Du führst uns ins Weite

Transcrição

Du führst uns ins Weite
Du führst uns
ins Weite
Exerzitien im Alltag
Du weißt um das, was mir im Weg steht
Fastenzeit 2008
4. Woche
Inhalt
Vorbereitungsgebet für jeden Tag ............................................................. 3
Lied der Woche .......................................................................................... 4
Geliebt – in allem ...................................................................................... 5
Ich nehme wahr, was mir im Weg steht.................................................... 6
Ich lasse mich von Hindernissen nicht entmutigen ................................ 8
Ich prüfe, wie entschieden ich lebe........................................................... 9
Ich lasse mich heilen ............................................................................... 10
Ich überlasse mich IHM .......................................................................... 11
Zurückschauen und Vertiefen ................................................................. 13
Impressum
Herausgeber:
Bischöfliches Generalvikariat Münster, Hauptabteilung Seelsorge, 48135 Münster
Telefon: 0251 495-548, E-Mail: [email protected]
Copyright:
Bischöfliches Ordinariat Augsburg, Referat Spirituelle Dienste, Exerzitien im Alltag, Ottmarsgäßchen 8, 86152 Augsburg
Texte erarbeitet von:
Franz-Reinhard Daffner, Domkapitular im Bischöflichen Ordinariat Augsburg sowie die
hauptamtlichen Mitarbeiter Claudia Nietsch-Ochs, Pastoralreferentin; Karola Pretzl-Weigant,
Gemeindereferentin; Georg Schneider, Pfarrer; Regina Wühr, Gemeindereferentin
Koordination: Georg Garz
Technische Herstellung: dialogverlag Münster, 2007
Titelbild: © Sieger Köder, Der gute Hirte
Trotz umfangreicher Bemühungen ist es nicht gelungen, alle Urheberrechtsfragen zu klären.
Autoren, die einen Text entdecken, dessen Rechte sie besitzen, mögen sich an den Herausgeber wenden.
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Vorbereitungsgebet für jeden Tag
Herr, in deine Hände lege ich meinen Weg,
begleite mich.
Herr, in deine Hände lege ich meine Zeit,
erbarme dich.
Herr, in deine Hände lege ich meine Angst,
erhöre mich.
Herr, in deine Hände lege ich mein Herz,
erfülle mich.
Herr, in deine Hände lege ich meinen Schmerz,
erlöse mich.
Gregor Linssen in: Zeit mit Gott. Ein Stundenbuch, Bischof Franz-Josef Bode,
© Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2005
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4. Woche
Lied für die Woche
Melodie: Winfried Heurich
Text,1: Eugen Eckert
© Studio Union im Lahn Verlag, Kevelaer
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4. Woche
1. Tag
Geliebt – in allem
Jahwe hat Lust an mir (Psalm 18,20 in der Übersetzung von F. Stier). Vielleicht bin ich über diesen Klang überrascht... ER gibt mir Leben, weil er
mich liebt. ER hilft mir zum Leben. Darauf kann ich bauen, weil Jesus in
Liebe auf mich schaut.
Ich lese:
[...] Ich hatte ein ziemlich gutes Verhältnis zum Herrn. Ich pflegte ihn um
Dinge zu bitten und mich mit ihm zu unterhalten, ihn zu loben und ihm
zu danken.
Aber ich hatte stets das unangenehme Gefühl, er wolle mich veranlassen,
ihm in die Augen zu sehen. Und ich wollte nicht. Ich redete zwar, blickte
aber weg, wenn ich spürte, dass er mich ansah. Immer sah ich weg, und
ich wusste warum. Ich hatte Angst, einen Vorwurf dort zu finden wegen
irgendeiner noch nicht bereuten Sünde. Ich dachte, ich würde auf eine
Forderung stoßen: irgend etwas wollte er wohl von mir.
Eines Tages fasste ich Mut und blickte ihn an! Da war kein Vorwurf. Da
war keine Forderung. Die Augen sagten nur: „Ich liebe dich.“ Ich blickte
lange in diese Augen, forschend blickte ich in sie hinein. Doch die einzige
Botschaft lautete: „Ich liebe dich.“ [...]
Anthony de Mello, Warum der Vogel singt, S. 86, Aus dem Englischen von Ursula Schottelius © Verlag Herder, Freiburg im Breisgau, 28. Gesamtauflage 2005
Ihm nicht in die Augen schauen - kenne ich das von mir?
Von ihm liebevoll angeschaut werden...?
Ich nehme das „Ich liebe dich“ in mein Beten hinein
Ich höre auf das Echo in mir...
Ich bete oder singe das „Lied für die Woche“.
Im Tagesrückblick könnte ich heute nach Augenblicken Ausschau halten,
in denen Jesus mir heute zugesprochen hat: „Ich liebe dich.“
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4. Woche
2. Tag
Ich nehme wahr, was mir im Weg steht
Mein Lebensweg geht nicht „glatt“. Manches liegt im Weg, manches lege
ich mir in den Weg.
