Erläuterungen zur Farbgestaltung

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Erläuterungen zur Farbgestaltung
Erläuterungen zur Farbgestaltung
Analyse des Bauwerks
Eine systematische Vorgehensweise zur Vorbereitung einer Beschichtung ist aus technologischer Sicht notwenig- bei der Farbgestaltung eines
Baukörpers gibt sie Sicherheit bei der Auswahl der Farbtöne. Eine Analyse liefert das Gesamtbild eines Bauwerks sowohl in architektonischer
als auch in farbgebender Hinsicht. Die wechselseitige Beziehung zwischen der Form eines Baukörpers uns seiner endgültigen farbigen
Beschichtung erfordert daher zunächst eine Bestandsaufnahme.
Stilgeschichtliche Einordnung
Historische Bauwerke sind gebunden an die Farbgebung ihrer Entstehungszeit- modernere Bauwerke sind in ihrer farblichen Gestaltung
allgemein frei von traditionellen Festlegungen.
Standort
Die verschiedensten Standortfaktoren führen zu unterschiedlicher Farbgebung am Bauwerk. Ein Baukörper in einer Industrielandschaft
muss farblich anders gestaltet sein, als ein Wohnhaus am Waldrand oder am See. Ein frei stehendes Gebäude verlangt eine auffälligere
Farbkonzeption als ein Bauwerk, das teil einer Strasse oder eines Platzes ist.
Zweck
Der Unterschied zwischen einem Wohn-, Geschäfts-, oder Industriegebäude liegt nicht nur in der architektonischen Gestaltung, sondern
kann auch durch die Farbegestaltung betont werden. Eine Fabrik zeichnet sich eher durch eine sachliche- funktionelle Farbgebung aus, ein
Wohnhaus dagegen durch eine behagliche- wohnliche.
Art
In der farbigen Gestaltung ist sowohl die Art eines Bauwerks als auch die Bauweise zu berücksichtigen. So erfordern Einfamilienhäuser
einen intimeren Farbcharakter als Wohnhochhäuser. Schulen setzen eine andere funktionelle Farbgebung voraus, als Geschäftshäuser
oder Ausstellungshallen.
Unabänderbare, gegebene Farbtöne
Eine neue Farbgestaltung kann nicht losgelöst von den vorhandenen, gegebenen Farbtönen eines Baukörpers vorgenommen werden. Die
Farbe des Daches, oder die bunten Farbtöne von Türen und Fensterläden müssen in ein Gesamtkonzept miteinbezogen werden.
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03.08.2005 / Claudia Pritz
Erläuterungen zur Farbgestaltung
Farbig zu gestaltende Bauteile und Flächen
Türen, Fensterrahmen, Regenabläufe, Fensterläden, etc. werden entsprechend der Gesamtkonzeption farbig hervorgehoben oder
untergeordnet. Flächenteilungen richten sich nach den architektonischen Gegebenheiten des Baukörpers. Sie können diese verstärken
oder zurücktreten lassen. Daher ist es wichtig, die zu beschichtenden Bauwerksteile aufzulisten.
Die Auswertung der Bauwerksanalyse liefert die Bedingung für ein Farbkonzept.
Gestalterische Bedingung
Die Farbrichtung ist abhängig von der landschaftlichen und baulichen Umgebung.
Die Hell- Dunkel Wirkung von Gestaltungselementen betont oder unterdrückt die Architektur eines Gebäudes. Ein deutlicher Hell- Dunkel
Kontrast verursacht eine starke grafische Wirkung, ein geringer Hell- Dunkel Kontrast lässt Gestaltungselemente verflachen, die Architektur tritt
zurück.
Farbkontraste können den Ausdruck eines Baukörpers polar verändern. Durch den Qualitätskontrast oder den Quantitätskontrast kann z.B. ein
Bauwerk dynamisch oder statisch, leicht oder schwer, kompakt oder transparent wirken.
Treffen verschiedene Materialien mit verschiedenen Oberflächenstrukturen aufeinander, so bilden sie Materialkontraste. Diese werden z.B.
durch Holz und groben Putz, Glas- Beton- Metall oder Naturstein mit Feinputz entstehen.
Psychologische Bedingung
Die psychologischen Bedingungen nehmen Rücksicht auf das Farbempfinden der Anlieger und Bewohner eines Gebäudes. Dabei spielt die
Wirkung von Farben und deren Auswirkungen eine bedeutende Rolle. Aber auch traditionelle Farbgebung, die regional mehr oder weniger
Bedeutung besitzen, fließen in ein Farbkonzept ein.
Technische Bedingung
Technische Bedingungen sind grundsätzlich in ein Farbkonzept mit aufzunehmen, da sie Haltbarkeit und Lebensdauer einer Beschichtung
bestimmen. Jede Beschichtung ist so gut oder schlecht wie der Untergrund. Beschichtungen und Untergrund sind demnach aufeinander
abzustimmen. Die physikalischen Auswirkungen einer farbigen Beschichtung gehen mit in die Farbgestaltung ein. Der Remissionswert gibt an,
inwieweit dunkle Farben auftretende Sonneneinstrahlung stärker absorbieren als helle.
