42-47 Naturheilmittel
Transcrição
42-47 Naturheilmittel
Naturheilmittel für Schwangere Foto: gettyimages Naturheilkundliche Arzneien sind für die werdende Mutter von grosser Bedeutung. Die Übersicht von Bruno Vonarburg erläutert die häufigsten Schwangerschaftsbeschwerden und geeignete Hilfsmittel aus der sanften Medizin. Blutarmut (Anämie) Eisenmangel ist in der Schwangerschaft häufig und kann problematisch werden, weil er den Blut-Sauerstoffgehalt und damit auch die Widerstandskraft gegen Infektionen reduziert. Chemische Eisenpräparate sind wenig sinnvoll, da sie zu Verstopfung, Magenbeschwerden und Unwohlsein führen können. Die Naturheilkunde wirkt dem Eisenmangel mit der täglichen Ernährung entgegen und empfiehlt die Einnahme von Himbeeren, Schwarzen Johannisbeeren, Nüssen, Mandeln, Holunderbeersaft, Sonnenblumen- und Kürbiskernen, folsäurereichem Blattgemüse, Hefe, Vollkornbrot und Vitamin-B-12-reichen Nahrungsmitteln wie Eier, Milch, Käse, Fisch und Hefeextrakt. Die Bildung von Eisen im Blut wird auch gefördert durch Vitamin C 42 Natürlich | 6-2003 (Orangensaft, Sanddornsaft, Acerola-Tabletten, Schwarzer Johannisbeersaft). Gegen Blutarmut wirken Brennnesselsaft (3-mal täglich 1 EL mit Wasser einnehmen), Brennnesseltee (pro Tasse 1 Tropfen Zitronensaft beifügen), HefeExtrakt-Präparate und Dr. Dünners Kräuter-Tabletten. Ein altes Hausmittel ist der Apfel mit Nagelschmuck: Ein Apfel wird mit einem Dutzend gereinigter Eisennägel tief besteckt, die über Nacht «einwirken». Am folgenden Morgen werden die Nägel entfernt und der eisenhaltige Apfel gegessen. Blasenentzündung (Cystitis) Entzündungen der Blase sind in der Schwangerschaft keine Seltenheit. Sie können mit Schmerzen und Brennen beim Wasserlösen, Harndrang und einem wunden Schmerzgefühl am Ende der Entleerung verbunden sein. Bei richtigem Verhalten und konsequenter Therapie ist eine Cystitis jedoch meist harmlos. Naturheilkundliche Massnahmen: Bettruhe einhalten und Wärmeflaschen auflegen. Noch intensiver wirkt feuchte Wärme, z. B. in Form von Heublumensäcken. 1 bis 2 Handvoll getrocknete Heublumen auf ein Gazetuch legen, dieses mit 4 Wäscheklammern über eine mit 1 Liter Wasser gefüllte Pfanne spannen. Das Wasser 10 Minuten kochen lassen. Der aufsteigende Dampf befeuchtet die Heublumen. Tuch entfernen, zu einer Packung schlagen und warm auf die Blasengegend legen. Mit Wärmflasche und Frottiertuch überdecken und 10 bis 20 Minuten einwirken lassen. Dazu einen Kräutertee aus Gundelrebenkraut trinken, Heilwirkung: Die beruhigende, entkrampfende und durchblutungsfördernde Wirkung des Wassers überträgt sich auf alle Organe des Körpers. Brustbeschwerden Aufgrund der hormonellen Veränderung werden die Brüste in den ersten Schwangerschaftsmonaten schwerer. In den letzten 2 bis 3 Monaten schiesst die Milch in die Brust ein, was ein Spanngefühl auslöst. Sind die Brustbeschwerden von Fieber und druckempfindlichen Achsellymphdrüsen begleitet, besteht der Verdacht auf eine Brustdrüsenentzündung. Gehen Sie zum Arzt, falls die Beschwerden nicht innerhalb von 12 Stunden verschwinden. Harmloses Brustspannen wird mit einer 40%igen Lavendel-Emulsion behandelt. Bessern sich die Beschwerden nicht innerhalb von 24 Stunden, können Homöopathika helfen: Conium D6 (bei Brustbeschwerden, die