Unterrichtseinheit Jugend und Recht – Jugendkriminalität
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Unterrichtseinheit Jugend und Recht – Jugendkriminalität
Mornewegschule – Integrierte Gesamtschule Hermannstr. 21 64285 Darmstadt Unterrichtseinheit Jugend und Recht – Jugendkriminalität durchgeführt im Dezember 2005/Januar 2006 von Ingo Neumann und Kerstin Hanisch in den Klassen 8a (27 SchülerInnen) und 8c (27 SchülerInnen) 1. Einleitung In unserem Schulalltag nehmen wir uns leider selten die Zeit Ideen und Erfahrungen auszutauschen, Unterricht gemeinsam vorzubereiten und diesen auch gemeinsam zu reflektieren. Die Evaluation, deren Bericht nun vorliegt, hat uns dazu gezwungen all dies zu machen. Herausgekommen ist dabei eine gelungene Unterrichtseinheit, bei denen die SchülerInnen nicht nur etwas gelernt haben, sondern die ihnen auch offensichtlich Spaß gemacht hat und an der sie mit großem Interesse teilgenommen haben. Grundlage für die Planung der Unterrichtsreihe war das Kapitel „Demokratie gestalten – Jungend und Recht“ (S.172 ff.) im Arbeitsbuch für Gesellschaftslehre in Hessen, Band 2 (7./ 8. Schuljahr) „Menschen Zeiten Räume“ vom Cornelsen-Verlag (1999, Berlin). Wir haben Inhalte gestrichen, manche Dinge verkürzt und vieles durch eigene Ideen ergänzt und erweitert, so dass eine auf unsere SchülerInnen abgestimmte Unterrichtsreihe entstanden ist. Ursprünglich war geplant, die Evaluation mit allen drei Klassen unseres Jahrganges durchzuführen. Eine Klasse hat aber im Verlauf des Unterrichtes einige Aspekte ausführlicher betrachtet und manche Inhalte zusätzlich behandelt. Wegen einer besseren Vergleichbarkeit haben wir uns schließlich dazu entschlossen, die Evaluation auf die beiden Klassen zu beschränken, die zeitlich und inhaltlich parallel gearbeitet haben. Eine weitere Änderung ergab sich bei den Evaluationsinstrumenten. Die abschließenden Rollenspiele mit Beobachtungsbögen waren als Instrument zur Ermittlung einer möglichen Verhaltensänderung der SchülerInnen gedacht. Deren Auswertung, Interpretation und Reflexion würde aber den Rahmen dieses Berichtes sprengen. Deshalb entschlossen wir uns die Durchführung des Rollenspiels zum Einüben von Handlungsstrategien durchzuführen, es aber nicht als Evaluationsinstrument zu verwenden. Wir begleiten unsere Klassen seit vier Jahren als KlassenlehrerInnen. Das entstandene Vertrauensverhältnis zeigte sich in den vielen, offenen Unterrichtsgesprächen, ohne die diese Unterrichtseinheit sicherlich nicht so erfolgreich gewesen wäre. Aufmerksame LeserInnen können dieses Vertrauen an der einen oder anderen Stelle in den abschließenden Interviews herauslesen. Für uns warf die Evaluation einen neuen Blick auf die bisherige Arbeit mit unseren SchülerInnen, zeigte unsere Erfolge, die wir häufig im Alltag nicht wahrnehmen und eröffnete uns neue Vorhaben, um die Entwicklung unserer SchülerInnen weiter positiv zu fördern. 2. Die Einbindung der Unterrichtsreihe in das Schulprogramm Beide Lerngruppen wurden im 5. und 6. Schuljahr im Fach „Soziales Lernen’’ unterrichtet. Im Rahmen des Schulprogramms wird dieses Fach zweistündig von zwei Lehrkräften (KlassenlehrerIn und eine weitere dazu ausgebildete Lehrkraft) unterrichtet. Ziel des Unterrichtes ist es, sich selbst als Individuum zu erfahren, andere mit ihren Besonderheiten zu akzeptieren, Gesprächsregeln zu erarbeiten und einzuhalten sowie Konfliktlösestrategien kennen zulernen und anzuwenden. Am Ende des sechsten Schuljahres wird der Unterricht mit dem Schwerpunkt zur Stärkung der eigenen Persönlichkeit (Präventionsprojekt) von einer außerschulischen Person begleitet. Zur Weiterführung und Auffrischung fanden im 7. Schuljahr zwei Projekttage zum Thema Gewalt statt (Sensibilisierungsprogramm), die ebenfalls von einer außerschulischen Fachkraft durchgeführt wurden. Darüber hinaus werden in der täglichen Schularbeit Regelüberschreitungen mit Hilfe der erlernten Gesprächsregeln und Konfliktlösestrategien im Stuhlkreis in den Klassen bearbeitet. Zudem ist das Thema Jugend und Recht im weiteren Sinne den SchülerInnen präsent, wenn bei massiven und sich wiederholenden Verstößen Ordnungsmaßnahmen durch die Lehrkräfte und Schulleitung ausgesprochen werden. Durch diese kontinuierliche Arbeit haben wir eine Sensibilisierung für Gewalt bei den SchülerInnen erreicht. Konflikte im Jahrgang werden überwiegend nicht mehr gewalttätig im Jahrgang ausgetragen und in der Regel begegnen sich die SchülerInnen gegenseitig und den Lehrkräften gegenüber mit Achtung und Respekt. Nach wie vor gibt es einzelne SchülerInnen, die Regeln überschreiten und mit dem Gesetz in Konflikt geraten. In Gesprächen konnten wir feststellen, dass viele SchülerInnen ihr straffälliges Verhalten als solches nicht erkennen. Unser Erklärungsansatz für dieses Verhalten ist einerseits, dass eine intensive Beschäftigung mit dem Thema Soziales Lernen bisher häufig nur auf den schulischen Bereich beschränkt war. Die frühe Sozialisation der SchülerInnen ist außerdem häufig konträr zu unseren Schulregeln und unserem Rechtsempfinden. Auch hat eine kognitive Erarbeitung von den betreffenden Strafgesetzen durch die SchülerInnen noch nicht stattgefunden. 3. Unsere Entwicklungsziele Auf diesen Erfahrungen aufbauend und daran anknüpfend formulierten wir folgende Entwicklungsziele: • • • • • SchülerInnen sollen die für sie wirksamen Gesetze kennen. SchülerInnen sollen Fähigkeit erwerben, für sie alltägliches, von ihnen nicht als Straftat eingeordnetes Verhalten als Straftat zu erkennen. SchülerInnen sollen Fähigkeit erwerben, ihr eigenes Verhalten in Bezug auf Straftaten zu reflektieren (Kavaliersdelikt, Selbstjustiz, zu Straftaten anstiften). SchülerInnen sollen Möglichkeiten erfahren, sich vor der Begehung und dem Erleiden von Straftaten zu schützen (z.B. Gruppenzwang, Mutproben). SchülerInnen sollen Möglichkeiten von Zivilcourage erarbeiten. 4. Beschreibung der Unterrichtseinheit Zur Verwirklichung unserer Entwicklungsziele entschlossen wir uns eine Unterrichtsreihe im Rahmen des GL-Unterrichtes (ca. 12 Unterrichtsstunden) durchzuführen, in der die rechtlichen Grundlagen des Strafgesetzes vermittelt, diese an Hand von Fallbeispielen mit unterschiedlichen Methoden eingeübt werden und zu einer veränderten Einstellung von alltäglichen Rechtsbrüchen führen. Dabei wollten wir allgemeine Kenntnisse über unser Rechtssystem (öffentliches und privates Recht sowie die Rechtsstellung bezogen auf das Lebensalter) vermitteln, den Unterschied zwischen objektiven Recht und subjektiven Rechtsempfinden besprechen und die für Jugendliche relevanten Straftatbestände erarbeiten. Dabei war uns besonders wichtig, viele Fallbeispiele zu besprechen und mit den SchülerInnen einzuüben, diese als Straftaten zu erkennen und richtig benennen zu können. Abschließend sollten die erworbenen Erkenntnisse angewendet werden. Dies sollte unter zwei Gesichtspunkten erfolgen. Die SchülerInnen sollten zum einen Handlungsstrategien entwickeln, wenn sie als Zeuge einer Straftat beiwohnen und zum anderen Verhaltensweisen einüben, wenn sie zu einer Straftat aufgefordert werden. Eine detaillierte Beschreibung der geplanten Unterrichtsstunden ist dem Bericht angefügt. 5. Evaluationskriterien und Indikatoren Bezug nehmend zu den beschriebenen Entwicklungszielen messen wir unseren Erfolg an folgenden Kriterien: 1. SchülerInnen kennen und erkennen die verschiedenen für sie relevanten Straftatbestände. 2. SchülerInnen verändern ihre Einstellung zu Straftaten. 3. SchülerInnen können bei der Begegnung mit Straftaten alternative Verhaltensweisen aufzeigen. Wir können unseren Erfolg an folgenden Indikatoren feststellen: 1. SchülerInnen können die häufigsten von Jugendlichen begangenen Straftaten nennen und bei Fallbeispielen erkennen, welcher Straftatbestand vorliegt. 2. SchülerInnen wissen, wann sie eine Straftat begehen, auch wenn ihr eigenes Gerechtigkeits- und Rechtsempfinden sie eventuell anders handeln lässt. 3. In fiktiven Situationen können SchülerInnen sagen, wie sie sich verhalten würden um eigene Straftaten zu vermeiden oder wie sie auf von ihnen beobachteten Straftaten reagieren könnten. 6. Evaluationsinstrumente a) Kartenabfrage Um festzustellen welchen Straftatbeständen unsere SchülerInnen schon begegnet sind, machten wir zu Beginn der Unterrichtsreihe eine Kartenabfrage. Alle SchülerInnen erhielten drei Karteikarten mit dem Auftrag, auf jede Karteikarte eine Straftat zu schreiben, die sie kennen (selbst erlebt, beobachtet, davon gehört). Zusätzliche Karteikarten für mehr als drei Nennungen lagen bereit. Anschließend bildeten die SchülerInnen Vierergruppen. Die SchülerInnen stellten sich gegenseitig ihre Karten vor. Dann diskutierten sie, ob es sich bei den aufgeschriebenen Fällen wirklich um Straftaten handelt. Die Straftaten sollten von ihnen nach gleichen Delikten sortiert und mit Überschriften versehen werden. Die Gruppen hingen ihre Karten unter den entsprechenden Überschriften nacheinander an die Tafel. Aussortierte Karten wurden extra gesammelt. Zum Abschluss wurden die Gruppenergebnisse nach gleichen Kriterien nochmals sortiert. b) Fragebogen Zur Ermittlung der inneren Einstellung der SchülerInnen zu bestimmten Straftatbeständen entwickelten wir einen anonymen Fragebogen. Er enthielt sieben Fallbeispiele zu verschiedenen Straftaten und ließ den SchülerInnen sieben Ankreuzmöglichkeiten. Damit die SchülerInnen ihn unvoreingenommen ausfüllen konnten, wurde er vor den Herbstferien bearbeitet, so dass sie ihn nicht in Zusammenhang mit der anstehenden Unterrichtsreihe brachten. So etwas tue ich nicht. Dann bekomme ich Ärger. Das ist cool. Das finde ich richtig. Das ist nicht so schlimm. Das würde ich auch machen./ Das habe ich schon gemacht. Das finde ich lustig. Du gehst mit deinem Freund durch den Park. Er wird von einem Jugendlichen übel beschimpft. Um ihn zu rächen, trittst du dem Jugendlichen vor das Bein und wirfst ihn dann zu Boden. Du sitzt mit Freunden in der Straßenbahn und ihr habt viel Spaß. Es geht ein dicker Filzstift rum und deine Freunde schreiben ihren Namen und ein Zeichen auf die Rückseite eines Sitzes. Du nimmst auch den Stift und malst auf den Sitz. Auf Klassenfahrt gehst du mit einer Gruppe in die Stadt. Jeder von euch soll eine Aufgabe erfüllen, damit er an der Nachtparty teilnehmen darf. Du sollst eine Zeitschrift aus einem Ständer an einem Kiosk einstecken. Du gehst hin und als du sicher sein kannst, dass dich niemand sieht, steckst du die Zeitschrift unter deine Jacke. Auf dem Spielplatz in deiner Nachbarschaft gibt es nur ein Fußballfeld. Dort spielen immer die jüngeren Kinder. Das stört dich. Deshalb gehst du hin und sagst, wenn sie noch mal dort spielen, holst du deine Freunde und ihr würdet sie verprügeln. Unter euch Freunden gilt es als Scherz jemanden im Vorbeigehen in den Rücken zu boxen. Du machst dies bei einem Freund. Der erschreckt sich so, dass er in ein Fenster fällt und sich dabei den Arm zerschneidet. Es ist Kerb und dein Taschengeld ist schon aufgebraucht. Ein Freund möchte dir helfen. Er bietet dir zwei MP3-Player an. Du weißt zwar, dass der Bruder deines Freundes sie gestohlen hat, nimmst sie aber dankbar an und verkaufst sie an Bekannte. Nun kannst du wieder auf die Kerb. Ein Mitschüler hat die Aufgabe Geld für eine Lektüre einzusammeln. Du hast das Geld von deinen Eltern erhalten, aber für eine neue Karte für dein Handy ausgegeben. Nun versicherst du der Lehrerin glaubhaft, dass deine Mitschülerin vergessen hat dich auf der Liste abzuhaken, obwohl du bezahlt hast. c) Klassenarbeit Zur Überprüfung des Wissenszuwachses schrieben wir eine abschließende Klassenarbeit. GL-Arbeit Nr. __ Datum: _________ Thema: Jugendkriminalität Name: _________________________________ Klasse: _______ 1. Fülle die Lücken: ______________________ und __________________ beinhalten die Lebensregeln unserer ________________________ .Dies bedeutet auch einen _______________ für jeden – zur freien Entfaltung der Persönlichkeit. Recht und Gesetz waren eine großartige Erfindung der Menschen, um ein __________________ _____________________________ zu ermöglichen. 2. Beschreibe den Unterschied zwischen subjektiven Rechtsempfinden und objektiven Recht an einem Beispiel. 3. Nenne je 3 Bereiche des öffentlichen Rechtes und des Privatrechts (Zivilrechts. Öffentliches Recht beschäftigt sich z.B. mit Privatrecht beschäftigt sich z.B. mit 4. Ordne folgenden Rechten und gesetzlichen Bestimmungen das entsprechende Mindestalter bzw. die Altersgrenze zu. Achtung: Jede Altersangabe ist mit den Worten ab oder bis zu versehen!!! Alter Ich darf meine Religionszugehörigkeit frei wählen Der Schulbesuch wird Pflicht Vor Gericht darf ein Eid abgelegt werden. Für Vergehen oder Straftaten kann ich nicht bestraft werden Jetzt darf ich alle Geschäfte und Verträge abschließen 5. Peter (15 Jahre) hat lange gespart und in seiner Freizeit durch Zeitung austragen etwas dazu verdient. Von diesem Geld kauft er sich endlich ein Foto-Handy für 79.90 €. Seine Mutter ist entsetzt und geht in den Laden, um es zurückzugeben. Was meinst du dazu? 6. Notiere zu den folgenden Fallbeispielen, um welches Strafdelikt es sich handelt: a) Lisa vertauscht im Kaufhaus an einer Jeans das Preisschild und geht dann zur Kasse zum Bezahlen. Sie bezahlt so 30 € weniger. ___________________________________________________ b) Drei Schüler aus der 10. Klasse drohen Marc und Philipp aus der 5d Schläge an, wenn sie nicht jeden Tag eine Flasche Cola, eine Tüte Chips und 3 € bei ihnen abliefern. ___________________________________________________ c) Zu Beginn der Pause möchte jeder zuerst auf dem Schulhof sein und es kommt zu einem großen Gedränge im Treppenhaus. Damit es schneller geht stößt Thomas Vanessa aus Spaß von hinten. Vanessa stolpert und stürzt. Sie bricht sich dabei den Unterarm. ____________________________________________________ d) Dilek und Marion sind beste Freundinnen. Luisa ist neidisch und droht Marion damit, ihren neuen MP3-Player zu zerstören, falls sie sich weiter nachmittags mit Dilek trifft. ____________________________________________________ e) Lutz und Tom sind gemeinsam in der Straßenbahn unterwegs. Tom rempelt absichtlich eine junge Frau an und entschuldigt sich. Lutz zieht der Frau in diesem Moment die Geldbörse aus der Jackentasche. _____________________________________________________ 7. Schreibe Fallbeispiele auf für: a) fahrlässige Brandstiftung: b) Hehlerei: 8. Welches Strafdelikt verbirgt sich hinter diesem Tatmerkmal? „Verhalten, durch das mit Vorbedacht eine Verletzung eines anderen herbeigeführt wird.