Die Informationsbroschüre zum neuen Oberrhein

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Die Informationsbroschüre zum neuen Oberrhein
Bei uns wird BILDUNG groß geschrieben
Oberrhein-Gymnasium
Weil am Rhein
Inhaltsverzeichnis
Spatenstich am 22. Januar 2010
2
3
Grußwort von Oberbürgermeister Wolfgang Dietz
4
Grußwort von Direktorin Silke Wießner
5
Projektbeschreibung des Planerbüros „Drei Architekten“
8
Grundriss des Oberrhein-Gymnasiums (Erdgeschoss)
9
Grundriss des Oberrhein-Gymnasiums (1. Obergeschoss)
10
Grundriss des Oberrhein-Gymnasiums (2. Obergeschoss)
11
Stein um Stein – Impressionen von der Baustelle
12
Daten – Zahlen – Fakten
13
Die Skulptur von Bernd Goering für das Oberrhein-Gymnasium
14
Ein historischer Rückblick der gymnasialen Entwicklung in Weil am Rhein
Grußwort von Wolfgang Dietz,
Oberbürgermeister der Stadt Weil am Rhein
Mit der offiziellen Einweihung
des OberrheinGymnasiums
wird in Weil am
Rhein ein weiteres, ein großes Kapitel der
Schulgeschichte aufgeschlagen. Auf kaum
einem anderen
Feld zeigt sich
der Bedeutungszuwachs der Stadt Weil am
Rhein gegenüber dem Umland so deutlich
wie im schulischen Bereich. Die Stadt hat
sich in der vergangenen Dekade dynamisch
entwickelt. Die Einwohnerzahl stieg seit der
Jahrhundertwende deutlich an, auf aktuell
über 30.000 Menschen. In diesem Zeitraum
hat sich auch der Trend hin zur gymnasialen Schulbildung verstärkt. Die Stadt hat
als Schulstandort weiterführender Schulen
für die ebenfalls wachsenden umliegenden
Gemeinden an Bedeutung gewonnen. Zählte man am Kant-Gymnasium im Jahr 2000
noch 945 Schülerinnen und Schüler, so waren es zu Beginn des Schuljahres 2011/12
bereits 1.327 - eine Steigerung um über 40
Prozent. Angesichts der aktuellen schulpolitischen Diskussionen kann ein weiterer Zuwachs in Richtung Gymnasium nicht ausgeschlossen werden.
Schulische und frühkindliche Bildung wurden in Weil am Rhein schon immer groß geschrieben. In Kenntnis der Entwicklung der
Schülerzahlen hat sich der Gemeinderat auf
Vorschlag der Stadtverwaltung am 3. Juni
2008 zu einer wegweisenden Entscheidung
bekannt und die Planung und den Bau eines zweiten Gymnasiums im Grundsatz
beschlossen. Einerseits sollte damit die
räumliche Kapazität erweitert werden. Andererseits erlaubte es die Lage im Dreiländereck zugleich, der Schule ein in der Region bislang noch nicht vorhandenes Profil
zu geben. Eltern und Schüler können sich
für den sogenannten bilingualen Zug Französisch entscheiden. Am Ende der schulischen Laufbahn steht dann nicht nur das
deutsche Abitur, sondern auch das französische Baccalauréat - in der Kürzelsprache
der Pädagogik: das AbiBac.
Eine umwelt- und klimabewusste Bauweise hat ein zeitgerechtes und modern ausgerüstetes Gebäude entstehen lassen. Es
passt sich im Reigen mit der Realschule
Dreiländereck, der Markgrafenschule und
den beiden Sporthallen bestens in das
Projekt VASE („Vitalisierung und Aufwertung des Schulzentrums Egerstraße“) ein.
So wurden in den vergangenen Jahren
die Markgrafenschule zur teilgebundenen
Ganztagesschule umgebaut, ein Außenspielgelände angelegt und die Realschule
innen und außen saniert. Zusammen mit
den Anstrengungen der Stadt zur Sanierung
des Berliner Platzes wird das in die 1970er
Jahre zurückreichende Stadtquartier deutlich aufgewertet. Als nächste Schritte sollen
die beiden im Areal gelegenen Sporthallen,
das Kleinspielfeld und der Schulhof der Realschule modernisiert werden. Diese weiteren Projekte - namentlich das Auffrischen
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der Sporthallen - werden dann sowohl den
benachbarten Schulen als auch den Bedürfnissen des Vereinssports dienen.
Zwischen dem Spatenstich am 22. Januar
2010 und dem ersten Schultag am 12. September 2011 lag eine intensive, viele Kräfte
bindende Bauzeit. Architekten, Bauleitung,
Handwerker und die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter des Rathauses waren in höchstem Maß gefordert. Ihnen allen gelten mein
Dank und meine Anerkennung für ihre beachtliche Leistung. Das Architektenbüro
„Drei Architekten“ aus Stuttgart, die Fachplaner und die örtliche Bauleitung schufen
gute Grundlagen für die Handwerker und
Fachfirmen. Die Bauabwicklung in einem
weitgehend bereits mit Gebäuden belegten
Umfeld setzte besondere Umsicht voraus.
Die Nachbarschaft zeigte in der Bauzeit
Verständnis für die unweigerlich notwendigen Beeinträchtigungen. Ganz besonders
danke ich dem Leiter des Gebäudemanagements, Herrn Jürgen Hitze, und dem Leiter
des Hauptamtes, Herrn Christoph Huber.
Sie nahmen in ausgezeichneter Teamarbeit die Funktion des Bauherrn für die Stadt
wahr.
Ein herzliches Dankeschön gilt allen, die
sich in der Phase der baulichen Planung
und der folgenden schulischen Vorbereitung
für den Start des Oberrhein-Gymnasiums
engagiert haben, namentlich der Leitung
und dem Kollegium des Kant-Gymnasiums
unter Führung von Herrn Oberstudiendirektor Dr. Martin Haas.
