Schneckenregulierung im Kartoffelbau

Transcrição

Schneckenregulierung im Kartoffelbau
Haute école spécialisée bernoise
Berner Fachhochschule
Haute école suisse d'agronomie
Schweizerische Hochschule
für Landwirtschaft
Schneckenregulierung im Kartoffelbau
Einsatz von ausgewählter Fallen und Zwischenkulturen zur Ermittlung, Prognostizierung und indirekten Regulierung von Schneckenpopulationen im Kartoffelbau.
Diplomarbeit
abgefasst von: Raphael Kottmann, Fachrichtung Pflanzenproduktion
vorgelegt bei: Andreas Keiser und Fritz Häni
Zollikofen, den 28. April 2005
Schneckenregulierung im Kartoffelbau
Diplomarbeit Raphael Kottmann PP
Schneckenregulierung im Kartoffelbau
Diplomarbeit von Raphael Kottmann: Kurzfassung für den eiligen Leser
Zusammenfassung
Nacktschnecken verursachen im Schweizer Kartoffelbau jährlich grosse Ertragsausfälle und
Qualitätseinbussen. In der konventionellen Landwirtschaft können Schneckenkörner zur Bekämpfung der Nacktschnecken eingesetzt werden, was aus ökologischer, ökonomischer und
gesellschaftspolitischer Sicht nicht unumstritten ist. Im Biolandbau stellt die Schneckenproblematik eine grosse Herausforderung dar, da zurzeit keine überzeugende Schneckenbekämpfungsmöglichkeiten für den grossflächigen Bio-Kartoffelanbau zur Verfügung stehen. In
der landwirtschaftlichen Forschung wird deshalb nach Möglichkeiten und Alternativen gesucht, die sich zur Schneckenregulierung im Kartoffelbau anbieten könnten. Eine neue Studie der Schweizerischen Hochschule für Landwirtschaft (SHL) zeigt, dass es zweckdienende, kostengünstige und ökologische unbedenkliche und dadurch auch für den biologischen
Landbau geeignete Möglichkeiten gibt, die sich zur Schneckenregulierung im grossflächigen
Kartoffelbau eignen könnten. Die Resultate eines im Rahmen der Studie durchgeführten Laborversuches zeigen, dass die Genetzte Ackerschnecke (Deroceras reticulatum) bei verschiedenen Kulturen ein unterschiedliches Frassverhalten aufweist. Der Nüsschensalat wird
von den Schnecken gemieden und könnte sich im Feldanbau regulierend auf die Schneckenpopulation auswirken. Weiter exprimiert die Untersuchung, dass zwischen dem Fangvermögen der getesteten Schneckenfallen signifikante Unterschiede bestehen und sich insbesondere Köderfallen zur Quantifizierung und Prognostizierung von Schneckenpopulationen auf dem Kartoffelacker eignen.
Tabelle 1: Kurzbeschrieb der im Rahmen der Studie
getesteten Fallen.
Ziele und Einschränkungen der
Studie
Anlocken der Schnecken
Mit der Studie sollten Möglichkeiten
mittels Ködermischung auf
KAFU-Falle
zur Schneckenregulierung insbeder Bodenoberfläche.
Köderung
sondere im Kartoffelbau getestet. In
(Lockfallen) Anlocken der Schnecken
Bodender Untersuchung beschränkte
durch in 15 cm Bodentiefe
köderfalle
man sich hierbei auf zwei Möglichvergrabene Köder.
keiten. Bei der ersten Möglichkeit
Austreiben der Schnecken
Allylsenfölwurde im Rahmen eines als Pilotaus dem Boden mittels
methode
versuch angesetzten Laborversueiner Reizlösung
Austreibung
ches das Frassverhalten der GeAustreiben der Schnecken
Wassersätnetzten Ackerschnecke (Deroceras
durch Sättigung von Botigungsreticulatum) bei acht verschiedenen
denproben mit Wasser
methode
Kulturen untersucht. Dabei wurde
Aussieben der Schnecken
Aussiebvon jeder Testkultur 1 g Futter eiAussiebung aus Bodenproben.
methode
nem Versuchstier für einige Tage
vorgesetzt. Anhand der während
dieser Zeitspanne resultierten Gewichtsveränderungen der Kulturen schloss man auf deren
Schmackhaftigkeit. Von den Schnecken gemiedene Kulturen wurden dabei eruiert und deren
Eignung zur Schneckenregulierung im Feldanbau in Fruchtfolgen mit Kartoffeln abgeschätzt.
Mit der zweiten in dieser Arbeit untersuchten Möglichkeit zur Schneckenregulierung, verfolgte man das Ziel, einen Schneckenbefall im Feld mittels geeigneter Schneckenfallen zu erkennen und zu quantifizieren. Hierfür wurden in verschiedenen Feldversuchen (Herbst 2003
bis Herbst 2004) insgesamt fünf ausgewählte Schneckenfallen auf ihr Fangvermögen miteinander verglichen (Tabelle 1). Gleichzeitig wurden die aufgetretenen Schneckenarten ermittelt
und daraus deren Relevanz für den Kartoffelanbau abgeleitet. Der theoretische Hintergrund
zur Thematik wurde durch die Konsultation von Arbeiten renommierter Forscher (Speiser et
al) im Bereich dieses Fachgebietes verschaffen und in einem Literaturkapitel zusammengetragen.
Falletyp
Wirkprinzip
Funktionsweise
-1-
Schneckenregulierung im Kartoffelbau
Diplomarbeit Raphael Kottmann PP
Testfallen zeigen Unterschiede
Die Resultate der angestellten Feldversuche zeigten deutliche Unterschiede bezüglich dem
Fangvermögen der fünf getesteten Fallen. Die nach dem Austreib- und Aussiebprinzip funktionierenden Fallen vermochten während der gesamten Feldversuchsperiode (Herbst 2003
bis Herbst 2004) keine Schnecken auszumachen und müssen anhand der Ergebnisse der
vorliegenden Arbeit, für den Einsatz zur Schneckenregulation im Kartoffelbau, als ungeeignet
taxiert werden. Die extremen Witterungsverhältnisse vor Versuchsbeginn (Sommertrockenheit 2003) wirkten sich stark dezimierend auf die Schneckenpopulationen aus. Durch diese
ungewöhnlichen Witterungsverhältnisse könnte auch die Funktionstüchtigkeit der Austriebund Aussiebmethode beeinflusst worden sein. Deshalb kann anhand der vorliegenden Untersuchung keine endgültige Aussage über deren Fangvermögen gemacht werden. Die
Lockfallen (KAFU-Falle, Bodenköderfalle) - auch Köderfallen genannt - vermochten indes
Fangerfolge zu erzielen. Bei den gefangenen Schnecken handelte es sich hauptsächlich um
die Genetzte Ackerschnecke (Deroceras reticulatum). Der Vergleich der beiden getesteten
Lockfallen zeigte, dass die KAFU-Falle signifikant höhere Fangerfolge verzeichnetet als die
Bodenköderfalle (Tabelle 2). Diese Ergebnisse geben Hoffnung mit der KAFU-Falle ein taugliches Hilfsmittel zur Quantifizierung und Prognostizierung von Schneckenpopulationen im
grossflächigen Kartoffelbau vorliegend zu haben. Die erhaltenen Resultate müssen jedoch in
weitern Untersuchungen verifiziert werden, bevor die Methode in der breiten Praxis Einzug
halten kann.
Tabelle 2: Resultate des Lockfallenvergleiches (KAFUFalle/Bodenköderfalle) des im
Herbst 2003 angestellten Feldversuches.
Durchschnittliche Anzahl
Durchgefangener Schnecken
schnittliche
pro Fallenstandort
Differenz
M1 = KAFU- M2 = Boden(M1 – M2)
Methode
Wilcoxon-Signed-Rank-Test. Anzahl
Fangstellen total (Wiederholungen):
150. α = 0.05.
Schlussfolgerung
ködermethode
2.35
1
Prob
Level
0
2.35
0.00007 signifikant
bei einigen Fallenstandorten kamen mehrere Arten vor.
Nüsschensalat zur Schneckenregulation?
Die statistische Auswertung des Laborversuches zeigt, dass sich der Nüsschensalat von vier
(Futterraps, Gelbsenf, Zottelwicken, Sonnenblumen), der insgesamt acht getesteten Kulturen, signifikant unterscheidet (Tabelle 3). Das Gewicht des Nüsschensalates hat nicht wie
bei den anderen Kulturen abgenommen, sondern gar zugenommen. Diese Zunahme kam
durch Schleim- und Kotrückstände auf dem Pflanzenmaterial zustande, die durch den geringen Frass beim Nüsschensalat nicht kompensiert wurden. Der Nüsschensalat wird demnach
von den Schnecken gemieden. Dieser Befund deckt sich mit der visuellen Beurteilung des
ausgewogenen Futters und den Angaben aus der Literatur (Krebs et al 2003). Der Nüsschensalat scheint eine interessante Kultur zur Schneckenregulierung im Kartoffelbau zu sein,
die es in künftigen Untersuchungen weiter zu erforschen gilt.
Tabelle 3: Vergleich der Mittelwerte der Gewichtsveränderungen in Prozent der Kulturen. Varianzanalyse ohne Extremwerte (Tukey-Test).
Kultur
Futterraps
MW1
-0.047
ab
Gelbsenf
-0.070
Zottelwicken
ab
-0.087
a
Nüsschensalat
0.071
b
Winterraps
-0.038
ab
Sonnenblumen
-0.138
a
Chinakohlrübsen
-0.024
ab
Phacelia
-0.039
ab
Anmerkung: Kulturen mit unterschiedlichen Buchstaben unterscheiden sich signifikant voneinander (α = 0.10).
1
KGD nach Tukey = 0.145%. Mittelwert.
Fazit
Die Resultate der vorliegenden Studie zeigen, dass sowohl der Anbau von geeigneten Kulturen (Nüsschensalat), wie auch der Einsatz von ausgewählten Schneckenfallen (KAFU-Falle)
als Hilfsmittel zur Regulierung von Schneckenpopulationen in Fruchtfolgen mit Kartoffeln
geeignet sind. Die Resultate müssen durch weitere Untersuchungen bestätigt und beide
Möglichkeiten für den Praxiseinsatz weiterentwickelt werden.
-2-
Schneckenregulierung im Kartoffelbau
Diplomarbeit Raphael Kottmann PP
Inhaltsverzeichnis
Zusammenfassung................................................................................III
Abkürzungsverzeichnis ....................................................................... IV
1
Einleitung..........................................................................................1
2
Theoretischer Hintergrund zum Thema .........................................2
2.1
2.1.1
Vorkommen und Vermehrungszyklus der im Ackerbau relevanten
Nacktschnecken.................................................................................... 2
2.1.2
Die wichtigsten Schneckenarten auf Schweizer Äckern........................ 4
2.2
Bekämpfungsmöglichkeiten von Schnecken .......................................... 4
2.2.1
Grundsätzliches zur Schneckenproblematik ......................................... 4
2.2.2
Vorbeugende Bekämpfungsmöglichkeiten............................................ 5
2.2.3
Direkte Bekämpfungsmöglichkeiten ...................................................... 6
2.3
3
Allgemeines zu den Schnecken ................................................................ 2
Stand der aktuellen Forschung............................................................... 10
Material und Methoden ..................................................................12
3.1
Feldversuche: Untersuchung von ausgewählten Schneckenfallen für
den Einsatz im Schweizer Kartoffelanbau............................................. 12
3.1.1
Feldversuch vom Herbst 2003 und Frühjahr 2004 .............................. 12
3.1.2
Allylsenfölversuch (August 2004) ........................................................ 15
3.1.3
Parallelversuch (September 2004)...................................................... 16
3.2
Laborversuch: Untersuchung des Frassverhaltens der Genetzten
Ackerschnecke Deroceras reticulatum bei ausgewählten Kulturen ... 17
3.3
Auswertungsmethoden ........................................................................... 18
3.3.1
Statistische Analyse der Feldversuche ............................................... 18
3.3.2
Statistische Analyse des Laborversuches........................................... 19
3.3.3
Zusätzliche quantitative Auswertung des Laborversuches.................. 21
-I-
Schneckenregulierung im Kartoffelbau
4
Diplomarbeit Raphael Kottmann PP
Ergebnisse......................................................................................22
4.1
Ergebnisse der Feldversuche ................................................................. 22
4.1.1
Feldversuch vom Herbst 2003 und Frühjahr 2004 .............................. 22
4.1.2
Allylsenfölversuch (August 2004) ........................................................ 23
4.1.3
Parallelversuch (September 2004)...................................................... 24
4.2
Ergebnisse des Laborversuches ............................................................ 25
4.2.1
Ergebnisse der Auswertung der Gewichtsveränderungen der
Kulturen............................................................................................... 25
4.2.2
Ergebnisse der Auswertung der Gewichtsveränderungen der
Schnecken .......................................................................................... 27
4.2.3
Ergebnisse der quantitative Beurteilung des Laborversuches ............ 28
5
Gesamtdiskussion und Folgerungen ...........................................29
6
Literaturverzeichnis .......................................................................31
7
Dank ................................................................................................34
- II -
Schneckenregulierung im Kartoffelbau
Diplomarbeit Raphael Kottmann PP
Zusammenfassung
Nacktschnecken verursachen im Schweizer Ackerbau jährlich grosse Ertragsausfälle und
Qualitätseinbussen. Letztere sind im Kartoffelanbau von enormer Bedeutung, da in der
Schweiz die Qualität der Kartoffelknollen die Preismaske mitgestaltet und deshalb direkte
Auswirkungen auf den monetären Ertrag aus dem Kartoffelanbau hat.
Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung wurden Möglichkeiten getestet, um der Schneckenproblematik im Kartoffelbau zu begegnen.
In der Zeitspanne eines Jahres (Herbst 2003 bis Herbst 2004) wurden auf ausgewählten
Kartoffelparzellen Feldversuche durchgeführt, wobei fünf Schneckenfallen auf ihr Fangvermögen getestet wurden. Die Fallen wurden dabei bezüglich ihrer Eignung zur Ermittlung und
Prognostizierung von Schneckenpopulationen miteinander verglichen, um geeignete Fallen
zur indirekten Bekämpfung (abschätzen des Schadenausmass) zu eruieren. Gleichzeitig
wurden die aufgetretenen Schneckenarten ermittelt.
Nebst den Feldversuchen wurde ein als Pilotversuch angesetzter Laborversuch durchgeführt. Hierbei untersuchte man das Frassverhalten der Genetzten Ackerschnecke (Deroceras
reticulatum) bei acht ausgewählten Kulturen, um daraus die Schmackhaftigkeit der getesteten Kulturen für die Schnecken abzuleiten. Von den Schnecken gemiedene Kulturen könnten
sich zur Schneckenregulierung im Kartoffelbau prädestinieren.
Die Feldversuche wurden durch die für die Schnecken ungünstige Witterung (Sommertrockenheit 2003) stark beeinflusst und die Durchführung und Auswertung dadurch erschwert.
Die Ergebnisse der Feldversuche lassen dennoch klare Aussagen zu:
-
die Höhe der Schneckenfangerfolge ist stark von der Fangmethode und sowohl von
der kurz- wie auch langfristigen Witterung abhängig.
-
Fallen, die die Schnecken mittels eines Köders anlocken (Lockfallen), weisen die
höchsten Schneckenfänge auf und sind einfach in der Anwendung.
-
die Lockfalle mit einem Katzenfutter-Kleiegemisch als Köder (KAFU-Falle) verzeichnete signifikant höhere Fangerfolge als die übrigen Testfallen. Sie soll Gegenstand
von weiteren Untersuchungen bleiben.
-
die am meisten gefangene Schneckenart ist die Genetzte Ackerschnecke (Deroceras
reticulatum).
Der Pilot-Laborversuch verifizierte die Hypothese, dass die Genetzte Ackerschnecke (Deroceras reticulatum) bei verschiedenen Kulturen ein unterschiedliches Frassverhalten aufweist.
Die Laboruntersuchung brachte zudem folgende Resultate hervor:
-
der Laborversuch ist ein geeignetes Instrument um das Frassverhalten von Schnecken zu quantifizieren. Er soll weiterentwickelt und in einem weiteren Schritt als Feldversuch durchgeführt werden.
-
es bestehen offensichtliche Unterschiede zwischen dem Nüsschensalat und den anderen Testkulturen bezüglich der Schmackhaftigkeit für die Schnecken. Der Nüsschensalat wird von den Schnecken gemieden und scheint deshalb eine interessante
Kultur zur Regulierung von Schneckenpopulationen zu sein, die es weiter zu verfolgen gilt.
Die Untersuchungen zeigten, dass sowohl der Anbau von geeigneten Kulturen (Nüsschensalat), wie auch der Einsatz von ausgewählten Schneckenfallen (KAFU-Falle) als Hilfsmittel zur
Regulierung von Schneckenpopulationen insbesondere in Fruchtfolgen mit Kartoffeln geeignet sind.
Die Resultate müssen durch weitere Untersuchungen bestätigt und beide Möglichkeiten zur
Schneckenregulierung im Kartoffelbau weiterentwickelt werden.
