42-47 Naturheilmittel

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42-47 Naturheilmittel
Naturheilmittel
für Schwangere
Foto: gettyimages
Naturheilkundliche Arzneien sind für die werdende
Mutter von grosser Bedeutung. Die Übersicht von
Bruno Vonarburg erläutert die häufigsten Schwangerschaftsbeschwerden und geeignete Hilfsmittel aus der sanften Medizin.
Blutarmut (Anämie)
Eisenmangel ist in der Schwangerschaft
häufig und kann problematisch werden,
weil er den Blut-Sauerstoffgehalt und damit auch die Widerstandskraft gegen
Infektionen reduziert. Chemische Eisenpräparate sind wenig sinnvoll, da sie zu
Verstopfung, Magenbeschwerden und
Unwohlsein führen können. Die Naturheilkunde wirkt dem Eisenmangel mit
der täglichen Ernährung entgegen und
empfiehlt die Einnahme von Himbeeren,
Schwarzen Johannisbeeren, Nüssen,
Mandeln, Holunderbeersaft, Sonnenblumen- und Kürbiskernen, folsäurereichem
Blattgemüse, Hefe, Vollkornbrot und
Vitamin-B-12-reichen Nahrungsmitteln
wie Eier, Milch, Käse, Fisch und Hefeextrakt. Die Bildung von Eisen im Blut
wird auch gefördert durch Vitamin C
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(Orangensaft, Sanddornsaft, Acerola-Tabletten, Schwarzer Johannisbeersaft).
Gegen Blutarmut wirken Brennnesselsaft
(3-mal täglich 1 EL mit Wasser einnehmen), Brennnesseltee (pro Tasse
1 Tropfen Zitronensaft beifügen), HefeExtrakt-Präparate und Dr. Dünners Kräuter-Tabletten. Ein altes Hausmittel ist der
Apfel mit Nagelschmuck: Ein Apfel wird
mit einem Dutzend gereinigter Eisennägel tief besteckt, die über Nacht «einwirken». Am folgenden Morgen werden
die Nägel entfernt und der eisenhaltige
Apfel gegessen.
Blasenentzündung (Cystitis)
Entzündungen der Blase sind in der
Schwangerschaft keine Seltenheit. Sie
können mit Schmerzen und Brennen beim
Wasserlösen, Harndrang und einem
wunden Schmerzgefühl am Ende der Entleerung verbunden sein. Bei richtigem Verhalten und konsequenter Therapie ist eine
Cystitis jedoch meist harmlos. Naturheilkundliche Massnahmen: Bettruhe einhalten und Wärmeflaschen auflegen. Noch
intensiver wirkt feuchte Wärme, z. B. in
Form von Heublumensäcken. 1 bis 2 Handvoll getrocknete Heublumen auf ein Gazetuch legen, dieses mit 4 Wäscheklammern
über eine mit 1 Liter Wasser gefüllte Pfanne
spannen. Das Wasser 10 Minuten kochen
lassen. Der aufsteigende Dampf befeuchtet
die Heublumen. Tuch entfernen, zu einer
Packung schlagen und warm auf die
Blasengegend legen. Mit Wärmflasche
und Frottiertuch überdecken und 10 bis
20 Minuten einwirken lassen. Dazu einen
Kräutertee aus Gundelrebenkraut trinken,
Heilwirkung: Die beruhigende, entkrampfende und durchblutungsfördernde
Wirkung des Wassers überträgt sich auf
alle Organe des Körpers.
Brustbeschwerden
Aufgrund der hormonellen Veränderung
werden die Brüste in den ersten Schwangerschaftsmonaten schwerer. In den letzten 2 bis 3 Monaten schiesst die Milch in
die Brust ein, was ein Spanngefühl auslöst.
Sind die Brustbeschwerden von Fieber
und druckempfindlichen Achsellymphdrüsen begleitet, besteht der Verdacht auf
eine Brustdrüsenentzündung. Gehen Sie
zum Arzt, falls die Beschwerden nicht innerhalb von 12 Stunden verschwinden.
Harmloses Brustspannen wird mit einer
40%igen Lavendel-Emulsion behandelt.
Bessern sich die Beschwerden nicht innerhalb von 24 Stunden, können Homöopathika helfen: Conium D6 (bei Brustbeschwerden, die von der Brustvergrösserung ausgelöst wurden), Bryonia D6 (bei
harten, gespannten Brüsten), Belladonna
D6 (bei harten und gespannten Brüsten,
auf denen sich rote Streifen abzeichnen).
