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Informationen zur Raumentwicklung
Heft 7/8.2007
465
Integrierte Stadtentwicklungspolitik
für benachteiligte Stadtteile in Europa
1 Einleitung
Als Folge von Globalisierung, Transformationsprozessen sowie damit zusammenhängenden wirtschaftlichen und sozialen
Restrukturierungen haben sich in Städten
aller EU-Staaten benachteiligte Quartiere
herausgebildet, die von der jeweiligen gesamtstädtischen bzw. regionalen Entwicklung abgekoppelt sind oder zumindest kurz
davor stehen; Motor hierfür sind meist
kleinräumige Segregationsprozesse. Bei
diesen Stadtteilen handelt es sich oftmals
um innerstädtische Altbauquartiere und/
oder Großwohnsiedlungen, deren Benachteiligung sich durch eine Mischung komplexer, miteinander zusammenhängender
Probleme charakterisieren lässt1:
• städtebauliche Probleme: hoher Sanierungsbedarf, Desinvestition, Leerstand
etc.
• lokalökonomische Probleme: niedergehender Einzelhandel, unzureichendes
wohnortnahes Arbeitsplatzangebot etc.
• unzureichende Versorgungs-, soziale und
kulturelle Infrastruktur (z. B. fehlende
Treffpunkte für Jugendliche)
• sozialökonomische Probleme: überdurchschnittliche Arbeitslosigkeit und
Abhängigkeit von staatlichen Transferleistungen, Kaufkraftverlust, Armut etc.
• sozialstrukturelle Probleme: soziale Entmischung, überdurchschnittliche Anteile
von Bevölkerungsgruppen mit Migrationshintergrund etc.
• soziale Probleme: Konzentration einkommensschwacher Haushalte, Konflikte
zwischen unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen, niedriges (Aus-)Bildungsniveau der Quartiersbevölkerung, instabile Familienstrukturen, schulische Probleme bei Kindern und Jugendlichen,
fehlendes Zusammengehörigkeitsgefühl,
fehlende soziale Netzwerke, Perspektivlosigkeit, Drogen- und Alkoholmissbrauch, Vandalismus und Kriminalität
etc.
• Umweltprobleme: fehlende Grün- und
Freiflächen, Lärm- und Abgasbelastungen etc.
Thomas Franke
Wolf-Christian Strauss
Vor diesem Hintergrund gewinnen seit Mitte der 1990er Jahre in allen EU-Mitgliedstaaten zwei Fragen an Bedeutung 2:
1. Wie können lokales Wirtschaftswachstum, internationale und interregionale
ökonomische Konkurrenzfähigkeit und
– damit verbunden – die Schaffung
neuer Beschäftigungsmöglichkeiten als
ein Pfeiler der Zukunftsfähigkeit und
-sicherung europäischer Städte erreicht
werden?
2. Wie können dabei Bevölkerungsgruppen
und städtische Teilräume, denen eine
Abkopplung von der lokalen Wirtschaftsentwicklung, dem städtischen Arbeitsmarkt und sozialräumlichen Zusammenhängen droht, an den angestrebten
Entwicklungen beteiligt werden, um
Städte als gesellschaftliche und räumliche Einheiten zu erhalten?
Trotz weitgehender Übereinkunft zu diesen Fragen scheint die Realisierung entsprechender Politiken, Programme, Projekte und Maßnahmen vielerorts noch
mit Unsicherheiten behaftet zu sein. Ein
Grund wird darin gesehen, dass sich Rahmenbedingungen, Probleme und Poten.
ziale nicht nur von Land zu Land, sondern
auch von Stadt zu Stadt unterscheiden3.
Hinzu kommt, dass Städtepolitik in den
verschiedenen EU-Mitgliedstaaten eine
unterschiedlich große Bedeutung hat und
von nationaler Ebene nicht überall in gleich
starkem Maße unterstützt wird. Insgesamt
lassen sich jedoch einige grundlegende
gemeinsame Anforderungen an geeignete
Strategien formulieren, in deren Mittelpunkt die auf europäischer Ebene seit rund
zehn Jahren erhobene Forderung nach der
Entwicklung
benachteiligter
Quartiere
durch integrierte Stadt(teil)entwicklungspolitik steht.
Mit der am 24. Mai 2007 in Leipzig verabschiedeten „Leipzig Charta zur nachhaltigen europäischen Stadt“ haben sich
die 27 Stadtentwicklungsministerinnen
und -minister der EU auf neue handlungsorientierte Strategien zur Verbesserung der
Lebenssituation der Menschen in den benachteiligten Stadtquartieren verständigt.
Dipl.-Geogr. Thomas Franke
Dipl.-Ing. Wolf-Christian Strauss
Deutsches Institut für Urbanistik
Straße des 17. Juni 112
10623 Berlin
E-Mail:
[email protected]
[email protected]
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Thomas Franke, Wolf-Christian Strauss:
Integrierte Stadtentwicklungspolitik für benachteiligte Stadtteile in Europa
2 Integrierte Stadtentwicklungspolitik: Strategie und Elemente
Allgemein kann unter integrierter Stadtentwicklung eine räumliche, zeitliche und
sachliche Abstimmung und Vernetzung unterschiedlicher politischer Handlungsfelder
und Fachplanungen verstanden werden,
bei der unter Vorgabe bestimmter (finanzieller) Instrumente definierte Ziele erreicht
werden sollen. Dabei spielt die frühzeitige
und umfassende Einbindung aller auch außerhalb von Politik und Verwaltung stehenden, für die Stadtentwicklung relevanten
Akteure (Bevölkerung, Unternehmer etc.)
eine herausragende Rolle.
(1)
Vgl. Franke, Thomas; Löhr,
Rolf-Peter; Sander, Robert: Soziale Stadt – Stadterneuerungspolitik als Stadtpolitikerneuerung. Arch. f. Kommunalwiss.
39 (2000) H. 2, S. 243–268
(2)
Kommission der Europäischen
Gemeinschaften: Nachhaltige
Stadtentwicklung in der Europäischen Union: Ein Aktionsrahmen. – Brüssel 1999; dies.:
Die Kohäsionspolitik und die
Städte: Der Beitrag der Städte
zu Wachstum und Beschäftigung in den Regionen. – Brüssel 2006; dies.: Mitteilung der
Kommission an den Rat und
das Europäische Parlament
über eine thematische Strategie für die städtische Umwelt.
– Brüssel 2006; The Lisbon European Council – An Agenda of
Economic and Social Renewal
for Europe. Contribution of the
European Commission to the
Special European Council in
Lisbon, 23–24th March 2000.
– Brüssel; Lille Priorities. Conclusions of the French Presidency of the European Union
at the end of the informal meeting of Ministers responsible for
urban affairs at the Conference
„Europe, spatial and urban development”. – Lille 2000
(3)
Vgl. Ministry of the Interior and
Kingdom Relations (Hrsg.): Gemeinsamer Rahmen für die zukünftige Städtepolitik in Europa. Die Städte als Motor Europas, Entwurf vom 20.9.2004
Konkret ist integrierte Stadtentwicklung gekennzeichnet durch
– eine zunehmende Abkehr von einem
strikten Top-down-Prinzip in Richtung
partizipativer Governance-Strukturen,
– die Orientierung von Zielformulierungen,
Strategien, Maßnahmen und Projekten
an spezifischen Stadtteilen im Kontext
gesamtstädtischer, teilweise auch regionaler Ansätze sowie
– eine stärkere Orientierung sektoraler Politiken und Handlungsfelder an den Problemen und Potenzialen der jeweiligen
städtischen Teilräume.
In der Praxis zeichnen sich Ansätze integrierter Stadt(teil)entwicklung durch die
Bündelung von Ressourcen, die intensive
Einbeziehung eines breiten Akteursspektrums, den Aufbau dafür geeigneter Management- und Organisationsstrukturen in
den Stadtverwaltungen und Quartieren sowie einen dezidierten Gebietsbezug aus:
• Gebietsbezug
Der Gebietsbezug bildet die Grundlage
nicht nur für die Identifizierung von Problemen und Potenzialen einzelner Stadtteile, sondern auch für Kommunikation
und Kooperation zwischen allen beteiligten
professionellen und nicht-professionellen
Akteuren. Er ist damit zugleich Fokus und
kleinster gemeinsamer Nenner integrierter
Ansätze zur Stadt(teil)entwicklung.
• Ressourcenbündelung
Weiteres zentrales Element ist die fachübergreifende Zusammenarbeit auf allen
beteiligten Steuerungsebenen (nationale,
regionale, kommunale Ebene). Es geht darum, nationale Förderprogramme besser
aufeinander abzustimmen, EU-Förderprogramme in die jeweilige nationale Kulisse
zu integrieren, kommunale Ressortmittel
miteinander zu vernetzen und mit Förderprogrammen in Einklang zu bringen. Vor
allem die Integration auch nichtstaatlicher
Ressourcen – insbesondere von privatwirtschaftlichen Unternehmen – spielt zunehmend eine Rolle. Ressourcenbündelung
meint darüber hinaus auch die verbesserte
inhaltliche Kooperation verschiedener Behörden oder Verwaltungsbereiche (Knowhow). Insgesamt soll durch die Bündelung
knapper Ressourcen deren effizienterer
Einsatz gewährleistet werden.
• Aktivierung und Beteiligung,
Empowerment
Ebenso unverzichtbar ist die Einbeziehung
verwaltungsexterner Akteure in die Gestaltung des Stadtteilentwicklungsprozesses.
