Zufriedenheitsanalyse im Alten- und Pflegeheim
Transcrição
Zufriedenheitsanalyse im Alten- und Pflegeheim
Zufriedenheitsanalyse im Alten- und Pflegeheim Evaluierung der Betreuungsqualität und der Angehörigenarbeit aus der Perspektive von Angehörigen der Bewohner Diplomarbeit zur Erlangung des akademischen Grades Magistra (FH) für wirtschaftswissenschaftliche Berufe Fachhochschulstudiengang: Sozialmanagement, Linz Verfasserin: Horner Judith Erstbegutachterin: Prof.in (FH) Dr.in Renate Kränzl-Nagl Zweitbegutachter: Prof. (FH) Dr. Paul Brandl Linz, im April 2011 Eidesstattliche Erklärung Ich erkläre an Eides statt, dass ich die vorliegende Diplomarbeit mit dem Titel „,Zufriedenheitsanalyse im Alten- und Pflegeheim - Evaluierung der Betreuungsqualität und der Angehörigenarbeit aus der Perspektive von Angehörigen der Bewohner“ selbständig und ohne fremde Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel nicht benutzt und alle benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche gekennzeichnet habe. Linz, im April 2011 Horner Judith Danksagung Ich möchte mich an dieser Stelle bei meiner Familie für ihren liebevollen Rückhalt und die große Unterstützung während meines Studiums bedanken. Zudem möchte ich mich auf diesem Weg beim Personal und den Bewohnern der Einrichtungen zur Seniorenbetreuung für ihr Engagement bei der Durchführung der Studie sehr herzlich bedanken. Ein besonderer Dank gilt den Angehörigen der Bewohner für die große Beteiligung an der Zufriedenheitsanalyse. Abschließend möchte ich Frau Prof.in (FH) Dr.in Renate Kränzl-Nagl für die wertvollen Inputs sowie die wertschätzende Betreuung meiner Diplomarbeit danken. Kurzfassung Einrichtungen der stationären Altenpflege stehen trotz sinkender finanzieller Ressourcen und gleichzeitig steigenden Qualitätsansprüchen, vor der Herausforderung, den Bewohnern ein menschenwürdiges Altern zu gewährleisten. Für die Ermittlung von Qualität und die Anpassung des Leistungsangebots an die Bedürfnisse der Kunden ist es notwendig, deren Zufriedenheit zu untersuchen. In diesem Kontext sind insbesondere Angehörige der Bewohner wichtig, da diese Bezugspersonen für die älteren Menschen sind, deren Lebensgeschichte kennen und den Mitarbeitern von Alten- und Pflegeheimen Informationen geben können. Darüber hinaus prägen sie das Image der Einrichtung, indem sie ihre persönlichen Erfahrungen im Zusammenhang mit der Betreuung der Bewohner nach außen tragen. Ziel der vorliegenden Diplomarbeit ist die Erhebung der Zufriedenheit und der Erwartungen der Angehörigen von Bewohnern mittels schriftlicher Befragung. Nach theoretischer Auseinandersetzung mit dem Forschungsgegenstand erfolgt die Darstellung des empirischen Untersuchungsmodells. Abschließend werden aus den Erkenntnissen der empirischen Analyse und der Theorie Empfehlungen zur Optimierung der Betreuungsqualität und der Angehörigenarbeit der stationären Altenpflegeeinrichtungen abgeleitet. Abstract Homes for the elderly are increasingly facing the challenge of ensuring dignified aging for their residents in spite of decreasing financial resources and increasing quality requirements. In order to evaluate quality and to adapt the offered services, it is necessary to evaluate client satisfaction. In this context, the relatives of the residents are important because, as next of kin, they can supply the nursing homes with information and personal history. Above all, they imprint the image of the establishment on the public by expressing their individual experiences of its residential care. The aim of this thesis is to evaluation the satisfaction levels and the expectations of the residents’ relatives by means of a written survey. After a theoretical exploration of the research subject, the empirical investigation will be described. Finally, recommendations will be deduced, to optimize the quality of care and support in homes for the elderly. I Inhaltsverzeichnis 1. 2. 3. Einleitung 1 1.1. Ausgangslage und Problemstellung 1 1.2. Zielsetzung und Forschungsfragen der Arbeit 2 1.3. Aufbau der Arbeit 3 Betreuung und Pflege von älteren Menschen im Wandel 5 2.1. Überblick über aktuelle Pflegelandschaft in Österreich mit Fokus auf Oberösterreich 5 2.2. Historische Entwicklung stationärer Altenpflege 8 2.3. Auswirkungen der demographischen Entwicklung auf die Altenpflege 9 Der Angehörige im Alten- und Pflegeheim 12 3.1. Die Bedeutung des Angehörigen für den Bewohner und für die Dienstleistungsqualität in Alten- und Pflegeheimen 12 3.2. Die Situation des Angehörigen im Alten- und Pflegeheim und mögliche Herausforderungen im Heimalltag 4. 14 Qualität im Alten- und Pflegeheim 17 4.1. Definitionsversuch von Qualität 17 4.2. Lebensqualität im Alten- und Pflegeheim 19 4.2.1. Begriffsklärung „Lebensqualität“ 19 4.2.2. Beeinflussung der Lebensqualität von Bewohnern in Alten- und Pflegeheimen 21 4.3. Spezifika von Dienstleistungsqualität im Bereich Altenpflege 5. 6. 24 Der Angehörige im Fokus des Qualitätsmanagements 27 5.1. Begriffsklärung „Qualitätsmanagement“ 27 5.2. Die Bedeutung der Angehörigen für die Einrichtungen 27 5.3. Angehörigenarbeit in Einrichtungen zur Altenpflege 28 5.4. Angehörigenbefragung – ein Instrument zur Messung der Qualität 31 Untersuchungsmodell zur Messung der Zufriedenheit von Angehörigen der Bewohner 34 6.1. Anlass der Untersuchung 34 II 6.2. Übersicht über die Gesamtstudie 34 6.3. Organisationsbeschreibung der ausgewählten Einrichtungen 36 6.4. Forschungsmethodik und Design der Befragung 37 6.5. Forschungsablauf 41 7. Ergebnisse der Untersuchung 43 7.1. Informationen zu den Befragten 43 7.1.1. Merkmale der befragten Personen 44 7.1.2. Besuchsfrequenz der befragten Personen 45 7.2. Informationen zu den Bewohnern der ausgewählten Einrichtungen 7.2.1. Merkmale der Bewohner 46 46 7.2.1.1. Geschlecht und Alter der Bewohner 46 7.2.1.2. Pflegegeldstufenverteilung der Bewohner 47 7.2.1.3. Selbstständigkeit, Ausdrucksfähigkeit und Mobilität der Bewohner 49 7.2.2. Dauer der Betreuung der Bewohner in der Einrichtung 7.3. Informationen zur Wahl der Einrichtung 50 51 7.3.1. Entscheidungsträger für die Wahl der Einrichtung 51 7.3.2. Entscheidungskriterien für die Wahl der Einrichtung 52 7.4. Bewertung der Betreuungsqualität in den ausgewählten Einrichtungen 53 7.4.1. Bewertung der Umsetzung der festgelegten Qualitätsdimensionen 53 7.4.1.1. Qualitätsdimension Selbst- und Mitbestimmung 53 7.4.1.2. Qualitätsdimension Wertschätzung 58 7.4.1.3. Qualitätsdimension Geborgenheit & Sicherheit 61 7.4.1.4. Überblick über alle drei Qualitätsdimensionen 65 7.4.2. Bewertung der Wichtigkeit der festgelegten Qualitätsdimensionen 66 7.4.3. Gegenüberstellung der Umsetzung und der bewerteten Wichtigkeit der festgelegten Qualitätsdimensionen 75 7.5. Bewertung der Angehörigenarbeit 78 7.5.1. Information des Angehörigen 78 7.5.1.1. Bewertung des Informationsverhaltens der Einrichtung 78 7.5.1.2. Bekanntheit der Ansprechpartner in der Einrichtung 82 7.5.2. Umgang mit Beschwerden 84 7.5.2.1. Beschwerdeverhalten der Befragten 84 7.5.2.2. Beschwerdegründe 87 7.5.2.3. Reaktion auf Beschwerden 89 7.5.3. Einbeziehung der Angehörigen in den Heimalltag 90 7.5.4. Gefühl des Willkommenseins 95 III 7.6. Beurteilung der Einrichtung insgesamt 98 7.6.1. Zufriedenheit mit der Einrichtung 98 7.6.2. Weiterempfehlung der ausgewählten Einrichtungen 7.7. Verbesserungsvorschläge der Befragten 101 106 8. Zusammenfassung der Ergebnisse, Schlussfolgerungen und Empfehlungen 108 8.1. Zentrale Ergebnisse der Befragung 108 8.2. Handlungsempfehlungen 113 8.2.1. Empfehlungen zur Betreuung der Bewohner 113 8.2.2. Empfehlungen zur Angehörigenarbeit 116 8.2.3. Empfehlungen für weitere Evaluierungen 118 9. Resümee und Schlussbemerkung 120 Literaturverzeichnis 121 Anhang A: Indikatorenmatrix 127 Anhang B: Fragebogen mit eindimensionaler Verteilung der Merkmalsausprägungen 128 Vorbemerkungen: In der vorliegenden Diplomarbeit wird zur Erleichterung der Lesbarkeit die männliche Anredeform verwendet. Es versteht sich im Sinne der Gleichberechtigung der Geschlechter von selbst, dass dabei auch die weibliche Ansprache inbegriffen ist. Die Verfasserin dieser Arbeit versteht unter dem Begriff “Angehörige” neben den Familienmitgliedern auch sonstige Bezugspersonen der Bewohner, auch wenn kein verwandtschaftliches Verhältnis vorliegt. Die Begriffe Alten- und Pflegeheim, Altenpflegeeinrichtung, Einrichtung zur stationären Altenpflege und geriatrische Einrichtung werden synonym verwendet. Die vorliegende Arbeit meint mit allen Termini ausschließlich das “Alten- und Pflegeheim” im herkömmlichen Sinn. Der Terminus „Pflegebedürftiger“ wird synonym mit „Bewohner“ verwendet und bezieht sich nicht ausschließlich auf Personen mit Pflegebedarf. IV Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Zusammenhang zwischen Zufriedenheitsmessungen und der Lebensqualität der Bewohner in Alten- und Pflegeheimen .............................................................................32 Abb. 2: Übersicht über Gesamtstudie und Erhebungszugänge .......................................35 Abb. 3: Organisationsstruktur der ausgewählten Einrichtungen ......................................37 Abb. 4: Einschätzungen der Angehörigen bezüglich der Selbstständigkeit, der Ausdrucksfähigkeit und der Mobilität des Bewohners ......................................................49 Abb. 5: Umsetzung der Qualitätsdimension „Selbst- und Mitbestimmung“ ......................54 Abb. 6: Umsetzung der Qualitätsdimension „Wertschätzung“..........................................59 Abb. 7: Umsetzung der Qualitätsdimension „Geborgenheit & Sicherheit“ ........................62 Abb. 8: Umsetzung der festgelegten Qualitätsdimensionen in den ausgewählten Einrichtungen im Überblick ..............................................................................................65 Abb. 9: Bewertung der einzelnen Teilaspekte der Qualitätsdimensionen bezüglich ihrer Wichtigkeit .......................................................................................................................67 Abb. 10: Bedeutung der festgelegten Qualitätsdimensionen im Überblick .......................69 Abb. 11: Bewertung des Informationsverhaltens der Einrichtung ....................................78 Abb. 12: Einbeziehung des Angehörigen in Aktivitäten der Einrichtung, in Pflegehandlungen und in Entscheidungen, die den Bewohner betreffen ..........................91 Abb. 13: Gesamtbewertung der Einrichtung aus der Perspektive der Angehörigen in Relation zur Perspektive der Bewohner ...........................................................................98 V Tabellenverzeichnis Tab. 1: Altersstruktur der befragten Angehörigen ............................................................44 Tab. 2: Beziehung der befragten Angehörigen zum Bewohner ........................................44 Tab. 3: Besuchsfrequenz der Angehörigen......................................................................45 Tab. 4: Verteilung der Pflegegeldstufen der Bewohner in den ausgewählten Einrichtungen in Relation zu den Oö. APH’s gesamt ..............................................................................48 Tab. 5: Gestaltung des Zimmers nach Wünschen und Bedürfnissen des Bewohners, nach Pflegegeldstufe des Bewohners .......................................................................................55 Tab. 6: Mitbestimmung des Bewohners betreffend seinen Tagesablauf, nach Pflegegeldstufe des Bewohners .......................................................................................56 Tab. 7: Beteiligung des Bewohners an alltagsbezogenen Tätigkeiten, nach Pflegegeldstufe des Bewohners .......................................................................................56 Tab. 8: Bewertung der Angehörigen bezüglich dem Entsprechen des Freizeitangebotes den Bedürfnissen des Bewohners, nach Pflegegeldstufe des Bewohners .......................57 Tab. 9: Beteiligung des Bewohners an alltagsbezogenen Tätigkeiten, nach Geschlecht des Bewohners ................................................................................................................57 Tab. 10: Bewertung der Angehörigen bezüglich ausreichender Zeitressourcen des Pflegepersonals für die Betreuung des Bewohners, nach Alter der Angehörigen .............60 Tab. 11: Bewertung der Angehörigen bezüglich ausreichender Zeitressourcen des Pflegepersonals für die Betreuung des Bewohners, nach Geschlecht der Angehörigen ..60 Tab. 12: Bewertung der baulichen Gegebenheiten der Einrichtungen, nach den einzelnen Häusern ...........................................................................................................................64 Tab. 13: Einschätzung der Wichtigkeit betreffend die Mitgestaltung des Tagesablaufes durch den Bewohner, nach Geschlecht des Angehörigen ................................................70 Tab. 14: Einschätzung der Wichtigkeit bezüglich der Erhaltung der Selbstständigkeit des Bewohners entsprechend seiner vorhandenen Ressourcen, nach der Besuchsfrequenz 71 Tab. 15: Einschätzung der Wichtigkeit bezüglich der Zimmergestaltung nach Wünschen und Bedürfnissen des Bewohners, nach Pflegegeldstufe des Bewohners .......................72 Tab. 16: Einschätzung der Wichtigkeit bezüglich der Erhaltung der Selbstständigkeit des Bewohners entsprechend seiner vorhandenen Ressourcen, nach Pflegegeldstufe des Bewohners .......................................................................................................................72 Tab. 17: Einschätzung der Wichtigkeit bezüglich der Erhaltung der Selbstständigkeit des Bewohners entsprechend seiner vorhandenen Ressourcen, nach Alter des Bewohners .73 Tab. 18: Einschätzung der Wichtigkeit bezüglich ausreichender Zeitressourcen des Pflegepersonals für die Betreuung des Bewohners, nach Alter des Bewohners...............73 VI Tab. 19: Einschätzung der Wichtigkeit betreffend die aktive Beteiligung des Bewohners an alltagsbezogenen Tätigkeiten, nach Geschlecht des Bewohners ................................74 Tab. 20: Gegenüberstellung von Bedeutung und Umsetzung der ausgewählten Qualitätsdimensionen im Überblick ..................................................................................75 Tab. 21: Gegenüberstellung von Bedeutung und Umsetzung der Teilaspekte der ausgewählten Qualitätsdimensionen................................................................................76 Tab. 22: Bewertung der Information über das Befinden des Bewohners, nach Alter des Angehörigen ....................................................................................................................80 Tab. 23: Bewertung der Information über das Befinden des Bewohners, nach Geschlecht des Angehörigen..............................................................................................................80 Tab. 24: Bewertung der Information über Aktivitäten und Veranstaltungen, nach Besuchsfrequenz der Angehörigen ..................................................................................81 Tab. 25: Bekanntheit der Ansprechpartner, nach Alter der Angehörigen .........................83 Tab. 26: Beschwerdeverhalten der Angehörigen, nach Geschlecht der Angehörigen ......84 Tab. 27: keine Beschwerde, da es bis dato keinen Grund dazu gab, nach Alter der Angehörigen ....................................................................................................................86 Tab. 28: Einbeziehung des Angehörigen in Aktivitäten und Veranstaltungen, nach Alter der Angehörigen ..............................................................................................................93 Tab. 29: Einbeziehung des Angehörigen in Pflegehandlungen, nach Besuchsfrequenz ..94 Tab. 30: Einbeziehung des Angehörigen in Aktivitäten und Veranstaltungen der Einrichtung, nach Besuchsfrequenz .................................................................................94 Tab. 31: Wunsch des Angehörigen nach mehr Einbeziehung, nach Alter der Angehörigen ........................................................................................................................................95 Tab. 32: Gesamtbewertung der Einrichtung des Angehörigen, nach Geschlecht der Angehörigen ..................................................................................................................100 Tab. 33: Weiterempfehlung der Einrichtung, nach Geschlecht der Angehörigen ...........105 VII Einleitung 1. Einleitung Im ersten Abschnitt werden dem Leser zunächst Ausgangslage und Problemstellung sowie Forschungsfragen und Zielsetzung der Arbeit vorgestellt. Im Anschluss folgt ein kurzer Überblick über die Inhalte der Arbeit. 1.1. Ausgangslage und Problemstellung Im Zuge der demographischen Entwicklung werden ältere Menschen in Zukunft einen zunehmend größeren Anteil an der Gesamtbevölkerung ausmachen. Mit der höheren Lebenserwartung sind meist auch gesundheitliche Einschränkungen der Betroffenen verbunden, welche eine Zunahme an Pflege- und Unterstützungsbedarf erwarten lässt. Kann die Versorgung zuhause aufgrund eines defizitären sozialen Netzwerkes oder mangelnder baulicher, bedarfsgerechter Ausstattung der bestehenden Wohnform nicht mehr gewährleistet werden, wird der Umzug in ein Alten- und Pflegeheim oftmals notwendig. Der Pflegebedürftige muss sein gewohntes Umfeld verlassen und wird zum Bewohner. Angehörige, welche bis dato vielleicht die Pflege und Betreuung übernommen haben, werden zu Besuchern der Einrichtung. Ab diesem Zeitpunkt sind nicht nur der Bewohner bzw. seine Angehörigen für sein Wohlbefinden verantwortlich. Die Lebensqualität des Pflegebedürftigen wird fortan von weiteren Faktoren wie den Beschäftigten des Alten- und Pflegeheims, den anderen Bewohnern, den Rahmenbedingungen der Einrichtung, u.a. beeinflusst. Um die Qualität von bestehenden Einrichtungen zur stationären Altenpflege ermitteln bzw. optimieren zu können, sollten regelmäßig Untersuchungen der Kundenzufriedenheit durchgeführt werden. In diesem Kontext spielen die Angehörige der Bewohner eine zentrale Rolle. Diese prägen entscheidend den Ruf eines Alten- und Pflegeheimes, da sie nur bei Zufriedenheit mit der Betreuung die Einrichtung weiterempfehlen werden. Alten- und Pflegeheime müssen ihre Leistungen laufend optimieren, um den Bedürfnissen und Erwartungen der Bewohnern und ihren Angehörigen entsprechen zu können. Daraus resultiert für geriatrische Einrichtungen die Herausforderung, trotz oftmals sinkender finanzieller Ressourcen, den Pflegebedürftigen ein menschenwürdiges Altern zu gewährleisten. Um die Kundenzufriedenheit zu erheben, wurde vom Träger der Einrichtungen zur Seniorenbetreuung der Stadt Wels eine Zufriedenheitsanalyse in Auftrag gegeben, welche -1- Einleitung von der Verfasserin dieser Arbeit und einer Studienkollegin im Rahmen des Berufspraktikums durchgeführt wurde. Ausgehend von der theoretischen Auseinandersetzung mit dem Forschungsgegenstand zeigt die vorliegene Diplomarbeit eine Möglichkeit, wie Qualität in Alten- und Pflegeheimen aus Sicht der Angehörigen von Bewohnern bewertet werden kann. Zudem wird u.a. die Bedeutung der Angehörigen für die Bewohner, dem Pflegepersonal und für das Image von geriatrischen Einrichtungen hervorgehoben. Abschließend werden aus den Erhebungsergebnissen und der Theorie abgeleitete Handlungsempfehlungen für eine Optimierung der Betreuung der Pflegebedürftigen sowie für den Umgang der Mitarbeiter mit den Angehörigen abgegeben. 1.2. Zielsetzung und Forschungsfragen der Arbeit Ziel der vorliegenden Diplomarbeit ist die Erfassung, die Darstellung sowie die Analyse der Zufriedenheit von Angehörigen der Bewohner in Alten- und Pflegeheimen mit der Betreuungsqualität und der Angehörigenarbeit. Die Basis für die empirische Untersuchung stellt die theoretische Auseinandersetzung mit dem Forschungsgegenstand dar. Die Angehörigenbefragung wurde in drei ausgewählten geriatrischen Einrichtungen durchgeführt. Der gesamte Forschungsablauf wird angefangen von der Entwicklung des Fragebogens, der Messung der Zufriedenheit der Angehörigen bis zur Aufbereitung und Analyse der erhobenen Daten dargestellt. Ausgehend von den Ergebnissen der durchgeführten schriftlichen Befragung sowie fachspezifischer Literaturrecherche sollen Handlungspotentiale in Hinblick auf die Optimierung der Betreuungsqualität sowie der Angehörigenarbeit aufgezeigt werden. Folgende zentrale Fragen sollen mit der vorliegenden Arbeit beantwortet werden: Welche Bedeutung haben Angehörige für das Wohlbefinden bzw. für die Lebensqualität von Bewohnern im Alten- und Pflegeheim sowie für die Dienstleistungsqualität und das Image einer geriatrischen Einrichtung? Wie zufrieden sind die Angehörigen mit der Betreuung der Bewohner und der Angehörigenarbeit in den ausgewählten Einrichtungen? Lassen sich Unterschiede bzw. statistisch signifikante Zusammenhänge zwischen ausgewählten statistischen Daten (soziodemographische Merkmale der Angerhörigen bzw. der Bewohner, Merkmal zur Beziehung zum Bewohner, Merkmal zur Betreuungsdauer, Merkmal zur Entscheidung für die Wahl der Einrichtung, Merkmal -2- Einleitung zum Pflegebedarf des Bewohners,…) und der Bewertung der verschiedenen Untersuchungsfelder erkennen? Welche Wünsche bzw. Verbesserungsvorschläge haben die Angehörigen der Bewohner der ausgewählten Einrichtungen? Welche Gestaltungsempfehlungen können aus Theorie und den Erhebungsergebnissen für die ausgewählten Einrichtungen abgeleitet werden? 1.3. Aufbau der Arbeit Nach der Einleitung, welche von der Ausgangslage und der Problemstellung auf die Zielsetzung und die Forschungsfragen der vorliegenden Arbeit schließt, folgt die theoretische Auseinandersetzung mit dem Forschungsgegenstand. Zunächst wird dem Leser ein Überblick über die aktuelle Pflegelandschaft mit dem Schwerpunkt Alten- und Pflegeheim gegeben. Im Anschluss folgt eine kurze Darstellung der Veränderung von stationärer Pflege älterer Menschen in den letzten zwei Jahrtausenden. Darüber hinaus wird auf die demographische Entwicklung und ihre Auswirkungen auf die Altenpflege näher eingegangen. Das dritte Kapitel befasst sich mit den Angehörigen von Bewohnern der geriatrischen Einrichtungen. Neben ihrer Bedeutung für die pflegebedürftigen Personen und für die Dienstleistungsqualität, wird auf die persönliche Situation der Angehörigen eingegangen und auf mögliche kritische Faktoren im Heimalltag, welche die Beziehung zwischen den Angehörigen und dem Pflegepersonal belasten können, hingewiesen. Im vierten Kapitel wird der Qualitätsbegriff erläutert und es folgt eine theoretische Auseinandersetzung mit der Lebensqualität von Bewohnern in Alten- und Pflegeheimen. Darüber hinaus wird auf die Spezifika von Dienstleistungsqualität in der Altenpflege eingegangen. Das fünfte Kapitel rückt den Angehörigen in den Fokus des Qualitätsmanagements in Altenund Pflegeheimen. Es wird die Bedeutung der Angehörigen für die Einrichtungen aufgezeigt und die Angehörigenarbeit wird thematisiert. Anschließend wird dem Leser ein Instrument zur Messung der Qualität, die Angehörigenbefragung, vorgestellt. Kapitel sechs beschreibt das Untersuchungsmodell zur Messung der Zufriedenheit der Angehörigen von Bewohnern der ausgewählten Einrichtungen mit der Betreuungsqualität und der Angehörigenarbeit. Es werden der Bezugsrahmen, die Ziele der Erhebung sowie die Forschungsmethodik, das Untersuchungsdesign und der Forschungsablauf dargestellt. -3- Einleitung Kapitel zeigt die Darstellung der Erhebungsergebnisse der Angehörigenbefragung sowie die empirischen Analysen, welche im Zuge der Auswertung durchgeführt wurden. Das achte Kapitel beinhaltet neben der Zusammenfassung der gewonnenen Erkenntnisse auch die daraus und aus der Theorie abgeleiteten Handlungsempfehlungen für die ausgewählten Einrichtungen mit dem Ziel einer Qualitätssteigerung. Die vorliegende Arbeit endet mit einem Resümee und der Schlussbemerkung der Verfasserin (Kapitel 9). -4- Betreuung und Pflege im Wandel 2. Betreuung und Pflege von älteren Menschen im Wandel Aufgrund unterschiedlicher Einflüsse unterliegen Einrichtungen zur stationären Altenpflege einem ständigen Wandel. Ausgehend von der aktuellen Pflegelandschaft soll das nachfolgende Kapitel dem Leser einen Einblick in die Entstehungsgeschichte von Alten- und Pflegeheimen geben, um Veränderungen in der stationären Betreuung von pflegebedürftigen älteren Menschen aufzuzeigen und den damit verbundenen Wertewandel sichtbar zu machen. Im Anschluss daran folgt die Auseinandersetzung mit den Auswirkungen der demographischen Entwicklung auf die Altenpflege. 2.1. Überblick über aktuelle Pflegelandschaft in Österreich mit Fokus auf Oberösterreich Grundsätzlich kann zwischen informeller und formeller Pflege unterschieden werden. Im informellen Bereich findet die Pflege und Betreuung hauptsächlich im familiären und freundschaftlichen Umfeld statt. Im formellen Bereich existieren die traditionellen Alten- und Pflegeheime, mobilen Dienste und teilstationäre Angebote, welche zwischen mobilen und stationären Institutionen angesiedelt sind (vgl. Schneider u.a. 2006, S. 7). In unserer Gesellschaft kümmern sich überwiegend Familienangehörige und nahe Verwandte um hilfs- und pflegebedürftige Menschen. Laut Mikrozensus 2002 erbringen in Österreich 425.900 Personen, dies sind in etwa 6,7% der erwachsenen Bevölkerung, Hilfsund Pflegeleistungen. Frauen sind doppelt so häufig in der Betreuung tätig wie Männer. Ein beträchtlicher Anteil von 40% lebt mit den betreuungsbedürftigen Personen im gemeinsamen Haushalt. Am häufigsten werden Hilfs- und Pflegeleistungen für die Elterngeneration erbracht, gefolgt von der Betreuung des (Ehe-)Partners (vgl. Kytir / Schrittwieser 2003, S. 44f). Pflegende Angehörige zwischen 40 und 60 Jahren stehen dabei meist vor der Herausforderung, einerseits Hilfeleistungen für die eigenen Kinder bzw. Enkel erbringen zu müssen, andererseits aber auch die eigenen Eltern zu betreuen (vgl. Kränzl-Nagl / Lange 2010, S. 205). Muss auch noch die eigene Erwerbstätigkeit mit der Pflege der Familienangehörigen in Einklang gebracht werden, so wirkt sich dieser Umstand zusätzlich erschwerend aus (vgl. Beham / Zartler 2010, S. 387). Bezugnehmend auf Daatland/Herlofson 2003 u.a. ziehen sich bei geeigneten professionellen Pflegealternativen die pflegenden Kinder öfters aus der körperlichen Pflege zurück. Dennoch übernehmen sie -5- Betreuung und Pflege im Wandel die Organisation und die Koordination der Pflege (vgl. Daatland / Herlofson 2003 u.a. zit. nach Beham / Zartler 2010, S. 381). Im formellen Bereich existieren in Oberösterreich für Personen mit Hilfs- und Pflegebedarf verschiedene Betreuungsangebote und Wohnformen. Neben den mobilen Diensten (Hauskrankenpflege, mobiler Altenbetreuung und Mahlzeitendienste) gibt es teilstationäre Dienste (Tagesbetreuung) und betreubares Wohnen. Als Entlastung für pflegende Angehörige besteht die Möglichkeit, für die Dauer von maximal sechs Wochen, das pflegebedürftige Familienmitglied in Form von Kurzzeitpflege in einem Alten- und Pflegeheim unterzubringen (vgl. Amt der Oö. Landesregierung 2011a). Auch wenn derzeit die Prämisse “mobil vor stationär” in Oberösterreich vorherrscht, erfüllen Alten- und Pflegeheime eine wesentliche Funktion in der Versorgung der pflegebedürftigen älteren Menschen. Kann die Pflege daheim nicht mehr gewährleistet werden bzw. steigt der Pflege- und Hilfsbedarf derart an, sodass die alternativen Angebote die Betreuung nicht mehr sicherstellen können, gewährleisten stationäre geriatrische Einrichtungen die notwendigen Pflege- und Unterstützungsleistungen. In Oberösterreich sind die regionalen Sozialhilfeträger für die Errichtung und Betreibung von Alten- und Pflegeheimen zuständig. Sie führen diese Einrichtungen zum Teil selbst oder die Gemeinden bzw. andere Organisationen sind Rechtsträger (vgl. Amt der Oö. Landesregierung 2011b). Am 1.1.2009 gab es in Oberösterreich insgesamt 11.841 Normplätze in 115 anerkannten Alten- und Pflegeheimen. Im Vergleich zum Jahr 2003 mit 11.629 Plätzen, hat sich diese Anzahl nicht wesentlich verändert. Zum Stichtag 1.1.2009 waren 28,3% der Heimbewohner 80 Jahre oder jünger, 71,7% waren 81 Jahre oder älter. 2003 waren diese Anteile noch 34,7% und 65,3%, wodurch eine deutliche Verschiebung zu einem höheren Durchschnittsalter erkennbar ist. Den größten Zuwachs gab es in der Altersgruppe der über 85-Jährigen; von 40,3% im Jahr 2003 auf 46,9% sechs Jahre später. Das Lebensalter, in dem Pflegebedürftige in ein Alten- und Pflegeheim übersiedeln, wird immer höher, was auch auf den Ausbau der mobilen Dienste zurückzuführen ist (vgl. Amt der Oö. Landesregierung 2010, S. 21ff). Zudem führt das überproportionale Ansteigen der Hochaltrigen in der Bevölkerung dazu, dass die Altersgruppe mit der größten Hilfs- und Pflegebedürftigkeit am schnellsten wächst (vgl. Gaida 2000, S. 801). Mit diesen Entwicklungen geht auch eine Verschiebung der Verteilung der Pflegegeldstufen zugunsten höherer Pflegegeldstufen der Bewohner der geriatrischen Einrichtungen einher. Über die Hälfte der Bewohner in oberösterreichischen Alten- und Pflegeheimen bezogen 2009 Pflegegeld der Stufen 4 und 5, weitere 15,2% der Stufen 6 und 7. Der Anteil an -6- Betreuung und Pflege im Wandel Personen mit einem geringen Pflegebedarf (Pflegegeldstufe 1 und 2) hat sich seit 2003 von 28,4% auf 14,6% stark reduziert. Im Vergleichszeitraum angestiegen, von 40,5% auf 50,8%, ist jener Anteil an Heimbewohnern mit Pflegegeldstufen 4 und 5. Der Anteil an Bewohnern mit Pflegegeldstufe 6 hat sich von 4,6% auf 9,0% erhöht, jener mit Pflegegeldstufe 7 von 3,9% auf 6,2% (vgl. Amt der Oö. Landesregierung, 2010, S. 24). Aufgrund dieser Entwicklungen kann davon ausgegangen werden, dass Personen mit keinem oder geringem Betreuungsbedarf, die meist schon länger in den Einrichtungen leben und sich teilweise noch selbstbestimmt für den Umzug entschieden haben, zunehmend von Bewohnern mit größerem Pflegebedarf abgelöst werden. Die Einrichtungen zur stationären Altenpflege werden somit zu Orten höchster Pflegeintensität (vgl. Pleschberger 2005, S. 53). In den letzten Jahren ist zudem die Zahl der Bewohner mit dementiellen Erkrankungen stark angestiegen. Bezugnehmend auf den „Ersten Österreichischen Demenzbericht“, der 2009 veröffentlicht wurde, sind dementielle Erkrankungen in Österreich mit 43,2% der häufigste Grund für einen Umzug in ein Alten- und Pflegeheim (vgl. Schmidtke K. 2007 u.a., zit. nach: Wiener Gebietskrankenkasse 2009, S. 12). Weitere Gründe für Übersiedelungen in geriatrische Einrichtungen sind schwere körperliche Beeinträchtigungen wie Herzerkrankungen, Seh- und Gehbehinderungen und Krankheiten des Nervensystems wie Morbus Parkinson. Als weitere Ursachen können nicht altersgerechte Wohnungen, schwierige Familienverhältnisse, das Fehlen zuverlässiger Hilfe aber auch der Druck durch Familienangehörige genannt werden (Klingenfeld 1999, zit. nach: Altmann 2006, S. 40). Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Pflegelandschaft in Oberösterreich durch ihre Vielfältigkeit gekennzeichnet ist. Je nach Hilfs- und Pflegebedarf werden entsprechende Dienstleistungen und Wohnformen angeboten. In den letzten Jahren ist in Alten- und Pflegeheimen die Anzahl der hochbetagten Bewohner stark gestiegen und der Pflegebedarf hat zugenommen. Fasst man die angeführten Aspekte zur informellen Pflege zusammen, wird deutlich, dass die pflegenden Angehörigen trotz erschwerender Bedingungen und persönlicher Herausforderungen eine bedeutsame Rolle in der Betreuung der Pflegebedürftigen spielen. Auch nach dem Umzug von einem Familienmitglied in ein Alten- und Pflegeheim bleiben sie weiterhin wichtig.1 1 Die Bedeutung der Angehörigen für den Bewohner und für die geriatrischen Einrichtungen wird in Abschnitt 3.1. und 5.2. näher erläutert. -7- Betreuung und Pflege im Wandel 2.2. Historische Entwicklung stationärer Altenpflege Verschiedene Faktoren beeinflussen die Entwicklung von stationären Versorgungsformen. Relevante Einflussfaktoren sind demografische, soziale, gesellschaftliche Veränderungen, desweiteren Veränderungen in Wohn- und Versorgungsmodellen, in Altersbildern unserer Gesellschaft, in den Werthaltungen in Bezug auf Hilfs- und Pflegebedürftigkeit sowie Veränderungen der gesetzlichen Grundlagen (vgl. Wahl / Schneekloth 2009, S. 18ff). Die angeführten Einflussfaktoren weisen eine hohe Komplexität auf und wirken deshalb wesentlich auf die konkrete Ausgestaltung von sich ändernden Einrichtungen zur stationären Altenpflege ein. Nachfolgend ist die historische Entwicklung der geriatrischen Einrichtungen überblicksmäßig dargestellt, um Veränderungen in der Betreuung von pflegebedürftigen Personen aufzuzeigen: In der Zeit vor Christi lebten die Menschen bis zu ihrem Tod in Großfamilien. Die Pflege fand vorwiegend im häuslichen Bereich statt. Nach Christi Geburt entstanden die ersten Versorgungsheime in Rom für Säuglinge, Fremde und alte Menschen. Im frühen Mittelalter wurde die Pflege von Nonnen und Mönchen in Klöstern durchgeführt. Die Kirche hatte starken Einfluss auf die medizinischen Lehren. Die meisten Mediziner gelobten dem Zölibat. Pflege wurde als religiöser Dienst verstanden und fand im Verborgenen hinter „Klostermauern“ statt. Zu dieser Zeit entstanden auch erste Hospitäler zur Pflege von Bedürftigen wie Bettler, Landstreicher, alten Menschen und Kranken. Im 16. Jhd. wurden viele neue Hospitäler und Krankenhäuser errichtet. Aufgrund der schlechten Entlohnung und der schweren physischen und psychischen Tätigkeiten fand die Pflege vorwiegend durch Straßenmädchen und Strafgefangene statt, da es schwer war, Pflegepersonal zu finden. Mit Beginn des naturwissenschaftlichen Denkens im 17. Jhd. gründete Vincent von Paul den Orden der barmherzigen Schwestern, welcher Arme und Kranke betreute. Im 18. Jhd. orientierte sich die Pflege erstmals an Krankheitsbildern und es entstanden Krankenhäuser, die Patienten nach Art der Erkrankung trennten. Im 19. Jhd. gründete Florence Nightingale die erste, unabhängige, nicht konfessionelle Krankenpflegeschule. Das Rote Kreuz und zahlreiche Schwesternschaften entstanden. Um die Jahrhundertwende (19./20. Jhd.) wurden die ersten „reinen“ Alten- und Pflegeheime errichtet, welche ausschließlich ältere Personen aufgenommen haben. Nach dem ersten Weltkrieg entstanden unterschiedliche Typen von Einrichtungen für alte Menschen (Altenheime, Altenheime mit Pflege, Alterssiechenhäuser, Armenhäuser, Hauspflegevereine, Wohnheime und Wärmestuben). Die Träger waren überwiegend Städte und Gemeinden, Stiftungen Vereinigungen (vgl. Sittler / Kruft 2004, S. 3ff). -8- sowie Glaubensgemeinschaften und Betreuung und Pflege im Wandel Die verwahrende Pflege „warm-satt-sauber“, in der Pflegepersonen die Aktivitäten des täglichen Lebens ohne zu hinterfragen übernommen haben, begann sich langsam zu verändern. Nicht der Mensch stand bis dato im Mittelpunkt, sondern eine auf „Verwahrung“ ausgerichtete Organisation. Diese Pflegeauffassung führte zur anwachsenden Pflegebedürftigkeit und einem damit verbundenen erhöhten Pflegeaufwand (vgl. Menner 2004, S. 23). Die Pflege im 20. Jhd. ist geprägt von neuen Werteorientierungen – ganzheitlich, bewohnerorientiert, bedürfnisorientiert und aktivierend (vgl. Sittler / Kruft 2004, S. 6). Ziel ist die weitgehende Erhaltung der Selbstständigkeit der Bewohner. Die geriatrischen Einrichtungen bemühen sich heute zudem verstärkt, ein positives Image aufzubauen. Sie haben angefangen sich gegenüber ihrer Umwelt zu öffnen. Die formalen Regeln der Alten- und Pflegeheime, die die Lebensqualität der Bewohner negativ beeinflussen, werden nach Möglichkeit zugunsten der Autonomie der Bewohner reduziert. Heute sind Einrichtungen zur stationären Altenpflege zunehmend bestrebt, den Bewohnern ein möglichst „normales“ Leben wie vor dem Umzug zu ermöglichen. Es wird versucht, allen Menschen, unabhängig von ihren Beeinträchtigungen, ein Leben zu ermöglichen, das den regulären Umständen und Lebensweisen in der betreffenden Gemeinschaft bzw. Kultur so nahe wie möglich kommt. Bis zu ihrem Tod sollen sie Menschenwürde erfahren (vgl. Gebert / Kneubühler 2003, S. 165ff). Betrachtet man die historische Entwicklung der Alten- und Pflegeheime wird ein grundlegender Wertewandel deutlich ersichtlich. „Der pflegebedürftige Mensch wird vom Insassen zum Kunden“ (Stoffer 2002, S. 312). Die Pflege alter Menschen wird nicht mehr als Dienst reiner Nächstenliebe bzw. als Verwahrung kranker und schwacher Personen verstanden, sondern als Dienstleistung, die den individuellen Bedürfnissen der Bewohner weitgehend entsprechen soll. 2.3. Auswirkungen der demographischen Entwicklung auf die Altenpflege Bezugnehmend auf die aktuellen Zahlen der Statistik Austria für Oberösterreich waren 2010 15,5% der Bevölkerung unter 15 Jahre, 62,2% zwischen 15 und 60 Jahre und 22,3% älter als 60 Jahre. Wie Prognosen zur demografischen Entwicklung zeigen, wird sich der Altersstrukturwandel, also die zahlenmäßige Verschiebung der Altersgruppe der jungen Menschen zugunsten älterer Personen, zukünftig fortsetzen. Die Gruppe der Kinder wird 2030 mit 14,3% beinahe unverändert bleiben. Hingegen werden große Verschiebungen -9- Betreuung und Pflege im Wandel zugunsten der Senioren in den kommenden Jahren prognostiziert. Nur noch 54% der oberösterreichischen Bevölkerung wird 2030 zwischen 15 und 60 Jahren sein. Beinahe jeder Dritte (31,7%) wird der Altersgruppe der über 60-Jährigen angehörigen. Dieser Trend wird sich aus heutiger Sicht noch weiter fortsetzen. Für 2050 prognostizieren Experten einen weiteren Anstieg der Generation 60+ auf 35,5% (vgl. Statistik Austria 2011). Die Altersgruppe der hochbetagten Oberösterreicher (85 Jahre und älter) weist das größte Wachstum auf. Sie wird von etwa 4% im Jahr 2006 auf 10% im Jahr 2040 anwachsen (vgl. Amt der Oö. Landesregierung 2006, S. 2). Laut Gatterer sprechen manche Autoren sogar von einer maximalen Lebenserwartung von 116 bis 120 Jahren bis zum Jahre 2050. Die Wahrscheinlichkeit alt zu werden, ist somit beträchtlich (vgl. Gatterer 2003a, S. 5). Mit zunehmendem Alter treten vermehrt chronische Krankheiten, Multimorbiditäten und Demenzerkrankungen auf. Es ist davon auszugehen, dass infolgedessen der Pflege- und Betreuungsbedarf zunehmen wird. Berechnungen zufolge wird die Zahl der Pflegebedürftigen in Oberösterreich im Jahr 2030 auf 104.000 angestiegen sein. Das entspricht einer Zunahme von 46,5% gegenüber dem Jahr 2006 mit 71.000 pflegebedürftigen Personen (vgl. Amt der Oö. Landesregierung 2006, S. 27). Die Anzahl derjenigen Personen, die Betreuung im familiären Kontext leisten können, wird aufgrund des Altersstrukturwandels schrumpfen. Aber auch andere Faktoren tragen zu dieser Entwicklung bei. Das Bild der Familie hat sich in den letzten Jahrzehnten grundlegend verändert. Durch die Zunahme der Berufstätigkeit der Frauen stehen diese häufig nicht mehr für die Pflege ihrer Angehörigen zuhause zur Verfügung (Vgl. Langfeldt-Nagel 2004, S. 190). Für Kytir und Schrittwieser stellt die zunehmende „Singularisierung“, also die Vereinzelung, und die Veränderung der Familienstrukturen eine Herausforderung für familiäre Unterstützungsnetzwerke unter nahen Angehörigen dar. Der Anteil Alleinlebender nimmt stark zu, was auch auf sinkende Heiratshäufigkeit und hohe Scheidungsraten zurückzuführen ist. Ein starker Rückgang an informeller Pflege wird dadurch erwartet (vgl. Kytir / Schrittwieser 2003, S. 44). Auswirkungen auf den Pflegebereich sind somit abzusehen. Neben der Zunahme des Pflegeaufwands pro Person wird sich auch die Pflege selbst den pflegebedürftigen Menschen anpassen müssen (vgl. Tragl 2004, S. X). Der Lebensstandard heute ist generell höher als er beispielsweise in der Nachkriegszeit war. Die Erwartungen an professionelle Anbieter von Altenpflege steigen und werden mit dem Älterwerden der jüngeren Generationen vermutlich weiter zunehmen. Um den Bedürfnissen der „jungen Alten“, also der 65 bis 84-Jährigen, welche häufig noch sehr agil und mobil sind, zu entsprechen, werden alternative Wohnformen wie betreubare Wohnungen eine erhöhte Nachfrage erfahren. Gleichzeitig sollen durch den Ausbau neuer -10- Betreuung und Pflege im Wandel Wohnkonzepte Einrichtungen zur stationären Altenpflege entlastet werden (vgl. Amt der Oö. Landesregierung 2006, S. 19). Personen, die in einem Alten- und Pflegeheim betreut werden, werden somit bereits beim Einzug einen höheren Pflegebedarf aufweisen als früher. Diese Entwicklung lässt somit den Schluss zu, dass die Heimplätze immer zielgruppengerechter von hochaltrigen, betreuungs- und pflegebedürftigen Personen genützt werden (vgl. Amt der Oö. Landesregierung 2010, S. 23). Dieser prognostizierte Trend wird jedoch auch Auswirkungen auf das Image von Alten- und Pflegeheimen nach sich ziehen. Die gegenwärtigen Einrichtungen der stationären Altenpflege werden zunehmend zu „reinen“ Pflegeeinrichtungen, deren Klientel vermehrt Personen mit hohen Pflegegeldstufen und die Hochbetagten sind. Durch das allmähliche Verschwinden der „jungen Alten“ aus den Einrichtungen, werden die ohnehin eher negativ behafteten geriatrischen Einrichtungen zu Orten, an denen sich die „stigmatisierten“ Alten, also jene Personen die einen hohen Pflegebedarf aufweisen, wiederfinden (vgl. Heinzelmann 2004, S. 53). Hinzu kommt, dass die Medien das scheinbar schlechte Image von Alten- und Pflegeheimen mit Berichterstattungen über pflegebedürftige alte Menschen, die unterernährt seien, misshandelt und manchmal auch getötet werden, verstärken (vgl. Langfeldt-Nagel 2004, S. 190). Positive Beispiele werden hingegen kaum dargestellt. Die Angst von pflegebedürftigen Menschen aufgrund ihres Hilfsbedarfs von anderen abhängig zu sein und ihre verbleibende Lebenszeit im Alten- und Pflegeheim verbringen zu müssen, wird dadurch verstärkt. