DRG: Effizienz, nicht Leistungsabbau gefragt
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DRG: Effizienz, nicht Leistungsabbau gefragt
AUSGABE 20 OKTOBER 2009 INPUT FITNESS FÜR IHRE IMMOBILIEN UND PROZESSE Medizinalplanung DRG: Effizienz, nicht Leistungsabbau gefragt Die Einführung der Fallpauschalenabrechnung in der Schweiz, SwissDRG, wird manchen Spitälern Kopfzerbrechen bescheren. Einige bereiten sich bereits heute auf die Systemumstellung vor. PGMM Schweiz bringt ihr Fachwissen sowie Erfahrungen aus Deutschland ein. EDITORIAL Auch in unserer hoch technologisierten Welt ist es noch möglich, Abläufe massiv zu optimieren. Liegt es daran, dass der Mensch individuelle Vorgehensweisen vorzieht und nur auf Druck von aussen hin dazu übergeht, Standards zu entwickeln und zu nutzen? Der Druck zur Optimierung und Kosteneinsparung hat in den letzten 100 Jahren stark zugenommen. Sei es in der Industrie, in Dienstleistungsunternehmen oder neu auch im Gesundheitswesen. Man will heute nicht nur gute Leistungen, sondern auch Qualität und Kosten vergleichen können. Das hat seine guten Seiten, denn durch das Vergleichen mit anderen sieht man, was diese besser machen. Die Optimierung im Gesundheitswesen, wo höchst individuelles Gut, der Mensch, im Mittelpunkt steht, erfordert den Einbezug zahlreicher Faktoren. Für die Einführung der DRG ist deshalb ein rechtzeitiges, sorgfältiges Vorgehen angezeigt. Valentin Simonett, Bereichsleiter Medizinalplanung Das erklärte Ziel der DRG ist eine höhere Transparenz und Qualität in der Leistungserbringung. Über einen effizienteren Ressourceneinsatz und bessere Anreize soll die Wirtschaftlichkeit der Spitäler erhöht und die Kostenspirale im Gesundheitswesen gebrochen werden. Weil die Spitäler mit der Einführung der SwissDRG für die stationären Behandlungen nicht mehr wie bisher ihren effektiven Aufwand abrechnen können, werden sie ihre Leistungserbringung optimieren müssen. Mitverantwortung fördern DRG weckt viele Erwartungen und Ängste, auch beim Spitalpersonal. Nicht abwarten ist das Rezept, sondern aktives, positives Handeln, ist Christine Strübin, Beraterin bei PGMM Schweiz, überzeugt. Sie berät zurzeit das Spital Ilanz und > > erarbeitet zusammen mit den internen Fachleuten Konzepte für die Optimierung von Prozessen und Logistik. «Die Abläufe können nicht von oben verordnet werden», so Strübin. «Es gilt, Probleme gemeinsam aufzudecken und das Kostenbewusstsein zu schärfen, um die Sichtweise zu ändern.» Gemäss Strübin konnten beispielsweise in einem anderen Spital die Materialkosten um ein Drittel gesenkt werden. Ablaufanalysen und die Klärung von Schnittstellen führen zu Transparenz und fördern bei den Mitarbeitenden das aktive Prozessdenken. «Eine detaillierte Zeitanalyse zeigt den Mitarbeitenden und Vorgesetzten auf, wofür die Arbeitszeit eingesetzt wird. Diese Sensibilisierung führt zu einer Fokussierung auf das Kerngeschäft, was letztendlich die Effektivität im Behandlungs- und Pflegeprozess erhöht», so Strübin. Erfahrungen aus Deutschland einbeziehen Deutschland hat DRG im Jahr 2003 eingeführt. Die Partnerfirma von PGMM Schweiz, die Planungsgruppe M+M, hat zahlreiche deutsche Spitäler beraten und tauscht ihr Wissen mit den Schweizer Kollegen aus. «Die bisherigen Erfahrungen in Deutschland INPUTHEK zeigen», so Projektleiterin Claudia Nolte, «dass Prozessoptimierungen in bestehenden Baustrukturen oft nicht ausreichen, um die Effizienz zu erhöhen. Neubauten und Umbauten sind erforderlich, um das Leistungsangebot strategisch ausrichten und den Ablauf von der Aufnahme bis zur Entlassung des Patienten qualitativ und wirtschaftlich optimal gestalten zu können. Viele unserer Projekte beschäftigen sich mit diesen Fragestellungen, für die heute zur langfristigen Existenzsicherung von Krankenhäusern