Schließlich gilt mein Dank den Geldgebern,
die den Bau des Oberrhein-Gymnasiums mit
einem Kostenvolumen von 13,1 Mio. Euro
erst möglich gemacht haben: dem Land
Baden-Württemberg für die im Jahr 2009
zugesagte finanzielle Förderung des Projektes in Höhe von 4,541 Mio. Euro und den
Bürgerinnen und Bürgern unserer Stadt, die
durch das Votum des Gemeinderates den
überwiegenden Teil der finanziellen Mittel,
nämlich 8,6 Mio. Euro, aufgebracht haben.
Ich wünsche dem Oberrhein-Gymnasium,
es möge bei Schülerinnen und Schülern, der
Lehrerschaft und allen Eltern eine weiterhin
gute Aufnahme finden. Der neuen Schulleitung unter Führung von Frau Silke Wießner
und Herrn Christoph Koch-Kalmbach und
den Lehrerinnen und Lehrern wünsche ich
stets eine glückliche Hand. Möge in den
neuen Räumen ein Geist der Wissbegierde
und des guten Miteinanders einziehen und
mögen alle Mitglieder der Schulgemeinschaft die große Chance erkennen, die sich
mit dem Start des Oberrhein-Gymnasiums
in neuen Räumen ergibt.
(Oberbürgermeister Wolfgang Dietz)
Grußwort von Silke Wießner,
Direktorin des neuen Oberrhein-Gymnasiums
Mit der Einweihung des Oberrhein-Gymnasiums Weil am
Rhein am 14.
Oktober 2011
wird eine von
langer Hand geplante und notwendige Ergänzung der Weiler
Schullandschaft
erreicht:
Das
gymnasiale Angebot in Weil am Rhein wird
entscheidend erweitert, um der wachsenden Schülerzahl ein differenziertes Angebot
zu bieten. Besonders erwähnenswert ist die
Möglichkeit, einen bilingualen französischen
Zweig zu wählen.
vorhanden. Eine lichtdurchflutete Mensa mit
ca.140 Sitzplätzen ermöglicht den Ganztagesbetrieb und versorgt auch Schüler der
benachbarten Realschule und Hauptschule.
Der Außenbereich bietet den Schülern vielfältige Möglichkeiten ihre Pause kreativ zu
gestalten und zu entspannen: überdachte
Sitzplätze laden zum gegenseitigen Austausch ein, im nord-westlichen Bereich gibt
es eine Tischtennisplatte und für weitere
sportliche Betätigung steht ein Sportfeld, das
gemeinsam mit der Realschule genutzt wird
zur Verfügung. Das Biotop im Eingangsbereich kann als „grünes Klassenzimmer“ genutzt werden.
Insgesamt bietet das Oberrhein-Gymnasium
damit einen perfekten Raum für pädagogisches Arbeiten, der gleichzeitig eine positive
und freundliche Atmosphäre schafft.
Ebenso gilt unser Dank dem Land BadenWürttemberg für die finanzielle Unterstützung sowie dem Regierungspräsidium mit
Herrn Schulpräsident Siegfried Specker,
Herrn Thomas Steiner, Leiter des Referats
Gymnasien, und Frau Margaretha Igel, unserer Schulreferentin für die vielfältige Hilfe
und Begleitung.
Ein hochmodernes Schulgebäude wurde
in kürzester Zeit geplant und fertig gestellt.
Die Gebäudetechnik ist auf dem neuesten
Stand, um der wachsenden Notwendigkeit
zum energieeffizienten Betrieb Rechnung zu
tragen. Fortschrittlich ausgestattete Klassenzimmer, Fachräume für Biologie, Chemie,
Physik, Musik und Bildende Kunst, ansprechende Schülerarbeitsräume wie ein Ruheund Spieleraum, Hausaufgabenraum, und
vieles mehr sind entstanden. Mit einem komplett ausgestatteten Computerraum, Computern und Beamern in Klassen- und Fachräumen können wir unsere Schülerinnen und
Schüler auf die multimedial geprägte Zukunft
bestens vorbereiten. Für das Lehrerkollegium sind ein großzügiges Lehrerzimmer,
Arbeitsplätze und ein Besprechungsraum
Die Stadt Weil am Rhein stellt somit bestmögliche ideale Bedingungen für die Unterrichtung der zunächst 171 neuen Schülerinnen und Schülern am Oberrhein-Gymnasium
bereit und ebenso für die zukünftigen Schülerinnen und Schülern, die in den nächsten
Jahren zu uns stoßen werden, bis die geplante Zielgröße von ca. 480 Schülerinnen
und Schülern erreicht ist.
Unser Dank gilt daher vor allem unserem
Schulträger, der Stadt Weil am Rhein, ihrem Oberbürgermeister, Herrn Wolfgang
Dietz, ihrem Gemeinderat, dem Leiter des
Hauptamtes der Stadt Weil am Rhein Herrn
Christoph Huber, den Damen und Herren der
Stadtverwaltung sowie allen, die zum Gelingen des Oberrhein-Gymnasiums Weil am
Rhein beigetragen haben.
Danken möchten wir vor allem dem Leiter
des Gebäudemanagements Herrn Jürgen
Hitze, der durch seine Umsicht die Fäden jederzeit in der Hand hielt, so dass es
überhaupt gelingen konnte, das OberrheinGymnasium in dieser kurzen Zeit entstehen
zu lassen. Unser Dank gilt auch der Leiterin der Baurechtsabteilung, Frau Dagmar
Koerstein, und allen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der Stadtverwaltung, sowie
den beteiligten Firmen für die sorgfältige
handwerkliche Ausführung. Ebenso gilt unser Dank dem Architekturbüro Kromer und
Piek, die durch ihre sorgfältige Planung die
Bauleitung unterstützte.
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Wir danken den Architekten Sebastian Haffner und Harald Konsek vom Büro „Drei
Architekten“, denen es gelungen ist, ein
hochmodernes und funktionales und dabei
ästhetisch ansprechendes Gebäude zu gestalten. Herauszuheben ist, dass die ausgewählten Materialien das Schulgebäude zu
einem hellen und freundlichen Ort machen,
in dem sich alle am Schulleben Beteiligten
gerne aufhalten werden.
