Heft 70 - Freunde der Naturvölker eV

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Heft 70 - Freunde der Naturvölker eV
Naturvölker
Infoheft der Menschenrechtsorganisation
Freunde der Naturvölker e.V. (FdN)
Heft Nr. 70 – August 2014 – 23. Jahrgang
Die letzten Waldindianer der Ayoréo
Foto: B. Wegener / W. Regehr
Mit dem Mut der Verzweiflung: Speere gegen Bulldozer –
ein ungleicher Kampf!
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In eigener Sache
„Freunde der Naturvölker“ unterstützen Bewahrung der letzten Jäger- und Sammlerkulturen
Serie “Mein Verein“
- „Jeder Tag in Freiheit ist ein Geschenk“
vom 5. Mai 2014
Aus der Redaktion der Zeitung für die Landeshauptstadt
Engagiert sich für alte Kulturen: Bernd Wegener von den „Freunden
der Naturvölker“. Der Verein ist der deutsche Partner von „Friends
of Peoples close to Nature“, einem weltweiten Netzwerk von Menschenrechtsorganisationen.
Entsetzt schauen Stammesmitglieder der Ayoréode zu, wie ein stählernes Monster eine breite Schneise in ihren geliebten Urwald frisst. Unaufhaltsam macht das Ungetüm alles platt, was ihm in den Weg kommt. Die
Waldindianer verstehen nicht, dass es sich um einen Bulldozer handelt.
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Für sie ist die Maschine ein Ungeheuer, vor dem sie nur fliehen oder es
mit Pfeil und Bogen angreifen können.
Die Ayoréos sind Nomaden der Wälder und gehören zu den letzten isoliert lebenden Völkern in Südamerika. Ihre Heimat ist der Gran Chaco.
Das riesige Wald- und Savannengebiet erstreckt sich über den Westen
Paraguays, den Südosten Boliviens sowie den Norden Argentiniens.
Doch zunehmend ist das Zuhause der Waldindianer und damit auch ihr
Überleben bedroht. Großagrarindustrie dringt immer tiefer in ihren Lebensraum ein, zerstören rücksichtslos riesige Flächen Urwald, um Platz
für Rinderweiden zu schaffen.
Diesem Vorgehen Einhalt gebieten wollen die „Freunde der Naturvölker“
(FdN). Der gemeinnützige Verein mit Sitz in Ludwigslust hat sich dem
Schutz der letzten indigenen Völker der Erde verschrieben, mit dem Ziel,
ihre Kultur und Lebensweisen zu bewahren. „Ein Verlust dieser Völker
wäre ein Verlust an Reichtum menschlich-kultureller Vielfalt“, fasst der
Vorsitzende Bernd Wegener die Motivation des Vereins zusammen.
Das ist auch der Grund, warum die knapp 130 ehrenamtlich tätigen Mitglieder Projekte finanzieren, die den Nomaden helfen, zerstörenden Einflüssen entgegenzutreten und selbst über ihre Zukunft zu entscheiden.
Beispielsweise durch Landerwerb. Denn „ohne Land, kein Leben“, so
Wegener. „Mit der Sicherung von Flächen geben wir den Stämmen die
Möglichkeit, weiter im Wald zu leben und dort ihre Kultur auszuleben.
Jeden Tag, den sie in Freiheit verbringen können, ist für sie ein Geschenk.“
Auch für die Ayoréos konnte der Verein so ein Stück Stammesland zurückgewinnen. Für die in freiwilliger Isolation lebenden Gruppen kauften
die „Freunde der Naturvölker“ gemeinsam mit anderen Naturschutz- und
Menschenrechtsorganisation bisher rund 175 000 Hektar Urwald. Ähnliche Bestrebungen der Landsicherung unterstützen die Mitglieder unter
anderem bei dem Volk der Nivaclé in Paraguay und der Hazabe in Tansania. Den Garifuna in der Karibik helfen sie zudem dabei, ihr kulturelles
Erbe wiederzubeleben. So finanzierte der Verein zum Beispiel den Bau
eines traditionellen Kanus für den Fischfang.
Die Gelder für die Projekte stammen aus Spenden der Mitglieder. Wobei
jedem selbst überlassen sei, wie viel er zur Verfügung stellt. Feste Beiträge gebe es nicht. „Jeder leistet, was er kann – ähnlich wie bei den Naturvölkern“, erzählt Wegener.
Foto: mili
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Paraguay: Der Verein hilft den Waldindianern, ihre Heimat zu sichern – auch dieser
Familie der Areguedeurasade. Fotos: privat (3)
Tansania: Die Freunde der Naturvölker setzten sich für die Landrechte der Hadzabe,
der letzten Buschmänner Ostafrikas, ein.
In welche Vorhaben investiert werde, besprechen die Mitglieder während
ihrer Hauptversammlung im Frühsommer. Sie ist das einzige Treffen des
Vereins im Jahr. Der Grund: Die „Freunde der Naturvölker“ leben in ganz
Deutschland, der Schweiz, Österreich und in Norditalien. „Die Anfahrtswege wären einfach zu weit“, erklärt der Vorsitzende.
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St. Vincent und die Grenadinen: Der Verein unterstützt die Garifuna, ihre Kultur zu
bewahren. Dazu gehört der Bau eines Kanus.
Gegründet wurde der Verein 1991. Die Idee dazu geht auf Hartmut Heller zurück. Der Atomphysiker aus Lauenburg habe beim deutschen Entwicklungsdienst gearbeitet, sei unter anderem in Afrika im Einsatz gewesen und dort mit Ureinwohner in Kontakt gekommen, erzählt Wegener.
„Heller hat dadurch miterlebt, dass Entwicklungshilfe nicht immer positive
Auswirkungen hat“, erinnert er sich. Als dann der Vulkan Pinatubo auf
den Philippinen ausbrach und damit die Heimat der Aeta, einem indigenen Volk auf der Insel Luzon, zerstört wurde, habe Heller sich dazu entschieden, einen Verein zum Schutz von Naturvölkern zu gründen, so der
Vorsitzende. Die erste Handlung des Vereins: Land für die Aeta kaufen,
um ihnen eine neue Heimat zu sichern.
Heller war es auch, der den heute 61-Jährigen Wegener vor rund 19
Jahren in den Verein holte. „Ich hatte einen Artikel von ihm über die
Hazabe in Ostafrika gelesen. Dort war auch seine Telefonnummer angegeben. Ich rief ihn an. Er lud mich zur Jahresversammlung ein. Ich ging
hin und bin Mitglied geworden“, erinnert sich der Ludwigsluster, der 2012
den Vereinsvorsitz übernahm.
Wegener interessiert sich schon seit seiner Kindheit für Naturvölker, hat
Literatur über die Kultur der Ureinwohner verschlungen. Später wollte er
dann Völkerkunde studieren. Doch daraus wurde nichts. „Das war damals in der DDR nicht möglich. Es gab einfach keine freien Stellen und
damit auch keinen Studienplatz“, erzählt er. Nun lebt er seine Leidenschaft im Verein der „Freunde der Naturvölker“ aus und würde sich freuen, neue Mitstreiter begrüßen zu können. „Jeder der Lust hat, kann sich
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bei uns melden über unsere Homepage www.naturvoelker.de oder
schaut bei unserer Jahresversammlung vorbei.“ Die nächste ist am 5.
Juli in Lauenburg, Schleswig-Holstein.
erstellt am 05.Mai.2014 von Stefanie Milius, Redakteurin
Zeitungsverlag Schwerin GmbH & Co. KG
Schweriner Volkszeitung
Gutenbergstr. 1
19061 Schwerin
Aché in Paraguay bekommen prominente Unterstützung im
Kampf um Rückgabe ihres Landes durch Baltazar Garzón
16.4.2014: Angehörige des Volkes der im Osten Paraguays lebenden
Aché klagen vor einem argentinischen Gericht auf Wiedergutmachung
für das Unrecht, das ihnen die Diktatur des Generals Stroessner (1954 1989) zugefügt hatte. Sie fordern vor allem die Rückgabe des Landes,
das ihnen durch Enteignung entrissen wurde.
Die Aché können auf die Hilfe eines prominenten juristischen Unterstützers zählen: Der ehemalige spanische Untersuchungsrichter Baltazar
Garzón hatte 1998 einen internationalen Haftbefehl gegen den ehemaligen chilenischen Diktator Augusto Pinochet erlassen. Vertreten werden
die Indigenen durch den argentinischen Richter Norberto Oyarbide, der
sich der Aufdeckung der Verbrechen der Stroessner-Diktatur widmet.
Diese hatte vielen Nazis Unterschlupf gewährt.
In der Klage heißt es, die Zahl der Aché sei zu Beginn der 1970er Jahre
innerhalb von weniger als fünf Jahren um mehr als 60 Prozent zurückgegangen. Ihr Land sei besetzt, die Indigenen zur Sesshaftigkeit gezwungen worden. Zudem wurden Aché-Kinder als Sklaven für die Hausarbeit verkauft, und es kam zu illegalen Adoptionen. Baltazar Garzón
spricht von einem Völkermord.
Aché-Vertreter Ceferino Kreigi Duarte erklärte auf einer Pressekonferenz, der paraguayische Staat müsse für den großen Schaden aufkommen, den die Diktatur nicht nur den Aché, sondern allen indigenen Völkern
