Haus und Auto werden zuerst herangezogen. Sind sie bei langer Pflegezeit
12
© optimal VERSICH€RT
aufgebraucht, wird der fehlende Unterhalt zunächst vom
Sozialamt übernommen. Das Amt darf aber auf Verwandte ersten Grades zurückgreifen (§ 91 Bundessozialhilfegesetz). Die mit betroffenen „Kinder“ sind häufig zwischen
45 und 65 Jahren alt. Allerdings bleiben Angehörige mit
bis zu 100.000 € Jahreseinkommen vom Zugriff des Staates verschont, hat der Bundesgerichtshof entschieden.
Sie brauchen den „eigenen angemessenen Unterhalt einschließlich einer angemessenen Altersvorsorge nicht zu
gefährden“, urteilten die Richter (Az. XII ZR 98/04).
Knapp 5 % der ambulant versorgten Pflegebedürftigen
und rund 25 % der stationären Pflegefälle sind heute bereits auf ergänzende Sozialhilfe angewiesen. Betroffen
sind vor allem die Familien der rund 500.000 Pflegebedürftigen in Heimen. Und deren Situation beschreibt Claus
Fussek von der Vereinigung für Integrationsförderung als
puren Notstand. Schon jetzt käme nur ein Pfleger auf 60
Heimbewohner. Entlastung sieht er vorerst nur in besserer finanzieller Ausstattung der Betroffenen selbst. Wer
sich bessere Pflegequalität leisten könne, habe in der Regel die Chance, seine Menschenwürde auch im Alter zu
September 2008
optimal VERSICH€RT
Best Ager
bewahren. Angesichts solcher Einschätzungen erweisen
sich viele Angebote der Versicherer als zu schwach. „Etliche Anbieter schicken die Kunden lieber in die für die Versicherer lukrative Unfallversicherung, obwohl das Pflegerisiko dort ungenügend abgesichert werden kann“, kritisiert
Manfred Poweleit. Eine private Pflegerente bietet dagegen
ein akzeptables finanzielles Trostpflaster. Geboten werden
entweder Pflege­tagegeld- oder Pflegekosten-Tarife.
Krankenversicherer enttäuschen oftmals
Der Informationsdienstleister KVpro.de GmbH aus Freiburg
hat die Angebote privater Krankenversicherer zur Pflegeergänzung gesichtet, nicht jedoch die Lebensversicherer einbezogen, die ebenfalls Pflegerenten anbieten. Ergebnis: Von
36 Gesellschaften bieten in der Altersgruppe von 65 Jahren überhaupt nur sechs Versicherer eine Pflegekosten-Zusatzpolice. „Es gibt von diesen wenigen Anbietern mehrere Tarife mit unterschiedlichen Erstattungssätzen, sodass
man hier aufpassen muss, nicht Äpfel mit Birnen zu vergleichen“, warnt Nicole Duda von KVpro.de. So erstatte die
Arag je nach Tarif zwischen 20 und 200 % der Leistungen
aus der gesetzlichen Pflegeversicherung zusätzlich. Sinnvoll dürften mindestens 100 % sein. Dies kostet bei Arag
sowie Continentale und Europa rund 60 € Monatsbeitrag
optimal absichern
Monatliche Sparrate für den Ruhestand im internationalen Vergleich
Erwerbstätige
Japan
USA
Schweiz
Australien
Hongkong
Kanada
Deutschland
GB
Portugal
Frankreich
Belgien
Italien
Spanien
Marokko
China
Indien
658
473
473
443
422
333
305
302
246
241
228
203
196
118
110
44
*Angaben in Euro
Quelle: AXA Ruhestand-Barometer;
Stand: Februar 2008
© optimal VERSICH€RT
Pflege-Ergänzungs-Versicherungen der PKV (Auswahl)
Die private Krankenversicherung bietet 65-Jährigen kaum noch Policen, die die gesetzliche Pflegeversicherung um die Zusatzkosten im Pflegefall (Erstattungssatz in %) aufstockt. Dazu wurden vor allem An­gaben
zu Kurzzeitpflege, Pflegehilfsmitteln, Pflegeleistung, teilstationärer Pflege und vollstationärer Pflege beurteilt. Alle Leistungsaussagen sind zusätzlich mit einem Notensystem von A+ (am besten) bis F bewertet.
