magazin Pfizer Deutschland
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Pfizer Deutschland magazin STARKE KOOPERATION WIE SICH WIRTSCHAFT UND WISSENSCHAFT VERNETZEN BIOTHERAPEUTIKA ARZNEIMITTELFÄLSCHER AUFSTIEG IN BERLIN Auf der Suche nach dem Medikament der Zukunft Wie skrupellose Geschäftemacher Menschen gefährden Die Hauptstadt entwickelt sich zum wichtigsten Gesundheitsstandort IMPRESSUM Motiviert: Der Kardiologe und Forschungspreisträger Prof. Dr. Lars Maier in seinem Labor im Herzzentrum der Universität Göttingen Herausgeber Pfizer Deutschland GmbH Gesamtverantwortung Martin Fensch, Unternehmenskommunikation Redaktion Thomas Biegi, Tanja Molitor, Unternehmenskommunikation; Kirsten Wörnle, agentur.zs Mitarbeit Kathrin Harms, Steffan Heuer, Karin Kontny, Petra Krimphove, Rainer Kwiotek, Paul Lampe, Christoph Püschner, Kety Quadrino, Stefan Scheytt, Frank Schultze, Ingrid Schumacher, Dr. Sabine Thor-Wiedemann, Thorsten Ulonska, William Widmer, Erdmann Wingert, Eva Wolfangel Lektorat Dana Haralambie, Jasmin Trotta Die Menschen sind verschieden, und das ist unser Glück. Bei Pfizer arbeiten 87.000 Frauen und Männer aus 80 Ländern der Erde. Ihre vielfältigen Erfahrungen und ihr Können sind unser größtes Bildnachweise Berlin Partner (S. 21); Bohm und Nonnen (S. 34); Sabine Braun (S. 50); Uli Deck (S. 60); Kathrin Harms (S. 20, 60 u., 61); Rainer Kwiotek (S. 43, 53 r.); medicalpicture (S. 42); Pfizer (S. 29, 40, 43 r.); Christoph Püschner (S. 51); Wolfram Scheible (S. 3); Eric Vazzoler (S. 53 l.) wie Daimler und Deutsche Bank zu den Erstunter- Layout und Realisierung Bohm und Nonnen, Büro für Gestaltung GmbH, Theo Nonnen, Steven Dohn, Delphine Korth zeichnern der „Charta der Vielfalt“. Ein Jahr nach Druck ColorDruckLeimen Kapital. Pfizer gehört daher neben Unternehmen ihrem Start haben sich bereits 350 Firmen und öffentliche Einrichtungen der Initiative von Maria Böhmer, der Bundesbeauftragten für Migration, Flüchtlinge und Integration, angeschlossen. Wettbewerbe, Workshops und Konferenzen informieren über geeignete Instrumente des Diversity-Managements wie beispielsweise Sprachkurse oder Förderprogramme für Auszubildende mit Migrationshintergrund. Kontakt magazin, Thomas Biegi, Pfizer Unternehmenskommunikation, Linkstraße 10, 10785 Berlin Telefon + 49 (0) 30-55 00 55 51 088 E-Mail: [email protected] magazin erscheint in deutscher Sprache. Alle Rechte sind vorbehalten. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht in jedem Fall die Meinung des Herausgebers wieder. Nachdruck und elektronische Verbreitung von Artikeln, auch auszugsweise, ist nur mit Genehmigung der Redaktion möglich. Stand der Information: August 2008 EDITORIAL Liebe Leser, schön, dass Sie unser Magazin aufgeschlagen haben. Gerne möchte ich Sie einladen, in die Pfizer-Welt einzutauchen. Hier arbeiten 87.000 Menschen gemeinsam daran, das Leben für Menschen und Tiere gesünder zu gestalten. Lesen Sie zum Beispiel, wie wir mit Forschern des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf zusammenarbeiten, um eine neuartige Behandlung gegen Leukämie zu entwickeln. Oder wie wir in Sachsen-Anhalt bei einer breit angelegten Präventionskampagne gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen mitarbeiten. Sie sehen, wir konzentrieren uns im Magazin auf Themen aus Deutschland. Aber natürlich sind wir nur ein Teil des Ganzen. Deswegen darf der Blick über den Tellerrand nicht fehlen. So möchte ich Ihnen insbesondere unsere Reportage über das Pfizer-Gründerzentrum in La Jolla, USA, empfehlen. Der so genannte Inkubator schafft ganz neue Gestaltungsspielräume für die Forschung an den Arzneimitteln von morgen. Pfizer steht seit mehr als 150 Jahren für medizinischen Fortschritt. Und wir sorgen dafür, dass das so bleibt. In diesem Sinne: Bleiben Sie gesund. Ihr Martin Fensch Leiter der Unternehmenskommunikation Pfizer Deutschland 3 4 16 22 30 36 38 44 48 54 62 INHALT 3 Editorial 6 PFIZER-PANORAMA BERLIN 12 22 48 50 28 Interview mit Corey Goodman, Präsident des BBC in San Francisco 30 FÄLSCHERN AUF DER SPUR 51 DIE ZWEITE SEXUELLE REVOLUTION 52 WENN SORGEN ALLES BEHERRSCHEN Viele Menschen leiden unter Generalisierter Angststörung und wissen es gar nicht 38 54 40 58 42 NOTIZEN AUS DER MEDIZIN 43 NOTIZEN AUS DER TIERMEDIZIN HILFE FÜR HELFER In dem Verein startsocial geben Profis aus der Wirtschaft ihr Wissen an Ehrenamtliche weiter 60 NOTIZEN MENSCHEN 62 „ICH ARBEITE GERN BEI PFIZER, WEIL ...“ Vier Mitarbeiter erzählen aus ihrem Berufsalltag 64 „RAUS AUS DEM ELFENBEINTURM“ Interview mit dem Herzforscher und Forschungspreisträger für Medizin, Prof. Dr. Lars Maier WENIGER STRESS FÜR FERKEL Eine Impfung erspart männlichen Schweinen die schmerzhafte Kastration WEITERLEBEN TROTZ AIDS Ein Wissenschaftszentrum in Uganda erforscht die Seuche und lindert das Leid GEMEINSAM GEGEN DEN KREBS Für die Erprobung einer neuen Substanz kooperiert Pfizer mit externen Forschern NOTIZEN AUS DER PRAXIS ENGAGEMENT Vor zehn Jahren brachte Pfizer ein Medikament gegen Erektionsschwäche auf den Markt 36 FABRIK DES JAHRES Neue Produktionsstätte in Illertissen gewinnt „Facility of the Year“- Award Wie Unternehmen und Behörden den Handel mit gefährlichen Plagiaten bekämpfen 34 FIT FÜR DIE ZUKUNFT In Freiburg betreibt Pfizer ein innovatives Büround Laborgebäude DIE ENTDECKUNGSMASCHINE Mit dem Forschungsverbund BBC treibt Pfizer die Entwicklung von Biotherapeutika voran MEDIKAMENTE FÜR KINDER Altersgerechte Aufklärungsmaterialien bereiten junge Patienten auf klinische Studien vor NOTIZEN AUS BERLIN MEDIZIN MIT LANGEM ATEM Eine ungewöhnliche Kampagne in Sachsen-Anhalt will zu gesundem Lebensstil motivieren TALENTSUCHE Boxstar Henry Maske schafft in Brandenburg ein modernes Ferienzentrum für Jugendliche 20 44 „SIE KÖNNEN AUF UNS ZÄHLEN“ Interview mit Dr. Andreas Penk über die Biotechnologie, das Gesundheitswesen und den Umzug nach Berlin 16 GUTE PRAXIS 66 FORSCHUNG MIT LANGEM ATEM 67 KLIMAZIELE UND SELBSTVERPFLICHTUNG 5 6 DAS LÄCHELN DER ZUVERSICHT Foto: Frank Schultze Eine Ärztin im Infectious Diseases Institute (IDI), dem Institut für ansteckende Krankheiten in der ugandischen Hauptstadt Kampala, untersucht eine Aids-Patientin. Rund 9.000 HIV-Infizierte finden hier jedes Jahr medizinische Hilfe und Beratung. Wo Unterernährung, Malaria und Tuberkulose das Immunsystem schwächen, sterben HIV-Infizierte meist Jahre früher als in Europa. Das Zentrum erforscht daher mithilfe von Pfizer die Auswirkungen von Aids in Afrika. Es ist zudem eines der größten Fortbildungsinstitute des Kontinents. Ärzte und Schwestern aus 26 afrikanischen Ländern haben hier bislang Kurse über die Krankheit absolviert (siehe auch Seite 54). PFIZER-PANORAMA Foto: Rainer Kwiotek 8 PFIZER-PANORAMA FLEXIBEL BIS ZUR LETZTEN MINUTE Im Karlsruher Distributionszentrum mit seinen 18.000 Paletten garantieren 50 Mitarbeiter die zügige Auslieferung von Medikamenten nach Deutschland, Österreich und in die Niederlande. Die österreichische und die niederländische Flagge (hinten links) signalisieren den Packbereich der beiden Länder, in dem Mitarbeiter die Pakete mit Adressetiketten bekleben und für den Versand vorbereiten. Bis 18 Uhr können die deutschen Apotheken ihre Bestellungen abgeben. Bereits eine halbe Stunde später verlassen die letzten Lkws das Pfizer-Lager, um die Medikamente an sie sowie an Krankenhäuser, Großhändler und Tierärzte auszuliefern. 10 FUSSBALL IST UNSER LEBEN Foto: Kathrin Harms Das gilt auch für Lucie, Louisa, Sina und Pascale (von links). Die vier kicken in der neu gegründeten Mädchenabteilung des SV Sinzheim. Mit wachsender Begeisterung. In dem Verein der 11.000-Seelen-Gemeinde bei Baden-Baden hat ein regelrechter „Run“ auf das neue Fußballangebot eingesetzt. Nach nur drei Monaten trainieren bereits 70 Mädchen zwischen sechs und 16 Jahren in fünf Altersklassen. Übungsleiter einer professionellen Fußballschule gleichen in der Startphase den Mangel an geeigneten Trainern für die jungen Fußballerinnen aus. Eine Lösung, die erst durch die Unterstützung von Pfizer möglich wurde. PFIZER-PANORAMA 12 BERLIN „Sie können auf uns zählen“ Dr. Andreas Penk ist der erste Arzt an der Spitze von Pfizer in Deutschland. Im magazin-Interview spricht er über Biotechnologie, die Zukunft des Gesundheitswesens und Berlin, den neuen Standort der deutschen Pfizer-Zentrale. Martin Fensch (Interview) · Anne Schönharting (Fotos) Herr Dr. Penk, Pfizer steht für medizinischen Fortschritt. Immer neue Präparate auf den Markt zu bringen, ist das Geschäftsmodell des Unternehmens. Wie gut funktioniert dieses Modell noch? Die Forschung, das Streben nach therapeutischem Fortschritt, ist das Herz von Pfizer. Wir stiften Nutzen. Und dieser Nutzen lohnt sich für uns auch wirtschaftlich. Das ist ein gutes und sehr funktionsfähiges Modell. Pfizer hat viele großartige Arzneimittel entwickelt, die Patienten – Menschen und auch Tieren – in aller Welt zu einem gesünderen Leben verhelfen. Und auch in Zukunft können sie im Kampf gegen Krankheiten auf uns zählen. Es wird aber oft gesagt, die pharmazeutische Industrie sei nicht mehr so innovativ wie früher. Das sehe ich nicht so. Die Innovationskraft der forschenden Arzneimittelhersteller ist auf einem konstant hohen Niveau. Jedes Jahr stehen Ärzten und Patienten neue Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Neue Arzneimittel wirken aber immer spezifischer und helfen einem kleineren Patientenkreis. Das ist vielleicht ein Grund, warum manche meinen, es fehle an den großen Innovationen von früher. Viele Krankheiten sind mittlerweile sehr gut und sehr effektiv medikamentös behandelbar. Viele Krankheiten aber auch nicht. Es gibt noch sehr viel zu tun. Schätzungsweise 20.000 Krankheiten sind nach wie vor nicht adäquat behandelbar. Als Arzt habe ich das in der Praxis erleben müssen. Aber das spornt uns an. Die Forschung dringt zurzeit in der Biotechnologie und Genetik in ganz neue Dimensionen vor. Ich bin mir sicher, dass wir hier große medizinische Fortschritte erwarten können. Gleichwohl muss klar sein, im Buch des menschlichen Genoms haben wir bislang nur einen Blick auf die ersten Seiten geworfen. 13 Der Pfizer Deutschland-Chef auf dem Dach der neuen Unternehmenszentrale in Berlin 14 BERLIN Dr. Andreas Penk im magazin-Gespräch Wie engagiert sich Pfizer im Bereich der Biotechnologie? ZUR PERSON Dr. Andreas Penk, Jahrgang 1965, steht seit 2007 an der Spitze von Pfizer Deutschland. Der gebürtige Leipziger studierte Medizin in seiner Heimatstadt und startete nach der Promotion mit 29 Jahren seine Karriere bei Pfizer Deutschland als Produktmanager für Klinikpräparate in Karlsruhe. Wir wollen das führende Biotech-Unternehmen weltweit werden. Vier Wege werden uns zu diesem Ziel führen. In unseren traditionellen Pfizer-Forschungslabors setzen wir natürlich auch auf die Instrumente der modernen Biotechnologie. Zudem arbeiten kleinere Biotech-Unternehmen im Pfizer-Forschungsgverbund an den Arzneimitteln von morgen. Kooperationen und Beteiligungen verbinden unser Haus mit anderen Unternehmen und wissenschaftlichen Institutionen. Und ein ganz neues Modell verfolgen wir mit dem US-amerikanischen Gründerzentrum in La Jolla. Dort können Unternehmen mit breiter Unterstützung von Pfizer forschen. In Kooperationen werden viel versprechende Präparate gemeinsam entwickelt. Dieses Konzept bietet die nötigen Gestaltungsspielräume, um der Kreativität, die im Forschungsprozess ungeheuer wichtig ist, freien Lauf zu lassen. Nach Stationen als Leiter für Klinikprodukte und als Direktor der strategischen Geschäftseinheit für Neuroscience/Urologie/Klinik in Deutschland übernahm er 2002 die Geschäftsführung von Pfizer Österreich. Dort schloss er die Integration der beiden Unternehmen Pfizer und Pharmacia erfolgreich ab. Penk ist verheiratet und Vater zweier Töchter. Die politische Auseinandersetzung um das Thema „Gesundheit“ kreist immer wieder um die Frage, was sie kosten darf. Was meinen Sie? Mir wäre es lieber, wenn sich die Diskussion stärker mit dem Thema der Qualität auseinandersetzen würde – und 15 zwar stärker aus der Perspektive der Patienten. Ich würde mir auch wünschen, dass aus den Faktoren „alternde Gesellschaft“ und „begrenzte Mittel“ andere Konsequenzen gezogen werden. Statt reiner Kostendämpfung durch ein Übermaß an Regeln und Vorschriften, bräuchte es eine Art „Gesundheits-Riester“ – ein Modell, das Grundsicherung mit individueller Vorsorge und mehr Wahlfreiheit bei den Leistungen verbindet. Das wäre die richtige Weichenstellung für die Zukunft unseres Gesundheitswesens. FLEXIBEL UND DYNAMISCH Der Wechsel der deutschen Pfizer-Zentrale von Karlsruhe nach Berlin markiert einen Meilenstein in der Entwicklung des Unternehmens. Genau 50 Jahre zuvor hatte der amerikanische Arzneimittelhersteller in Karlsruhe seinen Deutschland-Standort eröffnet. Es war gewissermaßen eine Heimkehr, denn die Gründer von Pfizer kamen aus Schwaben: Im Jahr 1849 machten sich die Auswanderer Charles Pfizer und Charles Erhart im New Yorker Stadtteil Brooklyn mit Rohchemikalien für die pharmazeutische und Lebensmittelindustrie selbstständig. Wollen Sie sich beim Thema „Gesundheit“ schrittweise aus der Solidargemeinschaft verabschieden? Ganz im Gegenteil, wir möchten, dass Sie zukunftsfest wird. Das solidarische Versicherungssystem ist eine Errungenschaft, die man in jedem Fall schützen sollte. Durch die Erhöhung der Beiträge, immer mehr Beschränkungen für Ärzte und Eingriffe in die Wirtschaft ist das nicht erreichbar. Heute beschäftigt Pfizer rund 87.000 Mitarbeiter in mehr als 80 Ländern der Erde. In Deutschland arbeiten rund 4.500 Beschäftigte an den Standorten Berlin, Frankfurt-Höchst, Freiburg, Illertissen und Karlsruhe. Im Jahr 2007 erwirtschafteten sie in den Geschäftsbereichen Pharma und Tiergesundheit rund 1,6 Milliarden Euro. Mit rund acht Milliarden US-Dollar jährlich investiert Pfizer mehr als jedes andere Pharmaunternehmen in die Erforschung und Entwicklung neuer Medikamente. Weltweit arbeiten rund 13.000 Forscher in den Pfizer-Labors an neuen Wirkstoffen, unter anderem gegen Krebs, Im Juli 2007 haben Sie kurzerhand beschlossen, ihre deutsche Zentrale nach Berlin zu verlegen. Sind Sie so ein großer Fan der Hauptstadt? Ja, ich bin überzeugter Berlin-Fan. Aber eine Entscheidung wie die einer Standortverlegung habe ich natürlich weder alleine noch kurzerhand getroffen. Der Umzug in die Hauptstadt ist für uns von großer strategischer Bedeutung. Berlin hat sich zum wichtigsten deutschen Zentrum der Gesundheitswirtschaft und Gesundheitswissenschaft entwickelt mit Strahlkraft auf ganz Europa. Pfizer hatte in Deutschland bislang 50 Jahre Erfolg zu verbuchen – ohne Berlin. Wie passt das zusammen? Wir gehen davon aus, dass eine noch stärkere Interaktion mit der Wissenschaft, den Kliniken, den Krankenversicherungen und allen anderen Beteiligten im Gesundheitswesen künftig ein wichtiger Faktor für unseren Erfolg sein wird. Berlin ist der richtige Platz für diesen Dialog, für neue Formen der Zusammenarbeit und Kooperation. Das kann man nicht per Dienstreise erledigen. Zudem ist die Region Berlin-Brandenburg ein absoluter Hotspot der Biotechnologie und ein attraktiver Standort für internationale Bewerber und Talente. Schmerzen und HIV/ Aids. Mit Erfolg: Derzeit befinden sich über 100 Kandidaten in der Entwicklung. 