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der demographische Wandel, der Rückgang der Familie als Versorgungsträger und die steigende Lebenserwartung Auswirkungen auf die Altenpflege haben wird. Alten- und Pflegeheime werden auch weiterhin eine wichtige Funktion in der Pflege und Betreuung, speziell von hochbetagten Menschen bzw. Personen mit hohem Pflegebedarf, übernehmen und zudem vor der Herausforderung stehen, den steigenden Erwartungen an ihre Leistungen gerecht zu werden und gleichzeitig ein positives Image in der Öffentlichkeit aufzubauen. -11- Der Angehörige im Alten- und Pflegeheim 3. Der Angehörige im Alten- und Pflegeheim Das nachfolgende Kapitel beleuchtet die Situation der Angehörigen im Alten- und Pflegeheim näher. Neben der Bedeutung der Angehörigen für den Bewohner und für die Dienstleistungsqualität werden kritische Faktoren, die Einfluss auf die Beziehung von Angehörigen und Mitarbeitern von geriatrischen Einrichtungen nehmen können, sowie mögliche Herausforderungen im Heimalltag thematisiert. 3.1. Die Bedeutung des Angehörigen für den Bewohner und für die Dienstleistungsqualität in Alten- und Pflegeheimen Für die meisten älteren Menschen kommt ein Umzug in ein Alten- und Pflegeheim, wenn überhaupt erst dann in Frage, wenn es keine Alternativen mehr gibt. Mit einem Alten- und Pflegeheim als letzte Wohnstätte wird oftmals der Verlust von Selbstständigkeit und Selbstbestimmtheit assoziiert. Viele Menschen haben Angst, sich von der vertrauten Umgebung zu trennen und von der Familie bzw. dem Partner in eine stationäre Einrichtung „abgeschoben“ zu werden (vgl. Flemming / Kreter 2008, S. 11ff). Hinzu kommt, dass Sinnesbeeinträchtigungen (z. B. Schwerhörigkeit) und Krankheiten die Kommunikation beeinträchtigen können und die zunehmende Immobilität die Teilnahme an gemeinsamen Unternehmungen verhindern kann. Je schlechter der Gesundheitszustand des Bewohners ist, desto mehr zieht er sich meist zurück (vgl. Hartwanger 2007, S. 42f ). Die sozialen Kontakte des Pflegebedürftigen können dadurch beeinträchtigt werden. Um das Leben auch im hohen Alter lebenswert zu finden, ist jedoch das Eingebundensein in einen sozialen Kontext, also das Vorhandensein von Menschen zu denen eine Beziehung besteht, Voraussetzung. Von Bedeutung sind Personen mit denen man sich verbunden fühlt, auf die man sich verlassen kann und mit denen man Freuden und Sorgen teilen kann (vgl. Pleschberger 2005, S. 116). Die meisten Familien- und Freundschaftsbeziehungen bleiben laut Ugolini bis ins hohe Alter stabil. Der Kontakt zu den nahestehenden Menschen scheint für die Bewohner wie eine Brücke zum „richtigen“ Leben zu sein – eine Brücke zur Vergangenheit und der Beweis dafür, dass es noch ein Leben vor der Pflegebedürftigkeit gab (vgl. Ugolini 2006, S. 6). Angehörige können dem Bewohner das Gefühl geben, auch weiterhin eine wichtige Aufgabe zu besitzen und Verantwortung übernehmen zu können. Besonders wichtig erscheint, dass der Kontakt zu den Angehörigen kontinuierlich fortgesetzt -12- Der Angehörige im Alten- und Pflegeheim wird, damit die pflegebedürftigen Personen das Gefühl haben, ein wichtiger Teil der Familie zu sein und durch den Umzug in das Alten- und Pflegeheim nicht emotional von den Angehörigen getrennt worden zu sein (vgl. Lensing 1999, S. 60). Angehörige bedeuten und bieten demnach im Idealfall emotionale Sicherheit durch die Kontinuität ihrer Beziehung und die erlebte Vertrautheit. Daneke ist zudem der Meinung, dass die emotionale Sicherheit unabhängig von der Qualität dieser Beziehungen gegeben ist (vgl. Daneke 2010, S. 17f). Wenn jedoch schon vor Umzug des Pflegebedürftigen in die Einrichtung das Verhältnis zu den Angehörigen belastet war, ist es fraglich, ob die Beziehung tatsächlich zur sozialen Integrität des Bewohners beiträgt. Darüber hinaus können Angehörige auch zur Erhöhung der Dienstleistungsqualität in geriatrischen Einrichtungen beitragen, da sie den Mitarbeitern von Alten- und Pflegeheimen wichtige Informationen zu den Bewohnern liefern. Möglicherweise sind sie aufgrund gemachter Erfahrungen mit dem Pflegebedürftigen in der Vergangenheit Experten in der Pflege und Betreuung ihres Familienmitgliedes. Durch das Aufzeigen persönlicher Bedürfnisse des Bewohners kann eine qualitativ bessere und effizientere Betreuung durchgeführt werden (vgl. Ugolini 2009, S. 1). Insbesondere bei Bewohnern mit gerontopsychiatrischen Erkrankungen können die Angehörigen Auskünfte über den Verlauf der Krankheit, die bisherige Lebensweise, sowie über Gewohnheiten, Vorlieben und Abneigungen des betroffenen Menschen geben. Zudem können sie oftmals das verbale und nonverbale Verhalten des Bewohners „übersetzen“ (vgl. Daneke 2010, S. 69). Neben der Weitergabe persönlicher Informationen zum Bewohner können Angehörige auch die Mitarbeiter entlasten, etwa wenn sie in die Pflege einbezogen werden oder sich mit dem Bewohner unterhalten und ihn beschäftigen. Angehörige können auch auf Ausflüge der Einrichtung mitgenommen werden oder allgemeine Betreuungstätigkeiten übernehmen, beispielsweise durch Vorlesen für mehrere Bewohner. Angehörige bedeuten also nicht zwangsläufig „Aufwand“ für die Mitarbeiter von Alten- und Pflegeheimen. Sie können den Mitarbeitern vielmehr wertvolle Unterstützung in der Arbeit mit den Bewohnern bieten (vgl. Daneke 2010, S. 23f). Es zeigt sich, dass Angehörige für den Pflegebedürftigen auch nach der Übersiedlung in ein Alten- und Pflegeheim eine wertvolle Stütze sein können und sie durch die Aufrechterhaltung des vertrauten sozialen Netzwerkes zum Wohlbefinden des Bewohners beitragen. Auch für die Mitarbeiter von geriatrischen Einrichtungen sind die Angehörigen wichtige Partner, wenn es um eine individuelle und wertschätzende Betreuung der pflegebedürftigen Personen geht. -13- Der Angehörige im Alten- und Pflegeheim 3.2. Die Situation des Angehörigen im Alten- und Pflegeheim und mögliche Herausforderungen im Heimalltag Wenn nahe stehende Personen zunehmend pflegebedürftig werden und in ein Alten- und Pflegeheim übersiedeln müssen, sind ihre Angehörigen häufig mit einer Vielzahl zum Teil bislang unbekannter Menschen und Arbeitsbereichen konfrontiert, wie den Pflegekräften, dem Verwaltungspersonal, der Heimleitung, der Pflegedienstleitung sowie den Mitarbeitern im Servicebereich (Küche, Reinigung, Wäscherei,…) (vgl. Daneke 2010, S. 50f). Der Angehörige muss sich fortan mit den vorherrschenden Abläufen sowie Alltagsstrukturen und den Beschäftigen arrangieren. Aufgrund des ungewohnten Umfeldes und der neuen Kontakte erlebt sich der Angehörige möglicherweise in einem Spannungsfeld zwischen Forderungen die an ihn gestellt werden und eigenen Vorstellungen und Ansprüchen. Zudem sollte der Angehörige den Wünschen und Bedürfnissen des Pflegebedürftigen nachkommen wobei er oftmals auch beruflichen Verpflichtungen und der eigenen Familie gerecht werden muss. Des weiteren können auch andere Faktoren das Verhalten bzw. das Auftreten des Angehörigen im Alten- und Pflegeheim beeinflussen: die emotionale Betroffenheit, psychische und physische Belastungen, eigene Hilflosigkeit, eigene subjektive Sicht der Dinge, fehlende oder geringere fachliche Kompetenz, Ängste und Befürchtungen, Verantwortung für den Bewohner, fehlende Informationen sowie Stress, Zeitmangel, usw. (vgl. Gatterer / Croy 2003, S. 89f). Erschwerend kommt hinzu, dass das Leben von Beziehungen in einem Alten- und Pflegeheim generell schwierig ist. Intimität kann aufgrund eingeschränkter Rückzugsmöglichkeiten kaum gewährleistet werden. Die Alltagsstrukturen der Einrichtung geben weitgehend vor, wann und in welchem Rahmen Besuche möglich sind. Das gemeinsame Leben findet zudem verstärkt in der Öffentlichkeit satt. Blicke und Urteile von anderen können nicht unterbunden werden. Darüber hinaus werden die Angehörigen häufig mit eigenen Schuldgefühlen konfrontiert. Durch Kontakt und Besuche des Familienmitgliedes können sie diese Gefühle zwar etwas reduzieren, aber die Sorge um das Wohl des Bewohners können bestehen bleiben. Zweifel und Unsicherheit sind oftmals Folge von fehlendem Wissen darüber, was einem in einem Alten- und Pflegeheim erwartet, gekoppelt an das negative Image, das Einrichtungen zur stationären Altenpflege in der Öffentlichkeit zugeschrieben wird. Desweiteren müssen sich die Angehörigen mit der räumlichen aber manchmal auch der emotionalen Distanz der Bewohner auseinander setzen. Hinzu kommt, dass die Verantwortung für das Leben und die Alltagsgestaltung des Familienmitgliedes zum Teil von fremden Menschen übernommen wird. Ängste über die Entwicklung der Krankheit -14- Der Angehörige im Alten- und Pflegeheim und der Pflegebedürftigkeit sowie das Gefühl des Versagens, weil die Pflege in andere Hände gegeben wurde, können den Angehörigen beschäftigen. Die Angehörigen erleben teilweise eine gewisse Macht- und Hilflosigkeit, da sie nur beschränkte Einflussmöglichkeiten auf die Pflege und den Alltag bei gleichzeitiger Abhängigkeit von der Einrichtung haben (vgl. Ugolini 2006, S. 6ff). Manche Angehörige empfinden sich selbst als Eindringlinge in eine fremde Welt in Form des Alten- und Pflegeheims. Sie haben Bedenken etwas Falsches zu tun oder gar zu stören. Manchmal sind sie auch unsicher was den Umgang mit den professionellen Pflegekräften und den Umgang mit ihrem Familienmitglied anbelangt (vgl. Langfeldt-Nagel 2004, S. 191). Darüber hinaus haben sich auch die Erwartungen der Angehörigen im Vergleich zur Vergangenheit geändert. Viele Angehörige wollen informiert werden, fordern Mitsprache ein und haben ein deutlich höheres Anspruchsniveau als früher (vgl. Ugolini 2006, S. 6). Eine überhöhte Erwartungshaltung seitens der Angehörigen und eine defensive Verteidigungshaltung seitens des Personals können ihr Verhältnis problematisch gestalten (vgl. Leptihn 2007, S. 24). Gebert und Kneubühler betrachten besonders jene Angehörige welche die Bewohner sehr oft besuchen, als Problem für die Mitarbeiter von stationären Altenpflegeeinrichtungen, da diese Angehörigen vermehrt Ansprüche stellen. Diese Personengruppe sieht aufgrund ihrer häufigen Präsenz in der Einrichtung möglicherweise mehr Mängel und verwöhnt die Bewohner, was zu einem höheren Anspruchsniveau der Pflegebedürftigen führen kann (vgl. Gebert / Kneubühler 2003, 137f). Eine erhöhte Anspruchshaltung der Bewohner und der Angehörigen kann für die Mitarbeiter von Altenund Pflegeheim möglicherweise die Herausforderung bedeuten, die begrenzten Zeitressourcen mit deren Erwartungen in Einklang zu bringen. Für den Bewohner wird dadurch idealerweise seine Lebensqualität gesteigert. Die vorherrschenden Bedingungen im Heimalltag erschweren jedoch häufig die Realisierung der Ansprüche von Bewohnern und deren Angehörigen. Je höher der Zeitdruck der Mitarbeiter und je geringer die vorhanden Ressourcen werden, desto mehr tritt der einzelne Bewohner mit seinen individuellen Bedürfnissen in den Hintergrund. Um allen Beteiligten gerecht werden zu können muss das Personal Prioritäten setzen. Ganz anders ist hingegen die Situation der Angehörigen: Im Mittelpunkt steht ihr Familienmitglied, also ein ganz spezieller Bewohner, dessen Individualität wahrgenommen werden soll. Obwohl für beide Gruppen das Wohlbefinden des Bewohners das oberste Anliegen darstellt, kann es zu Missverständnissen kommen. Die Pflegenden erleben die Ansprüche der Angehörigen als überhöht und können ihnen teilweise nicht gerecht werden. Die Angehörigen auf der anderen Seite erleben die Pflege als unzureichend. Hinzu kann Konkurrenzdenken kommen, wer denn den Pflegebedürftigen besser kennt (vgl. Ugolini 2009, S. 4). -15- Der Angehörige im Alten- und Pflegeheim Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Angehörigen für Bewohner von großer Bedeutung sind und die Dienstleistungsqualität im Alten- und Pflegeheim positiv beeinflussen können. Auch wenn die Beziehung zwischen Pflegekräften und den Angehörigen aufgrund unterschiedlicher Belastungsfaktoren beeinträchtigt sein kann, sollten alle um eine gute Zusammenarbeit bemüht sein, da sie letztlich ein gemeinsames Ziel verfolgen, nämlich die bestmögliche Betreuung des Bewohners. -16- Qualität im Alten- und Pflegeheim 4. Qualität im Alten- und Pflegeheim Immer mehr Einrichtungen zur Altenpflege treten zueinander in Konkurrenz. Durch den Wettbewerb werden Kundenwünsche und Kundenzufriedenheit ein wichtiges Qualitätskriterium (vgl. Wallrafen-Dreisow 2002, S. 293). An dieser Stelle sei angemerkt, dass für die meisten Pflegebedürftigen, trotz des zunehmenden Wettbewerbs, nur begrenzte Wahlmöglichkeiten offen stehen. Besonders nach unvorhersehbaren Ereignissen, wie etwa akuten Krankheiten, muss häufig sofort im Anschluss an den Krankenhausaufenthalt ein Pflegeplatz in einer geriatrischen Einrichtung organisiert werden. Der Pflegebedürftige ist dann auf jenes Alten- und Pflegeheim angewiesen, das einen freien Platz zur Verfügung stellen kann. Persönliche Präferenzen des Betroffenen und seiner Angehörigen spielen aufgrund des begrenzten Angebotes eine untergeordnete Rolle. Bei länger geplanten Aufnahmen in geriatrische Einrichtungen ist Wahlfreiheit eher gegeben. Besonders im städtischen Umfeld treten immer mehr private Anbieter von Altenpflege in Erscheinung, die speziell die zahlungskräftigen Kunden anwerben. Qualität ist jedoch unbestritten eine notwendige Voraussetzung um letztendlich auch den langfristigen Fortbestand der Einrichtung sichern zu können. Ausgehend vom Definitionsversuch von Qualität, stellt der folgende Abschnitt die Lebensqualität der Bewohner von Alten- und Pflegeheimen in den Mittelpunkt. Dabei wird auf jene Aspekte näher eingegangen, welche die Lebensqualität positiv beeinflussen können. Abschließend folgt eine kurze Erläuterung der Spezifika der Dienstleistungsqualität in der Altenpflege. 4.1. Definitionsversuch von Qualität Der Begriff „Qualität“ bezeichnet die Beschaffenheit, die Güte oder den Wert eines Gegenstandes oder einer Leistung und ist in seiner Ursprungsbedeutung neutral (vgl. Wallrafen-Dreisow 2002, S. 293). Heute wird der Begriff meist in Zusammenhang mit Werten gebracht. Er wird mit einer besonders guten Eigenschaft bzw. Leistung verbunden (vgl. Walter / Pallauf / Seeberger 2010, S. 21). Dabei ist Qualität eine messbare Größe und nichts Absolutes. Qualität setzt sich aus der Summe verschiedener Merkmale und Eigenschaften zusammen und ist dynamisch (vgl. Schubert / Zink 2001b, S. 330). -17- Qualität im Alten- und Pflegeheim Qualität bedeutet auch die Übereinstimmung mit den gewünschten, festgelegten oder vereinbarten Anforderungen. Die Definition von Qualität als Übereinstimmung mit den Anforderungen setzt den Dialog mit dem unmittelbar Betroffenen, also dem Bewohner, voraus. Nach Stoffer müssen neben dem Bewohner auch noch andere, an der Pflege direkt oder indirekt Beteiligte, berücksichtigt werden, etwa die Angehörigen, die Öffentlichkeit, die Mitarbeiter, Pflegekassen, Ärzte, Heimaufsicht, usw. (vgl. Stoffer 2002, S. 312). Für das Zustandekommen von Leistungen sind unterschiedliche Ebenen bzw. Dimensionen im Spiel. Deshalb wird in der Diskussion um Qualität häufig von drei Qualitätsebenen gesprochen: Strukturqualität, Prozessqualität und Ergebnisqualität. Diese Einteilung geht auf Donabedian 1966 zurück (vgl. Gatterer 2003b, S. 58). Die Strukturqualität meint die personellen, sachlichen, wirtschaftlichen und organisatorischen Voraussetzungen, die in Alten- und Pflegeheimen gegeben sein müssen. Unter Prozessqualität in der stationären Altenhilfe wird die ordnungsgemäße Abwicklung der laufenden Leistungsprozesse wie Aufnahme, Versorgung sowie Pflege und Betreuung des Bewohners verstanden (vgl. Witterstätter 2003, S. 226f). Die Ergebnisqualität stellt den Grad der Zielerreichung im Rahmen vorgegebener Aufgaben sowie das Befinden bzw. die subjektive Zufriedenheit der Kunden dar (vgl. Schubert / Zink 2001b, S. 331). Es kann jedoch nicht pauschal davon ausgegangen werden, dass zwischen diesen drei Ebenen ein eindeutiger Zusammenhang besteht. Ein gut ausgestattetes Alten- und Pflegeheim mit hoch qualifizierten Mitarbeitern muss nicht unbedingt bedeuten, dass die Bewohner mit ihrer Lebenssituation zufrieden sind (vgl. Metzler / Wacker 2001, S. 59). Für Alten- und Pflegeheime reicht es also nicht aus nur die „Strukturqualität“ zu verbessern, indem z. B. die Wohnbedingungen umgestaltet werden, damit dadurch automatisch das subjektive Empfinden der Bewohner steigt. Es ist sogar vorstellbar, dass Bewohner zufrieden mit der Gestaltung einer Einrichtung sind, auch wenn diese unterhalb vorgeschriebener Standards liegt (vgl. Tesch-Römer 2002, S. 168). Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Ergebnisqualität, also mit der vom Kunden, in diesem Fall den Angehörigen von Bewohnern wahrgenommenen Qualität. -18- in Alten- und Pflegeheimen, Qualität im Alten- und Pflegeheim 4.2. Lebensqualität im Alten- und Pflegeheim In der Diskussion um Alten- und Pflegeheimen taucht immer wieder der Begriff „Lebensqualität“ auf. Unabhängig von den vorhin angeführten drei Qualitätsebenen sollte der Bewohner der Mittelpunkt sämtlicher Überlegungen und Handlungen aller Akteure in Altenund Pflegeheimen sein. Die Lebensqualität der Pflegebedürftigen gibt Hinweise über die Qualität in geriatrischen Einrichtungen. Der folgende Abschnitt greift diese Thematik auf und versucht ausgehend von einer Begriffsklärung darzustellen, welche Aspekte in Hinblick auf Lebensqualität im Alten- und Pflegeheim für den einzelnen Bewohner maßgeblich von Bedeutung sein können. 4.2.1. Begriffsklärung „Lebensqualität“ Lebensqualität ist ein komplexer, unscharfer Begriff – es gibt keine allgemein anerkannte Definition. Laut Kreimer definieren einzelne Autoren Lebensqualität als Erhaltung eines möglichst hohen Grades an sozialer Kompetenz, als Selbstverantwortung oder als Wohlbefinden. Andere unterscheiden zwischen objektiven und subjektiven Dimensionen in Bezug auf die Lebensqualität, wobei die Wichtigkeit des subjektiven Wohlbefindens betont wird (vgl. Kreimer 2004, S. 185). In der gegenwärtigen Forschung dominieren integrative Ansätze, in denen sowohl objektive als auch subjektive Aspekte der Lebensqualität, also das individuelle Urteil einer Person über die eigene Lebenssituation, berücksichtigt werden (vgl. Tesch-Römer 2002, S. 165). Lebensqualität in Alten- und Pflegeheimen umfasst nach Wahl und Schneekloth körperliche, verhaltensbezogene, emotionale, mentale, materielle, soziale und spirituelle Aspekte (vgl. Wahl / Schneekloth 2009, S. 31). Die verschiedenen Definitionen zeigen die Komplexität des Begriffes „Lebensqualität“ auf. Für die individuelle Lebensqualität ist das persönliche Urteil von der jeweiligen Person ausschlaggebend und sollte unbedingt berücksichtigt werden. Der subjektiven Einschätzung des Bewohners bezüglich seiner Lebensqualität ist der Vorzug gegenüber objektiver Verallgemeinerung zu geben. Auch wenn üblicherweise bestimmte Faktoren als Voraussetzung für Lebensqualität im Alten- und Pflegeheim betrachtet werden, spielt bei der Qualitätsmessung die individuelle Bewertung der Lebenssituation durch die einzelne Person eine zentrale Rolle. Lebensqualität wird daher in der vorliegenden Arbeit vor allem als subjektives Wohlbefinden des Bewohners verstanden. Ein besonders Risiko für die Beeinträchtigung der Lebensqualität im Alter stellen einerseits die wachsende Morbidität, insbesondere chronische Erkrankungen verbunden mit Schmerzen, als auch sensorische Einbußen und dementielle Erkrankungen dar (vgl. TeschRömer 2002, S. 166f). Lebensqualität ist also nichts Dauerhaftes, da die angeführten -19- Qualität im Alten- und Pflegeheim Aspekte zu einer völlig anderen Prioritätensetzung und zur Umformulierung von Lebensqualität führen können (vgl. Walter / Pallauf / Seeberger 2010, S. 27). Neben der inhaltlichen Komplexität des Begriffes gilt es bei der Auseinandersetzung mit dieser Thematik zu beachten, dass sich Lebensqualität aus der Perspektive des Individuums anders darstellt als aus der Perspektive eines Außenstehenden. Bei der Beurteilung einer scheinbar identischen objektiven Situation unterscheiden sich Fremd- und Selbstperspektive häufig (vgl. Filipp 2002 zit. nach: Tesch-Römer 2002, S. 166). Laut Mätzke zeigen Untersuchungen, dass vergleichbare Lebensumstände zu subjektiv unterschiedlichen Bewertungen führen können (vgl. Mätzke 2010, S. 28). Obwohl sich mit zunehmendem Alter die Lebensumstände eher verschlechtern, können sich viele ältere Menschen ihre Zufriedenheit und eine positive Lebenseinstellung bewahren. Allerdings kann die hohe Adaptionsfähigkeit älterer Menschen auch ein Problem für die Altenpflege darstellen, weil Bewohner in geriatrischen Einrichtungen nur selten ihre Unzufriedenheit mit ihrer Lebenssituation äußern (vgl. Tesch-Römer 2002, S. 166). In der Regel bringen Bewohnerbefragungen erstaunlich positive Ergebnisse zutage. Mätzke ist der Meinung, dass dieser Umstand weniger als Ausdruck für Zufriedenheit sondern vielmehr als Ergebnis des Anpassungsprozesses des Bewohners an sein Lebensumfeld interpretiert werden kann (vgl. Mätzke 2010, S. 28). Denkbar scheint auch, dass die Ergebnisse tatsächlich die Sichtweise der Bewohner widerspiegeln, auch wenn das für Außenstehende nicht immer nachvollziehbar erscheint. Aufgrund ihrer Erfahrungen in der Vergangenheit und ihrer Lebensgeschichte haben die Pflegebedürftigen vielleicht weniger Ansprüche und sind mit den vorhandenen Gegebenheiten zufrieden. Um weitere Hinweise für die Zufriedenheit der Bewohner in Erfahrung zu bringen, können zusätzliche Erhebungszugänge (z.B. Beobachtung) angewandt werden, die das Ergebnis der Bewohnerbefragung entweder untermauern oder in Frage stellen. Auch Erhebungen aus anderen Perspektiven (z.B. Angehörigenbefragung) können ergänzend durchgeführt werden, um weitere Anhaltspunkte zu erhalten.2 Zusammenfassend wird festgestellt, dass der entscheidende Indikator für Lebensqualität von Bewohnern der Alten- und Pflegeheimen das subjektive Wohlbefinden des Einzelnen ist. Lebensqualität ist das Ergebnis eines individuellen Prozesses, der von objektiven Rahmenbedingungen beeinflusst werden kann, aber von der subjektiven Einschätzung der gegebenen Situation entscheidend geprägt wird. 2 siehe auch Punkt 6.2.- Übersicht Gesamtstudie -20- Qualität im Alten- und Pflegeheim 4.2.2. Beeinflussung der Lebensqualität von Bewohnern in Alten- und Pflegeheimen Basierend auf umfangreicher Literaturrecherche wird in diesem Kapitel versucht die unterschiedlichen Aspekte, welche die Lebensqualität der Bewohner in Alten- und Pflegeheimen beeinflussen, zusammengefasst darzustellen. Die Betrachtung des Bewohners als Individuum und das Führen eines weitgehend „normalen“ Lebens stellen für die Verfasserin dieser Arbeit das Fundament für Lebensqualität entsprechende im Alten- und Pflegeheim Rahmenbedingungen zur dar. Geriatrische Verfügung stellen, Einrichtungen um die sollten gewohnte Lebensführung, die sich an der Individualität des einzelnen Bewohners orientiert, auch weiterhin ermöglichen zu können. Ganz besonders müssen die jeweiligen Bedürfnisse der pflegebedürftigen Personen respektiert und die Selbstständigkeit in allen Lebensbereichen gefördert werden. Im Vordergrund steht die Achtung der jeweiligen Persönlichkeit. Da Pflegekräfte aufgrund ihrer Präsenz im neuen Lebensumfeld der älteren Menschen die Alltagsgestaltung weitgehend bestimmen, beeinflussen sie maßgeblich die Lebensqualität der Bewohner. Eine möglichst autonome Lebensführung des Pflegebedürftigen sollte von den Mitarbeitern der geriatrischen Einrichtungen angestrebt werden. Autonomie bedeutet, Entscheidungen unabhängig und eigenständig treffen und das eigene Leben aktiv beeinflussen zu können (vgl. Lensing 1999, S. 49). Diese Auffassung ermöglicht es auch jenen Bewohnern, deren selbstständige Versorgung bzw. Lebensführung aufgrund Krankheiten und Pflegebedarf stark eingeschränkt bzw. nicht gegeben ist, ihren Alltag zumindest ansatzweise selbst zu bestimmen. In der Realität müssen die Bewohner von Alten- und Pflegeheimen jedoch ihre Alltagsgestaltung häufig bestimmten Regelungen und Gegebenheiten der Einrichtungen unterordnen. Diese Anpassung kann unter Umständen für den Bewohner schwerwiegende Folgen nach sich ziehen, wie Witterstätter betont: Feste Weck-, Essens- und Schlafzeiten, bestimmte Ausgangsverbote, kein Freizeitprogramm oder das Nicht-Zulassen von Kontakten nach draußen bzw. von selbständigen Aktivitäten der Bewohner verstärken die Passivität, die erlernte Hilflosigkeit sowie den Realitätsverlust der Bewohner (vgl. Witterstätter 2003, S. 169f). Manchmal scheint es auch so, als ob sich die Bewohner mit den Umständen in der Einrichtung abfinden und versuchen, sich dem Rhythmus dort anzupassen. Die vorgegebenen Rahmenbedingungen in geriatrischen Einrichtungen werden von vielen Bewohnern als Notwendigkeit betrachtet, damit die Abläufe für das Personal strukturiert werden können (vgl. Lensing 1999, S. 49ff). -21- Qualität im Alten- und Pflegeheim Trotz der begrenzten Zeitressourcen im Heimalltag sollten Pflegepersonen den Bewohner möglichst viel entscheiden lassen, ihn bei diversen Alltagsverrichtungen beteiligen und ermöglichen, dass er seinen Tagesablauf möglichst selbstbestimmt gestalten kann. Der Bewohner soll auch in kleinen Dingen „Herr des Geschehens“ bleiben und nicht anderen ausgeliefert werden (vgl. Witterstätter 2003, S. 171). Durch das Anbieten von Mitbestimmungsmöglichkeiten seitens des Personals wird die Selbstständigkeit der Bewohner gefördert und das Wohlbefinden kann gesteigert werden. Darüber hinaus sollten die Pflegehandlungen den individuellen Bedürfnissen der pflegebedürftigen Personen angepasst werden. Für Mitarbeiter von geriatrischen Einrichtungen ist es eine tägliche Herausforderung, die richtige Balance zwischen dem Ermöglichen einer autonomen Alltagsgestaltung und notwendiger Strukturen im täglichen Miteinander zu finden. Sie sind dazu angehalten ihr Handeln und die Abläufe „effizient“ zu gestalten um u.a. allen Bewohnern möglichst gerecht werden zu können. Auch die Gegebenheiten im Wohnbereich bestimmen entscheidend mit, ob autonomes und selbstständiges Leben möglich ist. Die zunehmende Beeinträchtigung der körperlichen Funktionsfähigkeit kann dazu führen, dass der Pflegebedürftige den Großteil des Tages in seinem Zimmer verbringt bzw. verbringen muss. Aufgrund des eingeschränkten Aktionsradius sind Bewohner von Einrichtungen zur stationären Altenpflege verstärkt auf befriedigende Wohnbedingungen angewiesen (vgl. Kreimer 2004, S. 58ff). Die Mitnahme persönlicher Gegenstände hat für eine Vielzahl der älteren Menschen eine große Bedeutung, da mit ihnen Erinnerungen aus der Vergangenheit verbunden sein können und das Vertraute dazu beiträgt, sich (mit Einschränkung) wie zuhause zu fühlen. Da das eigene Zimmer häufig die letzte Möglichkeit zum Rückzug in die Privatsphäre, die nach dem Umzug ins Alten- und Pflegeheim geblieben ist, darstellt, sollte dem Bewohner bzw. seinen Angehörigen die persönliche, selbstbestimmte Gestaltung des Raumes ermöglicht werden (vgl. Leptihn 2007, S. 26ff). Das Leben inmitten eigenen Mobiliars unterstreicht zudem die Individualität des Bewohners (vgl. Lensing 1999, S. 56). Neben dem Autonomiebedürfnis zählt das Sicherheitsbedürfnis zu den elementaren Grundbedürfnissen alter Menschen. Kreimer betont, dass der Verlust von Kontrolle eine erhebliche Belastung für das seelische und körperliche Wohlbefinden bedeutet (vgl. Kreimer 2004, S. 59f). Das Bedürfnis nach Sicherheit gibt für viele Bewohner letztendlich auch den Ausschlag sich für ein Leben in einem Alten- und Pflegeheim zu entscheiden, beispielsweise aufgrund zunehmender Sturzgefahr in der eigenen Wohnung oder Einschränkung der Mobilität (vgl. Lensing 1999, S. 54). Je mehr Kompetenzen ein Mensch einbüßt, desto abhängiger wird er von anderen und desto mehr steigt sein Gefühl nach Sicherheit. Für -22- Qualität im Alten- und Pflegeheim Bewohner von Alten- und Pflegeheimen ist es deshalb wichtig, dass ihre Umwelt verlässlich und überschaubar ist. Kommunikation spielt dabei eine tragende Rolle. Sicherheit hängt vom Vertrauen in die Mitarbeiter ab und ob die Bewohner über das, was mit ihnen und um sie herum passiert, informiert werden (vgl. Langfeldt-Nagel 2004, S. 23). Ein weiterer Faktor der die Lebensqualität beeinflusst stellt die soziale Integration des Bewohners dar. Das Vorhandensein guter Beziehungen trägt entscheidend zum Wohlbefinden des Pflegebedürftigen bei. Es treten weniger Vereinsamungsempfindungen auf, wenn der Bewohner über Beziehungen zu seinen Bezugspersonen verfügt. Kreimer zählt zur sozialen Heimumwelt neben den Angehörigen auch außerhäuslich wohnende Freunde und Bekannte sowie befreundete Mitbewohner (vgl. Kreimer 2004, S. 36ff). Durch die Übersiedelung des Pflegebedürftigen in eine Altenpflegeeinrichtung ist das Gefühl der Zugehörigkeit zu den Menschen der neuen Umgebung zunächst oft nicht gegeben. Pleschberger ist der Meinung, dass im hohen Alter kaum tiefer gehende neue soziale Kontakte geknüpft werden. Kontakte zwischen den Bewohnern werden zwar hergestellt, diese bleiben aber oft oberflächlich (vgl. Pleschberger 2005, S. 117f). Mit zunehmender Dauer des Aufenthaltes im Alten- und Pflegeheim kann es zudem schwieriger werden, die früheren sozialen Kontakte aufrecht zu halten. Mögliche Ursachen dafür können beispielsweise große räumliche Entfernungen oder auch Überforderung mit der neuen Situation seitens der Angehörigen sein (vgl. Daneke 2010, S. 17). Die Einschränkung der eigenen Mobilität des Angehörigen aufgrund von Krankheit bzw. Pflegebedürftigkeit kann ebenso zur Minimierung der Kontakthäufigkeit bzw. zum Verlust des bekannten sozialen Netzwerkes des Bewohners führen. Auch wenn die Beziehungen zwischen Bewohnern und Personen außerhalb der Einrichtung zunehmend fragiler werden, stellt sich die Familie als die am meisten tragfähige Bindung dar. Sie hilft den Bruch, der durch den Umzug in das Alten- und Pflegeheim entstanden ist, zu überwinden und stellt Kontinuität zum Leben her (vgl. Pleschberger 2005, S. 116f). Für die meisten Menschen ist es wichtig, sich gesellschaftlich verbunden und integriert zu fühlen. Die Mitarbeiter von geriatrischen Einrichtungen sollten deshalb insbesondere die Beziehungen zwischen den Bewohnern und deren Angehörigen stärken, indem sie ausreichend Kontaktmöglichkeiten anbieten und ein Umfeld herstellen, dass Nähe und Privatheit ermöglicht. Die Befriedigung nach Zuwendung und Zugehörigkeit hängt zudem stark von den Mitarbeitern der geriatrischen Einrichtungen ab. Das Personal kann den Bewohnern vermitteln, dass sie gemocht werden und der Gemeinschaft angehören. Für den Heimbewohner ist es besonders wichtig, sich trotz der Abhängigkeit von den Pflegekräften wertgeschätzt zu fühlen (vgl. Langfeldt-Nagel 2004, S. 23f). Ein respektvoller Umgang -23- Qualität im Alten- und Pflegeheim miteinander, die Wahrnehmung individueller Bedürfnisse sowie das Ernstnehmen von Ängsten und Sorgen tragen entscheidend zum Wohlbefinden des Bewohners bei. Um die soziale Integration der Bewohner zu fördern und der Monotonie des Heimalltags entgegenzuwirken, sollten Veranstaltungen und Aktivitäten angeboten werden, die den Wünschen der Pflegebedürftigen entsprechen. Durch die Teilnahme können zudem neue Fähigkeiten entdeckt bzw. entwickelt und Gefühle von Langeweile und Nutzlosigkeit werden reduziert (vgl. Lensing 1999, S. 56ff). Zusammenfassend wird festgestellt, dass eine wertschätzende Beziehung zwischen den Pflegekräften und den Bewohnern, neben den anderen erwähnten Aspekten wie Selbst- und Mitbestimmung, Sicherheit, soziale Integration, Anbieten von bedarfsgerechten Aktivitäten und den Gegebenheiten im Wohnbereich, besonderen Einfluss auf die Lebensqualität von älteren Menschen in geriatrischen Einrichtungen hat. Innerhalb der vorgegebenen Rahmenbedingungen sollten die Bewohner ihr Leben möglichst unabhängig und selbstständig nach eigenen Wünschen, Bedürfnissen und Vorstellungen gestalten können. Die Alltagsgestaltung in einem Alten- und Pflegeheim und der zwischenmenschliche Umgang wirken unmittelbar auf die Lebensqualität des einzelnen Bewohners ein und sollten daher besonders beachtet werden. 4.3. Spezifika von Dienstleistungsqualität im Bereich Altenpflege Von Einrichtungen zur stationären Altenhilfe wird heutzutage erwartet, dass sie ihre Dienste 365 Tage im Jahr und 24 Stunden täglich anbieten. Dabei sollen sie Hotel, Krankenhaus, Freizeiteinrichtung, Restaurant und Familie gleichzeitig sein (vgl. Offermann 2001, S. 200). Alten- und Pflegeheime sind Dienstleistungsanbieter, die eine gleichbleibend gute Qualität der Leistung garantieren sollten. Altenpflegeeinrichtungen bieten die Dienstleistung „Pflegeund Betreuung älterer Menschen“ an und erhalten als Gegenleistung monetäre Vergütungen. Die Mitarbeiter von Alten- und Pflegeheimen sind „Lieferanten“ und die Bewohner sind die „Kunden“ (vgl. Flemming / Kreter 2008, S. 74ff ). Neben den Pflegebedürftigen werden in dieser Arbeit auch deren Angehörigen als „Kunden“ der geriatrischen Einrichtungen betrachtet. Auch wenn sich Altenpflegeeinrichtungen immer mehr zu marktwirtschaftlich orientierten Dienstleistungsunternehmen entwickeln, unterscheidet sich Qualität in der Altenpflege wesentlich von Qualität in Wirtschaftsbereichen. Die primären „Kunden“ der Altenpflege, die Pflegebedürftigen, sind meist durch Krankheit, Armut oder sonstige Benachteiligungen in ihrer freien Entscheidung eingeschränkt. Darum sind sie oft nicht in der Lage, Angebote -24- Qualität im Alten- und Pflegeheim einzuholen und miteinander zu vergleichen, wenn es um die Entscheidung für ein Alten- und Pflegeheim geht. Durch die Immaterialität der Leistung sind die Leistungserbringer auf den Vertrauensvorschuss der Kunden angewiesen, wobei der gute Ruf der Einrichtung von zentraler Bedeutung ist. Bei sozialen Dienstleistungen spielt der gesamte Prozess der Leistungserbringung eine wichtige Rolle, da die Leistung im Beisein der Kunden erbracht wird. Das bedeutet, dass begangene Fehler nicht vertuscht werden können. In der Wahrnehmung des Bewohners und seiner Angehörigen ist Servicequalität, wie etwa freundliches, empathisches Verhalten und Zuhören, besonders wichtig. Desweiteren wird die Qualität der eigentlichen Pflege, die Kernleistung, in den Augen vieler Kunden als Selbstverständlichkeit betrachtet. Gute Pflege zeichnet sich wesentlich durch „weiche Faktoren“ wie Zuwendung, Einfühlungsvermögen und Beziehung aus. Eine weitere Herausforderung in sozialen Dienstleistungsbereichen wie der Altenpflege stellen die unterschiedlichen Interessen der Kundengruppen (Bewohner, Angehörigen, Kostenträger, Gesellschaft,…) dar, die von den geriatrischen Einrichtungen harmonisiert werden müssen, um allen Ansprüchen möglichst gerecht zu werden (vgl. Göpfert-Divivier / Robitzsch 2002, S. 233f ). Pflegequalität kann jedoch nicht automatisch mit Lebensqualität der Bewohner gleichgesetzt werden. Pflege an sich ist eine personenbezogene Dienstleistung, die unter Umständen auch durch nicht frei gewählte Handlungen, durch das Überschreiten von Intimitätsgrenzen und ein Machtgefälle zwischen dem Pflegebedürftigen und den Beschäftigen der Alten- und Pflegeheime gekennzeichnet sein kann. Die Werthaltungen und das professionelle Selbstverständnis wirken jedoch in der Art und Weise wie Pflegehandlungen erbracht werden, unmittelbar auf die Selbstachtung des Bewohners ein (vgl. Mätzke 2010, S. 29). Die Pflegequalität selbst ist laut Sittler und Kruft unter anderem abhängig von der Qualifikation und der Anzahl der Mitarbeiter, der Qualität von Pflegestandards sowie der Zusammenarbeit des Personals und der Organisation. Je mehr die Bewohner in die Pflege einbezogen werden, ihren Wunsch nach Selbstständigkeit und Unabhängigkeit bei alltäglichen Verrichtungen nachgekommen und ihre Würde beachtet wird, desto besser ist normalerweise die Pflegequalität (vgl. Sittler / Kruft 2004, S. 580f). Eine professionelle Pflege die in einem wertschätzenden Umfeld erbracht wird, beeinflusst idealerweise die Lebensqualität des Pflegebedürftigen positiv.3 Die Qualität von Pflege als Dienstleistung kann aus zwei Perspektiven betrachtet werden. Auf der fachlichen Ebene wird Qualität über professionelle Pflegestandards und Rahmenbedingungen bzw. Organisation von Pflege definiert. Auf der klientenorientierten, individuellen Ebene können objektive und subjektive Parameter für die Pflegequalität heran3 siehe auch Kapitel 4.2.2. – Beeinflussung der Lebensqualität von Bewohnern der geriatrischen Einrichtungen -25- Qualität im Alten- und Pflegeheim gezogen werden. Die objektive Qualität kann aus der Dokumentation von Pflegeverläufen bzw. den daraus resultierenden beobachtbaren Veränderungen im Zustand des Bewohners abgeleitet werden. Die subjektive Qualität von Pflege beruht auf den Erwartungen und der individuell empfundenen Zufriedenheit der Pflegebedürftigen (vgl. Bölicke / SteinhagenThiessen 2002, S. 180). Um die Qualität von Dienstleistungen in der Altenpflege in Hinblick auf Kundenzufriedenheit definieren und bewerten zu können, müssen die objektiven Eigenschaften der Dienstleisung und der individuelle Nutzen der Dienstleistung für den Einzelnen, wie beispielsweise emotionale Sicherheit und Geborgenheit, erhoben und analysiert werden (vgl. WallrafenDreisow 2002, S. 306). Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass Dienstleistungsqualität in Alten- und Pflegeheimen sehr komplex ist und mehr beinhaltet als reine Pflegehandlungen. Der zwischenmenschliche Aspekt, also die Beziehung zwischen den Bewohnern und den Mitarbeitern, spielt eine herausragende Rolle. Dabei muss beachtet werden, dass die Qualität von Pflege durch den handelnden Mitarbeiter im Alten- und Pflegeheim immer wieder neu während der Erbringung der Dienstleistung, also im „Kundenkontakt“, erzeugt wird. Dieser Umstand setzt großes Engagement seitens der Pflegekräfte voraus, die Bedürfnisse der Kunden laufend wahrzunehmen und diese idealerweise auch zu befriedigen. -26- Der Angehörige im Fokus des Qualitätsmanagements 5. Der Angehörige im Fokus des Qualitätsmanagements „Wer aufhört, besser zu sein, hat aufgehört, gut zu sein!“ (Sittler / Kruft 2004, S. 585). Aufgrund gesellschaftlicher Veränderungen, etwa eines höheren Lebensstandards, hat sich das Qualitätsempfinden geändert. Heute müssen Alten- und Pflegeheime neben den strukturellen Voraussetzungen auch den Erwartungen der Bewohner und insbesondere deren Angehörigen möglichst entsprechen (vgl. Hundstorfer 2009, S. 1). Geriatrische Einrichtungen sollten die Qualität ihrer Arbeit u.a. gegenüber den Bewohnern und ihren Angehörigen nachweisen, um sie als Kunden zu erhalten bzw. Neue gewinnen zu können (vgl. Loré 2001, S. 186). Das folgende Kapitel rückt deshalb die Angehörigen in den Fokus des Qualitätsmanagements in Alten- und Pflegeheimen. Nach der Begriffsklärung wird ausgehend von der Erläuterung der Bedeutung der Angehörigen für das Alten- und Pflegeheim, insbesondere für das Image der Einrichtung, das Thema „Angehörigenarbeit“ behandelt. Im Anschluss wird ein Instrument zur Messung der Qualität – die Angehörigenbefragung – dargestellt. 