Paraguays
zugefügt
habe.
(bs)
http://www.blickpunktlateinamerika.de/news-details/article/indigene-fordern-vor6
argentinischem-gericht-land-zurueck/3446.html?no_cache
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„Sie waren praktisch verschwunden und entfernt. Mehr als 200.000* Babys der Aché wurden illegal adoptiert oder an Familien verkauft, um in
deren Haushalten zu arbeiten. Opfer von Völkermord, an dem alle Bereiche der Gesellschaft teil hatten", sagte Baltazar Garzon.
Ähnlich erzählte der Anwalt John Maira, der die Anklage vertritt, den Reportern, dass "im Jahr 1968 die Stroessner-Regierung die Aché der Kolonie sehr abwertend als Bergratten bezeichnete. Sowohl seitens der
Regierung, als auch die Zivilgesellschaft machte Jagd auf ihre Gemeinschaft, als wären sie Tiere, damit sie ins Ghetto kommen. Nachdem
man sie aus ihren Verstecken gejagt hatte.“
http://racismoambiental.net.br/2014/04/indigenas-ache-de-paraguaypiden-a-juez-argentino-investigar-crimenes-de-dictadura/
Info von Arnulf Leidig / Amnesty International, Stuttgart
Neu eingefangene Aché im Reservat „Colonia National Guayaky“. Leon Cadogan, Beamter der Indianerverwaltung schrieb 1972 nach Aussagen der Reservats-Aché: „Es sind entsetzliche Berichte von
menschlichen Wesen, die wie Tiere gejagt wurden“. Das Reservat bezeichnete er als „schmutzigen
Schweinestall“, in Anspielung auf die dort herrschende Prostitution der Aché-Frauen.
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Nach der öffentlichen Entrüstung über das Massensterben im Reservat (sowie der Vergewaltigung eines 10jährigen weißen Mädchens durch den Verwalter und Menschenjäger
Pereira) übergab der Staat die Verwaltung 1972 an die fundamentale New Tribes Mission,
die alles daran setzte „systematisch die wenigen übriggebliebenen Stammesriten und Zeremonien zu bekämpfen, die sie für heidnisch halten“ (Prof. Chase).
1976: 300 Reservats-Aché leben in 12 Hütten, die je 1,4 m² messen. Berichte sprechen von
Menschen in den letzten Phasen des Hungertodes, von älteren Leuten die man einfach
sterben ließ, und von den aufgeblähten Bäuchen der kleinen Kinder als Zeichen schwerer
Fehlernährung. Es gibt fast keine junge Frauen und Mädchen zwischen dem Alter von 5
Jahren und der Pubertät. Im Reservat überwiegen die Männer die Frauen 20:1. Es gibt keine alten Männer. - „Wir glauben“, sagt die gedruckte Grundsatzerklärung der New Tribes
Mission, „an die endlose Bestrafung der Verdammten“.
Fotos und Text aus: Mark Münzel: Die Verfolgung der Aché (Pogrom Nr. 49)
*
die Zahl von 200.000 dürfte ein Druckfehler sein. Die Ache sind traditionell reine Jäger- und Sammler, die in der Regel in lokalen Gruppen,
die nicht besonders viele Personen umfassten, innerhalb ihres Territoriums schweiften. Die Gruppenstärke der acht nach 1960 bekannten
Gruppen belief sich zwischen 20 und 300 Individuen. Sicherlich muss
davon ausgegangen werden, dass diese Gruppenzahlen auch Verluste
durch Auseinandersetzungen, insbesondere mit der sie zunehmend einkesselnden paraguayischen Gesellschaft, erfahren hatten.
Selbst als die Nord-, Mittel- und die um 1920 erloschene Südgruppe
noch keinen Massakern und Menschenjagden der kolonisierenden Zivilgesellschaft / Staat zum Opfer fielen, mögen es wohl nie mehr als einige, wenige tausend Personen gewesen sein, die in den schwer zugänglichen, mit dichten Regenwäldern bestockten Gebirgsregionen Ostparaguays ihre letzte Zuflucht gefunden hatten. B. Wegener
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Folter der `ersten Naturschützer` verhindern
23.04.2014: Parkwächter und Soldaten in Kamerun bedrohen, foltern
und töten manchmal sogar Baka-"Pygmäen", wenn sie in den Nationalparks jagen, die auf ihrem Land errichtet wurden. Ein Regierungsbeamter gab offen zu, dass Folter eingesetzt wird, um Informationen über
Wilderei zu erlangen. Survivals neue Kampagne "Schutzlos" will dieser
Gewalt ein Ende setzen.
Viele Naturschützer glauben, dass Schutzgebiete "unberührt" und - mit
der Ausnahme von Tourismus - frei von jeglicher menschlicher Aktivität
sein müssen. Wir sind anderer Ansicht: Vieles deutet darauf hin, dass
indigene Völker die besten Naturschützer des Landes sind, das sie bewohnen. Es ist kein Zufall, dass in über 70% der biologisch vielfältigsten
"Ökoregionen" auch indigene Gemeinden leben. Doch trotz dieses Zusammenhangs werden indigene Völker noch immer von ihrem Land vertrieben oder ausgeschlossen, um diese sogenannten "natürlichen" Regionen zu "schützen" und sie Touristen zugänglich zu machen.
Nationalparks in Kamerun wurden ohne Zustimmung der Baka auf ihrem
angestammten Land errichtet. Den Baka, die zahlreiche Tiere jagten und
Pflanzen sammelten, droht jetzt eine Strafe, wenn sie jagen, um sich zu
ernähren, Heilpflanzen und Materialien zum Bau ihrer Häuser sammeln
und selbst wenn sie die Gräber ihrer Ahnen pflegen.
Die Welten indigener Völker zerbrechen, wenn sie von ihrem Land getrennt werden. In den Worten des Baka-Mannes Mbaya Gaston: „Jetzt
werden wir krank, weil sich unsere Ernährung verändert hat. Unsere
Haut mag die Sonne und das Leben im Dorf nicht. Im Wald sind wir gesund und nehmen zu. Heute ist keiner mehr stark, jeder sieht krank aus.
Wir können nur noch trinken, um unsere Sorgen zu vergessen."
MBENGA, Baka / Kamerun
Fotos: Steffen Keulig
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Für viele indigene Völker wird die Lage weltweit immer kritischer, da Regierungen zunehmend Umweltschutz als Rechtfertigung für die Aneignung indigenen Landes anführen.
Indigene Völker aus Naturschutzgebieten auszuschließen, verletzt nicht
nur ihre Menschenrechte, es ist auch für den Schutz der Umwelt kontraproduktiv. Wir bitten um ihre Unterstützung, damit wir diese Kampagne
erfolgreich führen können.
Survival International <[email protected]>
Auflistung der Vertreibung Naturvölker aus Nationalparks (NP)
von FdN
Zaire (Demokr. Republik Kongo) / Kahuzi-Biega NP: Barhwa Pygmees
Zaire (Demokr. Republik Kongo) / Maiko NP: Bambuti Pygmees
Zentr. Afrik. Republik / Dzangha Sangha NP: Baka Pygmees
Botswana / New Game Reserve: Bushman
Indien / Rajaji NP: Guijar Nomades
Indien / Nilgeri NP: Yarawa, Todas
Kamerun / Lobeke NP: Baka Pygmees
Philippinen / St. Pauls NP: Batak
Ruanda / Nyungwe NP: Batwa Pygmees
Kenya / Tsavo NP: Sanye Nomades
Namibia / Etosha NP: Bushman
Südafrika / Kalahari NP: Bushman
Sri Lanka / CNPPA NP: Wannya-Leto (Veddhas)
Uganda / Semliki NP: Pygmees
Indonesien, Seram / Manusela NP: Nuaulu
An der Etablierung der meisten der o.g. NP war der WWF involviert!
Paraguay: Sieg für die Sawhoyamaxa – Rödel verlangt 40
Mio. Dollar!
Liebe Freunde,
Das Gesetzt für eine Enteignung zu Gunsten der Sawhoyamaxa ist vom
Senat angenommen worden. Hier die erste Nachricht.
Allen vielen Dank. Nun muss das Gesetz von der Abgeordnetenkammer
diskutiert werden.
Viele Grüße Arnulf, 25.4.2014
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Amnesty International Länderkoordinationsgruppe Paraguay, Argentinien
und Uruguay / Arnulf Leidig, Rosentalstr. 28, 70563 Stuttgart
22.05.2014, Liebe Paraguay-Freunde,
nach intensiver Debatte hat die Abgeordnetenkammer (Camara de Diputados), gestern am 20. Mai 2014, das Gesetz zur Enteignung von 14 404
Hektar zu Gunsten der indigenen Gemeinschaft der Sawhoyamaxa gebilligt. Damit wird wohl bald der über viele Jahre dauernde Kampf der Indigenen um die Rückgabe eines Teiles ihres "geraubten" Landes dem
Ende zugehen.
http://www.ultimahora.com/diputados-aprueba-restituir-tierras-lossawhoyamaxa-n796805.html
http://www.abc.com.py/edicion-impresa/politica/sancionan-ley-a-favorde-los-sawhoyamaxa-1247573.html
Vielen Dank an alle die sich dafür eingesetzt haben. Grüße Arnulf
26.5.14 Liebe Paraguay-Freunde,
