Gärten im Herbst - Verband Botanischer Gärten
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Gärten im Herbst - Verband Botanischer Gärten
29.08.2004 22:43 Uhr Seite 1 ISBN 3-00-01400-X kap_ALLE_ly_10 Gärten im Herbst Farben, Früchte, Flaschenobst – und ein neuer Anfang kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:43 Uhr Seite 1 Gärten im Herbst Farben, Früchte, Flaschenobst – und ein neuer Anfang Ergebnisse der 18. Arbeitstagung der AG Pädagogik im Verband Botanischer Gärten e.V. – ergänzt durch Anregungen und Handreichungen für die praktische Arbeit Hannover, Oktober 2003 Schulbiologiezentrum Hannover Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 von Karin Roscher und Felicitas Wöhrmann 1 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:43 Uhr Seite 2 Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 Inhaltsverzeichnis 2 1. Vorwort 3 2. ›Ist wieder Herbst geworden‹ – Einleitung zum Thema Herbst 5 3. Im Frühling steckt schon der Herbst: natürliche Farben 9 4. Die Vielfalt der Früchte 4.1. Merkmal Frucht 4.2. Auf’s Korn genommen – Nützliche Früchte und Samen 4.3. Workshop „Die Vielfalt der Früchte“ 4.4. Die Karpologische Sammlung des Botanischen Gartens Osnabrück 15 5. Ernte im Botanischen Garten – Ein Erfahrungsbericht aus dem Botanischen Garten der Universität Hamburg 25 6. Schlummern bis zum Frühling – Knospen im Herbst 31 7. Wie kommt der Apfel in die Flasche? Workshop mit der Apfelkiste 36 8. Heimisches Obst aus dem Garten und Exotische Früchte aus dem Supermarkt – Ein Beitrag zur Lehrerfortbildung 41 9. Baumgestalten unter jahreszeitlichem Aspekt Übungen, mit Bäumen umzugehen, als wären sie Gestalten (die sie ja auch sind!) 45 10. Tipps, Anregungen, Spiele, Bastelaktionen, Experimente 51 11. Literatur 61 12. Anhang 69 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:43 Uhr Seite 3 1. Vorwort 1 Um den Text leicht lesbar zu halten, verzichten wir weitgehend auf die weiblichen Endungen. Selbstverständlich sind hier Frauen und Männer gleichermaßen gemeint! Die vierte Handreichung (Reader) für pädagogische Arbeit in Botanischen Gärten und Schulbiologiezentren liegt nun vor Ihnen. Mit dem Thema „Farben, Früchte, Flaschenobst – und ein neuer Anfang“ bündelt er die Ergebnisse des 18. Arbeitstreffens der AG Pädagogik im Verband Botanischer Gärten e.V. Eingebunden in die Jahrestagung des Verbandes mit dem Thema „(G)Arten-Vielfalt“ wurde unter dem Motto „Vielfalt der jahreszeitlichen Phänomene“ passend zum Oktober-Termin der Veranstaltung das Thema Herbst mit all seinen Facetten gewählt. Dass sich das Thema Herbst nicht nur mit den Früchten und deren Ausbreitungsstrategien erschöpft, haben die einzelnen Referenten1 in einem abwechslungsreichen Mix aus Vorträgen, Workshops und Demonstrationen gezeigt. In einer Einführung wurde sowohl die Frage „Wann ist es Herbst, und was sind die Kennzeichen?“ geklärt als auch ein roter Faden gespannt zwischen den nachfolgenden Vorträgen und Workshops. Angela Niebel-Lohmann berichtete von ihren Erfahrungen mit Ernteveranstaltungen für Kinder im Botanischen Garten Hamburg. Dass die „Herbstfarben“ auch schon im Frühjahr in den Blättern vorhanden sind, lernten die Teilnehmer in einem Workshop von Karin Roscher aus Tharandt kennen. Hier wurde ein Bogen geschlagen zu den Farben, die aus Pflanzen gewonnen werden können, vornehmlich aus Gehölzen. Um den Zweck der Knospen und deren Aufbau ging es in der Unterrichtseinheit von Hans-Joachim Lehnert. Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 Felicitas Wöhrmann präsentierte im Anschluss die Vielfalt der Früchte, von den Ausbreitungsstrategien über den Aufbau bis zur Nutzung. Eine große Anzahl Früchte und Samen mussten nach verschiedenen Kriterien sortiert werden. 2 Die Bauernregel muss nicht zutreffender sein als der Wetterbericht, aber sie ist unterhaltsamer. (Computerbild 6/2000) Der letzte Programmpunkt zeigte noch einmal die Bedeutung von Früchten und Samen als Nahrungsmittel für den Menschen. Bei der Präsentation der „Apfelkiste“ des NABU durch Andrea Hein konnten die Teilnehmer den Weg vom Apfel in die Flasche erleben. Es sind zahlreiche Anregungen zusammengetragen worden, die nun in den unterschiedlichen Einrichtungen umgesetzt werden können. Die hier vorgeschlagenen Aspekte lassen sich ohne weiteres verschiedenen Themenkomplexen zuordnen, die die Rahmenrichtlinien und Lehrpläne der einzelnen Bundesländer vorgeben. Somit lassen sich vielfältige interessante Angebote sowohl für Schulklassen als auch für den Freizeitbereich ausarbeiten. Ergänzt worden sind die Tagungsthemen in diesem Heft durch Herbstgedichte sowie Bauern- und Wetterregeln2, die eine Herbstführung durch die Gärten auflockern können. Die Texte sind als „Fußnoten“ im ganzen Heft zu finden. 3 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:43 Uhr Seite 4 Unter der Rubrik „Tipps und Anregungen“ sind eine Vielzahl von Sequenzen für die direkte Anwendung bei Führungen und Aktionen zum Thema „Herbst“ im Botanischen Garten zu finden. Weiterhin finden Sie eine Literaturliste und Webadressen zum intensiveren Nachlesen, Stöbern und für Recherchearbeiten. Vielen Dank an die Referenten für die Überlassung der Manuskripte und Artikel. Vielen Dank an die AG Pädagogik für die konstruktiven Diskussionsrunden, Gedankenanstöße und das Korrektur lesen. Auf keinen Fall sollte versäumt werden, den Herbst mit allen Sinnen zu erleben. In diesem Sinne viel Spaß bei der Vorbereitung und Durchführung von „neuen“ Veranstaltungen. Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 Karin Roscher und Felicitas Wöhrmann im Mai 2004 4 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:43 Uhr Seite 5 2. Ist wieder Herbst geworden – Einleitung zum Thema Herbst Von Felicitas Wöhrmann Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 3 Gib auf Ägidius wohl acht, er sagt dir, was der Monat macht. Ist Ägidi ein heller Tag, ich dir einen schönen Herbst ansag. (Regel für den 1. September) 5 Das Wort Herbst ist verwandt mit „harvest“ (engl. = Ernte, Erntezeit), mit dem lateinischen „carpere“ (= pflücken) und dem griechischen „karpos“ (= Frucht, Ertrag). Es kommt auch vom indogermanischen „sker“ (= schneiden). Ursprünglich bedeutet Herbst „Zeit der Früchte“, „Zeit des Pflückens“, „Erntezeit“. Es ist Brauch, am ersten Sonntag im Oktober Gott mit einem Fest Erntedank zu erweisen. Es ist schwierig den „Herbst“ zeitlich festzulegen. Laut Lexikon (Brockhaus) ist der Herbst die Jahreszeit zwischen dem Sommer und dem Winter. Im allgemeinen nennt man den 23.09. für die nördliche Halbkugel als Herbstanfang. Dabei handelt es sich um den astronomisch definierten Herbst, der auf der nördlichen Erdhalbkugel beginnt, wenn die Sonne den Himmelsäquator von Norden nach Süden überschreitet. Weil dann an jedem Ort der Erde Tag und Nacht gleich lang sind, wird der Herbstanfang auch als Tag-Nacht-Gleiche bezeichnet. Die Sonne geht überall gegen 6 Uhr Ortszeit auf und um 18 Uhr unter. Danach bewegt sich die Sonne auf den südlichen Wendekreis zu, so dass auf der Nordhalbkugel die Tage kürzer und die Nächte länger werden, und am 21.12. der Herbst dem Winter weicht. Die Sonne erreicht dann den tiefsten Punkt ihrer Jahresbahn. Es ist in den nördlichen Breitengraden der kürzeste Tag des Jahres. Außer der Tatsache, dass die Tage kürzer werden, gibt es noch folgende kennzeichnende Phänomene für den Herbst: Die Sonne scheint schwächer, sie hat weniger Kraft. Die Tage sind noch mild, die Nächte aber schon kalt; der Frost hält Einzug. Der meteorologische Herbst umfasst die Monate September3, Oktober und November. In der Meteorologie sind die Jahreszeiten nach Witterungsablauf gegliedert. Auch jahresrhythmisch wiederkehrende Ereignisse werden zur wissenschaftlichen Abgrenzung der Jahreszeiten benutzt. Die Natur verändert sich Der phänologische Herbst orientiert sich am Ablauf der Lebenserscheinungen. Etliche Lebensphänomene, die zu bestimmten Abschnitten im Jahreslauf gehören, sind sehr auffällig mit bestimmten Witterungsereignissen verbunden, deren Auftreten ebenfalls einer bestimmten Gesetz- oder doch zumindest Regelmäßigkeit unterworfen sind. Als Weiser für den Frühherbst, der für den Biologen meistens schon um die August-September-Wende beginnt, gilt der Blühbeginn der Herbstzeitlose. Im Verlauf des Frühherbstes reifen die Früchte des Schwarzen Holunders. Hinzu gesellen sich die Früchte vieler anderer Sträucher und auch Kräuter von den Vogel- und Mehlbeeren über die Hagebutten und Brombeeren bis zu den Früchten von Aronstab und Maiglöckchen. Ab Ende September folgt der Vollherbst, der eine Vielzahl weiterer reifender Früchte bringt: neben den Roßkastanien auch Walnüsse, Bucheckern und Eicheln. Auf den Feldern werden die Kartoffeln gerodet und das Wintergetreide gesät. Wenn kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:43 Uhr Seite 6 der Vollherbst zu Ende geht, sind viele Obstbäume schon kahl, während die Laubbäume des Waldes erst mit der Laubverfärbung beginnen. Vom Spätherbst spricht man, wenn sich der Spitzahorn besonders üppig verfärbt und wenn auf den Feldern das Roden der Futter- und Zuckerrüben begonnen hat. Das Wintergetreide geht um diese Zeit – ab Mitte Oktober – gerade noch auf, stellt aber dann schon bald sein Wachstum ein, weil die niedrigen Temperaturen kaum noch pflanzliches Wachstum ermöglichen. Wenn die Tagesmittel der Temperaturen für längere Zeit unter den Gefrierpunkt absinken, geht mit der Laubverfärbung der Stieleichen und dem Laubfall der meisten anderen Waldbäume der Spätherbst seinem Ende entgegen. Der unverwechselbare Charakter des Herbstes kommt auch in zahlreichen Gedichten und Liedern zum Ausdruck. Sie beschreiben die leuchtenden Farben des Herbstes und die damit verbundene gewisse Heiterkeit, andererseits aber auch das Vergängliche4. 4 Herbstlied Bunt sind schon die Wälder, gelb die Stoppelfelder, und der Herbst beginnt. Rote Blätter fallen, graue Nebel wallen, kühler weht der Wind. ...... (Johann Gaudenz von Salis-Seewis) Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 Abb. 1 Herbststimmung im Forstbotanischen Garten Tharandt Bunt werden Grün kommt aus der Mode. Dafür zeigen sich die Gehölze in Gelb, Orange, Rot5. Die leuchtende Blattfärbung wandelt sich von Tag zu Tag und ist von Baum zu Baum verschieden. Der auffällige Farbwechsel der Blätter beruht auf dem Abbau des grünen Farbstoffs Chlorophyll zu anderen stickstoffhaltigen Verbindungen, die aus den Blättern abtransportiert und in Speichergeweben im Stamm oder in der Wurzel für den erneuten Blattaustrieb im nächsten Frühjahr gespeichert werden. Dadurch kommen die fettlöslichen Carotinoide zur Geltung, die auch in den sommergrünen Blättern enthalten, jedoch von den Chlorophyllen überdeckt waren. 6 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:43 Uhr Seite 7 5 Herbst Der Herbst steht auf der Leiter und malt die Blätter an, ein lustiger Waldarbeiter, ein froher Malersmann. Abb. 2 Laubfärbung von Acer shirasawanum im Botanischen Garten der Universität Osnabrück Der kleckst und pinselt fleißig auf jedes Blattgewächs, und kommt ein frecher Zeisig, schwupp, kriegt auch der ’nen Klecks. Die Tanne spricht zum Herbste: Das ist ja fürchterlich, die anderen Bäume färbste, was färbste nicht mal mich? Die Blätter fallen munter und finden sich so schön. Sie werden immer bunter. Am Ende fall’n sie runter. (Peter Hacks) Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 6 Der Herbst Im Herbst bei kaltem Wetter fallen vom Baum die Blätter Donnerwetter, im Frühjahr dann, sind sie wieder dran – sieh mal an. (Heinz Erhardt) Der Herbst laubt Nach der Laubfärbung fallen die Blätter, dann ist es mit der Pracht vorbei6. Die Blätter werden abgeworfen, um sich auf den winterlichen Wassermangel einzurichten. In dem winterkahlen Geäst fallen dann aber kleine Gebilde auf, die genau genommen bereits während der letzten Sommerwochen auch schon da waren: Die Winterknospen. Es handelt sich hierbei um eine besondere, hochinteressante Spezialität der laubabwerfenden Bäume. Auf den Winter vorbereiten Knospen sind die Ruhe- oder Überwinterungsformen der nächsten Jahrestriebe. Sie sind so unterschiedlich gestaltet, dass man allein anhand von Knospenbildern die meisten Baumarten zuverlässig bestimmen kann. In der Knospe ist der junge Spross zwar noch sehr stark gestaucht, lässt jedoch schon gut seine verschiedenen Teile erkennen, wenn man einen Längsschnitt anfertigt. Reif werden Im Sommer sind die meisten Früchte noch klein und grün. Die Wand des Fruchtknotens ist zur Fruchthülle geworden und umschließt den Samen. Wenn die Früchte reif werden, werden aus anderen Teilen der Pflanze Nährstoffe in die Samen transportiert: Sie fangen an zu wachsen. Und auch die Fruchthüllen verändern sich. Wasser, Nährstoffe und Baustoffe werden eingelagert. Manche Fruchthüllen entwickeln sich zu harten Schalen. Andere Fruchthüllen werden weich und saftig. Wie bei den Blättern zerfällt der grüne Farbstoff und andere Farben werden sichtbar. Rot, braun, blau etc. Für das nächste Jahr rüsten Früchte enthalten Samen, aus denen sich junge Pflanzen entwickeln können. In jedem Samen ist eine Pflanze vorbereitet: der Keimling. Er ist zwar winzig klein und eng zusammengefaltet, hat aber schon Wurzel, Stängel 7 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:43 Uhr Seite 8 und Knospe. Im Samen ist auch ein Vorrat an Nährstoffen eingepackt. Diese Nährstoffe sind für den Keimling vorgesehen. Er braucht sie, wenn er im Frühjahr auskeimen wird. Zeit der Früchte Früchte treten in noch größerer Vielfalt auf als Blüten. Die Verschiedenheit der Früchte beruht auf der unterschiedlichen Entwicklung der Fruchtblätter (Karpelle), die einen Schutz für den Samen mit dem Embryo bilden. Eine Begleiterscheinung der Variabilität im Fruchtaufbau ist das Fehlen einer einheitlichen Definition und Klassifizierung der Früchte. Herbst in der Küche Samen und Früchte haben für den Menschen eine vielfältige Bedeutung, z.B. als Nahrungsmittel7. 7 Lebe jede Jahreszeit, wie sie kommt. Atme die Luft, schmecke die Früchte Und überlasse dich ihrem Einfluss. (Henry David Thoreau) Herbst ist Erntezeit. Birnen, Äpfel, Pflaumen, Kürbisse, Hagebutten, Holunderbeeren und Nüsse sind jetzt reif. Gemüse wie viele Kohlsorten, Paprika, Tomaten, Broccoli, Blumenkohl, Möhren können geerntet und für den Winter eingelagert werden. Nichts übertrifft das Aroma und den Geschmack frischer, sonnengereifter Früchte, Gemüse und Kräuter, aber die zweitbeste Möglichkeit ist es, diesen Erntesegen natürlich und schonend einzumachen und in unterschiedlicher Form das ganze Jahr zu genießen. Trocknen, Dörren, Pasteurisieren, Sterilisieren, Einwecken, Einlegen oder Einkochen – es gibt viele Möglichkeiten, die Ernte zu konservieren und außerhalb ihrer eigenen Saison in der Küche zu verwenden. Vom Einlegen und Einmachen der Früchte für den Winterbedarf Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 „Zu den dankbarsten Arbeiten eines geordneten Hauswesens gehört in erster Linie das Einsetzen und die Aufbewahrung von Obst und anderen Früchten, damit während des ganzen Jahres eine angenehme und billige Zugabe zu den Mahlzeiten vorhanden ist. Wer den rechten Sinn für Häuslichkeit hat, der lässt es sich nicht ausstreiten, dass die im eigenen Hause hergestellten Konserven sehr gut schmecken und sehr billig sind. Eine rechte Hausfrau unterzieht sich gern der Mühe, größere Vorräte herzustellen und ihre geeignete Aufbewahrung zu überwachen.“ (Quelle: Dr. A. Oetker’s Grundlehren der Kochkunst sowie preisgekrönte Rezepte für Haus und Küche, 1895) FELICITAS WÖHRMANN Botanischer Garten der Universität Grüne Schule Albrechtstraße 29 49076 Osnabrück [email protected] 8 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:43 Uhr Seite 9 3. ›Im Frühling steckt schon der Herbst – natürliche Farben‹ Von Karin Roscher Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 Abb. 3 Interaktive Anschauungstafel mit 30 Farbmustern 9 Natürliche Farben des Pflanzenreiches begleiten uns durch das ganze Jahr. Besonders groß ist die Vielfalt im Herbst zur Zeit der intensiven herbstlichen Laubfärbung und zieht dadurch die Aufmerksamkeit vieler Menschen auf sich. Aber denken wir auch an die ersten zarten gelb-roten Blüten der Hamamelis, die noch fast im Winter erscheinen, das Gelb-grün der Ahornblüten oder auch das zarte Grün der Birken beim Blattaustrieb. Dieses große Farbspektrum festhalten zu wollen, es dauerhaft darzustellen und nicht zuletzt auch nutzbar zu machen, ist eine alte Tradition der Menschheit. Die Arbeit mit Pflanzenfarbstoffen hat sich in der Hausfärberei Mittelund Osteuropas bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts in größerem Umfang erhalten. Mit dem Einsatz der künstlichen Farbstoffe im Zuge der Industrialisierung verloren die natürlichen Farbstoffe jedoch schnell ihre wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung. Doch für die weitere Entwicklung synthetischer Farben war die wissenschaftliche Beschäftigung mit der Struktur der Faulbaumrinde Orleansbaum Rotes Sandelholz Rotholz Indigo Blauholz Holunder Heidelbeere Walmuss Sudanmalve TraubenEiche (Gallen) Berlitze (Rinde) Gelbhaolz Sandbirke Purgier Kreuzdorn (Frucht) FärberGinster Besenheide Mistel Hunds Rose Kokospalme Eukalyptus Rotbusch TraubenEiche (rinde) Tee, schwarz Berlitze (Beere) Kaffee Katechu Essigbaum Lapacho HennaStrauch kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:43 Uhr Seite 10 Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 natürlichen Farbstoffe ein wichtiger Ausgangspunkt. Zwei Nobelpreise für Chemie gingen in den Jahren 1915 und 1930 an deutsche Wissenschaftler. Heute finden wir die Beschäftigung mit den natürlichen Farbstoffen und den traditionellen Färbetechniken vielfach im kunstgewerblichen Bereich. Aber auch durch den bewussteren Umgang mit den natürlichen Ressourcen wird dieser Nutzungsform wieder mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Botanische Gärten bieten mit ihrer Pflanzenvielfalt beste Voraussetzungen, das Thema der Farbstoffe aus Pflanzen ganz bewusst in den Blickpunkt zu rücken. Manche Pflanzen tragen den Hinweis auf ihre Verwendung als Färbepflanze bereits in ihren Namen. Genannt seien hier der heimische FärberGinster (Genista tinctoria) oder der Färber-Waid (Isatis tinctoria). Ebenso stehen die nicht heimischen Gehölzarten Blauholz (Haematoxylum campechianum) oder der Färbermaulbeerbaum, auch als Gelbholz bezeichnet (Chlorophora tinctoria) als Stellvertreter für viele andere Färbepflanzen. Im Forstbotanischen Garten Tharandt bietet eine 2,40m lange und 1,30m hohe interaktive Anschauungstafel für Besucher viel Wissenswertes. 