Vor allem Bewohner und Unternehmer in
den Quartieren sind nicht nur Experten für
die Situation vor Ort mit ihren Problemen
und Potenzialen, sondern tragen in ihrem
Alltagsleben die Entwicklung des Gemeinwesens. Sie sollten sich daher intensiv an
der Entwicklung von Projekten beteiligen
können und dazu befähigt werden, eigenständig zu einer Verbesserung ihrer Lebenssituation beizutragen. Voraussetzung sind
geeignete partizipative Verfahren sowie Instrumente der Aktivierung und des Empowerments. Auch Träger im sozialen Bereich
sowie Vereine und Initiativen auf Stadtteilebene sollten umfassend einbezogen werden.
• Vernetzungsorientiertes Management
und Organisation/Quartiersmanagement
Management und Organisation integrierter
Stadtteilentwicklung sollten an der Komplexität der Probleme und Potenziale vor
Ort ausgerichtet werden. Es geht darum,
ressortübergreifende Zusammenarbeit auf
Verwaltungsebene zu koordinieren, die
Kommunikation mit und innerhalb der
Quartiersbevölkerung zu ermöglichen, die
Verwaltungs- und Quartiersebene miteinander zu vernetzen sowie verwaltungsexterne
Akteure – beispielsweise aus Bildungseinrichtungen oder der (lokalen) Wirtschaft –
in die Planung, Beratung, Entscheidungsfin-
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Heft 7/8.2007
dung und auch Umsetzung von Projekten
und Maßnahmen einzubeziehen. Durch die
vertikale Vernetzung der Verwaltungs- und
der Vor-Ort-Ebene wird in organisatorischer
Hinsicht unter anderem die Integration benachteiligter Stadtteile in gesamtstädtische
Strategien hergestellt.
Das inhaltliche Spektrum integrierter Ansätze zur Entwicklung benachteiligter
Stadtteile umfasst unterschiedlichste Themen aus den Bereichen Wirtschaft, Soziales,
Städtebau und Stadtentwicklung, Kultur
und Umwelt. Dabei lässt sich beobachten,
dass insbesondere die Handlungsfelder
Städtebauliche Aufwertung, Stärkung der
Lokalen Ökonomie und der lokalen Arbeitsmarktpolitik sowie Bildungs- und Ausbildungspolitik an Bedeutung gewinnen.
3 Integrierte Stadtentwicklung
in den 27 Mitgliedstaaten der EU
Zur fachlichen Vorbereitung der deutschen
EU-Ratspräsidentschaft 2007 war das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) vom
Bundesministerium für Verkehr, Bau und
Stadtentwicklung (BMVBS) beauftragt, im
Rahmen einer internationalen Vergleichsstudie zu untersuchen, inwieweit Ansätze
einer integrierten gebietsbezogenen Entwicklung benachteiligter Stadtteile in den
27 EU-Mitgliedstaaten realisiert werden.
Dabei standen unter anderem folgende Fragestellungen im Vordergrund:
• Welche Politiken, nationale Programme
und/oder regionale oder kommunale
Ansätze einer integrierten, gebietsbezogenen Entwicklung benachteiligter
Stadtteile werden auf nationaler, regionaler und/oder kommunaler Ebene umgesetzt?
• Welches sind die wesentlichen Zielsetzungen dieser Politiken, nationalen Programme, regionalen oder kommunalen
Ansätze?
• Welche Formen politikfeld- oder ressortübergreifender Zusammenarbeit sind auf
nationaler, regionaler und/oder kommunaler Ebene eingerichtet worden?
• Inwieweit sind unterschiedliche politische Handlungsfelder für die Entwicklung benachteiligter Stadtteile integriert
worden?
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• Welche Bedeutung haben Empowerment, Aktivierung und Beteiligung für
integrierte Ansätze zur Entwicklung benachteiligter Stadtteile?
• Verfolgen die Ansätze einen klaren Gebietsbezug?
Im Folgenden werden die Ergebnisse der
Untersuchung (stark zusammengefasst)
dargestellt. Dabei wurden die 27 EUStaaten je nach Reichweite und Tiefe ihrer
Stadt(teil)entwicklungsansätze drei Gruppen zugeordnet, deren Grenzen allerdings
fließend sind, weil in vielen Mitgliedstaaten
integrierte Stadtentwicklung derzeit an Bedeutung gewinnt (z. B. in Irland und Portugal):
1. Länder mit umfassenden nationalen
Programmen zur integrierten Entwicklung benachteiligter Stadtteile (z. B.
Deutschland, Dänemark, Großbritannien, Frankreich, Niederlande)
2. Länder mit Ansätzen integrierter Stadtteilentwicklung für einzelne Regionen
und Städte (z. B. Österreich und Spanien)
3. Länder mit Ansätzen integrierter Stadtteilentwicklung im Rahmen einzelner
Projekte und Maßnahmen.
3.1 Länder mit umfassenden nationalen
Programmen zur integrierten Entwicklung benachteiligter Stadtteile
Belgien
In Belgien werden sowohl auf nationaler
als auch regionaler Ebene Programme zur
integrierten Entwicklung benachteiligter
Stadtteile durchgeführt. Dazu gehört das
Ende 1999 aufgelegte staatliche Förderprogramm „Grootstedenbeleid/Politique des
Grandes Villes“. Grundlage sind Partnerschaften zwischen staatlicher, regionaler
und kommunaler Ebene auf einer vertraglichen Basis („contrat de ville“), bei der die
Gemeinden jährlich aktualisierte Entwicklungskonzepte vorlegen müssen. Zu den
Programmzielen gehören die Stärkung von
Lokaler Ökonomie und Beschäftigung im
Quartier sowie die Verbesserung des Wohnumfelds und der Wohnungsversorgung. 4
In den einzelnen Regionen Belgiens sind
je individuelle Programme aufgelegt worden, beispielsweise der „Stedenfonds“
in Flandern oder das Programm „Zones
(4)
Vgl. u. a. Vranken, Jan; de
Decker, Pascal; van Nieuwenhuyze, Inge: National City
Contexts, Urban Development
Programmes and Neighbourhood Selections. The Flemish
(Belgian) Background Report.
A working paper for UGIS.
– Antwerpen 2001, S. 28
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(5)
Vgl. u. a. Leonardsen, Lykke;
Matthiessen, Lasse; Klint, Jakob
et al.: The Danish Neighbourhood Regeneration Programme. Kvarterløft in Copenhagen.
The Copenhagen report of the
ENTRUST study. 2003, S. 7 f.
(http://ensure.org/entrust/
cases/copenhagen/);
Skifter
Andersen,
Hans;
Nørgård, Helle, Pedersen, Dan
Ove: Danish report on national
trends, urban policies and cities
and neigbhbourhoods selected
for the UGIS project. – Kopenhagen 2000, S. 8 ff.
(6)
Vgl. u. a. Franke, Thomas;
Strauss, Wolf-Christian: Management gebietsbezogener integrativer Stadtteilentwicklung.
Ansätze in Kopenhagen und
Wien im Vergleich zur Programmumsetzung „Soziale Stadt“ in
deutschen Städten. – Berlin
2005, S. 26 f.; Leonardsen,
Lykke; Matthiessen, Lasse;
Klint, Jakob et al.: The Danish
Neighbourhood Regeneration
Programme, a. a. O., S. 10 ff.;
Skifter Andersen, Hans; Nørgård, Helle, Pedersen, Dan
Ove: Danish report on national trends, urban policies and
cities and neigbhbourhoods,
a. a. O., S. 13
(7)
Vgl. u. a. Deutsches Institut für
Urbanistik i. Auftr. des Bundesministeriums für Verkehr, Bauund Wohnungswesen (Hrsg.):
Strategien für die Soziale Stadt.
Erfahrungen und Perspektiven
– Umsetzung des Bund-LänderProgramms „Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf
– die soziale Stadt“. Bericht der
Programmbegleitung. – Berlin
2003, S. 99
(8)
Ebda., S. 148 ff.; vgl. außerdem
Franke, Thomas; Grimm, Gaby:
Quartiermanagement als Instrument einer integrativen Stadtteilentwicklung – konzeptionelle
Grundlagen und Praxiserfahrungen. In: Stadtmanagement.
Strategien zur Modernisierung
der Stadt(-Region). Hrsg.: Sinning, Heidi. – Dortmund 2006,
S. 307–319
Thomas Franke, Wolf-Christian Strauss:
Integrierte Stadtentwicklungspolitik für benachteiligte Stadtteile in Europa
d’Initiatives Priviligiées“ (ZIP) in Wallonien.
Die Großstadtregion Brüssel setzt seit 1994
Stadterneuerungsprogramme für benachteiligte Quartiere um, bei denen neben
baulich-städtebaulichen
Schwerpunkten
und der Verbesserung der sozialen und kulturellen Infrastruktur auch die Aktivierung
und Beteiligung von Bewohnern betont
wird. In jedem Quartier wird zudem ein
intermediäres Steuerungsgremium („Commission locale de Développement intégré“
– CLDI) eingerichtet, bestehend unter anderem aus Vertretern von Gemeinde und
Regionalverwaltung, Bewohnerschaft, Wohnungswirtschaft, Sozialdienst und Projektträgern.