innovative, aber realisierbare Lösungen gefunden werden müssen», so Nolte. «DRG erfordert einen Paradigmenwechsel, stellt neue Anforderungen an das Führen und Wirtschaften sowie die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Krankenhaus», ist Nolte überzeugt. Um die Verweildauer eines Patienten zu verkürzen sowie die Qualität und Effizienz zu erhöhen, sei ein grundlegendes Umdenken gefordert. «DRG ist eine riesige Chance für das Gesundheitswesen. Die Voraussetzungen für das Gelingen sind jedoch weitsichtige Strategien, welche die Grundlage für die Planung von Organisation, Abläufen, Flächen- und Raumprogrammen bilden», bemerkt Nolte. Was bedeutet DRG? In der Schweiz sollen ab 2012 die stationären Behandlungen in den Spitälern nach Fallpauschalen, so genannten Diagnosis Related Groups (diagnosebezogene Fallgruppen), abgerechnet werden. SwissDRG heisst das ökonomisch-medizinische Klassifikationssystem, das auf dem deutschen G-DRG-System basiert. Die Patienten werden anhand der Diagnosen und der durchgeführten Behandlungen in Fallgruppen eingeteilt. Die Vergütung für einen Patienten basiert auf einer Fallpauschale und ist unabhängig vom individuellen Aufwand der Behandlung. Der Anreiz für das Spital besteht darin, die Behandlung im Interesse prozessoptimierter Behandlungsqualität und betriebswirtschaftlicher Effizienz durchzuführen. Dem Patienten sollen dabei keine medizinisch sinnvollen Leistungen vorenthalten werden. Planung Gebäudetechnik Voigt wählt Minergie für Hochregallager Unternehmen, die ihre Industriehallen und Logistikzentren im Minergiestandard erstellen, gehören zu den Vorreitern. Erstaunlich, denn die langfristige Kostenrechnung zeigt, dass sich Minergie lohnt. Das neue Logistikzentrum mit Hochregallager, welches die Voigt Industrie Service AG in Niederbipp erstellt, muss spezifische Anforderungen erfüllen. Die Medikamente und Produkte für die Gesundheitsversorgung, die hier gelagert und bewirtschaftet werden, dürfen weder Feuchtigkeit noch zu hohen oder tiefen Temperaturen ausgesetzt sein. Für geruchsintensive Stoffe ist zudem eine spezielle Lüftung vorgeschrieben. Im Bürobereich, der sich ebenfalls im Logistikzentrum befindet, ist ein angenehmes Arbeitsklima gefragt. Das neue Logistikzentrum von Voigt in Niederbipp ist nach Minergiestandard und mit natürlicher Versickerung des Meteorwassers geplant. Ernst Fischer, Geschäftsleiter Voigt Industrie Service AG «Voigt hat einen sorgfältigen Umgang mit der Umwelt als Prämisse im Leitbild. Dieses Leitbild verpflichtet und wird von Voigt gelebt.» Temperaturschichtungen werden durch die Luftverwirbelungen, welche die mit Paletten beladenen Stapler in den schmalen Gängen verursachen, beeinflusst. PGMM Schweiz simulierte die realen Prozesse und leitete aus den Ergebnissen das Konzept für Heizung, Kühlung und Lüftung ab. Den physikalischen Gesetzen folgend, wird die kühle Luft über Umluftkühlgeräte von der Decke her eingeblasen. Beheizt wird mehrheitlich von unten. Auf diese Weise kann die gewünschte Temperatur in den unterschiedlichen Bereichen des Hochregallagers eingehalten werden. Stapler beeinflussen Luftschichtung Die Luftmenge wird zudem mit Frequenzumformern den BedürfBesondere Herausforderungen für die Gebäudetechnikplanung nissen angepasst, die Wärme und Kälte mit einem hohen Wireines Hochregallagers sind die knappen Platzverhältnisse sowie kungsgrad rückgewonnen. Beide Massnahmen dienen dem enerdie Einhaltung der Raumkondition-Grenzwerte. Die natürlichen gieoptimierten Betrieb. > > Wirtschaftlichkeit erhöht mit Minergie Voraussetzung für die Zertifizierung nach Minergiestandard ist unter anderem die Nutzung von erneuerbaren Energien. Statt einer Gasheizung mit Kältemaschinen wird deshalb Grundwasser für die Beheizung und Kühlung des Hochregallagers eingesetzt. Einzig