30 verschiedene Farbmuster von Gehölzen zeigen die Vielfalt. Informationen findet der neugierige Besucher jeweils unter dem Farbmuster in Form eines Steckbriefes. Grundlage der Farbmuster bildet je ein Stück gefilzte Schafwolle. Außerdem kann das verwendete Pflanzenmaterial betrachtet werden. Ein Begleitheft bietet die Informationen zum „nach Hause tragen“ und Anregungen zum Nachahmen. Färben im Botanischen Garten Farben selbst gewinnen und mit diesen dann auch etwas färben braucht allerdings seine Zeit. Für eine solche Aktion sollte man mindestens einen ganzen Projekttag einplanen, noch besser ist es, die Aktion auf zwei Tage zu verteilen. Ansonsten muss sehr viel vorgearbeitet werden. Besonders erlebnisreich ist die Pflanzenfärberei, wenn man die Färbepflanzen selbst in der Natur sammelt. Einiges ist dabei zu beachten: Blätter von Bäumen werden einzeln gepflückt, um die Zweige im nächsten Jahr wieder austreiben zu lassen. Hält man die Augen offen, findet man auch Gehölze, die sowieso verschnitten werden, und kann dann gleich den Verschnitt zum Färben nutzen. Rinde sollte man nur von geschnittenen Bäumen sammeln, da die Vitalität sonst stark beeinträchtigt wird. Zur Lagerung können gesammelte Pflanzenteile getrocknet werden. Die getrockneten Pflanzen sollten gut beschriftet in Papier aufbewahrt werden. Vor dem Färben werden die frischen oder getrockneten Pflanzenteile so gut wie möglich zerkleinert und danach eingeweicht (Blätter ca. 1 Stunde, Rinde und Holz über Nacht). Um die wasserlöslichen Farbstoffe zu extrahieren, müssen die eingeweichten Pflanzenteile ein bis zwei Stunden ausgekocht werden. Dabei ist so viel Wasser zu verwenden, dass alles gerade locker im Gefäß schwimmen kann, aber auch der Färbesud nicht unnötig verdünnt wird. Pflanzenfarbstoffe werden besonders gut von tierischen Fasern aufgenommen. Am besten eignet sich dafür die Schafwolle, die auch leicht beschaffbar ist. Das „Färbegut“, in diesem Fall also die Schafwolle, muss selbstverständlich zum Färben sauber und fettfrei sein. Ob man die Wolle in der 10 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:43 Uhr Seite 11 Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 Flocke (so wie sie geschoren wird), als gekämmtes Band oder schon zu Garn versponnen färbt, hängt von der späteren Verwendung ab. Zum Filzen färbt man ungekämmte oder gekämmte Wolle, da diese aber oft beim Färben schon etwas verfilzt, kann man auch erst das fertige Filzobjekt färben. Noch besser nimmt Schafwolle die natürlichen Farbstoffe an, wenn sie vor dem Färben gebeizt wird. Dazu wird die fertig zum Färben vorbereitete Wolle in zimmerwarmes Wasser, dem pro 100g Wolle etwa 20 g Alaun zugefügt wurden, gelegt und unter behutsamem Umrühren langsam zum Kochen gebracht. Plötzliche Temperaturschwankungen sollten vermieden werden, da die Wolle sonst hart wird, ebenso heftige Bewegung im Wasser, welche das Verfilzen fördert. Nachdem die Wolle im Alaunbad ein bis zwei Stunden sanft gekocht hat, lässt man sie dort abkühlen. Nach dem Abtropfen kann sofort gefärbt werden. Die Vorbehandlung mit Alaun dient ausschließlich der besseren Aufnahme der Farbe durch die Wolle – die Farbe selbst wird dadurch nicht verändert. Großen Einfluss auf das Färbeergebnis hat die Beschaffenheit des verwendeten Gefäßes. Gut geeignet sind möglichst große Edelstahl- oder Emailletöpfe, die jedoch keine Beschädigung aufweisen dürfen. Gelangen beim Auskochen der Pflanzen oder beim Färben der Wolle kleinste Mengen Eisen oder Kupfer in das Farbbad, werden die Farben dunkel und trüb. Das Gefäß sollte groß genug sein, damit das Färbegut in reichlich Wasser locker schwimmen kann. Das vorbereitete gebeizte Färbegut wird in feuchtem Zustand in den ausgekühlten Pflanzensud gegeben, wobei alle Pflanzenreste vorher sorgfältig abgeseiht werden müssen, da sie sonst in der Wolle haften bleiben. Das Bad wird nun langsam erhitzt und wiederum ein bis zwei Stunden sanft geköchelt. Vorsichtiges Umrühren fördert die Gleichmäßigkeit der Färbung. Das fertige Färbegut wird aus dem Sud herausgenommen und die überschüssige Farbe unter fließendem Wasser gründlich ausgewaschen. In der Literatur werden oft verschiedene chemische Zusätze zum Färbebad genannt, mit denen das Färbeergebnis beinflusst werden kann. Zu diesen Zusätzen gehören z. B. Eisen- oder Kupfersulfat. Die meisten dieser Beizund Hilfsmittel sind giftig und das Färbebad muss dann als Sondermüll entsorgt werden. Der naturverbundene umweltfreundliche Charakter der Pflanzenfärberei kann dadurch in Frage gestellt werden, deshalb sollte davon Abstand genommen und nur die oben beschriebene unschädliche Alaunbeize verwendet werden. Auch so ist die zu erzielende Farbenvielfalt durchaus beeindruckend! Die Farben Vom Himmel das Blau, von den Mäusen das Grau, von Tomaten das Rot und das Braune vom Brot, grüne Wiesen dabei und das Gelbe vom Ei. (Fredrik Vahle) 11 Die Farbstoffe der Pflanzen Alle Pflanzen (und Pilze) enthalten Farbstoffe. Aber nur einige davon sind im Überschuss vorhanden und können durch Auskochen gewonnen werden. So ist zum Beispiel Grün – die häufigste Farbe im Pflanzenreich – nur sehr schwer zu färben. Die meisten Blätter färben gelb bis gelbbraun. Rot und Braun wird bevorzugt mit Rinden, Wurzeln und Hölzern erzielt. Reines Schwarz ist ohne chemische Zusätze kaum zu erzielen, sondern ist bei genauerem Hinsehen meist ein ganz dunkles Braun, Violett oder Blau. Für Färbeexperimente eignen sich nahezu alle Pflanzen und die Ergebnisse sind oft überraschend. kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:43 Uhr Seite 12 Hier einige Beispiele für gefärbte Produkte: Abb. 4 Türvorhang Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 Abb. 6 v.l.n.r. Färbung mit Walnussblättern, mit Krappwurzel und mit Faulbaumrinde Abb. 5 Filz-Ball-Schlange Abb. 7 Raupe, Farbintensität in Abhängigkeit von der Färbungsdauer Für eine Färbeaktion können gut Birkenblätter (Betula pendula) verwendet werden. Sie färben leuchtend gelb. Die Blätter der Walnuss (Juglans regia) ergeben eine satte Braunfärbung. Diese Blätter können auch gut selbst gesammelt werden. Schwarzer Tee ergibt einen warmen Braunton. Für Färbungen im Farbspektrum rot/orange eignet sich besonders gut die KrappWurzel (im Fachhandel erhältlich). Wenn gemeinsam mit Kindern gefärbt werden soll, ist es empfehlenswert, im Resultat sehr unterschiedliche Farbansetzungen zu wählen (Bild 6). Es darf beim Färben auch mit der Verweildauer des Färbegutes im Farbsud experimentiert werden, so erzielt man Abstufungen in der Farbintensität (Bild 7). Farben und noch vieles mehr… Färbetage im Botanischen Garten bieten, wenn die Teilnehmer vom Sammeln des Pflanzenmaterials bis zum fertig gefärbten Produkt alles selbst tun, viel Raum für weitere Dinge rund um die Farben – z. B. in den Zeiten, da das Färbebad köchelt u.s.w. Hier sollte auf keinen Fall Langeweile aufkommen! 12 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:43 Uhr Seite 13 Dazu einige weitere Anregungen: • Gestalten von (herbstlichen) Bildern mit handelsüblichen Farbmalkasten auf der Basis von Pflanzenfarben (siehe Anhang 1 „Mandala“) • „Geheimnisvolle Farben“; Experiment zum Einfluss des pH-Wertes auf die Pflanzenfarben (siehe Punkt 10 Tipps, Anregungen...) • Experiment zur Zusammensetzung der Farbe eines Blattes (einfache Chromatographie) (siehe Punkt 10 Tipps, Anregungen...) • „Schwarz ist eigentlich farbig“; Experiment zur Zusammensetzung der Farbe von Faserschreibern (siehe Punkt 10 Tipps, Anregungen...) • Arbeitsblatt „Das Farbenrätsel“ (siehe Anhang 2) • Herstellen von Naturfarben zum Malen (siehe Punkt 10 Tipps, Anregungen...) So kann sich ein Tag rund um die Farben des Pflanzenreiches sicher zu einem bunten Strauß von sinnlichen Erlebnissen, handwerklichen Erfahrungen und wissenswerten Erkenntnissen gestalten. Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 Botanische Bezeichnungen für Farben und ihre Bedeutung albellus, albi., albo-, albomarginata arbenteum argenteus argentovariegata atropurpureus atrovirens auratum aurei-, aureo-, aureus auromariginata azureus bicolor carnea caeruleus candicans candidum cinnamomea citreus, citrinus camoisi cyanoi-, cyano ferruginea flavglauc-, glauci-, glauco lactiflora leuclilacina 13 weiss weisser Rand silbrig silbrigweiss silberbunt rosa grün golden gelb goldgelber Rand blau zweifarbig fleischfarben blau weisswerdend weiss zimtbraun gelb karminrot blau rostfarben gelb blau weiss weiss lilafarben kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:43 Uhr Seite 14 lutei., luteo-, luteus niger purpureum rosea, roseus rubellus rubra-, rubri-, rubro sanguinalis, sanguineus sempervirens variegata viridi gelb schwarz dunkelrosa, purpur rot rötlich schimmernd rot blutrot immergrün bunt leuchtendes Apfelgrün Herbstfeuer Die Redaktion der „New York Times“ bedient im Oktober ihre Leser mit einem regelmäßigen Herbstlaubfarben-Bericht, den ich allerdings nur vom Hörensagen kenne. Man erfährt da, so habe ich mir erzählen lassen, welche Wälder in welchen Gegenden jetzt gerade das prächtigste Schauspiel des herbstlichen Farbwechsels aufführen. Vielleicht lösen die Meldungen einen „Laub-Tourismus“ zwischen Vermont und Kalifornien aus. Hierzulande sind die Dimensionen bescheidener, aber noch im kleinsten Garten kann der Verwandlungszauber mit seinen tagtäglichen Nuancen uns immer von neuem faszinieren, das Aufblühen im Verwelken. In meinem alten Garten hatte ich eine Rotbuchenhecke, die gleichzeitig grüne, gelbe und braune Töne in allen Schattierungen präsentierte und über Wochen hin jeden Tag ein anderes Bild bot... (Jürgen Dahl; Neue Nachrichten aus dem Garten) Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 KARIN ROSCHER TU Dresden Forstbotanischer Garten Tharandt Pienner Str. 8 01737 Tharandt [email protected] 14 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:43 Uhr Seite 15 4. Die Vielfalt der Früchte Von Felicitas Wöhrmann 4.1 Merkmal Frucht Früchte und Samen sind das krönende Ergebnis aller blütenbiologischen Einrichtungen. Während bei den Nacktsamern aus den „nackten“ Samenanlagen nur Samen entstehen können, entwickeln sich bei den Bedecktsamern die Früchte aus den Fruchtknoten der Blüten. Nach der Befruchtung reifen in ihnen die Samen heran, mit denen sich die Pflanzen ausbreiten können. Eine natürliche systematische Gliederung der Fruchtformen ist wegen der vielen parallel entstandenen, ineinander übergreifenden Ausbildungen nicht möglich. Trotzdem kann eine Einteilung der Früchte einerseits anhand von morphologischen Merkmalen, andererseits aber auch in bezug auf die Ausbreitungsmechanismen vorgenommen werden. Fruchttypen Die Aufteilung in Fruchttypen ist schwierig und in der Literatur nicht einheitlich. Man unterscheidet generell zwischen Einzelfrüchten, die aus einblättrigen oder verwachsenblättrigen Fruchtknoten hervorgehen, Sammelfrüchten, die aus freiblättrigen Fruchtknoten entstehen, und Fruchtständen, die umgewandelte Blütenstände darstellen. Innerhalb dieser drei Kategorien wird zur weiteren Untergliederung vor allem die Beschaffenheit der Fruchtwand und deren Öffnungsweise berücksichtigt. Nach ihrem Öffnungsmechanismus werden sie als Springfrüchte (Streu- oder Öffnungsfrüchte, die aufplatzen, wenn die Samen freigegeben werden) oder Schließfrüchte (bei denen die Samen von der Fruchtwand umschlossen bleiben) bezeichnet. (siehe auch dichotomer Bestimmungsschlüssel im Anhang 3) Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 Einzelfrüchte Die verschiedenen Springfrüchte Die verschiedenen Schließfrüchte - Balg - Hülse - Kapsel Scheidewandspaltige Kapsel Fachspaltige Kapsel Saftige Spaltkapsel Porenkapsel Deckelkapsel - Beere - Steinfrucht - Nuss Achaene Karyopse Spaltfrucht - Bruchfrucht Sammelfrüchte - Sammelbalgfrüchte - Sammelnussfrüchte - Sammelsteinfrüchte Abb. 8 Übersicht über die verschiedenen Fruchttypen; aus aktuell 3/92 „Früchte und Samen – Ihr Bau und ihre Ausbreitung“ 15 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:43 Uhr Seite 16 Ausbreitung aus eigener Kraft Ausbreitung mit Hilfe von Tieren Bohrfrüchte Lebendgebärende Pflanzen Erdfrüchtigkeit Erdfrüchtigkeit kombiniert mit Luftfrüchtigkeit Selbstableger Austrocknungsstreuer - Torsionsfrüchte - Katapultfrüchte - Quetschfrüchte Saftdruckstreuer - Schleudermechanismus - Quetschmechanismus - Spritzmechanismus Darmwanderer Mundwanderer Versteckfrüchte Anhafter - Kletthafter - Trampelkletten - Klebhafter - Schüttelkletten Ausbreitung mit Hilfe des Windes Schwimmer - Ausbreitungseinheiten mit Schwimmgewebe - Ausbreitungseinheiten mit Schwimmblasen Regenwanderer - Regenballisten - Regenschwemmlinge Windstreuer - Postflorales Wachstum - Porenkapsel - Windfänge - Streuflieger Bodenläufer Flügelflieger - Dynamikflieger - Segelflieger Haarschirmflieger Federballflieger Ballonflieger Pflanzenausbreitung durch den Menschen Ausbreitung durch das Wasser Abb. 9 Übersicht über die wichtigsten Arten der Samenausbreitung; ; aus aktuell 3/ 92 „Früchte und Samen – Ihr Bau und ihre Ausbreitung“ Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 Ausbreitung von Früchten und Samen Der Bau der Früchte und Samen steht in einem engen Zusammenhang mit ihren Ausbreitungsmöglichkeiten. Früchte als Ganzes oder die einzelnen Samen werden durch Wind, Wasser und Tiere (Vögel, Insekten etc.) verbreitet, es treten aber auch Schleudermechanismen auf, bei denen die Pflanze nicht auf fremde Hilfe angewiesen ist. Als Anpassung an die verschiedenen Möglichkeiten des Transports und zum Schutz der lebenswichtigen Teile, dem schon angelegten Keimling und dem Nährgewebe, haben Früchte und Samen eine außerordentliche Formenvielfalt entwickelt. 4.2 Auf’s Korn genommen – Nützliche Früchte und Samen Als Nahrungs- und Rohstofflieferanten sind Nutzpflanzen heute mehr denn je aktuell. Die meisten pflanzlichen Nahrungsmittel sind Samen oder Früchte, oder sie sind aus diesen gewonnen. Sie enthalten nicht nur die lebensnotwendigen Nährstoffe in besonders hohen Konzentrationen, sondern darüber hinaus auch Mineralien und Vitamine. Die Süße und das spezifi- 16 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 17 sche Aroma vieler Früchte lässt sie zum „Obst“ werden. Viele Gewürze und Genussmittel (z.B. Kaffee, Kakao) werden aus Samen gewonnen, und auch die Herstellung vieler Heilmittel und Gifte basiert auf Früchten und Samen. Aus manchen Früchten lassen sich Gebrauchsgegenstände herstellen, z.B. aus Kokosnüssen oder Kalebassen. Die Samen des Johannisbrotbaumes (arabisch: karat) werden aufgrund der Konstanz ihrer Masse bis heute als Gewichtseinheit für Edelsteine benutzt. Früchte als Gemüse Hier sind als Beispiele die Kürbisgewächse (Cucurbitaceae) mit den bekannten Vertretern Kürbis, Melone und Gurke zu nennen, sowie die Nachtschattengewächse (Solanaceae) mit Gemüsepaprika, Baumtomate und Aubergine. Früchte als Obst Die meisten unserer einheimischen Obst- und Beerensorten gehören zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae), wie Apfel, Pflaume, Kirsche, Pfirsich, Birne, Aprikose, Erdbeere, Himbeere, Quitte, Traubenkirsche und Schlehen. Die Rahmapfelgewächse (Annonaceae) liefern eine Reihe tropischer Früchte. Die Bekannteste ist die Cherimoya. Zu nennen sind auch die Heidekrautgewächse (Ericaceae) mit Kulturheidelbeere, Blaubeere und Preiselbeere, sowie die Rautengewächse (Rutaceae) mit Zitronen, Limetten, Orangen, Pampelmusen, Grapefruit, Mandarine und Kumquat. Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 Ölreiche Samen und Früchte Fette und Öle stellen die konzentrierteste Form der Ablagerung von Reservestoffen dar. Fette sind hochkalorische Nährstoffe, die für die menschliche Ernährung einen hohen Energiewert besitzen. Darüber hinaus enthalten sie lebenswichtige Bestandteile wie u.a. sogenannte essentielle Fettsäuren, fettgebundene Vitamine usw. Der Ölgehalt bei den in Europa kultivierten Ölpflanzen schwankt zwischen 20% (Sonnenblume) und 60% (Ricinus). Die Öle werden entweder zu Speisezwecken (Sonnenblume, Sesam u.a.) oder zu technisch-medizinischen Zwecken (Raps, Rübsen, Ricinus) verwendet. Die „trocknenden“ Öle des Leins und des Leindotters dienen zur Herstellung von Farben und Malerfirnis. Abb. 10 Eine Auswahl ölreicher Samen und Früchte und deren Produkte 17 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 18 Lein (Linum usitatissimum) Leingewächse, Linaceae Rizinus (Ricinus communis) Wolfsmilchgewächse, Euphorbiaceae Ölpalme (Elaeis guineensis) Palmen, Arecaceae Sesam (Sesamum indicum) Sesamgewächse, Pedaliaceae Baumwolle (Gossypium herbaceum) Malvengewächse, Malvaceae Raps (Brassica napus) Kreuzblütler, Brassicaceae Haselnuss (Corylus avellana) Haselnussgewächse, Corylaceae Buche (Fagus sylvatica) Buchengewächse, Fagaceae Erdnuss (Arachis hypogaea) Schmetterlingsblütler, Fabaceae Paranuss (Bertholletia excelsa) Deckeltopfgewächse, Lecythidaceae Soja (Glycine max) Schmetterlingsblütler, Fabaceae Sonnenblume (Helianthus annuus) Korbblütler, Asteraceae Walnuss (Juglans regia) Nussbaumgewächse, Juglandaceae Kokosnuss (Cocos nucifera) Palmen, Arecaceae Mais (Zea mays ) Gräser, Poaceae Olive (Olea europaea) Ölbaumgewächse, Oleaceae Kakao (Theobroma cacao) Kakaogewächse, Sterculiaceae Gartenkürbis, Ölkürbis (Cucurbita pepo, subsp. Pepo var. Styriaca) Kürbisge- wächse, Cucurbitaceae Ätherische Öle Außer den vorher genannten Arten gibt es noch zahlreiche Pflanzen, deren Samen ätherische Öle mit mehr oder weniger angenehm riechenden und flüchtigen Stoffen enthalten. Diese Samen dienen vorwiegend als Gewürz oder finden in der Heilkunde Verwendung. Ebenso spielen sie auch in der Genussmittel- und Parfümindustrie eine Rolle. Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 Mandel (Prunus dulcis) Rosengewächse, Rosaceae Schwarzer Senf (Brassica nigra) Kreuzblütler, Brassicaceae Weißer Senf (Sinapis alba) Kreuzblütler, Brassicaceae Fenchel (Foeniculum vulgare) Doldenblütler, Apiaceae Kümmel (Carum carvi) Doldenblütler, Apiaceae Koriander (Coriandrum sativum) Doldenblütler, Apiaceae Wacholder (Juniperus communis) Zypressengewächse, Cupressaceae Eiweißreiche Samen Hierher gehören vor allem die als „Hülsenfrüchte“ in den Handel kommenden Samen der Leguminosen (Familie der Fabaceae = Schmetterlingsblütler). Der wirtschaftliche Wert der Samen beruht auf einem großen Gehalt an Speicherstoffen, unter denen neben Stärke das Eiweiß eine hervorragende Stellung einnimmt. Der Gehalt an Eiweiß schwankt zwischen 22% und 45% und beträgt im Durchschnitt das Doppelte des Eiweißes der Getreidekörner. Gartenerbse (Pisum sativum) Linse (Lens esculenta) Bohne (Vicia faba) Gartenbohne (Phaseolus vulgaris) Mungbohne (Vigna radiata) Sojabohne (Glycine max) 18 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 19 Stärkereiche Früchte und Samen Die in Pflanzen als Reservestoff in Samen, Früchten und Wurzelstöcken abgelagerte Stärke ist die Kohlenhydratquelle unserer Nahrung und damit Ausgangsprodukt so wichtiger Nahrungsmittel wie Brot und Mehl. So bilden Getreidearten die Basis unserer Ernährung schlechthin. Für mehr als ein Drittel der Weltbevölkerung ist eine einzige Getreideart – der Reis – die Grundlage ihrer Existenz. Die zu den Gräsern (Familie Poaceae) gehörenden Getreidearten nehmen den größten Teil aller landwirtschaftlich genutzten Flächen ein. Dabei werden Weizen, Roggen, Gerste und Hafer überwiegend in gemäßigten Klimazonen kultiviert, während die wärmebedürftigen Getreidearten wie Reis, Mais und Hirse in tropischen und subtropischen Gebieten angebaut werden. Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 Abb. 11 Eine Auswahl stärkereicher Samen und Früchte und deren Produkte Hafer (Avena sativa) Süßgräser, Poaceae Weizen Saatweizen (Triticum aestivum) Süßgräser, Poaceae Hartweizen (Triticum durum) Süßgräser, Poaceae Dinkel/Grünkern (Triticum spelta) Süßgräser, Poaceae Roggen (Secale cereale) Süßgräser, Poaceae Gerste (Hordeum vulgare) Süßgräser, Poaceae Triticale (Triticum aestivum x Secale cereale) Süßgräser, Poaceae Reis (Oryza sativa) Süßgräser, Poaceae Wildreis (Zizania aquatica) Süßgräser, Poaceae Mais (Zea mays) Süßgräser, Poaceae Borstenhirse, Kolbenhirse (Setaria italica) Süßgräser, Poaceae Rispenhirse, Echte Hirse (Panicum miliaceum) Süßgräser, Poaceae Mohrenhirse (Sorghum bicolor) Süßgräser, Poaceae Amarant, Inkaweizen (Amaranthus caudatus) Fuchsschwanzgewächse, Amaranthaceae Buchweizen (Fagopyrum esculentum) Knöterichgewächse, Polygonaceae Esskastanie; Marone (Castanea sativa) Buchengewächse, Fagaceae 19 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 20 Samen als Genussmittel Lebensmittel oder lebensmittelähnliche, pflanzliche Produkte, die vornehmlich wegen ihrer anregenden Inhaltsstoffe genossen werden, tragen die Sammelbezeichnung Genussmittel. Sie haben oft keinen oder einen kaum nennenswerten Nährwert. Teilweise enthalten sie auf das Nervensystem wirkende Alkaloide, oder sie wirken geschmacksverbessernd und appetitanregend. Kaffee (Coffea arabica) Rötegewächse, Rubiaceae Kakao (Theobroma cacao) Sterkuliengewächse, Sterculiaceae Guarana (Paullinia cupana) Seifenbaumgewächse, Sapindaceae Kolabaum (Cola nitida) Sterculiengewächse, Sterculiaceae Betelnuss (Areca catechu) Palmen, Arecaceae Früchte und Samen als Gewürze Gewürze spielen als geschmacksverbessernde Stoffe bei der Nahrungsmittelzubereitung eine bedeutende Rolle. Dabei kommt vielen Gewürzen auch eine physiologisch bedeutsame Wirkung zu, indem sie die Sekretion der Verdauungsfermente bei der Nahrungsaufnahme erhöhen. Als Gewürz können praktisch alle Teile der Pflanze in Betracht kommen. Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 Abb. 12 Eine Auswahl von Früchten und Samen als Gewürze Pfeffer (Piper nigrum) Pfeffergewächse, Piperaceae Roter Pfeffer (Schinus molle) Sumachgewächse, Anacardiaceae Vanille (Vanilla planifolia) Orchideengewächse, Orchidaceae Chilischoten (Capsicum frutescens) Nachtschattengewächse, Solanaceae Muskatnüsse (Myristica fragans) Muskatnussgewächse, Myristicaceae Muskatblüte (Myristica fragans) Muskatnussgewächse, Myristicaceae Piment (Pimenta dioica) Myrtengewächse, Myrtaceae Kardamom (Elettaria cardamomum) Ingwergewächse, Zingiberaceae Sternanis (Illicium verum) Anisgewächse, Illiciaceae Kreuzkümmel (Cuminum cyminum) Doldenblütler, Apiaceae Anis (Pimpinella anisum) Doldenblütler, Apiaceae Kümmel (Carum carvi) Doldenblütler, Apiaceae Koriander (Coriandrum sativum) Doldenblütler, Apiaceae Wacholder (Juniperus communis) Zypressengewächse, Cupressaceae 20 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 21 Früchte und Samen als Faserlieferanten Unter den technologisch genutzten Pflanzen stellen die Faserpflanzen einen bedeutenden Anteil. Neben den Stängelfasern (z.B. Hanf, Lein oder Jute) und den Blattfasern (z.B. Sisalagave) werden auch Fruchtfasern und Samenhaare genutzt. Die weltwirtschaftlich wichtigste Faserpflanze ist die Baumwolle. Baumwolle (Gossypium spec.) Malvengewächse, Malvaceae Kokos (Cocos nucifera) Palmen, Arecaceae Kapok (Ceiba pentandra) Wollbaumgewächse, Bombacaceae Fruchtdrogen und Samendrogen Pflanzen gehören seit dem klassischen Altertum zum wichtigsten Arzneischatz der Menschen. Obwohl man heute viele Wirkstoffe synthetisch herstellen kann, sind pflanzliche Drogen immer noch das Ausgangsmaterial zur Herstellung von in der Medizin unentbehrlichen Arzneien. Darüber hinaus werden viele Heilpflanzen in der Volksheilkunde sehr geschätzt. Die medizinisch wirksamen Inhaltsstoffe kommen in der Pflanze normalerweise nicht gleichmäßig in allen Pflanzenteilen vor, sondern werden in bestimmten Pflanzenorganen vermehrt angereichert, etwa in Blättern, Wurzeln oder, wie bei den vorgestellten Pflanzen, in Früchten und Samen. Leinsamen (Linum usitatissimum) Leingewächse, Linaceae Mariendistel (Silybum marianum) Korbblütengewächse, Asteraceae Mönchspfeffer (Vitex agnus-castus) Eisenkrautgewächse, Verbenaceae Hopfen (Humulus lupulus) Hanfgewächse, Cannabaceae Sägepalme/Sabal (Serenoa repens) Palmen, Arecaceae Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) Roßkastaniengewächse, Hippocastanaceae Schlafmohn (Papaver somniferum) Mohngewächse, Papaperaceae Rizinus (Ricinus communis) Wolfsmilchgewächse, Euphorbiaceae Fenchel (Foeniculum vulgare) Doldenblütler, Apiaceae Stechapfel (Datura stramonium) Nachtschattengewächse, Solanaceae Strophantus (Strophantus gratus, Strophantus kombe) Hundsgiftgewächse, Apocynaceae Brechnuss (Strychnos nux-vomica) Logangewächse, Loganiaceae Früchte und Samen als Farbstofflieferant Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 Orleansstrauch, Bixa (Bixa orellana) Septembermorgen Im Nebel ruhet noch die Welt, noch träumen Wald und Wiesen; Bald siehst du, wenn der Schleier fällt, den blauen Himmel unverstellt, Herbstkräftig die gedämpfte Welt In warmem Golde fließen. (Eduard Mörike, 1804 –1875) 21 Annatogewächse, Bixaceae kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 22 4.3 Workshop „Die Vielfalt der Früchte“ Wenn etwas gesammelt, gesichtet und geordnet werden muss, kann das nach verschiedenen Merkmalen und Kennzeichen geschehen. Dabei gibt es nicht nur eine Möglichkeit. In diesem Workshop soll es um Anregungen gehen, Früchte, Samen und Ausbreitungseinheiten von Pflanzen nach den unterschiedlichsten Gesichtspunkten zu sortieren. • Einteilung der Teilnehmer in 4 Teilgruppen • Jede Gruppe erhält einen Korb mit ca. 20 identischen Früchten/Fruchtständen und Samen (siehe Liste „Auswahl der Früchte und Samen“ im Anhang 4) • Jede Gruppe erhält nun den Auftrag diese Materialien nach verschiedenen Aspekten zu sortieren. Dazu liegt im Korb ein Kärtchen mit dem Auftrag bereit. - Sortiere diese Früchte/Samen/Ausbreitungsorgane von Pflanzen nach ihren Ausbreitungsstrategien. - Sortiere diese Früchte/Samen/Ausbreitungsorgane von Pflanzen nach ihrem Nutzwert (Heilpflanzen, Gewürze, etc.) - Sortiere diese Früchte/Samen/Ausbreitungsorgane von Pflanzen nach ästhetischen Gesichtspunkten - Sortiere diese Früchte/Samen/Ausbreitungsorgane von Pflanzen nach ihrem Aufbau (Fruchttypen) • Nach 20 bis 30 Minuten stellt jede Gruppe ihre Ergebnisse vor. Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 Abb. 13 „Ist nun die Ananas ästhetischer oder der Fruchtstand der Karde?“ Workshop Tagung Hannover 2003 Vier Möglichkeiten wurden durchgespielt, SchülerInnen haben sicherlich auch noch andere Vorschläge. Die Karpologische Sammlung des Botanischen Gartens Osnabrück ist übrigens nach dem Natürlichen System der Pflanzenfamilien geordnet. So eine Sortierübung könnte am Anfang einer Unterrichtseinheit stehen, denn sie sorgt für reichlich Gesprächs- und Diskutierstoff. Anschließend 22 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 23 besteht die Möglichkeit die Früchte und Samen genauer zu untersuchen und in die „richtige“ Reihenfolge zu bringen. Bei dem Thema „Früchte und Samen“ für den Unterricht assoziiert man häufig die „Ausbreitung“ von Früchten und Samen. Man kann das Thema jedoch in verschiedenen thematischen Zusammenhängen behandeln: • Ökologisch (Verbreitung, Lebensformtypen) • Morphologisch (Vielfalt im Bau der Früchte) • Physiologisch (Inhaltsstoffe von Samen und Früchten) • Genetisch (z.B. Nutzpflanzenzüchtung) • Angewandte Biologie (Bedeutung der Inhaltsstoffe für den Menschen, Verhinderung von Vergiftungen) • Kunst (fächerübergreifend) 4.4 Die Karpologische Sammlung des Botanischen Gartens der Universität Osnabrück Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 Karpologie Der Begriff Karpologie kommt aus dem Griechischen von karpos = Frucht und logos = Lehre, also die Lehre von den Früchten. Eine Karpologische Sammlung im eigentlichen Sinn enthält Früchte. Früchte und Samen haben eine außerordentliche Formenvielfalt entwickelt. Aufgrund dieser Vielfalt ist es kaum möglich eine systematische Gliederung der Fruchtformen zu finden. Daher ist die im Botanischen Garten entstehende Sammlung nach dem Natürlichen System der Pflanzenfamilien geordnet. Aufbau der Sammlung Die Karpologische Sammlung existiert seit 1994/95 und wurde als solche angelegt von Frau Dipl.-Biol. Marion Huthmann. Die Autorin übernahm die Betreuung der Sammlung im Jahr 1996. Alle Früchte, die sich von verschiedenen Reisen und Exkursionen angesammelt hatten, wurden erfasst und systematisch nach Familienzugehörigkeit geordnet. Erweitert durch Exemplare aus dem Besitz von Frau Prof. Dr. Scheibe, durch Spenden verschiedener Firmen, durch das Sammeln von Früchten aus dem Botanischen Garten und durch eine Fülle von Früchten aus Costa Rica befinden sich derzeit Früchte von 630 Pflanzenarten aus 126 Familien in der Sammlung. Um nicht nur die unterschiedlichsten Fruchtformen oder Ausbreitungsstrategien der Früchte zeigen zu können, sondern auch das große Feld der Nutzpflanzen abdecken zu können, ist die Sammlung um viele andere botanische Objekte erweitert worden. Es sind zwar überwiegend die Samen und Früchte, die als Nahrungs- und Genußmittel dienen. Doch auch Stängel (z.B. Zuckerrohr), Blätter (Tee, Tabak), Wurzel- und Sproßknollen (z.B. Stärkeknolle wie Kartoffeln u.a.) 23 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 24 Ist Matthäus hell und klar, gute Zeiten bringt’s fürwahr. Trifft Matthäus stürmisch ein, wird’s bis Ostern Winter sein. (Regel für den 21. September) und Rinden (sowohl als Gewürz als auch für technische Zwecke) sind wichtige Pflanzenprodukte. Darüber hinaus werden auch Objekte gesammelt, die wichtige botanische Besonderheiten darstellen. Hier sind als Beispiele zu nennen die verschiedenen Hölzer mit ihren Strukturen und ihren Jahresringen, die Sproßdornen von Acacia cornigera, die als Behausung für Ameisen dienen oder das „Skelett“ einer Opuntia. Und somit ist die Karpologische Sammlung nicht mehr nur Früchte-Sammlung, sondern eine umfassende Botanische Lehrsammlung mit dem Schwerpunkt Früchte und Nutzpflanzen. Ziele und Verwendung der Sammlung In welcher Weise auch heute noch Tier- und Pflanzenarten die Grundlage für Nahrungsmittel, Gewürze, Arznei, Duftstoffe, Farben, Fasern und industrielle Rohstoffe darstellen, ist den meisten Menschen kaum bewusst. Und um den Besuchergruppen des Botanischen Gartens oder den Studierenden der Universität Osnabrück den Blick für die Vielfalt zu öffnen, soll nun die Sammlung in Verbindung mit den Pflanzen des Botanischen Gartens für die Zwecke der „Grünen Schule“ sowie für Ausstellungen erschlossen werden. Angefangen wurde von der Autorin mit einer Ausstellung in der Vitrine des Biologiegebäudes unter dem Thema „Chinesische Nutzpflanzen“. Dort wurden u.a. die Sojabohne, der Ingwer und der Reis vom Rohprodukt bis hin zu den verarbeiteten Fertigprodukten vorgestellt. Eine weitere Ausstellung in der Vitrine ist zum Thema Früchte und ihre Ausbreitungsstrategien geplant. Weiterhin werden zur Zeit für die „Grüne Schule“ Materialien zusammengestellt, so dass Anschauungsobjekte zu den Führungen mitgenommen und gezeigt werden können. Beim Thema Faserpflanzen kann man nun durch das Zeigen der Baumwollpflanze, des Saatguts, der Baumwollkapseln sowie der verschiedenen Verarbeitungsstufen angefangen vom Samenhaar über die verschiedenen Garne bis hin zum T-Shirt besser die Frage klären: „Wo kommt mein T-Shirt her?“ Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 FELICITAS WÖHRMANN Botanischer Garten der Universität Grüne Schule Albrechtstraße 29 49076 Osnabrück [email protected] 24 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 25 5. Ernte im Botanischen Garten – ein Erfahrungsbericht aus dem Botanischen Garten der Universität Hamburg von Angela K. Niebel-Lohmann Seit sieben Jahren wird im Hamburger Botanischen Garten im Rahmen des Kinderprogramms alljährlich in der Nutzpflanzenabteilung eine Ernte-Veranstaltung durchgeführt. Hierzu werden im September/Oktober jeweils 50 Kinder an einem Sonntagnachmittag eingeladen mitzumachen. Auf fünf Gruppen verteilt, streifen Kinder zwischen 5 – 10 Jahren durch den Nutzpflanzengarten und ernten verschiedene Nutzpflanzen (Abb. 14). Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 Abb. 14 Ernte im Botanischen Garten Hamburg 2003 Vorbereitungen Die Festlegung der Termine für die Veranstaltungen erfolgt jeweils im November des Vorjahres, zu diesem Zeitpunkt wird auch bereits die zuständige Gärtnerin informiert, damit sie evtl. gezielt Pflanzen für die Veranstaltung anziehen kann. Die konkrete Planung findet erst ca. drei Wochen vor der eigentlichen Veranstaltung statt, da erst dann genauer bekannt ist, welche Nutzpflanzen voraussichtlich in ausreichender Menge (50 Kinder!) für eine Ernte zur Verfügung stehen. Dann werden auch die Eintrittskarten zum Verkauf bei den Pförtnern hinterlegt (bislang Euro 2,50 pro Veranstaltung, ab 2004 Euro 3,00). Zu allen Ernteveranstaltungen wird ein Jahreszeitentisch aufgebaut. Die dafür benötigten Materialien kommen in der Regel aus dem Garten und werden am Freitag vor der Veranstaltung gesammelt und dekoriert. In der Kantine des Gartens wird auf fünf Tischen – ein Tisch pro Gruppe – Bastelmaterial verteilt. Schubkarren und Grabgabeln müssen bereit 25 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 26 gestellt werden. Hilfreich im Gelände haben sich auch ein Eimer mit Wasser, zum groben Säubern der Hände und Papierhandtücher erwiesen. Wenn die Eicheln Früchte tragen, wird ein langer Winter tragen Personalbedarf/Helfer Die Veranstaltungen im Kinderprogramm werden fast ausschließlich durch ehrenamtliche Freiwillige des Fördervereins des Botanischen Gartens betreut. Bei der Terminfestlegung wird aus dem Helferkreis jeweils eine verantwortliche Person bestimmt, die federführend die Veranstaltung leitet. Drei Wochen vor der Veranstaltung erfolgt die Einteilung der Gruppenleiter, welche die Kinder während der Veranstaltung betreuen. Zudem werden zwei bis fünf Personen in der Kantine eingesetzt (wir haben schon mit bis zu 10 Helfern bei einer Veranstaltung gearbeitet!) Einige Tage vor der Veranstaltung gibt es für die Helfer einen Rundgang, damit jeder weiß, in welcher Abfolge seine Gruppe die Pflanzen besuchen soll. Die federführende Person verteilt den Gruppenleitern einen Kurzsteckbrief mit kindgerechten Infos zu jeder behandelten Pflanze. Ablauf a) Begrüßung und Verteilung auf die Gruppen Die ankommenden Kinder werden ihrem Alter entsprechend den verschiedenen Gruppen (Kartoffel-, Pflaumen-, Birnen-, Äpfel.......) zugeteilt. Jede Gruppe bekommt ein großes Schild mit dem entsprechenden Nutzpflanzensymbol z.B. Kartoffel. Dies hilft den Kindern während der Ernte leichter ihre Gruppe zu orten und (wieder)zu finden. Namensschilder, an der Kleidung befestigt, erleichtern den Betreuern das individuelle Ansprechen der Kinder (und umgekehrt!). Nach einer kurzen Begrüßung durch den federführenden Helfer, gehen die Gruppen in kurzen Abständen nacheinander in die Nutzpflanzenabteilung. Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 b) Rundgänge mit Erklärungen, Demonstrationen und Ernte Die meisten Ernte-Führungen im Hamburger Botanischen Garten wurden unter dem Motto: „Welche Teile der Pflanzen nutzen wir?