Key-words: Deroceras reticulatum, slug, integrated-pest-management, biological-slugcontrol, mollusc
- III -
Schneckenregulierung im Kartoffelbau
Diplomarbeit Raphael Kottmann PP
Abkürzungsverzeichnis
Abkürzung
Erklärung
Ort
(Kapitel/Abschnitt)
ÖLN:
IP:
BIO:
SHL:
FiBL:
D:
mmol:
BBA:
ökologischer Leistungsnachweis
integrierte Produktion
biologische Produktion
Schweizerische Hochschule für Landwirtschaft
Forschungsinstitut für Biologischen Landbau
Deutschland
Millimol
Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft
Hinweis:
In der Arbeit wird der Einfachheit halber für „Nacktschnecken“ oft das
Wort „Schnecken“ verwendet. Bei den Untersuchungen bezog man sich
jedoch immer auf die Nacktschnecken. Es gilt also alle Erläuterungen,
Aussagen und Ergebnisse auf diese zu beziehen.
- IV -
Einleitung
2.6 / 9
Tabelle 4
3.1.2 / 4
2.3 / 5
2.2.3 / 2
3.1.2 / 4
2.2.3 / 2
Schneckenregulierung im Kartoffelbau
Diplomarbeit Raphael Kottmann PP
1 Einleitung
Die Regulierung der Schnecken im Kartoffelbau stellt ein komplexes Problem dar, welchem
durch die Verfolgung von verschiedenen Bekämpfungsstrategien begegnet werden kann. In
der konventionellen Landwirtschaft können Schneckenkörner zur Bekämpfung der Schnecken eingesetzt werden (Speiser B. 2002). Doch verfehlen Betriebe, die sich ausschliesslich
auf die Anwendung von Schneckenkorn verlassen, die Ausnutzung anderer zweckdienenden
und kostengünstiger Möglichkeiten zur Ertrags- und Qualitätssicherung im Kartoffelanbau. Im
Biologischen Landbau stehen in der Schweiz nebst dem Einsatz von Laufenten keine direkten Bekämpfungsmöglichkeiten zur Verfügung, die für den grossflächigen Kartoffelanbau
geeignet sind (Speiser B. 2001). In der landwirtschaftlichen Forschung wird deshalb nach
Möglichkeiten und Alternativen gesucht, die sich als Hilfsmittel zur Schneckenregulierung im
Kartoffelbau anbieten.
Eine Untersuchung im Rahmen eines dreijährigen Forschungsprojektes (2001-2003) der
Schweizerischen Hochschule für Landwirtschaft (SHL) ergab, dass Schnecken bedeutende
Verursacher von Knollenschäden an Kartoffeln sind und zu empfindlichen Qualitätseinbussen und dadurch zu einer Reduktion des monetären Ertrages aus dem Kartoffelanbau beitragen. Es konnte festgestellt werden, dass ein Zusammenhang zwischen der Begrünung
der Parzellen in den Jahren vor Kartoffeln und den auftretenden Knollenschäden besteht
(Keiser 2004a). Es wurde gezeigt, dass je ausgeprägter die Begrünung in den Jahren vor
dem Kartoffelanbau war, desto höher die Frassschäden an den Kartoffelknollen ausfielen. Es
besteht somit einen Zielkonflikt zwischen den ökonomischen Zielen der Kartoffelproduzenten
und dem Boden- und Gewässerschutz, der eine möglichst hohe Begrünung fordert. Streifenversuche auf einer Parzelle mit einem erhöhten Schneckenbesatz ergaben deutliche Unterschiede bei der Entwicklung der Schneckendichte in Abhängigkeit zur angebauten (Zwischen-) Kultur (Krebs et al. 2003).
Ziel der vorliegenden Diplomarbeit ist es zwei ausgewählte Möglichkeiten zur Schneckenregulierung im Kartoffelbau genauer zu untersuchen und deren Praxistauglichkeit zu eruieren.
Mit der ersten Möglichkeit wird im Rahmen eines als Pilotversuch durchgeführten Laborversuches geprüft, ob bestimmte Kulturen die Nacktschneckenart Deroceras reticulatum in ihrem Frassverhalten beeinflussen und sich zur Regulation der Schneckenpopulation auf dem
Feld eignen könnten. Durch den Anbau einer solchen Kultur würde dem oben erwähnten
Zielkonflikt Rechnung getragen. Mit der zweiten in dieser Arbeit untersuchten Möglichkeit zur
Schneckenregulierung verfolgt man das Ziel, einen Schneckenbefall im Feld zu erkennen
und zu quantifizieren um danach gerichtet, entweder einen gezielten Eingriff ins Agroökosystem (z.B. mit Schneckenkörner) nach dem Schadschwellenprinzip zu vollziehen oder eine
Befallsprognose zu ermöglichen. Hierfür werden in verschiedenen Feldversuchen (Herbst
2003 bis Herbst 2004) insgesamt fünf ausgewählte Schneckenfallen auf ihr Fangvermögen,
ihre Praxistauglichkeit und ihre Eignung als Prognoseinstrument miteinander verglichen.
Gleichzeitig werden die auftretenden Schneckenarten ermittelt und daraus deren Relevanz
für den Kartoffelanbau abgeleitet.
Die Arbeit umfasst zwei Teile und wurde dementsprechend gegliedert. Der erste Teil bildet
ein umfangreiches Literaturkapitel, in welchem der theoretische Hintergrund zum Thema
aufgerollt wird. Im zweiten Teil werden die beiden Möglichkeiten zur Schneckenregulation im
Kartoffelbau untersucht. Das Literaturkapitel verschafft einen Überblick über die Thematik
und ist für die korrekte Interpretation und die Synthese der der aus dem zweiten Teil erhaltenen Einzelergebnissen wichtig.
-1-
Schneckenregulierung im Kartoffelbau
Diplomarbeit Raphael Kottmann PP
2 Theoretischer Hintergrund zum Thema
2.1 Allgemeines zu den Schnecken
Als Schnecken bezeichnet man die Mollusken (Weichtiere) der Klasse Gastropoda; dieser
wissenschaftliche Name bedeutet „Bauchfüsser” (griechisch: gaster = Magen; podes = Füsse) (Anonym a, 2004).
Es gibt sehr viele Schneckenarten mit verschiedenen Grössen. Es gibt solche, die winzig
klein und von blossem Auge kaum sichtbar sind und solche die drei bis viermal so schwer
werden können wie eine Hauskatze (gewisse Meeresschnecken). Manche Schneckenarten
haben Gehäuse, die nach links gewunden sind, diejenigen anderer sind nach rechts gewunden. Bei einigen Gruppen gibt es beide Varianten. Es gibt Blasenschnecken der Familie Bulladae, welche dünnschaliges, manchmal farbiges Gehäuse besitzen und die Meere der gemässigten Breiten bewohnen, auffällig gemusterte Seeschnecken, die als typische Riffbewohner gelten und im angelsächsischen Sprachraum als Flamingo Tongue (Flamingozunge)
bezeichnet werden, sowie Nacktschnecken, welche im Ackerbau weitaus die grössten Schäden verursachen und in der vorliegenden Untersuchung betrachtet werden.
2.1.1 Vorkommen und Vermehrungszyklus der im Ackerbau relevanten
Nacktschnecken
Schneckenschäden treten im Durchschnitt über die Jahre betrachtet in Grossbritannien, Irland, Holland und in Frankreich am häufigsten und im grössten Ausmass auf. In vielen anderen Regionen von Europa können Schnecken erhebliche Schäden verursachen, ihr auftreten
ist jedoch weniger regelmässig. In trockenen, kalten Klimagebieten oder in höher gelegenen
Gebieten sind die Schneckenschäden oft ungewöhnlich (Speiser B. et al 2001). Auf einzelnen Betrieben oder gar Parzellen kann die Höhe der Schneckenvorkommnisse vom für die
entsprechende Gegend allgemeingültigen Muster abweichen. Das Entwicklungspotenzial
einer Nacktschneckenpopulation ist von vielen Faktoren wie dem Klima, dem Bodentyp, der
Verteilung der Schnecken im Feld, dem Wachstumsvermögen der Kultur, der Bewirtschaftung und anderen abhängig, die Lokal verschieden sein können.
= stark betroffen
••••
••••
= nicht regelmässig betroffen
Abbildung 1: Hauptvorkommen und Verteilung der Schneckenschäden in Ackerkulturen in
Europa.
-2-
Schneckenregulierung im Kartoffelbau
Diplomarbeit Raphael Kottmann PP
Die meisten Schneckenarten sind harmlos und für unsere Kulturen ungefährlich. Viele Gehäuseschneckenarten sind gar, verursacht durch das Stören der Lebensgewohnheiten und
das Zerstören der ökologischen Nischen, bedroht (Speiser B. et al 2001). Es kommen verschiedene Nacktschneckenarten auf den Schweizer Ackerflächen vor, die Schäden mit wirtschaftlicher Relevanz verursachen können.
Durch ihre Grösse und die rot-orange bis braun-schwärzliche Farbe fallen die Spanische
Wegschnecke (Arion lusitanicus) und die Rote Wegschnecke (Arion rufus) besonders auf,
welche meist von Wegrändern, Gräben und Feldrainen in die Kulturen einwandern. Sie können sich dabei in einer Nacht bis zu 20 m fortbewegen (Stemann G. 2002).
Die kleineren Ackerschnecken sind den Deroceras-Arten (Deroceras reticulatum, Deroceras
agreste) zuzuordnen. Über den möglichen Aktionskreis ausgewachsener DerocerasSchnecken findet man in der Literatur unterschiedliche Angaben, die zwischen wenigen Metern bis zu über 20 m schwanken.
Jedes Individuum der zwittrigen Nacktschnecken ist zur Ablage von 200 bis 400 Eiern befähigt. Ein Gelege umfasst meist eine Eizahl von 10 bis 40 Eiern. Die Gelege werden in Hohlräumen des Bodens, in Regenwurmgängen, aber auch unter Steinen, Kluten und dichtem
Mulchmaterial direkt an der Bodenfläche abgelegt. Herrschen günstige Witterungsverhältnisse vor, können bereits nach 2 bis 4 Wochen junge Schnecken schlüpfen, welche selber nach
circa 6 Wochen fortpflanzungsfähig sind und 6 bis 8, teils auch bis 12 Monate alt werden. Die
Überwinterung geschieht bei den erwachsenen (adulte) Schnecken bei tiefen Temperaturen
im Boden. Bei milden Witterungsabschnitten können aber auch Tiere aktiv an der Oberfläche
vorgefunden werden. Bei den Jungschnecken liegen die Entwicklungsschwerpunkte im
Spätherbst und im Frühjahr (März / April), wobei sie sich fortlaufend entwickeln und ihren
Aktivitätshöhepunkt mit nachfolgender Eiablage Anfang bis Mitte Mai haben. Im Juni bis August, je nach Feuchtigkeitsbedingungen, entwickeln sich neue Jungschnecken, die den Höhepunkt der Eiablage im Herbst (September bis November) aufweisen. Unter günstigen
Umweltbedingungen (Bodenruhe, Feuchtigkeit, Bodenbedeckung, Nahrungsangebot, milder
Winter et cetera) kann der typische Entwicklungszyklus beschleunigt ablaufen, so dass eine
dritte Generation entstehen kann. Je nach Feuchtigkeitsbedingungen entwickeln sich neue
Jungschnecken vom Juni bis im August. Durch dieses grosse Vermehrungspotenzial können
enorme Populationsdichten entstehen (Tabelle 1).
Tabelle 1: Regenerationspotenzial von Nacktschnecken (S.).
Generation
Eiablage = 300 Stück pro Tier. Anzahl der Nachkommen bei Schlupfraten von 5%, 10%
und 20%. (Quelle: Stemann G. 2002).
Schlupfrate
Anzahl
Schlupfrate
Anzahl
Schlupfrate
Anzahl
5%
15
10 %
30
20 %
60
1
2 S. x 15
30
2 S. x 30
60
60 S. x 60
3’600
2
30 S. x 15
450
60 S. x 30
1’800
3'600 S. x 60
216’000
3
450 S. x 15
6’750
1'800 S. x 30
54’000
216'000 S. x 60
12'960’000
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2.1.2 Die wichtigsten Schneckenarten auf Schweizer Äckern
Genetzte Ackerschnecke (Deroceras reticulatum)
Die genetzte Ackerschnecke ist die häufigste Schneckenart. Sie kann hellbeige, hell- oder
dunkelbraun gefärbt sein, mit oder ohne Fleckenmuster. Die Tiere fliehen beim Anfassen und
fühlen sich schlüpfrig an. Die Eiablage erfolgt circa Anfang April, worauf die meisten erwachsenen Tiere sterben. Die Jungtiere schlüpfen im April/Mai und sind dann etwa 5 mm gross.
Im Laufe des Sommers wachsen sie kontinuierlich und erreichen im Herbst eine Grösse von
bis zu 5 cm. Ackerschnecken sind nur bei grosser Feuchtigkeit aktiv; die übrige Zeit verbringen sie im Boden (zum Beispiel in Regenwurmgängen). Wegen diesem Verhalten überstehen sie die Bodenbearbeitung oft unbeschadet (Speiser B. 2002).
Garten-Wegschnecken (Arion distinctus und Arion hortensis)
Als Gartenschnecken werden die zwei kaum voneinander unterscheidbaren Arten Arion
distinctus und Arion hortensis bezeichnet. Die Oberseite ist dunkelbraun bis schwarz gefärbt.
Merkmal dieser Art ist die blass-gelbe bis kräftig orange Färbung. Beim Anfassen ziehen sich
die Tiere zusammen und bleiben am Ort. Sie fühlen sich klebrig an. Der Lebenszyklus ist
ähnlich wie bei den Ackerschnecken (Speiser B. 2002).
Spanische Wegschnecke (Arion lusitanicus)
Die ausgewachsenen, bis zu 10 cm grossen, braunen Tiere der Art Arion lusitanicus sind gut
bekannt. Die Jungtiere werden hingegen oft nicht erkannt, da sie anders gefärbt sind (braun,
grau, gelblich oder grünlich mit braunen Längsstreifen). Diese Art frisst ganze Pflanzen oder
zumindest grosse Teile davon und hinterlässt auffällige Schleimspuren. Die Jungtiere schlüpfen im Spätherbst oder im Februar/März und sind dann etwa 1 cm lang. Im Lauf des Sommers wachsen sie kontinuierlich und erreichen im Spätsommer ihre volle Grösse. Da sie auf
Bodenbearbeitung empfindlich ist, lebt die Spanische Wegschnecke hauptsächlich in Dauergrünland und Brachen. Von dort wandert sie mehrere Meter ins Kulturland ein und kann in
den Randpartien grosse Schäden verursachen.
2.2 Bekämpfungsmöglichkeiten von Schnecken
2.2.1 Grundsätzliches zur Schneckenproblematik
Es können verschiedene Nacktschneckenarten und auch einige Gehäuseschneckenarten,
welche jedoch nicht von wirtschaftlicher Relevanz sind, auf Schweizer Äckern vorkommen
und Ertrags- und/oder Qualitätseinbussen verursachen. Die Arten haben unterschiedliche
Lebensansprüche und sind im Ackerboden, auf der Bodenoberfläche und in der Strauchschicht zu finden (Kapitel 2.1). Eine Massenvermehrung wird durch günstige Faktoren, wie
milde Winter, gleichmässiger Regen im Frühjahr, Sommer und Herbst sowie das Fehlen extremer Temperaturwerte, begünstigt. Das Temperaturoptimum liegt zwischen 15 °C und 21
°C (Godan D. 1979). Demgegenüber sind trockene Witterung (vor allem in den Monaten Juni
bis Juli und September bis Oktober), plötzlich stark absinkende Temperaturen im Sommer,
ein Kälteeinbruch oder leichter Frost im frühen Herbst sowie Parasiten und Prädatoren gut
zur Unterdrückung von massenhaftem Schneckenauftreten (Kühne S. 2002).
Der Randbereich von Feldern, welche an grasig-krautige Feld-, Wiesen- und Wegraine grenzen, ist oft am stärksten betroffen, da die Schnecken von diesen Unterschlupfstellen insbesondere in der Abenddämmerung, ins benachbarte Feld einwandern um zu fressen. Wird auf
den angrenzenden Randpartien keine Bodenbearbeitung durchgeführt, so kann die Entwicklung der Schnecken in der geschlossenen Krautschicht ungestört fortlaufen (Frank T. 1998a,
Frank T. 1998b).
Im Folgenden werden lediglich Bekämpfungsmöglichkeiten und Strategien aufgegriffen, die
auch für den Kartoffelanbau relevant sind. So wird beispielsweise auf die optimalen Saattiefen und Saattermine der verschiedenen Getreidearten und des Rapses nicht eingegangen.
Untersuchungen, die jedoch bei anderen Kulturen gemacht wurden, werden mitberücksichtigt und auf den Kartoffelanbau übertragen, sofern dies möglich ist.
-4-
Schneckenregulierung im Kartoffelbau
Diplomarbeit Raphael Kottmann PP
2.2.2 Vorbeugende Bekämpfungsmöglichkeiten
Vorbeugende Massnahmen machen im Ackerbau meist nur bei grossem Schadenrisiko Sinn,
da einige Verfahren nicht bodenschonend sind oder Nützlinge gefährden können (Speiser B.