Dosierung: 3-mal täglich 3 Globuli vor dem
Essen unter die Zunge legen.
Haarausfall
Gegen Haarausfall in der Schwangerschaft helfen folgende prophylaktische
Gegenmittel: Brennnesseltee (2 bis 3 Tassen pro Tag), Kart-Silice-Kapseln mit
pflanzlichem Silizium aus dem Schachtelhalm (3-mal täglich 1 Kapsel einnehmen)
und das Einnehmen von 1 EL kieselsäurereicher Hirse pro Tag.
Hämorrhoiden
Hämorrhoiden werden in der Schwangerschaft häufig durch chronische Verstopfung und durch das im Bauchraum und
im kleinen Becken heranwachsende Baby
ausgelöst, das die Blutzirkulation behindert. Symptome sind ein Druckgefühl im
Afterbereich mit Brennen, Nässen, Spannen oder Schmerzen. Manchmal finden
sich im Stuhl oder in der Unterwäsche
hellrote Blutspuren. Jede Blutung aus
dem Darm, insbesondere wenn sie nicht
frisch und hellrot ist und hämorrhoidale
Beschwerden fehlen, muss ärztlich abgeklärt werden.
Naturheilkundliche Massnahmen: Sitzbäder mit Eichenrindenabsud helfen die
Hämorrhoiden zurückbilden (1 Handvoll
Eichenrinde in 1 l Wasser aufkochen, 5
Minuten ziehen lassen, abseihen, dem
Sitzbad beigeben, 10–25 Minuten baden).
Juckende Hämorrhoiden mit einem Tropfen aus gemischtem Olivenöl und Pfefferminzöl betupfen (2–3 Tropfen Pfefferminzöl auf 1 dl Olivenöl). Gegen Schmerzen am After helfen Heilerdeauflagen,
essigsaure Tonerde und kalte Quarkauflagen (am besten über Nacht). Nach dem
Stuhlgang den After kalt waschen und weiches Toilettenpapier verwenden. Auch sehr
wichtig: Stets für regelmässigen Stuhlgang
sorgen, auf fettes Essen, Schweinefleisch,
zu viel Kochsalz und scharfe Gewürze
verzichten und mehrheitlich vegetarisch
und ballaststoffreich essen.
Als Kräutertee eignen sich die Blätter
der Virginischen Zaubernuss (Hamamelis
virginiana): im Laufe des Morgens und des
Nachmittags schluckweise je 1 Tasse Aufguss trinken. Geeignete Homöopathika:
Aesculus D6 (bei brennenden Hämorrhoiden mit dumpfen Rückenschmerzen),
Collinsonia D6 (bei Hämorrhoiden mit
Verstopfung und Stechen im Mastdarm),
Paeonia D6 (bei hochrot hervorgequollenen Hämorrhoiden).
mit 40% Zitronenmelissentinktur und im
Genitalbereich mit 40% Ringelblumentinktur (morgens, mittags und abends
vorsichtig betupfen). Gleichzeitig 3-mal
täglich nach den Mahlzeiten einen Kräutertee aus Ringelblumen trinken.
Homöopathische Mittel zur Mobilisierung der Selbstheilungskräfte: Apis D6
(brennende und stechende Bläschen mit
rötlich geschwollener Umgebung, wie bei
einem Bienenstich), Hypericum D6 (Bläschen, die besonders stark schmerzen wie
bei einer Neuralgie), Hepar sulfuris D6
(Bläschen mit Neigung zu Eiterungen),
Rhus tox D6 (rote Bläschen, die wie Feuer
brennen und stark jucken), Clematis
erecta (bei Herpes genitalis mit neuralgischen Schmerzen und geschwollenen
Leistendrüsen), Natrium muriaticum D6
(bei wunden, entzündlichen, brennenden
Bläschen, besonders im Lippenbereich).
