ROTENBURGER WERKE DER INNEREN MISSION
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ROTENBURGER WERKE DER INNEREN MISSION
ROTENBURGER WERKE DER INNEREN MISSION Evangelische Einrichtungen und Dienste für Menschen mit Behinderung … dem ganzen Menschen zugewandt! UNTERNEHMENSVERFASSUNG Bernd Röhrs, 1992 „Ein Mensch“ – Öl auf Karton LEITBILD … dem ganzen Menschen zugewandt! Die Rotenburger Werke der Inneren Mission e.V. sind Träger verschiedener Einrichtungen und Dienste für Menschen mit geistiger, körperlicher und seelischer Behinderung. Sie arbeiten mit dem Ziel, Menschen mit Behinderung dabei zu assistieren, ein ihrer Person entsprechendes selbstbestimmtes und selbständiges Leben inmitten der Gesellschaft zu führen. Die Rotenburger Werke der Inneren Mission e.V. verstehen ihre Arbeit als den Versuch, erfahrbar zu machen, dass Gott allen Menschen gleiche Würde und gleiches Lebensrecht schenkt. Sie sind ein Ort, an dem die von Jesus Christus bezeugte und gelebte Nächstenliebe als Achtung der Würde konkret werden soll. Auch für die Zukunft stellen sie sich in die Tradition der Inneren Mission, die als geistliche Bewegung die Kultur des Sozialen in unserem Land entscheidend beeinflusst hat und in der das Eintreten für Gerechtigkeit und das Zeugnis von der Liebe Gottes zusammengehören. Die Rotenburger Werke der Inneren Mission e.V. treten ein für fachlich qualifizierte Hilfe, die sich am Bedarf des Menschen orientiert. Sie verpflichten sich, Inhalt, Umfang und Qualität der Leistungen jeweils zu verabreden und entsprechend bereit zu stellen. Die Rotenburger Werke der Inneren Mission begreifen sich als Diakonisches Unternehmen. An ihre Einrichtungen und Dienste sind Anforderungen zu stellen, die grundsätzlich für die Organisation von Unternehmen gelten. Dazu gehören ganzheitliches Denken, zielgerichtetes und wirtschaftliches Handeln, Qualitätsbewusstsein, die klare Zuordnung von Verantwortung sowie die Transparenz und Effizienz von Verfahren. 1 VORWORT Die vorliegende Unternehmensverfassung mit dem Leitbild der Rotenburger Werke der Inneren Mission ist neben der vollständigen Veränderung der Organisationsstruktur einschließlich einer neuen Satzung des Vereins das Ergebnis eines etwa fünfjährigen Zielplanungsprozesses. Auch wenn dieser Prozess nun zunächst abgeschlossen ist, wird die Orientierung in die Zukunft eine ständige Aufgabe sein. Wir sind uns dessen bewusst, dass in einer „Unternehmensverfassung“ nicht alle Spannungen und Brüche verdeutlicht werden können, die Menschen mit Behinderung in ihrem Leben in besonderer Weise erfahren, die auch wir in unserer Arbeit spüren und für die wir Mitverantwortung tragen. Wir danken allen, die in irgend einer Weise am Zielplanungsprozess in den Rotenburger Werken der Inneren Mission beteiligt waren. 27356 Rotenburg (Wümme), den 28. Mai 1997 Das Kuratorium Der Lenkungsausschuss im Zielplanungsprozess Vorwort zur 2. Auflage 6500 Exemplare der ersten Auflage unserer Unternehmensverfassung sind vergriffen. Wir freuen uns, dass sehr viele Leserinnen und Leser kritisch nachgefragt haben. Daneben haben wir viel Zustimmung erfahren. In den Rotenburger Werken der Inneren Mission hat jede Mitarbeiterin / jeder Mitarbeiter „ihr/sein“ Exemplar. Die Unternehmensverfassung ist im Gespräch und aus der Entwicklung unserer „corporate identity“ nicht mehr weg zu denken. Mit der zweiten Auflage erscheint der Text auch in englischer Sprache. Es gibt nur ganz wenige redaktionelle Änderungen. In ihnen werden die verantwortliche Mitwirkung der Heimbeiräte und die Beteiligungsrechte aller Nutzer unserer Einrichtungen und Dienste präzisiert. Ferner ist die Zeittafel am Ende der Unternehmensverfassung fortgeschrieben. Rotenburg (Wümme), den 10. August 2000 Kuratorium und Vorstand der Rotenburger Werke der Inneren Mission 2 II. Lebensräume 1. Der Rahmen 2. Besondere Lebenslagen und besonderer Bedarf 3. Wohnen 4. Bildung 5. Betätigung / Arbeit 6. Freizeit 7. Gesundheit 8. Kirchengemeindliches Leben 9. Zentrale Dienste III. Diakonisches Unternehmen 1. Grundlagen 2. Unsere Organisation 3. Unternehmerisches Handeln 4. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 4.1 Grundlagen 4.2 Gestaltung des Arbeitsprozesses 4.3 Ausbildung 4.4 Fort- und Weiterbildung 4.5 Betriebliche Mitbestimmung 5. Teilhabe am Leben in Stadt und Region 6. Öffentlichkeitsarbeit 3 INHALTSVERZEICHNIS I. Grundsätze 1. Wer wir sind - Rotenburger Werke der Inneren Mission e.V. 2. Was uns bestimmt 3. Unsere Ziele 4. Grundsätze unseres Handelns I. GRUNDSÄTZE 1. Wer wir sind – Rotenburger Werke der Inneren Mission e.V. Die Rotenburger Werke der Inneren Mission sind Träger verschiedener Einrichtungen und Dienste für Menschen mit geistiger, körperlicher oder seelischer Behinderung. Sie sind ein eingetragener, gemeinnütziger Verein, Mitglied im Diakonischen Werk der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers sowie des Bundesverbandes Evangelische Behindertenhilfe (BeB). 