Merkel will Europa von ihrem Asylkurs überzeugen
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Merkel will Europa von ihrem Asylkurs überzeugen
GERSTHOFER ZEITUNG | MEITINGER NACHRICHTEN ... Augsburger Allgemeine Ein Fest der Sinnlichkeit So bewertet unser Kritiker die Akustik in der Elbphilharmonie Feuilleton FREITAG, 13. JANUAR 2017 Fünf Jahre danach Was von der Costa Concordia übrig blieb Die Dritte Seite Wolkig, 3 Grad An den Alpen fällt der meiste Neuschnee Wetter PREIS ¤ 1,80 www.augsburgerallgemeineland.de AUSGABE LN | NR. 10 | 73. JAHRGANG Liebesgrüße aus Moskau Wirtschaft will junge Afghanen behalten So wird aus dem A ein WER Ab dem 1. März dürfen Landkreisbürger ein A, SMÜ oder WER als Kennzeichen führen. Aussuchen dürfen sie ihre Lieblingskombination schon früher. »Lokales Seite 1 Arbeit Handwerk und Industrie fordern: Wer eine Lehre macht, soll nicht abgeschoben werden VON MICHAEL KERLER Augsburg In der regionalen Wirtschaft wächst die Befürchtung, dass der Umgang mit Flüchtlingen in Bayern in die falsche Richtung läuft. Viele Betriebe in unserer Region haben Flüchtlingen einen Ausbildungsplatz gegeben. Jetzt fürchten die Unternehmen, dass diese überraschend abgeschoben werden. „Wir haben einen hohen Anteil an Afghanen in Ausbildung – diese sind plötzlich über Nacht nicht mehr erwünscht“, sagte Andreas Kopton, Präsident der Industrie- und Handelskammer Schwaben (IHK) unserer Zeitung. Die Schuld daran gibt er der Bayerischen Staatsregierung – insbesondere CSU-Innenminister Joachim Herrmann. Wie groß ist das Problem? Der IHK zufolge befinden sich in Schwaben derzeit rund 500 Flüchtlinge in Ausbildung in Handwerk und Industrie, davon nehmen 202 am Vorzeigeprojekt „Junge Flüchtlinge in Ausbildung“ teil – ein großer Teil seien Afghanen. Obwohl in einigen Regionen Afghanistans gekämpft wird, gelten andere Teile des Landes inzwischen als sicher, sodass Abschiebungen stattfinden können. Per Flugzeug ist dies bereits vorgekommen. Bei der IHK ist der Fall eines jungen Mannes bekannt, der trotz Aussicht auf eine Lehre im Januar in seine Heimat zurückkehren musste. Bei der Handwerkskammer für Schwaben zählte man 2016 genau 79 Afghanen mit neuem Lehrvertrag und 27 in einer Einstiegsqualifizierung. Sie seien „massiv von Abschiebung bedroht“. Konkrete Erfahrungen mit abgelehnten Asylanträgen hat die Handwerkskammer in sieben Fällen, beispielsweise bei einem Bäcker in Kaufbeuren. Die regionale Wirtschaft betont, sie habe sich auf die Regel verlassen, wonach Flüchtlinge nach einer dreijährigen Lehre mindestens zwei Jahre hier arbeiten dürfen. „Bayern hat diese 3-plus-2-Regel massiv ein- Tief „Egon“ bringt Sturm und Schnee Augsburg Schnee, massenweise Schnee, Orkanböen und Schneeverwehungen: Das ist er, der Winter – von seiner ungemütlichen Seite. Schuld daran ist „Egon“. Das Tief hat in der Nacht innerhalb weniger Stunden große Teile Deutschlands mit bis zu 30 Zentimetern Neuschnee überzogen. In Bayern war es vor allem der heftige Sturm, der vielerorts die Menschen um den Schlaf brachte. Die Deutsche Bahn hat vorsorglich reagiert – und für ihre ICE-Züge für Freitag ein Tempolimit von 200 Stundenkilometern vorgeschrieben, um Zugausfälle und Verspätungen durch herabfallende Eisklumpen und aufwirbelnde Schottersteine zu vermeiden. Wodurch es im Fernverkehr zu Verzögerungen von zehn bis 20 Minuten kommen kann. (AZ) geschränkt“, sagt IHK-Ausbildungsleiterin Josefine Steiger. Grund für den Ärger ist eine Anweisung aus dem bayerischen Innenministerium vom 1. September. Demnach bezieht sich der Ausbildungspakt nur auf anerkannte Flüchtlinge und Asylbewerber mit hoher Bleibeperspektive – also aus Syrien, Iran, Irak, Somalia und Eritrea. Afghanistan ist nicht darunter. Die Ämter zögern den Kammern zufolge jetzt oft, Afghanen noch eine Arbeitserlaubnis zu geben. Hans-Peter Rauch, Präsident der Handwerkskammer für Schwaben, fordert deshalb: „Wenn ein Afghane eine Ausbildung bekommen hat, muss er sie fertig machen und zwei Jahre hier arbeiten können.