Ich bedanke mich insbesondere bei Herrn
Dr. Martin Haas, dem Schulleiter des Kant-
Gymnasiums Weil am Rhein, dem stellvertretenden Schulleiter Herrn Hugo Franke
sowie bei vielen Kolleginnen/Kollegen und
Mitarbeitern des Kant-Gymnasiums für die
Planung und Organisation des Aufbaus des
Oberrhein-Gymnasiums, für die Planung
des Schuljahres 2011/2012, und Bereitstellung von Lehrkräften, die einen ordnungsgemäßen Beginn des Schulbetriebs ermöglichen.
Wir sind froh und dankbar, dass mit dem
Oberrhein-Gymnasium ein neuer Ort des
Lernens und der Entwicklung junger Menschen in unserer Region geschaffen wird.
Freuen wir uns darauf, dass dieses Schulgebäude zukünftig mit viel Leben gefüllt
werde, und dass viele Schülergenerationen
in seinen Räumen entsprechend ihren Fähigkeiten in einer fröhlichen, gemeinschaftlichen und anregenden Atmosphäre gefördert werden.
(Direktorin Silke Wießner)
Ein funktionaler, energetischer und eingebundener Baukörper
Projektbeschreibung des Planerbüros „Drei Architekten“
Zur Architektur
Im Oktober 2008 beauftragte die Stadt Weil
am Rhein unser Büro mit ersten Planungsüberlegungen zum Neubau eines Gymnasiums und einer Mensa am Schulstandort
Egerstraße. Das Gelände war mit Hauptschule und Realschule, mit einer großen
und einer kleinen Sporthalle, mit Pausenhöfen, Parkplätzen und einigen Grünflächen bereits gut ausgenutzt. Nach Abwägen der Vor- und Nachteile verschiedener
Baufelder wurde die Parkierungsfläche am
nordöstlichen Rand des Geländes hinter
der Realschule als bester Standort ausgewählt. Damit wird zwar die von allen drei
Schulen genutzte Mensa nicht im Zentrum
des Schulcampus liegen, doch bot die Unterbringung von Gymnasium und Mensa in
einem Gebäude erhebliche Kostenvorteile.
Auch konnte hier der Neubau ohne Störung
des laufenden Schulbetriebs errichtet werden.
Neben der Geometrie des Baufeldes bestimmten Funktionalität, Baukosten und
Energieverbrauch die Form des Baukörpers.
In Anlehnung an die benachbarten Schulgebäude wählten wir eine dreigeschossige
Bauform und favorisierten aus energetischen
wie funktionalen Gründen einen kompakten
rechteckigen Grundriss. Denn in ihm ergeben sich aus der Menge der Räume, die an
der Außenwand liegen müssen, im Zentrum
des Gebäudes „überschüssige“ Flächen, die
den besonderen Reiz unseres Gebäudes
ausmachen: Eine große und eine kleine Halle leiten mit ihren Oberlichtern viel Tageslicht
ins Innere des Gebäudes.
Gesäumt von galerieartigen Fluren dient die
große Halle als Ausstellungsfläche und Aula.
Dank einer Schiebewand kann sie sogar
noch um den Musikraum erweitert werden.
Im täglichen Betrieb wird die große Halle das
kommunikative Zentrum der Schule sein.
Hier sehen und begegnen sich alle Lehrer
und Schüler auf ihren horizontalen und vertikalen Wegen durch das Gebäude, wenn sie
nicht gerade eines der zwei Treppenhäuser
benutzen, die als Rettungswege im Brandfall
besonders geschützt und „eingehaust“ sein
müssen.
Im Erdgeschoss gleich neben dem Haupteingang liegen die Räume der Schulverwaltung
und das große Lehrerzimmer. Gegenüber
sind der Kunstraum und zwei Räume zum
„Spielen und Bewegen“ für die Ganztagesbetreuung angeordnet. An einem eigenen
Freibereich im Westen liegt die Mensa mit
144 Sitzplätzen und einer Catering-Küche,
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die 200 und mehr Essen täglich vorbereiten
und ausgeben kann. Ein Teil des Speisesaals ist um einige Stufen abgesenkt, wirkt
damit luftiger und lässt eine Bühne entstehen, die für Theater- und Musikaufführungen
zu nutzen ist, wenn die Aula im Atrium zu
groß erscheint. Da die Mensa auch von den
anderen beiden Schulen genutzt wird, besitzt
sie einen zusätzlichen Außeneingang. Auch
kann der gesamte Mensa-Bereich von der
übrigen Schule abgekoppelt und für Abendveranstaltungen genutzt werden, ohne das
restliche Gebäude betreten zu müssen.
Das 1. Obergeschoss beherbergt zwei Physikräume mit Vorbereitungsraum, eine Bibliothek, einen Raum für Hausaufgabenbetreuung und elf Klassenräume, von denen zwei
durch Schiebewände teilbar sind.
Im 2. Obergeschoss liegen drei Fachklassenräume für Biologie und Chemie mit Vorbereitungsräumen, ein Computerarbeitsraum und
acht Klassenräume, von denen wiederum
zwei teilbar sind. Insgesamt wurden also 19
bis 23 allgemeine und sieben Fachklassenräume realisiert.
Im Untergeschoss, das nur etwa die Hälfte
der Gebäudefläche einnimmt, ist neben verschiedenen Lager- und Haustechnikflächen
ein Abstellraum für 160 Fahrräder untergebracht, der über eine Rampentreppe hinter
dem Haus von außen erreicht wird und im
Gebäude an das südliche Treppenhaus angeschlossen ist.
Die Gebäudeform ist ein schlichter Quader
ohne Vor- und Rücksprünge. Lediglich zwei
Deckenplatten aus Sichtbeton ragen im Eingangs- und Schulhof im Süden und an der
Mensa im Westen aus dem Quader hervor,
überdachen und betonen hier die jeweiligen
Eingänge und bieten Sonnenschutz für die
geschosshoch verglasten Räume des Erdgeschosses. Die beiden Obergeschosse
sind durch lange Fensterbänder horizontal
gegliedert, wobei an jeder Gebäudeseite ein
geschlossenes Giebelfeld das Bauwerk optisch „erdet“.