Dänemark
In Dänemark wurde 1996 auf nationaler
Ebene das gebietsbezogene integrative Programm „Kvarterløft“ aufgelegt, dessen Kernidee die ressortübergreifende Kombination
zielgruppen- und gebietsorientierter Förderansätze im Rahmen einer integrativen
Strategie unter starker Einbeziehung des
lokalen Gemeinwesens ist. Die Zusammenarbeit von Verwaltung und Quartier bzw.
die Beteiligung der Quartiersbevölkerung
und anderer lokaler Akteure werden daher
betont.5
Die Programmumsetzung ist in drei Phasen
unterteilt: Sie beginnt mit einer einjährigen
Planungsphase, in der vor allem die Quartiersbevölkerung ihre Vorstellungen einer
künftigen Quartiersentwicklung einbringen
kann. Diese Ideen fließen in einen mit der
Stadtverwaltung zu erarbeitenden „Kvarterplan“ ein, der schließlich im Stadtrat diskutiert und beschlossen wird; er wird Teil
eines zwischen dem zuständigen Ministerium und der Stadt geschlossenen Vertrags
zur Programmumsetzung. Es folgen die eigentliche Maßnahmen- und Projektumsetzungsphase sowie schließlich die einjährige
Verstetigungsphase, in der geklärt wird, ob
und wie bereits realisierte Projekte auch
nach Programmende weiterbetrieben werden können. Insbesondere in Kopenhagen
sind komplexe Organisationsstrukturen zur
Programmumsetzung aufgebaut worden:
ämterübergreifende
Abstimmungsrunde
und Programmkoordination auf Verwaltungsebene, Projektsekretariat/lokales Büro
in jedem Kvarterløft-Gebiet, lokale Steuerungsgruppe zwischen Verwaltungs- und
Quartiersebene 6.
Deutschland
Um den komplexen Problemlagen in benachteiligten Quartieren begegnen zu
können, wurde in Deutschland 1999 das
Bund-Länder-Programm „Stadtteile mit
besonderem Entwicklungsbedarf – Soziale
Stadt“ gestartet. Es hat das übergeordnete
Ziel, die Lebensbedingungen in den benachteiligten Gebieten umfassend zu verbessern. Die Grundphilosophie dabei ist ein
integrierter Ansatz, wobei sich die ineinander greifenden Handlungsfelder in drei
Kategorien zusammenfassen lassen:7
(1) Verbesserung der physischen Wohn- und
Lebensbedingungen (überwiegend baulichinvestive, auf Gebäude, Wohnumfeld und
öffentliche Räume bezogene Maßnahmen
und Projekte)
(2) Verbesserung der individuellen Lebenschancen (unter anderem Vermittlung von
Wissen, Fertigkeiten und Fähigkeiten/Empowerment, Hilfen zur Selbsthilfe, Angebot
umfassender Mitwirkung)
(3) Integration und Vernetzung (unter anderem Maßnahmen und Projekte zur Integration von Migranten, zur Vermittlung benachteiligter Personen in den Arbeits- und
Wohnungsmarkt, zur Förderung von Stadtteilleben und lokaler Ökonomie sowie zur
Gesundheitsförderung).
Der integrative Ansatz basiert auf der Bündelung von Ressourcen (Zusammenführung
unterschiedlicher Finanzmittel, inhaltliche
Kooperation unterschiedlicher Verwaltungsbereiche) sowie umfangreicher Aktivierung
und Beteiligung der Quartiersbevölkerung.
Fokus ist ein expliziter Gebietsbezug, Basis sind integrierte Entwicklungskonzepte
(IEK), die von Kommunen und Gebietsakteuren gemeinsam erarbeitet werden. Als
Schlüssel für die erfolgreiche Umsetzung
des Programms gilt ein umfassendes Quartiermanagement, das zugleich in der kommunalen Verwaltung (ämterübergreifende
Zusammenarbeit, horizontale Vernetzung),
im Quartier (Vor-Ort-Büros, horizontale
Vernetzung von Bevölkerung und Stadtteilakteuren) sowie zwischen diesen beiden
Ebenen (moderierte Gebietsverfahren, vertikale Vernetzung von Politik, Verwaltung,
Wirtschaft, Trägern und Quartier) angesiedelt ist.8
Informationen zur Raumentwicklung
Heft 7/8.2007
Frankreich
In Frankreich konzentrieren sich sozialräumliche Benachteiligungen vor allem in
den Vorstädten der (Groß-)Städte. Staatliche Programme zur Entwicklung dieser
benachteiligten Stadtteile werden seit den
1980er Jahren aufgelegt; sie umfassen vielfältige Aspekte – Stadtentwicklung, Wohnungsbau, Schule(n), soziale und kulturelle
Infrastruktur, Arbeitsmarktpolitik, Wirtschaftsförderung,
Kriminalitätsbekämpfung – und werden unter dem Dach der
„Politique de la Ville“ zusammengefasst.
Gegenwärtig spielt vor allem das 2003 erlassene „Gesetz über Stadtentwicklungs- und
Stadtumbauplanung“ (Loi d’orientation et
de programmation pour la ville et la rénovation urbaine) eine zentrale Rolle, das neben
Sanierung und Wirtschaftsentwicklung die
Notwendigkeit sozialer Chancengleichheit
und die Überwindung von Ausgrenzung
betont. Integriertes Vorgehen wird hervorgehoben, wenngleich der Mitteleinsatz vor
allem auf städtebauliche Handlungsfelder
bis zum Gebäudeabriss konzentriert wird.
Anstrengungen der Stadterneuerung zur
Entwicklung benachteiligter Quartiere wurden stets von sozialorientierten Gesetzen
und Programmen begleitet.9
Mitte der 1990er Jahre wurde in Frankreich
damit begonnen, verschiedene Sonderförderzonen – gestuft nach sozialem und wirtschaftlichem Problemdruck – und damit
einen dezidierten Gebietsbezug einzurichten: „Zones Urbaines Sensibles“ (ZUS)
umfassen benachteiligte Quartiere mit
mangelnden Beschäftigungsmöglichkeiten,
„Zones de Redynamisation Urbaine“ (ZRU)
weisen stärkere soziale Probleme als ZUS
auf, und „Zones Franches Urbaines“ (ZFU)
werden in besonders problematischen
Großwohnsiedlungen ausgewiesen. In diesen Zonen werden lokale Unternehmen mit
einem gestuften System von Steuererleichterungen gefördert 10.
Traditionell sind politische Programme in
Frankreich in starkem Maße zentralstaatlich
organisiert. Die unter dem Dach der „Politique de la Ville“ zusammengefassten Ansätze sozial-orientierter Stadtpolitik zeigen
dagegen Elemente eines stärker dezentralisierten Vorgehens, da die Kommunen bis
Ende 2006 im Rahmen sog. Stadtverträge
mit der Zentralregierung stärker in die Programmumsetzung involviert wurden. Diese
„Contrats de Ville“ werden seit Jahresbeginn
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2007 von „Contrats Urbain de Cohésion Sociale“ abgelöst, mit denen bisher singulär
einsetzbare bzw. eingesetzte Programme
stärker zusammengefasst werden.11
Großbritannien
In Großbritannien wurden mit der 1994
auf nationaler Ebene begonnenen Initiative „Single Regeneration Budget“ (SRB)
– dabei handelt es sich um die Bündelung
von 18 zuvor eigenständigen Programmen
aus fünf Ministerien – erste Ansätze eines
integrierten Vorgehens zur Entwicklung
benachteiligter Quartiere gestartet. Inhaltlich spielten dabei neben baulich-städtebaulichen Belangen auch soziale Aspekte
eine wesentliche Rolle. Außerdem sollten
Regionen, Lokalregierungen und die lokale
Bevölkerung stärker in Stadterneuerungsprozesse involviert werden. Dieser Ansatz
wurde 1997 grundsätzlich in Richtung integrierter, gebietsbezogener Programme und
Maßnahmen zur Bekämpfung sozialräumlicher Exklusion und zur ganzheitlichen
Entwicklung benachteiligter Stadtteile
weiterentwickelt – integrierte Ansätze der
Stadtteilerneuerung wurden zur nationalen
Hauptaufgabe erklärt, und ihre Koordinierung übernahmen eigens dafür eingerichtete Arbeitsgremien auf Regierungsebene.12
Eine weitere Konkretisierung des neuen Politikansatzes erfolgte 2000 mit dem Start des
Programms „New Deal for Communities“,
in dessen Mittelpunkt – wie auch schon bei
den SRB – der Aufbau von Partnerschaften
für benachteiligte Stadtteile steht. Solche
Kooperationen von staatlichen Stellen, lokalen Organisationen, Institutionen und
Unternehmen, Gemeinwesenorganisationen, Vertretern der Kommunalverwaltung
sowie Bürgern werden von der lokalen Verwaltung initiiert und sind Voraussetzung für
eine Programmteilnahme. Zu ihren wichtigsten Aufgaben gehört die gemeinsame
Erarbeitung eines quartiersbezogenen
Handlungsrahmens. Die Förderperiode für
solche gebietsbezogenen Governance-Ansätze für das Quartier beträgt zehn Jahre.
Zentral ist außerdem die Einrichtung von
lokalen Quartiermanagements, um auf die
spezifische Situation vor Ort eingehen zu
können, Bewohner und andere lokale Akteure zu aktivieren und zu vernetzen sowie
den Kontakt zwischen Quartiersebene und
Kommunalverwaltung herzustellen.13
(9)
Vgl. u. a.: durch stadt + raum.
Verein für raumbezogene Sozialforschung (Bearb.): Arbeiterkammer Wien (Auftr.): Städtestrategien gegen Armut und
soziale Ausgrenzung. Herausforderungen für eine sozialverträgliche
Stadterneuerungsund Stadtentwicklungspolitik.
– Wien o. D.