5.1. Begriffsklärung „Qualitätsmanagement“ Um die Qualität sichern und optimieren zu können, sollten Alten- und Pflegeheime ein Qualitätsmanagement, das einer zielorientierten und effektiven Leistungserbringung dient, einführen. Qualitätsmanagement umfasst Maßnahmen, die zur Sicherung der Qualität festgelegt, durchgeführt und in ihrer Wirkung laufend überprüft werden. Qualitätsmanagement erfordert Kundenorientierung, d.h. es müssen die Anforderungen der Kunden ermittelt werden. Kundenzufriedenheit stellt neben wirtschaftlich effizienter Arbeit das oberste Ziel einer Einrichtung dar. Qualitätssicherung in Form von Reflexion über das eigene Tun, sichert die Existenz des Alten- und Pflegeheims, da sie den Ruf der Einrichtung in der Öffentlichkeit beeinflusst (vgl. Daneke 2010, S. 85f). 5.2. Die Bedeutung der Angehörigen für die Einrichtungen Die wenigsten Pflegebedürftigen können ein Alten- und Pflegeheim selbst auswählen, da sie häufig multimorbid erkrankt sind bzw. eine dementielle Erkrankung vorliegt. In vielen Fällen -27- Der Angehörige im Fokus des Qualitätsmanagements entscheiden die Angehörigen über den Einzug in eine stationäre Altenpflegeeinrichtung (vgl. Daneke 2010, S. 75). Um die wirtschaftliche Situation aufrecht zu halten, ist jede Einrichtung auf ausreichend Kunden angewiesen. Voraussetzung dafür ist eine hohe Qualität, ein stimmiges PreisLeistungs-Verhältnis und das Image eines Alten- und Pflegeheims. Besonders die Mundpropaganda prägt den Ruf der Einrichtung. Je mehr die Angehörigen von der guten Qualität der Pflege und Betreuung überzeugt sind, desto eher werden sie „Öffentlichkeitsarbeit“ für die Einrichtung betreiben (vgl. Leptihn 2007, S. 30ff). Angehörige sind somit gewissermaßen Verbindungsglieder zwischen „drinnen“, der Lebenswelt Alten- und Pflegeheim, und „draußen“, der Öffentlichkeit. In persönlichen Gesprächen mit Bekannten empfehlen die Angehörigen die Einrichtung weiter oder auch nicht. Die Leitungen von Alten- und Pflegeheimen sollten deshalb großes Interesse an zufriedenen oder zumindest „ruhigen“, unauffälligen Angehörigen haben (vgl. Daneke 2010, S. 14). Nicht wenige neue Kunden lassen sich bei ihrer Entscheidung für eine Einrichtung neben der Ausstattung, dem Erscheinungsbild des Alten- und Pflegeheimes und der Leistungsfähigkeit der Einrichtung (vgl. Kreimer 2004, S. 83) auch von Erfahrungsberichten von Bekannten, Nachbarn, usw. beeinflussen (vgl. Daneke 2010, S. 82). Neben der Werbewirkung für geriatrische Einrichtungen können Angehörige auch wichtige Informationen, beispielsweise über die Abläufe oder über die äußere Gestaltung des Altenund Pflegeheims, liefern. Als Außenstehende unterliegen Angehörige nicht dem Effekt der „Betriebsblindheit“, weshalb sie manchmal einen anderen Blickwinkel für bestimmte Vorgänge oder Prozesse haben (vgl. Leptihn 2007, S. 21f). Angehörige können der Einrichtungsleitung Hinweise über Schwachstellen einzelner Arbeitsbereiche aus der Kundenperspektive liefern. Wenn Altenpflegeeinrichtungen ihre Leistungen kundengerecht gestalten wollen und auf eine optimale Auslastung wertlegen, sind sie auf die Kritik der Angehörigen angewiesen. Mit Befragungen zur Zufriedenheit der Bewohner und der Angehörigen können wichtige Informationen zur Qualitätsoptimierung ermittelt werden (vgl. Daneke 2010, S. 173f ).4 5.3. Angehörigenarbeit in Einrichtungen zur Altenpflege Wenn die Qualität der Betreuung und das Wohl des Bewohners ein wichtiges Ziel der Einrichtung ist, sollten Maßnahmen zur Integration von Angehörigen ergriffen werden. Es 4 Der Abschnitt 5.4. dieser Arbeit beschreibt die Angehörigenbefragung als ein wichtiges Instrument zur Messung der Qualität von geriatrischen Einrichtungen näher. -28- Der Angehörige im Fokus des Qualitätsmanagements muss den Mitarbeitern des Alten- und Pflegeheims bewusst sein, dass Angehörige, ebenso wie die Bewohner, Kunden des Alten- und Pflegeheims sind (vgl. Daneke 2010, S. 39). Der Ansatz der Partnerschaft zwischen den Angehörigen und den Beschäftigten ist ein wichtiges Mittel zur Erreichung einer qualitativ hoch stehenden Pflege und Betreuung (vgl. Penning / Keating 2000 zit. nach: Ugolini 2009, S. 5). Fühlen sich die Angehörigen im Alten- und Pflegeheim wohl und werden in den Heimalltag integriert, wird das auch für den Bewohner spürbar. Alle Mitarbeiter in einem Alten- und Pflegeheim mit denen Angehörige in Kontakt kommen, haben Einfluss darauf, ob sich der Angehörige in der Einrichtung wohl fühlt oder nicht. Abhängig von ihrer Berufsgruppe haben sie in unterschiedlichem Ausmaß Kontakt zu den Angehörigen. Die Pflege- und Betreuungskräfte sind jedoch die Hauptbeteiligten bei der Angehörigenarbeit (vgl. Daneke 2010, S. 99ff). Generell kann zwischen Maßnahmen, die nach außen in die Öffentlichkeit gerichtet sind, und Angeboten, die nur für die Angehörigen der Bewohner bestimmt sind, also nach innen gerichtet, unterschieden werden. Als Beispiele für Maßnahmen, die an das örtliche Umfeld des Alten- und Pflegeheimes gerichtet sind, können das Ausrichten von Festen, ein Tag der offenen Tür oder das Einrichten eines öffentlichen Cafés angeführt werden. Nach innen gerichtete Angebote sind beispielweise Angehörigensprechzeiten auf den Wohnbereichen oder mit den Leitungskräften, die Installierung von Angehörigengruppen, die Einbeziehung von Angehörigen in die Pflege und Betreuung aber auch das Eingehen auf Wünsche, Anregungen und Kritik. Angehörigenarbeit ist Teil der Gesamtmaßnahmen zur Qualitätssicherung in einem Altenund Pflegeheim. Angehörigenarbeit versteht sich als Arbeit für, an und mit Angehörigen. Einerseits sind die Angehörigen das Ziel der Arbeit der Beschäftigten, andererseits arbeiten die Mitarbeiter mit ihnen. Angehörigenarbeit ist deshalb etwas anderes als die (zufällige) Begegnung mit den Angehörigen. Das bedeutet, es wird nicht dem Zufall überlassen, ob ein gutes oder ein schlechtes Verhältnis besteht sondern es wird vorbereitet, organisiert und strukturiert gearbeitet. In Pflegestandards werden Sollvorstellungen pflegerischer Qualität als professionelles Leistungsniveau definiert sowie Kriterien formuliert, um die Einhaltung dieser Vorgaben überprüfbar zu machen (vgl. Bölicke / Steinhagen-Thiessen 2002, S. 182). Standards stellen somit verbindliche Definitionen der Pflege- und Betreuungsqualität dar. Als Beispiele können folgende Standards für die Angehörigenarbeit exemplarisch angeführt werden: Standard „Gesprächsführung mit Angehörigen in alltäglichen Situationen im Wohnbereich“, Standard „Begleitung von Angehörigen im Sterbeprozess des Bewohners“, Standard „Einbeziehung von Angehörigen in die direkte Pflege ihres Familienmitgliedes“, Standard „Einbeziehung von -29- Der Angehörige im Fokus des Qualitätsmanagements Angehörigen in außerhäusliche Aktivitäten“ (vgl. Daneke 2010, S. 100ff). Auf eine nähere Beschreibung wird aus Platzgründen verzichtet. Arbeit nach Standards bietet für Mitarbeiter u.a. Verhaltenssicherheit im Umgang mit den Angehörigen, besonders in kritischen Situationen, Entlastungsmöglichkeiten durch Einbeziehung der Angehörigen und die Möglichkeit zu sachlichen Rückmeldungen zur Pflege- und Betreuungstätigkeit. Für Angehörige haben Standards u.a. den Vorteil, dass die Tätigkeiten in der Einrichtung erklär- und verstehbar werden, das Verhalten der Mitarbeiter voraussehbar und nachvollziehbar wird, eine gewisse Vertrauensgrundlage aufgebaut werden kann und sie sich auf die Standards berufen können. Der bewusste Umgang bzw. die Beziehungsgestaltung zwischen den Beschäftigen und den Angehörigen kann durch Maßnahmen der Angehörigenarbeit soweit beeinflusst werden, dass Konflikte durch Reibungsverluste weitgehend vermieden werden können. Auch die Mitarbeiterzufriedenheit kann dadurch steigen. Standards können somit zu einer entspannten Situation beitragen und die Atmosphäre im Wohnbereich verbessern (vgl. Daneke 2010, S. 117ff). Grundsätzlich sollte die Angehörigenarbeit als begleitender Prozess betrachtet werden, der in eine kontinuierliche Begleitung der Angehörigen während der gesamten Aufenthaltsdauer des Bewohners in der geriatrischen Einrichtung münden soll (vgl. Zarit / Whitlatch 1993 zit. nach: Ugolini 2009, S. 5). Die Gesprächsführung mit Angehörigen ist ein elementarer Bestandteil der Angehörigenarbeit. Je mehr Angehörige über das Alten- und Pflegeheim informiert werden und das Gefühl haben Partner zu sein, desto eher beteiligen sie sich aktiv und vermitteln ihre positiven Erfahrungen nach außen (vgl. Leptihn 2007, S. 38). Neben der Informationsweitergabe ist die Einbeziehung des Angehörigen in die Betreuung des Bewohners ein weiterer Schwerpunkt in der Arbeit mit Angehörigen. Die Angehörigen sollten immer selbst darüber entscheiden können, wieviel und worin sie sich engagieren wollen. Die Mitarbeiter der geriatrischen Einrichtungen können das Angebot machen und die notwendigen Strukturen schaffen, das Engagement der Angehörigen muss aber freiwillig sein und frei von jedem moralischen Druck (vgl. Ugolini 2009, S. 7). Je besser die Zusammenarbeit zwischen Mitarbeitern und Angehörigen ist, desto eher werden Aspekte, die einem im oder am Alten- und Pflegeheim nicht gefallen, sofort angesprochen und ruhig geklärt. Ernsthafte Missverständnisse sollten somit gar nicht erst auftreten. (vgl. Flemming / Kreter 2008, S. 183f). Um Kundenzufriedenheit bzw. Vertrauen aufrecht zu halten, negative Auswirkungen von Unzufriedenheit zu verringern und die in Beschwerden enthaltenen Hinweise nutzen zu können, wird die Einführung eines Beschwerdemanagements empfohlen. Beschwerde-30- Der Angehörige im Fokus des Qualitätsmanagements management umfasst alle Maßnahmen zur Planung, Durchführung und Kontrolle, die im Zusammenhang mit Beschwerden stehen (vgl. Kämmer 2007, S. 41f). Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass neben dem professionellen Umgang mit Beanstandungen und der Einbeziehung der Angehörigen in die Betreuung des Bewohners besonders eine transparente Kommunikation zum Gelingen einer guten, partnerschaftlichen Zusammenarbeit von Mitarbeitern der geriatrischen Einrichtungen und den Angehörigen beitragen kann. Zufriedene Angehörige, die sich von den Mitarbeitern respektiert, ernstgenommen und wertgeschätzt fühlen, werden sich bei Besuchen im Alten- und Pflegeheim wohler fühlen. Das ist auch für den Bewohner spürbar. Angehörigenarbeit ist deshalb weit mehr als nur eine Maßnahme zur Qualitätssicherung. 5.4. Angehörigenbefragung – ein Instrument zur Messung der Qualität Beschwerden sind Chancen für ein Alten- und Pflegeheim, um den Akteuren mitzuteilen, dass etwas nicht gut läuft. Will eine geriatrische Einrichtung ihre Leistungen kundengerecht gestalten, ist das Ernstnehmen von Kritik notwendig. Nicht alle Angehörigen äußern ihre Kritik jedoch laut. Manche reden lieber untereinander, resignieren oder sagen im schlimmsten Fall gar nichts mehr. Somit gehen wichtige Informationen verloren. Deshalb können Befragungen zur Zufriedenheit diese Hinweise ermitteln, bevor es überhaupt zu Beschwerden kommt (vgl. Daneke 2010, S. 173f). Werden die Informationen der Angehörigen von der Einrichtung wahrgenommen und in der Praxis spürbar umgesetzt, fühlen sich die Angehörigen zudem ernst genommen und entwickeln mehr Vertrauen in das Alten- und Pflegeheim. Durch schriftliche Befragungen zur Zufriedenheit der Angehörigen werden nicht nur zufällig zugetragene Beschwerden bekannt, sondern die Meinungen aller Angehörigen können ermittelt werden (vgl. Leptihn 2007, S. 22). Aufgrund der Datenvielfalt wird der Informationsgewinn erhöht. Um die Hemmschwelle für kritische Äußerungen möglichst niedrig zu halten, ist eine anonyme Befragung empfehlenswert. Somit kann sich der Angehörige für den Bewohner einsetzen, ohne Restriktionen für das pflegebedürftige Familienmitglied befürchten zu müssen (vgl. Huber 2008, S. 324). Durch eine Befragung von Angehörigen können auch Daten zu jenen Bewohnern erfasst werden, die aufgrund hirnorganischer oder seelischer Beeinträchtigungen selbst nicht mehr in der Lage sind, sich mitzuteilen. Die Angehörigen sind diejenige Gruppe, welche im Rahmen einer Zufriedenheitserhebung über die wertvollsten subjektiven Informationen -31- Der Angehörige im Fokus des Qualitätsmanagements verfügen (vgl. Magaziner 1999 zit. nach: Kriz / Schmidt / Nübling 2006, S. 89). Die Zufriedenheit der Angehörigen darf allerdings nicht als stellvertretende Einschätzung für die Bewohner verstanden werden, da sich die Bewertung der Angehörigen nur bedingt mit derjenigen der Bewohner selbst deckt (vgl. Gebert / Kneubühler 2003, S. 347). Angehörige können aus ihrer Kundenperspektive die Betreuungsqualität in den Alten- und Pflegeheimen bewerten, jedoch nicht direkt über die Lebensqualität der Pflegebedürftigen Auskunft geben. Werden die Ergebnisse ernst genommen, können Kundenbefragungen Strukturen und Prozesse in Einrichtungen verändern. Abbildung 1 veranschaulicht den komplexen Zusammenhang: Abb. 1: Zusammenhang zwischen Zufriedenheitsmessungen und der Lebensqualität der Bewohner in Alten- und Pflegeheimen (verändert entnommen aus: Walter / Pallauf / Seeberger 2010, S. 26) Wie die abgebildete Grafik zeigt, stellen Strukturen in Alten- und Pflegeheimen und Organisationsprozesse die Grundlage für gute Ergebnisse dar. Eine lineare Beziehung ist aufgrund unterschiedlicher Einflussfaktoren, insbesondere der zwischenmenschlichen Beziehungsaspekte, jedoch nicht zwingend gegeben. Der entscheidende Aspekt der Beziehung, welche Voraussetzung für die Lebensqualität der Bewohner ist, wird in der Qualitätsmessung oftmals ausgeblendet (vgl. Walter / Pallauf / Seeberger 2010, S. 23ff). Die Qualität von Beziehung ist nicht in Form herkömmlicher Kennzahlen messbar. Sie kann jedoch anhand Zufriedenheitsanalysen, etwa in Form von Bewohnerbefragungen bzw. Angehörigenbefragungen, erhoben werden. Dabei können die individuellen Wünsche und -32- Der Angehörige im Fokus des Qualitätsmanagements Bedürfnisse der Bewohner bzw. der Angehörigen in Erfahrung gebracht werden. Werden die Ergebnisse der Zufriedenheitsmessungen ernst genommen, beeinflussen sie in weiterer Folge die Strukturen bzw. die Prozesse der Alten- und Pflegeheime und letztendlich auch die Lebensqualität der Bewohner. Befragungen zur Zufriedenheit sind also Ausdruck aktiver Qualitätssicherung und gelebter Kundenorientierung, sofern eine offene und konstruktive Auseinandersetzung mit den Erhebungsergebnissen folgt. Sie wirken zudem motivierend, da sich die befragten Personen ernst genommen fühlen und sie ihre Einflussmöglichkeiten auf das Geschehen im Alten- und Pflegeheim sehen können (vgl. Sehlbach 2000, S. 24ff). Angehörigenbefragungen bieten einer Einrichtung die Chance, mögliche Qualitätsmängel frühzeitig aufzudecken sowie zu beheben und folglich zur Steigerung des Qualitätsniveaus in geriatrischen Einrichtungen beizutragen. An dieser Stelle sei angemerkt, dass Zufriedenheitsanalysen in regelmäßigen Abständen durchgeführt werden sollten, um laufend aktuelle Informationen einholen zu können. -33- Das Untersuchungsmodell 6. Untersuchungsmodell zur Messung der Zufriedenheit von Angehörigen der Bewohner Grundlage für die vorliegende Arbeit ist eine Teilstudie, welche im Rahmen einer umfassenden Zufriedenheitsanalyse von Bewohnern und deren Angehörigen in drei ausgewählten Alten- und Pflegeheimen durchgeführt wurde. Um dem Leser einen Überblick zu geben, erfolgt im Anschluss an die Erläuterung des Anlasses der Untersuchung die Darstellung der Gesamtstudie. Ausgehend von der Organisationsbeschreibung der Einrichtungen, in denen die Erhebung stattgefunden hat, wird das Forschungsdesign und die methodische Vorgehensweise der vorliegenden Teilstudie vorgestellt. 6.1. Anlass der Untersuchung Alten- und Pflegeheime stehen trotz sinkender finanzieller Ressourcen und gleichzeitig steigenden Qualitätsansprüchen der Kunden vor der Herausforderung, den Bewohnern ein menschenwürdiges Altern zu gewährleisten. Die Zufriedenheit der Kunden kann als ein wichtiger Indikator für die Ergebnisqualität von Einrichtungen zur stationären Altenpflege betrachtet werden. Die Leitung der Seniorenbetreuung der Stadt Wels ist mit dem Wunsch an die Fachhochschule Linz herangetreten, die Zufriedenheit der Bewohner und deren Angehörigen zu erfassen. Aus diesem Anlass wurde ein umfassendes Instrumentarium zur Zufriedenheitsanalyse in den ausgewählten Einrichtungen entwickelt und angewandt. Die Basis für die Zufriedenheitsanalyse bildeten die Leitsätze der ausgewählten Alten- und Pflegeheimen. Es wird davon ausgegangen, dass die Umsetzung der im Leitbild enthaltenen Werte einen wesentlichen Beitrag zur Gesamtzufriedenheit der Bewohner bzw. deren Angehörigen leistet. 6.2. Übersicht über die Gesamtstudie Um ausreichend Hinweise für die Betreuung und die Lebensqualität in Alten- und Pflegeheimen zu erhalten, wird empfohlen, die Qualität aus unterschiedlichen Perspektiven darzustellen (vgl. Huber 2008, S. 320). Aus diesem Grund wurde ausgehend von der beruflichen Erfahrung der Verfasserin als diplomierte Gesundheits- und Krankenschwester -34- Das Untersuchungsmodell einerseits, des erworbenen Wissens während des Studiums andererseits, sowie umfangreicher Literaturrecherche, gemeinsam mit der Studienkollegin Heike Maun im Rahmen des Berufspraktikums, ein dreidimensionales Design zur Erhebung der Betreuungsbzw. Lebensqualität in Alten- und Pflegeheimen entwickelt. Abbildung 2 gibt einen Überblick über die Gesamtstudie und stellt die drei Erhebungszugänge graphisch dar: Abb. 2: Übersicht über Gesamtstudie und Erhebungszugänge (eigene Abbildung) Um ein möglichst umfassendes Bild generieren zu können, wurden mittels qualitativer Interviews Bewohner der ausgewählten Einrichtungen befragt (Erhebungszugang I) und eine schriftliche Befragung ihrer Angehörigen mittels Fragebogen durchgeführt (Erhebungszugang III). Um auch die Bewohner mit dementiellen Erkrankungen in die Erhebung einschließen zu können, wurde der Versuch unternommen, anhand einer Beobachtung mittels der Dementia Care Mapping Methode (DCM)5 Hinweise zur Lebensqualität dieser Personengruppe zu erhalten (Erhebungszugang II). 5 Informationen zu dieser Methode liefert u.a. das Buch „Die Dementia Care Mapping Methode (DCM) – Anwendung und Erfahrungen mit Kitwoods person-zentriertem Ansatz“ von Anthea Innes (Hrsg.), Bern 2004 -35- Das Untersuchungsmodell Dieser multiperspektivische Zugang stellt zugleich die Besonderheit des entwickelten Instrumentariums dar. Gängige Methoden zur Erhebung der Kundenzufriedenheit von Altenund Pflegeheimen beschränken sich meist auf eine Perspektive. Nur vereinzelt werden Bewohner, insbesondere bei Vorliegen dementieller Erkrankungen, in Zufriedenheitsanalysen einbezogen. Auf die Befragung der Mitarbeiter der ausgewählten Einrichtungen wurde verzichtet, da der Fokus der Untersuchung ausschließlich auf die Betreuungs- und Lebensqualität der Bewohner und die Zufriedenheit der Angehörigen gelegt wurde. Die Entwicklung des Instrumentariums, die Durchführung der einzelnen Erhebungen sowie die Datenerfassung erfolgten in Zusammenarbeit der Verfasserin dieser Arbeit mit der Studienkollegin Heike Maun von Dezember 2008 bis Juli 2009. Im August 2009 wurden die Erhebungszugänge aufgeteilt. Die weitere Bearbeitung und Analyse der erhobenen Daten erfolgte fortan getrennt und unabhängig voneinander. Frau Maun konzentrierte sich auf die Perspektive der Bewohner und übernahm infolgedessen die Auswertung der Erhebungszugänge I und II. Die daraus gewonnenen Informationen sind in der Diplomarbeit von Heike Maun (vgl. Maun 2010, S. 46ff) dargestellt. Die vorliegende Arbeit beschränkt sich auf die Darstellung und Analyse jener Daten, die aus der Teilstudie mit Fokus auf Angehörige von Bewohnern der ausgewählten Einrichtungen gewonnen wurden (Erhebungszugang III). Es wird daher ausschließlich auf die Methodik der Fragebogenerhebung und die Ergebnisse dieser Untersuchung eingegangen. Ziel ist die Überprüfung der Zufriedenheit der Angehörigen mit der Betreuungsqualität und der Angehörigenarbeit in den ausgewählten Einrichtungen. Neben der Abbildung der ISTSituation sind die Wünsche und Verbesserungsvorschläge der Angehörigen von besonderem Interesse. In weiterer Folge sollen die Ergebnisse zu einer kontinuierlichen Optimierung der Qualität beitragen, indem sie der Einrichtungsleitung als Grundlage für eine weitere interne Qualitätssicherung dienen. 6.3. Organisationsbeschreibung der ausgewählten Einrichtungen Die Zufriedenheitsanalyse wurde in drei Einrichtungen zur stationären Altenpflege des Trägers Magistrat Wels durchgeführt. Die teilnehmenden Alten- und Pflegeheime sind organisatorisch der Abteilung Soziales der Stadt Wels zugeordnet und bestehen aus dem Haus Leopold-Spitzer und dem Haus Neustadt. Das abgebildete Organigramm stellt die Organisationsstruktur dar: -36- Das Untersuchungsmodell Seniorenbetreuung der Stadt Wels Dienststellenleitung Haus Neustadt Hausleitung Haus Leopold Spitzer Hausleitung Haus Linzer Straße Pflegedienstleitung Haus Magazinstraße 2 Pflegedienstleitung Haus Magazinstraße 1 Pflegedienstleitung Haus Neustadt Pflegedienstleitung Abb. 3: Organisationsstruktur der ausgewählten Einrichtungen (eigene Abbildung) Das Haus Leopold-Spitzer untergliedert sich aufgrund seiner Größe in das Haus Linzer Straße und das Haus Magazinstraße. Die beiden Häuser sind sowohl baulich als auch organisatorisch durch eine gemeinsame Hausleitung miteinander verbunden. Den ältesten Teil des Gebäudekomplexes bilden die Wohnbereiche 1 und 2 des Hauses Magazinstraße, welche im Jahre 1967 eröffnet wurden. Im Jahr 1988 wurde der Wohnbereich 3 den Bewohnern ebenso zur Verfügung gestellt. Das Haus Linzerstraße, das ebenfalls Teil des Hauses Leopold Spitzer ist, startete seinen Betrieb im Jahre 1983. 1999 wurde das „jüngste“ Haus der Seniorenbetreuung eröffnet – das Haus Neustadt.6 Zum Zeitpunkt der Durchführung der Untersuchung im Juni 2009 umfasste das Haus Linzer Straße 151 Pflegeplätze, das Haus Magazinstraße 173 Pflegeplätze und das Haus Neustadt 120 Pflegeplätze. 6.4. Forschungsmethodik und Design der Befragung Um die Vorgabe des Auftraggebers erfüllen zu können, je einen Angehörigen pro Bewohner der ausgewählten Einrichtungen in die Zufriedenheitsanalyse einzuschließen, wurde als adäquate Erhebungsmethode eine halbstandardisierte, schriftliche postalische Befragung gewählt. Obwohl der Großteil der Angehörigen im Raum Wels wohnhaft ist, sind auch einige der zu befragenden Personen aus anderen Bundesländern, insbesondere Wien. Einige Bezugspersonen der Bewohner sind sogar in Deutschland ansässig. Der große Vorteil von 6 Bei der Beschreibung der Erhebungsergebnisse werden die Bezeichnungen Haus 1 (Haus Linzer Straße), Haus 2 (Haus Magazinstraße) und Haus 3 (Haus Neustadt) verwendet. -37- Das Untersuchungsmodell postalischen schriftlichen Befragungen ist, dass auch geografisch verstreute Personen in die Erhebung miteinbezogen werden können. Die räumliche Entfernung spielt beim postalischem Versand des Fragebogens keine wesentliche Rolle (vgl. Konrad 2007, S. 50). Durch Anwendung dieser Befragungsmethode konnte die Zufriedenheitsanalyse als Vollerhebung konzipiert werden. Ein weiterer Vorteil dieses Erhebungszugangs ist, dass im Gegensatz zu qualitativen Interviews bei quantitativen Erhebungsinstrumenten große homogene Gruppen relativ kostengünstig befragt werden können, da der Verwaltungsaufwand geringer ist (vgl. RaabSteiner / Benesch 2008, S. 44). Bei einer postalischen schriftlichen Befragung sind zudem die Antworten unter Umständen ehrlicher und überlegter, da mehr Zeit zum Ausfüllen des Fragebogens bleibt und die Zusicherung der Anonymität glaubwürdiger erscheint. Darüber hinaus unterliegt der Befragte keinem Einfluss eines Interviewers (vgl. Schnell / Hill / Esser 2005, S. 358f). Da beim Erhebungsinstrument Fragebogen die Antwortmöglichkeiten für alle Teilnehmer identisch sind, ist es möglich, vergleichbare Antworten von allen Befragten zu erhalten (vgl. Flick 2009, S. 105). Wie jedes Messverfahren besitzt der Fragebogen neben positiven auch negative Aspekte, die kurz angeführt werden. Ein Nachteil der postalischen Fragebogen-Methode ist die Unkontrollierbarkeit der Erhebungssituation. Es ist nicht ermittelbar, wer den Erhebungsbogen tatsächlich ausgefüllt hat (vgl. Schnell / Hill / Esser 2005, S. 359). Der Befragte kann in seinem Antwortverhalten auch von anderen Personen beeinflusst werden. Als subjektives Messverfahren ist eine schriftliche Befragung von subjektiven Strategien, Taktiken oder unbeabsichtigten Antworttendenzen abhängig (vgl. Konrad 2007, S. 50). Fragebögen werden auch als reaktive Messinstrumente bezeichnet, d.h. der Befragte weiß, dass er Gegenstand einer Untersuchung ist und kann somit das Ergebnis der Messung wissentlich oder unabsichtlich beeinflussen (vgl. Mummendey / Grau 2008, S. 165). Neben anderen Faktoren der Antwortverzerrung kann besonders der Faktor der sozialen Erwünschtheit, also die Tendenz des Befragten, die Items des Fragebogens in die Richtung zu beantworten, die seiner Meinung nach den sozialen Normen entsprechen, die Gültigkeit von Befragungsdaten gefährden. Ein weiterer Nachteil bei postalischen Befragungen ist, dass nicht bei allen ausgewählten Personen eine Befragung zustande kommt. Ausfälle beim Rücklauf sind zu beobachten, da vom Befragten zusätzlich zum Ausfüllen des Fragebogens auch erwartet wird, dass er den ausgefüllten Bogen selbst an den Absender zurückschickt (vgl. Kromrey 2006, S. 406ff). Auch die Möglichkeit etwaige Verständnisschwierigkeiten auszuräumen, ist im Gegensatz zu qualitativen Interviews nicht gegeben, da kein Interviewer anwesend ist (vgl. Schnell / Hill / Esser 2005, S. 359). -38- Das Untersuchungsmodell Aufgrund der angeführten Vorteile und der Vorgabe des Auftraggebers je einem Angehörigen pro Bewohner der teilnehmenden Alten- und Pflegeheimen die Möglichkeit zu geben, an der Zufriedenheitsanalyse teilzunehmen, stellte die Fragebogenmethode trotz möglicher Nachteile das geeignete Instrument für die Untersuchung dar. Nachdem die Methodik festgelegt wurde, formulierte die Verfasserin aufgrund gesammelter Informationen in der explorativen Phase Hypothesen hinsichtlich der Zufriedenheit von Angehörigen, die anhand der vorliegenden Arbeit überprüft werden sollen. Der Fragebogen bildet als zentrale Dimension zum einen die Zufriedenheit der Angehörigen mit der Betreuungsqualität und zum anderen deren Zufriedenheit mit der Angehörigenarbeit in den ausgewählten Einrichtungen ab. Die Fragestellungen wurden übewiegend als geschlossene Fragen mit vorgegebenen Antwortmöglichkeiten formuliert. Darüber hinaus hatten die befragten Personen die Möglichkeit, ihre persönliche Meinung in einigen offenen Fragen niederzuschreiben. Bei manchen Fragestellungen waren auch Mehrfachantworten zulässig. Um wirklich jeden Angehörigen die Beantwortung aller Fragen zu ermöglichen, wurde auch die Antwortmöglichkeit „kann ich nicht beurteilen“ eingearbeitet. Bei Fragestellungen, die eine Einschätzung des Untersuchungsteilnehmers verlangten, wurden jeweils vier Antworten wie „sehr gut“, „gut“, „weniger gut“, „nicht gut“ oder „trifft voll zu“, „trifft eher zu“, „trifft eher nicht zu“, „trifft gar nicht zu“ vorgegeben. Mit diesen vier Antwortmöglichkeiten wurde somit eine Tendenz zur mittleren Kategorie unterbunden, d.h. der Befragte muss sich entweder für eine eher positive oder für eine tendenziell negative Bewertung entscheiden. Somit kann verhindert werden, dass Personen, die sich nicht festlegen wollen, die mittlere Antwortmöglichkeit als „Fluchtkategorie“ ankreuzen können (vgl. Konrad 2007, 76ff). Der entwickelte Fragebogen (siehe Anhang B) enthält folgende Themenkomplexe: Angaben zum Bewohner Zu Beginn der schriftlichen Erhebung wird der Angehörige um Angaben zur Person des Bewohners gebeten. Dies sind das Alter, das Geschlecht und die Pflegegeldstufe des Bewohners sowie die Einschätzung des Angehörigen bezüglich der Selbstständigkeit, der Ausdrucksfähigkeit und der Mobilität des Bewohners. Darüber hinaus wird die Dauer der Betreuung im Alten- und Pflegeheim abgefragt. -39- Das Untersuchungsmodell Angaben zur Wahl der Einrichtung Es werden auch der Entscheidungsträger und die Gründe für die Wahl der Einrichtung erhoben. Zufriedenheit mit der Betreuungsqualität in den ausgewählten Einrichtungen Der Punkt des Fragebogens „Einschätzungen zum Leben in der Einrichtung der Seniorenbetreuung“ umfasst zwei Teile: In Teil a wird der Angehörige gebeten, die Umsetzung der festgelegten Qualitätsdimensionen „Selbst- und Mitbestimmung“, „Wertschätzung“ und „Geborgenheit & Sicherheit“ in den ausgewählten Alten- und Pflegeheimen aus seiner Sicht zu beurteilen. Teil b beinhaltet die gleichen Aussagen wie Teil a, jedoch wird in diesem Abschnitt der Angehörige um seine Meinung bezüglich der Wichtigkeit der einzelnen abgefragten Aspekte gebeten. Der Fragebogen wurde auf diese Art und Weise konzipiert, um sichtbar zu machen, ob die vermuteten Kriterien und Werte zur Aufrechterhaltung von Lebensqualität im Alter einerseits zutreffen und andererseits überhaupt als bedeutungsvoll von den Angehörigen der Bewohner bewertet werden. Zufriedenheit mit der Angehörigenarbeit in den ausgewählten Einrichtungen Neben der Bewertung der Betreuungsqualität ist der zweite Schwerpunkt der Erhebung die Evaluierung der Angehörigenarbeit. Es wird erhoben, ob der Angehörige über das Befinden des Bewohners sowie über aktuelle Veränderungen, Aktivitäten und Veranstaltungen in der Einrichtung gut informiert wird. Auch die Bekanntheit des Ansprechpartners wird erfasst. Der nächste Gliederungspunkt im Erhebungsbogen behandelt den Umgang mit Beschwerden. Dabei werden die Fragen gestellt, ob sich der Angehörige schon einmal über Vorgänge in der Einrichtung beschwert hat und welche Reaktion daraufhin folgte. Außerdem werden die Gründe für erfolgte Beanstandungen bzw. die Gründe, warum sich der Angehörige bis zum Untersuchungszeitpunkt noch nie beschwert hat, erhoben. Danach folgen Fragestellungen, welche die Einbeziehung des Angehörigen in den Alltag des Alten- und Pflegeheims betreffen. Ergänzt wird dieser Themenblock durch die wichtige Frage, ob sich der Angehörige in der Einrichtung willkommen fühlt. Persönliche Angaben zum Angehörigen Der Fragebogen beinhaltet auch Angaben zum Angehörigen selbst. Sein Verhältnis zum Bewohner sowie die Häufigkeit der Besuche stellen dabei zentrale Punkte dar. Das Alter und das Geschlecht des Angehörigen werden ebenso abgefragt. Abschlussfragen Das Ende des Fragebogens bilden Abschlussfragen. Diese bitten um Angabe der Zufriedenheit des Angehörigen insgesamt mit der Einrichtung sowie um persönliche -40- Das Untersuchungsmodell Wünsche und Verbesserungsvorschläge. Ergänzend wird noch erhoben, ob der Angehörige die Einrichtung weiterempfehlen würde bzw. ob er sonst noch etwas mitteilen möchte. Die Begründung für die Auswahl der einzelnen Dimensionen erfolgt im nachfolgenden Gliederungspunkt bzw. wird im Zuge der Ergebnisdarstellung im Kapitel 7 näher erläutert. 6.5. Forschungsablauf Basierend auf Gesprächen mit der Leitung der teilnehmenden Alten- und Pflegeheimen, den Leitsätzen der ausgewählten Forschungsgegenstand sowie Einrichtungen, einer Analyse ausführlicher von Literaturrecherche bestehenden Instrumenten zum zur Zufriedenheitsanalyse, wurde im Zuge der Gesamtstudie eine Indikatorenmatrix als Grundlage für die Itemfindung erstellt. Den festgelegten zentralen Qualitätsdimensionen Selbst- und Mitbestimmung, Wertschätzung, Geborgenheit und Sicherheit wurden die Indikatoren Wohnen, Kommunikation, pflegerische Interventionen, Serviceleistungen sowie soziale Netzwerke und Freizeitgestaltung gegenübergestellt. Aus der daraus resultierenden Matrix konnten in weiterer Folge, durch konkrete Fragestellungen in Bezug auf Handlungen bzw. auf das Verhalten der Beschäftigten der Alten- und Pflegeheime sowie auf Leistungen der Einrichtungen, die definierten Qualitätsdimensionen bezüglich der Betreuungsqualität operationalisiert werden. Die entwickelte Indikatorenmatrix befindet sich im Anhang dieser Arbeit (siehe Anhang A). In der explorativen Phase wurden anschließend Interviews mit Bewohnern der ausgewählten Einrichtungen mittels einem selbst entwickeltem qualitativen Leitfaden geführt, um fehlende Themen bzw. Schwerpunkte in Bezug auf die Indikatorenmatrix herauszufiltern. Ausgehend von der laufend modifizierten Indikatorenmatrix wurde der teilstrukturierte qualitative Interviewleitfaden für die Bewohner und ein Teil des Fragebogens für die Zufriedenheitsanalyse der Angehörigen, die Evaluierung der Betreuungsqualität, entwickelt. Die Indikatorenmatrix stellt somit eine gemeinsame Basis für beide Instrumente dar. Die weitere Vorgehensweise für die qualitativen Interviews mit den Bewohnern wird in der Diplomarbeit von Studienkollegin Heike Maun detailliert dargestellt (vgl. Maun 2010, S. 39ff). Neben Abfragen zur Betreuungsqualität wurden auf Basis von Fachliteratur zur Thematik auch entsprechende Fragestellungen zur Evaluierung der Angehörigenarbeit in den ausgewählten Einrichtungen in den Fragebogen eingearbeitet. In die Entwicklung des Fragebogens flossen zudem Anregungen von Seiten des Auftraggebers und der Diplomarbeitsbetreuuerin in Bezug auf die Gestaltung des Erhebungs-41- Das Untersuchungsmodell instrumentes mit ein. Nach seiner Fertigstellung wurde der Fragebogen einem Pretest unterzogen, indem er an Angehörige von Bewohnern in einem vergleichbaren Alten- und Pflegeheim in Linz getestet wurde, und neuerlich überarbeitet. Die Erhebung der Zufriedenheit der Angehörigen wurde im Juni 2009 durchgeführt. Die Namens- bzw. Adressliste der anzuschreibenden Angehörigen wurde von den teilnehmenden Alten- und Pflegeheimen zur Verfügung gestellt. Insgesamt wurden 428 Fragebögen postalisch versandt - 138 Fragebögen für Haus Linzer Straße (Haus 1), 166 Fragebögen für Haus Magazinstraße (Haus 2), 124 Fragebögen für Haus Neustadt (Haus 3). An der Befragung beteiligten sich 172 Angehörige, was einer Rücklaufquote von 40,2% entspricht. Nach der Dateneingabe wurden die Daten bereinigt, also etwaige Fehler in den Daten gesucht und beseitigt. Für eine benutzerfreundliche Anwendung wurden Umkodierungen vorgenommen und eine Namensdatei angelegt, wobei für jede der insgesamt 75 Variablen des Fragebogens ein Name vergeben und die möglichen Merkmalsausprägungen angeführt wurden. Für die Datenerfassung und die statistische Auswertung der Fragebögen wurde das Statistik-Programm Almo 10, das an der Universtität Linz entwickelt wurde, verwendet.7 Bei der Auswertung ging es zunächst um eine eindimensionale Verteilung der Merkmalsausprägungen. Diese eindimensionale Auszählung der Daten des Fragebogens ist im Anhang der Arbeit ersichtlich (Anhang B). In weiterer Folge wurden kausale Wirkungszusammenhänge, die vorab in Hypothesen formuliert wurden, auf ihre Signifikanz überprüft. Im nachfolgenden Kapitel werden die Erhebungsergebnisse der Untersuchung dargestellt. Darüber hinaus wurde auch eine getrennte Auswertung der einzelnen Häuser vorgenommen, um den Verantwortlichen detaillierte Daten liefern zu können. Aus Platzgründen wird auf die Beschreibung und auf weitere Auswertungen der Ergebnisse pro Haus im Rahmen dieser Arbeit verzichtet. 7 nähere Informationen auf http://www.almo-statistik.de -42- Ergebnisse der Befragung 7. Ergebnisse der Untersuchung Im nachfolgenden Kapitel werden die Erhebungsergebnisse der Befragung von Angehörigen der Bewohner der ausgewählten Einrichtungen dargestellt.8 Zunächst werden die befragten Personen (Abschnitt 7.1.) sowie die Bewohner näher beschrieben und dem Leser Informationen zum Umzug des Pflegebedürftigen in das Alten- und Pflegeheim gegeben (Abschnitt 7.2.). In weiterer Folge werden die Erhebungsergebnisse, welche die Betreuungsqualität betreffen, in Abschnitt 7.3. dargestellt. Die Gliederung dieser Ergebnisse erfolgt nach den festgelegten Qualitätsdimensionen Selbst- und Mitbestimmung, Wertschätzung, Geborgenheit und Sicherheit. Anschließend wird die Bewertung der Angehörigenarbeit in den ausgewählten Einrichtungen geliefert (Abschnitt 7.4.). Konkret untersucht wurden das Informationsverhalten der Mitarbeiter, der Umgang mit Beschwerden sowie die Einbeziehung der Angehörigen in den Heimalltag. Zudem wird die Beurteilung der Einrichtungen insgesamt dargestellt (Abschnitt 7.5.). Ergänzend werden Verbesserungsvorschläge der befragten Angehörigen unter Abschnitt 7.6. angeführt. 7.1. Informationen zu den Befragten Im nachfolgenden Abschnitt erfolgt die Darstellung der erhobenen soziodemographischen Merkmale der befragten Angehörigen. Darüber hinaus werden die Häufigkeit der Besuche der Untersuchungsteilnehmer in den ausgewählten Einrichtungen und die Beziehung der befragten Personen zum Bewohner abgebildet. Es wird angenommen, dass diese Aspekte die Bewertung der befragten Angehörigen hinsichtlich der einzelnen Themenkomplexe beeinflussen. In weiterer Folge sollen somit Aussagen über Zusammenhänge zwischen diesen Variablen und der Zufriedenheit der Befragungsteilnehmer getätigt werden können. 8 Da sich nicht alle befragten Personen zu den einzelnen Fragestellungen geäußert haben, wird bei jeder Darstellung der Ergebnisse die Anzahl der validen Werte (n) ergänzend in Klammer angeführt. Aufgrund der besseren Übersichtlichkeit und Vergleichbarkeit der Erhebungsergebnissen wird bei der folgenden Beschreibung der Ergebnisse auf die Antwortmöglichkeit „kann ich nicht beurteilen“ verzichtet. Im Anhang dieser Arbeit ist die eindimensionale Auszählung der erhobenen Fragebogendaten mit sämtlichen Ausprägungen abgebildet. -43- Ergebnisse der Befragung 7.1.1. Merkmale der befragten Personen Neben den Merkmalen Geschlecht und Alter der befragten Angehörigen wird das persönliche Verhältnis zum Bewohner thematisiert. Alle 172 Angehörigen, die den Fragebogen retournierten, haben Angaben zu ihrem Geschlecht betreffend gemacht. Der weibliche Anteil ist mit 68% (117 Personen) deutlich höher als der männliche Anteil mit 32% (55 Personen). Hinsichtlich der Altersverteilung der Untersuchungsteilnehmer wird in nachfolgender Tabelle 1 ersichtlich, dass mehr als die Hälfte der befragten Angehörigen (52,4%) der Alterskategorie 51 bis 65 Jahre zuzuordnen sind. Alter der Bewohner bis 35 Jahre 36 - 50 Jahre 51 - 65 Jahre 66 - 80 Jahre 81 Jahre und älter Gesamt Anzahl 2 20 89 53 6 170 in Prozent 1,2 % 11,8 % 52,4 % 31,2 % 3,5 % 100 % Tab. 1: Altersstruktur der befragten Angehörigen Nur 22 Personen sind demnach jünger als 50 Jahre und sechs Angehörige 81 Jahre oder älter. Der Großteil der Befragungsteilnehmer (52,4%) ist zwischen 51 und 65 Jahren alt, gefolgt von der Alterskategorie der 66- bis 80-Jährigen (31,2%). Hinsichtlich der Beziehung zwischen den befragten Personen und dem Bewohner zeigt die nachfolgende Tabelle 2, dass der weit überwiegende Anteil der Angehörigen (91,8%) angegeben hat, in einem verwandtschaftlichen Verhältnis zum Bewohner des Alten- und Pflegeheims zu stehen: Beziehung des Befragten zum Bewohner Tochter / Sohn sonstiger Verwandter (Ehe) Partner sonstige Bezugsperson Schwester / Bruder Enkel Freund, Bekannter Gesamt Anzahl 107 20 17 12 10 4 2 172 in Prozent 62,2 % 11,6 % 9,9 % 7,0 % 5,8 % 2,3 % 1,2 % 100 % Tab. 2: Beziehung der befragten Angehörigen zum Bewohner -44- Ergebnisse der Befragung Wie in dieser Darstellung ersichtlich, bilden die direkten Nachkommen der Bewohner, also Töchter bzw. Söhne, mit 62,2% die quantitativ stärkste Gruppe. Zwölf Personen gaben an „sonstige Bezugsperson“ zu sein, wobei auch diese Nennungen großteils den vorgegeben Kategorien zuzuordnen wären. Viermal wurde „Nichte“, ebenso viermal „Schwiegertochter“ bzw. „Tochter des Lebensgefährten“, zweimal „Lebensgefährtin“ und einmal „Vertrauensperson“ bei der Frage nach dem Verhältnis zum Bewohner angeführt. Der relativ kleine Prozentsatz von 9,9% für die Merkmalsausprägung „(Ehe) Partner“ könnte ein Hinweis sein, dass viele Bewohner verwitwet sind bzw. der Partner aufgrund eigener Pflegebedürftigkeit nicht mehr als erster Ansprechpartner für die Mitarbeiter der geriatrischen Einrichtungen geführt wird. 7.1.2. Besuchsfrequenz der befragten Personen Das Ergebnis der Befragung zeigt, dass mehr als die Hälfte der befragten Angehörigen (56,4%) die Bewohner mehrmals pro Woche besuchen und weitere 11,6% der Befragungsteilnehmer sogar täglich ins Alten- und Pflegeheim kommen, wie die folgende Darstellung zeigt: Anzahl der Besuche täglich mehrmals pro Woche mehrmals pro Monat mehrmals pro Jahr seltener als 1x pro Jahr Gesamt Nennungen 20 97 48 6 1 172 in Prozent 11,6 % 56,4 % 27,9 % 3,5 % 0,6 % 100 % Tab. 3: Besuchsfrequenz der Angehörigen Auch wenn die erhobenen Daten verdeutlichen, dass die Mehrzahl der befragten Personen in regelmäßigem Kontakt zum Bewohner steht, kann daraus nicht automatisch auf eine gute Qualität dieser Beziehung geschlossen werden. Im Anschluss wurde analysiert, ob das Geschlecht bzw. das Alter des Angehörigen die Besuchsfrequenz beeinflussen. Entgegen der Vermutung, dass Frauen ihr Familienmitglied häufiger in der Einrichtung besuchen als Männer, konnte kein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Merkmal Geschlecht des Angehörigen und der Besuchsfrequenz festgestellt werden. Auch die Annahme, wonach Angehörige, die älter als 65 Jahre sind, den Bewohner häufiger besuchen als Jüngere, da erstere üblicherweise mehr Zeit zur Verfügung haben, konnte nicht bestätigt werden. Demzufolge ist die Besuchsfrequenz weitgehend unabhängig vom Geschlecht und vom Alter der befragten Personen. -45- Ergebnisse der Befragung 7.2. Informationen zu den Bewohnern der ausgewählten Einrichtungen Um ein grobes Bild der Bewohner, welche in den ausgewählten Einrichtungen betreut werden, zu erhalten und um die Spezifika dieser Personengruppe in die Interpretation der Ergebnisse einbeziehen zu können, befasst sich der folgende Abschnitt der Auswertung mit der näheren Beschreibung der Bewohner auf Basis der getätigten Angaben der befragten Personen im Zuge der durchgeführten Untersuchung. Erhoben wurden neben einigen soziodemographischen Merkmalen ergänzend noch spezifische Daten zu den Bewohnern (Selbstständigkeit, Ausdrucksfähigkeit und Mobilität), um neben der Pflegegeldstufe noch weitere Hinweise bezüglich des Pflegebedarfs des Bewohners zu erhalten. Darüber hinaus wurde die Dauer der Betreuung des Bewohners in der Einrichtung zum Erhebungszeitpunkt erfasst. Diese angeführten Variablen wurden abgefragt, um in weiterer Folge eventuelle Zusammenhänge mit der Bewertung der Angehörigen untersuchen zu können. 