Krampfadern (Varizen)
Varizen kündigen sich mit einem Schweregefühl in den Beinen und zeitweise ziehenden oder krampfartigen Schmerzen in
Beugt dem Haarausfall vor:
pflanzliches Silizium
aus dem Schachtelhalm
Bläschenausschlag
(Herpes simplex)
Das Auftreten der Herpes-simplex-Erkrankung ist meist ein Zeichen geschwächter Abwehrkräfte gegen die
Herpes-Viren. Der Körper reagiert mit
bläschenartigen Ausschlägen, die sich
entweder im Mund und Lippenbereich
(Herpes labialis) oder im Genitalbereich
(Herpes genitalis) bemerkbar machen.
Die wässrigen Bläschen mit glänzend
durchscheinender
Oberfläche
sind
manchmal schmerzhaft und/oder jucken.
Den Ausschlag rasch zum Abklingen
bringt im Lippenbereich eine Emulsion
Foto: Bruno Vonarburg
den man zu 40% mit einer resorptionsfördernden und aromaverbessernden
Grundmischung 1 vermengt.
Homöopathische Medikamente: Sarsaparilla D6 (bei Schmerzen gegen Ende
des Urinierens), Cantharis D8 (bei äusserst starken, brennenden Schmerzen
beim Wasserlassen und stechenden Blasenbeschwerden), Dulcamara D6 (bei Blasenentzündung, die durch Kälteeinfluss
ausgelöst wurde, oft mit allgemeinen
Erkältungssymptomen). Dosierung: 3mal täglich 3 Globuli bis zur Besserung
unter die Zunge legen.
Naturheilkunde GESUNDHEIT
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GESUNDHEIT Naturheilkunde
den unteren Extremitäten an, vor allem
an den Waden. Wenn sich Krampfadern
rötlich verfärben und stark schmerzen,
besteht Verdacht auf eine Venenentzündung, die unbedingt ärztlich behandelt
werden muss. Vorbeugende Massnahmen: langes Stehen vermeiden, Arbeiten
im Haushalt sitzend verrichten; gutes
Schuhwerk tragen; die Beine immer wieder mal hoch lagern; das Fussende
des Bettes 10 cm höher stellen; oft barfuss herumlaufen. Von grossem Nutzen
sind auch Wasseranwendungen: regelmässig Wasser treten, um die Blutzirkulation in den Beinen anzuregen; morgens
und abends Wechselgüsse der Unterschenkel durchführen (verbessert die
Gefässspannung der Venen); Schwimmen
im temperierten Wasser (22 bis 28 Grad
Celsius). Bei hartnäckigen Beschwerden
Gummistrümpfe tragen.
Der Rückfluss des Blutes zum Herzen
wird mit einer Kräuteremulsion nach
folgendem Rezept gefördert, mit der die
Unterschenkel morgens und abends
leicht eingerieben werden: Arnikatinktur
5 ml, Ringelblumentinktur 10 ml, Hamamelistinktur 5 ml, Rosskastanientinktur
10 ml, Mäusedorntinktur 10 ml, Grundemulsion 60 ml (Drogerie/Apotheke).
Eine Kur Silice-Tabletten stärkt das
Bindegewebe der Venengefässe. Dosierung: 3-mal täglich 2 Tabletten vor dem
Essen auf der Zunge zergehen lassen.
Kräutertee bei Varizen: getrocknete
Hamamelisblätter (Hamamelis virginiana), zu 40% vermengt mit einer resorptionsfördernden und aromaverbessernden Grundmischung 1. Im Lauf des Morgens und des Nachmittags 1 Tasse
schluckweise trinken. Homöopathische
Mittel: Millefolium D6 (bei krampfartigen Schmerzen entlang der Krampfadern
und Neigung zu hellroten Blutungen),
Hamamelis D6 (bei mattem Empfinden in
den Beinen mit Erweiterungsgefühl in
den Krampfadern), Cuprum D6 (bei
Krampfadern, die von häufigen Wadenkrämpfen beigleitet sind).
Ödeme
Ab der 30. Schwangerschaftswoche treten
nach einem anstrengenden Tag mitunter
Schwellungen an den Beinen oder
Knöcheln auf. Die Wasseransammlungen
im Gewebe lassen sich dellenartig eindrücken. Solange sich die werdende
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Mutter regelmässig vom Arzt untersuchen lässt und dieser normale Blutdruckund Urinwerte feststellt, besteht kein
Grund zur Sorge. Greift die Schwellung
aber auf die Hände oder das Gesicht über,
womöglich bereits morgens nach dem
Aufstehen, oder kommen Sehstörungen
und Kopfschmerzen hinzu, ist eine ärztliche Konsultation unumgänglich.