Anbieter
Beitrag
Mann / Frau1)
Erstattungssatz in %
LeistungsBewertung
Tarif
21 / 35
– 2)
PEK
Continentale / Europa
118 / 202
200
Arag
120 / 213
200
Arag
108 / 191
Continentale / Europa
Continentale / Europa
DKV
Preis-LeistungsBewertung
E
A+
PZ 20
A+
C
680
A+
C
180
689
A+
C
59 / 101
100
PZ 10
C
C
29 / 50
50
PZ 5
E
C
70 / 117
100
EHP100+ESP100
D
D
Arag
24 / 43
40
682
E
C
Victoria
51 / 95
100
PZ4
E
D (Frau: E)
AXA
Eintrittsalter 65; Monatsbeitrag ab Oktober 2008;
2)
pauschal maximal 716 € pro Monat. Bewertung von A+ (am besten) bis F (schlecht); sortiert nach Preis-Leistungsverhältnis
1)
Quelle: KVpro.de; Stand: Juli 2008
optimal VERSICH€RT
September 2008
© optimal VERSICH€RT
13
Best Ager
© BilderBox.de
optimal absichern
· Wichtig ist die finanzielle Absicherung für den Pflegefall.
für Männer oder gut 100 € für Frauen. Das Gros der privaten Krankenversicherer hält diese Zielgruppe offensichtlich
für nicht mehr versicherbar. Der Münchener Verein ist zwar
mit einem relativ neuen Angebot hinzugekommen, bietet
jedoch wohl zu wenig Leistung für den sehr niedrigen Beitrag von 12 oder 16 € pro Monat. Übrigens: Beim Pflege­
tagegeld gibt es deutlich mehr Anbieter als bei Pflegeergänzungs-Policen, aber ein solides Preis-Leistungs-Verhältnis
ist auch dort selten. Laut KVpro.de tun sich insbesondere Continentale, AXA, Bayerische Beamten-Krankenkasse,
UKV, Arag, KarstadtQuelle und UniVersa hervor.
Innovativ bei Pflegerenten der Lebens­versicherer zeigt
sich insbesondere die Berliner Ideal-Versicherung. „Wir
setzen vor allem da an, wo die Lücke am größten ist: in
Pflegestufe III“, erläultert Stephan Schinnenburg. Das
betreffe immerhin jeden siebten Pflegefall. Bisher gebe
es Pflegerenten meist nur in Form von Krankenversicherungen mit den üblichen Nachteilen wie Wartezeiten und
regelmäßiger Beitragsanpassung nach oben. Die IdealPflegerente wird als Risiko-Lebensversicherung kalkuliert,
mit stabilen garantierten Beiträgen, Überschussbeteiligung im Leistungsfall und mit einfachen Gesundheitsfragen. Zudem wurden die Bedingungen eins zu eins dem
Sozialgesetzbuch angeglichen; das war in der privaten
Pflegeversicherung vorher nicht üblich. Bei der ­Ideal gilt:
Wenn über den Medizinischen Dienst nachgewiesen wird,
dass der Versicherte die entsprechende Pflegestufe hat,
beginnt der Versicherer ohne weitere Prüfung innerhalb
von 48 Stunden und auch rückwirkend mit der Rentenzahlung. Die meisten Versicherer holen dagegen erst eigene
Gutachten ein. Einzigartig – neben der Beitragsstabilität –
sei, dass im Pflegefall keine Beiträge mehr zu zahlen sind.
Diese Qualität ist im mittleren Alter noch bezahlbar: Ein
50-jähriger Mann bezahlt für 1.000 € Monatsrente in Pflegestufe III rund 22 €; eine gleichaltrige Frau wegen ihrer
höheren Lebenserwartung knapp 37 € monatlich.
Wer im fortgeschrittenen Alter seine Versicherungslage
optimieren will, sollte also zunächst sehr kritisch sein.
Denn längst brauchen die Best Ager nicht alles, was ihnen schön geredet wird. Überlegen Sie in Ruhe, welche
­Risiken Sie absichern wollen und suchen Sie dann am besten einen professionellen Makler auf, der viele ­Angebote
kennt und Ihnen die passenden Produkte nennen kann. ß
Kontakt: Informieren Sie sich hier
Unser Service für Sie: Hier finden Sie die Kontaktdaten der im Artikel genannten Unternehmen.
14
ARAG
0 18 03 / 41 18
ASSTEL
02 21 / 96 77 67 5
AXA
0 18 03 / 55 66 22
Barmenia
02 02 / 43 80 0
Central
02 21 / 16 36 0
Continentale / EUROPA
0 89 / 51 53 0
Debeka
02 61 / 49 84 66 4
DKV
0 18 01 / 35 81 00
EUROPÄISCHE Reiseversicherung 0 89 / 41 66 17 17
Gothaer
02 21 / 30 80 0
GrundeigentümerVersicherung
0 40 / 37 66 37 66
HAFTPFLICHTKASSE
DARMSTADT
0 61 54 / 60 10
HUK24
www.huk24.de
HUK-COBURG Allg.
0 18 02 / 15 31 53
IDEAL
0 18 01 / 25 87 00
LVM
08 00 / 58 63 73 3
Medien-Versicherung
0 72 1 / 56 90 00
NV-Versicherungen
0 49 74 / 91 70 0
VHV
05 11 / 90 70
Victoria
02 11 / 47 74 44 4
VOLKSWOHL BUND
02 31 / 54 33 0
Zurich Connect
0 18 02 / 88 83 33 00 0
September 2008
optimal VERSICH€RT

Documentos relacionados