“ ____________________________________________ 9. Luis wird von älteren Schülern erpresst. a) Nenne drei Dinge, die du tun kannst, wenn du dies beobachtest. b) Nenne drei Dinge, die Luis selbst tun kann, ohne selbst straffällig zu werden und die ihm helfen können. Viel Erfolg !!! d) Interviews Einzelne SchülerInnen wurden etwa 2 Monate nach Abschluss der Unterrichtseinheit interviewt, um festzustellen, in wie weit sich durch ihren Wissenszuwachs eine Einstellungs- und Verhaltensänderung ergeben hat. Die Auswahl erfolgte nach folgenden Kriterien: 1. ein/e SchülerIn, der/die bekanntermaßen auf dem Fragebogen angesprochene Straftaten begangen hat 2. ein/e SchülerIn, der/die in der Klassenarbeit alle Fragen weitgehend richtig beantwortet hat 3. ein/e SchülerIn, der/die in der Klassenarbeit die Fragen sehr fehlerhaft beantwortet hat. Eine Kombination aus 1. mit 2. und 3. wäre optimal, kann aber nicht unbedingt gewährleistet werden. Auf diese Weise kann eine Beziehung zur Einstellung vorher und zur Einstellung in Abhängigkeit vom Wissen hergestellt werden. Inhalt des Interviews waren drei fiktive Situationen, zu denen sich die SchülerInnen äußern sollten. 7. Auswertung der Evaluationsinstrumente a) Auswertung der Kartenabfrage In den beiden Klassen wurden folgende Straftatbestände genannt und in die entsprechenden Gruppen eingeordnet. Ergebnisse der Klasse 8a Diebstahl • Diebstahl (10x) • Klauen (8x) • Roller klauen • Autoradio klauen • Einbruch (3x) • Taschendieb Illegaler Drogenhandel • Drogen (4x) • Drogenhandel (9x) • Dealen (2x) Vergewaltigung/Missbrauch • Vergewaltigung (10x) • Missbrauch/Vergewaltigung Sachbeschädigung • Fenster kaputt machen • Unerlaubtes Graffiti malen Körperverletzung • Körperverletzung (3x) • Schlägerei (3x) • Jemanden einfach so krankenhausreif schlagen Mord/Totschlag • Mord (7x) • Töten Bedrohung • Drohung Illegaler Waffenbesitz • Amoklauf • Illegaler Waffenbesitz Zuhälterei Keine Straftat • Kiffen unter 16 Jahren – wurde in der Klasse diskutiert • Autoreifen zerstechen – wurde in der Klasse diskutiert Ergebnisse der Klasse 8c Körperliche Angriffe/Körperverletzung • Schlägereien (5x) • Ich habe schon einmal bei einem Fußballspiel eine Schlägerei angefangen. • In vielen Ländern gibt es Jugendliche, die ohne Grund auf jüngere Kinder einschlagen. • Ich habe gesehen, wie Jugendliche einen Anderen körperlich angegriffen haben. • Messerstecherei • Ich habe gesehen, wie Jugendliche schon mal einen Jungen fast tot geprügelt haben. • Eine 17 jährige Schülerin schoss einem ihrer Mitschüler mit einer Gaspistole in das Gesicht. Die Schäden waren noch Jahre nach der Tat erkennbar. Es stellte sich allerdings heraus, dass sie von ihrem Mitschüler bedroht wurde. • Eine 15 jährige Schülerin überfiel und beraubte in Schottland eine Frau. Sie lag eine Woche im Koma. • X, y, c, e, b, m … haben den n geschlagen. Der n konnte dagegen nichts machen, denn er war alleine (in Russland). Mutwillige Sachbeschädigung • Ich habe gehört, dass es in Darmstadt auch schon mal Brandstiftung gegeben hat. • Mit einem Stift die Straßenbahn beschmieren. • Wände beschmieren. • Jugendliche sprayen auf Wände (4x) • Ich habe erlebt, wie jemand einen Gabelstapler geklaut hat und damit auf einem Parkplatz Autos und andere Gegenstände beschädigt hat. • Jugendliche haben von einer Brücke Steine geworfen und Autos getroffen. Die Menschen in den Autos sind gestorben. • Z hat etwas mutwillig zerstört. • Jugendliche haben einen Wald in Brand gesetzt. Diebstahl • Jugendliche haben einer alten Frau die Handtasche geklaut (2x) und sie geschlagen. An den Schlägen ist die Frau gestorben. • Jemand wollte bei Saturn eine PS.2 und neX-Box klauen (2x) • Ladendiebstahl (6x) • Ich habe letztens im Fernsehen gesehen, wie ein 14-Jähriger und seine kleine Schwester einen LKW geklaut haben und damit durch Dörfer usw. gefahren sind. • Ich habe gehört, dass jemand nachts alte Omas ausraubt. • Ich habe im Fernsehen gesehen, dass Jugendliche Autos klauen und diese verkaufen. • Jugendliche Klauen oft und meistens sind es Jungs. • Viele Jugendliche klauen. • Ich habe gehört, dass jährlich die meisten Jugendlichen beim Klauen erwischt werden. • Ich habe schon mal gehört wie Jugendliche von Mercedesautos vorne den Stern abgebrochen haben. • Klauen (4x) • X hat ein Handy geklaut. Drogen • Drogenhandel • Viele Jugendliche dealen (5x) • Illegale Drogen nehmen • Rauchen, Alkohol und Drogen nehmen • Drogen in der Schule nehmen Mit Waffen zwingen oder bedrohen • Ein 14-jähriger Junge hat einen Mann mit einer Pistole bedroht. • Y hat m mit einer Pistole gezwungen zu trinken und zu rauchen. Totschlag • Ein Jugendlicher hat einen anderen Jugendlichen erstochen. Das ist sogar in Darmstadt passiert. • Versuchter Totschlag Schulstraftat • Schule schwänzen Illegale Videos • Y hat verbotene Videos auf dem Handy Unbeabsichtigte Straftaten • Ich habe im Radio einen Bericht über zwei 15-jährige Mädchen gehört, die aus Versehen ein Haus abgefackelt haben. Sie wurden nicht verurteilt. Keine Straftat • Drogen nehmen – wurde in der Klasse diskutiert! • 18-jähriger ersticht jemanden – Begründung: Mit 18 Jahren ist man nicht mehr jugendlich Zwei Karten wurden aussortiert, da sie Informationen über das Strafrecht enthielten. Eine Gruppe nannte als Hauptüberschrift Gruppenzwang, da die Straftaten meist als Gruppenzwang begangen werden. b) Auswertung des Fragebogens Die Antworthäufigkeiten (blau = Gesamtgruppe, rot = Mädchen, weiß = Jungen) zu den 7 Fallbeispielen ist den folgenden Grafiken zu entnehmen (obere Grafik: Klasse 8a, untere Grafik: Klasse 8c). Du gehst mit deinem Freund durch den Park. Er wird von einem Jugendlichen übel beschimpft. Um ihn zu rächen, trittst du dem Jugendlichen vor das Bein und wirfst ihn zu Boden. Du sitzt mit Freunden in der Straßenbahn und ihr habt viel Spaß. Es geht ein dicker Filzstift rum und deine Freunde schreiben ihren Namen und ein Zeichen auf die Rückseite eines Sitzes. Du nimmst auch den Stift und malst auf den Sitz. Auf Klassenfahrt gehst du mit deiner Gruppe in die Stadt. Jeder von euch soll eine Aufgabe erfüllen, damit er an der Nachtparty teilnehmen darf. Du sollst eine Zeitschrift aus einem Ständer an einem Kiosk einstecken. Du gehst hin und als du sicher sein kannst, dass dich niemand sieht, steckst du die Zeitschrift unter deine Jacke. Auf dem Spielplatz in deiner Nachbarschaft gibt es nur ein Fußballfeld. Dort spielen immer die jüngeren Kinder. Das stört dich. Deshalb gehst du hin und sagst, wenn sie noch mal dort spielen, holst du deine Freunde und ihr würdet sie verprügeln. Unter euch Freunden gilt es als Scherz jemanden im Vorbeigehen in den Rücken zu boxen. Du machst dies bei einem Freund. Der erschreckt sich so, dass er in ein Fenster fällt und sich dabei den Arm zerschneidet. Es ist Kerb und dein Taschengeld ist schon aufgebraucht. Ein Freund möchte dir helfen. Er bietet dir zwei MP3-Player an. Du weißt zwar, dass der Bruder deines Freundes sie gestohlen hat, nimmst sie aber dankbar an und verkaufst sie an Bekannte. Nun kannst du wieder auf die Kerb. Ein Mitschüler hat die Aufgabe Geld für eine Lektüre einzusammeln. Du hast das Geld von deinen Eltern erhalten, aber für eine neue Karte für dein Handy ausgegeben. Nun versicherst du der Lehrerin glaubhaft, dass deine Mitschülerin vergessen hat dich auf der Liste abzuhaken, obwohl du bezahlt hast. c) Auswertung der Klassenarbeit In den beiden Klassen ergaben sich folgende Notenspiegel. Klasse 8a 1 0 2 5 3 13 4 8 5 1 6 0 2 8 3 15 4 2 5 1 6 0 Klasse 8c 1 1 Auffällig bei der Klassenarbeit war, dass nur sehr wenige SchülerInnen der 8a zwischen subjektiven Rechtsempfinden und objektiven Recht unterscheiden konnten (Aufgabe 2). Die SchülerInnen der 8c zeigten bei dieser Aufgabe ebenfalls die größten Schwierigkeiten. Die meisten SchülerInnen beider Klassen waren bei Aufgabe 3 in der Lage, zwischen öffentlichem und privatem Recht zu differenzieren. Allerdings erhielten nur wenige SchülerInnen die volle Punktzahl, da sie konkrete Beispiele aus dem gleichen Rechtsbereich nannten (z.B. nur Beispiele aus dem Bereich Strafrecht), aber nicht die unterschiedlichen Rechtsbereiche als solche aufführten (z.B. Strafrecht, Steuerrecht, …). Die Klassenarbeit zeigte mit Aufgabe 6, dass die SchülerInnen gut in der Lage waren verschiedene Straftaten zu benennen. Allerdings traten Schwierigkeiten in beiden Klassen bei dem Begriff Raub auf. Er wurde fälschlicherweise von vielen SchülerInnen als Diebstahl eingeschätzt. In der Klasse 8a ergaben sich in der gleichen Häufigkeit (ca. 40%) Fehler beim Begriff Nötigung. Er wurde häufig mit der Erpressung verwechselt. Auffällig gut bearbeitet wurden in beiden Klassen die Aufgaben 7 und 9. Bei Aufgabe 7 ist anzumerken, dass das Finden eines Beispieles zur fahrlässigen Brandstiftung den SchülerInnen leichter fiel als bei der Hehlerei. Während die Mehrheit der SchülerInnen der Klasse 8c bei Aufgabe 8 das richtige Strafdelikt (vorsätzliche Körperverletzung) zuordneten, war es in der Klasse 8a nur etwas mehr als der Hälfte der SchülerInnen möglich. d) Auswertung der Interviews Interview 1 O.k. Martin (Name wurde geändert). Ich wollte dir ein paar Fragen zu unserer letzten Unterrichtsreihe stellen. Ihr dürft jetzt ja in den Pausen oben bleiben. Da geht es wahrscheinlich manchmal ein bisschen laut zu, oder? Ja. Ihr dürft auch Musik hören. Was hörst du denn so am liebsten? Rap. In den Pausen ist es wahrscheinlich wild. Es geht eigentlich. Jetzt stell dir mal vor, ein Mitschüler hat eine CD mitgebracht und die ist kaputt gegangen. Und er macht sich nun einen Spaß daraus und wirft die CD als Frisbeescheibe durch den Klassensaal. Das finde ich nicht so eine gute Idee. Kannst du mir mal erzählen, warum du die Idee nicht so gut findest. Die CD gehört ja dem anderen und da kann man sie ja nicht einfach durch die Gegend werfen. Oh, das hast du falsch verstanden. Der Schüler, dem die CD selbst gehört, wirft sie durch die Gegend. Dann ist es seine Sache, ob er sie durch die Gegend wirft. Du findest das nicht schlimm, dass er das macht. O.k. nun stell dir vor mehrere Schüler haben die CD immer hin und her geworfen und dann landet sie bei dir auf dem Tisch. Ja, ich würde sie dann einfach auf den Boden werfen. Was würdest du genau tun? Runterfallen lassen, auf den Boden. Kannst du mir das erklären? Na, dass die nicht alle auf mich losgerannt kommen und sich auf den Tisch stürzen. Warum hast du denn Sorge, dass sich alle auf deinen Tisch stürzen? Wenn dann eine Horde auf mich zu gerannt kommt, da habe ich auch keine Lust drauf. Du könntest dir also nicht vorstellen diese CD wie die anderen Schüler als Frisbeescheibe zu benutzen? Nein. Kannst du mir das erklären? Na, man kann ja andere damit am Kopf treffen. Und das wär' der Grund für dich das nicht zu tun? Ja. Machen wir mal weiter. Manchmal beschimpft ihr euch ja auch gegenseitig oder beleidigt euch. Ihr beleidigt auch schon mal euere Mütter. Aber ich nicht. O.k. Wenn du jetzt mitbekommst, dass zwei Jungen deinen Freund so beleidigen und er regt sich da ganz furchtbar drüber auf. Kannst du dir vorstellen, dass dein Freund den anderen Prügel androht? Ja, aber ich würd' da vorher schon zwischen gehen und versuchen zu klären. Wie würdest du denn da zwischen gehen? Erst mal meinen Freund runter bringen und die Situation klären – wie es entstanden ist und warum es so weit gekommen ist. Und das würdest du dir zutrauen? Ja. Kannst du mir erklären, warum du dazwischen gehst? Damit das nicht noch ne Schlägerei gibt und der Betroffene noch mehr Ärger bekommt. Wen meinst du mit dem Betroffenen? Der beleidigt wurde von dem anderen. Danke, Martin. Ein letztes Beispiel. Stell dir vor, du hast jetzt gar kein Geld mehr und du möchtest gerne mit deinen Freunden zum Heinerfest. Und du hast ja einen Bruder. Er gibt dir einen CD-Player und sagt, dass du ihn verkaufen kannst. Aber du weißt, dass der CD-Player geklaut ist. Was machst du? Ich würd' es ablehnen und meinem Bruder sagen er soll den CD-Player wieder zurückbringen. Warum würdest du das machen? Weil die Sache geklaut ist und ich würd' mich mit strafbar machen, wenn es geklaut ist. Danke. Jetzt habe ich noch einige allgemeine Fragen. Was meinst du, was hast du in dieser Unterrichtsreihe gelernt, was war neu für dich? Na ja, dass man nicht immer gleich draufhauen soll und die Sache klären soll. Fällt dir noch etwas anderes ein, was neu für dich war? Nein. Hast du schon vorher gewusst, dass du dich strafbar machst, wenn du geklaute Sachen verkauft? Ja. Gibt es manche Dinge in deinem Alltag, die du jetzt durch die Unterrichtsreihe anders siehst als vorher? Nein, weil ich mich schon vorher so verhalten habe. Und du verhältst dich heute genauso wie vor der Unterrichtsreihe. Da ist keine Änderung eingetreten? Nein. Ich dank dir, Martin. Interview 2 Hallo Volker (Name wurde geändert), ich möchte dir ein paar Fragen stellen zu unserer letzten Unterrichtsreihe. Kannst du dich noch dran erinnern? Wir haben über Ludwig XIV. gesprochen. Ich mein die Unterrichtsreihe davor. Können Sie mir sagen um was es geht? Ich denke, es wird dir wieder einfallen. Ihr dürft jetzt ja in der Pause oben bleiben und das geht wahrscheinlich manchmal ziemlich laut in der Klasse zu. Ja. Ihr dürft auch Musik hören. Was hörst du denn so am liebsten? Hip Hop und Rap. Solche CDs hört ihr auch dann in der Pause? Manchmal. Jetzt stellt dir mal vor, da hat ein Mitschüler eine CD mitgebracht und die ist kaputtgegangen – einfach so. Und dieser Schüler findet es lustig diese CD in der Pause als Frisbeescheibe zu benutzen. Kannst du dir das vorstelle? Eh ja. Einige Schüler werfen diese Frisbeescheibe immer hin und her und plötzlich landet sie auf deinem Tisch und alle haben gute Laune. Ja, dann würde ich die zurückschmeißen, also, dass sie weiterspielen können damit. Du tust das nur, damit sie weiterspielen können oder machst du es auch, weil du da Lust zu hast? Das kommt auf meine Laune an. Aber du könntest dir schon generell vorstellen, das zu tun? Wenn sich keiner dabei verletzt, ja. Aber das ist der Haken, das weißt du ja vorher nicht. Jetzt stell dir vor, die CD trifft einen Mitschüler am Kopf so unglücklich, dass er eine Platzwunde hat, die mit mehreren Stichen genäht werden muss. Dann würd' ich es nicht machen. Aber du weißt ja vorher nicht, ob die Scheibe jemanden trifft. Ehm, keine Ahnung. Ich würd` dann zu der Person hingehen und mich entschuldigen. Aber die Person ist dann trotz