Harmlose Ödeme lassen sich durch
öftere Ruhepausen und das Hochlagern
der Beine vermindern. Leicht entwässernd wirken Selleriesaft, Schwarze
Johannisbeeren, Gurken, gekochte Kartoffeln, frische Ananas und grünes Blattgemüse. Hilfreich ist auch eine Reiskur:
Im Laufe des Tages 250 bis 300 g gekochten Reis essen. Um dem Kaliumverlust
vorzubeugen, können getrocknete Aprikosen gegessen werden. Zudem 3-mal
täglich nach den Mahlzeiten eine Tasse
Brennnesseltee trinken.
Homöopathische Mittel bei Ödemen:
In 50% der Fälle hilft der Einsatz von
Apis D6 (3 mal täglich bis zur Besserung
3 Globuli vor dem Essen unter die Zunge
legen). Ansonsten verwende man Solidago D6, mit gleicher Dosierung.
Rückenschmerzen
Kaum eine werdende Mutter bleibt von
Rückenschmerzen verschont. Häufig
machen sich die Beschwerden während
den letzten Wochen bemerkbar, wenn
die Muskeln und Bänder des Rückens
besonders belastet werden. Verursacht
werden die Schmerzen nicht nur durch
das Gewicht des Babys und die schwangerschaftsbedingte Veränderung der
Körperhaltung, sondern auch durch die
hormonelle Veränderung, welche die
Bänder und Gelenke weicher macht und
zu schmerzhaften Störungen im Kreuzund Beckenbereich führen kann.
Ein Alarmzeichen sind Rückenschmerzen, die von Blutungen – auch
leichten – oder Brennen beim Wasserlösen begleitet sind (sofort zum Arzt).
Sehr ernst zu nehmen sind auch Kreuzschmerzen, die denjenigen der früheren
Monatsblutung ähneln – es sei denn, sie
kündigen vor der Geburt den Wehenbeginn an.
Allgemeine Rückenschmerzen lassen
sich mit Schwangerschaftsgymnastik
lindern. Zusätzlich empfehlen sich das
Tragen von geeignetem Schuhwerk und
häufiges Schwimmen auf dem Rücken.
Heben und Drehbewegungen besonders
vorsichtig durchführen. Beim Gehen
und Stehen sollte die Schwangere den
Bauch und das Becken möglichst wenig
nach vorne schieben, um das Kreuz nicht
noch mehr durchzudrücken.
Zur Massage des Kreuzes empfiehlt
sich eine Kräuteremulsion mit Johanniskraut, Wallwurz und Arnika, die morgens
und abends eingerieben wird. Ferner
kann man alle paar Stunden das Knospenmazerat der Bergföhre (Pinus montana) zur Linderung der Schmerzen in
den Mund sprayen. Lindernd wirkt auch
ein Kräuterbad mit Zusatz von
Heublumenextrakt, Lavendel-, Fichtennadel-, Rosmarin- und Weizenkeimöl
(Drogerie/ Apotheke). Oft sind auch
homöopathische Mittel empfehlenswert:
Arnica D6 (bei Rückenschmerzen nach
Verletzung oder grosser Anstrengung),
Aesculus D6 (bei chronisch dumpfen
Schmerzen in der unteren Rücken- und
Beckenregion, die sich beim Bücken und
Aufsitzen verstärken), Hypericum D6
(bei äusserst sensiblen, qualvollen Nervenschmerzen).
Schlaflosigkeit
Schwangeren wird mit gutem Grund
viel Schlaf empfohlen. Ausreichende
Nachtruhe und eine kleine Mittagssiesta
sorgen für Ausgeglichenheit, Vitalität
und eine harmonische Grundstimmung.
Doch was kann die werdende Mutter tun,
wenn sie Schlafstörungen plagen? Sie
sollte ab 16 Uhr keine grossen Mengen
Flüssigkeit mehr trinken und ein leicht
verdauliches Abendessen einnehmen.
Stark anregende Tätigkeiten sind am Vor-
mittag durchzuführen, vor dem Schlafengehen ist dagegen Entspannung wichtig,
die sich beispielsweise mit einem Abendspaziergang herbeiführen und im Bett
durch spezielle Übungen und Autogenes
Training vertiefen lässt. Schlaffördernd
wirken ein Kräuterbad mit Zusatz von
Lavendel-, Melissen- und Orangenöl und
das Trinken eines Kräutertees mit getrockneten Hopfenzapfen (Humulus lupulus). Dieser wird als Aufguss mit wenig
Honig versüsst am Abend schluckweise
getrunken.