Bei dunklen Farbtönen kann es im Wärmedämmverbundsystem zu hohen thermischen Spannungen kommen. Eine Deckbeschichtung mit
Hellebezugswerten unter 20 % ist nur möglich, wenn man einen Vollwärmeschutz mit relativ elastischem Aufbau wählt.
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Akzente setzen
Akzente setzen Die Wirkung einer Farbe hängt grundsätzlich von ihrem Umfeld ab. Eine separat betrachtet schöne Farbe kann durch einen
ungünstigen Kontrast ihren ganzen Reiz einbüßen. Daher empfiehlt es sich, Farben stets in der Gesamtheit einer Situation zu beurteilen. Das
farbliche Erscheinungsbild eines Hauses ergibt sich aus dem Zusammenhang seiner Architektur, den Gebäuden der unmittelbaren Umgebung
sowie dem landschaftlichen Umfeld.
Das farbliche Zusammenspiel von Dach und Fassade ist dabei ein wesentlicher Faktor für die Wirkung von Ein- und Zweifamilienhäusern.
Eventuelle Akzente an Fenstern, Geländern, Haustüren usw. ergänzen sie. Durch die Wahl der Farbkombination kann der Bauherr großen
Einfluss auf die Ausstrahlung seines Hauses nehmen. Zu beachten sind dabei immer der Ton, die Helligkeit und die Intensität der Farben.
Drei Parameter helfen schon bei der Argumentation für Farbe
In der Farbempfindung unterscheidet man folgende Komponenten:
Farbton: Damit ist die Farbe an sich gemeint: Rot, Blau oder Grün. Die nach dem Merkmal „Buntton“ unähnlichste Farbe bezeichnet man als
Komplementär- oder Gegenfarbe. Sie liegt auf dem Farbkreis diametral gegenüber.
Sättigung: Darunter versteht man den Grad der Buntheit oder der Reinheit. Unter voller Sättigung versteht man also den höchsten Grad der
Reinheit. Es ist kein Schwarz- oder Grauanteil vorhanden.
Helligkeit: Die Helligkeit jedes Farbtons kann mit einer Grauleiter bestimmt werden. Stellt man sich eine Abmischung von Weiß auf Grau vor- in
vielen kleinen Abschnitten- so erhält man eine Helligkeitsskala. 100% Helligkeit wäre dann die Farbe Weiß, 0% steht für Schwarz. Dieser
Hellbezugswert spielt beim Helligkeitskontrast und bei der Auswahl von Farbtönen eine wichtige Rolle. (Achtung: Hellbezugswert bei
Vollwärmeschutz)
Wenn einem eine Farbe also nicht gefällt, kann man anhand dieser Parameter hinterfragen: Gefällt die Farbe an sich nicht? Ist die Helligkeit zu
gering? Ist die Sättigung zu intensiv?
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Beispiele von Gestaltungsmuster
1 Weiße Wand, rotes Dach. Das ist die klassische Farbkombination vieler Neubau-Siedlungen.
Aufgrund des starken Kontrastes scheint das schwer wirkende Dach über dem Haus zu schweben.
Die Gesamtwirkung des Hauses ist neutral bis unauffällig, vor allem in der Kombination mit weißen
Fenstern.
2 Die Farbe der Fassade leitet sich von der Dachfarbe ab. Dach und Fassade ergeben eine Einheit.
Die Gesamtwirkung des Hauses ist kompakt, tendiert jedoch zu Eintönigkeit.
3 Die Kombination der Komplementärfarben Rot und Grün. Beide Teile des Hauses haben eine
eigene Ausstrahlung. Sie kontrastieren sehr gut, ohne langweilig zu wirken. Kritisch bei starker
Bepflanzung bzw. Begrünung.
4 Ein dunkelgraues Dach wirkt stets schwer und scheint auf dem Haus zu lasten. Tipp: entweder ein
hellgraues Dach wählen oder Fassadentöne einsetzen, die selbst eine starke Ausstrahlung haben
(wie z.B. das abgebildete Blau).
5 Eine sehr spannungsreiche Variante: Die intensive Fassadenfarbe überstrahlt optisch das Gewicht
des grauen Daches. Umgekehrt verhindert das Grau des Daches einen insgesamt zu aufdringlich
bunten Gesamteindruck (wie er z.B. mit einem roten Dach entstehen würde).
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Farbharmonien
Stehen Farbtöne von der Farbigkeit als auch von der Menge in Einklang zueinander, so wird dieser Einklang als Farbharmonie empfunden..
Folgende Voraussetzungen führen immer zu einer Farbharmonie:
1. Monochrome Farbtöne sind harmonisch
2. Farbtöne gleicher Helligkeit sind harmonisch
3. Farbtöne gleicher Sättigung sind harmonisch.
Innerhalb dieser Harmonievarianten können dynamische, spannungsvolle, entspannende oder statische, spannungslose
Farbtonkombinationen aufgebaut werden.
1
2
3
Wechseln Farbtöne von Weiß über Gelb, Orange Rot bis hin zu Schwarz, so
ist die Dynamik spannungsvoll.