16 BERLIN Gemeinsamer Kraftakt: Elia, Jörg, Marco und Enrico (von links) ziehen ein Boot ans Ufer Talentsuche Eva Wolfangel (Text) · Kathrin Harms (Fotos) 17 Er fand früh zu seiner Begeisterung für den Sport. Jetzt hilft Boxweltmeister Henry Maske benachteiligten Kindern und Jugendlichen auf die Sprünge. Mit seiner Stiftung verwandelt er eine ehemalige DDR-Freizeitanlage in ein modernes Erholungs- und Freizeitzentrum. Der Sommer macht Pause. Ein stürmischer Wind pfeift über den idyllischen Beetzsee in Brandenburg, 60 Kilometer westlich von Potsdam. Dem 17-jährigen Marco ist das schlechte Wetter offensichtlich schnuppe. „So was habe ich noch nie gemacht“, sagt er staunend, während er konzentriert einen großen Ballen aus gepresstem Stroh in einen Holzrahmen bugsiert. Es ist der Baustoff für eine besonders heimelige Unterkunft. Zehn StrohballenBungalows sollen daraus in den nächsten Monaten nach ökologischen Kriterien entstehen. Marco, der eigentlich Garten- und Landschaftsbau lernen wollte, aber nach der Förderschule in seiner Heimat Brandenburg keinen Ausbildungsplatz fand, nimmt an einem einzigartigen Projekt teil. Mit 14 anderen jungen Männern hilft er im Rahmen einer Qualifizierungsmaßnahme für Jugendliche beim Bau einer Ferienanlage mit 280 Schlafplätzen. Die so genannte Perspektivfabrik entsteht auf dem Gelände eines noch aus DDR-Zeiten stammenden Erholungsheimes nördlich der Stadt Brandenburg. Mehrere Neubauten, darunter die StrohballenBungalows, Alaska-Holzhütten und eine große neue Sporthalle, sollen jährlich bis zu 15.000 jungen Leuten aus ganz Deutschland anregende und erholsame Ferienfreizeiten bieten. Der Boxweltmeister Henry Maske hat das Projekt für benachteiligte Kinder und Jugendliche mit seiner Stiftung „A PLACE FOR KIDS“ ins Leben gerufen. Fünf Millionen Euro wird der Bau kosten, zu dem neben einem eigenen Blockheizkraftwerk auch eine Biogasanlage und eine ökologische Kläranlage gehören. Die EU gibt 2,3 Millionen Euro. Den Rest finanzieren Spenden, für die die Henry-Maske-Stiftung unermüdlich wirbt. Mit Erfolg. Neben Pfizer unterstützen beispielsweise Bertelsmann, Microsoft und RTL das Projekt. ANSTÖSSE GEBEN Ein Schwerpunkt des Konzepts liegt auf der Erlebnis- und Sportpädagogik. Wenn im Frühjahr 2009 die ersten jungen Gäste in die Perspektivfabrik strömen, stehen Klettern und Basketball für sie ebenso auf dem Programm wie Fußball und natürlich Boxen. Im Sommer bietet der See ideale Bedingungen zum Schwimmen, Surfen und Wasserski. Daneben sollen Tanz- und Computerkurse sowie Persönlichkeitstrainings den Jugendlichen helfen, ihre Stärken zu entdecken und das Selbstbewusstsein zu fördern. Stark für die Schwächeren: Henry Maske am Ufer des Beetzsees in Brandenburg Henry Maske ist dabei realistisch: „Wir sind nicht so überheblich zu glauben, dass wir Kindern, mit denen wir ein oder zwei Wochen verbringen, ein neues Leben schenken können“, sagt er. „Aber wir können ihnen Anstöße geben, sie inspirieren und ihnen dabei helfen, sich selbst und ihre Talente zu entdecken.“ Der Olympiasieger von 1988 und langjährige ProfiBoxer stammt selbst aus einfachen Verhältnissen. Er wuchs im brandenburgischen Treuenbrietzen auf. Bereits als Sechsjähriger begann er mit dem Boxtraining. Bezugspersonen förderten sein Talent und gaben ihm den nötigen Halt für seine Karriere. „Es war für mich das größte Glück, nicht nur früh das gefunden zu haben, was mich begeis- 18 BERLIN „Es kann nicht sein, dass eine ganze Generation verteufelt wird. Keiner wird kriminell geboren.“ Henry Maske Zwei Jugendliche errichten Holzständer für die Strohballenhäuser, ... terte, sondern auch Menschen zu treffen, die mir halfen, meine Ziele zu verwirklichen“, sagt Henry Maske. Diese Solidarität möchte er heute an Jüngere weitergeben. Als Ende der 1990er-Jahre der Fall des jugendlichen Straftäters Mehmet durch die Medien ging, reifte in ihm der Entschluss, sich für Kinder und Jugendliche zu engagieren. Denn die Regeln des Rings haben für den Boxstar auch außerhalb des Sports Gültigkeit: Wer am Boden liegen bleibt, verliert. Wer alleine nicht wieder hochkommt, dem müsse man unter die Arme greifen. „Es kann nicht sein, dass eine ganze Generation verteufelt wird“, sagte der Sportler und gründete einen Verein mit dem Motto „Keiner wird kriminell geboren“. Später entstand daraus die „Henry Maske A PLACE FOR KIDS Stiftung“. Nachdem der Boxer zahlreiche Jugendprojekte finanziell unterstützt hatte, fasste er den Entschluss, selbst ein Zentrum zu gestalten. Das Jugendheim „Haus am See“, ein großzügiges Gelände mitten im Landschaftsschutzgebiet Westhavelland, war der ideale Ort. Im Betreiber CVJM, dem Christlichen Verein junger Menschen, fand er den richtigen Partner. „Wir sind offen für alle Jugendlichen“, betont CVJM-Geschäftsführer Thomas Maier. Für die jungen Gäste gibt es weder einen Zwang zum Gebet, noch müssen sie einer Religion angehören. Die Vermittlung christlicher Werte wie Hilfsbereitschaft, Rücksichtnahme und Verständnis steht in dem Haus jedoch auf der Tagesordnung. Deshalb gehört es auch zum Prinzip des Hauses, jene „Verweigerer“ unter den jugendlichen Helfern zunächst in Ruhe zu lassen, die sich in der Ecke eines Zeltes zusammengefunden haben, Löcher in die Luft starren und Grimassen schneiden, sobald Betreuer Steffen Preuß wegschaut. „Sie müssen sich erst wieder ans Arbeiten gewöhnen“, sagt Steffen Preuß. Er will ihnen etwas Zeit geben, in die Gruppe zu finden, bevor er Strenge walten lässt. „Richtige Arbeit“, wie sie es nennen, haben die wenigsten bislang in ihrem Leben kennengelernt. In Brandenburg liegt die Arbeitslosenquote bei über 13 Prozent. Lehrstellen sind Mangelware. Die Qualifizierungsmaßnahme in der Perspektivfabrik soll sie weiterbringen. Ein Jahr lang werden sie beim Auf- und Umbau des Projektes mitwirken. Der Einsatz soll den jungen Leuten handwerkliche Grundfertigkeiten und soziale Fähigkeiten vermitteln. 19 ... während zwei andere den Volleyballplatz von Unkraut befreien Es sieht so aus, als könnte das klappen. Auf der anderen Seite des Zeltes schraubt der 22-jährige Sven die Holzplanken eines Gartenstuhls vom metallenen Gestänge ab. Während sein drei Jahre älterer Kumpel Enrico das Holz mit Schleifpapier bearbeitet, macht sich Sven als nächstes daran, die Stuhlbeine mit weißem Lack zu streichen. STARK FÜR SCHWACHE Die „Henry Maske A PLACE FOR KIDS Stiftung“ unterstützt Projekte und CHANCEN NUTZEN Einrichtungen, die benachteiligten Kindern und Jugendlichen ein positi- Derweil ziehen Daniel und Elia drüben am Ufer ein gelbes Ruderboot aus dem See. „Boote streichen“ ist einer von vielen Punkten auf der Aufgabenliste, die Betreuer Steffen Preuß am Morgen vorgelesen hat. „Los, wir schaffen es“, ruft der 23-jährige Elia dem ein Jahr jüngeren Daniel zu. Die beiden kommen aus derselben Kleinstadt und kennen sich seit der Kindheit. Elia ist der Lautere von beiden. Auf seinen Einsatz hat er sich gefreut. „Von nüscht kommt nüscht, wa“, ruft er seinem Kumpel zu. Der steht auf dem Steg, löchrige Jeans, verwaschenes Shirt, graue Jacke. Was ihm das Projekt bedeutet? Der schüchterne Daniel überlegt kurz, steckt verlegen seine Hände in die Taschen und antwortet leise: „Das ist eine Chance.“ ves Lebensumfeld geben. Mit entsprechenden Bildungsangeboten sowie Sport- und Freizeitprojekten will die Stiftung ihnen bei der Überwindung persönlicher und sozialer Probleme helfen, ihre Entwicklung fördern und ihre Persönlichkeit stärken. Zu den Aktivitäten der Stiftung gehört neben der Perspektivfabrik auch die Unterstützung eines Jugendheims mit angeschlossener Lernwerkstatt im brandenburgischen Gerswalde und der Neubau eines Jugendzentrums in Köln. Zu den Unterstützern der Henry-Maske-Stiftung zählen Persönlichkeiten wie der amerikanische Schauspieler Denzel Washington, der alle Preview-Einnahmen seines Films „Hurricane“ in die Stiftung einfließen ließ. c www.henry-maske-stiftung.de 20 BERLIN KOOPERATION Starke Partner Pfizer intensiviert die Zusammenarbeit mit der Berliner Charité Sie ist ein Krankenhaus der Superlative. Mit ihren Kliniken Campus Mitte, Campus Benjamin Franklin, Campus Virchow und Campus Buch ist die Charité Europas größtes Krankenhaus. 120.000 stationäre und rund eine Million ambulante Patienten pro Jahr werden hier von fast 2.500 Ärzten behandelt. Die Geschichte der Klinik, die bereits 1710 als Seuchenhaus am damaligen Rande der Stadt gegründet wurde, ist aber auch untrennbar mit weltweit herausragenden Forscherpersönlichkeiten verbunden: Rudolf Virchow, Robert Koch und Paul Ehrlich, um nur einige der prominentesten zu nennen. Forschung wird neben der Krankenversorgung nach wie vor groß geschrieben an der Charité. Doch anders als zu Virchows Zeiten, als Wissenschaftler als Einzelkämpfer am Mikroskop saßen, wird moderne Forschung heute vor allem durch Kooperationen vorangetrieben. Dazu gehört nicht nur die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Kliniken und vorklinischen Instituten, sondern auch die ideelle und finanzielle Förderung der Forschung durch externe Partner. Im Jahr 2007 hat die Charité 117 Millionen Euro externe Fördergelder für über tausend Forschungsprojekte eingeworben, je ein Viertel davon stammt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und von der Industrie. GEMEINSAM FORSCHEN Pfizer unterstützt zurzeit rund 40 klinische Studien an den verschiedenen Kliniken der Charité. Dort werden nicht nur neuere zugelassene Substanzen in der breiten klinischen Anwendung erprobt, sondern auch frühe Studien mit noch nicht zugelassenen Wirkstoffen durchgeführt. Für solche präklinischen und frühen klinischen Studien bietet die Charité mit einem speziellen Forschungsbereich, der Charité Research Organisation (CRO), einen verlässlichen Kooperationspartner. Durch die direkte Anbindung der CRO an den Campus Mitte gelingt in der Forschung ein nahtloser Übergang von ersten Tests an gesunden Freiwilligen hin zur Erprobung neuer Substanzen an zunächst kleinen, dann größeren Patientengruppen. Zurzeit arbeitet Pfizer mit der CRO in Projekten zur Therapie von HIV-Infektionen (Aids) und Hepatitis C (eine Form virusbedingter Leberentzündungen) zusammen. GUTE PERSPEKTIVEN AM NEUEN STANDORT Die ohnehin gute Zusammenarbeit mit der Charité soll am Berliner Standort noch intensiviert werden. „Die Nähe zu einer der führenden Kliniken Europas und zu hochkarätigen Forschern bietet eine sehr gute Perspektive für unsere Forschung und Entwicklung“, so Dr. Claus Göbel, Leiter der klinischen Forschung bei Pfizer. „Die Wege sind kürzer, dadurch wird es zu mehr Austausch kommen. Auch die Fortbildungen an der Charité sind für die Pfizer-Kollegen interessant. Und Pfizer als Arbeitgeber ist vielleicht auch für so manchen qualifizierten Wissenschaftler an der Charité eine spannende Alternative.“ BÜROKRATIEABBAU Ideen statt Regulierungswut Das Deutsche Institut für Gesundheitsrecht (DIGR) engagiert sich für ein liberaleres Gesundheitssystem Ärzte, Kliniken und Krankenkassen klagen über zu viel Bürokratie. Die Patienten, so die Kritiker, kommen deshalb immer öfter zu kurz. Zahlreiche Reformen des Gesundheitssystems haben dieses Problem noch verschärft. Das 2006 von Pfizer mitbegründete Deutsche Institut für Gesundheitsrecht möchte hier Impulse geben, um Alternativen gegenüber staatlicher Regulation aufzuzeigen. Es wird wissenschaftlich unterstützt von der Freien Universität Berlin. Das DIGR engagiert sich in den Bereichen Forschung, Lehre, Beratung und Nachwuchsförderung. Von den jährlichen „Berliner Gesprächen zum Gesundheitsrecht“ an der Freien Universität gehen konkrete Anregungen für die Gestaltung des Gesundheitswesens aus. Ein Anliegen ist eine stärkere Einbeziehung marktwirtschaftlicher Aspekte in die Gesundheitspolitik. Denn, so der Institutsleiter Helge Sodan, ehemaliger Präsident des Verfassungsgerichtshofes Berlin und Professor für Öffentliches Recht: „Durch gesetzgeberischen Aktionismus und Flickschusterei ist ein System im Recht der Gesetzlichen Krankenversicherung nicht mehr erkennbar. Das Gesundheitswesen leidet unter erheblichen Überregulierungen, die einen bedeutenden Wachstumsmarkt in Deutschland bremsen.“ c www.digr.de NOTIZEN Campus Berlin-Buch Berlin Brandenburg berlinbiotechpark Innovationspark Wuhlheide Focus Mediport BioTechnologieZentrum Henningsdorf Wissenschafts- und Technologiepark Berlin-Adlershof Berlin Wissenschaftspark Golm Biotech Campus Potsdam Biotechnologiepark Luckenwalde Große Kliniken Life-Science-Unternehmen Pharmaunternehmen Forschungseinrichtungen Universitäten und Fachhochschulen Politische Organisationen Quelle Karte: Berlin Partner MEDIZINSTANDORT Gesundheits-Metropole Berlin Der Medizinsektor gewinnt zunehmend an Bedeutung für die regionale Wirtschaft Die Hauptstadt setzt auf Gesundheit. Von 2004 bis 2007 steigerte der Wirtschaftszweig in Berlin und Brandenburg seine Bruttowertschöpfung um 8,4 Prozent und wuchs damit deutlich stärker als die Gesamtwirtschaft (plus 5,4 Prozent). Ein Masterplan soll die positive Entwicklung auch in den nächsten Jahren sicherstellen. Wie stark die Region Berlin-Brandenburg von Medizin und Forschung geprägt ist, zeigen einige Zahlen: • 342.000 Beschäftigte in der Gesundheitswirtschaft, davon 4.400 neue Arbeitsplätze in den letzten drei Jahren • Bruttowertschöpfung 2007: 14 Milliarden Euro • Jeder achte Berliner Berufstätige lebt von einem Job in der Gesundheitsbranche (bundesweit jeder Neunte) • 23 Pharmaunternehmen • 174 Biotechnologie-Unternehmen • 180 Medizintechnik-Unternehmen • Umsatz der pharmazeutischen Industrie in Berlin: 3,8 Milliarden Euro im Jahr 2004 (gegenüber 1,4 Milliarden im Jahr 1990) • Durchschnittlicher Jahresumsatz in einer der 870 Apotheken: 1,5 Millionen Euro (23.000 Euro mehr als in den übrigen Bundesländern) • 6.800 niedergelassene Ärzte • 3.200 niedergelassene Zahnärzte • 28 Universitäten und Fachhochschulen • 137.000 Studenten, davon 15.000 in Gesundheitsstudiengängen • 71 Krankenhäuser mit 20.000 Betten allein in Berlin, darunter die Helios-Kliniken, Vivantes-Kliniken und DRK-Kliniken. In der Region insgesamt 120 Kliniken mit 35.000 Betten • 7.500 Krankenhausärzte und 16.000 Krankenschwestern und -pfleger allein in Berlin • Luftqualität im Stadtgebiet: Rückgang der Schwefeldioxidbelastung in den letzten 10 Jahren von 11 auf 4 Mikrogramm pro Kubikmeter. Rückgang der Feinstaubbelastung an Hauptverkehrsstraßen von 51 auf 37 Mikrogramm pro Kubikmeter Quellen und weitere Informationen: c www.berlin.ihk.de | www.healthcapital.de 21 22 MEDIZIN Eine Forscherin im Labor der Firma CovX Die Entdeckungsmaschine Mit einem Verbund kleiner, agiler Forschungseinrichtungen will Pfizer zu einem der führenden Hersteller von Biotherapeutika werden. Bestes Beispiel für das neue Denken ist die Firma CovX in San Diego. Steffan Heuer (Text) · William Widmer (Fotos) 23 Förmlichkeiten haben am Judicial Drive in San Diegos sich Aminosäuren zu Proteinen, Antikörpern oder PeptiStadtteil La Jolla wenig verloren. Durch das Großraum- den verbinden. Möglich wurde der neue Ansatz durch die büro der Firma CovX schallt in gedämpfter Lautstärke Entwicklung der Gentechnik und der Synthese menschFrank Sinatra, gefolgt von den Bass-Rhythmen eines licher Eiweiße in den 1970er-Jahren. Hip-Hop-Songs. Gesteuert wird das Musikprogramm Biotherapeutika werden als Injektion oder Infusion von einem i-Pod am Empfangsschalter. Ein paar Schritte verabreicht. Da sie gezielt in körpereigene Prozesse einweiter sitzt Dr. Rodney Lappe, Chefwissenschaftler der greifen, lassen sie sich für enger umgrenzte Krankheitssechs Jahre alten Biotechnologie-Firma im kaliforni- bilder einsetzen. In der Vision der „individualisierten Medizin“ bestimmen der einzelne schen Süden, mit hochgekremPatient und sein genetisches Propelten Ärmeln hinter dem fil die Art der Behandlung. Das Schreibtisch. Die Tür zu seinem Ziel ist eine maßgeschneiderte verglasten Büro steht weit offen. Therapie mit möglichst niedriger Auf der knapp 4.000 QuaDosierung und geringen Nebendratmeter großen Etage herrscht wirkungen. ein Kommen und Gehen. For„Wenn wir uns als weltweite scher, Verwaltungsangestellte Nummer eins in der pharmazeuund Besucher strömen an Lappes tischen Industrie behaupten wolBüro vorbei. Es liegt genau an der len, können wir Biotechnologie Kreuzung zwischen Eingang, Lanicht außen vor lassen. Wir wolbortrakt und der mit kostenlosen len zu den Besten gehören und Getränken und Snacks bestückunsere Pipeline mit möglichst ten Cafeteria. Letztere ist groß vielen Biotech-Präparaten aufgenug, um einmal die Woche die füllen“, sagt Corey Goodman, gesamte Belegschaft zu fassen, Präsident des BBC (siehe auch die nach einem gemeinsamen Interview auf Seite 28). Nach Mittagessen mit den Forschern einem Vierteljahrhundert als Proderen Vorträgen lauscht. „Auch fessor an den Universitäten Berdas ist ein wichtiger Teil unsekeley und Stanford leitet der Neurer Unternehmenskultur“, sagt Die Fassade von CovX im kalifornischen San Diego robiologe seit Ende 2007 den Lappe bei einer Führung durch den Betrieb. „Gut genährte Wissenschaftler sind zufrie- weltweiten Verbund, der biomedizinische Entdeckungen vorantreiben und schneller in neue Medikamente umdene und damit produktivere Forscher.