Durchgängiges Gestaltungskonzept mit modernster Technik
Projektbeschreibung des Planerbüros „Drei Architekten“
Was aus der Ferne als monochromes helles
Fassadenmaterial erscheint, entpuppt sich
im Näherkommen als eine fein gegliederte
Oberfläche aus schmalen, langen Klinkern.
Drei Farbtönungen von Grau bis Beige sind
in freier Verteilung angeordnet. Einzelne
Klinker wurden bewusst „falsch herum“ eingebaut und zeigen noch die dunkel-braunen
Spuren der Lagerung im Brennofen. Mit hellen Fugen und handwerklich präzisen Anschlüssen an den Fenstereinschnitten und
Gebäudeecken ergibt sich damit eine hochwertige, wetter-unempfindliche, lebendige
Fassade „zum Anfassen“.
Eschenholz furniert. In bewusstem Gegensatz zu diesen „feinen“ Materialien sind
die meisten Wände in robustem Sichtbeton ausgeführt. Er wurde bis auf Höhe der
Türeinschnitte mit einer horizontalen Brettschalung leicht profiliert, während Türsturz
und oberer Wandabschnitt durchlaufend
glatt geschalt wurden. Dach und Oberlicht
über der Halle wiederum werden von Brettschichtholzträgern getragen. Nur an einer
Wand der kleinen Halle und bei den Stahlbrüstungen der Treppenhäuser haben wir
intensive Farben von Lippstick bis Lila eingesetzt.
In der großen Halle machen vier graphisch
behandelte Wände neugierig: Digitale
Schwarz-Weiß-Fotos sind enorm vergrößert und lassen aus der Nähe nur große
Pixel erkennen. Erst bei größerem Abstand
erschließt sich das jeweilige Bild. Auf der
Faltwand am Musiksaal wurde ein Luftfoto
vom Dreiländereck mit Weil am Rhein im
Zentrum verwendet, an der Glaswand neben dem Kunstklassenraum ein Pinselstrich
von Gerhard Richter, im 1. OG vor den Physikräumen ein Bild zur Wirkung des Elektromagnetismus und im 2. OG vor den Biologieräumen ein Foto von Bakterien.
Im Inneren des Hauses dominieren Oberflächen aus Holz, Sichtbeton und Glas. Fast
alle Böden wurden mit Industrieparkett aus
Roteiche belegt. Die Brüstungen der Galerien und die eingezogenen Türelemente
zu den Klassenzimmern sind mit hellem
Alle Klassenzimmer sind mit modernster
Technik, alle Fachklassenräume zusätzlich
mit besten Experimentieranschlüssen ausgestattet. Doch auch die „gute alte Wandtafel“ findet sich noch in jedem Raum. Einbauschränke, Waschbecken, Mediensäulen,
Lautsprecher, Deckenleuchten, Steckdosen, Schalter, Computeranschlüsse...
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alles ist bedacht und integriert in ein durchgängiges Gestaltungskonzept zum Innenausbau.
Mit großer Sorgfalt haben Architekten, Ingenieure und viele Handwerker das neue
Schulhaus geplant und gebaut. Mögen sich
nun Lehrer und Schüler darin wohlfühlen
und jeden Morgen freudig in ihre Schule, in
das neue Oberrhein-Gymnasium gehen!
Zum Energiekonzept
Der Wunsch der Stadt Weil am Rhein, mit
dem Oberrhein-Gymnasium ein energetisch vorbildliches Gebäude zu errichten,
hat Architekten und Fachplaner ebenso
herausgefordert wie beflügelt. Das hochgesteckte Ziel begleitete uns von der ersten
Konzeptüberlegung bis zur Wahl der Lichtschalter. Im Ergebnis ist ein großes öffentliches Gebäude entstanden, das in seinem
Energieverbrauch die bereits sehr strengen
Anforderungen der aktuellen Energieein-
sparverordnung EnEV 2009 um 70% unterschreitet. Wie wurde das erreicht?
Zunächst ist das Raumprogramm in einen
geometrisch möglichst einfachen Baukörper
ohne Vor- und Rücksprünge eingepasst, um
die Oberfläche des Gebäudes gegenüber
seinem Volumen zu minimieren. Denn Außenwände, Dächer und Bodenplatte, seien
sie auch noch so gut gedämmt, geben im
Winter Wärme nach außen ab und nehmen
im Sommer Wärme von außen auf, was
ebenfalls nicht erwünscht ist.
Brüstungen und andere geschlossene Fassadenteile sowie Dach, Bodenplatten und
Fundamente sind mit einer hochwertigen
Dämmung isoliert, alle Fenster dreifach verglast. Zudem wurde beim Bau darauf geachtet, dass keine noch so kleinen Löcher
in der Außenwand entstehen, durch die warme Luft unkontrolliert entweichen kann: Das
Gebäude ist als luftdicht anzusehen, wenn
alle Fenster und Türen geschlossen sind.
Ein Passivhaus nach gesundem Menschenverstand
Projektbeschreibung des Planerbüros „Drei Architekten“
Ein so dichtes Gebäude erfordert eine „kontrollierte Lüftung“ aller Räume. Diese steigert
– zumal in Klassenzimmern, wo viele Köpfe
gleichzeitig rauchen – die Luftqualität und damit
die Konzentrationsfähigkeit erheblich. Ein ständiger sanfter Luftstrom durchzieht fast unmerklich alle Räume und versorgt sie mit Frischluft.
Die verbrauchte Luft strömt in die Flure und
Hallen über und wird gesammelt wieder der
Lüftungszentrale zugeführt. Dort wird ihr im
Winter mittels eines Wärmetauschers 80%
der Wärme entzogen, welche dann wieder die
frisch angesaugte Außenluft erwärmt, bevor
diese in die Klassen geleitet wird.
außen ein Lamellengitter so montiert ist, dass
dieser schmale Klappflügel auch bei Regen
offen stehen kann. Wird ein Fenster geöffnet,
so meldet ein Kontakt dies an die Steuerung
der Lüftung und der Heizung des betreffenden
Raumes: Beide werden sofort heruntergefahren, damit das Haus möglichst wenig Energie
verliert.
