Übersetzung Aeneis 4,1-30

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Übersetzung Aeneis 4,1-30
Übersetzung Aeneis 4,1-30
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Aber die Königin, die schon lange von schwerer Liebesqual verwundet war,
nährt die Wunde in ihren Adern und wird vom verborgenen Feuer verzehrt.
Die vielfältige Tugend des Mannes und die vielfältige Ehre des Geschlechts kommt
ihr immer wieder in den Sinn; in der Brust eingeprägt haften seine Gesichtszüge und
seine Worte, und nicht gibt die Sorge den Gliedern sanfte Ruhe.
[...]
„Anna, Schwester, welche Traumerscheinungen erschrecken mich Aufgewühlte?
Welcher neue Gast ist hier an unsere Stätten herangekommen,
mit was für einem edlen Ausdruck, mit welch starker Brust und (starken) Armen!
[...]
Anna (ich werde es dir nämlich offen eingestehen), nach den Schicksalsschlägen des
armen Sychaeus, meines Gatten, und (nach) den von brüderlichem Blut besprengten
Penaten hat dieser alleine meine Sinne gerührt und meine wankende Seele
erschüttert. Ich erkenne die Spuren der alten (Liebes-)Glut.
Aber ich wünschte, dass mir eher die tiefste Erde sich öffnete
[...]
bevor, Scham, ich dich verletze oder deine Rechte auflöse.
Jener, der als erster mich mit sich verbunden hat, hat meine Liebe
mit sich genommen; jener soll sie bei sich haben und (sie) bei sich im Grab bewahren.“
So gesprochen füllte sie ihre Brust mit hervorgequollenen Tränen.