Entschuldigung verletzt. Ehm, ich weiß nicht, was ich machen soll. Wenn dir das wirklich passieren sollte, was hätte das denn für Konsequenzen für dich? Dann würd` ich vielleicht nach Hause geschickt. O.K. und Konsequenzen über die Schule hinaus. Kannst du dir da welche vorstellen? Vielleicht würde die Person mich anzeigen oder die Eltern mit meinen Eltern sprechen. Aus welchem Grund könnte denn die Person dich anzeigen? Wegen der Körperverletzung. Was müsstest du eigentlich immer tun, bevor du solche Späße machst? Zuerst überlegen und dann machen. Kommen wir zum nächsten Beispiel. Beschimpft ihr euch manchmal in der Klasse? Ja. Ihr beleidigt euch auch? Ja. Ihr beleidigt auch schon mal euere Mütter? Das mache ich nicht. Aber du hast es schon mal gehört? Ja. Stell dir vor, du hast einen Freund und der wird beleidigt. Und da beleidigen auch andere seine Mutter. Er ärgert sich da ganz furchtbar drüber. ER ärgert sich so, dass er Prügel androht. Würde es zum Beispiel ein guter Freund sein, dann würde ich ihn davon abhalten, damit er nicht schlägt und ich würde den anderen sagen, dass sie damit aufhören sollen. Warum würdest du ihn denn davon abhalten wollen zu schlagen? Das ist ja mein Freund und da würde ich nicht wollen dass er Ärger kriegt und von der Schule verwiesen wird. Also, du meinst der Ärger den dein Freund bekommt ist schlimmer als die Beleidigung der Mutter? Er kann auch sagen hör auf, aber nicht schlagen. Erklär mir mal genau, warum du das Schlagen nicht gut findest. In der Schule wird ja nicht geschlagen. Das ist ja kein Grund jemanden zu schlagen. Z.B. wenn die Mutter tot ist, dann kann man sich ja aufregen. Aber man kann auch sagen, dass sie gestorben ist. Man kann auch sagen, dass man aufhören soll damit. Du hast jetzt gesagt in der Schule wird nicht geschlagen. Wenn das gleiche außerhalb der Schule passiert, z.B. auf dem Spielplatz oder dem Sportplatz, würdest du dann den Freund zuschlagen lassen? Ehrlich, oder? Ehrlich! Weil in der Schule, das ist was anderes. Und draußen ist eigentlich so, wenn zu dir jemand kommt und beleidigt dich und dann weißt du ganz genau, dass er sich schlagen will. Welche Konsequenzen könnte es denn für deinen Freund haben, wenn er zuschlägt? Anzeige. Und trotzdem würdest du ihn zuschlagen lassen? Also, ich weiß nicht, wie ich da reagieren sollte. Keine Ahnung. Aber dir ist bewusst auch wenn du beleidigt wirst und du zuschlägst, dass es zu einer Anzeige wegen Körperverletzung kommen kann? Ja. Ich habe noch ein Beispiel. Du hast kein Geld und ein Freund bietet dir einen CD-Player an und du kannst ihn verkaufen. Du möchtest mit dem Geld aufs Hainerfest gehen. Du weißt aber, dass der CDPlayer geklaut worden ist. Ich würde das nicht so machen. Wenn ich kein Geld hätte, würde ich zu meinen Eltern gehen. Wenn die kein Geld hätten, würde ich auch ohne Geld zum Hainerfest gehen. Warum würdest du das nicht machen? Also, mit geklauten Sachen will ich gar nichts zu tun haben. Wenn jemand zum Beispiel was klaut und mir das dann gibt, dann kommt nur Ärger dabei raus. Ich mag das nicht, wenn Leute so klauen. Warum käme für dich Ärger raus? Du hast ja nicht selber geklaut. Weil das ist eine geklaute Sache und ich darf die nicht weiter verkaufen. Das ist Hehlerei. Warum möchtest du mit Klauen nichts zu tun haben, aber das Schlagen findest du nicht so schlimm? Also, das Klauen finde ich irgendwie viel schlimmer. Und bei mir in der Familie ist das auch so. Klauen ist bei uns das Schlimmste. Das war auch so bei meiner Mutter so früher, so wie sie mir erzählt hat. Klauen find ich viel schlimmer als schlagen. Jetzt habe ich noch ein paar allgemeine Fragen. Was meinst du, hast du in dieser Unterrichtsreihe gelernt? Was war für dich neu? Die Gesetze alle. Zum Beispiel was richtig ist und was nicht richtig ist. Nenn mir mal ein Beispiel. Wenn dich jemand schlagen will, dass man dann nicht gleich zuschlägt, sondern die Polizei ruft oder mit denen reden zuerst. Fällt dir noch etwas ein, was für dich neu war? Das mit der Hehlerei. Das wusste ich auch nicht, dass man dann bestraft wird, wenn man geklaute Sachen verkauft. Geklaute Sachen kaufen auch. Das wusste ich nicht. Fällt dir noch mehr ein? Die Nachbargeschichte. Mir fällt der Name nicht ein. Du meinst den Nachbarschaftsstreit. Ja. Was war da für dich neu? Wie man das regeln kann und wie die sich streiten. Gibt es denn nach dieser Unterrichtsreihe Dinge du jetzt anders machen würdest oder die du jetzt anders siehst? Ja. Zum Beispiel, wenn jetzt jemand zu mir kommt und mich schlagen will und dann versuche ich zuerst zu reden. Das klappt immer meistens mit Reden. Jetzt habe ich das schon mal gemacht. Und das hat geklappt mit Reden. Jetzt noch einmal eine ehrliche Antwort, Volker. Versuchst du das wirklich oder sagst du es mir nur? Nein, ich versuche es wirklich. Und wenn ich dann halt geschlagen werde, dann schlage ich zurück. Wenn ich dann geschlagen werde, dann kann ich ja nichts mehr mit Worten machen. Du meinst, du würdest dich nur noch wehren, aber nicht mehr selbst anfangen zu schlagen. Ja. Danke, Volker. Interview 3 Hallo Daniel (Name wurde geändert), ich wollte dir ein paar Fragen stellen zu unserer vorherigen Unterrichtsreihe. Kannst du dich daran erinnern? Ja, an die Jugendkriminalität. Darum geht es. Wir fangen damit an, dass ich dir einige Beispiele sage und du dazu Stellung nimmst. Ihr dürft ja jetzt in den Pausen oben bleiben und manchmal, denke ich, geht es da ja ganz schön laut zu. Eh, manchmal. Ihr dürft auch Musik hören. Was hörst du denn so am liebsten. Pop, so was halt grad in den Charts ist. O.K. und ich denke ihr bringt alle CDs mit. Nun stell dir mal vor ein Klassenkamerad hat eine CD mitgebracht und die ist kaputt gegangen. Der ist da auch gar nicht bös drum. Es ist einfach so passiert. Und er findet es witzig und benutzt die CD jetzt als Frisbeescheibe. Ja, das könnt` schon möglich sein. Ihr habt alle gute Laune und die CD fliegt durch die Klasse, ihr werft euch die CD gegenseitig zu und irgendwann landet sie bei dir auf dem Tisch. Ja, dann würd` ich sie eigentlich zurückschmeißen. Nun hast du sie zurückgeworfen. Du hast echt Pech. Die Scheibe trifft jemanden am Kopf. Der Schüler hat eine Platzwunde und muss mit mehreren Stichen genäht werden. Tja, da hät' ich also Angst davor, wenn dann halt die Schulleitung mich damit konfrontiert, dass ich dann Ärger krieg`. Da hält' ich dann halt Angst vor. Was könnte dir denn dann alles passieren? Ja, eh, vielleicht eine Anzeige wegen Körperverletzung, Schulverweis, Suspendierung. Machen wir mal bei der Anzeige wegen Körperverletzung weiter. Warum könnte der Schüler, der die Scheibe an den Kopf bekommen hat, dich anzeigen? Weil ich mit der Frisbeescheibe geschmissen hab` und ja das war, würd ich jetzt sagen, fahrlässig, weil ich wollt` ihn ja nicht am Kopf treffen. Aber ihm wär's dann recht egal, bei ihm ist ja im Vordergrund, dass er verletzt wurde und deswegen. Schau mal, du weißt ganz genau welche Folgen das für dich hat und trotzdem würdest du die CD werfen. Kannst du versuchen mir zu erklären, warum? Ja, weil das nicht vorstellbar ist, dass das so ´ne Auswirkung haben kann, wenn man so was schmeißt. Mit anderen Worten, in dem Moment, wo du sie wirfst, denkst du da nicht drüber nach. Ja. O.K. Nehmen wir mal ein anderes Beispiel. Ihr beleidigt euch in der Klasse schon mal. Ja. Ihr beleidigt auch schon mal euere Mütter. Ja, auch. Hast du das auch schon mal gemacht? Ja. Stell dir vor, du bekommst mit, wie dein Freund auf so eine Art und Weise beleidigt wird. Ihn regt das so furchtbar auf, dass er den Schülern, die ihn so beleidigen, Prügel androht. Ja, da würd ich erst mal probieren ihm zu sagen, dass er es mal ruhig probieren soll. Deswegen sollt man halt mal drüber sprechen. Die streiten trotzdem immer weiter und dein Freund schlägt den anderen Jungen mit der Faust in den Magen. Tja, da würd ich erst mal probieren die beiden auseinander zu halten, also, dass sich dann auch andere daran beteiligen sie auseinander zu halten, nicht dass es dann noch schlimmer wird. Warum würdest du sie versuchen auseinander zu halten? Weil das dann ja schon eine eindeutigere Art von Körperverletzung wäre. Das würd dann halt auch nicht gut für die Klassengemeinschaft sein, wenn dann so zwei zerstritten sind ganz stark. Du würdest schon versuchen sie auseinander zu halten, weil es eine Straftat ist. Ja. Findest du es den von deiner eigenen Einstellung her richtig, dass er geschlagen hat oder eher falsch? Kommt drauf an. Manchmal sagt man das einfach so aus Spaß, es rutsch einem einfach so raus, ja deine Mutter oder so. Aber manchmal ist es auch Ernst gemeint. Ich denk, man merkt das auch, wenn man das gesagt bekommt. Und wenn es ernst gemeint war? Hält' ich dann auch auseinander gehalten, aber ich könnt` ihn dann verstehen, warum er das getan hat. Danke. So, kommen wir zum letzten Beispiel. Du hast kein Geld mehr. Es ist Heinerfest, das Ereignis in Darmstadt überhaupt und dein Freund bietet dir einen geklauten CD-Player an. Und du kannst ihn an jemand anderen verkaufen, damit du Geld für das Heinerfest hast. Ich würd` den erst gar nicht annehmen. Warum nicht? Weil, also, allgemein würd ich das nicht machen. Also, es ist zwar sehr unwahrscheinlich, dass ein Freund zu mir kommt und sagt, komm ich schenk dir einen CD-Player und auf einmal kommt ein anderer und sagt, her, das ist meiner. Und dann steht der mit der Polizei da oder so. Also, ich würd das grundsätzlich überhaupt nicht machen. Aber du hast ja den CD-Player nicht geklaut. Was hindert dich denn daran ihn nicht zu verkaufen? Ja, das ich keine Garantie hab, wo der her ist oder von wem der ist. Das ist einfach nur so ein ungutes Gefühl? Einen anderen Grund gibt es da nicht. Ja. Zum Schluss habe ich noch ein paar allgemeine Fragen. Was meinst denn du, was hast du in dieser Unterrichtsreihe gelernt? Das mit der fahrlässigen Körperverletzung und der normalen Körperverletzung. Und so lernt man auch für's Leben, falls man mal was im Fernsehn sieht, oder so oder selbst mal drin verwickelt ist. Jetzt ist man halt besser informiert, ab wann man was machen kann. Das find ich schon gut, das hat mir geholfen. Was meinst du, denkst du jetzt über manche Situationen anders oder verhältst du dich in machen Situationen anders, dadurch das du etwas dazu gelernt hast? Ja, ich denk schon über manche Situationen anders danach. Nenn mir mal Beispiele, Daniel. Bei Schlägereien zum Beispiel. Wenn jetzt da geschlagen wird, z.B. im Prinz-Emils-Garten, dass ich mich dann auch zu Wort melde, wenn da was passiert. Weil, ich hab gesehen, was mit anderen Schülern passiert ist, ich will halt nicht, dass es bei mir genauso ist. Denkst du denn, dass du wirklich schon den Mut hast, dich zu Wort zu melden, oder denkst du, dass du es möchtest? Ich denk schon, dass ich da den Mut habe, mich bei der Schulleitung zu melden und das zu sagen. Ich danke dir, Daniel. Interview 4 Also, es geht um folgendes Sascha (Name wurde geändert): Wir haben ja vor Weihnachten eine Unterrichtseinheit beendet. Kannst du dich an die noch erinnern? Kannst du dich erinnern, was wir da gemacht haben? War es das mit dem Jugendrecht? Ja, genau. Um die geht es jetzt. Dazu würde ich dir gerne ein paar Fragen stellen. Und zwar dürft ihr ja jetzt in den Pausen oben bleiben im 8. Schuljahr. Ja, und manchmal geht es da auch ganz schön laut zu in den Klassensälen. Ja, schon ab und zu. Ihr könnt da jetzt auch Musik hören und was hörst du da so am liebsten? Metall. Und spielen die anderen das auch? Nein, es funktioniert nur Radio. Aha. Jetzt stell dir mal vor, ein Mitschüler hat eine CD mitgebracht und die ist kaputt gegangen – er findet das auch nicht weiter schlimm. Er macht sich einen Spaß daraus und wirft sie wie eine Frisbeescheibe durch die Klasse. Ja. Kannst du dir das vorstellen? Ja, kann ich. Die CD wird ein paar Mal hin und her geworfen und landet dann zufällig vor dir auf deinem Tisch. Ja. Wie würdest du reagieren? Ich würde sie zurückwerfen. Hast du keine Angst, dass etwas passieren könnte? Wenn ein Lehrer reinkommt muss ich sonst in der Pause runter. Die Konsequenz wäre, dass du heruntergeschickt würdest. Ja. Gäbe es denn sonst noch irgendwelche Konsequenzen? Vielleicht, dass jemand verletzt wird. Also, wenn ich jemand treffe mit der Scheibe. (Pause) O.k., würde es dir etwas ausmachen, bzw. würde es dich treffen, wenn sich jemand verletzt? Ja. Aber trotzdem – du hast es ja vorhin zugegeben – du würdest da mitmachen bei dem Spielchen?! Nicht wirklich. Also jetzt im Nachhinein, wo dir etwas bewusster wird, was damit passieren kann, würdest du etwas anderes machen, also wegwerfen. Ja. Gibt es denn noch andere Möglichkeiten? Das Beste wäre ihm zu sagen, dass er aufhören soll. (weitere Stelle auf dem Band ist leider nicht zu verstehen). Ich würde gern noch ein zweites Thema mit dir besprechen. Manchmal ist es ja so, dass sich die Schüler unter einander beleidigen. Stell dir mal folgende Situation vor: Ein Schüler, mit dem du sehr gut befreundet bist, wird von zwei Mitschülern beleidigt. Das kommt ja schon einmal vor oder dass die Mütter beleidigt werden. Die beiden beleidigen jetzt also deinen Freund so, dass er denen Prügel androht. Ja. Das geht jetzt sogar so weit, dass er so in Wut gerät, dass er sie in den Magen boxt. Also bei mir ist das so, ich habe mich in der Grundschule so oft geschlagen, dass ich jetzt keine Lust mehr darauf hab’. Jetzt schlage ich mich nicht mehr. ...Du schlägst ja nicht! Du kriegst das ja nur mit, dass da ... Ja also, ich bin jetzt seit drei Jahren grundsätzlich gegen Gewalt, also ich würde schon sagen, dass er aufhören soll. Ja, aber die anderen haben ihn bös’ beleidigt und ihn so in Wut gebracht, sodass er jetzt so in Rage ist, dass er die jetzt letztendlich geschlagen hat. Ich würde ihn zurechtweisen und mit Worten überzeugen. Also, hast du die Situation nicht verstanden. Zwei Jungen reizen deinen Freund so sehr, dass der anfängt sich zu wehren und die beiden schlägt. Ich würde ihn zurückhalten. Dann würdest du also deinen Freund zurückhalten? Ja. Warum würdest du das machen? Weil, es könnte ja so passieren, dass er dann mehr zurückbekommt und er dann verletzt wird. Könnte sonst noch was sein? Ja, er wird wahrscheinlich zum Schulleiter geschickt. Warum? Weil er sich geschlagen hat. Meinst du der Unterricht selbst jetzt, der hat irgendetwas an deiner Meinung geändert? Also, ich pass schon mehr auf, dass ich nicht so viel Ärger habe oder in den Trainingsraum muss, aber ... . Aber? Ja, (weitere Stelle