Journalistenreise 2012: Daten und Fakten zur Geflügelwirtschaft
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Journalistenreise 2012: Daten und Fakten zur Geflügelwirtschaft
Haltungsformen In der Legehennenhaltung unterscheidet man in Deutschland folgende Haltungsformen (Bessei 2015, S. 123ff./MEG 2014): Bodenhaltung Gruppengröße: max. 6.000 Tiere ohne räumliche Trennung Besatzdichte: 9 Tiere/m2 nutzbare Fläche, 18 Tiere/m2 Stallgrundfläche Höhe: <200 cm, bei frei zugänglichen Ebenen (maximal 4) lichte Höhe 45 cm Troglänge: Längstrog 10 cm/Tier, Rundtrog 4 cm/Tier Sitzstange: 15 cm/Tier Nest: 120 Tiere/m2 Nestfläche Einstreu: 1/3 der Stallgrundfläche, mindestens 250 cm2/Tier Quelle: WING Freilandhaltung Im Stall wie Bodenhaltung und zusätzlich 4 m² pro Henne Auslauffläche Quelle: WING Kleingruppenhaltung Mindestfläche für eine Gruppe 2,5 m2 Mindestfläche pro Tier 800 cm2; für Hennen über 2 kg 900 cm2 Mindesttroglänge 12 cm pro Tier (bei Hennen über 2 kg 14,5 cm) Mindest-Sitzstangenlänge 15 cm in 2 Höhen und auf 2 Ebenen Mindesteinstreufläche pro Abteil 900 cm2 (für 10 Hennen); bei bis zu 30 Hennen: für je 10 Hennen 900 cm2; bei über 30 Hennen: zusätzlich pro Henne 90 cm2 1 Gleiche Flächenbedingungen für das Nest Höhe am Trog: mindestens 60 cm, keine Stelle darf niedriger als 50 cm sein Quelle: Big Dutchman Ökologische Erzeugung Max. 6 Hennen/m2 Nutzfläche bzw. 12 Tiere/m2 Stallgrundfläche; max. 3.000 Tiere pro Stallabteil Auslauffläche: mindestens 4 m2 pro Henne Futter: zu mindestens 95 % aus ökologischem Anbau Quelle: WING Bereits seit 1. Januar 2009 ist die konventionelle Käfighaltung in Deutschland verboten, drei Jahre früher als in den übrigen EU-Mitgliedsländern. Auch die sogenannten „ausgestalteten Käfige“ sind in Deutschland nicht mehr zugelassen. Während in Deutschland im Jahr 2014 mit fast 64 % die meisten Tiere in Bodenhaltung standen, entfielen in der EU 28 % aller gemeldeten Legehennen auf Bodenhaltungsbetriebe. Mit 55,3 % dominierte die Haltung von Legehennen in den „ausgestalteten Käfigen“ europaweit. Die Freilandhaltung lag in Europa auf Rang 3 mit 13 %. Legehennen in Biohaltung machten 2014 knapp 4% der Hennenhaltung in Europa aus. Wie die Abbildung 1 zeigt, standen in Deutschland 8,7 % der Legehennen in Biohaltung. Die Freilandhaltung machte den doppelten Anteil mit fast 17 % aus. 2 Abb. 1: Anteile der Haltungsformen in Deutschland (2014) 8,7 % 10,8 % Kleingruppenhaltung 16,9 % Freilandhaltung Bodenhaltung 63,7 % Biohaltung Quelle: EMA-Marktbilanz 2015, S. 35 Strukturen in der Legehennenhaltung Im Jahr 2014 wurden in Deutschland insgesamt 44,4 Mio. Legehennen gehalten. Infolge des Verbotes der konventionellen Käfighaltung, die in Deutschland bereits 3 Jahre vor dem EUweiten Verbot 2012 in Kraft getreten ist, hat der Legehennenbestand seit 2008 deutlich abgenommen. Inzwischen hat sich der Bestand wieder erholt. Dabei entfiel 2014 rund ein Drittel des Legehennenbestandes auf Niedersachsen. Abb. 2: Anzahl der Legehennenplätze in Deutschland 2014 Quelle: EMA-Marktbilanz Eier 2015 (Daten für 2014), MEG-Marktbilanz Eier und Geflügel 2014 (Daten für 2013); Kartenbearbeitung WING 3 Abbildung 