2001). Ackerbauliche Massnahmen sind meist darauf eingestellt, den Lebensraum für die
Schnecken ungünstig zu gestallten, wobei sie zum Teil nicht optimal den Anforderungen des
Bodenschutzes und der Wirtschaftlichkeit entsprechen (Stemann G. 2002). So ist beispielsweise jede zusätzliche Überfahrt mit Kosten verbunden und eine brach liegende Ackerfläche
ist erosions- und auswaschungsanfälliger.
Bei der Bodenbearbeitung sollten die Bodenschollen durch Eggen möglichst schnell zerkleinert werden, um dadurch die Hohlräume im Boden zu verkleinern und ein Abwandern der
Schnecken in tiefere Bodenschichten, wo sie vor weiteren mechanischen Bearbeitungsgängen geschützt sind, zu verhindern (Kühne S. 2002). Da die Schnecken ihren Wasserhaushalt
nicht selber regulieren können, sind sie auf Feuchtigkeit von Aussen angewiesen. Wasserüberschuss (Überschwemmung) wirkt auf die Schnecken genau so schädlich wie Wassermangel (Trockenheit). Ist die Bodenfeuchte zu tief (unter 10 %) stellt die genetzte Ackerschnecke (Deroceras reticulatum) die Eiablage ein, abgelegte Eier trocknen aus und adulte
Tiere sind nicht mehr aktiv (El Titi A. 2003). Die Schnecken suchen bei solchen Verhältnissen geschützte Stellen auch in tiefreichenden Bodenrissen oder Röhrensystemen (Regenwurmgänge oder Wurzelröhren) auf. Laut Lohrer (2003) ist die gezielte Austrocknung der
Tiere als Wirkungsprinzip zur Bekämpfung der Schnecken schon sehr lange bekannt. Die
ersten schriftlichen Hinweise darüber finden sich aus dem Jahre 1349, wobei damals die
Austrocknung des Bodens mit hohem Aufwand, zum Beispiel dem Ausbringen von Kalk,
Russ, Sägemehl, Sand und Holzhäcksel, erzielt wurde. Diese arbeitsintensiven Massnahmen sind heute jedoch nur auf kleinen Arealen (Hausgarten) einsetzbar und können auch
negative Folgen, beispielsweise eine pH-Anhebung (Kalk), eine Schwermetallanreicherung
(Russ, Asche), eine Bodenstrukturveränderung (Sand) oder eine übermässige Stickstofffixierung (Holzhäcksel), nach sich ziehen. Heute gewinnt die gezielte Ausnutzung von Trockenperioden (Sommer oder im Winter bei Frost) an Bedeutung, wobei Voraussetzung für das
gezielte ausnutzen von solchen Witterungskonstellationen wie der Winterfröste eine angepasste Fruchtfolge ist. Bezüglich der Fruchtfolge sollte zudem darauf geachtet werden, dass
nach Kulturen mit hoher Bodenbedeckung wie Raps, Sonnenblumen, Grünschnittroggen
oder Kunstwiese eine auf Schneckenfrass möglichst unempfindliche Kultur angebaut wird
(Erbsen, Ackerbohnen) (Speiser B. 2001). Gleichzeitig muss darauf geachtet werden, dass
die Unterschlupfmöglichkeiten auf der Bodenoberfläche den Schnecken entzogen werden.
Das Abführen des Strohs vom Feld konnte, im Vergleich zu gehäckseltem und eingearbeitetem Stroh, den Schneckenbesatz langfristig erheblich reduzieren, wobei diese Massnahme
kurzfristig keine Erfolge mit sich bringt (El Titi A. 2003, El Titi A. 2004). Werden die Erntereste nicht abgeführt sollten sie, sofern keine grosse Erosionsgefahr besteht, sofort nach der
Ernte eingearbeitet werden und nicht bis zur Saat der nächsten Kultur liegen gelassen werden, da durch das Einarbeiten der Erntereste den Schnecken für einige Zeit Nahrung und
Unterschlupf entzogen werden (Speiser B. 1996). Zudem werden die dünnhäutigen Eier der
Schnecken durch die Stoppelbearbeitung an die Bodenoberfläche befördert, wo sie durch
räuberische Frassfeinde schneller gefunden und durch die Sonnenstrahlen, sowie schwankende Temperaturen und Feuchtigkeitsverhältnisse abgetötet werden (El Titi A. 2004). Beim
Einarbeiten der nach der Ernte auflaufenden Pflanzen (Raps) ist in der Schweiz jedoch der
Bodenschutzindex zu beachten.
Es gibt viele Varianten die zur Grundbodenbearbeitung in Frage kommen. Das Pflügen wird
häufig als sehr effiziente Schneckenbekämpfung eingestuft (Stemann G. 2003). Denn grundsätzlich gilt, je weniger Boden bewegt wird, desto günstiger sind die Überlebensbedingungen
für die Nacktschnecken (El Titi 2004). Dem steht entgegen, dass in der Praxis laut eigenen
Untersuchungen (zum Beispiel Betriebe BE 331, BE 317, VD 311, LU 302, SO 303, SO 301)
häufig auch auf gepflügten Flächen massive Schneckenschäden auftreten. Anderseits gibt
es auch Hinweise, dass auf konsequent pfluglos geführten Flächen der Schneckenbesatz
nach einigen Jahren rückläufig ist (Stemann G. 2003). Pflügen vor den besonders gefährdeten Kulturen (beispielsweise Raps, Sonnenblumen), wiederkehrendes Schälpflügen, Flügel-5-
Schneckenregulierung im Kartoffelbau
Diplomarbeit Raphael Kottmann PP
schargrubbern, Schälgrubbern, et cetera sind nur einige von vielen Alternativen, wie die
Grundbodenbearbeitung durchgeführt werden kann. Ebenso wichtig wie die Frage nach dem
Wie, ist die Beachtung des Zeitpunktes der Bodenbearbeitung. Werden nämlich die für den
Standort typischen Vermehrungsspitzen mitberücksichtigt kann der Bekämpfungserfolg optimiert werden (El Titi A. 2003). Weitere Kulturmassnahmen, welche die Bewegungsfreiheit
der Schnecken im Boden einschränken und eine Beschleunigung der Pflanzenentwicklung
fördern, haben entscheidende Bedeutung für die ökologische Schneckenabwehr (Bredelow
1975). Es soll also ein gut abgesetztes, feinkrümeliges Saat- beziehungsweise Pflanzbett
hergerichtet werde, das nicht nur den Aktivitätsradius der nicht grabfähigen Schnecken einschränkt, sondern das zügige Wachstum der Jungpflanzen verbessert. Hier muss der Bewirtschafter oft einen Kompromiss zwischen der Herrichtung eines möglichst feinen Saatbetts und einer geringer Krustenbildung eingehen, da auf manchen gepflügten Flächen der
Ton und der Feinschluff nach dem ersten Regen die Oberfläche versiegeln und so die Auflaufphase verzögern und die Pflanze sich länger in einem besonders anfälligen Stadium befindet. Durch das Walzen nach der Saat konnte in mehrjährigen Untersuchungen auf unterschiedlich bodenbearbeiteten Ackerflächen stets nach Wintergerste die Bestandesdichte bei
Winterraps deutlich verbessert werden, unabhängig von der Art der Bodenbearbeitung (El
Titi A. 2003). Mehrmaliges Walzen eignet sich sehr gut um Hohlräume zu verringern, wobei
sich besonders auf schweren, tonigen Böden Schwierigkeiten herausstellen, da sich auf solchen Böden die Hohlräume selbst nach mehrmaligem Walzen nur schwer verringern lassen
(Kühne S. 2002). Schwere, tonhaltige Böden bergen zudem die Gefahr, dass sie nach dem
Einsatz des Pfluges und durch massive Rückverfestigung zu Verschlämmungen und Dichtelagerungen neigen (Stemann G. 2003). Auf Feldern mit einem erfahrungsgemäss hohen
Schneckendruck kann eine Bodenbearbeitung im Winter die Schneckendichte reduzieren,
weil dadurch Schnecken und Eier erfrieren (Frank 1998c). Diese Massnahme widerspricht
jedoch der Bestrebung, eine möglichst dichte Pflanzendecke über den Winter anzustreben,
um die Erosionen und Auswaschungen zu minimieren.
Bei gleicher Bodenbearbeitung hinterlässt die Vorkultur eine deutliche Wirkung auf den
Schneckenbesatz (El Titi A. 2004).
Laut Speiser B. (1996) soll eine leichte Verunkrautung toleriert werden, da diese als Ablenkfutter dient und schneckenfressende Nützlinge im Feld (zum Beispiel der Laufkäfer) fördert.
In Versuchen und Beobachtungen konnte gezeigt werden, dass auch einige Unkrautarten zu
den Wirtspflanzen der Schnecken gehören und dass das Vorhandensein einiger Unkräuter
neben der Hauptkultur die Schadwirkung der Schnecken deutlich reduziert (El Titi A. 2004).
Frank und Barone (1999) haben durch Untersuchungen in der Schweiz festgestellt, dass
verschiedene Unkrautarten differente Effekte auf die Schneckenpopulation haben. Zwei der
in einer Studie untersuchten Unkrautarten vermochten, bei nicht zu starker Schneckendichte
(bis 10 Individuen pro Quadratmeter), die Frassschäden in gleichem Ausmass wie der Einsatz von Schneckenkörner (Metaldehyd) zu verringern. Für die Praxis ist demnach wichtig,
dass die Unkraut- beziehungsweise Ungrasbekämpfung im Herbst und Frühjahr auf die
Schneckenaktivität abgestimmt wird. Wo immer es sinnvoll erscheint, sollte der Herbizideinsatz im integrierten und konventionellen Anbau nach dem Auflaufen der Kultur und noch
während des Keimblattstadiums der Unkräuter erfolgen, da so die Unkräuter noch als Ablenkfutter zum Tragen kommen und die Unkräuter gut bekämpft werden können.
2.2.3 Direkte Bekämpfungsmöglichkeiten
Chemische Bekämpfungsmassnahme
Schadschwellen existieren für Schnecken nicht. In den allermeisten Fällen ist ein vorbeugender Einsatz nicht angezeigt, sondern die Schneckenkörner werden ausgebracht, wenn
die Schneckenschäden ein nicht mehr tolerierbares Ausmass annehmen (Speiser B. 2002).
Das Ausmass der Schneckenschäden ist eine Funktion der Frassleistung einer Schneckenpopulation und der Kompensationsfähigkeit des Kulturbestandes. Während der schneckenempfindlichen Entwicklungsphasen verfügen die Kulturpflanzen streng genommen kaum
über eine Kompensationskraft. In dieser Phase bemisst sich die Schadwirkung an der Anzahl
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Schneckenregulierung im Kartoffelbau
Diplomarbeit Raphael Kottmann PP
überlebender Keimlinge. Die zum Teil in der Literatur angegebenen Schwellenwerte erlauben lediglich eine grobe Orientierung, weniger jedoch verbindliche Aussagen über Toleranzwerte zu machen (
Tabelle 2, El Titi A. 2003).
Tabelle 2: Angaben zur Schadschwelle für Schnecken in verschiedenen Kulturen (Angaben aus allen Klimazonen).
Kultur
Schneckenzahl
Schneckengewicht
2
Raps
7-30 Individuen/m
80-250 mg/m2 Biomasse
Winterweizen
10-30 Individuen/m2
100-250 mg/m2 Biomasse
2
Mais
10-30 Individuen/m
100-250 mg/m2 Biomasse
Kartoffel
10 Individuen/m2
100 mg/m2 Biomasse
Bohnen* 0.25-0.4 Individuen/m2
1-5 mg/m2 Biomasse
2
Grünland
10 Individuen/m
100 mg/m2 Biomasse
Anmerkung: die in der Tabelle gemachten Angaben sind nur als Hinweis zu
werten (El Titi A. 2003).
Der Witterungsverlauf während der kritischen Kulturphase liefert wichtige Anhaltspunkte zur
Schneckenaktivität in dieser Zeitspanne. Deshalb ist es dringend erforderlich, die Wettervorhersage in den Entscheidungsprozess einfliessen zu lassen (El Titi A. 2003). Die primär eingesetzten Köder basieren auf den Wirkstoffen „Metaldehyd“ einerseits sowie „Methiocarb“
und „Thiodicarb“ anderseits (Stemann G. 2002), die zum Teil unterschiedliche Eigenschaften
aufweisen (Tabelle 3). Bei der Verwendung von Giftködern muss man beachten, dass die
toxische Wirkung abhängig von Temperatur und Luftfeuchtigkeit sehr gering sein kann (Metaldehyd-Präparate) oder dass ihre Giftigkeit so gross ist, dass sie für andere Tiere - auch
durch Sekundärvergiftungen (z. B. Igel, Spitzmäuse, Käfer) - eine Ausrottungsgefahr bedeuten und auch eine Gefährdung für den Menschen darstellen können (Carbamat-Präparate)
(Fischer W. und Reischütz P. L. 1998). Den Landwirten stellt sich nun die Frage, wie und mit
welchen Mitteln sie wirksam gegen Schnecken intervenieren können, ohne gleichzeitig die
grosse Vielfalt an nützlichen Arten zu gefährden. Heute wissen wir, dass Metaldehyd spezifisch gegen Schnecken wirkt und die Aktivität der Regenwürmer, Laufkäfer (Carabiden) und
Kurzflügler (Staphyliniden) nicht beeinträchtigt (Anonym 2003). Ebenso haben Untersuchungen der BBA in Münster (D) gezeigt, dass die Landwirte mit dem Einsatz von metaldehydhaltigen Körnern Kleintiere nicht gefährden. Auch bei, in England durchgeführten, Versuchen an
Waldmäusen (Apodemus sylvaticus) fand man keine Beeinträchtigungen der Tiere (Anonym
2003). Körner auf der Basis von Methaldehyd sind deshalb für die integrierte Produktionsweise zugelassen (Speiser B. 2002).
Tabelle 3: Eigenschaften der in den gebräuchlichen Ködermitteln enthaltenen Wirkstoffe
Metaldehyd und Methiocarb oder Thiodicarb.
Wirkstoff
Metaldehyd
Methiocarb1 / Thiodicarb2
Produkt
Metarex, Urania SK
1
Mesurol, 2Skipper
Schleimzellen, Haut, Verdauungs- Nervensystem, Blockierung der
trakt
Acetylcholinesterase
Zunächst Hyperaktivität, dann
Übermässige Schleimproduktion,
Symptome
Verlust der Muskeltonus und ErWasserverlust, Vertrocknen
schlaffung
Feuchtwarme Nächte, trockene keine Anforderungen für optimale
Wirkungsoptimum
Tageswitterung
Wirkung
Geringere Toxizität auf Laufkäfer, Höhere Toxizität auf Laufkäfer,
Toxizität
Regenwürmer, Kurzflügler
Regenwürmer
Nasspressung = hohe Stabilität: Mesurol, Metarex, Skipper
Regenstabilität
Trockenpressung = geringe Stabilität: Urania SK und andere
Wirkung auf
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Schneckenregulierung im Kartoffelbau
Diplomarbeit Raphael Kottmann PP
Obwohl der Tod der Schnecken oft erst nach Tagen erfolgt und nicht alle Schnecken sterben, tritt schon wenige Stunden nach der Aufnahme eines Schneckenkornes eine Frasshemmung ein. Damit ist die Kultur geschützt (Speiser B. 2002). Bei der Auswahl von Ködermitteln sind weitere Aspekte zu beachten (Stemann G. 2002). Im wesentlichen wird die Wahl
durch drei Kriterien bestimmt. Neben der Wirksamkeit und den Kosten der amtlich zugelassenen Wirkstoffe sind die Nebenwirkungen entscheidend (El Titi A. 2003). Da die Schnecken
den Köder freiwillig und direkt aufnehmen müssen ist eine sofortige „Knock-down-Wirkung
(Zusammenbruch der Schneckenpopulation) nicht möglich, sondern nimmt selbst in günstigen Fällen einige Tage in Anspruch (Stemann G. 2002). Laut Speiser B. (2002) sind die Körner möglichst gleichmässig, im Randbereich allenfalls mit einer erhöhten Dosierung, zu
streuen und nur wirksam, solange sie nicht schimmeln.
Eisen-III-phosphat
Es gibt einige Eisenverbindungen die als Molluskizide eingesetzt werden können. Das EisenIII-Phosphat ist das für Haustiere, Nützlinge und den Menschen untoxischste dieser bekannten Eisenverbindungen (Speiser B. et al 2001). Das Schneckenkorn ist in allen Kulturen und
gegen alle Schneckenarten einsetzbar, sollte mit 5 g pro Quadratmeter (350 Körner) dosiert
werden und kann bei Bedarf nachgestreut werden (Die Anzahl zugelassener Anwendungen
kann von Land zu Land variieren) (Speiser B. 2001). Unter dem Namen „Ferramol“Schneckenkorn wird der Wirkstoff am Markt vermarktet. Die Dosierung liegt mit den bereits
erwähnten 5 g pro Quadratmeter deutlich über jener von anderen Schneckenpräparaten,
welche eine Dosierung von 0.4 bis 0.6 g pro Quadratmeter verlangen liegt (Anonym b, 2004).