7.2.1. Merkmale der Bewohner Zunächst erfolgt die Abbildung der Merkmale Geschlecht, Alter sowie der Pflegegeldstufe der Bewohner. Der nachfolgende Gliederungspunkt gibt zudem detaillierter über die Einschätzung der befragten Angehörigen bezüglich Selbstständigkeit, Ausdrucksfähigkeit und Mobilität des Bewohners Auskunft. 7.2.1.1. Geschlecht und Alter der Bewohner Von den 172 Befragten haben 170 Personen Angaben zum Geschlecht des Bewohners gemacht. Mit 76,5% ist der Frauenanteil in den ausgewählten Einrichtungen deutlich höher als der Männeranteil von 23,5%. Diese Geschlechterverteilung spiegelt die allgemeine Situation in den Alten- und Pflegeheimen Oberösterreichs wider, welche durch einen Anteil an Bewohnerinnen von 77,5% gekennzeichnet ist (vgl. Amt der Oö. Landesregierung 2009, S. 6). In der Befragung wurde auch das Alter der Bewohner erhoben, wobei 171 Antworten in die Auswertung einbezogen werden konnten. Erwartungsgemäß ist der Mehrheit der Bewohner (80,7%) zum Befragungszeitpunkt älter als 80 Jahre. 91 Jahre und mehr sind 18,1% der Bewohner. Nur drei Personen (1,7%) sind jünger als 60 Jahre, sieben Personen (4,1%) sind zwischen 61 und 70 Jahren. Etwa jeder achte Bewohner (13,4%) ist zwischen 71 und 80 Jahre alt. -46- Ergebnisse der Befragung Im Vergleich zu den aktuellen Zahlen des Landes Oberösterreich leben in den ausgewählten Einrichtungen durchschnittlich mehr Bewohner, die älter als 80 Jahre sind, als in Alten- und Pflegeheimen in Oberösterreich insgesamt. Der Anteil von Personen über 80 Jahren liegt in den untersuchten Einrichtungen bei 80,7%. In den oberösterreichischen Alten- und Pflegeheimen lebten am Stichtag 1.1.2009 im Schnitt 71,7% der Bewohner, die dieser Altersgruppe zugeordnet werden können (vgl. Amt der Oö. Landesregierung 2010, S.23). Im Zuge der Datenanalyse war interessant, ob ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen dem Merkmal „Geschlecht des Bewohners“ und dem Merkmal „Alter des Bewohners“ besteht. Da Frauen statistisch gesehen eine höhere Lebenserwartung haben als Männer, wurde folgende Vermutung überprüft: In den ausgewählten Einrichtungen leben mehr ältere Bewohnerinnen (über 85 Jahre) als Bewohner. Die getätigte Auswertung bestätigt, dass mehr Frauen (60,5%) als Männer (47,5%), die älter als 85 Jahren sind, in den ausgewählten Alten- und Pflegeheimen betreut werden. Allerdings konnte kein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen den untersuchten Variablen festgestellt werden9. 7.2.1.2. Pflegegeldstufenverteilung der Bewohner Mehr als ein Viertel der Bewohner der ausgewählten Alten- und Pflegeheimen (27,3%) bezieht laut Angaben der Untersuchungsteilnehmer Pflegegeldstufe 5. Fast ebenso viele Personen (26,0%) wurden der Stufe 4 zugeordnet. Die nachfolgende Tabelle 4 gibt einen Überblick über die Verteilung der Variablen „Pflegegeldstufe“ in den ausgewählten Einrichtungen zum Erhebungszeitpunkt.10 Zum Vergleich dazu wurden auch die entsprechenden Zahlen der oberösterreichischen Alten- und Pflegeheime zum Stichtag 1.1.2009 angeführt. 9 Signifikanzniveau (1-p)*100 = 85,256%, Phi = 0,14744 10 Die 16 befragten Personen, die angegeben haben, die Pflegegeldstufe des Bewohners nicht zu kennen, sind in folgender Darstellung nicht vertreten. -47- Ergebnisse der Befragung ausgewählte Einrichtungen Pflegegeldstufe Anzahl 1 3 14 30 39 41 16 6 150 kein Pflegegeld Pflegegeldstufe 1 Pflegegeldstufe 2 Pflegegeldstufe 3 Pflegegeldstufe 4 Pflegegeldstufe 5 Pflegegeldstufe 6 Pflegegeldstufe 7 Gesamt Oö. APH gesamt in Prozent 0,7 % 2,0 % 9,3 % 20,0 % 26,0 % 27,3 % 10,7 % 4,0 % 100 % in Prozent 1,0 % 2,3 % 12,3 % 18,4 % 25,6 % 25,2 % 9,0 % 6,2 % 100 % Tab. 4: Verteilung der Pflegegeldstufen der Bewohner in den ausgewählten Einrichtungen in Relation zu den Oö. APH’s gesamt11 Wie aus der angeführten Tabelle 4 hervorgeht, entspricht die Verteilung der Pflegegeldstufen der Bewohner in den ausgewählten Einrichtungen weitgehend den Angaben der oberösterreichischen Alten- und Pflegeheimen gesamt. Es können keine nennenswerten Abweichungen festgestellt werden. Detaillierter analysiert wurde, ob ein Zusammenhang zwischen der Pflegegeldstufe und dem Alter bzw. dem Geschlecht der Bewohner besteht. Entgegen der Vermutung, dass mit höherem Alter auch die Pflegegeldstufe steigt, wurde festgestellt, dass zwischen den Variablen „Alter des Bewohners“ und „Pflegegeldstufe“ kein statistisch signifikanter Zusammenhang vorliegt. Überraschenderweise wurde beinahe jedem dritten Bewohner (32,1%), der 80 Jahre oder jünger ist, die Pflegegeldstufe 6 bzw. 7 von den Angehörigen zugeordnet, wohingegen dies nur bei jedem Achten bei den über 90-Jährigen (12,5%) und bei den 81- bis 90-Jährigen bei 10,5% der Fall ist. Etwa jeder sechste Bewohner (16,7%) über 90 Jahre hat Pflegegeldstufe 1 oder 2. Bei den unter 80-Jährigen sind dies nur 7,1%. Das Erhebungsergebnis verdeutlicht, dass vom Alter der Bewohner nicht automatisch auf die Pflegegeldstufe geschlossen werden kann. In Bezug auf das Geschlecht der Bewohner konnte ebenso kein statistisch signifikanter Zusammenhang mit der Pflegegeldstufe Pflegegeldstufen von Bewohnerinnen und bestätigt werden. Bewohnern zeigt Die keine Verteilung der nennenswerten Abweichungen. Wie vermutet hat die Auswertung ergeben, dass der Anteil der Frauen die in den ausgewählten Einrichtungen betreut werden, mit 76,5% deutlich über jenem der Männer mit 23,5% liegt. Desweiteren bestätigte sich der Trend, wonach in Alten- und Pflegeheimen 11 vgl. Amt der Oö. Landesregierung 2010, S. 24 -48- Ergebnisse der Befragung vermehrt ältere Personen betreut werden. Der Großteil der Bewohner in den ausgewählten Einrichtungen (81,1%) ist älter als 80 Jahre. Auch die Verteilung der Pflegegeldstufen hat keine überraschenden Ergebnisse geliefert. Den meisten Bewohnern (48,2%) wurde anhand der Angaben ihrer Angehörigen die Pflegegeldstufe 4 bzw. 5 zugeordnet. Die Datenanalyse hat zudem ergeben, dass Alter sowie Geschlecht der Bewohner in keinem Zusammenhang mit der Pflegegeldstufenverteilung stehen. 7.2.1.3. Selbstständigkeit, Ausdrucksfähigkeit und Mobilität der Bewohner Folgender Abschnitt zeigt die Ergebnisse der Untersuchung hinsichtlich Selbstständigkeit, Ausdrucksfähigkeit und Mobilität des Bewohners auf Basis der Angaben der befragten Personen. Abbildung 4 gibt einen Überblick über die erhobenen Daten: Bewertung der Selbstständigkeit, Ausdrucksfähigkeit und Mobilität des Bewohners 70,0% 58,0% 60,0% 50,6% 50,0% 40,0% 34,8% 30,0% 20,0% 10,0% 25,2% 13,8% 24,1% 31,6% 22,0% 19,3% 11,6% 6,0% 3,0% 0,0% Mobilität des Bewohners (n=167) sehr gut Selbstständigkeit des Bewohners (n=166) gut weniger gut Ausdrucksfähigkeit des Bewohners (n=164) nicht gut Abb. 4: Einschätzungen der Angehörigen bezüglich der Selbstständigkeit, der Ausdrucksfähigkeit und der Mobilität des Bewohners Wie der Darstellung zu entnehmen ist, wird besonders die Mobilität der Bewohner tendenziell negativ von den befragten Personen eingeschätzt. Mehr als die Hälfte der befragten Angehörigen (58,0%) hat diesen Aspekt mit “nicht gut” bewertet. Nur etwa jeder sechste Untersuchungsteilnehmer (16,8%) hat mit “sehr gut” bzw. “gut” geantwortet. Auch die Auswertung der Selbstständigkeit des Bewohners zeigt ein ähnliches Bild: 69,9% der befragten Angehörigen haben diese Abfrage mit “weniger gut” bzw. “nicht gut” beurteilt. Diese Antwortmöglichkeiten wurden auch von etwa der Hälfte der befragten Personen -49- Ergebnisse der Befragung (53,6%) für die Ausdrucksfähigkeit des Bewohners gewählt. Immerhin sind 46,1% der Befragungsteilnehmer der Meinung, dass der Bewohner sich sehr gut oder gut ausdrücken kann. Das Untersuchungsergebnis verdeutlicht also die Vermutung, wonach der Großteil der Bewohner in Alten- und Pflegeheimen in bestimmten Aspekten mehr oder weniger eingeschränkt ist und deshalb auf Unterstützungsleistungen von anderen angewiesen ist. Dieses Ergebnis spiegelt sich auch in der Verteilung der Pflegegeldstufen der Bewohner, wie unter Punkt 7.2.1.2. dargestellt, wider. 7.2.2. Dauer der Betreuung der Bewohner in der Einrichtung 171 Angehörige haben auf die Fragestellung, wie lange der Pflegebedürftige schon in der Einrichtung betreut wird, geantwortet. Der Großteil der Bewohner (41,5%) lebte demnach zum Erhebungszeitpunkt seit weniger als zwei Jahren im Alten- und Pflegeheim. 33,9% der befragten Angehörigen haben eine Aufenthaltsdauer zwischen zwei und fünf Jahren angegeben. Länger als fünf Jahre wird etwa ein Viertel der Bewohner (24,6%) in den ausgewählten Einrichtungen betreut. Da Frauen tendenziell eine höhere Lebenserwartung haben als Männer wurde die Hypothese, dass Frauen demnach auch länger im Alten- und Pflegeheim betreut werden, aufgestellt. Diese Vermutung kann durch die Ergebnisse dieser Untersuchung jedoch nicht bestätigt werden. Es können keine auffallenden Unterschiede hinsichtlich der Betreuungsdauer von Bewohnerinnen und derjenigen von Bewohnern festgestellt werden. Ebenso falsifiziert wurde die Hypothese, dass Bewohner mit einem höheren Lebensalter (älter als 85 Jahre) schon länger in den ausgewählten Einrichtungen betreut werden als die Jüngeren. Die Pflegegeldstufe steht auch in keinem Zusammenhang mit der Aufenthaltsdauer des Bewohners in der Einrichtung. Dem Ergebnis zufolge ist die Zeitspanne, die die Bewohner schon in den Einrichtungen betreut werden, also weitgehend unabhängig von diesen untersuchten Variablen. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Mehrheit der Bewohner (41,5%) seit weniger als zwei Jahren in den ausgewählten Einrichtungen betreut wird. -50- Ergebnisse der Befragung 7.3. Informationen zur Wahl der Einrichtung Im folgenden Gliederungspunkt werden die Ergebnisse der Fragestellungen, wer die Entscheidung für das Alten- und Pflegeheim getroffen hat und welche Gründe für die Wahl der Einrichtung ausschlaggebend waren, dargestellt. 7.3.1. Entscheidungsträger für die Wahl der Einrichtung Wie in Kapitel 5.2. thematisiert spielen Angehörige von pflegebedürftigen Personen eine bedeutende Rolle bei der Wahl für oder gegen eine geriatrische Einrichtung. Deshalb wurde im Zuge der Untersuchung auch die Frage gestellt, wer denn die Entscheidung für das jeweilige Alten- und Pflegeheim getroffen hat. Die Ergebnisse der Erhebung (n=170) bestätigen, dass der Großteil der befragten Personen an der Entscheidung beteiligt war: 45,3% gaben an, dass die Entscheidung für die Einrichtung gemeinsam mit dem Pflegebedürftigen getroffen wurde. Jeder zehnte Untersuchungsteilnehmer (10,0%) hat die Entscheidung ausschließlich alleine getroffen. Wie die Auswertung zeigt, wurde das Altenund Pflegeheim etwa von jedem dritten Bewohner (30%) ohne Einfluss anderer Personen ausgewählt. 13,5% der befragten Angehörigen haben angegeben, dass jemand anderer als sie selbst an der Entscheidung beteiligt war. Als sonstige Entscheidungsträger wurde 17mal der Arzt bzw. das Krankenhaus, achtmal andere Familienmitglieder und einmal das Gericht genannt. Im Detail wurde in weiterer Folge untersucht, ob Angehörige von Bewohnern mit höheren Pflegegeldstufen (Stufe 5, 6, 7) häufiger an der Entscheidung für die Einrichtung beteiligt waren als Angehörige von Bewohnern mit niedrigeren Pflegegeldstufen. Es wird angenommen, dass Personen mit geringem Betreuungsbedarf häufiger selbstbestimmt ein Alten- und Pflegeheim auswählen als Personen, die vermehrt auf die Unterstützung anderer angewiesen sind. Das Untersuchungsergebnis zeigt jedoch keinen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen der Pflegegeldstufe und dem Entscheidungsträger für die Wahl der Einrichtung. Die Verfasserin möchte an dieser Stelle anmerken, dass derzeit in den Alten- und Pflegeheimen noch Bewohner leben, die vor dem Ausbau der mobilen Dienste bei relativ guter gesundheitlicher Verfassung und geringem Pflegebedarf selbstbestimmt den Umzug gewählt haben. Aufgrund der aktuellen politischen Ausrichtung „mobil vor stationär“ kann davon ausgegangen werden, dass sich zukünftig der Anteil dieser Bewohner verringern wird und vermehrt Personen mit höherem Pflegegeldstufen in die Einrichtungen einziehen werden. Mit dieser Entwicklung einher wird wahrscheinlich auch eine Verschiebung der Verteilung der Entscheidungsträger in Richtung Angehörige gehen. -51- Ergebnisse der Befragung Insgesamt verdeutlicht das aktuelle Untersuchungsergebnis die Bedeutung der Angehörigen bei der Auswahl eines Alten- und Pflegeheimes und begründet die Notwendigkeit, dass auch für Angehörige der Bewohner spezifische Maßnahmen, sogenannte Angehörigenarbeit, durchgeführt werden sollten. 7.3.2. Entscheidungskriterien für die Wahl der Einrichtung Alle 172 Untersuchungsteilnehmer haben auf die Frage, welche Gründe für die Wahl der geriatrischen Einrichtung ausschlaggebend waren, geantwortet. Mehrfachnennungen waren möglich. Die folgenden Entscheidungskriterien sind nach der Anzahl ihrer Nennungen absteigend gereiht: Pflegeplatz rasch / als erstes verfügbar (91 Nennungen) Nähe zum ursprünglichen Wohnort des Bewohners (86 Nennungen) „guter Ruf“ der Einrichtung (58 Nennungen) Lage der Einrichtung (45 Nennungen) Professionalität und Fachkompetenz des Personals (20 Nennungen) Empfehlung von anderen (19 Nennungen) 23 Befragungsteilnehmer haben zudem eigene Gründe für die Wahl der Einrichtung angeführt. Sieben Personen haben angegeben, dass ein Bekannter bzw. ein Familienmitglied schon in dieser Einrichtung betreut wurde. Zweimal wurde als Kriterium genannt, jemand aus der Familie arbeite in dem Alten- und Pflegeheim. Jeweils eine befragte Person hat angeben, keine andere Wahl gehabt zu haben bzw. von der Behörde überwiesen worden zu sein. Einmal wurde angeführt, dass die Entscheidung aufgrund des hellen, freundlichen Heimes getroffen wurde. Beim Betrachten des Erhebungsergebnisses (n=172) fällt auf, dass in erster Linie “praktische” Gründe für die Wahl der Einrichtung ausschlaggebend waren, wie etwa die Verfügbarkeit des Pflegeplatzes (52,9%), die Nähe zum ursprünglichen Wohnort (50,0%) oder die Lage der Einrichtung (26,2%). Kriterien wie die Kompetenz des Personals (11,6%) oder die Empfehlung von anderen (11,1%) wurden hingegen seltener genannt. Von den befragten Personen hat nur etwa jeder Dritte (33,7%) den „guten Ruf“ als Kriterium für die Wahl des Alten- und Pflegeheims angegeben, die Empfehlung von anderen wurde von 11,1% der Befragungsteilnehmer als Grund angeführt. Bei der Betrachtung der Verteilung der Gründe für die Wahl der Einrichtung liegt die Vermutung nahe, dass die Entscheidungsfreiheit der Kunden von Alten- und Pflegeheimen nicht in vollem Ausmaß gegeben ist, sondern von äußeren Umständen wie dem freien Platz bzw. der Lage der -52- Ergebnisse der Befragung Einrichtung determiniert wird. Insgesamt weist das Ergebnis darauf hin, dass die Wahlfreiheit der Pflegebedürftigen aufgrund zu weniger freier Pflegeplätze stark eingeschränkt ist und deshalb andere Gründe eine eher untergeordnete Rolle bei der Auswahl der Einrichtung spielen. Zusammengefasst kann festgehalten werden, dass an der Entscheidung für das Alten- und Pflegeheim mehr als die Hälfte aller befragten Angehörigen (55,3%) beteiligt waren. Am häufigsten wurden der rasch verfügbare Pflegeplatz und die Nähe zum ursprünglichen Wohnort des Bewohners als ausschlaggebende Gründe für die Wahl der Einrichtung genannt – jeder zweite Untersuchungsteilnehmer hat diese beiden Kriterien angegeben. 7.4. Bewertung der Betreuungsqualität in den ausgewählten Einrichtungen Ein inhaltlicher Schwerpunkt der Angehörigenbefragung stellte die Erhebung der Lebensqualität der Bewohner bzw. die Evaluierung der Betreuungsqualität in den ausgewählten Einrichtungen aus Sicht der Angehörigen dar. Die befragten Angehörigen wurden einerseits gebeten, die Umsetzung der festgelegten zentralen Qualitätsdimensionen zu beurteilen (Gliederungspunkt 3.1.) und andererseits deren Teilaspekte in Bezug auf Wichtigkeit für den Bewohner zu bewerten (Gliederungspunkt 3.2.). Abschnitt 3.3. stellt abschließend die bewertete Wichtigkeit der Umsetzung der abgefragten Aspekte gegenüber. 7.4.1. Bewertung der Umsetzung der festgelegten Qualitätsdimensionen In den nachfolgenden drei Abschnitten erfolgt die Darstellung der Erhebungsergebnisse der Qualitätsdimensionen Selbst- und Mitbestimmung, Wertschätzung sowie Geborgenheit und Sicherheit im Detail. Gliederungspunkt 7.4.1.4. zeigt zusammenfassend eine Übersicht dieser Qualitätsdimensionen. 7.4.1.1. Qualitätsdimension Selbst- und Mitbestimmung Der Wert „Selbst- und Mitbestimmung“ wurde mittels fünf Aussagen zu folgenden Aspekten abgebildet: Mitgestaltung des eigenen Zimmers durch den Bewohner Mitbestimmung des Bewohners bezüglich seines Tagesablaufes aktive Beteiligung des Bewohners an alltagsbezogenen Tätigkeiten -53- Ergebnisse der Befragung passendes Angebot an Freizeitaktivitäten Förderung der Erhaltung der Selbstständigkeit des Bewohners durch die Mitarbeiter der Einrichtung. Abbildung 5 stellt die Verteilung der Antworten der befragten Angehörigen graphisch dar: Umsetzung der Qualitätsdimension Selbst- und Mitbestimmung Der Bewohner kann sein Zimmer nach seinen Wünschen und Bedürfnissen gestalten (n=160) Die Mitarbeiter fördern die Erhaltung der Selbstständigkeit des Bewohners (n=144) Der Bewohner kann den Tagesablauf mitbestimmen (n=149) Das Angebot an Freizeitaktivitäten entspricht den Bedürfnissen des Bewohners (n=137) Der Bewohner kann sich an den alltagsbezogenen Tätigkeiten aktiv beteiligen (n=141) trifft voll zu trifft eher zu 48,1% 36,3% 40,3% 22,8% 24,8% 18,4% 6,9% 8,7% 43,1% 35,6% 27,7% 26,2% trifft eher nicht zu 11,7% 4,9% 22,9% 21,2% 18,5% 18,7% 26,3% 36,9% trifft nicht zu Abb. 5: Umsetzung der Qualitätsdimension „Selbst- und Mitbestimmung“ Beim Betrachten der Ergebnisse wird deutlich, dass die Aussage „Mein Angehöriger kann sein Zimmer nach seinen Wünschen und Bedürfnissen mitgestalten“ die höchste Zustimmung bekommt: 84,4% der befragten Angehörigen haben mit „trifft voll zu“ bzw. mit „trifft eher zu“ geantwortet. Nur 8,7% der Umfrageteilnehmer können sich gar nicht mit dieser Aussage identifizieren. Ähnlich positiv fällt auch das Ergebnis für die Aussage „Die Mitarbeiter der Einrichtung fördern die Erhaltung der Selbstständigkeit meines Angehörigen entsprechend seiner vorhandenen Ressourcen“ aus: 40,3% der befragten Personen stimmen voll und 43,1% stimmen eher zu. Die wenigste Zustimmung bekommt der Aspekt „Beteiligung an den alltagsbezogenen Aktivitäten“. Mehr als ein Drittel der befragten Angehörigen (36,9%) bewertet die entsprechende Aussage dazu mit „trifft nicht zu“ – diese Antwortmöglichkeit wurde bei dieser Abfrage auch am häufigsten ausgewählt. Weniger als die Hälfte der Befragungsteilnehmer (44,6%) können sich mit dieser Aussage identifizieren. Nur 58,4% der befragten Personen sind der Meinung, dass der Bewohner den Tagesablauf mitbestimmen kann. Die Vermutung, dass der Tagesablauf in den Einrichtungen zur Altenpflege weitgehend vorbestimmt ist, wird damit bestätigt. Ähnlich bewertet wurde auch -54- Ergebnisse der Befragung die Aussage „Das Angebot an Freizeitaktivitäten entspricht den Bedürfnissen meines Angehörigen“. Die Auswertung zeigt, dass fast jeder zweite Untersuchungsteilnehmer (47,5%) dieser Aussage eher nicht bzw. nicht zustimmt. Detaillierter analysiert wurde im Anschluss, ob zwischen der Bewertung der einzelnen Aspekte zur Selbst- und Mitbestimmung und der Pflegegeldstufe des Bewohners ein Zusammenhang besteht. Es wird angenommen, dass Bewohner mit viel Pflegebedarf und demzufolge höheren Pflegegeldstufen, weniger Mitbestimmungsmöglichkeiten im Heimalltag haben. Erwartungsgemäß konnten einige Hypothesen bestätigt werden. Wie in Tabelle 5 ersichtlich, können Bewohner mit einer niedrigen Pflegegeldstufe (Stufe 1, 2, 3, 4) eher ihr Zimmer nach eigenen Wünschen und Bedürfnissen gestalten als Personen mit hohen Pflegegeldstufen (Stufe 5, 6, 7). Der Bewohner kann sein Zimmer nach seinen Wünschen und Bedürfnissen gestalten trifft voll zu / trifft eher nicht zu / trifft eher zu trifft nicht zu Pflegegeldstufe des Bewohners12 Gesamt niedrige Pflegegeldstufe (n=82) 90,2% 9,8% 100% hohe Pflegegeldstufe (n=58) 77,6% 22,4% 100% Gesamt (n=140) 85,0% 15,0% 100% Signifikanzniveau (1-p)*100 = 96,116%, Phi = 0,1746 Tab. 5: Gestaltung des Zimmers nach Wünschen und Bedürfnissen des Bewohners, nach Pflegegeldstufe des Bewohners Auch die Möglichkeiten zur Mitbestimmung des Tagesablaufes durch den Bewohner sind, den Ansichten der befragten Angehörigen zufolge, für Personen mit weniger Betreuungsbedarf eher gegeben, als für Personen die verstärkt auf die Unterstützung vom Pflegepersonal angewiesen sind. Etwa jeder zweite Angehörige der Bewohner (46,3%), die Pflegegeld der Stufen 5, 6 oder 7 beziehen, ist der Meinung, dass der Pflegebedürftige den Tagesablauf eher nicht bzw. nicht mitbestimmen kann, wie folgende Darstellung zeigt: 12 niedrige Pflegegeldstufe = Stufe 1, 2, 3, 4; hohe Pflegegeldstufe = Stufe 5, 6, 7 -55- Ergebnisse der Befragung Pflegegeldstufe des Bewohners13 Der Bewohner kann den Tagesablauf mitbestimmen trifft voll zu / trifft eher nicht zu / trifft eher zu trifft nicht zu Gesamt niedrige Pflegegeldstufe (n=79) 67,1% 32,9% 100% hohe Pflegegeldstufe (n=54) 46,3% 53,7% 100% 41,3% 100% Gesamt (n=133) 58,7% Signifikanzniveau (1-p)*100 = 98,319%, Phi = 0,2073 Tab. 6: Mitbestimmung des Bewohners betreffend seinen Tagesablauf, nach Pflegegeldstufe des Bewohners Im Zuge der Datenanalyse konnte auch folgende Hypothese bestätigt werden: Bezieher der Pflegegeldstufen 1, 2, 3 und 4 können sich eher an den alltagsbezogenen Tätigkeiten beteiligen als Personen mit höheren Pflegegeldstufen. Die nachfolgende Tabelle 7 stellt den statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen den untersuchten Merkmalen dar: Pflegegeldstufe des Bewohners14 Der Bewohner kann sich nach Wunsch an den alltagsbezogenen Tätigkeiten beteiligen trifft voll zu / trifft eher nicht zu / trifft eher zu trifft nicht zu Gesamt niedrige Pflegegeldstufe (n=73) 57,5% 42,5% 100% hohe Pflegegeldstufe (n=52) 26,9% 73,1% 100% 55,2% 100% Gesamt (n=125) 44,8% Signifikanzniveau (1-p)*100 = 99,930%, Phi = 0,3034 Tab. 7: Beteiligung des Bewohners an alltagsbezogenen Tätigkeiten, nach Pflegegeldstufe des Bewohners Die Pflegegeldstufe beeinflusst neben den Möglichkeiten der individuellen Zimmergestaltung, der Mitbestimmung des Tagesablaufes und der Beteiligung an alltagsbezogenen Tätigkeiten auch, ob das Angebot an Freizeitaktivitäten den Bedürfnissen des Bewohners entspricht. Die Auswertung zeigt, dass die angebotenen Aktivitäten eher den Bedürfnissen von Bewohnern mit kleineren Pflegegeldstufen entsprechen als dies bei Personen mit Pflegegeldstufen der Fall ist. Tabelle 8 veranschaulicht dieses Ergebnis im Detail: 13 14 niedrige Pflegegeldstufe = Stufe 1, 2, 3, 4; hohe Pflegegeldstufe = Stufe 5, 6, 7 niedrige Pflegegeldstufe = Stufe 1, 2, 3, 4; hohe Pflegegeldstufe = Stufe 5, 6, 7 -56- hohen Ergebnisse der Befragung Das Angebot an Freizeitaktivitäten entspricht den Bedürfnissen des Bewohners trifft voll zu / trifft eher nicht zu / trifft eher zu trifft nicht zu Pflegegeldstufe des Bewohners15 Gesamt niedrige Pflegegeldstufe (n=71) 64,8% 35,3% 100% hohe Pflegegeldstufe (n=52) 34,6% 65,4% 100% 48,0% 100% Gesamt (n=123) 52,0% Signifikanzniveau (1-p)*100=99,906%, Phi = 0,2984 Tab. 8: Bewertung der Angehörigen bezüglich dem Entsprechen des Freizeitangebotes den Bedürfnissen des Bewohners, nach Pflegegeldstufe des Bewohners Obwohl zwischen dem Zustimmungsverhalten der Befragungsteilnehmer für den Aspekt der Förderung der Erhaltung der Selbstständigkeit des Bewohners und der Pflegegeldstufe kein auffallender Zusammenhang festgestellt werden konnte, bestätigen die durchgeführten Berechnungen den Einfluss des Pflegebedarfs auf die Selbst- und Mitbestimmung des Bewohners eindeutig. Im Zuge der Datenanalyse wurde zudem überprüft, ob zwischen der Bewertung der befragten Angehörigen betreffend die abgefragten Teilaspekte und dem Geschlecht bzw. dem Alter des Bewohners Zusammenhänge vorliegen. Es zeigen sich dabei keine statistisch signifikanten Zusammenhänge. Lediglich eine Hypothese konnte bestätigt werden. Demnach ist die aktive Beteiligung des Bewohners an alltagsbezogenen Tätigkeiten vom Geschlecht des Pflegebedürftigen abhängig. Tabelle 9 verdeutlicht das Ergebnis, wonach jede zweite Bewohnerin an alltagsbezogenen Tätigkeiten beteiligt ist, hingegen nur knapp 20% der Bewohner der ausgewählten Einrichtungen. Geschlecht des Bewohners Der Bewohner kann sich an den alltagsbezogenen Tätigkeiten aktiv beteiligen trifft voll zu / trifft eher nicht zu / trifft eher zu trifft nicht zu Gesamt weiblich (n=108) 50,9% 49,1% 100% männlich (n=31) 19,4% 80,6% 100% 80,1% 100% Gesamt (n=139) 43,9% Signifikanzniveau (1-p)*100 = 99,820%, Phi = 0,2648 Tab. 9: Beteiligung des Bewohners an alltagsbezogenen Tätigkeiten, nach Geschlecht des Bewohners 15 niedrige Pflegegeldstufe = Stufe 1, 2, 3, 4; hohe Pflegegeldstufe = Stufe 5, 6, 7 -57- Ergebnisse der Befragung Seitens der Einrichtungen werden den Bewohnern grundsätzlich einige Möglichkeiten für alltägliche Tätigkeiten geboten, wie z. B. das Eindecken des Mittagstisches oder die Mithilfe bei der Dekoration der Gemeinschaftsbereiche. Das Erhebungsergebnis könnte jedoch ein Hinweis dafür sein, dass die derzeitigen Angebote den Wünschen der männlichen Pflegebedürftigen der Alten- und Pflegeheime nur wenig entsprechen. Da die Teilnahme der Bewohner an alltagsbezogenen Aktivitäten generell nur wenig Zustimmung erhalten hat, sollten die ausgewählten Einrichtungen erheben, welche Angebote von den Bewohnern gewünscht werden und zudem die Tätigkeiten den Fähigkeiten der Pflegebedürftigen anpassen, dass möglichst vielen Bewohnern die Möglichkeit geboten werden kann sich zu beteiligen. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Qualitätsdimension Selbst- und Mitbestimmung in den ausgewählten Einrichtungen besonders in Bezug auf die Möglichkeiten der individuellen Zimmergestaltung und die Förderung der Erhaltung der Selbstständigkeit durch die Mitarbeiter, aus der Perspektive der befragten Angehörigen, derzeit gut umgesetzt wird. Optimierungspotenzial besteht hingegen bei der Gestaltung der Freizeitaktivitäten und den Möglichkeiten der Bewohner zur aktiven Beteiligung an alltagsbezogenen Aktivitäten. Auch die Mitbestimmung des Tagesablaufs durch den Bewohner wird derzeit noch nicht optimal in den ausgewählten Alten- und Pflegeheimen umgesetzt. Insgesamt zeigt sich, dass die Mitbestimmungsmöglichkeiten mit steigendem Pflege- und Betreuungsbedarf der Bewohner abnehmen. 7.4.1.2. Qualitätsdimension Wertschätzung Die Umsetzung der Wertschätzung in den ausgewählten Einrichtungen wurde an folgenden Dimensionen gemessen: Ernstnehmen von Ängsten und Sorgen des Bewohners Ernstnehmen von Beschwerden und Verbesserungsvorschlägen des Bewohners individuelle Anpassung der Pflegehandlungen an den Bedürfnissen des Bewohners ausreichende Zeitressourcen des Pflegepersonals für die Unterstützung und Betreuung des Bewohners. Die Auswertung der Antworten der befragten Angehörigen zur Wertschätzung des Bewohners in den ausgewählten Einrichtungen zeigt ein durchwegs positives Bild. Abbildung 6 gibt einen Überblick über die erhobenen Daten zu dieser Qualitätsdimension: -58- Ergebnisse der Befragung Umsetzung der Qualitätsdimension Wertschätzung Ängste und Sorgen des Bewohners werden ernst genommen (n=156) Pflegehandlungen werden den individuellen Bedürfnissen des Bewohners angepasst (n=153) Das Pflegepersonal nimmt sich ausreichend Zeit für die Unterstützung und Betreuung des Bewohners (n=155) Beschwerden und Verbesserungsvorschläge werden ernst genommen (n=133) trifft voll zu trifft eher zu 49,4% 38,4% 7,8%4,4% 47,1% 40,5% 10,5%1,9% 32,9% 26,3% 40,7% 45,1% trifft eher nicht zu 20,0% 19,6% 6,4% 9,0% trifft nicht zu Abb. 6: Umsetzung der Qualitätsdimension „Wertschätzung“ Wie das Auswertungsergebnis der Abbildung 6 zeigt, haben die befragten Angehörigen den Teilaspekt „Eingehen auf Ängste und Sorgen des Bewohners“ am besten beurteilt. Fast jeder zweite Befragungsteilnehmer (49,4%) kann sich mit der Aussage „Die Ängste und Sorgen meines Angehörigen werden ernst genommen“ voll identifizieren. Weitere 38,4% der befragten Personen stimmen dem eher zu. Ähnlich positiv schneidet der Aspekt „Pflegehandlungen werden den individuellen Bedürfnissen meines Angehörigen angepasst“ ab. Auch dieser Aussage stimmt der Großteil der befragten Angehörigen (87,8%) voll bzw. eher zu. Beim Betrachten des Ergebnisses fällt auf, dass 9% der Untersuchungsteilnehmer angeben, dass Beschwerden und Verbesserungsvorschläge des Bewohners nicht ernst genommen werden. Nur jeder vierte Angehörige (26,3%) stimmt der entsprechenden Aussage dazu voll zu. Im Sinne eines wertschätzenden Umgangs sollten die Mitarbeiter der Alten- und Pflegeheime jedoch jede Kritik der Bewohner unabhängig davon, ob diese Äußerung ihrer Meinung nach berechtigt ist oder nicht, ernst nehmen. Besonderes Interesse gilt der Bewertung des zeitlichen Aspektes im Heimalltag. Auch wenn die zeitlichen Ressourcen des Personals für die Betreuung des einzelnen Bewohners beschränkt sind, kann sich der überwiegende Anteil der befragten Personen (73,6%) mit der Aussage „Das Pflegepersonal nimmt sich ausreichend Zeit für die Unterstützung und Betreuung meines Angehörigen“ identifizieren. Beinahe jeder dritte Befragungsteilnehmer (32,9%) stimmt dem sogar voll zu. Etwa jeder vierte befragte Angehörige (26,4%) stimmt dieser Aussage jedoch eher nicht bzw. nicht zu. Im Zuge der Erhebung wurde auch die Frage nach Wünschen bzw. Verbesserungsvorschläge seitens der Angehörigen gestellt.16 42 16 siehe Abschnitt 7.7. -59- Ergebnisse der Befragung Personen haben hierbei angeführt, dass mehr Personal notwendig sei bzw. das vorhandene Personal mehr Zeit für die Bewohner aufbringen sollte. Aufgrund dieser Ergebnisse kann jedoch keine Aussage darüber getroffen werden, inwieweit der gesetzlich vorgeschriebene Personalschlüssel der Alten- und Pflegeheime oder interne Abläufe der ausgewählten Einrichtungen, etwa einem Viertel der befragten Personen das Gefühl von Personal- bzw. Zeitmangels vermitteln. Im Zuge der Auswertung wurde auch untersucht, ob sich zwischen der Bewertung für die Aussage „Das Pflegepersonal nimmt sich ausreichend Zeit für die Unterstützung und Betreuung des Bewohners“ und dem Alter bzw. dem Geschlecht des befragten Angehörigen ein Zusammenhang feststellen lässt. Die Ergebnisse der Datenanalyse bestätigen die beiden Hypothesen, wonach Männer und Angehörige der Altersgruppe der über 65-Jährigen, dieser Aussage häufiger zustimmen als die anderen Befragungsteilnehmer. Die Ergebnisse der beiden Teilaspekte werden in Tabelle 10 und 11 dargestellt: Alter des befragten Angehörigen Das Pflegepersonal nimmt sich ausreichend Zeit für die Unterstützung und Betreuung des Bewohners trifft voll zu / trifft eher nicht zu / trifft eher zu trifft nicht zu Gesamt bis 65 Jahre (n=101) 66,3% 33,7% 100% über 65 Jahre (n=52) 86,5% 13,5% 100% 28,2% 100% Gesamt (n=153) 71,8% Signifikanzniveau (1-p)*100 = 99,246%, Phi = 0,2160 Tab. 10: Bewertung der Angehörigen bezüglich ausreichender Zeitressourcen des Pflegepersonals für die Betreuung des Bewohners, nach Alter der Angehörigen Geschlecht des befragten Angehörigen Das Pflegepersonal nimmt sich ausreichend Zeit für die Unterstützung und Betreuung des Bewohners trifft voll zu / trifft eher nicht zu / trifft eher zu trifft nicht zu Gesamt weiblich (n=106) 67,9% 32,1% 100% männlich (n=49) 85,7% 14,3% 100% 28,2% 100% Gesamt (n=155) 71,8% Signifikanzniveau (1-p)*100 = 98,042%, Phi = 0,1875 Tab. 11: Bewertung der Angehörigen bezüglich ausreichender Zeitressourcen des Pflegepersonals für die Betreuung des Bewohners, nach Geschlecht der Angehörigen Die beiden Tabellen 10 und 11 zeigen, dass von den über 65-jährigen befragten Angehörigen 86,5% der Aussage zustimmen, von den Jüngeren hingegen nur 66,3%. Von den männlichen Untersuchungsteilnehmer stimmen 85,7% zu, bei den weiblichen Befragten -60- Ergebnisse der Befragung nur 67,9%. Dieses Ergebnis weist möglicherweise auf höhere Ansprüche seitens der weiblichen Angehörigen und der Personengruppe der unter 65-Jährigen in Bezug auf die Zeitressourcen des Pflegepersonals für die Betreuung der Bewohner hin. Weitere Berechnungen für die Qualitätsdimension „Wertschätzung“ haben keine weiteren statistisch signifikanten Zusammenhänge zwischen den einzelnen Aspekten und der Pflegegeldstufe des Bewohners feststellen lassen. Das Erhebungsergebnis bestätigt, dass das Pflegepersonal der ausgewählten Einrichtungen aus Sicht der Untersuchungsteilnehmer dem Großteil der Bewohner wertschätzend begegnet, unabhängig von deren Pflege- und Unterstützungsbedarf. In Bezug auf die Qualitätsdimension Wertschätzung kann somit zusammenfassend festgestellt werden, dass die ausgewählten Einrichtungen um einen wertschätzenden Umgang mit den Bewohnern bemüht sind. Aus Sicht der Befragungsteilnehmer wird dieser besonders gut umgesetzt beim Ernstnehmen von Ängsten und Sorgen sowie bei der Anpassung der Pflegehandlungen an die individuellen Bedürfnisse der Bewohner. Hingegen wurden die zeitlichen Ressourcen des Pflegepersonals für die Betreuung des Pflegebedürftigen etwas schlechter eingeschätzt, insbesondere von weiblichen Angehörigen und von Untersuchungsteilnehmer bis 65 Jahren. Optimierungspotenzial besteht beim Umgang mit Beschwerden und Verbesserungsvorschlägen. 7.4.1.3. Qualitätsdimension Geborgenheit & Sicherheit Neben den Werten Selbst- und Mitbestimmung sowie Wertschätzung wurde im Zuge der Angehörigenbefragung auch die Einschätzung der befragten Personen zum Thema Geborgenheit und Sicherheit erhoben. Die Untersuchungsteilnehmer wurden wieder gebeten, bestimmte Aussagen, die diese Werte repräsentieren sollen, zu beurteilen. Folgende Aspekte wurden dazu konkret gemessen: ob die baulichen Gegebenheiten den Bedürfnissen des Bewohners entsprechen sorgfältige Behandlung des persönlichen Eigentums des Bewohners optimale Eingehen der Mitarbeiter auf das Krankheitsbild des Bewohners ob sich der Bewohner von den Mitarbeitern wertgeschätzt fühlt Integration des Bewohners in die Gemeinschaft der Bewohner ob sich der Bewohner in der Einrichtung wohl fühlt. Auch für diese Qualitätsdimension wurden in weiterer Folge Berechnungen bezüglich möglicher Zusammenhänge zwischen den einzelnen Aspekten und der Pflegegeldstufe des Bewohners durchgeführt. Es sei an dieser Stelle vorweggenommen, dass die Pflegegeldstufe für das Antwortverhalten der befragten Angehörigen zum Thema -61- Ergebnisse der Befragung „Geborgenheit und Sicherheit“ keine Rolle spielt. Es konnten keine statistisch signifikanten Zusammenhänge zwischen den abgefragten Aussagen und der Pflegegeldstufe des Bewohners festgestellt werden. Insgesamt zeigt das Erhebungsergebnis, dass der Großteil der befragten Angehörigen mit der Umsetzung der Qualitätsdimension Sicherheit in den ausgewählten Einrichtungen zufrieden ist. Viele Untersuchungsteilnehmer sind auch der Meinung, dass sich der Bewohner im Alten- und Pflegeheim wohl fühlt. Abbildung 7 stellt die Verteilung der verschiedenen Aspekte im Detail dar: Umsetzung der Qualitätsdimension Geborgenheit und Sicherheit Das persönliche Eigentum des Bewohners wird mit Sorgfalt behandelt (n=156) 62,2% Der Bewohner fühlt sich von den Mitarbeitern wertgeschätzt (n=158) 55,1% Die Mitarbeiter gehen optimal auf das Krankheitsbild des Bewohners ein (n=156) 49,4% Die baulichen Gegebenheiten entsprechen den Bedürfnissen des Bewohners (n=161) 50,9% Der Bewohner fühlt sich in der Einrichtung wohl (n=157) trifft eher zu 34,2% 35,3% 35,2% 7,0% 3,7% 11,5% 3,8% 23,1% 12,4% 45,9% Der Bewohner ist in die Gemeinschaft integriert (n=159) trifft voll zu 28,2% 5,1% 4,5% 40,1% 39,1% trifft eher nicht zu 13,6% 12,1% 1,9% 16,9% 8,8% trifft nicht zu Abb. 7: Umsetzung der Qualitätsdimension „Geborgenheit & Sicherheit“ Bei Betrachtung der Abbildung 7 zeigt sich, dass die Aussage „Das persönliche Eigentum des Bewohners wird mit Sorgfalt behandelt“ die höchste Zustimmung erhält: 90,4% der befragten Personen stimmen dem voll bzw. eher zu. Der wertschätzende Umgang der Mitarbeiter der Einrichtungen mit den Bewohnern wird von 89,3% der befragten Personen ebenso positiv eingeschätzt. Auch der Aussage „Mein Angehöriger fühlt sich in der Einrichtung wohl“ stimmen 86,0% der Befragungsteilnehmer voll bzw. eher zu. Im Vorfeld wurde angenommen, dass Angehörige von Bewohnern mit Pflegegeldstufen 5, 6 und 7 seltener der Meinung sind, dass sich der Pflegebedürftige in der Einrichtung wohl fühlt, als jene Angehörige von Bewohnern mit niedrigeren Pflegegeldstufen. Das Ergebnis verdeutlicht jedoch, dass der Pflegebedarf in keinem Zusammenhang mit der Bewertung der Angehörigen steht. -62- Ergebnisse der Befragung Ähnlich wurde auch der Aspekt „Eingehen der Mitarbeiter auf das Krankheitsbild des Bewohners“ beurteilt: dieser bekommt von 84,7% der Untersuchungsteilnehmer Zustimmung und das Antwortverhalten der befragten Angehörigen steht zudem in keinem Zusammenhang mit der Pflegegeldstufe des Bewohners. Das Ergebnis für den Aspekt „Integration des Bewohners in die Gemeinschaft“ schneidet hingegen etwas schlechter ab. Etwa jede vierte befragte Person (25,7%) hat sich dazu tendenziell negativ geäußert. 