(http://wien.arbeiterkammer.at/
pictures/d22/Stadtstrategien_
gegen_Armut.pdf);
Neumann, Wolfgang: Gesellschaftliche Integration gescheitert? Stadtpolitik in Frankreich
vor Herausforderungen in einer neuen Dimension. Aktuelle
Frankreich-Analysen
(2006)
H. 21, S. 7 ff.
(10)
Ebda., S. 10
(11)
Ebda, S. 7; vgl. Sander, Robert:
Europäische und amerikanische
Erfahrungen mit der sozialen
Stadtentwicklung. Transferpapier. In: Die Soziale Stadt. Eine
erste Bilanz des Bund-LänderProgramms „Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf
– die soziale Stadt“. Hrsg.:
Deutsches Institut für Urbanistik. – Berlin 2002, S. 296–321
(12)
Vgl. Atkinson, Rob: Urban Policy and Regeneration: bringing
the fragments together? In: New
Developments in British Social
Policy. Hrsg.: Ellison, N.; Pierson, C. – London 2003, S. 2 ff.;
Office of the Deputy Prime Minister: State of the English Cities.
A Research Study. Volume 2.
– London 2006, S. 70 ff.
(13)
Vgl. Office of the Deputy Prime
Minister: State of the English
Cities. A Research Study. Volume 1. – London 2006, S. 18 ff.;
Office of the Deputy Prime Minister: State of the English Cities.
Volume 2, a. a. O., S. 73 f.
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Thomas Franke, Wolf-Christian Strauss:
Integrierte Stadtentwicklungspolitik für benachteiligte Stadtteile in Europa
Italien
In Italien wird die Erneuerung benachteiligter Stadtteile seit 1992 durch mehrere aufeinanderfolgende integrative Programme
(„Programmi Complessi“) unterstützt. Im
Zentrum dieser Ansätze stehen neben baulich-städtebaulichen
Handlungsfeldern
zunehmend auch die Bekämpfung sozialer Ausgrenzung, Beteiligung der lokalen
Bevölkerung sowie allgemein die Verbesserung der Lebensqualität in Beständen des
sozialen Wohnungsbaus (v.a. „Contratti di
quartiere“, seit 1997). Mit dem Programm
„Contratti di quartiere II“ werden seit 2002
in stärkerem Maße auch die Regionen in die
Finanzierung einbezogen14.
(14)
Vgl. u. a. Sept, Ariane: Urbanistica in Movimento. Die Italienische Stadtplanung und das
europäische Programm URBAN. Diplomarbeit am Institut
für Stadt- und Regionalplanung
der Technischen Universität
Berlin. – Berlin 2006, S. 51 f.;
Zajczyk, Francesca; Mugnano, Silvia; Borlini, Barbara et
al.: Large Housing Estates in
Italy. Policies and Practices.
RESTATE report 3d I. – Utrecht
2005, S. 19 ff.
(15)
Vgl. u. a. Nuvolati, Giampaolo:
Urban development programmes in Italy. The UGIS project
for analyse the effects of the
URBAN Community Initiative.
– Milano 2002, S. 5; Sept,
Ariane: Urbanistica in Movimento, a. a. O., S. 41 ff.
(16)
Vgl. u. a. Burgers, Jack; Dukes,
Thea; Hoes, Jasper et al.: Urban Development Programmes,
Urban Governance, Social
Inclusion & Sustainability. National and City Contexts, Urban
Development Programmes and
Neighborhood Selection. The
Dutch Background Report. A
Working Paper for UGIS. – Amsterdam 2001, S. 11; Dekker,
Karien; van Kempen, Ronald:
Urban Governance within the
Big Cities Policy. Cities 2 (2004)
H. 21, S. 109–117 (109)
(17)
Vgl. Eriksson-Bech, Karin: Aktivierung und Beteiligung in
Schweden. Soziale Stadt Info
(2003) H. 14, S. 16–18 (16);
Ministry of Justice: Fact Sheet.
Metropolitan Policy. – Stockholm 2006
Breite Erfahrungen mit integrierten gebietsbezogenen Ansätzen konnten in Italien vor
allem durch die EU-Gemeinschaftsinitiativen URBAN I und II gewonnen werden.
Darauf aufbauend fördert der italienische
Staat mit seiner Initiative „URBAN ITALIA“ seit 2003 weitere Städte, und die „Programmi Complessi“ werden in der zweiten
Generation mit besonderer Betonung öffentlich-privater Partnerschaften und der
Einbettung von Entwicklungsstrategien in
regionale Kontexte aufgelegt.15
Niederlande
Angesichts problematischer Quartiersentwicklungen vor allem in niederländischen
Großstädten werden hier seit den 1970er
Jahren gebietsbezogene Politikansätze zur
Stabilisierung und Erneuerung der Wohn-,
Lebens- und Arbeitsbedingungen erprobt.
Auch dabei kann ein Trend von eher städtebaulichen Zielsetzungen in Richtung sozialer Schwerpunkte beobachtet werden.
Im Zentrum dieser Ansätze steht die 1994
ins Leben gerufene „Big Cities Policy“ (BCP;
Grotestedenbeleid), die in Amsterdam,
Utrecht, Den Haag und Rotterdam gestartet
und im Laufe der Zeit auf 27 Städte ausgeweitet wurde. Der Ansatz basiert auf einem
gebietsbezogenen Konzept, in dem städtebauliche, soziale sowie ökonomische Ziele
und Maßnahmen miteinander verknüpft
werden. Schlüsselelemente sind Ressourcenbündelung, dezentrale und flexible Organisationsstrukturen, Bürgerbeteiligung
und Monitoring16.
Während der ersten Programmrunde
(1995–1999) wurden Projekte in einzelnen
Handlungsfeldern umgesetzt, während der
Fokus der zweiten BCP-Phase (1999–2004)
auf langfristigen programmatischen Vereinbarungen zwischen Städten und Zentralregierung auf Basis kommunaler Entwicklungspläne mit den Schwerpunkten
Beschäftigung und Ökonomie, städtebauliche und soziale Entwicklung lag. Seit 2005
wird die dritte Phase des BCP umgesetzt,
wobei der Kanon der Handlungsfelder um
die Bereiche Sicherheit, Integration und
Einbürgerung ethnischer Minoritäten ergänzt wurde. Mittelbündelung, Bürokratieabbau und Zielvereinbarungen werden
als wesentliche strategische Ziele formuliert. Dabei sind die Städte aufgefordert, in
stärkerem Maße gebietsbezogene, maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln, was
durch sog. „Special Purpose Grants“ gefördert wird.
Schweden
In Schweden konzentriert sich sozial-räumliche Benachteiligung auf kommunale
Wohnsiedlungen aus den 1960er und 1970er
Jahren an den Stadträndern insbesondere
von Stockholm, Göteborg und Malmö, in
denen vor allem Bevölkerungsgruppen mit
Migrationshintergrund leben. Zur Entwicklung dieser Gebiete setzt die schwedische
Regierung seit 1999 im Rahmen ihrer integrierten „Big Cities Policy“ oder „Metropolitan Development Initiative“ – MDI
(storstadspolitiken) unter anderem auf gebietsbezogenes Handeln, Aktivierung und
Beteiligung lokaler Akteure sowie ressortübergreifende Zusammenarbeit sowohl auf
staatlicher als auch kommunaler Ebene. Mit
dem Programm sollen Projekte und Maßnahmen in den Handlungsfeldern Beschäftigungs- und Sprachförderung, Bildung, Gesundheit sowie Sicherheit angestoßen und
damit weniger bauliche als vielmehr soziale Akzente gesetzt werden. Dafür wurden
während der ersten MDI-Phase (1999–2003)
zwischen Regierung und Gemeinden „Local Development Agreements“ (LDA) abgeschlossen. Die Aktivierung und Beteiligung
vor allem der Gebietsbewohner, aber auch
anderer lokaler Akteure wie Polizei, Wohnungsunternehmen, Schulen, lokale Unternehmen waren unverzichtbare Bestandteile
dieser Vereinbarungen.17
Im Jahr 2004 zog sich der schwedische Staat
aus der Förderung zurück, weshalb es in
der zweiten MDI-Phase darum geht, neue
Fördermöglichkeiten zu erschließen. Eine
Informationen zur Raumentwicklung
Heft 7/8.2007
Möglichkeit zeigt die Stadt Stockholm auf,
die ein eigenes Programm – „City District
Regeneration“ – aufgelegt hat, in dem Ansätze der MDI aufgegriffen und weitergeführt werden.18
3.2 Länder mit Ansätzen integrierter
Stadtteilentwicklung für einzelne
Regionen und Städte
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Hauptstadt Vilnius wird jedoch versucht,
im Rahmen des 2002 verabschiedeten „Vilnius City Strategic Plan 2002–2011“ die in
der nationalen Strategie formulierten Ziele
in Gänze zu verfolgen – zu den geplanten
Maßnahmen zählen unter anderem die
Förderung lokaler Partnerschaften sowie
die Stärkung von Gemeinwesenarbeit und
von Beteiligungsprozessen.20
Irland
Österreich
Im Zentrum irischer Ansätze zur integrierten Entwicklung benachteiligter Stadtteile – betroffen sind vor allem Quartiere in
Region und Stadt Dublin – stehen „Integrated Area Plans“ (IAP) zur gebietsbezogenen
Ausrichtung von Stadterneuerungsmaßnahmen. Dieser Ansatz im Rahmen des
staatlichen Programms „Urban Renewal
2000 – New Approaches“ wurde 1998 von
der irischen Regierung gesetzlich verankert,
wobei die lokale Ebene für die Umsetzung
verantwortlich ist. IAPs müssen Angaben zu
den Bereichen Flächennutzung, Städtebau,
Denkmalschutz, sozialer Wohnungsbau,
öffentliche Dienstleistungen, Verkehr und
öffentliche Infrastruktur sowie zu Akteursbeteiligung und der Umsetzung von Projekten und Maßnahmen enthalten. Damit
liegt der Fokus in starkem Maße auf baulichstädtebaulichen Aspekten. Neuere Ansätze
einer nationalen Stadtentwicklungspolitik
werden im Rahmen der irischen „National Spatial Strategy 2002–2020“ erarbeitet,
wobei vor allem die Verbesserung von Managementstrukturen, Aspekte der Nachhaltigkeit sowie eine effektive Maßnahmenumsetzung im Vordergrund stehen.19
Obwohl Österreich über vergleichsweise
günstige wirtschaftliche Rahmenbedingungen verfügt, kommt es in den Großstädten – insbesondere in Wien – dennoch zur
Herausbildung benachteiligter Quartiere.