hier der Link zum "ersten" deutsche Bericht über die Sawhoyamaxa nach
der Abstimmung im Abgeordnetenhaus.
Man kann nur hoffen, dass die Regierung von Präsident Horacio Cartes
stark genug ist und sich nicht vom Investitionsabkommen einschüchtern
lässt und für das gestohlene Land auch noch bezahlt.
http://www.neues-deutschland.de/artikel/934167.land-bedeutetleben.html
Grüße aus Stuttgart
Arnulf
»Land bedeutet Leben«
Deutscher Großgrundbesitzer muss 14.000 Hektar Boden an indigene Gemeinschaft in Paraguay zurückgeben.
Nach jahrelangem Rechtsstreit enteignet Paraguay einen Großgrundbesitzer. Für die rechtmäßigen Eigentümer eine, wenn auch späte Genugtuung.
In Paraguay muss der deutsche Unternehmer Heribert Rödel über
14.000 Hektar illegal in Besitz genommenen Landbesitz an die eigentlichen Eigentümer zurückgeben. Vor wenigen Tagen stimmte die Abgeordnetenkammer in der Hauptstadt Asunción mit konservativer Mehrheit
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für die Enteignung des Großgrundbesitzers und die Rückübertragung der
Ländereien an die Sawhoyamaxa, einer Gemeinde mit rund 100 Familien aus dem indigenen Volk der Enxet.
Indigenas feiern die Rückgabe ihres Landes. Foto: dpa/Andres Cristaldo
»Das ist für uns sehr wichtig, Land bedeutet Leben«, sagte Leonardo
González, Vertreter der rund 370 Kilometer nordöstlich von Asunción gelegenen Gemeinde. Sichtlich berührt begrüßte auch Mariana Ayala den
späten »Triumph«. Allerdings konnten »viele Alte von uns diesen großen
Erfolg nicht mehr miterleben«, klagt sie. 150 Familien leben am Rand der
staubigen Straße Rua Rafael Franco - ohne Trinkwasser, Schule und
Krankenhaus. Laut der Menschenrechtsorganisation FIAN starben in den
vergangenen Jahren 19 Kinder wegen schlechter Lebensbedingungen.
Der jüngsten Entscheidung ging ein zermürbender Rechtsstreit voran. Zu
Zeiten der Militärdiktatur des deutschstämmigen Generals Alfredo Stroessner (1954 bis 1989) hatte Regimefreund Rödel rund 600 Indigene
gewaltsam von ihrem Land vertreiben lassen. Seine Firmen Kansol S.A.,
Roswell und Cía betrieben auf den Farmen Santa Elisa und Michí Viehzucht und Ackerbau.
Rödel ist kein Unbekannter: Die kriminellen Geschäftspraktiken des
promovierten Juristen aus Mainz waren bereits in den 1980er Jahren
aufgefallen. Nachdem er über 1200 Investoren um 130 Millionen DM für
vermeintliche Agrarprojekte im »Sonnenparadies« betrogen hatte, saß
der heute 63-Jährige in Deutschland mehrere Jahre hinter Gitter. Nach
der Rückkehr in seine Wahlheimat brachte »Don Heriberto« im Zuge der
Landgeschenke Stroessners auch das Land der Enxet unter seine Kontrolle.
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Erst mit Hilfe der Nichtregierungsorganisation Tierra Viva konnten die
Entrechteten 2001 vor Gericht ziehen. Nach einem Ritt durch die Instanzen kam 2006 ein Urteil des Interamerikanischen Menschengerichtshofes zustande. Paraguay wurde verdonnert, das Indigenenland
binnen drei Jahren zurückzugeben. Im Kongress waren zuvor mehrere
Anträge auf Enteignung am Widerstand der Agrarfraktion gescheitert.
Unter anderem mit dem Verweis auf ein 1993 mit Deutschland geschlossenes Investitionsschutzabkommen, das Kapitalanlagen im jeweils anderen Land vor Enteignung und Verstaatlichung schützt. Unterschlagen
wurde dabei Artikel 4, der Enteignungen »zum allgemeinen Wohl und im
öffentlichen Interesse« bei Zahlung einer Entschädigung zulässt.
Darauf hofft nun Rödel: Wie die Tageszeitung »ABC Color« berichtet,
verlangt er über 40 Millionen US-Dollar Entschädigung. Präsident Horacio Cartes muss die Enteignung noch absegnen, konservative Politiker
warnen schon vor der Belastung der Staatskasse und davor, dass Enteignung Schule machen könnte. In der ärmsten Nation Südamerikas besitzen zwei Prozent der Bevölkerung fast 75 Prozent des Landes. Die
zehntausend Kleinbauern haben weniger als fünf Prozent zur Verfügung,
immer wieder werden Landbesetzer gewaltsam vertrieben. Laut Weltbank lebt mehr als die Hälfte der Bewohner ländlicher Gebieten in Armut.
Von Benjamin Beutler, 27.05.2014, Neues Deutschland
http://www.neues-deutschland.de/artikel/934167.land-bedeutetleben.html
12.06.2014, Liebe Paraguay-Freunde,
endlich mal eine gute Nachricht. Präsident Cartes hat unterschrieben.
Hierzu Pressemeldung von Amnesty. Und einige Links aus dem Internet:
http://lainfo.es/de/2014/06/12/paraguay-erlasst-gesetz-das-land-derindigenen-sawhoyamaxa-wieder-her/
http://www.telesurtv.net/articulos/2014/06/11/presidente-de-paraguaypromulga-ley-que-restituye-tierras-a-indigenas-sawhoyamaxa-2949.html
http://www.lanacion.com.py/articulo/167608-cartes-firma-a-favor-de-lacomunidad-sawhoyamaxa.html
http://www.ultimahora.com/ejecutivo-promulga-restitucion-tierras-lossawhoyamaxa-n802515.html
http://www.youtube.com/watch?v=OVmy0KcQT5E
Nun muss das Gesetz auch umgesetzt werden. Rödel wird seine Ver13
bindungen in die höchsten paraguayischen Kreise spielen lassen und
wird versuchen so viel Geld als möglich raus zu schlagen.
Wird die deutsche Botschaft, wenn er sich auf das Investitionsschutzabkommen beruft, auf die Seite eines mutmaßlichen Kriminellen stellen?
Warten wir es ab.
Viele Grüße,
Arnulf
Bericht: Meine Reise auf die Philippinen März / April 2014
Ich besuchte die mir bekannten Aëtas am Pinatubo, District San Marcelino. Das reine Aëtadorf Itang Lew ist von Filippinos übernommen worden,
die viele Ziegen halten, weshalb auch rückkehrwillige Aëtas kaum mehr
etwas anbauen können. Die ehemaligen Bewohner leben im Tiefland im
Dorf Lawin auf einer Fläche, die den Flüchtlingen Aëtas vom Bürgermeister zur Verfügung gestellt wurde.
Auch hier werden sie von Filippinos langsam verdrängt. Der Slum ist nun
schon stark vermüllt, Probleme bereiten die vielen Glasscherben. Sie leben neben Sandwerken, in denen manche Arbeit finden. Die Lkw der
Werke bringen viele Aëtas in ihren ehemaligen Lebensraum zurück, an
den Pinatubo, um dort mit Magneten von Hand Eisenerz in den Flussläufen zu sammeln. Noch verdient man hier gut, auch ich habe zur Probe
an einem Tag knapp 500 Kg gesammelt (2€!). Trotzdem wird auf Schuldenbasis gelebt, die ersten Gewinne werden in Schnaps investiert. Etliche Aëtas haben sich nun Mopeds zugelegt, und müssen deren monatliche Ratenzahlungen erarbeiten.
Aëta-Kinder
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Foto: FdN
Die Siedlung in Lawin ist von etlichen großen Hühnermastfarmen umgeben, die je nach Zustand des Abfalls, günstig bis kostenlos verendete
Kleintiere auch Säckeweise abgeben. Die Aëtas scheuen sich nicht,
auch nach der Zubereitung noch übel riechendes Fleisch zu verzehren.
Es wimmelt in der Siedlung von Kindern, die aber schon ab 4-5 Jahren
im Christian Learning Center, und später in der Grundschule in die Kultur
des Mainstreams der Filippinos eingeübt werden, was den Verfall der
letzten Reste an Aëta-Tradition beschleunigt.
Das Schönste an Lawin ist eine Kette von Baggerseen, an denen Filippinos Gemüse und Bananen anbauen, es ist schattig, das Wasser Quellfrisch.
Nun, während der heißesten Monate des Jahres war dies der beste Ort
für Kinder, die ich hierhin so oft wie möglich ausführte.
Trotz vieler Erkundigungen und Besuche des Healthcenters der Stadt
konnte ich keine Angaben über den Quecksilbergehalt des Trinkwassers
erhalten oder Labore in Manila finden, die diese Substanz messen.
Vor der möglichen Vergiftung wird schon in meinem Reiseführer gewarnt, das Grundwasser der Goldbergwerke bei Pili kommt evtl. als erstes in Lawin an die Oberfläche. In der Mine wird wieder illegal und damit
unkontrolliert gearbeitet. Etliche Bagger und Radlader wurden antransportiert. Es gibt auch noch einen Stausee, in dem die Gifte der letzten
Jahrzehnte lagern.
Dipuntian 2001: Als der Regenwald noch bis ans Meer reichte Foto: B. W.