Geeignete homöopathische Mittel:
Coffea D6 (Gedankenfluss über die Tagesereignisse verhindert den Schlaf), Valeriana D6 (Schlaflosigkeit infolge erregten
Gemüts), Avena D6 (Schlaflosigkeit durch
Schwäche und Erschöpfung), Passiflora
D6 (Schlaflosigkeit infolge allgemeiner
Überanstrengung), Zincum valerianum
D6 (Schlaflosigkeit durch unruhige
Beine).
Schwangerschaftserbrechen
(Hyperemesis)
Über 50% der schwangeren Frauen werden ab der 6. bis 8. Woche von Übelkeit
und Erbrechen befallen. Es stellt sich
Appetitlosigkeit ein mit grosser Abneigung und Ekel vor bestimmten Speisen.
Oft beginnt die Übelkeit schon morgens
früh nach dem Erwachen. Das Beschwerdebild ist ein natürliches Zeichen der
hormonellen Umstellung. Wenn dagegen
unstillbares Erbrechen (Hyperemesis
gravidarum) mit belegter Zunge, rasendem Puls, Gelbfärbung der Augen und
Acetongeruch aus dem Mund in Erscheinung treten, ist unbedingt eine ärztliche
Konsultation erforderlich.
Naturheilkundliche Massnahmen bei
allgemeinen Beschwerden: schwer verdauliche Speisen wie Eier, Käse, fettes
Fleisch, Schweinefleisch, Würste, Patisserie und Süssigkeiten meiden und über
den Tag verteilt mehrere kleinere Mahlzeiten einnehmen. Gegen Übelkeit am
Morgen kann das Knabbern von trockenem Brot oder Zwieback, bei wiederholtem Erbrechen das Essen von gekühlten
Himbeeren helfen. Übelkeitsbekämpfend
wirken auch Vitamin-C-reiche Früchte.
Ein Vitamin-B-Mangel kann Übelkeit
verstärken. Abhilfe schaffen in diesem
Fall Bananen, Kichererbsen, Vollkornbrot, brauner Reis, Rosinen. Bei wiederholtem Erbrechen geht viel Magnesium
verloren, was durch 5 geschälte Mandeln,
mehrmals am Tag gegessen, sowie Nüsse,
Vollkornbrot, Weizenkeime und getrocknete Aprikosen ersetzt werden muss.
Auch kaliumreiche Nahrungsmittel sind
nach öfterem Erbrechen wichtig (z. B.
Rosinen, Melonen, Obstsäfte).
Anstatt das Schwangerschaftserbrechen mit chemischen Antiemetika zu unterdrücken, kann man die Beschwerden
mit pflanzlichen und homöopathischen
Mitteln erfolgreich kurieren. Bereits das
Trinken eines Kräutertees mit Isländisch
Moos (Cetraria islandica) bringt eine
erste Linderung. Hilfreich ist auch das
Gemmo-Mazerat mit dem Knospenauszug des Mammutbaumes (Sequoia gigantea), stündlich 1 Stoss in den Mund gesprayt (Drogerien und Apotheken).
Homöopathika gegen Hyperemesis:
Alumina D6 (bei Erbrechen mit chronischer Verstopfung und grosser Abneigung gegen Kartoffeln), Asarum D6 (der
Magen weist alles zurück und es treten
Krämpfe bei gleichzeitiger Übelkeit auf;
die Schwangere ist äusserst geräuschempfindlich), Cimicifuga D6 (bei Übelkeit
mit zitternder Empfindung und Vernichtungsgefühl im Magen – Erbrochenes von
grüner Substanz), Cocculus D6 (wenn
das Erbrechen zu Schlafmangel und
Drehschwindel führt oder bei Auftreten
von Übelkeit bei Autofahrten), Colchicum D6 (auffallende Empfindlichkeit gegenüber Küchengerüchen, insbesondere
gegen Eier, Fisch und Fleisch – grosses
Verlangen nach Senf und Kaffee), Ipecacuanha D6 (anhaltende Übelkeit mit
kolikartigen Schmerzen und Durchfall,
was zur Blässe führt – alles Flüssige und
Feste wird sofort erbrochen), Tabacum
Naturheilkunde GESUNDHEIT
D6 (bei Hyperemesis mit Sterbensübelkeit, kaltem Schweiss, Schwindel und
vermehrtem Speichelfluss; geringste Bewegungen lösen Brechanfälle aus). Dosierung: vom passenden Mittel stündlich bis
zur Besserung 2 bis 3 Globuli unter die
Zunge legen.