von der Brustvergrösserung ausgelöst wurden), Bryonia D6 (bei harten, gespannten Brüsten), Belladonna D6 (bei harten und gespannten Brüsten, auf denen sich rote Streifen abzeichnen). Dosierung: 3-mal täglich 3 Globuli vor dem Essen unter die Zunge legen. Haarausfall Gegen Haarausfall in der Schwangerschaft helfen folgende prophylaktische Gegenmittel: Brennnesseltee (2 bis 3 Tassen pro Tag), Kart-Silice-Kapseln mit pflanzlichem Silizium aus dem Schachtelhalm (3-mal täglich 1 Kapsel einnehmen) und das Einnehmen von 1 EL kieselsäurereicher Hirse pro Tag. Hämorrhoiden Hämorrhoiden werden in der Schwangerschaft häufig durch chronische Verstopfung und durch das im Bauchraum und im kleinen Becken heranwachsende Baby ausgelöst, das die Blutzirkulation behindert. Symptome sind ein Druckgefühl im Afterbereich mit Brennen, Nässen, Spannen oder Schmerzen. Manchmal finden sich im Stuhl oder in der Unterwäsche hellrote Blutspuren. Jede Blutung aus dem Darm, insbesondere wenn sie nicht frisch und hellrot ist und hämorrhoidale Beschwerden fehlen, muss ärztlich abgeklärt werden. Naturheilkundliche Massnahmen: Sitzbäder mit Eichenrindenabsud helfen die Hämorrhoiden zurückbilden (1 Handvoll Eichenrinde in 1 l Wasser aufkochen, 5 Minuten ziehen lassen, abseihen, dem Sitzbad beigeben, 10–25 Minuten baden). Juckende Hämorrhoiden mit einem Tropfen aus gemischtem Olivenöl und Pfefferminzöl betupfen (2–3 Tropfen Pfefferminzöl auf 1 dl Olivenöl). Gegen Schmerzen am After helfen Heilerdeauflagen, essigsaure Tonerde und kalte Quarkauflagen (am besten über Nacht). Nach dem Stuhlgang den After kalt waschen und weiches Toilettenpapier verwenden. Auch sehr wichtig: Stets für regelmässigen Stuhlgang sorgen, auf fettes Essen, Schweinefleisch, zu viel Kochsalz und scharfe Gewürze verzichten und mehrheitlich vegetarisch und ballaststoffreich essen. Als Kräutertee eignen sich die Blätter der Virginischen Zaubernuss (Hamamelis virginiana): im Laufe des Morgens und des Nachmittags schluckweise je 1 Tasse Aufguss trinken. Geeignete Homöopathika: Aesculus D6 (bei brennenden Hämorrhoiden mit dumpfen Rückenschmerzen), Collinsonia D6 (bei Hämorrhoiden mit Verstopfung und Stechen im Mastdarm), Paeonia D6 (bei hochrot hervorgequollenen Hämorrhoiden). mit 40% Zitronenmelissentinktur und im Genitalbereich mit 40% Ringelblumentinktur (morgens, mittags und abends vorsichtig betupfen). Gleichzeitig 3-mal täglich nach den Mahlzeiten einen Kräutertee aus Ringelblumen trinken. Homöopathische Mittel zur Mobilisierung der Selbstheilungskräfte: Apis D6 (brennende und stechende Bläschen mit rötlich geschwollener Umgebung, wie bei einem Bienenstich), Hypericum D6 (Bläschen, die besonders stark schmerzen wie bei einer Neuralgie), Hepar sulfuris D6 (Bläschen mit Neigung zu Eiterungen), Rhus tox D6 (rote Bläschen, die wie Feuer brennen und stark jucken), Clematis erecta (bei Herpes genitalis mit neuralgischen Schmerzen und geschwollenen Leistendrüsen), Natrium muriaticum D6 (bei wunden, entzündlichen, brennenden Bläschen, besonders im Lippenbereich). Krampfadern (Varizen) Varizen kündigen sich mit einem Schweregefühl in den Beinen und zeitweise ziehenden oder krampfartigen Schmerzen in Beugt dem Haarausfall vor: pflanzliches Silizium aus dem Schachtelhalm Bläschenausschlag (Herpes