8,8% der Befragungsteilnehmer haben angegeben, dass diese Aussage nicht zutrifft. Vermutlich erschweren dementielle Erkrankungen die Einbindung des Pflegebedürftigen in die Gemeinschaft der Bewohner. Wie bereits erwähnt, konnte im Zuge der Datenanalyse jedoch kein Zusammenhang zwischen der Integration in die Gemeinschaft und der Pflegegeldstufe des Bewohners festgestellt werden. Entgegen der Vermutung, dass Bewohner mit wenig Unterstützungsbedarf häufiger Kontakte zu anderen Mitbewohnern haben als jene Bewohner, die aufgrund eines hohen Pflegeaufwandes viel Zeit in ihrem Zimmer bzw. Bett verbringen, konnte dieser Zusammenhang nicht bestätigt werden. Da jedoch die soziale Integration des Bewohners wesentlichen Einfluss auf die Lebensqualität des Pflegebedürftigen hat, sollten die Mitarbeiter der ausgewählten Einrichtungen in Erfahrung bringen, ob seitens der Pflegebedürftigen ein Bedürfnis nach mehr sozialen Kontakten zu den Bewohnern besteht und demzufolge versuchen, die Gemeinschaft unter den Bewohnern aktiv zu fördern oder auch nicht. Der Aussage „Die baulichen Gegebenheiten entsprechen den Bedürfnissen meines Angehörigen“ stimmt etwa jeder vierte Befragungsteilnehmer (26%) eher nicht bzw. nicht zu. Da die drei ausgewählten Einrichtungen, die an der Angehörigenbefragung teilgenommen haben, unterschiedliche bauliche Konzepte aufweisen und deren Baujahre stark variieren, erfolgt im Anschluss die Überprüfung, ob diese Aussage von allen Angehörigen gleich bewertet wurde. Es wird angenommen, dass Angehörige von Bewohnern die im Haus 3 leben, diesen abgefragten Aspekt häufiger zustimmen als die anderen, da dieses Alten- und Pflegeheim erst im Jahr 1999 eröffnet wurde. Erwartungsgemäß haben die Untersuchungsteilnehmer die baulichen Gegebenheiten der beiden älteren Einrichtungen tendenziell schlechter bewertet, wie Tabelle 12 zeigt: -63- Ergebnisse der Befragung baulichen Gegebenheiten entsprechen den Bedürfnissen des Alten- und Pflegeheim Bewohners trifft voll zu / trifft eher nicht zu / trifft eher zu trifft nicht zu Haus 1 (n=51) 60,8% 39,2% Haus 2 (n=60) 63,3% 36,7% Haus 3 (n=50) 100% 0% Gesamt (n=161) 73,9% 26,1% Signifikanzniveau (1-p)*100 = 100%, Cramer’s V = 0,3994 Gesamt 100% 100% 100% 100% Tab. 12: Bewertung der baulichen Gegebenheiten der Einrichtungen, nach den einzelnen Häusern Beim Betrachten des Erhebungsergebnisses ist eindeutig ein Zusammenhang zwischen den einzelnen geriatrischen Einrichtungen und dem Zustimmungsverhalten der befragten Personen feststellbar. Alle Angehörigen der Bewohner, welche im Haus 3 betreut werden, sind demnach der Meinung, dass die baulichen Gegebenheiten den Bedürfnissen der Bewohner entsprechen – sie haben diesen Aspekt mit „trifft voll zu“ bzw. „trifft eher zu“ bewertet. Hingegen haben dies nur sechs von zehn Angehörigen der Bewohner der beiden anderen Häuser angegeben. Dieses Ergebnis ist nicht verwunderlich, befindet sich aufgrund veralteter baulicher Konzepte bereits ein neues Alten- und Pflegeheim in Bau. An dieser Stelle sei angemerkt, dass die baulichen Gegebenheiten den am wenigsten beeinflussbaren Faktor seitens der Mitarbeiter der geriatrischen Einrichtungen darstellen. Überraschenderweise zeigt sich bei der Überprüfung der Aussage „Die baulichen Gegebenheiten entsprechen den Bedürfnissen des Bewohners“ mit der Pflegegeldstufe des Bewohners kein statistisch signifikanter Zusammenhang. Demnach werden die baulichen Gegebenheiten von Angehörigen von Bewohnern mit höheren Pflegegeldstufen nicht negativer bewertet als von den anderen Personen. In Bezug auf die Qualitätsdimensionen Geborgenheit und Sicherheit kann zusammenfassend gesagt werden, dass die Einrichtungen unabhängig vom Pflegebedarf der Bewohner bemüht sind, ihnen ein Umfeld zu bieten das Wohlbefinden ermöglichen kann. Besonders gut bewertet wurden der wertschätzende Umgang der Mitarbeiter mit den Bewohnern sowie die Kompetenzen des Personals. In Bezug auf die Integration des Pflegebedürftigen in die Gemeinschaft wird ersichtlich, dass für etwa ein Viertel der Bewohner diese (eher) nicht gegeben ist. Dass das persönliche Eigentum der Bewohner mit Sorgfalt behandelt wird, bestätigen hingegen fast alle Angehörigen. Das Bewertungsergebnis für die baulichen Gegebenheiten schneidet bei dieser Befragung etwas schlechter ab. Durch -64- Ergebnisse der Befragung den Bau eines neuen Alten- und Pflegeheims kann jedoch davon ausgegangen werden, dass sich die Beurteilungen zukünftig verbessern werden. 7.4.1.4. Überblick über alle drei Qualitätsdimensionen Um ein Gesamtbild für die Umsetzung der festgelegten Qualitätsdimensionen Selbst- und Mitbestimmung, Wertschätzung sowie Geborgenheit und Sicherheit erzeugen zu können, sind die verschiedenen Einzelindikatoren zu einem ungewichteten, additiven Index zusammengefasst worden, wie Abbildung 8 veranschaulicht: Umsetzung der festgelegten Qualitätsdimensionen im Überblick Geborgenheit und Sicherheit (n=158) Wertschätzung (n=149) Selbst- und Mitbestimmung (n=146) trifft voll zu trifft eher zu 49,8% 33,3% 38,9% 30,9% 41,2% 33,8% trifft eher nicht zu 10,8% 6,1% 14,5% 5,4% 16,2% 19,1% trifft nicht zu Abb. 8: Umsetzung der festgelegten Qualitätsdimensionen in den ausgewählten Einrichtungen im Überblick Beim Betrachten dieser Darstellung fällt auf, dass die Qualitätsdimension Geborgenheit und Sicherheit aus Sicht der befragten Angehörigen zum Befragungszeitpunkt am besten umgesetzt wird. 83,1% der Untersuchungsteilnehmer haben den Aussagen dazu voll bzw. eher zugestimmt. Auch der additive Gesamtindex der Qualitätsdimension Wertschätzung zeigt ein ähnlich positives Bild: Insgesamt haben 80,1% der befragten Personen für die Teilaspekte dieser Dimension angegeben, dass diese voll bzw. eher zutreffen. Die Umsetzung der Qualitätsdimension Selbst- und Mitbestimmung wird von den befragten Personen hingegen weniger gut eingeschätzt. Nur 64,7% der Befragungsteilnehmer stimmen den Aussagen dazu voll bzw. eher zu. Auffallend ist, dass zwei von zehn der befragten Personen (19,1%) sich überhaupt nicht mit den Aussagen identifizieren können und mit „trifft nicht zu“ geantwortet haben. -65- Ergebnisse der Befragung 7.4.2. Bewertung der Wichtigkeit der festgelegten Qualitätsdimensionen Dieser Abschnitt geht der Frage nach, welche Aspekte für das Leben der Bewohner der ausgewählten Alten- und Pflegeheimen von den befragten Personen als besonders wichtig eingestuft werden und welche eine eher untergeordnete Rolle spielen. Dazu wurden wieder die Qualitätsdimensionen Selbst- und Mitbestimmung, Wertschätzung sowie Geborgenheit und Sicherheit abgefragt, wobei diesmal die Frage nach der Wichtigkeit dieser Teilaspekte gestellt wurde. Neben der deskriptiven Beschreibung der erhobenen Daten beinhaltet dieser Gliederungspunkt kausalanalytische Auswertungen in Form von Hypothesenüberprüfungen, um Zusammenhänge zwischen ausgewählten Variablen aufdecken zu können. Erwartungsgemäß zeigt das Erhebungsergebnis, dass alle abgefragten Aspekte wichtig für die befragten Angehörigen sind. Bei näherer Betrachtung der erhobenen Daten kann festgestellt werden, dass manche Variablen im Vergleich zu anderen weniger Bedeutung für die Untersuchungsteilnehmer haben, wie der Abbildung 9 zu entnehmen ist. Die Anordnung der einzelnen Aspekte erfolgt nach der Häufigkeit der Nennungen der Merkmalsausprägung „sehr wichtig“ in absteigender Reihenfolge. -66- Ergebnisse der Befragung Wichtigkeit der Teilaspekte der Qualitätsdimensionen in der Einrichtung wohl bzw. zu Hause fühlen (n=166) 76,5% 22,9% 0,6% Ängste und Sorgen werden ernst genommen (n=160) 68,8% 29,4% 0,6% 1,2% Mitarbeiter gehen opitmal auf das Krankheitsbild ein (n=165) 68,5% 30,3% 1,2% Pflegehandlungen sind den individuellen Bedürfnissen angepasst (n=163) 66,9% Wertschätzung seitens der Mitarbeiter der Einrichtung (n=162) 66,7% Pflegepersonal kann sich ausreichend Zeit für die Unterstützung und Betreuung nehmen (n=162) Gestaltung des Zimmers nach eigenen Wünschen und Bedürfnissen (n=162) 40,7% bedarfsgerechtes Angebot an Freizeitaktivitäten (n=150) nach Wunsch aktive Beteiligung an den alltagsbezogenen Tätigkeiten (n=152) sehr wichtig wichtig 26,0% 10,5% weniger wichtig 34,6% 9,1% 19,1% 23,4% 24,0% 33,6% nicht wichtig Abb. 9: Bewertung der einzelnen Teilaspekte der Qualitätsdimensionen bezüglich ihrer Wichtigkeit -67- 7,4% 44,9% 34,0% 29,0% 3,9% 3,2% 41,2% 41,3% 22,0% 1,3% 1,2% 39,6% 47,3% 41,2% 3,1% 40,5% 53,3% Integration in die Gemeinschaft der Bewohner (n=165) 3,1% 0,6% 37,3% 57,0% Beschwerden und Verbesserungsvorschläge werden ernst genommen (n=154) Mitarbeiter der Einrichtung fördern die Erhaltung der Selbstständigkeit entsprechend den vorhandener Ressouren (n=148) Möglichkeit des Bewohners zur Mitbestimmung des eigenen Tagesablaufes (n=150) 32,7% 59,6% bauliche Gegebenheiten entsprechen den Bedürfnissen (n=158) 0,6% 0,6% 32,1% 63,6% sorgfältiger Umgang mit dem persönlichen Eigentum (n=166) 3,1% 1,8% 28,2% 4,8% 5,6% 9,3% 20,0% 26,9% 4,1% Ergebnisse der Befragung Die Mehrheit der abgefragten Aspekte der einzelnen Qualitätsdimensionen wurde von den befragten Angehörigen als wichtig bewertet. Besonders die Teilaspekte zu Geborgenheit und Sicherheit sowie Wertschätzung haben eine ähnlich breite Zustimmung erfahren. Die Bedeutung der Teilaspekte der Qualitätsdimension Geborgenheit und Sicherheit wurde folgendermaßen eingeschätzt: Dem Ergebnis zufolge ist es den Befragungsteilnehmer am wichtigsten, dass sich der Bewohner in der Einrichtung wohl bzw. zu Hause fühlt. 99,4% der befragten Personen haben diesen Aspekt mit „sehr wichtig“ bzw. „wichtig“ bewertet. Ebenso große Bedeutung kann folgenden untersuchten Variablen zugeschrieben werden: Mitarbeiter gehen optimal auf das Krankheitsbild ein (98,8% der befragten Angehörigen haben diesen Aspekt als „sehr wichtig“ bzw. „wichtig“ eingestuft), Wertschätzung seitens der Mitarbeiter der Einrichtung (98,8% Zustimmung), bauliche Gegebenheiten entsprechen den Bedürfnissen (97,5% Zustimmung), sorgfältiger Umgang mit dem persönlichen Eigentum (97,0% Zustimmung). Die Integration des Pflegebedürftigen in die Gemeinschaft der Bewohner im Alten- und Pflegeheim ist 86,1% der Befragungsteilnehmer sehr wichtig bzw. wichtig. Die bewertete Wichtigkeit der Teilaspekte der Qualitätsdimension Wertschätzung zeigt ein ähnliches Bild: 98,1% der befragten Personen haben das Ernstnehmen von Ängsten und Sorgen mit „sehr wichtig“ bzw. „wichtig“ eingeschätzt. Auch den anderen untersuchten Variablen wurden eine hohe Bedeutung beigemessen: Pflegepersonal kann sich ausreichend Zeit für die Unterstützung und Betreuung des Bewohners nehmen (96,3% Zustimmung), Pflegehandlungen sind den individuellen Bedürfnissen angepasst (95,1% Zustimmung), Beschwerden und Verbesserungsvorschläge werden ernst genommen (92,9% Zustimmung). Dem Ergebnis zufolge haben den angeführten Aspekten fast alle befragten Angehörigen eine hohe Bedeutung beigemessen. Nur wenige Personen haben diese als weniger wichtig oder nicht wichtig bewertet. Das Ergebnis für die Teilaspekte der Qualitätsdimension Selbst- und Mitbestimmung fällt deutlich anders aus. Nur vier von zehn der Befragungsteilnehmer (39,5%) haben die aktive Beteiligung des Bewohners an alltagsbezogenen Tätigkeiten als „sehr wichtig“ bzw. „wichtig“ eingestuft. Auch das bedarfsgerechte Angebot an Freizeitaktivitäten ist nur knapp der Hälfte der befragten Angehörigen (56,0%) sehr wichtig bzw. wichtig. Diese beiden Aspekte haben insgesamt am wenigsten Zustimmung erfahren und spielen demnach für die befragten Personen eine untergeordnete Rolle in der Betreuung der Pflegebedürftigen. Für 67,3% der Untersuchungsteilnehmer hat die Mitbestimmung des Bewohners betreffend den Tagesablauf hohe Bedeutung, für 75,3% die Gestaltung des Zimmers nach eigenen Wünschen und Bedürfnissen. Die Erhaltung der Selbstständigkeit des Bewohners -68- Ergebnisse der Befragung entsprechend seiner Ressourcen wird von 88,5% der befragten Personen mit „sehr wichtig“ bzw. „wichtig“ bewertet. Um ein Gesamtbild der Bedeutung der untersuchten Qualitätsdimensionen zu erhalten, wurden die einzelnen Teilaspekte zu einem additiven Index zusammengefasst, welcher in Abbildung 10 dargestellt ist: Bedeutung der festgelegten Qualitätsdimensionen im Überblick 70,0% 63,2% 61,6% 60,0% 50,0% 36,0% 40,0% 34,7% 32,5% 29,3% 30,0% 21,5% 20,0% 13,2% 10,0% 2,7% 1,6% 2,5% 1,2% 0,0% Wertschätzung (n=160) sehr wichtig Geborgenheit und Sicherheit (n=164) wichtig weniger wichtig Selbst- und Mitbestimmung (n=152) nicht wichtig Abb. 10: Bedeutung der festgelegten Qualitätsdimensionen im Überblick Demnach haben die Qualitätsdimensionen Geborgenheit und Sicherheit sowie Wertschätzung für die befragten Angehörigen etwa gleich große Bedeutung. 96,3% bzw. 95,7% der Untersuchungsteilnehmer haben die Wichtigkeit dieser Teilaspekte mit sehr wichtig bzw. wichtig bewertet. Der Qualitätsdimension Selbst- und Mitbestimmung wird hingegen von 65,3% der befragten Personen eine hohe Bedeutung beigemessen. Im Zuge der Datenanalyse wurde untersucht, ob die ausgewählten Variablen (Alter des Angehörigen, Geschlecht des Angehörigen, Besuchsfrequenz des Angehörigen, Pflegegeldstufe des Bewohners, Alter des Bewohners) einen Einfluss auf die bewertete Wichtigkeit der Teilaspekte der Qualitätsdimensionen haben. Einige Vermutungen bezüglich eines Kausalzusammenhangs zwischen den untersuchten Variablen konnten bestätigt werden. Aus Platzgründen werden nur jene Sachverhalte mit einem statistisch signifikanten Zusammenhang dargestellt. Hinsichtlich der befragten Angehörigen wurde angenommen, dass Personen der Altersgruppe der unter 65-Jährigen und Frauen höhere Ansprüche an die Betreuung der -69- Ergebnisse der Befragung Bewohner in den Alten- und Pflegeheimen stellen und demzufolge häufiger mit „sehr wichtig“ bzw. „wichtig“ geantwortet haben als die anderen Befragungsteilnehmer. Wie aus den durchgeführten Berechnungen hervorgeht, haben alle befragten Angehörigen unabhängig vom Alter und Geschlecht, die Wichtigkeit der einzelnen Teilaspekte ähnlich bewertet. Lediglich folgende Hypothese konnte bestätigt werden: Weibliche Angehörige schätzen die Wichtigkeit der Mitgestaltung des Tagesablaufes durch den Bewohner häufiger als sehr wichtig bzw. wichtig ein als männliche Befragungsteilnehmer. Mit 73% Zustimmung der Frauen und nur 56% der Männer konnte diese Hypothese somit bestätigt werden, wie nachfolgende Darstellung zeigt: Geschlecht des befragten Angehörigen Möglichkeit des Bewohners zur Mitgestaltung des Tagesablaufes sehr wichtig / weniger wichtig / wichtig nicht wichtig Gesamt weiblich (n=100) 73,0% 27,0% 100% männlich (n=50) 56,0% 44,0% 100% 32,7% 100% Gesamt (n=150) 67,3% Signifikanzniveau (1-p)*100 = 96,360%, Phi = 0,1709 Tab. 13: Einschätzung der Wichtigkeit betreffend die Mitgestaltung des Tagesablaufes durch den Bewohner, nach Geschlecht des Angehörigen Die weiteren kausalanalytischen Auswertungen in Hinblick auf Geschlecht und Alter der Angehörigen weisen keine nennenswerten Zusammenhänge zwischen den untersuchten Variablen auf. Es zeigt sich, dass Frauen wie Männer den einzelnen Aspekten annähernd die gleiche Bedeutung beimessen. Des Weiteren wurde überprüft, ob die Besuchsfrequenz der Angehörigen in Zusammenhang mit der Einschätzung der Wichtigkeit der untersuchten Teilaspekte gebracht werden kann. Konkret analysiert wurde, ob Personen, die täglich oder mehrmals wöchentlich die Einrichtung aufsuchen den abgefragten Werten häufiger eine hohe Bedeutung geben als jene Untersuchungsteilnehmer, die seltener den Bewohner besuchen. Möglicherweise haben Erstere ein höheres Anspruchsniveau an die Betreuung der Bewohner, da sie aufgrund ihrer häufigeren Präsenz viele Abläufe des Heimalltags miterleben. Im Zuge der Berechnungen konnte jedoch nur ein einziger Zusammenhang zwischen den untersuchten Variablen festgestellt werden, allerdings in umgekehrter Richtung als angenommen. Demnach schätzen Personen, die nicht jeden Tag oder mehrmals die Woche in die Einrichtung kommen, häufiger die Förderung der Selbstständigkeit des Bewohners durch die Mitarbeiter als sehr wichtig bzw. wichtig ein als jene Angehörigen, die täglich oder mehrmals wöchentlich im Alten- und Pflegeheim anwesend sind. Tabelle 14 veranschaulicht das Ergebnis: -70- Ergebnisse der Befragung Besuchsfrequenz des Angehörigen17 Mitarbeiter der Einrichtung fördern die Erhaltung der Selbstständigkeit des Bewohners entsprechend vorhandener Ressourcen sehr wichtig / weniger wichtig / wichtig nicht wichtig Gesamt häufig (n=104) 84,6% 15,4% 100% selten (n=44) 97,7% 2,3% 100% 11,5% 100% Gesamt (n=148) 88,5% Signifikanzniveau (1-p)*100 = 97,776%, Phi = 0,1880 Tab. 14: Einschätzung der Wichtigkeit bezüglich der Erhaltung der Selbstständigkeit des Bewohners entsprechend seiner vorhandenen Ressourcen, nach der Besuchsfrequenz Generell zeigt sich, dass es kaum nennenswerte Unterschiede hinsichtlich der bewerteten Wichtigkeit der Teilaspekte zwischen weiblichen und männlichen Angehörigen und zwischen älteren und jüngeren Befragungsteilnehmern gibt. Auch die Besuchsfrequenz steht bis auf die erwähnte Ausnahme nicht mit der Einschätzung der befragten Personen in Zusammenhang. Besonders interessant war es in Erfahrung zu bringen, ob Angehörige von Bewohnern mit höheren Pflegegeldstufen (Stufe 5, 6, 7) die einzelnen Aspekte häufiger mit „sehr wichtig“ bzw. „wichtig“ bewertet haben, da die Lebensqualität der Pflegebedürftigen aufgrund des höheren Pflegebedarfs stark abhängig vom Personal ist und die Ansprüche der Angehörige dadurch möglicherweise größer sind als von den anderen. Entgegen dieser Vermutung konnten kaum Zusammenhänge zwischen den untersuchten Teilaspekten der Qualitätsdimensionen Selbst- und Mitbestimmung, Wertschätzung sowie Geborgenheit und Sicherheit festgestellt werden. Nur bei zwei Analysen konnte ein Zusammenhang zwischen den untersuchten Variablen aufgedeckt werden. Ausgehend von der Annahme, dass Bewohner mit höheren Pflegegeldstufen die persönliche Gestaltung des Raumes als besonders wichtig empfinden, da sie mehr Zeit in ihrem Zimmer verbringen als Personen mit niedrigeren Pflegegeldstufen, wurde folgende Hypothese überprüft: Angehörige von Bewohner die eine hohe Pflegegeldstufe (Stufe 5, 6, 7) haben, messen der individuellen Gestaltung des Zimmers häufiger eine hohe Bedeutung bei. Betrachtet man die Angaben der befragten Personen zur Wichtigkeit der Gestaltung des Zimmers nach Wünschen und Bedürfnissen des Pflegebedürftigen zeigt sich, dass es einen eindeutigen Zusammenhang zwischen der Pflegegeldstufe des Bewohners und der Bewertung der Wichtigkeit dieses Aspektes durch die Untersuchungsteilnehmer gibt, allerdings in umgekehrten Richtung als angenommen. Dem Ergebnis zufolge, beurteilen Angehörige von Bewohnern mit niedrigen Pflegegeldstufen (Stufe 1, 2, 3, 4) die individuelle Gestaltung des Zimmers häufiger als „sehr 17 „häufig“ beinhaltet Ausprägungen „täglich“ und „mehrmals pro Woche“ ; „selten“ beinhaltet Ausprägungen „mehrmals pro Monat“, „mehrmals pro Jahr“, „1x pro Jahr“ und „seltener“ -71- Ergebnisse der Befragung wichtig“ bzw. „wichtig“ als jene Angehörige von Bewohnern, die eine hohe Pflegegeldstufe haben (81,2% zu 66,1%), wie Tabelle 15 zeigt: Pflegegeldstufe des Bewohners18 niedrige Pflegegeldstufe (n=85) Gestaltung des Zimmers nach eigenen Wünschen und Bedürfnissen sehr wichtig / weniger wichtig / wichtig nicht wichtig 81,2% hohe Pflegegeldstufe (n=56) 66,1% Gesamt (n=141) 75,2% Signifikanzniveau (1-p)*100 = 95,778%, Phi = 0,1711 Gesamt 18,8% 100% 33,9% 24,8% 100% 100% Tab. 15: Einschätzung der Wichtigkeit bezüglich der Zimmergestaltung nach Wünschen und Bedürfnissen des Bewohners, nach Pflegegeldstufe des Bewohners Auch zwischen der Pflegegeldstufe des Bewohners und der Einschätzung der befragten Angehörigen bezüglich der Förderung der Erhaltung der Selbstständigkeit des Bewohners durch die Mitarbeiter, konnte ein bedeutender Zusammenhang festgestellt werden. Angehörige von Bewohnern mit einer niedrigen Pflegegeldstufe haben häufiger angegeben, dass ihnen dieser Aspekt sehr wichtig bzw. wichtig ist, als jene Angehörige von Bewohnern mit hohen Pflegegeldstufen. Tabelle 16 präsentiert das Ergebnis dieser Analyse: Pflegegeldstufe des Bewohners19 Mitarbeiter der Einrichtung fördern die Erhaltung der Selbstständigkeit des Bewohners entsprechend vorhandener Ressourcen sehr wichtig / weniger wichtig / wichtig nicht wichtig Gesamt niedrige Pflegegeldstufe (n=79) 94,9% 5,1% 100% hohe Pflegegeldstufe (n=49) 77,6% 22,4% 100% 11,7% 100% Gesamt (n=128) 88,3% Signifikanzniveau (1-p)*100 = 99,704%, Phi = 0,2627 Tab. 16: Einschätzung der Wichtigkeit bezüglich der Erhaltung der Selbstständigkeit des Bewohners entsprechend seiner vorhandenen Ressourcen, nach Pflegegeldstufe des Bewohners Neben der Pflegegeldstufe beeinflusst auch das Alter des Bewohners die Einschätzung der Befragungsteilnehmer. Wie in Tabelle 17 ersichtlich, empfinden es die befragten Angehörigen von älteren Bewohnern (über 85 Jahren) häufiger als sehr wichtig bzw. wichtig, dass die Selbstständigkeit der Pflegebedürftigen gefördert wird als Angehörige von Bewohnern der Altersgruppe bis 85 Jahre: 18 19 niedrige Pflegegeldstufe = Stufe 1, 2, 3, 4; hohe Pflegegeldstufe = Stufe 5, 6, 7 niedrige Pflegegeldstufe = Stufe 1, 2, 3, 4; hohe Pflegegeldstufe = Stufe 5, 6, 7 -72- Ergebnisse der Befragung Alter des Bewohners Mitarbeiter der Einrichtung fördern die Erhaltung der Selbstständigkeit des Bewohners entsprechend vorhandener Ressourcen sehr wichtig / weniger wichtig / wichtig nicht wichtig Gesamt bis 85 Jahre (n=60) 81,7% 18,3% 100% über 85 Jahre (n=87) 93,1% 6,9% 100% 11,6% 100% Gesamt (n=147) 88,4% Signifikanzniveau (1-p)*100 = 96,689%, Phi = 0,1758 Tab. 17: Einschätzung der Wichtigkeit bezüglich der Erhaltung der Selbstständigkeit des Bewohners entsprechend seiner vorhandenen Ressourcen, nach Alter des Bewohners Das Alter des Bewohners steht auch in einem kausalanalytischen Zusammenhang mit der Beurteilung der Angehörigen bezüglich der Wichtigkeit, dass sich das Pflegepersonal ausreichend Zeit für die Unterstützung und Betreuung des Bewohners nehmen kann. Nachfolgende Tabelle 18 verdeutlicht dieses Ergebnis: Alter des Bewohners Pflegepersonal kann sich ausreichend Zeit für die Unterstützung und Betreuung nehmen sehr wichtig / weniger wichtig / wichtig nicht wichtig Gesamt bis 85 Jahre (n=68) 92,6% 7,4% 100% über 85 Jahre (n=93) 98,9% 1,1% 100% 3,7% 100% Gesamt (n=161) 96,3% Signifikanzniveau (1-p)*100 = 96,219%, Phi = 0,1637 Tab. 18: Einschätzung der Wichtigkeit bezüglich ausreichender Zeitressourcen des Pflegepersonals für die Betreuung des Bewohners, nach Alter des Bewohners Weitere Berechnungen konnten keine nennenswerten Zusammenhänge zwischen den untersuchten Variablen und der Pflegegeldstufe bzw. dem Alter des Bewohners bestätigen. Somit zeigt sich, dass die Bedeutung der untersuchten Qualitätsdimensionen großteils für alle Bewohner von deren Angehörigen, unabhängig vom Pflegebedarf und Alter des Bewohners sowie vom Geschlecht und Alter des Angehörigen, ähnlich eingeschätzt werden. Auch die Besuchsfrequenz spielt hier eine untergeordnete Rolle. Da die Datenanalyse ergeben hat, dass die Bewertung der Umsetzung der aktiven Beteiligung des Bewohners an alltagsbezogenen Tätigkeiten mit dem Geschlecht des Bewohners in Zusammenhang steht20, wurde ergänzend analysiert, ob ein statistisch signifikanter Zusammenhang auch zwischen der Wichtigkeit dieses Teilaspektes und dem 20 siehe Punkt 7.4.1.1. -73- Ergebnisse der Befragung Geschlecht des Bewohners gegeben ist. Tabelle 19 stellt das Ergebnis der Berechnungen dar: Geschlecht des Bewohners Aktive Beteiligung des Bewohners an alltagsbezogenen Tätigkeiten sehr wichtig / weniger wichtig / wichtig nicht wichtig Gesamt weiblich (n=118) 43,2% 56,7% 100% männlich (n=32) 25,0% 75,0% 100% 60,7% 100% Gesamt (n=150) 39,3% Signifikanzniveau (1-p)*100 = 93,868%, Phi = 0,1528 Tab. 19: Einschätzung der Wichtigkeit betreffend die aktive Beteiligung des Bewohners an alltagsbezogenen Tätigkeiten, nach Geschlecht des Bewohners Wie das Ergebnis zeigt, wird der aktiven Beteiligung an alltagsbezogenen Tätigkeiten für Bewohnerinnen häufiger eine hohe Bedeutung beigemessen als für Bewohner. Allerdings kann nur ein eher schwacher statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen den untersuchten Variablen bestätigt werden. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass den befragten Personen Geborgenheit, Sicherheit und wertschätzender Umgang besonders wichtig sind. Betrachtet man die Erhebungsergebnisse, wird sichtbar, dass die Ansprüche der Angehörigen an die Betreuung der Bewohner im Vergleich zu früher heute deutlich größer geworden sind.21 Die verwahrende Pflege „warm-satt-sauber“ ist nicht mehr ausreichend, um die Bedürfnisse der Bewohner zu befriedigen und deren Angehörigen zufrieden zu stellen. Vielmehr wird eine ganzheitliche und individuelle Pflege erwartet. Dennoch zeigt sich, dass viele der befragten Angehörigen der Selbst- und Mitbestimmung des Bewohners auch heutzutage noch keine große Bedeutung beimessen. Für das Selbstwertgefühl und letztlich für die Lebensqualität des Bewohners ist jedoch Autonomie ein wesentliches Kriterium. Die Pflegekräfte der ausgewählten Einrichtungen sollten deshalb bewusst Möglichkeiten zur Mitbestimmung des Bewohners schaffen. Zudem bedarf es einer verstärkten Motivation der Bewohner und deren Angehörigen durch gezielte Information bzw. Kommunikation damit die vorhandenen Möglichkeiten zur Selbst- und Mitbestimmung auch aktiv genutzt werden. 21 siehe auch Abschnitt 2.2. -74- Ergebnisse der Befragung 7.4.3. Gegenüberstellung der Umsetzung und der bewerteten Wichtigkeit der festgelegten Qualitätsdimensionen Im folgenden Abschnitt wird die bewertete Wichtigkeit der Qualitätsdimensionen Selbst- und Mitbestimmung, Wertschätzung sowie Geborgenheit und Sicherheit der tatsächlichen Umsetzung dieser Dimensionen gegenübergestellt. Tabelle 20 gibt darüber zusammenfassend einen Überblick: Bedeutung der ausgewählten Qualitätsdimensionen Geborgenheit und Sicherheit (n=164) Wertschätzung (n=160) Selbst- und Mitbestimmung (n=152) Umsetzung der ausgewählten Qualitätsdimensionen Geborgenheit und Sicherheit (n=158) Wertschätzung (n=149) Selbst- und Mitbestimmung (n=146) sehr wichtig / wichtig weniger wichtig / nicht wichtig Gesamt 96,3% 3,7% 100% 95,7% 4,3% 100% 65,3% 34,7% 100% trifft voll zu / trifft eher zu trifft eher nicht zu / trifft nicht zu Gesamt 83,1% 16,9% 100% 80,1% 19,9% 100% 64,7% 35,3% 100% Tab. 20: Gegenüberstellung von Bedeutung und Umsetzung der ausgewählten Qualitätsdimensionen im Überblick Aus der oben angeführten Tabelle 20 geht hervor, dass zum Erhebungszeitpunkt die Bedeutung der Qualitätsdimension Selbst- und Mitbestimmung mit der Umsetzung am besten übereinstimmt. Dem Berechnungsergebnis zufolge haben 65,3% der befragten Personen diesen Aspekt mit „sehr wichtig“ bzw. „wichtig“ bewertet und 64,7% der Untersuchungsteilnehmer die Umsetzung mit „trifft voll zu“ bzw. „trifft eher zu“ beurteilt. Somit weist der Wert Selbst- und Mitbestimmung die kleinste Differenz zwischen der Bedeutung für die befragten Angehörigen und deren Bewertung der tatsächlichen Umsetzung auf. Die Abweichungen der beiden anderen Qualitätsdimensionen zwischen der bewerteten Wichtigkeit und der Umsetzung sind annähernd gleich groß. Wie die Darstellung zeigt, wurden beide Dimensionen jeweils häufiger als „sehr wichtig“ bzw. „wichtig“ eingeschätzt als die Umsetzung mit „trifft voll zu“ bzw. „trifft eher zu“ von den befragten Personen im Zuge der Erhebung eingestuft wurde. Die Differenz beträgt bei der Qualitätsdimension Geborgenheit und Sicherheit 13,2% und bei Wertschätzung 15,6%. -75- Ergebnisse der Befragung Tabelle 21 zeigt die Gegenüberstellung der bewerteten Wichtigkeit und der tatsächlichen Umsetzung aller abgefragten Teilaspekte: QD Selbst- und Mitbestimmung Der Bewohner kann sich an den alltagsbezogenen Tätigkeiten aktiv beteiligen Das Angebot an Freizeitaktivitäten entspricht den Bedürfnissen des Bewohners Der Bewohner kann den Tagesablauf mitbestimmen Die Mitarbeiter fördern die Erhaltung der Selbstständigkeit des Bewohners Der Bewohner kann sein Zimmer nach seinen Wünschen und Bedürfnissen gestalten Bedeutung sehr wichtig / wichtig Umsetzung trifft voll zu / trifft eher zu 39,5% (n=152) 44,6% (n=141) 56,0% (n=150) 52,5% (n=137) 67,3% (n=150) 58,4% (n=159) 88,5% (n=148) 83,4% (n=144) 75,3% (n=162) 84,4% (n=160) 92,9% (n=154) 71,4% (n=133) 96,4% (n=162) 73,6% (n=155) 95,1% (n=163) 87,6% (n=153) 98,2% (n=160) 87,8% (n=156) 86,1% (n=165) 74,3% (n=159) 99,4% (n=166) 86,0% (n=157) 97,5% (n=158) 74,0% (n=161) 98,8% (n=165) 84,7% (n=156) 98,8% (n=162) 89,3% (n=158) 96,9% (n=166) 90,4% (n=156) QD Wertschätzung Beschwerden und Verbesserungsvorschläge werden ernst genommen Das Pflegepersonal nimmt sich ausreichend Zeit für die Unterstützung und Betreuung des Bewohners Pflegehandlungen werden den individuellen Bedürfnissen des Bewohners angepasst Ängste und Sorgen des Bewohners werden ernst genommen QD Geborgenheit und Sicherheit Der Bewohner ist in die Gemeinschaft integriert Der Bewohner fühlt sich in der Einrichtung wohl Die baulichen Gegebenheiten entsprechen den Bedürfnissen des Bewohners Die Mitarbeiter gehen optimal auf das Krankheitsbild des Bewohners ein Der Bewohner fühlt sich von den Mitarbeitern wertgeschätzt Das persönliche Eigentum des Bewohners wird mit Sorgfalt behandelt Tab. 21: Gegenüberstellung von Bedeutung und Umsetzung der Teilaspekte der ausgewählten Qualitätsdimensionen Betrachtet man die Darstellung der Daten in Tabelle 21, fallen zum Teil erhebliche Abweichungen zwischen der bewerteten Wichtigkeit und der tatsächlichen Umsetzung der abgefragten Teilaspekte auf. Die größte Differenz kann dabei hinsichtlich der baulichen Gegebenheiten festgestellt werden. Etwa drei Viertel der befragten Angehörigen (74,0%) haben die Aussage „die baulichen Gegebenheiten entsprechen den Bedürfnisses des -76- Ergebnisse der Befragung Bewohners mit „trifft voll zu“ bzw. „trifft eher zu“ beurteilt. Hingegen haben fast alle Untersuchungsteilnehmer (97,5%) diesen Aspekt mit „sehr wichtig“ oder „wichtig“ bewertet. Auch beim Ernstnehmen von Beschwerden und Verbesserungsvorschlägen des Bewohners sowie bei der Einschätzung, ob sich das Pflegepersonal ausreichend Zeit für die Betreuung nimmt, zeigt sich ein ähnliches Bild. Wie die Erhebungsergebnisse zeigen, sind die Mitarbeiter der ausgewählten Alten- und Pflegeheime bemüht, die ausgewählten Qualitätsdimensionen Selbst- und Mitbestimmung, Wertschätzung sowie Geborgenheit und Sicherheit im Alltag umzusetzen.22 Dennoch wird deutlich, dass zum Erhebungszeitpunkt die Wünsche und Erwartungen der Angehörigen an die Betreuung der Bewohner noch nicht ganz erfüllt werden. Es zeigt sich, dass die Ansprüche etwas höher sind als die tatsächliche Einschätzung der befragten Personen hinsichtlich der Einrichtungen Umsetzung diese der Ergebnisse einzelnen ernst Teilaspekte. nehmen und Wenn nach die ausgewählten Möglichkeit versuchen Optimierungspotenzial in den derzeitigen Prozessen und Abläufen aufzudecken, kann zukünftig die Zufriedenheit der Angehörigen noch erhöht werden. Es sei an dieser Stelle noch einmal darauf hingewiesen, dass sich die Erwartungen der Angehörigen nicht unbedingt mit den Bedürfnissen der Bewohner decken müssen. Deshalb sollten in alle Bemühungen der Mitarbeiter der Alten- und Pflegeheime die Bewohner einbezogen werden. Die Ansichten der Angehörigen sollten zwar ernst genommen werden, doch sollte sich die Betreuung in erster Linie an den Wünschen und Bedürfnissen der Bewohner orientieren, da es um ihre Pflege und ihre Lebensqualität geht. 22 Bewertung der Betreuungsqualität siehe Kapitel 7.4.1. -77- Ergebnisse der Befragung 7.5. Bewertung der Angehörigenarbeit Dieser Abschnitt der Ergebnisdarstellung thematisiert die Zufriedenheit der Befragungsteilnehmer mit der Angehörigenarbeit in den ausgewählten Einrichtungen. Folgende Aspekte der Angehörigenarbeit wurden von den Untersuchungsteilnehmern bewertet: Informationsweitergabe der Einrichtung (Pkt. 7.4.1.), Umgang mit Beschwerden (Pkt. 7.4.2.) sowie Miteinbeziehung des Angehörigen in den Heimalltag (Pkt. 7.4.3.). Darüber hinaus zeigt Punkt 7.4.4. die Erhebungsergebnisse der Fragestellung, ob sich die befragten Personen in den ausgewählten Einrichtungen willkommen fühlen. 7.5.1. Information des Angehörigen Informierte Angehörige sind meistens zufriedene Angehörige. Zufriedene Kunden empfehlen die Einrichtung häufiger weiter als unzufriedene Kunden. Ein Mangel an Information kann hingegen das Gefühl von Unsicherheit seitens der Angehörigen verstärken und zudem das Verhältnis zu den Beschäftigen der Alten- und Pflegeheimen belasten. Aus diesen Gründen wurde erhoben, ob die befragten Personen über das Befinden des Bewohners, über aktuelle bauliche bzw. personelle Veränderungen sowie über Aktivitäten und Veranstaltungen in den ausgewählten Einrichtungen gut informiert werden und ob die jeweiligen Ansprechpartner vor Ort auch immer bekannt sind. Die Untersuchungsergebnisse dazu werden in den folgenden Gliederungspunkten dargestellt. 7.5.1.1. Bewertung des Informationsverhaltens der Einrichtung Abbildung 11 veranschaulicht die Befragungsergebnisse zum Informationsverhalten der ausgewählten Einrichtungen: Bewertung des Informationsverhaltens der ausgewählten Einrichtungen Ich als Angehöriger werde gut informiert über das Befinden meines Angehörigen (n=168) Ich als Angehöriger werde gut informiert über Aktivitäten und Veranstaltungen in der Einrichtung (n=159) Ich als Angehöriger werde gut informiert über aktuelle Veränderungen in der Einrichtungen (n=149) trifft voll zu trifft eher zu 47,6% 30,2% 17,5% 35,2% 36,5% 25,5% trifft eher nicht zu 20,8% 12,5% 39,6% 17,4% trifft nicht zu Abb. 11: Bewertung des Informationsverhaltens der Einrichtung -78- 13,1% 4,1% Ergebnisse der Befragung Wie die Verteilung der Antworten der befragten Personen zeigt, fühlt sich der Großteil der Angehörigen (82,8%) gut bzw. eher gut über das Befinden des Bewohners informiert. Nur jeder 25. Angehörige (4,1%) hat für diesen Aspekt angegeben, dass dies nicht zutrifft. Das Zutreffen der Aussage „Ich als Angehöriger werde gut informiert über Aktivitäten und Veranstaltungen der Einrichtung“ wurde von 66,7% der Untersuchungsteilnehmer voll bzw. eher bestätigt. Am schlechtesten wird das Informationsverhalten betreffend aktueller Veränderungen in den ausgewählten Einrichtungen bewertet. Nur 43,0% der Befragungsteilnehmer beurteilen den Aspekt, wonach er als Angehöriger gut über Veränderungen informiert werde, mit „trifft voll zu“ oder „trifft eher zu“. Etwa jeder sechste Angehörige (17,4%) hat bei dieser Einschätzung die Antwortmöglichkeit „trifft nicht zu“ gewählt. Aufgrund der unterschiedlichen Bewertung der einzelnen Teilaspekte der Informationsweitergabe der ausgewählten Einrichtungen, war es interessant in Erfahrung zu bringen, ob Zusammenhänge mit ausgewählten Variablen (Alter sowie Geschlecht der befragten Angehörigen, Besuchsfrequenz) bestätigt werden können. Im Zuge der Datenanalyse wurde u.a. die Hypothese überprüft, ob sich Angehörige im Alter bis 65 Jahre besser informiert fühlen als ältere Personen. Es wird vermutet, dass die Befragungsteilnehmer der Altersgruppe der unter 65-Jährigen häufiger aus eigener Initiative Informationen einholen und sich demnach auch besser informiert fühlen. Bei der Untersuchung dieses Sachverhaltes kann jedoch festgestellt werden, dass kein Zusammenhang zwischen der Fragestellung nach der Information über Veränderungen sowie der Information über Aktivitäten und Veranstaltungen in den ausgewählten Einrichtungen und dem Alter der Angehörigen besteht. Betrachtet man die Angaben der befragten Personen zur Informationsweitergabe bezüglich des Befindens des Bewohners zeigt sich, dass es einen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen dem Alter der Angehörigen und diesem Teilaspekt gibt, allerdings in umgekehrter Richtung als angenommen. Dem Ergebnis zufolge fühlen sich Angehörige im Alter von über 65 Jahren darüber besser informiert als Angehörige der Altersgruppe der bis 65-Jährigen (91,5% vs. 77,8%), wie Tabelle 22 zeigt: -79- Ergebnisse der Befragung Ich als Angehöriger werde gut informiert über das Befinden des Alter des befragten Bewohners Angehörigen trifft voll zu / trifft eher nicht zu / trifft eher zu trifft nicht zu bis 65 Jahre (n=108) 77,8% 22,2% über 65 Jahre (n=59) 91,5% 8,5% Gesamt (n=167) 82,6% 17,4% Signifikanzniveau (1-p)*100 = 97,500%, Phi = 0,1735 Gesamt 100% 100% 100% Tab. 22: Bewertung der Information über das Befinden des Bewohners, nach Alter des Angehörigen Anschließend wurde die Hypothese überprüft, ob sich Männer häufiger gut informiert fühlen als Frauen. Bei der Einschätzung der Angehörigen bezüglich guter Information über das Befinden des Bewohners, über Veränderungen bzw. über Aktivitäten und Veranstaltungen in den ausgewählten Einrichtungen, konnte Informationsverhaltens ein Zusammenhang mit nur bei einem Teilaspekt des dem Geschlecht des Angehörigen festgestellt werden – der Information über das Befinden des Bewohners. Tabelle 23 bestätigt die Annahme, dass Männer sich eher gut informiert über das Befinden des Bewohners fühlen als Frauen (94,2% zu 77,6%). Dieses Ergebnis könnte darauf hinweisen, dass Männer möglicherweise mit weniger Information zum Befinden des Bewohners zufrieden sind als weibliche Personen. Ich als Angehöriger werde gut informiert über das Befinden des Geschlecht des befragten Bewohners Angehörigen trifft voll zu / trifft eher nicht zu / trifft eher zu trifft nicht zu weiblich (n=116) 77,6% 22,4% männlich (n=52) 94,2% 5,8% Gesamt (n=168) 82,7% 17,3% Signifikanzniveau (1-p)*100 = 99,167%, Phi = 0,2036 Gesamt 100% 100% 100% Tab. 23: Bewertung der Information über das Befinden des Bewohners, nach Geschlecht des Angehörigen Darüber hinaus wurde analysiert, ob zwischen der Informiertheit der befragten Personen und der Besuchsfrequenz ein Zusammenhang besteht. Es zeigt sich, dass bei den drei überprüften Teilaspekten der Informationsweitergabe nur bei der Information über Aktivitäten und Veranstaltungen ein statistisch signifikanter Zusammenhang mit der Häufigkeit der Besuche festgestellt werden kann. Demnach haben jene Personen, welche täglich oder mehrmals pro Woche in das Alten- und Pflegeheim kommen, häufiger angegeben sich gut -80- Ergebnisse der Befragung darüber informiert zu fühlen, als die anderen (75,2% zu 45,7%). Nachfolgende Tabelle 24 veranschaulicht dieses Erhebungsergebnis: Ich als Angehöriger werde gut informiert über Aktivitäten und Veranstaltungen der Einrichtung trifft voll zu / trifft eher nicht zu / trifft eher zu trifft nicht zu Besuchsfrequenz des Angehörigen23 häufig (n=113) 75,2% selten (46) 45,7% Gesamt (n=159) 66,7% Signifikanzniveau (1-p)*100 = 99,966%, Phi = 0,2844 Gesamt 24,8% 100% 54,3% 54,3% 100% 100% Tab. 24: Bewertung der Information über Aktivitäten und Veranstaltungen, nach Besuchsfrequenz der Angehörigen Bei Betrachtung der ausgewerteten Daten liegt die Vermutung nahe, dass Aktivitäten und Veranstaltungen derzeit hauptsächlich über Aushänge in der Einrichtung bzw. in den Wohnbereichen kundgetan werden. Somit werden jene Angehörigen, die seltener den Bewohner besuchen, kaum erreicht und fühlen sich infolgedessen schlechter darüber informiert. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die einzelnen abgefragten Teilbereiche der Informationsweitergabe der ausgewählten Einrichtungen unterschiedlich bewertet wurden. Der Großteil der befragten Angehörigen (82,8%) ist mit der Information über das Befinden des Bewohners zufrieden, insbesondere männliche Personen und Untersuchungsteilnehmer über 65 Jahre. Tendenziell negativ bewertet wurde hingegen die Information über Veränderungen im Alten- und Pflegeheim – 57% der Untersuchungsteilnehmer fühlen sich darüber eher nicht gut bzw. nicht gut informiert. Da aufgrund fehlender Informationen Ängste und Unsicherheiten der Angehörigen verstärkt werden können, sollten die Verantwortlichen der ausgewählten Einrichtungen dieses Erhebungsergebnis als Anlass sehen, das Informationsverhalten detaillierter zu evaluieren und an die Bedürfnisse der Angehörigen anzupassen. Optimierungspotenzial besteht besonders bei der Informationsweitergabe hinsichtlich Aktivitäten und Veranstaltungen sowie aktuelle Veränderungen der Alten- und Pflegeheime. Besonders in Hinblick auf Angehörige, die selten in die Einrichtung kommen, wird empfohlen, ergänzende Informationswege zu suchen. Zur Steigerung des Vertrauens der Angehörigen in die Pflege und Betreuung in stationären Einrichtungen zur Altenpflege, bedarf es umfangreicher Information über den Alltag der Bewohner. Deshalb sollten die ausgewählten Alten- und Pflegeheime entsprechende Rahmenbedingungen (z.B. durch das Anbieten von Angehörigensprechzeiten) schaffen um die Angehörigen zu 23 „häufig“ beinhaltet Ausprägungen „täglich“ und „mehrmals pro Woche“ ; „selten“ beinhaltet Ausprägungen „mehrmals pro Monat“, „mehrmals pro Jahr“, „1x pro Jahr“ und „seltener“ -81- Ergebnisse der Befragung ermutigen, selbst das persönliche Gespräch mit den Mitarbeitern der Alten- und Pflegeheime zu suchen. 7.5.1.2. Bekanntheit der Ansprechpartner in der Einrichtung 167 Personen haben die Frage, ob sie immer wissen, an wen sie sich bei einem Anliegen wenden können, beantwortet. Acht von zehn der befragten Angehörigen (80,2%) kennen demnach ihre Ansprechpersonen. 