Ich besuchte Dipuntian an der Pazifikküste für ein paar Tage. Noch vor
dem großen Sturm in Cebu traf im Oktober ein Taifun den Ort.
Alle Häuser wurden zerstört, auch die Zementierten, einschließlich des
Daycarecenters. Die Bewohner überlebten, erlitten keine bleibenden
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Schäden, beklagten aber die Nässe und Kälte der folgenden Tage. Aller
Besitz wurde in die Casiguran Bay geweht. Mit Hilfe öffentlicher Gelder
war das Dorf neu errichtet worden, eine Zweite Kirche ist im Bau, Viele
Hütten wurden für die Schule gebaut, die vom katholischen TCT finanziert werden. Die Landwirtschaftlichen Aktivitäten erstrecken sich über
das ganze Land, die Hügel wurden Brandgerodet. Der Sturm riss Blätter
und Äste von den Bäumen und Palmen, die Gegend sah deshalb nicht
gut aus.
2001: erste Wunden in Regenwald bei den benachbarten Filipinos
Brandrodung
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Fotos: B. Wegener
Naton ist es gelungen, die Rattansammelrechte der Region zu vermarkten, seine Nachkommen verarbeiten den Rohstoff und sammeln ihn für
den Export.
Ich zahlte die Grundsteuer für 2015 und gab wie gewohnt zum Zeichen
des guten Willens ein paar Lebensmittel aus. Der Anteil an Filippinos auf
dem Land ist hoch, die Durchmischung der Agtas mit ihnen unübersehbar.
Der zweispurige geteerte Highway über die Sierra Madre ist fertiggestellt, an der Küste fehlen nur noch wenige Km um Cassiguran zu erreichen. Genesis Bus Co. führt schon einen Direktbus ab Manila im Fahrplan.
Agtas in Dipuntian (re.: Naton)
Foto: FdN
Ich besuchte wie zuletzt vor 7 Jahren Kanaipang weiter nördlich an der
Küste im Nationalpark.
Hier leben die kulturell besterhaltenen und auch besuchbaren Negritos,
die ich kenne. Der Einfluss der Außenwelt und der Missionare ist noch
relativ gering, die Lebensfreude hoch. Die Agtas fangen wegen dem allgemeinen Rückgang nur noch kleine Fische, selten mittlere bis 1 Kg.
Genug, um sie im Hinterland gegen Reis zu tauschen. Die Verdrängung
der Agtas durch Filippinos vollzieht sich langsam. Es werden derzeit angeblich keine Baumstämme aus dem Park übers Meer geschmuggelt,
sondern Bretter. Es wird für deren Herstellung aber etwa 10x so viel Holz
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im Wald gefällt. Der Küstenwald wird zunehmend durch Brandrodung
zurückgedrängt.
Um die Transformation der schönsten, mir bekannten Küste in Resorts
(Surfparadies!) und Filippinosiedlungen aufzuhalten, kann man die Landrechte kaufen. Mir wurden 5 ha Land für 170 € / ha angeboten. Das war
ein, nur von einer Familie Agtas bewohnter Palmenstreifen der Küste.
Dahinter liegt der Regenwald, den man als Küsteneigner mit in Besitz
nimmt, da hier der einzige Zugang zum Wald ist. Gleiches gilt für die
Felsküste, die den Sandstrand umgibt.
Angeblich sind die Preise anderer Küstenteile ähnlich. Die Landrechte
werden privat gehandelt, keine Bürokratie. Verhandlungen mit dem
DENR, der Parkverwaltung wären von Nutzen, um ggfls. einen Verein
o.ä. zum Schutz des Waldes zu gründen. Dies hat anderenorts schon
geklappt. Für engagierte Aktivisten ist dies eine attraktive Aufgabe in paradiesischer Umgebung.
Soweit das Wichtigste. Viel Erfolg.
Gruss
Hannes
26.5.14 Hallo Bernd,
Danke für Deine Mail, hier mein Kommentar (hinter den kursiven Fragen):
Insgesamt muss man konstatieren, dass die Situation der Negritos sich
immer weiter verschlechtert und sie zunehmend dem „american way of
live“ der Filipinos verfallen und versuchen dem möglichst nachzueifern.
Wenn ich das vergleiche mit den Ayoreo, die trotz Leben in der Zivilisation ein sehr starkes Selbstbewusstsein für ihre Kultur bekunden, und
massiv für ihr gestohlenes Land kämpfen, frage ich mich, warum sind
weder Aëtas, noch Agta in der Lage analog zu agieren?
Man hat angeblich inzwischen genetisch die Vermutung bestätigt, dass
die Negritos ausgewanderte Pygmäen sind.
Das sind im Vergleich zu Indianern recht friedliche und fast gar nicht organisierte Kulturen. Sie haben scheinbar nicht das Talent, andere Menschen auszugrenzen, sich von ihnen zu distanzieren. Das macht sie
zwar sympathisch, verhindert aber jede Verteidigung.
Auch die Garifuna von St. Vincent, die ich 2013 kennen lernen durfte,
zeigen und demonstrieren stolz ihre Herkunft und Kultur, trotz erlittenen
Völkermord durch die koloniale Unterjochung und versuchen, Traditionen
wieder zu beleben, die Jahrhunderte ins „Vergessen“ getrieben wurden.
… Hartmut, denke ich, würde sich im Grabe umdrehen, wenn er sehen
könnte, was aus der Naturlandschaft von Dipuntian geworden ist. Man
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kann ja auch bei Google Earth schon erkennen, wie es dort leider inzwischen ausschaut.
Muss Dich das nicht deprimieren, es hautnah zu sehen? Aber wenigstens haben Agtas dort einen Platz zum Leben oder besteht doch die Gefahr, dass eines Tages die Filipinos sie von dort verdrängen?
Das einzige, was in Dipuntian gelungen ist, war das Land und das Leben
der Bewohner zu erhalten.
Die geschätzte Hälfte der Bewohner Dipuntians sind keine keine Agtas
mehr, alle Grade der Durchmischung sind zu erkennen.
Hartmuts Vorstellung von Rassenreinhaltung* hat sich als illusorisch erwiesen.
*sowie, dass in Dipuntian nur Agta leben sollen – Anm. B.W.
Zwar verstehen die Agtas auch heute noch die Idee, können sie in der
Praxis aus genannten Gründen aber nicht umsetzen.
Selbst mich versuchen sie, als erstes hier, mich zu verheiraten und einzubeziehen. Im Allgemeinen empfinde ich die Negritos als schwerst kontaktierte Kultur in schneller Auflösung.
Das auch all meine Versuche, den Lauf der Dinge aufzuhalten scheitern,
war zu erwarten. Was aber meine Lebensfreude empfindlich trifft, ist es,
den Untergang der jungen Seelen direkt mitzuerleben.
Denn diese lebten noch bis zur Zivilisierung ein recht freies Leben und
bildeten mit ihren Mitmenschen (auch mir) ein Kollektivbewusstsein....
Gruß
Hannes
Welche Zukunft werden die Kinder der Agta haben?
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Foto: FdN
Kräutler: „Da läuten bei mir die Alarmglocken“
Dieser Text stammt von der Webseite
http://de.radiovaticana.va/news/2014/
05/03/kr%C3%A4utler:_%E2%80%9
Eda_l%C3%A4uten_bei_mir_die_
alarmglocken%E2%80%9C/ted-796104
des Internetauftritts von Radio Vatikan
25.5.204
Amazonas-Bischof Erwin Kräutler schlägt Alarm: In seinem Bistum am
Xingu-Fluss sind aus seiner Sicht ganze Indianer-Völker vom Aussterben
bedroht. Geschäftsleute rissen sich mit Unterstützung aus der Hauptstadt Brasilia den Lebensraum der Indianer unter den Nagel, so der aus
Österreich stammende Missionsbischof. In Aparecida hielt Kräutler ein
Referat zur Lage der Indianer bei der derzeitigen Vollversammlung der
brasilianischen Bischofskonferenz. Unserem Korrespondenten dort sagte
er hinterher:
„Wir können nicht untätig zuschauen, wenn Menschen zwischen Leben
und Tod sind - das ist eine Aufgabe der Kirche! Unsere indigenen Völker
hier sind tatsächlich heute in einer Situation, die wir uns vor drei oder
vier Jahren noch nicht vorgestellt haben. Wir haben 1987 sehr darum
gekämpft, dass Indianerrechte in die Verfassung kommen, und das ist
uns - zusammen mit den indigenen Völkern - gelungen. Wir haben alles
getan, um die Abgeordneten an ihre Verantwortung zu erinnern, dass die
Rechte der indigenen Völker in die Verfassung gehören.“
Jetzt aber sei das Erreichte gefährdet: Der Wind habe sich gedreht, so
Bischof Kräutler.
„Es gibt echte anti-indigene Kampagnen in Brasilien, insbesondere durch
die Vertreter des Agrar-Business. Die sind sehr stark im Kongress in
Brasilia vertreten und wollen jetzt an diesen Verfassungsbestimmungen
rütteln. Da läuten bei mir die Alarmglocken! Wenn an diesen Bestimmungen gerüttelt wird, ist das mittel- und teilweise sogar kurzfristig der