simplex) Das Auftreten der Herpes-simplex-Erkrankung ist meist ein Zeichen geschwächter Abwehrkräfte gegen die Herpes-Viren. Der Körper reagiert mit bläschenartigen Ausschlägen, die sich entweder im Mund und Lippenbereich (Herpes labialis) oder im Genitalbereich (Herpes genitalis) bemerkbar machen. Die wässrigen Bläschen mit glänzend durchscheinender Oberfläche sind manchmal schmerzhaft und/oder jucken. Den Ausschlag rasch zum Abklingen bringt im Lippenbereich eine Emulsion Foto: Bruno Vonarburg den man zu 40% mit einer resorptionsfördernden und aromaverbessernden Grundmischung 1 vermengt. Homöopathische Medikamente: Sarsaparilla D6 (bei Schmerzen gegen Ende des Urinierens), Cantharis D8 (bei äusserst starken, brennenden Schmerzen beim Wasserlassen und stechenden Blasenbeschwerden), Dulcamara D6 (bei Blasenentzündung, die durch Kälteeinfluss ausgelöst wurde, oft mit allgemeinen Erkältungssymptomen). Dosierung: 3mal täglich 3 Globuli bis zur Besserung unter die Zunge legen. Naturheilkunde GESUNDHEIT Natürlich | 6-2003 43 GESUNDHEIT Naturheilkunde den unteren Extremitäten an, vor allem an den Waden. Wenn sich Krampfadern rötlich verfärben und stark schmerzen, besteht Verdacht auf eine Venenentzündung, die unbedingt ärztlich behandelt werden muss. Vorbeugende Massnahmen: langes Stehen vermeiden, Arbeiten im Haushalt sitzend verrichten; gutes Schuhwerk tragen; die Beine immer wieder mal hoch lagern; das Fussende des Bettes 10 cm höher stellen; oft barfuss herumlaufen. Von grossem Nutzen sind auch Wasseranwendungen: regelmässig Wasser treten, um die Blutzirkulation in den Beinen anzuregen; morgens und abends Wechselgüsse der Unterschenkel durchführen (verbessert die Gefässspannung der Venen); Schwimmen im temperierten Wasser (22 bis 28 Grad Celsius). Bei hartnäckigen Beschwerden Gummistrümpfe tragen. Der Rückfluss des Blutes zum Herzen wird mit einer Kräuteremulsion nach folgendem Rezept gefördert, mit der die Unterschenkel morgens und abends leicht eingerieben werden: Arnikatinktur 5 ml, Ringelblumentinktur 10 ml, Hamamelistinktur 5 ml, Rosskastanientinktur 10 ml, Mäusedorntinktur 10 ml, Grundemulsion 60 ml (Drogerie/Apotheke). Eine Kur Silice-Tabletten stärkt das Bindegewebe der Venengefässe. Dosierung: 3-mal täglich 2 Tabletten vor dem Essen auf der Zunge zergehen lassen. Kräutertee bei Varizen: getrocknete Hamamelisblätter (Hamamelis virginiana), zu 40% vermengt mit einer resorptionsfördernden und aromaverbessernden Grundmischung 1. Im Lauf des Morgens und des Nachmittags 1 Tasse schluckweise trinken. Homöopathische Mittel: Millefolium D6 (bei krampfartigen Schmerzen entlang der Krampfadern und Neigung zu hellroten Blutungen), Hamamelis D6 (bei mattem Empfinden in den Beinen mit Erweiterungsgefühl in den Krampfadern), Cuprum D6 (bei Krampfadern, die von häufigen Wadenkrämpfen beigleitet sind). Ödeme Ab der 30. Schwangerschaftswoche treten nach einem anstrengenden Tag mitunter Schwellungen an den Beinen oder Knöcheln auf. Die Wasseransammlungen im Gewebe lassen sich dellenartig eindrücken. Solange sich die werdende 44 Natürlich | 6-2003 Mutter regelmässig vom Arzt untersuchen lässt und dieser normale Blutdruckund Urinwerte feststellt, besteht kein Grund zur Sorge. Greift die Schwellung aber auf die Hände oder das Gesicht