“, durchgeführt, aber es wurden auch schon die folgenden Themen einzeln oder in Kombination behandelt: Früchte & Samen, Färbepflanzen, Kräuter & Gewürze, Heil- & Giftpflanzen. Rundgang: Nutzbare Pflanzen (-teile): Woraus besteht eine Pflanze? Auf dem Rundgang werden den Kindern die verschiedenen Teile der Pflanzen, die wir nutzen, genannt und vorgestellt z.B.: • Wurzeln: Daucus carota ssp. sativus (Mohrrüben), Pastinaca sativa ssp. sativa (Pastinak); Petroselinum crispum convar. radicosum (Wurzelpetersilie), Scorzonera hispanica (Schwarzwuzel). • Stängel/Sproß: Asparagus officinalis (Spargel), Bambus-Arten. • Sproßknollen: Beta vulgaris ssp. vulgaris var. vulgaris (Rote Beete), Brassica napus ssp. rapifera (Steckrübe), Chaerophyllum bulbosum ssp. bulbosum (Knollenkerbel), Helianthus tuberosus (Topinambur), Raphanus sativus var. sativus (Radieschen), Solanum tuberosum (Kartoffel). • Zwiebeln (fleischige Unterblätter bzw. Unterblattscheiden, die der Spei- 26 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 27 cherung dienen): Allium cepa var. cepa (Küchenzwiebel), Foeniculum vulgare ssp. vulgare var. azoricum (Fenchel). • Blätter: Lactuca-Arten (Salat), Brassica oleracea var. capitata f. alba & f. rubra (Weiß-, & Rotkohl) Beta vulgaris ssp. vulgaris var. cicla (Mangold), Spinacia oleracea (Spinat), Tropaeolum majus (Kapuzinerkresse), Rheum rhabarbarum (Rhabarber: Blattstiele). • Blütenstände: Brassica oleracea ssp. oleracea convar. botrytis (Blumenkohl), Brassica oleracea var. italica (Brokkoli). • Früchte & Samen: Karyopsen: Zea mays (Mais), alle Getreide; Achäenen: Helianthus annuus (Sonnenblume); Nüsse: Fagopyrum esculentum (Buchweizen), Amaranthus-Arten; Beeren: Cucurbita pepo, Cucurbita pepo convar. giromontiina (Zucchini), Samen: Linum usitatissimum (Leinsamen in Kapseln), Phaseolus coccineus (Feuerbohne), P. vulgaris (Gartenbohne, Hülsen). Weitere Beispiele siehe unten bei Färbepflanzen. Im Anschluss an die Erklärungen dürfen die Kinder ernten (Abb. 15). Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 Abb. 15 Kartoffelernte Rundgang: Früchte & Samen: „Warum gibt es Früchte?“ Antwort der Kinder: „Damit wir sie essen können.“ Das Früchte und Samen nicht unbedingt nur für uns Menschen „gemacht“ werden und welche Aufgabe und Bedeutung sie für die Pflanzen haben, kann den Kindern im Verlauf der Veranstaltung vermittelt werden. Anhand verschiedener Beispiele können unterschiedliche Fruchttypen vorgestellt werden (Nuss, Beere, Steinfrucht, Apfelfrucht, Sammelfrucht), auf die ich hier nicht näher eingehe; ich verweise nur auf die gängigen Botaniklehrbücher. Ein spannender Exkurs ist es auch den Kindern den Unterschied zwischen heimischen und tropischen Früchten zu verdeutlichen; besonders wenn Gewächshäuser im Garten vorhanden sind und man auch die tropischen Pflanzen vergleichend zeigen kann. 27 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 28 Wie Bartholomäus sich verhält, ist der ganze Herbst bestellt. (Regel für den 24. September) Rundgang: Färbepflanzen: Wieso färben Blätter, Blüten ,....? Wozu brauchen Pflanzen Farbstoffe? Warum sind besonders viele Früchte, die wir im Herbst finden, farbig? Obwohl Färbepflanzen sich als eigenständiges Führungsthema auch für Kindergruppen lohnen (mit Färben von z.B. Seidentüchern haben wir dies bereits für Kinder ab 11 Jahren durchgeführt), kann dies auch das Motto einer Ernteveranstaltung sein. Prinzipiell lässt sich mit unglaublich vielen Pflanzen bzw. ihren Teilen färben. Es macht Spaß, hier auch einfach einmal zu erforschen, welche Teile welcher Pflanzen wie färben. Im Rahmen einer Ernteveranstaltung sollte jedoch darauf geachtet werden, dass keine giftigen Pflanzen verwendet werden (Phytolacca würde ich als Ausnahme ansehen, da die Beeren früher zum Färben von Wein verwendet wurden und man Kindern durchaus klar machen kann, dass die Früchte nicht essbar sind. Hände waschen nach dem Rundgang ist selbstverständlich!) Hier einige gut auf weißem Papier färbende Arten, mit denen die Kinder malen und experimentieren können: • Sproß: Equisetum arvense (Ackerschachtelhalm). • Blätter: siehe oben unter Blätter, Hypericum perforatum (Johanniskraut, auch Blüten färben schön). • Blüten: Calendula officinalis (Ringelblume), Cucurbita pepo (Gartenkürbiss), Epilobium angustifolium (Weidenröschen), Geranium-Arten (Storchschnabel), Helianthus annuus (Sonnenblume), Solidago canadensis (Kanadische Goldrute), Tropaeolum majus (Kapuzinerkresse). • Früchte & Samen: Beeren: Capsicum annuum var. grossum (Paprika), Cucumus sativus (Gurke), Lycopersicon esculentum (Tomate), Phytolacca americana (Kermesbeere), Vaccinium-Arten, Vitis vinifera (Wein); Steinfrüchte: Cornus mas (Kornelkirsche), Hippophae rhamnoides (Sanddorn), Juglans-Arten (Mesocarp: Walnüsse), Sambucus nigra (Holunder); Sammelnussfrüchte: Rosa-Arten (Hagebutten); Sammelsteinfrüchte: Rubus-Arten; Sammelbalgfrüchte: Sorbus aucuparia (Eberesche); Nussfruchtverbände: Morus alba & M. nigra (Maulbeerbaum). Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 Rundgang: Kräuter & Gewürze Alle Kinder kennen verschiedene Gewürze, z.B. auf Pizza, in Lebkuchen, Kräuterbutter oder als Tee. Sie zu probieren (riechen, schmecken, fühlen), zu erkennen, zu benennen und ihre jeweilige Verwendung kennenzulernen, ist Ziel dieser Ernte-Veranstaltung im Botanischen Garten. Die selbst geernteten Kräuter können anschließend an den Rundgang mit Kräuterbrot und Quark verzehrt werden. Rundgang: Heil- & Giftpflanzen Bei diesem Thema ist es wünschenswert, wenn auch die Eltern mit einbezogen werden, denn in vielen Privatgärten stehen oft giftige Pflanzen, ohne dass die Besitzer in jedem Fall um die Giftigkeit wissen. Es muss hier deutlich werden, dass man alles, was man nicht kennt, weder isst noch anfasst! Erstaunlich ist für die Kinder immer wieder zu erfahren, dass ein und dieselbe Pflanze sowohl Heil- wie auch Giftpflanze sein kann und es manchmal nur die Dosis macht. Es werden nur solche (ungiftigen!) Heilpflanzen geerntet, aus denen die Kinder sich ihren ganz persönlichen Heil- 28 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 29 kräutertee zubereiten können. Wichtig ist, dass klar abgegrenzt wird, was heilt und welche Pflanzen giftig sind! c) Ideen für Handwerkliches in der Kantine Im Anschluss an den Rundgang wird in der Kantine des Botanischen Gartens für das leibliche Wohl der Kinder gesorgt. Hier werden außerdem, passend zum jeweiligen Thema, verschiedene handwerkliche Dinge gefertigt, z.B.: • Ketten Ketten aus Früchten und Samen auf Zahnseide auffädeln (Material: Nadeln, Früchte & Samen, die der Garten zu bieten hat; Bohnen sollten vorher 1-2 h in Wasser gequollen sein, damit die Kinder sie leicht durchstechen können). • Färbebilder Mit den während des Rundgangs im Freiland, gesammelten Früchten und anderen Pflanzenteilen, kann experimentell gemalt werden. • Murmelnussmausfamilie Material: 3 Walnüsse, Filz oder Papier für die Ohren, Borsten von einem Besen und Kleber. Die Nüsse halbieren, aushöhlen und bemalen, Schwänzchen, Ohren, Augen und Schnurrhaare dran. Eine Murmel unter die Nussmaus legen und fertig! • Herbstlicher Türbogen Aus frisch vom Baum gefallenen Blättern unterschiedlicher Form und Farbe lässt sich ein herbstlicher Türbogen fertigen. Die Kinder können die Blätter auf Rosendraht auffädeln. Jeweils am Ende des Drahtes eine Pappscheibe befestigen, damit die Blätter nicht wieder herunterrutschen. Zusätzlich kann der Türbogen noch mit herbstlichen Samen und Früchten, die mit Bändern am Draht befestigt werden, verziert werden. Herbst Der Herbst ist doch die schönste Zeit! Was kann wohl schöner sein? Er hält das reife Obst bereit, die Nüsse und den Wein. Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 Der Wald steht nun im schönsten Glanz, in Rot und Gelb und Braun! Und wie im schönsten Blütenkranz ist alle Welt zu schaun. Da kommt der Sausewind, der Wilde und bläst die bunten Blätter fort! Er trägt sie durch die Luft ins Weite, an einen andern Ort. (Heinrich Seidel) Abb. 16: Die Ausbeute – Kürbisse und vieles mehr 29 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 30 d) Give-away Natürlich dürfen die Kinder das von ihnen selbst geerntete Erntegut mit nach Hause nehmen (Abb. 16). Die Ernte-Tüten werden von den Helfern gepackt, damit es keinen Streit unter den Kindern (bzw. deren Eltern!) darüber gibt, wer den dicksten Kürbis mitnehmen darf. Außerdem können hier Infos zu weiteren Veranstaltungen des Botanischen Gartens gegeben werden. Die selbst gefertigten Basteleien und weitere Bastelideen können eingepackt werden sowie „Kleine Ernte-Kochbücher“ mit Rezepten (die von den HelferInnen gestaltet werden) und Anleitungen zur Anzucht von Kürbissen, Sonnenblumen, Salbei, etc. Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 ANGELA K. NIEBEL-LOHMANN Biozentrum Klein Flottbek Ohnhorststr. 18 22609 Hamburg Tel. 040-42816-395 Fax 040-42816-261 [email protected] oder [email protected] 30 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 31 6. Schlummern bis zum Frühling – Knospen im Herbst von Hans-Joachim Lehnert Im Herbst endet gewöhnlich die Vegetationsperiode, zumindest sind die Veränderungen nach dem Laubfall nicht mehr sehr augenfällig. Ohne dass wir es bemerken, laufen allerdings einige Veränderungen ab, die für die Pflanzen lebenserhaltend sind: In den Zellen wird Stärke in osmotisch wirksame Verbindungen umgewandelt und Wasser wird in Interzellularräume ausgelagert, um die Frostresistenz zu erhöhen. Blumenzwiebeln, die im Herbst gesteckt wurden, bilden bis zum Frühling ein ausgedehntes Wurzelsystem aus. Auch das Wurzelwachstum der Bäume setzt sich fort – jetzt, wo wieder ausreichend Wasser zur Verfügung steht, werden Feinwurzeln gebildet. Entsprechend wird der Baumpflanzung im Herbst häufig der Vorzug gegeben. Wenn die Bäume zweimal blühen, wird sich der Winter bis zum Mai hinziehen. Der Herbst ist also nicht ein Ende, wie es auf den ersten Blick erscheint, sondern signalisiert eher eine Pause, nach der das Leben wieder mit voller Kraft weitergeht. Ein sichtbares Zeichen dafür sind die Knospen der Laubbäume. Diese Knospen fallen uns nach dem Laubfall besonders ins Auge und viele Menschen glauben, dass sie erst im Herbst entstehen. Tatsächlich werden sie schon mit dem Laubaustrieb angelegt und wachsen die gesamte Vegetationsperiode über heran, gut geschützt in den Achseln der Laubblätter. Erst nach dem Laubfall werden wir auf diese Knospen aufmerksam. Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 Untersuchung von Knospen der Rosskastanie: Ein Erfahrungsbericht Ich möchte Ihnen hier einen bewährten Zugang schildern, der Kindern und auch Erwachsenen Aha-Erlebnisse beschert und geeignet ist, in die Zukunft, aber auch in die Vergangenheit zu blicken, obwohl er ein Einzelereignis darstellt. Sie kennen dieses Problem einmaliger Veranstaltungen. Die Besucher sehen nur den Augenblick, während die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gärten die Veränderungen im Jahreslauf mehrfach miterlebt haben. Es muss also gelingen, Spuren aus der Vergangenheit und Hinweise auf die Zukunft zu finden: Dann und nur dann kann vermittelt werden, wie der Baum über den Winter kommt. Eine Einstimmung in die Thematik kann das Herbstlied von C. West und A. Wriedt sein, das gemeinsam gesungen wird (Anhang 5). In seiner letzten Strophe „...unter Blättern Knospen drängen, kraftvoll sich nach außen zwängen, woll’n im Frühling sich entfalten, nur so bleibt der Baum erhalten...“ wird zur Problemstellung hingeführt: • Finden wir jetzt schon an den Zweigen Hinweise darauf, wie es im nächsten Jahr weiter gehen wird? • Der Baum wird nicht nur erhalten bleiben, sondern auch wachsen! 31 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 32 • Finden wir an den Zweigen Spuren, die uns Auskunft geben, was im vergangenen Jahr passiert ist – schließlich erwarten wir Ähnliches für das kommende? Die Untersuchung der Zweige Für die Untersuchung von Knospen gibt es keine Alternative zur Rosskastanie (Aesculus hippocastaneum). Kein anderes den Kindern bekanntes und bei uns häufiges Gehölz besitzt entsprechend große Knospen. Es ist sinnvoll, zunächst einen Baum mit tiefhängenden Zweigen im Freiland aufzusuchen und die weiteren Betrachtungen im Raum durchzuführen, in dem schon die vorbereiteten Zweige liegen. Diese fallen üblicherweise beim Pflegeschnitt von Alleebäumen an – über diese Herkunft informiert man die Kinder. Wenn nach der Untersuchung der Knospen klar wird, welcher „Wert“ in der Knospe verborgen war, und dass dieser nun unwiederbringlich zerstört ist, haben die Kinder nicht das Problem, dass die Zweige etwa ihretwegen, d.h. ihrer Erkenntnis wegen abgeschnitten wurden und der Baum wichtiger Teile beraubt wurde. Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 An den Zweigen gibt es nun eine Menge zu entdecken: • Die Hauptknospe und meist paarige Seitenknospen. Die Knospenschuppen hüllen dachziegelig angeordnet und mit einem wasserunlöslichen Harz verklebt die Knospe ein. • Die Blattnarben sind paarig angeordnet. Ihre Form ist halbmondförmig, darin sind ab und zu 3, meist 5 oder 7, selten 9 Blattspuren zu erkennen. An der Zahl der Blattspuren lässt sich noch nach vielen Jahren erkennen, wie viele „Finger“ (Teilblättchen) jedes Blatt besaß. • Korkwarzen (Lenticellen) sorgen für die Durchlüftung der Rinde; der innere Teil des Zweiges besteht aus Holz; ganz innen ist eventuell das Mark zu erkennen. • Weiterhin finden sich „Ringelchen“, deren Herkunft zunächst nicht geklärt werden kann. Nach der Untersuchung der Knospe wird klar, dass es sich um die Narben der Knospenschuppen handelt. Der jährliche Zuwachs ist demnach der Abschnitt zwischen den Narben der Knospenschuppen. Er kann bei Kurztrieben wenige Zentimeter betragen. Bei Langtrieben, vor allem bei Wasserreisern, können es bis zu 50 cm Zuwachs sein. Bei der Auswahl der Zweige ist darauf zu achten, dass mindestens die vorjährigen Narben der Knospenschuppen erkennbar sind. Die bis jetzt bekannten Strukturen werden in das Arbeitsblatt „Zweig der Rosskastanie im Winter“ eingetragen (Anhang 6). Untersuchung der Knospen Die Untersuchung des Inneren der Knospe schließt sich an. Zunächst wird das äußerlich anhaftende Harz mit Brennspiritus und einem wenig fusselndem Papiertuch entfernt. Mit einer spitzen Pinzette fährt man seitlich unter die äußerste (die kleinste) Knospenschuppe, löst sie vollständig und zupft sie ab. Jede Schuppe wird sorgfältig, eine nach der anderen entfernt und auf einem Stück transparenter Klebefolie geordnet. Jede einzelne Schuppe 32 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 33 ist mit den darunter liegenden durch Harz verklebt. Entsprechend mühsam ist das Präparieren. Allein daran lässt sich ermessen, wie gut die Knospe gegen äußere Einflüsse, gegen das Eindringen von Wasser, Schadstoffen, Krankheitserregern und gegen Fraß geschützt ist. Wenn schließlich alle Knospenschuppen entfernt sind, werden die klebrigen Pinzetten mit Brennspiritus gereinigt und weggelegt. Ab jetzt sind die Finger das bessere Werkzeug zur Erkundung. Das Innere der Knospe besteht dicht gepackt aus weichen, filzig behaarten Strukturen, die den meisten Schülern (und auch den meisten Erwachsenen) zunächst rätselhaft erscheinen und erst, wenn man sie vorsichtig ausbreitet und gegen das Licht hält, als die Blätter gedeutet werden: Jeder einzelne „Finger“ ist schon erkennbar, der Blattstiel stark gestaucht. Jeweils zwei Blätter stehen einander gegenüber – insgesamt finden sich bis zu 3 Blattpaare in einer Knospe und manchmal auch ein Blütenstand im Miniformat. Für viele, die zum ersten Mal in ihrem Leben in dieser Weise eine Knospe untersucht haben, erscheint das Entdeckte wie ein kleines Wunder und sie brauchen für ihr Staunen viel Zeit. Auf nassen Michaelitag ein nasser Herbst folgen mag. Wenn Michael durch Pfützen geht, ein milder Winter vor uns steht. (Regel für den 29. September) Ich möchte an dieser Stelle dringend davon abraten, die Knospen längs aufzuschneiden. Das Ergebnis ist meist ernüchternd, denn das Harz und die Haare auf den Blättern verkleben miteinander. Das beschriebene Staunen bleibt bei diesem analytischen Verfahren auf der Strecke; dem vordergründigen Zeitgewinn wird das echte, eigene Erkennen geopfert. Es gelingt nicht, die Blätter in diesem Querschnitt als solche zu identifizieren, es sei denn, man legt eine entsprechende Zeichnung zum Vergleich daneben. Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 Mit den gefundenen Blättern (und eventuell mit dem Blütenstand) lässt sich die Dokumentation auf der Klebefolie vervollständigen. Alles wird auf ein Blatt Papier geklebt und beschriftet. Abb. 17 oben: Kastanienendknospe mit Knospenschuppen unten v.l.n.r.: braune Knospenschuppen, grüne Knospenschuppen, 4 Laubblätter, Blütenstand. Abbildung aus Eschenhagen u.a. (1992): Handbuch des Biologieunterrichts, Band 2. Aulis-Verlag, Köln, S. 12 33 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 34 Blick in die Zukunft Viele Zellen in den genannten Pflanzenorganen sind bereits vorhanden. Beim Austrieb nehmen sie Wasser auf und strecken sich. So kann innerhalb einiger Tage aus einer Knospe ein neuer Trieb mit Blättern und Blüten hervorbrechen, der innerhalb weniger Wochen verholzt und seine endgültige Form bekommt. Gerade im Winter lässt sich dieses Austreiben sehr gut beobachten: Am 4. Dezember stellt man „Barbara-Zweige“ in warmes Wasser und bringt sie bis Weihnachten zur Blüte bzw. zum Laubaustrieb. Sinnvoll ist die Zugabe einiger Holzkohlestückchen zum Wasser, um Fäulnis zu vermeiden. Möchte man den Kindern noch am Tag der Knospenuntersuchung eine Vorstellung vermitteln, wie der Austrieb im Frühling erfolgen wird, ist man auf Film- oder Bildmaterial angewiesen, z.B. auf eine Bildreihe, bei der eine Knospe beim Aufbrechen im Abstand von 2 Tagen fotografiert wurde. Das letzte Bild nach 14 Tagen lässt den jungen Blütenstand, die gefingerten Rosskastanienblätter und die auseinandergedrückten Knospenschuppen deutlich erkennen. Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 Abb. 18 Entwicklung eines Jungtriebs aus einer Kastanienknospe. Die ersten 6 Aufnahmen wurden im Abstand von je 2 Tagen angefertigt. Zwischen vorletzter und letzter Aufnahme liegen 4 Tage (Original) Material: • Blatt mit Herbstlied • Arbeitsblatt „Zweig der Rosskastanie“ mit eventuell gleicher Folie, OHP-Stift • Folie mit vergrößerter Abbildung 18 Zur Untersuchung und Dokumentation werden benötigt: • Spitze Pinzetten • Papiertücher • Brennspiritus • Klebefolie (ca. 10 cm x 5 cm ) 34 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 35 „Ordnung muss sein“ Alle Jahre wieder um diese Zeit (im Herbst) kann man in den Gärten besonders deutlich die unterschiedlichen Temperamente beobachten. Da gibt´s nämlich einerseits Schlamper wie mich, die lassen das abgefallene Herbstlaub fast überall herumliegen und kehren bloß die Wege frei. Und dann gibt´s andere, die ihre Parzelle zum Saisonschluss so tiptop aufräumen wie Frau Saubermann ihre Wohnung. Ein Nachbar von mir ist auch so einer: der recht und recht nun schon seit Wochen jedes noch so kleine Blättchen zusammen, denn zu seinem Leidwesen fällt das Laub halt nicht alles auf einmal herunter. Und noch schlimmer: Kaum ist der gute Mann dann eines kühlen Tages im November wirklich fertig, da kommt über Nacht einer von diesen Herbststürmen und wirbelt ihm aus anderen, schlampigeren Gärten wieder ein paar Körbe voll Laub auf seine mustergültige Parzelle. Und alle Jahre, wenn´s dann schließlich schneit, wundere ich mich sehr, daß dieser ordnungsliebende Mensch nicht hinauseilt, um sofort jede Schneeflocke einzusammeln und zu entfernen. (aus: Seitz, Helmut (Hrsg.); Querbeet, ein Lesebuch für Gartenfreunde) Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 PROF. DR. HANS-JOACHIM LEHNERT PH Karlsruhe Bismarckstraße 10 76133 Karlsruhe 35 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 36 7. Wie kommt der Apfel in die Flasche? – Workshop mit der „Apfelkiste“ Von Andrea Hein Bevor die Ärmel hochgekrempelt und Äpfel tatkräftig zu Apfelsaft verarbeitet werden, ist eine Vorbeschäftigung mit der Frage: „Wie kommt der Apfel an den Baum?“ und das Kennenlernen verschiedener Apfelsorten sinnvoll. Im Idealfall kommen die Klassen zu einem ersten Termin bereits im Frühjahr zur Zeit der Apfelblüte und dann im Spätsommer/Herbst zur Ernte und Verarbeitung in das Umweltbildungszentrum oder den Botanischen Garten. Da dies jedoch nicht immer zu organisieren ist, kann je nach Altersgruppe entweder der Aufbau der Blüte und der Bestäubungsmechanismus anhand eines Blütenmodelles und des Arbeitsbogens „Wie aus der Apfelblüte ein Apfel entsteht“ (UB 257) oder des „Bestäubungsspieles“ (Spielbeschreibung im Reader „Fingerhut ruft Hummel“) erklärt werden. Alternativ hierzu ist auch die anschauliche Internetpräsentation eines multimedialen Apfelbuches zu empfehlen, die unter http://www.zum.de/downloads/zipf/apfelbuch.html abzurufen ist. Abb. 19 Bei diesem multimedialen Apfelbuch dreht sich alles rund um den Apfel. Aus dem Inhalt: • Aufbau der Apfelblüte (s.Abb.) • Die Apfelblüte und die Bienen • Äpfel sind gesund • In der Kelter • Was man aus Äpfeln alles machen kann • Ein Apfelgedicht • Ein Apfelfest Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 Mit Tests und einem Quiz kann man zeigen, was man gelernt hat. Vielen Kindern ist aufgrund des schmalen Angebotes in den Supermärkten die Vielfalt an verschiedenen Apfelsorten nicht geläufig. Die Anzahl von über 2700 anerkannten Apfelsorten in Deutschland löst meist ungläubiges Staunen aus. Daher sollten mindestens 4 (besser mehr) verschiedene Apfelsorten vorhanden sein, die in Form einer Apfelhitparade vor der Verarbeitung verkostet, bewertet und anschließend verarbeitet werden sollten (Anhang 7). Dies kommt auch der Tatsache entgegen, das Apfelsäfte (insbesondere aus dem Naturkost-Vertrieb) in der Regel aus einer Mischung verschiedener Apfelsorten bestehen. Im Rahmen einer Projektwoche oder einer vertiefenden Unterrichtseinheit kann der Aspekt „Streuobstwiese“, deren Kultur und Pflege mit in das Thema einbezogen werden (UB 257). 36 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 37 Materialien/Verarbeitung Sofern keine Apfelkiste vom Naturschutzbund entliehen werden kann, bzw. ergänzend zur Apfelkiste sind folgende Materialien zur Durchführung nötig: • Apfelpflücker/Äpfel • Eimer mit Wasser zum Waschen der Äpfel (und Hände) • Küchenwaage • ausreichend Schneidebretter • ausreichend Schälmesser • kleine Wanne (am besten viereckig) • mehrere Schüsseln • ausreichend Trinkbecher (am besten aus Plastik) • eine Apfelpresse mit Mahlwerk • eine Auffangschale mit Ausguss • Komposteimer für die Apfelreste • Pflaster • billiger Apfelsaft aus dem Supermarkt (zum Vergleich) Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 Ablauf: Nachdem gemeinsam festgelegt und sortiert worden ist, welche Apfelsorten zu Apfelsaft verarbeitet werden, werden die Äpfel gewaschen, gewogen und nach Größe geviertelt oder geachtelt (Schalen und Gehäuse müssen nicht entfernt werden). Das Gewicht kann am Ende mit der Menge gewonnenen Apfelsaftes verglichen werden. Bei ausreichender Zeit können die einzelnen Sorten auch getrennt verarbeitet werden, um genauere Aussagen zu dem Saftgehalt und Geschmack einzelner Sorten machen zu können (am Ende sollten aber alle Fraktionen gemischt werden, um einen „runden Geschmack“ zu erzielen). Abb. 20 Die Äpfel werden geviertelt ... 37 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 38 Abb. 21 ...und durch die Apfelpresse gepresst. Abb. 22 Emsiges Ausprobieren beim Workshop; Tagung Hannover 2003 Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 Apfelkantate / Das Apfeljahr Der Apfel war nicht gleich am Baum Da war erst lauter Blüte. Das war erst lauter Blütenschaum und lauter Lieb und Güte. Dann waren Blätter grün an grün und grün an grün nur Blätter. Die Amsel nach des Tages Mühn, sie sang ihr Abendlied gar kühn und auch bei Regenwetter. Der Herbst, der macht die Blätter steif der Sommer muß sich packen. Hei! Dass ich auf die Finger pfeif da sind die ersten Äpfel reif und haben rote Backen. Und was bei Sonn’ und Himmel war Erquickt nun Mund und Magen Und macht die Augen hell und klar. So rundet sich das Apfeljahr und mehr ist nicht zu sagen. (Matthias Claudius) 38 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 39 Die Apfelstücke werden mit dem Mahlwerk über einer kleinen Wanne zerkleinert und anschließend in den Presssack in die Apfelpresse gefüllt. Dann wird nach Vorschrift mit der Apfelpresse der Saft aus den Apfelstückchen gepresst. (Achtung, es kann sehr schnell Saft fließen, also von Anfang an das Auffangbehältnis unter der Presse plazieren). Dieser Prozess wird mehrmals wiederholt, bis alle Äpfel verarbeitet sind. Wie die Äpfel und der Apfelsaft kann auch der Presskuchen gewogen werden, um das Verhältnis der drei Komponenten zu bestimmen. Zum Schluss wird der Apfelsaft verkostet und mit einem Fertigprodukt aus dem Supermarkt verglichen. Nicht zu unterschätzen ist die notwendige und gründliche Reinigungszeit der Geräte, insbesondere des Presssackes am Ende der Aktion. Aber es lohnt sich. Viel Spass bei der nächsten Ernte! Arbeitsblätter und Bezugsquellen Bezugsadresse Apfelpresse: Paul Arauner, Postfach 349, 97306 Kitzingen/Main Tel: 09321-135000 Fax: 09321-135041 www.arauner.com NABU Kistenausleihe: NABU Landesverband Niedersachsen e.V. Calenberger Str. 24 30169 Hannover Die Adressen der anderen Landesverbände zur Nachfrage, ob Themenkisten oder Pressen zur Ausleihe angeboten werden, finden Sie auf der Website: www.NABU.de Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 Beim Naturschutzbund ist auch die neue Streuobst-Materialliste erschienen. Der Streuobst-Materialversand ist der Fachversand zum Thema Streuobst und hat in Zusammenarbeit mit der NABU-BAG Streuobst eine neue Materialliste herausgegeben. Das Angebot umfasst fast 60 Artikel rund um den Streuobstbau. Angefangen von Fach- und Sortenbüchern aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol über zahlreiche Sortenempfehlungen bis hin zu Diplom- und Doktorarbeiten, Tagungsbänden oder Videos. http://www.nabu.de/streuobst/materialversand.htm Die 16-seitige Materialliste ist gegen Rückporto in Höhe 55 Cent bestellbar beim NABU-Streuobst-Materialversand, Hochwiesenstraße 40, 73733 Esslingen, Tel. 0711-3 10 80 84, Fax 0711-3 10 80 96, E-Mail: [email protected] 39 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 40 Von den Äpfeln Im September muss von den Äpfeln die Rede sein. Körbeweise können sie jetzt geerntet werden. Wenn die alten Praktiken des Trocknens, der Saftgewinnung, der Apfelweinbereitung, des Krautkochens und Einmachens nicht so außer Gebrauch gekommen wären: nicht auszurechnen, für wie viele Hundertmillionen Mark Trink- und Esswaren jetzt in Eigenarbeit erzeugt werden könnten. Statt dessen kauft man das Apfelmus aus der Fabrik, auch den viel zu teuren Cidre, und anstelle des Apfelsüßmostes trinkt man das ganze Jahr Grapefruit aus der Flasche. Doch fehlt es ja nicht nur an Lust und Zeit zur häuslichen Verwertung der Apfelernte, sondern auch an den Äpfeln dafür. Früher lagen sie buchstäblich auf der Straße. Aber da Falläpfel den Autoverkehr gefährden, holzte man allenthalben die Obstalleen ab; der Apfelbaum im Hausgarten wich der Libanonzeder... (Jürgen Dahl, Nachrichten aus dem Garten) Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 ANDREA HEIN Umweltbildungszentrum / Museum am Schölerberg Am Schölerberg 49082 Osnabrück Tel. 05 41/5 60 03 31 [email protected] 40 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 41 8. „Heimisches Obst aus dem Garten und Exotische Früchte aus dem Supermarkt“ (Ein Beitrag zur Lehrerfortbildung) von Gisela Koch Auf St. Gallen Tag muss jeder Apfel in seine Sack. ( Regel für den 17. Oktober ) Einleitung Das Thema: „Heimisches Obst und Exotische Früchte“ dient dem Kennen lernen der Vielfalt in der Natur sowohl in der engeren Heimat als auch der Pflanzenwelt in tropischen und subtropischen Ländern. Kinder erfahren über die Südfrüchte nur etwas beim Besuch eines Botanischen Gartens oder auch bei Fernreisen mit den Eltern, was durchaus selten ist im Grundschulbereich. Ansonsten können sie sich viele Früchte im Supermarkt anschauen und kaufen. Sie sollen Preise, Mengen und Wirkungen vergleichen, über den langen Weg dieser Früchte aus aller Welt nachdenken und die Arbeitsund Lebensbedingungen der Menschen kennen lernen. Dadurch entwickelt sich ein bewussteres Gefühl für andere Menschen und ein verantwortungsbewussteres Nachdenken über Natur und Mensch. Sie erfahren den Wert einer gesunden Lebensweise und sollen sich ihrer Verantwortung für die eigene Gesundheit bewusst werden. Sie sollen dazu angeregt werden, heimisches Obst zu der Zeit zu essen, wo die Natur es uns zur Verfügung stellt. Zum Lehrplan lassen sich Bezüge zu verschiedenen Lernbereichen herstellen; z. B. Klassenstufe 2 (neuer Lehrplanentwurf Sachsen: Sachunterricht): Begegnungen mit Pflanzen und Tieren: Obst mit allen Sinnen erleben; Erkunden der Früchte und Samenbildung; Mein Körper und meine Gesundheit; Zusammenleben der Menschen). Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 Begriffsklärung Beim Literaturstudium zu diesem Thema stößt man auf Begriffe wie „alte“ und „neue“ Kulturpflanzen, Nutzpflanzen in Deutschland und in den Tropen, Zitrusgewächse, Wildfrüchte, Heckenfrüchte, Obst, Frucht-Gemüse, oder eben Früchte der Erde allgemein. Unter letzterem versteht man alles, was die Erde -der Boden- Mensch und Tier zur Ernährung liefert wie Stärkepflanzen, Zuckerpflanzen, Eiweißpflanzen, Öl- und Fettpflanzen, Obstpflanzen, Gemüsepflanzen, Genussmittelpflanzen. Zu den Obstarten gehören: Kernobst, Steinobst, Beerenobst, Schalenobst. Obst sind alle zum menschlichem Genuss bestimmten Früchte und Samen, die von mehrjährigen Pflanzen mit meist verholzten Sprossachsen und Wurzeln stammen. (nach Brockhaus, ABC- Biologie, Brockhaus- Verlag, Berlin 1975). In diesem Sinne kann man die aus tropischen und subtropischen Ländern stammenden Früchte auch als Obst bezeichnen, was jedoch ungebräuchlich ist. Deshalb verwenden wir die Begriffe Südfrüchte, bzw. Tropische Früchte, um sie so vom heimischen Obst abzugrenzen. Zitrusfrüchte bilden eine große Gruppe unter den Südfrüchten. Ihre Heimat liegt in Südostasien, wo sie schon vor 4000 Jahren kultiviert wurden. Die Frucht 41 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 42 ist das Organ bei höheren Pflanzen, das den Samen umschließt und meist zu dessen Ausbreitung beiträgt. Man kann die Frucht auch als eine Blüte im Zustand der Samenreife bezeichnen. Früchte der Samenpflanzen sind sehr vielseitig gebaut. Man unterscheidet Einzelfrüchte und zusammengesetzte Früchte. Da wir es hier in jedem Falle mit Früchten zu tun haben, die im Ergebnis der Blütenentwicklung entstehen, handelt es sich bei jedem Obst um Früchte im botanischen Sinn. Da jedoch unser Schwerpunkt auf essbaren, fleischig verdickten und meist fruchtig schmeckenden Früchten liegt, bezeichnen wir diese Auswahl als Obst und verwenden diesen Begriff als Oberbegriff. Gleichzeitig grenzen wir damit diese Früchte von FruchtGemüse ab. Beide gehören zu den Lebensmitteln, die verschiedene Inhaltsstoffe (Nährstoffe) enthalten. Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 Seminarziele • Anwenden der Formen des Erkundens als wichtigste Grundlage beim Umgehen mit Naturmaterialien • Anwenden von Erfahrungsbereichen (Winkel, 1991): • Erfahrungsbereich Sinnliche Wahrnehmung: Fühlen, Tasten, Riechen, Schmecken • Erfahrungsbereich Messen, Untersuchen, Naturwissenschaft: Bau der Früchte, Untersuchung auf Inhaltsstoffe • Erfahrungsbereich Praktische Nutzanwendung: Verarbeitung der Früchte, Rezepte, dabei süß und sauer kombinieren; Kosten; Beschreiben des Geschmacks; Gesunde Ernährung • Erfahrungsbereich Gesellschaft: Bedeutung der Früchte in der Heilkunde, Märchen, Bibel, Angebote, Obstanbau Auswahl; gesellschaftlicher Bezug am Beispiel der Banane • Verweise auf weitere Erfahrungsbereiche: Erfahrungsbereich Ästhetik: Dekoration mit Früchten, Malvorlage, Malerei- Stilleben; Erfahrungsbereich: Darstellen: Malen, Zeichnen der Früchte, Tonarbeiten, Fotografieren, Schreiben von Gedichten und Geschichten Seminarinhalte • Informationen zur botanischen Bezeichnung und systematischen Zuordnung, der Herkunft und zum Gesundheitswert der Früchte; Erläuterungen zur erarbeiteten Tabelle (siehe Anhang 8) • Unterscheidung von Kernobst, Steinobst, Beerenobst • Zuordnen der Namen für Tropische Früchte sowie deren Herkunft (Weltkarte!) • Untersuchen des inneren Baues; Kosten und Vergleichen des Geschmacks, erwähnen des Gesundheitswertes • Herstellen von Obstsalat unter Kombination der Geschmacksrichtungen; Bananenmilch • Verweise auf vorhandene Curricula zum Thema: Zeitschrift Unterricht Biologie, Materialien des SBZ Hannover und Probst: Biologie im Supermarkt (siehe Literaturliste) • Dieses Seminarthema und die übermittelten Inhalte sind nicht für eine einzelne Unterrichtsstunde gedacht. Es bietet vielmehr die Grundlagen, das Thema als kurz- oder langfristiges Projekt in den Schuljahresablauf einzuarbeiten. 42 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Bringt Allerheiligen Sonnenschein, tritt ein schöner Nachsommer ein. Seite 43 Organisatorisch-methodische Vorbereitung • Einkauf der Früchte; Notieren der Namen und des Herkunftslandes. Für diese Früchte wurde dann die Tabelle mit der angegebenen Fachliteratur erarbeitet. Heimisches Obst war nicht vorhanden, bis auf die Apfelsorte „Jonagold“ aus dem Spreewald. Es wurde dennoch in die Erarbeitung einbezogen, um die Grundlage für die Behandlung des Themas zum Zeitpunkt der Reife des heimischen Obstes zu geben (Der Zeitpunkt dieses Seminars war Anfang Mai 2003). • Wie aus den Tabellen (siehe Anhang) ersichtlich ist, stammt kaum eine Obstart aus der Heimat. Lehrerinnen und Lehrer sollten sich diesem Thema dann widmen, wenn heimisches Obst zur Verfügung steht, um Angebot und Gesundheitswert mit den Importen zu vergleichen. Außerdem sind die der Jahreszeit entsprechenden Angebote grundsätzlich vorzuziehen. Tropische Früchte sind viele Male mit Pflanzenschutzund Reifungsmitteln behandelt (außer Avocado). • Kauf einer Weltkarte • Herstellen von Schildern für die Früchte mit Herkunftsland und Fruchtform (Grundlage war die erarbeitete Tabelle) Geräte und Materialien: • Körbe mit gewaschenem Obst und Früchten • Welt- und Europakarte • Becher, Teller, Servietten • Milch, Mixer • Lupen, Bretter, Messer, kleine Löffel, Tischdecke, Schüsseln, Verlängerungsschnur, Waage Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 Für die Hand des Lehrers: • Tabellen: Obst und Tropische Früchte • Weitere Arbeitsblätter zu den Themen: Apfel, Avocado und Banane Wichtige heimische Obstarten Ernährungsphysiologische Bedeutung von Obst Der Nährstoffgehalt von Obst ist sehr unterschiedlich. So enthält Schalenobst (Nüsse) beachtliche Mengen an Fett und Eiweiß, Bananen und Trauben dagegen größere Mengen an Kohlenhydraten. Wie Gemüse, enthält auch Obst zwischen 75- 90 % Wasser. An Vitaminen sind in erster Linie Ascorbinsäure (Vit. C), Carotin (Provitamin A), verschiedene B- Vitamine und Tocopherol (Vit. E) enthalten, an Mineralstoffen: Phosphor, Magnesium und Calcium. Die jeweiligen Werte können jedoch, abhängig von der Sorte, dem Standort und der Düngung erheblichen Schwankungen unterworfen sein. (Herrmann, 2001) Kernobst Ein Kinderlied beschreibt anschaulich den Aufbau des Kernobstes: „In einem kleinen Apfel, da sieht es lustig aus, es sind darin fünf Stübchen, grad wie in einem Haus. In jedem Stübchen wohnen zwei Kernchen, schwarz und klein, die liegen drin und träumen vom lieben Sonnenschein.