Heute schaue ich auf Stolpersteine und Hindernisse, die ich aus meinem
Leben kenne, und solche, die ich zurzeit erlebe.
Was kommt mir in den Sinn, was möchte ich als Erstes anschauen?
 Ich kann in drei Richtungen schauen: zu Gott hin, zu meinen Mitmenschen, zu mir selbst...
 Ich kann mich auch vom Lied „Meine engen Grenzen“ leiten und ansprechen lassen.
Wo bewegen mich...
...meine engen Grenzen...
...meine kurze Sicht
...meine Ohnmacht
...was mich beugt und lähmt
...verlorenes Zutrauen... Ängstlichkeit
...Ich ergänze, damit daraus mein Lied wird.
 Wo sind die „Stolpersteine“? Wo bin ich „stehengeblieben“?
 Ich kann auch einen „Hindernisparcours“ malen, meinen Weg mit den
Hindernissen, die Leben erschweren und blockieren.
 Vielleicht gibt es auch mein „Unerledigtes“, das ich schon lange mit
mir herumtrage...
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4. Woche
2. Tag
Übung für die Woche:
Was ich bisher wegschieben wollte, was ich „unterschwellig“ spüre, wahrnehmen und das Zulassen einüben…
oder: Mich entscheiden, etwas schon lange „Unerledigtes“ zu erledigen.
Gebet
So soll, was in uns dunkel ist,
was schwer uns auf dem Herzen liegt,
aufbrechen unter deinem Licht
und dir sich öffnen, Herr und Gott.
Blick tief in unser Herz hinein,
sieh unser ganzes Leben an:
Noch manches Arge liegt in uns,
was nur dein Licht erhellen kann.
Hymnus „Nacht und Gewölk und Finsternis“ aus dem Stundenbuch für die katholischen
Bistümer des deutschen Sprachgebietes. 3. und 5. Strophe, Band III, S. 253.
Die Ständige Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im
deutschen Sprachgebiet erteilte für den aus dem Stundenbuch entnommenen Text die
Abdruckerlaubnis.
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4. Woche
3. Tag
Ich lasse mich von Hindernissen nicht entmutigen
Mein Misstrauen kann abnehmen, mein „schwacher Glaube“ darf wachsen am „großen Glauben“ der Frau.
Von dort zog sich Jesus in das Gebiet von Tyrus und Sidon zurück.
Da kam eine kanaanäische Frau aus jener Gegend zu ihm und rief: Hab
Erbarmen mit mir, Herr, du Sohn Davids! Meine Tochter wird von einem
Dämon gequält.
Jesus aber gab ihr keine Antwort. Da traten seine Jünger zu ihm und baten: Befrei sie (von ihrer Sorge), denn sie schreit hinter uns her.
Er antwortete: Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel
gesandt.
Doch die Frau kam, fiel vor ihm nieder und sagte: Herr, hilf mir!
Er erwiderte: Es ist nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen und
den Hunden vorzuwerfen.
Da entgegnete sie: Ja, du hast recht, Herr! Aber selbst die Hunde bekommen von den Brotresten, die vom Tisch ihrer Herren fallen.
Darauf antwortete ihr Jesus: Frau, dein Glaube ist groß. Was du willst,
soll geschehen. Und von dieser Stunde an war ihre Tochter geheilt.
Matthäus 15,21-28
Eine Frau erfährt Widerstände und Hindernisse. Sie lässt sich nicht abhalten, sie gibt nicht auf.
Ich schaue auf diese Frau und sehe, wo und wie ich vorkomme...
Wenn ich merke, dass zu Vieles „hochkommt“, kann ein persönliches
Gespräch mit einer Begleiterin/einem Begleiter in den Exerzitien im Alltag eine Hilfe sein.
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4. Woche
4. Tag
Ich prüfe, wie entschieden ich lebe
Die vielen großen und kleinen Entscheidungen, die ich treffe, sind immer
wieder ein „Hindernisparcours“. An ihnen entscheidet sich auch das
„Profil“ meines Lebens und Glaubens. Der folgende Schrifttext möchte
dazu einladen. Die Überraschung:
Erst Ja, dann Nein bzw. Erst Nein, dann doch Ja.
Was meint ihr? Ein Mann hatte zwei Söhne. Er ging zum ersten und sagte: Mein Sohn, geh und arbeite heute im Weinberg!
Er antwortete: Ja, Herr, ging aber nicht.
Da wandte er sich an den zweiten Sohn und sagte zu ihm dasselbe.
Dieser antwortete: Ich will nicht. Später aber reute es ihn, und er ging
doch.
Wer von den beiden hat den Willen seines Vaters erfüllt? Sie antworteten: Der zweite.
Matthäus 21, 28-32
Auf die Weise der ignatianischen Schriftbetrachtung ins Gebet kommen
und dann eine, zwei Entscheidungen der letzten Tage anschauen, die mir
noch nachgehen…
 Wie ist meine Weise, Entscheidungen zu treffen?
…größere… kleinere…
Mache ich das spontan, eher schnell…
…überlege ich lange…
…wäge ich ab...
...schiebe ich auf...