“ Über einen Mangel an Produktivität kann sich der setzen soll. Mann nicht beklagen. Mit rund 75 Mitarbeitern zählt CovX zu den Pionieren der Entwicklung von Biothera- NETZWERK DER FORSCHUNG peutika. Sechs Jahre nach ihrer Gründung hat die Firma Das BBC ist bewusst nicht in die traditionelle Firmenhiebereits zwei neue Wirkstoffe zur Behandlung von Krebs- rarchie eingebunden, sondern ähnelt einem Netz mit erkrankungen und einen Diabetes-Wirkstoff in klini- mehreren konzentrischen Kreisen. Im Mittelpunkt liegt schen Tests laufen. Sechs weitere bereitet sie darauf vor. Goodmans Büro in der Biotech-Hochburg San Francisco. Anfang des Jahres übernahm Pfizer das Unternehmen Von hier aus koordiniert er die Zusammenarbeit mit öfund machte es zu einem Teil seines neuen „Biotherapeu- fentlichen und privaten Forschungseinrichtungen sowie tics and Bioinnovation Center“ (BBC). Der Verbund klei- den Tochterfirmen. Zu dem Zusammenschluss gehören neben CovX die ner, flexibler Forschungseinrichtungen soll das Innovationstempo erhöhen und Antworten auf die medizini- Biotech-Unternehmen Rinat in San Francisco, Coley Pharmaceutical in Düsseldorf und das Research Technoschen Herausforderungen von morgen finden. In der Entwicklung neuer Medikamente vollzieht logy Center in Cambridge bei Boston. Das BBC hat zudem sich ein tief greifender Wandel. Basieren traditionelle einen mehrjährigen Forschungsvertrag im Wert von 100 Therapien auf kleinen Molekülen, die im Chemielabor Millionen Dollar mit dem renommierten Scripps Instientwickelt und einem möglichst großen Patientenkreis tute in San Diego geschlossen und managt das erste Pfizerals Tabletten verschrieben werden, beruhen biotechno- Gründerzentrum, einen so genannten Inkubator. Bislang logische Medikamente auf großen Molekülen, in denen drei Start-Ups betreiben in der Stadt Grundlagenforschung 24 MEDIZIN Chefwissenschaftler Dr. Rodney Lappe In der Pause entspannen zwei Mitarbeiter beim Kickern für künftige Therapien, die bei Erfolg in die Medikamentepipeline eingespeist werden. Neben seiner weltweiten Forschungs- und Entwicklungsabteilung schafft Pfizer so neue Freiräume für Forscher. Die Wissenschaftler haben oft erst dann mit „Big Pharma“ zu tun, wenn ihre Wirkstoffe und Plattform-Technologien reif sind für die finanziellen und logistischen HerausforderunIn der Vision der „individualisierten Medizin“ gen von klinischen Tests, Fertigung und Markteinführung. BBC-Chef Goodman ist überzeugt, bestimmen der einzelne Patient und sein dass die Hybrid-Lösung beiden Seiten Vorteile genetisches Profil die Art der Behandlung. bietet: Die kleinen Partner können unbürokratisch entscheiden und zugleich jederzeit auf Pfizers enorme Ressourcen zurückgreifen. Das Mutterunternehmen fährt dank BBC bei der Entwicklung neuer Medikamente auf der Überholspur. Bis 2015 will Pfizer ein Fünftel seines Umsatzes mit Biotherapeutika erzielen und damit Millionen Menschen neue Hoffnung bringen, die an Krebs, HerzKreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Fettleibigkeit leiden. 25 Konzentrierte Forscherarbeit CovX nimmt gleich mehrere dieser tückischen Krankheiten ins Visier. Die Firma hat beispielsweise eine Methode entwickelt, um Peptide genau dort im Körper vor Anker gehen zu lassen, wo sie die größte therapeutische Wirkung entfalten. So lassen sich die Gefäßbildung und das Wachstum eines Tumors gezielt verlangsamen oder stoppen. „Mit unserer Technologie steigt die Wirkungszeit im Körper um das 100- bis 1.000-Fache. Das kann der Unterschied sein zwischen zwei oder drei Behandlungen am Tag und einer Behandlung die Woche“, sagt Rodney Lappe. Die ersten drei solcher „CovXKörper“ befinden sich bereits in oder kurz vor klinischen Tests. WIRKSTOFFE ZÜGIG ÜBERGEBEN „Teil des BBC zu sein, ist das Beste, was uns passieren konnte“, sagt der Doktor der Pharmakologie. „CovX war von Anfang an darauf ausgerichtet, schnell, flexibel und schlank zu sein. Mit dem tief gestaffelten Wissen und der Erfahrung von Pfizer im Rücken können wir uns mehr denn je auf unsere Stärke konzentrieren: ein Entdeckungsmotor mit Tempo zu sein.“ Beim Pipettieren kleinster Probenmengen 26 MEDIZIN Notizen eines Wissenschaftlers Laborgeräte zur Bearbeitung von Wirkstoffproben Zu diesem Zweck hat CovX acht „Bibliotheken“ mit jeweils mehreren Milliarden Peptiden aufgebaut, deren Wirkungen auf verschiedene Krankheitserreger getestet werden können. In Kürze soll ein Laborroboter die Testvorrichtungen automatisch bearbeiten, um den Durchsatz zu erhöhen. Sobald sich ein neues Peptid in Labortests und später am Tiermodell als wirksam erwiesen hat, können die Biologen und Chemiker in La Jolla die Entdeckung an ihre Kollegen von Pfizer weiterreichen, um es möglichst schnell als Medikament zuzulassen. Die ersten Wirkstoff-Übergaben fanden im Sommer statt. „Der Prozess ist einfacher und zügiger, als ich gedacht hatte“, sagt Sherri Callan, eine CovX-Wissenschaftlerin im Bereich Chemie, Herstellung und Kontrolle (CMC). Diese Arbeitsteilung ermöglicht den Forschern, mehr Therapiebereiche schneller in Angriff zu nehmen. Krankenbett zu bringen. Dafür arbeite ich gerne 12 oder 15 Stunden am Tag.“ CovX-Forscher haben keine festen Arbeitsgruppen, sondern sind absichtlich mit Kollegen anderer Disziplinen kombiniert, um den Gedankenaustausch zu fördern. Besprechungen finden im Gang oder im Labor statt, berichtet Desharnais. Entscheidungen werden meist schnell gefällt, damit keine „Abstimmungs-Lähmung“ um sich greift. Der Wissenschaftsbetrieb trägt demokratische Züge. Ein „Portfolio-Optimierungs-Komitee“ filtert lohnende neue Forschungsschwerpunkte aus mehreren Vorschlägen heraus und legt sie dem Management vor. Daraus entsteht eine Liste von zehn Projektprioritäten, bei denen Krebs, Kreislauf-Erkrankungen, Entzündungen und Diabetes ganz oben stehen. Jeder Wissenschaftler kann selbst dafür sorgen, die Erforschung einer bestimmten Krankheit zu forcieren. „Er muss nur überzeugende Daten vorlegen“, sagt Lappe. „Unser offenes System schafft die Motivation, um auch nachts oder am Wochenende Gas zu geben. Ich brauche mein Team kaum zu motivieren, damit wir erfolgreich sind.“ Gleichzeitig mussten die Gründer lernen, wie man als Forschungsvorhut die Kontakte innerhalb eines globalen Unternehmens wahrt. Um die termingerechte Zusammenarbeit mit Pfizer zu vereinfachen, WISSENSCHAFTSBETRIEB MIT DEMOKRATISCHEN ZÜGEN Die eigenwillige Unternehmenskultur ist indes gleich geblieben, loben langjährige Mitarbeiter. „Ich war von vornherein begeistert vom Enthusiasmus, mit dem hier alle an einem Strang ziehen“, sagt der kanadische Chemiker Joel Desharnais. „Man spürt, dass alle von dem Gedanken besessen sind, Entdeckungen möglichst schnell ans 27 Eine eisgekühlte DNA-Probe CovX-Forscher Joel Desharnais hat CovX für jede Krankheit eine eigene Verbindungsstelle eingerichtet, die aus je einem Chemiker und einem Biologen besteht. „Konferenzschaltungen waren uns fremd, plötzlich mussten wir mit Anfragen und auch Ratschlägen zurechtkommen. Da hilft es, wenn man einen klar definierten Ansprechpartner hat“, sagt Lauren Wood. Die Zell- und Molekularbiologin aus Texas bildet gemeinsam mit Joel Desharnais das Verbindungsteam für den Forschungsbereich „Entzündungen“. CovX sucht „Man spürt, dass alle von dem Gedanken besessen sind, auf diesem Gebiet gemeinsam mit Entdeckungen möglichst schnell ans Krankenbett zu anderen Pfizer-Forschern nach gebringen.“ eigneten Peptiden, um Krankheiten wie Osteoarthritis oder MultiJoel Desharnais ple Sklerose zu behandeln. Der innovative Geschwindigkeitsrausch ist Pfizer nur recht. So hat sich CovX als Teil des BBC-Netzwerkes verpflichtet, bis 2010 pro Jahr drei neue Wirkstoffe oder INDs (Investigational New Drugs) bei der Arzneimittelaufsicht FDA einzureichen. „Bisher“, sagt Rodney Lappe, „lagen wir immer vor unseren eigenen Terminplänen.“ 28 MEDIZIN „Wir wollen unsere Medikamenten-Pipeline mit Biotech-Präparaten auffüllen“ Stefan Scheytt (Interview) Corey Goodman, Präsident des Biotherapeutics and Bioinnovation Center (BBC), über die Chancen der Biotherapeutika und die Zusammenarbeit mit kleinen, innovativen Biotech-Firmen. Dr. Goodman, Sie haben einmal von einer „Innovationsexplosion“ in der Biologie gesprochen. Was genau meinten Sie damit? In den 1970er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts haben wir eine wahre Revolution in der Molekularbiologie erlebt. Damals fand man heraus, wie sich Gene klonen lassen und wie man menschliches Eiweiß herstellt. Das führte zum Aufstieg der Biotechnologie, die diese revolutionären Entdeckungen nutzt. Immer mehr führende Forschungseinrichtungen und Wissenschaftler beschäftigen sich mit der Frage, wie die Biotechnologie neue Therapien und Medikamente hervorbringen kann. Dazu kommt inzwischen auch innovativer Unternehmergeist, der die Suche nach neuen Produkten vorantreibt. Was bedeutet der Erfolg der Biotechnologie für ein traditionsreiches Pharmaunternehmen wie Pfizer? Der Anteil von Biotherapeutika am Gesamtmarkt für Medikamente wird für die nahe Zukunft auf 25 Prozent geschätzt. Wenn wir uns als weltweite Nummer Eins in der Pharmaindustrie behaupten wollen, können wir die Biotechnologie nicht außen vor lassen. Deshalb haben wir uns vorgenommen, Pfizer an die Spitze der Biotech-Industrie zu führen: Wir wollen zu den Besten gehören und unsere Medikamenten-Pipeline mit möglichst vielen Biotech-Präparaten auffüllen. Dazu soll uns gerade das BBC verhelfen. Das BBC ist ein kleiner Biotech-Brüter, Pfizer ein Arzneimittelgigant. Wie bringen Sie diese zwei Welten zusammen? Die pharmazeutische Industrie war jahrzehntelang ein Teil der chemischen Industrie, in der man die Chemie dazu nutzte, auf der Basis kleiner Moleküle Medikamente herzustellen. Diese Pharmaunternehmen hatten oft Hunderte, wenn nicht Tausende von Wissenschaftlern, die in großen zentralen Forschungslabors irgendwo auf der grünen Wiese zusammenarbeiteten. Das Modell der Biotech-Branche ist völlig gegensätzlich: Deren Unternehmen liegen meist in der Nähe der wissenschaftlichen Zentren, aus denen sie entstanden sind. In den USA sind das die San Francisco Bay Area und der Großraum um San Diego und Boston. Biotech-Firmen sind in der Regel sehr klein. In ihnen arbeiten hoch motivierte, teamorientierte und stark unternehmerisch denkende Menschen an einer relativ überschaubaren Fragestellung ... ... für eine Kooperation mussten neue Strukturen geschaffen werden? Genau. Mit dem BBC haben wir einen Forschungsverbund geschaffen, der das Beste beider Welten – Big Pharma und Biotech – zusammenführt. Wir haben einen Hybrid gebaut, der die Art, wie wir neue Medikamente entdecken und entwickeln, stark verändert: Die an das BBC angeschlossenen Unternehmen behalten ihre Identität und Kultur. Sie bearbeiten unverändert ihr Spezialgebiet und bleiben dabei so unabhängig, dass sie schnell und unbürokratisch unternehmerische Entscheidungen treffen können. Gleichzeitig können sie aber auf die immensen Ressourcen von Pfizer zurückgreifen und jederzeit mit der globalen Sparte für Forschung und Entwicklung des Konzerns zusammenarbeiten. Geben Sie uns ein Beispiel? Denken Sie nur an klinische Studien für den Test neuer Medikamente. Oft werden solche Studien gleichzeitig in mehreren Kontinenten durchgeführt – unvorstellbar, dass ein einzelnes Biotech-Unternehmen so etwas leisten könnte. Dafür halten kleine Firmen viel engeren Kontakt mit anderen Forschungseinrichtungen und Universitäten und können so den kreativen Austausch befördern. Wir sind mit dem BBC gerade im ersten Jahr, aber mein Eindruck ist, dass wir schon jetzt die richtige Balance gefunden haben für die erfolgreiche Zusammenarbeit aller Unternehmensteile. Gemeinsam haben wir uns zum Ziel gesetzt, kostengünstigere Wege zu finden, wie wir neue Medikamente entdecken und entwickeln können. Was können die Patienten davon erwarten? Die Medikamente, die Patienten heute einnehmen, basieren meist auf kleinen Molekülen, die in einem Chemielabor erfun- 29 den wurden und als Pillen verabreicht werden. Die Biotherapeutik arbeitet dagegen mit großen Molekülen, die in der Regel auf Eiweißen, Peptiden oder Antikörpern basieren. Große Moleküle können viel zielgenauer in Körperprozesse eingreifen und haben deshalb geringere Nebenwirkungen. Allerdings hat man noch keinen Weg gefunden, sie als Pillen anzubieten. Meistens müssen sie injiziert werden. Es gibt noch viele technische Hürden zu überwinden, aber das Potenzial ist gewaltig. Wir werden damit radikal die Art und Weise verändern, wie wir Krankheiten behandeln. Ich bin sehr optimistisch, dass wir mehr Patienten mit besseren und effektiveren Therapien behandeln können. Welche Krankheiten könnten das sein? Krebs, Diabetes, Autoimmunkrankheiten, neurologische Störungen – im Prinzip alle Krankheiten. Das menschliche Erbgut hat etwa 25.000 Gene. Mit den traditionellen kleinen Molekülen können wir vielleicht auf 1.500 Gene einwirken. Die großen Moleküle der Biotherapeutika erreichen vielleicht 4.000 Gene, die aber nur zum Teil identisch sind mit den 1.500 anderen. Das bedeutet, dass wir mit der Biotechnologie auch solche Krankheiten behandeln können, gegen die man bislang nichts ausrichten kann. Auf welchen Feldern sehen Sie schon jetzt Fortschritte? Eine Technologie, auf die wir große Hoffnungen setzen, heißt RNAi. Es geht dabei vereinfacht gesprochen um das Ausschalten von Genen oder um die temporäre Verringerung der Genaktivität. Zwei unserer Einrichtungen, das Research Technology Center (RTC) in Cambridge, USA, und Coley in Düsseldorf, arbeiten daran mit Hochdruck. Zusätzlich kooperieren wir auf diesem Gebiet mit externen Firmen. Noch haben wir kein Medikament, es gibt nur erste klinische Tests, aber wir glauben daran, dass wir mithilfe von RNAi eines Tages viele Krankheiten behandeln können. Ein anderes, unserer Meinung nach lohnendes Gebiet ist die regenerative Medizin auf der Grundlage von Stammzellen. Erst im April haben wir in England unsere neue Forschungseinheit Pfizer Regenerative Medicine (PRM) eröffnet, die sich vor allem mit der Beeinflussung regenerativer Prozesse beschäftigt. Fortschritte auf diesem Gebiet könnten Millionen von Menschen helfen, die an Krebs, Alzheimer oder Herzkrankheiten leiden. Auf welchen Standort blicken Sie mit besonderer Spannung? Beispielsweise auf CovX in San Diego, ein Biotech-Unternehmen, das wir Ende 2007 erworben haben. CovX ist ein wunderschönes Beispiel dafür, wie eine Idee aus einer universitären Einrichtung in eine Biotech-Firma wandert und heute im BBC-Verbund stark weiterentwickelt wird. CovX hat eine aufregende Technologie zur Verfügung gestellt, bei der es darum geht, die Vorteile von Peptiden mit den Vorteilen von Antikörpern zu verbinden: Das Peptid attackiert die Krankheit, während der Antikörper dafür sorgt, dass das Peptid seine heilende Wirkung lange genug entfalten kann. Das Verfahren könnte in der Onkologie, der Schmerztherapie und bei Stoffwechselkrankheiten zum Einsatz kommen. Zwei Präparate durchlaufen klinische Tests, ein drittes soll noch 2008 folgen. Es ist ein Beispiel dafür, wie wir unsere Pipeline mit Biotechnologie-Produkten auffüllen. Foto: Getty Images 30 MEDIZIN 31 Fälschern auf der Spur Kirsten Wörnle (Text) Die Weltgesundheitsorganisation warnt vor einem Anstieg von Arznei-Raubkopien. Pfizer arbeitet eng mit den Behörden zusammen und hilft so, Produktpiraten auf die Spur zu kommen und Patienten zu schützen. Eine nigerianische MedikamentenKontrolleurin inspiziert in der Hauptstadt Lagos eine Ladung gefälschter Medikamente kurz vor der Vernichtung Bei den Teddys und Plüschhunden schöpfte der Zöllner am Frankfurter Flughafen Verdacht. Wer verschickt schon fünf Stofftiere von China nach Deutschland? Der Beamte tastete das Spielzeug ab, schnitt es auf und wurde fündig: In den Bäuchen der Stofftiere steckten rund 500 gefälschte Tabletten. Tag für Tag fertigt der Zoll auf dem größten deutschen Flughafen tonnenweise Medikamente ab, darunter entdeckt er immer wieder Ware von Fälschern. Wie alle anderen Händler auch nutzen sie die globalen Transportwege und bringen ihre Plagiate per Flugzeug, Schiff oder Lkw von Land zu Land. Die Zollbeamten sind alarmiert – unter anderem, weil Unternehmen wie Pfizer regelmäßig Vorträge und Schulungen anbieten, um die Behörden für die Tricks der Fälscher zu sensibilisieren. „SCHMERZTABLETTEN“ AUS STEINSTAUB ENTDECKT Was die Beamten aus dem Verkehr ziehen, schicken sie häufig an den Originalhersteller weiter. 