Um diesen Entwicklungen begegnen zu
können, sind zwar bisher weder auf nationaler noch auf bundesstaatlicher Ebene
entsprechende Förderprogramme aufgelegt
worden, allerdings werden Ansätze integrierter Stadtteilentwicklung in Wien, Graz
und Linz im Rahmen von EU-StrukturfondsFörderungen erprobt. Dabei zeichnen sich
die Wiener Ansätze, die an die mehr als
30-jährige Erfahrung mit sanfter Stadterneuerung anknüpfen, durch eine starke
Betonung der Entwicklung des Gemeinwesens aus: In zwei Ziel-2-Fördergebieten der
Stadt dienen „Grätzelmanagements“ (Quartiermanagements) als Pilotprojekte für eine
„sozialorientierte Stadterneuerung“ im
Sinne integrativer Stadtteilentwicklungsstrategien. Ziel ist es, mittels langfristiger
gebietsbezogener Aktivierung und Beteiligung vor allem von Quartiersbevölkerung und Gewerbetreibenden sowie durch
Vernetzung lokaler Institutionen, Einrichtungen und Unternehmen die sozialen und
wirtschaftlichen Probleme in den Projektgebieten zu bekämpfen. Dabei spielt die
Umsetzungsebene des Quartiers die größte
Rolle, während die Verwaltungen eher für
Finanzierungsfragen und die technische
Projektabwicklung zuständig sind.21
Litauen
In Litauen konzentriert sich sozialräumliche Benachteiligung vor allem auf Quartiere mit (historischer) Altbausubstanz
oder Großwohnsiedlungen in den fünf
größeren Städten des Landes. Vor dem Hintergrund eines nahezu vollständig privatisierten Wohnungsmarkts verfolgt die 2004
ins Leben gerufene nationale „Lithuanian
Housing Strategy“ unter anderem die Ziele,
im Rahmen einer integrierten Stadtteilentwicklung Wohnmöglichkeiten für benachteiligte Bewohnergruppen zu schaffen und
eine stärkere Durchmischung der Bewohnerstrukturen zu erreichen. In der Praxis
konzentrierten sich bisherige Ansätze allerdings auf baulich-städtebauliche Erneuerungsmaßnahmen. Insbesondere in der
Portugal
Auch in Portugal ist auf nationaler Ebene
bisher noch keine umfassende Stadtentwicklungspolitik formuliert worden, doch
gibt es hier Einzelprogramme mit der erklärten Zielsetzung einer integrierten Stadtentwicklung. Dazu gehören das 1985 begonnene „Urban Rehabilitation Programme
for Derelict Areas“ (PRAUD) zur Verbesserung der Lebensqualität in benachteiligten
(18)
Vgl. u. a. Andersson, Roger;
Palander, Camilla: National and
City Contexts, Urban Development Programmes and Neighborhood Selection. A Swedish
Background Report. A Working Paper for UGIS. – Uppsala
2001, S. 34
(19)
Vgl. u.a. Bannon, Michael J.:
Irish Urbanisation: Trends, Actions and Policy Challenges.
PEB (Planning and Environmental Policy Research Series)
Working Paper. – Dublin 2004
(www.ucd.ie/gpepinfo/publications/workingpapers/04-03.pdf);
Entrust (Hrsg.): Urban Regeneration in the City of Dublin:
Partnership structures and integrated area planning. Final
Draft of the Dublin Case Study.
– Dublin/Maynooth 2003
(www.ensure.org/entrust/cases/
dublin/index.htm)
(20)
Vgl. u. a. Government of the Republic of Lithuania: The Lithuanian Housing Strategy. Resolution No. 60. – Vilnius 2004,
S. 6 ff.; Petkevicius, Algirdas:
Cities in Lithunia. In: Cities in
the New EU Countries. Position,
Problems, Policies. Ministry of
the Interior and Kingdom Affairs
(Hrsg.). – Amstelveen 2004,
S. 61–66.; Vilnius City Municipal Council: Vilnius Strategic
Plan 2002–2011 (full version). –
Vilnius 2002
(21)
Vgl. u. a. Breitfuss, Andrea;
Dangschat, Jens S. et al.: Städtestrategien gegen Armut und
soziale Ausgrenzung. Herausforderungen für eine sozialverträgliche
Stadterneuerungsund Stadtentwicklungspolitik.
durch stadt + raum – Verein
für raumbezogene Sozialforschung im Auftrag der Arbeiterkammer Wien. – Wien 2004,
S. 5; Franke, Thomas; Strauss,
Wolf-Christian:
Management
gebietsbezogener integrativer
Stadtteilentwicklung,
a. a. O.,
S. 34 ff.; Steiner, Karin; Kreiml,
Thomas et al.: Evaluierung des
Pilotprojektes „Grätzelmanagement Rund um den Wallensteinplatz“ im 20. Bezirk. Endbericht.
– Wien 2003, S. 4
472
Thomas Franke, Wolf-Christian Strauss:
Integrierte Stadtentwicklungspolitik für benachteiligte Stadtteile in Europa
Stadtteilen (u. a. Einrichtung lokaler Organisationsbüros) oder das „Slum Eradication
Programme“ (PER) aus dem Jahr 1993 mit
dem Ziel, Elendsviertel in den Ballungsgebieten Lissabons und Portos zu beseitigen
und gleichzeitig kommunalen bzw. sozialen
Wohnungsbau zu fördern. 2006 wurde außerdem die „Critical Neighbourhoods Initiative“ als Pilotprojekt in drei benachteiligten
Gebieten von Lissabon und Porto gestartet,
um neue Formen der Zusammenarbeit zwischen nationaler und kommunaler Verwaltung sowie zwischen Verwaltungsakteuren
und Bewohnerschaft zu erproben und damit finanzielle und personelle Ressourcen
zu bündeln.22
Spanien
(22)
Vgl. u. a. Critical Urban Area
Programme, Lisbon and Oporto, Portugal. Learning and
skills development through experimentation: The Portuguese
Critical Urban Neighbourhoods
Initiative. – ohne Autor, o. O.
2006
(23)
Vgl. u. a. Eastaway, Pareja
Montserrat; Berteli, Teresa Tapada et al.: Large Housing
Estates in Spain. Policies and
practices. Restate report 3h.
– Utrecht 2004, S. 11 ff.
(24)
Vgl. u. a. Kommission der Europäischen
Gemeinschaften:
Beautiful Bulgaria II: Temporary
Employment and Vocational
Training. BG 9914, Summary.
– o. O. 2006
(http://ec.europa.eu/enlargement/fiche_projet/document/
bg9914-beautiful_bulgaria_
ii.pdf);
UNDP: Country Programme for
Bulgaria (2006-2009). – o. O.
2005
(http://www.undp.org/rbecdocs_2005/BUL-CP.doc (Stand
11/2006).
(25)
Vgl. u. a. Paadam, Katrin; Pavelson, Marje; Tomson, Liis et al.:
Estonian National Report (NEHOM). – Tallinn 2002, S. 12 ff.
Im politischen Gefüge Spaniens spielt die
regionale Ebene eine große Rolle; von ihr
gehen daher stadtentwicklungspolitische
Ansätze aus. Zwei Beispiele sind der „Investment Plan“ für benachteiligte Quartiere
in Madrid (Plan de Inversiones) und der
„Community Development Plan“ (Plan de
Sesenvolupament Comunitari) in Katalonien. Letzterer ist ein gebietsbezogenes Instrument zur städtebaulichen, sozialen und
ökonomischen Quartiersentwicklung, das
aus einer 1995 von der Regionalregierung gestarteten Initiative gegen Armut und soziale Exklusion hervorgegangen ist. Auf Basis
kommunaler Aktionspläne (Stärken-Schwächen-Analysen, Handlungsfelder) werden
unter Bewohnerbeteiligung Projekte und
Maßnahmen entwickelt und umgesetzt, je
zur Hälfte von der katalanischen Regierung
und der jeweiligen Kommune finanziert.
Mit dem Madrider „Investment Plan“ für
benachteiligte Quartiere sollen stadträumliche Disparitäten durch gebietsbezogene
Entwicklungsförderung ausgeglichen und
Bürgerbeteiligung gestärkt werden. Thematische Arbeitsgruppen, an denen vor allem
Quartiersbewohner teilnehmen, erarbeiten
Projektvorschläge, die mit der regionalen
und der lokalen Regierung abgestimmt und
in einem Aktionsplan festgehalten werden.