“ Hauptgeschäftsführer Ulrich Wagner warnt davor, die Flüchtlinge zu frustrieren: „Hier entsteht Sprengstoff ohne Ende.“ Denn die jetzige Politik raube jungen Flüchtlingen ihre Perspektive, am Ende könnten sie aber doch nicht abgeschoben werden, weil zum Beispiel Dokumente fehlen. Das stützen neue Zahlen: Demnach sind in Deutschland von Januar bis November 2016 nur 368 Menschen in nordafrikanische Länder abgeschoben worden, gleichzeitig lehnten die Behörden 8363 Asylanträge von dort ab. »Kommentar Abgeschobene Nordafrikaner Trotz Absprachen mit den nordafrika nischen Staaten sind im vergange nen Jahr nur 4,4 Prozent der abge lehnten Asylbewerber zurückge führt worden. Anträge Anträge Abge gestellt abgelehnt schoben Ägypten Algerien Libyen Marokko Tunesien 1702 3416 1070 3829 902 1373 2932 534 2732 792 18 140 0 99 111 (Quelle: Bamf, BMI) Kommentar VON MICHAEL KERLER » [email protected] Schieben wir die Falschen ab? W Von Agenten, Präsidenten und einem fehlenden Happy End Ein britischer Geheimagent, der zwischen die Fronten Moskaus und Washingtons gerät, amouröse Geschichten inklusive? Hach je, ginge es doch nur um Kino und James Bond. „Liebesgrüße aus Moskau“, der Film aus dem Jahr 1963, ist jedenfalls recht harmlos, verglichen mit dem Schmierentheater rund um Donald Trump und jenem erpresserischen Material, das angeblich in irgendwelchen Moskauer Tre- soren gegen ihn vorhanden ist. Immerhin, und wie in der Politik zu lesen ist: Der britische Ex-Agent, der das Geheimdossier erstellt hat, ist nun enttarnt worden. Und Trump? Streitet alles ab und keilt weiter stillos um sich, sodass sich nicht nur im Leitartikel die Frage stellt, was da noch alles auf uns zukommt. Ein Happy End wie im Film? Wir werden viel WodkaMartini brauchen! Foto: dpa Schwere Rüge für Gabriel Rechnungshof Ministerium fehlt Überblick über Kosten der Energiewende VON MARTIN FERBER Berlin Der Bundesrechnungshof hat massive Kritik an dem von SPDChef Sigmar Gabriel geführten Wirtschaftsministerium geübt. Das Haus habe „keinen Überblick über die finanziellen Auswirkungen der Energiewende“, heißt es in einem 39-seitigen Prüfbericht an den Haushaltsausschuss des Bundestags, der unserer Zeitung vorliegt. Ohne Gabriel beim Namen zu nennen, der als SPD-Kanzlerkandidat im Gespräch ist, warfen die Prüfer dem Ministerium schwerwiegende Organisationsmängel vor. So gebe es weder innerhalb des Resorts, noch innerhalb der Bundesregierung oder mit den Bundesländern Absprachen zur Gestaltung der Energiewende. Die Folge seien Doppelarbeit und zum Teil doppelte Förderungen. Das Wirtschaftsministerium wies in einer Stellungnahme die Vorwürfe als „nicht nachvollziehbar“ zu- Rüpel am Steuer Verkehr Darf man mit seinem Auto zwei Stellplätze belegen? VON JOSEF KARG Augsburg Rüpel, die ihre Ellbogen ausfahren, oder Egoisten, die sich nichts um andere scheren – die Zahl der Menschen, die sich rücksichtslos nur ums eigene Wohl kümmern, nimmt zu. Speziell im Verkehr tritt dieses Phänomen millionenfach auf. Nicht die gefährlichste, aber durchaus eine lästige Subspezies des Autofahrers ist der sogenannte Mittelparker. Zwar gibt es noch keine offiziellen Studien, ob die Zahl derer zunimmt, die ihr Automobil mittig zwischen zwei Parkplätzen abstellen. Tatsache ist aber, dass Blickpunkt Lokales sich täglich Tausende auf deutschen Parkplätzen über diejenigen ärgern, die mit ihrem Fahrzeug freie Stellplätze blockieren. In einschlägigen Verkehrsforen im Internet diskutieren sich Autofahrer die Köpfe heiß. Da wird über Moral geschwafelt und Rücksichtslosigkeit beklagt. Rechtlich ist die Tat des Mittelparkens klar: Denn in Paragraf zwölf, Absatz sechs der Straßenverkehrsordnung heißt es knapp und verständlich: „Es ist platzsparend zu parken.