auf dem Band ist leider nicht zu verstehen). Ich hab noch ein anderes Beispiel. Stell dir mal folgende Situation vor: Du hast kein Taschengeld mehr und du willst mit deinen Freunden unbedingt in Darmstadt aufs Heinerfest gehen, mit dem einen oder anderen Fahrgeschäft mitfahren oder mal ne Pommes essen. Und ein guter Kumpel gibt dir einen CD-Player und sagt, dass du ihn verkaufen kannst. Du weißt aber ganz genau, dass der geklaut ist. Was machst du? (Pause) Ich glaube, ich würde sagen: Ne, den verkaufe ich nicht. Dann habe ich lieber keine Kohle. Welche Folgen könnte denn das für dich haben, wenn du ihn verkaufst? Wenn ich den verkaufen würde und irgendeiner würde mich darauf ansprechen, wo ich den herhabe, dann würden sie mich vielleicht festnehmen. Weißt du denn, was das für eine Straftat ist? Ja, Hehlerei. Genau. Zum Schluss wollte ich dich noch was fragen, so allgemein. Hast du denn etwas in der Unterrichtseinheit dazugelernt und was? Ich habe gelernt, was es für Straftaten gibt und dass ich dafür bestraft werden kann. Denkst du da besonders an Dinge, die dich da betreffen oder hast du auch mal darüber nachgedacht, was das für andere bedeutet? Für mich selbst. Denkst du auch so im Alltag über Dinge anders nach? Wenn du etwas siehst, denkst du dann: o.k., das ist nicht ganz rechtens? Also bei manchen Sachen weiß ich jetzt besser Bescheid 8. Interpretation der Daten Allgemein ist bei der Interpretation der Daten und der folgenden Betrachtung über unseren Erfolg zu berücksichtigen, dass durch die enge Zusammenarbeit der Lehrkräfte und der arbeitsteiligen Vorbereitung der einzelnen Unterrichtseinheiten die Unterrichtsreihe inhaltlich und methodisch (Arbeitsmaterialien sowie Unterrichtsformen) außergewöhnlich gut vorbereitet war. Ein weiterer wichtiger Aspekt für die Interpretation der Daten ist in einer besonderen Motivation der SchülerInnen für dieses Thema zu sehen. Neben der guten Vorbereitung der Unterrichtseinheit muss als Ursache dafür vor allem der Bezug zu der Alltagswelt der SchülerInnen angeführt werden. Einige SchülerInnen waren bereits mit dem Gesetz in Konflikt und/oder mussten als Zeugen vor Gericht erscheinen und/ oder erlebten gewalttätige Auseinandersetzungen in oder in der Umgebung der Schule bzw. in ihrer Freizeit mit. a) Interpretation der Kartenabfrage Die Ergebnisse der beiden Klassen unterscheiden sich äußerlich sehr deutlich voneinander. Während in der 8a Stichpunkte genannt wurden, führten die SchülerInnen der 8c die Strafdelikte detaillierter aus. Wir führen dies zum einen auf die verwendeten Schreibutensilien zurück (die 8a schrieb mit dicken Filzstiften und die 8c mit Füller). Zum anderen wurden die Arbeitsaufträge unterschiedlich gestellt. Die SchülerInnen der 8c wurden explizit aufgefordert, Beispiele zu notieren. Unabhängig davon zeigt sich, dass von den SchülerInnen in ähnlicher Häufigkeit die gleichen Bereiche genannt wurden (z.B. Diebstahl, Sachbeschädigung, Körperverletzung). Erstaunt nahmen wir zur Kenntnis, dass sehr häufig Delikte aus dem Bereich des Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz genannt wurden. Unter der Annahme, dass die SchülerInnen ihre Alltagserfahrungen einfließen ließen, haben offensichtlich einige unserer SchülerInnen Berührungspunkte mit legalen und illegalen Drogen. Dies offenbart sich für uns im Schulalltag nicht in der Form wie das bei Diebstahl, Sachbeschädigungen und Körperverletzungen allgegenwärtig zu Tage tritt. In beiden Klassen wurde nicht deutlich genug gesagt, dass die SchülerInnen nur Delikte notieren sollen, die häufig von Jugendlichen begangen werden. Dadurch erklärt sich die häufige Nennung von Delikten wie z.B. Mord, Vergewaltigung und Zuhälterei. In beiden Klassen wurde ausgiebig darüber diskutiert, ob Sachbeschädigung oder Körperverletzung „aus Versehen“ strafbar ist. Fahrlässige Sachbeschädigung und Körperverletzung war den SchülerInnen offensichtlich als Delikt nicht bekannt. Erwähnenswert ist noch, dass einige SchülerInnen den Gebrauch von Drogen (Cannabis) oder Sachbeschädigung (Zerstechen von Autoreifen) nicht als Strafdelikt ansahen. b) Interpretation des Fragebogens Bei der Interpretation ist zu berücksichtigen, dass die Erhebung losgelöst von der Unterrichtseinheit durchgeführt wurde, so dass die SchülerInnen noch keinen Bezug zur Unterrichtsreihe hatten und die Fragebögen unvoreingenommen und ehrlich (sie wurden dazu ausdrücklich aufgefordert) ausgefüllt haben. Die von uns beobachtete ruhige und konzentrierte Arbeitsatmosphäre legt dies nahe. Zu den einzelnen Fragestellungen sind folgende interessante Aspekte zu betrachten. Du gehst mit deinem Freund durch den Park. Er wird von einem Jugendlichen übel beschimpft. Um ihn zu rächen, trittst du dem Jugendlichen vor das Bein und wirfst ihn zu Boden. In beiden Klassen gibt es ca. 20% der SchülerInnen, die diese Körperverletzung begehen würden. Interessant ist, dass in der 8a über 30% der Mädchen sich so verhalten würden, aber keines dieser Mädchen das Verhalten richtig findet. Offensichtlich kennen sie das objektive Recht, aber reagieren dennoch emotional. Ein Drittel der Jungen der Klasse 8c scheint es bewusst zu sein, dass sie bei einem solchen Verhalten Konsequenzen zu erwarten haben. Wir führen das darauf zurück, dass in der Klasse ähnliche Situationen vorgefallen sind und diese besprochen und geahndet wurden. Du sitzt mit Freunden in der Straßenbahn und ihr habt viel Spaß. Es geht ein dicker Filzstift rum und deine Freunde schreiben ihren Namen und ein Zeichen auf die Rückseite eines Sitzes. Du nimmst auch den Stift und malst auf den Sitz. Auffällig ist, dass das „Bemalen von Straßenbahnsitze’’ fast ausschließlich von Mädchen gemacht oder als cool und nicht so schlimm empfunden wird. Diese Tendenz ist in der 8c weniger ausgeprägt. Aber auch hier war dies im Vorfeld im Rahmen einer Unterrichtsfahrt Thema in der Klasse. In der Klasse 8a wird deutlich, dass Strafe nicht vor der Tat schützt; die Zahl der Mädchen, die wissen, dass sie Ärger bekommen ist genauso groß wie die Zahl der Mädchen, die sich so verhalten würden. Das Ergebnis deckt sich mit unseren Erfahrungen an der Schule. Dort sind es insbesondere die Mädchentoiletten und –umkleideräume, die solche Schmierereien aufweisen, obwohl bei Bekannt werden strikte Ordnungsmaßnahmen zu erwarten sind. Auf Klassenfahrt gehst du mit deiner Gruppe in die Stadt. Jeder von euch soll eine Aufgabe erfüllen, damit er an der Nachtparty teilnehmen darf. Du sollst eine Zeitschrift aus einem Ständer an einem Kiosk einstecken. Du gehst hin und als du sicher sein kannst, dass dich niemand sieht, steckst du die Zeitschrift unter deine Jacke. Generell gibt es nur wenige SchülerInnen in beiden Klassen, die diesen Diebstahl begehen würden. Auffällig dabei ist, dass der Anteil der Mädchen größer ist als der der Jungen. In der 8a würden sogar nur Mädchen stehlen. Grundsätzlich alle SchülerInnen wissen, dass diese Tat nicht richtig ist. Offenbar deckt sich beim Strafdelikt Diebstahl das subjektive Rechtsempfinden mit unserem objektiven Recht. Auf dem Spielplatz in deiner Nachbarschaft gibt es nur ein Fußballfeld. Dort spielen immer die jüngeren Kinder. Das stört dich. Deshalb gehst du hin und sagst, wenn sie noch mal dort spielen, holst du deine Freunde und ihr würdet sie verprügeln. In diesem Fall würden verschwindend wenige SchülerInnen den jüngeren Kindern drohen. Ein solches Vorgehen finden auch alle nicht richtig. Da wir jedoch im Schulalltag öfter beobachten, dass jüngere SchülerInnen durch ältere geärgert oder ihnen gar gedroht wird, vermuten wir, dass sich die meisten SchülerInnen mit diesem Fallbeispiel nicht identifizieren konnten. Unter euch Freunden gilt es als Scherz jemanden im Vorbeigehen in den Rücken zu boxen. Du machst dies bei einem Freund. Der erschreckt sich so, dass er in ein Fenster fällt und sich dabei den Arm zerschneidet. Zu unserem Erstaunen stellten wir fest, dass niemand aus den beiden Klassen sich an diesem Scherz beteiligen würde. In unserem Schulalltag begegnen wir aber ständig solchen Handgreiflichkeiten, die nur aus „Spaß’’ begangen wurden. Wir vermuten, dass die Benennung der Konsequenz (zerschnittener Arm) die SchülerInnen zu ihren Antworten veranlasst hat. Die Diskussion über fahrlässiges Verhalten und die späteren Aussagen in den Interviews hingegen decken sich mit unseren alltäglichen Erfahrungen. Es ist Kerb und dein Taschengeld ist schon aufgebraucht. Ein Freund möchte dir helfen. Er bietet dir zwei MP3-Player an. Du weißt zwar, dass der Bruder deines Freundes sie gestohlen hat, nimmst sie aber dankbar an und verkaufst sie an Bekannte. Nun kannst du wieder auf die Kerb. Hehlerei wird in beiden Klassen von beiden Geschlechtern mit ca. 30 % als nicht so schlimm empfunden. Der Anteil der SchülerInnen, der Ärger befürchtet, ist mit unter 20% sehr gering. In Zusammenhang mit der Kartenabfrage, bei der Hehlerei gar nicht erwähnt wurde, ist zu vermuten, dass Unkenntnis über den Straftatbestand herrscht. Diese Unkenntnis führt offenbar dazu, dass dies als nicht so schlimm empfunden wird. Ein Mitschüler hat die Aufgabe Geld für eine Lektüre einzusammeln. Du hast das Geld von deinen Eltern erhalten, aber für eine neue Karte für dein Handy ausgegeben. Nun versicherst du der Lehrerin glaubhaft, dass deine Mitschülerin vergessen hat dich auf der Liste abzuhaken, obwohl du bezahlt hast. Auch einen Betrug würden nur sehr wenige SchülerInnen der beiden Klassen begehen. Wir hätten auch hier einen höheren Prozentsatz erwartet. Allerdings bleibt die Frage offen, ob das Antwortverhalten durch das Fallbeispiel, dass sich auf den Klassenverband bezieht, beeinflusst wurde. c) Interpretation der Klassenarbeit Vorab ist anzumerken, dass die Klassenarbeit in beiden untersuchten Klassen außergewöhnlich gut ausgefallen ist (siehe Notenspiegel). Die Klassenlehrer schätzen die SchülerInnen der Klasse 8c im Durchschnitt aufgrund ihrer Zusammensetzung als etwas leistungsstärker ein. Dies spiegelt auch der Notenspiegel beider Klassen wider. Dieses gute Ergebnis führen wir auf die Motivationslage der SchülerInnen zurück. Im Einzelnen werden die Ergebnisse der Klassenarbeit von uns wie folgt interpretiert. Die Unterscheidung zwischen subjektiven Rechtsempfinden und objektiven Recht fiel den SchülerInnen schwer, weil die Beantwortung einen hohen Abstraktionsgrad erfordert, den ein Großteil der SchülerInnen nur schwer leisten kann. Außerdem wurde zu diesem Thema keine schriftliche Ergebnissicherung im Heft vorgenommen, mit deren Hilfe sich die SchülerInnen auf die Klassenarbeit vorbereiten konnten. Wir können zudem im Schulalltag immer wieder feststellen, dass viele SchülerInnen nach ihrem subjektiven Rechtsempfinden handeln und somit in Konflikt mit Regeln und Gesetzen kommen. Erst in Gesprächen wird ihnen die Konsequenz (objektives Recht) bewusst. Wir glauben einen Zusammenhang zu sehen zwischen dem kognitiven Begreifen des Unterschiedes und der eigenen Handlungsweise. Die Tatsache, dass die SchülerInnen der Klasse 8c die 2. Aufgabe deutlich besser beantworten konnten, begründen wir damit, dass in dieser Klasse mehr Fallbeispiele zur Unterscheidung zwischen subjektiven Rechtsempfinden und objektiven Recht besprochen wurden. Die Unterrichtsstunde in der Klasse 8a wurde beeinflusst durch Unterrichtsstörungen von außen, sodass insgesamt etwas weniger Zeit zur Bearbeitung dieses Teilaspektes zur Verfügung stand. Die Unterscheidung zwischen öffentlichem und privatem Recht fiel den SchülerInnen generell schwer, weil ihnen diese Einteilung zu abstrakt erschien – es ist ihnen letztendlich nicht so wichtig, ob das Recht im Bürgerlichen Gesetzbuch oder im Strafgesetzbuch aufgeführt ist. Bei Beantwortung der Aufgabe 3 zeigte sich wiederum das fehlende Abstraktionsvermögen vieler SchülerInnen. Ihnen war hier das Aufzählen konkreter Beispiele viel präsenter als die Nennung einzelner Rechtsbereiche. Das deckt sich auch mit dem guten Ergebnis der Aufgaben 6 und 7, in denen die SchülerInnen vorgegebenen Fallbeispielen die entsprechenden Strafdelikte zuordnen bzw. Fallbeispiele für bestimmte Strafdelikte finden sollten. Schon im Unterricht war in dieser Phase eine besonders hohe Beteiligung aller SchülerInnen zu beobachten. Die Schwierigkeiten bei der Unterscheidung zwischen den Begriffen Raub und Diebstahl bzw. Nötigung und Erpressung zeigt wieder, dass einzelne SchülerInnen mit solchen Aufgaben kognitiv überfordert sind. Aufgabe 9 zielte auf die eigenen Handlungsmöglichkeiten der SchülerInnen als Zeugen und Opfer von Straftaten ab. Das überdurchschnittlich gute Abschneiden der SchülerInnen bei der Beantwortung dieser Aufgabe führen wir auf dauerhaftes Verhaltenstraining seit Klasse 5 im Fach „Soziales Lernen’’ und dessen Weiterführung in Klasse 7 (Projekttage) sowie in dieser Unterrichtsreihe zurück. Insgesamt zeigt das Ergebnis der Klassenarbeit, dass es einen Wissenszuwachs gegeben hat. So wurden viele Delikte, die noch bei der Kartenabfrage in den Klassen diskutiert oder noch gar nicht benannt wurden (z.B. Hehlerei) fehlerfrei bearbeitet. Auch die Rechtsstellung nach Altersstufen war im Unterricht zu Beginn der Unterrichtsreihe in beiden Klassen häufiges Gesprächsthema, konnte aber in der Klassenarbeit vom Großteil der SchülerInnen erfolgreich beantwortet werden. Auch fiel es den SchülerInnen nicht schwer, Fahrlässigkeit nun als Straftatbestand zu erkennen. Als einen weiteren Indikator für den Wissenszuwachs sehen wir, dass nicht nur Aufgaben mit einem hohen reproduktiven Anteil gut gelöst wurden, sondern auch eine Vielzahl von Aufgaben, bei denen die SchülerInnen einen Transfer zu leisten hatten. d) Interpretation der Interviews Die Interviews spiegeln viele der bisherigen Erkenntnisse wider und stützen einige unserer bisherigen Vermutungen. Bei allen interviewten Schülern ist ein deutlicher Wissenszuwachs zu verzeichnen. Im Gespräch erkennen sie selbstständig die fahrlässige Körperverletzung und grenzen sie von einer vorsätzlichen Tat ab. Ebenso ordnen sie dem letzten Gesprächsbeispiel sofort den Tatbestand der Hehlerei zu. Die Schüler selbst formulieren auch, dass sie etwas dazu gelernt haben. Die Kenntnis über Gesetze und die Konsequenzen bei deren Überschreitung stehen dabei für sie im Mittelpunkt. Zwei der interviewten Schüler sagen darüber hinaus, dass sich ihr Verhalten durch die Unterrichtsreihe geändert habe. Sie meinen zukünftig bei Schlägereien positiv einwirken oder eigene Konflikte nicht ausschließlich durch Gewalt lösen zu wollen. Sie wiederholen im Gespräch die im Unterricht erarbeiteten und eingeübten Verhaltensmöglichkeiten und Handlungsstrategien bei drohenden gewalttätigen Auseinandersetzungen. Hier sei angemerkt, dass einer der Schüler schon mehrmals wegen Körperverletzung straffällig geworden ist. Wie schon in Zusammenhang mit der Klassenarbeit angesprochen zeigen die Interviews deutlich, dass die SchülerInnen zunächst nach ihrem eigenen Rechtsempfinden handeln und mögliche Konsequenzen ihres Handelns nicht bedenken. Das erworbene Wissen, dass auch Fahrlässigkeit zur Strafe führt, schützt offenbar nicht vor Fehlverhalten. Als Wissenszuwachs ist hier jedoch eindeutig die sofortige Einsicht im Gespräch zu werten. Die Diskussionen im Rahmen der Kartenabfrage zeigten hier noch ein deutlich anderes Verhalten. Es kann an dieser Stelle auch festgehalten werden, dass, wie vermutet, in unserem Fragebogen die explizite Schilderung der Folgen bei der fahrlässigen Körperverletzung die SchülerInnen in ihrem Antwortverhalten beeinflusst hat. Dieses Verhalten zeigten die befragten Schüler ebenfalls. Erst als wir in unseren Gesprächen auf eventuell folgende Verletzungen aufmerksam machten, distanzierten sie sich davon. Dies deckt sich mit unseren Alltagserfahrungen in der Schule. Wie schon aufgrund der Kartenabfrage und des Fragebogens vermutet, zeigen die Interviews, dass den meisten SchülerInnen Hehlerei als Straftatbestand unbekannt war. Offenbar konnten wir mit unserer Unterrichtsreihe nicht zu jeder Zeit alle SchülerInnen erreichen, da ein Schüler im Interview Hehlerei nicht als Straftat erkannte. 