die Tieftemperaturräume werden mit Kältemaschinen gekühlt. Das Resultat bei einer Vollkostenrechnung samt Amortisation und Zinsen: Die Kilowattstunde mit Gasheizung und Kältemaschine würde 30 Prozent mehr kosten als die Kilowattstunde mit Grundwasserwärmepumpe. «Jedes Projekt ist eine neue Aufgabe, für welche die optimalste Lösung erarbeitet werden muss. Dabei spielt vor allem auch eine Gesamtshow im Sinne des Aufzeigens alles technisch Möglichen und Sinnvollen eine Rolle, damit auch der Bauherr den Werdegang seiner Entscheidungen sauber dokumentiert hat.» Maurice Weber, W + P Weber und Partner AG, Generalplaner und -unternehmer Logistikzentrum Voigt Industrie Service AG Immobilienmanagement UBS baut neues, übergeordnetes Gebäudeleitsystem Die UBS verfügt über ein komplexes System, das die Gebäude vernetzt: Das «General enterprise information system» (GEIS) ist eine proprietäre Lösung, die am Ende ihres Lebenszyklus steht. Weil man in Zukunft offene und flexible Systeme bevorzugt, leitet die UBS die Ablösung von GEIS ein. Aufgrund der Komplexität der vor 20 Jahren lancierten Eigenentwicklung, des technologischen Fortschritts – der eine integrierte Kommunikation mit dem Subsystem zusehend erschwerte, ja verunmöglichte – sowie der hohen Maintenance- und Betriebskosten sei eine Ablösung dringend notwendig, so Hans-Peter Ess, Leiter Group Real Estate Switzerland UBS AG. PGMM Schweiz hat von der UBS den Auftrag erhalten, eine Strategie sowie ein Konzept auszuarbeiten, um GEIS sukzessive abzulösen und die Abhängigkeit von Providern zu reduzieren. Im Oktober werden, nach erfolgreichen Pilotprojekten, bereits einzelne Gebäude auf das neue Gebäudemanagementsystem der UBS in der Schweiz, kurz «GEMUS», umgestellt. Dieses offene System ermöglicht die zentrale, übergeordnete Steuerung aller relevanten UBS-Gebäude in der Schweiz. Es wird dank Marktstandards sowie einer grossen Vereinfachung Kosten von mehreren Millionen einsparen. Gleichzeitig laufen drei Teilprojekte, welche die Lebensdauer der Leitsysteme, das Energiemanagement und die Sicherheit optimieren sollen. Teilprojekt 1: Life-Cycle-Verlängerung Gebäudeleitsysteme Mit den Lieferanten wurden Vereinbarungen über längere Wartungszeiträume und damit eine längere Lebensdauer der Gebäudeleitsysteme getroffen. Dies spart weitere Millionen ein. Zudem können Investitionen von 20 Millionen aufgeschoben werden, ohne dass die Versorgungssicherheit gefährdet ist. Teilprojekt 2: Energiemanagement Das neue System dient zudem der Realisierung eines zentralen Energiemanagements und der Betriebsoptimierung. Dadurch kann die UBS 8 bis 10 Prozent der Energiekosten einsparen. Das Reporting zu Energieverbrauch und CO2-Ausstoss für das Grossverbrauchermodell der EnAW oder ISO 14001 kann per Knopfdruck erstellt werden. Tarifsimulationen ermöglichen einen optimalen Energieeinkauf. Teilprojekt 3: Sicherheits- und Alarmierungssystem Auch das Sicherheitsleitsystem und das Alarmierungsnetz sollen ins GEMUS integriert werden. Es wird ein generelles Zutrittssystem für alle Gebäude in der Schweiz geben. Die bisherige TNAAlarmnet-Lösung der Polizei wird ersetzt. Das neue Konzept erarbeitet PGMM Schweiz zusammen mit der Swisscom. Organisation wandelt sich mit Die Umstellung der rund 500 UBS-Gebäude auf GEMUS ist aufwändig, wird aber einen sehr grossen Nutzen bringen. Auch organisatorische Anpassungen sind notwendig. PGMM Schweiz erarbeitet mit den Verantwortlichen der UBS ein entsprechendes Konzept, damit die technischen Neuerungen ihre Wirkung entfalten können und die tägliche Steuerung optimal unterstützen. steckbrief SCHAUPLATZ PGMM-Apéro 18. Juni 2009 Leistung und Erfolg: Koste es, was es wolle Doping hat längst auch ausserhalb des Spitzensports Fuss gefasst. Anders lassen sich die grossen Mengen an verbotenen