Tod der indigenen Völker. Es geht um die Abgrenzung, die Demarkierung der indigenen Gebiete. In der Verfassung von 1988 heißt es in Artikel 67 der vorläufigen Bestimmungen, dass die Regierung den Auftrag
hat, alle indigenen Gebiete innerhalb von fünf Jahren als solche erklären
und demarkieren sollte. Nicht einmal die Hälfte davon ist tatsächlich
durchgeführt worden!“
Wo aber Indianergebiete nicht verlässlich demarkiert sind, da können
20
Geschäftsleute ihr Unwesen treiben. Zum Schaden der Indigenen, deren
Zahl Bischof Kräutler mit „fast fasst 900.000 Menschen“ angibt.
„Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung ist das natürlich eine verschwindende Minderheit, aber wenn man sich überlegt: Diese 896.000 Indigenen machen 305 verschiedene Völker aus, die es in Brasilien gibt - mit
heute noch 274 verschiedenen Sprachen! Das ist meines Erachtens ein
Reichtum für Brasilien. Man kann nicht so tun, als ob die indigenen Völker ein Hemmschuh für den Fortschritt oder die Entwicklung wären - im
Gegenteil, sie sind ein Reichtum. Und als solcher sollten sie auch verstanden werden.“
Von der „tausendjährigen Erfahrung der Indigenen in ihrem Lebensraum“
könne die ganze Gesellschaft Brasiliens viel lernen, glaubt der vielfach
preisgekrönte und vielfach bedrohte Bischof vom Xingu-Fluss.
„Wir haben 16 Prozesse am Hals, weil wir die Verfassung verteidigen“
„Aber wenn man die Entwicklung nur als wirtschaftliches Wachstum versteht, als Rekordernte oder als Steigen des Bruttonationalprodukts, dann
sitzen wir natürlich auf der falschen Seite. Für die indigenen Völker sind
Entwicklung und Fortschritt immer noch: eine bessere Lebensqualität. In
jeder Hinsicht. Sie sprechen vom guten Leben - das bedeutet Leben in
Harmonie mit der Natur und den Mitmenschen, auch mit dem, was sie
als Transzendenz erfahren und verstehen.“
Er habe den Bischöfen gesagt, dass auch die Kirche in dieser Hinsicht
viel von den Indigenen lernen könne. Weil sich die Kirche am Amazonas
entschlossen auf die Seite der Indianer stelle, werde sie „kriminalisiert“,
ja richtiggehend „verfolgt“, so Bischof Kräutler.
„Wir haben 16 Prozesse von Großgrundbesitzern am Hals, weil wir gesagt haben: Die Indianer haben recht. Wir verteidigen die Verfassung
gegen Leute, die von der Verfassung nichts hören wollen. Deswegen
werden wir verfolgt! Wir werden heute gerade deswegen verfolgt, weil
wir die brasilianische Verfassung verteidigen gegen alle diese Machenschaften und Aggressionen von Seiten der Großgrundbesitzer... oder
durch Leute, die nicht satt werden können und über Leichen gehen, damit sie von heute auf morgen steinreich werden.“
17.5.2014 Schandfleck "Belo Monte"
Jahrelang konnten die Ureinwohner erfolgreich den Bau des MegaWasserkraftwerks "Belo Monte" verhindern und retteten damit vorerst
21
ihren Lebensraum, den brasilianischen Regenwald. James Cameron hat
diesen bemerkenswerten Aufstand in seinem Kassenschlager "Avatar"
bereits thematisiert und plant seitdem, einen 3D-Film über den XikrinKayapó-Stamm zu drehen. Viel Zeit hat er dafür allerdings nicht mehr.
Umweltkatastrophe im Herzen Amazoniens
Das Prestige-Projekt von "Belo Monte", an dem auch die österreichische
Andritz AG mitarbeitet, soll ein Fünftel des brasilianischen Strombedarfs
decken. Und auch die Aluminium- und Stahlindustrie des rohstoffhungrigen Landes will damit versorgt werden. Das Belo-Monte-Projekt wurde
jedoch bereits zu Zeiten der Militärdiktatur entworfen und gilt als ökonomisch äußerst fragwürdig. Die Turbinen würden aufgrund des schwankenden Flussspiegels nur wenige Monate im Jahr ausgelastet sein. Hinzu kommen Zerstörungen in der gesamten Flusslandschaft, die wiederum das einzigartige Öko-System des Amazonas-Regenwalds sowie geschätzte 40.000 indigene Bewohner/innen der Region gefährden.
Junge der Kayapó
Dorf der Kayapó
Fotos: Jesco von Puttkamer
Jahrelanger Kampf der Kayapó
12. Jahre lang konnten die Kayapó erfolgreich den Bau des MegaWasserkraftwerks "Belo Monte" verhindern und retteten damit vorerst
ihren Lebensraum, den brasilianischen Regenwald. Nachdem schon
zwei Präsidenten der brasilianischen Umweltbehörde (IBAMA) zurückgetreten sind, weil sie sich weigerten, die umweltrechtliche Genehmigung
für Belo Monte zu erteilen, erließ die IBAMA am 26. Januar 2011 eine
vorläufige Baugenehmigung für den Damm - ein schwerer Schlag für die
betroffenen Ureinwohner.
22
Immer wieder Baustopps
Seither wurde das Projekt bereits mehrere Male durch gerichtliche Entscheidungen vorübergehend gestoppt und zwischenzeitlich wieder aufgenommen. Zu Zeit gehen die Arbeiten trotz Bauverbot stetig voran trotz der jahrelangen Protestwelle scheint der Kampf gegen den Staudamm verloren. Wirtschaftliche Interessen oder und die strategische Erschließung der abgelegenen Region wiegen scheinbar schwerer als die
Rechte der Indígenas. Die Inbetriebnahme von Belo Monte ist für 2015
geplant.
Auch Kirche ist machtlos
Eine breite Bewegung gegen den Dammbau ist entstanden: Sie umfasst
Hollywood-Persönlichkeiten, Stammeskrieger, enteignete Bauern und
internationale Öko-Aktivisten. Darunter auch der österreichische Bischof
Erwin Kräutler. Er lebt seit 1982 in der Xingu-Region – und gehört zu den
prominentesten Kritikern des Belo-Monte-Staudamms. Anfang April trug
er seine Anliegen Papst Franziskus vor. Kräutler beklagte den mangelnden politischen Willen der brasilianischen Regierung, die Rechte den Indigenen bei der Verteidigung ihres Landes gegen Großgrundbesitzer
und das Agrobusiness zu unterstützen.
Was Sie tun können:
Unter diversen Seiten, wie
z.B. www.belomonte.org oder avaaz.org können Sie ganz einfach ohne
Anmeldung eine Petition gegen den Bau des Mega-Damms Belo Monte
unterzeichnen.
http://www.news.at/a/amazonas-brasilien-schandfleck-belo-montekayapo
Die Ogiek in Kenia kämpfen für ihre Rechte (gekürzt)
von Gordon Bennet, 23. Mai 2014
Ein kenianisches Gericht hat entschieden, dass den Ogiek der "Zugang"
zum Mau-Wald geschützt werden muss. Aber ihre Ansprüche auf "Rechte" für das Land stieß auf taube Ohren.
Es fing mit den Briten an. In den frühen 1900er Jahren waren sie die ersten weißen Siedler, die den Jäger und Sammler von ihrem Land verdrängten und sich dieses mit formalen Rechtstiteln sicherten gegenüber
den Ansprüchen der ursprünglichen Besitzer. Ein Jahrhundert später,
gibt es kaum Änderungen. Leistungsstarken Eliten gelingt es immer noch
Völker ihres Landes zu berauben, und wo nötig es noch mit gerichtlichen
23
Sanktion durchzusetzen. Im März 2014 war das Urteil des Umwelt-und
Landgericht im Letuya Fall gerade der letzte in einer Reihe von Entscheidungen, wo die Titelträger gegenüber Ureinwohner konsequent begünstigt wurden.
Vor zwei Jahrzehnten war Joseph Letuya unter den vielen Ogiek Menschen, die aus ihren Häusern im Osten von Kenias Mau Wald ausgewiesen wurden, um eine vermeintlich "produktive" Verwendung fremder
Grundstücke zu ermöglichen. Es kostete ihn und seine Nachbarn fast 17
Jahre, um sich ihren Weg durch das kenianische Rechtsdickicht zu
kämpfen, aber als das Gericht endlich ihre Beweise hörte, gab es keinen
Zweifel daran, dass die Jäger und Sammler sowie Kleinbauern der Ogiek
auf den Wald nicht nur für ihre Identität als Volk, sondern auch für ihren
Lebensunterhalt angewiesen sind.
In der Entscheidung mit weitreichenden Auswirkungen auf andere Gemeinden, befand das Gericht, dass die Fähigkeit, die Lebensgrundlagen
der Ogiek schützen, zu einem Paket von Rechten gehörte, die beiden
das Recht auf Leben für alle Bürger durch die Verfassung garantiert. Das
Gericht behauptet, dass der Kläger weiterhin Zugang zum Mau Wald haben muss, daher "geschützt" werden muss. In einer ebenso fortschrittlichen Erklärung stellte das Gericht fest, dass die Vertreibung der Ogiek
sie daran hinderte, das Leben in Einklang mit ihren kulturellen Praktiken