9. Betrachtung der Erfolgskriterien Gemessen an unseren Entwicklungszielen war unsere Unterrichtseinheit erfolgreich. Alle drei von uns formulierten Evaluationskriterien können, wie schon die Interpretation der Daten zeigte, positiv ausgewertet werden. Im Folgenden wird auf die Ziele einzeln eingegangen. 1. Vor allem die Klassenarbeit zeigt, dass die SchülerInnen nun die verschiedenen für sie relevanten Straftaten kennen. Anfängliche Unsicherheiten, wie z.B. die Frage, ob Fahrlässigkeit auch strafbar ist, und Unkenntnis bestimmter Straftatbeständen (z.B. Hehlerei) konnten während der Unterrichtsreihe abgebaut werden. Die geführten Interviews stützen dieses Ergebnis. Schwierigkeiten bestehen jedoch noch bei wenigen SchülerInnen bei der Unterscheidung von Nötigung und Erpressung und bei der Abgrenzung von Raub zu Diebstahl. 2. Wir meinen auch eine deutliche Veränderung in der Einstellung der SchülerInnen zu Straftaten feststellen zu können. Dies muss allerdings für die einzelnen Straftatbestände differenziert betrachtet werden. Am eindrucksvollsten zeigt sich eine Veränderung bei der Hehlerei. Vor der Unterrichtsreihe sahen die SchülerInnen Hehlerei eher als Kavaliersdelikt an (in beiden Klassen fanden es ca. 30% nicht so schlimm, einige fanden es sogar richtig oder würden es auch machen). Bei den abschließenden Interviews jedoch äußerten alle interviewten Schüler, dass sie geklaute Sachen nicht weiter verkaufen würden und wussten auch, dass dies strafbar wäre. Wir werteten das Fehlen der Hehlerei bei der Kartenabfrage als Unkenntnis dieses Deliktes. Die Selbsteinschätzung der Schüler in den Interviews über den Lernzuwachs bestätigt diese Vermutung. Demnach hat sich bezüglich der Hehlerei die Einstellung der SchülerInnen aufgrund der in der Unterrichtsreihe erfolgten Aufklärung ergeben. Auch wenn bei den anderen Delikten das neu erworbene Wissen nicht unmittelbar zu einer Verhaltensveränderung führte, so zeigen die Interviews doch, dass die Schüler eine andere Einstellung zu bestimmten Delikten erworben haben. Ohne Diskussion und die uns geläufige Aussage: „Aber ich wollte das doch gar nicht!’’ erkannten die Schüler z.B. die Fahrlässigkeit einer Körperverletzung und schienen eventuelle Sanktionen zu akzeptierten. 3. Wie groß der Einfluss des sozialen Umfeldes (Freundeskreis und Familie) ist, wird noch deutlicher bei den Verhaltensweisen der SchülerInnen, wenn sie Straftaten begegnen. Wie erwartet hat ihre veränderte Einstellung zu bestimmten Dingen durch Wissensvermittlung keine wesentliche Verhaltensveränderung zur Folge. Allerdings zeigt die Klassenarbeit und die abschließenden Interviews, dass alle SchülerInnen in fiktiven Situationen alternative Handlungsstrategien nennen können. Die Bereitschaft diese im Alltag anzuwenden, ist jedoch bei den einzelnen SchülerInnen unterschiedlich stark ausgeprägt. Gerade Interview 2 macht bei dem Gespräch über die Körperverletzung deutlich, wie sehr SchülerInnen in ihrem sozialen Umfeld gefangen sind. Es zeigt aber auch, dass sie durchaus bereit sind, in der Schule vermittelte Werte aufzunehmen und diese auch umsetzen zu wollen. Diese Bereitschaft und der Wille, die auch vom Schüler in Interview 3 geäußert werden, machen unseres Erachtens erfreulicherweise deutlich, dass trotz des großen Einflusses der außerschulischen Sozialisation wir den SchülerInnen nicht nur verschiedene Handlungsstrategien vermittelt haben, sondern das diese, zwar unterschiedlich stark, das Verhalten beeinflussen können. 10. Schlussbetrachtung Die SchülerInnen haben begeistert an dieser Unterrichtsreihe mitgearbeitet. Sie zeigen immer eine große Motivation, wenn ihre Alltagswelt Unterrichtsgegenstand ist. Durch die gute Kooperation und intensive Vorbereitung ist es uns gelungen durch Methodenvielfalt in Verbindung mit den Unterrichtsinhalten diese Motivation bis zum Ende aufrechtzuerhalten. Leider hat es uns der Schulalltag nicht immer ermöglicht, unser Unterrichtsvorhaben wie geplant durchzuführen. Häufiger mussten Einheiten auf mehrere Unterrichtsstunden aufgeteilt werden, da dringend anstehende Klassengeschäfte vorrangig behandelt werden mussten. Dieses Problem wäre nur zu beseitigen, wenn die Unterrichtseinheit als mehrtägiges Ganztagesprojekt durchgeführt würde. Die Methodenwahl hat sich weitgehend als sinnvoll erwiesen. Lediglich bei der 9. und 10. Unterrichtsstunde erwies sich das Ausschneiden und Aufkleben von vorgegebenen Texten auf ein Arbeitsblatt als zu zeitintensiv. Die SchülerInnen konnten sich nicht ausreichend auf das Unterrichtsgeschehen konzentrieren, da ihre Aufmerksamkeit zu sehr auf Schneiden und Kleben gelenkt war. Da das Arbeitsblatt vorrangig als Ergebnissicherung dienen sollte, könnte die Erarbeitung auf Folie im Unterrichtsgespräch erfolgen und die SchülerInnen erhalten abschließend eine Kopie. Inhaltlich hat sich die Unterrichtsreihe als für die SchülerInnen gut nachvollziehbar erwiesen. Problematisch gestaltete sich die Unterscheidung von subjektivem Rechtsempfinden und objektiven Recht. Hier wäre zu überlegen, noch intensiver mit Beispielen zu arbeiten. Es hat sich gezeigt, dass die Einteilung in öffentliches und privates Recht für die SchülerInnen keine große Bedeutung hat. Verzichtet werden sollte darauf jedoch nicht, allerdings muss deutlicher erarbeitet werden, dass Strafrecht mit allen in der Folge bearbeiteten Delikten nur ein Teil des öffentlichen Rechts ist. Ein Schaubild wäre denkbar. Bei der Durchführung der Unterrichtseinheit konnten wir immer wieder feststellen, dass sie sich sehr gut an unsere bisherige Arbeit anschließt (Soziales Lernen, Präventionsprojekt, Projekttage). In Gesprächen, Rollenspielen und auch beim Erstellen von Informationsmaterial beobachteten wir vor allem beim Erarbeiten von alternativen Handlungsstrategien, dass die SchülerInnen ihre bisherigen Unterrichtserfahrungen und eingeübten Verhaltensweisen (z.B. respektvoller Umgang miteinander, Akzeptanz und Einhaltung von Regeln, gewaltfreies Lösen von Konflikten) einbrachten und diese auf außerschulische Situationen anwandten. Wir sehen darin eine Chance unsere SchülerInnen vor Konflikten mit dem Gesetz zu schützen und empfehlen diese Unterrichtsreihe als Fortsetzung der Arbeit in den Jahrgängen 5 -7 im Jahrgang 8 weiterzuentwickeln. Dies erscheint umso sinnvoller, da diese Evaluation zeigt, dass Verhaltensmuster auch in der Schule durch stetes Reflektieren und Einüben aufgebrochen und verändert werden können. Dies heißt aber auch für unsere zukünftige Arbeit in der 9. Klasse ein Feld zu finden bisher Erlerntes zu vertiefen und weiter zu führen. Überraschend war für uns vor allem die häufige Nennung von Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz bei der Kartenabfrage. Im Schulalltag spielen für uns Drogen keine große Rolle. Offensichtlich kommen unsere SchülerInnen damit häufiger in Berührung als es uns bisher bewusst war. Daher erscheint eine Behandlung dieses Themas im Unterricht nicht nur sinnvoll, sondern auch notwendig. Eine der beiden evaluierten Klassen hat aufgrund dieser Erfahrungen dazu eine Unterrichtsreihe durchgeführt. Auch hier wäre überlegenswert Zeit dazu im regulären Lehrplan einzuräumen. Anhang: Unterrichtsstunden 1. Unterrichtsstunde Einstieg (5 Minuten) L. schreibt Thema Jugendkriminalität an die Tafel und stellt Thema der Stunde vor. „Ihr habt bestimmt schon oft über Straftaten gehört, die von Jugendlichen begangen worden sind oder habt vielleicht sogar schon welche beobachtet. Wir wollen heute sammeln, welchen verschiedenen Straftaten, die häufig von Jugendlichen verübt werden, ihr schon begegnet seid.“ L. schreibt Stundenthema Welchen Straftaten sind wir schon begegnet? an die Tafel. Erarbeitungsphase – Stillarbeit (5 Minuten) Jede/r S. erhält drei Karten. L. gibt Arbeitsauftrag: „Schreibt auf jede Karteikarte ein Beispiel einer Straftat, von der ihr gehört habt oder die ihr gesehen habt.“ Erarbeitungsphase – Gruppenarbeit (15 Minuten) Es werden Vierergruppen gebildet. L. gibt Arbeitsauftrag (siehe AB Arbeitsauftrag). Präsentation (10 Minuten) Die Gruppen hängen der Reihe nach ihre Karten unter den von ihnen gefundenen Überschriften an die Tafel und stellen kurz die einzelnen Fälle vor. Sollte die Gruppe zu dem Schluss gekommen sein, dass einzelne Beispiele keine Straftaten sind, werden diese unter der Überschrift „keine Straftaten“ an die Tafel gehängt. Zusammenfassung und Ausblick (10 Minuten) Im gemeinsamen Gespräch werden die Gruppenergebnisse verglichen und nochmals unter gemeinsamen Überschriften zusammengefasst. L. gibt Ausblick auf weitere Unterrichtseinheit, z.B.: „Ihr habt hier schon viele Straftaten genannt, aber einige wichtige fehlen in dieser Zusammenstellung noch. Die werden wir gemeinsam kennen lernen. Außerdem schauen wir, ob diese Beispiele wirklich keine Straftaten sind. Wir werden uns auch darüber unterhalten, ab welchem Alter ihr zur Rechenschaft gezogen werden könnt und welche Folgen es hat, wenn Jugendliche straffällig werden.“ Arbeitsauftrag Gruppenarbeit Ihr habt 15 Minuten Zeit. 1. Bestimmt eine/n ZeitwächterIn, ein/e SchriftführerIn, ein/e GesprächsleiterIn und eine Person, die euer Ergebnis an der Tafel vorstellt. 2. Jede/r von euch stellt seine/ihre drei Beispiele vor. 3. Sind alle Beispiele Straftaten. Diskutiert und sortiert die aus, die euerer Meinung nach keine Straftaten sind. 4. Habt ihr gleiche Straftaten gefunden? Sortiert euere Beispiele und findet dazu Überschriften. Wichtig: Das Tafelbild muss zur Evaluation festgehalten werden (Sammeln der Karten mit Überschriften)! Eindrücke über Diskussionen und Diskussionsprozesse bitte im Evaluationstagebuch (Jahrgangsraum) festhalten. 2. Unterrichtsstunde Einstieg (5 Minuten) L. stellt Stundenthema vor: „Letzte Stunde haben wir gesammelt, wo Jugendliche häufig mit dem Gesetz in Konflikt geraten, also straffällig werden. Bevor wir euere Beispiele genauer besprechen und ergänzen, beschäftigen wir uns heute zunächst damit, was jeder einzelne von euch als Recht und Unrecht empfindet und warum wir überhaupt Gesetze brauchen.“ L. notiert Thema an der Tafel Recht und Rechtsempfinden. Erarbeitungsphase – Unterrichtsgespräch (20 Minuten) L. legt Folie1 auf. „Beschreibt die in der Collage dargestellten Situationen.“ L. notiert Stichpunkte an der Tafel. Regeln in unserem Alltag – einige Beispiele Ampel Verkehrsschilder usw. (fakultativ) L. fordert S. auf weitere Regeln aus dem Alltag zu nennen und ergänzt damit das Tafelbild. S. übernehmen Tafelbild. Erarbeitungsphase - Unterrichtsgespräch (10 Minuten) „Warum sind bei diesen Beispielen rechtliche Regelungen erforderlich? Können wir gut auf solche verzichten?“ S. diskutieren die Fragen. L. notiert Schlüsselwörter an der Tafel: Gemeinschaft, friedliches Zusammenleben, Schutz u. ä. Erarbeitungsphase – Stillarbeit (10 Minuten) „Alles, was ihr bisher besprochen habt, können wir in kurze Sätze zusammenfassen.“ L. verteilt Lückentext. S. kleben ein, bearbeiten ihn und lesen vor. 1 Arbeitsbuch Menschen Zeiten Räume S. 174 Regelverstöße Nicht schlimm Regel/Gesetz o.k. Sehr schlimm 1. Bei Rot über die Ampel gehen, wenn kein Auto kommt. 2. Bei Rot darf man nicht über die Straße gehen. 3. 1. 2, 3. 1. 2. 3. 3. Unterrichtsstunde Einstieg (5 Minuten) „Heute Morgen als ich zur Schule kam, sah ich eine Schülerin. Es klingelte gerade zum ersten Mal. An der Ampel an der Karlstraße schaute sie sich um. Es kam kein Auto und da lief sie schnell über die rote Ampel um nicht zu spät zu kommen.“ S. beschreiben ihr unterschiedliches Rechtsempfinden. Erarbeitungsphase Partnerarbeit (15 Minuten) — „Wir nehmen also nicht alle Regeln gleich wichtig. Findet je drei Beispiele für Regelverstöße, die ihr nicht schlimm, o. k. und sehr schlimm findet. Legt eine Tabelle in euerem Heft an. Nehmt euer Heft quer.“ Regelverstöße nicht schlimm 1. Bei Rot über die Ampel gehen, wenn kein Auto kommt. Regel/Gesetz o. k. sehr schlimm Bei Rot darf man nicht über die Straße gehen. Subjektives Rechtsempfinden Objektives Recht L. schreibt Tabellenbeispiel an die Tafel. Einige S stellen ihre Beispiele vor. Erarbeitungsphase — Unterrichtsgespräch (10 Minuten) „Woran liegt es denn, dass wir häufig ein anderes Rechtsempfinden haben als die Gesetze uns vorschreiben?“ S. nennen Folgen und Konsequenzen der Regelverstöße. „Es gibt offensichtlich manchmal einen Unterschied zwischen dem, was wir denken und empfinden und dem, was das Gesetz uns vorschreibt. Wir nennen dies subjektives Rechtsempfinden und objektives Recht.“ L. ergänzt die Tabelle (s. o.) und S. übernehmen es. Erarbeitungsphase — Partnerarbeit (10 Minuten) „Findet Gründe, warum ein objektives Recht notwendig ist (auch wenn die Folgen und Konsequenzen ohne Recht klein erscheinen).