Substanzen nicht erklären, die weltweit produziert und abgesetzt werden. Dr. med. Beat Villiger, Chief Medical Officer Swiss Olympic und CEO des Schweizer Paraplegiker-Zentrums Nottwil, führte am PGMM-Apéro mit markigen Sprüchen und grotesken Bildern vor Augen, dass um des Erfolges willen allerhand Substanzen und Methoden angewendet werden, welche die Gesundheit aufs Spiel setzen. Ob am Engadiner Skimarathon oder auf der Manager-Etage: Ausserordentliche Leistung ist gefragt. Und wenn sie aus eigener Kraft nicht erreicht werden kann, helfen Amphetamine, Hormone und wie sie alle heissen. Dass die PGMM Schweiz AG auch ohne Doping leistungsstark ist, zeigten die Ausführungen von Rudolf Koradi, CEO und Partner, zum eigens für das Immobilienmanagement ausgearbeiteten Nachhaltigkeitsmodell, das bereits bei vielen grossen Liegenschaftenbesitzern auf reges Interesse gestossen ist. 1 | Die höchste Winterthurerin, Gemeinderatspräsidentin Yvonne Beutler, lauschte gespannt den Ausführungen von Dr. Beat Villiger. Martin Kolb Zwei Master in nachhaltigem Bauen bei PGMM Dieter Breer und Martin Kolb von der PGMM Schweiz AG gehören zu den ersten Absolventen, die den Master of Advanced Studies (MAS) in nachhaltigem Bauen an der Hochschule Luzern – Technik & Architektur erfolgreich abgeschlossen haben. Während des zweijährigen, berufsbegleitenden Fachhochschulprogramms haben sie sich damit beschäftigt, wie die Effizienz von Gebäuden erhöht werden kann in Bezug auf deren Energie-, Wasser- und Materialverbrauch. Wir gratulieren Dieter Breer und Martin Kolb zu ihrem Erfolg! PROJEKTBAROMETER Spital Bülach Beschaffung Computertomographie (CT); Medizinalplanung Planungsgruppe M + M, Böblingen (Generalplaner Burckhardt+Partner AG), Novartis Campus Ando Building Basel, Laborplanung; Medizinalplanung 1 Amt für Hochbau Kanton Uri Neubau Zentralsterilisation Kantonsspital Altdorf, Gesamtprojektleitung und Planung MED + L; Medizinalplanung / Planung Gebäudetechnik 2 3 | Gegen 200 Gäste interessierten sich für das Thema Doping und die Ausführungen von Rudolf Koradi zum nachhaltigen Immobilienmanagement. Dieter Breer 3 2 | Die OlympiaMedaille von Karin Thürig in guten Händen: V.l.n.r.: Reinhard Giger, VR PGMM Schweiz AG; Bruno Zuppiger, VR; Rudolf Koradi, CEO und Partner; Dr. Beat Villiger; Guido Irion, VR. Wasserversorgung Zürich (Generalplaner Itten+Brechbühl AG), Umbau Laborgebäude; Medizinalplanung / Planung Gebäudetechnik Bundesamt für Bauten und Logistik (Generalplaner Aebi & Vincent Architekten SIA AG), Parlamentsgebäude Bern, Leitung Integrale Tests; Planung Gebäudetechnik Unique (Flughafen Zürich AG) Sanierung Terminal 2, Planung HLKKS; Planung Gebäudetechnik MEG Neumarkt 3/4/5 (Generalplaner P-4 AG), Sanierung Neumarkt, St. Gallen, Planung HLK; Planung Gebäudetechnik Kuoni Immobilien AG Neue Hard Zürich, Beratung zu Grossverbrauchermodell und Objektstrategie; Immobilienmanagement Amt für Hochbauten Stadt Zürich Stadtspital Triemli, Beratung/Controlling zu Energie und Medienversorgung; Immobilienmanagement 4 | Angeregte Diskussion am Apéro mit legalen Genussmitteln. Bioforce AG, Colmar (France) Erweiterung/Leistungssteigerung Produktionsanlage, Gesamtprojektleitung; Immobilienmanagement Mobimo Verwaltungs AG Mehrere Objekte, Beratung zu Objektstrategie; Immobilienmanagement IMPRESSUM Herausgeber PGMM Schweiz AG Zürcherstrasse 19 CH-8401 Winterthur Telefon +41 (0)52 555 33 00 [email protected] Niederlassung Bern PGMM Schweiz AG Schürmattstrasse 8 CH-3073 Gümligen (BE) Telefon +41 (0)31 952 67 67 [email protected] Partnerfirma Deutschland Planungsgruppe M+M AG Hanns-Klemm-Strasse 1 D-71034 Böblingen Telefon + 49 (0)7031/6 46-0 [email protected] www.pgmm.ch Redaktion Dr. Cornelia Bachmann, P-ART, Winterthur Gestaltung Carmen Fischer, ZOIX Design GmbH, Zürich