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week MOVIE
LOOK WHO’S
TALKING
Animationsfilme wie «Robots» leben
nicht nur von der Grafik, sondern auch
von prominenten Sprechern – und das
kostet natürlich.
TEXT UND INTERVIEW BENJAMIN BÖGLI
Für die grossen Animation-Studios gehört
es zum guten Ton und vor allem zur Marketing-Strategie, dass sie ihren ComputerKreationen mit Hilfe von wohlklingenden
Namen Gehör verschaffen. Am protzigsten bewirbt die Firma Dreamworks ihre
Filme mit Big Names. Auf ihren Werbeplakaten – zuletzt für den Film «Shark Tale»
– präsentieren sie Namen wie Will Smith
oder Angelina Jolie in fetten Lettern. Aber
auch andere Studios wie Blue Sky, das diese Woche mit dem neuen Animationsspektakel «Robots» in die Schweizer Kinos
kommt, wollen das Publikum mit Hollywood-Stars vor die Leinwand locken: Halle Berry, Robin Williams und Ewan
McGregor liehen den animierten Blechmenschen ihre Stimme. In der deutschen
Fassung, die in den meisten hiesigen
Kinos zu sehen ist, standen Bully Herbig,
Sarah Connor und Oliver Kalkofe hinter
den Mikrofonen.
Um an solche publikumswirksamen
Menschen heranzukommen, müssen die
Studios allerdings tief in die Tasche greifen. In den USA erhält ein Star in etwa die
Hälfte einer regulären Film-Gage. Cameron Diaz beispielsweise verkaufte ihre
Stimme und ihren Namen für die Sprechrolle in «Shrek 2» für zehn Millionen Dollar. Der Aufwand für die Schauspieler
wiederum ist verhältnismässig gering: Sie
sind bloss für eine kurze Zeit im Einsatz,
die Studio-Präsenzzeiten können sie
meist individuell und ohne Rücksicht auf
ihre Kollegen bestimmen und dürfen ihre
Zeilen sogar ablesen – wie beim Hörspiel.
Will Smith, der in «Shark Tale» den
Hauptfisch vertonte, sieht auch noch
einen anderen Vorteil: «Ich konnte mich
für einmal voll auf meine Stimme konzentrieren, ganz ohne Kamera. Dies hatte
etwas Befreiendes, das mir auch für die
Schauspielerei Impulse gibt.»
Animationsfilme bieten Schauspielern
also eine lukrative Alternative zur Arbeit
vor der Kamera – und alternden Stars
manchmal sogar die Chance zum Comeback. So verbirgt sich etwa in «Robots»
hinter Bigweld, einer der Hauptfiguren,
die Stimme des 78-jährigen Mel Brooks.
Für die Schweiz übernahm der Schauspieler Erich Vock (siehe Interview) diesen Part.
«ROBOTS», BLUE SKY ANIMATION, REGIE: CHRIS
WEDGE, CARLOS SALDANHA. JETZT IM KINO.
week MOVIE
«ACHT STUNDEN ALLEINE
MIT DEM MIKROFON»
Erich, in «Robots» leihst du der Figur Bigweld deine Stimme. Wie bist du zu diesem
Job gekommen?
Fox-Warner, der Filmverleih von
«Robots», hat mich angefragt. Zu Beginn
war ich skeptisch wegen des Titels, da ich
technisch weder besonders begabt noch
interessiert bin und auch Science-Fiction
nicht wirklich mag. Als ich aber die ersten
Bilder sah, war ich begeistert.
Wie läuft ein Sprech-Auftrag für einen
solchen Animationsfilm genau ab?
Man steht im Studio mit einem
Mikrofon, in der Hand das Drehbuch, auf
einer Leinwand läuft der Film, und man
spricht sozusagen zum Bild. Den Text muss
man natürlich einigermassen auswendig
können.
Ist der Aufwand für eine Sprechrolle vergleichbar mit jenem für eine Spielrolle auf
der Bühne oder im Kino?
Es beansprucht viel weniger Zeit.
Meinen Part hatten wir in einem Tag aufgenommen. Es ist aber auch sehr anstrengend: Du bist acht Stunden alleine
mit dem Mikrofon und musst permanent
sprechen.
Lohnt sich ein solcher Job finanziell?
Ja. Aber solche Sprechrollen gibts ja
nicht viele. Zudem machts wirklich Spass:
Wir nahmen im Studio in München auf –
das war superprofessionell.
Zum Schluss: Welcher ist dein liebster
Animationsfilm?
Ganz klar «Schneewittchen» von
Disney. Zuerst hatte ich den Film auf Video
und jetzt auch noch auf DVD.
Der Schweizer Schauspieler Erich Vock ist die Stimme von Bigweld.
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