Eine Farbtonreihe von Schwarz über Blauviolett, Blau, Blaugrün nach Weiß
stellt Entspannung dar.
Statisch dagegen ist eine Farbtonfolge gleicher Helligkeit kombiniert mit
Nebenfarben der Sättigungsreihe.
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Farbkontraste
Kontraste helfen zu gestalten. Die wichtigsten davon sind:
1.
2.
3.
4.
Farbe - an - sich -Kontrast
Hell - Dunkel Kontrast
Qualitätskontrast
Quantitätskontrast
Farbe an sich Kontrast
Hierbei bilden die Primärkontrast den stärksten Kontrast. - Die Gestaltung mit diesem Kontrast wirkt
bunt, kraftvoll, laut und entschieden. Schwarz als Kontur kann die Wirkung der bunten Farbtöne
noch unterstreichen.
Hell Dunkel Kontrast
Er bezieht sich auf die Anwendung der unterschiedlichen Helligkeiten und Tonwerte der Farben. Dieser
Kontrast wirkt formbetonend, wenn die Form dunkel und der Hintergrund hell ist. Die Wirkung ist aber
auch deutlich und trennend.
Qualitätskontrast
Er besteht in dem Gegensatz von leuchtenden und stumpfen
Farben. Die Trübung kann mit Schwarz,
Weiß oder Grau erfolgen. Die Farbqualität gibt also den
Reinheits- oder Sättigungsgrad der Farben an.
Der Qualitätskontrast wirkt ruhig und natürlich. In der
Natur begegnet er uns in der Licht und Schattenfarbe
eines Tones. Der Hell- Dunkel Kontrast soll hier
vermieden werden
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Quantitätskontrast
Wirkung erzielen auch Farbtöne, die sich mengenmäßig gegenüberstehen. Der Quantitätskontrast bezieht sich auf das Größenverhältnis von
Farbtönen, das den Gegensatz von viel- wenig oder groß- klein widerspiegelt. Hierbei stehen die Reinheit, die Helligkeit oder der Anteil einer
Farbe der Flächengröße gegenüber.
Dominante:
der vorherrschende Farbton der Grundfläche, also der Fläche mit dem größten Flächenanteil
Subdominante:
der vorherrschende Farbton der Grundfläche, also der Fläche mit dem größten Flächenanteil
Akzent:
Betonender Farbton, gezielt eingesetzt bei Details oder schmückendem Beiwerk, kleinster
Flächenanteil.
Beispiele:
Helle Farbwirkung
Dunkle Farbwirkung
d) Dominante hell- Subdominante dunkel
e) Dominante hell- Akzent komplementär gesättigt
Dominante hell- Subdominante getrübtAkzent komplementär gesättigt
a) Dominante dunkel- Subdominante hell
b) Dominante dunkel- Akzent hell, komplementär
Dominante dunkel- Subdominante aufgehelltAkzent hell komplementär
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Betonung der Flächen
Eine einfache Fassadenfläche soll eine Betonung erhalten. Dies kann nach folgenden Gesichtspunkten
vorgenommen werden:
o
o
o
o
Die Fläche als Ganzes wird betont (Bild 1)
Die Fläche wird vertikal betont, dadurch wirkt sie aufstrebend, aber seitlich verkürzt. (Bild 3)
Die Fläche wird horizontal betont, dadurch wirkt sie seitlich gestreckt, aber auch abgeflacht (Bild 5)
Die Fläche wird horizontal und vertikal geteilt, die Richtungsbetonung wird dadurch abgeschwächt. (Bild 7)
Gestaltungsbauteile
Ein Baukörper und somit seine Gestaltungsflächen werden von seinen unterschiedlichen Bauteilen geformt. Erst
Fenster, Türen, Gesimse, Balkone, aber auch ein Wechsel von Strukturflächen, gliedern den Baukörper und fügen
sich zu einem Baustil zusammen. Dabei können einzelne Bauteile oder Bauteile zusammen gestaltet werden. Zu
beachten ist, dass das Prinzip von stützenden und tragenden Architekturgliedern nicht verloren geht.
Sind Bauteile, z.B. Fenster gleichmäßig oder symmetrisch in eine Gebäudefläche eingeordnet, so können sie durch
farbliche Gestaltung zusammengefasst werden. Auf den Baukörper werden sie dadurch unterschiedlich wirken.
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03.08.2005 / Claudia Pritz
Erläuterungen zur Farbgestaltung
Gestaltung durch Fenster
Das Fenster kann als Gestaltungsobjekt dienen, um die Einförmigkeit
der Fensteröffnungen durch Gestaltungselemente vorteilhaft zu
verändern. Dabei können Schmuckelemente malerisch- auf der
Fassadenfläche, oder plastisch, durch Auftragen von Stuckleisten
oder Stucksegmenten, hergestellt werden.
Wird die Farbgestaltung im Qualitätskontrast mit dem
Fassadenfarbton als Dominante, der Rahmung als Subdominante und
Linien oder Ritzer als Akzenttonfarbe ausgeführt, so entsteht ein
schlüssiges Gestaltungskonzept.
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03.08.2005 / Claudia Pritz

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