Trauerrede Kurt Sperling
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Trauerrede Kurt Sperling
Oberbürgermeister Hunsteger-Petermann Beerdigung von Kurt Sperling 8. Mai, 10 Uhr, Nettebrock Sehr geehrter Frau Sperling! Sehr geehrte Freunde und Anverwandte! Sehr geehrte Damen und Herren! „Trösten ist eine Kunst des Herzens. Sie besteht oft nur darin, liebevoll zu schweigen und schweigend mitzuleiden.“ Mit diesen Satz von Otto von Leixner hat die Stadt Hamm ihre Anzeige zum Tod von Kurt Sperling überschrieben. Diesen Satz haben wir ganz bewusst für diesen traurigen Anlass ausgesucht. Denn: In diesem Satz schwingt vieles von dem mit, was wir in diesen schweren Stunden fühlen: Eine gewisse Sprach- und Fassungslosigkeit. Unermessliche Trauer und Anteilnahme. Aber auch ganz viel Trost und eine enge Verbindung, über die wir uns in diesen schweren Stunden nicht nur dem Verstorbenen ganz nah fühlen: sondern auch seiner gesamten Familie. Gerade bei diesem traurigen Anlass ist sie nicht alleine. Wir alle fühlen mit. Wir alle sind hier, um dem Verstorbenen ein letztes Lebewohl zu sagen – und wir alle werden Kurt Sperling nicht vergessen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, die Beziehung zu Kurt Sperling war viel mehr, als eine normale Verbindung unter Partnern oder Kollegen: Oftmals verstanden wir auch ohne Worte. Wir wussten, dass wir uns zu jeder Zeit aufeinander verlassen konnten. Unser Verhältnis war offen und direkt, ohne Umwege oder Hintertürchen. Kurt Sperling war ein Pragmatiker und Querdenker. Er war ein Träumer und Malocher. Er war Mittler und Brückenbauer. Er war ein Mensch, der sich niemals weggeduckt hat, wenn er in irgendeiner Form gebraucht wurde. Kurt Sperling war ein echtes Gegenüber, mit dem man trotzdem immer auf einer Seite stand. Er war jemand, dem man nichts vormachen konnte - und dem man auch nichts vormachen musste. Kurt Sperling war Kollege, Partner und Teil unserer großen Gemeinschaft. Er war Kritiker, Vertrauter und echter Freund: Er war alles in einer Person. Gerade deshalb hat uns die Nachricht von seinem plötzlichen Tod so getroffen und bewegt: nicht nur mich ganz persönlich. Sondern vor allem auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unserem Haus, die fast täglich mit dem Verstorbenen zu tun hatten: Vor allem sie wissen um die große Lücke, die der Tod von Kurt Sperling hinterlässt. Aber nicht nur in deiner Heimatstadt Hamm ist der Verstorbene vielen Menschen ein aufrichtiger Freund gewesen – sondern auch weit darüber hinaus. Nicht ohne Grund ist am heutigen Morgen ein Vertreter unserer Partnerstadt Bradford unter uns, der zu diesem traurigen Anlas die letzten Grüße langjähriger Wegbegleiter mit nach Hamm gebracht hat. Meine sehr geehrten Damen und Herren, der Verstorbene gehörte zu den markanten Persönlichkeiten im Sozialwesen unserer Stadt. Er war jemand, der vorweg ging - und der trotzdem lieber in der zweiten Reihe stand. Er war ein Sprachrohr für Menschen, die wir als Gesellschaft allzu oft vergessen – und trotzdem war er froh über jeden Satz dankbar, den er bei öffentlichen Terminen nicht sagen musste. In der Regel musste man ihn regelrecht vor ein Mikrofon zerren. Wenn das geschafft war, brauchte man dennoch keinen langen Redebeitrag zu erwarten: In der Regel stellte er nur noch nüchtern fest, dass eigentlich alles gesagt ist. Lieber Kurt, wir hätten dich noch ganz gut gebrauchen können. Wir hatten noch so viel mit dir vor: Das Deutsche Rote Kreuz, die Stadt Hamm, der Behindertenbeirat – und vor allem natürlich deine Familie. Aber gute Freunde lassen einander ziehen, wenn es an der Zeit ist. Gute Freunde spüren deine Unterstützung, auch wenn sie nicht mehr in Worten und Taten zu messen ist. Du hast in unserer Stadt etliche Wege beschritten, die wir nun in deinem Sinn weiter gehen werden. Du hast zu den unterschiedlichsten Themen Stellung bezogen – und du kannst dir sicher sein, dass wir dich und deine Stimme hören werden, wenn die jeweiligen Themen wieder neu auf den Tisch kommen. In besonderer Weise hast du dich den Menschen mit Behinderungen verbunden gefühlt: Schon lange vor dem entsprechenden UN-Beschluss hast du dich für die Inklusion von Menschen mit Behinderungen eingesetzt: genau genommen die größte Zeit deines Lebens. Du warst in unserer Stadt Gründungsmitglied des Behindertenbeirates. Seit Januar 2005 hast du Menschen mit Behinderungen als Vorsitzender dieses Gremiums eine Stimme gegeben: Eine unüberhörbare Stimme, obwohl sie immer leise war. Es war dir wichtig, dass jeder Einzelne mit seinen jeweiligen Bedürfnissen gesehen werden – und ich kann dir versprechen, dass wir das Thema „Inklusion“ genau mit dieser Maßgabe angehen. Wir werden nicht in Statuten und Vorgaben denken. Wir denken immer vom betroffenen Menschen aus – und dementsprechend werden wir handeln. Lieber Kurt, ich weiß, dass lange Reden nicht dein Ding waren: Wenn du sie halten musstest nicht – und wenn du sie dir anhören musstest, dann auch nicht. Deshalb komme ich jetzt zum Punkt, um mich ein letztes Mal von dir zu verabschieden. Du hast unsere Stadt entscheidend mitgeprägt. Du hast unsere Stadt menschlich gestaltet: Und das wird von dir bleiben, auch wenn du jetzt von uns gehst - denn niemals geht man so ganz. Ich wünsche dir alles Gute auf deiner Reise und Gottes Segen.