Auch die Beleuchtung des Hauses ist energetisch optimiert. Lichtschalter sucht man vergeblich. Und wo sich niemand aufhält, geht das
Licht nach kurzer Zeit automatisch aus. Denn
Bewegungsmelder schalten das Licht ein und
aus. Zudem wird die Lichtstärke über Tageslichtsensoren gesteuert. Jedem Raum wird
dadurch nur soviel künstliche Beleuchtung zugeführt, wie es das einfallende Tageslicht noch
zusätzlich erfordern mag. Energieverschwendung am helllichten Tage ist somit nicht mehr
möglich.
(Für individuelle Wünsche wurden – etwas
versteckt – jedoch auch noch ein Lichtschalter
angeordnet...)
Im Sommer bleibt die Lüftung auch nachts in
Betrieb, um das Gebäude abzukühlen. Wände und Decken sind so weit wie möglich ohne
Verkleidungen ausgeführt, damit ihre Speichermasse die Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht ausgleicht.
Alle Klassenräume werden mit Fenstern über
die gesamte Länge gut belichtet. Je Raum
lassen sich ein bis zwei große Fenster öffnen.
Neben diesem Öffnungsflügel ist jeweils noch
ein schmaler Holzflügel angeordnet, vor dem
Die vom Haus benötigte Heizenergie wird über
eine Fernwärmeleitung geliefert. Auf dem Dach
sind photovoltaische Sonnenkollektoren montiert, die den erzeugten Strom in das öffentliche
Stromnetz einspeisen. Sogar die Abwärme
der Computer im Serverraum wird noch ausgenutzt: Sie unterstützt die Warmwasserbereitung für die Küche. Alle diese Maßnahmen
zusammen verleihen dem Gebäude fast einen
„Passivhausstandard“.
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Viel hätte nicht gefehlt, um dieses Gütesiegel
zu erreichen. Doch dieses Wenige hätte unverhältnismäßig hohe zusätzliche Baukosten ausgelöst. Bauherr und Achitekt waren sich deshalb einig, auf die Mehrkosten zu verzichten,
zumal die Stadt keinen gesteigerten Wert auf
ein offizielle (und teure) Zertifizierung legte.
Das Ergebnis nennen wir jetzt einfach „ein
Passivhaus nach gesundem Menschenverstand“.
„Drei Architekten“ Stuttgart im Oktober 2011
Grundriss des Oberrhein-Gymnasiums (Erdgeschoss)
4
5
7
4
6
4
3
10
3
2
12
11
2
8
9
Legende:
1 Verwaltung/Lehrerzimmer
2 Musik
3 Spiele- und Bewegungsraum
1
4 Kunst/Grünes Klassenzimmer
5 Küche
6 Mensa
8
1
1
1
1
7 Aufenthaltsbereich
8 Oberstufenraum
9 SMV (Schülermitverwaltung)
1
1
10 Besprechungsraum
11 Kopierraum
12 Aula
1
Grundriss des Oberrhein-Gymnasiums (1. Obergeschoss)
2
1
1
1
1
1
3
4
7
1
8
5
6
1
Legende:
1 Klassenräume (z.T. mit beweglichen Wänden)
2 Räume für Ganztagesbetrieb (Projektraum /
Hausaufgabenbetreuung/Lese-/Ruheraum)
1
1
3 Bibliothek
4 Physik - Praktikum
5 Physik – Vorbereitung/Sammlung
9
2
2
2
6 Physik
7 Kleine Aula
8 Lehrmittel/Arbeitsplätze
Grundriss des Oberrhein-Gymnasiums (2. Obergeschoss)
5
4
3
1
1
2
1
6
7
8
1
1
Legende:
1 Klassenräume (z.T. mit beweglichen Wänden)
2 Computerraum
3 Chemie
1
1
4 Chemie - Vorbereitung
5 Biologie
6 Biologie – Vorbereitung/Sammlung
10
1
1
7 Biologie
8 Lehrmittel/Arbeitsplätze
1
Stein um Stein – Impressionen von der Baustelle
25.3.2010
28.5.2010
29.7.2010
23.8.2010
29.4.2011
Diese Bilder wurden der Stadt freundlicherweise
von Herrn Wolfgang Neumann aus der Stettiner
Straße zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür.
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Daten – Zahlen – Fakten
Chronologie
Angaben zum Baukörper
Energiekonzept
12. September 2005: Einweihung des Erweiterungsbaus am Kant-Gymnasium, des
so genannten Humboldt-Baus
Umbauter Raum: 26.820 m3 (Länge: 60 m,
Breite: 32 m, Höhe: 12 m)
Das Oberrhein-Gymnasium wurde in Passivhaus-Bauweise gebaut, d.h. der überwiegende Teil des Wärmebedarfs wird aus
„passiven“ Quellen wie der Sonneneinstrahlung oder der Abwärme von Personen und
technischen Geräten gewonnen. Dies führt
zu einem geringeren Energieverbrauch.
18. März 2008: Der damalige Kultusminister
Helmut Rau stellt in seinem Schreiben die
Notwendigkeit des Neubaus eines zweizügigen Gymnasiums fest
03. Juni 2008: Grundsatzbeschluss zur Planung und zum Bau eines zweiten Gymnasiums durch den Gemeinderat
16. Januar 2009: Genehmigung der Vorplanung und Einreichung der Zuschussanträge
durch den Gemeinderat
28. April 2009: Baufreigabe durch den Gemeinderat
16 Klassenräume für 448 Schüler sowie
Fachräume und Räume für den Ganztagesbetrieb
Fahrradkeller mit 160 Stellplätzen
29. Januar 2008: Gemeinderat stellt fest:
Schaffung zusätzlicher Raumkapazitäten im
gymnasialen Bereich sind zwingend
Gesamtnettofläche: 5.723 m2 (3.288 m2
Hauptnutzfläche, d.h. Klassenzimmer, Büroräume oder spezielle Unterrichtsräume)
Mensa (ca. 230 m2) mit 144 Sitzplätzen und
bis zu 200 Essensausgaben pro Tag
Kosten & Finanzierung
13,114 Mio. € Gesamtkosten
(inkl. Außenanlagen, Ersatzparkplätze)
4,541 Mio. € Zuschuss Land
Baden-Württemberg
Ziel des Konzepts war neben dem Klimaschutz zudem die Schaffung eines behaglichen Raumklimas (optimale Abstimmung
der Raumtemperatur und -feuchte mit der
Luftqualität) als wichtige Vorraussetzung für
gutes Lernen.