2. Was uns bestimmt „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Aufgabe aller staatlichen Gewalt.“ (Art.1GG.) Die Rotenburger Werke der Inneren Mission wollen mit ihrer Arbeit dazu beitragen, dass die Aussage von Artikel 1 des Grundgesetzes für Menschen mit Behinderung verlässlicher Rahmen bei der Gestaltung ihres Lebens ist. Die Würde des Menschen gilt für seine gesamte Existenz mit ihren Bedürfnissen. Unsere Arbeit ist dem ganzen Menschen zugewandt. Zu den Bedürfnissen gehören: • Essen und Trinken • Pflege und Kleidung • Wohnung • Bildung und Betätigung • Kommunikation • Beziehung und Zugehörigkeit • Liebe und Sexualität • Sicherheit und Anerkennung • Vertrauen und Glaube • Freiheit und Selbstbestimmung • Verantwortung Die Rotenburger Werke der Inneren Mission verstehen ihre Arbeit als den Versuch, erfahrbar zu machen, dass Gott allen Menschen gleiche Würde und gleiches Lebensrecht schenkt. Sie sind ein Ort, an dem die von Jesus Christus bezeugte und gelebte Nächstenliebe als Achtung der Würde konkret werden soll. Das Gebot der Nächstenliebe ist auf die Erfahrung Gottes als Liebe angelegt. Diese Erfahrung entzieht sich unserer Verfügbarkeit. Insofern ist das Gelingen diakonischer Arbeit bei allem menschlichen Bemühen Geschenk und unser Tun auf Hoffnung angelegt. 4 3. Unsere Ziele Unsere Einrichtungen und Dienste führen in ihrem Namen den Begriff „Innere Mission“. Damit sagen wir etwas über unsere Herkunft aus. Nicht alle ursprünglichen Ziele der Inneren Mission sind in die heutige Zeit übertragbar. Geblieben ist das aus dem Evangelium Jesu Christi abgeleitete Ziel, eine Kultur des Sozialen zu gestalten, in der das Eintreten für Gerechtigkeit und das Zeugnis von der Liebe Gottes zusammengehören. Innerhalb dieser Zielsetzung versuchen wir, Bedingungen zu schaffen, die Menschen mit Behinderung helfen, • ein Leben in Gemeinschaft zu führen • ihre Rechte in Anspruch zu nehmen • ihren Bedarf auch unter schwierigen Bedingungen zu sichern. Wir wollen, dass Menschen mit Behinderung ein ihrer Person entsprechendes selbstbestimmtes und so weit wie möglich eigenständiges Leben in der Gesellschaft führen. 4. Grundsätze unseres Handelns Wir verpflichten uns zu einer Kultur des Helfens, mit der wir die Person, die der Hilfe bedarf, achten. Zunächst unterstützen wir die Menschen, Möglichkeiten und Grenzen eigenständiger Lebensgestaltung zu erfassen. Dann verabreden wir mit den Betroffenen selbst, den Angehörigen oder den Betreuern den individuellen Hilfebedarf, stellen ihn sicher und setzen ihn um. Die Inanspruchnahme von verabredeter Hilfe ist in unseren Augen Ausdruck eines selbstbestimmten und eigenständigen Lebens. Die Form unserer Hilfe nennen wir „Assistenz“. Sie erfordert menschliche Reife und fachlich kompetentes Handeln. Die assistierende Person muss sich, wenn es die Situation erfordert, zurücknehmen können. Es liegt in unserer Verantwortung, für diese Hilfe die personellen und sachlichen Voraussetzungen zu schaffen. Unsere Einrichtungen und Dienste werden von vielen Menschen in Anspruch genommen. Wir wissen, dass mit zunehmender Größe von Einrichtungen spezifische Probleme individueller Lebensgestaltung entstehen. Diese Einsicht bringt für uns die Verpflichtung mit sich, dafür einzutreten, dass Menschen mit Behinderung so viel Chancen wie möglich zur Entfaltung der Persönlichkeit und zur individuellen Lebensführung erhalten. Dies gilt selbst dann, wenn dadurch unser institutionelles Interesse berührt wird. Eine weitere Dezentralisierung und Differenzierung der Angebote sowie die Schaffung ambulanter Dienste sind dringliche Aufgaben. Im Verlauf der über einhundertjährigen Geschichte unserer Einrichtungen und Dienste haben sich Lebensbedingungen von Menschen mit Behinderung und auch die politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen stetig verändert. Konstant geblieben ist der Wunsch der Menschen, die hier leben, nach Geborgenheit und Gemeinschaft – kurz: nach einem Zuhause. Dieser Wunsch ist uns auch für die Zukunft Verpflichtung. 