Die Interventionen sind überwiegend baulich-städtebaulicher Art, soziale Maßnahmen werden nachrangig behandelt.23
3.3 Länder mit Ansätzen integrierter
Stadtteilentwicklung im Rahmen
einzelner Projekte und Maßnahmen
Bulgarien
In Bulgarien findet sich sozialräumliche Benachteiligung vor allem in Großwohnsiedlungen am Stadtrand sowie in Quartieren, in
denen sich Bewohner der Roma-Minderheit
konzentrieren – häufig in provisorisch und
teilweise illegal errichteten Wohngebäuden
mit schlechten Wohnbedingungen. Zwar
gibt es in Bulgarien noch keine übergreifende nationale Stadtentwicklungspolitik,
um Problemen benachteiligter Stadtteile
zu begegnen, jedoch erste programmatische Konzepte (z. B. „National Strategy
and Action Plan on Poverty Reduction and
Social Inclusion“, „National Programme for
Improving the Living Conditions of Ethnic
Minorities in Urban Areas“) sowie innovative Einzelprojekte, die in diese Richtung
zielen. Hervorzuheben ist das 1998 begonnene Schlüsselprogramm „Beautiful Bulgaria“, mit dem in elf bulgarischen Städten
Ausbildungs- und Beschäftigungsförderung insbesondere für Roma und Langzeitarbeitslose mit baulichen Maßnahmen der
Stadterneuerung verknüpft werden. Zu den
Zielen dieses Ansatzes gehören unter anderem die Wiedereingliederung der Projektteilnehmer in den ersten Arbeitsmarkt, die
Unterstützung von Existenzgründungen,
entsprechende Fortbildung von Verwaltungsakteuren sowie Aktivierung und Beteiligung von Stadtteilbewohnern.24
Estland
In Estland spielt Stadtpolitik sowohl auf nationaler als auch kommunaler Ebene zurzeit
eine noch eher untergeordnete Rolle. Hier
wird davon ausgegangen, dass der Markt
Probleme in benachteiligten Quartieren lösen wird, so dass bisherige Erneuerungsansätze fast ausschließlich von Gebäude- und
Wohnungseigentümern umgesetzt werden
und sich auf baulich-städtebauliche Maßnahmen beschränken (Sanierung, Renovierung, Wohnumfeldverbesserung). Zwar
liegen auch in Estland erste Erfahrungen
mit umfassenderen bewohnergetragenen
Quartierserneuerungsansätzen vor, jedoch
beschränkt sich Beteiligung in den meisten
Fällen auf Wohnungseigentümerorganisationen im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben.25
Informationen zur Raumentwicklung
Heft 7/8.2007
Finnland
Im Vergleich zu anderen EU-Staaten sind
benachteiligte Stadtteile in Finnland weitgehend unbekannt; Entwicklungsrückstände finden sich eher in Teilen des ländlichen
Raums. Da die meisten finnischen Städte
relativ klein sind, ist Stadtpolitik in Finnland
vielerorts Teil regionalpolitischer Ansätze
oder sogar von Politiken für den ländlichen
Raum. Eine besondere Rolle spielen dabei
wiederum solche Regionen, in denen sich
größere Städte befinden. Hier wird im Rahmen des „Centre of Expertise Programme“
und des „Regional Centre Programme“ ein
besonderer Schwerpunkt auf die Sicherung
internationaler wirtschaftlicher Konkurrenzfähigkeit durch einen integrierten Policy-Mix gelegt, wobei der Staat auf Basis der
jeweiligen regionalen Entwicklungsstrategien Investitionen in die einzelnen Stadtregionen kanalisiert. Vor allem im Zuge der
Umsetzung der EU-Gemeinschaftsinitiativen URBAN I und II in der Region Helsinki – Vantaa sind darüber hinaus auch erste
programmatische Ansätze zur Verbesserung
der Wohn- und Wohnumfeldsituation in
suburbanen Gebieten (mit eher einkommensschwacher Bevölkerung), zur Bürgerbeteiligung und zur Stärkung der sozialen
Kohäsion erprobt worden.26
Griechenland
Benachteiligte Quartiere griechischer Städte sind lange Zeit kaum wahrgenommen
worden, unter anderem weil hier sozioökonomische Ungleichheiten zwischen
verschiedenen Bevölkerungsgruppen vergleichsweise seltener als in anderen europäischen Ländern zu ausgeprägten räumlichen Konzentrationen führen. Daher sind
in Griechenland bis Mitte der 1990er Jahre
auch keine nationalen Stadtpolitiken zur
Bekämpfung sozialer und ökonomischer
Probleme erarbeitet worden. Sektorale
programmatische Schwerpunkte lagen vor
allem auf baulich-städtebaulicher Erneuerung. Eine erste Einbeziehung auch sozioökonomischer Zielsetzungen erfolgte erst
im Rahmen der EU-Gemeinschaftsinitiative URBAN I (1994 bis 1999) in sechs griechischen Stadtgebieten. Die hierbei sowie
im Rahmen der Umsetzung von URBAN II
gewonnenen Erfahrungen fließen nun in
rund 100 nationale Projekte zur integrierten
Entwicklung benachteiligter Siedlungsein-
473
heiten sowohl im städtischen als auch im
ländlichen Raum ein.27
Lettland
Ähnlich wie in Estland sind Ansätze städtebaulicher Erneuerung in Lettland auf
der kommunalen Ebene angesiedelt und
konzentrieren sich überwiegend auf baulich-städtebauliche Ziele (Sanierung, Verbesserung der Verkehrs- und öffentlichen
Infrastruktur, Wohnumfeldverbesserung).
Im Rahmen einzelner Pilotprojekte wurde
jedoch versucht, diesen Ansatz um einige Handlungsfelder zu erweitern. So sind
in den Städten Daugavpils und Rezekne
mit Unterstützung von EU-Fördermitteln
(PHARE) u. a. Existenzgründungen, kleine
und mittlere Unternehmen und Beschäftigungsmaßnahmen im Rahmen der städtebaulichen Erneuerung mit dem Ziel einer generellen Verbesserung der sozialen
Lebensbedingungen unterstützt worden.
In der Hauptstadt Riga wurde in einem Sanierungsprojekt der Einsatz umfangreicher
Bewohnerbeteiligung erprobt.28
Luxemburg
Zwar hat das Großherzogtum Luxemburg
auf nationaler Ebene ebenfalls bislang
kein Programm explizit zur integrierten
Stadt(teil)entwicklung aufgelegt, doch bildet das 2003 verabschiedete „Programme
Directeur“ einen Referenzrahmen für die
räumliche Planung, mit der auch Ziele im
sozialen Bereich verfolgt werden. So werden u.a. ein gerechter Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen, die Bekämpfung
sozialer Probleme, die Stärkung des sozialen Zusammenhalts sowie stärkere Aktivierung und Beteiligung gefordert. Auf kommunaler Ebene der Stadt Luxemburg gibt
es darüber hinaus erste Überlegungen zu
integrativen Erneuerungsansätzen auch für
benachteiligte Quartiere. Hier wurde 2005
das „Integrative Stadtentwicklungskonzept
Luxemburg 2020“ aufgestellt, zu dessen Bestandteilen Stadtteilrahmenpläne gehören,
die unter Beteiligung der Gebietsbewohnerschaft entstanden sind und Vorschläge
für Maßnahmen auf Quartiersebene enthalten. Die Finanzierung dieser Ansätze
erfolgt hauptsächlich aus kommunalen
Haushaltsmitteln.29
(26)
Vgl. u. a. Ministry of the Interior: National Regional Development]. – o. O. 2006
(www.kuntait.fi/intermin/home.
nsf/pages/521E4C0E6BB
6D91CC2256FB9006F420C?
opendocument)
(27)
Vgl. u.a. Koutalakis, Charalampos: Cities and the Structural
Funds. The Domestic Impact of
EU Initiatives for Urban Development. – Florenz 2001, S. 7 ff.
(28)
Vgl. u.a. Hughes, Charles:
Latvia. Urban Regeneration
Sector. Scoping Mission to
Latvia on behalf of UK Trade
and Investment. – o. O. 2004,
S. 5 ff.
(www.smart-futures.com/files/
example/DOCTWO.pdf)
(29)
Vgl. u. a. Ministerium für Inneres und Raumplanung, Direktion Raumplanung (Hrsg.): Eine
nachhaltige Raumentwicklung
für Luxemburg. Die wesentlichen Leitideen aus dem Programme Directeur. – Luxemburg 2005, S. 12; Ville de
Luxembourg (Hrsg.): Integratives Stadtentwicklungskonzept
Luxemburg 2020. – Luxemburg
2005, S. 5 ff.
(www.vdl.lu/Stadtentwicklungs_
konzept.html; 05/2006)
474
(30)
Vgl. u. a. Cassar, Godwin: Cities
on Malta. In: Cities in the New
EU Countries. Position, Problems, Policies. Hrsg.: Ministry
of the Interior and Kingdom
Affairs: – Amstelveen 2004,
S. 73–78 (73 ff.); ENTRUST
(Hrsg.): A Regeneration Strategy for Valetta. Il Biccerija
– a Case Study. – o. O. 2004,
S. 20 ff.
(http://207.36.166.168/entrust/
Case%20Studies/Entrust3rd_
Draft_Valletta.pdf.)
(31)
Vgl. u. a. Bierzynski, Adam:
Large Housing Estates in poland. Success and fail factors
of policies. RESTATE report
WP8. – Utrecht 2005, S. 7 ff.