80 bis 90 Einsendungen vom Zoll erhält die Pfizer-Sicherheitskoordinatorin Kerstin Schrade jede Woche. Darunter fin- Foto: Archiv ZKA 32 MEDIZIN Ein Zöllner am Frankfurter Flughafen bei der Sicherstellung von Medikamenten den sich häufig vermeintliche Arzneimittel gegen Erektionsschwäche. „Bei vielen Tabletten sehen Sie gleich, dass es Fälschungen sind“, sagt die Expertin. „Die Farbe stimmt nicht, die Ränder sind zu scharf geschnitten, die Aufdrucke falsch.“ Doch nicht immer reicht ein kurzer Blick: „Viele Fälschungen sind äußerlich gar nicht als solche zu erkennen.“ Im Zweifelsfall schickt Kerstin Schrade die Produkte weiter ins Pfizer-Labor nach Sandwich, Großbritannien. Was die Mitarbeiter dort finden, ist unappetitlich. Tabletten aus Talkpuder, gefärbt mit Jeansfärbemittel. Hustensaft mit Frostschutzmittel, Impfstoffe aus Wasser und Stärke. Kolumbianische Fälscher produzierten „Schmerztabletten“ aus Steinstaub, gelber Straßenfarbe und Bindemittel und brachten sie mit Schuhpolitur auf Glanz. Während in armen Ländern überwiegend Medikamente gegen Malaria, Tuberkulose und HIV/Aids kopiert werden, geht es in Industrieländern oft um Schlankmacher und Potenzmittel, Cholesterin- oder Blutdrucksenker, Antibiotika und teure Krebsmedikamente. WAS IST EINE FÄLSCHUNG? BIS ZU ZEHN PROZENT FÄLSCHUNGEN Arzneimittelfälschungen enthalten entweder gar keinen Wirkstoff, die Etwa jede zehnte Arznei dürfte laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gefälscht sein. In westlichen Ländern, wo die Märkte streng reguliert sind, machen sie zurzeit nicht mehr als ein Prozent aus. Anders in vielen Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas, wo es sich Schätzungen zufolge bei jedem dritten Medikament um ein Plagiat handelt. In manchen afrikanischen Ländern liegt der Anteil der Raubkopien sogar bei 60 Prozent. Zu den häufigsten Fälschungen zählt ein Pfizer-Mittel gegen erektile Dysfunktion. „Allein in Europa wurden 2006 sieben Millionen gefälschte Tabletten sichergestellt. falsche Dosierung oder komplett andersartige Bestandteile. Im besten Fall haben Patienten keinen Gesundheitsgewinn. Im schlechtesten Fall versagen Therapien, treten ernsthafte Nebenwirkungen auf und schädigen giftige Inhaltsstoffe den Körper bis hin zu tödlichen Folgen. Die WHO schätzt, dass der Betrug jedes Jahr für eine Million Menschen tödlich ausgeht. 33 2007 waren es bereits 14 Millionen“, sagt Hans-Joachim Mill, der zuständige Manager für Sicherheitsmaßnahmen bei Pfizer Deutschland. „Da Erektionsstörungen für viele mit einem Tabu belastet sind, wird die Arznei oft über das Internet geordert“, erklärt der Fälschungsexperte. „Dort ist das Risiko, eine Kopie zu bekommen, fifty-fifty.“ Vermeintliche Online-Apotheken, weiß Mill, fragen nicht einmal nach einem Rezept. Windige Versender haben keinerlei Adressangabe und kein Impressum auf ihrer Homepage. tun: Jährlich werden mehr als 140 Millionen Packungen mit Arzneien geöffnet und wieder neu verpackt. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn deutsche Arzneimittel in Rumänien verkauft werden sollen und deshalb die Packungen auf Rumänisch beschriftet werden müssen. „Manche Medikamente passieren zwanzig bis dreißig Anlaufstellen, bevor sie den Patienten erreichen“, sagt der Experte. „Da steigt das Risiko, dass dem legalen Händler, ohne es selbst feststellen zu können, Fälschungen untergeschoben werden.“ ZUSAMMENARBEIT MIT DETEKTIVEN MODERNE TECHNOLOGIEN FÜR PATIENTENSICHERHEIT ORIGINAL ODER RAUBKOPIE? Gefälschte Medikamente sind oft nicht als solche zu erkennen. Die folgenden Tipps helfen, sich vor bösen Überraschungen zu schützen: · In einer regulären Apotheke kaufen – entsprechend bei Bestellungen im Internet darauf achten, dass es sich um eine staatlich zugelassene Internet- oder Versandapotheke handelt. Seriöse Anbieter ver- Das Team um Hans-Joachim Mill durchforstet regelmäßig die Internetseiten der Onlineanbieter. Über Jahre war der Sicherheitsexperte bei der Kripo. Er bearbeitete Banküberfälle, Morddelikte und andere Kapitalverbrechen. Heute ist er im Auftrag von Pfizer Medikamentenfälschern in 35 Ländern der Erde auf der Spur. Ein Netz von Detektiven, Ex-Zollfahndern und verdeckten Ermittlern unterstützt ihn dabei. Mill schickt seine Leute zu Testkäufen in Apotheken, bildet Zollbeamte fort und berät die Behörden. Wie jene Zöllner, die 1.500 Tabletten eines PfizerMedikaments beschlagnahmt haben, das angeblich in der Ukraine produziert wurde. Ob Pfizer das Mittel dort überhaupt herstelle, wollten die Fahnder am Telefon wissen. Hans-Joachim Mill verneint. Fälschungen. Immer wieder geraten kopierte Präparate in den seriösen Handel, oft ohne Wissen der Einzelhändler. „Ein Medikament geht auf seinem Weg zum Patienten durch viele Hände an vielen verschiedenen Orten“, sagt Hans-Joachim Mill. Je öfter die Produkte in den komplexen Handelsketten den Besitzer wechseln, desto einfacher ist es, gefälschte Präparate einzuschleusen. Europa hat besonders mit dem so genannten Parallelhandel zu Um die Patientensicherheit zu stärken, setzt Pfizer auf moderne Technologien wie das Color-Shift-Ink-Hologramm mit drei komplexen Schichten. Es wird auf der Verpackung eines Medikaments angebracht, das Produktpiraten besonders häufig kopieren. Zollbeamte erfahren von Pfizer, wie genau sich das Hologramm unter Licht verändert. Mit diesem Wissen können sie selbst überprüfen, ob die Ware echt ist. Allerdings, das ist den Pfizer-Experten klar, haben auch die Fälscher Zugriff auf neueste Technologien und werden versuchen, Sicherheitsmerkmale zu kopieren. „Das ist ein Wettlauf“, sagt HansJoachim Mill. Die Produktpiraten sitzen nicht nur in Hinterhofwerkstätten in Asien, Lateinamerika oder Osteuropa. In manchen Ländern, so Hans-Joachim Mill, sind selbst reguläre Produktionsstätten in korrupter Hand. Die Fälscher sind jedoch auch in Westeuropa aktiv. Im edlen Londoner Wembley-Viertel hoben Fahnder eine Werkstatt aus, die sich ganz auf gefälschte Medikamente spezialisiert hatte. „Die haben schätzungsweise mehr als sechs Millionen Packungen im Monat hergestellt“, berichtet Hans-Joachim Mill. langen für ein verschreibungspflichtiges Medikament ein Rezept. · Arzneimittel darauf prüfen, ob sie sich in Geschmack und Farbe von der sonst üblichen Verschreibung unterscheiden. · Bei Verdacht einen Apotheker, den Hersteller oder die Gesundheitsbehörde informieren und die verdächtige Probe einschicken. 34 MEDIZIN 35 35 Die zweite sexuelle Revolution Erdmann Wingert (Text) Ende der 1980er-Jahre stießen Wissenschaftler im englischen Sandwich auf einen Wirkstoff gegen Erektionsschwäche. Vor zehn Jahren kam das Medikament in den Handel. Die Pfizer-Forscher im Labor im englischen Sandwich waren nicht gerade begeistert, als sie im Jahr 1989 eine erstaunliche Nebenwirkung ihres neuen Medikaments entdeckten. Eigentlich sollte das Präparat Patienten mit Angina pectoris vor Herzschmerzen bewahren. Es zeigte allerdings nur bescheidene Wirkung. Dafür überraschte das Mittel bei männlichen Patienten mit einem bemerkenswerten Effekt: Es erzeugte starke und lang anhaltende Erektionen. „Kein Grund, Yippee zu schreien“, erinnert sich Dr. Ian Osterloh, der die Entwicklung von Sildenafil in England leitete. Schließlich jubelt kein Forscher, wenn er ein wissenschaftliches Ziel verfehlt hat. Heute sind die Tabletten in 120 Ländern erhältlich. Das Präparat verhindert, dass ein Enzym die Schwellkörper im Penis erschlaffen lässt. Dieser rein organische Prozess setzt jedoch den sexuellen Wunsch voraus und kann ohne Stimulation im Hirn gar nicht erst einsetzen. „Die Erektionsfähigkeit spielt bei Männern eine zentrale Rolle, deren Bedeutung über die eigene sexuelle Befriedigung hinausgeht“, sagt Claus Buddeberg, Professor für psychosoziale Medizin aus Zürich. „Erektion und Potenz stehen für Männlichkeit, Jugendlichkeit und Vitalität.“ Sie dient den Männern allerdings nicht als Selbstzweck. Für 85 Prozent von ihnen ist die Befriedigung der Partnerin das Wichtigste. Reicht die Erektion dafür nicht aus, fühlt sich manch einer nur noch als „halber Mann“. Auf dem Kongress der Europäischen Gesellschaft für Urologie (EAU) im Jahr 2005 in Istanbul berichtete der renommierte Sexualforscher Dimitri Hatzichristou, dass eine zuverlässige Erektionsfähigkeit den Teufelskreis aus Impotenz, Versagensangst und Rückzug durchbrechen kann. Vor zehn Jahren war die Gesellschaft jedoch weit vom heutigen Aufklärungsstand über Erektionsstörungen entfernt. Viele Ärzte betraten mit dem Thema unbekanntes Terrain. Pfizer informierte die Mediziner damals in Fortbildungen über das Präparat. „Sie hatten keine Erfahrungen, wie sie mit gestandenen Männern und Paaren über Sexualität reden sollten“, sagt Dr. Martin Burkart, der in der medizinischen Abteilung des Unternehmens für die Einführung des Medikaments in Deutschland zuständig war. Dabei leiden gerade auch die Frauen unter den Potenzschwierigkeiten ihrer Partner. Das gilt besonders, wenn die Männer Intimitäten aus dem Weg gehen, um ihre Schwäche zu verbergen. Die Folge: Frauen fühlen sich zurückgewiesen, zweifeln an ihrer Attraktivität oder vermuten gar eine Geliebte als Grund der Verweigerung. In vielen Ehen münden solche Missverständnisse in eine Spirale der Sprachlosigkeit, die oft dazu führt, dass die Beziehung zerbricht. Untersuchungen des Marktforschungsunternehmens GfK aus dem Jahr 2007 ergaben, dass allein in Deutschland fast sieben Millionen Männer an erektiler Dysfunktion leiden. Weltweit sind 130 Millionen betroffen. Zu den Ursachen zählen Krankheiten wie Bluthochdruck und Diabetes, aber auch Nikotin-, Alkohol- und Drogenkonsum. Und: Jeder Fünfte zwischen 25 und 40 Jahren ist betroffen. Laut der GfK-Untersuchung haben mehr als neunzig Prozent aller Männer heutzutage keine Angst mehr vor Impotenz – unter anderem, weil es medizinische Hilfe gibt. Der Aufklärungsbedarf bleibt gleichwohl groß. Noch immer begeben sich nur etwa fünfzehn Prozent der Patienten mit erektiler Dysfunktion in ärztliche Behandlung. 36 MEDIZIN Überwiegend Frauen leiden unter der seelischen Erkrankung Wenn Sorgen alles beherrschen Dr. Sabine Thor-Wiedemann (Text) · Rainer Kwiotek (Foto) Sie kreisen in einem Gedankenkarussell aus unbegründeten Befürchtungen und werden von starken Kopf- oder Rückenschmerzen geplagt. Wer unter einer Generalisierten Angststörung leidet, braucht professionelle Hilfe. 37 Sorgen um die Kinder, die eigene Gesundheit oder die berufliche Zukunft sind oft begründet und dienen dazu, rechtzeitig über Lösungen für anstehende Probleme nachzudenken. Es gibt jedoch Menschen, die in einem Teufelskreis der Angst stecken und keinen Abstand zu ihren Problemen finden. Auch nachts dreht sich das Gedankenkarussell weiter, an Schlaf ist nicht zu denken. Die ständige innere Anspannung führt nach einiger Zeit zu körperlichen Symptomen wie Kopfschmerzen oder Magenproblemen. Diese Beschwerden stehen bei einem Arztbesuch oft im Vordergrund. Die richtige Diagnose, Generalisierte Angststörung, wird oftmals erst nach Jahren gestellt. Dabei sind etwa fünf Prozent der Bevölkerung im Laufe ihres Lebens von dieser seelischen Erkrankung betroffen, überwiegend Frauen. KÖRPERLICHE SYMPTOME Zu den typischen Beschwerden bei Generalisierter Angststörung gehören: · Kopf- und Rückenschmerzen · Schulter-Arm-Beschwerden · Pulsrasen · Schwitzen · Schwindel · Mundtrockenheit WOHER KOMMT DIE STÄNDIGE ANGST? · Oberbauchschmerzen Eine ängstliche Veranlagung liegt manchmal in der Familie. Auch negative Kindheitserfahrungen oder belastende Erlebnisse wie der Tod von nahen Angehörigen können die Entwicklung einer Angstpersönlichkeit fördern. Bei der Generalisierten Angststörung spielen außerdem Besonderheiten im Hirnstoffwechsel eine Rolle. Angst entsteht in bestimmten Hirnregionen, dem so genannten Angstnetzwerk. Informationen in diesem Netzwerk werden durch verschiedene Botenstoffe wie zum Beispiel Serotonin oder Noradrenalin, übertragen. Sie beeinflussen die Reaktionen des vegetativen Nervensystems und führen zu Pulsrasen, Schwitzen oder Muskelanspannung. Bei Menschen mit einer Generalisierten Angststörung besteht ein Ungleichgewicht in der Aktivität der verschiedenen Botenstoffe und deshalb eine Überaktivität der Angst auslösenden Hirnregionen. · Durchfall WAS HILFT? Die Broschüre „Angsterkrankungen. Auf den Punkt „Eine Generalisierte Angststörung sollte so früh wie möglich und langfristig behandelt werden“, sagt Dr. Matthias Brasser von Pfizer. Grundsätzlich kommen drei Medikamentengruppen in Frage, die das Gleichgewicht der Botenstoffe im Gehirn wiederherstellen können: Einige Antidepressiva, Benzodiazepine, die als Angstlöser wirken, und als jüngste Option ein Medikament, das ursprünglich gegen Krampfanfälle im Gehirn entwickelt wurde. „Bei den Antidepressiva dauert es oft einige Wochen, bis die Wirkung einsetzt“, so Dr. Matthias Brasser. Sie wirkten sich zudem oft nachteilig auf das Sexualleben aus. Benzodiazepine wirken zwar schnell und effektiv, sollen wegen der Suchtgefahr aber nicht auf Dauer eingenommen werden. „Optimal“, so Dr. Matthias Brasser, „sind Medikamente, die schnell wirken, möglichst wenige Nebenwirkungen haben und auf Dauer nicht süchtig machen.“ Als begleitende Psychotherapie empfehlen Mediziner die so genannte Kognitive Verhaltenstherapie. Dabei lernen die Betroffenen, das leidige Gedankenkreisen zu unterbrechen und ihre Sorgen und Befürchtungen an der Realität zu messen. Unterstützend helfen Entspannungsmethoden wie Autogenes Training oder Progressive Muskelrelaxation. Auch der Austausch mit anderen Betroffenen – etwa in einer Selbsthilfegruppe – kann helfen, wieder Herr über seine Gefühle zu werden. gebracht“ gibt es kostenlos bei Pfizer · Zittern WEITERE INFOS Deutsche Angst-Selbsthilfe Bayerstr. 77a 80335 München Tel. 089/51 55 53 15 c www.panik-attacken.de c E-Mail: [email protected] 38 MEDIZIN © Dennis Kunkel Microscopy, Inc. Bei manchen Krebsarten sind die Überlebenschancen trotz intensivster Chemotherapie gering. Dazu gehört auch die Akute Myeloische Leukämie, kurz AML. Bei dieser Erkrankung treten Veränderungen im Erbgut (Mutationen) der Knochenmarksstammzellen auf, aus denen weiße Blutkörperchen hervorgehen. Diese genetischen Veränderungen führen dazu, dass sich unreife Zellen (Blasten) vermehren, die das Knochenmark und das Blut überschwemmen und andere gesunde Zellen verdrängen. Je nachdem, welche Mutation vorliegt, sind die Heilungschancen unterschiedlich. Die so genannte FLT-3Mutation, die ungefähr jeden vierten AMLPatienten betrifft, ist besonders ungünstig. Hier sind spezielle Rezeptoren auf der Zelloberfläche verändert. Sie bewirken, dass in einer Zelle wachstumsfördernde Signale überhand nehmen. CHANCE BEI SCHLECHTER PROGNOSE Für diese besonders benachteiligte Patientengruppe sieht Prof. Walter Fiedler, Onkologe am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, eine viel versprechende Behandlungsmöglichkeit. Während der Pfizer-Wirkstoff bisher nur an Tumoren wie beispielsweise Nierenkrebs erprobt ist, will Walter Fiedler erstmals eine Studie bei einer hämatologischen Erkrankung (Blutkrebs) in Kombination mit Chemotherapie durchführen. Wie könnte dies den Patienten nutzen? „Wir haben mit dem Wirkstoff bei mutiertem FLT-3Rezeptor schon einige Vorarbeiten mit viel versprechenden Ergebnissen gemacht“, sagt Prof. Walter Fiedler. „Sunitinib alleine hemmt zwar die wachstumsfördernden Signale, die vom mutierten FLT-3-Rezeptor ausgehen, doch die Wachstumshemmung ist nur von kurzer Dauer. Deshalb wollen wir diese neue Substanz jetzt mit einer Standardchemotherapie kombinieren und hoffen so, unseren Patienten eine bessere Heilungschance bieten zu können.