“ Laut ADAC kann ein Verstoß mit zehn Euro Foto: macrovector, Fotolia Bußgeld geahndet werden. Das gilt selbst für diejenigen, die sich mit zwei Parktickets zwei freie Plätze erkaufen wollen. Denn man bezahlt eine Parkgebühr und keine Stellplatzmiete für die Anzahl der belegten Plätze. Einen gesetzlich geregelten Rangierabstand gibt es indes nicht. Einen halben Meter auf beiden Seiten sollte man den Nachbarn aber zugestehen, rät der Autoklub. Und weil wir schon bei Verkehrsregeln sind: Im Kampf um einen Parkplatz eine Parklücke beispielsweise von seinem Beifahrer freihalten zu lassen, ist ebenfalls verboten. Die Rechtssprechung erlaubt sogar, den „Besetzer“ wegzudrängen. Denn in diesem Fall gilt: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. rück. Mit den Reformen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) sei es gelungen, mehr Wettbewerb in das System zu bringen. Dagegen kritisierten die Rechnungsprüfer, dass es der Bundesregierung bislang nicht gelungen sei, ein funktionierendes Controlling der Förderprogramme zu installieren. Die Folge: Ineffiziente Förderprogramme würden verlängert und sogar aufgestockt. Mehr dazu lesen Sie auf der Politik. Die Konjunktur brummt Berlin Die deutsche Wirtschaft wächst so stark wie zuletzt vor fünf Jahren – und spült Milliarden in die öffentlichen Kassen. Prompt weckte der Überschuss Begehrlichkeiten, wie auf der Politik steht: Während Bundesfinanzminister Schäuble (CDU) mit dem Plus von 6,2 Milliarden Euro Schulden abbauen will, pocht der Koalitionspartner SPD auf zusätzliche Investitionen und – wie auch CSU-Politiker und Ökonomen – auf Entlastungen der Bürger. Unterm Strich legte Europas größte Volkswirtschaft 2016 nach vorläufigen Zahlen um 1,9 Prozent zu, lesen Sie in der Wirtschaft. Als entscheidende konjunkturelle Stütze – mit mehr als der Hälfte der gesamten Wirtschaftsleistung – erwies sich abermals der Konsum der privaten Haushalte. (dpa) er heute die Stimmung der Bevölkerung beobachtet, aber auch die Anschläge der vergangenen Monate bedenkt, muss sich fragen, ob in der Flüchtlingspolitik der Kompass passt. So scheint es zum Beispiel, als schiebe Deutschland die falschen Asylbewerber ab. Einzelfälle in unserer Region zeigen, dass plötzlich gut integrierte Flüchtlinge von Abschiebung bedroht sind – häufig, nachdem sie jahrelang hier leben, die Sprache lernen und Freunde in den Städten und Gemeinden gefunden haben. Ihre drohende Abschiebung weckt nicht selten Solidarität. Die Wirtschaft in unserer Region kritisiert zu Recht, dass es falsch ist, wenn Flüchtlinge gehen müssen, obwohl sie einen Lehrvertrag unterschrieben haben. Um solche tragischen Fälle zu vermeiden, müssen die Asylverfahren schneller werden. Umgekehrt ist Deutschland viel zu zögerlich mit den problematischen Fällen: Der Bus-Attentäter auf den Berliner Weihnachtsmarkt war als Gefährder bekannt. Andere Asylsuchende werden kriminell oder missachten die Hilfsbereitschaft – man denke nur an die Übergriffe in Köln an Silvester 2015. Hier muss der Staat auch im Vorfeld noch viel härter vorgehen. Heute mit Ihrer Alle Wochen-Hi ghlights Alle Spielfilme bewertet Das Fernsehmagazin Ihrer Zeitung Auf einen Blick Augsburg 28–36 Bayern 11–13 Capito 13 Fernsehen aktuell am Freitag 14 Feuilleton 16 Feuilleton regional 24 Medien 15 Panorama Politik Rätsel/Sudoku Roman Sport Sport regional Wetter Wirtschaft 17–18 4–6 18 10 19–20 21 10 6–9 Kontakt Redaktion Tel. 08 21 / 2 98 21 40 Fax (08 21) 2 98 21 55 [email protected] Anzeigen Tel. 08 21 / 2 98 21 90 [email protected] AboService Tel. 08 21 / 2 98 21 30 [email protected] 2 50002 4 192394 801809