(32)
Vgl. u. a. Center for Urban Development Studies. Harvard
University Graduate School of
Design: Urban Planning and
Local Economic Development
Program in Romania. Summary
Discription. – o. O. 2002
( w w w. g s d . h a r v a r d . e d u / r e search/research_centers/cuds/
upled/UPLED.pdf)
(33)
Vgl. u. a. Bucek, Ján: Cities in
Slovakia. In: Cities in the New
EU Countries. Position, Problems, Policies. Hrsg.: Ministry
of the Interior and Kingdom Affairs. – Amstelveen 2004, S. 37–
42 (39 f.); Hurrle, Jakob: Die
Dritte Welt in der Ersten Welt.
Entwicklungs- und Erneuerungsstrategien für ländliche
Roma-Ghettos in der Slowakei.
In: Zwischen Anpassung und
Neuerfindung.
Raumplanung
und Stadtentwicklung in den
Staaten der EU-Osterweiterung.
Planungsrundschau
Nr. 11.
Hrsg.: Altrock, Uwe; Güntner,
Simon et al. – Cottbus 2004,
S. 89–107 (89)
Thomas Franke, Wolf-Christian Strauss:
Integrierte Stadtentwicklungspolitik für benachteiligte Stadtteile in Europa
Malta
Rumänien
Wesentliches Element der strategischen
Steuerung in Malta ist der 1992 für eine
Laufzeit von zwanzig Jahren aufgestellte
nationale räumliche Strukturplan („Structure Plan for the Maltese Islands“), der im
Rahmen eines handlungsfelderübergreifenden Ansatzes den Flächenverbrauch unter
Berücksichtigung sozialer, wirtschaftlicher
und umweltrelevanter Fragen koordinieren
soll. Er bildet die Basis für detaillierte Pläne
auf lokaler Ebene, in deren Rahmen auch erste Ansätze einer integrierten Stadtentwicklungsstrategie – u. a. durch Einbeziehung
von Partnerschaften zwischen privatem
und öffentlichem Sektor – erprobt werden
sollen. Darüber hinaus hat Malta bislang
kein nationales Programm zur integrierten
Stadtentwicklung aufgestellt. Erneuerungsansätze in den benachteiligten Quartieren, die sich vor allem im Hafenumfeld
des Agglomerationsraums Valletta finden,
konzentrieren sich schwerpunktmäßig auf
eine baulich-städtebauliche Sanierung der
Gebäudebestände mit dem Ziel, durch Aufwertung den anhaltenden Bevölkerungsverlust an diesen Standorten aufzuhalten.30
In Rumänien sind zahlreiche Städte von
baulich-städtebaulicher Vernachlässigung,
ausbleibenden Investitionen und ökonomischer Stagnation betroffen. Um diesen
Problemen zu begegnen, werden mit internationaler Unterstützung erste (Modell-)
Projekte integrierter Stadtentwicklung in einigen Städten durchgeführt. Hierzu gehört
das „Urban Planning and Development
Programme“ (UPLED), ein Fortbildungsprogramm für Akteure aus lokaler Verwaltung und Politik. Ein weiteres Projekt in
Sibiu zielt auf die Unterstützung bewohner- und eigentümergetragener Sanierung
der Altstadt sowie die Neugestaltung des
öffentlichen Raums. Im Rahmen des Programms „Support for Cities“ unterstützt das
europäische URBACT-Netzwerk integrierte
Stadtentwicklungsprojekte in zehn rumänischen Städten.32
Polen
In polnischen Städten – insbesondere in
Warschau – lässt sich im Zuge marktwirtschaftlicher Entwicklungen zunehmend
ein Gegenüber neu errichteter (Luxus-)
Wohnareale und stark sanierungsbedürftiger Quartiere beobachten. Diese benachteiligten Stadtteile finden sich sowohl in der
gründerzeitlichen, stark vernachlässigten
Altbausubstanz als auch in den Großwohnsiedlungen des sozialistischen Städtebaus.
Spezifische Programme zur Entwicklung
solcher Stadtteile wurden in Polen bisher
noch nicht aufgelegt. Ähnlich wie in anderen Staaten Mittel- und Osteuropas sind Ansätze städtebaulicher Erneuerung in Polen
hauptsächlich auf der kommunalen Ebene
angesiedelt, wo lokale Entwicklungsstrategien, insbesondere auch Revitalisierungsmaßnahmen in benachteiligten Stadtteilen
erarbeitet werden sollen. Bürgerbeteiligung
ist bei Planungsverfahren zwar in einem gewissen Umfang vorgesehen und durch den
nationalen „Spatial Planning and Spatial
Management Act“ geregelt, allerdings sind
generelle Tendenzen in Richtung bottomup-basierter, integrierter Planung bisher
noch kaum erkennbar.31
Slowakei
Sozialräumliche Benachteiligung findet
sich in der Slowakei insbesondere in innerstädtischen Altbauquartieren und Großwohnsiedlungen sowie in – häufig isoliert
gelegenen – Wohnquartieren, in denen vom
slowakischen Staat seit den 1990er Jahren
Wohnraum speziell für die Volksgruppe
der Roma bereitgestellt wird. In der Slowakei gibt es bislang weder eine kohärente
Stadtpolitik noch ein nationales Programm
zur Lösung der Probleme benachteiligter
Stadtteile. Allerdings gibt es erste Ansätze
der Berücksichtigung städtischer Fragestellungen, die sich jedoch auf sektorale Politiken samt zugehöriger Regulierungen (z. B.
im Rahmen des „Slovakia Territorial Development Plan“), einzelne Handlungsfelder
oder Maßnahmen der Regionalplanung beschränken.33
Slowenien
Auch Slowenien hat auf nationaler Ebene
bislang kein integriertes Programm zur Entwicklung benachteiligter Stadtteile aufgelegt, jedoch existieren in unterschiedlichen
staatlichen Politiken eine Reihe sektoral
orientierter, ressortspezifischer Ansätze,
Strategien und Programme, die für eine integrierte Stadtentwicklung von Bedeutung
sind und zum Teil direkt auf die wachsenden städtischen Probleme reagieren. Hervorzuheben ist dabei die räumliche Entwicklungsstrategie für Slowenien („Spatial
Informationen zur Raumentwicklung
Heft 7/8.2007
Development Strategy“), die u. a. betont,
dass die Stabilisierung von benachteiligten
Stadtteilen Priorität genießen soll. Die Umsetzung ist dabei weitgehend der kommunalen Ebene überlassen. Mit ersten Ansätzen zu Stadtteilentwicklungskonzepten, die
über eine rein baulich-städtebauliche Erneuerung der Quartiere hinausgehen, wurde beispielsweise in Ljubljana begonnen.34
Tschechien
Zu den Ursachen für sozialräumliche Benachteiligung einzelner Stadtteile In Tschechien zählen – ähnlich wie in anderen
Ländern Mittel- und Osteuropas – die Deregulierung und Privatisierung des Wohnungsmarkts in den 1990er Jahren. Die
Probleme solcher Quartiere spielen in der
öffentlichen Diskussion Tschechiens bisher
eine untergeordnete Rolle, was sich u.a. im
Fehlen einer nationalen Stadtpolitik widerspiegelt. Erneuerungsansätze werden daher
auch hier vor allem auf kommunaler Ebene entwickelt, unterstützt durch einzelne
nationale Programme beispielsweise in
den Bereichen Wohnen, Umwelt, Verkehr.
Einen Rahmen dafür bilden kommunale
Stadtentwicklungspläne („Strategic Plans“),
die unter Mitwirkung von Politikern, Unternehmern und Bürgern im Sinne eines prozess- und konsensorientierten Verfahrens
erstellt werden. Wesentliches Ziel ist es, im
Zuge sowohl von Top-down- als auch Bottom-up-Prozessen partnerschaftlich Prioritäten der Stadt-, Wirtschafts- und sozialen
Entwicklung festzulegen.35
Ungarn
Zur Entwicklung benachteiligter Stadtteile in Ungarn ist ebenfalls bislang kein
Programm auf nationaler Ebene aufgelegt
worden. Vielmehr hat sich der Staat nach
der Wende 1989 weitgehend aus dem Stadtentwicklungsprozess zurückgezogen, und
erst seit 2006 existiert wieder ein Ministerium, das die wesentlichen Kompetenzen
der Raumordnungs-, Stadtentwicklungsund Baupolitik bündelt. Die bisherigen, fast
ausschließlich auf kommunaler Ebene angesiedelten Erneuerungsansätze in benachteiligten Stadtteilen richten sich im Schwerpunkt auf eine baulich-städtebauliche
Erneuerung. Zwar wurde in ungarischen
Städten der Bedarf für eine integrative gebietsbezogene Entwicklung benachteiligter
Stadtteile erkannt, jedoch stellt die Ent-
475
wicklung entsprechender Strategien die
Kommunen noch immer vor große Herausforderungen.36
Zypern
Ursache für sozialräumliche Benachteiligung, die sich in Zypern vor allem auf die
historischen Kerne der vier großen Städte
konzentriert, sind nicht – wie in vielen anderen EU-Mitgliedsstaaten – wirtschaftliche
Polarisierung und die räumliche Konzentration von stark benachteiligten Bevölkerungsgruppen, sondern Tendenzen starker
Bevölkerungs- und Unternehmenssuburbanisierung. Neben bestehenden städtebaulichen Problemen kommt es in der Folge zu
einer Veränderung der Bevölkerungsstruktur und ökonomischem Niedergang in den
Innenstädten. Zur Lösung dieser Probleme
werden in Zusammenarbeit von nationaler
und kommunaler Ebene Entwicklungsansätze erprobt, die sich vor allem auf die
baulich-städtebauliche Erneuerung der Innenstädte zwecks Attraktivitätssteigerung
konzentrieren.37
4 Schlussfolgerungen
Die Praxiserfahrungen in den 27 EUMitgliedstaaten zeigen – wenn auch mit von
Land zu Land unterschiedlicher Intensität –, dass integrierte Stadtentwicklungspolitik geeignet sein kann, Potenziale benachteiligter Stadtteile zu entwickeln. Insbesondere die Bedeutung des Zusammenhangs von Stadtentwicklung und sozialer
Kohäsion wird in den meisten Ländern herausgestellt. Die Ergebnisse des Vergleichs
integrierter Stadtentwicklungsansätze in
der EU lassen sich in folgenden Punkten
zusammenfassen:
• In allen 27 EU-Mitgliedstaaten haben sich infolge von Globalisierung und
Transformationsprozessen benachteiligte
Quartiere herausgebildet, die meist eine
komplexe Mischung aus städtebaulichen,
wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und
ökologischen Problemen aufweisen. Problemausprägungen und ihr Gewicht im gesamtstädtischen und regionalen Kontext
unterscheiden sich je nach der spezifischen
Situation und müssen im Einzelfall betrachtet werden.