“ In der Studie sollen zunächst rund 30 Patienten in fünf universitären Zentren in Hamburg, Hannover, Ulm, Tübingen und München behandelt werden. Voraussetzung ist, Blutzellen unter dem Elektronenmikroskop Mit vereinten Kräften gegen den Krebs Als forschender Arzneimittelhersteller unterstützt Pfizer auch unabhängige klinische Forschungseinrichtungen. Die Zusammenarbeit könnte jetzt zu einer neuartigen Behandlung gegen Leukämie führen. Dr. Sabine Thor-Wiedemann (Text / Interview) dass bei ihnen die beschriebene Mutation auch tatsächlich nachweisbar ist. Alle Patienten werden über 60 Jahre alt sein. Gerade für sie sind neue Therapieoptionen dringend nötig, denn bisher überleben in dieser Altersgruppe nur rund 5 bis 10 Prozent der Patienten. In ein bis zwei Jahren wird sich absehen lassen, ob die Behandlung erfolgreich und verträglich ist. Im positiven Fall könnten die Ergebnisse anschließend in einer größeren klinischen Studie überprüft werden. Und welche Ergebnisse erwartet Prof. Fiedler? „Ich setze große Hoffnungen in diese Substanz“, antwortet der Forscher. „Durchaus denkbar, dass die Kombination von Chemotherapie und dem Wirkstoff für AML-Patienten mit FLT-3-Mutation eine neue Therapieoption wird.“ 39 „Gemeinsam können wir mehr bewegen“ Dr. Andreas Brüderle, Leiter der Medizin von Pfizer Oncology Deutschland, sieht in der intensiven Zusammenarbeit mit unabhängigen Forschungseinrichtungen wie dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf eine große Chance für die Forschung. Worauf es dabei ankommt, erläutert er im Gespräch mit dem Pfizer magazin. Herr Dr. Brüderle, Pfizer stellt innovative Wirkstoffe für Krebsarten zur Verfügung, die das Unternehmen nicht selbst in Studien abdeckt. Welche Überlegungen stecken dahinter? _ Dr. Andreas Brüderle: Zurzeit haben wir 16 verschiedene neue Substanzen in der klinischen Forschung. Unserer Einschätzung nach könnten einige davon bei Tumorarten oder in Kombinationen mit anderen Therapeutika wirksam sein, die wir bei Pfizer nicht im Forschungsprogramm haben. Es ist nicht möglich, dass wir alle diese wissenschaftlich sinnvollen Projekte eigenständig durchführen. Wir sind deshalb sehr froh, mit renommierten und kompetenten Partnern in der klinischen Forschung zusammenzuarbeiten. Bei diesen Projekten ist es so, dass die Verantwortung komplett bei den unabhängigen Forschungseinrichtungen liegt und wir uns inhaltlich raushalten. Welchen Vorteil haben Ärzte und Patienten davon? _ Für Patienten mit schlechten Heilungsaussichten stellt die Teilnahme an einer Studie eine zusätzliche Behandlungsoption dar. In den letzten Jahren haben deshalb auch viele Patientenorganisationen darauf gedrängt, dass neue, viel versprechende Substanzen schneller als bisher den klinischen Entwicklungsprozess durchlaufen. Auch Ärzte sind sehr daran interessiert, eine neue Behandlung anbieten zu können, wenn alle etablierten Therapien ausgereizt sind. Natürlich müssen vorhandene Daten und das zu erwartende Nutzen-Risiko-Profil die Prüfung einer Substanz für eine neue Indikation auch rechtfertigen. Hier gelten, wie bei jeder anderen klinischen Studie auch, klare und verbindliche ethische Regeln. Unterstützen Sie die externen Forschungsinstitute nur durch die Bereitstellung der Substanz oder auch darüber hinaus? _ Die Wissenschaftler können neben der Prüfmedikation zur Durchführung ihrer Studie auch ein Studienbudget beantragen. Die umfangreiche Überwachung und Auswertung einer wissenschaftlichen Studie nach aktuellen Standards kann normalerweise nicht vom ärztlichen Personal alleine neben der Tagesroutine geleistet werden und benötigt daher zusätzliche Ressourcen. Im Rahmen von Studien wird oft auch spezielle Diagnostik notwendig, etwa eine studienspezifische Röntgen- oder Laboruntersuchung. Auch das kostet zusätzliches Geld. Benötigt eine Forschungseinrichtung finanzielle Zuwendungen, muss im Rahmen des offiziellen Antrags an Pfizer neben den wissenschaftlichen Inhalten auch ein detaillierter Finanzplan vorgelegt werden. Über eine Bewilligung entscheidet eine internationale Gutachterkommission von Experten aus dem Gesamtkonzern. Läuft diese Forschung dann völlig unabhängig von Pfizer ab? _ Wir diskutieren gemeinsam mit den externen Forschern Details des so genannten Studiendesigns, und damit die wissenschaftlichen Rahmenbedingungen für die Durchführung sowie den geplanten zeitlichen Verlauf der Studie. So stellen wir sicher, dass gemeinsame Ziele erreicht werden und die Ergebnisse hinterher statistisch verlässlich auswertbar sind. Gibt es während der Studie irgendeine Form der Qualitätskontrolle?_ Normalerweise besprechen wir die Zwischenergebnisse. Wichtig ist uns auch, dass solche Projekte für die Öffentlichkeit transparent gemacht werden, beispielsweise durch Veröffentlichung im Internet unter clinical.trials.gov. Denn nach unseren umfangreichen internen Richtlinien für die Durchführung von klinischen Studien werden weltweit alle von Pfizer gesponserten Studien auf dieser Internetseite eingestellt. 40 TIERMEDIZIN Weniger Stress für Ferkel Kirsten Wörnle (Text) Das Fleisch von Ebern hat einen starken Geruch. Die meisten Landwirte in Deutschland kastrieren daher männliche Ferkel in den ersten Lebenstagen. Dieser Eingriff ohne Betäubung bedeutet Stress und Schmerzen. Pfizer bietet eine Impfung als Alternative an. 41 Bislang dürfen männliche Ferkel in der ersten Lebenswoche ohne Betäubung kastriert werden Allein in Deutschland werden jedes Jahr über 20 Millionen männliche Ferkel ohne Betäubung kastriert. Der Grund: Eber bilden mit dem Eintritt in die Pubertät das Sexualhormon Androstenon. Es verleiht dem Fleisch einen strengen Geruch, den viele Verbraucher nicht mögen. BISHERIGES VORGEHEN IN DER KRITIK Die Prozedur dauert nur wenige Sekunden. Der Bauer packt das laut quiekende Ferkel an den Hinterbeinen. Mit einem Skalpell öffnet er die Hodenhaut, entfernt beide Hoden und durchtrennt den Samenstrang. Danach desinfiziert er die Kastrationswunde und setzt das Tier zurück zur Mutter und den Geschwistern in den Schweinekoben. Der Schnitt wird in den folgenden Tagen verheilen. Was der Deutsche Tierschutzbund als Videofilm im Internet zeigt, ist in vielen Ländern der Erde seit Jahrhunderten Praxis. Das Tierschutzgesetz erlaubt den Schweinezüchtern daher bislang, ihre Ferkel innerhalb der ersten Lebenswoche ohne Betäubung zu kastrieren. Die Prozedur gerät jedoch zunehmend in die Kritik. Die Tierärztin Dr. Susanne Zöls von der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität München untersuchte beispielsweise die Blutwerte von Ferkeln. Sie wies einen deutlichen Anstieg des Stresshormons Cortisol im Blut jener Tiere nach, die ohne Betäubung kastriert wurden. Ferkel, bei denen der Eingriff dagegen unter Narkose erfolgte, hatten ähnlich wenige Stresshormone im Blut wie die Tiere einer Kontrollgruppe, die nur eingefangen und kurz festgehalten wurden. Der Tierschutzbund fordert daher von der Bundesregierung ein Verbot der betäubungslosen Kastration. In anderen Ländern ist dies bereits Realität, denn es gibt eine Alternative. In Australien und Neuseeland beispielsweise ist die Impfung gegen den Ebergeruch bereits seit 1998 zugelassen. Sie unterbindet die Produktion von Botenstoffen, die zur Bildung der Sexualhormone bei jungen Ebern führt. Die Folge: Die Schweine produzieren zum Schlachtzeitpunkt keine Sexualhormone. Das Fleisch bleibt frei von störenden Geruchs- und Geschmacksstoffen. Da die Tiere erst wenige Wochen vor der Schlachtung geimpft werden, verfügen sie außerdem bis zu diesem Zeitpunkt über funktionsfähige Hoden, die während der gesamten Mast Wachstumsfaktoren produzieren. Aufgrund ihres natürlichen Hormonhaushaltes wachsen die Tiere kräftiger und schneller heran. Dadurch setzen sie mehr Eiweiß an, entwickeln einen höheren Magerfleischanteil und weniger Fett. TIERFREUNDLICHE ALTERNATIVE Tierschutzverbände begrüßen die Alternative zur betäubungslosen chirurgischen Kastration. „Uns ist es wichtig, dass die Tiere nicht leiden und ihnen Schmerzen erspart bleiben“, sagt Dr. Brigitte Rusche, Vizepräsidentin des Deutschen Tierschutzbundes und Leiterin der Akademie für Tierschutz in Neubiberg. „Die Impfung gegen den Ebergeruch wäre neben anderen eine praxistaugliche und tierfreundliche Alternative.“ 42 MEDIZIN | NOTIZEN AIDS Abgeblockt Neuer Wirkstoff hindert HI-Virus am Eindringen in die Zelle Allein in Deutschland leben nach Angaben des Robert-Koch-Instituts rund 60.000 Menschen, die mit dem HI-Virus infiziert sind. Das Problem für Patienten ebenso wie für forschende Pharma-Unternehmen: Die Viren entwickeln zunehmend Resistenzen gegen herkömmliche HIV-Medikamente. Eine wichtige Entwicklung ist in diesem Zusammenhang der Wirkstoff Maraviroc. Erstmals kann Pfizer damit das Eindringen des Virus in die Abwehrzellen des Immunsystems verhindern. Bisherige Medikamente greifen den Eindringling erst dann an, wenn er sich bereits in der Zelle eingenistet hat. Mit den tentakelartigen Proteinen befestigt sich der HI-Virus an der Zelle PILZINFEKTIONEN Abgewehrt Innovatives Antimykotikum hilft gegen Candida Patienten mit schweren Grunderkrankungen wie HIV oder Krebs sind aufgrund ihrer geschwächten Immunabwehr anfällig für Pilzinfektionen der Gattung Candida. Pfizer hat die therapeutischen Möglichkeiten für diese Patienten erweitert und stellt ein Antimykotikum einer neuen Substanzklasse zur Verfügung. Laut einer im New England Journal of Medicine veröffentlichten Studie zeigt dieses Medikament erstmals therapeutische Überlegenheit gegenüber der bisherigen Standardtherapie. TIERMEDIZIN | NOTIZEN 43 ÜBELKEIT UNFRUCHTBARKEIT Gute Hoffnung für Milchkühe Tierisch wirksam Neues Medikament hilft reisekranken Hunden Hormontherapie sorgt für mehr Kälbergeburten Landwirte stehen häufig vor dem Problem mangelnder Fruchtbarkeit ihrer Kühe. Einen Ausweg bietet neuerdings auch eine Intravaginalspange. Das so genannte Progesteron-T enthält natürliches Progesteron, das in den Blutkreislauf gelangt und dem Organismus des Tieres eine Trächtigkeit simuliert. Wird die Spange nach sieben Tagen entfernt, fällt der Progesteronspiegel im Blut steil ab, es kommt zur Ausreifung eines Follikels und zum Eisprung. Die Kuh wird brünstig. Eine Studie ergab erhöhte Trächtigkeitsraten bei Milchkühen und Färsen gegenüber Kontrollgruppen, die mit anderen Fruchtbarkeitsprogrammen behandelt wurden. Gut präpariert kann die Reise losgehen Viele Hunde leiden bei Autofahrten oder auf dem Schiff unter Erbrechen. Inzwischen gibt es jedoch Hilfe: Halter können über den Tierarzt eine speziell für die Vierbeiner entwickelte Tablette beziehen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Präparaten muss die neue Reisetablette nur einmal am Tag verabreicht werden. Wie eine Marktforschungsstudie unter europäischen Hundebesitzern im Februar 2008 ergab, ist fast jeder dritte Vierbeiner betroffen. Rund die Hälfte aller Hundebesitzer würde demnach öfter verreisen, wenn das Tier nicht leiden würde. Mit der neuen Tablette gegen die Reisekrankheit können sie ihre Lieblinge nun getrost mit ins Auto oder aufs Schiff nehmen. RINDERGRIPPE Eine Nasenlänge voraus Lokale Impfung schützt Kälber vor Grippeviren Die jungen Kühe kommen bald ins gebärfähige Alter Sie heißen „BRSV“ sowie „PI3“ und sind gefürchtete Viren. Vor allem bei jungen Kälbern führen sie häufig zum Ausbruch der Rindergrippe mit hohen Krankheits- und Sterblichkeitsraten. Eine neuartige Impfung in die Kälbernase bietet dagegen wirksamen Schutz. Der Impfstoff regt die Produktion lokaler Antikörper an, wehrt die Viren bereits beim Eintritt in die oberen Atemwege ab und schützt vor einer Erkrankung der Lunge. Eine einmalige Anwendung bietet einen neunwöchigen Schutz. 44 GUTE PRAXIS Mit langem Atem Petra Krimphove (Text) · Thorsten Ulonska (Fotos) Fast die Hälfte aller Todesfälle in Deutschland geht auf Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems zurück. In Sachsen-Anhalt sind besonders viele Menschen betroffen. Pfizer unterstützt in dem Bundesland daher eine große Präventionskampagne in der Bevölkerung. Andreas ist der Schrecken noch deutlich anzumerken. Als Raucher hat der Schüler der Berufsfachschule für Physiotherapie in Oschersleben bei Magdeburg zwar mit schlechten Lungenwerten gerechnet. Als das Messgerät, in das er gerade kräftig gepustet hat, einen deutlich erhöhten Kohlenmonoxidwert anzeigt, muss der 21-Jährige mit der sportlichen Figur jedoch schlucken. Das gefährliche Gas, erfährt Andreas, entsteht beim Rauchen und wird nur langsam vom Körper wieder abgegeben. Die neue Erkenntnis gibt einen Anstoß: „Ich werde jetzt wirklich versuchen, mit dem Rauchen aufzuhören“, sagt Andreas. Ob er es schafft, den guten Vorsatz in die Tat umzusetzen? Rauchen ist eine Sucht und der Kampf dagegen schwer. „Wir wollen die jungen Leute zum Nachdenken anregen und mit ihnen gemeinsam überlegen, wie sie sich gesünder verhalten könnten“, sagt Susanne Borchert, Leiterin der Kampagne „Ein Herz für Sachsen-Anhalt“. Mit einem Team der Landesvereinigung für Gesundheit (LVG) ist sie im gesamten Bundesland unterwegs, um über Risiken aufzuklären und die Menschen zu einem sorgsameren Lebenswandel zu motivieren. An diesem Morgen machen Susanne Borchert und ihre Mitarbeiter in der Kleinstadt Oschersleben Station. Die Berufsfachschule für Physiotherapie ist in einem unscheinbaren Bau am Rande der Durchgangsstraße untergebracht. 70 Schüler aus drei Jahrgängen wollen hautnah erfahren, wie es um ihre Gesundheit bestellt ist. Wie Kampagnenleiterin Susanne Borchert im Beratungsgespräch schnell rast der Puls nach 20 Kniebeugen? Wie rasch geht er wieder auf einen normalen Wert zurück? Wie viel gefährliches Kohlenmonoxid befindet sich in der Lunge eines Rauchers? An sechs Stationen für einen Gesundheits-Check können sich die jungen Erwachsenen über ihre Gesundheit informieren und entsprechend beraten lassen. Die Teilnahme ist freiwillig. Fast alle machen interessiert mit. 45 Beim Pusten in ein Messgerät erfahren rauchende Jugendliche, wie viel giftiges Kohlenmonoxid sie im Körper haben „Wir wollen die jungen Leute zum Nachdenken anregen und mit ihnen gemeinsam überlegen, wie sie sich gesünder verhalten könnten.“ Susanne Borchert, Leiterin der Kampagne „Ein Herz für Sachsen-Anhalt“ 46 GUTE PRAXIS Taxifahrer und „Ersthelfer“ Mario Solansky Am „cardioscan“-Gerät erfahren die Schüler, wie gesund ihr Herz ist Die Kampagne richtet sich an die breite Öffentlichkeit und besondere Zielgruppen wie Jugendliche, Ältere und Schüler. Neben Veranstaltungen an Schulen gibt es zahlreiche Angebote für verschiedene Alters- und Zielgruppen. Ein Musical klärt in Kindergärten bereits die Jüngsten über gute Ernährung auf. Das LVG-Team informiert in Betrieben über gesundheitsförderndes Verhalten am Arbeitsplatz. Es hält Vorträge vor Frauenverbänden über die speziellen Anzeichen eines weiblichen Herzinfarktes und kooperiert in der Aufklärungskampagne mit Sportvereinen, Krankenhäusern und Tourismusverbänden. Auch Taxifahrer gehören zur Zielgruppe. Sie können Leben retten, wenn sie die entscheidenden Erste-Hilfe-Maßnahmen kennen. Deshalb bekommen sie seit Anfang des Jahres 2008 zunächst im Raum Halle eine entsprechende Fortbildung. „Bei Herzinfarkt und Schlaganfall zählt jede Minute“, unterstreicht der Mediziner Dr. Manfred Herrmann von der Uniklinik Halle Saale den Sinn der Weiterbildung. Pfizer beteiligt sich maßgeblich an der Kampagne, die unter der Schirmherrschaft der Gesundheitsministerin des Landes Sachsen-Anhalt, Dr. Gerlinde Kuppe, steht. Das Unternehmen forscht an neuen Medikamenten für Herz-Kreislauf-Patienten und unterstützt als Partner im Gesundheitswesen zugleich die Aufklärung und Gesundheits-Vorsorge in der Bevölkerung in verschiedenen Kooperationsprojekten. In Sachsen-Anhalt finanziert Pfizer die Personalkosten der mehrjährigen Kampagne und stellt Sachmittel zu Verfügung. An den meisten Aktionstagen reist zudem Pamela Reng von der Pfizer-Zentrale nach Sachsen-Anhalt. Dort verstärkt die Managerin für Gesundheitsprojekte das LVG-Team vor Ort, misst Kohlenmonoxid- und Fettwerte und berät die Teilnehmer über eine gesunde Lebensführung. Für Pfizer ist der generationsübergreifende Ansatz ein wichtiger Grund, sich zu engagieren. „Wir sind davon überzeugt, dass Prävention vom Kindesalter bis ins hohe Alter betrieben werden sollte“, sagt Pamela Reng. „Ich glaube, dass die Aktivitäten das Bewusstsein für eine rechtzeitige ärztliche Behandlung erhöhen und wir in Sachsen-Anhalt viel erreichen können.