über, womöglich bereits morgens nach dem Aufstehen, oder kommen Sehstörungen und Kopfschmerzen hinzu, ist eine ärztliche Konsultation unumgänglich. Harmlose Ödeme lassen sich durch öftere Ruhepausen und das Hochlagern der Beine vermindern. Leicht entwässernd wirken Selleriesaft, Schwarze Johannisbeeren, Gurken, gekochte Kartoffeln, frische Ananas und grünes Blattgemüse. Hilfreich ist auch eine Reiskur: Im Laufe des Tages 250 bis 300 g gekochten Reis essen. Um dem Kaliumverlust vorzubeugen, können getrocknete Aprikosen gegessen werden. Zudem 3-mal täglich nach den Mahlzeiten eine Tasse Brennnesseltee trinken. Homöopathische Mittel bei Ödemen: In 50% der Fälle hilft der Einsatz von Apis D6 (3 mal täglich bis zur Besserung 3 Globuli vor dem Essen unter die Zunge legen). Ansonsten verwende man Solidago D6, mit gleicher Dosierung. Rückenschmerzen Kaum eine werdende Mutter bleibt von Rückenschmerzen verschont. Häufig machen sich die Beschwerden während den letzten Wochen bemerkbar, wenn die Muskeln und Bänder des Rückens besonders belastet werden. Verursacht werden die Schmerzen nicht nur durch das Gewicht des Babys und die schwangerschaftsbedingte Veränderung der Körperhaltung, sondern auch durch die hormonelle Veränderung, welche die Bänder und Gelenke weicher macht und zu schmerzhaften Störungen im Kreuzund Beckenbereich führen kann. Ein Alarmzeichen sind Rückenschmerzen, die von Blutungen – auch leichten – oder Brennen beim Wasserlösen begleitet sind (sofort zum Arzt). Sehr ernst zu nehmen sind auch Kreuzschmerzen, die denjenigen der früheren Monatsblutung ähneln – es sei denn, sie kündigen vor der Geburt den Wehenbeginn an. Allgemeine Rückenschmerzen lassen sich mit Schwangerschaftsgymnastik lindern. Zusätzlich empfehlen sich das Tragen von geeignetem Schuhwerk und häufiges Schwimmen auf dem Rücken. Heben und Drehbewegungen besonders vorsichtig durchführen. Beim Gehen und Stehen sollte die Schwangere den Bauch und das Becken möglichst wenig nach vorne schieben, um das Kreuz nicht noch mehr durchzudrücken. Zur Massage des Kreuzes empfiehlt sich eine Kräuteremulsion mit Johanniskraut, Wallwurz und Arnika, die morgens und abends eingerieben wird. Ferner kann man alle paar Stunden das Knospenmazerat der Bergföhre (Pinus montana) zur Linderung der Schmerzen in den Mund sprayen. Lindernd wirkt auch ein Kräuterbad mit Zusatz von Heublumenextrakt, Lavendel-, Fichtennadel-, Rosmarin- und Weizenkeimöl (Drogerie/ Apotheke). Oft sind auch homöopathische Mittel empfehlenswert: Arnica D6 (bei Rückenschmerzen nach Verletzung oder grosser Anstrengung), Aesculus D6 (bei chronisch dumpfen Schmerzen in der unteren Rücken- und Beckenregion, die sich beim Bücken und Aufsitzen verstärken), Hypericum D6 (bei äusserst sensiblen, qualvollen Nervenschmerzen). Schlaflosigkeit Schwangeren wird mit gutem Grund viel Schlaf empfohlen. Ausreichende Nachtruhe und eine kleine Mittagssiesta sorgen für Ausgeglichenheit, Vitalität und eine harmonische Grundstimmung. Doch was kann die werdende Mutter tun, wenn sie Schlafstörungen plagen? Sie sollte ab 16 Uhr keine grossen Mengen Flüssigkeit mehr trinken und ein leicht verdauliches Abendessen einnehmen. Stark anregende Tätigkeiten sind am Vor- mittag durchzuführen, vor dem Schlafengehen ist dagegen Entspannung wichtig, die