zuführen - gegen ihr verfassungsmäßiges Recht, nicht diskriminiert zu
werden, verstieß.
Beide Gründe des Gerichtshofs nahm die Nationale Landkommission
(NLC) - eine unabhängige Regierungskommission (2012 gegründet) -,
als Anlass, um "Land Ungerechtigkeiten" zu untersuchen und Empfehlungen auszusprechen. Der NLC muss nun Land im Mau-Wald für diejenigen Ogiek identifizieren, die für "angemessene Entschädigung in Frage
kommen und die es noch brauchen“. Es ist durchaus möglich, dass als
ein Ergebnis ihrer Empfehlungen, genügend Land für die Ogiek zugeteilt
wird und dass sie die sicheren Titel bekommen, um sicherzustellen, dass
sie angemessen für sich selbst sorgen und für ihre eigene Zukunft entscheiden. Wenn dem so ist, wird sich der Letuya Fall als ein voller Erfolg
erwiesen haben.
Rechte nicht Reparationen
Die Antwort liegt in der anhaltenden Zurückhaltung der kenianischen Gerichte, zu akzeptieren, dass nur Ansprüche auf Besitz von jeher basiert und nicht nur durch formale Titel für einen ordnungsgemäßen Rechtsbezug begründet sind. Das ist es, warum der Gerichtshof anscheinend auf
Entschädigung für die Zwangsräumungen bestanden habe, somit zu ei-
24
ner nicht-juristischen, und warum der Gerichtshof wenig Aufmerksamkeit
den Letuya Argumenten zubilligte.
Zum Beispiel sagte das Gericht, dass ein Anspruch aus vorkolonialer
Nutzung durch Vorfahren und Clans von der Zuteilung "fehl am Platze
sei, da die genannten Maßnahmen nicht jegliche Rechte verleihen". Anscheinend war dies, weil "der Prozess der Übertragung der rechtlichen
und gerechten Eigentumsrechte an Land unter kenianischem Gesetz erfüllt wird. Dieses hängt von formalen Prozessen der Zuweisung oder
Übertragung sowie konsequenter Registrierung der Titel ab."
Der Letuya Fall wird nun in Berufung gehen und es ist zu hoffen, dass
die Anwälte von Joseph Letuya und der anderen Kläger diese Gelegenheit nutzen, um das Berufungsgericht davon zu überzeugen, dass es die
Urteile andere Commonwealth-Gerichte und der Afrikanischen Kommission folgt, und die Ogiek berechtigt werden, das sie das Recht für das
Land bekommen, aus dem sie unrechtmäßig vertrieben wurden.
Quelle: ECOTERRA Intl. [email protected], 24.05.2014
Ogiek-Ältester
Foto: Steffen Keulig
Yahoo Nachrichten
28.06.2014: Nach einem jahrelangen Rechtsstreit mit den Aborigines hat
Australien am Donnerstag seine Pläne zur Errichtung eines Atommülllagers auf dem Land der Ureinwohner aufgegeben. Die Regierung hatte
sich Anfang 2007 mit dem Ngapa-Clan geeinigt, leicht- und mittelradio25
aktive Abfälle auf ihrem Land bei Muckaty Station im Bundesstaat
Northern Territory zu bauen. Vier andere Clans erhoben daraufhin aber
ebenfalls Anspruch auf das Land und erklärten, der Ort befinde sich zudem nahe einer heiligen Stätte.
Aborigines aus dem Gagaju Land / Queensland
Foto: FdN
Auf der Flucht: freiwillig, isoliert lebende Indianer zum Kontakt getrieben!
Im Juli berichtete die internationale Presse über ein Ereignis, das fatale
Folgen für diese Indigenen haben kann. Vorrangig stehen die Gefahren,
an Infektionskrankheiten der Zivilisation zu sterben. Harmlose grippale
Infekte verlaufen für diese Menschen oft tödlich, da sie keine Immunität
gegen die Erreger besitzen. Die Geschichte der Tieflandvölker
Südamerikas zeugt von unzähligen, derartigen Geschehen.
Den Angaben nach kam es zum Kontakt mit sieben Mitgliedern einer isoliert lebenden Ethnie, von der man wusste, dass es sie gibt. Nun jedoch
kam es nach faßt zwei Jahrzehnten wieder zu einer Berührung, geschehen im Grenzland zu Peru, bei welcher auch die FUNAI - Brasiliens
Indianerschutzinstitution - zugegen war.
Dem brasilianischen Nachrichtenportal G1 zufolge hatten die unbekannten Ureinwohner am 26. Juni Kontakt zu den sesshaften Ashaninka am
Rio Envira im Bundesstaat Acre aufgenommen. Experten der FUNAI
filmten vier Tage später das zweite Treffen. Die „Isolados“ nahmen Geschenke in Form von Bananen an, entwendeten jedoch in der Siedlung
26
ein Kleidungsstück sowie eine Axt – und gelangten damit aber auch an
mögliche Keimträger gefährlicher Infektionskrankheiten!
Foto: Divulgação/Funai
Nach Angaben der brasilianischen Experten soll die Gruppe, die aus etwa 50 Menschen bestehen soll, der Pano-Sprachfamilie angehören. Die
Gruppe ist vermutlich vor Holzfällern und / oder Kokainschmugglern aus
dem peruanischen Nachbarland geflohen. Übersetzer José Correia teilte
G1 mit, die Ureinwohner hätten von Angriffen nicht-indianischer Fremder
gesprochen. Eine Möglichkeit für den Kontakt kann lt. dem Anthropologen Terri Aquino auch der Drang nach Messern und Äxten gewesen
sein, zumal von den sieben Personen, einer ein Messer bei sich trug.
Laut Correia sind Grippe und Diphtherie unter den „Isolados“ ausgebrochen. Einige Todesfälle durch unbekannte Krankheiten habe es nach
Aussagen der Ureinwohner bereits gegeben. Ein Ärzteteam hat die sieben Betroffenen inzwischen geimpft. Diese verließen darauf den Ereignisort, um zu den ihren zurück zu kehren. Doch das könnte das sichere
Aussterben für ihre Gemeinschaft bedeuten, wie die FUNAI mitteilte:
„Während des Kontakts durch die Indigenen ist die gesamte Gruppe vor
Ort gesundheitlich versorgt worden. Dennoch ist die Situation beunruhigend, da sie nur mit wenig Immunität ausgestattet sind. Die Grippe
könnte sich zu einer Lungenentzündung entwickeln und sie in Lebensgefahr bringen. Außerdem befürchten wir, dass die sieben Individuen der
ursprünglichen Kontaktgruppe mit der Krankheit weitere Mitglieder des
Stammes in ihrem Heimatdorf anstecken könnten.“
27
Die FUNAI beabsichtigt, sich weiter im Gebiet aufzuhalten und für
weitere Impfungen zur Verfügung zu stehen, sofern Mitglieder der “Isolados” sich wieder nähern. Ob es dazu kommen wird, ist ungewiss.
Peru hat ca. 70 Prozent seines Amazonasgebietes mit Lizenzen zur
Öl- und Erdgassuche überzogen. Hinzu kommen legaler / illegaler
Holzeinschlag sowie Drogenmachenschaften. Davon sind insbesondere
in freiwilliger Isolation lebende Völker hart betroffen. Es bedeutet das
Aus für ihr Leben und das ihrer Kultur, somit Genozid und Ethnozid!
Quellen:
http://www.bild.de/news/ausland/amazonas/indianer-amazonas-brasilienkontakt-mit-der-aussenwelt-37050082.bild.html
http://motherboard.vice.com/de/read/krzlich-erst-kontaktierter-stamm-inbrasilien-ist-bereits-mit-grippe-infizierte/?utm_source=motherboardfb
http://www.n-tv.de/wissen/Forscher-entdecken-unbekannteUreinwohner-article13345791.html
Karte der vier bekannten Isolados-Völker (Acre), brasilienmagazin.net/gesundheit-umwelt/4169/
unkontaktierter-indianerstamm-in-brasilien-infos-fotos-karte/
Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit, indem Sie Förderer/in von
Freunde der Naturvölker e.V. sind und Freunde werben. Der Satz eines der Führer der Totobiegosode, die aus freiwilliger Isolation in die Zivilisation gezwungen wurden: „Hätte ich das Leben der Weißen vorher
gekannt, wäre ich nie aus dem Wald gekommen“ spricht für sich.
Vielen Dank.
Bernd Wegener, Vorsitzender
28
Mitgliederversammlung „Freunde der Naturvölker“ 2014
Leitung: Bernd Wegener
Protokoll: Frank Trinks
Datum: 05. Juli 2014
Zeit: 12:45 bis 17:00 Uhr
Ort: Hohler Weg 36, 21481 Lauenburg
Eröffnung und Versammlungsleitung durch den 1. Vorsitzenden Bernd
Wegener und Wahl von Frank Trinks zum Protokollführer.
 Die mit der Einladung versandte Tagesordnung wurde einstimmig
angenommen.
 Bernd Wegener stellt die Beschlussfähigkeit der
Mitgliederversammlung fest. Zur Jahresversammlung wurde
ordnungsgemäß eingeladen (über Infoheft Nr. 69/Mai 2014 für
Mitglieder/Interessierte).
Vorstellung des Tätigkeitsberichts für 2013 durch Bernd Wegener
Der Tätigkeitsbericht wurde einstimmig bestätigt.
Kassenprüfung: Jürgen Thoenus stellte den Kassenbericht für 2011–
2013 vor und äußert keine Beanstandungen und empfahl die Entlastung
des Vorstandes.

