zwischen rational und verspielt - Swiss Chamber of Commerce and

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zwischen rational und verspielt - Swiss Chamber of Commerce and
D i e S c h w e i z e r S e i t e
Zwischen rational und verspielt
Eine Design-Ausstellung und ein Design-Symposium in Tokyo
zeigen die innovativen und kreativen Seiten der Schweiz.
Von Martin Fritz
K
uchen für den Gaumen und DesignEntwürfe für Augen und Kopf – bei
der Schweizer Ausstellung im „Spiral
Garden“ in Tokyo kamen Genießer auf
mehreren Wegen auf ihre Kosten. Zwei
Wochen lang waren in der bekannten
Ausstellungshalle im Trendviertel Aoyama 13 Preisträger und Nominierungen
des jüngsten „Design Preis Schweiz“ zu
sehen. Über 10.000 Besucher kamen. Die
seit 1991 alle zwei Jahre vergebenen Auszeichnungen betonen die Bedeutung des
Schweizer Designs und verstehen sich
offiziell „als kompromisslose Aufmunterung zu mutigen Ideen, die der Zukunft
des Designs den Weg ebnen“.
Dem konnten die Besucher der Ausstellung leicht zustimmen: So war unter
den gezeigten Stücken eine Stickerei des
Textilproduzenten Jakob Schlaepfer, die
ihre Farbe mit einer Handbewegung auf
dem Stoff zwischen schwarz und weiß
wechselte. Das Geheimnis waren bewegliche Pailletten. Ähnlich verblüffte ein stapelbarer Plastikstuhl des Traditionsmöbelhauses Vitra, der mit seinen astartigen
Beinen und seiner grünen Farbe wie ein
Gewächs aus der Natur wirkte. Viel Aufmerksamkeit fand auch ein graues, aus
Recycling-Kunststoff gefertigtes modular
aufgebautes Regal, das Newcomer Colin
Schaelli als maßgeschneiderte Ladeneinrichtung des Taschenherstellers Freitag
aus Zürich entworfen hat.
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Eine kleine Vorschau solcher Schweizer Design-Leistungen wurde schon im
Oktober 2009 im Rahmen des Wirtschaftsforums „Swiss+Symposium“ gezeigt. Aber
es war das erste Mal, dass sich der „Design
Preis Schweiz“ einem breiten Publikum in
Japan vorstellte. „Design gehört zur kreativen Industrie und bringt Kunst, Kultur,
Geschäft und Technologie zusammen“,
erklärte Urs Bucher, Schweizer Botschafter
in Japan, bei der Eröffnung. Design habe
das Potenzial, um Exportumsätze, Arbeitsplätze und Gewinne zu schaffen, aber
damit lasse sich auch kulturelle Vielfalt
und menschliche Entwicklung fördern.
Die Unterstützung von Design sei deshalb ein wichtiger Pfeiler der Schweizer
Exportförderung und Kulturdiplomatie,
sagte Bucher.
„Ingenious Switzerland“
Seit dem Frühjahr bemüht sich eine neue
Schweizer Exportplattform im Ausland
um Aufmerksamkeit für Architektur,
Ingenieurleistungen und Design aus der
Schweiz. „Ingenious Switzerland“ bietet
seinen Mitgliedern verschiedene Dienstleistungen an, damit sie ihr Exportpotenzial besser ausschöpfen. Die Plattform
fördert die Zusammenarbeit zwischen
Architekten, Designern und Ingenieuren
sowie kleinen und mittleren Unternehmen in der Schweiz und übernimmt die
Promotion ihrer Produkte und Leistungen
im Ausland. Das Potenzial ist groß – die
drei Bereiche stellen allein im Dienstleistungsbereich 90 000 Arbeitsplätze. Die
Plattform unterstützt die Firmen bei der
konkreten Akquisition von Aufträgen und
bei der Überwindung von juristischen
und administrativen Hürden für den
Export. Dahinter stehen das Schweizer
Wirtschaftsministerium und das Kompetenzzentrum der Schweizer Außenwirtschaftsförderung, Osec.
Schweizer Architekten, Ingenieure
und Designer seien zwar schon lange
international anerkannt, doch als reale
Wirtschaftskraft hätten sie sich auf internationaler Ebene noch nicht durchgesetzt, begründen die Plattformbetreiber
ihre Förderung. „Bei Architektur-, Ingenieurwesen und Design geht es um Dienstleistungen, die sich auf zum Teil große
Projekte vor Ort beziehen“, beschreibt
Nelly Wenger, Präsidentin von „Ingenious
Switzerland“, die Herausforderung. „Das
ist viel komplexer als bei einem Produkt,
das in einer Kiste verschickt wird.“ Hier
wolle man den Mitgliedern praktische
Unterstützung geben.