Die Dosierung muss so hoch angesetzt werden, da eine Wegschnecke mindestens 20 „Ferramol“-Körnchen aufnehmen kann. Nur so kann eine sichtbare Wirkung erzielt werden. Eisen-III-phosphat ist als Wirkstoff in die EU-Verordnung neu aufgenommen worden und kann
jetzt zur Schneckenregulierung im ökologischen Landbau (Kühne S. 2002) und im Haus- und
Kleingarten (Anonym c, 2004) angewendet werden. In der EU gibt es keine einschränkenden
Auflagen, ausser, dass der Wirkstoffgehalt 10,3 g pro Kilogramm Mittel nicht überschreiten
darf (Kühne S. 2002). Das Eisen-III-Phosphat, das auch natürlich im Boden vorkommt und
deshalb den Anforderungen des Ökologischen Landbaus an ein Pflanzenschutzpräparat
gerecht wird (Kühne S. 2002), wird von den Bodenmikroorganismen vollständig in Eisen und
Phosphat umgewandelt (Anonym b, 2004) und ist deshalb weder für die Bienen gefährlich
noch schädigend für Kurzflügler (Aleochara bilineata) und Laufkäfer (Pterostichus melanarius, Poecilus cupreus) (Kühne S. 2002). Im Vergleich zum Metaldehyd wird durch das Fressen des Eisen-III-Phosphat-Köders ein schnellerer Frassstopp erzielt. Die Schnecken schleimen nicht aus und ziehen sich in ihre Verstecke zurück, wo sie nach einigen Tagen sterben.
Deshalb sind kaum verendete Schnecken auf dem Feld zu sehen. Der Wirkstoff führt zu
Zellveränderungen im Kropf und der Mitteldarmdrüse (Anonym c 2004), wobei die Tiere
kaum noch auf Berührungsreize reagieren und sich oft eine lederartige trockene Haut ausbildet (Kühne S. 2004). In der Schweiz ist Ferramol für den Hobbygartenbereich, jedoch nicht
für den Einsatz in der grossflächigen landwirtschaftlichen Produktion zugelassen (im Gegensatz zu Deutschland wo der Wirkstoff im Biolandbau bereits zugelassen ist) (Speiser B.
2004).
Biologische Bekämpfung mit Nematoden
Zur Bekämpfung von Schnecken werden, wie beispielsweise auch bei der DickmaulrüsslerLarvenbekämpfung, Nematoden eingesetzt (Lohner T. 2003). Bei dieser recht wirksamen
biologischen Methode zur Bekämpfung der Genetzten Ackerschnecke (Deroceras reticulatum) werden Nematoden - auch „Älchen“ genannt - der Art Phasmarhabditis hermaphrodita
eingesetzt (Kühne S. 2002). Untersuchungen von Speiser und Andermatt (1994) belegen
aber auch die Wirkung auf Arion rufus (Grosse Wegschnecke). In einem anderen, in
Deutschland durchgeführten Forschungsprojekt kam ebenfalls zum Ausdruck, dass eine sehr
gute Wirkung gegen die Genetzte Ackerschnecke (Deroceras reticulatum) vorherrscht. In der
gleichen Untersuchung konnte zudem mit erhöhter Dosierung eine Frassstoppwirkung bei
der Gartenwegschnecke (Arion distinctus, Arion hortensis) erzielt werden (Albert R. 2001).
Die Nematoden werden in riesigen Fermentern kultiviert und als biologisch kontrollierbaren
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Schneckenregulierung im Kartoffelbau
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Wirkstoff gegen Schnecken verkauft (Speiser et al 2001). Wird das Nematodenpräparat auf
den Boden ausgebracht, suchen die Nematoden aktiv die Ackerschnecken auf, dringen
durch eine Exkreditionsöffnung (Körperöffnung) am hinteren Ende des Mantelschildes in
diese ein und setzen im Innern der Schnecken ein Bakterium frei, welches einen Frassstopp
der Schnecken innert wenigen Tagen provoziert. Der Mantelschild der Schnecke schwillt an
(Albert R. 2001). Circa eine Woche nach der Infizierung durch die Bakterien sterben die befallenen Schnecken ab. Da jedoch eine grosse Wirtsspezifität besteht und andere Schnecken nur unzureichend betroffen werden, ist diese Methode nur begrenzt einsetzbar (Kühne
S. 2002). Die Nematoden sollten mit viel Wasser aufgerührt und unter häufigem Umrühren
einige Tag vor dem Setzen der Jungpflanzen oder dem Säen und vor einem Regen, bei trübem Wetter oder abends mit einer grossen Düse (> 1mm) auf die optimalerweise bereits
feuchte Fläche ausgebracht werden (Albert R. 2001). Obwohl die Nematodenart Phasmarhabditis hermaphroditae kultiviert und vermehrt werden kann sind die Kosten für eine
Anwendungen auf landwirtschaftlichen Nutzflächen zu gross und nicht vertretbar (Stemann
G. 2002).
Andere Methoden
Nebst den oben genannten vorbeugenden und direkten Massnahmen gibt es unzählige weitere Möglichkeiten einem übermässigen Schneckenaufkommen vorzubeugen oder entgegenzuwirken. Da die meisten jedoch für den grossflächigen Ackerbau zu aufwendig und teuer sind werden sie nur in Ausnahmefällen, beispielsweise bei aussergewöhnlich langen Regenperioden und insbesondere im biologischen Landbau angewendet. Ansonsten lohnen sie
sich nur bei Zier- und Jungpflanzen, Erdbeeren und manchen Gemüsekulturen sowie Hausgärten. Die wichtigsten Massnahmen seien dennoch kurz erwähnt:
Schneckenzäune dienen dazu die schleimigen Schädlinge von der Kultur fern zu halten. Die
sich jedoch bereits in der Kultur befindenden Schnecken müssen mit anderen Massnahmen
bekämpft werden.
Obwohl keine wissenschaftlichen Untersuchungen zur Effektivität von Laufenten bei der
Schneckenbekämpfung vorliegen, sind zunehmend positive Erfahrungsberichte auch im Internet (zum Beispiel unter http://www.t-connect.com/raser) nachzulesen. Es handelt sich
hierbei um eine aus Asien stammende Entenart, die sich durch eine steil aufgerichtete Körperhaltung und einen langen schlanken Körper auszeichnet. Typisch ist ihr nahezu aufrechter Gang. Die Farbe des Gefieders ist von Tier zu Tier unterschiedlich (weiß, schwarz, blau,
braun). Da die Laufenten bevorzugt Schnecken fressen, soll eine Regulierung des Schädlings möglich sein (Kühne S. 2002). Laufenten gelten als sehr wirkungsvolle Schneckentilger.
Der gewünschte Erfolg ist jedoch erst über lange Sicht feststellbar. Zur kurzfristigen Symptombekämpfung ist diese Methode kaum geeignet (Speiser B. 2001). Probleme können
durch das Niedertreten oder das Fressen von frischen Gemüsepflanzen und durch Kotverschmutzungen entstehen. Zudem können die Laufenten durch den Marder, den Habicht und
den Fuchs getötet werden, erfordern eine tägliche Präsenz (Speiser B. 2002, Kühne S.
2002) und können Überträger von gefährlichen Salmonellen darstellen (Albert R. 2001).
Des weiteren bieten sich Bierfallen oder andere Köderfallen (Kleie, Gemüsefallen) an, auf
welche an dieser Stelle jedoch nicht weiter eingegangen wird, da sie in der Landwirtschaft
kaum zur direkten Bekämpfung sondern höchstens zum Nachweis von Schnecken und dem
Abschätzen des Gefährdungspotenzials eingesetzt werden. Im Internet sind sehr viele weitere mögliche Massnahmen aufgeführt, welche jedoch teilweise kaum oder gar kontraproduktiv
wirken. Ein Absud aus toten Schnecken, die so genannte „Schneckenbrühe“ sollte beispielsweise aus hygienischen Gründen nicht auf essbare Pflanzenteile gelangen. Diese
Massnahme deshalb, ebenso wie das Zerschneiden der Schnecken ohne dessen Entfernung
und das Anbieten von Ablenkfutter, welches nach einiger Zeit zusätzlich Schnecken anlockt,
die die Kultur gefährden, nicht empfohlen (Speiser B. 2001). Vor dem Gebrauch von nicht
wissenschaftlich getesteten Methoden und Massnahmen zur Schneckenbekämpfung sei an
dieser Stelle deshalb gewarnt.
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Schneckenregulierung im Kartoffelbau
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2.3 Stand der aktuellen Forschung
Das Forschungsinstitut für Biologischen Landbau (FiBL) arbeitete vom Februar bis August
2001 mit Partnern aus verschiedenen Ländern im Rahmen des Projektes „Novel Slug
Control“ an der Entwicklung und Weiterbearbeitung neuer Methoden in der Schneckenregulierung. Das Projekt wurde von der EU (Programm FAIR 5) mit Schweizer Beteiligung durch
das Bundesamt für Bildung und Wissenschaft finanziert (Speiser B. 2004). Am Anfang der
Forschungstätigkeiten wurde im Labor die artspezifische Wirksamkeit der Nematodenart
Phasmarhabditis hermaphrodita getestet. Dieses Produkt ist im Handel unter dem Namen
„Bioslug-Schneckennematoden“ oder „NemaSlug“ erhältlich. In diesen ersten Laborversuchen wurde bestätigt, dass diese Nematoden gegenüber ausgewachsenen Spanischen
Wegschnecken nur ungenügend wirken, gegenüber frisch geschlüpften Spanischen Wegschnecken jedoch eine sehr hohe Wirksamkeit aufwiesen. Auf dem Feld konnten jedoch die
jungen Spanischen Wegschnecken im Frühjahr nur ungenügend erfasst werden, da sie
grössere Wanderungen vornehmen und deshalb zu wenig lange mit den Nematoden in Kontakt kommen.
In einer weiteren Untersuchung wurde nach Nematodenstämmen gesucht, welche wirksamer
und weniger temperaturabhängig sind als das heute erhältliche Produkt „BioSlug“. Dazu
wurden insgesamt 1550 Schnecken gesammelt, aus denen 22 Stämme von parasitischen
Nematoden isoliert werden konnten. Einige dieser Nematoden stellten sich bei der Bekämpfung der Spanischen Wegschnecke als wirksamer heraus.
1999 und 2000 wurde wie bereits erwähnt ein neuartiges Schneckenkorn auf der Basis von
Eisenphosphat getestet. Die Ergebnisse waren viel versprechend und die Eignung für den
Biolandbau wird zurzeit überprüft.
Aus einem im Jahre 1999 durchgeführten Testversuch, bei welchem Kleie als Ablenkfutter
diente, gingen viel versprechend Ergebnisse hervor. Im Praxismassstab auf dem Feld bestätigte sich die Wirkung dieser Massnahme leider nicht.
In den Jahren 1997 und 1998 wurde am FiBL zudem ein mit Pflanzenextrakten imprägniertes
Mulchmaterial auf der Basis von Holzfasern getestet. Die Mulchschicht reduzierte die Schneckenfrassschäden an Kopfsalat bis zu 50 % und bewirkte zudem, dass wesentlich weniger
Unkräuter keimten. Das Mulchmaterial wurde vom FiBL und der Firma Blieninger GmBH
entwickelt und ist unter dem Namen „Terrafit“ im Handel erhältlich. Für den Erwerbsanbau ist
dieses Mulchmaterial jedoch nur bedingt geeignet, da seine Ausbringung arbeitsintensiv ist.
Frank und Barone (1999) haben in der Schweiz die Auswirkung von drei Unkrautarten (Stellaria media, Capsella bursa-pastoris und Taraxacum officinale) als Ablenkfutter gegenüber
dem Frass der Genetzten Ackerschnecke (Deroceras reticulatum) in einer auflaufenden
Rapskultur untersucht. Bei S. media und C. bursa-pastoris waren die Effekte bei 10 Schnecken pro Quadratmeter mit der Anwendung von Metaldehyd gleichzusetzen. Es überlebten
signifikant mehr Rapspflanzen in den Unkrautparzellen als in der unbehandelten Kontrolle.
Demgegenüber waren bei einem Schneckenbefall von 20 Tieren pro Quadratmeter in allen
Unkrautparzellen hohe Rapsverluste zu beobachten. T. officinale wird als Ablenkfutter
schlechter bewertet. Es zeig sich also, dass sich verschiedene Unkräuter bei nicht zu starkem Schneckenvorkommen als Ablenkfutter für Schnecken eignen.
Eine seit einiger Zeit und insbesondere seit den vermehrten Ökologisierungsmassnahmen in
der Schweizer Landwirtschaft an Wichtigkeit gewonnene Frage ist jene nach den Auswirkungen der Rotationsbrache auf die Schnecken. An der Universität in Hohenheim (Gruber U.
1994) wurde diese Frage in einer Dissertationsarbeit aufgegriffen und versucht Brachevarianten zu finden, die sich negativ auf bodengebundene Schadorganismen auswirken. Eine
Erkenntnis aus den Untersuchungen ist, dass die Aktivität der Schnecken stark durch das
Vorhandensein eines Pflanzenbestandes gefördert und durch einen Mulchschnitt drastisch
reduziert wird. Beim Vergleich der Schneckenvorkommnisse der vier verschiedenen Versuchsstandorten konnte auch mit dieser Studie einmal mehr festgestellt werden, dass neben
den Faktoren Klima, Witterung und Boden die Vorgeschichte der Versuchsflächen einen er- 10 -
Schneckenregulierung im Kartoffelbau
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heblichen Einfluss auf das Auftreten und die Entwicklung der Schnecken hatte. Mit der Arbeit
wurde sowohl die bereits erwähnte Erkenntnis, dass die Schneckenpopulation auf Schwarzbrache reduziert wird, wie auch die durch diese Bracheform erhöhte Gefahr von Erosion,
Phosphorabschwemmungen und Nitratauswaschungen, untermauert.
Am zoologischen Institut in Bern wurde herausgefunden, dass die beiden Schneckenarten
Deroceras reticulatum und Arion lusitanicus die Gesamtindividuenzahl der Pflanzen in Ackerkrautstreifen entlang von Feldern signifikant zur Kontrolle reduzieren können. Drei der
sieben untersuchten Pflanzenarten wurden von einer oder beiden Schneckenarten signifikant
negativ beeinträchtigt (Frank T. 2001).
In der Schweiz stellen die Schnecken im Kartoffelanbau etwa das selbe Gefahrenpotenzial
wie die Drahtwürmer dar (Keiser 2004b). Im bereits erwähnten dreijährigen Forschungsprojekt, welches an der Schweizerischen Hochschule für Landwirtschaft (SHL) durchgeführt
wurde, konnte festgestellt werden, dass im Biolandbau der Anteil der Parzellen mit mehr als
5 % der Knollen mit Schneckenbefall in allen drei Jahren signifikant höher lag als bei den
beiden anderen untersuchten Anbausystemen (Tabelle 4).
Tabelle 4: Anteil der im Rahmen eines Forschungsprojektes (Keiser 2004) untersuchten
Kartoffelparzellen mit einem Knollenbefall von über 5% bei verschiedenen Produktionssystemen (Bio, ÖLN und IP).
Jahr
BIO
ÖLN
IP
Prozent der Parzellen mit mehr als 5% Knollenbefall
2001
2002
2003
70 %
55 %
40 %
40 %
25 %
7%
28 %
5%
22 %
BIO = Biologische Produktion; ÖLN = Ökologischer Leistungsnachweis; IP = Integrierte Produktion
Zwischen den Produktionsformen IP und ÖLN können jedoch nicht, wie man annehmen
könnte, wesentliche Unterschiede ausgemacht werden (Keiser 2004). Obwohl bei der IP
strengere Anbauvorschriften vorherrschen können keine signifikanten Unterschiede zur Produktion nach den ÖLN-Richtlinien ausgemacht werden. Auch diese Untersuchung bestätigt
einmal mehr, dass nicht bloss die Anbaumassnahmen, sondern viele andere Faktoren, wie
die Fruchtfolge, das Mikroklima et cetera einen grossen Einfluss auf die Schneckenpopulationsentwicklung ausüben.
In Frankreich wird seit 2001 ein Prognosemodell für den Schneckenbefall, das durch Aventis
und Sesma ausgearbeitet wurde und sich auf die Klimafaktoren, agronomische Faktoren,
den physiologischen Zyklus der Schnecken (Eireifung) und das Kulturstadium stützt (Chabert
A. 2004). So wird mitberücksichtigt, dass die Schneckenpopulation und deren Aktivität von
Januar bis Anfang Juli zunimmt, im August stark zurückgeht, bevor sie sich im Herbst wieder
erholt und stark anwächst. Laut Chabert A. (2004) sind 80 % der französischen Anwender
mit dem Modell zufrieden, da es eine gezielte Schneckenbekämpfung ermöglicht und die
Dialogführung zwischen den Landwirten und den Beratern erleichtert.