sich beispielsweise mit einem Abendspaziergang herbeiführen und im Bett durch spezielle Übungen und Autogenes Training vertiefen lässt. Schlaffördernd wirken ein Kräuterbad mit Zusatz von Lavendel-, Melissen- und Orangenöl und das Trinken eines Kräutertees mit getrockneten Hopfenzapfen (Humulus lupulus). Dieser wird als Aufguss mit wenig Honig versüsst am Abend schluckweise getrunken. Geeignete homöopathische Mittel: Coffea D6 (Gedankenfluss über die Tagesereignisse verhindert den Schlaf), Valeriana D6 (Schlaflosigkeit infolge erregten Gemüts), Avena D6 (Schlaflosigkeit durch Schwäche und Erschöpfung), Passiflora D6 (Schlaflosigkeit infolge allgemeiner Überanstrengung), Zincum valerianum D6 (Schlaflosigkeit durch unruhige Beine). Schwangerschaftserbrechen (Hyperemesis) Über 50% der schwangeren Frauen werden ab der 6. bis 8. Woche von Übelkeit und Erbrechen befallen. Es stellt sich Appetitlosigkeit ein mit grosser Abneigung und Ekel vor bestimmten Speisen. Oft beginnt die Übelkeit schon morgens früh nach dem Erwachen. Das Beschwerdebild ist ein natürliches Zeichen der hormonellen Umstellung. Wenn dagegen unstillbares Erbrechen (Hyperemesis gravidarum) mit belegter Zunge, rasendem Puls, Gelbfärbung der Augen und Acetongeruch aus dem Mund in Erscheinung treten, ist unbedingt eine ärztliche Konsultation erforderlich. Naturheilkundliche Massnahmen bei allgemeinen Beschwerden: schwer verdauliche Speisen wie Eier, Käse, fettes Fleisch, Schweinefleisch, Würste, Patisserie und Süssigkeiten meiden und über den Tag verteilt mehrere kleinere Mahlzeiten einnehmen. Gegen Übelkeit am Morgen kann das Knabbern von trockenem Brot oder Zwieback, bei wiederholtem Erbrechen das Essen von gekühlten Himbeeren helfen. Übelkeitsbekämpfend wirken auch Vitamin-C-reiche Früchte. Ein Vitamin-B-Mangel kann Übelkeit verstärken. Abhilfe schaffen in diesem Fall Bananen, Kichererbsen, Vollkornbrot, brauner Reis, Rosinen. Bei wiederholtem Erbrechen geht viel Magnesium verloren, was durch 5 geschälte Mandeln, mehrmals am Tag gegessen, sowie Nüsse, Vollkornbrot, Weizenkeime und getrocknete Aprikosen ersetzt werden muss. Auch kaliumreiche Nahrungsmittel sind nach öfterem Erbrechen wichtig (z. B. Rosinen, Melonen, Obstsäfte). Anstatt das Schwangerschaftserbrechen mit chemischen Antiemetika zu unterdrücken, kann man die Beschwerden mit pflanzlichen und homöopathischen Mitteln erfolgreich kurieren. Bereits das Trinken eines Kräutertees mit Isländisch Moos (Cetraria islandica) bringt eine erste Linderung. Hilfreich ist auch das Gemmo-Mazerat mit dem Knospenauszug des Mammutbaumes (Sequoia gigantea), stündlich 1 Stoss in den Mund gesprayt (Drogerien und Apotheken). Homöopathika gegen Hyperemesis: Alumina D6 (bei Erbrechen mit chronischer Verstopfung und grosser Abneigung gegen Kartoffeln), Asarum D6 (der Magen weist alles zurück und es treten Krämpfe bei gleichzeitiger Übelkeit auf; die Schwangere ist äusserst geräuschempfindlich), Cimicifuga D6 (bei Übelkeit mit zitternder Empfindung und Vernichtungsgefühl im Magen – Erbrochenes von grüner Substanz), Cocculus D6 (wenn das Erbrechen zu Schlafmangel und Drehschwindel führt oder bei Auftreten von Übelkeit bei Autofahrten), Colchicum D6 (auffallende Empfindlichkeit gegenüber Küchengerüchen, insbesondere gegen