5 II. LEBENSRÄUME 1. Der Rahmen Wir sind davon überzeugt, dass es zur Qualität des Lebens gehört, wenn Menschen in voneinander unterschiedenen Lebensräumen vielfältige Erfahrungen machen können. Diese helfen bei der Entwicklung ihrer Persönlichkeit. Zugehörigkeit gestaltet sich nicht in jedem Lebensraum in der gleichen Weise. Aus den wiederkehrenden Begegnungen an unterschiedlichen Orten können Beziehungen erwachsen, die Lebensrückhalt geben. So entsteht ein Gefühl von Heimat, das nicht allein von einem Lebensraum oder einer Person abhängt. Deshalb ist es ein Vorteil, dass unsere Einrichtungen und Dienste inmitten der Stadt Rotenburg (Wümme) liegen. Fast alle Ziele in der Stadt sind für Menschen mit Behinderung allein oder in Begleitung gut zu erreichen. Wir wollen, dass Menschen mit Behinderung selbstverständlich am Leben in Stadt und Region teilhaben. Wohnen, Bildung, Betätigung /Arbeit und der Freizeitbereich sind in unseren Einrichtungen und Diensten räumlich voneinander getrennt. Trotzdem sind sie überschaubar und liegen nahe beieinander. Die Vielfalt unserer eigenen Angebote steht aus wirtschaftlichen Gründen in Relation zur Größe der Einrichtung. Veränderungen der Größe haben diesen Zusammenhang zu berücksichtigen. Das Kirchengemeindliche Leben und der Integrierte Gesundheitsdienst begleiten Menschen mit ihren Angeboten in allen vier oben genannten Lebensräumen. Die Zentralen Dienste sowie die Zentrale Verwaltung arbeiten den Lebensräumen zu, unterstützen und entlasten sie. Menschen brauchen verlässliche Grenzen. Diese schützen andere und sie selbst. Eigenes Recht hat das des anderen zu respektieren, eigene Freiheit darf die des anderen nicht unzumutbar einschränken. Für das Miteinander sind deshalb Regeln zu finden, die jedem Freiräume garantieren. Es ist gut, wenn Menschen Ziele und Inhalte ihres Lebens selbst bestimmen. Wir verstehen uns als Gesprächspartner in Fragen der Lebensgestaltung und verpflichten uns, Lebensentwürfe zu akzeptieren, solange sie nicht andere Personen gefährden. 6 Um sich wohlfühlen zu können, benötigen Menschen eine Gestaltung von Lebensräumen, die ihrer Person und ihren Bedürfnissen entsprechen. Deshalb wirken bei uns diejenigen, die unsere Einrichtungen und Dienste in Anspruch nehmen, direkt oder aber über ihre Interessenvertretungen (Heimbeiräte, Wohnheimbeirat und Werkstattrat, Angehörigenrat, Schulelternrat) bei der Gestaltung von Lebensräumen mit. Wir sind uns bewusst, dass wir mit der Gestaltung von Lebensräumen Mitverantwortung für das Verhalten und für die Lebensäußerungen von Menschen mit Behinderung übernehmen und damit auch für ihre Möglichkeiten, sich in der Öffentlichkeit darzustellen. Wir begreifen jede Lebensäußerung auch als eine Reaktion auf das, was wir tun. Wir versuchen, sie in ihrer Bedeutung zu verstehen und entsprechend zu reagieren. 2. Besondere Lebenslagen und besonderer Bedarf Im Laufe des Lebens erfährt sich jeder Mensch in unterschiedlicher Weise selbständig. Kindheit, Jugend, Erwachsensein und Alter heben sich durch den Grad der erreichten Autonomie in der Lebensführung voneinander ab. Besondere Assistenzen werden erforderlich, wenn die Lebensgestaltung durch Ereignisse wie Krankheit, Pflegebedürftigkeit und Krisensituationen zeitweise oder dauernd beeinträchtigt wird. Auf mittlere Sicht werden viele der Menschen, die bei uns leben, zu den Seniorinnen und Senioren gehören. Diese Einsicht fordert uns heraus, dass wir uns schon jetzt auf die wachsenden Aufgaben hinsichtlich einer adäquaten Begleitung und Versorgung der Menschen in der dritten Lebensphase einstellen. Wenn Menschen neben der Eingliederungshilfe pflegerische Hilfen brauchen, bieten wir diese in fachlich qualifizierter Form so lange wie möglich in der häuslichen Umgebung an. Wir versuchen auch, Sterbende in ihrem gewohnten Lebensumfeld zu begleiten. Wir wollen, dass Menschen zu Zeiten, in denen sie besondere Hilfen brauchen, so normal wie möglich leben können. 3. Wohnen Jeder Mensch braucht seine eigenen „vier Wände“, um elementare körperliche und seelische Grundbedürfnisse seines Lebens zu befriedigen. Die Wohnung eines Menschen ist seine unbedingt zu respektierende Intimsphäre. Sie ermöglicht ihm auf der einen Seite Rückzug, Entspannung und Regeneration, auf der anderen Seite Kommunikation und Gemeinschaft. Die Rotenburger Werke der Inneren Mission bieten für Menschen jeden Alters ein differenziertes Wohnangebot. Neben den Gebäuden und Anlagen, die zwei Stadtteile von Rotenburg bilden, gibt es Wohnungen und Einfamilienhäuser, die über die ganze Stadt verteilt sind. Die Wohngruppen sind differenziert nach der Zahl der in ihnen lebenden 7 Menschen, der notwendigen Betreuung