In der Schweiz hoffen viele Praktiker, dass das „Ferramol-Schneckenkorn“ mit dem natürlichen Wirkstoff Eisen-III-Phosphat, welches im Hobbygartenbereich bereits zugelassen ist,
für den Einsatz im grossflächigen Ackerbau freigegeben wird und somit im Biologischen
Landbau eine Möglichkeit bietet den Schnecken effizient entgegenzuwirken und im konventionellen Anbau eine alternative zu den herkömmlichen, metaldehyd-, methiocarb- oder thiodicarbhaltigen Schneckenkörner bietet. Der Einsatz von Nematoden zur Bekämpfung von Ackerschnecken ist noch sehr aufwändig. Es laufen deshalb Bemühungen diese Methode
praxistauglicher und für die Landwirtschaft anwendbar zu machen, da nebst dem Ferramol
keine weiteren Alternativmöglichkeiten für die grossflächige Anwendung bestehen (Speiser
B. 2004).
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Schneckenregulierung im Kartoffelbau
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3 Material und Methoden
3.1 Feldversuche: Untersuchung von ausgewählten Schneckenfallen für
den Einsatz im Schweizer Kartoffelanbau
In verschiedenen vom Herbst 2003 bis im Herbst 2004 durchgeführten Feldversuchen wurden fünf ausgewählte Schneckenfallen auf deren Schneckenfangvermögen und Anwendbarkeit getestet. Den getesteten fünf Fallen liegen drei unterschiedliche Wirkungsprinzipien
zugrunde. Bei zwei der fünf Fallentypen wird versucht die Schnecken mit Ködern anzulocken. Mit zwei weiteren Fallen verfolgt man das Ziel, die Schnecken aus dem Boden auszutreiben und anhand einer Falle wurde getestet ob sich das Prinzip der Aussiebung zum
Schneckennachweis auf Kartoffelparzellen eignet (Tabelle 5).
Insgesamt wurden drei verschieden angelegte Feldversuche durchgeführt, bei welchen eine
oder mehrere der erwähnten Methoden zum Einsatz kamen. Die drei Feldversuche mit der
jeweiligen Versuchsanordnung und der jeweils getesteten Fallen werden in den folgenden
Unterkapiteln separat und ausführlich erläutert.
Tabelle 5: Beschreibung der im Rahmen dieser Diplomarbeit untersuchten Fangmethoden.
Fallentyp
Wirkprinzip Hilfsmittel
KAFU-Falle
Köderung
(Lockfallen)
Bodenköderfalle
Allylsenfölmethode
Austreibung
Wassersättigungsmethode
Aussiebmethode
1
Aussiebung
Funktionsweise
Köder: KatzenfutterBier-Kleiegemisch
Blumentopfuntersätze
Köder: Kartoffel-,
Gurken- und Karottenstücke
Begrenzungsrahmen
40 cm x 60 cm
Allylsenföllösung
Giesskanne
Spaten
Behälter für Bodenproben
Spaten, Behälter für
Bodenproben
Siebe (MS1: 1.5 cm,
0.8 cm, 0.4 cm)
Anlocken der Schnecken mittels Ködermischung, welche auf die Bodenoberfläche aufgetragen und mit einem
Blumentopfuntersatz zugedeckt wird.
Vergraben von Köder in 15 cm Bodentiefe, durch die die Schnecken angelockt werden.
Mittels einer Reizlösung, die auf eine
begrenzte Bodenoberfläche gegossen
wird, werden die Schnecken an die
Oberfläche getrieben.
Im Feld gestochene Bodenproben
werden durch langsame Wasserzufuhr
gesättigt und die Schnecken dadurch
an die Bodenoberfläche getrieben.
Aussieben der Schnecken aus Bodenproben.
Maschenweiten
3.1.1 Feldversuch vom Herbst 2003 und Frühjahr 2004
Lockfallenversuche vom Herbst 2003 und Frühjahr 2004
Im Herbst 2003 und im Frühjahr 2004 wurden an 15 Standorten vier der fünf untersuchten
Fallentypen zum Schneckennachweis getestet. Die ausgewählten Versuchsparzellen wiesen
anhand der Bonitierungsergebnisse der Kartoffelernte 2003 auf einen hohen Schneckenbesatz hin (mindestens 5% der Knollen mit Schneckenfrassschäden).
Die Lockfallen (KAFU-Falle, Bodenköderfalle) wurden miteinander verglichen, indem sie in
der Versuchsanordnung jeweils parallel angeordnet wurden (Abbildung 2). Pro Versuchsparzelle wurden zudem die Wassersättigungs- und die Aussiebmethode angewendet.
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Schneckenregulierung im Kartoffelbau
Diplomarbeit Raphael Kottmann PP
Mit den zwei, nach dem Lockprinzip funktionierenden Fallen (KAFU-Falle, Bodenköderfalle)
wollte man mittels eines Köders die Schnecken anlocken, um sie lokal und geballt sammeln
zu können, um einerseits die in der untersuchten Parzelle vorkommenden Schneckenarten
zu ermitteln und anderseits anhand der Anzahl gefangen Tiere das Schadenpotenzial auf der
Versuchsparzelle abzuschätzen (Tabelle 5).
Die beiden Lockfallen wurden mit unterschiedlichen Ködern bestückt. Der Köder der KAFUFalle bestand aus einem Katzenfutter-Kleie-(Bier)-Gemisch, das auf den Boden aufgetragen
und mit einem Blumentopfuntersatz zugedeckt wurde. Durch das Zudecken der Ködermischung wurde einmal erreicht, dass der Köder für andere Tiere (Hunde, Katzen, Füchse) nur
erschwert zugänglich war und zum anderen die Schnecken vor negativen Umwelteinflüssen
(Sonneneinstrahlung, Vögel) geschützt waren (Foto 1, Foto 2).
Foto 1: Der Köder der KAFU-Falle wird auf
der Bodenoberfläche aufgetragen. (Foto:
Kottmann Raphael, SHL).
Foto 2: Die Ködermischung wird mit einem
Blumentopfuntersatz, der mit einem Stein
beschwert wird, zugedeckt. Das dadurch
geschaffene feuchte Milieu und die dunklen
Verhältnisse unter dem Untersatz sind für
die Schnecken vorteilhaft. (Foto: Kottmann
Raphael, SHL).
Bei der zweiten nach dem Lockprinzip konzipierten Falle, der Bodenköderfalle wurde der aus
Kartoffel-, Gurken- und Karottenstücken bestehende Köder in einer Bodentiefe von 15 cm
vergraben (Foto 3, Foto 4).
Foto 3: Für die Bodenköderfalle muss ein
15 cm tiefes Loch ausgehoben werden…
Foto 4: …damit die Köder in dieses gelegt
und mit Erde wieder zugedeckt werden
können. (Fotos: Kottmann Raphael, SHL).
Pro Versuchparzelle wurde jede Falle pro Durchgang zehnmal angelegt. Bei 15 untersuchten
Parzellen und zwei Durchgängen (Herbst 2003, Frühjahr 2004) sind das insgesamt 300 in
diesem Versuch angelegte Fallenstandorte. Pro Fallenstandort wurden die beiden beschriebenen Lockfallen jeweils nebeneinander mit einem Abstand von 50 cm angewandt wodurch
man erreichen wollte, dass für beide Fallentypen möglichst die gleichen Umweltbedingungen
vorherrschten und dadurch miteinander besser vergleichbar waren. Das parallele Anlegen
der Fallen barg aber das Risiko, dass sich die Fallen gegenseitig Beeinflussten und dadurch
die Resultate verfälscht werden konnten.
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Schneckenregulierung im Kartoffelbau
Diplomarbeit Raphael Kottmann PP
25 m
1
6
2
7
3
8
}
4
9
15 m
5
10
Feldweg
Abbildung 2: Versuchsanordnung des Lockfallenvergleichs (Herbst 2003 und Frühjahr
2004) am Beispiel des Standorts SO 303 (Anhang A 1.1.2).
- KAFU-Falle ( ): Katzenfutter-Kleieködermischung wird auf Boden aufgetragen.
- Bodenköderfalle ( ): Kartoffel-, Karotten- und Gurkenstücke werden im Boden vergraben.
- 1 bis 10 = Wiederholungen.
Anmerkung: Die Grössenverhältnisse auf der Abbildung stimmen nicht mit denjenigen der Wirklichkeit überein.
Die gestellten Fallen wurden je nach Witterung 5 bis 10 Tage stehen gelassen, bevor sie
geräumt und dabei auf das Vorhandensein von Schnecken kontrolliert wurden. Waren
Schnecken vorhanden wurde deren Fundort festgehalten. Anschliessend wurden die gefangenen Schneckenindividuen nach ihren Arten bestimmt.
Wassersättigungs- und Aussiebmethode
Ebenfalls im Rahmen des im Herbst 2003 und im Frühjahr 2004 gemachten Feldversuches,
kam die Wassersättigungs- und die Aussiebmethode zum Einsatz. Diese beiden Fangmethoden wurden nicht wie die anderen mit einem Exakt-Feldversuch getestet werden (keine
statistische Auswertung), da dies den Rahmen dieser Diplomarbeit gesprengt hätte. Man
wollte lediglich Anhaltspunkte darüber bekommen, ob sich diese Methoden für den Einsatz in
der Praxis bewähren könnten und in weiteren Studien untersucht werden sollen.
Für beide Methoden wurde hierfür pro Versuchsparzelle eine Bodenprobe von 16'000 cm3
oder 0.016 m3 (≈16 Liter) genommen. Zum Testen dieser beiden Methoden standen somit je
30 Bodenproben (15 Versuchsparzellen und zwei Durchgänge) zur Verfügung.
Mit der Wassersättigungsmethode zielte man darauf ab, durch das langsame durchtränken
der Bodenprobe mit Wasser die in der Probe vorhandenen Schnecken auszutreiben. Durch
den langsamen Wasseranstieg in den Bodenproben sind die sich allenfalls darin aufhaltenden Schnecken gezwungen ihren Aufenthaltsort in Richtung Oberfläche zu verlassen. An der
Oberfläche erscheinende Tiere können sodann gesammelt, gezählt und bestimmt werden.
Bei der Siebmethode wurde versucht die Schnecken aus den Bodenproben auszusieben.
Dabei wurde jede Bodenprobe durch drei Siebe mit unterschiedlichen Maschenweiten (1.5
cm, 0.8 cm, 0.4 cm) gesiebt, wobei die Probe der Reihe nach zuerst das Sieb mit der Maschenweite von 1.5 cm, anschliessend jenes mit 0.8 cm und schliesslich das Sieb mit Maschenweite 0.4 cm passierte. Ziel dieser Methode war, die sich in der Probe aufgehaltenen
Schnecken auf der Siebfläche zurückzuhalten, von wo man sie schliesslich einfach auszählen und bestimmen kann.
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Schneckenregulierung im Kartoffelbau
Diplomarbeit Raphael Kottmann PP
3.1.2 Allylsenfölversuch (August 2004)
Die ersten Ergebnisse der im Herbst 2003 und im Frühjahr 2004 durchgeführten Feldversuche zeigten, dass mit den in diesen Versuchen getesteten Schneckenfangmethoden nur geringe Fangerfolge erzielt werden konnten. Dies veranlasste uns nach weiteren Möglichkeiten
zum Schneckennachweis auf Schweizer Äcker zu suchen. Eine neuere Methode zum Nachweis eingegrabener Schnecken, die bereits in einem Versuch auf Dauergrünland, Buntbrachen und in einem Garten erfolgreich eingesetzt wurde (Oberer et al 1998) drängte sich als
zu testende Methode für den Einsatz im Kartoffelbau auf.
Der Methode liegt die Beobachtung zugrunde, dass Schnecken sehr empfindlich auf Senf
und Senfextrakte reagieren. Die für die Reizwirkung verantwortliche Substanz, das Allylsenföl wurde in reiner Form als Allylisothiocyanat bezogen (Fluka Chemie GmbH). Das Allylsenföl kommt auch im Senfpulver jedoch in stark wechselnden, sich der Standardisierung weitgehend entziehenden Konzentrationen vor. Zudem wird das eigentliche Allylsenföl im Senfpulver erst durch enzymatische Reaktionen freigesetzt und bleibt bei der Anwendung als
gelbe Schicht für längere Zeit auf der Bodenoberfläche liegen (Oberer et al 1998). Um die
Methode für die Praxis tauglich zu machen, verwendete man deshalb reines Allylsenföl.
Da Allylsenföl schwer Wasserlöslich ist, wurde es zuerst in reinem Methanol (Reinheitsgrad:
99%) überführt, bevor Wasser zugegeben wurde. Die Herstellung der Allylsenfölverdünnung
wurde nach den Angaben der Arbeitsgruppe Malakologie des Naturhistorischen Museum
Basel gemacht (Oberer et al 1998).
Obwohl die Resultate der am FiBL von der erwähnten Arbeitsgruppe durchgeführten Feldversuche zeigten, dass eine Konzentration von 0.2 mmol bis 0.4 mmol genügt, um Schnecken auszutreiben, wurde in dieser Arbeit höhere Konzentrationen angewandt. Dies darum,
weil in den an der SHL durchgeführten Vorversuchen bei Konzentrationen von 0.2 beziehungsweise 0.4 mmol keine Mollusken zum Vorschein kamen und man sich durch eine Erhöhung der Konzentrationen einen besseren Austriebeffekt erhoffte. Die Austreibmethode
wurde deshalb mit Konzentrationen von 0.4 mmol, 0.8 mmol und 1.2 mmol auf vier ausgewählten Parzellen nach der Krautvernichtung aber noch vor der Kartoffelernte getestet.
Hauptstrasse
je 7 m
{
{
1
2
3
1
2
3
1
2
3
1
1
2
3
1
2
3
1
2
3
1
1
2
3
1
2
3
1
2
3
1
Feldweg
Versuchsanlage
Abbildung 3: Versuchsanordnung des Allylsenfölversuches (August 2004) am Standort
BE 317 (Anhang A 1.1.2).
1(
2(
3(
) = Fallenstandorte mit einer Allylsenfölkonzentration von 0.4 mmol und
Knollenbonitierung (12 Wiederholungen).
) =.Fallenstandorte mit einer Allylsenfölkonzentration von 0.8 mmol und ohne
Knollenbonitierung (9 Wiederholungen).
) = Allylsenfölkonzentration von 1.2 mmol und ohne Knollenbonitierung (9
Wiederholungen).
Anmerkung: Die Grössenverhältnisse auf der Abbildung stimmen nicht mit denjenigen der Wirklichkeit überein.
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Schneckenregulierung im Kartoffelbau
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Auf jeder Versuchsparzelle wurde die Methode 30 Mal angewandt (12 x 0.4 mmol, 9 x 0.8
mmol, 9 x 1.2 mmol) (Abbildung 3). Ansonsten wurde die Methoden nach den Vorgaben und
Empfehlungen der Methodenentwickler angewandt (Oberer et al 1998). An den Fallenstandorten wo die empfohlene Konzentration verwendet wurde (0.4 mmol), wurden die Knollen
gegraben und auf Schneckenfrassschäden untersucht. Diese Knollenbonitierung wurde
durchgeführt, um Hinweise darüber zu erhalten, ob sich zum Zeitpunkt der Untersuchungen
Schnecken in der Parzelle aufhielten, was Voraussetzung für die Beurteilung der Methodenfangtauglichkeit war.
3.1.3 Parallelversuch (September 2004)
Im September 2004 wurden die Allylsenfölmethode, die KAFU- und die Bodenköderfalle, auf
einer nachweislich mit Schnecken verseuchten Parzelle (vom Bewirtschafter festgestellt),
parallel zueinander an 20 Fangstandorten angelegt (Abbildung 4). Die Lockfallen (KAFUund Bodenködermethode) wurden zum gleichen Zeitpunkt gestellt, wie die Allylsenfölmethode angewendet wurde (Zeitpunkt 1 = 10.09.04). Die Kontrolle und Räumung der Lockfallen
geschah jedoch zu zwei unterschiedlichen Zeitpunkten. Die Wiederholungen (WH) 1-7 wurden zum Zeitpunkt 2 (14.09.05), die Wiederholungen (WH) 8-20 einen Tag später zum Zeitpunkt 2 (15.09.05) kontrolliert. Die Allylsenfölmethode wurde in diesem Versuch nicht vorrangig angewendet um die sie direkt mit den Lockfallen zu vergleichen, sondern um zu
schauen, ob die Methode auch keine Schneckenfänge zu verzeichne vermag, obwohl es
nachweislich Schnecken auf der untersuchten Parzelle hat (war beim Allylsenfölversuch
nicht der Fall).
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
X
X
X
X
X
X
X
X
X
}
12 m
0.50 m
0.50 m
{
{
X
20
X
ein Fallenstandort =
eine Wiederholung
Allylsenfölmethode
KAFU-Falle
Bodenköderfalle
Abbildung 4: Versuchsanordnung des Parallelversuches (September 2004) am Standort
Hadorn (Anhang A 3.1.1).
- Eingesetzte Fallen: X = Allylsenfölmethode mit einer Allylsenfölkonzentration von
0.4 mmol;
+
= KAFU-Methode;
+
= Bodenköderfalle. Wiederholungen
(WH): 1 bis 20.
- Fallenkontrolle: X = Zeitpunkt 1 (10.09.2004);
+
(WH 1-7 der Köderfallen) =
Zeitpunkt 2 (14.09.2004);
+
(WH 8-20 der Köderfallen) = Zeitpunkt 3
(15.09.2004).
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Schneckenregulierung im Kartoffelbau
Diplomarbeit Raphael Kottmann PP
Anmerkung: Die Grössenverhältnisse auf der Abbildung stimmen nicht mit denjenigen der Wirklichkeit überein.
