Tierisches

Transcrição

Tierisches
Tierisches
Blue tongue – Die Gnitzen werden uns weiter beschäftigen
dorf festgestellt. Bis zum Jahresende
2007 wurde die klinische Erkrankung
bei sieben Schafen und zwei Rindern
diagnostiziert. Infolge der Blue tongueInfektion verendeten vier der sieben
erkrankten Schafe, während die beiden Rinder die Infektion überstanden.
Nach dem Auftreten der Blauzungenkrankheit in den Niederlanden und
Belgien wurden im August 2006 auch
Erkrankungen in Deutschland festgestellt. Die ersten Fälle traten im Gebiet um Aachen und am Rhein auf.
Anschließend breitete sich das Virus
bis nach Hessen und in den unterfränkischen Raum aus.
Der milde Winter 2006/2007 ließ ganz
offensichtlich die das Virus verbreitenden Stechmücken, die Gnitzen,
überleben und die Seuche breitete
sich 2007 in ganz Bayern aus. Rund
18.000 Fälle wurden bisher in Deutschland registriert. Auch der Landkreis
Bamberg blieb hiervon nicht verschont:
Der erste Erkrankungsfall wurde im
September bei einem Schaf in Recken-
Auf die flächendeckende Ausbreitung
der Blauzungenkrankheit hat der
Bundesgesetzgeber inzwischen mit
der Abschaffung der Sperrzone (bis
zu 20 km Radius) reagiert. Dadurch
gehört jetzt nahezu ganz Bayern zur
Beobachtungszone (etwa 150 km
Radius). Damit entfallen die Restriktionen für den Tierverkehr.
Da das Virus in infizierten Tieren und
in den Gnitzen längere Zeit überlebensfähig ist, wird diese Erkrankung
in den nächsten Jahren nicht auszurotten sein. Große Hoffnungen seitens
der Tierhalter und Veterinäre werden
auf einen sich in der Entwicklung
befindlichen Impfstoff gesetzt. Künftig
sollen Impfstoffe eingesetzt werden
können, die auch gegen den hier
verbreiteten Serotyp 8 wirksam sind.
Eine obligatorische Impfung wird für
die kleinen Wiederkäuer (Schafe und
Ziegen) angedacht, während sie für
die Rinder auf freiwilliger Basis vorgesehen ist.
Erkranktes Hochlandrind
BHV1 – Bovine Herpesvirus-Infektion Typ 1
Etwa zwanzig Jahre nach Beginn
des damals noch freiwilligen BHV1Bekämpfungsverfahrens in Bayern
wurden die Regierungsbezirke Oberfranken und Oberpfalz als erste BHV1freie Regionen in Deutschland durch
74
die EU anerkannt und damit ein langfristiges Ziel erreicht. Ende des Jahres 2005 war der letzte BHV1-Reagent
im Landkreis Bamberg abgeschafft
worden. Seitdem sind diese beiden
Bezirke durch wiederholte Information
der Landwirte und des Viehhandels
sowie durch verstärkte Kontrollen erfreulicherweise BHV1-frei geblieben.
Diesen aus wirtschaftlicher und veterinärmedizinischer Sicht äußerst wertvollen Status gilt es auch weiterhin
Tierisches
BHV1 – Bovine Herpesvirus-Infektion
Typ 1 „Geflügelpest-Alarm“
zu schützen.Die Anerkennung hat in
mehrfacher Hinsicht Konsequenzen.
Für Landwirte, die ihre Rinder in andere Regionen oder gar Drittländer
verkaufen wollen, sind die Tiere wegen
der Seuchenfreiheit mehr wert. An-
dererseits können Rinder in die Regierungsbezirke Oberfranken und
Oberpfalz nur noch dann verbracht
werden, wenn sie den gleichen Status
vorweisen können. Ist dies nicht der
Fall, müssen solche Tiere vorher eine
30-tägige Quarantäne durchlaufen
sowie anschließend allesamt mit ne-
gativem Ergebnis auf BHV1 untersucht worden sein.