Eier, Fisch und Fleisch – grosses Verlangen nach Senf und Kaffee), Ipecacuanha D6 (anhaltende Übelkeit mit kolikartigen Schmerzen und Durchfall, was zur Blässe führt – alles Flüssige und Feste wird sofort erbrochen), Tabacum Naturheilkunde GESUNDHEIT D6 (bei Hyperemesis mit Sterbensübelkeit, kaltem Schweiss, Schwindel und vermehrtem Speichelfluss; geringste Bewegungen lösen Brechanfälle aus). Dosierung: vom passenden Mittel stündlich bis zur Besserung 2 bis 3 Globuli unter die Zunge legen. Schwangerschaftsstreifen Aufgrund der Gewebeausdehnung und der hormonellen Veränderung können während der Schwangerschaft so genannte Striae an Bauch, Oberschenkeln und an den Brüsten auftreten. Um dies zu verhindern, sollte ab dem 5. Schwangerschaftsmonat eine tägliche 5-minütige Zupfmassage durchgeführt und die Hautstellen danach mit einer Kräuteremulsion nach folgendem Rezept eingerieben werden: Arnikatinktur 10 ml, Wallwurztinktur 20 ml, Johanniskrauttinktur 10 ml, Grundemulsion 60 ml. Hilfreich ist auch die Einnahme von Vitamin E (l Kapsel an 5 Tagen pro Woche, während 3 Monaten). Prophylaktisch wirken Tabletten von Calcium fluoratum D6. Bereits ab der 14. Schwangerschaftswoche 3-mal 2 Tabletten vor dem Essen auf der Zunge zergehen lassen. Lindern Rückenbeschwerden: homöopathische Heilmittel aus Arnica, Aesculus und Hypericum Foto: Alina Meissner Foto: Bruno Vonarburg Lindert Herpesausschlag: arzneiliche Zubereitungen aus der Ringelblume. Natürlich | 6-2003 45 GESUNDHEIT Naturheilkunde Sodbrennen Von Mitte bis Ende Schwangerschaft klagen viele werdende Mütter über Sodbrennen und saures Aufstossen. Diese Beschwerden werden hervorgerufen, weil der Schliessmuskel des Mageneingangs bei der schwangeren Frau erschlafft und die wachsende Gebärmutter das Zwerchfell hochdrückt. Das Sodbrennen meldet sich meistens nachts im Liegen. Deshalb kann das Hochlagern des Körpers bereits etwas Abhilfe schaffen. Oft läuft die Magensäure in die Speiseröhre und verursacht ein lästiges Brennen, was auch das Einschlafen behindert. Zur Vorbeugung sollten keine üppigen Speisen gegessen werden, vor allem nicht abends. Es ist ohnehin von Vorteil, über den Tag verteilt mehrere kleinere Mahlzeiten einzunehmen und die Nahrung besonders gründlich zu kauen. Kaffee, Schwarztee, Zucker, scharfe Gewürze, zu viel Süsses sind zu vermeiden. Eine modifizierte Diät bringt den Magensäurehaushalt ins Gleichgewicht: gedünstetes Gemüse, Kartoffeln, Reisgerichte, Haferschleimsuppe, Milch und Quark. Ein bewährtes Hausrezept gegen Sodbrennen ist das Zerkauen von 5 geschälten Mandeln mehrmals täglich, und das Trinken von Kartoffelsaft. Säurebindende Medikamente sind zu meiden, weil sie die Resorption wichtiger Nahrungsstoffe verhindern. Als Kräutertee hilft der Absud von Fenchelsamen oder Maisbart. Homöopathische Mittel bei Sodbrennen: Robinia D6 (bei extrem scharfem und saurem Aufstossen), Capsicum D6 (bei Brennen hinter dem Brustbein und an der Zungenspitze wie von Pfeffer), Colchicum D6 (bei Sodbrennen mit kaltem Gefühl in der Magengrube), Iris D6 (Gefühl von Brennen im gesamten Verdauungstrakt vom Mund bis zum Magen mit dickem Speichelfluss), Carbo vegetabilis D6 (bei extremer Magenübersäuerung nach dem Essen und stark aufgeblähtem Oberbauch), Dosierung: stündlich 2 bis 3 Kügelchen