und unterschiedlich bereitgestellter pflegerischer und sozialer Hilfen. Es gibt geschützte, geschlossene Wohngruppen, aber auch Wohnungen für Menschen, die sehr selbständig leben. Wir erweitern insbesondere unser Angebot an Einzelzimmern und Appartements für Paare und andere Lebensgemeinschaften. Einen Zielkonflikt birgt die Tatsache in sich, dass Menschen mit Behinderung in unserer Gesellschaft fast ausnahmslos lebenslang in Gruppen zusammenleben müssen. Das entspricht nicht der Normalität. Deshalb haben wir seit Jahren Gruppengrößen minimiert. Seit kurzem zwingen uns die ökonomischen Rahmenbedingungen, über die Gruppengrenzen hinweg Kooperationsmodelle für einen effektiveren Mitarbeitereinsatz zu entwickeln. Dabei versuchen wir, der Gefährdung gewachsener Beziehungen entgegenzuwirken. Wenn Menschen ihre Lebensräume nicht frei wählen können und in Gruppen leben müssen, hat sich das Konzept einer gemäßigten Heterogenität als empfehlenswert herausgestellt. Männer und Frauen, Junge und Alte ergänzen sich mit ihren unterschiedlichen Erfahrungen und Fertigkeiten. Das bietet die Chance, von einander zu lernen und kann auch das Miteinander bereichern. Ob ein Wohnangebot gut oder schlecht ist, entscheiden die Menschen, die es in Anspruch nehmen, zunächst selbst. „Hier bin ich gerne, hier kann ich gute Gedanken haben“, dieser Aussage eines Bewohners muss man eigentlich nichts hinzufügen. Sie beinhaltet die von uns angestrebte Struktur- und Ergebnisqualität. Dennoch gibt es neben der persönlichen Beurteilung fachlich vorgegebene Kriterien, die die Rotenburger Werke der Inneren Mission bei der Beurteilung von Wohnraum anlegen. 4. Bildung Jeder Mensch ist nach Maßgabe seiner persönlichen Möglichkeiten bildungsfähig und hat einen Anspruch auf entsprechende Bildungsangebote. Im Prozess der Bildung erfährt der Mensch in der Auseinandersetzung mit seiner Umwelt Orientierung für sein Leben. Bildung ist unter verschiedenen Aspekten zu betrachten: zum Beispiel als Vermittlung von Kenntnissen, als Entwicklung von Fähigkeiten und als eine Stärkung der Persönlichkeit. Wir befürworten ein integratives Bildungskonzept. Deshalb streben wir die Kooperation mit öffentlichen Schulen und außerschulischen Einrichtungen an und suchen nach Formen gemeinsamen Lernens von Menschen mit und ohne Behinderung. Nach dem Niedersächsischen Schulgesetz besteht Schulpflicht auch für Kinder und Jugendliche mit geistiger Behinderung. Diesem Bildungsauftrag kommen die Rotenburger Werke der Inneren Mission mit ihrer Trägerschaft einer staatlich anerkannten Schule für geistig behinderte Menschen nach, die auch von Externen aus dem Landkreis besucht wird. Wir setzen uns ein für eine besser organisierte berufliche Bildung. Unser Ziel ist es, Menschen mit Behinderung für Tätigkeiten an bestimmten Arbeitsplätzen fachlich auszubilden. 8 Wir halten ein vielfältiges Bildungsangebot für Erwachsene vor. Für die Zukunft streben wir eine Verbesserung und Erweiterung der Erwachsenenbildung an. 5. Betätigung / Arbeit Zur Normalität des Lebens erwachsener Menschen gehört die Arbeit. Je nach Alter, Interessen, Kenntnissen und ausgebildeten Fertigkeiten streben Menschen unterschiedliche Betätigungsfelder an. Betätigung strukturiert den Tages-, Wochen- und Jahresablauf und ermöglicht zeitliche und räumliche Orientierung. In der Betätigung erlebt jeder Mensch sinngebende Elemente für sein Leben. Die Rotenburger Werke der Inneren Mission halten ein differenziertes Angebot von Betätigungsfeldern vor, um den individuellen Ansprüchen aller bei uns lebenden Menschen Raum und Perspektive zu geben. Wir sind Träger einer anerkannten Werkstatt für Behinderte (WfB). Für alle Menschen, denen in der WfB kein geeigneter Arbeitsplatz angeboten werden kann, bieten wir im Rahmen der tagesstrukturierenden Angebote alternative Betätigungs-, Lern- und Erlebnisfelder außerhalb der Wohngruppe. 6. Freizeit Freizeit dient gleichermaßen der Erholung und Entspannung, aber auch der körperlichen und geistigen Aktivierung. Der Freizeitbereich organisiert eine breite Palette von Gemeinschaftsaktivitäten für Menschen aller Altersstufen und ihre Neigungen. Die Angebote sind in ihrer Vielfältigkeit nur durch ehrenamtliche Mitarbeit möglich. Um die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben außerhalb der Einrichtung zu fördern, werden öffentliche Veranstaltungen besucht. Außerdem organisiert der Freizeitbereich der Rotenburger Werke der Inneren Mission ein Programm, das zum Teil den Rotenburger Bürgern offen steht und damit ebenfalls der Integration dient. Als eine wichtige zukünftige Aufgabe sehen wir es an, durch intensive Betreuung schwer und mehrfach behinderter Menschen die Teilnahme am Freizeitprogramm zu ermöglichen. 