Annahme ohne Gegenstimmen durch die Versammlung.
Neuwahl der Kassenprüfer: auf Vorschlag wurde gewählt:
Jürgen Thoenus, Gabriele Wendland, Hannelore Haack
Vereinsausschluss

Annahme ohne Gegenstimmen durch die Versammlung.
AKTUELLES/Schwerpunkte 2014
33 ha Kampagne: In Erinnerung daran und als Wiedergutmachung dafür, dass Mitte des 19. Jahrhunderts jeder europäische "Siedler" in Argentinien für jeden Indigenen, den er ermordete, zur Belohnung 33 Hektar Land erhielt, soll die Bereitschaft zur Wiedergutmachung geweckt
werden. Die Kampagne soll dabei helfen zu verhindern, dass gegenüber
anderen Bevölkerungsgruppen eine ähnliche Politik der Vernichtung o29
der Umerziehung betrieben wird, wie dies in der Zeit der Militärdiktatur
geschehen ist.
Mex und Frank wollen hierzu das Bild, das von Mex stammt, zu einem
Logo gestalten. Danke, Euch Beiden!
Fundraising: Wenn wir Fundraising betreiben wollen, muss allein die
Aufmachung unserer Post auffällig und interessant sein, damit das nicht
gleich in den Papierkorb wandert. Arne bietet sich an, sich darum zu
kümmern. – auch dafür Danke!
Naturvölker-Nachrichten: Leider hat sich nach Helen Diederich, die seit
2011 hier sehr aktiv war, und damit ermöglichte, dass regelmäßig auf der
Webseite neue Nachrichten zu indigenen Völkern erschienen, bisher
niemand gefunden, diese Aufgabe künftig zu übernehmen. Wer hat Lust
hier zu wirken?
Webseiten: Die Webseite wurde erweitert um Letzte Neuigkeiten, auf
der nun zwei neueste Infos eingestellt werden können.
Die nachfolgend genannten Schwerpunkte werden dieses Jahr wesentlicher Inhalt unseres Engagements sein.
- AYOREO (Iniciativa Amotocodie, Totobiegosode Landforderung)
- NIVACLE (Tierra Libre – Instituto Social y Ambiental)
- HADZABE (Landrechte)
- NEGRITOS (Aeta, Agta)
- GARIFUNA (Unterstützung "The Callinago Tribe", die für Erhalt /
Wiederbeleben traditioneller Kultur wirken)
- Westpapua/Westpapua-Flüchtlinge (hier wird künftig wieder
Richard aktiv sein)
- Temiar (in Abhängigkeit von aktuellen Ergebnissen)
Im Anschluss berichtete Sebastian eindrucksvoll und sehr informativ
über seine „Hadzabe-Reise 2013“.
Unser besonderer Dank gilt unserem Gastgeber Mex sowie allen an der
Durchführung des Treffens beteiligten helfenden Händen für die tolle
Bewirtung und organisatorische Durchführung.
gez. Frank Trinks
FdN Tätigkeitsbericht „Unsere Arbeit 2013“
Öffentlichkeitsarbeit
Webseiten
- Im Sommer Fertigstellung und Onlinestellung der neuen Webseite
30
naturvoelker.de; Okt. - Dez.: Übernahme relevanter Inhalte, incl.
deren Aktualisierung von der alten Webseite naturvoelker.org, ab
Dezember: neue Nachrichten zu den Projektunterstützungen
(Hadzabe, Garifuna/Callinago Tribe, Ayoreo, Nivacle) sowie zu
Ereignissen (4)
- freewestpapua.de: wird nicht mehr aktualisiert. Hinweis: FdN ist
Mitglied im Westpapua Netzwerk, deren Webseite gut aufbereitete,
aktuelle Infos vorhält (http://www.west-papua-netz.de/).
Infoheft „Naturvölker“: vier Publikationen
Heft 64: Die anderen Seiten im düsteren Geschäft der Lumpensammler; Der Lebensraumverlust der NIVACLE – eine historische
Betrachtung / Tierra Libre: Nivacle haben über 98% ihres Lebensraumes verloren!; Leserbrief zu Guarani-Kaiowa, Brasilien / GuaraniKaiowa machen virtuell und real mobil; Landprojekt Totobiegosode;
Naturvölker – Kurznachrichten; Einladung Jahresversammlung 2013
Heft 65 (Sonderheft Nr. 4: GARIFUNA): die indianischen Vorfahren,
inter-Ehe schwarzafrikanischer Sklaven mit Insel-Kariben, Freiheitskampf / Völkermord und Deportation, Neubeginn, Garifuna / “Black
Callinago Warriors” heute
Heft 66: FdN-Jahresversammlung 2013; Überlebenskampf gegen die
vordringende Landwirtschaftsfront – Die Teilungsstrategie der AyoreoTotobiegosode und ihre Folgen; Landraub die bittere Erfahrung für die
Ureinwohner (Beispielberichte aktuell: Mbya, Ayoreo, Enxet)
Heft 67: The Callinago Tribe: Vermächtnis und Forderung an die
Zukunft; Paraguay: Nivacle-Projekt (Anhang: Fortschritte der Initiative
zur “Wiederherstellung der Territorialen Erinnerung der Nivacle”,
Aktivitäten der Nivacle-Gemeinden mit Unterstützung von Tierra Libre;
Halbinsel Malakka: Malaysia, die Orang Asli – das lautlose Verschwinden einer Kultur / Malaysia plant Komplott gegen die Orang Asli / Der
stille Tod der Hüter des Waldes – oder wie Malaysia die Zerstörung
der letzten Regenwälder legitimiert; In eigener Sache: Was man Tun
kann; Stoppt Menschensafarie! – Kampagne für die Jarawa; 10 Jahre
FdN-Hilfe: Ayoreo-Spendenaufruf
Besondere Öffentlichkeitsarbeit: Von seiner Asien-Reise brachte Arne
Salisch Informationen zur Lebensraumvernichtung der Orang Asli, der
Ureinwohner Malaysias mit. Arne hat detailiert ermittelt und Kontakte zu
Orang Asli Aktivisten von JKOASM hergestellt, um Unterstützungen zu
ermöglichen.
FdN hat deshalb auch geworben, Protestschreiben über die Webseite
der GfbV zu Gunsten bedrohter Temiar und Jakun zu nutzen.
Wir danken allen, die sich an den Protesten beteiligt haben.
31
Flyer
Im Oktober konnte unser Flyer in einer Stückzahl von 1.000 Exemplaren
von der Druckerei bezogen werden. Bitte nutzen Sie die Flyer, um für
FdN zu werben.
Flyer: Erklärt, warum FdN sich engagiert und sagt was wir tun.
Ausstellung „Landraub - Profit.Macht.Hunger“ vom 05. bis 20. Juni
2013 im Landratsamt Ludwigslust vom Verband für Entwicklungspolitik
Niedersachsen (VEN), ergänzt von Freunde der Naturvölker (FdN) mit
Projekten zur Thematik „Land heißt Leben!“, in der die Landsicherungsund Schutzmaßnahmen der paraguayischen Nichtregierungsorganisationen GAT zur Landrückforderung der Totobiegosode (5.500 km²) sowie
INITIATIVA AMOTOCODIE und Ayoreo-Organisation UNAP vorgestellt,
aber auch auf das traurige Schicksal der Mani* in Thailand aufmerksam
gemacht wurde.
Die Ausstellung von VEN ist von der deutschen UNESCO Kommission
als offizielles UN-Dekade Projekt „Bildung für nachhaltige Entwicklung
2011 / 2012“ ausgezeichnet worden und zeigt Zusammenhänge zum
weltweiten Run auf Ackerboden. Laut einer aktuellen Studie der Weltbank aus dem Jahr 2010 wurden allein 2009 weltweit 45 Millionen Hektar
Ackerfläche verkauft oder langfristig verpachtet. Etwa 70 % davon in afrikanische Länder. Die ausländischen Direktinvestitionen in Land werden
vorzugsweise in Ländern mit fragilen Regierungen getätigt. In vielen Fällen kommt es dabei zu gewaltsamen Verdrängungen von Kleinbauern
und Indigenen. Dass auch Deutschland nicht unbeteiligt an diesen Landnahmen ist, zeigt die Finanzinvestmentbranche, die zunehmend auch in
32
Ackerböden investiert, darunter der größte deutsche Agrarfonds DWS
der Deutschen Bank.
Die Ausstellung wurde am 05. Juni 2013
durch Landrat Rolf Christiansen eröffnet.
*Das traurige Schicksal der Mani:
Vor 200 Jahren sollen noch „tausende“ Mani,
wie ein thailändischer König in einem Bericht
vermerkte, auf der südlichen Halbinsel seines
Reiches beheimatet gewesen sein.
Anfang 2000 belief sich die Zahl der nichtsesshaften Mani in den Banthat-Bergen auf
weniger als 150. Schon ein Jahr später fand
Hartmut Heller niemanden dort mehr vor.
… Zwei weitere Gruppen von Mani lebten noch
weiter südlich der Banthat-Berge,
eine der Gruppen davon im Thale-Ban-Bergland. Sie sind halbzivilisiert und als Tagelöhner
in Gummibaumplantagen der Thai völlig abhängig gemacht worden. Die Erwachsenen der anderen Gruppe sind fast den ganzen Tag über
betrunken.
Ihr Drama steht in engem Zusammenhang mit der Vernichtung der Wälder für Plantagen. Als der thailändische König Ende der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts ein absolutes Verbot für den Holzeinschlag erließ, kam das viel zu spät. Mehr
als 80 %der zwei Jahrzehnte zuvor noch vorhandenen Waldgebiete waren bereits
vernichtet. Auch diese restlichen 20 % Naturwald waren fast überall ihrer großen und
kommerziell wertvollen Bäume beraubt. Auf den gerodeten Flächen entstanden Plantagen, zumeist für Gummibäume.
Infotafel zu den Mani unter der Thematik LANDRAUB!
33
fPcN Netzwerkarbeit
fPcN Netzwerk: Deutschland, UK, West
Paraguay, Thailand, Tschechien, Australien
Papua,
Kenia,
Kongo,
Mitgliederentwicklung