Laborversuch: Untersuchung des Frassverhaltens der Genetzten
3.2
Ackerschnecke Deroceras reticulatum bei ausgewählten Kulturen
In einem Laborversuch wurde untersucht, wie sich verschiedene Zwischenkulturen auf das
Frassverhalten der Genetzten Ackerschnecke Deroceras reticulatum auswirken. Hierfür wurden in der Schweiz gängig angebaute Zwischenkulturen ausgewählt. Aus arbeitstechnischen
Gründen beschränkte man sich auf deren acht (Tabelle 6). Die Schneckenart Deroceras reticulatum wurde gewählt, weil sie als Schadschneckenart im Schweizer Ackerbau von grosser
Relevanz ist (Speiser B 2001).
Tabelle 6: Die im Laborversuch getesteten
Kulturen und die pro Kultur ausgewählte(n) Testsorte(n).
Kultur
Sorte(n)
Futterraps
Gelbsenf
Zottelwicken
Nüsschensalat
Winterraps
Sonnenblumen
Chinakohlrübse
Akela
Albatros
Namoi
Louviers
Jet-Neuf
Iregi
Buko
Julia, Angelia, Lisette,
Balo, Vetrovska, Phaci
Phacelia
Das Versuchsfeld (Anhang A 5.2.2) war neun
Aren gross und wurde in neun Einzelparzellen unterteilt, auf welchen die zu testenden
Zwischenkulturen angebaut wurden. Die genaue Beschreibung der Versuchsdurchführung befindet sich im Anhang A 5.2.1-3.
Der Laborversuch wurde als Pilotversuch
durchgeführt. Parallel zur Versuchsdurchführung mit der Genetzten Ackerschnecke Deroceras reticulatum wurde im Rahmen einer
Semesterarbeit (Stäuble M. 2004) das Frassverhalten einer weiteren Schneckenart (Arion
lusitanicus) untersucht.
Es wurden drei Durchgänge zu unterschiedlichen Zeitpunkten mit je drei Wiederholungen
(insgesamt 9 Wiederholungen) durchgeführt. Wenn pro Wiederholung 8 Schnecken (acht zu
testende Kulturen) benötigt werden, bedeutet dies, dass pro Durchgang 24 Schneckenindividuen bereit stehen mussten. Den nicht für den anstehenden Durchgang benötigten Schnecken wurden Karottenstücke und Mehl zur freien Verfügung vorgesetzt. Die für den nächsten
Versuchsdurchgang selektionierten Schnecken (möglichst gleich grosse Tiere) wurden hingegen vom Futter fern gehalten und auf Diät gesetzt. Dadurch wurde erreicht, dass der
Nährzustand der Versuchstiere synchronisiert wurde und alle Tiere bei Versuchsbeginn
Hunger hatten. Bei jeder Wiederholung (pro Durchgang drei) wurde pro untersuchte Kultur
parallel zu jeder Versuchsboxe eine Kontrollboxe angelegt. Das heisst, dass pro Wiederholung und getestete Zwischenkultur zwei Plexiglasboxen bereitgestellt werden mussten.
Sowohl in die Versuchsboxen, wie auch in die Kontrollboxen wurde von jeder Kultur exakt
die gleiche Menge der jeweiligen Zwischenkultur eingewogen. Jedoch nur in die Versuchsboxe wurde eine Schnecke eingewogen. Die Kontrolle diente dazu, allfällige Gewichtsveränderungen der Kultur, die nicht durch das Tier verursacht wurden (Wasseraufnahme), zu erfassen.
Grundlage für eine exakte Versuchsdurchführung und somit die Aussagekräftigkeit der gesamten Untersuchung war, dass die Umweltbedingungen für alle Versuchsobjekte (Schnecken und Zwischenkulturen) möglichst gleich und konstant gehalten wurden. Um diesem
Anspruch gerecht zu werden, wurden für den Versuch zwei Klimakästen eingesetzt. Die beiden sich im Landwirtschaftslabor der SHL befindenden Klimakästen wurden wie folgt programmiert:
-
Nachtperiode von 19.00 – 09.00 Uhr (14 h): wenig Licht, 10 °C
Tagesperiode von 09.00 – 19.00 Uhr (10 h): kein Licht, 15 °C
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Schneckenregulierung im Kartoffelbau
Diplomarbeit Raphael Kottmann PP
Nach drei Tagen Frasszeit wurden die Schnecken und die verbliebenen Testfuttermengen
der Versuchsboxen, sowie die Kulturen in der Kontrollboxe zurückgewogen. Die Daten wurden festgehalten und für die Auswertung bereitgestellt.
3.3 Auswertungsmethoden
3.3.1 Statistische Analyse der Feldversuche
Lockfallenversuche vom Herbst 2003 und Frühjahr 2004
Es wurde vorgesehen die im Herbst 2003 und im Frühjahr 2004 durchgeführten Lockfallenversuche, getrennt nach Schneckenart und Zeitpunkt (Herbst 2003, Frühjahr 2004), mit dem
Statistikprogramm NCSS auszuwerten. Für jeden Zeitpunkt sollte zudem auch die Gesamtzahl gefangener Schnecken ausgewertet werden.
Da die beobachteten Grössen (Anzahl Schnecken) keine Normalverteilung besitzen, wurde
der Wilcoxon-Signed-Rank-Test (Hollander und Wolfe 1999) für den Vergleich der beiden
Methoden (KAFU-Falle, Bodenköderfalle) vorgesehen. Das α-Risiko wurde auf α = 5% festgelegt.
Allylsenfölversuch
Für diesen Versuch wurde eine statistische Analyse der Anzahl beobachteten Schnecken,
nach Schneckenart getrennt, mit Hilfe des Statistikprogramms NCSS vorgesehen.
Da die beobachteten Grössen (Anzahl Schnecken) keine Normalverteilung aufweisen, wurde
der Friedmann-Test (Hollander und Wolfe 1999) für den Vergleich der drei Allylsenfölkonzentrationen vorgesehen. Das α-Risiko wurde auf α = 5% festgelegt.
Parallelversuch
Es wurde vorgesehen für diesen Versuch eine statistische Analyse der Anzahl beobachteter
Schnecken, nach Anzahl getrennt, mit dem Statistikprogramm NCSS durchzuführen.
Weil die Anwendung der Allylsenfölmethode an einem Tag abgeschlossen ist, die beiden
Lockfallen dagegen einige Zeit auf dem Feld belassen und erst nach einigen Tagen kontrolliert und abgeräumt werden, ist es nicht möglich die Methoden in die gleiche statistische
Auswertung zu implizieren und gemeinsam auszuwerten. Die Allylsenfölmethode wurde deshalb für die statistische Auswertung ausgeklammert und nur die beiden Lockfallen (KAFUFalle, Bodenköderfalle) miteinander verglichen.
Da die zu berücksichtigenden Grössen (Anzahl Schnecken) keine Normalverteilung besitzen,
wurde der Wilcoxon-Signed-Rank-Test für den Vergleich der beiden Fallentypen (KAFUFalle, Bodenköderfalle) vorgesehen. Das α-Risiko wurde auf α = 5% festgelegt.
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Schneckenregulierung im Kartoffelbau
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3.3.2 Statistische Analyse des Laborversuches
Sowohl bei der Auswertung wo man die Kulturgewichtsveränderung untersuchte, wie auch
bei jener wo die Schneckengewichtsveränderung betrachtet wurde, wurde nur der Durchgang 2 und 3 für den Hauptteil der Arbeit ausgewertet. Der Grund, wieso man den Durchgang 1 nicht in die Schlussauswertungen implizierte war, weil beim ersten Durchgang im
Vergleich zum zweiten und dritten Durchgang die sechsfache Futtermenge pro Versuchsund Kontrollbox eingewogen wurde (Durchgang 1 = 6 g; Durchgang 2 und 3 = 1 g). Dies
verwehrte einen direkten Vergleich des ersten Durchganges mit dem zweiten und dem dritten. Da der erste Durchgang sonst aber genau gleich angelegt wurde, konnte er für das Aufzeigen von Tendenzen trotzdem zugezogen werden. Einzelne Informationen zur Auswertung
mit dem Durchgang 1 sind im Anhang A 5.3.1 zu finden, werden aber im Hauptteil nur am
Rande und lediglich zur Interpretation des gesamten Versuches verwendet.
Die statistische Analyse wurde mit dem Statistikprogramm NCSS durchgeführt. Der Einfluss
der Kultur auf das Frassverhalten der Schnecken wurde anhand der Gewichtsveränderung
der untersuchten Kulturen selbst bzw. der Gewichtsveränderungen der Schnecken ermittelt.
Die erhaltenen Messwerte wurden mit Hilfe einer zweifaktoriellen Varianzanalyse (Weber
1986) verglichen (Prozedur GLM-ANOVA).
Das benützte mathematische Model der Varianzanalyse mit zwei Faktoren (Custom Modell:
A+B+AB) lautete:
Faktor 1: Durchgang (a)
Faktor 2: Kultur (b)
_
yίj = y + aί + bj + abίj + eίj
yίj: Gewichtsveränderung
y: mittlere Gewichtsveränderung
aί: Effekt des Durchganges ί (ί = 2,3)
bj: Effekt der Kultur j (j = 1,….., 8)
abίj: Wechselwirkung zwischen Durchgang ί und Kultur j
eίj:
zufälliger Fehler
In den Situationen, wo der Faktor „Kultur“ einen signifikanten Einfluss auf den untersuchten
Variablen bringt (Kultur, Schneck), wird zusätzlich der Tukey-Test durchgeführt und die
kleinste gesicherte Differenz nach Tukey (KGD) berechnet (Miller 1981).
Da es sich beim Laborversuch um einen Pilotversuch mit einer kleinen Anzahl Wiederholungen handelte, ist bewusst ein Alpha-Risiko von 10% (α = 0.10) für die statistischen Tests
(Varianzanalysen) benützt worden. Diese Massnahme wurde getroffen, um interessante Differenzen zwischen den Kulturen aufdecken zu können.
Gewichtsveränderung der Kulturen
Um eine statistische Auswertung durchführen zu können, musste eine korrekte Datenbasis
vorliegen. Bei der Rückwage wurde festgestellt, dass die Kulturen in den Kontrollboxen ihr
Gewicht verändert haben. Diese Kulturgewichtsveränderung (meist Zunahme) kam durch die
Wasseraufnahme der Kulturen (verursacht, durch die hohe Luftfeuchtigkeit in den Boxen und
im Klimakasten) in den Kontroll- und Versuchsboxen zustande. Da man aber diese durch die
Wasseraufnahme verursachte Kulturgewichtsveränderung in den Versuchsboxen nicht quantifizieren konnte (durch den Frass nicht mehr alles Pflanzenmaterial vorhanden), wurde die
Gewichtsveränderung der Kultur der jeweils parallel angelegten Kontrollbox auf die Versuchsboxe übertragen und bei der Auswertung mitberücksichtigt.
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Schneckenregulierung im Kartoffelbau
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Die gemessenen Gewichtsveränderungen der Kulturen der Versuchsboxen wurden entsprechend mittels Korrekturfaktor korrigiert:
1 + ((Kvor – Knach) / Knach) = Korrekturfaktor (Korr.)
Kvor = Eingewogenes Kulturgewicht der Kontrollboxe
Knach = Ausgewogenes Kulturgewicht der Kontrollboxe
Zahlenbeispiel:
1 + ((1.484 – 1.514) / 1.514) = 0.980
Mit dem Korrekturfaktor wollte man möglichst gut die Verhältnisse nachahmen, wie sie vorgeherrscht hätten, wenn der Versuch „im Freien“, also nicht bei erhöhter Luftfeuchtigkeit im
Klimakasten, durchgeführt worden wäre. Die ausgewogene und gemessene Futtermenge
(Kultur in Versuchsbox mit Schneck) musste demnach mit dem Korrekturfaktor korrigiert
werden:
Fnach x Korr. = FnachKorr
Fnach:
gemessene Futtermenge in der Versuchsboxe (mit Schneck)
Korr.:
Korrekturfaktor
FnachKorr: mit Korrekturfaktor korrigierte ausgewogene Futtermenge
Zahlenbeispiel:
1.139g x 0.980 = 1.116g
Die Gewichtsdifferenz zwischen der ein- und ausgewogenen Futtermenge wurde wie folgt
berechnet:
FnachKorr – Fvor = Kulturgewichtsdifferenz
FnachKorr: mit Korrekturfaktor korrigierte ausgewogene Futtermenge
Fvor:
eingewogenes Futtergewicht in der Versuchsboxe
Zahlenbeispiel:
1.116 – 1.152g = -0.36g
Die Kulturgewichtsveränderung wurde immer in Prozent ausgedrückt. Im obigen Zahlenbeispiel hätte die Kultur in der Versuchsbox durch den Schneckenfrass um 3.125% an Masse
verloren (Faktor = -0.0312).
Um den Effekt von Extremwerten zu relativieren und durch solche Extremwerte kein falsches
Bild zu erhalten, wurde neben der Auswertung mit allen Messwerten eine zweifaktorielle Varianzanalyse (Weber 1986) durchgeführt, bei welcher die Extremwerte Ausgeklammert wurden. Die erhaltenen Ergebnisse wurden zudem als Dot Plot grafisch dargestellt (Anhang A
5.3.2)
Auswertung für die Gewichtsveränderung der Schnecken
Das implizieren eines Korrekturfaktors entfiel, da hier nicht die Gewichtsveränderungen der
Kulturen, sondern jene der Schnecken untersucht wurden, wo keine Wasseraufnahme stattfand.
Um den Effekt von Extremwerten zu relativieren und durch solche Extremwerte kein falsches
Bild zu erhalten, wurde neben der Auswertung mit allen Messwerten eine zweifaktorielle Varianzanalyse (Weber 1986) durchgeführt, bei welcher die Extremwerte Ausgeklammert wurden. Die erhaltenen Ergebnisse wurden zudem als Dot Plot grafisch dargestellt (Anhang A
5.4.1 und A 5.4.2).
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Schneckenregulierung im Kartoffelbau
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3.3.3 Zusätzliche quantitative Auswertung des Laborversuches
Zusätzlich zur statistischen Auswertung wurde visuell eine quantitative Beurteilung der Kotvorkommnisse und des Schneckenfrasses an den Kulturen in den Versuchsboxen vorgenommen. Die Beurteilung der Frassschäden an den Kulturen und der Kotmengen in den
Versuchsboxen wurde anhand digitaler Fotoaufnahmen der Versuchsboxen und dem darin
befundenen Pflanzenmaterial gemacht. Die quantitative Beurteilung wurde nur beim Durchgang 2 und 3 (Wiederholungen 4 bis 9) durchgeführt, da wie erwähnt die statistische Auswertung auch nur für diese beiden Durchgänge gemacht wurde. Einen Vergleich der statistischen Auswertung und der quantitativen Beurteilung wurde demnach lediglich anhand der
Resultate der Durchgänge 2 und 3 gemacht.
Die Beurteilung wurde mit Hilfe einer Skala von null bis zehn durchgeführt, wobei null kein
Kot respektive kein Frass bedeutet und zehn extrem viel Kot beziehungsweise extrem viel
Frass ausdrückt (Tabelle 7). Die so entstandenen Ranglisten wurden mit den Ergebnissen
der statistischen Auswertung verglichen und Beurteilt.
Tabelle 7: Quantitative Abstufung der Schneckenkotvorkommnisse und der Frassschäden
an den Kulturen in den Versuchsboxen des Laborversuches.
Sk
quantitative Abstufung
Exaktbeschreibung
0
kein Kot, kein Frass
1
kaum
identifizierbarer könnte auch Verunreinigung oder Frass von anderem
Organismus oder mechanischer Schaden sein.
Kot oder Frass
2
extrem wenig Kot/Frass
an höchstens einer Stellen deutliche Kot- / Frassspuren.
3
sehr wenig Kot/Frass
an höchstens zwei Stellen deutliche Kot- / Frassspuren.
4
wenig Kot/Frass
an höchstens drei Stellen deutliche Kot- / Frassspuren.
5
durchschnittlich Menge an vier bis fünf Stellen deutlich identifizierbare Kot- /
Frassspuren.
an Kot- / Frassspuren
6
an mehr als fünf Stellen können Frass- / Kotspuren
überdurchschnittliche
Kotmengen und Frass- ausgemacht werden, die gefressene Menge überschreitet jedoch 10% der eingewogenen Blattmasse nicht.
spuren
7
an fünf bis sieben Stellen sind grosse Kotvorkommnisse
verbreitet
deutliche
zu verzeichnen, circa 25 – 33% der Blattmasse wurde
Frass- / Kotspuren
von der Schnecke gefressen.
8
viele Frass- / Kotspuren
9
die Hälfte der Blattmasse wurde durch die Schnecke
sehr viele Frassschäden
gefressen, an über acht Stellen sind deutliche Kotrückoder Kotvorkommnisse
stände feststellbar.
10
extrem viele Frassschä- zwei drittel der Blattmasse ist gefressen, verbreitete
den oder Kotvorkomm- Kotabsonderung im ganzen Behälter Æ Kotbereiche
nicht mehr abzugrenzen.
nisse
circa ein Drittel der eingewogenen Gesamtblattmasse
wurde durch die Schnecke gefressen, an mindestens
acht Stellen sind Kotrückstände vorzufinden.