Da der Landkreis Bamberg an den
(noch) nicht freien Regierungsbezirk
Unterfranken unmittelbar angrenzt,
ist hier im Tierhandel erhöhte Wachsamkeit geboten.
„Geflügelpest-Alarm“
Am 25. August 2007 wurde ein Ausbruch der Geflügelpest in einem Geflügelmastbetrieb in Warmersdorf bei
Wachenroth, Landkreis ErlangenHöchstadt, offiziell bestätigt. An diesem Wochenende und an den Folgetagen mussten in dem Betrieb rund
170.000 Enten getötet werden.
liche Geflügelbestände innerhalb des
Sperrbezirks und nahmen Rachenabstriche von den Hühnern, Enten und
Gänsen. Zum Glück wurde bei keinem
Tier das gefährliche Geflügelpestvirus
vom Typ H5N1 nachgewiesen. Alle
Geflügelhaltungen im Beobachtungsgebiet mussten kontrolliert und stichprobenweise Rachenabstriche von
den Tieren genommen werden.
Wachenroth grenzt unmittelbar an den
Landkreis Bamberg. Deshalb leitete
der Fachbereich Veterinärwesen noch
am selben Wochenende umfassende
seuchenhygienische Maßnahmen ein:
Das Veterinäramt erklärte das Gebiet 3 km rund um Warmersdorf zum
Sperrbezirk, die Region im Umkreis
von etwa 10 km um den Ausbruchsort
zum Beobachtungsgebiet.
Alle übrigen betroffenen, nicht unter
diese beiden Bereiche fallenden Gemeindegebiete von Burgebrach,
Burgwindheim, Pommersfelden und
Schlüsselfeld, sowie das gemeindefreie Gebiet Steinachsrangen bildeten
die sogenannte Kontrollzone. Geflügelund Vogelhalter innerhalb von dem
Sperrbezirk, Beobachtungsgebiet und
Kontrollzone mussten strenge Schutzmaßnahmen einhalten. So waren alle
Vögel in den geschlossenen Ställen
zu halten.
Nach der Keulung und gründlichen
Desinfektion des Ausbruchsbetriebs
in Wachenroth begannen ab dem
24. September 2007 die Aufhebungsuntersuchungen in den jeweiligen
Schutzzonen der betroffenen Landkreise. Alle Geflügelhalter in diesen
Zonen mussten kontrolliert werden. Am
15. Oktober 2007 waren alle Untersuchungen abgeschlossen.
In den Folgetagen untersuchten die
Veterinäre des Landratsamtes sämt­
Die Ergebnisse lagen vollständig und
zur allgemeinen Erleichterung ohne
Leider waren auf zwei sogenannten
Kontaktbetrieben alle vorgefundenen
Vögel, d. h. rund 40 Hühner sowie
Hühnerartige, von den Amtstierärzten
einzuschläfern. Die Halter dieser Tiere
sind bei dem Geflügelmastbetrieb beschäftigt, daher war die Tötung ihres
Geflügels die sicherste Maßnahme,
um eine Verschleppung des Erregers
zu verhindern.
einen weiteren positiven Virusnachweis
vor. Am folgenden Tag wurden die
Schutzmaßnahmen aufgehoben.
Insgesamt überprüften die Veterinäre
zu Beginn des Seuchengeschehens
etwa 580 Betriebe mit 12.200 Tieren
(Geflügel). Ein kleinerer Teil der Vögel
musste serologisch bzw. virologisch
untersucht werden, es waren Blutund Rachentupferproben zu nehmen.