“ Das Bundesland hält einen traurigen Rekord: Allein im Jahr 2005 starben nach Angaben des Statistischen Landesamtes rund 14.000 Männer und Frauen an den Folgen einer Herz-Kreislauf-Erkrankung. Mit 105 Todesfällen auf 100.000 Einwohner liegt das Land im Bundesdurchschnitt an der Spitze. Die Gründe sind vielfältig. Ein hoher Altersdurchschnitt trägt ebenso dazu bei wie ausgeprägte Risikofaktoren: Die Hälfte aller Erwachsenen sind übergewichtig. Viel besser sieht es im übrigen Deutschland freilich auch nicht aus. Fast jeder zweite Bundesbürger stirbt an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder einer Entzündung des Herzens. Der Tod folgt in der Regel auf eine längere Leidensgeschichte: Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen oder Diabetes schwächen den Organismus. Umgekehrt sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen in den meisten Fällen durch eine gesündere Lebensführung vermeidbar. „Sie lassen sich über eine Beeinflussung ihrer Risikofaktoren sehr gut verhindern“, betont Professor Helmut Gohlke, 47 Bei den Liegestützen zeigt sich, wer Ausdauer und Kraft hat Vorstandsmitglied der Deutschen Herzstiftung. Wer mit dem Rauchen aufhört, sich mehr bewegt und gesund ernährt, erhöht seine Chance auf ein längeres Leben. Häufig hapert es daran schon bei Kindern und Jugendlichen. Durch eine ungesunde Lebensweise wachsen sie regelrecht in die Risikogruppe hinein. Appelle an den guten Willen helfen selten. Die Konfrontation mit den eigenen Fitnesswerten bringt dagegen manch einen ins Grübeln. Das lässt sich in der Oscherslebener Schule gut beobachten. Susanne Borchert hat soeben Janines Körperfettanteil gemessen. Dazu musste das Mädchen die Griffe eines kleinen Gerätes umfassen. Es sendet einen leichten Stromfluss durch ihren Körper und misst den Widerstand. Er ist bei Fett höher als bei Wasser. Zu viel Fett und damit auch zu wenig Muskelmasse, so lässt sich das Ergebnis bei Janine auf den Punkt bringen. Auch ihr Body-Mass-Index, also das Verhältnis von Gewicht zu Körpergröße, liegt oberhalb der Normalwerte. „Eigentlich ist das keine Überraschung“, räumt die 21-Jährige ein. Der Umzug aus dem Elternhaus in Potsdam nach Oschersleben hat Spuren hinterlassen. In den ersten Monaten nahm die junge Frau fünf Kilogramm zu. „Ich ernähre mich hier einfach zu ungesund.“ Die gute Nachricht: Zwei Kilo hat sie seit Anfang des Jahres beim Sport wieder abtrainiert. „Aber das Ergebnis heute ist für mich noch mal ein Ansporn, weiterzumachen“, sagt sie. Für das Team der Herzkampagne ist Janines Vorsatz die Bestätigung ihrer Arbeit. „Wir wollen motivieren“, sagt Susanne Borchert, „und nicht den Zeigefinger erheben.“ An der Berufsfachschule in Oschersleben erfüllt die Kampagne zudem einen weiteren Zweck. Schulleiter Frank Kurbjuhn sieht seine Schützlinge auch als künftige Multiplikatoren. „Der Aktionstag passt sehr gut in die Ausbildung“, sagt er. „Die Schüler sollen schließlich später in ihrer Arbeit Patienten von einer gesunden Lebensweise überzeugen.“ Dazu müssen sie selbst als gutes Beispiel vorangehen. 48 GUTE PRAXIS Medikamente für Kinder Tanja Molitor (Text) Manchmal müssen schon die Jüngsten Arzneimittel einnehmen. Eine neue EU-Verordnung verpflichtet deshalb die Hersteller, klinische Studien mit kleinen Patienten durchzuführen. Pfizer entwickelt altersgerechte Aufklärungsmaterialien. 49 „Klinische Studien mit Kindern und Jugendlichen sind sehr aufwändig, weil sie unter Umständen in bis zu fünf verschiedenen Altersgruppen durchgeführt werden müssen.“ Er heißt Hermann, trägt eine grüne Hose und eine lange Locke auf dem kahlen Kopf. Der drollige Kerl ist die Hauptfigur in einem Comic für junge Patienten. Pfizer bereitete mit der Bildergeschichte erstmals Kinder zwischen sechs und zehn Jahren auf die Teilnahme an einer klinischen Studie vor, die seit Sommer 2008 in 15 deutschen Universitätsund Kinderkliniken zur Prüfung eines Wachstumshormonpräparates läuft. „Wir wollten mit dem Comic junge Patienten als gleichberechtigte Partner ansprechen und sie altersgerecht informieren“, sagt Dr. Heike Jura, Projektmanagerin für klinische Studien des Unternehmens. Mit der dreijährigen Studie erforscht Pfizer die Wirkung von Wachstumshormonen bei Kindern, die mit dem so genannten SGASyndrom (Small for Gestational Age) geboren wurden und deutlich kleiner sind als ihre Altersgenossen. Der Wirkstoff Somatropin regt erwiesenermaßen das Längenwachstum an. Die Forscher wollen jetzt unter anderem herausfinden, welche Folgen das Präparat für die Muskelfunktion und die intellektuelle Entwicklung der jungen Studienteilnehmer hat. Comic und Studie gehören zu einem neuen Ansatz in der Medikamentenforschung. Seit Kurzem verpflichtet eine EU-Verordnung Arzneimittelhersteller, Wirkstoffe für Kinder in den entsprechenden Altersgruppen zu prüfen. „Die Kinderärzte wussten aufgrund ihrer Erfahrung natürlich auch bisher, wie bestimmte Medikamente in verschiedenen Altersklassen wirken. Dennoch ist es wichtig, mehr Erkenntnisse bei verschiedenen Krankheitsbildern zu sammeln“, sagt Dr. Stefan Kaspers, Kinderarzt und Initiator der Studie bei Pfizer in Deutschland. Das ist beispielsweise für die korrekte Dosierung der Arzneimittel wichtig, da Wirkstoffe je nach Alter der Patienten unterschiedlich vom Körper aufgenommen und verarbeitet werden. Pfizer begrüßt die neue EU-Verordnung, weil Behandlungen künftig noch besser auf junge Patienten zugeschnitten werden können. „In den USA sind Arzneimittelhersteller schon seit einigen Jahren verpflichtet, neue Medikamente auch für Kinder und Jugendliche zu prüfen. Dass Europa jetzt nachzieht, halte ich für einen richtigen Schritt“, sagt Dr. Michael Warmbold, medizinischer Leiter von Pfizer in Deutschland. Gleichwohl bringt die Verordnung auch eine Reihe von Herausforderungen mit sich. „Klinische Studien mit Kindern und Jugendlichen sind sehr aufwändig, weil sie unter Umständen in bis zu fünf verschiedenen Altersgruppen durchgeführt werden müssen“, sagt Dr. Heike Jura. Moderne und altersgerechte Aufklärungsmaterialien sind da ein wichtiger Baustein, um junge Patienten und ihre Eltern über die Erkrankung und den Ablauf der Studie zu informieren. Für die SGA-Studie benötigten die Forscher 88 kleine Patienten im Alter von sechs bis zehn Jahren. Sie alle haben Hermann, den Comic-Star mit grüner Hose und langer Locke auf dem kahlen Kopf, kennengelernt. Illustration: Pfizer Dr. Heike Jura 50 GUTE PRAXIS Leichte Montage Kommunikative Atmosphäre Fit für die Zukunft Kety Quadrino (Text) In Freiburg betreibt Pfizer neben seinem weltweit größten Abpackwerk ein innovatives Büro- und Laborgebäude. 35 Millionen Euro investierte das Unternehmen in die zukunftsweisende Betriebs- und Forschungsarchitektur. Die Arbeitsräume lassen sich nach dem Baukastenprinzip leicht umgestalten. Abzugs- und Versorgungsleitungen für Strom, Wärme und Wasser wurden in die Decke verbannt. Schalter und Steckdosen sitzen in Modul-Wänden, die jederzeit abgenommen und an anderer Stelle eingesetzt werden können. Bei der Gestaltung seines neuen Büro- und Laborkomplexes in Freiburg ist Pfizer neue Wege gegangen. Das Ziel für den 10.000 Quadratmeter großen Bau: höchste Flexibilität und eine kommunikative Atmosphäre. Die Mitarbeiter können ihre Arbeitsplätze aktuellen Erfordernissen anpassen und verändern, ohne den Betrieb zu unterbrechen. Anschlussstellen für neue Arbeitsplätze sind schnell geschaffen. „Die Labors wachsen mit dem Standort, ohne dass große Eingriffe nötig sind“, sagt Projektleiter Michael Becker. Zur innovativen Ausstattung kommt die umweltfreundliche Technik. Für angenehme Heizwärme sorgt eine Geothermie-Anlage. Sie versorgt das Gebäude über 19 Erdsonden mit Wärme aus 130 Metern Tiefe. Anstatt mit energieintensiven Kompressoren wird die Raumluft durch das Verdunsten von Wasser abgekühlt. Selbst im Hochsommer steigt die Temperatur dadurch nicht über 22 Grad. Sonnenschutz und eine optimale Wärmedämmung von Fenstern und Fassaden sparen jährlich über 51 Moderne Architektur: NEWCON in Illertissen Fabrik des Jahres Pfizer gewinnt mit seiner neuen Produktionsstätte in Illertissen den „Facility of the Year“-Award. vier Millionen Kilowattstunden Energie ein. „Dies entspricht dem durchschnittlichen Verbrauch von etwa 1.000 Haushalten im Jahr“, sagt Michael Becker. Der Kohlendioxidausstoß des Werkes reduziert sich dadurch um bis zu 2.235 Tonnen. Anfang 2008 haben rund 400 Mitarbeiter aus Labor und Verwaltung den Neubau bezogen. Das alte Gebäude bietet künftig zusätzlichen Platz für die Produktion. Das Produktionsvolumen hat sich in den vergangenen zwölf Jahren verzehnfacht. Allein im Jahr 2007 verließen 220 Millionen Medikamenten-Packungen das Werk in Freiburg. Die renommierte „International Society for Pharmaceutical Engineering“ (ISPE) hat die vollautomatische Produktionsstätte NEWCON im bayerischen Illertissen zur Fabrik des Jahres 2008 in der Kategorie Prozess-Innovation gekürt. NEWCON steht für New Containment und bedeutet die vollautomatische und staubfreie Herstellung hochwirksamer Substanzen. Die Mitarbeiter kommen während der Tablettenproduktion durch den europaweit bislang einzigartigen Standard nicht mit Arzneimittelstäuben in Berührung. Innovative Technologien sorgen zudem in allen Phasen des Herstellungsprozesses automatisch für die notwendige Qualitätskontrolle. NEWCON ist Pfizers Produktionsstätte für ein Rauchentwöhnungsmedikament. Das Werk setzte sich im Wettbewerb um den „Facility of the Year“-Award der Kategorie Prozess-Innovation im Februar 2008 gegen 19 Mitbewerber durch. 52 GUTE PRAXIS ENTZUG Endlich frei Raucher schaffen den Ausstieg besser mit ärztlicher Unterstützung Viele Raucher fühlen sich körperlich nicht richtig leistungsfähig, fürchten Spätfolgen wie Krebs oder Herzinfarkt und leiden in Zeiten des Rauchverbots manchmal sogar unter sozialer Ausgrenzung. Dennoch schafft nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO nur jeder zwanzigste Raucher den Ausstieg auf eigene Faust; zu stark sind typische Entzugssymptome wie schlechte Stimmung und Kopfschmerzen und das Verlangen nach der nächsten Zigarette. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen nun, dass der Ausstieg aus der Sucht besser gelingt, wenn er ärztlich begleitet wird. Neben Motivation und Verhaltenstipps vom Arzt können unterstützend Medikamente eingesetzt werden. Der Pfizer-Wirkstoff Vareniclin beispielsweise setzt ähnlich wie Nikotin, allerdings in geringeren Mengen, bestimmte Botenstoffe frei und kann so Entzugserscheinungen verhindern. Gleichzeitig verhindert der Wirkstoff, dass sich Nikotin an Rezeptoren bindet, sodass bei einem Rückfall die Zigarette keine Wirkung erzeugt. FOTOWETTBEWERB Zigaretten-Zeugnis So kann man es auch sehen: In einem Raucherzimmer prangt anstelle des abgehängten Bildes ein weißes Viereck inmitten der vom Nikotin gelblich verfärbten Wand. „Sie wird so zum Zeugnis des Zigarettenkonsums“, sagt Anna Wallinger, Schülerin an der Berufsfachschule für Fotodesign des Berliner Lette-Vereins. Für ihre originelle Umsetzung des Themas „stop smoking“ gewann sie den gleichnamigen Fotowettbewerb, den Pfizer gemeinsam mit dem Lette-Verein im Sommer 2008 ausgeschrieben hat. NOTIZEN 53 PACKUNGSBEILAGE Informativ und verständlich Pfizer entwickelt neue Beipackzettel mit Patienten KINZIGTAL Innovatives Gesundheitsmodell Ärzte erproben neue medizinische Versorgung Gesundheitsexperten im ganzen Land schauen auf das Kinzigtal in Baden. In der Schwarzwald-Region erproben Mediziner seit Ende 2005 ein bislang einzigartiges Versorgungsmodell. Niedergelassene Ärzte haben sich mit Kollegen in den Kliniken zur „Gesundes Kinzigtal GmbH“ zusammengeschlossen. Ziel des unternehmerartigen Netzwerkes sind die optimale medizinische Versorgung der Patienten und eine bessere Krankheitsvorsorge. Ein zentraler Baustein der Präventionsmaßnahmen ist das Rauchentwöhnungsprogramm „Rauchfreies Kinzigtal“, das Pfizer mitentwickelt hat und finanziell unterstützt. Raucher können aus Angeboten wie Akupunktur, Anti-Raucher-Medikamenten und einer Verhaltenstherapie ihr persönliches Entzugsprogramm zusammenstellen. Ein Jahr lang werden sie dabei ärztlich begleitet und durch SMS-Botschaften und E-Mails in ihrer Motivation gestärkt. Das Programm läuft seit Oktober 2007 und ist auf zwei Jahre angelegt. Er informiert über Wirkung und Nebenwirkung eines Medikamentes, über Dosierung und Einnahmehäufigkeit. Der Beipackzettel ist komplex und muss zugleich verständlich sein. Pfizer hat daher seine Anstrengungen für besonders nutzerfreundliche Packungsbeilagen verstärkt. Einer zu diesem Zweck gegründeten Arbeitsgruppe gehören inzwischen Vertreter von sechs verschiedenen Patientenorganisationen an. Das interdisziplinär besetzte Team entwickelte bereits für acht Medikamente neue Gebrauchsinformationen, etwa zur Thromboseprophylaxe, gegen Durchblutungsstörungen oder Herzleistungsschwäche. Eine größere Schrift und ein modernes Layout gehören ebenso zu den Verbesserungen wie die Kennzeichnung einzelner Rubriken durch Piktogramme. Die Sprache richtet sich konsequent an medizinischen Laien aus. Daneben sorgen Infokästen für eine klare Strukturierung besonders wichtiger Textpassagen. c www.beipackzettel-verstehen.de 54 ENGAGEMENT Leben trotz alledem Eva Wolfangel (Text) · Frank Schultze (Fotos) In Afrika sterben HIV-Infizierte früher als ihre Leidensgenossen in Europa. Das Infectious Diseases Institute (IDI) in Uganda erforscht die Ursachen und lindert Leid. Pfizer fördert die Klinik. 55 Eine aidskranke Mutter erhebt sich mit ihrem Baby aus der Menge der Wartenden. Im IDI bekommt sie medizinische Versorgung und Lebensberatung Die zierliche Alice Nakefeero, 42, sitzt auf einem Fleck gestampften Lehmbodens zwischen ihrem Bett und der unverputzten Wand. Nur ein Vorhang versperrt den Blick hinaus auf die Gasse, die durch ein Slum am Rand der ugandischen Hauptstadt Kampala führt. Eine Hütte reiht sich an die nächste, Kinder spielen im Staub. Trotz der Enge wissen die Nachbarn fast nichts über Alice Nakefeero. Nichts von ihrem Mann, der sie verlassen hat. Nichts von ihrer Familie, zu der sie nicht zurück kann. Und nichts von der Krankheit, die an allem schuld ist. Die 42-jährige Marktverkäuferin ist HIV-positiv und eine von vielen infizierten Uganderinnen, die in bitterer Armut leben. Sie sterben meist Jahre früher als HIV-Infizierte in Europa. Unterernährung schwächt das Immunsystem, in Afrika verbreitete Krankheiten wie Malaria und Tuberkulose setzen dem Körper zu. Das macht Aids in Afrika noch bedrohlicher als in Europa. Aber Alice hatte Glück: Sie gelangte an die richtigen Informationen. Direkt nach der Diagnose vor drei Jahren wurde sie von ihrem Arzt an das Infectious Diseases Institute (IDI) überwiesen, zu deutsch: Institut für ansteckende Krankheiten. Die Spezialklinik wird seit Jahren von Pfizer gefördert. „Dort habe ich zum Beispiel gelernt, wie wichtig eine gute Ernährung für mich ist“, sagt Alice. Viel Obst und Gemüse soll sie essen, haben ihr die Ärzte klargemacht. Denn sie wussten, dass Alice wie die meisten Ugander glaubte, allein Fleisch und in viel Öl gebratenes Gemüse seien nahrhaft. Als Alice im IDI ankommt, ist sie schon seit fünf Uhr morgens auf den Beinen. Sie geht zu Fuß, steigt in Mofa-Taxis und Kleinbusse um. Je nach Dichte des Verkehrs braucht sie dafür bis zu drei Stunden. Im turnhallengroßen Wartesaal des IDI stehen Holzbänke in langen Reihen aneinander. Menschen in bunten Kleidern sitzen dicht an dicht – in einem Jahr behandelt die Einrichtung 9.000 Patienten. An den Wänden hängen selbst gemalte Bilder der Wartenden, im Innenhof vertreiben sie sich die Zeit mit Brettspielen, manche tanzen und trommeln sogar. Keine Spur von der sterilen Nüchternheit einer Klinik. Außerdem ist das IDI eines der größten Fortbildungsinstitute Afrikas, getreu seinem Anspruch: „Wir trainieren Hunderte, die zurückgehen in ihre Länder und dort Tausende trainieren, die schließlich für Millionen Menschen sorgen.“ Mehr als 1.700 Ärzte und Schwestern aus 26 afrikanischen Ländern haben bereits Kurse zum Thema HIV besucht. In 20 Projekten forschen Wissenschaftler und Studenten zu HIV in Afrika. 