bis zur Besserung unter die Zunge legen. Soor/Scheidenpilz Durch die schwangerschaftsbedingte Hormonumstellung verändert sich das Scheidenmilieu, was die Anfälligkeit für Pilzinfektionen erhöht. Anzeigen hierfür sind Rötung, Juckreiz, Brennen der Genitalregion, grauweisser, flockiger Ausfluss. Damit sich das Kind bei der Geburt nicht infiziert, muss der Vaginalsoor unbedingt behandelt werden. Als Einstieg in die Therapie ist eine zuckerfreie Ernährung unumgänglich. Auf Zucker in jeder Form (auch auf künstlichen Zuckerersatz) muss verzichtet werden, da er Nährstoffe für den Pilzerreger bildet. Von der Behandlung mit allopathischen Medikamenten (Antimykotika wie Nystatin als Zäpfchen oder Tabletten) ist abzuraten, da sie die Gesundheit von Mutter und Kind schädigen. Als Alternative empfehlen sich Albicansan-Tropfen und -Salbe (isopathische Mittel der Firma Sanum, in Apotheken und Droge- Foto: Bruno Vonarburg Verbessert den Schlaf: Hopfen-Tee 46 Natürlich | 6-2003 rien). 5 Tropfen Albicansan werden morgens nüchtern mit wenig Wasser eingenommen und die Albicansan-Salbe morgens und abends in der Genitalregion eingerieben. Eine Kur Kanne Brottrunk (3-mal 1 Glas nach dem Essen) wirkt der Pilzentwicklung entgegen. Zur Unterstützung der Therapie im Laufe des Morgens und des Nachmittags 1 Tasse Schachtelhalmtee trinken. Naturjoghurt, in die Scheide eingeführt, verhindert den Juckreiz. Vor dem Schwimmen sollte ein mit Olivenöl befeuchteter Tampon in die Vagina eingeführt werden. 2-mal wöchentlich ein Molkebad nehmen, dem 5 Tropfen Teebaumöl beigemischt werden. Ausserdem ist es notwendig, die Unterwäsche täglich zu wechseln und heiss zu waschen (nur Baumwolle tragen, keine Kunstfaser). Verstopfung (Obstipation) Schwangere leiden häufig unter Verstopfung, weil das Hormon Progesteron die Darmbewegungen verlangsamt und die Darmpassage durch die Lage des Kindes beeinträchtigt wird. Die Folgen sind: Schmerzen im Darmbereich, Unwohlsein, Übelkeit, Völlegefühl, Appetitlosigkeit, Kopfschmerzen, Mundgeruch, Blähungen und Hautunreinheiten. Als erste Massnahme muss die Ernährung auf ballaststoffreiche Kost umgestellt werden: Optimal sind Rohkost, gedämpftes Gemüse, Salate, Vollgetreide, Obst, Früchte, Kartoffeln und Birchermüesli (gut kauen!). Schokolade und andere Süsswaren sind zu vermeiden (auch Milchzucker eignet sich zum Süssen). Ausleitend wirkt die tägliche Einnahme von 15 bis 20 g Weizenkleie, von 1 bis 2 EL Flohsamen oder geschroteten Naturheilkunde GESUNDHEIT Beugen Verstopfung vor und liefern lebenswichtige Vitalstoffe: Gemüse, Früchte und Getreide Foto: Ernst Fretz verschiedenen Muskeln), Hamamelis D6 (wenn die Wadenkrämpfe im Zusammenhang mit Krampfadern stehen, die gestaut sind und von einem berstenden Gefühl begleitet werden), Cuprum D6 (bei Krämpfen in Waden und Sohlen). Leinsamen in Wasser. Es ist wichtig, viel Flüssigkeit zu trinken: z. B. Kräutertee, Fruchtsäfte und kohlensäurearmes Mineralwasser. Gegen Verstopfung helfen das Trinken von 1 Glas lauwarmem Wasser morgens auf nüchternen Magen und das Einnehmen von getrockneten Feigen oder Zwetschgen zwischen den Mahlzeiten. Als Kräutertee eignet sich die Löwenzahnwurzel (morgens und nachmittags 1 Tasse schluckweise trinken). Auf stark reizende Abführmittel wie