2 zeigt die Verteilung der Legehennenplätze in Betrieben ab 3.000 Haltungsplätzen in Deutschland für das Jahr 2014. Allein 16,7 Mio. Legehennenplätze von deutschlandweit 46,6 Mio. Plätzen aller Hennenhaltungsformen entfielen auf Niedersachsen. NordrheinWestfalen wies mit 237 Betrieben über 3.000 Haltungsplätzen die zweithöchste Anzahl von Betrieben mit Legehennenhaltung in der Bundesrepublik auf. Im europäischen Vergleich stand Deutschland mit einer Eiererzeugung von rund 860.000 t nach Frankreich mit fast 930.000 t Eier im Jahr 2014 an der Spitze der Produktion, wie die Abbildung 3 zeigt. Abb. 3: Eiererzeugung in ausgewählten Ländern der EU (2014 vorläufig) 1.000 900 927 863 Eiererzeugung (in 1.000 t) 800 700 600 731 645 630 575 500 400 305 300 200 100 0 Quelle: EMA-Marktbilanz Eier 2015, S. 67 4 820 164 156 Handel und Ökonomie Infolge des Verbotes der Käfighaltung von Legehennen, das in Deutschland bereits drei Jahre früher umgesetzt wurde als dies EU-weit verpflichtend war, erfolgte ein Rückgang der Eiererzeugung zwischen 2009 und 2010. Erst im Jahr 2011 stellte sich eine Entspannung der Situation ein, so dass ein Anstieg der Erzeugung auf rund 11,6 Mrd. Eier erfolgte (vgl. Abbildung 4). In den nachfolgenden drei Jahren stieg die Konsumeiererzeugung in Deutschland weiter an und erreichte 2014 12,7 Mrd. Eier. Um die Inlandsnachfrage nach dem Einbruch der heimischen Konsumeiererzeugung zu decken, gab es zunächst einen Importanstieg an Eiern von 2009 auf 2010 um rund 800 Mio. Stück. Doch seit 2011 nahmen im Zuge der inländischen Produktionssteigerung die Importe auf 8,1 Mrd. Eier wieder ab und lagen sogar unter der Menge von 2009. Für 2014 zeichnete sich wieder eine leichte Steigerung der Importmenge um rund 500 Mio. Eier ab. Deutschland importiert jedoch nicht nur Eier, sondern liefert pro Jahr ungefähr 2,5 Mrd. Stück ins Ausland. Die Hälfte davon geht an den wichtigsten Handelspartner, die Niederlande. Dabei sind die Niederlande selbst das wichtigste Ausfuhrland von Schaleneiern unter den EULändern, was sich auf den enorm hohen Selbstversorgungsgrad von über 300 % zurückführen lässt (vgl. Tabelle 1). Im Pro-Kopf-Verbrauch an Eiern im Jahr 2014 lag Deutschland mit 231 Stück vor Italien mit 206 Eiern an der Spitze. Abb. 4: Erzeugung und Handel von Eiern in Deutschland (in Mio. Stück) 14.000 Eier (in Mio. Stück) 12.000 10.000 8.000 6.000 4.000 2.000 0 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Konsumeiererzeugung Einfuhr zum Konsum insgesamt Ausfuhr zum Konsum insgesamt Quelle: EMA-Marktbilanz Eier 2015, S. 22 5 Tab. 1 : Die wichtigsten Einfuhr- und Ausfuhrländer von Schaleneiern in der EU (2014) Land Niederlande Polen Deutschland Spanien Frankreich Portugal Exporte (t) Selbstversorgungsgrad (%) 548.198 207.450 112.772 100.000 26.872 15.777 308 147 70 112 100 104 Land Deutschland Niederlande Italien Belgien/Lux. Ver. Königreich Polen Importe (t) 376.635 130.000 66.358 43.907 36.586 23.757 Pro-KopfVerbrauch (Stück) 231 195 206 182 185 166 Quelle: EMA-Marktbilanz Eier 2015, S. 69-72, Anmerkung des Herausgebers: Daten 2014 teilweise geschätzt und vorläufig. Nachhaltigkeit der Geflügelfleischerzeugung