56 ENGAGEMENT Patienten warten auf den Klinikfluren, bevor sie in die verschiedenen Behandlungszimmer weitergeleitet werden Pfizer beteiligte sich am Bau der Einrichtung mit zwölf Millionen Dollar. 2004 wurde das IDI eröffnet. „Wir wollen zur Lösung des Aids-Problems beitragen“, sagt Jack Waters, Vize-Präsident der Abteilung für internationale Beziehungen in der Firmenzentrale in New York. Beeinträchtigen Anti-Malaria-Mittel die Wirkung der Aidsmedikamente? Wirken die europäischen Medikamente in Afrika genauso gut? Welche Faktoren erhöhen die Sterblichkeit? Viele Fragen sind noch zu erforschen. Mit den Antworten, die es schon gibt, muss die Bevölkerung erst den richtigen Umgang lernen. Alice schöpfte wegen der Tabletten Verdacht, die ihr Mann jeden Morgen einnahm, lange bevor die Krankheit bei ihr selbst diagnostiziert wurde. „Als ich ihn auf die Pillen ansprach, verweigerte er die Antwort“, sagt sie. Sie traute sich nicht weiterzufragen. Ihr erster Mann war bei einem Unfall gestorben, sie fürchtete sich vor einem weiteren Unglück. Heute bereut sie ihre Nachgiebigkeit. Vielleicht hätte sie rechtzeitig von seiner HIV-Infektion erfahren und sich selbst schützen können. Erst ein mysteriöser Hautausschlag einige Jahre später alarmierte ihren Hausarzt. Er schickte sie ins IDI und ließ Alice testen. „Wie in Trance lief ich durch die Gänge“, erinnert sie sich. Sie wollte ihre Infektion nicht wahrhaben. Wieso sollte es ausgerechnet sie erwischt haben? Sie, die immer treu gewesen war? Die immer Wert auf ein geordnetes Leben gelegt hatte? „Ich war verwirrt und ängstlich. Ich dachte: Jetzt sterbe ich!“ Aber dann traf sie im IDI viele Leidensgefährtinnen, konnte die Beratungsstunden in Anspruch nehmen. „Heute bin ich viel stärker“, sagt sie. „Ich weiß, dass HIV nicht den nahen Tod bedeuten muss.“ Auch der Arzt und Direktor des IDI, Alex Coutinho, erinnert sich noch gut an eine Zeit, in der Aids als nicht behandelbar galt. Die Krankheit hat sein Leben begleitet, seit er denken kann. Als er Anfang der 1980er-Jahre als frisch gebackener Arzt von der Uni kam, starben Menschen plötzlich um ihn herum, anscheinend ohne Grund: „Aids war eine mysteriöse Krankheit, alle rätselten, niemand konnte sich einen Reim darauf machen.“ Damals galt die Krankheit als Todesurteil. Jeder verlor Freunde und Familienmitglieder. Coutinho selbst beweinte zehn Verwandte, bis die Forschung erste Erkenntnisse über das neue Virus präsentierte. Weitere 20 Jahre vergingen, bis Medikamente in Uganda verfügbar waren. „Eine Million Ugander sind an Aids gestorben“, sagt Coutinho. „Ich habe drei Kinder und ich hoffe, sie müssen nie ein solches Massensterben mit ansehen.“ Ärzte und Wissenschaftler wie er haben in Uganda ihre Kraft und Geduld in diese Vision gesteckt. Mit Erfolg, wie er 57 sagt: „Früher haben sich die Betroffenen aufs Sterben eingestellt, heute kehrt das Leben zurück.“ Aber noch längst nicht für alle. Nach wie vor sind viele Aidstote zu beklagen. Über sechs Prozent der Einwohner Ugandas sind HIV-infiziert, in der Hauptstadt Kampala sind es sogar elf Prozent. Als Alice von ihrem ersten Besuch im IDI nach Hause kam, konfrontierte sie ihren Mann mit ihrer Erkrankung: „Nur du kannst mich angesteckt haben.“ Er weigerte sich immer noch zu antworten, wich wenige Tage später ihrem fragenden Gesicht ganz aus, indem er einfach auszog. Die Wut wollte sie anfangs zerreißen. Wut auf die Infektion, auf sein Schweigen. Auch zu ihrer Familie konnte sie nicht zurück. Hat eine Frau erst mal geheiratet, übernimmt die Familie keine Verantwortung mehr für sie. Ihren Nachbarn oder den anderen Verkäuferinnen auf dem Markt verschweigt sie ihre Infektion. „Sie würden mich auslachen“, fürchtet sie. Dabei sind viele selbst betroffen. Man sieht sich hin und wieder im IDI, in der Wartehalle, in Beratungen oder Selbsthilfegruppen. Zurück im Slum aber verliert niemand ein Wort darüber. Immer wieder bleiben Patienten der Behandlung im IDI von einem auf den anderen Tag fern. Die Krankenschwestern können über die Gründe nur rätseln: War es Scham, mangelndes Interesse oder der Tod? Meist haben die „verschollenen Patienten“ weder Telefonnummer noch Adresse hinterlassen. Eine Antwort bekommen die Krankenschwestern fast nie. Alice kehrt abends in die Anonymität ihres Slums zurück. Im warmen Licht der untergehenden Sonne setzt sie sich draußen vor dem Haus auf einen Teppich. Sie baut ihren Kocher auf und schneidet Bananen in den Topf, ihre Lieblingsspeise. Eine Horde Kinder aus der Nachbarschaft umringt sie. Wenn sie dem heißen Topf zu nahe kommen, verscheucht Alice sie freundlich schmunzelnd. „Wieso hast du keinen Mann?“, ruft ein vorlauter Junge. Er ist kaum kleiner als die zierliche Alice. „Weil ich keinen mehr will“, antwortet sie und lacht. Sie wirkt aufgeräumt. Die Kinder lachen mit. Immer mehr kommen und setzen sich zu Alice auf den Teppich. Mit singen, tanzen und trommeln vertreiben sich Patienten die Wartezeit Ein Arzt nimmt einer Frau Blut ab, das im hauseigenen Labor analysiert wird Ärzte und Schwestern aus dem ganzen Land besuchen Aids-Fortbildungen im IDI 58 ENGAGEMENT Hilfe für Helfer Ingrid Schumacher (Text) · Christoph Püschner (Fotos) In dem Verein startsocial geben Profis aus der Wirtschaft ihr Wissen an Ehrenamtliche weiter. Auch Pfizer-Mitarbeiter sind dabei. Coach Jochen Preuss (rechts) beim Präsentations-Training mit Ehrenamtlichen des Vereins Integra „Ach so!“ Nadja Penner lacht erleichtert auf. Die 29-Jährige mit den streichholzkurzen braunen Haaren hat am Tag zuvor ihren Verein Integra zu Trainingszwecken präsentiert. Nun bekommt sie Rückmeldung vom Profi: „Bleiben Sie authentisch“, rät Jochen Preuss, „auch vor einer vermeintlich emotionslosen Zuhörerschaft darf man seine Gefühle zeigen. Das wirkt glaubwürdig und weckt Aufmerksamkeit!“ Jochen Preuss weiß, wovon er spricht. Der diplomierte Kaufmann ist bei Pfizer Ansprechpartner für Partner aus dem Gesundheitswesen. Im Rahmen von startsocial, einem gemeinnützigen Verein unter der Schirmherrschaft von Bundeskanzlerin Angela Merkel, gibt er nach Feierabend sein Wissen an Ehrenamtliche weiter. Einmal in der Woche fährt Preuss deshalb nach Büroschluss von Nürnberg ins mittelfränkische Städtchen Neustadt an der Aisch. Am Konferenztisch des örtlichen Caritashauses erwarten ihn die Mitglieder des Vereins Integra. Die Vorsitzende Nadja Penner und ihre Mitstreiter engagieren sich seit zwei Jahren für Migranten. Sie helfen Zuwanderern, durch Sprachkurse, Sport- und Kulturangebote in ihrer neuen Heimat Fuß zu fassen. Für die Aufgabe braucht Integra jedoch Unterstützung. Wie aber, fragten sich die Vereinsmitglieder, bringen wir potenzielle Sponsoren dazu, uns zu unterstützen? Worauf müssen wir bei zielgruppenspezifischer Ansprache achten? Mit wem bilden wir Netzwerke? Auf der Suche nach Antworten bewarben sich die Integra-Leute mit ihrem Projekt En- de 2007 bei startsocial. Der Verein geht auf eine Initiative der Bundesregierung zurück. Seit dem Jahr 2001 bietet er Ehrenamtlichen in gemeinnützigen Initiativen Beratungsstipendien an. Profis aus der Wirtschaft geben ihr Wissen während eines dreimonatigen Trainings an Ehrenamtliche weiter. Sie vermitteln die Grundlagen von Marketing, Sponsoring und Networking. GROSSER BEWERBERANDRANG Rund 300 Vereine und Initiativen bewarben sich im vergangenen Jahr um eines der insgesamt 100 Stipendien. Bei der Auswahl achteten die Juroren neben der Realisierbarkeit eines Projektes besonders auf die Fähigkeit der Bewerber, Kontakte zu knüpfen und Sponsoren an sich zu binden. „Es war nicht leicht, 59 BERATER-STIPENDIUM FÜR BERLINER PROJEKT Ein weiteres Beispiel für erfolgreiche ehrenamtliche Arbeit: Die Rheuma-Liga Berlin gewann mit ihrem Projekt „Rheuma-Praxis-Engel“ eines der begehrten Berater-Stipendien von startsocial. Demnach sollen freiwillige Helfer künftig Rheuma-Patienten in Absprache mit den Ärzten in deren Praxen beraten. c www.rheuma-liga-berlin.de Christian Lenz von Pfizer ist Mitglied der startsocial-Jury sich für bestimmte Projekte zu entscheiden und andere auszusortieren“, sagt Christian Lenz, der bei Pfizer in der Ergebnisforschung und Nutzenbewertung arbeitet und ehrenamtlich als einer der Juroren von startsocial fünf Projektideen geprüft hat. „Es waren so viele gute Ideen dabei.“ Zwei bis drei Stunden braucht ein Juror in der Regel, um die Stärken und Schwächen eines Konzeptes aufzuzeigen und Anregungen zur Optimierung zu formulieren. Alle Bewerber, auch die, die es nicht unter die 100 Besten schaffen, bekommen ein wertvolles Feedback. „Diese Arbeit hat viel Spaß gemacht. Sie gab mir das Gefühl, selbst ehrenamtlich etwas Gutes zu tun.“ Was er als Coach vermitteln will? „Ich möchte motivieren und den Teilnehmern beispielsweise die Angst vor Präsentationen nehmen. Ich möchte sie dabei unterstützen, sich der Sache zu stellen, sich kritisch zu hinterfragen, um es am Ende besser zu machen.“ Mit Erfolg. Die Stipendiaten machen rasch Fortschritte. Wie etwa Nadja Penner, die kürzlich ihren Verein in München zu Übungszwecken vor startsocial-Kollegen, Trainern und Firmenunterstützern präsentierte und dabei ihr Anliegen pointiert und klar formulierte. Inhaltlich gäbe es für Integra durchaus noch mehr zu tun, meint Jochen Preuss. Da sei beispielsweise die Rentenproblematik von Migranten. Die wenigsten Einwanderer, so der Berater, wüssten, wohin sie sich wegen ihrer Rente wenden sollten. Hier könnte die Gruppe in Zukunft Unterstützung bieten. Dafür müsse sie sich jedoch selbst weiterbilden und schlau machen: Welche Behörden sind zuständig? Wer sind die Ansprechpartner im Ausland? Die Mitglieder von Integra sind dankbar für diese Anregungen. Das intensive Coaching hat sich für sie schon jetzt gelohnt und sich etwa in einer Fortbildungsmaßnahme für die Jugendarbeit mit jungen Deutschen aus Russland manifestiert. ZUM FINALE NACH BERLIN Im Anschluss an die dreimonatige Beratungszeit präsentieren die Teilnehmer ihr Projekt und haben die Chance, sich für die Bundesauswahl zu qualifizieren. Die 25 besten Teams reisen nach Berlin zur Abschlussveranstaltung mit Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die Schokoherzen auf dem Konferenztisch in Neustadt an der Aisch werden immer weniger, es herrscht eine konzentrierte Arbeitsatmosphäre. Jochen Preuss erläutert mit eindringlicher Stimme, worauf die Teilnehmer bei einer Präsentation achten sollen: „Emotionalisieren Sie! Sagen Sie selbstbewusst, was Sie zu bieten haben, aber auch, was Sie wollen!“ Nicht nur Geld, auch Kontakte, Wissen und Weiterbildung, so der Coach, stünden auf der Wunschliste. Jochen Preuss hat sich mit Neugier und Engagement auf diese Aufgabe eingelassen. ERFOLGREICHER WETTBEWERB startsocial wurde im Jahr 2001 von der Bundesregierung ins Leben gerufen. Die Initiative fördert den Wissensaustausch zwischen Unternehmen und engagierten Bürgern. Die Teilnehmer der bundesweiten Aktion bewerben sich mit ihren Projekten für eines von insgesamt 100 Beratungsstipendien. Nach dem Ende der dreimonatigen Trainingsphase präsentieren die Stipendiaten ihre Projekte. Die 25 Besten reisen zur Abschlussfeier nach Berlin zu Bundeskanzlerin Angela Merkel. Eine Fachjury wählt aus diesem Kreis noch einmal sieben Bundessieger aus, die mit einem Geldpreis von jeweils 5.000 Euro ausgezeichnet werden. Christina Claußen, bei Pfizer für die Konzeption und Umsetzung von Projekten für und mit Patienten zuständig: „Das Prinzip des Wissensaustauschs ist in unserer Unternehmenskultur sehr wichtig, auch im Verhältnis zu den Patienten. Wir sind deshalb Partner von startsocial, weil wir hier unser Wissen nicht nur Ärzten und Patienten, sondern auch ehrenamtlich engagierten Menschen weitergeben können. In startsocial werden neben sozialen Projekten auch viele wichtige gesundheitsbezogene Initiativen erfolgreich weiterentwickelt.“ c wwww.startsocial.de 60 ENGAGEMENT HÖRFILMPREIS Filme für die Ohren Pfizer unterstützt die Verleihung des Deutschen Hörfilmpreises – Filme für Sehbehinderte und Blinde GLOBAL HEALTH FELLOWS Hilfe im Firmenauftrag Mitarbeiter tauschen vorübergehend ihren Arbeitsplatz gegen ein Entwicklungsprojekt Festliche Stimmung bei der Verleihung des Deutschen Hörfilmpreises in Berlin Blinde und sehbehinderte Menschen können einen Film nur über die Geräusche und Gespräche erleben. Eine zusätzlich eingeblendete Erzählstimme, die zwischen den Dialogen der Schauspieler deren Mimik, das Dekor oder die Landschaft beschreibt, ermöglicht ihnen, das Geschehen besser zu verfolgen. Hörfilm heißt das Genre, bei dem eine normale Produktion durch die Technik der Audiodeskription erweitert wird. Pfizer unterstützt die Verleihung des Deutschen Hörfilmpreises, mit dem der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) regelmäßig einen besonders gelungenen Streifen prämiert. Im März 2008 erhielt der Spielfilm „Das wahre Leben“ von Alain Gsponer mit Katja Riemann, Hannah Herzsprung und Ulrich Noethen die begehrte Auszeichnung. Im gleichen Jahr hat Pfizer Deutschland mit „Tuyas Hochzeit“ (China, 2006) auch die erste Hörfilmpatenschaft übernommen. Das Portrait einer mongolischen Hirtin wurde 2007 mit dem Goldenen Bären der 57. Berlinale ausgezeichnet. Hörfilme werden überwiegend im Fernsehen ausgestrahlt und sind auf DVD erhältlich. Insgesamt leben in Deutschland rund 145.000 blinde und weit über 500.000 sehbehinderte Menschen. Sie beteiligen sich an klinischen Studien für ein neues HIV/Aids-Medikament in Kenia. Sie organisieren Kurse für Gesundheitsberatung in Indien. Sie helfen beim Auf- und Ausbau von Krankenhäusern. Die so genannten „Global Health Fellows“ von Pfizer unterstützen Nicht-Regierungs-Organisationen in den ärmsten Ländern der Erde. Ihr Auftrag: Wissen weiterzugeben, Aufklärung zu betreiben und gemeinsam mit einheimischen Helfern zu einer dauerhaften Verbesserung der medizinischen Versorgung beizutragen. Seit 2003 stellt Pfizer dafür jedes Jahr Mitarbeiter bis zu einem halben Jahr frei. Bislang waren 160 „Global Health Fellows“ in 31 Ländern Afrikas, Südostasiens und Lateinamerikas im Einsatz. Eine Pfizer-Mitarbeiterin zeigt auf der Karte ihren Einsatzort in Kenia NOTIZEN BENEFIZ Das Orchester der Ärzte Pfizer fördert Konzert des World Doctors Orchestra Der Berliner Epidemiologe Prof. Stefan Willich dirigiert die musizierenden Ärzte Rund achtzig Ärzte aus mehr als zwanzig Nationen tauschen einmal im Jahr für einige Tage ihre Kittel gegen Abendkleid und Frack, um gemeinsam für Not leidende Menschen zu musizieren. Im Mai 2008 traten sie erstmals im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie auf. Pfizer-Organisationen rund um den Globus unterstützen das Benefizkonzert der musizierenden Ärzte, auch Pfizer in Deutschland ist dabei. Mit ihren Konzerten wollen die Musiker darauf aufmerksam machen, dass medizinische Versorgung ein Menschenrecht und Voraussetzung aller menschlichen Entwicklung ist. „Wir setzen uns dafür ein, eine von nationalen Grenzen und politischen und wirtschaftlichen Interessen unabhängige Versorgung der gesamten Weltbevölkerung zu realisieren“, sagt Professor Dr. Stefan Willich. Der Direktor des Instituts für Sozialmedizin an der Berliner Charité hat das Orchester gegründet. Der Professor ist nicht nur Experte für Epidemiologie und Public Health, sondern auch ausgebildeter Violinist, Kammermusiker und Dirigent mit internationalen Lehrmeistern. Aus mehr als 200 Bewerberinnen und Bewerbern hat der Medizinprofessor ein ambitioniertes Ensemble zusammengestellt. Die Mediziner tragen die Kosten für Reise und Unterkunft bei Konzerten selbst. Empfänger der Erlöse ist zum einen das Hilfswerk Indien e. V., das in Südindien ein Krankenhaus unterhält und insbesondere Leprakranke durch mobile Ärzteteams betreut. Zum anderen die Hugo-TempelmanStiftung, die im südafrikanischen Township Elandsdoorn die einzige Klinik für rund 160.000 Menschen betreibt. Darüber hinaus setzen Tempelman und seine Helfer der komplexen Problematik von HIV und Aids verschiedene Aufklärungs-, Ausbildungs- und Beschäftigungsprojekte entgegen. c www.world-doctors-orchestra.org 61 62 MENSCHEN Ob in Forschung oder Produktion, Außendienst oder Einkauf: Rund 4.500 hoch qualifizierte Fachkräfte beschäftigt Pfizer in Deutschland. Im magazin berichten vier Mitarbeiter über ihre Erfahrungen. „Ich arbeite gerne bei Pfizer, weil ... Foto: Frank Schultze ... ich es schätze, einen verantwortungsvollen und sicheren Job bei gleichzeitig flexiblen Arbeitszeiten zu haben. Seit fünf Jahren arbeite ich in der Produktion und damit im Schichtdienst. Diese Form der Arbeit liegt mir. So kann man im Sommer auch einmal ins Freibad gehen, weil nach der Frühschicht bereits um zwei Uhr mittags Feierabend ist. Bei Pfizer werden wir für die Nachtschichten nicht einfach eingeteilt, sondern dürfen zusammen mit den Kollegen selbst disponieren. Das funktioniert aber nur dann, wenn die Chemie untereinander stimmt. Wir in der Produktion besprechen darum zum Beispiel Probleme oder Missverständnisse miteinander und unterstützen uns gegenseitig. Diese Teamarbeit ist mir enorm wichtig. Außerdem betreuen wir auch Auszubildende. Wir erklären unseren ‚Azubi-Paten‘ die Maschinen oder helfen ihnen dabei, sich auf Prüfungen vorzubereiten. Das ist eine gute Aufgabe, die Spaß macht und immer wieder eine Herausforderung ist.