Meine „Ja“ und meine „Nein“...
 Wie entschieden bin ich?
 Wie kommen meine Entscheidungen und mein Unentschiedensein in
meinem Beten vor?
Persönliches Gebet zum Abschluss.
Beim Tagesrückblick nehme ich einige Entscheidungen dieses Tages in
den Blick.
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4. Woche
5. Tag
Ich lasse mich heilen
Manches ist mir in den letzten Tagen aufgegangen. Das eine kann ich
leichter annehmen, mit manchem tue ich mich schwer.
Anderes mag ich gar nicht angehen. Die Begegnung der kranken Frau mit
Jesus kann auch meine Begegnung mit ihm werden. Ich schaue auf ihn
und das, was für mich „meine ganze Wahrheit“ ist. Alles darf da sein vor
ihm. Und auch ich höre: Du sollst von deinem Leiden, ... vom Dunklen in
dir, von dem, was deinem Leben im Weg steht... geheilt sein.
Da ging Jesus mit ihm. Viele Menschen folgten ihm und drängten sich
um ihn.
Darunter war eine Frau, die schon zwölf Jahre an Blutungen litt.
Sie war von vielen Ärzten behandelt worden und hatte dabei sehr zu leiden; ihr ganzes Vermögen hatte sie ausgegeben, aber es hatte ihr nichts
genutzt, sondern ihr Zustand war immer schlimmer geworden.
Sie hatte von Jesus gehört. Nun drängte sie sich in der Menge von hinten
an ihn heran und berührte sein Gewand.
Denn sie sagte sich: Wenn ich auch nur sein Gewand berühre, werde ich
geheilt.
Sofort hörte die Blutung auf, und sie spürte deutlich, dass sie von ihrem
Leiden geheilt war.
Im selben Augenblick fühlte Jesus, dass eine Kraft von ihm ausströmte,
und er wandte sich in dem Gedränge um und fragte: Wer hat mein Gewand berührt?
Seine Jünger sagten zu ihm: Du siehst doch, wie sich die Leute um dich
drängen, und da fragst du: Wer hat mich berührt?
Er blickte umher, um zu sehen, wer es getan hatte.
Da kam die Frau, zitternd vor Furcht, weil sie wusste, was mit ihr geschehen war; sie fiel vor ihm nieder und sagte ihm die ganze Wahrheit.
Er aber sagte zu ihr: Meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen.
Geh in Frieden! Du sollst von deinem Leiden geheilt sein.
Markus 5, 24-34
 Ich lasse mich einladen zur Feier der Versöhnung im Bußsakrament.
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4. Woche
6. Tag
Ich überlasse mich IHM
Ich lege das Bild „Der gute Hirte“ von Sieger Köder vor mich hin und
verweile. Der Hirte hat viel Weite und Raum. Auch meine Schritte, die suchen, Umwege gehen, Leben verlieren, finden zu ihm in die Weite seiner
Liebe.
Der gute Hirte
Sieger Köder
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4. Woche
6. Tag
 Zum Abschluss bete ich und überlasse mich IHM:
Jesus, Heiland, Freund und Bruder,
ich lege meine Angst – in dein Vertrauen.
Ich lege meine Wunden – in deine heilenden Hände.
Ich lege meine Scham – in dein Verstehen.
Ich lege meine Schuld – in dein Erbarmen.
Ich lege meine Sehnsucht – in deinen Traum vom Leben.
Ich lege meine Grenzen – in deinen Blick voll Liebe.
Ich lege meine Unsicherheit – in deinen festen Schritt.
Ich lege meine Masken – in deine Ehrlichkeit.
Ich lege mein Dunkel – in dein Versöhnen.
Ich lege meine Unruhe – in deine Stille.
Ich lege meine Armut – in deine Fülle.
Jesus, Heiland, Freund und Bruder,
ich lege mein Herz,
das sich nach Liebe sehnt,
in dein Herz, das die Liebe ist
und das Leben
und die Lebendigkeit. Amen.
Alfons Gerhardt
Aus: Bischof Franz-Josef Bode, Zeit mit Gott. Ein Stundenbuch
© 2005 Verlag Katholisches Bibelwerk GmbH, Stuttgart
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4. Woche
7. Tag
Zurückschauen und vertiefen
Heute schaue ich auf die vierte Woche zurück:
1. Tag
2. Tag
3. Tag
4. Tag
5. Tag
6. Tag
Geliebt - in allem
Ich nehme wahr, was mir im Weg steht
Ich lasse mich von Hindernissen nicht entmutigen
Ich prüfe, wie entschieden ich lebe
Ich lasse mich heilen
Ich überlasse mich IHM
Ich komme auf einen Impuls dieser Woche noch einmal zurück als Wiederholung und Vertiefung oder weil ich mich schwer tat.
Ich schreibe einige Gedanken auf und überlege, was ich in der Gruppe
sagen will.
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Bischöfliches Generalvikariat Münster
Hauptabteilung Seelsorge
Rosenstraße 16
48143 Münster
Telefon 0251 495-548
Telefax 0251 495-7548
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