Heizenergiebedarf in Heizöläquivalent:
Oberrhein Gymnasium 3,2 l/m²a
Vergleich Passivhaus: 1,5 l/m²a
Primärenergiebedarf: 55,1 kWh/m²a d.h. die
gesetzlich geforderten Anforderungen werden um 72% unterschritten
Wärmeschutzniveau
Dämmstärke Außenwände: 20 cm
Dämmstärke Flachdach: 30 cm
Dämmstärke Bodenplatte: 18 cm
Fensterelemente,Drei-Scheiben-Wärmeschutzverglasung,
Uw>0,9 W/m²K
22. Januar 2010: Spatenstich
25. Oktober 2010: Richtfest
20. Juli 2011: Baurechtliche Abnahme
12. September 2011: Erster Schultag
Wärmeerzeugung (Heizung)
Anschluss an das Nahwärmenetz „Bleichäcker“ (Blockheizkraftwerk mit Erdgasversorgung)
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Wärmeerzeugung (Warmwasser Mensa)
Vorerwärmung durch Abwärmenutzung des
Serverraums
Lüftungsanlagen
100 % Frischluftanteil in allen Räumen (keine Umluft); 20 m3 pro Stunde und pro Schüler = 600 m3 / Stunde; 85 % Nutzung der
Abwärme (Wärmerückgewinnung); bedarfsgerechte Regelung: bei Abwesenheit oder
offenen Fenster wird Lüftung und Heizung
geschlossen
Sonnenschutz
Jalousien mit automatischer und manueller
Steuerung; automatische, freie Sommernachtskühlung mit Fenstern und Lüftungsanlage
Erneuerbare Energien
29,70 kWp Sonnenstromanlage
Vermeidung von 440 t CO2 in 20 Jahren
Dachbegrünung
Vorklärung des Regenwassers, das in das
schuleigene Biotop geleitet wird
Zweiteiligkeit als Sinnbild der Bilingualität Die Skulptur von Bernd Goering für das Oberrhein-Gymnasium
Seit dem 1. Oktober 2011 setzt die Skulptur von Bernd Goering im Eingangsbereich
des neu erbauten Oberrhein-Gymnasiums
schon allein mit ihrer Höhe von etwas über
sechs Metern einen markanten Akzent und
erfüllt damit die Erwartung der Auftraggeber,
als „Identifikationszeichen“ wahrgenommen zu werden. Den gewaltigen Rohblock
mit einem Gewicht von 20 Tonnen und einer
Länge von 7,60 Metern musste Bernd Goering in einer Firma nahe des Steinbruchs
im Bayrischen Wald halbieren lassen, bzw.
selbst weiter bearbeiten, denn keine Werkstatt in der Region hätte die erforderlichen
Voraussetzungen hierfür bieten können.
Die beiden schlanken Hälften sind sowohl in
der Längsachse geringfügig um 20 cm gegeneinander verschoben als auch in einem
spitzen Winkel von 20° zueinander gestellt.
Mit ihrer identischen Form und denselben
Ausmaßen lassen sie jedoch die ursprüngliche Form des Steinblocks noch erkennen.
Der dynamische Vorgang der Verwandlung
vom Rohblock zu einer völlig neuen Gestalt
lässt sich demnach vom Betrachter vor der
Skulptur nachvollziehen. Ebenso verhält es
sich mit der Behandlung der Oberfläche des
Steins, der außen im rohen Zustand belassen und in relativ gleichmäßigen Abständen
von den Rillen der Bohrlöcher gegliedert ist,
während die Innenseiten poliert sind. So
ergibt sich ein Kontrast des in seiner natürlichen Form belassenen Granits, dessen
stofflicher Charakter im Wechsel von Licht
und Schatten in unterschiedlicher Intensität
zur Geltung kommt, und der völlig glatten,
Licht reflektierenden Innenseite. Zugleich
13
kann, wie bereits oben erwähnt, der künstlerische Prozess auch hier nachvollzogen
werden.
Die Ausmaße mussten so groß gewählt
werden, damit sich die Skulptur nicht nur
der hohen Fassade des Schulgebäudes
gegenüber behauptet, sondern auch mit
dieser in einen harmonischen proportionalen Dialog zu treten vermag. Die Skulptur
präsentiert sich beim Betreten des Schulgeländes in ihrer gesamten Gestalt völlig
unverstellt von Bäumen oder Buschwerk.
Außerdem ist sie vom nahezu gesamten
Areal des Schulhofes aus sichtbar. Gerade
die gegenstandsfreie Darstellung eröffnet
einen Raum für Assoziationen. Bernd Goering selbst sieht u. a. in der Zweiteiligkeit
seiner Skulptur einen Bezug zur Bilingualität
des Gymnasiums.
Der Gegensatz von rauer zu glatter Oberfläche versinnbildlicht nach seiner Vorstellung
die Fortentwicklung der natürlichen Anlagen
der Schülerinnen und Schüler zu vielseitig
gebildeten Persönlichkeiten.
Warum befassen sich Bildhauer wie Bernd
Goering mit der radikalen Formreduktion?
Gemeinsam ist ihnen trotz aller individuellen Unterschiede das Anliegen, in der Rücknahme formaler Effekte besonders dem
Material eine besondere Aufmerksamkeit zu
verleihen. In einer Zivilisation, in der virtuelle
Realitäten immer mehr Raum einnehmen,
sind Rückbesinnung auf die greifbare Wirklichkeit und deren sinnliche Wahrnehmung
ein zunehmendes Bedürfnis.