Im Rahmen der Aufhebungsunter­
suchungen untersuchten die Amtstierärztinnen und Amtstierärzte nochmals
ca. 230 Betriebe mit insgesamt knapp
4.000 Vögeln. Der Geflügelpestausbruch im Nachbarlandkreis war für
den Fachbereich Veterinärwesen eine
Herausforderung, die nicht zuletzt dank
der Kooperation der betroffenen Geflügelhalter und der Gemeinden erfolgreich gemeistert werden konnte:
Bis zu drei Amtstierärzte aus Coburg,
Kronach und Hof halfen zeitweilig den
Bamberger Kollegen während der
Seuchenbekämpfung. Die betroffenen
Gemeinden unterstützen die Veterinärverwaltung hervorragend, indem
sie Gemeindemitarbeiter beauftragten,
die Adressen aller bekannten Geflügelhalter an das Veterinäramt zu melden.
75
Tierisches
Faulbrut der Bienen
Im September 2007 wurde die
amerikanische Faulbrut der Bienen
(früher: „Bösartige Faulbrut“) bei
sämtlichen elf Völkern eines Bienenstandes im Landkreis festgestellt.
Um eine Ausbreitung auf die ge­
sunden Völker benachbarter Imker zu
verhindern, wurden die befallenen
Völker abgeschwefelt und ein Sperrbezirk eingerichtet. Die gesetzlich
vorgeschriebenen Aufhebungsunter­
suchungen bei umliegenden Bienenständen können erst 2008 durchgeführt werden.
Die anzeigepflichtige Erkrankung wird
durch ein sehr widerstandsfähiges,
Sporen bildendes Bakterium hervorgerufen. Bei dem Ausbruch der Erkrankung wird die Bienenbrut zu einer
braunen, übel riechenden, formlosen
Masse zersetzt. Die Erkrankung führt
un­weigerlich zum Untergang des betroffenen Volkes; für den Menschen
(Honiggenuss) und andere Tiere ist
sie nicht gesundheitsgefährdend.
Seuchenalarm im Karpfenteich
Die Tierseuchen machen auch
vor Fischen und sogar Zierfischen
nicht Halt. Bei den karpfenartigen
Fischen grassierte im Jahr 2007
deutschlandweit eine noch nicht
lange bekannte Viruserkrankung,
hervorgerufen durch das KoiHerpes-Virus (KHV).
Die Erkrankung äußert sich insbesondere durch erhöhte Sterblichkeit;
überlebende Tiere können das Virus
zeitlebens beherbergen und auch
ausscheiden. Eine Gefahr für den
Menschen und für andere Tierarten
besteht nicht. Auch der Landkreis
Bamberg blieb von dieser Seuche
nicht verschont. Im Sommer wurde
das Virus sowohl in einem Nutzkarpfen – als auch in einem Zierkarpfenteich nachgewiesen. Um
eine Weiterverbreitung zu verhindern, wurde in beiden Fällen das
Verbringen von lebenden Fischen
aus dem Teich untersagt.
Keine Probleme mit weiteren Seuchen
Erfreulicherweise wurden keine
Verdachtsfälle bei den klassischen
Tierseuchen wie beispielsweise
Tollwut, Maul- und Klauenseuche,
Schweinepest und Salmonellose
gemeldet. Die seit dem ersten BSEFall in Deutschland ergriffenen Vorsorgemaßnahmen zeigen eine
deutlich positive Wirkung.
Im Jahr 2007 wurden nur 4 BSEFälle diagnostiziert, keiner einziger
76
davon in Bayern. Die Zahl der bundesweit bestätigten Scrapie-Fälle beläuft
sich auf 17, davon lediglich 3 in Bayern, jedoch kein einziger Fall im Landkreis Bamberg.
Unter den über 10.000 in der Tierkörperbeseitigungsanlage Walsdorf
entnommenen BSE- und TSE-Proben
wurde erfreulicherweise kein einziger
positiver Fall festgestellt. Um den
Freiheitsstatus bei Brucellose beizu-
behalten, wurden im Jahr 2007
Unter­suchungen bei Schafen und
bei Ziegen durchgeführt. Die 285
entnommenen Proben waren erwartungsgemäß negativ.