“ Die Samen der fleischigen Scheinfrüchte sind also in kleine Fächer einge- 43 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 44 bettet, die von einer dünnen pergamentartigen Schicht umgeben werden, es ist das Kerngehäuse. Zum Kernobst gehören Apfel, Birne, Quitte und Eberesche. Steinobst Die Früchte dieser Gruppe enthalten einen Kern mit einem nicht essbaren, harten Fruchtwandanteil. Deshalb bezeichnet man sie auch als Steinobst. Dafür ist aber der äußere, fleischig-saftige Teil recht süß und schmackhaft. Die wichtigsten Vertreter sind: Pflaume, Süßkirsche, Sauerkirsche, Pfirsich und Aprikose. Beerenobst Viele Früchte, die wir Beeren nennen, gehören im botanischen Sinn eigentlich gar nicht zu ihnen. Echte Beeren enthalten im Fruchtfleisch mehrere Samen, wie z.B. die Johannis- und Stachelbeeren. Erdbeeren, Himbeeren und Brombeeren, sind dagegen keine echten Beeren, sondern Sammelfrüchte, die so kleine Früchtchen haben, dass wir den ganzen Fruchtstand als Beere bezeichnen. (Needon, 1980) GISELA KOCH B T U Cottbus, Lehrstuhl Allgemeine Ökologie Am Teich 5 03058 Gallinchen [email protected] Südfrüchte Die Kokosnuß, einst affenkühn umklettert, die maskenstarre, borstenzöpfige, sehnt sich nach ihren meerumblauten Inseln, von hellem Vogelschrei umschmettert. Dem Sphinxenkopf der Ananas, von Dunkelhäutigen gepflückt, wächst ein Gebüsch wie grünes Gras – von fremden Rhythmen jäh entzückt. Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 Die bernsteinfarbenen Bananen, die säbelbeinigen, sie träumen nun im Verein mit Feigen, deren Ahnen des Orients geheimnisreiche Wüsten säumen. Die kleinen Monde praller Apfelsinen, sie lauschen dem Geschwätze schlanker Datteln: Von Haremstänzerinnen mit Brokatpantinen auf weißen Dromedaren, die sie silbern satteln. In diese Heimwehträume der Exoten platzt plötzlich ganz gewöhnlich und frivol das plumpe Lachen über freche Zoten Von einem simplen Wirsingkohl! (Wolfgang Borchert) 44 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 45 9. Baumgestalten unter jahreszeitlichem Aspekt Übungen, mit Bäumen umzugehen, als wären sie Gestalten (die sie ja auch sind!) Von Winfried Noack Wenn Gertrude Stein formuliert: Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose ... Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 ... dann bleibt ein Schweigen übrig, eine stille Betrachtung über den Sinn des Wortes, den Wortsinn, die Sprödigkeit unserer Sprache und die Einfachheit der Wahrnehmung. Die Rose sehen bedeutet, sie wahrzunehmen im Rahmen eines Wortsinns, der uns die Zurichtung von Welt ermöglicht: Handhabbarkeit. Horst Rumpf spricht von „gewärtigen“ und deutet auf den Umstand, dass schnelle Erklärungen eher zudecken als offen legen. In diesem Sinne sind Bäume von besonderer Gestalt. Überleben sie uns zeitlich doch bei weitem, fassen den Untergrund mit ihren Wurzeln und verzweigen sich im Himmel, und das nicht nur biologisch-faktisch, sondern auch zeichenhaft-metaphorisch. Bäume haben eine Gestalt. Interessanterweise meist erst im hohen Alter, greisenhaft stehen sie da, einfach so. Bedürfen der Begründung nicht. Ein Baum im kindlichen Alter von 2 bis 3 Jahren erhält kaum die ordnende Zuwendung. Er muss schon stattlich sein und mindestens unser 40jähriges Dasein übertroffen haben. Keine weiteren philosophischen Gedanken werden folgen, sondern ein paar Arbeitsanweisungen, Wahrnehmungsbeziehungen herzustellen zwischen Menschen und (meist) älteren Bäumen. Diese Übungen kommen zunächst sehr schlicht daher und werden bedeutungsvoll, wenn sie nicht allein zur Beschäftigung einer Gruppe verwendet werden. Daher, und das ist aus der persönlichen Erfahrung gesagt, muss man diese Übungen selber gemacht haben, sie auch vorher ausprobiert haben mit vertrauten Menschen. So werden aus den Übungen, die leicht zu Aktionismus abgleiten, Erfahrungen von Achtsamkeit. So werden schnelle und leichte Ergebnisse zu den Beziehungen, die der Fuchs dem kleinen Prinzen zumutet: Du bist für deine Rose (den Baum) verantwortlich, weil du sie (ihn) kennengelernt hast. Übung 1 Einen Baum ansehen Oder: Zeichnen ohne Papier und Bleistift Es sollte ein Baum sein, der alleine steht. Die Gruppe stellt sich so hin, dass sie sich in ihrem Blick zum Baum nicht gegenseitig behindert. Der Auftrag lautet: Zeichne den Baum ab ohne Papier und Bleistift. Nimm dazu den kleinen Finger und schließe ein Auge. Umfahre langsam den Umriss, rechts 45 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 46 unten am Stamm beginnend, endend links unten am Stamm. Lass dir Zeit. Wenn du fertig bist, dann schließe beide Augen und stelle dir den Baum noch einmal vor. Methodischer Hinweis: Zeichnen bedeutet, Sehen lernen und: Wer etwas genau zeichnen will, zeichnet mit einem Auge (und einem Bleistift) das Objekt imaginär ab (Übungen im Kunstunterricht und auf der Akademie). Abb. 23 Zeichnen ohne Papier und Bleistift; Workshop Tagung Hannover 2003 Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 Übung 2 Den gleichen Baum mit geschlossenen Augen zeichnen Der Auftrag lautet: Schließe wieder beide Augen und zeichne mit deinen Händen und Armen noch einmal den Baum vor dir. Wenn du fertig bist, schau noch einmal hin und wiederhole die Übung. Wenn innere Bilder entstehen sollen, müssen sie sich entwickeln können. Wie in der Dunkelkammer geschieht dies am besten im Dunklen, eben mit geschlossenen Augen. Übung 3 Den gleichen Baum auf Papier skizzieren Material: Postkarte (blanko), weichen Bleistift (oder auch Wachsmalkreide) Der Auftrag lautet: Schau dir den Baum noch einmal an. Dann drehst du dich um und skizzierst den Baum mit wenigen Strichen auf die Postkarte. Lass dir Zeit. Wenn alle den Baum skizziert haben, schaut ihr euch gegenseitig in die Karten und vergleicht eure Skzizzen: Was ist gleich, was taucht immer wieder auf, was ist charakteristisch aber auch: wo liegen die Unterschiede? Wichtig: jede Skizze ist richtig. Es gibt keine falschen Skizzen. Hinweis: Dies an mehreren Bäumen ausprobiert ergibt eine wunderbare Ausstellung für andere Besucher: Welcher Baum aus der Umgebung ist hier skizziert worden? 46 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 47 Wolken am Martinitag, der Winter stürmisch werden mag. Übung 4 Einen Baum steckbrieflich beschreiben Sehen, dass alle Steckbriefe den gleichen Baum meinen. Material: Postkarte (blanko), weichen Bleistift Der Auftrag lautet: Ohne, dass die Art bekannt ist, soll der Baum mit (s)einer Besonderheit so beschrieben werden, dass ein Fremder ihn finden kann. Alle Texte werden vorgelesen: Was wird immer wieder genannt, was wird noch über ihn ausgesagt? (Wahrnehmung der verschiedenen Texte, die nicht bewertet werden!) Übung 5 Abwandlung: Jede Gruppe (ca. 3 bis 5) beschreibt einen anderen Baum, der vom Sammelplatz aus zu sehen ist. Übung 6 Ich bin der Baum und zeige etwas besonderes Der Auftrag lautet: Wer möchte, sucht sich mit den Augen einen Baum aus und stellt etwas Besonderes mit seinem Körper dar. Die anderen sollen herausfinden, welcher Baum gemeint ist, und sollen begründen, woran sie es erkannt haben. Methodischer Hinweis: Es sollte ein Platz sein, von dem man aus mehrere verschiedenen Bäume sehen kann. Eventuell muss man als Gruppenleiter dies einmal vormachen. Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 Übung 7 Bäume in verschiedenen Jahrezeiten Oder: Ob ihr zweifelt oder glaubt: Es ist derselbe Baum, ob kahl oder belaubt! Gleichzeitig eine Aufforderung, mit dem Fotoapparat zu sehen und mit fotografischen Materialien kreativ umzugehen.(Material/Materialerstellung: siehe Kasten) Vorübung, einfach: Alle Fotos (Winter und Sommer) liegen in einem Kreis auf dem Fußboden. Die Gruppe geht langsam herum. Der Auftrag lautet: Ihr werdet schnell herausfinden, dass immer zwei Fotos zusammengehören. Die Paare werden herausgenommen und verglichen. Vorübung in der Weise eines Memory: Auf dem Tisch liegen verdeckt von jedem Baum ein Winter- und ein Sommerbild. Durch Aufdecken von zwei Karten soll das Winter-Sommer-Paar gefunden werden. Diese Vorübungen können im Klassenraum gut durchgeführt werden. Im Sommer geht's auch vor Ort. Jetzt aber in den Park, wo die Bäume wiedererkannt werden sollen: Im Sommer bekommt die Gruppe die Winterbilder und im Winter entsprechend die Sommerbilder. Jeweils zwei der Gruppe ziehen einen Baum und müssen ihn auf einem gemeinsamen Weg suchen. Wenn sie ihn gefunden haben, sagen sie „Stopp“ und stellen sich mit ihrem Bild so vor den Baum, dass die Restgruppe prüfen kann, ob die Entscheidung stimmt. Auch hier 47 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 48 sind es meist die Besonderheiten, an denen der Baum wiedererkannt wird (und wenn es das leuchtende Verkehrsschild im Hintergrund ist!). Methodischer Hinweis: Vor allem Kinder (aber auch Jugendliche) neigen zur schnellen Erledigung ihrer Aufgabe. Das Problem ist immer, sie zwischendurch immer wieder zusammen zu bekommen. Daher ist es sinnvoll, mit allen vorher (!!!) ein akustisches Zeichen zum Sammeln zu vereinbaren: Wenn das Zeichen ertönt, finden wir uns zu einem Stehkreis zusammen. Auf jeden Fall sollte man auf Störungen gefasst sein, denn in der Regel sind es Schulklassen nicht gewöhnt, sich außerhalb der schulischen vier Wände auf eine Sache zu konzentrieren. Hält der Baum die Blätter lang, macht ein später Winter bang. Alle Übungen von oben können auch hier eingefügt werden. Im Winter muss man sich wahrscheinlich draußen kürzer fassen und zwischendurch sind Aufwärmübungen nötig. Im Sommer, wenn der Rasen trocken ist und die Sonne scheint, ist eine „meditative“ Phase sinnvoll, bei der die Gruppe sich in einen Kreis legt (mit den Füßen zur Mitte), die Augen schließt und unter Anleitung eine Geschichte vom Wachsen der Bäume hört bis zu dem Punkt wo der „eigene“ Baum in der Vorstellung aktiviert wird. So etwas muss man vorher in kleinen Gruppen üben. (Eine gute Anleitung: siehe Müller) Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 Herstellung der Baumbilder Aufnahmen von Solitärbäumen im Winter (vor dem Laubausbruch) und, jeweils vom gleichen Standpunkt und zu ähnlicher Tageszeit, Aufnahmen im Sommer. Es ist ratsam, die gleiche Kamera zu verwenden und das gleiche Objektiv. Achtung: Wenn Bäume als „Personen“ aufgenommen werden: die haben auch Füße! Für ein Material, das über längere Zeit verwendet werden soll, muss man entscheiden, ob Computerausdrucke von Digitalkameras ausreichen oder ob man konventionell „richtige“ Fotos verwendet. Immer aber ist es sinnvoll, das Gebrauchsmaterial zu laminieren. Außerdem sollte man bei der Planung eines Parcours von einem Weg ausgehen, von dem aus alle Bäume zu sehen sind. Das ist ein notwendiger roter Faden. Denn auch ein geübter Fotograf muss manchmal genau hinsehen, um mögliche Übereinstimmung zu erkennen oder zu verwerfen. Übung 8 Material: Herbstlaub von Bäumen, vorzugsweise von solchen, die zu „bunten“ Färbungen neigen: viele Ahornarten vor allem. Für die Arbeit im Freiland Der Auftrag lautet: sucht zwei Blätter, die euch auffallen. Je nachdem, wie groß die Gruppe ist, erhalten die Teilgruppen den weiteren Auftrag: ordnet eure Blätter auf den Boden (oder draußen auf ein weißes (!) Tuch) so, wie ihr es wollt. Die Blätter sollen sich aber untereinander berühren. Danach deckt ihr eure Ordnung vorsichtig mit einem Tuch ab. Weiteres methodisches Vorgehen: Wenn man nicht genügend Tücher zum abdecken hat, kann eine kleine Blindenführung als Ersatz benutzt werden, 48 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 49 Abb. 24 „Sucht zwei Blätter, die Euch auffallen“ Abb.25 „Ordnet Eure Blätter auf den Boden so wie Ihr es wollt“ Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 Abb. 26 „Die Blätter sollen sich aber untereinander berühren“ Der Herbst zieht durch die Fluren, durch Wälder, Berg und Grund und malt mit seinen Farben die grünen Blätter bunt. Der Sausewind der wilde, der ruft sie all zum Tanz, die roten und die gelben. Ein ganzer bunter Kranz! Sie drehen sich so lustig und tanzen rund im Kreis und wirbeln fort ins Weite. Wohin? Wer weiß, wer weiß? (Richard R. Klein) 49 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 50 den entstandenen Kunstwerken ihr besondere Wirkung zu verleihen. Die erste Gruppe holt die anderen ab. Diese anderen schließen die Augen und werden zum Blätterbild geführt. Einer sagt: „Augen auf“ und das Blätterbild wird sichtbar. Dann führt die zweite Gruppe die anderen in gleicher Weise zum eigenen Bild. Können die Blätterbilder verdeckt werden, stehen alle um das Tuch herum und schließen die Augen. Vier aus der Gruppe heben vorsichtig das Tuch ab und geben das Kommando: „Augen auf“. Prinzipiell ist diese Übung auch auf andere Aktionen im Bereich „Landart“ anwendbar. Das Entscheidende ist, dass für eine kleine Zeit die Augen geschlossen werden, um sie für das Neue zu öffnen entsprechend dem Fotografenspiel von Josef Cornell. Bäume Bäume sind für mich immer die eindringlichsten Prediger gewesen. Ich verehre sie, wenn sie in Völkern und Familien leben, in Wäldern und Hainen. Und noch mehr verehre ich sie, wenn sie einzeln stehen. ( ... ) In ihren Wipfeln rauscht die Welt, ihre Wurzeln ruhen im Unendlichen; allein sie verlieren sich nicht darin, sondern erstreben mit aller Kraft ihres Lebens nur das Eine: ihr eigenes, in ihnen wohnende Gesetz zu erfüllen, ihre eigene Gestalt auszubauen, sich selbst darzustellen. Nichts ist heiliger, nichts ist vorbildlicher als ein schöner, starker Baum... (Hermann Hesse) Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 WINFRIED NOACK Schulbiologiezentrum Hannover Vinnhorster Weg 2 30419 Hannover 50 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 51 10. Tipps, Anregungen, Spiele, Bastelaktionen, Experimente Zusammengestellt von Felicitas Wöhrmann Tipps und Anregungen „Früchte und Samen: Die Ausbreitungsstrategien von Pflanzen erleben und verstehen“ (I. Gottschalk, U. Nellen, E. Reinke-Nobbe) Die Unterrichtssequenz für die Grundschule umfasst folgende Aspekte: • Erscheinungsformen von Samen und Früchten • Unterscheidung von Samen und Frucht • Zuordnung von Früchten zu ihren Pflanzen • Die Fortpflanzungsfunktion der Samen • Die Ausbreitungsmechanismen und Wege: • Der Zusammenhang von Geschmack und Farbe mit der Tierausbreitung (Vögel und Säuger) • Besondere Einrichtungen zur Ausbreitung durch Wind, Wasser etc. Die ausgewählten Methoden sollen dem Aktionsbedürfnis, der Spielfreude und dem Forscherdrang von Kindern entgegenkommen. Prämisse hierbei ist: das klärende Unterrichtsgespräch kommt nach dem Erleben, es nimmt die unmittelbar zuvor gemachten Erfahrungen der Kinder auf, rückt sie in einen Zusammenhang, erklärt und bewertet sie. Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 *Die Reihenfolge dieser Abschnitte kann wahlweise erfolgen Die Sequenz besteht aus folgenden, aufeinander aufbauenden Unterrichtsabschnitten: 1) Spiel (Fühlkim): „Ich fühle was, was Du nicht fühlst“. (Erscheinungsformen von Früchten) 2) Untersuchung von Samen und Früchten (Begriffsdefinition) 3) Versuch/Demonstration: Keimung von Samenkörnern (Fortpflanzungsfunktion) 4) Pflanzenjagd im Freien (Zuordnung der Früchte zu ihren Pflanzen)* 5) Spiel: Beerensuchspiel (Signalwirkung von Farben verschiedener Früchte auf Vögel)* 6) Spiel: Konkurrenzspiel (Notwendigkeit und Mechanismen der Verbreitung am Beispiel der Vögel) 7) Spiel: Eichhörnchenspiel (Übertragung des Gelernten auf Säugetierausbreitung) 8) Bastelaktion: Wir erfinden Ausbreitungshilfen für Samen (Ausbreitungseinrichtungen und - mechanismen) aus: lynx-druck, Heft 2 (1990): Mitteilungen aus Schulbiologie und Umwelterziehung, Herausgeber: Förderverein Schulbiologiezentrum Hamburg e.V. 51 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 52 „Soweit der Wind mich trägt – Wie kommt eine Pflanze an einen neuen Ort? (Nicole Dinter) Unterrichtsanregung der Natur- und Umweltschutz Akademie des Landes Nordrhein-Westfalen Unterrichtsverlauf: 1. Was ist ein Same? Erforschen eines Bohnensamens zum Einstieg in das Thema. 2. Die große Suche. Suchspiel in Zweiergruppen zur Frage: wo kommt der Same her? 3. Phantasiefrüchte. Basteln von Früchten und Samen mit verschiedenen Ausbreitungsmechanismen. 4. Abschluss. Präsentation der Phantasiefrüchte und Wiederholung. Dazugehörige Arbeitsblätter: • Aktionskarten „Die große Suche“ (z.B. Sucht nach dem größten Samen, Sucht nach dem dicksten Samen, Sucht nach dem stacheligsten Samen, Sucht nach einem runden Samen etc.) • Aktionskarten „Ausbreitung von Früchten“ (z.B. Verändere deine Bohne so, dass sie Vögel und andere Tiere anlockt.....) • Arbeitsblatt „Kreuzworträtsel“ (in 17 Sätzen müssen Begriffe ergänzt werden. Diese Begriffe werden dann entsprechend der Nummer in ein Kreuzworträtsel eingetragen. Grau unterlegte Kästchen ergeben das Lösungswort.) • Lösungsblatt „Kreuzworträtsel“ Aus: 90 Minuten direkt vor der Tür, Unterrichtseinheiten zur Umwelterziehung vor Ort. Herausgeber: Natur- und Umweltschutz-Akademie des Landes Nordrhein-Westfalen, 1999 Spiele Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 „Spiel mit“ im Botanischen Garten, Die Jahreszeiten im Spiel: Laubfall und Ausbreitung von Samen und Früchten (G. Gülz) Dieses Würfelspiel (Brett- oder Freilandspiel) ist geeignet für die Sekundarstufe I (Klasse 5 – 8) und kann als Wettspiel innerhalb einer Klasse oder zwischen verschiedenen kleineren Gruppen gespielt werden. Das Spiel hat das Ziel, anhand verschiedener Aktionsmodelle, die bei entsprechenden Unterrichtsgängen gewonnenen Kenntnisse und Erkenntnisse zu wiederholen und zu vertiefen. Die Schüler verbessern spielerisch Pflanzenkenntnisse, und ihr Interesse, diese zu erweitern, kann geweckt werden. Die Spielaktionen entstanden nach den im Botanischen Garten Köln „Grüne Schule Flora“ vorliegenden und dort erarbeiteten Informationsmaterialien für Lehrer. 52 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 53 Zielsetzung: Kenntnis verschiedener Laubbäume nach Wuchs, Rinde, Blatt und Frucht. Kennenlernen ihrer symbolischen Bedeutung. Laubfärbung. Überlegung: was geschieht mit dem Laub? Bestimmen von Fraßspuren. Bestimmen und Erklären von Fortpflanzungsstrategien verschiedener Pflanzen. Technische Hinweise zum Ablauf des Spiels sind nachzulesen in PdN.-Biologie 4/42, (1993) Themenheft „Unterricht im Botanischen Garten“, Aulis Verlag Deubner & Co KG, Köln Die Jahreszeiten im Spiel, Laubfall und Verbreitung von Samen und Früchten, PdN.-Biologie 7/42 (1993), Aulis Verlag Deubner & Co KG, Köln „Das Hirtentäschelkraut-Spiel“ (W. Kurtze) Ein Würfelspiel für zwei oder vier Spieler ; geeignet für die Sekundarstufe I (5.