7. Gesundheit Prävention, frühzeitige Erkennung und schnellstmögliche Behandlung von Krankheiten und deren Ursachen bieten die größte Gewähr, die Gesundheit zu erhalten oder wiederherzustellen. Menschen mit geistiger Behinderung haben häufig chronische Krankheitsverläufe und eine hohe Rate an Mehrfacherkrankungen, die sich in einer Kombination von Sinnesund Bewegungsstörungen, Epilepsie, körperlichen und psychischen Erkrankungen zeigen. Deshalb halten die Rotenburger Werke der Inneren Mission außer für die Menschen im Wohnheim an der WfB einen integrierten Gesundheitsdienst vor. 9 Im integrierten Gesundheitsdienst arbeiten Ärzte, Psychologen, Physiotherapeuten sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anderer Berufsgruppen im Gesundheitswesen. Daneben werden externe Fachärzte in Anspruch genommen. Bei aufwendiger krankheitsspezifischer Behandlungs- und Pflegebedürftigkeit kann eine Behandlung in den Krankenstationen erfolgen. Besondere Leistungen erbringen medizinische Hilfsdienste und die Physiotherapie, die auch ambulanten Nutzern offen steht. 8. Kirchengemeindliches Leben Die Rotenburger Werke der Inneren Mission halten Seelsorge im Blick auf den ganzen Menschen für unverzichtbar. Das Kirchengemeindliche Leben sieht seine wesentliche Aufgabe in der seelsorgerlichen Begleitung. Die Seelsorge versteht sich als Ausdruck der einen, ungeteilten Sorge Gottes um den Menschen in allen seinen Lebensbezügen und findet im Dialog mit anderen Fachdisziplinen statt. Wir halten neben traditionell geprägten Gottesdiensten Andachten in kleinen, überschaubaren Gruppen in allen Lebensräumen für bedeutsam. Dabei kommt der Kirchenmusik mit ihren eigenen Ausdrucksformen eine wichtige Rolle zu. Spezifische Bildungsangebote zielen auf die geistliche, seelsorgerliche und zwischenmenschliche Kompetenz. Sie helfen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, den eigenen Glauben zu reflektieren oder Glaubensinhalte neu zu gewinnen. Sie motivieren, ethisch verantwortlich zu handeln. 9. Zentrale Dienste Die Zentralen Dienste der Rotenburger Werke der Inneren Mission erbringen vielfältige wirtschaftliche, hauswirtschaftliche und handwerkliche Leistungen. Sie sorgen für die Dinge des alltäglichen Lebens und bieten auch WfB-Arbeitsplätze an. Dabei stehen notwendige Fragen der Rationalisierung in einem Zielkonflikt mit den Bemühungen, WfB-Arbeitsplätze zu erhalten oder neue zu schaffen. Um die Existenz der Betriebe zu sichern, ist es notwendig, unsere Leistungen im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten über die Einrichtung hinaus anzubieten. 10 Es war das Anliegen derjenigen, die einmal die Rotenburger Werke der Inneren Mission gegründet haben, angesichts der Lieb- und Heillosigkeit realer gesellschaftlicher Bedingungen für Menschen in Not Orte zu schaffen, an denen bewusst auf die Erfahrung der Liebe Gottes gehofft sowie alles, was wirklich möglich war, zur Linderung der Not getan werden sollte. Damit haben die Menschen etwas „unternommen“, das ganz und gar weltliche Strukturen hat. Wenn wir von einem „Diakonischen Unternehmen“ sprechen, geht es allein um das, was wir selbst als Menschen zu verantworten haben. Unsere Einrichtungen und Dienste sind “weltlich” und müssen nach diesem Maßstab Rechenschaft dafür ablegen, was und wie es getan wird. Wir stellen sicher, dass unsere Angebote der dem einzelnen durch Heimvertrag geschuldeten und mit dem Kostenträger vereinbarten Qualität entsprechen. Die Rotenburger Werke der Inneren Mission haben deshalb ein Qualitätsmanagement als dauernde Aufgabe innerhalb der Gesamtorganisation eingerichtet. Wir verpflichten uns, die Mittel, die wir für unsere Aufgaben zur Verfügung haben, so sparsam wie möglich zu nutzen. Die Rotenburger Werke der Inneren Mission möchten gute Haushalter sein, weil sie wissen, dass alle Mittel nur begrenzt verfügbar sind. Die Bewahrung der Schöpfung ist für uns eine Herausforderung. Die Rotenburger Werke der Inneren Mission sehen für sich die Notwendigkeit des nachhaltigen Wirtschaftens mit den Prinzipien der Langlebigkeit, Reparierbarkeit und Wiederverwertbarkeit von Produkten. 2. Unsere Organisation Die Rotenburger Werke der Inneren Mission sind ein eingetragener Verein. Der Verein hat die Organe Mitgliederversammlung, Kuratorium und Vorstand. Dem Vorstand obliegt die kollegiale Leitung der Einrichtungen und Dienste, auch wenn es einzelverantwortliche Aufgaben gibt. Für spezifische Arbeitsgebiete sind Abteilungs- und Aufgabengebietsleitungen verantwortlich. Weitere dezentrale Ebenen mit eigenem Leitungsprofil sind die Bereiche sowie die Gruppen und Teilbereiche. 