(34)
Vgl. u. a. Černič Mali, Barbara;
Sendi, Richard et al.: Large
Housing Estates in Slovenia.
Success and fail factors of
policies. RESTATE report WP8.
– Utrecht 2005, S. 10 ff.; Ministrstva za okolje in proctor/Ministry of the Environment, Spatial
planning and Energy Slovenia:
SDSS – Spatial development
Strategy of Slovenia. – Ljublijana 2004, S. 15
(35)
Vgl. u. a. Sýkora, Ludek: Cities
in the Czech Republic. In: Cities
in the New EU Countries. Position, Problems, Policies. Hrsg.:
Ministry of the Interior and Kingdom Affairs. – Amstelveen 2004,
S. 17 ff.
(36)
Vgl. u.a. Dóvényi, Zoltán; Kovács, Zoltán: Stadtentwicklung
in Ungarn nach der Wende. In:
Zwischen Anpassung und Neuerfindung. Raumplanung und
Stadtentwicklung in den Staaten der EU-Osterweiterung. Planungsrundchau Nr. 11. Hrsg.:
Altrock, Uwe; Güntner, Simon
et al. – Cottbus 2004, S. 71;
Erdosi, Sándor; Geroházi, Eva
et al.: Large Housing Estates
in Hungary. Overview of developments and problems in
Budapest and Nyíregyháza.
RESTATE report 2c. – Utrecht
2003
(37)
Vgl. u. a. Demetriou, Christodoulos: Nicosia Urban Area.
In: Dubois-Taine, Geneviève
(Hrsg.): European Cities – Insights on Outskirts. From Helsinki to Nicosia. Eleven Case
Studies & Synthesis. COST Action C10. – Paris 2004. S. 237–
266 (255); Oktay, Derya: Cities
in Cyprus. In: Cities in the New
EU Countries. Position, Problems, Policies. Hrsg.: Ministry
of the Interior and Kingdom
Affairs. – Amstelveen 2004,
S. 67–72 (69)
476
Thomas Franke, Wolf-Christian Strauss:
Integrierte Stadtentwicklungspolitik für benachteiligte Stadtteile in Europa
• Integrierte Stadtentwicklung hat sich in
vielen Ländern als geeignetes Instrument
erwiesen, mit dem dieser Entwicklung entgegengewirkt werden kann.
• In Ländern, in denen bereits Ansätze integrierter Stadtentwicklung erfolgreich umgesetzt werden, spielt die nationale Ebene
als Impulsgeberin eine wichtige Rolle. Insbesondere von nationalen Programmen zur
integrierten Entwicklung benachteiligter
Stadtteile gehen starke Anstoßwirkungen
aus. Diese Motorenfunktion wird nicht nur
durch die Formulierung inhaltlicher Rahmenbedingungen, sondern auch durch die
Bereitstellung von Fördermitteln für die
Entwicklung benachteiligter Stadtteile ausgefüllt (z. B. in Dänemark, Deutschland,
Großbritannien).
• In den meisten westeuropäischen Mitgliedstaaten umfassen integrierte gebietsbezogene Ansätze zur Entwicklung
benachteiligter Stadtteile neben städtebaulichen Aspekten auch soziale und lokalwirtschaftliche Fragestellungen, Umweltbelange sowie Fragen der Integration ethnischer Minderheiten und der
(Aus-)Bildung benachteiligter Bevölkerungsgruppen.
• Eine Reihe von EU-Mitgliedstaaten, vor
allem der Großteil der mittel- und osteuropäischen Länder, konzentriert sich bei
der Entwicklung benachteiligter Stadtteile
auf städtebauliche Maßnahmen. Hier spielen die Privatisierung ehemals öffentlicher
Wohnungsbestände und ihre Folgen (unter
anderem private Desinvestition) eine zentrale Rolle. Erste Schritte in Richtung eines
integrierten Ansatzes der Stadtentwicklung
erfolgen häufig über die Verknüpfung städtebaulicher Maßnahmen mit solchen zur
Förderung der Lokalen Ökonomie (z. B. in
Rumänien).
• Integrierte Entwicklungskonzepte sind
in vielen Ländern (formalisierte) Basis sowie Instrument einer nachhaltigen Stadtentwicklungspolitik (z. B. in Dänemark,
Deutschland, den Niederlanden, Schweden,
Österreich und Luxemburg).
• Detaillierte Ziele, Strategien, Maßnahmen und Projekte sind dann besonders erfolgversprechend, wenn sie sich an einem
definierten Gebietsbezug orientieren.
• Vor allem in Ländern, in denen komplexe
integrierte Stadterneuerungspolitiken umgesetzt werden, spielt die Bündelung unterschiedlicher Finanzmittel auf nationaler, regionaler und/oder kommunaler Ebene eine
wichtige Rolle (Dänemark, Deutschland,
Frankreich, Großbritannien, Niederlande,
Schweden). Dies geht in den meisten Fällen
mit einem Vertragsschluss zwischen nationaler oder regionaler und kommunaler
Ebene einher.
• Insbesondere
in
westeuropäischen
EU-Ländern sind für die Umsetzung integrierter gebietsbezogener Ansätze gesonderte Management- und Organisationsstrukturen aufgebaut worden. Dabei stehen
die ressortübergreifende Zusammenarbeit
auf nationaler, regionaler und kommunaler
Ebene sowie die Vernetzung dieser Ebenen
untereinander im Vordergrund (z. B. in Dänemark, Deutschland, Frankreich, Großbritannien). Auf kommunaler Ebene wird
die Zusammenarbeit auch mit verwaltungsexternen Akteuren – in erster Linie mit der
Quartiersbevölkerung – beispielsweise im
Rahmen von Partnerschaften betont. Der
Erfolg integrierter gebietsbezogener Stadtentwicklungspolitik scheint somit von
einem geeigneten, auf Kooperation und
Koproduktion ausgerichteten Management
auf Verwaltungs- und Gebietsebene abhängig zu sein.
• Vor allem in westeuropäischen Mitgliedstaaten spielen Aktivierung und Beteiligung
der lokalen Bevölkerung bei der integrierten
Stadtentwicklung eine (zunehmend) große
Rolle. Im Rahmen eher städtebaulich fokussierter Ansätze in mittel- und osteuropäischen Ländern können Tendenzen in
diese Richtung beobachtet werden (z. B. in
Estland und Litauen).
• Gleiches gilt für die Dezentralisierung
von Entscheidungskompetenzen (Beteiligung, Empowerment), also ein Aufweichen
von Mustern herkömmlicher Top-downProzesse zugunsten von Governance-Ansätzen unter Beteiligung von Politik, Verwaltung, Wirtschaft, privaten Trägern und
Zivilgesellschaft, was bis zur demokratisch
legitimierten Ressourcenverfügung vor Ort
reichen kann.
• Die Integration von Bevölkerungsgruppen mit Migrationshintergrund gehört zu
den zentralen Herausforderungen in benachteiligten Stadtteilen.
Informationen zur Raumentwicklung
Heft 7/8.2007
Insgesamt zeigt sich, dass integrierte Ansätze zur gebietsbezogenen Entwicklung benachteiligter Stadtquartiere in zunehmend
mehr EU-Mitgliedstaaten als Strategien
zur Überwindung sozial-räumlicher Spaltungstendenzen eine Rolle spielen. Dabei
muss jedoch – trotz aller bisherigen Erfolge –
noch eine Reihe von Herausforderungen
bewältigt werden. So zeigen mehrere Evaluationsstudien, dass zwar Verbesserungen
in den Quartieren erzielt, allerdings noch
keine umfassenden Problemlösungen erreicht werden konnten. Vielfach ist die
ressortübergreifende Kooperation auf na-
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tionaler, regionaler und kommunaler Verwaltungsebene
verbesserungsbedürftig.
Umgekehrt wird für einige westeuropäische
EU-Staaten eine zu große Komplexität der
„Förderlandschaft“ und ihrer Organisationsstrukturen konstatiert. Fehlende Beteiligungstradition bzw. rechtliche Verankerung von Partizipation erschwert vielerorts
integrierte Ansätze auf der Umsetzungsebene. Generell erscheint es wünschenswert, baulich-städtebauliche Ziele noch
stärker um solche aus dem sozialen und
wirtschaftlichen Bereich zu ergänzen.