“ ... ich hier Freiheiten habe, die ich als Außendienstler in vielen anderen Firmen nicht hätte. Als Regionalleiter betreue ich neben meinen zwölf Mitarbeitern Ärzte aus verschiedenen Sparten. Ich komme so mit Menschen zusammen, die ich vielleicht privat nie kennenlernen würde. Das ist ungeheuer abwechslungsreich. Jede Begegnung ist verschieden und jedes Gespräch verläuft anders. Oft unterhalte ich mich mit den Medizinern nicht nur über das Produkt, das ich ihnen vorstelle, sondern auch über Privates. Über den vergangenen Urlaub, die Schulprobleme der Kinder oder über den Druck, der im Beruf auf ihnen lastet. Solche Gespräche sind möglich, weil Pfizer erkannt hat, dass die Kunden über die reine Produktinformation auch andere Gesprächsbedürfnisse haben. Darum gibt es, anders als sonst bei Außendienstlern üblich, nur wenige Richtlinien für das Kundengespräch. Über die zwölf Jahre, die ich im Unternehmen tätig bin, habe ich zahlreiche sehr enge Kontakte aufbauen und zudem mein Faible für Psychologie mit in den Job einbringen können.“ Dr. Hans-Jürgen Schweyda Regionalleiter für den Außendienst im Raum Stuttgart Foto: Christoph Püschner Michaela Ruffo Mitarbeiterin in der Tabletten-Produktion im Werk Freiburg Foto: Christoph Püschner 63 ... mir hier von Anfang an die Möglichkeit geboten wurde, in einem internationalen Team zu arbeiten. Vor sieben Jahren habe ich als Trainee bei Pfizer in Illertissen angefangen und lernte relativ schnell viele Abteilungen und verschiedene Aufgabenfelder kennen. Bereits damals konnte ich zahlreiche Kontakte knüpfen und bekam von Monat zu Monat mehr Verantwortung übertragen. Beides ist heute in meiner Führungsposition als Verantwortliche für den strategischen Packmitteleinkauf für die deutschen Pfizer-Werke in Illertissen und Freiburg sehr hilfreich. Mit meiner Aufgabe sind zahlreiche Reisen durch Europa verbunden. Die einzelnen Länder lerne ich zwar selten kennen, dafür aber umso mehr die Menschen, die ich dort treffe und mit denen ich zusammenarbeite. Nebenbei darf ich mich als Führungskraft in Seminaren ständig fortbilden. Natürlich: Ich investiere viel Zeit in den Beruf – aber die Bestätigung und die Anerkennung, die ich vom Unternehmen bekomme, motivieren mich.“ ... mir wichtig ist, dass mein Beruf mich fordert und ich als Training Manager im Bereich Tiergesundheit Verantwortung tragen kann. In enger Abstimmung mit Kollegen der Fachbereiche entwickle ich an den Unternehmenszielen ausgerichtete Lernkonzepte und Trainingsprogramme. Es geht darum, die Kolleginnen und Kollegen im Außendienst für Produkte und neue Aufgabenfelder fit zu machen. Pfizer geht hier oft neue Wege und wird damit zum Vorreiter für andere. Eine weitere Aufgabe ist es, die geeignete Lernmethode für die bestehenden Anforderungen auszuwählen: Das kann ein Selbststudium mit Lernunterlagen, ein Telemeeting oder ein Workshop sein. Es geht um den richtigen Mix für effektives und anhaltendes Lernen. Doch nicht nur die Arbeit selbst ist mir wichtig, sondern auch ihre Qualität. Zufrieden bin ich erst, wenn ich sehe, dass das, was ich tue, dem Unternehmen auch Nutzen bringt. Doch lange dauert diese Zufriedenheit nicht an. Schließlich ist die Frage ‚Was kann noch besser werden? ‘ die Basis meines Berufs.“ Klaus Amend Training Manager Tiergesundheit in Karlsruhe Protokolle: Karin Kontny Foto: Katharina Alt Juliane Seifert Verantwortliche für den Packmitteleinkauf in Illertissen 64 MENSCHEN Für seine Erkenntnisse über Herzrhythmusstörungen erhielt Prof. Dr. Lars Maier den Deutschen Pfizer Forschungspreis für Medizin der Universität Freiburg. Im Interview spricht der Kardiologe über seine Arbeit und die Kooperation von Universitäten und Unternehmen. „Wir wollen nicht zweckfrei im Elfenbeinturm sitzen“ Dr. Sabine Thor-Wiedemann (Interview) · Thorsten Ulonska (Foto) Was bedeutet Ihnen der Pfizer Forschungspreis für Medizin? _ Prof. Dr. Lars Maier: Er ist eine große persönliche Anerkennung, über die ich mich riesig gefreut habe. Darüber hinaus ist der Preis aber auch für unsere gesamte Forschergruppe eine Bestätigung, dass unsere Arbeit klinisch relevant ist und vielleicht eines Tages Patienten davon profitieren. Wir wollen ja nicht zweckfrei im Elfenbeinturm sitzen, sondern etwas bewirken. Wie stellen Sie sicher, dass Ihre Grundlagenforschung immer auf die Klinik, also den kranken Menschen ausgerichtet ist? _ Ich arbeite nicht nur im Labor, sondern bin Oberarzt in der Kardiologischen Klinik. Dort bin ich zuständig für eine Station und nehme ganz normal an der Rufbereitschaft teil. Mit Krankheiten werde ich also täglich konfrontiert. Die Freiräume für die Forschung muss ich mir neben dem klinischen Alltag allerdings selbst schaffen. STARKE KOOPERATION Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses hat bei Pfizer eine lange Tradition. Bereits seit mehr als 40 Jahren würdigt die Universität Freiburg hochkarätige Dissertationen mit dem „Pfizer Forschungspreis für Das klingt nach einem großen Arbeitspensum. Wie schaffen Sie es, trotz dieser Belastung solche Spitzenresultate in der Forschung zu erzielen? _ Ich habe sehr viel Interesse und Freude an meiner Arbeit. Wenn man Probleme, die sich in der Klinik zeigen, wissenschaftlich bearbeiten kann, macht das einfach Spaß. Vielleicht trägt meine Forschungsarbeit ja dazu bei, dass in Zukunft Herzpatienten besser behandelt werden können. Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler“. Im Jahr 2007 erhielten eine Medizinerin, ein Chemiker und ein Forst- und Umweltwissenschaftler die mit jeweils 2.500 Euro dotierte Auszeichnung. Seit drei Jahren wird zudem der „Deutsche Pfizer Forschungspreis für Medizin“ vergeben. Das klinische Problem, zu dessen Lösung Sie beitragen wollen, ist die Herzinsuffizienz. Gibt es dagegen nicht schon wirksame Medikamente? _ Wir haben in den vergangenen 15 Jahren große Fortschritte bei der medikamentösen Therapie der Herzinsuffizienz gemacht. Aber wir können diese Krankheit immer noch nicht heilen, sondern nur die Symptome lindern. Nach wie vor sterben Menschen mit einer Herzmuskelschwäche im Schnitt schneller als Krebspatienten, weil die Pumpfunktion des Herzens versagt oder weil Herzrhythmusstörungen zu einem Herz- 65 such entdecken, braucht seine Zeit, bis es in der Klinik ankommt. Natürlich wollen wir mit unseren Erkenntnissen früher oder später klinische Studien machen. Davor müssen aber noch viele grundlegende Dinge geklärt werden. Wenn in zehn Jahren ein Medikament auf den Markt kommt, das auf der Grundlage unserer Forschung die Therapie verbessert, wäre ich sehr glücklich! Oft heißt es, echte Spitzenforschung sei in Deutschland nicht möglich. Zu schlechte Arbeitsbedingungen, zu wenig Geld. Oftmals bleibe nur die Auswanderung. _ Ich war auch einige Zeit an Forschungseinrichtungen in Australien und in den USA. Es stimmt schon, dass in den USA nach wie vor mehr Geld für Forschung da ist, obwohl die Förderung dort inzwischen rückläufig ist. Dagegen hat sich die Situation in Deutschland in den vergangenen Jahren sehr gebessert. Es ist heute viel leichter, eine Arbeitsgruppe aufzubauen. Ich kenne viele Kollegen, die mittlerweile zurück nach Deutschland gekommen sind. Was bedeutet das konkret für Ihre Arbeit? Woher kommt das Geld für Ihre Forschung? _ In unserer Arbeitsgruppe in Göttingen bekommen wir Geld von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und auch von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie. Das Emmy-Noether-Exzellenzprogramm der DFG, das mich mehrere Jahre lang unterstützt hat, fördert Forschungsaufenthalte im Ausland, macht aber auch die Rückkehr nach Deutschland attraktiv. In Deutschland sind in der Grundlagenforschung aber auch Kooperationen mit Pharmaunternehmen sehr wichtig, denn staatliche Fördergelder sind insgesamt nicht sehr üppig. Preisträger Prof. Dr. Lars Maier vom Herzzentrum der Uni Göttingen stillstand führen. Wir möchten eine Therapie finden, die stärker an den Ursachen der Herzinsuffizienz ansetzt und gleichzeitig auch einen Schutz vor Herzrhythmusstörungen bietet. Welches ist Ihr Ansatz? _ Wir wissen, dass bei Herzinsuffizienz in den Herzmuskelzellen ein bestimmtes Enzym im Übermaß gebildet wird. Dieses Enzym heißt Kalzium/Calmodulin-abhängige Proteinkinase II (CaMKII). Wir haben entdeckt, dass es Einfluss auf den Strom von Kalzium- und Natriumionen durch die Zellmembranen im Herzen hat und so auf die elektrische Erregung der Zellen, die letztendlich zu einem regelmäßigen Herzschlag führt. Sowohl die Schlagkraft als auch der Rhythmus des Herzens werden durch die große Menge an CaMKII gestört. Pharmaunternehmen wie Pfizer forschen selbst sehr intensiv. Welchen Stellenwert haben dagegen die Universitäten? _ Das stimmt, die Forschung der Unternehmen ist auf einem sehr hohen Niveau. Ich denke aber, Universitäten und Firmen haben beide ihre Stärken und Schwächen. Die Firmen können durch ihre finanzielle Ausstattung vieles ermöglichen, wozu an der Uni das Geld fehlt. Andererseits verfügen die Universitäten über ein großes Potenzial an Spezialisten, von deren Wissen die Unternehmen profitieren können. Optimal ist es, wenn wir unsere Kräfte bündeln und zusammenarbeiten. ZUR PERSON Prof. Dr. Lars Maier, Jahrgang 1972, arbeitet als Oberarzt am Herzzentrum der Uniklinik Göttingen und leitet eine Emmy-Noether- Was bedeutet Ihre Entdeckung für die zukünftige Therapie der Herzmuskelschwäche? _ Wenn es gelingt, die übermäßige Aktivität der CaMKII medikamentös zu reduzieren, kann die Herzinsuffizienz möglicherweise effektiver behandelt werden. Nachwuchsforschergruppe im Auftrag der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Nach dem Medizinstudium in Freiburg und Forschungsaufenthalten in Baltimore, Chicago und Sidney habilitierte sich der Internist und Kardiologe mit 32 Jahren als einer der jüngsten Mediziner Deutschlands. Den Pfizer Forschungspreis erhielt er 2007 für Wie lange wird es dauern, bis Ihre Forschungsergebnisse zu einem neuen Medikament führen? _ Alles, was wir im Labor und im Tierver- die Entdeckung einer Ursache von Herzinsuffizienz. 66 FORSCHUNG Wer forscht, braucht einen langen Atem PFIZER-FORSCHUNG IN ZAHLEN Forschungsstandorte weltweit 7 Partnerschaften mit Forschungseinrichtugen Mitarbeiter in der Forschung Eigene Substanzen Jährliche Forschungsausgaben ($US) 250 13.000 3.000.000 8.100.000.000 Pfizer sucht so intensiv wie kein anderer Hersteller auf der Welt nach innovativen Medikamenten. Mit 8,1 MILLIARDEN US-DOLLAR investieren wir jährlich mehr als jedes andere Unternehmen in die Erforschung und Entwicklung neuer Arzneimittel. DENN DIE FORSCHUNG IST UNSERE LEIDENSCHAFT. Ohne sie gibt es keinen medizinischen Fortschritt. Schließlich sind noch unzählige Krankheiten nicht oder nur schlecht behandelbar. Ob gegen Alzheimer oder Krebs, gegen Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Auf den zahlreichen therapeutischen Gebieten fahnden 13.000 WISSENSCHAFTLER nach neuen Wirkstoffen. Als Forschungsfeld dienen ihnen über 3 MILLIONEN SUBSTANZEN, die Pfizer in seinen „Substanz-Bibliotheken“ führt. Es ist der Heuhaufen, in dem die Forscher nach der Stecknadel in Form eines pharmazeutisch relevanten Wirkstoffes suchen. Noch vor wenigen Jahren wäre es illusorisch gewesen, eine solche Zahl chemischer Verbindungen in einem überschaubaren Zeitraum zu testen. Heute helfen hochmoderne Screening-Technologien mit extrem hoher Durchsatzleistung. Auf diese Weise lassen sich chancenreiche neue Substanzen gegen bestimmte Krankheiten schnell identifizieren. Dennoch gilt nach wie vor: Wer forscht, braucht einen langen Atem. Aus MILLIONEN UNTERSUCHTER MOLEKÜLE bleiben nur eine Handvoll Wirkstoff-Kandidaten, und nur einer oder zwei schaffen es nach 12 BIS 15 JAHREN als Medikament zum Patienten. Die Pipeline bei Pfizer sieht viel versprechend aus: Derzeit sind rund 100 so genannte Kandidaten, potenzielle NEUE MEDIKAMENTE, in der Entwicklung. Besondere Anstrengungen unternimmt Pfizer im Bereich der BIOTHERAPEUTIKA. Diese Medizin der Zukunft wird uns eines Tages erlauben, INDIVIDUALISIERTE THERAPIEN anzubieten, die auf den einzelnen Patienten maßgeschneidert, somit schonend und zugleich hocheffektiv sind. Um zu einem führenden Hersteller von Biotherapeutika zu werden, hat das Unternehmen einen Verbund kleiner und flexibler Forschungseinrichtungen gegründet. Medizinischer Fortschritt bedeutet jedoch neben der Entwicklung innovativer Medikamente auch die KONTINUIERLICHE VERBESSERUNG bereits bekannter Arzneimittel. Hier kommt es darauf an, die Wirksamkeit zu erhöhen, Nebenwirkungen zu verringern oder die Dosierbarkeit zu verbessern. Unsere ERFOLGE IM KAMPF GEGEN KRANKHEITEN wie beispielsweise bei der Massenproduktion von Penicillin bestärken uns in unseren Anstrengungen. Schließlich ist es der Arzneimittelforschung und damit nicht zuletzt Pfizer zu verdanken, wenn die Menschen heute immer älter werden und dabei gesund und leistungsfähig bleiben. PERSPEKTIVE 67 Kampf gegen den Treibhauseffekt Als nachhaltig wirtschaftendes Unternehmen sind wir uns unserer Verantwortung für eine intakte Umwelt bewusst und nehmen sie ernst. Für Pfizer sind daher der sparsame Umgang mit Energien und die Reduzierung des Treibhausgases Kohlendioxid vordringliche Unternehmensziele. Eine Geothermie-Anlage, die unser Freiburger Büro- und Laborgebäude mit Wärme aus 130 Meter Tiefe versorgt und den CO2-Ausstoß um bis zu 2.235 Tonnen jährlich reduziert, gehört daher ebenso zu unseren Investitionen wie der Austausch von Gas- und ÖlAnlagen gegen innovative Kessel, die mit Holzpellets betrieben werden. Das sind nur zwei Beispiele für zahlreiche neue ökologisch sinnvolle Investitionen in Deutschland. Die Pfizer-Zentrale in New York hat für ihre Standorte in aller Welt bereits 1993 eine Selbstverpflichtungs-Erklärung abgegeben: Darin hat sich das Unternehmen unter anderem verpflichtet, bis zum Jahr 2010 rund 35 Prozent seines Stromverbrauchs durch „saubere“ Energien zu decken. Auf diesem Weg sind wir schon ein gutes Stück vorangekommen. So konnte Pfizer seit 2000 seine Kohlendioxid-Emissionen um 35 Prozent reduzieren. Mit seinem weltweiten Klimaschutz- und Energiesparprogramm treibt Pfizer kontinuierlich weitere Lösungen voran, beispielsweise um die Abgase von weltweit 38.000 Dienstfahrzeugen oder den Verbrauch von Trinkwasser zu senken. © NASA Goddard Space Flight Center Image by Reto Stöckli Das Klimaschutz- und Energiesparprogramm von Pfizer Gemeinsam für eine gesündere Welt ... PFIZER WELTWEIT • Hauptsitz: New York • Gegründet: 1849 von den Cousins Karl Pfizer und Karl Erhart aus Ludwigsburg • Forschungsstandorte: USA und England • Forschungsausgaben: 8,1 Milliarden US-Dollar pro Jahr • Mitarbeiter: rund 87.000 in mehr als 80 Ländern • Arzneimittel: erhältlich in 150 Ländern c www.pfizer.de PFIZER DEUTSCHLAND • Unternehmenszentrale: Berlin, seit September 2008 • Gegründet: 1958 • Produktionsstandorte: Freiburg, Illertissen, Frankfurt • Distributionszentrum: Karlsruhe, Belieferung für Deutschland, Österreich und die Niederlande • Mitarbeiter: rund 4.500 • Geschäftsbereiche: Humanmedizin, Tiergesundheit