19,8% der Untersuchungsteilnehmer haben diese Frage jedoch verneint. Dieses Erhebungsergebnis deutet wieder darauf hin, dass die Kommunikation zwischen den Mitarbeitern der ausgewählten Einrichtungen und den Angehörigen der Bewohner derzeit nicht ganz reibungslos abläuft und im Sinne eines partnerschaftlichen Umgangs miteinander optimiert werden sollte. Im Zuge weiterer Auswertungen wurden folgende Hypothesen überprüft: Weibliche Angehörige wissen häufiger, an wen sie sich bei einem Anliegen wenden können als Männliche. Angehörige im Alter bis 65 Jahre wissen häufiger, an wen sie sich bei einem Anliegen wenden können als Personen der Altersgruppe der über 65-Jährigen. Angehörige, die den Bewohner täglich oder mehrmals wöchentlich besuchen wissen häufiger, an wen sie sich bei einem Anliegen wenden können als jene Personen die seltener in die Einrichtung kommen. Die Analyse der Daten zeigt allerdings, dass zwischen der Fragestellung und dem Merkmal „Geschlecht des Angehörigen“ bzw. „Besuchsfrequenz“ kein Zusammenhang besteht. Den Berechnungen zufolge kennen im Verhältnis etwa gleich viele Männer wie Frauen ihre Ansprechpartner in den ausgewählten Einrichtungen. Auch wenn manche der befragten Personen den Bewohner eher selten besuchen, sind ihnen ebenso häufig die Kontaktpersonen bekannt wie jenen Personen, die häufig in den Alten- und Pflegeheimen anwesend sind. Beim Betrachten der Untersuchungsergebnisse zeigt sich, dass es jedoch einen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen dem Alter der Angehörigen und dem Wissen um die Ansprechpartner gibt, allerdings in umgekehrter Richtung als angenommen. Nur drei Viertel der Untersuchungsteilnehmer bis 65 Jahre (75,0%) geben an zu wissen, an wen sie sich bei einem Anliegen wenden können. Hingegen haben diese Frage 91,2% der Personen der Altersgruppe der über 65-Jährigen bejaht. Das Ergebnis zeigt also deutlich, dass die älteren Angehörigen besser über ihre Ansprechpartner Bescheid wissen als die Jüngeren, wie Tabelle 25 zeigt: -82- Ergebnisse der Befragung Alter des befragten Angehörigen Ansprechpartner bekannt Gesamt ja nein bis 65 Jahre (n=108) 75,0% 25,0% 100% über 65 Jahre (n=57) 91,2% 8,8% 100% 19,4% 100% Gesamt (n=165) 80,6% Signifikanzniveau (1-p)*100 = 98,781%, Phi = 0,1952 Tab. 25: Bekanntheit der Ansprechpartner, nach Alter der Angehörigen Betrachtet man das Erhebungsergebnis hinsichtlich der Bewertung des Informationsverhaltens der ausgewählten Einrichtungen, zeigt sich, dass 22,2% der befragten Personen die jünger als 65 Jahre sind, sich zudem nicht gut über das Befinden des Bewohners informiert fühlen24. Ein Zusammenhang zwischen diesen beiden Fragestellungen wird sichtbar: Untersuchungsteilnehmer bis zum Alter von 65 Jahren kennen seltener ihre Ansprechpartner und fühlen sich auch weniger oft gut über das Befinden des Bewohners informiert als ältere Angehörige. Dieses Ergebnis könnte ein Hinweis dafür sein, dass Angehörige die älter als 65 Jahre sind mehr Wert auf den persönlichen Kontakt zu den Mitarbeitern der Alten- und Pflegeheime legen als die Jüngeren und infolgedessen diesen auch verstärkt suchen. Um das Vertrauen der jüngeren Befragungsteilnehmer, dass der Bewohner in den ausgewählten Einrichtungen gut betreut wird zu festigen, bedarf es verstärkter Kommunikationsangebote seitens der Mitarbeiter, beispielsweise in Form von Einzelgesprächen und der Klärung der zuständigen Ansprechpartner. Im Zuge weiterer Berechnungen wurde auch die Annahme überprüft, wonach Angehörige von Bewohnern die länger als zwei Jahre in der Einrichtung betreut werden, häufiger die Ansprechpersonen kennen als jene Angehörige von Pflegebedürftigen, die kürzer als zwei Jahre im Alten- und Pflegeheim leben. Die Untersuchung hat allerdings ergeben, dass es zwischen den Variablen „Aufenthaltsdauer in der Einrichtung“ und „Bekanntheit der Ansprechpersonen“ keinen statistisch signifikanten Zusammenhang gibt. Insgesamt zeigt sich, dass die meisten befragten Angehörigen (80,2%) wissen, an wen sie sich bei Anliegen wenden können, wobei Personen unter 65 Jahren seltener ihre Ansprechpartner kennen als die Älteren. 24 Bewertung des Informationsverhaltens ist unter Punkt 7.5.1.1. dargestellt -83- Ergebnisse der Befragung 7.5.2. Umgang mit Beschwerden Beschwerden von Angehörigen können einer Einrichtung wichtige Hinweise über Schwachstellen einzelner Arbeitsbereiche oder von Abläufen im Heimalltag liefern. Damit sich Kunden ernstgenommen fühlen, sollte jeder Anlassfall überprüft werden. Die Art und Weise wie auf Beschwerden reagiert wird, wirkt sich auf die Zufriedenheit der Angehörigen aus und in weiterer Folge auch auf das Image des Alten- und Pflegeheims. Aufgrund der hohen Bedeutung eines professionellen Umgangs mit Beanstandungen für die geriatrischen Einrichtungen, wurde im Zuge der Befragung erhoben, ob sich die Angehörigen schon einmal über Vorgänge in der Einrichtung beschwert haben, was die Gründe hierfür waren und wie auf ihre Beanstandungen reagiert wurde. Der folgende Abschnitt gibt über diese Untersuchungsergebnisse näher Auskunft. 7.5.2.1. Beschwerdeverhalten der Befragten Von insgesamt 170 befragten Angehörigen die eine Antwort auf diese Frage gegeben haben, teilten 64 Personen (37,7%) mit, sich schon einmal über Vorgänge im Alten- und Pflegeheim beschwert zu haben. Im Zuge der Auswertung wurde überprüft, ob zwischen dem Beschwerdeverhalten und anderen erhobenen Variablen (Geschlecht und Alter des befragten Angehörigen, Besuchsfrequenz, Verhältnis zum Bewohner, Betreuungsdauer) Zusammenhänge bestehen. Es zeigt sich ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen dem Beschwerdeverhalten und dem Geschlecht der Angehörigen. Von den weiblichen Untersuchungsteilnehmern hat sich beinahe jede Zweite schon einmal über bestimmte Sachverhalte negativ geäußert. Wie nachfolgende Tabelle 26 zeigt, haben die männlichen Angehörigen bis dato deutlich weniger Beanstandungen gemeldet als die Weiblichen (23,6% zu 44,3%), weshalb vermutet wird, dass Frauen möglicherweise höhere Ansprüche an die Pflege und Betreuung im Alten- und Pflegeheim stellen und demzufolge häufiger Beschwerden melden als männliche Personen. über Vorgänge beschwert ja nein weiblich (n=115) 44,3 % 55,7 % männlich (n=55) 23,6 % 76,4 % Gesamt (n=170) 37,7 % 62,3 % Signifikanzniveau (1-p)*100 = 99,087%, Phi = 0,2000 Geschlecht des Angehörigen Gesamt 100 % 100 % 100 % Tab. 26: Beschwerdeverhalten der Angehörigen, nach Geschlecht der Angehörigen Untersucht wurde zudem die Annahme, wonach Angehörige, die den Bewohner häufig besuchen, aufgrund ihrer Präsenz mehr Einblicke in das Geschehen im Alten- und -84- Ergebnisse der Befragung Pflegeheim haben, deshalb eventuell häufiger „Schwachstellen“ entdecken und sich eher beschweren als jene Personen, die seltener ins Alten- und Pflegeheim kommen. Diese Hypothese musste im Zuge der Datenanalyse allerdings falsifiziert werden. Angehörige, die den Bewohner täglich oder mehrmals wöchentlich besuchen, beschweren sich nicht häufiger als andere Personen. Weitere Untersuchungen der Korrelation zwischen dem Beschwerdeverhalten der Befragten und den Variablen „Alter des Angehörigen“ sowie „Verwandtschaftsverhältnis zum Bewohner“ haben ebenfalls keine nennenswerten Zusammenhänge ergeben. Jüngere Angehörige (bis 65 Jahre) beschweren sich demnach nicht häufiger als Personen der Altersgruppe der über 65-Jährigen. Auch die direkten Nachkommen der Bewohner, also Töchter bzw. Söhne, sind nicht kritischer als andere Bezugspersonen. Auch die Hypothese, wonach Angehörige von Bewohnern, die länger als zwei Jahre in der Einrichtung betreut werden, sich schon öfters beschwert haben als Angehörige von Bewohnern die kürzer als zwei Jahre im Alten- und Pflegeheim leben, wurde überprüft. Diese Vermutung konnte jedoch nicht bestätigt werden. Dem Ergebnis zufolge besteht kein nennenswerter Zusammenhang zwischen der Fragestellung und der Variablen „Betreuungsdauer“. Angesichts der größtenteils positiven Untersuchungsergebnisse ist es nicht überraschend, dass die Mehrheit der befragten Angehörigen bisher keine Gründe für Beschwerden geäußert hat. Dennoch ist anzumerken, dass eine geringe Zahl an Beanstandungen nicht automatisch ein Indikator für ein hohes Maß an Zufriedenheit ist. Deshalb wurden jene 106 Angehörigen (62,3%) die angegeben haben, sich noch nie über Vorgänge in der Einrichtung beschwert zu haben, gebeten, ihre Gründe hierzu anzuführen. Von diesen Befragungsteilnehmern haben 92 Personen dazu Stellung bezogen. Da bei dieser Fragestellung Mehrfachantworten möglich waren, konnten insgesamt 101 Nennungen erfasst werden. Die Verteilung der Antworten auf die Frage, warum manche Angehörige bis zum Erhebungszeitpunkt noch nie eine Beschwerde geäußert haben, sieht folgendermaßen aus: Es bis dato keinen Grund für eine Beschwerde gab – 72 Nennungen Ich unsicher bin, ob die Beschwerde gerechtfertigt ist – 12 Nennungen Es sowieso nichts bringt – 9 Nennungen Ich befürchte, dass mein Angehöriger darunter leiden könnte – 8 Nennungen Vier Angehörige haben folgende andere Gründe angegeben: „Die zuständige Person war nicht anwesend.“ „Der Bewohner beschwert sich selbst!“ „kein Kontakt mit Angehörigem – private Gründe“ „meine Mutter möchte das nicht“ -85- Ergebnisse der Befragung Die Gründe, warum noch keine Beschwerde vorgetragen wurde verdeutlichen, dass der Großteil der befragten Angehörigen zum Erhebungszeitpunkt tatsächlich zufrieden mit der Betreuung in den ausgewählten Einrichtungen war. Immerhin haben zwei Drittel dieser Personen angeführt, dass es noch keinen Grund für eine Beanstandung gegeben hat. Die anderen 29 Nennungen, hinsichtlich Unsicherheit ob die Beschwerde gerechtfertigt ist, es sowieso nichts bringt und die Angst, dass der Bewohner darunter leiden könnte, weisen jedoch darauf hin, dass einige der befragten Personen aus persönlichen Gründen bis dato von einer Beanstandung Abstand genommen haben, obwohl etwas nicht zu ihrer Zufriedenheit abgelaufen ist. Im Sinne eines partnerschaftlichen, ehrlichen Umgangs sollten die ausgewählten Einrichtungen alle Angehörigen ermutigen, in einem vertrauensvollen Umfeld Kritik äußern zu können ohne negative Konsequenzen befürchten zu müssen. In weiterer Folge wurde die Korrelation zwischen den Gründen, warum sich die befragten Personen noch nie über Vorgänge beschwert haben und den Variablen „Alter des Angehörigen“ und „Geschlecht des Angehörigen“ überprüft. Untersucht man die Angaben der Untersuchungsteilnehmer ist bei fast allen Antwortmöglichkeiten zu dieser Fragestellung ein Zusammenhang mit dem Alter der Befragungsteilnehmer erkennbar. Die Auswertungen im Detail werden nachfolgend dar-gestellt. Die Vermutung, wonach Angehörige der Altersgruppe der über 65-Jährigen häufiger die Antwortmöglichkeit „es bis dato keinen Grund für eine Beschwerde gab“ auswählten als Personen bis 65 Jahre, konnte bestätigt werden. 96,9% der Personen über 65 Jahre haben diesen Grund angegeben. Bei der Altersgruppe der bis 65-Jährigen haben diese Antwortmöglichkeit nur 67,8% gewählt, wie die Tabelle 27 zeigt: Alter des befragten Angehörigen es bis dato keinen Grund für eine Beschwerde gab Gesamt genannt nicht genannt bis 65 Jahre (n=59) 67,8% 32,2% 100% über 65 Jahre (n=32) 96,9% 3,1% 100% 22,0% 100% Gesamt (n=91) 78,0% Signifikanzniveau (1-p)*100 = 99,861%, Phi = 0,3353 Tab. 27: keine Beschwerde, da es bis dato keinen Grund dazu gab, nach Alter der Angehörigen Auch bei der Aussage „Ich befürchte, dass mein Angehöriger darunter leiden könnte“ kann ein statistisch signifikanter Zusammenhang mit dem Alter der befragten Personen aufgezeigt werden. 13,6% jener Angehörigen, die maximal 65 Jahre alt sind (n=59), haben diesen Grund angeführt. Keiner der Angehörigen der Altersgruppe der über 65-Jährigen (n=32) hat -86- Ergebnisse der Befragung hingegen diese Antwortmöglichkeit gewählt.25 Dasselbe Ergebnis konnte auch bei der Aussage „es sowieso nichts bringt“ festgestellt werden. Von den befragten Personen bis 65 Jahren (n=59) haben 15,3% diesen Grund angeführt, von den älteren Angehörigen (n=32) niemand.26 Bei diesen drei vorgegebenen Antwortmöglichkeiten auf die Frage, warum sich die Angehörigen bis dato noch nie beschwert haben, kann also ein eindeutiger Zusammenhang mit dem Alter der befragten Angehörigen festgestellt werden. Diese Erhebungsergebnisse könnten darauf hinweisen, dass die älteren Angehörigen (über 65 Jahre) zufriedener mit der Betreuung in den ausgewählten Einrichtungen sind als die Jüngeren. Durch ihre Lebensgeschichte, die besonders durch das Miterleben von zumindest einem Weltkrieg und damit verbundenen Entbehrungen und Ängsten häufig geprägt wurde, haben sie möglicherweise gelernt, demütig und bescheiden zu sein, was sich in ihrem Anspruchsverhalten gegenüber der Betreuung des Bewohners auswirken kann. Denkbar ist jedoch auch, dass diese Generation aufgrund ihrer Werthaltungen und der Vergangenheit es nicht gewohnt ist, Kritik laut zu äußern. Wenn die ausgewählten Einrichtungen einen wertschätzenden Umgang mit den Angehörigen anstreben, sollten sie jedoch dazu motivieren. Zwischen dem Grund „Ich unsicher bin, ob die Beschwerde gerechtfertigt ist“ und der Variablen „Alter des Angehörigen“ konnte kein Zusammenhang bestätigt werden. Darüber hinaus wurde untersucht, ob auch das Geschlecht der Befragungsteilnehmer neben dem Alter, die Gründe, warum sich derjenige noch nie beschwert hat, beeinflusst. Die Analyse der Daten in Zusammenhang mit dem Geschlecht der Angehörigen, ergibt jedoch keine nennenswerten Zusammenhänge. 7.5.2.2. Beschwerdegründe Eine weitere zentrale Fragestellung dieses Themenblocks bezieht sich auf die Beschwerdegründe. Nur wenn die Einrichtungsleitungen und Mitarbeiter Bescheid wissen, welche Umstände von den Angehörigen negativ erlebt werden, können sie auf diese Beanstandungen reagieren. Von den 64 Angehörigen, die angegeben haben, sich schon einmal über etwas beschwert zu haben, gaben 60 Personen auch den Grund bzw. die Gründe dafür an. Die Beanstandungen sind sehr unterschiedlich ausgefallen. Es wurde versucht die einzelnen Nennungen Kategorien zuzuordnen. Drei Viertel der genannten Beschwerden konnten folgendermaßen zusammengefasst werden: Beschwerden zur Pflege bzw. zum Pflegepersonal, Beschwerden zu anderen Dienstleistungen und Beschwerden zum Essen. Die restlichen Beanstandungen sind Einzelnennungen und können keiner der 25 26 Signifikanzniveau (1-p)*100 = 97,080%, Phi = 0,2286 Signifikanzniveau (1-p)*100 = 98,004%, Phi = 0,2440 -87- Ergebnisse der Befragung angeführten Kategorien zugeordnet werden. Folgende Auflistung zeigt auszugsweise und thematisch geordnet die Bandbreite der Beschwerdegründe: Beschwerden zur Pflege bzw. zum Pflegepersonal (insgesamt 28 Nennungen) „zu wenig Personal, zu wenig Information“ „Weil sie zu nichts aktiviert wird. Und ihr nein einfach hingenommen wird. Also zu wenig motiviert.“ „Betreuung bei den Mahlzeiten“ „Lange Wartezeiten nach Läuten“ „Körperpflege (mangelnd)“ „Medikamentenausgabe“ „Betreuung“ „Zimmertüren sind immer offen und jeder geht da hinein“ „etwas mehr vom Bett raus. In den Rollstuhl setzen!“ Beschwerden zu anderen Dienstleistungen (insgesamt 10 Nennungen) „Sauberkeit im Zimmer (Toiletten), Bad“ „Ergebnis nach dem Frisörtermin über die „neue“ Frisur“ „Finanzielle Angelegenheiten, Postweitergabe“ „Kleiderreinigungsfirma“ „die Glocke konnte nicht mehr richtig gedrückt werden, wurde nach 4 Tagen vom Hausmeister ausgetauscht“ Beschwerden zum Essen (insgesamt 7 Nennungen) „Essen, zu harte Speisen“ „Essen – teilweise nicht genießbar oder zu wenig“ „kaltes Essen“ „Qualität des Essens“ Sonstige Beanstandungen (insgesamt 15 Nennungen) „Rauchen“ „will nicht, dass meine Mutter ohne Rücksprache mit mir alles unterschreibt, sie liest nichts durch“ „Kleidung vom Angehörigen ging verloren“ „wegen Mitbewohnerin“ „zu wenig Personal“ „Verlust eines Wäschestückes und eines Ketterls“ -88- Ergebnisse der Befragung Der Auszug der angegebenen Beschwerdegründe der befragten Personen zeigt die große thematische Streuung der Antworten. Obwohl die häufigsten Beschwerden die Pflege und Betreuung der Bewohner betreffen, hat nur ein kleiner Anteil der Untersuchungsteilnehmer direkte Kritik an den Pflegekräften geäußert. Drei Personen haben einen Mangel an Personal angegeben. Am häufigsten wurde den Angaben der Untersuchungsteilnehmer zufolge kritisiert, dass der Bewohner zu wenig aktiviert wurde. Konkret wurde z.B. angeführt, dass keine Spaziergänge angeboten wurden oder der Bewohner den ganzen Tag im Bett liegen musste. Insgesamt haben sich sieben Personen über mangelnde Aktivierung der Bewohner zum Erhebungszeitpunkt beschwert. An dieser Stelle sei jedoch angemerkt, dass die überwiegende Mehrheit der Angehörigen mit der Betreuungssituation in den ausgewählten Einrichtungen weitgehend zufrieden ist.27 Obwohl auf das Thema „Essen“ im Zuge der vorliegenden Befragung bewusst verzichtet wurde, scheint dieser Aspekt für einige der befragten Personen von Bedeutung zu sein. Immerhin haben sieben Untersuchungsteilnehmer angegeben, diesbezüglich eine Beschwerde geäußert zu haben. Die Nennungen der Kategorie „Beschwerden zu anderen Dienstleistungen“ sind ebenso wie die sonstigen Beanstandungen Einzelnennungen und weisen daher eher nicht auf generelle Probleme bzw. Missstände in den ausgewählten Einrichtungen hin. Dennoch sollten alle Einzelfälle im Anlassfall ernst genommen und genauer überprüft werden. 7.5.2.3. Reaktion auf Beschwerden Damit sich Angehörige wertgeschätzt fühlen, sollte auf Beschwerden ihrerseits eine entsprechende Reaktion seitens der Mitarbeiter der geriatrischen Einrichtung bzw. der Einrichtungsleitung erfolgen. Aus diesem Grund wurden jene Angehörigen, welche sich schon einmal über Vorgänge in der Einrichtung beschwert haben gebeten, die Bearbeitung ihrer Beanstandung zu bewerten. 61 der insgesamt 64 Personen die angeführt haben, schon eine Beschwerde geäußert zu haben, antworteten auf die Frage, ob ihre Beschwerde ernst genommen wurde. 36% dieser Befragungsteilnehmer haben „ja“ angegeben, weitere 41% „teilweise“. Fast jeder vierte dieser befragten Angehörigen (23,0%) hat diesen Sachverhalt allerdings mit „nein“ bewertet. Diesen Personen wird somit möglicherweise das Gefühl vermittelt, dass ihre Ansichten nicht wichtig sind. Eine mögliche Folge könnte sein, dass sie vielleicht Kritik und erkennbare Verbesserungsvorschläge zukünftig nicht mehr weitergeben und stattdessen ihre negativen Erfahrungen mit anderen Personen teilen. Wollen Einrichtungen zur stationären Altenpflege ihre Leistungen kundengerecht gestalten, sind sie auch auf Hinweise der Angehörigen 27 Die Ergebnisse der Untersuchung hinsichtlich der Betreuungsqualität in den ausgewählten Einrichtungen sind unter Punkt 7.4.1. dargestellt. -89- Ergebnisse der Befragung angewiesen, da diese als Außenstehende Schwachstellen aus einer anderen Perspektive wahrnehmen und darauf aufmerksam machen können. Deshalb wurde auch erhoben, ob aufgrund der Beschwerde Veränderungen herbeigeführt wurden. 58 Personen haben hierzu Angaben gemacht. 27,6% dieser Untersuchungsteilnehmer haben geantwortet, das Problem sofort mit dem zuständigen Mitarbeiter gelöst zu haben. 32,8% der befragten Angehörigen haben auf diese Frage geantwortet, dass das Problem nach einiger Zeit behoben werden konnte. Beim Betrachten des Ergebnisses fällt auf, dass insgesamt nur 60,4% der Angehörigen angegeben haben, dass es aufgrund ihrer Beanstandung zu Veränderungen gekommen ist. Vier von zehn dieser Befragungsteilnehmer (39,6%) konnten trotz ihrer Beschwerden keine Änderungen feststellen. Es gilt für die ausgewählten Einrichtungen zu prüfen, ob dieses ersichtliche Gefühl der Nutzlosigkeit von Beschwerden tatsächlich der Realität entspricht. Die Antworten auf die Frage, warum sich manche Untersuchungsteilnehmer noch nie beschwert haben, unterstreichen dieses Ergebnis.28 Neun befragte Personen haben als Grund hierzu angeführt, dass eine Beanstandung sowieso nichts bringt. Wichtig erscheint auf jeden Fall die geäußerte Kritik ernst zu nehmen und nach Lösungen zu suchen, welche die beschwerenden Angehörigen auch unmittelbar wahrnehmen können. Zusammengefasst kann also festgehalten werden, dass sich Frauen zum Befragungszeitpunkt häufiger beschwert haben als Männer. Zudem ist ein Zusammenhang zwischen den Gründen, warum sich jemand noch nie negativ über einen Vorgang in den ausgewählten Einrichtungen geäußert hat und dem Alter der Angehörigen erkennbar. Optimierungspotenzial besteht beim Ernstnehmen und der Bearbeitung seitens der Mitarbeiter der ausgewählten Einrichtungen, da nicht alle Befragungsteilnehmer der Meinung waren, dass angemessen auf ihre Beanstandung eingegangen wurde. Das Einführen eines Beschwerdemanagements wird empfohlen. 7.5.3. Einbeziehung der Angehörigen in den Heimalltag Durch die Integration von Angehörigen in den Heimalltag kann das Wohlbefinden der Bewohner gesteigert werden, da ihnen bekannte Personen einzelne Aufgaben der Betreuung übernehmen. Zugleich kann den Angehörigen das Gefühl vermittelt werden, dass sie auch nach dem Umzug des Pflegebedürftigen in die geriatrische Einrichtung weiterhin eine wichtige Funktion einnehmen. Darüber hinaus sind auch Auswirkungen auf die professionelle Pflege möglich – die Angehörigen können die Arbeit der Pflegekräfte ergänzen oder das Personal sogar teilweise entlasten. 28 siehe Punkt 7.5.2.1. -90- Ergebnisse der Befragung Aus diesen Gründen wurden folgende Dimensionen in Bezug auf die Einbeziehung des Angehörigen in den Heimalltag gemessen: Einbeziehung des Angehörigen in Aktivitäten bzw. Veranstaltungen der Einrichtung, in Pflegehandlungen sowie in Entscheidungen, die den Bewohner betreffen Wunsch der Angehörigen nach mehr Einbeziehung Abbildung 12 gibt einen Überblick über die Auswertung der erhobenen Daten zur Miteinbeziehung der befragten Personen in den Heimalltag zum Befragungszeitpunkt: Ich als Angehöriger werde einbezogen... in Entscheidungen, die den Bewohner betreffen (n=157) 48,4% in Pflegehandlungen (n=143) 29,4% in Aktivitäten / Veranstaltungen der Einrichtung (n=147) 29,9% trifft voll zu trifft eher zu 31,9% 32,8% 23,8% 27,2% trifft eher nicht zu 12,1% 7,6% 30,0% 14,0% 12,9% trifft nicht zu Abb. 12: Einbeziehung des Angehörigen in Aktivitäten der Einrichtung, in Pflegehandlungen und in Entscheidungen, die den Bewohner betreffen Aus dieser Abbildung geht hervor, dass sich die befragten Angehörigen am positivsten zu ihrer Einbeziehung in Entscheidungen die den Bewohner betreffen äußerten. 80,3% der Befragungsteilnehmer beurteilen diese Aussage mit „trifft voll zu“ bzw. mit „trifft eher zu“. Die Einbeziehung der Angehörigen in Pflegehandlungen wurde ähnlich wie deren Mitwirkung bei Aktivitäten bzw. Veranstaltungen der Einrichtung bewertet. Sechs von zehn der befragten Personen haben das Zutreffen dieser beiden Aspekte mit „trifft voll zu“ bzw. „trifft eher zu“ bewertet (62,2% bzw. 57,1%). Mehr als die Hälfte aller befragten Angehörigen wird demnach zum Erhebungszeitpunkt bereits in Aktivitäten bzw. Veranstaltungen der ausgewählten Einrichtungen sowie in Pflegehandlungen einbezogen. Dieses Ergebnis verdeutlicht die Bedeutung der Angehörigen für die Mitarbeiter von Alten- und Pflegeheimen. Wie bereits erwähnt, können Angehörige das Personal ein Stück weit entlasten, vorausgesetzt sie werden als Partner betrachtet und in den Heimalltag integriert. Zudem kann die Miteinbeziehung der Bezugspersonen zur sozialen Integration der Bewohner beitragen und sollte deshalb unterstützt werden. -91- Ergebnisse der Befragung Darüber hinaus wurde erhoben, ob sich die Angehörigen mehr Mitwirkung wünschen würden und wenn ja wobei. 152 Untersuchungsteilnehmer haben zu dieser Frage eine Angabe gemacht. Demnach wünscht sich knapp ein Viertel der Befragungsteilnehmer (24,3%) mehr Einbeziehung. Der Großteil der befragten Personen (75,7%) hat diese Frage hingegen verneint. Dieses Erhebungsergebnis weist darauf hin, dass grundsätzlich Engagement seitens einiger Angehörigen mehr am Heimalltag mitzuwirken vorhanden ist. Damit zukünftig noch besser auf die Bedürfnisse und Wünsche der Angehörigen seitens der Mitarbeiter der Alten- und Pflegeheimen sowie der Einrichtungsleitung eingegangen werden kann, wurde ergänzend erfasst, wobei sich die Angehörigen mehr Miteinbeziehung wünschen würden. In einer offenen Frage nannten insgesamt 29 Personen ihre Wünsche. Folgender Auszug der Nennungen zeigt ausgewählte Wortmeldungen zu dieser Thematik: „Falls es Probleme geben sollte oder irgendwelche persönliche Fragen, würde ich gerne Auskunft geben. Mithelfen Lösungen zu suchen“ „Information über Angehörigen Gesundheit, Aktivitäten und konkretere Informationen zu erhalten“ „Entscheidungen und Pflege“ „Veränderungen des Personals…“ „gemeinsame Aktivitäten; fühle mich eher als Eindringling…“ „Physiotherapien“ „Entscheidungen, die meinen Angehörigen betreffen, Veranstaltungen in der Einrichtung“ „der Bestellung des Essens“ „ich würde gerne mehr über den Tagesablauf meiner Mutter erfahren, welche Medikamente sie bekommt…“ Am ehesten wird demzufolge von den befragten Personen gewünscht mehr Informationen zu erhalten. Konkret wurde z.B. mehr Informationen über Aktivitäten, Befindlichkeit des Bewohners, Veränderungen beim Personal, Tagesablauf, Medikamente sowie zum Heimablauf generell angeführt. Der Wunsch nach mehr Information wurde insgesamt neunmal genannt. Dies deckt sich auch mit den Erhebungsergebnissen bezüglich des Informationsverhaltens der ausgewählten Einrichtungen.29 Demzufolge sind nicht alle befragten Personen der Meinung, dass sie über den Heimalltag gut informiert werden. Mehr Einbezug in die Pflege des Bewohners spielt hingegen eine untergeordnete Rolle, da dieser Wunsch nur von einem Angehörigen geäußert wurde. 29 Die Bewertung des Informationsverhaltens der ausgewählten Einrichtungen ist im Abschnitt 7.5.1.1. dargestellt. -92- Ergebnisse der Befragung Im Zuge der Auswertung war zudem interessant, ob ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen der tatsächlichen Einbeziehung der Angehörigen und ausgewählten Variablen (Alter der Angehörigen, Geschlecht der Angehörigen, Besuchsfrequenz) besteht. Die Datenanalyse hat ergeben, dass das Geschlecht der Angehörigen keinen Einfluss auf die Einbeziehung der Angehörigen in Entscheidungen, in Pflegehandlungen und in Aktivitäten hat. Ebenso konnte kein Zusammenhang mit dem Alter der Angehörigen und der Einbeziehung der Befragungsteilnehmer in Entscheidungen sowie in Pflegehandlungen festgestellt werden. Entgegen der Vermutung, dass ältere Angehörige (über 65 Jahre) weniger in Aktivitäten und Veranstaltungen einbezogen werden als Personen bis 65 Jahre, hat die Überprüfung der Korrelation dieser Variablen ergeben, dass das Alter Einfluss auf die Mitwirkung der Angehörigen in Aktivitäten und Veranstaltungen hat, jedoch in umgekehrter Richtung als angenommen. Für sieben von zehn der befragten Angehörigen der Altersgruppe der über 65-Jährigen (70,5%) trifft die Aussage „Ich als Angehöriger werde einbezogen in Aktivitäten und Veranstaltungen der Einrichtung“ voll bzw. eher zu. Bei den Befragungsteilnehmern bis 65 Jahre hat dies nur etwa jeder Zweite (52,5%) angegeben. Die nachfolgende Tabelle 28 veranschaulicht das Ergebnis dieser Analyse: Alter des befragten Angehörigen Ich als Angehöriger werde einbezogen in Aktivitäten / Veranstaltungen der Einrichtung trifft voll zu / trifft eher nicht zu / trifft eher zu trifft nicht zu Gesamt bis 65 Jahre (n=101) 52,5% 47,5% 100% über 65 Jahre (n=44) 70,5% 29,5% 100% 42,1% 100% Gesamt (n=145) 57,9% Signifikanzniveau (1-p)*100 = 95,620%, Phi = 0,1674 Tab. 28: Einbeziehung des Angehörigen in Aktivitäten und Veranstaltungen, nach Alter der Angehörigen Aufgrund der ausgewerteten Daten liegt die Vermutung nahe, dass die über 65-Jährigen mehr Zeit für die aktive Teilnahme an Aktivitäten und Veranstaltungen zur Verfügung haben als die Jüngeren, da sie üblicherweise bereits aus dem Berufsleben ausgeschieden sind. Des Weiteren wurde die Hypothese überprüft, wonach Angehörige, die täglich oder mehrmals wöchentlich den Bewohner besuchen, generell häufiger in den Heimalltag einbezogen werden da sie mehr Zeit im Alten- und Pflegeheim verbringen als jene Personen, welche seltener in die Einrichtung kommen. In Bezug auf die Einbeziehung der Angehörigen -93- Ergebnisse der Befragung in Entscheidungen die den Bewohner betreffen, konnte kein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen diesem Aspekt und der Besuchsfrequenz festgestellt werden. Demnach werden jene Angehörigen die selten in die Einrichtung kommen, genauso häufig in Entscheidungen einbezogen wie die anderen Untersuchungsteilnehmer. Die weitere Datenanalyse hat erwartungsgemäß bestätigt, dass Angehörige die jeden Tag oder mehrmals pro Woche den Bewohner besuchen, häufiger in Pflegehandlungen einbezogen werden als jene Personen, welche seltener kommen, wie Tabelle 29 veranschaulicht: Besuchsfrequenz des Angehörigen30 Ich als Angehöriger werde einbezogen in Pflegehandlungen trifft voll zu / trifft eher nicht zu / trifft eher zu trifft nicht zu Gesamt häufig (n=103) 68,0% 32,0% 100% selten (n=40) 47,5% 52,5% 100% 37,8% 100% Gesamt (n=143) 62,2% Signifikanzniveau (1-p)*100 = 97,649%, Phi = 0,1894 Tab. 29: Einbeziehung des Angehörigen in Pflegehandlungen, nach Besuchsfrequenz Wenig überraschend auch das Ergebnis der Überprüfung der Hypothese, wonach Angehörige, die den Bewohner oft besuchen auch häufiger in Aktivitäten und Veranstaltungen der Einrichtung einbezogen werden als jene Personen, die seltener in das Alten- und Pflegeheim kommen. Tabelle 30 zeigt das Ergebnis dieser Berechnung: Besuchsfrequenz des Angehörigen31 häufig (n=106) Ich als Angehöriger werde einbezogen in Aktivitäten / Veranstaltungen der Einrichtung trifft voll zu / trifft eher nicht zu / trifft eher zu trifft nicht zu 65,1% selten (n=41) 36,6% Gesamt (n=147) 57,1% Signifikanzniveau (1-p)*100 = 99,826%, Phi = 0,2584 Gesamt 34,9% 100% 63,4% 42,9% 100% 100% Tab. 30: Einbeziehung des Angehörigen in Aktivitäten und Veranstaltungen der Einrichtung, nach Besuchsfrequenz Wie bereits angeführt, hat etwa jeder vierte befragte Angehörigen angegeben, mehr Einbeziehung zu wünschen. Im Zuge der Auswertung war deshalb auch interessant zu überprüfen, ob das Alter sowie das Geschlecht des Angehörigen oder die Besuchsfrequenz 30 „häufig“ beinhaltet Ausprägungen „täglich“ und „mehrmals pro Woche“, „selten“ beinhaltet Ausprägungen „mehrmals pro Monat“, „mehrmals pro Jahr“, „1x pro Jahr“ und „seltener“ 31 „häufig“ beinhaltet Ausprägungen „täglich“ und „mehrmals pro Woche“, „selten“ beinhaltet Ausprägungen „mehrmals pro Monat“, „mehrmals pro Jahr“, „1x pro Jahr“ und „seltener“ -94- Ergebnisse der Befragung den Wunsch nach mehr Einbeziehung beeinflusst. Untersucht wurden folgende Hypothesen: Angehörige bis 65 Jahren wünschen sich mehr Einbeziehung als Ältere. Frauen wünschen sich mehr Einbeziehung als Männer. Angehörige, die täglich oder mehrmals die Woche in die Einrichtung kommen, wünschen sich mehr Einbeziehung. Die Überprüfung der Daten hat ergeben, dass nur die erste Annahme bestätigt werden kann. Die angeführte Tabelle 31 zeigt den Zusammenhang zwischen den untersuchten Variablen: Alter des befragten Angehörigen Wunsch nach mehr Einbeziehung als Angehöriger Gesamt ja nein bis 65 Jahre (n=99) 29,3% 70,7% 100% über 65 Jahre (n=51) 13,7% 86,3% 100% 76,0% 100% Gesamt (n=150) 24,0% Signifikanzniveau (1-p)*100 = 96,553%, Phi = 0,1727 Tab. 31: Wunsch des Angehörigen nach mehr Einbeziehung, nach Alter der Angehörigen Dem Ergebnis zufolge wünschen sich Angehörige bis 65 Jahre öfter mehr Einbeziehung als die älteren Befragungsteilnehmer. Beinahe jede dritte befragte Person bis 65 Jahre (29,3%) würde gerne mehr Mitwirkungsmöglichkeiten haben. Bei den Angehörigen, die 66 Jahre und älter sind, hat diesen Wunsch nur etwa jeder Siebte (13,7%) geäußert. Hinsichtlich des Geschlechts der Angehörigen hat die Verteilung der Antworten zwar ergeben, dass Frauen tendenziell häufiger den Wunsch nach mehr Einbeziehung angegeben haben als Männer (27,7% zu 17,6%), jedoch konnte kein statistisch signifikanter Zusammenhang festgestellt werden. Generell zeigt die Auswertung der erhobenen Daten, dass der Großteil der Befragten zufrieden mit der Miteinbeziehung der Angehörigen in den Heimalltag der ausgewählten Einrichtungen ist und nicht mehr aktive Mitwirkung, etwa in Pflegehandlungen, wünscht. Zu beachten gilt, dass mehrfach der Wunsch nach ausführlicheren Informationen genannt wurde. Diese Angaben liefern weitere Hinweise, dass in den ausgewählten Einrichtungen Optimierungspotenzial hinsichtlich des Kommunikationsverhaltens der Mitarbeiter besteht. 7.5.4. Gefühl des Willkommenseins Fühlen sich die Angehörigen in der geriatrischen Einrichtung wohl, werden sie das Alten- und Pflegeheim gegenüber Bekannten und Freunden positiv darstellen und zudem öfters weiterempfehlen. Deshalb wurde neben der Zufriedenheit der Befragungsteilnehmer mit der Angehörigenarbeit auch explizit erhoben, ob sich die Angehörigen in den Alten- und Pflegeheimen zum Erhebungszeitpunkt willkommen fühlen. 165 Befragungsteilnehmer -95- Ergebnisse der Befragung haben dazu eine Bewertung abgegeben. Die Antworten auf diese Fragestellung zeigen durchaus ein positives Bild. Die Mehrheit der befragten Personen fühlt sich demnach sehr willkommen (55,2%) bzw. willkommen (39,4%) in den ausgewählten Einrichtungen. Acht Befragungsteilnehmer (4,8%) haben angeben, sich eher weniger willkommen zu fühlen. Nur ein Angehöriger (0,6%) fühlt sich nicht willkommen. In weiterer Folge wurde untersucht, ob sich Frauen häufiger willkommen fühlen als Männer, ob ältere Angehörige (über 65 Jahre) sich häufiger willkommen fühlen als Jüngere und ob Angehörige, die den Bewohner täglich oder mehrmals pro Woche besuchen, sich häufiger willkommen fühlen als die anderen Befragungsteilnehmer. Die Datenanalyse zeigt, dass es weder einen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen dem Gefühl des Willkommenseins und dem Alter der Untersuchungsteilnehmer bzw. der Besuchsfrequenz gibt. Untersucht man die Angaben der befragten Personen zu dieser Fragestellung nach dem Geschlecht ist eindeutig erkennbar, dass sich Männer eher willkommen in der Einrichtung fühlen als Frauen. Von den weiblichen Angehörigen (n=113) fühlen sich 92% sehr willkommen bzw. willkommen in der Einrichtung. Hingegen haben alle 52 männlichen Befragungsteilnehmer, welche diese Frage beantwortet haben, diese Antwortmöglichkeiten gewählt. Demnach hat kein einziger männlicher Angehöriger angegeben, sich im Alten- und Pflegeheim weniger bzw. nicht willkommen zu fühlen. Neun weibliche Angehörige (8%) haben allerdings diese Bewertung abgegeben.32 Aufgrund dieses Ergebnisses liegt die Vermutung nahe, dass Frauen generell etwas kritischer sind als Männer. Wie die Erhebung zeigt, haben weibliche Befragungsteilnehmer auch schon deutlich häufiger Beschwerden geäußert als die Männlichen.33 Es wurde auch die Hypothese überprüft, wonach Angehörige, die an der Entscheidung für das Alten- und Pflegeheim beteiligt waren, sich eher willkommen fühlen als jene Personen, die nicht daran beteiligt waren. Das Untersuchungsergebnis widerlegt allerdings diese Annahme. Es besteht kein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen dem Entscheidungsträger für die Wahl der Einrichtung und dem Gefühl des Willkommenseins. Außerdem konnte festgestellt werden, dass die Aufenthaltsdauer des Bewohners in der Einrichtung keinen Einfluss darauf hat. Zusammenfassend kann also gesagt werden, dass sich die Angehörigen der Bewohner der drei ausgewählten Einrichtungen mehrheitlich willkommen in den Alten- und Pflegeheimen fühlen, dabei insbesondere die befragten männlichen Personen. Insgesamt zeigt sich, dass 32 Signifikanzniveau (1-p)*100 = 96,362%, Phi = 0,1629% 33 Siehe Punkt 7.5.2.1. -96- Ergebnisse der Befragung der Großteil der Befragungsteilnehmer mit der Angehörigenarbeit in den Alten- und Pflegeheimen zufrieden ist. Möglichkeiten zur Optimierung sind im Bereich Kommunikation gegeben. Bessere Informationsweitergabe, insbesondere über aktuelle Veränderungen, könnte die Zufriedenheit noch erhöhen. Die Auswertung der Ergebnisse in Bezug auf den Umgang mit Beschwerden der Angehörigen zeigt, dass geäußerte Beanstandungen nicht immer ernst genommen wurden. Viele der befragten Personen haben sich aber noch nie beschwert, weil es bis dato keinen Grund dafür gegeben hat. Die Möglichkeiten der Mitwirkung der Angehörigen werden unterschiedlich beurteilt. Die Befragungsteilnehmer werden mehrheitlich in Entscheidungen die den Bewohner betreffen einbezogen. Die Mitwirkung bei Pflegehandlungen und Aktivitäten der Einrichtungen schneidet bei der Untersuchung im Vergleich dazu etwas schlechter ab. Mehr Mitwirkung wird von jedem vierten Angehörigen gewünscht. Bessere Informationsweitergabe wurde dabei am häufigsten genannt. -97- Ergebnisse der Befragung 7.6. Beurteilung der Einrichtung insgesamt Im Zuge der durchgeführten Angehörigenbefragung wurde auch die generelle Zufriedenheit mit den ausgewählten Einrichtungen erhoben. Die Ergebnisse dazu sind unter Punkt 7.5.1. dargestellt. Darüber hinaus hat der Fragebogen auch den Aspekt der Weiterempfehlung des Alten- und Pflegeheimes beinhaltet. Interessant war zudem zu erfahren, warum die befragten Personen die Einrichtung weiterempfehlen würden bzw. warum nicht. Punkt 7.5.2. gibt darüber Auskunft. 7.6.1. Zufriedenheit mit der Einrichtung Die befragten Angehörigen wurden einerseits gebeten, eine Bewertung über ihre Zufriedenheit mit dem Alten- und Pflegeheim insgesamt in Form von Schulnoten abzugeben. Andererseits wurde auch nach der Einschätzung aus der Perspektive des Bewohners gefragt, um etwaige Abweichungen zwischen den Personengruppen hinsichtlich ihrer Bewertung feststellen zu können. Die Untersuchungsteilnehmer sollten dazu folgende Fragestellung beantworten: „Wenn Ihr Angehöriger seine Zufriedenheit mit dem Leben in der Einrichtung der Seniorenbetreuung insgesamt beurteilen würde, welche Note nach dem Schulnotensystem würde sie / er vergeben?“. In der nachfolgenden Abbildung 13 ist das Ergebnis der erhobenen Daten beider Fragestellungen dargestellt, um im direkten Vergleich mögliche Abweichungen hinsichtlich des Antwortverhaltens der befragten Personen feststellen zu können: Gesamtbewertung der Einrichtung Perspektive Angehörigen (n=171) 48,0% 26,9% Perspektive Bewohner (n=167) 43,7% 24,0% 20,5% 22,2% 2,9% Sehr Gut Gut Befriedigend 7,7% Genügend 1,7% 2,4% Nicht Genügend Abb. 13: Gesamtbewertung der Einrichtung aus der Perspektive der Angehörigen in Relation zur Perspektive der Bewohner -98- Ergebnisse der Befragung Rund zwei Drittel der befragten Angehörigen (74,9%) haben die Einrichtung insgesamt mit „Sehr Gut“ oder „Gut“ bewertet. 