“ S. diskutieren und schreiben Gründe auf. Auf einer Folie werden Gründe schon während der Erarbeitungsphase gesammelt. Folie mit Stift geht herum. Folie wird gemeinsam besprochen. Ergebnissicherung (5 Minuten) L. verteilt Text zum Einkleben. Text wird vorgelesen. Setze folgende Begriffe ein: Zusammenleben, Recht, Schutz, Entfaltung, Gesetz, Erfindung, Lebensregeln, Gemeinschaft, friedliches. _____________ und _______________ beinhalten die ______________________ unserer ______________________ Das bedeutet auch einen _______________ für jeden — zur freien _______________________ des Individuums. Recht und Gesetz waren eine großartige ___________________ der Menschen um ein _____________________ _______________________________ zu ermöglichen. 4. Unterrichtsstunde Einstieg: (2 Minuten) L.: „ In der letzten Stunde haben wir die Unterschiede zwischen subjektiven Rechtsempfinden und objektiven Recht herausgearbeitet. Das Recht lässt sich in zwei große Bereiche einteilen: Das öffentliche Recht und das Privatrecht bzw. Zivilrecht. Wir wollen heute diese beiden Bereiche kennen und unterscheiden lernen.“ Erarbeitungsphase – Partnerarbeit (20-25 Minuten) S. lesen Text und diskutieren die ersten beiden Aufgaben untereinander. S. fixieren die Ergebnisse in ihrem Heft Erarbeitungsphase – Unterrichtsgespräch (5 Minuten) Einige Formulierungen werden vorgestellt und verglichen. Lehrervortrag/ kurzes Unterrichtsgespräch (3 Minuten) L. nennt zwei Beispiele: 1. Ein Jugendlicher geht zum Bäcker und kauft sich ein Päckchen Kaugummi. 2. In einer Kneipe hängt ein Schild, das auf das Jugendschutzgesetz hinweist: Es ist verboten, Jugendlichen unter 16 Jahren Alkohol auszuschenken. Er fragt, was diese zwei Beispiele mit den Begriffen öffentliches Recht und Privatrecht bzw. Zivilrecht zu tun haben. S. sortieren zu. Erarbeitungsphase (10 Minuten) S. nennen weitere Bereiche, die den beiden Rechtsbereichen zugeordnet werden können. L. trägt die Begriffe in eine Tabelle an der Tafel zusammen (siehe Tabelle AB). Ergebnissicherung (5 Minuten) S. übertragen die Begriffe in ihre Tabelle auf AB. Die Bereiche des Rechts Öffentliches und privates Recht Das Recht ist nicht einfach zu durchschauen. Deshalb gibt es Fachleute dafür, die Anwälte und Richter. Aber jeder Bürger sollte wissen, dass man das Recht in zwei große Bereiche einteilt, nämlich in das öffentliche Recht und in das Privatrecht oder Zivilrecht. Im öffentlichen Recht stehen sich als Streitpartner meist Staat und Bürger gegenüber. Auch staatliche Behörden müssen sich an bestehende Gesetze halten und können vom Bürger verklagt werden. Es geht dabei um den Ausgleich zwischen Einzelinteresse und dem übergeordneten Gemeinwohl. Im Strafrecht, das zum öffentlichen Recht gehört, droht der Staat jedem Strafe an, der sich mit schädlichen Handlungen am Leben, an der Gesundheit oder am Besitz anderer vergeht. Jeder ertappte Straftäter wird vom Staat, genauer: von der Polizei oder vom Staatsanwalt, angezeigt und vor Gericht gebracht. Das Strafgesetzbuch (StGB) enthält dazu wichtige Regelungen. Im Zivilrecht geht es um Streitfragen zwischen Privatpersonen. Sie sind vor Gericht gleichberechtigt. Ein unabhängiges Gericht entscheidet, wer von wem geschädigt wurde und wer welchen Schadensersatz zu leisten hat. Das rechtliche Verfahren wird im Zivilrecht nicht vom Staat, sondern von privater Seite in Gang gesetzt. Im Normalfall geschieht das über Rechtsanwälte. Die bestehenden Gesetze im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) sollen besonders die schwächeren Vertragspartner schützen. In Partnerarbeit: 1 Gebt mit Hilfe des Textes schriftlich an, wie sich Zivilrecht und Strafrecht unterscheiden. 2 Verdeutlicht Unterschiede zwischen Zivil- und Strafrecht an Beispielen. 3 Nennt wichtige Bereiche des öffentlichen Rechts und des Zivilrechts: Öffentliches Recht Privatrecht beschäftigt sich z.B. mit beschäftigt sich z.B. mit 5. Unterrichtsstunde Einstieg: (2 Minuten) L.: „ In der letzten Stunde haben wir das öffentliche Recht und das Privatrecht bzw. Zivilrecht kennen gelernt. Wir wollen heute an Hand von Beispielen unser Wissen vertiefen.“ Erarbeitungsphase – Stillarbeit (5-10 Minuten) S. lesen die 3 Texte der Fallbeispiele durch. (Arbeitsblatt)2 Erarbeitungsphase – Partnerarbeit (5 Minuten) S. diskutieren untereinander, zu welchem Rechtsbereich diese Beispiele gehören. Erarbeitungsphase – Unterrichtsgespräch (5 Minuten) Die Diskussionsergebnisse werden im Plenum zusammengetragen. Erarbeitungsphase (15 Minuten) S. sollen sich aus Tabelle der 5. Unterrichtsstunde aus jedem Bereich (Öffentliches Recht – Privatrecht) jeweils einen Bereich aussuchen und dazu ein Fallbeispiel entwerfen (ins Heft): Überschriften: Fallbeispiel für den Bereich Öffentliches Recht Fallbeispiel für den Bereich Privatrecht/ Zivilrecht Präsentation (10 Minuten) S. stellen eigene Fallbeispiele vor. 2 siehe Fallbeispiele aus Menschen Zeiten Räume, S. 179 (Arbeitsauftrag Nr. 4) 6. Unterrichtsstunde Einstieg (10 Minuten) L. verteilt Geschichte über Fahrradkauf. S. kleben Blatt ein und ein/e S. liest Geschichte vor. L. wartet auf S.-Reaktionen und sammelt sie in Stichpunkten an der Tafel (z.B. Eltern können bestimmen oder Peter darf selbst über sein Geld bestimmen) Erarbeitungsphase – Partnerarbeit (15 Minuten) „Ich habe euch hier Texte mitgebracht, mit deren Hilfe wir genau sagen können, ob Peter das Rad kaufen durfte. Leider sind sie etwas durcheinander geraten.“ L. verteilt AB und fordert S. auf es mit der/dem TischnachbarIn zu bearbeiten. Ergebnissicherung und Anwendung (10 Minuten) S. lesen Texte mit Altersstufen vor. Es werden Verständnisfragen geklärt. „Entscheidet jetzt, ob Peter das Rad kaufen durfte.“ S. diskutieren erneut und benennen die entsprechende Rechtsstellung mit Altersstufe (voll geschäftsfähig). L. notiert an der Tafel „Der Vater hat Recht. Bis 18 Jahre sind Kinder/Jugendliche nur beschränkt geschäftsfähig.“ und S. übernehmen ins Heft. Vertiefung (10 Minuten) L. verteilt 2. Geschichte. S. kleben Blatt ein und ein/e S. liest Geschichte vor. „Sieht Hannes die Rechtslage richtig?“ S. diskutieren und stellen fest, dass Hannes beschränkt strafmündig ist. L. notiert an der Tafel „Hannes hat nicht Recht. Ab 14 Jahren ist man beschränkt strafmündig.“ Und S. übernehmen ins Heft. Hausaufgaben (5 Minuten) S. lesen sich Hausaufgaben durch und stellen eventuell Verständnisfragen. 1. Geschichte: Morgen kaufe ich mir mein Rennrad! Peter strahlt. Vor zwei Wochen ist er 13 Jahre alt geworden. Alle seine Verwandten haben ihm Geld geschenkt, da er sich gerne ein Rennrad kaufen möchte. Er spart schon ein halbes Jahr für seinen Herzenswunsch und hat sein Taschengeld durch Auto waschen und Rasen mähen in der Nachbarschaft aufgebessert. Nun hat er genügend Geld zusammen und kauft sich im Fahrradladen ein schickes Rennrad mit allen Schikanen. Stolz radelt er nach Hause und erlebt eine böse Überraschung. Sein Vater ist entsetzt und verlangt, dass er das Fahrrad sofort zurück bringt. Es sei viel zu gefährlich mit einer solchen Rennmaschine zu fahren und außerdem sei sie zu teuer. Der Händler hätte ihm das Rad gar nicht verkaufen dürfen, sagt Peters Vater. Peter versucht seinen Vater umzustimmen: „Aber ich habe doch für das Geld gearbeitet. Den Rest habe ich geschenkt bekommen. Es ist mein Geld.“ 7. Unterrichtsstunde Einstieg (Unterrichtsgespräch 10 Minuten) S. stellen die Ergebnisse ihrer Hausaufgaben vor. Sie diskutieren die Antworten und ergänzen sie gegebenenfalls. Erarbeitungsphase (Unterrichtsgespräch 10 Minuten) Ein/e S. liest die 2. Geschichte vor. S. diskutieren, ob Hannes Recht ab. L. notiert Antwort an der Tafel, S. übernehmen sie ins Heft. Erarbeitungsphase (Partnerarbeit 15 Minuten) L. verteilt AB und fordert S. auf es mit ihrer/ihrem NachbarIn zu bearbeiten. S. lesen Fallbeispiele und notieren Antworten auf dem AB. Einzelne S. stellen ihre Ergebnisse vor. Einstimmung und Ausblick (Unterrichtsgespräch 10 Minuten) L. legt Folie auf. „Findet ihr es richtig, was der Zeitungsleser denkt?“3 S. diskutieren Abbildung und begründen ihre Meinung. L. gibt Ausblick auf die nächsten Stunden. „Grundsätzlich unterliegen Jugendliche den gleichen Gesetzen wie Erwachsene. Diebstahl ist Diebstahl und Mord ist Mord. Wir werden uns in den nächsten Stunden damit beschäftigen, welche verschiedenen Delikte und Straftaten es gibt. Dann können wir auch mal prüfen, wie vollständig euere erste Auflistung (Kartenabfrage) war.“ 1. Schneidet die Texte aus und lest sie! 2. Überlegt euch welcher Text zu welcher Überschrift gehören könnte! Wenn ihr euch ganz sicher seid, klebt die Texte in der richtigen Reihenfolge mit den Überschriften in euer Heft! Mit Zustimmung der Eltern kann der Jugendliche heiraten. Für ihn gelten nicht mehr die Bestimmungen des Jugendschutzgesetzes. Vor Gericht darf ein Eid abgelegt werden. Der Schulbesuch wird zur Pflicht. Jetzt wird der junge Bundesbürger volljährig. Er darf alle Geschäfte tätigen, Verträge abschließen, heiraten ohne Erlaubnis der Eltern, er darf Wählen und gewählt werden, den Führerschein für das Auto machen. Die Männer unterliegen der Wehrpflicht. Der junge Erwachsene muss nun auch voll für seine Geschäfte und auch für mögliche Straftaten einstehen. Zwischen 18 und 21 Jahren kann noch das Jugendstrafrecht angewendet werden. Die Religionszugehörigkeit darf vom Jugendlichen frei gewählt werden, die Eltern müssen nicht mehr gefragt werden. Der Jugendliche ist nun „beschränkt strafmündig“. Das bedeutet, dass er ab jetzt für seine Straftaten zur Verantwortung gezogen werden kann. Das Kind ist „beschränkt geschäftsfähig“. Das bedeutet, dass das Kind beschränkt über Taschengeldbeträge selbst verfügen darf. Alle Geschäfte jedoch, die über kleine Beträge hinausgehen, müssen von den Eltern genehmigt sein und können auch von ihnen rückgängig gemacht werden. Für Vergehen oder Straftaten wird ein Kind nicht bestraft. Überschriften Ab 6 Jahren 3 Ab 16 Jahren Menschen Zeiten Räume, S. 184 Ab 14 Jahren Ab 18 Jahren Ab 7 Jahren 2. Geschichte: Ein Graffitisprayer Hannes ist vor vier Wochen vierzehn Jahre alt geworden. Zu seinem Geburtstag hat er von seinem Onkel heimlich 30 Euro zugesteckt bekommen – für einen Extrawunsch. Hannes hat seit einiger Zeit ein neues Hobby, er ist unter die Graffitisprayer gegangen. Ihm gefallen die bunten Bilder und er findet, dass die tristen Hauswände damit viel besser aussehen. Von den 30 Euro kauft er sich neue Spraydosen und möchte damit seiner Freundin Gaby seine Kunst vorführen. Gaby ist nicht begeistert: „Das ist doch verboten. Wenn dich jemand erwischt!“ Hannes sieht das nicht so eng: „Ich bin noch nie erwischt worden. Und wenn schon – mich kann doch keiner bestrafen, ich bin ja noch nicht volljährig.“ Hausaufgaben 1. Ordnet den folgenden Begriffen das entsprechende Alter zu: Schulpflicht, Volljährigkeit, Heiratsfähigkeit, beschränkte Strafmündigkeit, keine Strafmündigkeit 2. Beantwortet folgende Fragen: • Ab welchem Alter darf man mit/ohne Erlaubnis der Eltern heiraten? • Was bedeutet Strafmündigkeit und ab welchem Alter gilt der Begriff für euch? • Anne, 17 Jahre, interessiert sich für die Arbeit des Gemeinderates. Darf sie sich wählen lassen? 3. Nennt Rechte und Pflichten eines Volljährigen. 8. Unterrichtsstunde Einstieg (5 Minuten) „Wie angekündigt beschäftigen wir uns nun mit den verschiedenen Straftaten, die häufig von Jugendlichen begangen werden. Ich habe hier die Wichtigsten an die Tafel geschrieben. Viele davon kennt ihr, manche vielleicht nicht und bei anderen wisst ihr vielleicht gar nicht, das es strafbar ist. Ich möchte, dass ihr nun mal versucht diese Delikte den Fallbeispielen auf dem Arbeitsblatt zu zuordnen.“ L. verteilt AB. Erarbeitungsphase (Partnerarbeit 20 Minuten) S. diskutieren und bearbeiten AB. Ihnen unbekannte Delikte ordnen sie durch Ausschluss zu. S. stellen ihre Ergebnisse vor. Fragen werden besprochen. Vertiefung (Partnerarbeit 20 Minuten) „Nun findet selbst je ein Fallbeispiel für Erpressung oder Nötigung, Betrug und fahrlässige Körperverletzung.“ Einige Fallbeispiele werden vorgestellt und besprochen. AB 1. Acht Mädchen der 9. Klasse setzen in die Schülerausweise, die von der Lehrerin bereits unterschrieben sind, falsche Geburtsdaten ein, damit sie Zugang zu einer Diskothek bekommen. _________________________________________________________ 2. Gerd wirft eine brennende Martinsfackel durch ein geöffnetes Fenster in das Lehrerzimmer. Hefte auf dem Tisch fangen Feuer. _________________________________________________________ 3. Elke zieht ihrer Nachbarin den Stuhl weg, als diese sich hinsetzen will. Die Nachbarin schlägt mit dem Kopf auf die Tischplatte auf und erleidet eine Gehirnerschütterung. _________________________________________________________ 4. Raimund ist bei seiner Tante zu Besuch. Abends im Bett raucht er eine Zigarette. Er schläft ein. Das Bettzeug fängt Feuer. _________________________________________________________ 5. Heinz ist der stärkste in seiner Gruppe. Alle anderen müssen ihm regelmäßig kleine Geldbeträge abliefern, sonst verprügelt er sie. _________________________________________________________ 6. Huberts Vater hat seinen Wagen in der Garage abgestellt. In Abwesenheit seiner Eltern holt Hubert (17 Jahre) den Wagen heraus und macht eine Spritztour in den Odenwald. _________________________________________________________ 7. Gustav zerschlägt das Seitenfenster eines geparkten Autos und nimmt eine Lederjacke vom Rücksitz mit. _________________________________________________________ 8. Gisela, Heidi und Monika beobachten den kleinen Ralf, der für seine Mutter einkaufen geht. In einer stillen Seitenstraße entreißen sie ihm den Beutel mit dem Geld und rennen weg. _________________________________________________________ 9. Ingrid sammelt CDs mit Pop-Musik. Jeden Samstag geht sie in ein anderes Kaufhaus der Stadt und lässt beim Wühlen in den CDs jeweils eine in den Ärmel ihres Mantels gleiten. _________________________________________________________ 10. Heikes Freund ist heroinsüchtig. Im zuliebe verwahrt sie sein Spritzbesteck und einen Vorrat an Heroin bei sich zu Hause auf. _________________________________________________________ 11. Dirk verlangt von seiner Mutter 12 Euro für die Busfahrt mit der Klasse zum Zoo. In Wirklichkeit kostet die Fahrt nur 9 Euro. _________________________________________________________ 12. Frank hilft seinem Freund am Flohmarktstand aus und verkauft dort CDs. Er weiß, dass sein Freund sie gestohlen hat. _________________________________________________________ 13. Marion hat eine Nacht bei ihrem Freund verbracht. Sie droht ihrer Freundin die Fahrradreifen zu zerstechen, wenn sie nicht ihrer Mutter sagt, dass sie die Nacht bei ihr geschlafen habe. ______________________________________________________________ 9. Unterrichtsstunde Einstieg (15 Minuten Unterrichtsgespräch) L. bittet S. ein Fallbeispiel für fahrlässige Brandstiftung zu nennen. An diesem Beispiel werden die Begriffe versehentlich und Gefahr hätte man sehen müssen erarbeitet. Gegebenenfalls gibt L. ein Beispiel, bei dem die Gefahr nicht vorhersehbar war (z.B. Kabelbrand). Analog wird mit Betrug und Erpressung verfahren. Hier werden die Begriffe Nachteil eines anderen, sich bereichern bzw. Vermögensvorteil erarbeitet. Die Begriffe werden als Gedächtnisstütze an die Tafel geschrieben. „Wir haben nun alle wichtigen Straftaten kennen gelernt. Jetzt werden wir ihre Tatmerkmale, so wie gerade genauer durchleuchten.