11 III. DIAKONISCHES UNTERNEHMEN 1. Grundlagen Für alle Ebenen der Leitungsverantwortung gilt, dass Entscheidungen von den Zuständigen zeitnah getroffen werden sollen, dass sie aber in verbindliche Beratung eingebunden sein müssen. Das geschieht zum Beispiel zwischen Vorstand und Abteilungs- bzw. Aufgabengebietsleiterinnen und -leitern im Unternehmensrat, zwischen allen Leitungsverantwortlichen und den Bewohnerinnen und Bewohnern in regelmäßigen gemeinsamen Sitzungen mit den Heimbeiräten, dem Wohnheim- und Werkstattrat. 3. Unternehmerisches Handeln Unser unternehmerisches Handeln orientiert sich an Managementmodellen, die auf eine Teilhabe aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an der Verantwortung für unsere Einrichtungen und Dienste zielen. Dafür haben wir eine klare Organisationsstruktur mit deutlich beschriebenen Funktionen und Kompetenzen sowie mit nachvollziehbaren Abläufen und Regelungen für die Schnittstellen geschaffen. Wir arbeiten zielorientiert. Zielorientiertes Handeln lässt sich in Bezug auf biblische Traditionen als Wegerkundung, Wegweisung und Wegbegleitung beschreiben. • Wegerkundung im Zielfindungsprozess bedeutet, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und auch diejenigen, die unsere Angebote in Anspruch nehmen, zu Beteiligten und nicht nur zu Betroffenen zu machen. Eine realistische Analyse der Situation ist nur möglich, wenn verschiedene Sichtweisen zusammengetragen und ausgewertet werden. • Wegweisung achtet darauf, dass Grundsätze der Rotenburger Werke der Inneren Mission sowie vereinbarte Ziele eingehalten werden. Dies gilt ebenso für abgesprochene Zeiträume bei der Verwirklichung von Zielen. • Wegbegleitung beschreibt die Aufgabe, ein Anerkennungssystem sowie eine Feed-Back-Kultur zu entwickeln. In schwierigen Phasen machen wir einander Mut. Gerechtfertigtes Lob bringt Anerkennung zum Ausdruck. Kritik soll sachlich und konstruktiv sein. Dadurch führen wir notwendige Korrekturen herbei. 4. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 4.1. Grundlagen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten bei uns aus unterschiedlichen Motiven. Von allen erwarten wir die Bejahung der Grundsätze der Unternehmensverfassung und die Beachtung vorgegebener Formen des Umgangs sowohl mit Menschen, die unsere Angebote in Anspruch nehmen, als auch zwischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern selbst. Die Rotenburger Werke der Inneren Mission möchten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht allein nach ihrem Anteil an der Erfüllung der Ziele des Unternehmens messen und das Bild von ihnen auf die erbrachte Arbeit reduzieren. Andererseits wissen wir, dass die Frage nach der 12 Leistung bezogen auf vereinbarte Ziele unverzichtbar ist, weil nur so die mit den Hilfe suchenden vereinbarte Qualität unserer Angebote gewährleistet ist. Wir sind uns dessen bewusst, dass es eine immerwährende Spannung gibt zwischen notwendigem unternehmerischen Handeln und dem Blick auf den ganzen Menschen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter brauchen persönliche, fachliche und soziale Kompetenzen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen sich dessen bewusst sein, dass die sich verändernden Rahmenbedingungen im sozialen Bereich verstärkt auch wirtschaftliches Denken erfordern. 4.2. Gestaltung des Arbeitsprozesses Die Arbeitssituation unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wird durch eine Reihe von Rahmenbedingungen entscheidend beeinflusst: zum Beispiel durch die vereinbarte Vergütung, die attraktive Gestaltung der Arbeitsplätze, eine klare Organisationsstruktur, ein breitgefächertes Angebot an Aus-, Fort- und Weiterbildung, transparente Arbeitsabläufe und die Möglichkeit, tatsächlich Verantwortung für den eigenen Arbeitsbereich übernehmen zu können. Darüber hinaus ist es von Bedeutung, in wieweit Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die Mitverantwortung für das ganze Unternehmen einbezogen werden können. In unserer Arbeit haben wir es vielfach mit komplexen Prozessen zu tun, die sowohl von den fachlichen wie auch von den zeitlichen Erfordernissen her nur arbeitsteilig zu bewältigen sind. Deshalb ist interdisziplinäre Arbeit im Team notwendig. Wir möchten, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Zusammenarbeit