und Eierproduktion Die Veredelungswirtschaft steht zunehmend in der Kritik, zu viele Ressourcen für die Produktion tierischer Nahrungsmittel zu verbrauchen. Abbildung 5 zeigt einen Vergleich der benötigten Menge an Futtermittel für die Erzeugung eines Kilogramms Fleisch bzw. Ei. Hieraus wird deutlich, dass die Geflügelfleisch- und Eierproduktion im direkten Vergleich mit der Schweinefleisch- und insbesondere mit der Rindfleischerzeugung deutlich besser abschneiden und somit weniger Ressourcen verbraucht werden. Müssen für die Erzeugung von 1 kg Rindfleisch rund 8 kg Futtermittel eingesetzt werden, sind es bei Putenfleisch 2,6 kg und bei Hähnchenfleisch sogar nur 1,7 kg. Abb. 5: Futtermitteleinsatz der Eier- und Fleischerzeugung Quelle: Geflügeljahrbuch 2012; ZDS 2012 6 Auch bezüglich CO2-Bilanz und des Energieeinsatzes schneiden Hähnchenfleisch- und Eiererzeugung deutlich besser ab als die Rindfleisch-, Kalbfleisch- und Schweinefleischproduktion (Abbildungen 6 und 7). Abb. 6: CO2-Bilanz der Eier- und Fleischerzeugung (kg CO2/kg Fleisch bzw. Ei) Quelle: ABN AMRO 2011 Abb. 7: Energieeinsatz (Futter) der Eier- und Fleischerzeugung (MJ/kg Fleisch bzw. Ei) Quelle: ABN AMRO 2011 7 Abb. 8: Prognose der Entwicklung der Bevölkerung bis 2100 (in Mrd.) 12 Bevölkerung (in Mrd.) 9,96 10,52 10,72 10,85 10,28 2070 2080 2090 2100 9,55 10 9,04 8,42 8 7,72 6,92 6 4 2 0 2010 2020 2030 2040 2050 2060 Quelle: UN 2012, Department of Economic and Social Affairs Schaut man sich zudem die Prognose der Entwicklung der Welt-Bevölkerung an, wird klar, dass die Nahrungsmittelproduktion enorm ansteigen muss, um die knapp 11 Mrd. Menschen im Jahr 2100 versorgen zu können. Daher muss auch die Erzeugung tierischer Lebensmittel weiter wachsen, um die Versorgung der Bevölkerung mit tierischem Eiweiß zu versorgen. Vor allem die Entwicklungsländer werden einen starken Bevölkerungszuwachs erfahren. Da viele dieser Länder aufgrund ihrer geographischen Gegebenheiten, z.B. hinsichtlich klimatischer Verhältnisse, nicht in der Lage sein werden ihre Produktion entsprechend des Bevölkerungswachstums zu steigern, werden Industrieländer wie Deutschland, die über moderne und effiziente Produktionssysteme verfügen, aus ethischen Gründen dazu verpflichtet sein, zukünftig ihren Beitrag zur Versorgung der Weltbevölkerung zu leisten. 8 Quellen: ABN AMRO (2011): duurzaamheid in eieren en kippenvlees. ABN AMRO Bank 2011. Bessei, W. (2015): Legehennenhaltung. In: Geflügeljahrbuch 2015, S. 123ff. EMA-Marktbilanz: Eier 2015. Bonn. MEG-Marktbilanz: Eier und Geflügel 2014. Bonn. UN (2012): United Nations, Department of Economic and Social Affairs, Population Division: http://de.statista.com/statistik/daten/studie/1717/umfrage/prognose-zur-entwicklung-derweltbevoelkerung/ ZDS (2012): Zentralverband der deutschen Schweineproduktion e.V. (Hrsg.): Schweineproduktion in Deutschland. Bonn. Weiterführende Informationen: www.deutsches-gefluegel.de www.zdg-online.de www.gefluegel.tv www.deutsche-eier.info Kontakt: WING Universität Vechta Driverstrasse 22 49377 Vechta Tel.: 04441 - 15 170 Fax: 04441 - 15 67 168 E-Mail: [email protected] Internet: www.wing-vechta.de 9