“ Erarbeitungsphase (20 Minuten Unterrichtsgespräch/Partnerarbeit) L. Legt Folie mit sieben Tatmerkmalen auf. S. lesen vor. Begriffe werden geklärt. Die entsprechenden Delikte werden von den S. genannt. Anschließend wird AB verteilt. S. überlegen mit welchen Texten die ersten sieben Zeilen der Tabelle gefüllt werden müssen und markieren es mit Bleistift. Nach Durchsicht des L. schneiden sie die Texte aus und kleben sie an die entsprechende Stelle in der Tabelle. Ergebnissicherung (10 Minuten Unterrichtsgespräch) S. lesen die sieben Zeilen der Tabelle vor. 10. Unterrichtsstunde wie oben mit Fallbeispielen zu Körperverletzung, Nötigung und Urkundenfälschung. Die Begriffe Vorbedacht, unrechtmäßige Mittel und Täuschung sollen erarbeitet werden. Delikt Fallbeispiel Tatmerkmale Versehentliches Inbrand setzen von Gebäuden oder Gegenständen, obwohl man die Gefahr hätte sehen müssen. Peter hat Hausverbot im Jugendheim, weil er mehrmals randaliert hat. Aus Wut zündet er in den Toiletten der Jungen den Papierkorb an. Betrug Wegnehmen oder Behalten eines Gegenstandes, der einem anderen gehört. Walter klettert durch ein Kellerfenster in ein Haus und entwendet für eine Party Würstchen und Bier. Erzwingen einer Handlung durch Androhung von Gewalt (oder eines anderen Nachteils), um sich einen Vermögensvorteil zu verschaffen. Erpressung Hehlerei Gerd und Ingo haben Streit. Sie schubsen sich. Ingo stürzt und bricht sich dabei das Nasenbein. Verhalten durch das mit Vorbedacht eine Verletzung des anderen herbeigeführt wird. Gerd droht seinem Freund Bernd dessen Moped zu zerkratzen, wenn er nicht sofort den Kontakt zu Margret, einer gemeinsamen Freundin, abbricht. Raub Anna hat Wut auf ihre Eltern. Von ihrem Balkon aus zielt sie mit Steinen auf die Straßenlaterne vor ihrem Zimmer, die dann zersplittert. Zur Täuschung von anderen eine falsche Urkunde herstellen oder durch Veränderung eine echte Urkunde verfälschen. Franz lässt sich von einem Bekannten mehrere Gramm Haschisch geben, die er an Freunde im Jugendheim weiterverkauft. Fallbeispiel Tatmerkmale Maria bekommt eine mangelhafte Deutscharbeit zurück. Aus Angst vor ihren Eltern unterschreibt sie die Arbeit selbst und gibt das Heft so dem Lehrer ab. Besitz von oder Handeln mit verbotenen Drogen. Maria, Uwe und Heide machen in einer Scheune ein Lagerfeuer. Das trockene Heu fängt Feuer und die Scheune brennt ab. Absichtliches in Brand setzen von Gebäuden oder Gegenständen. Bei Gefährdung von Menschenleben liegt schwere Brandstiftung vor. Mohammed hat sich eine Karte fürs Konzert gekauft. Während er sie noch in der Hand hält, wird er von Günther angerempelt. Dabei reißt Günther ihm die Karte aus der Hand. Dann rennt Günther weg. Beschädigen fremden Eigentums. Willi meldet dem Schulleiter, dass sein abgeschlossenes Fahrrad vom Schulhof gestohlen worden ist und er verlangt Schadensregulierung über die Versicherung. In Wirklichkeit ist er an diesem Tag ohne Fahrrad zur Schule gekommen. Eindringen in Gebäude oder Aufbrechen eines Behälters zum Zwecke eines Diebstahls. Rolf und Rainer lauern Peter auf, der sie beim Lehrer verpetzt hat. Rainer will Peter mit dem Taschenmesser einschüchtern. Dabei sticht er so zu, dass Peter schwere Verletzungen erleidet. Vortäuschen falscher Tatsachen oder Verschweigen wahrer Tatschen zum Nachteil eines anderen, um sich zu bereichern. Karin kauft von Annika einen Füller, von dem sie weiß, dass Annika ihn gestohlen hat. Verhalten durch das andere versehentlich verletzt werden, wenn das vorhersehbar war. Maria beobachtet, dass Gabi bei der Klassenarbeit pfuscht. Sie droht dem Vorgang dem Lehrer zu melden, wenn Gabi ihr nicht die Zehnerkarte fürs Schwimmbad gibt. Erzwingen einer Handlung unter Anwendung unrechtmäßiger Mittel. Ferdi nimmt Josef die Geldbörse aus der Tasche, die vor der Turnhalle gelegen hat. Ankauf und Verkauf gestohlener Ware. Gewaltsames Entwenden einer Sache. 11. Unterrichtsstunde Einstieg: (2 Minuten) L.: „Ihr kennt jetzt die Strafdelikte von Jugendstraftaten und deren Tatmerkmale. Heute sollt ihr euer Wissen an Beispielen vertiefen, und außerdem wollen wir anhand eines Beispiels überlegen, was man in einem bestimmten Fall tun kann, damit es nicht zur Straftat kommt oder dem Opfer geholfen werden kann.“ Erarbeitungsphase – Still-/Partnerarbeit (5-10 Minuten) S. lesen die 9 Texte der Fallbeispiele durch. (Arbeitsblatt) und schreiben dazu die Strafdelikte auf (Aufgabe 1 auf AB) Ergebnissicherung (5 Minuten) S. stellen Lösung vor. Evtl. kurze Diskussion. Erarbeitungsphase – Unterrichtsgespräch (10 Minuten) S. sollen überlegen, welche der geschilderten Beispiele in der Schule passiert sein können. Sie sollen aus ihrer eigenen Erfahrung von ähnlichen Beispielen berichten. Auch Fragen können an dieser Stelle kurz geklärt werden. Erarbeitungsphase (15 Minuten) S. sollen anhand von Fallbeispiel e) überlegen, wie diese Straftat vermieden werden kann bzw. den Opfern geholfen werden kann. L. notiert Stichpunkte an der Tafel, z.B.: Was können wir tun, wenn Patrick Grundschüler erpresst? - Lehrer sollen informiert werden - Polizei informieren - Schulsozialarbeiter informieren - Gleichalte oder ältere Schüler können Patrick zur Rede stellen - Grundschüler auffordern, die Bedrohung ihren Lehrern und Eltern zu erzählen Ergebnissicherung (5 Minuten) S. übertragen die Stichpunkte in ihr Heft. Wie würdet ihr reagieren? a) Nach einer Klassenfete fährt der 15-jährige Gerhard mit seinem Mofa nach Hause. Um auf dem Fest richtig in Stimmung zu kommen, hat er mit seinem Freund im Verlauf von zwei Stunden eine Flasche Wein geleert. b) Herr S. ist 70 Jahre alt. Er hört und sieht sehr schlecht. Dennoch sitzt er in dem kleinen Familienbetrieb täglich ein paar Stunden an der Kasse der Tankstelle. Andy und Joe haben schnell erkannt, dass hier viele Möglichkeiten gegeben sind. Während Andy ein Comicheft zahlt und Herrn 5. ablenkt, stiehlt Joe in der Zwischenzeit Zigaretten und Süßigkeiten. c) In der „Freinacht«, der Nacht auf den 1. Mai, hängen in vielen Orten Unbekannte die Gartentüren der Nachbarn aus oder kippen die Mülltonnen vor den Haustüren aus. Solcher Spaß wird häufig geduldet, jedoch warnt die Polizei alljährlich vor gefährlichen Übertreibungen. Thomas und seine Freunde finden es einen gelungenen Scherz, in der Telefonzelle den Hörer abzuschneiden und die Telefonbücher in den nahe gelegenen Bach zu werfen. d) Der 15-jährige Patrick raucht gerne. Leider reicht sein Taschengeld schon lange nicht mehr für seinen Zigarettenkonsum. Er hat nun eine ganz einfache Masche gefunden an Geld zu kommen: Er bedroht Grundschüler mit Prügel, wenn sie nicht Geld bei ihm abliefern. e) Carina möchte unbedingt ein neues Fahrrad. Ihre Eltern finden jedoch, ihr altes sei noch gut genug. Deshalb meldet die Schülerin ihr Fahrrad im Rektorat als gestohlen. Sie schädigt ihrer Meinung nach niemand persönlich — die Versicherung der Schule hat ja genügend Geld. f) Marvin und seine Bande fühlen sich durch eine Äußerung des 12-jährigen Peter beleidigt. Sie lauern ihm am Nachmittag im Stadtpark auf um ihm »Anstand beizubringen“. Dabei verprügeln sie den Schüler und lassen ihn ohnmächtig liegen. g) Kirsten hat Mandy verpetzt. Diese hat daraufhin Rache geschworen. Alle haben es eilig und im letzten Moment, als Kirsten nicht mehr bremsen kann, lässt Mandy ihr absichtlich die Tür vor der Nase zufallen. Kirsten rennt gegen die Tür und hat starkes Nasenbluten. h) Mirko empfindet im Nachmittagsunterricht Langeweile. Das ärgert ihn. Auf dem Nachhauseweg kommt ihm ein nagelneues Auto gerade recht. Er zückt seinen Hausschlüssel und zerkratzt damit im Vorübergehen eine Seite des Wagens. Aufgaben: 1 Ordnet den Fallbeispiele das zugehörige Strafdelikt zu. a) _________________________________ b) _______________________________________ c) _________________________________ d) _______________________________________ e) _________________________________ f) ________________________________________ g) _________________________________ h) ________________________________________ 2 Sucht die Fallbeispiele heraus, die wahrscheinlich in der Schule passiert sind. 3 Diskutiert darüber, mit welchen Maßnahmen nach eurer Meinung Patrick (in Fall e) von einer Straftat abgehalten werden kann. 12. Unterrichtsstunde Einstieg: (2 Minuten) L.: „Im letzten Schuljahr gab es an einigen Tagen viel Unruhe, weil Schüler anderer Schulen hier auftauchten, es (scheinbar verabredete) Schlägereien und Drohungen gab. Mehrmals musste sogar die Polizei kommen. In Nordhessen hat sich vor einigen Jahren ähnliches zugetragen. Dort spielte Erpressung eine entscheidende Rolle. Ich habe euch einen Brief der Schulleitung der betroffenen Schule an die Eltern mitgebracht.“ Erarbeitungsphase (5 Minuten) S. liest Text (Elternbrief) laut vor. (Arbeitsblatt), Verständnisfragen werden geklärt. Erarbeitungsphase – Gruppenarbeit (20 Minuten) L.: „Der letzte teil des Briefes fehlt, hier geben die Schulleiterin und die Elternbeiratsvorsitzende Ratschläge, wie sich Eltern und Schüler verhalten sollen. Ihr sollt in eurer Arbeitsgruppe Ratschläge erarbeiten, die ihr den Eltern von betroffenen Schülern oder den Opfern direkt geben könnt. Erstellt ein Informationsblatt mit dem Titel: „Zum Verhalten bei Erpressungen“ S. bilden möglichst 4er-Gruppen, bestimmen Zeitwächter und Schriftführer und erstellen ein Informationsblatt auf einer Overheadfolie. Präsentation (10-15 Minuten) Einige Gruppenergebnisse werden vorgestellt. Erarbeitungsphase – Unterrichtsgespräch (5 Minuten) Die Ergebnisse werden abschließend im Plenum diskutiert. Die Folien werden allen Schülern im Anschluss zur Ergebnissicherung fotokopiert. Erpresserische Gewalt Im März 1998 wandte sich die Schulleitung einer nordhessischen Gesamtschule in einem Rundbrief an die Eltern ihrer Schülerinnen und Schüler: Liebe Eltern, leider ist der Anlass, mit dem wir uns an Sie wenden, kein erfreulicher: In der vergangenen Woche konnte nur durch Polizeieinsatz verhindert werden, dass ein Zusammentreffen 60 gewaltbereiter Jugendlicher nicht eskalierte. In einem schnell anberaumten Gespräch mit Vertretern der Institutionen, die mit den Jugendlichen vor Ort zusammenarbeiten (III. Pol. Revier, Kirche, Jugendpflege, Gemeinde, Elternvertretung, Schulleitung) wurden die Informationen über Ausschreitungen, an denen Jugendliche im Alter von 10 - 20 Jahren beteiligt waren, zusammengetragen. Wenn auch die Gruppenstrukturen nicht eindeutig auszumachen sind und die Ausschreitungen sich größtenteils nicht im Raum der Schule abspielen, so sind dennoch einige Gesamtschüler nachweislich beteiligt und diese Vorfälle wirken in die Schule hinein und beeinträchtigen unser Schulleben. Viel belastender ist jedoch die Erkenntnis, dass viele Kinder offensichtlich Angst haben; sie werden teilweise von Größeren unter Druck gesetzt, wenn sie nicht Zigaretten oder kleinere Geldbeträge herausgeben und bedroht, falls sie nicht absolut verschwiegen bleiben. In zunehmendem Maß werden Fälle bekannt, wo Mitschüler unter Anwendung oder Androhung von Gewalt Gleichaltrige oder jüngere zur Herausgabe von Geld, hochwertiger Kleidung oder anderen Gegenständen wie CDs, Walkman, Diskman u.a. erpressen. Hierbei werden auch Waffen wie Messer oder Schreckschuss- bzw. Gaswaffen eingesetzt. Bei einer anderen Variante werden die Opfer zu Ladendiebstählen gezwungen, die Beute muss später dem Erpresser abgeliefert werden.... Wir sind sicher, dass viele Eltern wie auch Kolleginnen und Kollegen nicht ahnen, was sich vor und nach der Schule zuträgt. Um dieses Klima zu bereinigen und Gewalt keine Chance einzuräumen, bitten wir Sie, .... Mit freundlichen Grüßen Ihre Schulleiterin und die Schulelternbeiratsvorsitzende Aufgabe: Ihr habt 20 Minuten Zeit. Bestimmt in eurer Gruppe einen Zeitwächter und einen Schriftführer. Überlegt in eurer Arbeitsgruppe, welche Ratschläge ihr den Eltern von betroffenen Schülern oder den Opfern direkt geben könnt. Erstellt ein Informationsblatt mit dem Titel: „Zum Verhalten bei Erpressungen“ 13. Unterrichtsstunde Rollenspiel Fünf S. erhalten ihre Rollen und spielen nach kurzer Vorbereitungszeit das Rollenspiel. Die SchauspielerInnen tragen je ein großes Schild mit ihrem Rollennamen. Durch Abnahme des Schildes werden sie aus ihrer Rolle entlassen. Nach jedem Spiel wird eine Person durch eine neue Person ersetzt. Das Namensschild wird entsprechend weitergegeben. Zunächst wählt der/die Spielleiter/in die zu ersetzende Person. Ist die Gruppe geübt, kann sie dies selbstständig übernehmen. Diese neue Person verändert die Rolle nach ihrem Belieben. Die ZuschauerInnen beobachten, wie sich die Veränderung auf die anderen Rollen auswirkt und notieren es auf dem Beobachtungsbogen entsprechend ihres Beobachtungsauftrags. Die ausgeschiedene SchauspielerIn übernimmt den Beobachtungsbogen der neu in das Rollenspiel eingesetzten Person. Das Rollenspiel Peter, Franz, Jutta, Steffi und Bruno sind zusammen auf dem Weihnachtsmarkt. Es ist ein ziemliches Gedränge. Ein Stand ist besonders beliebt. Dort gibt es z. B. Schlüsselanhänger mit Laserpointern, Freundschaftsbänder oder andere kleine spannende Dinge zu kaufen. Peter und Franz planen, dass einer am Stand etwas ohne zu bezahlen einsteckt, während der andere den Marktverkäufer durch ein Gespräch ablenkt. Jutta, Steffi und Bruno fühlen sich unwohl dabei, sagen aber nichts. Peter und Franz lachen sie aus und probieren ihren Plan aus. Er gelingt. Nun fordern sie Steffi und Bruno auf es auch zu probieren. Sie haben Angst erwischt zu werden. Peter und Franz bedrängen sie, nennen sie Feiglinge und wollen sie nicht mehr mit auf die Party am Wochenende nehmen, weil da nur wirklich coole Leute hinkönnen. Jutta sagt nichts, da sie Angst hat auch ausgelacht zu werden. Steffi und Bruno probieren es aus. Rollenbeschreibungen Peter 1. Du bist mit deinen Freunden auf dem Weihnachtsmarkt. Du besprichst mit Franz, dass er den Marktverkäufer durch ein Gespräch ablenken soll, damit du einen Schlüsselanhänger mit Laserpointer klauen kannst. Deine anderen Freunde haben Angst. Du lachst sie aus. 2. Ihr geht zum Stand und klaut. 