einen partnerschaftlichen Umgang pflegen, der sich durch Wertschätzung und Akzeptanz auszeichnet. Konflikte im Miteinander verstehen wir als Ausdruck unterschiedlicher Erlebnisweisen und Wirklichkeitserfahrungen, die in eine Konzeption gemeinsamen Handelns zu übertragen sind. Die Rotenburger Werke der Inneren Mission bieten durch Beratung und Praxisbegleitung Hilfen, damit Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Entwicklung von Konzeptionen neue Sichtweisen gewinnen und im Arbeitsprozess nicht „ausbrennen“. Aufgabenzuweisungen richten sich nach dienstlichen Belangen und nach der fachlichen Qualifikation. Für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die aufgrund ihres Alters, einer Dauererkrankung oder einer Behinderung besondere Anforderungen an ihren Arbeitsplatz stellen, wollen wir Arbeitsgebiete suchen, die ihrer jeweiligen Belastbarkeit entsprechen. 13 Praktika, Zivildienst und das Freiwillige Soziale Jahr dienen der Berufsorientierung für junge Menschen. Diejenigen, die so bei uns tätig sind, werden in vielen Bereichen eingesetzt und nehmen wichtige, unterstützende Aufgaben wahr. Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereichern unsere Arbeit. Ihre Mitarbeit beinhaltet eine andere Qualität der Beziehung zu den bei uns lebenden Menschen. Sie eröffnen ihnen durch persönliche Kontakte und Begleitung bei besonderen Gelegenheiten zusätzliche Möglichkeiten zur Teilnahme am Leben in der Gemeinschaft. Ehrenamtliche werden bei uns durch hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter begleitet. 4.3. Ausbildung Die Rotenburger Werke der Inneren Mission blicken auf eine lange Tradition der Ausbildung zurück. Wir wissen, dass wir unsere fachlichen Standards nur aufrechterhalten und weiterentwickeln können, wenn wir ein angemessenes Verhältnis von Theorie und Praxis herstellen. Die Rotenburger Werke der Inneren Mission unterhalten eine eigene staatlich anerkannte Schule für Heilerziehungspflege und Heilerziehungshilfe und stellen Praxisfelder für die Auszubildenden zur Verfügung. Weiterhin sehen wir es als unsere Pflicht an, Ausbildungsplätze im kaufmännischen und handwerklichen Bereich anzubieten. 4.4. Fort- und Weiterbildung Den Erhalt und Ausbau unserer fachlichen Standards sichern wir darüber hinaus durch innerbetriebliche Fort- und Weiterbildung. Die Maßnahmen orientieren sich am Konzept des Arbeitsplatzes, der Vor- und Ausbildung und der Position. Fort- und Weiterbildung verstehen wir auch als betriebswirtschaftliche Notwendigkeit zum Erhalt und zur Förderung der Arbeitskraft, der Motivation und zur Entwicklung fachlicher, sozialer und persönlicher Kompetenzen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Fort- und Weiterbildung, Praxisbegleitung und Konzeptentwicklung in den Rotenburger Werken der Inneren Mission sind wesentlich ineinander greifende Instrumente zur Entwicklung professionellen Handelns. 4.5. Betriebliche Mitbestimmung Nach dem Mitarbeitervertretungsgesetz der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen arbeiten die Mitarbeitervertretung (MAV) und der Vorstand der Rotenburger Werke der Inneren Mission sowie Leitende Angestellte und andere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit leitenden Funktionen vertrauensvoll und partnerschaftlich zusammen, um die Ziele unserer Einrichtung zu verwirklichen. 14 Um ihre Aufgaben konstruktiv erfüllen zu können, wird die MAV während der Vorbereitung von Entscheidungen rechtzeitig und umfassend informiert. 5. Teilhabe am gesellschaftlichen Leben in Stadt und Region Wir sind lebendiger Bestandteil der Stadt und des Landkreises Rotenburg/ Wümme. Die Einbindung der Rotenburger Werke der Inneren Mission in die Region geschieht durch alle hier lebenden und arbeitenden Menschen. Sie alle sind in ihren jeweiligen gesellschaftlichen Rollen Repräsentanten unserer Einrichtungen und Dienste. Sie vermitteln mit ihrer Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ein Bild von den Rotenburger Werken der Inneren Mission und vom Leben und Arbeiten in dieser Institution. Als Unternehmen sind die Rotenburger Werke der Inneren Mission Arbeitgeber, Geschäftspartner und Repräsentant diakonischer Praxis mit sozialpolitischem Gewicht. Die Rotenburger Werke der Inneren Mission sind ein Ort der Begegnung. Wir stellen unsere Einrichtungen bewusst auch den Kirchengemeinden, der Stadt und dem Landkreis sowie Vereinen in der Region zur Verfügung. 