(Eberhard Brügel, Mitglied des Stiftungsbeirates der Stiftung der Sparkasse Markgräflerland zur Förderung von Kunst und Kultur
und Fachjuror für Bildende Kunst)
Der Künstler Bernd Goering auf dem noch unbearbeiteten Rohblock.
Vom Hans-Thoma-Gymnasium Lörrach zum Kant-Gymnasium –
Ein historischer Rückblick der gymnasialen Entwicklung in Weil am Rhein
Um nun in Weil am Rhein eine eigene höhere
Schule bilden zu können, wurde zu diesem
Zweck ein neues Schulgebäude errichtet,
das zunächst als Progymnasium ausgewiesen war. Der 24. April 1963 kann hierbei
als Geburtsstunde des neuen und erst zum
Teil fertig gestellten Schulgebäudes gelten.
Bei einer kleinen Feier in der Eingangshalle
der neuen Schule und in Anwesenheit der
Stadträte und weiterer Honoratioren gaben
seitens der Stadt Bürgermeister Wilhelm
Schellenberg und Oberstudiendirektor Alfred Klar vom HTG Lörrach den Startschuss
für den offiziellen Beginn des Schulbetriebs
am Progymnasium.
Um die Schule mit Leben zu füllen, siedelte man zu dieser Zeit zwei Klassen (6. und
7. Stufe) vom HTG Lörrach nach Weil am
Rhein um. Diese setzten sich vor allem aus
Schülern der Stadt und dessen Einzugsgebiet zusammen. Zu diesen beiden Klassen
kam zudem eine neue Sexta (5. Klasse) hinzu, so dass anfänglich drei Jahrgänge mit
je einer Klasse und 110 Schülern die neue
Schule bildeten.
Die Vorgeschichte zur Einrichtung einer höheren Lehranstalt liegt aber schon viel weiter
zurück. Schon im Jahr 1939 befasste sich
die Stadt Weil am Rhein mit diesem Gedanken. Doch der Zweite Weltkrieg machte dieses Ansinnen schnell wieder zunichte. Erst
1951 - Weil am Rhein hatte damals schon
über 12.000 Einwohner – rückte das Thema einer „Außenstelle des HTG“ mit 4 bis 6
Klassen, welche auf dem Schulhof der Leopoldschule in Schulbaracken unterrichtet
werden sollten, wieder in den Vordergrund.
Unterstützung fand das Projekt beim Kreisschulamt Lörrach und Oberstudiendirektor
Heinrich Funck vom HTG, was jedoch durch
die oberste Schulbehörde in Freiburg im Anfangsstadium gestoppt wurde. Im Jahr 1952
und nach Gründung des neuen Landes
Die gymnasiale Entwicklung in Weil am
Rhein war in ihren Anfängen nicht denkbar
ohne das Hans-Thoma-Gymnasium (HTG)
in Lörrach, welches seinerzeit sozusagen
Geburtshilfe für das spätere Kant-Gymnasium in Weil am Rhein leistete. Denn bis 1963
gingen alle „höheren“ Schüler aus Weil am
Rhein und dessen Einzugsgebiet (Rebland,
Kandertal) auf diese Schule, soweit sie nicht
das dortige humanistische Hebel-Gymnasium besuchten.
Baden-Württemberg unternahm die Stadt
einen neuen Vorstoß in diese Richtung.
Aber mit dem Hinweis auf die schwachen
Geburtenjahrgänge der Kriegs- und Nachkriegsjahre und dem Lehrermangel im
darauffolgenden Jahr wurde auch dieses
Ansinnen wieder abgelehnt. Weitere Bemühungen führten 1954/55 zu einem ersten
Eingeständnis des Kultusministeriums, jedoch nur unter der Voraussetzung, dass die
Stadt Lörrach in vollem Umfang Schulträger
für die Nebenstelle in Weil am Rhein bleiben würde. Geplant war, in der Rheinschule
in Friedlingen eine erste Sexta der höheren
Schule zu unterrichten. Schützenhilfe kam
wiederum von Studiendirektor Funck des
HTG in Lörrach und vom Eltern-
Einweihung des Kant-Progymnasiums (25.10.1963)
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beiratsvorsitzenden dieser Schule, Dr. Kutterer. Da die Stadt jedoch außer den Lehrerstellenbeiträgen auch noch die Fahrtkosten
der pendelnden Lehrer hätte übernehmen
sollen, bremsten finanzielle Schwierigkeiten
das Ansinnen auf weitere Zeit aus.
Nun wurde es einige Jahre ruhig um das
Gymnasium. Die Stadt musste ihre ganze
Finanzkraft auf den Bau von Volksschulen
und die Schaffung von Wohnraum für die
rasch wachsende Bevölkerung konzentrieren. In Lörrach wuchs die Schüler- und Klassenzahl indessen von Jahr zu Jahr, trotz
einer gewissen Entlastung durch die Eröffnung eins Progymnasiums in Rheinfelden.
Als im Jahr 1960 das HTG erneut in Raumnot geriet, trat die Stadt Lörrach an das
Oberschulamt mit der Frage heran, ob nun
endlich auch in Weil am Rhein ein Progymnasium gebildet werde könnte oder ob man
in Lörrach unter Kostenbeteiligung der Stadt
Weil am Rhein neu bauen müsste. Zu dieser Zeit hatte die Stadt bereits über 18.000
Einwohner. Dem städtischen Antrag vom
25. April 1960 folgte bereits am 15. Juli 1960
die grundsätzliche Zusage des Oberschulamtes und am 19. Mai 1961 die endgültige
Genehmigung des Kultusministeriums, ein
Progymnasium in Weil am Rhein zu errichten. Die Aufnahme des Unterrichts mit vier
Jahrgangsklassen war für den Schuljahresbeginn 1962 vorgesehen, was jedoch zeitlich nicht mehr möglich war. Zunächst wurde ein Anbau an die Karl-Tschamber-Schule
vorgesehen, am Ende entschied man sich
dann aber doch für eine großzügige Lösung
im Gewann „Herbergacker“ an der Humboldtstraße.