20,5% der Untersuchungsteilnehmer haben mit „Befriedigend“ geantwortet. Dem Ergebnis zufolge ist der Großteil der befragten Personen mit den ausgewählten Einrichtungen zufrieden. Einige wenige Befragungsteilnehmer haben jedoch auch mit „Genügend“ (2,9%) oder mit „Nicht Genügend“ (1,7%) auf diese Frage geantwortet. Wie aus Abbildung 13 hervorgeht, scheinen beide Bewertungen trotz unterschiedlicher Perspektiven nahezu identisch zu sein. Bei genauerem Betrachten der Darstellungen kann jedoch festgestellt werden, dass die Angehörigen die Einrichtung tendenziell etwas positiver beurteilen als sie das aus der Perspektive der Bewohner tun. Etwa ein Viertel der Befragungsteilnehmer (24%) haben die Einrichtung aus Sicht des Bewohners mit „Sehr Gut“ bewertet. Am häufigsten wurde die Note „Gut“ vergeben – 43,7% der befragten Angehörigen haben sich dazu entschieden. Dem Ergebnis zufolge sind 10,1% der Angehörigen der Meinung, dass der Bewohner eher nicht zufrieden bzw. nicht zufrieden mit seinem Leben im Alten- und Pflegeheim ist. Sie haben die generelle Zufriedenheit des Bewohners mit der Einrichtung mit „Genügend“ (7,7%) bzw. mit „Nicht Genügend“ (2,4%) bewertet. Die größte Abweichung zwischen den beiden Untersuchungsergebnissen kann bei der Merkmalsausprägung „Genügend“ festgestellt werden. Von den befragten Angehörigen haben 2,9% diese Antwortmöglichkeit für ihre Bewertung der Einrichtung ausgewählt. Aus der Sicht des Bewohners haben im Vergleich dazu mit 7,7% mehr Befragungsteilnehmer diese Note bei der Beurteilung vergeben. Unterschiede zwischen den Bewertungen sind auch bei der Merkmalsausprägung „Gut“ sichtbar. Diese Antwortmöglichkeit wurde häufiger aus Sicht der Angehörigen gewählt als aus der Perspektive der Bewohner. Im Zuge der Datenanalyse Wahrheitsgehalt hin wurden überprüft. Hypothesen Aufgrund der zu dieser geringen Thematik auf ihren Fallzahlen bei den Merkmalsausprägungen „Genügend“ und „Nicht Genügend“ wurde bei den folgenden Auswertungen konkret untersucht, ob die befragten Personen zufrieden oder (eher) unzufrieden mit den Merkmalsausprägungen ausgewählten „Sehr Gut“ Einrichtungen und „Gut“ sind. zu Dazu „zufrieden“ wurden die sowie die Merkmalsausprägungen „Befriedigend“, „Genügend“ und „Nicht Genügend“ zu „(eher) unzufrieden“ zusammengefasst. Es wurde vermutet, dass männliche Angehörige insgesamt zufriedener mit der Einrichtung sind als die Weiblichen. Untersucht man die Angaben der Befragungsteilnehmer zur Zufriedenheit mit der Einrichtung insgesamt nach dem Geschlecht, ist eindeutig erkennbar, dass männliche Personen die ausgewählten Alten- und Pflegeheime häufiger positiver -99- Ergebnisse der Befragung beurteilen als weibliche Untersuchungsteilnehmer. Somit besteht ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen den beiden Variablen, wie Tabelle 32 veranschaulicht: Geschlecht des befragten Angehörigen Bewertung der Einrichtung insgesamt durch die befragten Angehörigen Befriedigend / Sehr Gut / Genügend / Gut Nicht Genügend Gesamt weiblich (n=116) 68,1% 31,9% 100% männlich (n=55) 89,1% 10,9% 100% 25,1% 100% Gesamt (n=171) 74,9% Signifikanzniveau (1-p)*100 = 99,686%, Phi = 0,2260 Tab. 32: Gesamtbewertung der Einrichtung des Angehörigen, nach Geschlecht der Angehörigen Dieses Ergebnis verdeutlicht, dass Männer generell zufriedener mit der Betreuung der Bewohner in den ausgewählten Einrichtungen sind als Frauen. Auch die Weiterempfehlungsbereitschaft der Untersuchungsteilnehmer weist einen Zusammenhang mit dem Geschlecht der befragten Personen auf.34 Die Frage, ob sich – neben dem Geschlecht der Angehörigen – weitere Zusammenhänge zwischen der Bewertung der befragten Personen mit der Einrichtung insgesamt und dem Alter bzw. der Besuchshäufigkeit der Angehörigen feststellen lassen, wurde ebenfalls überprüft. Die durchgeführten Berechnungen haben allerdings ergeben, dass die abgefragte Zufriedenheit mit den Alten- und Pflegeheimen von den Merkmalen „Alter des Angehörigen“ und „Besuchsfrequenz“ weitgehend unabhängig ist. Somit mussten die Hypothesen „Angehörige über 65 Jahre beurteilen die Einrichtung insgesamt besser als diejenigen Personen, die maximal 65 Jahre alt sind“ und „Angehörige, die den Bewohner nicht täglich oder mehrmals wöchentlich besuchen, bewerten die Einrichtung positiver als jene Angehörigen, die täglich im Alten- und Pflegeheim anwesend sind“ falsifiziert werden. Auch die Annahme, wonach Angehörige von Bewohnern die länger als zwei Jahre in der Einrichtung betreut werden die Einrichtung positiver bewerten als die anderen Angehörigen, konnte nicht bestätigt werden. Die Aufenthaltsdauer des Bewohners im Alten- und Pflegeheim hat keinen Einfluss auf die Bewertung der Angehörigen in Bezug auf die Einrichtung. Des Weiteren wurde untersucht ob Angehörige, die an der Entscheidung für die Wahl der Einrichtung beteiligt waren, zufriedener sind als jene Befragungsteilnehmer, die dies nicht waren. Auch bei dieser Konstellation zeigt das Untersuchungsergebnis keinen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen den untersuchten Variablen. 34 Siehe Punkt 7.6.2. -100- Ergebnisse der Befragung Die Berechnungen haben also ergeben, dass die Bewertung relativ unabhängig von den untersuchten Variablen „Alter der befragten Angehörigen“, „Besuchshäufigkeit“ sowie „Aufenthaltsdauer des Bewohners in der Einrichtung“ ist. Lediglich das Geschlecht der Befragungsteilnehmer steht im Zusammenhang mit dieser Fragestellung. Zudem war es interessant in Erfahrung zu bringen, ob zwischen der Bewertung aus der Perspektive des Bewohners und seiner Pflegegeldstufe ein Zusammenhang besteht. Es wird vermutet, dass Personen mit hohen Pflegegeldstufen (Stufe 5, 6, 7) weniger zufrieden mit dem Leben in der Einrichtung sind, als Personen mit geringerem Pflegebedarf. Das Ergebnis zeigt, dass tendenziell mehr Angehörige von Bewohnern mit niedrigeren Pflegegeldstufen (Stufe 1, 2, 3, 4) das Leben in der Einrichtung positiv bewerten als die anderen Personen, indem sie die Note „Sehr Gut“ bzw. „Gut“ für diese Fragestellung vergeben haben (72,3% zu 59,7%). Den Berechnungen zufolge konnte allerdings kein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen der Bewertung aus Sicht des Bewohners und der Pflegegeldstufe festgestellt werden.35 Demzufolge spielt der Pflegebedarf bei der Bewertung der Einrichtung aus Sicht des Bewohners eine untergeordnete Rolle. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass der Großteil der befragten Personen tendenziell zufrieden mit den ausgewählten Einrichtungen ist. Drei Viertel der Untersuchungsteilnehmer (74,9%) haben für die Gesamtbewertung des Alten- und Pflegeheims die Noten „Sehr Gut“ oder. „Gut“ vergeben. Zudem zeigt sich, dass grundsätzlich Bewohner wie auch deren Angehörige die Einrichtung aus Sicht der Befragungsteilnehmer ähnlich beurteilen, wobei die Bewertung aus der Perspektive der Bewohner etwas schlechter abschneidet als die Beurteilung der Angehörigen selbst. Die Vermutung liegt somit nahe, dass zufriedene Angehörige auch der Meinung sind, dass sich die Bewohner in den Einrichtungen wohlfühlen. 7.6.2. Weiterempfehlung der ausgewählten Einrichtungen Die Weiterempfehlung der Einrichtung von zufriedenen Angehörigen wirkt sich positiv auf das Image der ausgewählten Alten- und Pflegeheime aus. 163 Personen haben eine Angabe zu der Frage, ob sie die Einrichtung weiterempfehlen würden, abgegeben. Die weitaus überwiegende Mehrheit der befragten Angehörigen (85,9%) hat mit „ja“ geantwortet. Etwa jeder siebte Untersuchungsteilnehmer (14,1%) nimmt jedoch von einer Weiterempfehlung der Einrichtung Abstand. Im Vergleich zur Bewertung der Einrichtung der befragten Angehörigen insgesamt, fällt das Ergebnis dieser Fragestellung positiver aus. Obwohl nur etwa drei Viertel (74,9%) der befragten Personen das Alten- und Pflegeheim mit „Sehr Gut“ 35 Signifikanzniveau (1-p)*100 = 88,961%, Phi = 0,1326 -101- Ergebnisse der Befragung oder „Gut“ bewertet haben, würden deutlich mehr Angehörige die Einrichtung weiterempfehlen. Von den 140 Befragungsteilnehmern, die sich für eine Weiterempfehlung der Einrichtung aussprechen würden, haben 99 Personen die Gründe dafür angegeben. Im Zuge der Auswertung konnte der Großteil der Nennungen zu folgenden Kategorien zusammengefasst werden: Personal & Betreuung, Einrichtung generell, keine Alternative dazu und Zufriedenheit des Bewohners. Die restlichen Gründe sind Einzelnennungen und können keiner der angeführten Kategorien zugeordnet werden. Beim Betrachten der Gründe wird demnach besonders häufig das Personal bzw. die gute Betreuung des Bewohners angeführt. Die folgende Auflistung zeigt auszugsweise und thematisch zugeordnet die genannten Gründe der befragten Angehörigen für die Weiterempfehlung der Einrichtung: Grund für Weiterempfehlung Personal & Betreuung (insgesamt 53 Nennungen) „Im Großen und Ganzen das Personal freundlich ist, das Heim liebevoll gestaltet wird. Die Versorgung gut ist.“ „Es eine familiäre Beziehung gibt.“ „die Altersversorgung „dem Alter entsprechend“ sehr persönlich und sehr lebenswert ist“! Ich sehr zufrieden mit der Pflege meiner Mutter bin und das Pflegepersonal immer da ist, wenn nötig. Alle sind sehr freundlich.“ Ich die Kompetenz des Personals schätze und mein Angehöriger keinerlei Grund zur Klage findet.“ „Trotz starker Belastung des Personals viel guter Wille erkennbar ist, auf einzelne Klienten eingegangen wird. Herzlicher Umgang, spürbare Wertschätzung.“ Grund für Weiterempfehlung Einrichtung generell (insgesamt 18 Nennungen) „Im Großen und Ganzen alles in Ordnung ist bis auf kleinere Mängel.“ „Eine gute Einrichtung“ „Ein Neubau des Heimes bereits vor Fertigstellung ist und die Pflegebedürftigen trotz mancher Mängel sehr gut aufgehoben sind.“ „Diese Einrichtung sehr vielseitig und gut geführt wird.“ Grund für Weiterempfehlung keine Alternative dazu (insgesamt 13 Nennungen) „Für viele Menschen (alleinstehend) unbedingt notwendig ist.“ „Ich meine Mutter nicht rund um die Uhr betreuen könnte!“ -102- Ergebnisse der Befragung „Man zu Hause diese Einrichtungen nicht hat! Badewanne, Badelift, andere Hilfsmittel“ „Es sonst keine Alternative gibt in unserem Alter.“ Grund für Weiterempfehlung Zufriedenheit des Bewohners (insgesamt 6 Nennungen) „Meine Mutter zu ihrer Zufriedenheit untergebracht ist.“ „Sich der Angehörige relativ wohl fühlt“ „Sich mein Ehegatte im Ganzen wohl fühlt und gut versorgt wird“ Sonstige Gründe für Weiterempfehlung (insgesamt 9 Nennungen) „sauber zentral“ „Einzelzimmer“ „guter Ruf, relativ neu/modern, gefälliges Erscheinungsbild, sehr gute Lage, sehr freundliche und bemühte Heimleitung!“ Diese Angaben zeigen, dass besonders die Betreuungskomponente und der Umgang mit den Bewohnern für viele der befragten Personen ausschlaggebend für eine Weiterempfehlung der Einrichtung sind. Obwohl sich der Großteil positiv zu dieser Frage geäußert hat, würden 23 Angehörige die ausgewählten Alten- und Pflegeheime nicht weiterempfehlen. Von diesen Personen haben 20 auch den Grund dafür angegeben. Fast alle der angeführten Begründungen können in folgende Kategorien zusammengefasst werden: Grund für Nicht-Weiterempfehlung Personal (13 Nennungen, davon betreffen 10 Nennungen den Zeitaspekt bzw. Personalmangel) und Einrichtung generell (9 Nennungen). Zwei Einzelnennungen konnten diesen beiden Kategorien nicht zugeordnet werden. Folgende Auflistung der Gründe zeigt auszugsweise, warum einige Befragungsteilnehmer das Alten- und Pflegeheim nicht weiterempfehlen würden: Grund für Nicht-Weiterempfehlung Personal (insgesamt 13 Nennungen) „Personalfluktuation zu hoch! Herzlichkeit fehlt! Dienst nach Vorschrift!“ „Zu wenig Personal…“ „Es am Pflegepersonal hauptsächlich am Wochenende fehlt.“ „Personalmangel, ausgebildete Stationsschwestern fehlen!!!“ „Personal überfordert“ Grund für Nicht-Weiterempfehlung Einrichtung generell (insgesamt 9 Nennungen) „zu wenig Erneuerungen“ -103- Ergebnisse der Befragung „zu alt und nicht mehr den Bedürfnissen entsprechend. Es ist keine Pflegestation, es sind aber zu 80% stark pflegebedürftige Menschen dort“ „Einrichtung total veraltet ist und nur Doppelzimmer zur Verfügung stehen, zuwenig Kleiderschränke und keine Dusche im Zimmer; kein Restaurant oder Kaffeehaus für Patienten und Besucher!!!“ „Das architektonische Konzept nicht mehr dem heutigen Standard entspricht.“ Sonstige Gründe für Nicht-Weiterempfehlung (insgesamt 2 Nennungen) „Ich mich in dieser Einrichtung nicht wohl fühlen würde.“ „Sauberkeit fehlt… Wasser rinnt ständig bei Waschbecken und WC und wird nicht behoben!“ Es zeigt sich, dass die Zufriedenheit der befragten Angehörigen hauptsächlich von Gegebenheiten wie etwa älteren baulichen Konzepten beeinträchtigt wird. Insbesondere der gesetzliche Personalschlüssel beeinflusst die Zufriedenheit und somit die Bereitschaft der Untersuchungsteilnehmer zur Weiterempfehlung des Alten- und Pflegeheims negativ. Da der Ruf von Alten- und Pflegeheimen stark von der Mund-zu-Mund-Propaganda geprägt wird, sollten sich die ausgewählten Einrichtungen, ungeachtet des relativ guten Erhebungsergebnisses, mit den negativen Äußerungen der Untersuchungsteilnehmer auseinandersetzen und die kritischen Bemerkungen nach Möglichkeit als Anstoß für Veränderungen sehen. Im Zuge der Auswertung wurde im Detail analysiert, ob zwischen der Weiterempfehlung der Einrichtung und ausgewählten Merkmalen der befragten Angehörigen (Alter und Geschlecht) Zusammenhänge bestehen. Obwohl tendenziell mehr Personen der Altersgruppe der über 65-Jährigen das Alten- und Pflegeheim weiterempfehlen würden, konnte kein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen den untersuchten Variablen festgestellt werden. Die Hypothese, wonach sich Angehörige über 65 Jahre häufiger für eine Weiterempfehlung der Einrichtung aussprechen würden, muss demnach falsifiziert werden. Die Annahme, dass männliche Befragungsteilnehmer häufiger die Einrichtung weiterempfehlen würden als die Weiblichen, konnte bestätigt werden. Der Zusammenhang zwischen der Weiterempfehlung und dem Geschlecht des befragten Angehörigen, verdeutlichen die Daten der Tabelle 33. -104- Ergebnisse der Befragung Geschlecht des befragten Angehörigen Weiterempfehlung der Einrichtung Gesamt ja nein weiblich (n=110) 81,8% 18,2% 100% männlich (n=53) 94,3% 5,7% 100% 14,1% 100% Gesamt (n=163) 85,9% Signifikanzniveau (1-p)*100 = 96,851%, Phi = 0,165 Tab. 33: Weiterempfehlung der Einrichtung, nach Geschlecht der Angehörigen Dem Untersuchungsergebnis zufolge, empfehlen deutlich mehr Männer als Frauen die ausgewählten Einrichtungen weiter (94,3% zu 81,8%). Es wird angenommen, dass Frauen häufiger in die häusliche Betreuung des Pflegebedürftigen vor dem Umzug in die Einrichtung eingebunden waren und demnach generell etwas kritischer sind als Männer was die Pflege anbelangt. Interessant war auch zu erfahren, ob die Dauer der Betreuung des Bewohners in der Einrichtung Einfluss auf die Weiterempfehlungsbereitschaft der Angehörigen hat. Die Annahme, wonach Angehörige von Bewohnern, die schon länger als zwei Jahre in der Einrichtung betreut werden, das Alten- und Pflegeheim öfters weiterempfehlen würden als die anderen Personen, konnte nicht bestätigt werden. Auch die folgende Hypothese wurde im Zuge der Datenanalyse falsifiziert: Angehörige, die an der Entscheidung für die Einrichtung beteiligt waren, würden sich öfters für eine Weiterempfehlung aussprechen als jene Angehörige, die nicht daran beteiligt waren. Zudem wurde auch überprüft, ob alle drei ausgewählten Einrichtungen gleich häufig von den befragten Personen weiterempfehlt werden. Es wird davon ausgegangen, dass jenes Haus, welches am spätesten gebaut wurde und somit am ehesten dem aktuellen baulichen Konzept entspricht, auch am häufigsten weiterempfohlen wird. Entgegen dieser Vermutung konnte jedoch kein Zusammenhang zwischen den einzelnen Häusern und der Variablen „Weiterempfehlung der Einrichtung“ festgestellt werden. Auch wenn das Haus 3, welches als letztes der ausgewählten Einrichtungen eröffnet wurde, etwas häufiger weiterempfohlen wird als die beiden anderen, zeigt sich, dass die Weiterempfehlung eines Alten- und Pflegeheims nicht primär durch den baulichen Zustand beeinflusst wird. Insgesamt spiegelt die hohe Weiterempfehlungsrate von 85,9% jedoch die positive Bewertung der ausgewählten Einrichtungen durch die Untersuchungsteilnehmer wider. Besonders die persönliche Betreuung des Bewohners und das Engagement des Pflegepersonals wurden von vielen Personen hervorgehoben. -105- Ergebnisse der Befragung 7.7. Verbesserungsvorschläge der Befragten Die Befragungsteilnehmer konnten in einer offenen Frage eigene Vorschläge, wie man das Leben in den ausgewählten Einrichtungen zu Gunsten des Bewohners verbessern könnte, angeben. 86 Angehörige machten von dieser Möglichkeit Gebrauch. Erwartungsgemäß wurde am häufigsten genannt, dass mehr Personal notwendig sei bzw. dass das vorhandene Personal mehr Zeit für die Bewohner aufbringen sollte (42 Nennungen), gefolgt von dem Wunsch, den Bewohnern mehr Aktivitäten wie Spaziergänge bzw. Ausflüge anzubieten (15 Nennungen). Insgesamt können 63 Nennungen der Kategorie Personal zugeordnet werden. Sieben Personen haben Wortmeldungen zur Einrichtung generell abgegeben, wobei diese hauptsächlich von den baulichen Gegebenheiten handeln. Weitere sechs Angehörige haben Vorschläge zum Essen gebracht. Elf der Nennungen sind Einzelnennungen und können keiner dieser Kategorien zugeordnet werden. Folgender Auszug der Nennungen der Angehörigen soll einen Überblick über die angeführten Verbesserungsvorschläge geben: Kategorie Personal & Betreuung (insgesamt 63 Nennungen) „Mehr Einbindung in den Tagesablauf, mehr Gruppenaktivitäten wie Spiele, mehr gemeinsame Aktivitäten, Angebot an Tätigkeiten des Alltags“ „Mehr Betreuungspersonal; bessere Ausbildung; Zeit für die Wichtigkeit des Miteinanders, auch unter dem Pflegepersonal!“ „Gemeinsame Ausflüge“ „Auf Kleinigkeiten z.B Wärme des Essens achten, verschiedene Fragen und kleine Probleme mehr eingehen“ „Mehr Personal zur Beschäftigung in den Zwischenzeiten; gemeinsame Spiele, Tätigkeiten… kleine Spaziergänge“ „Für Senioren die noch keine Beeinträchtigungen haben, wird so gut wie nichts geboten (Spielerunden die Spaß machen wie Karten, Bingo, Mensch ärgere dich nicht,…, Treffen zu Plauderstunde, gemeinsam was kochen…, Wandertag)“ „Mehr Einbeziehung des Einzelnen, Zuwendung und Wärme ist das Wichtigste; die Leute werden nicht in Gespräche einbezogen“ „Mehr Personal, häufigere Körperpflege (nicht nur 1x wöchentlich baden & Haare waschen (z.T. nur 2 wöchig); Duschen wäre angenehmer“ „mehr Personal f. Tag u. Nacht, Spaziergänge mit Rollstuhlfahrern, Tiergarten oder Traun entlang wäre schön: wichtig!“ -106- Ergebnisse der Befragung „Wenn die Bewohner sich nicht mehr artikulieren können, mehr auf die Informationen der Angehörigen hören / reagieren.“ „Auf die positiven Eigenschaften und Neigungen (z. B. Kochen, nähen, Garten arbeiten) zurückgreifen“ „Mehr Personal, damit mehr Zeit für die vor allem bettlägrigen Bewohner wäre“ „etwas mehr Aktivitäten anbieten, die auf die individuellen Bedürfnisse eingehen, und nicht ständig die Bewohner zu „Veranstaltungen“ motivieren zu wollen, die diese einfach nicht wollen (Gedächtnistraining) braucht nicht jeder!“ „geistig aktive Menschen besser in einer Gruppe zusammenführen“ Kategorie Einrichtung generell (insgesamt 7 Nennungen) „Für Rollstuhlfahrer ist es zu eng (im Zimmer)“ „Eventuell neue Einrichtung, da alles sehr abgewohnt ist (Mobiliar)!“ „Gehwege vorm Seniorenheim sanieren, Rollstuhlgerecht gestalten!! Sehr wichtig“ „größere Räume, größeres behindertengerechtes Bad“ Kategorie Essen (insgesamt 6 Nennungen) „Küche – mehr Frischkost – keine fertigen Packerlsuppen oder Soßen. Gemüse besser durchgegart. Eventuell mehr Auswahl als zwei Varianten.“ „Mein Vorschlag wäre den älteren Menschen ein wenig mehr Auswahl an verschiedenen Getränken anzubieten bzw. mehr Abwechslung beim Frühstück nicht jeden Tag das gleiche.“ „Das Abendessen ist um 1 Stunde zu früh (derzeit ca. 16.15)“ Sonstige Nennungen (insgesamt 11 Nennungen) „Rauchverbot einführen in den öffentlichen Räumen!“ „Versch. Kinder- u. Jugendorganisationen sollen die alten Leute besuchen, mit ihnen spielen oder spazieren gehen“ Die angeführten Verbesserungsvorschläge bzw. Wünsche der befragten Angehörigen sind sehr vielfältig. Sie sollen in erster Linie als Anregung verstanden werden, die aktuellen Prozesse der Einrichtung bzw. Betreuungsangebote zu überdenken und gegebenenfalls zu adaptieren. Aufgrund der zahlreichen Vorschläge zeigt sich, dass die befragten Personen engagiert sind, ihre eigenen Ideen zur Steigerung der Betreuungsqualität und damit zur Lebensqualität des Bewohners einzubringen. Werden die Vorschläge der Untersuchungsteilnehmer ernst genommen, können sie zudem zur Steigerung der Zufriedenheit der Angehörigen beitragen. -107- Zusammenfassung der Ergebnisse 8. Zusammenfassung der Ergebnisse, Schlussfolgerungen und Empfehlungen Im folgenden Kapitel werden die zentralen Ergebnisse der Zufriedenheitsanalyse zusammengefasst. Im Anschluss daran folgen konkrete Handlungsempfehlungen zur Betreuung der Bewohner, zur Angehörigenarbeit und für zukünftige Evaluierungen mit dem Ziel einer Qualitätssicherung- bzw. förderung in den ausgewählten Alten- und Pflegeheimen. Obwohl sich einige kausale Zusammenhänge zwischen den abgefragten Merkmalen und den Bewertungen der verschiedenen Themenkomplexen bestätigt haben, wird aus Platzgründen und zur besseren Lesbarkeit in erster Linie auf die Ergebnisse im Allgemeinen Bezug genommen. 8.1. Zentrale Ergebnisse der Befragung Im Zuge der durchgeführten Zufriedenheitsanalyse haben 40,2% der angeschriebenen 428 Angehörigen der Bewohner der ausgewählten Einrichtungen den Fragebogen retourniert. Diese relativ hohe Rücklaufquote spricht für das Interesse der befragten Angehörigen am Forschungsgegenstand. Unter den teilnehmenden Personen sind rund zwei Drittel Frauen und ein Drittel Männer vertreten. Etwa die Hälfte der Befragungsteilnehmer hat angegeben, zwischen 51 und 65 Jahre zu sein, etwa ein Drittel ist zwischen 66 und 80 Jahre alt. Fast alle Untersuchungsteilnehmer (91,8%) sind mit dem Bewohner verwandt, wobei über 60% der befragten Personen Söhne bzw. Töchter der Pflegebedürftigen sind. Etwa zwei Drittel der Befragungsteilnehmer besuchen den Bewohner mehrmals pro Woche oder sogar täglich. Wie aus den Angaben der befragten Angehörigen hervorgeht, ist der Großteil der Bewohner weiblich (76,5%), älter als 81 Jahre (80,7%) und bezieht Pflegegeld der Stufen 4 und 5 (48,2%). Den Angaben der befragten Personen zufolge, lebt die Mehrheit der Bewohner (41,5%) erst kurze Zeit, nämlich weniger als zwei Jahre, in den ausgewählten Alten- und Pflegeheimen. Länger als fünf Jahre wird demnach nur jeder vierte Bewohner betreut. Das Untersuchungsergebnis hat die Bedeutung der Angehörigen bei der Entscheidung für das Alten- und Pflegeheim bestätigt. Beinahe jeder zweite Angehörige hat die Entscheidung gemeinsam mit dem Bewohner getroffen, jeder Zehnte sogar ganz ohne Beteiligung des Pflegebedürftigen selbst. Erwartungsgemäß wurden als häufigste Gründe für die Wahl der Einrichtung der rasch verfügbare Pflegeplatz (52,9%) und die Nähe des Alten-108- Zusammenfassung der Ergebnisse und Pflegeheims zum ursprünglichen Wohnort des Bewohners (50,0%) angeführt, gefolgt vom guten Ruf der Einrichtung (33,7%). Bei der Betrachtung der Ergebnisse der Befragung zeigt sich, dass die überwiegende Mehrheit der befragten Angehörigen mit den analysierten Untersuchungsfeldern zufrieden ist. Abgefragt wurde unter anderem die Zufriedenheit mit der Betreuungsqualität in den ausgewählten Einrichtungen, indem die befragten Angehörigen die Umsetzung der festgelegten Qualitätsdimensionen für die Betreuung der Bewohner (Selbst- und Mitbestimmung, Wertschätzung, Geborgenheit und Sicherheit) bewertet haben. Fasst man die vorliegenden Erhebungsergebnisse zusammen wird ersichtlich, dass die zentralen Qualitätsdimensionen von den ausgewählten Einrichtungen unterschiedlich umgesetzt werden. Besonders gut schneiden bei dieser Untersuchung die Qualitätsdimensionen Wertschätzung sowie Geborgenheit und Sicherheit ab. Der Großteil der befragten Angehörigen ist demnach mit dem zwischenmenschlichen Aspekt im Zusammenhang mit der Betreuung der Bewohner weitgehend zufrieden: Es zeigt sich, dass fast alle Befragungsteilnehmer der Ansicht sind, dass die Bewohner von den Mitarbeitern der Alten- und Pflegeheimen wertgeschätzt, ihre Ängste und Sorgen ernst genommen werden, ihr persönliches Eigentum mit Sorgfalt behandelt wird und Pflegehandlungen den individuellen Bedürfnissen des Pflegebedürftigen angepasst werden. 86% der Untersuchungsteilnehmer sind zudem der Meinung, dass sich der Bewohner wohl in der Einrichtung fühlt. Auch der Zeitfaktor wird relativ gut bewertet. Etwa drei Viertel der Untersuchungsteilnehmer vertreten die Ansicht, dass sich das Pflegepersonal ausreichend Zeit für die Unterstützung des Bewohners nimmt. Ähnlich fällt auch das Gesamtergebnis für die Zufriedenheit mit den baulichen Gegebenheiten der Einrichtungen aus, wobei die Häuser 1 und 2 schlechter bewertet wurden als Haus 3. Die Qualitätsdimension Selbst- und Mitbestimmung wird in Bezug auf Möglichkeiten der individuellen Zimmergestaltung und der Förderung der Erhaltung der Selbstständigkeit durch die Mitarbeiter der Alten- und Pflegeheimen derzeit gut umgesetzt. Hingegen schneidet die Bewertung der Angehörigen betreffend die Gestaltung der Freizeitaktivitäten, die aktive Beteiligung an alltagsbezogenen Tätigkeiten und die Möglichkeiten zur Mitbestimmung des Tagesablaufes durch den Bewohner deutlich schlechter ab. Etwa jeder zweite Befragungsteilnehmer ist der Meinung, dass diese drei Aspekte eher nicht bzw. nicht umgesetzt werden. Die Erhebungsergebnisse bestätigen zudem, dass die Möglichkeiten zur Selbst- und Mitbestimmung mit zunehmendem Pflegebedarf der Bewohner abnehmen. Wie aus den Untersuchungsergebnissen hervorgeht, wird der Qualitätsdimension Selbstund Mitbestimmung von den befragten Angehörigen auch weniger Bedeutung beigemessen als den Qualitätsdimensionen Wertschätzung sowie Geborgenheit und Sicherheit. Am -109- Zusammenfassung der Ergebnisse wichtigsten ist ihnen demnach, dass sich der Bewohner wohl fühlt, dass seine Ängste und Sorgen ernst genommen werden und dass die Mitarbeiter optimal auf das Krankheitsbild des Pflegebedürftigen eingehen. Im Vordergrund steht für die überwiegende Mehrheit der befragten Personen eine sichere, individuelle Pflege, welche durch eine wertschätzende und persönliche Beziehung zu den Mitarbeitern der Einrichtungen gekennzeichnet ist. Die Beteiligung des Bewohners an alltagsbezogenen Tätigkeiten, das Angebot an Freizeitaktivitäten und die Mitbestimmung des Tagesablaufes spielen hingegen eine untergeordnete Rolle. Somit kann zusammengefasst festgestellt werden, dass viele Aspekte, die für die befragten Angehörigen eine große Bedeutung haben, zum Erhebungszeitpunkt auch weitgehend zufriedenstellend umgesetzt werden. Die größte Abweichung zwischen der bewerteten Wichtigkeit und der Umsetzung konnte jedoch bei den baulichen Gegebenheiten festgestellt werden. Optimierungsbedarf besteht dem Ergebnis zufolge auch bezüglich dem Ernstnehmen von Beschwerden und Verbesserungsvorschlägen des Bewohners sowie hinsichtlich des Zeitfaktors für die Unterstützung und Betreuung des Pflegebedürftigen. Der zweite Schwerpunkt der durchgeführten Befragung stellt die Zufriedenheit mit der Angehörigenarbeit in den ausgewählten Einrichtungen dar. Insgesamt zeigt sich, dass hinsichtlich des Informationsverhaltens der Mitarbeiter der Alten- und Pflegeheime Optimierungspotenzial besteht. Lediglich die Informationsweitergabe betreffend das Befinden des Bewohners wird von etwa 80% der befragten Angehörigen gut bewertet. Deutlich schlechter hingegen schneidend die Information über Veränderungen in den ausgewählten Einrichtungen ab. Nur circa 40% der Untersuchungsteilnehmer fühlen sich dem Ergebnis zufolge darüber gut informiert. Auch die Bewertung der Information über Aktivitäten und Veranstaltungen zeigt ein mittelmäßiges Ergebnis. Nur knapp 60% der befragten Personen haben angegeben, gut darüber informiert zu werden. Zudem wissen nur 80% der Befragungsteilnehmer, an wen sie sich bei einem Anliegen wenden können, 20 % kennen ihre Ansprechpersonen demnach nicht. Wie die Erhebungsergebnisse zeigen, fühlen sich Angehörige, die jeden Tag oder mehrmals die Woche den Bewohner besuchen, besser über Aktivitäten und Veranstaltungen der ausgewählten Einrichtungen informiert als jene Personen, die seltener in das Alten- und Pflegeheim kommen. Es konnte auch aufzeigt werden, dass ältere Angehörige (über 65 Jahre) häufiger wissen, an wen sie sich bei einem Anliegen wenden können und sich auch besser über das Befinden des Bewohners informiert fühlen als die Jüngeren. Dieses Ergebnis deutet darauf hin, dass es für Angehörige notwendig ist, ihre Ansprechpartner zu kennen, damit sie ausreichend individuelle Informationen einholen können. -110- Zusammenfassung der Ergebnisse In Bezug auf den Umgang mit Beschwerden kann festgestellt werden, dass sich der Großteil der befragten Personen (62,3%) bis dato noch nie über Vorgänge in den ausgewählten Einrichtungen beschwert hat. Als häufigster Grund hierzu wurde genannt, dass es noch keinen Anlass für eine Beanstandung gegeben hat. Etwa jeder dritte Befragungsteilnehmer hat schon einmal eine Beschwerde vorgebracht. Von dieser Personengruppe haben beinahe 40% angeben, dass es dadurch zu keiner Veränderung gekommen ist und zudem hat etwa ein Viertel angeführt, dass ihre Beanstandung nicht ernst genommen wurde. Somit zeigt sich, dass die Bearbeitung von Beschwerden derzeit vielfach nicht zur Zufriedenheit der Untersuchungsteilnehmer erledigt bzw. wahrgenommen wird. 60 Personen haben auch den Grund für ihre Beanstandung angegeben. Die meisten der angeführten Beschwerdegründe betreffen die Betreuung in den ausgewählten Alten- und Pflegeheimen. Im Zuge der Auswertung konnte beinahe jede zweite Nennung von Beanstandungen der Kategorie „Beschwerden zur Pflege“ zugeordnet werden. An dieser Stelle sei jedoch noch einmal erwähnt, dass der Großteil der befragten Angehörigen die Pflege und Betreuung in den ausgewählten Einrichtungen gut bewertet hat. Hinsichtlich den Gründen, warum sich manche Befragungsteilnehmer noch nie beschwert haben, konnte festgestellt werden, dass die älteren Untersuchungsteilnehmer deutlich öfters angegeben haben, dass „es bis dato keinen Grund für eine Beschwerde gab“ als jene Angehörige der Altersgruppe bis 65 Jahre. Auffallend ist zudem, dass im Gegensatz zu den jüngeren befragten Personen kein einziger Befragungsteilnehmer der über 65-Jährigen folgende Gründe dafür angegeben hat: „ich befürchte, dass der Bewohner darunter leiden könnte“ und „es sowieo nichts bringt“. Diese Ergebnisse weisen auf eine höhere Zufriedenheit der älteren Angehörigen hin. Abgefragt wurde auch die Miteinbeziehung der Angehörigen in den Heimalltag. Besonders gut bewertet wurde die Miteinbeziehung in Entscheidungen die den Bewohner betreffen. Die Mitwirkung bei Pflegehandlungen bzw. bei Aktivitäten und Veranstaltungen schneidet hingegen mittelmäßig ab. Etwa jeder zweite befragte Angehörige hat angegeben, darin einbezogen zu werden. Wie aus dem Erhebungsergebnis hervorgeht, wünscht sich die Mehrheit der befragten Personen auch nicht mehr Mitwirkung im Heimalltag. Nur jeder vierte Befragungsteilnehmer möchte mehr Einbeziehung, wobei der Wunsch nach mehr Informationen dabei am häufigsten angeführt wurde. Insgesamt zeigt sich, dass die meisten Angehörigen mit ihrer derzeitigen Einbeziehung in den Heimalltag tendenziell zufrieden sind. Im Zuge der Auswertung konnte auch festgestellt werden, dass Angehörige über 65 Jahre häufiger in Aktivitäten und Veranstaltungen der Einrichtungen einbezogen werden als die Jüngeren. Der Wunsch nach mehr Einbeziehung wurde von Personen unter 65 Jahren auch häufiger geäußert als von den älteren Befragungsteilnehmer. Zudem konnten statistisch -111- Zusammenfassung der Ergebnisse signifikante Zusammenhänge zwischen der Besuchsfrequenz und der Mitwirkung der Angehörigen im Heimalltag nachgewiesen werden. Demnach werden Personen, die den Bewohner täglich oder mehrmals wöchentlich besuchen, häufiger in Pflegehandlungen sowie Aktivitäten und Veranstaltungen einbezogen als jene Untersuchungsteilnehmer, die seltener das Alten- und Pflegeheim aufsuchen. Abschließend kann festgestellt werden, dass der Großteil der befragten Angehörigen weitgehend zufrieden mit der Betreuungsqualität und der Angehörigenarbeit in den ausgewählten Einrichtungen ist. Die Gesamtbewertung der Einrichtung spiegelt diese Erkenntnis wider. Drei Viertel der Untersuchungsteilnehmer haben für ihre generelle Zufriedenheit mit dem Alten- und Pflegeheim die Note „Sehr Gut“ bzw. „Gut“ vergeben. Die überwiegende Mehrheit der befragten Personen (85,9%) würde zudem das Alten- und Pflegeheim weiterempfehlen. 14,1% würden von einer Weiterempfehlung allerdings Abstand nehmen. Aus den Erhebungsergebnissen geht zudem hervor, dass männliche befragte Personen und Befragungsteilnehmer, die älter als 65 Jahre sind, insgesamt zufriedener mit der Betreuung der Bewohner in den ausgewählten Einrichtungen sind als die anderen Angehörigen. Es zeigt sich, dass Männer und ältere befragte Personen häufiger angegeben haben, dass das Pflegepersonal sich ausreichend Zeit für die Pflege der Bewohner nimmt und sie gut über das Befinden des Pflegebedürftigen informiert werden. Darüber hinaus bewerten die männlichen Untersuchungsteilnehmer die ausgewählten Einrichtungen insgesamt besser, fühlen sich häufiger willkommen und würden öfters das Alten- und Pflegeheim weiterempfehlen als die weiblichen Angehörigen. Dieses Ergebnis spiegelt sich auch in der Häufigkeit der Beschwerden wider – Männer haben sich zum Untersuchungszeitpunkt deutlich seltener beschwert als Frauen (23,6% zu 44,3%). Die durchgeführte Befragung der Angehörigen hat ein durchwegs positives Ergebnis geliefert. Es wird darauf hinweisen, dass von der gegenwärtigen Zufriedenheit keinesfalls der Schluss auf eine zukünftig hohe Zufriedenheit gezogen werden kann. Pflege ist eine personenbezogene Dienstleistung, die in „Kooperation“ mit dem Kunden erbracht wird. Neben dem Verhalten der Pflegekräfte beeinflusst also auch die Kooperation zwischen Pflegepersonal und dem Bewohner die Güte der Dienstleistung. Somit ist es schwierig zukünftig eine kontinuierlich gute Qualität zu garantieren. Hinzu kommt, dass das Anspruchsverhalten der Bewohner und deren Angehörigen veränderlich ist. In Folge dessen muss an der Zufriedenheit der Pflegegebedürftigen und der Angehörigen in den Alten- und Pflegeheimen konstant gearbeitet werden. -112- Handlungsempfehlungen 8.2. Handlungsempfehlungen Um derzeitige „Schwachstellen“ optimieren zu können und auch zukünftig gute Qualität in Bezug auf die Betreuung der Bewohner und den Umgang mit Angehörigen gewährleisten zu können, werden im nachfolgenden Abschnitt konkrete Empfehlungen vorgestellt. Der Fokus der durchgeführten Untersuchung wurde auf die Angehörigen der Bewohner der ausgewählten Einrichtungen gelegt. Wie bereits erwähnt, dürfen die Einschätzungen der Angehörigen nicht stellvertretend für die Ansichten der Bewohner verstanden werden. Aus diesem Grund wird auf konkrete Handlungsempfehlungen in Bezug auf eine Optimierung der Betreuung der Bewohner verzichtet, da nicht davon ausgegangen werden kann, dass sich die Bewertung der Angehörigen mit derjenigen der Bewohner deckt. Trotzdem werden generelle Richtlinien für den Alltag im Alten- und Pflegeheim aufgezeigt, die zu einer Steigerung der Lebensqualität der Bewohner beitragen können. Im Anschluss daran folgen konkrete Handlungsempfehlungen für die Angehörigenarbeit, welche auf den zentralen Ergebnissen der Angehörigenbefragung, den geäußerten Wünschen und Verbesserungsvorschägen der befragten Personen sowie fachspezifischer Literatur basieren. Zudem werden Empfehlungen für weitere Evaluierungen der Zufriedenheit der Angehörigen abgegeben. 8.2.1. Empfehlungen zur Betreuung der Bewohner Ziel der Betreuung und der Pflege in Alten- und Pflegeheimen sollte es sein, einen Lebensraum für den pflegebedürftigen Menschen zu schaffen, der seinen speziellen Bedürfnissen gerecht wird. Dieser Lebensraum sollte Bedingungen bieten, welche die vorhandenen Fähigkeiten, die Eigenständigkeit und die Selbstverantwortung des Bewohners weitgehend fördern. Auch wenn die befragten Angehörigen die Selbst- und Mitbestimmung nicht als Prämisse in der Betreuung der Bewohner einstufen, ist es dennoch von großer Bedeutung für die Lebensqualität und das Selbstwertgefühl des Pflegebedürftigen, dass er Entscheidungen selbst treffen und die Verantwortung dafür übernehmen kann. Ansonsten wird die Abhängigkeit der Bewohner immer mehr zunehmen (vgl. Pörtner 1999, S. 13ff). Der pflegebedürftige Mensch soll nicht über seine Defizite sondern über seine vorhandenen Ressourcen und Möglichkeiten definiert werden. Es geht darum, die kleinen Schritte im Alltag bewusst wahrzunehmen und ihnen Beachtung zu schenken. Die Mitarbeiter von Altenund Pflegeheimen sollten Mut zusprechen und die Eigenständigkeit der Bewohner -113- Handlungsempfehlungen unterstützen. Dies kann beispielsweise in Form von überschaubaren Wahlmöglichkeiten umgesetzt werden. Es macht einen Unterschied, ob sich der Bewohner sein Frühstück selbst zusammenstellen kann oder ob ihm ein standardisiertes Frühstück vorgesetzt wird. Weitere Beispiele sind die Mitentscheidung des Bewohners, wann er seine Haare gewaschen haben möchte oder wann er aufstehen bzw. zu Bett gehen will. Solche scheinbar belanglosen Details haben jedoch einen entscheidenden Einfluss auf die Lebensqualität von Menschen, deren Spielraum ohnehin eingeschränkt ist. Wie die Erhebung zeigt, ist die Mitgestaltung des Tagesablaufes durch den Bewohner aus der Perspektive der Angehörigen nicht immer gegeben. Damit die Abläufe flexibler gestaltet werden können, empfiehlt sich eine Analyse der Pflegeprozesse. Möglicherweise können noch vorhandene zeitliche Ressourcen aufgedeckt werden um die individuellen Bedürfnisse der Bewohner stärker zu berücksichtigen. Anstelle von der Durchführung ritualisierter Pflegehandlungen, sollten zudem die Hygiene- und Sauberkeitsmaßnahmen mit Blick auf das Wohlbefinden jedes einzelnen Bewohners hin überprüft und dementsprechend gestaltet werden. Die Bewohner sollten zudem motiviert und befähigt werden, ihre Möglichkeiten zur Selbst- und Mitbestimmung wahrzunehmen und ihren Alltag im Alten- und Pflegeheim aktiv mitzugestalten. Die wichtigste Grundlage für eine vertrauensvolle Beziehung und eine gute Betreuung ist eine wertschätzende Kommunikation. Das bestätigen auch die Ergebnisse der durchgeführten Zufriedenheitsanalyse. Um Sicherheit zu vermitteln, sollten die Pflegekräfte die Bewohner laufend informieren, sei es über bevorstehende Pflegehandlungen oder auch Ereignisse, die aus dem täglichen Rahmen fallen. Wichtig sind das empathische Verhalten der Mitarbeiter der Alten- und Pflegeheime und das aufmerksame Zuhören. Zuhören sollte mit allen Sinnen stattfinden – es sollte auch auf Reaktionen, Gefühle und Empfindungen der Bewohner geachtet werden. Das Bemühen der Pflegekräfte, sich in die subjektive Wahrnehmung und das subjektive Erleben der pflegebedürftigen Personen einzufühlen bewirkt, dass sich die betroffenen Menschen besser verstanden und angenommen fühlen (vgl. Pörtner 1999, S. 46ff). Damit sich die Bewohner respektiert fühlen, sollten die Mitarbeiter der ausgewählten Einrichtungen zudem verstärkt darauf achten, Beschwerden und Verbesserungsvorschläge der Pflegebedürftigen ernst zu nehmen. Wie die Erhebung zeigt, haben einige Angehörige angegeben, dass der Bewohner (eher) nicht in die Hausgemeinschaft integriert ist. Da das Gefühl von Zugehörigkeit einen großen Einfluss auf die Lebensqualität hat, wird empfohlen, dass die Pflegekräfte versuchen, die Gemeinschaft unter den Bewohnern aktiv zu fördern, indem sie beispielsweise Bewohner mit ähnlichen Vorlieben und Lebensgeschichten zu gemeinsamen Aktivitäten motivieren. Die Mitarbeiter der geriatrischen Einrichtungen sollten jedoch vorab die -114- Handlungsempfehlungen Pflegebedürftigen fragen, ob überhaupt der Wunsch nach mehr sozialen Kontakten gegeben ist. Im Sinne der Achtung der jeweiligen Persönlichkeit muss auch der Wunsch des Pflegebedürftigen akzeptiert werden, dass er lieber für sich sein möchte. Neben diesen allgemeinen Richtlinien für eine menschenwürdige Pflege und Betreuung im Alten- und Pflegeheim wird die Integration der Angehörigen in die Biographiearbeit empfohlen. Kann sich der Bewohner, insbesondere bei Vorliegen dementieller Erkrankungen, nicht mehr verbal mitteilen, sollten die Mitarbeiter bewusst auf die Angehörigen zugehen und Hinweise über den Pflegebedürftigen einholen. Individuelle Betreuung des Bewohners setzt voraus, dass sich die Pflegenden mit der Lebensgeschichte, den Gewohnheiten, Vorlieben und den Lebenserfahrungen des älteren Menschen auseinandersetzen (vgl. Flemming / Kreter 2008, S. 170). Im Zuge der Biografiearbeit werden gezielte Fragen zum Lebensweg gestellt, wobei vorhandene Ressourcen, Selbstpflegepotenziale und die Interessen des Bewohners im Vordergrund stehen. Durch das Schaffen von Anknüpfungspunkten aus der Vergangenheit kann der Alltag entsprechend gestaltet werden, um die Autonomie und die Selbstständigkeit des pflegebedürftigen Menschen zu unterstützen. Durch die Integration der Angehörigen wird es zudem leichter ermöglicht, dass die gemeinsame, bekannte Welt fortbesteht (vgl. Kämmer 2010, S. 36f). Eine weitere Empfehlung bezieht sich auf die Gestaltung der pflegefreien Zeiten. Wie aus der Befragung hervorgeht, entspricht das Angebot an Freizeitaktivitäten nicht unbedingt den Bedürfnissen der Bewohner und auch die Möglichkeiten zur aktiven Beteiligung an alltagsbezogenen Tätigkeiten der pflegebedürftigen Menschen sind nur begrenzt gegeben, insbesondere für Personen mit höheren Pflegegeldstufen. Mehrfach wurde von den befragten Angehörigen angeführt, dass sie sich mehr Beschäftigung und Aktivitäten für den Bewohner wünschen würden. Als konkrete Beispiele wurden Spielerunden, Spaziergänge und gemeinsame Ausflüge angeführt. Diese Aktivitäten fördern zudem die soziale Integration der Bewohner. Generell empfiehlt sich die gewonnenen Informationen aus der Biografiearbiet zu nutzen, um bedarfsgerechte Angebote schaffen zu können. Abwechslung kann besonders für Bewohner mit hohem Pflegebedarf einen Beitrag zur Steigerung ihrer Lebensqualität leisten, da die