3. Jetzt forderst du Steffi und Bruno auf das Gleiche zu machen. Sie trauen sich nicht. Du lachst sie aus und nennst sie Feiglinge. Franz 1. Du bist mit deinen Freunden auf dem Weihnachtsmarkt. Peter sagt dir, dass du den Marktverkäufer ablenken sollst, damit er einen Schlüsselanhänger mit Laserpointer klauen kann. Deine anderen Freunde haben Angst. Du sagst ihnen, sie sollen sich nicht so anstellen. 2. Ihr geht zum Stand und klaut. 3. Jetzt fordert Peter Steffi und Bruno auf das Gleiche zu machen. Sie trauen sich aber nicht. Du drohst ihnen damit, dass sie nicht mit auf die Party am Wochenende dürfen, da sie nur für coole Leute ist. Jutta 1. Du bist mit deinen Freunden auf dem Weihnachtsmarkt. Du hörst, wie Peter zu Franz sagt, er soll den Marktverkäufer durch ein Gespräch ablenken, damit Peter einen Schlüsselanhänger mit Laserpointer klauen kann. Du findest es blöd, sagst aber nichts, sondern guckst in der Gegend herum, als ob du nichts hörst. 2. Du siehst wie die beiden zum Stand gehen und klauen. 3. Nun stehst du daneben, als Peter Steffi und Bruno auffordert, das Gleiche zu tun. Du möchtest damit nichts zu tun haben und gehst etwas zur Seite. Steffi 1. Du bist mit deinen Freunden auf dem Weihnachtsmarkt. Du hörst, wie Peter zu Franz sagt, er soll den Marktverkäufer durch ein Gespräch ablenken, damit Peter einen Schlüsselanhänger mit Laserpointer klauen kann. Du findest es blöd, sagst aber nichts und schaust verschämt auf den Boden. 2. Du siehst wie die beiden zum Stand gehen und klauen. 3. Jetzt kommt Peter zu dir und fordert dich auf, das Gleiche mit Bruno zu probieren. Du zögerst und hast Angst erwischt zu werden. Du gehst aber dann doch mit Bruno zum Stand. Bruno 1. Du bist mit deinen Freunden auf dem Weihnachtsmarkt. Du hörst, wie Peter zu Franz sagt, er soll den Marktverkäufer durch ein Gespräch ablenken, damit Peter einen Schlüsselanhänger mit Laserpointer klauen kann. Du hast Angst und guckst dich um, ob euch jemand zuhört. 2. Du siehst wie die beiden zum Stand gehen und klauen. 3. Jetzt kommt Peter zu dir und fordert dich auf, das Gleiche mit Steffi zu probieren. Du zögerst, weil du Angst hast vor deinen Eltern, wenn sie davon erfahren. Du gehst dann aber doch mit Steffi zum Stand. Beobachtungsbogen Bruno Peter, Franz, Jutta, Steffi und Bruno sind zusammen auf dem Weihnachtsmarkt. Es ist ein ziemliches Gedränge. Ein Stand ist besonders beliebt. Dort gibt es z. B. Schlüsselanhänger mit Laserpointern, Freundschaftsbänder oder andere kleine spannende Dinge zu kaufen. 1. Was hat Jutta an ihrem Verhalten geändert? _____________________________________ ___________________________________________________________________________ Welchen Einfluss hatte das auf Bruno? ___________________________________________ _____________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________ 2. Was hat Jutta an ihrem Verhalten geändert? _____________________________________ ___________________________________________________________________________ Welchen Einfluss hatte das auf Bruno? ___________________________________________ _____________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________ 3. Was hat Steffi an ihrem Verhalten geändert? _____________________________________ ___________________________________________________________________________ Welchen Einfluss hatte das auf Bruno? ___________________________________________ _____________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________ 4. Was hat Steffi an ihrem Verhalten geändert? _____________________________________ ___________________________________________________________________________ Welchen Einfluss hatte das auf Bruno? ___________________________________________ _____________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________ 5. Was hat __________ an ihrem/seinem Verhalten geändert? _________________________ ___________________________________________________________________________ Welchen Einfluss hatte das auf Bruno? ___________________________________________ _____________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________ 6. Was hat __________ an ihrem Verhalten geändert? _______________________________ ___________________________________________________________________________ Welchen Einfluss hatte das auf Bruno? ___________________________________________ _____________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________ Beobachtungsbogen Steffi Peter, Franz, Jutta, Steffi und Bruno sind zusammen auf dem Weihnachtsmarkt. Es ist ein ziemliches Gedränge. Ein Stand ist besonders beliebt. Dort gibt es z. B. Schlüsselanhänger mit Laserpointern, Freundschaftsbänder oder andere kleine spannende Dinge zu kaufen. 1. Was hat Jutta an ihrem Verhalten geändert? _____________________________________ ___________________________________________________________________________ Welchen Einfluss hatte das auf Steffi? ___________________________________________ _____________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________ 2. Was hat Jutta an ihrem Verhalten geändert? _____________________________________ ___________________________________________________________________________ Welchen Einfluss hatte das auf Steffi? ___________________________________________ _____________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________ 3. Was hat Bruno an seinem Verhalten geändert? __________________________________ ___________________________________________________________________________ Welchen Einfluss hatte das auf Steffi? ___________________________________________ _____________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________ 4. Was hat Bruno an seinem Verhalten geändert? ___________________________________ ___________________________________________________________________________ Welchen Einfluss hatte das auf Steffi? ___________________________________________ _____________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________ 5. Was hat __________ an ihrem/seinem Verhalten geändert? _________________________ ___________________________________________________________________________ Welchen Einfluss hatte das auf Steffi? ___________________________________________ _____________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________ 6. Was hat __________ an ihrem Verhalten geändert? _______________________________ ___________________________________________________________________________ Welchen Einfluss hatte das auf Steffi? ___________________________________________ _____________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________ Beobachtungsbogen Peter Peter, Franz, Jutta, Steffi und Bruno sind zusammen auf dem Weihnachtsmarkt. Es ist ein ziemliches Gedränge. Ein Stand ist besonders beliebt. Dort gibt es z. B. Schlüsselanhänger mit Laserpointern, Freundschaftsbänder oder andere kleine spannende Dinge zu kaufen. 1. Was hat Jutta an ihrem Verhalten geändert? _____________________________________ ___________________________________________________________________________ Welchen Einfluss hatte das auf Peter? ___________________________________________ _____________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________ 2. Was hat Jutta an ihrem Verhalten geändert? _____________________________________ ___________________________________________________________________________ Welchen Einfluss hatte das auf Peter? ___________________________________________ _____________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________ 3. Was hat Steffi an ihrem Verhalten geändert? ____________________________________ ___________________________________________________________________________ Welchen Einfluss hatte das auf Peter? ___________________________________________ _____________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________ 4. Was hat Steffi an ihrem Verhalten geändert? _____________________________________ ___________________________________________________________________________ Welchen Einfluss hatte das auf Peter? ___________________________________________ _____________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________ 5. Was hat __________ an ihrem/seinem Verhalten geändert? _________________________ ___________________________________________________________________________ Welchen Einfluss hatte das auf Peter? ___________________________________________ _____________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________ 6. Was hat __________ an ihrem/seinem Verhalten geändert? _________________________ ___________________________________________________________________________ Welchen Einfluss hatte das auf Peter? ___________________________________________ _____________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________ Beobachtungsbogen Franz Peter, Franz, Jutta, Steffi und Bruno sind zusammen auf dem Weihnachtsmarkt. Es ist ein ziemliches Gedränge. Ein Stand ist besonders beliebt. Dort gibt es z. B. Schlüsselanhänger mit Laserpointern, Freundschaftsbänder oder andere kleine spannende Dinge zu kaufen. 1. Was hat Jutta an ihrem Verhalten geändert? _____________________________________ ___________________________________________________________________________ Welchen Einfluss hatte das auf Franz? ___________________________________________ _____________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________ 2. Was hat Jutta an ihrem Verhalten geändert? _____________________________________ ___________________________________________________________________________ Welchen Einfluss hatte das auf Franz? ___________________________________________ _____________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________ 3. Was hat Steffi an ihrem Verhalten geändert? ____________________________________ ___________________________________________________________________________ Welchen Einfluss hatte das auf Franz? ___________________________________________ _____________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________ 4. Was hat Steffi an ihrem Verhalten geändert? _____________________________________ ___________________________________________________________________________ Welchen Einfluss hatte das auf Franz? ___________________________________________ _____________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________ 5. Was hat __________ an ihrem/seinem Verhalten geändert? _________________________ ___________________________________________________________________________ Welchen Einfluss hatte das auf Franz? ___________________________________________ _____________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________ 6. Was hat __________ an ihrem/seinem Verhalten geändert? _________________________ ___________________________________________________________________________ Welchen Einfluss hatte das auf Franz? ___________________________________________ _____________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________ Beobachtungsbogen Verlaufsprotokoll Peter, Franz, Jutta, Steffi und Bruno sind zusammen auf dem Weihnachtsmarkt. Es ist ein ziemliches Gedränge. Ein Stand ist besonders beliebt. Dort gibt es z. B. Schlüsselanhänger mit Laserpointern, Freundschaftsbänder oder andere kleine spannende Dinge zu kaufen. 1. _______________________________________________________________________________ _______________________________________________________________________________ _______________________________________________________________________________ _______________________________________________________________________________ _______________________________________________________________________________ _______________________________________________________________________________ 2. _______________________________________________________________________________ _______________________________________________________________________________ _______________________________________________________________________________ _______________________________________________________________________________ _______________________________________________________________________________ _______________________________________________________________________________ 3. _______________________________________________________________________________ _______________________________________________________________________________ _______________________________________________________________________________ _______________________________________________________________________________ _______________________________________________________________________________ _______________________________________________________________________________ 4. _______________________________________________________________________________ _______________________________________________________________________________ _______________________________________________________________________________ _______________________________________________________________________________ _______________________________________________________________________________ _______________________________________________________________________________ 5. _______________________________________________________________________________ _______________________________________________________________________________ _______________________________________________________________________________ _______________________________________________________________________________ _______________________________________________________________________________ _______________________________________________________________________________ 6. _______________________________________________________________________________ _______________________________________________________________________________ _______________________________________________________________________________ _______________________________________________________________________________ _______________________________________________________________________________ _______________________________________________________________________________