Der Fahrsimulator für die Eckkneipe

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Der Fahrsimulator für die Eckkneipe
AutomatenMARKT | September 2000 | Praxis
Naomi-Gehäuse in der Praxis
Der Fahrsimulator für die Eckkneipe
Mit dem Naomi-System hat Sega eine neue TV-Geräte-Generation auf den
Markt gebracht. Ein Unternehmer berichtet über seine Erfahrungen.
TV-Geräte sind teuer und bringen nicht viel Umsatz. Außerdem sind sie durch die
starke Konkurrenz zu PC- und Konsolen-Spielen für viele Gäste uninteressant. Es
gibt einfach keine neuen innovativen Spiele. Doch leider muss man sie trotzdem im
Angebot haben.“
So oder so ähnlich beurteilen einige Unternehmer den
Markt der TV-Geräte. Doch das Videospiel in der
Spielstätte ist nicht tot. Und innovative Ideen der
Hersteller gibt es auch wieder. Das sagt zumindest Willi
Thelen, Automatenunternehmer aus Siersdorf bei Aachen.
„Durch das gute PreisLeistungs- Verhältnis
sind die Naomi-Geräte
auch für kleinere
Spielstätten und die
Gastronomie geeignet“,
erklärt Willi Thelen,
Automatenunternehmer
aus Siersdorf.
„Ich habe immer auf TV-Geräte gesetzt. Insbesondere
auf Simulatoren. Doch das bedeutet eine erhebliche
Investition und ist meist nur für größere Objekte mit
entsprechender Kundenstruktur geeignet. Außerdem
müssen sich die TV-Geräte gegen die neuen
Möglichkeiten, die Touchscreens bieten, durchsetzen. Und
für die Gäste scheint ein Touchscreen-Gerät zurzeit
attraktiver als viele TV-Geräte“, erklärt Thelen.
Doch seit einigen Monaten gebe es ein universell
einsetzbares TV-Geräte-System, mit dem er sehr gute
Erfahrungen gemacht habe, fügt er hinzu. Und das in
allen Bereichen seiner Aufstellung.
Weiter: „Das Naomi-System ist eine echte Innovation auf
dem TV-Geräte-Markt. Die Kombination von guten
Spielinhalten, dem modernen Gehäuse-Design und dem
Preis machen die Geräte zu einer gewinnbringenden
Ergänzung unseres Angebots.“
Die TV-Geräte mit dem so genannten Naomi-Gehäuse werden von Sega hergestellt
und in Deutschland von Nova Games vertrieben. Zurzeit sind sechs verschiedene
Geräte auf dem Markt: die Sportspiele Virtua Tennis und Virtua Striker sowie Jambo
Safari, Crazy Taxi, 18 Wheeler und Marine Fishing.
Die Tennis- und Fußballspiele sind in einem Universal-Gehäuse untergebracht.
Ausgestattet mit Joystick und Tasten sind sie für den Einsatz von neuen
Spielplatinen vorbereitet. Und diese werden schon ab Herbst erhältlich sein.
Das bestätigt Christian Kägeler vom Vertrieb Inland bei Nova Games.
Die anderen Geräte fallen für Kägeler in den Bereich der Simulatoren. Hier ist eine
Umrüstung nicht vorgesehen. Obwohl sie technisch durchaus möglich sei, betont er.
Doch aufgrund der speziellen Bedienelemente sei der Einsatz von universellen
Platinen nicht praktikabel.
Innovationen bei den Touchscreen- Geräten gab es in
den letzten Jahren viele. Mit dem Naomi-Gehäuse soll
der Vorsprung im Kampf um die Spielergunst aufgeholt
werden. Hier in der Spielstätte von Willi Thelen stehen
die Kontrahenten einträchtig nebeneinander.
So besitzt zum Beispiel der Truck-Simulator 18 Wheeler neben einem großen LkwLenkrad und Schalthebel auch Pedale für das realistische Fahrgefühl. Da lässt sich
natürlich schlecht ein Formel-1-Wagen simulieren. Noch spezieller ist die Angelrute
bei Marine Fishing.
Doch gerade diese Kombination von verschiedenen Gerätearten auf der gleichen
Plattform mache das Besondere am Naomi-System aus, so Kägeler. Neben der
Qualität der Spiele und der Realitätsnähe der Simulationen sei durch die PlattformLösung ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis realisierbar.
Und das hat auch den Automatenunternehmer aus Siersdorf überzeugt.
„Jetzt ist es auch möglich, TV-Geräte wieder erfolgreich in kleineren Spielstätten
oder der Gastronomie aufzustellen. Gerade Virtua Striker läuft in Kneipen mit
fußballbegeisterten Gästen sehr gut. Auch die Simulatoren der Naomi-Serie haben in
diesen Objekten einen entscheidenden Vorteil: weniger Platzbedarf und doch ein
attraktiver Simulator, der die Spielgäste anzieht und begeistert“, erklärt Thelen.
Dies sei gerade im ländlichen Bereich, in dem er sein Geschäft betreibt, von großer
Wichtigkeit. Dort gäbe es viele kleinere Spielstätten. Große würden sich bei der
geringen Bevölkerungsdichte kaum rentieren.
Doch auch hier erwarten die Gäste natürlich ein umfangreiches
Unterhaltungsangebot.
„Einen Ferrari-Simulator kann ich nicht in eine Zehner-Konzession stellen. Erstens
fehlt der Platz und zweitens wird sich diese Investition niemals rentieren“, sagt
Thelen.
Auch die Möglichkeit, in Zukunft die Naomi-Geräte durch den Austausch von
Platinen umzurüsten, stößt bei dem Unternehmer auf großes Interesse. Sobald gute
Spiele im Angebot sind will er diese Möglichkeit auch nutzen.
„Es wird nicht nur Platinen direkt von Sega für die neuen Geräte geben. Auch
andere namhafte Hersteller haben sich dazu entschieden, Spiele für das NaomiSystem zu entwickeln. Das zeigt, dass das System auch vonseiten der
Softwarehersteller angenommen wird. So wird es in nächster Zeit Dead or Alive 2
von Tecmo und Spawn von Capcom für unsere Plattform geben“, erklärt Kägeler.
Für Willi Thelen liegt die Entscheidung, seine Naomi-Geräte nachzurüsten, aber noch
in der Zukunft. Im Moment ist er mit den vorhandenen Spielen sehr zufrieden. Vor
allem auch, da sie in das Ambiente seiner Spielstätten passen.
Dazu Thelen: „Es ist hauptsächlich der äußere Eindruck, der die Gäste an ein Gerät
kommen lässt. Endlich ist man beim Design von den ewig gleichen, langweiligen
Holzkisten weggekommen. Hier wird was Neues geboten. Das schätzen die
Spielgäste. Und das zeigt sich deutlich am Umsatz.“
Seit er vor 16 Jahren begann Spielstätten zu betreiben, hat sein Hauptaugenmerk
darauf gelegen, den Gästen ein modernes Freizeitangebot zu präsentieren.
Thelen: „Auch in unserer Branche ist es wichtig, immer auf der Höhe der Zeit zu
sein. Ich war schon immer neuen Dingen gegenüber aufgeschlossen. Egal ob
Internet, vernetztes Spielen oder wie in diesem Fall eine neue Plattform für TVSpiele. Man darf sich der Entwicklung nicht verschließen. Wer das tut und sich
verhält, als hätte sich in den letzten 50 Jahren nichts in der Automatenbranche
getan, den wird es über kurz oder lang nicht mehr geben.“