Schwangerschaftsstreifen
Aufgrund der Gewebeausdehnung und
der hormonellen Veränderung können
während der Schwangerschaft so genannte Striae an Bauch, Oberschenkeln
und an den Brüsten auftreten. Um dies
zu verhindern, sollte ab dem 5. Schwangerschaftsmonat eine tägliche 5-minütige
Zupfmassage durchgeführt und die
Hautstellen danach mit einer Kräuteremulsion nach folgendem Rezept eingerieben werden: Arnikatinktur 10 ml,
Wallwurztinktur 20 ml, Johanniskrauttinktur 10 ml, Grundemulsion 60 ml.
Hilfreich ist auch die Einnahme von
Vitamin E (l Kapsel an 5 Tagen pro Woche, während 3 Monaten). Prophylaktisch wirken Tabletten von Calcium fluoratum D6. Bereits ab der 14. Schwangerschaftswoche 3-mal 2 Tabletten vor dem
Essen auf der Zunge zergehen lassen.
Lindern Rückenbeschwerden:
homöopathische Heilmittel aus Arnica,
Aesculus und Hypericum
Foto: Alina Meissner
Foto: Bruno Vonarburg
Lindert Herpesausschlag:
arzneiliche Zubereitungen aus der Ringelblume.
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GESUNDHEIT Naturheilkunde
Sodbrennen
Von Mitte bis Ende Schwangerschaft klagen viele werdende Mütter über Sodbrennen und saures Aufstossen. Diese
Beschwerden werden hervorgerufen, weil
der Schliessmuskel des Mageneingangs
bei der schwangeren Frau erschlafft und
die wachsende Gebärmutter das Zwerchfell hochdrückt. Das Sodbrennen meldet
sich meistens nachts im Liegen. Deshalb
kann das Hochlagern des Körpers bereits
etwas Abhilfe schaffen. Oft läuft die
Magensäure in die Speiseröhre und verursacht ein lästiges Brennen, was auch das
Einschlafen behindert. Zur Vorbeugung
sollten keine üppigen Speisen gegessen
werden, vor allem nicht abends. Es ist
ohnehin von Vorteil, über den Tag verteilt
mehrere kleinere Mahlzeiten einzunehmen und die Nahrung besonders gründlich zu kauen. Kaffee, Schwarztee,
Zucker, scharfe Gewürze, zu viel Süsses
sind zu vermeiden. Eine modifizierte
Diät bringt den Magensäurehaushalt ins
Gleichgewicht: gedünstetes Gemüse,
Kartoffeln, Reisgerichte, Haferschleimsuppe, Milch und Quark. Ein bewährtes
Hausrezept gegen Sodbrennen ist das
Zerkauen von 5 geschälten Mandeln
mehrmals täglich, und das Trinken von
Kartoffelsaft. Säurebindende Medikamente sind zu meiden, weil sie die
Resorption wichtiger Nahrungsstoffe verhindern. Als Kräutertee hilft der Absud
von Fenchelsamen oder Maisbart.
Homöopathische Mittel bei Sodbrennen: Robinia D6 (bei extrem scharfem und
saurem Aufstossen), Capsicum D6 (bei
Brennen hinter dem Brustbein und an der
Zungenspitze wie von Pfeffer), Colchicum
D6 (bei Sodbrennen mit kaltem Gefühl in
der Magengrube), Iris D6 (Gefühl von
Brennen im gesamten Verdauungstrakt
vom Mund bis zum Magen mit dickem
Speichelfluss), Carbo vegetabilis D6 (bei
extremer Magenübersäuerung nach dem
Essen und stark aufgeblähtem Oberbauch),
Dosierung: stündlich 2 bis 3 Kügelchen bis
zur Besserung unter die Zunge legen.