Vom Hans-Thoma-Gymnasium Lörrach zum Kant-Gymnasium –
Ein historischer Rückblick der gymnasialen Entwicklung in Weil am Rhein
Dann ging es Schlag auf Schlag. Am 1. November 1961 erfolgte der erste Spatenstich
für den Schulhausneubau mit 18 Klassenzimmern und den erforderlichen Sonderräumen. Der Ausbau des Gymnasiums zu einer
Vollanstalt war dabei in vier Abschnitten vorgesehen. Ende Juli 1962 stand bereits der
Rohbau und am 30. November feierte man
das Richtfest und die Grundsteinlegung. Am
9. Januar 1962 entschied sich der Gemeinderat für den Namen „Kant-Progymnasium“
(nach dem großen Philosophen Immanuel Kant), welcher im September 1963 vom
Oberschulamt Freiburg genehmigt wurde.
Am 22. April 1963 begann schließlich der
Unterricht am Progymnasium. Erster Schulleiter wurde Oberstudienrat Dr. Rüdiger
Hoffmann. Am 25. Oktober 1963 fand dann
mit viel Prominenz die Einweihung des neuen Gebäudes statt, das für 3,41 Millionen
Mark errichtet wurde. Als Progymnasium
war es zunächst noch der Direktion des
HTG in Lörrach unterstellt.
Nachdem die anderen Trakte des Gebäudes und die Sonderräume fertig gestellt
waren, zog die inzwischen selbständig gewordene Mittelschule (heutige Realschule) mit 12 Klassen in das Gebäude ein, so
dass über 550 Schüler das neue Gebäude
bevölkerten. Dies führte auch zur lang ersehnten räumlichen Entlastung der anderen
Weiler Volksschulen und der Sonderschule.
Die Vorbereitungen für den zweiten Bauabschnitt sahen den Bau des Hauses für
Volksbildung vor. Am 25. November 1965
konnte Bürgermeister Otto Boll den ersten
Spatenstich vollziehen und knapp zwei Jahre
Baustelle zur Erweiterung des Kant-Gymnasiums (1974)
später wurde diese für Südbaden einzigartige Einrichtung am 21. September 1967
eingeweiht (Kosten 957.000 DM). Hier wurden die Volkshochschule, die Stadtbücherei
und die Städtische Sing- und Musikschule
untergebracht. Das Gymnasium konnte zudem die neu geschaffenen Kursräume und
den großen Saal für seine Zwecke nutzen.
Parallel dazu realisierte man im Jahr 1969
den dritten Bauabschnitt, eine 909.000 DM
teure Doppelturnhalle, welche in den späteren Jahren durch den Ausbau der Außensportanlagen mit einem Kostenaufwand von
83.000 DM ergänzt wurde. Im Herbst 1966,
als die ersten Weiler Schüler ihre „Mittlere
Reife“ erwarben, wurde die Schule dann
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selbständig. Im April 1969 stimmte das Kultusministerium auf Antrag der Stadt der Aufwertung zu einer Vollschule zu.
Aus dem Kant-Progymnasium wurde
das Kant-Gymnasium. Ab dem Schuljahr
1969/70 wurde das Gymnasium zudem um
die Oberstufe erweitert und am Ende des
Schuljahres 1971/72 legte der erste Abiturjahrgang am Kant-Gymnasium seine Reifeprüfung ab. 1970 zog die Realschule wegen
der von Jahr zu Jahr steigenden Schülerzahlen vom Kant-Gymnasium in einen eigenen
Neubau um. Diese Maßnahme brachte aber
nur eine kurzfristige Entlastung. Die gleichzeitig im Bau befindliche Markgrafenschule,
die einen Aufwand von 10 Millionen DM erforderte, ließ zunächst keinen raschen Beginn
des vierten und letzten Bauabschnitts für das
Kant-Gymnasium zu, der eine Erweiterung
der Räumlichkeiten vorsah. Dies erfolgte erst
1974. Für den Endausbau beschloss man
am 18. März 1975 und nach Genehmigung
des Raumprogramms die Durchführung eines beschränkten Wettbewerbs, nach dem
die Architektengruppe F 70 aus Freiburg den
Planungsauftrag erhielt. Trotz des noch nicht
bewilligten Staatszuschusses entschied der
Gemeinderat im Dezember 1975, den Anbau
mit einem Kostenaufwand von 3,6 Millionen
DM in die Tat umzusetzen. Weitere 328.000
DM mussten für notwendige Umbauten im
bestehenden Gebäude verwendet werden.
Mit der Fertigstellung und Inbetriebnahme
des nördlichen Anbaus wurde das KantGymnasium im Januar 1978 dann endgültig
fertig gestellt. Insgesamt wurden bis dahin
9,165 Millionen DM in dieses Schulgebäude
investiert.
1980 erreichte die Schülerzahl mit 1050
Schülern am Kant-Gymnasium einen vorläufigen Höhepunkt. Ab dem Jahr 1995 wurde
die Schule dank der Initiative des Schulträgers und der Schulgemeinschaft erst vom
dreizügigen und schließlich mittelfristig zum
vier- bis fünfzügigen Gymnasium vom Oberschulamt eingestuft. Damit war der Raumbedarf für einen Erweiterungsbau definiert.
Am 23.10.2001 fasste der Gemeinderat den
Grundsatzbeschluss zur Erweiterung des
Kant-Gymnasiums, der im Bau des sogenannten Humboldt-Baus mündete.
(Stadtarchivar Bruno Rabus)
Impressum: Stadtverwaltung Weil am Rhein, Rathausplatz 1, 79576 Weil am Rhein
Quellennachweis Fotos: Erich Meyer Luftaufnahmen, Fotostudio Hupfer Eimeldingen, Wolfgang Neumann, Stadtverwaltung Weil am Rhein
www.oberrhein-gymnasium.eu
www.weil-am-rhein.de