1
Skalierung (von 0 bis 10)
- 21 -
Schneckenregulierung im Kartoffelbau
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4 Ergebnisse
4.1 Ergebnisse der Feldversuche
In den folgenden Unterkapiteln werden die wichtigsten Einzelergebnisse der Feldversuche
dargelegt und diskutiert. Dabei werden die verschiedenen Feldversuche absichtlich separat
behandelt und diskutiert, da den einzelnen Versuchen unterschiedliche Versuchsanordnungen zugrunde liegen (Kapitel 3.1) und sie nach statistischen Gesichtspunkten deshalb nicht
miteinander verglichen werden dürfen.
4.1.1 Feldversuch vom Herbst 2003 und Frühjahr 2004
Das wohl auffälligste Resultat des im Herbst 2003 durchgeführten Lockfallenversuches ist,
dass von den 150 angelegten Fallenstandorten (mit je einer KAFU- und einer Bodenköderfalle) lediglich an 20 Fallenstandorten Schnecken ausgemacht werden konnten (Tabelle 8).
Dies deutet darauf hin, dass entweder nur sehr wenig Schnecken im Ackerboden vorhanden
waren, oder dass die Lockfallen kaum eine Lockwirkung zeigten. Für die tiefen Schneckenfangzahlen sind wohl beide Faktoren verantwortlich. Zum einen war die Population der
Feuchtigkeit liebenden Gastropoden auf den untersuchten Parzellen, verursacht durch die
Sommertrockenheit 2003, auf einem tiefen Niveau und zum anderen vermochten die Lockfallen die auf der Untersuchungsfläche beheimateten Schnecken nur in geringem Ausmasse
anzulocken, da sich diese in tieferen, feuchten Bodenschichten aufhielten.
Bei den im Lockfallenversuch gefangenen Schneckenarten handelte es sich um die mit Abstand am meisten ausgemachte Schneckenart Deroceras reticulatum und die beiden nur in
sehr geringer Anzahl aufgetretenen Arten Arion hortensis und Arion lusitanicus (Tabelle 8).
Tabelle 8: Resultate des Lockfallenvergleiches (KAFU-Falle/Bodenköderfalle) des im Herbst
2003 angestellten Feldversuches.
Wilcoxon-Signed-Rank-Test. Anzahl Fangstellen total (Wiederholungen): 150. α = 0.05.
Schneckenart
Fangstellen
mit Schnecken
(Anzahl)
Durchschnittliche Anzahl
Durchschnittgefangener Schnecken
liche Differenz
M1 = KAFU- M2 = Boden(M1 – M2)
Methode
19
2.2
0
2.2
Arion hortensis
3
0.75
0
0.75
Arion lusitanicus
1
1
0
1
201
2.35
0
2.35
1
Schlussfolgerung
0.00015
signifikant
ködermethode
Deroceras
reticulatum
Total
Prob
Level
Zu kleine Datengrundlage für eine statistische Auswertung.
Zu kleine Datengrundlage für eine statistische Auswertung.
0.00007
signifikant
bei einigen Fallenstandorten kamen mehrere Arten vor.
Vergleicht man die beiden Lockfallen anhand ihrem Schneckenfangvermögen, kann anhand
der im Herbst 2003 gemachten Untersuchungen gesagt werden, dass die KAFU-Falle (pro
Fallenstandort durchschnittlich 2.35 gefangene Schneckenindividuen) eindeutig besser abschneidet als die Bodenködermethode (keine Schnecken gefangen) (Tabelle 8). Vergleicht
man die beiden Fallentypen, bezogen auf die einzelnen in diesem Versuch gefangenen
Schneckenarten, so kristallisierte sich heraus, dass bei der Genetzten Ackerschnecke (Deroceras reticulatum) zwischen den Fallen bezüglich dem Fangvermögen eine Signifikanz
besteht. Da für die Auswertung der Arionarten (Arion hortensis und Arion lusitanicus) nur
wenige Schnecken gefangen wurden und die Datengrundlage für eine statistische Auswertung deshalb zu klein war, können gestützt auf die Fangzahlen bei diesen Schneckenarten
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Schneckenregulierung im Kartoffelbau
Diplomarbeit Raphael Kottmann PP
keine statistisch gesicherten Aussagen bezüglich dem Fangvermögen der getesteten Lockfallen gemacht werden. Beim Vergleichen der beiden Fallentypen und dem Berücksichtigen
von allen Schneckenarten, können bezüglich dem Fangvermögen zwischen den beiden Fallentypen eindeutig signifikante Unterschiede festgestellt werden. Die KAFU-Methode verzeichnete gegenüber der Bodenködermethode signifikant höhere Fangerfolge (Tabelle 8).
Im Frühjahr 2004 beim zweiten Durchgang des Lockfallenversuches wurden bei keinem der
150 gestellten Fallenstandorten Schnecken angelockt. Es können anhand dieses zweiten
Durchganges keine statistisch gesicherten Aussagen über die Wirkung der zwei untersuchten Fallentypen (KAFU-Falle, Bodenköderfalle) gemacht werden.
Mit der Wassersättigungs- und der Siebmethode konnten weder im Herbst 2003, noch im
Frühjahr 2004 Schnecken ausgemacht werden.
Die Gründe für die allgemein schlechten Fangresultate während den Feldversuchen im
Herbst 2003 und im Frühjahr 2004 sind verschiedener Natur. Während der Durchführung der
Feldversuche konnte festgestellt werden, dass die Witterung eine immense Rolle spielt bei
der Erzielung von Fangerfolgen (Kapitel 2.2.1). Bei allen Versuchsstandorten, wo Schnecken
ausgemacht werden konnten, herrschten zum Zeitpunkt der Kontrolle feucht-kühle, für die
Schnecken also ideale Witterungsverhältnisse, vor. Da wie im Literaturkapitel (Kapitel 2) beschrieben, langfristige Wetterentwicklungen einen starken Einfluss auf das Vorkommen von
Schnecken haben, ist anzunehmen, dass zum Zeitpunkt der Untersuchung die Schneckenpopulation auf einem tiefen Niveau war. Der Hauptgrund hierfür war die Sommertrockenheit
2003, wodurch sowohl viele Eier, wie auch adulte Tiere stark dezimiert und der Aufbau einer
grossen Schneckenpopulation unterdrückt wurden. Genauere Erläuterungen zu den Zusammenhängen zwischen der Witterung der Jahre 2000 bis 2004 und den Schneckenvorkommnissen während der Versuchsdurchführung befinden sich im Anhang A 4.3.
Der zweite Grund für die geringen Schneckenfangerfolge, welcher insbesondere bei der
Wassersättigungs- und der Siebmethode von Wichtigkeit ist, ist die kleine Fläche beziehungsweise das kleine Bodenvolumen, das mit den erwähnten Fallentypen untersucht werden konnte. Die Feldversuche konnten nur punktuell und nach dem Stichprobenprinzip angewendet werden. Da sich die Schnecken geballt im Boden aufhalten, ist es stark vom Zufall
abhängig, ob man auf eine Stelle trifft, wo sich viele Schneckenindividuen aufhalten.
4.1.2 Allylsenfölversuch (August 2004)
Mit keiner der 120 (4 Parzellen x 30 Fallen) im August 2004 gestellten Allylsenfölfalle konnten Schnecken ausgetrieben werden. Eine statistische Auswertung konnte deshalb nicht
durchgeführt und deshalb auch keine statistisch gesicherten Aussagen über die Wirkung
dieser Fangmethode gemacht werden. Es gibt verschiedene Ursachen, warum diese Methode bei der vorliegenden Untersuchung nicht die erhofften Fangerfolge zu verzeichnen vermochte:
-
Es stellte sich heraus, dass das Allylsenföl sehr schlecht löslich ist und sich selbst mit
Ethanol kaum in ein homogenes Gemisch überführen lies. Dies hatte zur Folge, dass
das reine Allylsenföl bei der Anwendung auf der verdünnten Allylsenföllösung aufschwamm und beim Ausgiessen auf die Bodenoberfläche an den Bodenteilchen haften blieb und nicht in tiefere Bodenschichten gespült wurde. Dadurch war die Reizwirkung auf die vergrabenen Schnecken zu gering um durch diese an die Oberfläche getrieben zu werden.
-
Durch das Gespräch mit Herrn Oberer, dem Erfinder und Entwickler der Methode und
das Beobachten der Verhaltensmuster der Nacktschnecken konnte ein weiterer
Grund für das Nichtfunktionieren der Methode herauskristallisiert werden: Schnecken
sind territorial lebende Tiere. Das heisst, sie kennen ihr Territorium und können dieses auch managen. Die Schneckenart Arion lusitanicus ist beispielsweise befähigt ein
Revier von 50 bis 200 m Durchmesser zu kontrollieren. Da sie ein sehr ausgeprägtes
Geruchsorgan haben, können sie Frassstellen (z.B. Köderfalle) problemlos auffinden.
Schnecken sind nachtaktive Tiere, die ihre Futterplätze nachts aufsuchen und sich bei
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Schneckenregulierung im Kartoffelbau
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Morgendämmerung wieder in ihre Rückzugsgebiete (Buntbrachen, tiefere Bodenschichten) zurückziehen. Da die Fallen immer unter Tags kontrolliert wurden, war die
Chance Schnecken zu eruieren reduziert.
-
Schnecken kommen im Acker geballt und punktuell an Orten, wo für sie gute Umweltbedingungen vorherrschen (Mausloch, unter Ernterückständen etc.), vor. Die Allylsenfölmethode funktioniert nach dem Stichprobenprinzip. Die Chance eine Stelle zu treffen wo viele Schnecken vorkamen war sehr gering, weil die Versuchsfläche im Vergleich zur Gesamtfläche klein war.
-
Die schneckenunfreundlichen Wetter vor der Versuchsdurchführung (Sommertrockenheit 2003) dezimierte die Schneckenpopulationen so stark, dass sich diese nur
sehr langsam und bis zum Zeitpunkt des Falleneinsatzes (August und September
2004) nur geringfügig erholten. Dies zeigten auch die Bonitierungsergebnisse der Kartoffelknollen, welche an einigen Fallenstandorten gegraben wurden. Sie wiesen nur
vereinzelt Schneckenfrassschäden auf, die frisch und somit ein sicheres Indiz für das
Vorkommen von Schnecken zum Zeitpunkt der Untersuchungen waren.
4.1.3 Parallelversuch (September 2004)
Von den total 20 untersuchten Fallenstandorten konnten an 15 Stellen Schneckenfänge verzeichnet werden. Pro Fallenstandort wurden durchschnittlich 8.2 Schnecken der Art Deroceras reticulatum (7.3 mit der KAFU-Methode und 0.9 mit der Bodenködermethode) gefangen.
Im Vergleich dazu wurden im Durchschnitt pro Fallenstandort nur wenige, nämlich lediglich
1.4 Tiere der Art Arion distinctus gefangen (alle mit der KAFU-Methode). Weitere Schneckenarten wurden bei diesem Versuch nicht festgestellt.
Betrachtet man die Resultate betreffend dem Fangvermögen der drei in diesem Versuch
getesteten Fallen, so kann gesagt werden, dass mit der KAFU-Methode signifikant mehr
Schnecken gefangen wurden als mit der Bodenködermethode. Diese Erkenntnis deckt sich
mit den Ergebnissen aus den Feldversuchen vom Herbst 2003 und vom Frühjahr 2004, wo
ebenfalls eine Signifikanz bezüglich dem Fangvermögen zwischen den beiden Köderfangsystemen (Lockfallen) festgestellt wurde. Wie beim Allylsenfölversuch vom August 2003 resultierten mit diesem Fallentyp auch im Rahmen des Parallelversuches vom September
2003 keine Schneckenfänge (Tabelle 9).
Tabelle 9: Resultate des im September 2004 am Standort Hadorn durchgeführten Parallelversuches.
Untersuchte Fallen: KAFU-Falle, Bodenköderfalle, Allylsenfölmethode.
Anzahl Fangstellen total (Wiederholungen): 20. α = 0.05.
Schneckenart
Durchschnittliche Anzahl geFangstelfangener Schnecken
len mit
M 2 = Bo- M 3 = AlSchnecken M 1 =
denköder- lylsenfölKAFU(Anzahl)
methode methode2
Methode
Durchschnittliche
Prob
Differenz
Level
(M 1 – M2)
Schlussfolgerung
Deroceras
reticulatum
15
7.3
0.9
0
6.4
0.00118 signifikant
Arion
distinctus
5
1.4
0
0
1.4
Zu kleine Datengrundlage für eine statistische Auswertung.
151
7.8
0.9
0
6.9
0.00119 signifikant
Total
1
2
An einigen Fallenstandorten kamen beide Arten vor.
Die Allylsenfölfangmethode konnte nicht in die Auswertung impliziert werden, da sie keine Fangerfolge zu verzeichnen vermochte. In der Tabelle sind deshalb nur allfällige Unterschiede zwischen
der KAFU- und der Bodenköderfalle aufgeführt.
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4.2 Ergebnisse des Laborversuches
Wie im Kapitel Material und Methoden (Kapitel 3) erwähnt, wurde die Auswertung lediglich
für den Durchgang 2 und 3 durchgeführt. Die wichtigsten Ergebnisse werden in den folgenden Unterkapiteln dargestellt und detailliert besprochen und diskutiert. Es werden dabei die
Ergebnisse der zweifaktoriellen Varianzanalysen (α = 0.10) der Gewichtsveränderungen der
Kulturen und der Schnecken getrennt aufgeführt. Für beide Auswertungen werden die Ergebnisse der Auswertung mit allen Messwerten dargelegt und auch jene Ergebnisse der
Auswertung ohne Extremwerte besprochen.
4.2.1 Ergebnisse der Auswertung der Gewichtsveränderungen der Kulturen
Gewichtsdifferenz der Kulturen in %
60
Kultur
Futterraps
Gelbsenf
Zottelwicken
Nüsschensalat
Winterraps
Sonnenblumen
Chinakohlrübsen
Phacelia
30
0
-30
-60
2
3
Durchgang
Abbildung 5: Mittelwerte der Differenzen der Gewichtsveränderungen der Kulturen in Prozent (Durchgang 2 und 3).
Die Kulturen Nüsschensalat und Futterraps verhalten sich nicht gleich wie die anderen Kulturen.
Die Resultate der Auswertung von allen Messwerten des Durchganges 2 und 3 mit der zweifaktoriellen Varianzanalyse (α = 0.10) haben gezeigt, dass sowohl zwischen den Durchgängen 2 und 3, wie auch zwischen den getesteten Kulturen signifikante Unterschiede bestehen.
Die Varianzanalyse zeigt jedoch keine gesicherte Wechselwirkung zwischen den Durchgängen und den Kulturen (Tabelle 10).
Tabelle 10: Prob Level der zweifaktoriellen Varianzanalysen mit und ohne Extremwerte.
Prob Level
Durchgang (A)
Kultur (B)
Wechselwirkung (AB)
mit Exkremwerten
0.012123*
0.007710*
0.310164
Ohne Extremwerte
0.036511*
0.025407*
0.758827
Anmerkung: Prob Level, die kleiner als 0.10 (α = 0.10) sind, weisen eine Faktorsignifikanz auf (mit *
gekennzeichnet).
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60
40
20
0
-20
60
40
20
0
-20
-40
-60
Gewichtsveränderung der Kulturen in %
Gewichtsveränderung der Kulturen in %
Schneckenregulierung im Kartoffelbau
A
B
C
D
E
F
G
H
Kultur
-40
-60
A
B
C
D
E
F
G
H
Kultur
Abbildung 6: Dot-Plot-Darstellung der
Gewichtsdifferenzen der Kulturen in Prozent. Durchgang 2 mit allen Werten.
Abbildung 7: Dot-Plot-Darstellung der
Gewichtsdifferenzen der Kulturen in Prozent. Durchgang 3 mit allen Werten.
A = Futterraps, B = Gelbsenf, C = Zottelwicken, D = Nüsschensalat, E = Winterraps, F =
Sonnenblumen, G = Chinakohlrübsen, H =
Phacelia. = Extremwert.
A = Futterraps, B = Gelbsenf, C = Zottelwicken, D = Nüsschensalat, E = Winterraps, F =
Sonnenblumen, G = Chinakohlrübsen, H =
Phacelia. = Extremwert.
Wird Abbildung 5 genau betrachtet, so stellt man fest, dass die Kulturen Futterraps und
Nüsschensalat sich anders als die restlichen Kulturen verhalten. Aus dem Grund lassen sich
signifikante Differenzen zwischen den Kulturen nicht ohne Kommentar übernehmen.
Eine genauere Untersuchung der für die Kulturen Futterraps und Nüsschensalat erhaltenen
Messwerte, lässt extreme Werte erkennen, die für dieses spezielle Verhalten verantwortlich
sein könnten (Abbildung 6, Abbildung 7). Solche Extremwerte können durch Fehler bei der
Versuchsdurchführung zustande kommen (nicht dem Durchschnitt entsprechendes Pflanzenmaterial, menschliches Versagen). Deshalb ist eine zweite Varianzanalyse ohne diese
beiden Extremwerte durchgeführt worden. Auch bei dieser zweiten Varianzanalyse sind zwischen den Mittelwerten der Durchgänge und der Kulturen signifikante Unterschiede aber
keine Wechselwirkungen zwischen den Durchgängen und den Kulturen zu verzeichnen
(Tabelle 10).