6. Öffentlichkeitsarbeit Die Rotenburger Werke der Inneren Mission stehen im Blick der Öffentlichkeit. Deshalb informieren wir über die Arbeit und die Entwicklung unserer Einrichtungen und Dienste. Dies tun wir durch unterschiedliche Medien, aber auch, indem wir Gäste einladen. Die Öffentlichkeitsarbeit der Rotenburger Werke der Inneren Mission unterstützt Menschen mit Behinderung dabei, ihre Meinungen und Anliegen in der Öffentlichkeit zu vertreten. Der internen Öffentlichkeitsarbeit kommt ebenso große Bedeutung zu. Umfassende Information der hier lebenden und arbeitenden Menschen ist Voraussetzung für ein gutes Miteinander und die erfolgreiche Wahrnehmung der Aufgaben unserer Einrichtungen und Dienste. 15 HISTORISCHER ÜBERBLICK 1877 Der Unfall einer Epileptikerin führt im Kirchenkreis Rotenburg zu ersten Vorüberlegungen, Hilfe für Epileptiker zu schaffen. 18.3.1878 Statuten des in Rotenburg gegründeten Vereins zur Pflege Epileptischer beschlossen. 1880 Ankauf eines kleinen Hauses. Am 4. Juni 1880 Einweihung des Asyl für die Pflege Epileptischer durch Superintendent Kottmeier als Gründer und ersten Leiter der Einrichtung. 1897 150 Bewohnerinnen und Bewohner leben in der Einrichtung. 1905 Diakonissen des Ev.-luth. Diakonissenmutterhaus Bethesda kommen aus Hamburg und übernehmen die Pflege der nunmehr 300 Bewohnerinnen und Bewohner. 1909 Staatliche Anerkennung der einrichtungseigenen privaten Sonderschule durch die Provinzialregierung. 1912 Einweihung der Gemeindekirche Zum Guten Hirten. 1929 Übernahme des Kalandshofes, einer bisherigen Fürsorgeeinrichtung. 1930 50-Jahre-Feier. Umbenennung des bisherigen Asyls für Epileptische und Idioten in Rotenburger Anstalten der Inneren Mission, Heil- und Pflegeanstalt für Epileptische, Geistesschwache und -kranke. 1934-1945 Sterilisierung von 97 Bewohnerinnen und 238 Bewohnern im Krankenhaus des Diakonissen-Mutterhauses. Zwei junge Frauen sterben. 1940 Erste Nachrichten über gezielte staatliche Maßnahmen zur Vernichtung „lebensunwerten Lebens“. Die Anstaltsleitung weigert sich, die dazu übersandten Patienten-Fragebogen zu bearbeiten und auszufüllen. 21.9.1940 Abtransport einer jüdischen Bewohnerin und zweier jüdischer Bewohner. 24.4.1941 Ärztekommission trifft ein, „um der Anstalt die Arbeit mit den Fragebogen abzunehmen.“ Beginn der Deportation von Bewohnerinnen und Bewohner im Rahmen des EuthanasieProgrammes des Dritten Reiches. Bis heute sind 549 aus den Rotenburger Anstalten deportierte und ermordete Opfer des Programmes namentlich bekannt. Herbst 1941 Rotenburger Anstalten werden Reservelazarett. Bis auf 240 mitarbeitende Bewohnerinnen und Bewohner werden alle in andere Einrichtungen verlegt. Auf dem Kalandshof werden Häuser für ein Bremer Ausweichkrankenhaus errichtet. 16 1945 Das Bremer Ausweichkrankenhaus auf dem Kalandshof wird aufgelöst. Einrichtung eines Interniertenhospitals durch die Alliierten. 1949 Rückgabe requirierter Häuser. Einsetzende Rückverlegung eines Teils der evakuierten Bewohnerinnen und Bewohner. 1960 Errichtung eines Schwesternwohnheimes und des Hofes Königskamp als Zentrum der ausgedehnten Landwirtschaft. 1966 -1970 Errichtung der Häuser Hannover und Bremen für Kinder und Jugendliche sowie des Hauses Niedersachsen, mit einer Mehrzweckhalle, einer Schwimmhalle und Räumen zur Physiotherapie. 1972 Einrichtung der Fachschule für Heilerziehungspflege / Berufsfachschule für Heilerziehungshilfe. 1976 Haus Göttingen für Erwachsene wird eingeweiht. Die letzten vom Diakoniekrankenhaus genutzten Häuser auf dem Kalandshof werden den Rotenburger Anstalten zurückgegeben. 1985 Neugestaltung des Lutherhauses zu einer Begegnungsstätte. 1985 Einweihung des neuen Schulgebäudes der Lindenschule. 1987 Neubau der Gärtnerei in der Lindenstaße. 1993 Einweihung des Förderzentrums auf dem Kalandshof. 1994 Fachschule für Heilerziehungspflege/Berufsfachschule für Heilerziehungshilfe bezieht neue Unterrichtsräume im ehemaligen Predigerseminar. 1995 Einrichtung eines Wohnheimes an der WfB. Gründung einer Anerkannten Werkstatt für Behinderte (WfB). 17.4.1996 Mitgliederversammlung beschließt neue Satzung und neuen Namen: ROTENBURGER WERKE DER INNEREN MISSION e.V. Mai 1996 Inbetriebnahme der neuen Zentralküche. 28. 5.1997 Das Kuratorium und der Lenkungsausschuss im Zielplanungsprozeß beschließen die Unternehmensverfassung und das Leitbild. 1998/99 Einweihung neuer Wohnheimgebäude 1999 Zertifizierung Neue Gärtnerei Mitglied im Diakonischen Werk der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers Lindenstraße 14 • 27356 Rotenburg (Wümme) Telefon : 04261/ 920 – 0 Telefax : 04261/ 920 – 300 Internet : www.rotenburgerwerke.de E-Mail : [email protected]