Soor/Scheidenpilz
Durch die schwangerschaftsbedingte
Hormonumstellung verändert sich das
Scheidenmilieu, was die Anfälligkeit für
Pilzinfektionen erhöht. Anzeigen hierfür
sind Rötung, Juckreiz, Brennen der Genitalregion, grauweisser, flockiger Ausfluss.
Damit sich das Kind bei der Geburt nicht
infiziert, muss der Vaginalsoor unbedingt
behandelt werden. Als Einstieg in die
Therapie ist eine zuckerfreie Ernährung
unumgänglich. Auf Zucker in jeder Form
(auch auf künstlichen Zuckerersatz)
muss verzichtet werden, da er Nährstoffe
für den Pilzerreger bildet.
Von der Behandlung mit allopathischen Medikamenten (Antimykotika wie
Nystatin als Zäpfchen oder Tabletten) ist
abzuraten, da sie die Gesundheit von
Mutter und Kind schädigen. Als Alternative empfehlen sich Albicansan-Tropfen und -Salbe (isopathische Mittel der
Firma Sanum, in Apotheken und Droge-
Foto: Bruno Vonarburg
Verbessert den Schlaf:
Hopfen-Tee
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rien). 5 Tropfen Albicansan werden morgens nüchtern mit wenig Wasser eingenommen und die Albicansan-Salbe morgens und abends in der Genitalregion
eingerieben. Eine Kur Kanne Brottrunk
(3-mal 1 Glas nach dem Essen) wirkt der
Pilzentwicklung entgegen. Zur Unterstützung der Therapie im Laufe des
Morgens und des Nachmittags 1 Tasse
Schachtelhalmtee trinken. Naturjoghurt,
in die Scheide eingeführt, verhindert
den Juckreiz. Vor dem Schwimmen sollte
ein mit Olivenöl befeuchteter Tampon
in die Vagina eingeführt werden. 2-mal
wöchentlich ein Molkebad nehmen, dem
5 Tropfen Teebaumöl beigemischt werden. Ausserdem ist es notwendig, die
Unterwäsche täglich zu wechseln und
heiss zu waschen (nur Baumwolle tragen,
keine Kunstfaser).
Verstopfung (Obstipation)
Schwangere leiden häufig unter Verstopfung, weil das Hormon Progesteron die
Darmbewegungen verlangsamt und die
Darmpassage durch die Lage des Kindes
beeinträchtigt wird. Die Folgen sind:
Schmerzen im Darmbereich, Unwohlsein, Übelkeit, Völlegefühl, Appetitlosigkeit, Kopfschmerzen, Mundgeruch, Blähungen und Hautunreinheiten. Als erste
Massnahme muss die Ernährung auf
ballaststoffreiche Kost umgestellt werden: Optimal sind Rohkost, gedämpftes
Gemüse, Salate, Vollgetreide, Obst,
Früchte, Kartoffeln und Birchermüesli
(gut kauen!). Schokolade und andere
Süsswaren sind zu vermeiden (auch
Milchzucker eignet sich zum Süssen).
Ausleitend wirkt die tägliche Einnahme von 15 bis 20 g Weizenkleie, von
1 bis 2 EL Flohsamen oder geschroteten
Naturheilkunde GESUNDHEIT
Beugen Verstopfung vor und liefern
lebenswichtige Vitalstoffe: Gemüse,
Früchte und Getreide
Foto: Ernst Fretz
verschiedenen Muskeln), Hamamelis D6
(wenn die Wadenkrämpfe im Zusammenhang mit Krampfadern stehen, die gestaut
sind und von einem berstenden Gefühl
begleitet werden), Cuprum D6 (bei
Krämpfen in Waden und Sohlen).
Leinsamen in Wasser. Es ist wichtig, viel
Flüssigkeit zu trinken: z. B. Kräutertee,
Fruchtsäfte und kohlensäurearmes Mineralwasser. Gegen Verstopfung helfen das
Trinken von 1 Glas lauwarmem Wasser
morgens auf nüchternen Magen und das
Einnehmen von getrockneten Feigen oder
Zwetschgen zwischen den Mahlzeiten.
Als Kräutertee eignet sich die Löwenzahnwurzel (morgens und nachmittags
1 Tasse schluckweise trinken). Auf stark
reizende Abführmittel wie Phenolphthaleinpräparate, Schwedenbitter, Sennesblättertee ist zu verzichten, da sie bei
längerem Gebrauch den Elektrolythaushalt des Darmes schädigen, die Darmperistaltik lähmen und eine Fehlgeburt
oder vorzeitige Wehen auslösen können.