Mitglieder und Förderer 2012: 111 (davon Mitglieder: 35)

Mitglieder und Förderer 2013: 105 (davon Mitglieder: 36)
Hinweis: eine Mitgliedschaft endet nach zwei Jahren, wenn keine aktive
Mitarbeit oder Unterstützung des Vereins erfolgt (Satzung v. 01.10.1991)
Projektarbeit
FdN Feldaktivitäten

Malaysia (Arne Salisch, s. o.)

Philippinen: Negritos (Hannes Rücker)

St. Vincent & The Grenadines (SVG): Garifuna (Bernd Wegener)
FdN Projektunterstützungen
Aeta, Agta
Garifuna
Tribe
Falea
WP
Belo Monte
Ayoreo
Hadzabe
Nivacle
FdN-Projektunterstützungen 2013
SÜDAMERIKA u. KARIBIK:

Ayoreo Landsicherung (Totobiegosode, Iniciativa Amotocodie /
UNAP)

Tierra Libre: Nivacle

Garifuna: The Callinago Tribe (SVG)

Widerstand gegen Belo Monte Staudamm am Rio Xingu (Brasilien)
34
AFRIKA:

Hadzabe

FALEA (Mali) sowie CEDOPE (Tansania): Widerstand gegen
Uranerkundung
ASIEN:

Aeta- / Agta-Hilfe
Westpapua (WPN)
Mit ihren Projektspenden helfen wir Menschenrechts- und Umweltgruppen vor Ort, um indigenes Land und die Kultur der oft arg bedrängten
Ureinwohner zu bewahren. Einigen dieser Völker gilt unsere Unterstützung bereits seit Vereinsbestehen, andere erst seit Kurzem. Nachstehend Näheres dazu.
Garifuna (St. Vincent & The Grenadines)
Der Botschafter der Organisation of Eastern Caribbean States (OECS) Dr. June
Soomer im Caiou, 25.03.2014
Foto: A. Sutherland
Ihre Geschichte ist gezeichnet von Versklavung, einem für die Region
außerordentlich bedeutsamen Freiheitskampf gegen die britische
Kolonialmacht, Völkermord, Zwangsdeportation in die Fremde, aber
auch dem eindrucksvollen Willen kultureller Bewahrung von Tradition.
Der ARTE-Filmbeitrag „Vertrieben in der Karibik: Das Volk der Garifuna“
berichtete 2011 eindrucksvoll darüber.
Seit 2013 wird deshalb die Gruppe der Garifuna „The Callinago Tribe
35
(SVG)“ unterstützt. Für das Projekt Bau eines Caiou (kulturelle
Begegnungsstätte) konnten wir 1.000 € zur Verfügung stellen.
Ayoreo (Paraguay)
Die Ayoreo sind das einzige Volk Südamerikas außerhalb des
Amazonasgebietes, von dem es noch Gruppen gibt, die in freiwilliger
Isolation (Aislados) leben. Seit 2003 wird deshalb die Landrückforderung
der von Missionaren der New Tribes aufgespürten und gewaltsam aus
dem Urwald gezwungenen Totobiegosode unterstützt. Im vergangenen
Jahr konnten dafür 13.400 € bereitgestellt werden.
Chaidi - Dorf der Totobiegosode auf eigenem Land; eigenes Land bedeutet für sie
ein selbstbestimmtes Leben, dass Ihren Wald schützt und ihren dort frei schweifenden Verwandten ein Leben in Unabhängigkeit gewährt
Foto: B. Wegener
Die Unterstützung der NGO Iniciativa Amotocodie (in Zusammenarbeit
mit der Ayoreo-Organisation UNAP), die sich für den Schutz der in
freiwilliger Isolation lebenden Ayoreo außerhalb der TotobiegosodeLandforderung einsetzt, besteht seit 2006. Die Aktivitäten der NGO
waren durch das anhängige Gerichtsverfahren bis zum endgültigen
Freispruch im Oktober 2013 stark eingeschränkt. Trotz Sieg bedeutet es
36
auch einen Verlust in den Schutzbemühungen für die Aislados von fast
drei Jahren, ausgelöst durch Intrigen von Großagrarlobby im Verbund
mit Staatsanwaltschaft und Polizei. Wir haben 6.000 € im vergangenen
Jahr zur Verfügung gestellt.
Landsicherung und Schutzmaßnahmen sind aufgrund politischer
Machtverhältnisse in Paraguay sehr langatmige Prozesse, so dass
mitunter Jahre vergehen, bis Fortschritte zu verzeichnen sind.
Nivacle (Paraguay)
Die junge Generation braucht das wertvolle Wissen der Alten. FdN unterstützt es,
zu bewahren, denn es ist kultureller Reichtum. Sein Verlust macht uns alle ärmer!
Foto: Tierra Libre
Seit 2012 unterstützen wir über die paraguayische NGO Tierra Libre das
Volk der Nivacle. Im Rahmen des Projektes „Reaktivierung der
Territorialen Erinnerung der Nivaĉle“, das auch der Landrückforderung
dient, hat FdN speziell die Komponente "Apoyo a Grupos Locales de
Recuperación de Conocimientos Nivacle" (Unterstützung lokaler Gruppen zur Erneuerung des Wissen der Nivacle) unterstützt. Die entstandene Territorialkarte der Nivacle ist Grundlage der Aktivitäten, die wiederum Unterstützung der Lokalen Gruppen mit der Perspektive der Nachhaltigkeit erfordert.
Das Schulbuch mit den Zeugenaussagen der alten Menschen konnte
2013 gedruckt werden. Es stellt somit eine wichtige Bildungskomponente
dar, zumal es in der Nivacle-Sprache erschien. Für die anderen Komponenten, darunter die ebenfalls sehr wichtige Unterstützung von Initiativen
37
zur Systematisierung des Naturwissens der Nivacle, steht die Finanzierung noch aus. Tierra Libre / Nivacle wurde mit 9.633 € geholfen.
Hadzabe (Tansania)
Seit 1991, somit seit Vereinsgründung, setzt FdN sich für die Hadzabe
und die Bewahrung ihrer einzigartigen Jäger- und Sammlerkultur ein.
Schwerpunkt ist die Unterstützung der Weiterführung der Landrechte.
Die dafür notwendigen Pläne „FlächenNutzung“ konnten für die vier Dörfer im
Yaeda Valley - Domanga, Mongo wa
Mono, Eskesh und Yaeda Chini konnten
fertiggestellt und wurden zur endgültigen
Genehmigung nach Dar es Salaam
gebracht.
FdN konnte mit 1.311 € unterstützen.
Foto: FdN
Aeta und Agta (Philippinen)
Aëta auf Jagd im abgeholzten Pinatubo-Bergland, der Erfolg ist eher gering,
denn außer Ratten und Schlangen gibt es kaum noch Beute
Foto: FdN
38
Hannes war 2013 mehrere Monate vor Ort, um Negritos der Aëta im
Pinatubo-Bergland sowie Agta der Sierra Madre / Pazifikküste, u.a. auch
in Dipuntian zu helfen. FdN konnte 1.220 € zur Verfügung stellen.
Finanzbericht
Einnahmen und Ausgaben 2013 in Euro
Spendeneinnahmen
23.437,91*
Gesamteinnahmen
23.437,91
Öffentlichkeitsarbeit (einschl.
Sponsoring fPcN-Netzwerk
Webseiten fpcn-global.org,
freewestpapua.cz, batwa.org)
(2012: 41.876)
10.948,57
Projekte Ausland
34.010,02
Verwaltungskosten
Ausgaben gesamt
*davon:
556,81
45.515,40
19.838,05 zweckgebunden für Projekte im Ausland
3.599,86 ohne Zweckbindung, somit für Öffentlichkeitsarbeit, Verwaltungskosten
Ausgabenverteilung 2013
Öffentlichkeitsarbeit 24 %
Verwaltungskosten
2%
Projekthilfen 74 %
Wir sind allen Spendern sehr dankbar, da sie dadurch unsere Arbeit
überhaupt erst ermöglichen.
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Neue Publikation von Iniciativa Amotocodie:
Wir Ayoreo erzählen unsere Geschichte
Kulturerbe des Ayoreo-Volkes
Audio-CD/DVD, die eindrucksvoll die jüngere Geschichte dokumentiert,
die mit dem Angriff durch die kolonisierende Zivilisation begann.
Herausgeber: Freunde der Naturvölker e.V., Reiterweg 10, 19288 Ludwigslust
– deutscher Partner von Friends of Peoples Close to Nature (FPCN) –
Spendenkonto: 6196-205, Postbank Hamburg (BLZ 200 100 20)
IBAN: DE80 2001 0020 0006 1962 05; BIC: PBNKDEFF
www.naturvoelker.de
Redaktion: Bernd Wegener, Reiterweg 10, 19288 Ludwigslust, Tel.: 03874-49668,
[email protected], Druck: Druckerei Buck GmbH, Parkstr. 28, 19288
Ludwigslust
Der gemeinnützige Verein „Freunde der Naturvölker e.V.“ besteht
seit 1991. Er leistet Bewahrungshilfe, versteht sich als Fürsprecher
der letzten Naturvölker, ihrer Kulturen und Lebensweisen.
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