Die Resultate der Varianzanalysen (Tukey-Test) mit und ohne Extremwerte sind in der
Tabelle 11 und der Tabelle 12 zusammengefasst. Die Ergebnisse, die aus der Varianzanalyse mit allen Werten hervorgehen, zeigen, dass sich der Nüsschensalat von einigen Kulturen
(Futterraps, Gelbsenf, Zottelwicken und Sonnenblumen) signifikant unterscheidet (Tabelle
11). Lässt man die beiden Extremwerte des Futterrapses und des Nüsschensalates weg, so
gibt es immer noch gesicherte Unterschiede zwischen dem Nüsschensalat und den Kulturen
Sonnenblumen und Zottelwicken. Der Nüsschensalat scheint von den Schnecken geschmäht
zu werden und könnte sich als geeignete Zwischenkultur zur Eindämmung der Schneckenpopulation anbieten. Ein Indiz für diese Aussage stellt auch die Tatsache dar, dass der
Nüsschensalat die einzige Kultur ist, die im positiven Bereich liegt und scheinbar kaum oder
gar nicht gefressen wird. Diese Zunahme des Gewichts des Nüsschensalat ist durch die
Schleimabsonderung und den Kot auf dem Pflanzenmaterial zu erklären. Obwohl auch bei
den übrigen Kulturen Schleim und Kot auf dem Pflanzenmaterial belassen wurde, resultierte
hier dieser Effekt der Gewichtszunahme nicht, weil diese Zunahme durch das Gewicht der
gefressenen Blattmasse kompensiert werden konnte. Dies war beim Nüsschensalat durch
den geringen Frass nicht der Fall.
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Schneckenregulierung im Kartoffelbau
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Tabelle 11: Vergleich der Mittelwerte der Gewichtsveränderungen in Prozent der Kulturen.
Varianzanalyse mit Extremwerten (Tukey-Test).
Kultur
Futterraps
MW1
-0.102
Gelbsenf
a
-0.070
Zottelwicken
a
-0.087
Nüsschensalat
a
0.140
b
Winterraps
-0.038
Sonnenblumen
ab
-0.138
a
Chinakohlrübsen
ab
-0.024
Phacelia
-0.039
ab
Anmerkung: Kulturen mit unterschiedlichen Buchstaben unterscheiden sich signifikant voneinander
(α = 0.10). KGD nach Tukey = 0.187%. 1Mittelwert.
Tabelle 12: Vergleich der Mittelwerte der Gewichtsveränderungen in Prozent der Kulturen.
Varianzanalyse ohne Extremwerte (Tukey-Test).
Kultur
Futterraps
MW1
-0.047
Gelbsenf
ab
-0.070
Zottelwicken
ab
-0.087
Nüsschensalat
a
0.071
b
Winterraps
-0.038
Sonnenblumen
ab
-0.138
a
Chinakohlrübsen
-0.024
ab
Phacelia
-0.039
ab
Anmerkung: Kulturen mit unterschiedlichen Buchstaben unterscheiden sich signifikant voneinander
(α = 0.10). KGD nach Tukey = 0.145%. 1Mittelwert.
4.2.2 Ergebnisse der Auswertung der Gewichtsveränderungen der
Schnecken
Bei der Auswertung des Durchganges 2 und 3 mit der zweifaktoriellen Varianzanalyse (GLMANOVA) konnten anhand der Gewichtveränderungen der Schnecken keine signifikanten
Unterschiede zwischen den Kulturen und keine Wechselwirkungen zwischen den Kulturen
und den Durchgängen festgestellt werden. Dies sowohl bei der Auswertung mit allen Werten
wie auch bei der Auswertung, wo die Extremwerte weggelassen wurden (Anhang A 5.3.3
und Anhang A 5.3.4). Der Tukey-Test bestätigt dies und weist keine Signifikanzen zwischen
den Kulturen auf (gestützt auf die Veränderung der Schneckengewichte) (Tabelle 13 und
Anmerkung: Kulturen mit unterschiedlichen Buchstaben unterscheiden sich signi-
fikant voneinander (α = 0.10). KGD nach Tukey = 38.783%. 1Mittelwert.
Tabelle 14).
Tabelle 13: Vergleich der Mittelwerte der Gewichtsveränderungen der Schnecken in Prozent
bei den untersuchten Kulturen. Varianzanalyse mit Extremwerte (Tukey-Test).
Kultur
Futterraps
MW1
17.007
Gelbsenf
a
-2.030
Zottelwicken
a
-10.285
a
Nüsschensalat
-0.348
a
Winterraps
9.023
a
Sonnenblumen
0.259
a
Chinakohlrübsen
0.393
a
Phacelia
-0.490
a
Anmerkung: Kulturen mit unterschiedlichen Buchstaben unterscheiden sich signifikant voneinander
(α = 0.10). KGD nach Tukey = 38.783%. 1Mittelwert.
Tabelle 14: Vergleich der Mittelwerte der Gewichtsveränderungen der Schnecken in Prozent
bei den untersuchten Kulturen. Varianzanalyse ohne Extremwerte (TukeyTest).
Kultur
Futterraps
MW1
-1.719
a
Gelbsenf
-2.030
a
Zottelwicken
-2.633
a
Nüsschensalat
-0.348
a
- 27 -
Winterraps
9.023
a
Sonnenblumen
0.259
a
Chinakohlrübsen
0.393
a
Phacelia
-0.490
a
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Anmerkung: Kulturen mit unterschiedlichen Buchstaben unterscheiden sich signifikant voneinander
(α = 0.10). KGD nach Tukey = 26.587%. 1Mittelwert.
Der Grund für dieses Resultat ist im hohen Wert der kleinsten gemeinsamen Differenz (KGD)
zu suchen. Ursache für diesen hohen KGD-Wert ist der hohe Versuchsfehler s. Die sehr
grossen, tierspezifischen Unterschiede (Gewicht, Grösse, Frassvermögen, Einschleimung)
zwischen den Schneckenindividuen haben zu einem so grossen Versuchsfehler geführt. Anhand der Gewichtsveränderungen der Schnecken kann demzufolge nicht auf die Schmackhaftigkeit der Testkulturen für die Schnecken geschlossen werden.
4.2.3 Ergebnisse der quantitative Beurteilung des Laborversuches
Anhand der Ergebnisse der quantitativen Beurteilung der Frassschäden und der Kotmengen
in den Versuchsboxen lassen sich einige klare Aussagen machen. Der Nüsschensalat
scheint von allen untersuchten Kulturen von den Schnecken am wenigsten gerne gefressen
zu werden (wenig Kot, wenig Frass) (Tabelle 15). Diese Erkenntnis deckt sich mit den Resultaten der statistischen Auswertung (Tabelle 11, Tabelle 12). Der Nüsschensalat könnte demnach eine potenzielle Kultur zur Eindämmung oder gar zur Reduktion von Schneckenpopulationen in Fruchtfolgen mit Kartoffeln darstellen. Auch in den Versuchsboxen, wo den Schnecken Phacelia vorgesetzt wurde sind wenige Kot- und Frassstellen festgestellt worden, was
auf eine geringe Attraktivität dieser Kultur für die Schnecken hindeutet (Tabelle 15). Mit der
statistischen Auswertung konnte dieser Befund jedoch nicht bestätigt werden(Tabelle 11,
Tabelle 12). Es ist zudem hierzu anzufügen, dass die Frassstellen bei Phacelia (durch die
fein gefiederten Blätter) nur sehr schwer anhand digitalen Aufnahmen zu eruieren waren.
Anhand der gemachten Untersuchungen kann nicht gesagt werden, dass sich diese Kultur
besonders eignet zur Regulierung von Schneckenpopulationen. Sie sollte jedoch auch in
künftige Untersuchungen mit ähnlichen Fragestellungen einbezogen werden.
Tabelle 15: Quantitative Beurteilung der Schneckenfrass und
Kotvorkommnisse in den Versuchsboxen der
Durchgänge 2 und 3 (Wiederholung 4 bis 8).
Kultur
Futterraps
Gelbsenf
Zottelwicken
Nüsschensalat
Winterraps
Sonnenblumen
Chinakohlrübsen
Phacelia
Punkte
Kot
25
13
20
12
20
23
22
13
Punkte
Frass
33
15
17
8
28
30
17
13
Total
58
28
37
20
48
53
39
26
Rangierung
8
3
4
1
6
7
5
2
Anmerkung: Je höher die Punktzahl, desto mehr Kot bzw. Frassschäden. Je tiefer die Rangierung, desto weniger
gerne wird die Kultur gefressen.
Die grössten Kotmengen und Frassschäden waren bei den Kulturen Futterraps und Sonnenblumen zu verzeichnen. Die Tatsache, dass Schnecken die Sonnenblumen als Futter gerne
vorliegen haben, zeigen auch die Resultate der statistischen Auswertung (Tabelle 11,
Tabelle 12), wo gezeigt wurde, dass die Sonnenblume von allen Kulturen am liebsten verzehrt wird. Auch die Kultur Futterraps wird im Vergleich zu den anderen untersuchten Kulturen überdurchschnittlich gerne gefressen. Dies zeigt sich insbesondere auch bei der statistischen Auswertung mit allen Werten (Tabelle 11). Futterraps und Sonnenblumen haben eine
positive Wirkung auf die Entwicklung von Schneckenpopulationen und sollten in Fruchtfolgen
mit Kartoffeln wenn möglich nicht angebaut werden.
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Schneckenregulierung im Kartoffelbau
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5 Gesamtdiskussion und Folgerungen
In den Versuchen vom Herbst 2003 und vom Frühjahr 2004 konnten mit den dabei getesteten Schneckenfangmethoden (KAFU-Falle, Bodenköderfalle, Sieb- und Wassersättigungsmethode) nur sehr wenige Schnecken gefangen werden. Dies liegt daran, dass in unseren
Äckern durch die Sommertrockenheit 2003 zahlreiche und vor allem bodengebundene und
feuchteliebende Lebewesen wie die die Schnecken (90% aus Wasser bestehend), arg in
Mitleidenschaft gezogen wurden.
Im Rahmen des Parallelversuches (September 2004), wo die zwei Köderfallen (KAFU-Falle,
Bodenködermethode) und die Allylsenfölmethode getestet wurde konnten deutlich mehr
Schnecken gefangen werden, als in den Feldversuchen zuvor (Herbst 2003, Frühjahr und
August 2004). Die Witterungsverhältnisse zum Zeitpunkt der Untersuchung im September
2004 waren für die Schnecken ideal und die Schneckenpopulationen konnten sich, gegeben
durch ihr enormes Entwicklungspotenzial (Tabelle 1), bis dahin wieder erholen. Die Unterschiede bezüglich dem Schneckenfangvermögen zwischen den getesteten Fangmethoden
waren beträchtlich. Mit der KAFU-Falle konnten klar die grössten Schneckenfänge erzielt
werden.
Die Allylsenfölmethode vermochte weder bei dem Allylsenfölversuch im August 2004 noch
beim Parallelversuch im September 2004 Schnecken auszutreiben. Ursachen für das Nichtfunktionieren der Allylsenfölmethode bei den vorliegenden Untersuchungen sind die tiefen
Schneckenpopulationen zum Zeitpunkt der Versuchsanlage, die schlechte Löslichkeit des
Allylsenföls in Wasser (schlechte Bodeneindringung und somit geringes Schneckenaustriebvermögen) und das schlecht geeignete Prinzip der Methode (Stichprobenprinzip) zum Nachweisen von Schnecken mit unbekanntem Aufenthaltsbereich (im grossflächigen Ackerbau
der Fall).
Mit der Wassersättigungs- und der Siebmethode konnten weder im Herbst 2003, noch im
Frühjahr 2004 Schnecken ausfindig gemacht werden. Diese Fallentypen eignen sich, bei der
Anwendung wie in dieser Studie schlecht zum Nachweis von Schnecken, da durch die punktuelle Bodenprobenahme die Chance für das Auffinden der im Acker oft geballt vorkommenden Schnecken klein ist.
Bei der während den Feldversuchen dieser Diplomarbeit am häufigsten gefangenen Schneckenart handelt es sich um die Genetzte Ackerschnecke Deroceras reticulatum. Anhand der
gemachten Untersuchungen stellt diese Art gegenwärtig von allen Schneckenarten im
Schweizer Kartoffelbau das grösste Gefahrenpotenzial dar.
Über alle Feldversuche gesehen, können anhand der gemachten Untersuchung zusammenfassend drei Hauptaussagen gemacht werden:
•
Auf den Versuchsflächen der Feldversuche konnten mit den getesteten Fallen nur wenige Schnecken gefangen werden. Ursachen für diese Tatsache waren die extremen
Witterungsbedingungen (Sommertrockenheit 2003) oder das schlecht geeignete Methodenprinzip für den Einsatz auf grossflächigen Ackerparzellen (Allylsenföl-, Wassersättigungs- und Siebmethode).
•
Die KAFU-Falle, bei welcher ein Katzenfutter-Kleie-Gemisch auf die Bodenoberfläche
aufgetragen und mit einem Blumentopfuntersatz abgedeckt wird, vermochte klar die
besten Schneckenfangerfolge zu erzielen. Die Methode ist sehr einfach zu handhaben,
kann problemlos zu mehreren Zeitpunkten kontrolliert werden und ist günstig. Durch
diese Vorzüge gestützt, wird empfohlen diesen Fallentyp auch in künftigen Untersuchungen, wo Möglichkeiten zur Ermittlung von Schneckenpopulationen geprüft werden,
einzubeziehen.
•
Die genetzte Ackerschnecke Deroceras reticulatum ist zurzeit die wichtigste Schneckenart auf den Schweizer Kartoffelparzellen.
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Schneckenregulierung im Kartoffelbau
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Mit der als Pilotversuch durchgeführten Laboruntersuchung konnten Schwierigkeiten in der
Versuchsanordnung und –Durchführung quantifiziert werden. Die wichtigsten Feststellungen
sind, dass möglichst ähnliche Tiere bei gleichen Umweltbedingungen verglichen werden und
das die eingewogene Blattmasse pro Versuchs- und Kontrollbox nicht zu gross (< 1g) und
vor allem immer genau gleich ist.
Der Versuch vermochte statistisch gesicherte Differenzen zwischen den acht Testkulturen,
bezüglich deren Attraktivität als Schneckenfutter, aufzuzeigen. Er stellt ein geeignetes und
wertvolles Instrument zur Erforschung des Schneckenfrassverhaltens bei verschiedenen
Kulturen dar. Der Versuch sollte als Laborversuch weiterentwickelt und die beschriebenen
Mängel behoben werden. In einem späteren Zeitpunkt, wenn der Laborversuch ausgereift ist,
sollte er in Form eines Feldversuches angelegt werden, womit den Praxisgegebenheiten und
–Verhältnissen besser Rechnung getragen wird.
Der Laborversuch weist darauf hin, dass der Nüsschensalat im Vergleich zu den anderen in
der Studie untersuchten Kulturen von den Schnecken weniger gerne gefressen wird. Dieser
Befund widerspiegelt die Angaben aus der Literatur (Stäuble 2004, Krebs et al 2003) und
wird dadurch in seiner Richtigkeit erhärtet. Nüsschensalat scheint eine interessante Kultur in
Fruchtfolgen mit Kartoffeln zur Regulierung von Schneckenpopulationen darzustellen.
Fazit:
Die vorliegende Arbeit zeigt, dass sowohl der Anbau von geeigneten Kulturen (Nüsschensalat), wie auch der Einsatz von ausgewählten Schneckenfallen (KAFU-Falle) als Hilfsmittel zur
Regulierung von Schadschnecken in Fruchtfolgen mit Kartoffeln geeignet sind.
Um diese Resultate zu verifizieren, müssen die beiden untersuchten Möglichkeiten zur
Schneckenregulierung im Kartoffelbau in weiteren Untersuchungen auf ihre Praxistauglichkeit geprüft werden.
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Schneckenregulierung im Kartoffelbau
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Schneckenregulierung im Kartoffelbau
Diplomarbeit Raphael Kottmann PP
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Schneckenregulierung im Kartoffelbau
Diplomarbeit Raphael Kottmann PP
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Schneckenregulierung im Kartoffelbau
Diplomarbeit Raphael Kottmann PP
7 Dank
Allen, die etwas zum Gelingen meiner Diplomarbeit beigetragen haben, danke ich ganz herzlich.
Allen Landwirten, die mir ihre Parzellen zur Verfügung gestellt haben. Es sind dies die Herren: Martin Hadorn, Andreas Häberli, Fritz Sahli, Ueli Roth, Herbert Schluep, Hans-Ulrich
Müller, Josef Bättig, Niklaus Giger, Rudolf Senn, Hannes Weilenmann, Ernst Frei, Hans
Heinrich Büchi, Martin Dumelin, Beat Meuwly, Christian Hockenjos, Vicent Etienne.
Den Auftraggebern Herrn Andreas Keiser und Herrn Dr. Fritz Häni.
Herrn Pierr Berchier für die entgegengebrachte Unterstützung bei den statistischen Auswertungen.
Meinem Kollegen Hans Stofer für die Mithilfe bei der Gestaltung des Posters.
Allen Freunden fürs da sein.
Einen ganz besonderen Dank soll meinen Eltern und allen anderen Familienangehörigen für
die moralische Unterstützung und das viel Verständnis insb. in der Endphase meiner Arbeit,
gebührt werden.
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