Zahnund Zahnbettbeschwerden
Schwangere haben infolge der hormonellen Umstellung häufig Probleme mit den
Zähnen und dem Zahnfleisch. Der Kalziumbedarf für die Bildung der Zähne
und Knochen des Babys ist um das Dreifache erhöht, was an den Reserven der
Mutter zehrt. Diese Depots müssen wieder aufgebaut werden, sei es durch kalziumreiche Kost wie Aprikosen, Weizenkeime, Vollgetreide oder Sojabohnen
oder durch Bioforce-Urticalcin-Tabletten
(3-mal täglich 2–3 Tabletten nach dem
Essen).
Empfehlenswert ist auch die 1- bis 2mal wöchentliche Einnahme einer zermörserten Eierschale in Apfelmus. Vitamin D aus Reis und Milchprodukten
ist ebenfalls wichtig. Dagegen sollten
Schwangere den Kalziumräubern Kaffee,
Cola, Süsswasser, Zucker, Süssigkeiten
und dem übermässigen Salzkonsum aus
dem Weg gehen. Wenn die schwangere
Frau den Geschmack handelsüblicher
Zahnpasten nicht verträgt, kann sie diese
durch die KART-Lehm-Eukalyptus-Zahncreme (Drogerie/Apotheke) ersetzen.
Bei Zahnbettentzündung (Parodontitis) und Zahnfleischentzündung (Gingivitis) empfiehlt sich ein Mundwasser
Rezept mit HAB-Frischpflanzentinkturen, bestehend aus: Salbeitinktur 20 ml,
Kamillentinktur 20 ml, Zinnkrauttinktur
20 ml, Sonnenhuttinktur 20 ml, Pappeltinktur 20 ml, Pfefferminzöl 5 Tropfen.
Anwendung: Mehrmals täglich Mund
und Rachen mit 15 Tropfen, in wenig
Wasser verdünnt, spülen und anschliessend ausspucken. Danach kann das
Zahnfleisch mit dem Finger während
1 bis 2 Minute massiert werden. Diese
Massnahmen können zusätzlich mit
einer Sanddornsaftkur unterstützt werden: 3-mal täglich 1 TL Sanddornsaft
oder -elixier in Wasser verdünnt vor
dem Essen einnehmen.
1
Kräutertees mit resorptionsfördernder und aromaverbessernder Grundmischung (Rugguserli = minzig,
Möhlirad = rosig, Gradhebe = erfrischend) sind in
speziellen Drogerien und Apotheken erhältlich, deren
Adressen Sie erhalten, wenn Sie ein adressiertes und
frankiertes Antwortcouvert einsenden an: «Xund si
mit Heilpflanzen», Dorfgässli 2, Postfach 641,
6331 Hünenberg, Tel. 041 780 77 22, Fax 041 780 77 28
E-Mail: [email protected].
Buchtipp:
Naturheilkunde in der Schwangerschaft,
Herausgeber: Universitätsspital Zürich, 2001,
ISBN 3-907634-03-9
Wadenkrämpfe
Wirkt gegen Schwangerschaftserbrechen: Isländisch Moos
Foto: Bruno Vonarburg
Wadenkrämpfe müssen von lang andauernden, ziehenden Schmerzen entlang den Venenbahnen an der Innenseite
des Beines unterschieden werden. Hierbei
kann es sich um eine Venenentzündung
handeln, die in ärztliche Behandlung gehört.
Wadenkrämpfe stehen oft in Zusammenhang mit einem Magnesiummangel,
der durch 5 geschälte Mandeln, mehrmals
am Tag gegessen, behoben wird. Man
kann die betroffenen Stellen morgens und
abends zusätzlich mit einer Kräuteremulsion nach folgendem Rezept einreiben: Johanniskrauttinktur 10 ml, Rosskastanientinktur 10 ml, Lavendeltinktur
10 ml, Melissentinktur 10 ml, Grundemulsion 60 ml. Folgende Homöopathika
helfen, wenn die Wadenkrämpfe chronisch auftreten und die Nachtruhe stören:
Magnesium carbonicum D6 (bei Schlafstörungen mit blitzartigen Krämpfen in