Phenolphthaleinpräparate, Schwedenbitter, Sennesblättertee ist zu verzichten, da sie bei längerem Gebrauch den Elektrolythaushalt des Darmes schädigen, die Darmperistaltik lähmen und eine Fehlgeburt oder vorzeitige Wehen auslösen können. Zahnund Zahnbettbeschwerden Schwangere haben infolge der hormonellen Umstellung häufig Probleme mit den Zähnen und dem Zahnfleisch. Der Kalziumbedarf für die Bildung der Zähne und Knochen des Babys ist um das Dreifache erhöht, was an den Reserven der Mutter zehrt. Diese Depots müssen wieder aufgebaut werden, sei es durch kalziumreiche Kost wie Aprikosen, Weizenkeime, Vollgetreide oder Sojabohnen oder durch Bioforce-Urticalcin-Tabletten (3-mal täglich 2–3 Tabletten nach dem Essen). Empfehlenswert ist auch die 1- bis 2mal wöchentliche Einnahme einer zermörserten Eierschale in Apfelmus. Vitamin D aus Reis und Milchprodukten ist ebenfalls wichtig. Dagegen sollten Schwangere den Kalziumräubern Kaffee, Cola, Süsswasser, Zucker, Süssigkeiten und dem übermässigen Salzkonsum aus dem Weg gehen. Wenn die schwangere Frau den Geschmack handelsüblicher Zahnpasten nicht verträgt, kann sie diese durch die KART-Lehm-Eukalyptus-Zahncreme (Drogerie/Apotheke) ersetzen. Bei Zahnbettentzündung (Parodontitis) und Zahnfleischentzündung (Gingivitis) empfiehlt sich ein Mundwasser Rezept mit HAB-Frischpflanzentinkturen, bestehend aus: Salbeitinktur 20 ml, Kamillentinktur 20 ml, Zinnkrauttinktur 20 ml, Sonnenhuttinktur 20 ml, Pappeltinktur 20 ml, Pfefferminzöl 5 Tropfen. Anwendung: Mehrmals täglich Mund und Rachen mit 15 Tropfen, in wenig Wasser verdünnt, spülen und anschliessend ausspucken. Danach kann das Zahnfleisch mit dem Finger während 1 bis 2 Minute massiert werden. Diese Massnahmen können zusätzlich mit einer Sanddornsaftkur unterstützt werden: 3-mal täglich 1 TL Sanddornsaft oder -elixier in Wasser verdünnt vor dem Essen einnehmen. 1 Kräutertees mit resorptionsfördernder und aromaverbessernder Grundmischung (Rugguserli = minzig, Möhlirad = rosig, Gradhebe = erfrischend) sind in speziellen Drogerien und Apotheken erhältlich, deren Adressen Sie erhalten, wenn Sie ein adressiertes und frankiertes Antwortcouvert einsenden an: «Xund si mit Heilpflanzen», Dorfgässli 2, Postfach 641, 6331 Hünenberg, Tel. 041 780 77 22, Fax 041 780 77 28 E-Mail: [email protected]. Buchtipp: Naturheilkunde in der Schwangerschaft, Herausgeber: Universitätsspital Zürich, 2001, ISBN 3-907634-03-9 Wadenkrämpfe Wirkt gegen Schwangerschaftserbrechen: Isländisch Moos Foto: Bruno Vonarburg Wadenkrämpfe müssen von lang andauernden, ziehenden Schmerzen entlang den Venenbahnen an der Innenseite des Beines unterschieden werden. Hierbei kann es sich um eine Venenentzündung handeln, die in ärztliche Behandlung gehört. Wadenkrämpfe stehen oft in Zusammenhang mit einem Magnesiummangel, der durch 5 geschälte Mandeln, mehrmals am Tag gegessen, behoben wird. Man kann die betroffenen Stellen morgens und abends zusätzlich mit einer Kräuteremulsion nach folgendem Rezept einreiben: Johanniskrauttinktur 10 ml, Rosskastanientinktur 10 ml, Lavendeltinktur 10 ml, Melissentinktur 10 ml, Grundemulsion 60 ml. Folgende Homöopathika helfen, wenn die Wadenkrämpfe chronisch auftreten und die Nachtruhe stören: Magnesium carbonicum D6 (bei Schlafstörungen mit blitzartigen Krämpfen in