„Was ist Schweizer Design?“
Bei einem Symposium parallel zur Ausstellung in Tokyo näherte sich Heidi
Wegener, seit einem Jahrzehnt Kuratorin des Design-Preises, dem Charakter
von Design aus der Schweiz. Es sei qualitätsbewusst, minimalistisch, zuverlässig, haltbar und trage zu ökologischem
Verhalten bei, sagte Wegener. Selbst
in der Schweizer Flagge ließen sich die
Schweizer Präferenz für einfache und starke Symbole und die Dickköpfigkeit der
Eidgenossen erkennen: „Abgesehen vom
Vatikan ist es die einzige quadratische
Flagge der Welt.“ „Vielleicht fehlt dem
Design aus der Schweiz manchmal die
vorbehaltlose, spielerische Lebensfreude
und eine gewisse spektakuläre Brillanz“,
so Wegener. Schweizer Design sei meist
eine eher „ernsthafte“ Angelegenheit und
orientiere sich oft an der Vorgabe „form
follows function“.
Bei der anschließenden Diskussion im
ASTUDIO der Universität Aoyama, deren
Schule für kulturelle und kreative Studien das Symposium zusammen mit der
Schweizer Botschaft organisierte, suchten
drei bekannte Schweizer Kreative zusammen mit zwei japanischen Experten nach
Verbindungen und Vergleichen zwischen
den Designtraditionen der beiden Länder. Frédéric Dedelley, Leiter des Studiengangs „Objektdesign“ an der Hochschule
Luzern, erklärte die Schweizer DesignWurzeln mit der topographischen Position der Alpenrepublik mitten in Europa.
Ihr Design bewege sich zwischen der rationalen, nordischen sowie der verspielten
italienischen Kreativität. Als typisches Beispiel nannte Dedelley die Swatch-Uhr,
die aus einem notwendigen Gebrauchsgegenstand einen Modeartikel gemacht
habe. Der Experte Kenya Hara leitete die
japanische Design-Tradition mit der Randstellung am asiatischen Kontinent ab.
Japan habe so viele Kultureinflüsse aufgenommen, dass es darauf mit einer Leere
in seinem Design geantwortet habe.
Der Designer Claudio Colucci, der seit
Jahren in Japan zuhause ist, verwies auf
die Multifunktionalität vieler Schweizer
Produkte. Typisch dafür sei das Schweizer
Offiziersmesser. Kreative Entwürfe bräuchten aber auch ein Geheimnis. Er habe
diese Mysteriösität in japanischem Design
entdeckt, erklärte Colucci zur Freude
der etwa 200 überwiegend jungen japanischen Zuhörer. Daniel Freitag, Erfinder
der gleichnamigen Umhängetaschen aus
Gebrauchtmaterialien wie Lastwagenplanen und Sicherheitsgurten, forderte eine
Weiterentwicklung von Design aus der
Schweiz. „Als neue Dimension ist Nachhaltigkeit notwendig“, meinte Freitag.
K ON TA K T
Alexander Renggli
Leiter, Kultur- und
Pressesektion
Schweizerische
Botschaft
5-9-12 Minami-Azabu, Minato-ku
Tokyo 106-8589
Tel.: +81 (0)3 5449 8400
Fax: +81 (0)3 3473 6090
E-Mail: [email protected]
Veranstaltungskalender
In Japan
Dienstag
20. Januar
SCCIJ January Luncheon 2011
Mit Hiromichi Shirakawa, Chefökonom,
Credit Suisse Securities (Japan) Ltd.:
„Mittelfristige Perspektiven für Japan und die Weltwirtschaft:
Szenario bis 2015“
Hotel Okura, Tokyo
Kontakt
Swiss Chamber of Commerce and Industry
in Japan
[email protected]
www.sccij.jp
Mittwoch – Freitag
16. – 18. Februar
Swiss Pavillon @nano tech 2011
Tokyo Big Sight
Kontakt
Swiss Business Hub Japan
[email protected]
www.osec.ch
Mittwoch
12. Januar
Shinnenkai – Neujahrsempfang
mit Philipp Vorndran, Investitions- und
Marktstrategieexperte: „Ausblick Wirtschaft und Finanzen”
Zürich
Kontakt
Swiss-Japanese Chamber of Commerce
[email protected]
www.sjcc.ch
Dienstag
29. März
Japan-Knigge
Zürich
Kontakt
School for International Business
[email protected]
www.eiab.ch
In der Schweiz
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