Monotonie des Heimalltags unterbrochen wird. Es wird daher empfohlen, die derzeitigen Beschäftigungsangebote zu evaluieren und verstärkt den vorhandenen Fähigkeiten der Bewohner anzupassen, damit sich möglichst viele Pflegebedürftige nach Wunsch daran beteiligen können. -115- Handlungsempfehlungen 8.2.2. Empfehlungen zur Angehörigenarbeit Das zentrale Element in Bezug auf den Umgang zwischen Mitarbeitern der geriatrischen Einrichtungen und den Angehörigen der Bewohner ist die Kommunikation. Wie die Ergebnisse der Befragung zeigen, fühlen sich die befragten Personen nicht immer gut informiert und wünschen sich teilweise mehr Informationen. Darüber hinaus kennen nicht alle Untersuchungsteilnehmer ihre Ansprechpartner bei einem Anliegen. Je mehr die Angehörigen über das Geschehen in der Einrichtung Bescheid wissen, desto sicherer fühlen sie sich. Das Wissen über den Tagesablauf, die Betreuungspersonen des Bewohners, usw. kann hilfreich für den Angehörigen sein. Um Missverständnissen vorzubeugen, ist die Klärung der Erwartungshaltung des Angehörigen bezüglich der Pflege und Betreuung notwendig. Auch der Austausch zwischen Angehörigen und dem Pflegepersonal über die „richtige“ Pflege kann das Entstehen von Reibungspunkten verhindern (vgl. Langfeldt-Nagel 2004, S. 191). Um Konflikten die aus mangelnder Information entstehen, vorzubeugen, bedarf es strukturierter Informationsweitergabe. Dies kann in Form von hausweiten Informationsveranstaltungen, wohnbereichsbezogenen Veranstaltungen für Angehörige, einer Informationsbroschüre oder auch durch Fortbildungsangebote für Angehörige stattfinden (vgl. Urlaub / Kremer-Preiß / Engels 1996, S. 145). Besonders um jene Angehörige, die selten in die ausgewählten Einrichtungen kommen, laufend zu informieren, kann die Herausgabe regelmäßiger Heimnachrichten empfohlen werden. Auch Aushänge am sogenannten „schwarzen Brett“ bieten den Angehörigen wertvolle Informationen, besonders in Bezug auf aktuelle Veränderungen sowie Aktivitäten und Veranstaltungen im Alten- und Pflegeheim. Wesentlich ist auch das Schaffen individueller Kontaktmöglichkeiten, sogenannter informeller Einzelgespräche. Angehörigensprechzeiten bieten den Angehörigen die Möglichkeit, persönliche Informationen, etwa über das Befinden des Bewohners, einzuholen. Diese Gespräche sollten jedoch nicht zwischen Tür und Angel stattfinden, sondern die Betreuungspersonen sollten dafür ausreichend Raum und Zeit zur Verfügung stellen, um sich ungestört den Anliegen der Angehörigen widmen zu können. Besonders wichtig erscheint es, dass gleich bei Einzug eines Bewohners in ein Alten- und Pflegeheim geklärt wird, wer für den Angehörigen bei offenen Fragen, Anliegen oder bei Informationsbedarf zur Verfügung steht. Somit kann auch leichter Vertrauen zwischen den Mitarbeitern der geriatrischen Einrichtung und den Angehörigen hergestellt werden. Erleichterung bei der Kommunikation schafft zudem eine Fototafel mit den Namen der diensthabenden Pflegepersonen bzw. dem gesamten Team. Da in einer stationären -116- Handlungsempfehlungen Einrichtung zur Altenpflege viele Personen zum Wohlergehen des Bewohners beitragen, hat der Angehörige so die Möglichkeit, die Betreuungspersonen leichter kennenzulernen. Wie aus den erhobenen Daten hervorgeht, wünscht sich etwa jeder vierte befragte Angehörige mehr Mitwirkung. Eine stärkere Einbindung der Angehörigen in den Heimalltag erreicht man beispielsweise durch Veranstaltungen im Jahreskreis (Weihnachtsfeier, Geburtstagsfeier, Faschingsfest,…) oder sonstiger Aktivitäten (Spielenachmittage, Vorträge, Lesungen, Sonntagnachmittagskaffee…). Durch gemeinsame Erlebnisse wird zudem die Beziehung zwischen dem Bewohner, seinen Angehörigen und dem Personal der Einrichtung gestärkt. Zudem könnte es dem Pflegebedürftigen dadurch erleichtert werden, Kontakte zu anderen Bewohnern herzustellen. Derzeit werden etwa sechs von zehn der befragten Angehörigen in die Pflege des Bewohners einbezogen. Um eventuell vorhandene Angst abzubauen und um Sicherheit zu gewinnen, benötigen sie entsprechende Anleitung. Wichtig ist, dass der Angehörige weiß, welches Ziel mit der jeweiligen Maßnahme verfolgt wird (vgl. Langfeldt-Nagel 2004, S. 193f ). Beratung zu pflegerischen Handlungen kann im Einzelgespräch mit dem Angehörigen erfolgen oder als Informationsveranstaltung zu einem bestimmten Thema. Darüber hinaus sollten Angehörige jedenfalls ermutigt werden, den Bewohner in seiner gewohnten Rolle zu bestärken und ihn in das Familienleben zu integrieren. Ist der Bewohner beispielsweise Ehemann, Vater und Großvater, so sollten die Familienmitglieder versuchen, dass er seine Rolle auch nach dem Umzug in die geriatrische Einrichtung weiterhin wahrnehmen kann. Das Eingebundensein in ein soziales Netzwerk wirkt sich positiv auf die Lebensqualität des Bewohners aus. Der Besuch von Kindern bzw. Enkeln kann gefördert werden, indem Möglichkeiten zum Spielen angeboten werden. Dies können Spielecken mit Spielzeug, Sandkästen oder Turngeräte im Außenbereich des Alten- und Pflegeheims sein. Desweiteren kann auch die Möglichkeit einer Übernachtung des Angehörigen gegeben werden. Diese Maßnahmen führen idealerweise dazu, dass das Familiengefüge gestärkt wird und der Bewohner sich auch weiterhin sozial integriert fühlt. Die Familienmitglieder bekommen die Chance, dass sie das Familienleben wie es vor dem Umzug des Pflegebedürftigen in das Alten- und Pflegeheim stattgefunden hat, zumindest ansatzweise am neuen Lebensort des Bewohners fortsetzen können. In Bezug auf den Umgang mit Beschwerden in den ausgewählten Einrichtungen wird das Einführen eines Beschwerdemanagements empfohlen. Unabhängig davon ob die Beanstandung mündlich oder im Zuge einer Zufriedenheitserhebung erfolgt, sollte diese ernst genommen werden. Grundsätzlich sollte in jedem Anlassfall der Hintergrund geprüft werden, da ansonsten wichtige Mängel und Schwachstellen übersehen werden könnten. -117- Handlungsempfehlungen Wird das Gespräch mit unzufriedenen Angehörigen nicht gesucht, sind die negativen Auswirkungen auf den Ruf der Einrichtung nicht zu unterschätzen. Auch wenn etwas nicht zur Zufriedenheit des Angehörigen geregelt werden kann, erhöht allein die Absicht und das Bemühen das Verständnis gegenüber den Mitarbeitern. Dem Angehörigen sollte stets der Eindruck vermittelt werden, dass seine Meinung wichtig ist, gehört wird und nach Möglichkeit auch berücksichtigt und umgesetzt wird (vgl. Daneke 2010, S. 142ff). Neben einer regelmäßig durchgeführten schriftlichen Befragung kann auch das Anbringen eines Postkastens für das anonyme Vorbringen von Beanstandungen bzw. für Anregungen seitens der Angehörigen eine kostengünstige Möglichkeit bieten um Informationen einzuholen. Für mündliche Beschwerden, die den angesprochenen Mitarbeiter meist spontan und unvorbereitet treffen, sollten entsprechende Verhaltensstandards zum angemessenen Umgang mit Beschwerden als Hilfestellung für die Mitarbeiter entwickelt werden. Die letzte Empfehlung betrifft die Öffentlichkeitsarbeit der ausgewählten Alten- und Pflegeheime. Auch wenn etwa jeder dritte befragte Angehörige den guten Ruf der Einrichtung als Entscheidungskriterium für die Wahl des Alten- und Pflegeheims angegeben hat, ist aktive Imagepflege wichtig, um potentielle neue Kunden auf die Einrichtung aufmerksam zu machen. Es können öffentliche Veranstaltungen durchgeführt werden, wie zum Beispiel Konzerte, Flohmärkte, Kinderfeste oder auch das Einrichten eines Wahllokals für öffentliche Wahlen. Im Rahmen der Veranstaltungen kann auch ein Tag der offenen Tür zur Präsentation der Einrichtung stattfinden. Es wird empfohlen, engagierte Angehörige in diese Aktivitäten einzubeziehen, damit diese als Werbeträger für das Alten- und Pflegeheim fungieren können (vgl. Leptihn 2007, S. 30f). 8.2.3. Empfehlungen für weitere Evaluierungen Die durchgeführte Angehörigenbefragung wurde inhaltlich umfangreich gestaltet, um für die Ersterfassung der Zufriedenheit der Angehörigen von Bewohnern der ausgewählten Einrichtungen eine breite Basis für weitere Maßnahmen zur internen Qualitätssicherung zu erhalten. Es empfiehlt sich, die Anregungen, Hinweise und Beschwerden der Befragungen systematisch abzuarbeiten. Desweiteren sollten die zentralen Ergebnisse der Zufriedenheitsanalyse den Angehörigen vorgestellt werden, um ihr Engagement zu würdigen und um Wertschätzung auszudrücken. Dies kann im Zuge einer Veranstaltung stattfinden oder in Form einer schriftlichen Zusammenfassung der erhobenen Daten. -118- Handlungsempfehlungen Die Verfasserin möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass es sich bei den Ergebnissen dieser Untersuchung um eine Momentaufnahme handelt. Im Sinne der laufenden Qualitätssicherung sollten Zufriedenheitsanalysen in regelmäßigen Abständen durchgeführt werden. In Hinblick auf einen ressourcenorientierten Umgang empfiehlt sich für zukünftige Angehörigenbefragungen die Konzentration auf die Evaluierung der Angehörigenarbeit. Für die Analyse der Betreuungsqualität sollten idealerweise primär die Bewohner selbst befragt werden. Die Bewertung der Angehörigen liefert zwar wertvolle Hinweise, sollte jedoch nur als Ergänzung zur Bewohnerbefragung betrachtet werden. Die Frage „Können Sie sich vorstellen, selbst eines Tages in der jeweiligen Einrichtung zu leben?“ könnte dafür in den Fragebogen eingearbeitet werden, um einen zusätzlichen Hinweis für die Zufriedenheit der Angehörigen bzw. für das Image des Alten- und Pflegeheims zu erhalten. Eine weitere Empfehlung für folgende Evaluierungen stellt die Vorinformation der Untersuchungsteilnehmr dar. Durch die Begründung, warum eine Befragung durchgeführt werden soll, kann Vertrauen geschaffen werden. Die Zufriedenheitsanalyse kann im Vorfeld bei Veranstaltungen, durch Aushänge in den Wohnbereichen oder in der Hauszeitung angekündigt werden (vgl. Daneke 2010, S. 175). Die Konzipierung von nachfolgenden Messungen zur Zufriedenheit der Angehörigen wird weiterhin als Vollbefragung empfohlen. -119- Schlussbemerkung 9. Resümee und Schlussbemerkung Im Anbetracht des steigenden Pflegebedarfs der Bewohner in Alten- und Pflegeheimen werden die Einrichtungen zur stationären Altenpflege auch zukünftig vor der Herausforderung stehen, den Pflegebedürftigen ein menschenwürdiges Altern gewährleisten zu können. Durch laufende Evaluierungen und daraus resultierende Weiterentwicklung der Betreuungsqualität sowie der Angehörigenarbeit, kann ein wesentlicher Beitrag in Bezug auf die Erhaltung und Förderung der Lebensqualität von pflegebedürftigen Menschen in Altenund Pflegeheimen geleistet und die Zufriedenheit der Angehörigen kann gesteigert werden. Mit dieser Arbeit wurde die Wichtigkeit der Angehörigen von Bewohnern für geriatrische Einrichtungen aufgezeigt. Neben ihrer Bedeutung für den Bewohner und für die Dienstleistungsqualität der Einrichtung spielen sie eine zentrale Rolle für das Image des Alten- und Pflegeheims. Es wurde auch auf Möglichkeiten hingewiesen, wie ein partnerschaftliches Miteinander zwischen den Pflegekräften der Einrichtungen zur stationären Altenpflege und den Angehörigen der Bewohner gestaltet werden kann. Die angeführten Empfehlungen können dazu beitragen, dass ein lebendiges Leben in einem Alten- und Pflegeheim möglich wird. Letztendlich trägt eine wertschätzende Beziehung zum Wohlbefinden aller Beteiligten bei – den Angehörigen, den Bewohnern und auch den Mitarbeitern von geriatrischen Einrichtungen. Darüber hinaus prägen zufriedene Kunden auch das Image des Alten- und Pflegeheims positiv. Zusammenfassend kann ein durchaus positives Gesamtergebnis der Befragung festgestellt werden. Die Rücklaufquote der Fragebögen von 40,2% zeigt zudem das große Interesse der befragten Angehörigen am Forschungsgegenstand. Es muss jedoch angemerkt werden, dass es jetzt an den Leitungen bzw. den Mitarbeitern der ausgewählten Einrichtungen liegt, entsprechende Maßnahmen zu setzen, um den Angehörigen zu vermitteln, dass ihre Ansichten ernst genommen und ihr Engagement wert geschätzt wird. Dann kann die Zufriedenheit der Angehörigen von Bewohnern in geriatrischen Einrichtungen auch weiterhin hoch gehalten bzw. noch weiter gesteigert werden. -120- Literaturverzeichnis Bücher und Fachbeiträge Ackermann, Andreas: Empirische Untersuchungen in der stationären Altenhilfe. Relevanz und methodische Besonderheiten der gerontologischen Interventionsforschung mit Pflegeheimbewohnern, Universität Erlangen-Nürnberg (Münster), Dissertation, 2005 Altmann, Susanne: Übersiedlung alter pflegebedürftiger Menschen in das Pflegeheim unter besonderer Berücksichtigung der Angehörigen, Norderstedt, Diplomarbeit, 2006 Amt der Oö. Landesregierung, Direktion Soziales und Gesundheit, Abteilung Soziales: Sozialbericht 2010, Linz 2010 Amt der Oö. Landesregierung, Abteilung Soziales: Alten- und Pflegeheime in Oberösterreich. Entwicklung November 1994 bis Jänner 2008, Linz 2009 Amt der Oö. Landesregierung, Abteilung Statistik: Oberösterreich altert: Trends – Ursachen – Konsequenzen, Linz 2006 Beham, Martina / Zartler, Ulrike: Eltern und Kinder: Ansprüche, Anforderungen und Ambivalenzen in betreuungsintensiven Lebensphasen, in: Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend (Hrsg.): 5. Familienbericht 1999-2009. Die Familie an der Wende zum 21. Jahrhundert, Band 1, Wien 2010, S. 363-402 Bölicke, Claus / Steinhagen-Thiessen Elisabeth: Qualität in der Pflege dementierender alter Menschen. Pflegequalitätskonzepte für dementiell Erkrankte, in Igl, Gerhard / Schiemann, Doris / Gerste, Bettina / Klose, Joachim (Hrsg.): Qualität in der Pflege. Betreuung und Versorgung von pflegebedürftigen alten Menschen in der stationären und ambulanten Altenhilfe, Stuttgart 2002, S. 179-190 Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz: Österreichischer Pflegevorsorgebericht 2010, Wien 2008 Daneke, Sigrid: Achtung, Angehörige! Kommunikationstipps und wichtige Standards für Pflege- und Leitungskräfte, Hannover 2010 Flemming, Daniela / Kreter, Christine: Ja zum Alten- und Pflegeheim. Wie der Übergang gelingt, Weinheim und Basel 2008 Flick, Uwe: Sozialforschung. Methoden und Anwendungen. Ein Überblick für die BAStudiengänge, Reinbeck bei Hamburg 2009 -121- Gaida, Josef: Gesundheitspflege mit alternden Frauen und Männern, in: Kellnhauser, E. u.a. (Hrsg.): Pflege. entdecken – erleben – verstehen professionell handeln, 2. Auflage, Stuttgart 2000, S. 791-817 Gatterer, Gerald: Der alte Mensch im System der Altenbetreuung, in: Gatterer, Gerald (Hrsg.): Multiprofessionelle Altenbetreuung. Ein praxisbezogenes Handbuch, Wien 2003a, S. 5-20 Gatterer, Gerald: Qualitätssicherung in der Altenbetreuung, in: Gatterer, Gerald (Hrsg.): Multiprofessionelle Altenbetreuung. Ein praxisbezogenes Handbuch, Wien 2003b, S. 57-76 Gatterer, Gerald / Croy, Antonia: Kommunikation und Interaktion im Rahmen der Altenbetreuung, in: Gatterer, Gerald (Hrsg.): Multiprofessionelle Altenbetreuung. Ein praxisbezogenes Handbuch, Wien 2003, S. 77-94 Gebert, Alfred J. / Kneubühler, Hans-Ulrich: Qualitätsbeurteilung und Evaluation der Qualitätssicherung in Pflegeheimen. Plädoyer für ein gemeinsames Lernen, 2. Auflage, Bern 2003 Göpfert-Divivier, Werner / Robitzsch, Monika: Qualitätsmanagement in der Altenpflege, in: Igl, Gerhard / Schiemann, Doris / Gerste, Bettina / Klose, Joachim (Hrsg.): Qualität in der Pflege. Betreuung und Versorgung von pflegebedürftigen alten Menschen in der stationären und ambulanten Altenhilfe, Stuttgart 2002, S. 227-242 Hartwanger, Annette: Gemeinsam statt einsam, in: Altenpflege. Magazin für Fachkräfte in der Altenpflege, 7/2007, 32. Jahrgang, S. 42-43 Heinzelmann, Martin: Das Altenheim – immer noch eine „Totale Institution“? Eine Untersuchung des Binnenlebens zweier Altenheime, Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Göttingen (Göttingen), Dissertation, 2004 Huber, Evelyn: OLA: Optimierung der Lebensqualität im Alter: Entwicklung eines Fragebogens zur Zufriedenheit der Angehörigen von Bewohnerinnen in Altersinstitutionen, in: Pflege. Die wissenschaftliche Zeitschrift für Pflegeberufe, 21. Jahrgang 10/2008 Heft 5, S. 319-326 Kämmer, Karla: Heimat im Heim, in: Altenpflege. Vorsprung durch Wissen, 5/2010 35. Jhg., S. 36-37 Kämmer, Karla: Verständnis zeigen, in: Altenpflege. Magazin für Fachkräfte in der Altenpflege, 6/2007 32. Jahrgang, S. 40-42 -122- Koch-Straube, Ursula: Fremde Welt Pflegeheim. Eine ethnologische Studie, Bern 1997 Koch-Straube, Ursula: Qualität im Altenpflegeheim – eine bewohnernahe Perspektive, in: Igl, Gerhard / Schiemann, Doris / Gerste, Bettina / Klose, Joachim (Hrsg.): Qualität in der Pflege. Betreuung und Versorgung von pflegebedürftigen alten Menschen in der stationären und ambulanten Altenhilfe, Stuttgart 2002, S. 147-158 Konrad, Klaus: Mündliche und schriftliche Befragung. Ein Lehrbuch, Landau 2007 Kränzl-Nagl, Renate / Lange, Andreas: Familie unter veränderten temporalen Bedingungen: Herausforderungen und Chancen, in: Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend (Hrsg.): 5. Familienbericht 1999-2009. Die Familie an der Wende zum 21. Jahrhundert, Band 1, Wien 2010, S. 167-223 Kreimer, Reinhard: Altenpflege: menschlich, modern und kreativ. Grundlagen und Modelle einer zeitgemäßen Prävention, Pflege und Rehabilitation, Hannover 2004 Kriz, David / Schmidt, Jürgen / Nübling, Rüdiger: Zufriedenheit von Angehörigen mit der Versorgung in stationären Altenpflegeeinrichtungen. Entwicklung des ScreeningFragebogens ZUF-A-7, in: Pflege. Die wissenschaftliche Zeitschrift für Pflegeberufe, 19. Jahrgang 4/2006 Heft 2, ‚S. 88-96 Kromrey, Helmut: Empirische Sozialforschung, Stuttgart 2006 Kytir, Josef / Schrittwieser, Karin: Haushaltsführung, Kinderbetreuung, Pflege. Ergebnisse des Mikrozensus September 2002, Wien 2003, Bundesministerium für soziale Sicherheit, Generationen, Konsumentenschutz Langfeldt-Nagel, Maria: Gesprächsführung in der Altenpflege. Lehrbuch, München 2004 Lensing, Thomas: Vorschau oder Rückblick? Lebensziele von Menschen im Altenheim, in: Moers, Martin / Schiemann, Doris / Schnepp, Wilfried (Hrsg.): Pflegeforschung zum Erleben chronisch kranker und alter Menschen, Bern 1999, S. 27-78 Leptihn, Tilman: 50 Tipps für die Angehörigenarbeit in der Altenpflege, 2. Auflage, Hannover 2007 Loré, Gerd-Erich: „Alte Zöpfe werden abgeschnitten“ – Der Weg zum umfassenden Qualitätsmanagement am Beispiel des Seniorenzentrums Kastellaun, in: Schubert, Hans-Joachim / Zink, Klaus J. (Hrsg.): Qualitätsmanagement im Gesundheits- und Sozialwesen, Neuwied / Kriftel 2001, S. 185-199 Mätzke, Norbert: Die Logik des Alltags, in: Altenpflege. Vorsprung durch Wissen, 7/2010 35. Jahrgang, S. 28-30 -123- Maun, Heike: Die Lebensqualität des vierten Alters in stationären Einrichtungen. Theoretische und empirische Grundlagen für eine zielgruppenorientierte Evaluation, Fachhochschule Oberösterreich (Linz), Diplomarbeit, 2010 Menner, Hildegard: Aktivierende und reaktivierende Pflege, in: Thür, Gabriele (Hrsg.): Professionelle Altenpflege. Ein praxisorientiertes Handbuch, Wien 2004, S. 23-34 Metzler, Heidrun / Wacker, Elisabeth: Zum Qualitätsbegriff in der Behindertenhilfe, in: Schubert, Hans-Joachim / Zink, Klaus J. (Hrsg.): Qualitätsmanagement im Gesundheits- und Sozialwesen, Neuwied / Kriftel 2001, S. 50-61 Mummendey, Hans Dieter / Grau, Ina: Die Fragebogen-Methode, 5. Auflage, Göttingen u.a. 2008 Offermann, Claus: Qualitätsmanagement in Altenhilfeeinrichtungen, in: Schubert, HansJoachim / Zink, Klaus J. (Hrsg.): Qualitätsmanagement im Gesundheits- und Sozialwesen, Neuwied / Kriftel 2001, S. 200-212 Pleschberger, Sabine: Nur nicht zur Last fallen. Sterben in Würde aus der Sicht alter Menschen in Pflegeheimen, Freiburg im Breisgau 2005 Pörtner, Marlis: Ernstnehmen – Zutrauen – Verstehen. Personenzentrierte Haltung im Umgang mit behinderten und pflegebedürftigen Menschen, 2. Auflage, Stuttgart 1999 Raab-Steiner, Elisabeth / Benesch, Michael: Der Fragebogen. Von der Forschungsidee zur SPSS-Auswertung, Wien 2008 Schneider, Ulrike / Österle, August / Schober, Doris / Schober, Christian: Die Kosten der Pflege in Österreich. Ausgabenstruktur und Finanzierung. Forschungsbericht 02/2006, Wien 2006, Institut für Sozialpolitik Wirtschaftsuniversität Wien http://www.wu.ac.at/sozialpolitik/pub/fbn02_06 (Stand: 12.8.2010) Schnell, Rainer / Hill, Paul B. / Esser, Elke: Methoden der empirischen Sozialforschung, 7. Auflage, München 2005 Schubert, Hans- Joachim / Zink, Klaus J.: Kurz-Glossar, in: Schubert, Hans-Joachim / Zink, Klaus J. (Hrsg.): Qualitätsmanagement im Gesundheits- und Sozialwesen, Neuwied / Kriftel 2001b, S. 325-335 Schubert, Hans-Joachim / Zink, Klaus J.: Eine Einführung in das Werk: Zur Qualität sozialer Dienstleistungen, in: Schubert, Hans-Joachim / Zink, Klaus J. (Hrsg.): Qualitätsmanagement im Gesundheits- und Sozialwesen, Neuwied / Kriftel 2001a, S. 1-7 -124- Sehlbach, Olav: Wie Kundenwünsche erforscht werden. Kundenbefragung am Beispiel von Residenzen, in: Altenheim. Vincentz Verlag, 11/2000, S. 24-26 Sittler, Engelbert / Kruft, Marianne: Handbuch Altenpflege, 2. Auflage, München 2004 Stoffer, Franz J.: Neue Führung als Qualitätsmerkmal, in: Igl, Gerhard / Schiemann, Doris / Gerste, Bettina / Klose, Joachim (Hrsg.): Qualität in der Pflege. Betreuung und Versorgung von pflegebedürftigen alten Menschen in der stationären und ambulanten Altenhilfe, Stuttgart 2002, S. 311-324 Tesch-Römer, Clemens: Lebensqualität im hohen Alter. Herausforderungen für Forschung und Praxis, in: Blätter der Wohlfahrtspflege. Deutsche Zeitschrift für Sozialarbeit, 5/2002 Jahrgang 149, S. 165-168 Tragl, Karl Heinz: Vorwort. Die demografische Entwicklung des Alters in Österreich, in: Thür, Gabriele (Hrsg.): Professionelle Altenpflege. Ein praxisorientiertes Handbuch, Wien 2004 Ugolini, Bettina: Brücke zum „richtigen Leben“. Angehörigenarbeit in der institutionellen Altersarbeit, in: Psychoscope. Zeitschrift der Föderation der Schweizer Psychologinnen und Psychologen, 4/2006 Vol. 27, S. 6-9 Urlaub, K.H. / Kremer-Preiß, U. / Engels, D.: Familiäre Kontakte und die Einbeziehung von Angehörigen in die Betreuung und Pflege in Einrichtungen. Abschlussbericht, Köln 1996 http://www.isg-institut.de/download/MuG2-Angeh.pdf (Stand: 16.8.2010) Wahl, Hans-Werner / Schneekloth, Ulrich: Der Hintergrund: Forschungen zur Lebensführung in stationären Einrichtungen, in: Schneekloth, Ulrich / Wahl, Hans-Werner (Hrsg.): Pflegebedarf und Versorungssituation bei älteren Menschen in Heimen. Demenz, Angehörige und Freiwillige, Beispiele für “Good Practice”, Stuttgart 2009, S. 13-42 Wallrafen-Dreisow, Helmut: Qualitätssichernde Maßnahmen aus Sicht der Pflegeeinrichtung: Kundenzufriedenheit durch Dienstleistungsqualität, in: Igl, Gerhard / Schiemann, Doris / Gerste, Bettina / Klose, Joachim (Hrsg.): Qualität in der Pflege. Betreuung und Versorgung von pflegebedürftigen alten Menschen in der stationären und ambulanten Altenhilfe, Stuttgart 2002, S. 293-310 Walter, Matthias / Pallauf, Martin / Seeberger, Bernd: Qualitätsmanagement in der stationären Altenhilfe, in: Lebenswelt Heim. Zeitschrift des Bundesverbandes der Altenund Pflegeheime Österreichs, 13. Jahrgang 2010 Heft 45, S. 21-28 -125- Wiener Gebietskrankenkasse (Hrsg.): Erster Österreichischer Demenzbericht. Teil 1: Analyse zur Versorgungsituation durch das CC Integrierte Vorsorgung der österreichischen Sozialversicherung, Wien 2009 http://www.wgkk.at/mediaDB/539709_Demenzbericht.pdf (Stand: 3.12.2010) Witterstätter, Kurt: Soziologe für die Altenarbeit – Soziale Gerontologie, 13. Auflage, Freiburg im Breisgau 2003 Internetquellen Ugolini, Bettina (2009): Wenn Angehörige in der Betreuung und Pflege mitbestimmen http://www.heds-fr.ch/de/schule/forum/Ugolini2009BedeutungAngehorigenarbeit.pdf (Stand: 11.8.2010) Amt der Oö. Landesregierung, Direktion Soziales und Gesundheit (2011a): Altenbetreuung und -pflege http://www.land-oberoesterreich.gv.at/cps/rde/xchg/SID-611731839AA12325/ooe/hs.xsl/524_DEU_HTML.htm (Stand: 9.1.2011) Amt der Oö. Landesregierung, Direktion Soziales und Gesundheit (2011b): Alten- und Pflegeheime http://www.land-oberoesterreich.gv.at/cps/rde/xchg/SID-1E0DE2FBC03E9550/ooe/hs.xsl/18780_DEU_HTML.htm (Stand: 9.1.2011) Hundstorfer, Rudolf, Bundesminister: Leben wie daheim. Nationales Qualitätszertifikat für Alten- und Pflegeheime (NQZ), Wien 2009, Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz http://www.bmask.gv.at/cms/site/attachments/5/7/8/CH0023/CMS1236241714772/090 305_nqz_presseunterlage.pdf (Stand: 25. 8. 2010) Statistik Austria: Vorausberechnete Bevölkerungsstruktur für Oberösterreich 2010-2075 laut Hauptszenario http://www.statistik.at/web_de/statistiken/bevoelkerung/demographische_prognosen/be voelkerungsprognosen/027312.html (Stand: 9.1.2011) Sonstige Quellen: Leitsätze der Seniorenbetreuung der Stadt Wels 2010, Broschüre -126- Anhang A: Indikatorenmatrix Wohnen Selbst- und Mitbestimmung Wertschätzung Geborgenheit & Sicherheit • Zimmergestaltung • Zimmerwahl • Einzelzimmer / Doppelzimmer • Erreichbarkeit des Personals • Beschwerdemöglichkeit • Zufriedenheit mit den Baulichen Gegebenheiten • Fühlen sich Bewohner wohl in den Einrichtungen • Privatsphäre gewahrt • Bauliches Bedarfsgerecht Pflegerische Interventionen Kommunikation • Eingehen auf Wünsche und Bedürfnisse • Erhaltung der größtmöglichen Selbständigkeit der Bewohner • Mitbestimmung des Tagesablaufs • Nimmt sich das Pflegepersonal Zeit für persönliche Gespräche • Ernstnehmen von Beschwerden der Bewohner • Ernstnehmen von Ängsten und Sorgen • vertrauensvolle Kommunikationsgestaltung • Wird den Bewohnern neues Personal vorgestellt • Zeitpunkt / Häufigkeit • Maßnahmen / Produkte • Unterstützung ist an die Bedürfnisse der Bewohner angepasst • Intimsphäre gewahrt • Nimmt sich das Pflegepersonal ausreichend Zeit für die Pflege • Rasche Erreichbarkeit des Pflegepersonals • Fühlen sich Bewohner wohl bei pflegerischen Handlungen • Frühere Gewohnheiten der Bewohner bei den Pflegehandlungen berücksichtigt • Kompetenz des Pflegepersonals • Sichere Pflege -127- Serviceleistungen • Möglichkeiten der aktiven Beteiligung an alltagsbezogenen Tätigkeiten (Kochen, Dekoration usw.) Soziale Netzwerke & Freizeitgestaltung • entspricht das Angebot an Freizeit-aktivitäten den Bedürfnissen der Bewohner • Zeiten der Langeweile • Selbstbestimmung in Bezug auf soziale Kontakte im Haus • Umgang mit Beschwerden • Möglichkeit mehr über das eigene Leben erzählen zu können • Respektvoller Umgang mit den persönlichen Dingen der Bewohner • Gute Gemeinschaft unter den Bewohnern • Intensivere Kontakte zu anderen Bewohnern erwünscht • Kontakte zu Angehörigen • Ansprechpersonen der Bewohner • Vertrauen gegenüber Personal / anderen Bewohnern Anhang B: Fragebogen mit eindimensionaler Verteilung der Merkmalsausprägungen Erhebung der Zufriedenheit der Angehörigen Befragung von Angehörigen von BewohnerInnen der Einrichtungen der Seniorenbetreuung der Stadt Wels „Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben“ Cicely Saunders Sehr geehrte Angehörige / Sehr geehrter Angehöriger! Die Zufriedenheit der BewohnerInnen ist sowohl für Sie als Angehörige/r, als auch für die MitarbeiterInnen der Seniorenbetreuung der Stadt Wels von großer Bedeutung. Die Seniorenbetreuung der Stadt Wels ist bemüht, die Lebensqualität der BewohnerInnen ständig zu verbessern. Nicht allen BewohnerInnen ist es möglich, Ihre Wünsche und Bedürfnisse zu artikulieren. Durch eine Befragung der Angehörigen bzw. Bezugspersonen wird versucht, indirekt jede Bewohnerin / jeden Bewohner in die Erhebung einzubeziehen. Auch auf die Zufriedenheit der Angehörigen wird seitens der MitarbeiterInnen der Seniorenbetreuung großer Wert gelegt. Durch die Beantwortung dieses Fragebogens haben Sie die Möglichkeit, Ihre Meinung zum Ausdruck zu bringen. Wir möchten Sie herzlich bitten, sich etwas Zeit für das Ausfüllen des Fragebogens zu nehmen. Ihre Antworten werden selbstverständlich anonym und vertraulich behandelt. Zur Sicherung Ihrer Anonymität bitten wir Sie, den Fragebogen im beiliegenden Rückkuvert bis spätestens 30. Juni 2009 direkt an die Fachhochschule Linz zu senden. Nicht jede Bewohnerin / jeder Bewohner hat noch Angehörige und somit verstehen wir unter dem Begriff „Angehörige“ ebenso andere Bezugspersonen. Zudem verwenden wir aus Gründen der Lesbarkeit im folgenden Fragebogen den Begriff „Angehöriger“ in der männlichen Form, wobei sich die Angaben natürlich auf beide Geschlechter beziehen. Wir bedanken uns schon jetzt recht herzlich für Ihre Mitarbeit sowie die damit verbundene Unterstützung bei unserer Diplomarbeit und verbleiben mit freundlichen Grüßen Judith Horner & Heike Maun (Studentinnen der Fachhochschule Linz Studiengang Sozialmanagement) -128- Persönliche Angaben zu Ihrem Angehörigen Zunächst bitten wir Sie um ein paar Angaben zu Ihrem Angehörigen. 1) Alter Ihres Angehörigen: ……... Jahre (n=171) < 60: 1,8%; 61-70: 4,1%; 71-80: 3,4%; 81-90: 62,6%; >90: 18,1% 2) Geschlecht Ihres Angehörigen: (n=170) 76,5% weiblich 23,5% männlich 3) Pflegegeldstufe Ihres Angehörigen: (n=166) 1,8% Stufe 1 8,4% Stufe 2 18,1% Stufe 3 23,5% Stufe 4 24,7% Stufe 5 9,6% Stufe 6 0,6% kein Pflegegeld 3,6% Stufe 7 9,6% weiß ich nicht 4) Wie lange wird Ihr Angehöriger schon in dieser Einrichtung betreut? (n=171) 0% weniger als 1 Monat 41,5% zwischen 1 Monat und 2 Jahre 33,9% zwischen 2 und 5 Jahre 24,6% länger als 5 Jahre 5) Wer hat die Entscheidung für diese Einrichtung getroffen? (n=170) 30,0% alleinige Entscheidung meines Angehörigen 10,0% ausschließlich meine Entscheidung 45,3% unsere gemeinsame Entscheidung 13,5% jemand anderer, nämlich…………………………………. 1,2% kann ich nicht beurteilen 6) Welche Gründe waren für die Wahl dieser Einrichtung ausschlaggebend? (mehrere Antworten möglich) (n=172) Pflegeplatz rasch / als erstes verfügbar genannt von 52,9% Nähe zum ursprünglichen Wohnort meines Angehörigen genannt von 50,0% „guter Ruf“ der Einrichtung genannt von 33,7% Empfehlung von anderen genannt von 11,1% Professionalität & Fachkompetenz des Personals genannt von 11,6% Lage der Einrichtung genannt von 26,2% Sonstiges: genannt von 13,4% kann ich nicht beurteilen genannt von 0% 7) Wie schätzen Sie folgende Aspekte, Ihren Angehörigen betreffend, ein? sehr gut gut weniger gut nicht gut kann ich nicht beurteilen Selbstständigkeit (n=170) 5,9% 23,5% 18,8% 49,4% 2,4% Ausdrucksfähigkeit (n=169) 11,2% 33,7% 21,3% 30,8% 3,0% Mobilität (n=171) 3,0% 13,5% 24,6% 56,7% 2,3% -129- Einschätzungen zum Leben in der Einrichtung der Seniorenbetreuung Um sich als BewohnerIn in den Einrichtungen der Seniorenbetreuung wohl zu fühlen, müssen verschiedene Aspekte beachtet werden. Speziell Werte wie Selbst- und Mitbestimmung, Wertschätzung, Geborgenheit und Sicherheit haben große Bedeutung für BewohnerInnen. Im Teil a (Frage 8-10) werden Sie um Ihre Einschätzung gebeten, wie weit folgende Aussagen tatsächlich auf Ihren Angehörigen zutreffen. Im Teil b (Frage 11-13) geben Sie bitte an, wie wichtig folgende Aspekte für Ihren Angehörigen überhaupt sind. Teil a: Bitte kreuzen Sie an, wie weit folgende Aussagen Ihrer Meinung nach zutreffen. (Antworten Sie dabei möglichst spontan und gehen Sie bitte auf jede Aussage ein!) 8) Selbst- und Mitbestimmung Mein Angehöriger kann sein Zimmer nach seinen Wünschen und Bedürfnissen mitgestalten. (n=166) Mein Angehöriger kann den Tagesablauf mitbestimmen. (n=167) Mein Angehöriger kann sich nach Wunsch an den alltagsbezogenen Tätigkeiten („Tisch decken“, Reinigung, Dekoration,…) aktiv beteiligen. (n=164) Das Angebot an Freizeitaktivitäten (Ausflüge, Gymnastik,…) entspricht den Bedürfnissen meines Angehörigen.(n=165) Die MitarbeiterInnen der Einrichtung fördern die Erhaltung der Selbständigkeit meines Angehörigen entsprechend seiner vorhandenen Ressourcen. (n=167) trifft voll zu trifft eher zu trifft eher nicht zu trifft nicht zu kann ich nicht beurteilen 46,4% 34,9% 6,6% 8,4% 3,6% 20,4% 31,7% 20,4% 16,8% 10,8% 15,9% 22,6% 15,9% 31,7% 14,0% 20,6% 23,0% 17,6% 21,8% 17,0% 34,7% 37,1% 10,2% 4,2% 13,8% -130- 9) Wertschätzung Die Ängste und Sorgen meines Angehörigen werden ernst genommen.(n=166) Beschwerden und Verbesserungsvorschläge meines Angehörigen werden ernst genommen. (n=159) Das Pflegepersonal nimmt sich ausreichend Zeit für die Unterstützung und Betreuung meines Angehörigen. (n=166) Pflegehandlungen werden den individuellen Bedürfnissen meines Angehörigen angepasst (Häufigkeit der Körperpflege, verwendete Pflegeprodukte,…). (n=168) trifft voll zu trifft eher zu trifft eher nicht zu trifft nicht zu kann ich nicht beurteilen 46,4% 36,1% 7,2% 4,2% 6,0% 22,0% 37,7% 16,4% 7,6% 16,4% 30,7% 38,0% 18,7% 6,0% 6,6% 42,9% 36,9% 9,5% 1,8% 8,9% trifft voll zu trifft eher zu trifft eher nicht zu trifft nicht zu kann ich nicht beurteilen 42,6% 37,3% 11,2% 1,8% 7,1% 33,5% 37,1% 16,2% 8,4% 4,8% 51,8% 32,1% 6,6% 3,6% 6,0% 45,8% 32,7% 10,7% 3,6% 7,1% 57,4% 26,0% 4,7% 4,1% 7,7% 48,6% 21,9% 11,8% 13,0% 4,7% 10) Geborgenheit & Sicherheit Mein Angehöriger fühlt sich in der Einrichtung wohl. (n=169) Mein Angehöriger ist in die Gemeinschaft der BewohnerInnen integriert. (n=167) Mein Angehöriger fühlt sich von den MitarbeiterInnen der Einrichtung wertgeschätzt. (n=168) Die MitarbeiterInnen der Einrichtung gehen optimal auf das Krankheitsbild meines Angehörigen ein. (n=168) Das persönliche Eigentum meines Angehörigen wird mit Sorgfalt behandelt. (n=169) Die baulichen Gegebenheiten entsprechen den Bedürfnissen meines Angehörigen (Ausstattung des Badezimmers,…) (n=169) -131- Teil b: Bitte kreuzen Sie an, wie wichtig ihrer Meinung nach folgende Aspekte für Ihren Angehörigen sind. (Antworten Sie dabei möglichst spontan und gehen Sie bitte auf jede Aussage ein!) 11) Selbst- und Mitbestimmung Gestaltung des Zimmers nach eigenen Wünschen und Bedürfnissen (n=170) Möglichkeit zur Mitgestaltung des eigenen Tagesablaufes (n=161) nach Wunsch aktive Beteiligung an den alltagsbezogenen Tätigkeiten („Tisch decken“, Reinigung, Dekoration,…) möglich (n=166) bedarfsgerechtes Angebot an Freizeitaktivitäten (Ausflüge, Gymnastik,…)(n=166) MitarbeiterInnen der Einrichtung fördern die Erhaltung der Selbständigkeit entsprechend den vorhandenen Ressourcen (n=167) sehr wichtig wichtig weniger wichtig nicht wichtig kann ich nicht beurteilen 38,8% 32,9% 18,2% 5,3% 4,7% 24,2% 38,5% 21,7% 8,7% 6,8% 9,6% 26,5% 30,7% 24,7% 8,4% 19,9% 30,7% 21,7% 18,1% 9,6% 41,9% 36,5% 6,6% 3,6% 11,4% sehr wichtig wichtig weniger wichtig nicht wichtig kann ich nicht beurteilen 64,7% 27,7% 0,6% 1,2% 5,9% 48,0% 35,7% 3,5% 2,9% 9,9% 60,6% 31,2% 2,9% 0,6% 4,7% 63,4% 26,7% 2,9% 1,7% 5,2% 12) Wertschätzung Ängste und Sorgen werden ernst genommen (n=170) Beschwerden und Verbesserungsvorschläge werden ernst genommen(n=171) Pflegepersonal kann sich ausreichend Zeit für die Unterstützung und Betreuung nehmen (n=170) Pflegehandlungen sind den individuellen Bedürfnissen angepasst (Häufigkeit der Körperpflege, verwendete Pflegeprodukte,…).(n=172) -132- 13) Geborgenheit & Sicherheit sehr wichtig wichtig weniger wichtig nicht wichtig kann ich nicht beurteilen in der Einrichtung wohl bzw. zu Hause fühlen (n=172) 73,8% 22,1% 0% 0,6% 3,5% Integration in die Gemeinschaft der BewohnerInnen (n=170) 40,0% 43,5% 8,8% 4,7% 2,9% 63,2% 30,4% 0,6% 0,6% 5,3% 66,1% 29,2% 1,2% 0% 3,5% 57,9% 36,2% 2,9% 0% 2,9% 53,3% 37,9% 1,2% 1,2% 6,5% Wertschätzung seitens der MitarbeiterInnen der Einrichtung (n=171) MitarbeiterInnen gehen optimal auf das Krankheitsbild ein (n=171) sorgfältiger Umgang mit dem persönlichen Eigentum (n=171) bauliche Gegebenheiten entsprechen den Bedürfnissen (Ausstattung des Badezimmers,…) (n=169) 14) Wenn Ihr Angehöriger seine Zufriedenheit mit dem Leben in der Einrichtung der Seniorenbetreuung insgesamt beurteilen würde, welche Note nach dem Schulnotensystem würde sie / er vergeben? (n=167) 24,0% 43,7% 22,2% 7,8% 2,4% Sehr Gut Gut Befriedigend Genügend Nicht Genügend Information über die Situation Ihres Angehörigen 15) Ich als Angehöriger werde gut informiert über… … das Befinden meines Angehörigen (n=172) … aktuelle Veränderungen (baulich, personell) in der Einrichtung (n=167) … Aktivitäten und Veranstaltungen in der Einrichtung (n=169) trifft voll zu trifft eher zu trifft eher nicht zu trifft nicht zu kann ich nicht beurteilen 46,5% 34,3% 12,8% 4,1% 2,3% 15,6% 22,8% 35,3% 15,6% 10,8% 28,4% 34,2% 19,5% 11,8% 5,9% 16) Wissen Sie immer, an wen Sie sich bei einem Anliegen (Informationsbedarf, Beschwerden, Verbesserungsvorschläge) wenden können? (n=167) 80,2% ja 19,8% nein -133- Umgang mit Beschwerden 17) Haben Sie sich schon einmal persönlich über Vorgänge in der Einrichtung beschwert? (n=170) 37,7% ja (weiter mit Frage 18) 62,3% nein (weiter mit Frage 19) 18) a) Wenn ja, geben Sie bitte kurz den Grund an (Stichworte): (n=64) 93,8% genannt ……………………………………………………………………………………………… 6,2% nicht genannt ……………………………………………………………………………………………… b) Wurde Ihre Beschwerde ernst genommen? (n=61) 36,1% ja 41,0% teilweise 23,0% nein c) Wurden dadurch Veränderungen herbeigeführt? (weiter mit Frage 20) (n=58) 27,6% ja, das Problem konnte ich sofort mit der / dem zuständigen MitarbeiterIn lösen 32,8% ja, es dauerte jedoch einige Zeit, bis das Problem gelöst wurde 39,7% nein, es wurden keine Veränderungen herbeigeführt 19) Wenn nein, kreuzen Sie bitte den Grund dafür an (mehrere Antworten möglich) (n=92) es bis dato keinen Grund für eine Beschwerde gab genannt von 78,3% ich befürchte, dass mein Angehöriger darunter leiden könnte genannt von 8,7% ich unsicher bin, ob die Beschwerde gerechtfertigt ist genannt von 13,0% es sowieso nichts bringt genannt von 9,8% andere Gründe genannt von 4,4% Ihre Miteinbeziehung als Angehöriger 20) Ich als Angehöriger werde einbezogen in… … Entscheidungen die meinen Angehörigen betreffen (n=168) … in Pflegehandlungen (auf Wunsch) (n=162) … in Aktivitäten / Veranstaltungen der Einrichtung (n=164) trifft voll zu trifft eher zu trifft eher nicht zu trifft nicht zu kann ich nicht beurteilen 45,2% 29,8% 11,3% 7,1% 6,6% 25,9% 29,0% 21,0% 12,4% 11,7% 26,8% 24,4% 26,8% 11,6% 10,4% -134- 21) Würden Sie sich mehr Einbeziehung als Angehöriger wünschen? (n=152) 24,3% ja, nämlich bei ………………………………………………………………………….. …………………………………………………………………………………………………….. …………………………………………………………………………………………………….. .……………………………………………………………………………………………………. 75,7% nein 22) Wie willkommen fühlen Sie sich als Angehöriger in der Einrichtung? (n=170) 53,5% sehr willkommen 38,2% willkommen 4,7% weniger willkommen 0,6% nicht willkommen 2,9% kann ich nicht beurteilen Angaben zu Ihrer Person Anschließend bitten wir Sie um einige Angaben zu Ihrer Person und zu Ihrem Verhältnis zur Bewohnerin / zum Bewohner. 23) Wie alt sind Sie? 24) Sind Sie… (n=172) 68,0% weiblich (n=170) ............. Jahre <35: 1,2%; 36-50: 11,8%; 51-65: 52,4%; 66-80: 31,2%; >81: 3,5% 32,0% männlich 25) In welchem Verhältnis stehen Sie zur Bewohnerin / zum Bewohner? (n=172) 9,9% (Ehe)PartnerIn 62,2% Tochter / Sohn 2,3% EnkelIn 5,8% Schwester / Bruder 11,6% sonstige Verwandte / sonstiger Verwandter 1,2% FreundIn, Bekannte/r 7,0% sonstige Bezugsperson, nämlich………………………………………………… 26) Wie oft besuchen Sie Ihren Angehörigen? (n=172) 11,6% täglich 56,4% mehrmals pro Woche 27,9% mehrmals pro Monat 3,5% mehrmals pro Jahr 0% 1x pro Jahr 0,6% seltener als 1x pro Jahr -135- Abschlussfragen 27) Würden Sie diese Einrichtung weiterempfehlen? (n=163) 85,9% ja, weil ………………………………………………………………………………. …………………………………………………………………………………………………… …………………………………………………………………………………………………… …………………………………………………………………………………………………… 14,1% nein, weil …………………………………………………………………………… …….…………….…….………………………………………………………………………… …………………………………………………………………………………………………… …………………………………………………………………………………………………… 28) Wie zufrieden sind Sie als Angehöriger insgesamt mit der Einrichtung? Bitte geben Sie Ihre Zufriedenheit in Schulnoten an. (n=171) 26,9% 48,0% 20,5% 2,9% 1,8% Sehr Gut Gut Befriedigend Genügend Nicht Genügend 29) Haben Sie Vorschläge, wie man das Leben in der Einrichtung der Seniorenbetreuung der Stadt Wels zu Gunsten Ihres Angehörigen noch verbessern könnte? (n=172) ……………………………………………………………………………………………………… 50,0% genannt ……………………………………………………………………………………………………… 50,0% nicht genannt ……………………………………………………………………………………………………… ……………………………………………………………………………………………………… 30) Möchten Sie uns sonst noch etwas mitteilen? (n=172) ……………………………………………………………………………………………………… 32,0% genannt ……………………………………………………………………………………………………… 68,0% nicht genannt ……………………………………………………………………………………………………… Judith Horner und Heike Maun bedanken sich sehr herzlich dafür, dass Sie sich für die Beantwortung der Fragen Zeit genommen haben! -136- -137-