-8. Klasse) Das Spiel gehört zu einer Unterrichtseinheit, in der es um Wildpflanzen und deren Lebensbedingungen geht. Das Hirtentäschelkraut bildet viele Samen. Bei weitem nicht alle Samen entwickeln sich zu ausgewachsenen Pflanzen. Manche Samen keimen zwar aus, aber der Keimling geht später zugrunde. In diesem Spiel können die Schüler die Entwicklung einer Hirtentäschelpflanze vom Samen über den Keimling zur fruchtenden Pflanze verfolgen. aus: Unterricht Biologie, Heft 118 „Samen und Früchte“(1986), Friedrich Verlag, Seelze oder Unterricht Biologie, Sammelband „Spiele im Biologieunterricht“ (1995), Friedrich Verlag, Seelze „Flinke Früchtchen“ (M. Metzner-Korn) Ein Würfelspiel für zwei bis vier Spieler mit Ereignis- und Fragekarten Spielvorschlag für die Primarstufe (3.-5. Klasse) Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 Das Würfelspiel „Flinke Früchtchen“ beschäftigt sich zwar mit den verschiedenen Formen der Samenausbreitung, der Schwerpunkt liegt jedoch auf der Ausbreitung von Flugfrüchten und - samen. Das Spiel kann dazu dienen, entsprechende Vorkenntnisse seitens der Schüler zu überprüfen oder zu dem Thema „Samen und Früchte“ hinzuleiten. Sinnvoller ist sein Einsatz jedoch nach Abschluss einer derartigen Unterrichtseinheit. aus: Unterricht Biologie Heft 178 „Schweben – Schwimmen – Fliegen“ (1992) oder Unterricht Biologie Sammelband „Spiele im Biologieunterricht“ (1995), Friedrich Verlag, Seelze „Das Beeren-Memory“ (E. Kieffer) Das Memory ist Teil einer Unterrichtseinheit „Keine Angst vor wilden Beeren“ für die Primarstufe (3./4. Klasse) 53 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 54 Beeren und Früchte verlocken wegen ihrer meist kräftig blauen oder roten Farbe Kinder besonders leicht zum Verzehr. Da man den giftigen unter ihnen ihre Gefährlichkeit äußerlich nicht ansehen kann, stellen sie zweifellos eine Gefährdung für (leichtsinnige) Kinder dar. Fast alle Verwechslungen zwischen essbaren und giftigen Früchten beruhen auf mangelnden botanischen Kenntnissen. In dieser Unterrichtseinheit lernen die Schüler verschiedene Beerenfrüchte kennen und unterscheiden. Zum Abschluss wird das Wissen mit dem Memory-Spiel in spielerischer Form gesichert. aus: Unterricht Biologie Heft 148 „Tier- und Pflanzengifte“ (1989) oder Unterricht Biologie Sammelband „Spiele im Biologieunterricht“ (1995), Friedrich Verlag, Seelze „Das Beerensuchspiel“ (I. Gottschalk, U. Nellen, E. Reinke-Nobbe) Vorbereitung: Ein doppelter Klassensatz Smarties (als Symbol für Vogelbeeren) wird auf einer Unterlage gleichmäßig verteilt. Die Unterlage liegt auf dem Fußboden. Die Hälfte der Smarties ist rot, die andere Hälfte andersfarbig. Die Smarties werden mit einem Laken bedeckt. Wichtig: genügend Platz um das Laken lassen, damit die Schüler einen Kreis darum bilden können. Beim Kreisbilden einen Fluchtweg für den Spielleiter lassen. Beim Spiel das Laken nicht flach wegziehen, sonst werden die „Vogelbeeren“ mit fortgerissen. Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 Spielverlauf: Die Schüler werden zu hungrigen Vögeln und fliegen über einer Hecke, um Vogelbeeren zu suchen. Sie fliegen im Kreis um das Laken. Der Spielleiter zählt bis 3 und zieht dann das Laken weg. Die hungrigen Vögel stürzen auf die Vogelbeeren (Smarties). Jeder „Vogel“ darf nur eine Beere nehmen. Sie sollten die Beeren (Smarties) nicht sofort aufessen. Die Schüler sollten darauf hingewiesen werden, dass sie bei dem Spiel aufpassen, um nicht mit den Köpfen zusammenzustoßen. Auswertung: Das Spiel soll den Schülern die Bedeutung der Signalfarbe Rot durch eigenes Erleben nahebringen. Aus der Erfahrung greifen die Schüler zu 2/3 einen roten Smarties. Das Ergebnis ist so überzeugend, dass sich weitere Erklärungen erübrigen. Es empfiehlt sich, die exponierte Stellung der Vogelbeerfrüchte anschließend noch einmal mit den Schülern am Baum selbst zu betrachten. Durch das Spiel haben die Schüler sozusagen den „Vogelblick“ für die Vogelbeere erhalten. aus: lynx-druck, Heft 2 (1990): Mitteilungen aus Schulbiologie und Umwelterziehung, Herausgeber: Förderverein Schulbiologiezentrum Hamburg e.V. 54 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 55 Basteln „Wir erfinden Ausbreitungshilfen für Samen“ Zur Veranschaulichung der Ausbreitungseinrichtungen der Samen und Früchte bietet es sich an, entsprechende Modelle basteln zu lassen. Die eigenen Konstruktionen sollen Verständnis und Interesse für die Vielfalt und Komplexität der Anpassungsleistungen von Pflanzen fördern. Dazu dient im Anschluss an die Bastelphase ein Vergleich der Erfindungen mit tatsächlich realisierten Ausbreitungsstrategien von Pflanzen aus dem Freigelände. Material: • als Modellsamen: Bohnen, Erbsen oder Linsen • zur Herstellung der Ausbreitungseinrichtungen: möglichst vielfältige Bastelmaterialien, die zum Erfinden anregen z.B. Federn, Zahnstocher, Watte, Klettband, Korkstücke, Blumendraht, Butterbrotpapier, Seidenpapier, Pappe, Frischhaltefolie, Alufolie, Styropor, leere Filmdosen, Plastilin oder Knete, dicke und dünne bunte Fäden, Geschenkband, Gummibänder, Stecknadeln, Süßigkeiten als Köder etc. • Weiteres: Klebstoff, Tesaband, Scheren Entweder fordert man die Kinder dazu auf, sich als freie Erfinder Ausbreitungshilfen für die Modellsamen auszudenken, oder es werden ihnen konkret folgende Aufgaben gestellt. • Versuche, einen (Bohnen-)Samen so zu verändern, dass er 5 Minuten lang an der Kleidung Deines Mitschülers oder Deiner Mitschülerin hängen bleibt. • Versuche, einen (Bohnen-)Samen so zu verändern, dass er 5 Minuten lang auf dem Wasser schwimmt, ohne unterzugehen. • Versuche, einen (Bohnen-)Samen so zu verändern, dass er entweder 3 m weit fliegt oder 5 Sekunden lang in der Luft bleibt. • Versuche, einen (Bohnen-)Samen so zu gestalten, dass man ihn am liebsten essen würde. Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 Einigt man sich auf einen Modellsamen (z.B. Bohnen) kann die Funktionsfähigkeit der konstruierten Ausbreitungseinheiten später im Vergleich überprüft werden. Welcher „Flugsamen“ hält sich am längsten in der Luft?, Welcher „Klett-Samen“ hält sich am hartnäckigsten?, Welche „Frucht“ verlockt am meisten zum Essen? (zusammengestellt aus der Unterrichtseinheit „Flinke Früchtchen“ und der Unterrichtssequenz „Die Verbreitungsstrategien von Pflanzen erleben und verstehen“ Lynx“-druck) 55 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 56 Experimente „Versuche mit (herbstlichen) Blattpigmenten – Bunter Abfall“ (Bruno P. Kremer) Das imposante herbstliche Farbspektakel unmittelbar vor dem Blattfall fordert geradezu zu einer genaueren Beschäftigung mit den auffälligen Pigmentierungsphänomenen heraus. In vergleichsweise einfachen und wenig aufwändigen Versuchen zur Extraktion und Trennung ist eine sortierende Kennzeichnung der beteiligten Pigmentklassen (Chlorophylle, Carotinoide, Anthocyane und Betalaine) möglich. In dem Artikel sind folgende Versuche erläutert: Versuch Versuch Versuch Versuch Versuch Versuch 1: 2: 3: 4: 5: 6: Trennung von Blattpigmenten im Zweiphasensystem Zerlegung des Chlorophyll-Moleküls durch Verseifung Demonstration der Chlorophyll-Fluoreszenz Papierchromatographische Trennung lipophiler Blattpigmente Dünnschichtchromatographie lipophiler Blattpigmente Dünnschichtchromatographie hydrophiler Blattpigmente Versuche ausführlich in: Biologie in unserer Zeit, Nr. 5, 2002, Wiley-VCH Verlag Weinheim Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 „Warum sind Blätter grün?“ (Ingo Mennerich) Im Tropenhaus ist grün die dominierende Farbe. Mit einer Reibschale, einem Mörser, etwas Sand, einem Kaffeefilter, etwas Wasser und einer Küvette (ersatzweise auch das Marmeladenglas) stellen Sie leicht eine Chlorophylllösung her, die Sie auf ihre Absorptionseigenschaften untersuchen können. Zunächst aber zum Sonnenlicht: Eine mitgebrachte CD zeigt, dass im Licht der Sonne alle Farben des Spektrums enthalten sind. Wenn Sie eine große Pappscheibe, mit einem schmalen, nicht zu langen und sauber ausgeschnittenen Spalt vor die CD halten, spreizen Sie das weiße Licht der Sonne zu einem Farbspektrum auf. Der Spalt muss dabei senkrecht zum Rand der CD stehen. Mit dieser wohl billigsten Form eines Spektroskops lässt sich zeigen, dass der rote und blaue Anteil unter dem grünen Blätterdach deutlich schwächer als draußen im Sonnenlicht ist. Tatsächlich absorbiert das Chlorophyll vorwiegend im roten und blauen Bereich, am Boden ist das Licht nach dem Durchgang durch viele Blätter dieser Anteile beraubt. Mit dem Spektrum des Lichtes im Grünbereich kann die Pflanze nichts anfangen, es wird ungenutzt reflektiert. Legen Sie dicke Farbfilter oder mehrere farbige Folien auf ein nicht zu dickes Blatt und schauen Sie damit auf die Sonne (Achtung: Auf keinen Fall ohne diesen Schutz in die Sonne blicken!) oder auf eine starke Lampe mit möglichst weißem Licht. Ein Rot- bzw. Blaufilter und das Blatt wird kaum Licht hindurchtreten lassen, der Grünfilter schon. Damit der Versuch klappt, sollten Sie kontrollieren, dass die Filter farbecht sind und nur für den entsprechenden Bereich durchlässig sind. Zerreiben Sie ein Blatt mit dem Mörser und benutzen Sie die mit der Chlorophylllösung gefüllte Küvette als Grünfilter. Der „Grünfilter“ lässt zusam- 56 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 57 men mit dem Blau- und/oder Rotfilter kaum Licht hindurch. aus: „Botanische Physik aus dem Rucksack“ – Ein Führer durch die Physik eines Tropenhauses; Schulbiologiezentrum Hannover, Arbeitshilfe 19.58 (noch unveröffentlicht) „Jahreszeiten und keine Jahreszeiten“ (Ingo Mennerich) Mit einigen gleich großen und schwarz gefärbten Metallplatten, einem Papprohr und einem aufblasbaren Globus lässt sich leicht begreiflich machen, warum es Jahreszeiten gibt. Es liegt – obwohl oft vermutetet – nicht daran, dass wir im Sommer der Sonne näher wären. Denn dann wäre sie größer, was sie – verhältnismäßig leicht feststellbar - nicht ist. Wäre es so, dann erlebten wir überall auf der Erde gleichzeitig Sommer oder Winter. Die Australier aber feiern Weihnachten mit Grillpartys am Strand. Im Sommer steht die Sonne hoch und lange am Himmel, im Winter ist es umgekehrt. Das führt zu unterschiedlichen Einstrahlungswinkeln und unterschiedlicher Strahlungsabsorption. Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 Stellen Sie die Metallplatten in unterschiedlichen Winkeln zur Sonne auf. Die Platte, die quer zur Einfallsrichtung des Sonnenlichts ausgerichtet ist, wird am wärmsten. Das ist der Grund dafür, dass man den Wein in Deutschland am besten in Hanglage anbaut. Die Rebfläche wird auf diese Weise von mehr Sonnenstrahlen erwärmt als die billigen Lagen in der Ebene. Wie zählt man Sonnenstrahlen? Sonnenstrahlen lassen sich nicht zählen, physikalisch gesehen gibt es sie auch nicht. Aber mit einem Papprohr lässt sich die Querschnittsfläche der Strahlung eingrenzen und zeigen, dass – je nach Ausrichtung - die durch das Rohr fallenden Strahlen eine mehr oder minder große Fläche ausleuchten. Ein hypothetisch einzelner Sonnenstrahl heizt also eine mehr oder weniger große Fläche auf. Eine flach über dem Horizont stehende Wintersonne bringt keine Wärme. Befestigen Sie zwei der Metallplatten mit etwas Knetmasse auf dem Globus, eine auf der „Nord“- und eine auf der „Südhemisphäre“ der Kugel, im gleichen Abstand vom Äquator. Die Metallplatten stellen zwei Kontinente dar, Nordmetallica und Südmetallica. Stellen Sie den Globus so auf einen Eimer, dass sein „Nordpol“ zum Polarstern zeigt. Der Polarstern steht – auch am Tag im Norden, der Mittagssonne gegenüber und so viele Winkelgrade über dem Horizont wie die geographische Breite ihres Standorts lautet (Hannover etwa 52°). Drehen Sie den Globus so, dass die beiden Metallicas der Sonne zugewandt sind. Im Winter wird bei tief stehender Sonne Südmetallica wärmer werden als Nordmetallica, dass das Licht nur aus einem flachen Winkel empfängt. Im Sommer sind die Verhältnisse natürlich umgekehrt, während in den „Übergangsjahreszeiten“ Herbst und Frühjahr beide „Kontinente“ gleich warm werden. aus: „Botanische Physik aus dem Rucksack“ – Ein Führer durch die Physik eines Tropenhauses; Schulbiologiezentrum Hannover, Arbeitshilfe 19.58 (noch unveröffentlicht) 57 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 58 „Schwarz ist eigentlich farbig“ (Karin Roscher) Wenn Du glaubst, dass schwarze Stifte wirklich nur schwarz malen, dann kannst Du dich jetzt vom Gegenteil überzeugen. Schwarz ist nämlich nicht einfach nur schwarz. Der Beweis: • Male mit einem schwarzen Faserschreiber deiner Wahl auf ein Stück rundes Filterpapier in die Mitte einen ca. 1 cm großen Fleck • Rolle einen Streifen Filterpapier fest zusammen • Stich mit einem Stift ein Loch in die Mitte des runden Filterpapiers und stecke das Röllchen hindurch • Stelle nun das untere Ende der Rolle in ein Wasserschälchen... ...und Du wirst sehen, schwarz ist nicht schwarz! Lösung: Durch das Röllchen kann Wasser nach oben zu dem runden Filterpapier, und somit zu dem Schwarz gelangen. Von dort "wandert" es in Richtung Papierrand. Dabei nimmt das Wasser die vielen unterschiedlichen Farbteilchen, die im Schwarz enthalten sind, mit. Da diese alle unterschiedlich groß sind, werden sie auch unterschiedlich weit transportiert. Die kleinen Teilchen werden vom Wasser weiter (in Richtung Papierrand) mitgenommen als die größeren. Wenn Du z.B. auf deinem runden Filterpapier gelb als äußerste Farbe hast, weißt Du, dass sie die kleinsten Farbteilchen in deinem Schwarz waren. (Experimentieren in der WaldErlebnisWerkstatt SYLVATICON im Forstbotanischen Garten Tharandt) „Geheimnisvolle Farben“ (Karin Roscher) Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 Du hast hier violettfarbenes Papier, auf dem Mandalas zu sehen sind. Die Mandalas sehen natürlich noch viel schöner aus, wenn sie ausgemalt sind. Dafür liegen Pinsel und zwei farblose „Farben“ bereit. Lasse Dich davon nicht abschrecken und male drauf los. Du wirst staunen. Lösung: Das Papier wurde mit Rotkohlsaft gefärbt. Die farblosen „Farben“ bestanden nicht nur aus Wasser, sondern darin waren zum einen Natron und zum anderen Zitronensäure gelöst. Diese beiden Stoffe bewirken eine Änderung der Farbe des Rotkohlsaftes. Das sind chemische Veränderungen der Substanzen. Es wird der sogenannte pH-Wert verändert. Zitronensäure führt zu einer Änderung in den sauren pH-Bereich und Natron in den basischen. Man nennt so etwas auch eine Indikatorwirkung. (Experimentieren in der WaldErlebnisWerkstatt SYLVATICON im Forstbotanischen Garten Tharandt) 58 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 59 „grün ist nicht nur grün“ (Karin Roscher) Teste, ob grüne Blätter tatsächlich „nur“ grün sind. Dazu benötigst du grüne Blätter, Spiritus, etwas Quarzsand und Tafelkreide. Außerdem steht dir ein Mörser mit Pistill zur Verfügung. Gib die grünen Blätter mit etwas Quarzsand in den Mörser und zerreibe sie. (Der Quarzsand unterstützt diesen Prozess.) Füge der Masse einige ml Spiritus hinzu, so dass eine grüne Flüssigkeit entsteht. Nun stelle ein Stück Tafelkreide für 5 Sekunden in diese Flüssigkeit, nimm sie wieder heraus und beobachte was passiert. Was ist hier passiert? Zunächst bildet sich eine (dunkel-) grüne sogenannte Startlinie, hier sind noch alle Farben vereint. Nun wird die Flüssigkeit in der Kreide aufsteigen – du erkennst es daran, dass die Kreide feucht, also dunkler wird. Es bildet sich eine hellgrüne Linie – das ist der tatsächliche grüne Blattfarbstoff, das Chlorophyll. Lasse den Versuch weitergehen. Du wirst erkennen, dass sich noch eine Linie, eine zarte gelbe bildet. Diese gelben Blattfarbstoffe, die also immer im Blatt enthalten sind, nennt man Xanthophylle. - grün " grüner Blattfarbstoff – Chlorophyll - gelb " Xantophyll Blätter enthalten außerdem noch weitere Farbstoffe, z. B. die Karotine, die orange/rot aussehen, aber die können wir mit dieser Versuchsanordnung nicht so gut sichtbar machen. Man nennt das ganze eine Chromatographie. Sie beruht darauf, dass die Farbstoffe unterschiedlich weit von dem Laufmittel (hier ist es der Spiritus) mit transportiert werden. Dadurch entsteht die Trennung in die einzelnen Bestandteile. (Experimentieren in der WaldErlebnisWerkstatt SYLVATICON im Forstbotanischen Garten Tharandt) Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 Einige Naturfarben-Rezepte zum ausprobieren (Karin Roscher) Zu jeder Farbe gehört ein Bindemittel (Kirschgummi, Ei, Quark; Tempera, Bier…), ein Lösungsmittel (Wasser; Alkohol; Pflanzenterpentin…) und Pigmente, die den Farbkörper bilden. Kirschgummi-Farbe Eine wundervolle Aquarellfarbe entsteht nach folgender Methode: Kirschgummi an Kirschbäumen sammeln und über Nacht in wenig Wasser einweichen. Dann mit Wasser so weit verdünnen, dass ein flüssiges Aqua- 59 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 60 rellmalmittel entsteht. Mit sehr wenig gut in Wasser verriebenen Pigmenten einfärben. Bier-Farbe für Aquarelle und Wandlasuren Gewöhnliches Bier in ein Schälchen füllen und eine Spatelspitze Pigmente dazugeben, gut verrühren, den Schaum zerfallen lassen und los geht das Malen! Stärke-Farbe Lasur- und Deckfarbe auf saugfähigen Untergründen Einen gehäuften Teelöffel Stärke (Mais-, Weizen- oder Kartoffelstärke) in 150 ml kaltes Wasser einrühren. Das Wasser unter Rühren bis zum Aufwallen erhitzen und fertig ist der sämige Farbenleim. Eine Prise (ca. 5%) Pigmentzugabe ergibt gute Lasuren, weitere Beimischungen von Pigmenten bis zur Dickflüssigkeit ergeben brauchbare Deckfarben. Eigelb-Farbe Man nehme ein Eigelb, entferne das feine Häutchen und mixe etwas Pigment dazu. Das ganze mit Wasser entsprechend verdünnen. Fertig ist die Farbe! (Zum unmittelbaren Verbrauch bestimmt ). Pigmente: Als Pigmente verstehen wir die Zusätze, die den eigentlichen Farbton ausmachen. Durch Zerkleinern bzw. feines Zermalen von Gesteinen, Mineralen oder Erden können sie gewonnen werden. Beispiele: Ziegel; Schiefer; farbige Erden… Ebenso ist geriebene Holzkohle, Kalk oder Kreide verwendbar. Viele Farbstoffe können auch unmittelbar aus Pflanzen bzw. Pflanzenteilen gewonnen werden. Man denke dabei an die Früchte des Schwarzen Holunders, Rote Beete oder auch die Heidelbeeren. Auch das Gewürzregal hat eine Menge zu bieten: Paprikapulver, Kurkuma; Curry… Dem Experimentieren sind hier kaum Grenzen gesetzt. Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 (Experimentieren in der WaldErlebnisWerkstatt SYLVATICON im Forstbotanischen Garten Tharandt) 60 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 61 11. Literatur Herbst BUCHHEIM, LOTHAR-GÜNTHER UND DIETHILD (2001): Dittis Blätterbilder; Buchheim-Verlag DAHL, JÜRGEN (1999): Nachrichten aus dem Garten – Praktisches, Nachdenkliches und Widersetzliches, aus einem Garten für alle Gärten; Manuscriptum Verlagsbuchhandlung Thomas Hoof KG, Waltrop und Leipzig (Dieser Band enthält die vergriffenen Bücher: „Nachrichten aus dem Garten“, 1985, „Neue Nachrichten aus dem Garten“, 1987 und „Zeit im Garten“, 1991) Inspiriert und erheitert, angeregt und schlauer gemacht fühlen sich die Leser von Jürgen Dahls „Nachrichten“, denn hinter der schlichten Bezeichnung verbirgt sich eine Fülle von Vorschlägen und Ratschlägen, von Geschichten und Beobachtungen, auch von heiteren Widerborstigkeiten nebst Seitenhieben auf Dogmatiker, Pedanten und Naturverwüster. Zu Gartengängen wird hier eingeladen, und das heißt auch: zum genauen Hinsehen, zum weiteren Nachdenken, zur Überprüfung alter Regeln und Gewohnheiten, zum Experimentieren und zum Fragen. KUHN, PROBST, SCHILKE (1986): Biologie im Freien; Schroedel Schulbuch Verlag, Hannover RÜTHER, FERDINAND (Hrsg.)(1997): Themenheft „Herbst“, Unterricht Biologie, Heft 227; Friedrich Verlag, Seelze Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 SACKVILLE-WEST, VITA (1998): Mein Herbstgarten; Schöffling&Co., nur noch antiquarisch WILLMEROTH, SABINE UND RÖSGEN, ANJA: Die Herbst – Werkstatt; Verlag an der Ruhr, Mülheim an der Ruhr Eine Mappe für den Grundschulbereich, der verschiedene fächerübergreifende Arbeitsangebote zu den Themen Herbstwetter, Erntezeit, Herbstfrüchte, Tiere im Herbst, Sankt Martin oder Halloween bietet. Farben BÄCHI-NUSSBAUMER, ERNA (1996): So färbt man mit Pflanzen; Haupt Verlag, Bern, Stuttgart 61 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 62 BECKER, KLAUS, JOHN, STEFAN UND LUDWICHOWSKI, INGO (1996): Farbstoffe und Färbemittel aus Pflanzen; Blätter aus dem Botanischen Garten der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Heft 11, Botanisches Institut und Botanischer Garten der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel GROPENGIEßER, ILKA (Hrsg.) (1998): Themenheft „Farben“; Unterricht Biologie Heft 235, Friedrich Verlag, Seelze JEROMIN, I. UND ROSCHER, K. (2003): Pflanzenfarben – Färbepflanzen Gewinnung, Herstellung u. Anwendung von natürlichen Farbstoffen; erhältlich über Karin Roscher LUTZ, BERND UND PFEIFER, PETER (Hrsg.) (1999): Themenheft „Farbstoffe“; Unterricht Chemie, Heft 52, Friedrich Verlag, Seelze NATIONAL GEOGRAPHIC DEUTSCHLAND (2002): Der Urknall der Farben, Wie Blütenpflanzen die Welt veränderten; Gruner+Jahr, Hamburg NELLEN, UTA (1998): Färben mit Pflanzen aus dem Garten; Zeitschrift Gärten zum Leben und Lernen 5/98 S. 41– 48 NIESLER, INGEBORG (ohne Jahr): Färbepflanzen im Botanischen Garten – Kleiner Ausflug in die Welt der Naturfarben; Gesellschaft der Freunde des Botanischen Gartens Hamburg e.V. und Institut für Allgemeine Botanik und Botanischer Garten der Universität Hamburg SCHWEPPE, H. (1993): Handbuch der Naturfarbstoffe – Vorkommen, Verwendung, Nachweis; eco-med Verlagsgesellschaft , Landsberg/ Lech oder Nikol Verlagsgesellschaft mbH SOMMER, CORNELIA UND MAYER, JÜRGEN (2001): Unterrichtseinheit Nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt; Modul 1: Vielfalt der Pflanzen – Unterrichtsabschnitte „Farben in der Natur“ und „Färbende Pflanzen“; Aulis Verlag Deubner Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 Spektrum der Wissenschaft (2000): Spezial „Farben“; Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH, Heidelberg Früchte und Samen BICKEL-SANDKÖTTER, SUSANNE (2003): Nutzpflanzen und ihre Inhaltsstoffe; Quelle und Meyer Verlag, Wiebelsheim Gegenstand dieses Lehr- und Nachschlagewerkes sind die Nutzpflanzen unserer Erde und ihre Inhaltsstoffe. Das Buch stellt die Nutzpflanzen mit ihren biologischen Daten, ihrer Herkunft, die wirtschaftliche Entwicklung und ihre heutige Bedeutung vor und erläutert deren Inhaltsstoffe in ihrem biochemischen Zusammenhang. 62 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 63 BOTANISCHER GARTEN BERN (ohne Jahr) : Wie Pflanzen Samen verbreiten DÜLL, R.; KUTZELNIGG, H. (1992): Botanisch-ökologisches Exkursionstaschenbuch; Quelle & Meyer, Heidelberg, Wiesbaden DOBAT, K. (1998): Von Schwimmern und Fliegern, Wollmäusen und Teufelskrallen, Frucht- und Samenverbreitung im Pflanzenreich; 3 Teile in den GBB (Gärtnerisch Botanischen Briefen) Nr. 130/131/133 ESCHENHAGEN, D. (Hrsg.) (1986): Samen und Früchte; Zeitschrift Unterricht Biologie, Heft 118, 10. Jahrgang, Friedrich Verlag, Seelze GRÜNE SCHULE FLORA KÖLN (1990): Verweht, Verschleppt, Verzehrt, Verstreut – Verbreitung von Samen und Früchten; 2. Auflage, Stadt Köln, Flora und Botanischer Garten HAGEMANN, I., STEINIGER, F. F. (Hrsg.) (1996): ALLES WAS FLIEGT in Natur, Technik und Kunst; Kleine Senckenberg-Reihe Nr. 23, Palmengarten Sonderheft Nr. 24 (Begleitheft zu einer Ausstellung) HAGEMANN, I., ZEPERNICK, B. (1988): Früchte – Ein Suchspiel für Kinder; Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin-Dahlem HALLER, B., PROBST, W. (1989): Botanische Exkursionen, Band II Exkursionen im Sommerhalbjahr; Gustav Fischer Verlag, Stuttgart, New York KREMER, B. (1984): Artillerie im Pflanzenreich; Kosmos Heft 7 LAMMERT, K. (1986): Heckenfrüchte - Unterrichtsmodell für die Primarstufe; Unterricht Biologie Heft 116, Friedrich Verlag, Seelze MATZKE, M. (2001): Trockenfrüchte – Anregungen zur Arbeit mit Naturobjekten; Praxis der Naturwissenschaften Heft 8/50 (Natur erfahren - Natur erleben) MÜLLER, G.K., MÜLLER, C. (1994): Geheimnisse der Pflanzenwelt; UraniaVerlag, Leipzig, Jena, Berlin Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 MÜLLER, S. (1998): Nahverkehr und Ferntransport durch Wasser - Unterrichtsanregung für die Sekundarstufe I; Unterricht Biologie Nr. 232, Friedrich Verlag, Seelze MÜLLER-SCHNEIDER, P. (1983): Verbreitungsbiologie (Diasporologie) der Blütenpflanzen; Veröffentlichungen des Geobotanischen Institutes der ETH, Stiftung Rübel, Zürich, 61. Heft, 3.Auflage PÄDAGOGISCHE BERATUNGSSTELLE AM BOTANISCHEN GARTEN UND BOTANISCHEM MUSEUM IN BERLIN-DAHLEM (ohne Jahr): Verbreitung von Samen und Früchten – Informationen für den Unterricht, Primarstufe 63 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 64 PÄDAGOGISCHE BERATUNGSSTELLE AM BOTANISCHEN GARTEN UND BOTANISCHEM MUSEUM IN BERLIN-DAHLEM (ohne Jahr): Verbreitung von Samen und Früchten – Informationen für den Unterricht, Sekundarstufe RAUH, W. (1994): Morphologie der Nutzpflanzen; Reprint der 2. Auflage von 1950; Quelle & Meyer, Heidelberg, Wiesbaden RUDOLPH, H.G. (1983): Die Verbreitung von Samen und Früchten – Entwurf einer Unterrichtseinheit für das 5./6. Schuljahr; Naturwissenschaften im Unterricht – Biologie (NiU-B 31, Nr. 8) SCHUHMACHER, H. (1992): Früchte und Samen, Ihr Bau und ihre Ausbreitung; aktuell, Arbeitshefte für den Unterricht an der Oberstufe, Kantonaler Lehrmittelverlag St. Gallen SCHULTZE-MOTEL, C. (1992): Angepasstheit an Ameisenverbreitung – Unterrichtsmodell für die Sekundarstufe I; Unterricht Biologie Heft 173, Friedrich Verlag, Seelze STRAKA, H., FRIEDRICH, B. (1995): Ausbreitungsökologie; Blätter aus dem Botanischen Garten der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Heft 5 Vom Apfel in die Flasche BAYRISCHER LANDESVERBAND FÜR GARTENBAU UND LANDESPFLEGE: Altbewährte Apfel- und Birnensorten; Herzog-Heinrich-Str. 21, 80336 München BECKER, RENATE (1983): Apfelbäume im Schulgelände, Praxisvorschläge und ihre unterrichtliche Nutzung, Schulbiologiezentrum Hannover BOURGOING, DE PIERRE., VALAT, PIERRE-MARIE: Der Apfel und andere Früchte, Meyers Lexikon Verlag Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 ETSCHENBERG, KAROLA UND KREMER, BRUNO (Hrsg.) (2000): Themenheft „Sichtbar machen“; Unterricht Biologie, Heft 256, Friedrich Verlag, Seelze GROPENGIEßER, ILKA (Hrsg.) (1991): Themenheft „Nahrungsmittelqualität“; Unterricht Biologie Heft 161, Friedrich Verlag, Seelze HANSSON, GUNILLA, GÖREL, KRISTINA (1990): Renettchens Apfelbuch; Näslund, DTV Verlag GmbH & Co.KG (DTV Junior), München SCHOPFER, HANS (2000) Hrsg: Themenheft „Streuobstwiesen“ Unterricht Biologie, Heft 257, Friedrich Verlag, Seelze (mit Adressliste Ansprechpartner zum Thema Streuobst) 64 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 65 Heimisches Obst/Exotische Früchte ARENS-AZEVODO, ULRIKE, (Hrsg.) (1990): Ernährungslehre; Schroedel- Schulbuchverlag GmbH Hannover BENDEL, LOTHAR (2002): Das große Früchte- und Gemüselexikon; Albatros Verlag Düsseldorf BLANCKE, ROLF (2000): Farbatlas Exotische Früchte, Obst und Gemüse der Tropen und Subtropen; Ulmer Verlag Stuttgart FRANKE, GUNTHER u.a. (1976): Früchte der Erde; 1. Auflage, Urania Verlag, Leipzig, Jena, Berlin HARTMANN, WALTER (Hrsg.) (2000): Farbatlas Alte Obstsorten; Ulmer Verlag, Stuttgart HERRMANN, KARL (2001): Inhaltsstoffe von Obst und Gemüse; Ulmer Verlag, Stuttgart MAIR, OTTO (Hrsg.) (1987): Augsburger Unterrichtshefte: Nutzpflanzen aus fernen Ländern; Anregungen für einen Besuch im Botanischen Garten Augsburg MAYER, JOACHIM, NERGER, JUTTA (2000): Essbare Wildkräuter und –früchte; Urania Verlag in der Dornier Medienholding GmbH Berlin NEEDON, CHRISTOPH (1980): Obst und Gemüse; Herkunft, Anbau, Zubereitung; Verlag für die Frau 2. Auflage, Leipzig PROBST WILFRIED, SCHARF, KARL-HEINZ (Hrsg) (2002): Biologie im Supermarkt; Aulis Verlag Deubner, Köln RATZ, JÖRG (1990): Bananen, eine Aktionsmappe für Grundschule und Sek. I, Verlag an der Ruhr Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 RUPPOLT, WERNER (1973): Schulversuche mit Südfrüchten, (Praxis Schriftenreihe Biologie); Aulis Verlag Deubner, Köln WAGNER, E. (1916): Die Konserven; Anleitung zur Herstellung von Obst- Gemüse und Fleischkonserven sowie Marmeladen; Heinrich Killinger Verlagsbuchhandlung Leipzig und Nordhausen WINKEL, GERHARD (1991): Planung von ganzheitlichem Unterricht: Garten, Früchte des Gartens, Gemüse; Heft 2.4.1. Schulbiologiezentrum Hannover 65 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 66 Winterknospen ESCHENHAGEN (1992): Handbuch des Biologieunterrichts, Band 2, Aulis-Verlag, Köln ESCHRICH, WALTER (1981): Gehölze im Winter – Zweige und Knospen; Gustav Fischer Verlag, Stuttgart Dieses Buch soll das Kennenlernen der einheimischen und einiger häufig angepflanzter exotischer Gehölze fördern. Nicht durch Bestimmungsschlüssel sondern durch zahlreiche Abbildungen und 59 farbige Tafeln. Nach Ansicht des Autors kommt man in einem Bilderbuch durch Blättern und Vergleichen rascher zum Ziel. Jede vorgestellte Art wird kurz beschrieben und es wird auf die typischen Merkmale hingewiesen. Diesen Texten sind Skizzen der Blattnarben beigefügt und Farbabbildungen gegenübergestellt. GODET, JEAN-DENIS (1983): Knospen und Zweige der einheimischen Baum- und Straucharten; Arboris-Verlag, Bern Taschenführer, der vom Herbst bis in den Frühling das Bestimmen der 150 zusammengestellten Baum- und Straucharten zum „Vergnügen“ macht. Nach einer umfassenden Einführung und einem Bestimmungsschlüssel folgt das Kernstück des Werkes, in welchem jede der Baum- und Straucharten auf je zwei Seiten mit ihren Zweigen und Knospen vorgestellt wird. HALLER, B., PROBST, W. (19): Botanische Exkursionen, Band I Exkursionen im Winterhalbjahr; Gustav Fischer Verlag, Stuttgart, New York Baumgestalten CORNELL, JOSEPH (1991): Mit Kindern die Natur erleben; Verlag an der Ruhr, Mülheim CORNELL, JOSEPH (1991): Mit Freude die Natur erleben; Verlag an der Ruhr, Mülheim Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 HEESE, HERMANN (2000): Bäume, Betrachtungen und Gedichte; insel Taschenbuch 2378, Insel Verlag, Frankfurt MÜLLER, ELSE: Du spürst unter den Füßen das Gras; Fischer TaschenbuchVerlag, Frankfurt Publikationen der AG Pädagogik im Verband Botanischer Gärten e.V. HETHKE, MARINA UND WÖHRMANN, FELICITAS (Hrsg.) (2002): „Herzlich willkommen – und dann?“ – Führungen im Botanischen Garten planen und attraktiv gestalten; Osnabrück Erhältlich über Felicitas Wöhrmann (siehe Impressum) 66 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 67 NICKOL, MARTIN (Hrsg) (2002): „Die Zauberhafte Pflanzenwelt“ – Pflanzen in Magie, Aberglaube und Heilkunde; Kiel erhältlich über den Botanischen Garten der Universität Kiel, Am Botanischen Garten 2, 24118 Kiel, Tel. 0431/ 880-4276 und 4275, [email protected] HEIN, ANDREA UND WÖHRMANN, FELICITAS (Hrsg.) (2000): „WÜSTE(N)GESTALTEN“ – Pädagogische Arbeit zum Artenschutz am Beispiel der Sukkulenten; Osnabrück . Erhältlich über Felicitas Wöhrmann (siehe Impressum) LEHNERT, HANS-JOACHIM UND WÖHRMANN, FELICITAS (Hrsg.) (1998): „Fingerhut ruft Hummel“ – Blütenökologie an Botanischen Gärten; Osnabrück Erhältlich über Felicitas Wöhrmann (siehe Impressum) „Umweltbildung an Botanischen Gärten“ – Leitlinien zur Entwicklung individueller Konzepte; Hrsg.: Verband Botanischer Gärten e.V., Stuttgart 1998 erhältlich über Wilhelma Zoologisch-botanischer Garten, Postfach 501227, 70342 Stuttgart, Tel 0711/ 5402-0, [email protected] Bauernregeln MALBERG, HORST (2003): Bauernregeln, Aus meteorologischer Sicht; 4. Auflage, Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg Spannende Exkursion in die Wetterbeobachtung mit neuen Kapiteln zu Klimaänderungen und zu Umweltkatastrophen Netzadressen Bauern- und Wetterregeln Erfahrungen und Wissen überliefern sich in den alten Bauernregeln. Generationen von Landwirten und Gärtnern haben alleine durch kundige Beobachtung der Natur ein immenses Wissen zusammengetragen. Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 www.bauernregeln.de www.killfilter.de/jahresz.html www.garten-literatur.de Literatur und Gedichte www.garten-literatur.de www.onlinekunst.de Farben www.seilnacht.tuttlingen.com 67 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 68 Abbildungsverzeichnis Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 Kapitel 2 68 1 Dr. Henrik Weiß TU Dresden – Forstbotanischer Garten Tharandt 2 Dr. Nikolai Friesen Botanischer Garten der Universität Osnabrück Kapitel 3 3–7 Dr. Henrik Weiß TU Dresden – Forstbotanischer Garten Tharandt Kapitel 4 8–9 aus aktuell 3/92 „Früchte und Samen – Ihr Bau und ihre Ausbreitung“ 10 – 12 Heinz-Josef Wöhrmann 13 Ingo Mennerich Schulbiologiezentrum Hannover Kapitel 5 14 – 16 Angela Niebel-Lohmann Hamburg Kapitel 6 17 aus Eschenhagen u.a. (1992): Handbuch des Biologieunterrichts, Band 2 . 18 Prof. Dr. Hans-Joachim Lehnert PH Karlsruhe 19 Internet Kapitel 7 20 – 22 Ingo Mennerich Schulbiologiezentrum Hannover Kapitel 9 23 – 26 Winfried Noack Schulbiologiezentrum Hannover kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 69 Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 12. Anhang 69 1 Gestalten von Mandalas Arbeitsblatt WaldErlebnisWerkstatt nach Catherina Rust 2 „Farbenrätsel“ Arbeitsblatt 3 Wichtige Fruchttypen bei Bedecktsamer Dichotomer Bestimmungsschlüssel 4 Workshop „Vielfalt der Früchte“ Tabellarische Übersicht über die ausgewählten Objekte 5 Herbstlied Musikstück 6 „Zweig der Rosskastanie im Winter“ Arbeitsblatt 7 „Apfelhitparade“ Arbeitsblatt 8 „Heimisches Obst und tropische Früchte“ Tabellarische Übersicht Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 70 Anhang 1 Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 71 Anhang 1 Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 72 Anhang 2 Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 73 Anhang 3 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 74 Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 Workshop „Vielfalt der Früchte“ Anhang 4 Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 75 Anhang 4 Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 76 Anhang 4 Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 77 Anhang 4 Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 78 Anhang 5 Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 79 Anhang 6 Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 80 Anhang 7 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 81 Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 Heimisches Obst und Exotische Früchte (aus Platzgründen ist nur der Teil der Tabelle mit dem heimischen Obst ausgedruckt) Anhang 8 Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 82 Anhang 8 Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 83 Anhang 8 Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 84 Anhang 8 Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 85 Anhang 8 kap_ALLE_ly_10 29.08.2004 22:44 Uhr Seite 86 Impressum Herausgeberinnen: Karin Roscher Forstbotanischer Garten Tharandt der TU Dresden Pienner Straße 8 01737 Tharandt [email protected] Hrsg. Roscher / Wöhrmann › Gärten im Herbst‹, Hannover 2004 Dipl. Biol. Felicitas Wöhrmann Botanischer Garten der Universität Osnabrück Albrechtstraße 29 49076 Osnabrück [email protected] Auflage: 200 Exemplare Druck: CCA, Osnabrück ISBN: 3-00-01400-X Verlag: Selbstverlag Bezugsquelle: Schulbiologiezentrum Hannover Vinnhorster Weg 2 30419 Hannover Tel. 0511/ 168-47665 od. –47667 Fax 0511/ 168-47352 Mail: [email protected] Preis: Euro 7,50 zzgl. Versandkosten Korrektes Zitat: Roscher, K. und Wöhrmann, F. (Hrsg.), 2004: Gärten im Herbst; Farben, Früchte, Flaschenobst – und ein neuer Anfang Dieser Tagungsband wurde mit Mitteln der Niedersächsischen Umweltstiftung und des Vereins zur Förderung des Schulbiologiezentrums Hannover gefördert.